1883 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Mar 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Zu Gunsten der Ueberschwemmten in den Rheinland en ist in London seiner Zeit unter dem Vorsitze des Baron von Schröder ein Comitè zusammengetreten, welches durch allgemeine Sammlungen unter den Deutschen in Eng⸗ land und Schottland bereits die Summe von mehr 1 175 000 S aufgebracht hat und den Betrag von 200 000 M zu erreichen hofft. In Verbindung mit dem Herren Comits hat sich daselbst ein Damen⸗Comité gebildet, welches die Be⸗ schaffung warmer Kleidungsstücke für die Nothleidenden sich * Aufgabe gestellt hat. Auch die in London bestehenden

schen Vereine sind in jeder Weise für die Linderu ag der Noth der Ueberschwemmten thätig. Aus Anlaß eines Berichts des Barons von Schröder über die Wirksamkeit des Comités ist Fürst Bismarck von Sr. Majestät dem Kaiser beauftragt worden, dem Comité den wärmsten Dank abzustatten, und hat in Folge dieses Aller⸗ höchsten Auftrages unterm 28. v. Mts. einen Erlaß folgenden Inhalts an den Botschafter Grafen zu Münster gerichtei:

„Ew. Excellenz gefälligen Bericht vom 14. Februar habe ich zu erhalten die Ehre gehabt und das damit eingereichte Schreiben des Barons von Schröder dort— selbst, betreffend die unter den Deutschen in England und Schottland zu Gunsten der Ueberschwemmten in den Rheinlanden veranstalteten Sammlungen, zur Allerhöchsten Kenntniß gebracht.

Se. Majestät haben daraus mit lebhaftem Interesse

ersehen, eine wie allgemeine Theilnahme die Leiden der Ueberschwemmten unter den Deutschen in England und Schottland gefunden haben, und sind erfreut über die treue Anhänglichkeit, welche die dortigen Deutschen ihren in der Noth befindlichen Landsleuten in der Heimath bewahren. Dem Comitè, welches in London zusammengetreten ist und so große Ergebnisse erzielt hat, bin ich von Sr. Majestät beauftragt, im Namen der Nothleidenden den wärmsten Dank abzustatten, und beehre mich Ew. Excellenz ganz ergebenst zu ersuchen, diefen Dank gefälligst durch Vermittelung des Baron Schröder an das Comité gelangen lassen zu wollen.“

Nach Mittheilungen italienischen Behörden geschrieben worden:

1) von der Königlichen Präfektur in Palermo für den 16. März d. Is, eine Submisfion auf die Liefe⸗ rung von Bekleidung sstücken für die Sicherheitsagenten zu Pferde in den sizilianischen Provinzen zum Taxwerthe von 116 000 Lire;

2) von der Artillerie-Direktion der Gießerei zu Neapel für den 19. März d. Is. eine Submiffion auf die Lieferung von 50 000 kg Kupfer zum Taxwerthe von 107 500 Lire.

Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen.

aus Italien sind von folgende Submissionen aus⸗

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Der neunte Brandenburgische Provinzial— Landtag ist gestern durch den Ober⸗Präsidenten, Staats⸗ , Dr. Achenbach, mit folgender Ansprache eröffnet Worden: .

Hochgeehrte Herren! ;

Indem Sie heute Ihre Verhandlungen wieder beginnen, werden Sie mit mir es schmerzlich beklagen, daß seit dem Schlusse der

origjährigen Sitzung drei Mitglieder des Landtages unserer ge⸗

einschaftlichen Thätigkeit durch den Tod entrissen Find. Zugleich at uns der Verlust eines Mannes schwer betroffen, welcher auf Grund Ihres Vertrauens Jahre lang die Sitzungen dieses Landtages leitete und dessen ganzes Sinnen dem Wohle unserer Provinz bis in seine letzten Lebenstage gewidmet war.

Wie immer hat auch gegenwärtig die Bevölkerung der Provinz Brandenburg es als ein besonderes Vorrecht betrachtet, an den Freuden und Leiden unseres erhabenen Kaiser und Könighauses einen hervor— ragenden Antheil zu nehmen.

Einer Deputation des Provinzial-Ausschusses ist es vergönnt ge— sen, Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten den Kronprinzlichen Herrschaften hei Gelegenheit der Feier Höchstihrer silbernen Hochzeit die Glückwünsche der Provinz unter Darreichung einer Adresse aus— zusprechen.

Mit Stolz und Befriedigung werden Sie die Mittheilung ent— gegennehmen, daß Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen Sich in dem letzten Halbjahre an den Verhandlungen und Geschäften der Königlichen Behörden und der Organe der Selbst— verwaltung unserer Provinz persönlich betheiligt haben. Die Provinz wird in dieser Thatsache sicherlich einen neuen Beweis Allerhöchster Huld und Gnade erkennen.

In Veranlassung Ihrer früheren Beschlüsse hat die Königliche Staatsregierung bei dem gegenwärtig versammelten Landtage der Monarchie einen Gesetzentwurf wegen Vererbung der Landgüter in der Prorinz Brandenburg eingebracht, welcher zur Zeit noch der Berathung des letzteren unterliegt. Dasselbe ist bezüglich mehrerer Gesetzentwürfe der Fall, welche in wesentlicher Uebereinstimmung mit dem von Ihnen abgegebenen Gutachten eine Vereinfachung der allgemeinen Ver— waltungsorganisation anstreben. Ferner ist das Wappen der Provinz nach Maßgabe Ihrer Vorschläͤge Allerhöchsten Ortes fest⸗ gestellt und ebenso entsprechend Ihren Anträgen genehmigt worden, daß die Tilgung des Restes der Neumärkischen Kriegsschulden in der laufenden Amortisationsperiode bis zum Jahre 1892 vollständig er- folge. Dagegen hat es nicht thunlich erschlenen, den von Ihnen be— antragten Gebäudeversicherungszwang zu Gunsten der drei in unserer Provinz bestehenden öffentlichen Feuersozietäten im Wege der Gesetz⸗ gebung herbeizuführen.

In der bevorstehenden Session werden Gegenstände der laufenden Verwaltung Ihre Thätigkeit vorzugsweise in Anspruch nehmen. Der wichtigste Berathungsgegenstand, der Haushaltsetat der Provinz, fübrt aufs Neue den Beweis, daß die Finanzlage, Dank einer umsichtigen und geschickten Führung der Geschäfte eine recht günstige ist.

Für die Landarmen⸗ und Korrigendenanstalten des Provinzial⸗ verbandes soll der Entwurf eines für die ganze Provinz einheitlichen Reglements Ihren Berathungen unterbreitet werden. Dem Vor schlage des Provinzial Ausschusses, mit Rücksicht auf die ergangene staatliche Gesetzgebung eine Wittwen und Waisen . Versorgungẽanstalt für die pensionsberechtigten Beamten der Kommunalverbände und Korporationen unserer Provinz zu begründen, wird sicherlich Ihr wohl wollendes Interesse in besonderem Maße sich zuwenden.

Auch das Sekundärbahnnetz der Provinz soll durch Beihülfen aus dem Eisenbahnfonds eine namhafte Erweiterung erfahren.

Schließlich werden Sie, abgesehen von anderen Wahlen, auch die Neuwahl der Mitglieder der Bezirks kommissionen für die klassifizirte Einkommensteuer vorzunehmen haben.

Unter dem Ausdrucke des Wunsches, daß auch Ihre diesmaligen Berathungen zum Besten der Provinz gereichen mögen, erkläre ich kraft der mir gegebenen Ermächtung Ihre Sitzungen fur eröffnet.

Hierauf wurden die Verhandlungen unter dem Vorsitze des Alterspräsidenten mit einem Hoch auf Se. Maje stät den Kaiser und König eingeleitet, in welches die Ver— sammlung dreimal begeistert einstimmte. .

Bei der Wahl des Vorstandes wurden der bisherige

vertreter Ober⸗Bürgermeister von Kemnitz⸗Frankfurt a. / O. wiedergewählt. ;

Der General⸗Lieutenant von Schenck, Commandeur der 14. Dinision, ist zu einem mehrtägigen Aufenthalt aus Düsseldorf hier eingetroffen.

Sämmtliche zum Sommerkursus der Militär—⸗ Turn⸗A n stalt kommandirten Offiziere sind hier eingetroffen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Kraenzle in Sberrad, Dr. Grgeff in Züllchow, Pr. Gensch in Garz a. O., Greifenberger in Poelitz, Fr. Zenker in Frauen⸗ dorf. DDr. Burmeister, Boldt, Plath, Heimann und Lehmann in Stettin, Dr., von Sassen in Düben, DDr. Burkart und Barfurth in Bonn, Dr. Schultze in Dusseldorf.

Braunschweig. Braun schweig, 3. März. ¶Wes.⸗ Ztg.) Der am 6. d. nach einer fünswöchentlichen Vertagung wieder en, Landtag wird in erster Reihe über die

ing von fünf Sekundärbahnen im Herzogthum zu be⸗ schließen haben, wobei es sich indeß nicht um eine Uebernahme der Anlagen selbst, sondern nur um eine Subventionirung der Unternehmer Seitens des Staats handelt. Um dem Rück— gange der wirthschaftlichen Verhältnisse im braunschweigi⸗ schen Harzdistrikt entgegen zu wirken, hat das Staats-Mi⸗ nisterium besonders auch den Bau einer Harzbahn von Blanken⸗ burg über Elbingerode, Rothehütte bis Tanne ins Auge gefaßt und dem Verwaltungsrath der Halberstadt-Blanken⸗ burger Eisenbahngesellschaft die Erlaubniß zur Vornahme der Vorarbeiten zur Herstellung der genannten Bahn ertheilt. Nach Beendigung dieser Vorarbeiten hat sich die genannte Eisenbahngesellschaft bereit erklärt, den Bau und Bekrieb der Harzbahn unter der Bedingung zu übernehmen, daß die Herzog⸗ liche Landesregierung ihr das zur Anlage und Inbetrieb⸗ setzung erforderliche Kapital von 3 000 006 M gegen Ueber⸗ weisung Zi / zprozentiger Obligationen verleihen werde. Das Herzogliche Staats-Ministerium hat sich seinerseits mit diesem Subventionsmodus einverstanden erklärt und empfiehlt den⸗ selben dem Landtage in der Regierungsvorlage zur Annahme.

Oesterreich Ungarn. Wien, 3. März. (W. T. B. )

Das Abgeordnetenhaus genehmigte in der Spezial⸗ debatte die ersten sechs Budgetkapitel, darunter den Disposi⸗ tionsfonds. Die Regierung legte einen Gesetzentwurf über den Ausbau der Dalmatiner Staatsbahn vor. 4. März. (W. T. B) Der Kammerausschuß hat gestern die Vernehmung Kaminski's geschlossen. Die Beantwortung der Frage, wer die hochgestellte Perfon sei, welche, wie die Klageschrist erwähne, ihm einen Brief geschrie⸗ ben habe, lehnte Kaminski ab mit der Bemerkung, daß ker dem Untersuchungsrichter, welchem bedeutendere Machtmittel zur Verfügung ständen als dem parlamentarischen Ausschusse, den Namen genannt habe.

Großbritannien und Irland. London, 3. März. (Allg. Corr.) Der Hof wird, den bis jetzt getroffenen Dis⸗ positionen zufolge, bis zum 22. d. M. in Windfor bleiben und für das Osterfest nach Osborne auf der Insel Wight übersiedeln.

25. März. T B.) Die „Times“ erfährt, daß die nächste Sitznlng ddr Don gu-Konferenz om Mittwoch stattfinden und daß die englischen Bevollmächigten dann einen Vorschlag machen werden, der für Rußland annehmbar sein und die Beendigung der Konferenzarbeiten gestatten würde.

Frankreich. Paris, 3. März. (W. T. B.) Der Senat berieth heute den Gesetzentwurf, betreffend die Ein— richtung der französischen Gerichtsbarkeit in Tunis. Der ee von Broglie fragte die Regierung: ob die. Unterhandlungen wegen Aufhebung der Kapitu— latlonen, insbesondere die mit England hierüber einge— leiteten Unterhandlungen bald zum Ziele führen würden? Der Minister des Aeußern, Challemel-Lacour er— widerte: alle Mächte hätten auf die ihnen wegen Aufhebung der Kapitulationen gemachten Eröffnungen in befriedigender Weise geantwortet; eine einzige Macht habe den Wunsch aus— gesprochen, bevor sie auf die Kapitulationen verzichte, zunächst zu sehen, wie die französische Gerichtsbarkeit gehandhabt

werde. Diese Macht werde übrigens voraussichilich ein freundschastliches Arrangement annehmen. Wenn übrigens der Senat die gegenwärtige Vorlage an—

genommen habe, werde diese Frage keine großen Schwierig⸗ keiten mehr darbieten. Graf Saint Vallier trat im In— teresse der fremden und französischen Staatsangehörigen in Tunis für die Vorlage ein. Dieselbe wurde mit 226 gegen 5 Stimmen angenommen.

In der Kammer der Deputirten brachte der Finanz— Minister Tirard das ordentliche Budget ein. Die legitimistische Rechte der Deputirtenkammer beschloß, sich an den Debatten über eine Revision der Verfasfung nicht zu betheiligen. (Köln. Ztg) Von den 51 republikanischen Senatoren, welche gegen das Gesetz über die Prä— tendenten stimmten, waren gestern 11 für die von der Regierung verlangte einfache Tagesordnung, nämlich: Marcel Barthe, Calmon, Cordier, Cuvinot, Donnat Gilbert⸗Boucher, Emil Labiche, John Lemoinne, General Pelissier, Läon Say und Wurtz. Gegen das Ministerium stimmten 31, darunter Barthelemy St. Hilaire, Béranger, General de Chabron, Oberst de Chadois, General Duboys⸗-Fresnay, Admiral Fourichon, Fournier, Gouin, Admiral Jaursguiberry, Jouin, Krantz, Labou— laye, Jules de Lasteyrie, de Saint Vallier und Jules Simon. Ebenfalls 21 enthielten sich der Abstimmung, darunter Allou, Bardoux, General Greslay, La Caze, de Rémusat und Wabdington. Die 32 Senatoren, welche entweder für das Kabinet stimmten oder sich der Abstimmung enthielten, haben jedoch keineswegs ihre AÄnsicht geändert, sondern stimmten einzig und allein nicht gegen das Kabinet, weil sie keine neue Krisis wollten, die unfehlbar ausgebrochen wäre, da Jules . mittelbar die Kabinetsfrage gestellt hatte. Die Prinzen⸗ rage ist vorderhand als beseitigt zu betrachten. Sie hat übrigens 45 Tage gedauert.

Italien. Rom, 4. März. (W. T. B.) Der Mi⸗ nister des Auswärtigen, Mancini, hat dem Parlament die diplo matischen Schriftstücke zugehen lassen, welche sich auf die Frage wegen der Schadloshaltung der während der letzten Ereignisse in Egypten geschädigten italienischen Staatsangehörigen beziehen. .

Die klerikalen Journale veröffentlichen die An⸗

Vorsitzende, Graf von Arnim⸗Boytzenburg und dessen Stell⸗

wünsche der Kardinäle gehalten hat. Der Papst beklagt darin, daß seine Reklamationen in Sachen der te engt Interessen der Kirche und der in unwürdiger Weise verletzten weltlichen Rechte des heiligen Stuhls mit Spott und Schmãhungen aufgenommen würden, nament⸗ lich daß man seinen Bemühungen zur Wiederherstellung des religiösen Friedens, wo dieser gestört sei, mit allen Künsten entgegenarbeite, und daß man diese Bemühungen, wenn es unmöglich sei, ihnen entgegenzuwirken, in unwürdiger Weise entstelle. Wenn er gegen die Hindernisse, welche der schleunigen Installirung der neuen italienischen Bischöfe im Wege gelegt würden, Einwendungen erhebe, wage man dies als einen Einariff hinzustellen. Nichtsdestoweniger werde die Kirche ihre sittlichen und Erziehungsaufgaben zu vollbringen fortfahren; ihr verdanke es die menschliche Gesellschaft, daß sie noch nicht gänzlich zusammengebrochen sei.“

Rumänien. Bu karest, 3. März. (W. T. B.) In der Deputirtenkam mer brachte der Abg. Locunstenu einen von vierzig Deputirten unterzeichneten Antrag ein, nach welchem die Regierung in Anbetracht der gegenwärtigen Verhältnisse ermächtigt werden soll, fünsprozentige Rente im Betrage von fünfzehn Millionen auszugeben, wovon zehn Millionen zur Anlage von Fortifikationen im Lande und fünf Millionen zur Vervollstãndigung der Ausrüstung der Armee verwendet wer— den sollen. Die Kammer beschloß für diesen Antrag die Dringlichkeit.

Rutland und Polen. St. Petersburg, 4. Mãrz. (W. T. B.) Der Staatssekretãr Graf Pahlen, frühere Justi Minister, ist zum obersten Ceremonienmeister bei der Krönungsfeierlichkeit ernannt worden.

Schweden und Norwegen. Christiania, 4. März. (W. T. B.) Wie das „Morgenblad“ erfährt, foll das Pro⸗ tokollcomité mit 6 gegen 3 Stimmen beschlossen haben, bei dem Odelsthing zu beantragen, die Mitglieder der Regieru ng in den Anklagestand vor dem Staats⸗-Gerichts—⸗ hof (Riksrät) zu versetzen.

Amerika. Washington, 3. März. (W. T. B.)

Die von dem aus den beiden Häusern des Kongresses gebilde— ten Ausschusse amendirte Tax und Tarif⸗Bill ist heute auch von dem Repräsentantenh ause berathen und mit 152 gegen 115 Stimmen angenommen worden. Damit die Bill Gesetz werde, e nunmehr noch die Unterzeichnung durch den Präsidenten Arthur aus. Bei der Berathung im Reprä⸗ sentantenhause konstatirte der Präsident der Finanzkommission Kelly, daß die Reduktionen der Staatseinnahmen, welche die Bill zur Folge haben würde, im Ganzen auf 67 Millionen Dollars per Jahr zu veranschlagen seien. Carlisle sprach gegen die Vor⸗ lage und erklärte, daß die Reduktionen der Einnahmen im Durchschnitt 10 Proz. betragen würden, und zwar würden die internen Staatseinnahmen um circa 65 Millionen Dollars herabgehen, während die Einnahmen aus dem bisherigen Zoll⸗ tarif eine Reduktion von circa 25 Millionen Dollars erfahren dürften, darunter als Hauptposten 11 Millionen Dollars für Zucker. (Der in der Tarifbill vorgeschlagene Zoll für Roh⸗ eisen ist 3/9 Cents pro Pfund, nicht 31/9) 4. März. (W. T B.). Der Präsident Arthur hat die neue Tar⸗ und Tarif⸗Bill unterzeichnet. Der Kongreß hat sich vertagt. Carlisle konstatirte gestern im Repräsentantenhause, daß die angenommene Tarifbill den Zoll auf gewöhnliche Topfwaaren um Netto 33 Proz. erhöhe; daß die Sätze für Stabeisen, mit Ausnahme der niedrigsten Klasse, über den vom Repräsentantenhause angenommenen Satz erhöht worden seien, ebenso für Walzeisen über den sowohl vom Senat als auch vom Repräsentantenhause ange⸗ nommenen Satz, und daß Baumwollenwaaren, welche bis jetzt 35 Proz. bezahlt hätten, jetzt 40 Proz. zu bezahlen haben würden. Die Zeitungen erklären, daß die Bill keine Partei befriedige.

New-9pork, 4. März. (W. T. B.) Der vormalige Vize⸗Präsident der Konföderation der Südstaaten, gegenwär⸗ tige Gouverneur von Georgien, Alexander Stephens, ist gestorben. Der „New York Herald“ erwähnt das Gerücht, daß in der nächsten Session des Kongresses eine anderweite Tarifbill zum Zweck der Herbeiführung weiterer Reduktionen eingebracht werden solle.

Zeitungs ftimmen.

Der „Metallarbeiter“ schreibt in seiner industriellen

Rundschau:

Auf Grund der amtlichen Erhebungen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist festgestellt daß, unter Herr⸗ schaft des gemäßigten Schutzjolles die deutsche Ausfuhr messtens größer als die ausländische Einfuhr gewesen ist. Dagegen war zu Zeiten des Freihandels letztere erheblich größer als erstere. Anders stellt sich die Sachlage aber seit Einführung der neuen Zollgesetz⸗ gebung. So konstgtirt die Handels⸗ und Gewerbekammer fuͤr Ober⸗ franken in ihrem Jahresbericht für 1880 und 1881, daß Deutschland zum ersten Male seit 8 Jahren wieder eine Ueberbilanz besitze. Denn während wir seit 1872 Jahr für Jahr eine Unterbilanz von ungefähr einer Milliarde Mark zu beklagen hatten, zeigt das Jahr 1886 eine Ueberbilanz von 223 Millionen Mark. Außerdem ergab auch, ent— gegen den freihändlerischen Behauptungen, Deutschlands Handels bilanz werde immer passiv sein, die amtliche Waaren⸗ verkehrsstatistik für das Jahr 1880 einen Ueberschuß der Ausfuhr von 86 Millionen Mark für das Jahr 1881 einen solchen von 50 Millionen Mark, und es ist alle Aussicht vorhanden, daß sich die Verhältnisse in Zukunft immer günstiger ge⸗ stalten. Als eine weitere Folge der Schutzzölle ist anzuführen, daß in Roheisen eine Steigerung der Mehrprobuktion um 2 143 099 Ctr. stattgefunden hat, obgleich sich das Konsumtionsverhältniß un⸗ gleichmäßig vertheilt hat. Während Oberschlesien gleiche Stei⸗ gerung nach beiden Seiten nachweist, ist im Ruhrgebiete eine Versandtabnahme zu verzeichnen. nn und Luxemburg gleichen sich im Mehrversandt aus und was im Ruhrdistrikt die Pro⸗ duktion nachgelassen hat, ist im Siegerland und Mittelrhein mehr produzirt; Der Schutzzoll hat eine Doppelwirkung geübt und zwar bei Einführung fremder Eisen im östlichen Theile als Finanzzoll, im westlichen Theile Deutschlands als Schutzzoll. Unter diesen Verhält- nissen dürfte das Zukunftsbild deutscher Industrie, welche derjenigen Amerikas und Englands schon empfindliche Konkurrenz bereitet, weiter ein recht erfreuliches werden. j .

In der, Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ finden wir unter der Ueberschrist „Europäische Theorie und amerikanische Praxis“ folgenden Artikel:

Bei dem Abmühen und Nachdenken über wissenschaftliche Streitfragen stoßen wir zuweilen auf Thatsachen, welche wie der Blitz den vor unseren Augen liegenden dunkelen Raum erhellen und uns n geben, wo wir uns befinden und wie wir weiter zu schreiten haben. Bei der Diskussion über die Freihandels⸗ und

sprache, welche der Papst in Beantwortung der Glück⸗

Schutzzollfrage kann unser Sehvermögen mit einem Male in weite

3 Kmerikaner streiten sich jetzt herum, ob sie die Einfuhrzölle

ĩ ollen oder nicht, und mit einer gewissen europäischen a rr wir dem aus der Ferne zu, obne besonderes Gewicht darauf zu legen. Ein Streiten zwischen Freihändlern und Schutz, zllnern sind wir ja gewöhnt, das bringt uns nicht aus unserer Ruhe. Kutereffanter, ja blitzartig interessant wird die Sache aber für uns, Denn wir hören. daß der Gedanke an die baldige Beendigung der Schuldentilgung Ursache des gegenseitigen Streites ist. In spä . testens 16 Jahren werden die Vereinigten Staaten ihre Schulden ge— tilgt haben, und ö entsteht dann die große Frage, die jetzt schon an⸗

ie Gemüther zu erregen: . . bee. 1 machen wir mit einem jährlichen Ueberschusse von circa

Millionen Mark?“ ö ö 6. 3 die europässchen Staatsmänner gewöhnlich in der Lage sind, die Deckung für wachsende Defizits herbeischaffen zu müssen, befinden sich die Amerikaner in der glücklichen Verlegenheit, nach einer Verwendung ihrer Einnahmen suchen zu müssen. .

Vermittelst des amerikanischen Zollsystems hat man nicht nur die schweren Folgen des Krieges überwunden, wird man nicht nur fammtliche Schulden tilgen nein, man hat auch die Zeit in Aus—⸗ ficht, wo man faktisch nicht weiß, was man mit den kolossalen Geld— naffen anfangen soll. Und zu alledem eine b'ähende Industrie, ein blühender Handel, ein blühender Ackerbau! .

Wir quälen uns, wir denken nach, wir schreiben und lesen Bücher, hören unsere Professoren an, schimpfen auf unsere Staatsmänner und wiffen schließlich nicht, ob wir rechts oder links gehen sollen die Amerikaner haben unterdessen gehandelt und haben ein verblüffendes, ja für ihre Mitbewerber am Weltmarkte geradezu unheimliches Re⸗ f riielt. . ĩ 10. aj schwer zu entscheiden, was an diesem frappirenden Er— gebniß einer gesunden, die Praxis des Lebens zur Richtschnur nehmen den Wirthschäftspolitik mehr zu bewundern ist, die richtige Erkennt niß desjenigen, was gethan werden mußte, oder die außerordentliche Energie, mit der das für richtig Erkannte ausgeführt wurde.

Ein englischer Schriftsteller, welcher sich mit der Zunghme des stationalreichthums in den Vereinigten Staaten beschäftigt hat, sagt: „Die Zunahme des Nationalvermögens seit 1359 würde hinreichen, um damit das ganze Deutsche Reich mit seinen Landgütern, Städten, Banken, Schiffen, Fabriken u. s. w. zu kaufen. Ob er sehr über treibt, das überlassen wir dem Leser zur Beurtheilung; wir fügen die gegebenen Zahlen bei: 1850 hatten darnach die Vereinigten Staaten 1427 Millionen, 1879 65359 Millionen Pfund Sterling

ionalvermögen. ö ö 6 Sonne hringt den Vereinigten Staaten einen Vermögenszuwachs von 10 Millionen Mark. Wo bleiben die Curopäer mit ihrer gelehrten Finanzwirthschaft?

Aber um doch wenigstens in etwas Recht zu behalten, werden unsere Freihändler einwenden, daß die bis dahin latenten Kräfte und Reichthümer des Landes trotz der Schutzzölle gehoben und Ursache des finanziellen Wohlbefindens geworden sind. Den auswärtigen Handel, besonders den Export, durch den andere Völker so viel Seld verdienen, haben sich die Amerikaner durch die Schutzzölle ruinirt! (Unsere Staatsmänner bekommen gerade dieses Argument alle Tage von den Freihändlern ju hören) ;

Die armen und dummen Amerikaner, hätten sie doch auf unseren Universitäten Vorlesungen über Adam Smith gehört, um zu lernen, in welcher Wechselwirkung Produktion und Export stehen! Wie sind sie zu bedauern, daß sie so wenig Theorie treiben, sie haben ihren Export, der im Jahre 1868 1100 Millionen Mark ausmachte, bis zum Jahre 1878 nur auf 39000 Millionen Mark steigern können trotz oder vielmehr: durch die Schutzzölle!

Die „. utsche volkswirthschaftliche Cor—⸗ respondenz!“ schreibt: . .

Ce Königsberg hat eine Reihe von Vorgängen sich abgespielt, welche äußerst charakteristisch für das Verhalten unserer Freihändler sind, von denen aber bisher in die Presse nur sehr wenig gedrungen ist, da natürlich die freihändlerischen Blätter die Angelegenheit nach Kräften todt zu schweigen suchen, Blätter anderer Richtung aber zu dem entlegenen Ostpreußen nur wenig Beziehungen unterhalten. Um so nöthiger ist es, der Sache die vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Man wird sich erinnern, mit welcher Geflissentlichkeit bei der neu⸗ lichen, diesbezüglichen Reichstagsdebatte die freihändlerischen Redner sich für die Unschädlichkeit des amerikanischen Schweinefleisches ins Zeug legten, und hoch und theuer versicherten, die amerikanischen Schweine würden auf Veranstaltung der dortigen Regierung schon an Ort und Stelle sorgfältig auf Trichinen untersucht, und es sei gar nicht wahr, daß durch amerikanisches Fleisch schon Trichinen eingeschleppt worden seien, sondern nur deutsche Schweine hätten die Trichinenepidemien verursacht. Als nun die Kunde kam von der beporstehenden bundesräthlichen Verord- nung, welche die Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches untersage, da machte sich auch das Vorsteheramt der Kaufmannschaft zu Königs— berg i. Pr. auf und richtete eine geharnischte Eingabe an den Ober⸗ Praͤsidenten, er möge doch die Interessen des unschuldigen Königs- berger Handels, der noch niemals trichinöse Schweine eingeführt habe, in Betracht ziehen. ( ; ;

Darauf replizirte der Ober-Präsident, das sei doch eine ganz merkwürdige Behauptung; unter den Herren Unterzeichnern der Eingabe, den Mitgliedern des löblichen Vorsteheramts, befänden sich ja zwei, die wegen Einführung trichinöser Schweine unter Anklage gestellt und verurtheilt worden seien. Die Thatsache war nicht zu leugnen; das Vorsteheramt sah das auch ein und erkannte in einer Erwiderung sein Unrecht an, zog auch sein Petitum zurück. Nun hatte die Sache aber noch ein gar selt—⸗— sames Nachspiel. Die schwer kompromittirte. Selbstverwaltungs⸗ behörde forderte jene beiden Herren auf, freiwillig auszuscheiden; die⸗ selben weigerten sich aber, darauf traten alle übrigen Herren zurück, so daß das Vorsteheramt gegenwärtig nicht mehr besteht und Reu⸗ wahlen werden stattfinden muͤssen, auf deren Resultat man neugierig sein darf, das ist der Hergang. .

Der „Berliner Aktionär“ bemerkt zu dieser An⸗ gelegenheit: .

. Der bei dieser Gelegenheit gegönnte Blick hinter die Coulissen zeigt denn doch deutlich, wie die sogenannten sachverständigen Gut- achten und Petitionen einer freihändlerisch gesinnten Handelskammer zu Stande kommen. Die Majorität ihrer Mitglieder versteht Nichts von den Details des in Rede stehenden Gegenstandes; deshalb wird denn ein angeblicher Spezialsachverständiger als Referent bestellt, von dem sich später herausstellt, daß er auch Richts verstand und sich um die ganze Geschichte ebenfalls moöglichst wenig gekümmert hat. Und kommt dann endlich die Sache im Plenum zur Berathung, so sind die anderen angeblich Sachverständigen nicht anwesend, oder sie hören 35 HJ. nicht zu!! So geschehen zu Königsberg im

ahre 1882.

3 schauen, weil eln Blitz der Erkenntniß Licht auf unseren g w

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 9. Inhalt: Zoll. und Steuerwesen: Aufnahme der Prozesse bezüglich der Reichs Stempelabgaben in die Nachweisung der auf die Zölle ꝛc. bezüglichen Prozesse. Abänderung von Tariffätzen. Befugnisse von Steuer stellen Konfulatwefen: Ernennungen. Heimathwesen:; Zusammen⸗ ftellung über die Geschäfte des Bundesamts für das Helmathwesen während des Geschäftsjahres vom 1. Dezember 1881 bis dahin 1882. Erkenntniß, des Bundesamts für das Heimathwesen. Polizei wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. ;

Ju stiz ⸗Ministerial Blatt. Nr. 9. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 23. Februar 1883, betreffend eine Uebersicht über den Bestand der Rechtsanwälte. Allgemeine Verfügung vom 22. Fe⸗ bruar 1883, betreffend die Gerichtsverfassung und das Civilprozeß⸗ verfahren in Rußland.

CFentrglblatt der Bauverwaltung. Nr. 3. Inhalt: Amtliches: Bekanntmachung. Personalnachrichten. Nichtamtliches:

Die neue Kirche in Steglitz. Anbringung von Geschwindigkeits. messern auf den Lokomotiren. Zur Erhöhung der Sicherheit des Eisenbahnbetriebes. Schiffsförderung in Schleusenwagen auf ge⸗ neigter Ebene. (Fortsetzung. ) Die Propyläen der Akropolis von Athen. Vermischtes: Preisausschreiben für eine Arbeit über die Verunreinigung der Gewässer. Ueber den Einfluß des Salistreuens bei Pferdebahnen auf das Wachsthum nahestehender Bäume. Ueber die Fabrikation der eisernen Brücken und die praktische Aus- bildung der Eisenkonstrukteure. Eduard Freiherr von Sacken J. Konkurrenz im Architektenverein in St. Petersburg. Technische Hochschule in Darmstadt. Technische Hochschule in Wien.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Nach dem dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Nachtrag zum Staats haushalt s-Etat für 1. April 1883/84 er⸗ mäßigen sich in letzterem die Einnahmen um 4701 705 6 Es erhöhen sich nämlich die Einnahmen aus den Zöllen und der Taback— steuer nach dem Reichshaushalts⸗-Etat um 1 600019 4; es treten ferner den Einnahmen 100000 6 Beitrag zum Bau einer Eisen⸗ bahn untergeordneter Bedeutung von Fischhausen nach Palmnicken hinzu, endlich 2650 90 „6, die durch das am 1. April d. J. in der Provinz Hannover in Kraft tretende Gemeinheitstheilungs⸗ ꝛc. Gesetz an Mehreinnahmen zu erwarten sind. Diesem Zugang von 1950910 4 stebt ein Abgang von H6öl 715 A, um welchen Betrag die auf 31 824 000 4 normirte Anleihe ermäßigt wird, gegenüber, so daß sich im Ganzen die Einnahmen um 4701 705 M herabsetzen.

Um denselben Betrag vermindern sich die Ausgaben. Nach dem Reichshaushalts Etat ermäßigen sich die Matrikularbeiträge um 3 635 349 , dagegen erhöhen sich die Aversen für Zölle 2c. um 6680 Durch die erwähnte Umgestaltung des Gemeinheitstheilungs- de. Wesens in der Provinz Hannover ergeben sich 266 264 6 Mehr⸗ ausgaben. Als einmalige und. außerordentliche Ausgaben treten 799 4 für Anlegung einer zweiten Cisterne bei dem Navigationsschulgebäude in Timmel und 660 900 ½ zum Bau einer Sekundärbahn von Fisch⸗ hausen nach Palmnicken hinzu. . . 2

„Der Bernstein ist in Ostpreußen, woselbst er allein in größeren Quantitäten vorkommt, seit der Ordenszeit her gesetzlich vorbehalte⸗ nes Eigenthum das Staates. Die Einnahmen aus dem Bernstein⸗ regale haben bis vor nicht langer Zeit nur aus den Intraden der Strandnutzung bestanden und nur etwa 30 000 46 jährlich betragen. In neuerer Zeit ist der Bernstein mittelst Berg— baus im Samlande bei Palmnicken, mittelst Baggerei im Haff bei Schwarzort und mittelst Taucherei in der Ostsee gewonnen, und in Folge dieser Gewinnungsarten sind die Intraden im Jahre 18710 bis auf 66 009 , im Jahre 1872 bis auf 250 000 M, im Jahre 1874 bis auf 400 009 6 und im Rechnungsjahre 1878/79 auf mehr als 600 900 A6 gestiegen. An den letztgedachten Erträgen vartizipirt der Bergbau in Palmnicken, dessen Betrieb der Firma Stantien und Becker in Königsberg gegen eine Entschädigung gestattet ist, welche zur Zeit 45 000 66 beträgt und für die Zukunft auf 50 000 pro 1 Morgen OG 2553 ha Grubenfläche festgesetzt ist, gegenwärtig mit einem Antheile von mehr als 390606) „t jährlich, also mit etwa der Hälfte des Gesammter— trägnisses. Die Einnahmen des Bergbaus zu Palmnicken sind noch erheblicher Steigerung fähig, da die Förderung daselbst eine Grenze im Wesentlichen nur in dem Absatz des Produkts und in der Möglichkeit, die nöthigen Betriebs materialien rechtzeitig heranschaffen zu können, findet. Der geschäftlichen Intelligenz und Thätigkeit der Pächterin ist es gelungen, das Absatzgebiet für Bernsteinfabrikate stetig zu erweitern, und in Folge ihrer Bemühungen sind Nord— amerika, Indien, China, Japan sehr bedeutende Abnehmer derselben geworden. Auch künftig darf auf eine Steigerung des Absatzes und damit auf eine Erhöhung der Einnahmen des Staats aus dem Regale gerechnet werden, wenn die Zufuhr der Betriebs materialien, namentlich die von Kohlen und Grubenhölzern, welche jetzt auf zumeist unchaussirten Wegen stattfinden muß durch Anlage einer Eisenbahn erleichtert und beschleunigt wird. Die Pächterin erklärt dies sogar für unbedingt noth⸗ wendig, wenn das Bergwerk vor den mit dem starken Zuflusse unter irdischer Wässer verbundenen Gefahren geschützt sein soll. Sie hat sich denn auch, um den Bau einer, von dem Bahnhof Fischhaufen der Ostpreußischen Südbahn abzweigenden, etwa 19 Em langen Eisenbahn untergeordneter Bedeutung nach Palmnicken zu fördern, zu ansehnlichen Leistungen entschlossen, indem sie für die unentgeltliche ö des Grund und Bodens, soweit derselbe dem Fiskus nicht

ereits gehört, aufzukommen, ferner zu den Baukosten die oben er— wähnten 100 000 M à fonds perdu zu leisten und die übrigen vom Fiskus zu tragenden Baukosten vom Tage der Eröffnung der Bahn ab auf die Dauer von 18 Jahren mit 49 jährlich neben dem Entgelt von 50000 M6 für je 1 Morgen Grubenfläche zu verzinsen bereit ist. Außerdem wird sie der Ostpreußischen Südbahn⸗ gesellschaft gegenüber eine Garantie für eine jährliche Frachteinnahme von 140 000 M übernehmen. Der Verwaltungsrath der Ostpreußischen Südbahngesellschaft ist andererseits bereit, der Generalversammlung zu empfehlen, gegen ein der Gesellschaft zu gewährendes Pauschale von 663 000 9 für Rechnung des Staats die Bahn auszuführen und für dieselbe 2 Lokomotiven zu beschaffen, sowie demnächst die Bahn mit dem eigenen Wagenpark auf 18 Jahre für eigene Rechnung in Betrieb zu nehmen. Der Fiskus würde hiernach zu dem Bahnbau nach Abzug des Beitrages der Handlung Stantien und Becker noch 560 000 0 herzugeben haben. ö Im Ganzen ermäßigen sich hiernach die Ausgaben wie die Ein— nahmen um 4 701 705 . . r

Der Etat der allgemeinen Finanzverwaltung für das

Jahr vom 1. April 1883j84 beziffert die Einnahme mit

130 026 789 *, um 3 825 624 ½ mehr als der Etat für 1882 / 83. Ein Mehr gegen den vorigen Etat zeigt sich in folgenden Titeln: Antheil an dem Ertrage der Zölle und der Tabacksteuer 46 293 240 (4 3273149 ); Antheil an dem Ertrage der Reichs⸗Stempel⸗ abgaben 7 303 050 6. ( 33 520 M); Zinsen von Staats⸗Aktiv⸗ kapitalien 2 336 000 M. (4 28 000 M; für die den Tilgungsfonds der Staatsschulden zu überweisenden, zur Konsolidation eingegangenen Schuldverschreibungen älterer Anleihen und für Verschreibungen der konsolidirten 45 prozentigen Anleihe, behufs baarer Einlösung von Schuldverschreihungen älterer Anleihen: 7278163 4 282 666.6), Privat Renten ⸗Ablösungskapitalien, welche nach 8. 62 des Gesetzes vom 2. März 18590 zur Tilgung, von Staatsschulden bestimmt sind, 40 100 6 (4 14571 S6). Rückzahlungen aus Hinsen auf die in Folge des Gesetzes vom 24. April 1873 zur Beseitigung des durch die Sturmfluth der Ostsee hervorgerufenen Nothstandes bewilligten Darlehne 176 855 M ( 40418 M6), Rückzahlungen und Zinsen auf Darlehne, welche zur Beseitigung der durch die Frühjahrs. Hochfluthen des Jahres 1876 verursachten Schäden z. auf Grund des Gesetzes vom 22. Juli 1876 bewilligt worden sind, 55 418 6 CC 4154 M).

Die gußerordentlichen Einnahmen sind mit folgenden Summen in den Etat eingestellt; Verwaltungsüberschuß des Jahres vom 1. April 1882s383 2 849 698 M; Erlös für das fiskalische Grundstück, Taschenstraße Nr. 29 zu Breslau 190 060 M; auf Grund besonderen Gesetzes zur Ergänzung der Einnahmen des Staatshaushalts⸗Etats für 1. April 188384 31 824 000

Die Ausgaben belaufen sich auf 18 641 267 00 (= 8 433 143 M6). Eine Abweichung gegen den vorigen Etat zeigen hier folgende Titel: Matrifularbeitrag zu den Aus— aben des . Reichs 50 900 000 α (— 2249733 ); Aversum für Zölle und Verbrauchesteuern der vom Zollgebiete des Deutschen Reichs ausgeschlossenen Landestheile 891 800 M (4 6110 M; Renten und Entschädigungen an Fürsten und Standes⸗ herren für abgetretene Rechte und Besitzungen 1220 725 ( lI8 000 K), sonstige Renten und Entschädigungen für aufgehoben Zölle und andere Berechtigungen 240 177 557 519 SM; Rück⸗ zahlungen von hinterlegten Geldern 25 500 n (- 5509 666 S0); Zinsen, welche den Hinterlegungsbetheiligten gutzuschreiben sind

C0 000 M (— 150 000 x ).

Veterinärwesen. Der Ort Zegrze, Kreis Pultusk, in welchem wie gemeldet“) die R in derpest ausgebrochen ist, liegt nicht im Gouvernement Plock, sondern im Gouvernement Lomia. Gewerbe und Handel.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Februar 1883 77 100 M 3½, 15 300 60 90 47, 44 323 80995 4 41a oo und 9198 900 4 579, zusammen 68 90 40 M Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 77 1200 M 3F½, 15 016 8065 M 459, 36 896 709. 41'279 und 6 942 600 M 5 *, zusammen 58 963 200 Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht ab⸗ gehoben 858 900 M, im Laufe des Monats Febtuar 1883 ange⸗ meldet 1 Grundstück mit einem Feuerversicherungswertb von 78 000 ds

In der Sitzung des Aussichtsraths der Breslauer Wechsler -⸗Bank vom 3. März wurde die Bilanz pro 1882 vorge⸗ legt, welche einen Nettogewinn von rund 588 310 4 aufweist Es wurde beschlofsen, dem Reservefonds 30 090 M6. zuzufübren und ihn dadurch auf 480 000 MS (8 * des Aktienkapitals) zu bringen, ferner 110000 M auf zweifelhafte Debitoren zu reserviren und der General⸗ versammlung die Vertheilung einer Dividende von 63 9 vorzu— schlagen.

Königsberg i. Pr., 5. März. (W. T. B) Die Betriebs einnahme der Ostpreußischen Südbahn für Februar 1883 be—⸗ trug nach vorläufiger Feststellung: im Personenverkehr 54 334 , im Güterverkehr 496 054 6, an Extraordinarien 807 1, zusammen 559 388 6; im Monat Februar 1882 definitiv 355530 6, mithin mehr gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres 203 858 (; vom 1. Januar bis ult. Februar 1883 im Ganzen 1013412 ; gegen 77781 im Jahre 1882, mithin mehr gegen den entsprechen⸗ den Zeitraum des Vorjabres 265 631

Nürnberg, 3. März. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Die Stimmung des Hopfenmarktes hat sich in der zweiten Hälfte dieser Woche sehr gefestigt und ist Alles um 10— 15 4 in die Höhe gegangen. Verkauft wurden seit Mittwoch ca. 250 Ballen, und zahlte man für Prima bis zu 385 , für gute Mittelwaare 320—a 345 6½, für gewöhnliche Mittelhopfen 305— z20 M und für geringe 285— 300 ½6. Der Lagerbestand ist etwas kleiner geworden.

Pest, 4. März. (B. T. B) Der Direktionsrath der ungarischen Hypothekenbank hat die Bilanz pro 1882 mit einem Reingewinn von 660 345 Fl. festgestellt und bringt die Ver⸗ theilung einer Diridende von 264 Fr. für die vollringezahlten Aktien und einer solchen von 1335 Fr. für die Interessenaktien in Vorschlag.

London, 3. März. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll auktion waren Preise unverändert.

Glasgow, 3. März. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 591 109 Tons gegen 631 100 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 112 gegen 108 im vorigen Jahre.

Verkehr s⸗Anstalten.

New⸗ Vork, 3. März. (B. T. B.) Die Dampfer Denmark und Spain“ von der National⸗Dampfschiffs⸗ Compagnie (C. Messingsche Linie) und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ sind hier eingetroffen.

) efr. ‚Reichs⸗Anzeiger“ v. 3. d. M.

Berlin, 5. März 1883.

elf chri ft über die Entwickelung der gewerblichen Fach— schulen in Preußen, soweit dieselben zum Ressort des Ministeriums der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten gehören, während der Jahre 1881 und 1882, mit Genehmigung des Ministers der geist— lichen, Unterrichts und Medizinal-Angelegenheiten den Mit— gliedern der ständigen Kommission für das technische Unterrichtswesen vorgelegt im Februar 1883. (Fortsetzung.)

Nicht anders liegen die Verhältnisse hinsichtlich der Werk— meisterschulen für Mechaniker. Kurse für solche waren mit der Mehrzahl der neuerdings eingegangenen Baugewerk— schulen verbunden, wenn auch das sehr beschränkte Lehrer— personal und das Fehlen der nöthigen Unterrichtsmittel die Wirklichkeit hinter den Zusicherungen des Programms min— destens hier eben so viel als hinsichtlich des Unterrichts der Baugewerktreibenden zurückbleiben ließ. Die Verhandlungen mit der Stadt Einbeck, welche auf S. 6 der Denkschrift vom Februar 1881 erwähnt sind, haben bisher zu einer Re— organisation der dortigen Maschinenbauschule nicht geführt, da die finanzielle Lage der Stadt ihr nicht gestattet, bedeutende Opfer für die Anstalt zu bringen. Wenngleich die Unterrichts verwaltung auch jetzt der damals ausgesprochenen Ansicht ist, daß ö für Mechaniker zur Zeit in den⸗ jenigen Kreisen, welche dieselben als Schüler besuchen sollen, noch nicht, genügend gewürdigt werden oder mit der Schwierigkeit zu kämpfen haben, daß die Schüler ihren Unterhalt auf der Anstalt aus eigenem Vermögen bestreiten müssen, während der Baugewerktreibende im Winter ohne Arbeit ist und seinen Unterhalt zum größten Theil im vor— hergehenden Sommer sich verdient hat, so zweifelt sie doch nicht, daß schon jetzt etwa vier solche Schulen sich als , nütz⸗ lich erweisen und gut besucht sein würden, vorausgesetzt, daß das Schulgeld in Berücksichtigung des eben erwähnten Umstandes noch niedriger als bei den Baugewerkschulen, vielleicht auf 20 bis 30. 6 halbjährlich, festgesetzs würde. Die Unterhaltun von vier Anstalten dieser Art wird ungefähr eben so hoch wie die einer Baugewerkschule zu veranschlagen sein, indem der Vortheil einer gleichmäßigen Frequenz in beiden Jahres— hälften durch die Ermäßigung des Schulgeldes ausgeglichen werden dürfte. ;

Die Fachschule für die Metall- insbesondere Bronzeindustrie zu Iserlohn zählt 24 Tagesschüler, ihre Leistungen haben auch in England, wo sie zufällig einem weiteren Kreise bekannt geworden sind, sich großer Aner— kennung zu erfreuen gehabt. Die Fachschule und Lehr— werkstätte für die Metallindustrie des Bergischen Landes in Remscheid ist im Mai 1882 in einem provi— sorischen Lokal eröffnet worden und zählt jetzt in der unteren Klasse 15 Schüler, alle aus Remscheid und dessen nächster Umgebung, die obere Klasse wird zu Ostern dieses Jahres eröffnet werden. Das neue von der Stadt mit einem Auf— wand von ca. 60 000 ½νι errichtete Schulgebäude ist im 36 dieses Winters in Benutzung genommen worden. Das Schu geld beträgt jetzt halbjährlich 40 ( und ist für die Verhält⸗ nisse mancher, welche gern die Fachschule besuchen möchten, noch zu hoch. Ein Wohlthäter hat die Zinsen von 7000 (⸗ testamentarisch zu Stipendien bestimmt und einigen Schülern werden solche von Freunden der Anstalt gewährt.

An dieser Stelle ist die einzige Fachschule zu erwähnen,

standekommen nicht bereits bei der Abfassung der

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deren Zu 9 d letzten Denkschrift vor zwei Jahren gesichert war, naͤmlich

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