1883 / 87 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Apr 1883 18:00:01 GMT) scan diff

= . , , , .

ga. .

Die Einfuhr von Rindvieh aus Niederland wird bis auf Weiteres von der Beibringung eines Ursprungeattestes und von der Untersuchung der einzufübrenden Thiere an der Lan- , 2 einen preußischen beamteten Thierarzt ab⸗ angig gemacht. ; ö

334 Ursprungsattest muß von einer holländischen Ge⸗ meindebehörde ausgestellt sein und die Angabe enthalten, daß das betreffende, genau zu bezeichnende Vieh aus einer seuchen⸗ freien Gemeinde stammt und mit krankem oder verdächtigem Rindvieh nicht in l gekommen ist. Die Unter⸗ sfuchung an der Grenze durch den beamteten Thierarzt er⸗ folgt auf Kosien der Staats kasse.

Für die Ausführung der Untersuchung kommen in Be⸗

trach' der Kreis⸗Thierarzt Winter zu Rees und der Kreis⸗ Thierarzt Fuͤrstenau zu Ahaus; der betreffende ist Seitens des Einfuͤhren den von dem Eintreffen des Viehtransports rechtzeitig u benachrichtigen. . ; Nach 8. * des Reichsgesetzes, betreffend die Abwehr und Unterorückung von Viehseuchen, vom 23. Juni 1880, unter⸗ liegen verbotswidrig eingeführte Thiere der Einziehung und die den angeordneten Einfuhrbeschränkungen zuwiderhandeln⸗ den Personen einer Geldstrafe bis zu 156 M oder entsprechen— der Haft, sofern nicht nach Maßgabe des 8. 328 des Straf⸗ gefetzbuchs für das Deutsche Reich eine höhere Strafe verwirkt worden ist.

§. 2. Die Anordnung im 8. J tritt alsbald in Kraft. Münster, den 6. April 1883. Der Königliche Regierungs Vize⸗Präsident. von Liebermann.

40 iges vormals Nassauisches Staatsanleben von 4000000 Fl. d. d. 29. November 18658.

Bei der am 6. d. Mts. stattgefundenen 20. Verloosung der Partial-Obligationen des unter Vermittelung des Bankhauses der Herten M. A. von Rothschild C Söhne in Frankfurt a. M. nego— zlirten Koigen vormals Nassauischen Staatsanlehens von 4000 M0 Fl. d. d. 29. November 1858 sind nachverzeichnete Nummern gezogen worden:

A. Zur Rückzahlung auf den 30. Juni 1883.

Litt. F. à 100 Fl. 171 M 43 8 Nr. 10 185 203 414 440 448 50 611 1126 1180 1563 1858 1966 13 Stück über 1300 Fl. 2228 66 59 .

litt. G. 3 260 Fl. 342 M 86 Nr. 42 346 353 561 632 636 987 1159 1366 1534 1623 1696 1873 13 Stück über 2600 Fl. 4457 M 18 8.

itt. H. à 300 Fl. 514 ½ 29 Nr. 16 532 566 665 846 S885 6 Stück über 1800 Fl. 3085 1M 74 4.

itt. J. à 500 Fl. S857 M 14 Nr. 55 206 283 344 425 438 759 949 120 1324 1326 1718 1813 1847 2044 2170 2193 2260 2347 2618 3100 3377 3487 3505 3509 3840 4012 4061 4179 29 Stück über 14500 Fl. 24857 4 96 4.

Iitt. K. à 1000 Fl. 1714 66 29 4 Nr. 196 280 298 347 365 497 873 7 Stück uber 7000 Tl. 12000 S 03 8, zusammen 68 Stück über A200 Fl. 46628 V 60 3.

B. Zur Rückzahlung auf den 31. Dezember 1883.

Litt. F. à 100 Fl. 171 M 43 3 Nr. 45 1490 309 342 654 687 768 945 1240 1282 1306 1361 1405 1914 1943 = 15 Stück über 1500 Fl. 2571 4 45 4.

Iitt. G. à 200 Fl. 342 M 86 3 Nr. 505 512 717 733 977 1018 1116 1270 1374 1483 1487 1612 159665 2 13 Stück über 2600 Fl. 44657 1 18 5.

Istt. H. à 300 Fl. 514 Æ 29 Nr. 4 73 228 309 405 684 690 7 Stück über 2100 Fl. 3600 Æ 03 4.

Litt. J. à 500 Fl. S57 υ 14 Nr. 36 158 194 519 6590 786 927 1012 1096 1148 1287 1337 1379 1443 1446 1590 1735 1783 220 2280 2355 2367 2517 2530 2559 3246 3270 3668 4065 29 Stück über 14500 Fl. 24857 M O6 4.

itt. K. à 1000 Fl. 1714 ½ 29 Nr. 410 481 603 654 787 825 s51 7 Stück über 7000 Fl. 12000 M O3 3, zu⸗ sammen 71 Stück über 27700 Fl 47485 S6 75 .

Die Inhaber dieser Partial-Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß die Kapitalbeträge, welche nur bis zu den angegebenen Rückzahlungsterminen verzinst werden, bei folgenden Stellen erhoben werden können:

Bei dem Bankhause der Herren M. A. von Roth schild C Söhne in Frankfurt. a. M., der Königlichen Regierungs-Hauptkasse in Wiesbaden, sowie bei jeder anderen Königlichen Regierungs- oder Bezirks- Haupt- kasse, bei der Königlichen Staatsschulden⸗-Tilgungs⸗ kaffe in Berlin und der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. .

Die Auszahlung erfolgt gegen Rückgabe der Partial⸗Obligationen, und zwar bezüglich der unter A. aufgeführten mit den nach dem 30. Juni 1885 fälligen Zinsscheinen Reihe IV. Nr. 5— 83 und Zins schein⸗Anweisungen, und bezüglich der unter B. aufgeführten Obli⸗ gationen mit den nach dem 31. Dezember 1883 fälligen Zinsscheinen Reihe 1V. Nr. 7 und 8 und Zinsschein⸗Anweisungen.

Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurückzugebenden Zinsscheine wird an dem zu zahlenden Kaxitale zurückbehalten.

Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorgenannten Bankhause, noch bei der Königlichen Regierungs⸗Haupt⸗ kasse hier oder der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind Die betreffenden Obligationen nebst Zinsscheinen und Zins schein. An⸗ weisungen 14 Tage vor dem Verfalltermine bei dieser Kasse einzu⸗

reichen, von welcher dieselben vor der Auszablung an den Unter—

zeichneten zur Prüfung einzusenden sind. Rückständig sind aus den Verloosungen: pro 31. Dezember 1866: F. 559. pro 31. Dezember 1877: J. 2319. pro 30. Juni 1878: F. 552. pro 31. Dezember 1880: F. 1566.

pro 30. Juni 1881: F. 1714, G. 354 1395 1762, J. 473 1491

1605 1843 2292, K. 498.

pro 31. Dezember 1881: F. 1719 1825, G. 438 532 1129, J. 100

2864, K. 542.

pro 30. Juni 1882: F. 319 451 476, G. S7 120 357 437 12985, H. 81 356 575, J. 714 374 1249 2046 2313 2978 3133 3291,

. 233.

pro 31. Dezember 1882: F. 28 326 449 10952, G. 311 569 8 1241 1246 1260 1670, H. 40 262, J. 1189 1823 2108 2425

8 2 5

( 481 4124. Wiesbaden, den 10. März 1883. Der Regierungs⸗Präsident. In Vertretung: de la Croix.

In der heutigen Handelsregister⸗-Beilage wird Nr. 15 der

Zeichenregistet⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.

Aichtamtliches. Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 13. April. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute die Vorträge des 1 von Madai und des Finanz⸗Ministers olz. Mittags nahmen Se. Majestät die Meldung des General⸗ Lieutenants von Heuduck und des Oberst⸗Lieutenants von Rosenberg entgegen und ertheilten darauf dem diesseitigen , mm m, in Serbien, Grafen Bray⸗Steinburg, udienz.

Bei den Kaiserlichen Majestäten fand gestern ein kleineres Familiendiner zur Feier des Geburtstages der Prinzessin Victoria statt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Nachmittag um 3 Uhr den Dberst⸗Jägermeister Fürsten Pleß und um 4 /g Uhr den neu⸗ ernannten türkischen Botschafter Said Pascha. . Um 5 Uhr begaben Sich die Höchsten Herrschaften mit den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe zum engeren Familiendiner zu Ihren Majestäten. .

Abends fand zur 36 des Geburtstages Ihrer König⸗ lichen Hoheit der Prinzessin Victoria bei den Kronprinzlichen Herrschaften eine kleine Abendgesellschaft statt.

In der unter dem Vorsitz des Königlich preußi⸗ schen Staats- und Finanz Ministers Scholz am 11. April abgehaltenen Plenarßfitzung des Bundesraths theilte der Vorsitzende mit, daß von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen der General-⸗Major von Hänisch zum stellver⸗ tretenden Bevollmächtigten zum Bundesrath ernannt ist; daß nach einer Mittheilung des Präsidenten des Reichstags der Reichstag den Beschlüssen des Bundesraths wegen Aufnahme der Kunstwollefabriken, Anlagen zur Herstellung von Cel— luloid und Degrasfabriken in das Verzeichniß der geneh— migungspflichtigen Anlagen die verfassungsmäßige Genehmi⸗ gung ertheilt hat; daß die Kaiserliche Regierung in Ver— handlung mit der Königlich italienischen Regierung wegen des Abschlusses eines neuen Handels- und Schiffahrts vertrages ein⸗ getreten ist. Den zustaͤndigen Ausschüssen wurden zur Vor⸗ berathung überwiesen: die Vorlage, betreffend die allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt für das Etatsjahr 1879/80, und die Mittheilung des Vorsitzenden wegen des Ausscheidens eines Mitgliedes aus der Kommission für den Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs. Zu der Verordnung, betreffend das Verbot der Einfuhr von Schweinen 2c. ꝛc. amerikanischen Ursprungs vom 6. März 1883, wurden im Anschluß an die Ausschußanträge Aus⸗ führungsbestimmungen beschlossen. Auch ertheilte die Versamm⸗ lung den Anträgen der Ausschüsse in Betreff der Ermittelung des zollpflichtigen Gewichts der in Eisenbahnwagenla zungen ein⸗ gehenden Massengüter ihre Zustimmung. Den auf die Beseitigung der postalischen Verschiedenheiten im Deutschen Reich gerichteten Eingaben wurde beschlossen keine Folge zu geben. Ein Gesuch um Abhülfe wegen vermeintlicher Rechtsverletzung durch die Gerichte wurde abgelehnt. Dem am 6. Januar d. J. unter zeichneten Handels verzrage mit Serbien ertheilte die Versamm⸗ lung ihre Zustimmung. Sch ießlich wurden für die Verhand⸗ lungen im Reichstage mehrere Kommissarien gewählt und eine Reihe von Eingaben an die Ausschüsse überwiesen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (65.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staats-⸗Minister Scholz sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, stand als erster Gegenstand auf der Tagesordnung die Interpellation des Abg. Richter (Hagen) und Genossen wegen Veranlassung einer Ersatzwahl zum Reichstage im 6. Wahlkreise des Regierungsbezirks Arnsberg. Die Inter⸗ pellation lautet:

Am 13. Januar d. J. wurde im Reichstage die Wahl des Hrn. Abg. Lenzmann für ungültig erklärt. Noch am selbigen Tage machte das Bureau des Reichstages dem Hrn. Reichskanzler hier⸗ von bebufs Anberaumung einer Neuwabl Mittheilung ;

Nach 8§. 34 des Wablreglements hat die zuständige Bebörde, wenn der Reichstag eine Wahl für ungültig erklart, „sofort eine neue Wahl zu veranlasser.“ .

Bis beute, also nach ungefähr drei Monaten, ist ein Wahl— termin im Wahlkreise Dortmund noch nicht angesetzt. In anderen Wablkreisen, deren Mandate weit später als in Dortmund zur Er⸗ ledigung gelangten, haben inzwischen Neuwahlen stattgefunden.

Im Reichstag hat seit Wiederaufnahme der Sitzungen am 3. April wiederholt eine einzige Stimme bei wichtigen Fragen die Entscheidung gegeben. .

Demgemäß erlaube ich mir an den Herrn Reichskanzler die Anfragen zu richten: ;

1 Welche Gründe haben die Hinausschiebung des Wabltermins im Kreise Dortmund veranlaßt? .

2) Wird der Wahltag nun endlich festgesetzt werden?

nachdem auf Anfrage des Präsidenten der Staats—

Minister Scholz erklärt hatte, daß die Interpellation sofort beant⸗ wortet werden würde, erhielt zur Begruͤndung derselben der Abg. Richter (Hagen) das Wort. Derselbe erklärte, daß er gestern Abend ein Telegramm aus Dortmund erhalten habe, wonach der Wahltermin fixirt worden sei und zwar auf den 17. Mai. Dadurch sei der erste Theil seiner Anfrage erledigt. Aber es bleibe die Thatsache übrig, daß es der Zeit vom 13. Januar bis zum 18. April bedurft habe, um die Wahllisten festzu—⸗ stellen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Unter-Staats⸗ sekretär Herrfurth erwiderte, daß am 19. Januar das Mini— sterium des Innern durch das Reichsamt des Innern von der am 13. Januar erfolgten Ungültigkeitserklärung der Wahl benachrichtigt worden sei. Am 25. Januar sei die Verfügung an die Regierung in Arnsberg ergangen. Am 2. Februar habe die Regierung angezeigt, daß die desfallsige An⸗ ordnung getroffen, aber eine schnellere Erledigung nicht möglich sei, weil eine neue Aufstellung der Wähler—

listen nothwendig sei. Ende des vorigen Monats und Anfang dieses sei die Regierung in Arnsderg wiederholt zur Beschleunigung der Vornahme der Wahl veran⸗ laßt worden. In allen Fällen, wo eine neue Aufstellung der Wahllisten erforderlich gewesen sei, habe dies immer einen Zeitraum von 2— 4 Monaten erfordert. Die Interpellation fage, daß in anderen Fällen eine schnellere Erledigung der

nachdem die Wahl am 156. Januar für ungültig erklärt wor den sei, die Neuwahl bereits am 29. März stattgefunden habe Indessen lägen in diesem Wahlkreise die Verhältnisse viel ein. sacher als in Dortmund mit seiner fluktuirenden Bevõl kerung Auf Antrag des Abg. Richter (Hagen) trat das Hautz in die Besprechung der Interpellation ein.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte sodann, daß die Aus führungen des Regierungskommissars die stattgehabte Verʒõge⸗ rung nicht genügend entschuldigt hätten. Man brauche nit drei Monate, um neue Wahllisten aufzustellen. ü habe sich bei der Auflösung des Reichstages im Jahre 1855 gezeigt. Dieselbe habe am 13. Juni stattgefunden, und be reits am 2. * sei die Aufstellung der neuen Wahllisten beendet gewesen.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode wies darauf hin, daß die in der . enthaltene Anklage von mehreren Fällen spreche, in denen eine Neuwahl trotz späterer Erledi⸗ gung des Wahlsitzes früher stattgefunden habe als in Dort . Thatsächlich sei dies nur in Stralsund der Fall ge wesen.

Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, für ihn bleibe auz dem angeregten Fall nur die Moral übrig, daß, wie häͤufg, auch diesmal die unteren Behörden nicht ganz im Sinne der oberen gehandelt hätten.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, er könne die Ansickt des Vorredners nicht theilen.

Damit war die Interpellation erledigt.

Hierauf setzte das Haus die zweite Berathung des Geseg entwurfs, betr. die Abänderung der Gewerbeordnung, mit Art. 7 der Kommissionsbeschlüsse fort. 58. 4 lautet na dem Kommissionsbeschlusse:

Wer ein stebendes Gewerbe betreibt, ist befugt, auch außerhalb des Gemeindebezirks seiner gewerblichen Niederlassung persoönlich oder durch in seinem Dienste stehende Reisende für die Zweck seines Gewerbebetriebes Waaren aufzukaufen und Bestellungen auf Waaren zu suchen.

Die aufgekauften Waaren dürfen nur behufs deren Beförde⸗ rung nach dem Bestimmungsorte mitgefübrt werden, von den Waaren, auf welche Bestellungen gesucht werden, dürfen nur Pro— ben und Muster mitgeführt werden, so weit nicht der Bundesrath für bestimmte Waaren, welche im Verhältnisse zu ihrem Umfange einen hohen Werth haben, und übungsgemäß an die Wiederverkän— fer im Stück abgesetzt werden, zum Zwecke des Absatzes an Per— sonen, welche damit Handel treiben, Ausnahmen zuläßt.

Das Aufkaufen von Waaren bei anderen Personen, als bei Kaufleuten oder solchen Personen, welche die Waaren produziren, oder an anderen Orten, als in offenen Verkaufsfstellen, sowie da Aufsuchen von Bestellungen auf Waaren bei anderen Personen, als bei Kaufleuten oder Gewerbetreibenden, in deren Gewerbe⸗ betriebe Waaren der angebotenen Art Berwendung finden, ist, so⸗ bald dasselbe außerbalb des Gemeindebezirks der gewerblichen Niederlassung geschieht, nach den Vorschriften des 3. Titels zu be⸗ urtheilen, soweit nicht der Bundesrath hinsichtlich des Aufsuchen? von Waarenbestellungen Ausnahmen für den Umfang des Reiches oder Theile desselben bestimmt.

Hierzu lag von den Abgg. Dr. Baumbach und Genossen folgender Antrag vor:

Der Reichstag wolle beschließen:

Zu Art. 7, 5. 44:

a. im ersten Absatz die Worte „für die Zwecke seines Ge⸗ werbebetriebes“ zu streichen;

b. den dritten Absatz zu streichen.

Der Abg. Dr. Buhl sprach sich gegen den Vorschlag der Kommission aus. Der hier eingeschlagene Weg sei verfehlt und werde nicht zum Ziele führen. Durch solche Polixi—⸗ maßregeln werde man den Stand der Deiailreisenden nur herabdrücken und dadurch die von denselben aus gehenden Belaästigungen noch vergrößern. Eine Schädigung des Klein⸗ gewerbes durch die Handlungsreisenden sei ja un—⸗ leugbar, aber die hier vorgeschlagene Bestimmung widerspreche den bezüglichen Bestimmungen in den Handels verträgen mit der Schweiz und mit Oesterreich. Der einzig praktische Weg und die einzige Möglichkeit, die Reisenden nach dem Umfange ihres Geschäfts zu besteuern, sei eine Reichsgewerbesteuer. Er bitte, die Vorschläge der Kommission als ungerecht und unthunlich abzulehnen.

Der Abg. Geiger bekämpfte den Antrag Baumbach. Di Bedeutung der Geschäftsreisenden liege doch in ihrer Verbin dung mit dem stehenden Gewerbe. Wenn das Haus ferner, diesem Antrage gemäß, den dritten Absatz streiche, so nehme es damit den 8. 55 und 56 a. jede praktische Bedeutung. Es sei endlich Zeit, die Interessen des stehenden Gewerbes vor denen der Hausirer und Handlungsreisenden zu berücksichtigen.

Der Abg. Rée bat, die Vorlage nicht vom politischen, sondern vom rein wirthschaftlichen Standpunkt aus zu beur—= theilen. Die Vorlage mache es vielen ehrenwerthen Kaufleuten nicht möglich, ihren Geschäftsbetrieb durch Reisende zu bewirken; sie schade nicht nur den großen Kaufleuten und den Handelt städten, sondern vor Allem den kleinen Kaufleuten, den Krä⸗ mern. Warum wolle man es dem Schankwirth verwehren neben seinem Ackerbau auch noch ein wenig kaufmänniscke Geschafte zu machen? Es gewinne fast den Anschein, alt wenn man den bisher unabhängigen Handelsstand durch Polizeimaßregeln herabdrücken wolle.

Bei Schluß des Blattes ergriff der Bundeskommisar Geh. Regierungs⸗Rath Bödiker das Wort.

Nach Mittheilungen aus dem Auaglande sind folgende Submissionen ausgeschrieben worden: .

1) von der Artilieriedirektion der Waffen fabrik zu Brescia für den 19. April d. J. bis 2 Uhr Nachmittaz⸗ eine Submis sion auf die Lieferung von 22 000 Gewebr⸗ schäften zum Taxwerthe von 70 400 Lire und von 167 006 kg Eisen in Barren zum Taxwerthe von 53 50d Lire;

2) von der Artilleriedirektron der Waffen fabti⸗ zu Terni für den 23. April d. J. bis 3 Uhr Nachmittag eine Sub mission auf die Lieferung von 25 000 Gewehr= schäften zum Taxwerthe von 82 500 Lire. ö

Ueber die fpeziellen Bedingungen ist das Nähere an On und Stelle einzusehen.

Der General-Lieutenant von Heu du ck, Chef te Militär⸗Reit⸗Instituts, welcher zur Leitung der dies ahr e Kavallerie⸗Divisionsübungen im Bereiche des JI. Armee Corp kommandirt worden, ist aus diesem Anlaß zur Abstattm⸗ persönlicher Meldungen mit kurzem Urlaub aus Hannoytt hier eingetroffen. .

Bayern. München, 12. April. [Allg. tg) D Feier des Einzuges des neuvermählten Paares, Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Ludwig 2 dinand von Bahern und der Infantin Mari de la Paz von Spanien, traf die Straßen und Plãt⸗ durch welche sich der festliche Zug bewegte, und alle stadijsch⸗

Vorbereitungen stattgefunden habe. Der Regierung sei nur

ein Fall bekannt, nämlich der in Stralsund, wo allerdings,

Gebäude wie einen Theil der Privatgebäude anderer Stadt⸗

theile im Flaggenschmuck. Das Bahnhofsgeoäude und die mi Gran verzierten Flaggenreihen am Karlapiatz . und Odeonsplatz zeigten vorwiegend die Farben des Königreichs Spanien: rothaelb. Schon in den ersten Vormittags sinnden trotz unfreundlicher Witterung, suchte sich das Publikum ge— eignete Plätze, um den Einzug übersehen zu können. ͤm 11 Uhr 30 Minuten traf der Zug mit den Neuvermãhlten von Augsburg im Centralbahnhof unter den Klängen des von dem Musikcorps der Ehrenwache (einer Compagnie des Infanterie⸗ Leib⸗Regiments) gespielten Fahnenmarsches ein. Von dem Prinzen Alphons empfangen, begab fich das hohe Paar, gefolgt von dem Regierungspräsidenten von Schwaben, von Hörmann, und dem nach Auge— burg entgegengesandten Ceremonienmeister und Dienft— lamme rern, dann dem dorthin entgegengereisten hiesigen spanischen Vize⸗Konsul, Rosipal, in den Könige pavil⸗ lon, wo die Vorstellung der am Perron Ihre Königlichen Hoheiten begrüßenden offiziellen Vertreter stattfand. Darauf bestilgen Ihre Königlichen Hoheiten mit ihrem Dienst⸗ gefolge die bereitstehenden Galawagen. Unter der Skorte einer Escadron Schwerer Reiter begab sich der Zug: 1) ein vierspänniger Wagen mit dem Ceremonienmeister und den beiden Kammerherren, 2) die erste Halb⸗Escadron der Militär-Escorte, 3) ein fechs— spänniger Galawagen mit den durchlauchtigsten Neuvermählten, H die zweite Halb⸗Escadron, 5) ein vierspänniger Wegen mit der Hofdame Baronin Reichlin⸗Meldegg und dem Hofmarschall Grafen Zech Lobning, durch die Bayerstraße zunächst auf den Karlsplatz. Hier erfolgte die Begrüßung Seitens der in ge— schmückter Tribüne versammelten städtischen Kollegien. Der Rede des ersten Bürgermeisters, Dr. Erhardt, folgte ein stürmisch ausgebrachtes dreimaliges Hoch. Prinz Ludwig Ferdinand erwiderte mit Dank die herzliche Begrüßung Seitens der Stadtvertretung und der Bevölkerung. Unter den Klängen der Nationalhymne (am Karlsplatz und am Wittelsbacher Platz waren Musikcorps aufgestellt) setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Von den von Straße zu Straße sich fort— setzenden jubelnden Hochrufen des in dichten Massen angesam— melten Publikums war das Brautpaar sichtlich gerührt. Um 12 Uhr erfolgte die Ankunft im Palais des Prinzen Ludwig Ferdi⸗ nand am Wittelsbacherplatz, Empfang und Begrüßung von der Prinzessin Amalie und den übrigen Mitgliedern der Kö— niglichen Familie. Die überaus lebhafte Ovation, von welcher der Einzug der hohen Neuvermählten begleitet war, mag wohl als ein erneuter Beweis für die warme Antheilnahme der Bevölkerung an freudigen Ereignissen des Königlichen Hauses der Wittelsbacher und für die Liebe zu demselben überhaupt bezeichnet werden.

Mecklenburg. Schwerin, 12. April. (Meckl. Anz.) Ueber das Befinden des Großherzogs ist heute Morgen folgendes Bulletin ausgegeben worden:

Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben, wesentlich in Folge von rheu matischen Schmerzen, nur wenig geschlafen. Die Entzündung bat keine Fortschritte gemacht, das Fieber hat abgenommen, der Athem ist freier, der ganze Zustand des Hohen Patienten besser.

Dr. Mettenheimer.

12. April. Das heute Abend 6 Uhr über das Be— finden des Großherzogs ausgegebene Bulletin lautet leider ungünstiger als das vorletzte von heute Morgen datirte. Es wird berichtet:

„Nach einem verhältnißmäßig guten Befinden am heutigen Morgen ist bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge in den Nachmittagssstunden eine Steigerung des Fiebers mit vermehrtem Hustenreiz eingetreten. Die rheumatischen Schmerzen, an welchen Se. Königliche Hoheit bisher gelitten, haben aufgehört.“

Wie verlautet, trat die Krankheit des Großherzogs, der in den letzten Tagen der vorigen Woche bei ungünstigem Wetter militärische Inspektionsreisen nach Parchim und Lud⸗ wigslust gemacht hatte und in der Nacht vom Sonntag auf Montag bei einem nicht unerheblichen Feuer hierselbst längere Zeit auf der Brandstelle gewesen war, am Montag Vormittag, gerade als die Großherzoglichen Herrschaften die projektirte Reise nach Mentone zum Besuch des Erbgroßherzogs antreten wollten, mit ziemlicher Plötzlichkeit und Heftigkeit auf. Der Erlauchte Patient wird von seinem langjährigen bewährten . dem Geh. Medizinal-Rath Dr. Mettenheimer, be⸗ ndelt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 12. April. (W. T. B.) Das Herrenhaus hat heute das Budget und das Finanz⸗ gesetz pro 1883 endgültig erledigt. .

Pest, 12. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses zeigte der Ministerprästdent Tisza an, daß er die Interpellation Helfy's über die Tripel— allianz in der am 14. d. M. stattfindenden Sitzung beant—⸗ worten werde.

Belgien. Brüssel, 12. April. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat den Gesetzentwurf wegen Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 56 Millionen mit 85 gegen 3 Stimmen genehmigt.

Großbritannien und Irland. London, 12. April B. T. B) Im Unterhau se erklärte heute der General— Staatsprokurator James in Beantwortung einer An— frage Mac Lagans: die Regierung werde bei der Berathung der Bill über den Parlamenkseid beantragen, daß die Bill nur auf diejenigen Mitglieder des Parlaments anwendbar sein solle, die nach Erlaß des Gesetzes gewählt würden.

Die unter der Anschuldigung des Besitzes von Spreng—⸗ stoff en zu verbrecherischen Zwecken jüngst hier verhafteten sechs Personen erschienen heute vor dem Gerichtshof in Bow⸗Street. Der Prokurator Poland wies nach, daß die⸗ selben mit Whitehead in Verbindung gestanden hätten, daß die Verschwörung in Amerika angezettelt sei, und daß der ver⸗ haftet Gallagher mit John Devon und O'Donovan Rossa im Brief wechsel gestanden habe. Von den abgehörten Zeugen wurde bekundet, daß Gallagher unter dem Namen Fletcher den in Birmingham unter Änklage gestellten Whitehead be— sucht habe. Die Verhandlung wurde 'schließlich auf nächsten

onnerstag vertagt. .

Wakefield, 12. April. (W. T. B.) Von der Polizei

wurde heute ein Frländer verhaftet, der für einen Führer r Fenier gehalten wird und der sich Mac Null nennt,

Birmingham, 12. April. (W. T. B.) White head

erschien heute vor Gericht unter der Anklage, zu verbrecherischen wecken Sprengstoffe fabrizirt und besessen zu haben. Die erhandlung wurde auf nächste Woche vertagt. ;

Dublin, 12. April. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen Joseph Brady und Genossen wegen des

Mordes im Phönixpark bestätigten heute mehrere Zeugen die über den Hergang bereits bekannten Einzelheiten. Carey er— kannte in einer ihm vorgezeigten Photographie die in dem Prozeß als Nummer Eins bezeichnete geheimnißvolle Persön⸗ lichkeit wieder. Der Advokat Webb begann hierauf sein Ver⸗ theidigungeplaidoyer, in welchem er erklärte, daß das Zeugniß des Denunzianten Carey ohne Bestätigung durch nicht inter⸗ essirte Personen ungenügend sei, und machte mehrere Zeugen namhaft, welche beweisen sollen, daß Brady nicht im Phönix⸗ park gewesen sei, als das Attentat daselbst begangen wurde. Die Verhandlung wird morgen fortgesetzt.

Frankreich. Paris, 12. April. (W. T. B.) Der vormalige Minister Cazot ist zum ersten Präsidenten des Lassationshofes ernannt worden.

Dem Journal „Télegraphe“ zufolge wären, nachdem der Minister für öffentliche Arbeiten unvorhergesehene Zugeständ⸗ nisse gemacht hatte, die Verhandlungen mit den großen Eisenbahngeseilschaften wieder aufgenommen worden, und würde die Regierung sich bei den Verhandlungen entgegenkommend erweisen, um die Konversion zu erleichtern. Unter Bezugnahme auf die gestrige Rede Maneini's sagt das „Journal des Debats“: der italienische Minister des Auswärtigen beschuldige Frankreich, daß es nach der Herr⸗ schaft im Mittelmeer strebe, während doch das Gleichgewicht der Kräfte, die sich gegenwärtig im Mittelmeer befänden, hin— reichend garantirt sei durch die Macht, die Gibraltar, Malta, Egypten, Cypern und Suez im Besitz habe.

Marseille, 12. April. (W. T. B.) Weitere 15 000 Arbeiter haben heute die Arbeit eingestellt.

Italien. Rom, 12. April. (W. T. B. Der Adjutant des Königs, Oberst Resatis, welcher dem König von Numänien in Pegli ein persönliches Schreiben des Königs Humbert überbrachte, ist wieder hierher zurückgekehrt.

Von heute früh ab hat in ganz Italien die Wieder— aufnahme der Baarzahlungen in den Kassen des Schatzes und der Banken begonnen. Bis jetzt werden nur geringe Summen zur Umwechslung präsentirt.

Rußland und Polen. Moskau, 12. April. (W. T. B.) Die Krönungsinsignien wurden bei der Ankunst am Bahnhof von dem Generalgouverneur von Moskau, dem Gouverneur der Stadt, dem Ober⸗-Polizeimeister und von mehreren anderen hohen Würdenträgern empfangen. Am Bahnhof war eine Ehrenwache vom Astrachanschen Regiment aufgestellt. Vom Bahnhof aus wurden die Krönungsinfignien hierauf in feierlichem Zuge nach dem Thronsaal im Kreml übergeführt. Voran ritt ein Trompetercorps, dann folgte eine Abtheilung des 3. Sumschen Dragoner⸗-Regiments, an welche sich 4 Kammerjunker und 4 Kammerherren in offenen Wagen an— schlossen. Sodann folgten 2 Ceremonienmeister, J stell vertretender Ceremonienmeister, der Hofmeister Baron Bühler. Hierauf kamen in einzelnen Wagen: die kleinere Kette des Andreas— Ordens, die größere Kette des Andreas-Ordens, der Reichs— apfel, das Szepter, die Krone der Kaiserin, die große Krone des Kaisers. Eine Schwadron des dritten Sumschen Dragoner— Regiments bildete den Schluß des Zuges, der das Nikolsky⸗ thor passirte und bei der Waffenkammer anhielt, wo die Krönungsinsignien vom Grafen Drlow⸗Davxidow und anderen Würdenträgern in Empfang genommen und nach dem Thron⸗ saal gebracht wurden. Auf dem ganzen Wege hatten sich große Volksmassen aufgestellt, die den Zug unbedeckten Hauptes an sich vorüberziehen ließen.

Dänemark. Kopenhagen, 12. April. (W. T. B.) Im Folkething brachten die Radikalen und Gemäßigten der Linken heute den Antrag ein, eine Adresse an den König zu richten, worin auf die steigende Mißstimmung gegen das Ministerium hingewiesen werden soll, dessen äußere und innere Politik nicht geeignet sei, das Wohl des Landes zu fördern. Bei der Menge der Vorlagen, die der Erledigung harrten, leide das Interesse des Königs und des Landes. Obgleich vier Auflösungen stattgefunden hätten, habe die wachsende Majorität die Auffassung der Kammer bestätigt und könne auf diesem Wege das Mißverhältniß nicht beseitigt werden. „Wir wenden uns deshalb an den Thron mit dem Wunsche, es möge dem Könige gelingen, die Bedingungen für ein ersprießliches Zusammenarbeiten der verschiedenen Glieder der Gesetzgebung herzustellen.“

Zeitungõstimmen.

Der zu Villingen erscheinende Schwarzwälder“ sagt in einem „Ueber Zölle“ betitelten Artikel:

.... Man mag Über Hrn. von Bismarck denken, wie man will, man kann sein volitischer Gegner sein, aber in wirthschaftlichen Fragen hat er selbst viele Demekraten, sofern solche nicht Handel oder gar nichts, sondern Industrie oder Landwirthschaft treiben für sich gewonnen. Zölle, sagen die liberalen Parteien, taugen nichts, selbst die nationalliberale Partei, welche so lange treu zu Bismarck stand, hat ihn in der Zollfrage bedauerlicher Weise im Stich ge⸗ lassen. Im Interesse der freiheitlichen Entwickelung liegt es, daß die Führer der liberalen Parteien nicht länger ihr Ohr den praktischen Wünschen des Volkes verschließen, denn sie treiben damit ihre Wähler ins konservative Lager.

Man lasse sich doch nicht irre machen durch das ewige Gerede: Zölle vertheuern alle Lebensbedürfnisse, schaden dadurch unserer In dustrie und richten den „armen Mann? zu Grunde! Der arme Mann“ damit ist doch in erster Reihe der Arbeiter gemeint ist in den Vereinigten Staaten von Nordamerika besser daran, als in irgend einem europäischen Lande, obwohl Amerika die höchsten Zölle bat. Ja, was noch mehr ist, Amerika hat fast gar keine direkten Steuern, bereits alle Staatsbedürfnisse werden durch Zölle nnd indirekten Steuern gedeckt und das Volk geht nicht zu Grunde, im Gegentheil, es prosperirt, wie kein anderes der Erde, und man wagt ihm nicht einmal den Vorwurf der Unfreiheit zu machen, wie es hier zu Lande Demjenigen passirt, welchem es nicht möglich ist, in der Befürwortung indirekter Steuern, also auch der Zölle, ein Aufgeben politischer Volksrechte, eine Begünstigung des Kapitals zu erblicken. Wenn wir uns nicht irren, so sind in der Union 409 M jährliches Einkommen frei von jeder direkten Steuer. Man siebt, hohe Zölle, somit indirekte Besteuerung, sind kein Hinderniß für die 8 Entwickelung, für die wirhschaftliche Wohlfahrt eines

ö Das „Deutsche Tageblatt. hat die Handelsbilanz 61 1882 berechnet und kommt dabei zu folgenden Re⸗ sultaten:

...Es ergiebt sich also aus den wichtigern Waarenartikeln für das abgelaufene Jahr eine sehr beträchtliche Zunahme, sowohl der Ein⸗ wie der Ausfuhr gegen 1881, und jwar für erstere von 162, für letztere von 168 Millionen Mark. Schon diese beiden Zahlen allein legen einen vollgenügenden Beweis dafür ab, daß ein allgemeiner wirthschaftlicher Aufschwung stattgefunden hat.

Betrachten wir die an der Ein⸗ und Ausfuhr betbeiligten Waaren nach ibren Hauptgattungen und zwar nach dem Muster der im „Deutschen Handelsblatt! enthaltenen ebenso klaren wie erschöpfen⸗ den Uebersicht, dann ergiebt sich Folgendes:

Von den 36 Waarengattungs Nummern weisen 22 eine Mehr⸗ einfubr im Betrage von 185 Millionen Mark, dagegen 14 eine Mindereinfuhr im Betrage von 23 Millionen Mark auf, wonach also, wie schon gesagt, eine effektire Zunahme der Einfuhr von 162 Millionen Mark verbleibt.

An der Mehreinfubr ist das Getreide mit nahezu 73 Millionen Mark betheiligt, davon allein der Weizen mit 67 Millionen Mark, Roggen mit 15, Gerste mit 290 Millionen Mark; es würde demnach, wie schon diese drei Ziffern zeigen, der Werthbetrag der Mehreinfuhr ein noch bedeutend größerer gewesen sein, wenn nicht die gleichzeitige Abnahme der Maiseinfuhr um 49 Millionen Mark denselben wieder berabgemindert hätte.

Als die weiter bedeutendsten folgen alsdann: Wolle mit 26, Droguen⸗ und Farbewaaren mit 15, Vieh mit nahezu 14, Sxinn⸗ stoffe (ausgenommen Baumwolle) und Tabackblätter mit je 11, Seide mit 8. Baumwolle mit 65 Millionen Mark.

Eine Mindereinfuhr Faben junächst und alle anderen Artikel weit

überragend aufzuweisen: Fleisch und Schmalz mit je 12 Millionen

Mark (wodurch sich zum großen Theil die eben gezeigte Zunahme der

Einfuhr von lebendem Vieh erklärt), demnächst Mehl mit 5 Millionen

6 Petroleum mit nahezu 4, Holz und Leder mit je 1 Million ark.

An der Mehrausfuhr betbeiligten sich von den gedachten 36 Waarengattungen 23 mit 189 Millionen Mark, während für die 13 anderen eine Minderausfuhr von zusammen 21 Millionen Mark sich ergab, so daß 168 Millionen Mark effektive Zunahme verblieben.

Von den 21 Millionen Mark Minderausfuhr entfällt wiederum, wie es sich eigentlich auch von selbst versteht, der größte Antheil and zwar 7 Millionen auf Getreide, danach folgen zunächst Oel und Fit Theer und Pech, Zink und Pelzwerk mit je cirea 2 Millionen Mark.

An der so bedeutenden Mehrausfuhr vartizipirt so gut wie aus- nahmslos unsere gesammte Industrie, natürlich in sehr verschiedenem Maße. Die Hauptzahlen sind die folgenden: Produkte der Eisen—⸗ industrie 10 Millionen Mark, Maschinen aller Art 18 Millionen Mark,. Baumwollenwaaren 9 Millionen. Mark, Wollenwaaren 10 Millionen Mark, Seidenwaaren 17 Millionen Mark, Konfektions—⸗ waaren 10 Millionen Mark, Lederwaaren 10 Millionen Mark, Papier und Pappwaaren 8 Millionen Mark, Mühlenfabrikate 12 Millionen Mark. Rübenzucker 19 Millionen Mark, Hopfen 10 Millionen Mark. Selbstverständlich gestaltet sich der Antheil der einzelnen Artikel innerhalb der verschiedenen Industriebranchen an der Zu⸗ und Abnahme sebr verschiedenartig. So z. B. stieg in der Eisenindustrie die Ausfuhr des, eine stets wachsende Bedeutung beanspruchenden Artikels: Eisendraht allein um 19 Millionen Mark, während die Ausfuhr von Schienen und sonstigem Eisenbahnbaubedarf beträchtlich unter die in in 1881 erreichte Höhe herabging.

Im, Großen und Ganzen aber findet sich durch die vorstehend mitgetheilten Daten die erfreuliche Thatsache wohl zur Genüge erhärtet, daß es unserer vaterländischen Industrie unter dem Schutze unserer jetzigen Wirthschaftspolitik auch im abgelaufenen Jahre voll— auf gelungen ist, den an Re gestellten gesteigerten Ansprüchen Genüge 6 und damit die Jahresbilanz wiederum zu einer günstigen zu gestalten.

Der „Neuen Preußischen Zeitung“ wird aus Weimar, 9. April, berichtet:

Wenn liberale Blätter immer aufs Neue das Vorhandensein un—⸗ günstiger wirthschaftlicher Verhältnisse behaupten, so wird ebenso un⸗ ermüdlich auf Zeuguisse verwiesen werden müssen, die das Gegen tbeil bekunden. So führt der jetzt veröffentlichte Jahresbericht des Fabriken⸗Inspektors für das Großherzogthum den Nachweis, daß im Jahre 1882 die Entwickelung der von ihm revidirten Anlagen eine gunstige gewesen ist. Die Zahl der Arbeiter derselben ist vermehrt worden; irgendwie erhebliche Stockungen, die zu einer Ein⸗ schränkung der geschäftlichen Thätigkeit geführt hätten, sind nicht ein⸗ getreten. Wenn auf dem Gebiete der Textilindustrie eine Verminde⸗ rung der Zahl der Arbeiter eingetreten ist, so erklärt sich dies aus dem Umstande, daß die kleinen Fabriken ihre Thätigkeit wegen der größeren mit besten Maschinen arbeitenden Fabriken beschränken mußten. Aber auch auf diesem Gekiete war der Verkehr ein sebr reger. Diese Besserung der Verhältnisse ist auch den Arbeitern zu gute gekommen; sie haben nicht nur reichliche Arbeit gehabt, sondern auch die Löhne sind zum Theil nicht unbedeutend erhöht worden. Der Bericht bezeichnet die wirth⸗ schaftliche Lage der Arbeiter ausdrücklich als eine günstigere und rühmt auch das bessere Einernehmen zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern, was wesentlich verursacht sei durch das die Agitation be⸗ schränkende Sozialistengesetz. Dasselbe habe „außerordentlich zur Be⸗ ruhigung der Arbeiter beigetragen. Auch dies ist bedeutsam, zumal gegenüber den ftets wiederkehrenden gegentheiligen Behauptungen.

Aus Seyda (Kreis Schweinitz, 7. April, meldet man demselben Blatte:

Fast in sämmtlichen größeren Holzauktionen, welche im Laufe des letzten Winters in den umfangreichen Forsten der hiesigen Gegend abgehalten wurden, hat man, während Brennholz zu hohen Preisen verkauft wurde, für Bauholz durchschnittlich nicht einmal die festgesetzte Taxe erreicht.

Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 7. Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten; vom 12. März 1883, betr. Statistik der Güterbewegung; vom 24. März 1883, betr. Aus- rangirung von Betriebsmitteln; vom 28. März 1883, betr. Statistik der Güterbewegung; vom 28. März 1883, betr. Statistik der Gürer⸗ bewegung; vom 29. März 1883, betr. Berechnung von Miethen für Postdienstlokale, Pächte, Zinsen ꝛc. für Theile eines Monats; vom 30. März 1883, betr. Aenderungen der Vorschriften für die gegen⸗ seitige Wagenbenutzung der Staatsbahnen; vom 31. März 1883, betr. Zulassung von Dynamit, Sprenggelatine⸗ und Gelatine⸗Dynamit⸗ patronen aus der Fabrik Zamky in Böhmen zum Eisenbahntransport; vom 3. April 1883, betr. Abänderung und Ergänzung des Betriebs reglements für die Eisenbahnen Deutschlands; vom 6. April 1883, betr. Befreiung der Beamten von Entrichtung der gesetzlichen Wittwen- und Waisengeldbeiträge. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 1. April bis inkl. 7. April er. zur Anmeldung gekommen: 470 Eheschließungen, 785 Lebendgeborene, 42 Todtgeborene, 549 Sterbefälle.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Die im Verlage von Sigmund Bensinger in Wien, Leipzig und Prag erscheinende, von Heinrich Laube besorgte Pracht“ ausgabe von Lessings Werken ist bis zur 53. Lieferung ge— diehen. Damit gelangt die ‚Hamburgische Dramaturgie“ und der dritte Band der reich illustrirten und vornehm ausgestatteten, dessen ungeachtet aber wohlfeilen Ausgabe des Dichters zum Abschluß.

Geschichte der Kunst im Alterthum. (Ggppten, Assyrien, Persien, Kleinasien, Griechenland, Etrurien, Rom.) Von Georges Perrot und Charles Chipiez. Autorisirte deutsche Ausgabe. Egypten. Mit ungefähr 600 Abbildungen im Text, 5. farbigen und A schwarzen Tafeln. Bearbeitet von Dr. Richard Pietschmann. Leipzig, F. A. Brockhauß. 1883. Dieses splendid ausgestattete und sorgfältig illustrirte Lieferungswerk ist jetzt bis zur 11. Lieferung vorgeschritten. In der 8. Lieferung begann das hervorragend interessante Kapltel, welches die Tempel des neuen Reichs zum Gegenstande hat und namentlich die bewunderungswürdigen Prachtbauten von Karnak,