des Nationalvermögens allein den Besitzenden, den Unternehmern zu Gute gekommen, daß aber die armeren Klassen dabei leer gusgegangen seien, daß also die Folgen der Wirthschaftspolitik eine Bereicherung der Reichen und eine Belastung der Aermeren seien, indem letztere durch die indirekte Besleuerung Färter betroffen würden als ersters Daß aber dieser Einwand pinfällig ist. wird sich sofort aus fol. ender Betrachtung ergeben. Wenn die Gegner der heutigen Wirth schaflspolitit in dem einen oder anderen Falle die günstigere Lage der Industrie nicht mehr zu leugnen vermögen, dann sind sie stets mit dem Einwande bei der Hand, man müsse ja eine Steigerung der Produktion, eine Erweiterung des Absatzes zugeben, da aber die Preise für die Produkte sich nicht gehoben hãtten, bedeute dieselbe nicht viel für die Gefammtprosperitãt der Industrie. ;
Nehmen wir nun an, die wirthschaftspolitischen Gegner hätten mit der letzteren ven ibnen vielfach aufgestellten Behauptung vollkom men Recht, und halten wir die oben dargelegten Zablenverhãltnisse daneben, fo würde sich ergeben, daß um jene kolossale Werth⸗ steigerurg der industriellen Unternehmungen, zu bewirken, eine ganz Ingeheure Menge von Arbeit in Deutschland in diefen Jahren mehr geleistet worden sein muß als. frũher; denn nür durch Arbeit können die Industriellen produziren, nur durch aufgewendete Arbeit können die Unternehmungen prosperiren. Arbeit ist es alfo gewesen, die diese Werthsteigerung kervorgebracht, S. h. es hat die arbeitende Klasse eine nachgewiesene Steigerung der Ärbeitsgelegenheit und damit naturgemäß auch eine nicht weniger bedeutende der von ihr erarbeitenden Löhne als Resultat diefer fünfjährigen Periode zu verzeichnen. Wenn man nun entklich ins Auge faßt, wie viel Arbeit, geleistet werden muß, wie viel an Löhnen dafür aufzuwenden ist um im Jahresabschlusse eines industriellen Unternehmens eine gewisse Summe Als Reinertrag erscheinen zu sehen; wenn man sich vergegenwärtigt, 2 der Kapitalwerth aller indftriellen Unternehmungen um 30 A0, so höher veranschlagt werden darf; daß allein bei diesen 198 in Betracht gezogenen Aktien ⸗ Gesellschaften 124 Millionen Mehrwerth zu konstatiren ist, so. wird man sich cinen annähernden Begriff von demjenigen ungeheuer hohen Betrage machen können, den die Indrustrie jeßt an Löhnen mehr vVerausgaben mußte, um eine solche Steigerung ihrer Kapital werthe zu erarbeiten, d. h. alfo wie viel sie jetzt mehr an Lohn zahlt und mehr zahlen kann als 18758. Diese Verhältnisse sind so einleuchtend und in ihrer natürlichen Einfachheit einem Jeden so durchsichtig, daß gegenüber einem solchen Resultate der oben als wahrscheinlich erfolgende abgewirth⸗ schaftete Einwand, von dieser Werthsteigerung der industriellen Unterneh⸗ mungen habe die arbeiten de, ärmere Bevölkerung keinen Nutzen, ald hinfällig erscheinen muß, schon ehe er erhoben wird. Nur Arbeit konnte die⸗ fen Umschlag bewirken, und in der Möglichkeit der besseren, gesicher⸗ teren Verwerthung der Arbeitskraft liegt der Antheil, den der Arbei⸗ ter an den Segnungen der neuen Wirthschaftspolitik vorwegnimmt, noch ehe dem Ünternehmer sein Antheil erwachsen kann. ;
— Die „Frankfurter Zeitung“ macht mit Rücksicht auf den Umstand, daß der „Reichs-Anzeiger“ die von dem „Ledermarkt“ veröffentlichten Gutachten aus der Eifel als Zeitungsstimmen verbreitet habe, den Versuch, noch einmal die nachteilige Wirkung des Lederzolls zu beweisen. Dagegen replizirt der „Ledermarkt“ in einer längeren Ausführung, welcher wir folgenden Passus entnehmen:; ;
.. Daß die Preise für Sohlleder, wie jetzt die Frankfurter Zeitung“ behauptet, trotz des Zolles seit 1879 zurückgegangen sind, ist ganz unrichtig. Es 33 z. B. zur Frankfurter Ostermesse .
J 1880 1881 1882 bestes Wildkuh⸗ leder 180 - 185 182- 188 175 - 182 175 - 180 180 - 185
bestes Wildochsen leder 175 - 180 173- 180 170- 175 160 - 170 175-180
Wir haben also genau dieselben Preise wie 1879; zwischen⸗ zeitlich sind Schwankungen vorgekommen, wie bei jedem Stapel. artikel. Eine Vertheuerung des Sohlleders ist durch den Zoll nicht eingetreten und war bei ruhiger Ueberlegung auch nicht zu erwarten. Der Lohzoll hat die Produktion vertheuert, der Lederzoll keinen Auf⸗ schlag des Fabrikates gebracht, darin stimmen wir mit der Frankfurter Zeiturg“ vollkommen überein. Wir haben auch ebenso wie sie den neuen Tarif vor dessen Festsetzung bekämpft, wir können auch heute den Schutzzöllen kein Lob singen. Aber noch viel weniger kann es die deutsche Lederindustrie vertragen, jetzt, nachdem alle Nachbarländer hohe Schutzzölle haben, nachdem Amerika nach wie vor exorbitante Zölle guf Leder erhebt, den bestehenden Tarif, wie von vielen freihänd⸗ lerischen Organen gewünscht wird, wieder fallen zu lassen, im Gegen⸗ theil, er muß in der von uns vorgeschlagenen Weise reformirt werden, wenn er nicht nur die Schundproduktion begünstigen soll. Und einen bedeutenben Vortheil hat die deutsche Lederindustrie durch das Verdrängen ausländischer Leder von unserem Markte doch er⸗ langt; sie bat eine stabilere, gesundere Geschäftslage erreicht, die Ueberproduktion und das übermäßige Kreditiren sind verschwunden, und ihre Exportfähigkeit hat sich gehoben. (Die Exportfähigkeit hat fich dadurch gehoben, daß jetzt, nachdem das inländische Absatzgebiet unbestritten wieder der deutschen Industrie allein gehört, die Fabrikation sich besser einrichten konnte und sowohl für Inlandskonsum wie für Export genau passende Sortimente liefert.) . . Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet aus Kiel, 12. April:
Auf Veranlassung der Besprechungen des Verbandes der Färber und verwandten Gewerbe guf, dessen letztem Verbandetage hat sich nach Mittheilung Lübecker Blätter eine Verbandsinnung der Färber mit dem Sitze in Kiel gebildet, der Berufsgenossen aus Lübeck, Güstrow, Moͤlln, Flensburg, Neumünster, Wesselburen, Kappeln, Greyismühlen und Bordesholm beigetreten sind. — Es ist dies unseres Wissens die erste sich neu konstituirende Innung, welche über den Bezirk einer höheren Verwaltungsbehörde hinaus sich erstreckt.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 15. — Inhalt: Zoll ⸗ und Steuerwesen: Bestimmungen, betreffend die Ermittelung des zollpflichtigen Gewichts von in Eisenbahnwagenladungen eingehen den Massengütern. Ausführungsbestimmungen zur Verordnung, betreffend das Verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten amerikanischen Ursprungs. — Befugniß einer Steuerstelle.
= Konfsulatwesen: Exequaturertheilung. — Bankwesen: Statut der deuischen Rotenbanken Ende März 1383. — Maß und Gewichte wesen: Abänderungen des Verzeichnisses der Aichungs ˖ Aufsichtsbehör⸗ den und der Aichämter. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Gewerbe und Handel.
Die Bilanz der Dise onto⸗Gesellschaft für 1882 . folgende Ziffern auf: Aetiva; Kassenbestand 14 660 851 MS, Wechsel⸗ benände 36 186 104 M16, Reports 12481 402 „60, börsengängige EGffekten 35 17 965 „M, diverse Werthpapiere 462 811 S6, Debitoren 62 110 502 ½ , Dixerse 62795 061 M, in Summa 169 998 796 6 Passiva: Kapital 60 169 710 M, allgemeine Reserve 12760 193 , Depositrechnung mit Kündigung 20 952 007 S6, Kreditoren 36 586 0035 6, Aecepte 8 Sas 446 , Pensignskafse 929 748 . Dividende der Kommanditäre 6 300 000 S6, Diverse 1297 493 4, Reserve⸗Vortrag 1264 201 41, in Summa 169 998 796 .
. Die Berliner , ladet im Verein mit der Firma von Erlanger u. Söhne in Frankfurt a. M. zur Subskription auf 20 0900 000 Lire Nom. Aktien der Westsizil ig nischen Eisenbahn ein. Das gesammte Aktienkapital der Gesellschaft be- trägt 22 Millionen Lire in Appoints von 500 Lire. Die Emission
Gestern sind an allen Staaistassen Italiens die Bagrzah— Iun gen wieder aufgenommen worden. Seit 1866 hatte das junge Königreich Italien unter der Gold und Silber, selbst die r und nur Bronzemünjen von 5 und 10 Cis. bildeten neben Staatg⸗ papiergeld und Schein gali 59 Fts. I Fr. oder etwa 35 3 deutschen Geldes, das Goldagio oscillirte um 10 9s, *
z des war die Rückkehr zu geordneten Geldverhältnissen, des Zwangecourses und die Wiederherstellung der il wichẽigste wirthschaftliche Aufgabe der italienischen Finanzpolitik. Die
Magliani dieses Ziel
Anerfennug, als dle dem Unternehmen entgegenstehenden Schwierigkeiten unüberwindlich schienen.
Interesse
— Die Berl. Börs. Itg.' schreibt unter dem 13. April:
errschaft des Zwangẽecourses zu leiden, n Scheidemũünze war abgeflossen Banknoten die Circulation des Landes. Der kleinste es im Laufe der die Finanzen herzustellen, das De⸗ Krerit des Landes zu heben, die Beiseitigung Metallvaluta die
Nachdem
war,
gelungen und den
zu beseitigen
Intelligenz und Energie, mit welcher der italienische Finanz · Minister zu erreichen wußte, verdienen um so gröõhere
In der That gehörten eine ganze Reihe unberechenbarer Glücksfälle dazu, um Italien bisher reussiren zu lassen. Wir unfererfeits haben die italienische Geldreform stets mit lebhaf⸗ fefter Symrathie behandelt, da das Gelingen derselben nicht nur im; Italiens, fondern auch im Interesse des gesammt Welt⸗ Fandels liegt und somit auch Beutschland zu Gute kommt. Rürnberg, 14. April. (Dopfenmarktbericht von deopold Held) Bei unverändert ruhiger Stimmung wurden Mittwoch, Donnerstag, Freitag und heute jusammen ca. 200 Ballen Hopfen am Markte verkauft; die Zufuhr des gleichen Zeitraumes belief sich auf gegen 120 Säcke, und zwar sind dies größtentheils geschwefelie Badische und Lothringer, sowie Englische Retourhopfen, von welch letzteren indeß ein ansehnlicher Posten bereits wieder Kãufer gefunden hat und in der oben angeführten Umsatzziffer einbegriffen ist. Gezahlt wird für Prima Polen, Hallertauer, Badische, Württemberger und Elsässer 460 - 410 4A, für . Mittelwaare 360 – 385 6, für leichte, in der Farbe leidende Hopfen 325 — 340 . geringe Sorten nottren von 30h 66 an. Gesucht war in dieser Woche vornehmlich beffere Mittel⸗ und Primawaare, während geringe und gelbe Hopfen vernachlässigt blieben. ; ; Giasgow, 14. April. (W. T. B). Die Vorräthe von Rohcifen' in den Stores belaufen sich auf 582 T0 Tons gegen 638 60 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 111 gegen 108 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten.
Breslau, 14. April. (W. T. B.) Die heutige außerordentliche Generalverfammlung der Rechte ⸗Oderufer · Bahn beschloß ein ⸗˖ flimmig die Ännahme der ihr wegen Baues eines Flügelgeleises von Schottwitz nach Rosenthal gemachten Vorlage.
Hamburg, 15. April. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer Westphalia“ hat heute Morgen 5 Uhr die Seilly⸗Inseln passirt.
Triest, 15. April. (W. T. S.) Der. Lloyddampfer Aglaj a“ ist heute Nachmittag mit der ostindischen Ueberlandpost
aus Alexandrien hier eingetroffen.
Antwerpen, 15. April. (W. T. B.). Der Dampfer des
Norddeutschen Lloyd ‚Nürnberg“ ist auf der Heimreise gestern Abend 8 Uhr hier eingetroffen. Southampton, 14. April. (W.. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd . Werra“ ist heute Nachmittag 2 Uhr hier eingetroffen. ; ; ö Schlüffelburg, 14. April, (W. T. B.) Die Newa ist bis auf 3 Werst auswärts von hier eisfrei. New ⸗ York, 15. April. (W. T. B.) Der Ham burger Postdampfer „Bohemia; ist gestern hier eingetroffen. — Die Dampfer des Korddeutfchen Lloyd . El be“ und Neckar“ sind heute früb hier angekommen. — Der Hamburger Po st⸗ bampfer . Wieland“ ist am 12. April hier eingetroffen.
Berlin, 16. April 1883.
Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Frühjahrs- meeting 1883 des Vereins für Hindernißrennen. Sonntag, den 15. April. Der Besuch der Rennbahn zu Hoppe⸗ garten war, durch das schöne Wetter begünstigt, ein sehr reger. Die Rennen, die sehr gut besetzt waren, begannen um 13 Uhr mit J. Eröffnung s ⸗Rennen. Preis 700 966 Hürden ⸗Rennen. . jähr. und ältere Pferde. 50. S6 Eins. 30 6 Reugeld. Der Sieger ist für 5000 6 käuflich. Distanz V00 m. Das Rennen hatte Iz Unterschriften erhalten, von denen 6 Reugeld zahlten und 7 am Pfoften erschienen. Es siegte nach einem sehr schönen Rennen des Lieut. Neumann (12. Ulan. Regt.) a. br. St.. Hymne“ nach Belieben mit 20 Längen gegen des Trainer Kelly a. br. St. „Illusion“ und erhielt 1235 „ ' In der Auktion wurde die Stute für 300 AM an Hrn. von Oertzen derkauft und da sie nur mit 2000 6 eingesetzt war, erhielt die Rennkasse 10 M — Es folgte um 2 Uhr: . II. Offizier⸗Fagd⸗ Rennen. Preis 700 6 Für 4jähr. und ältere Pferde, welche im verflossenen Jahre kein Rennen im Werthe von mindestens 800 . gewonnen haben, im Besitz von aftiven Offizieren der deutschen Armee und von solchen zu reiten. 25 S Einfatz, 10 S Reugeld. Distanz 3009 Meter. — Von den 15 zu diesem Rennen genannten Pferden zahlten 7 Reugeld und 6 erschienen am Start. Es siegte leicht und sicher nach einem schönen Finifh mit 5 Längen des Lieut. v. Sydow J. Sjähr. br. St. Red. sock⸗ unter ihrem Besitzer gegen des Rittmstr. v. Tresckow (I. G. UI.) a. F. W. . Mozart“ unter seinem Besitzer und des Lieut. v. Schöner marck Iz. uf) a. F- St. - Pandora! unter Lieut. v. Oheimb. Medlock erhielt 742 6, . Mozart! 126 16 und „Pandora“ 42 M. — Dem Rennen schloß sich um 25 Uhr an: . . 111. VBerkaufts⸗Jagd⸗Rennen. Preis 600 66. Für jähr. u. ältere Pferde. 50 S Einsatz. 30 6 Reug. Distanz 3000 m. — 5 Pferde wurden zu diesem Rennen genannt und erschienen am
G. Pitzschfe 4. br. H. . Rocorco“ mit einer Halslänge gegen Mr, a. br. W. . Wegelagerer
Tages bildete um 3 Uhr: IV. Versuch s⸗Hürdenrennen. 20 4 Einsatz, 10 4M. Reugeld.
wonnen haben.
Pfosten erschienen. sicher mit 8 Längen Vorsprung des Hrn. A. F. H. gegen des Mr. Henri Eryeina⸗ marck (. Garde ⸗ Dragoner) 6 jähr. F. v. Kramsta. und „ Schlenderhan 66 M — 22. April statt.
Im Verein für die Geschichte Berlins gab am Sonn abend vor einer zahlreichen Versammlung Hr. Oscar Schwebe
eine Skizze von Nicolaus r ꝛ Dichter, die uns in diesem Winter vorgeführt worden sind. Di
v. Oertzen 6 jähr
Conqueror 4 jähr. br. St
nach den Schlachten von Fehrbellin und Ofen. Gleichzeitig wird ih
fein. Nach anderen Stellen hat Peucker in
Pfosten. Nach einem überraschend schönen Rennen siegte des 33 oan
; und erhielt den Werth voa 830 M6 In der Aufston wurde der Sieger nicht gefordert. — Den Schluß des
ĩ Preis 700 MÆM.. Herren⸗ reiten. . 4 jähr. und ältere Pferde, welche noch kein Rennen ge⸗
Distanz 2000 m. Dem zweiten Pferde 60 oo der Einsätze und Reugelder. Das Rennen Fatte 15 Unterschriften, von denen 8 Reugeld zahlten und W am Vom Start bis zum Ziele führte und siegte
unter Hrn. v. Tepper ⸗Lacky und des Rittm. Grf. v. Bis⸗ H. . Schlenderhan! unter Lieum. Conqueror‘ erhielt 766 „M,, Erycina. 132 M Die nächsten Rennen finden am
Peu cker, dem dritien der altberlinischen brandenburgische Kriegs und Siegespoesie nimmt ihren Anfang sofort
ein sehr erfreulicher Aufschwung gegeben durch den Mann, den wir mit Recht, als den ersten und eigentlichsten Berliner Dichter bezeich= nen können. Es ist dies Hr. Nicolaus Peucker. Die Lebensumstände des merkwürdigen Mannes liegen sehr klar, aber auch sehr eintönig und einförmig vor uns. Um 1616 muß er in Schlesien geboren worden rankfurt a. O. studirt
burgischen Residenzstadt Kölln an der Sxree, Rathskmmerer und Gerichte advokat. Des Dichters Verhältnifse waren keiner wegs behäbig, er klagte bäufig über Krankheiten und Noth und — 1675. Erst im Jahre i702 gab der Buchbändler Otto Christian Pfeffer seine Gedichte in der Schlichtigerschen Druderei n Berlin heraus, unter dem Titel: Nic. Peucker, des berühmten Köllnischen Poeten und werland Churfürstlich brandenburgischen Kammergerichts ⸗ Advo⸗ faten, wie auch Stadtrichters und Raths ⸗Kämmererg zu Kölln an der Spree. Wohnklingende und lustige Pauke, von 190 sinnreichen Scher). gedichten, theils den hoben Herrschaften in tiefster Unterthãnigkeit. theilt vielen hohen Adeligen und viclen andren vornehmen hiesigen Familien zu besonderen Ehren geschrieben . Diese Gelegenheitsdichtungen, zum Theil auf Bestellung eser e baben ein kulturhistorisches Ju⸗ tereße, denn fie schildern die Zustände des damaligen Berlins.
Die Juristische Gesellschaft trat am Sennabend, zu ihrer fälligen Monatssitzung zufammen, in welcher der Geschäftsbericht über das verflossene Geschäftsjahr erstattet wurde; der bisherige Vorstand mit dem Geheimen Ober ⸗Fingnz-⸗Rath Koch an der Spitze wurde durch Acelamation wieder gewählt. Am 10. April waren es drei- hundert Jahre gewesen, k. Hugo Grotius, der große niederländische Gelehrte und Begründer des Völkerrechts zu Delfft geboren wurde. Ihm galt die Festrede des Abends, die der Geheime Ober. Post . rath, Professor Dr. Dambach, hielt. Redner gedachte zunächst des romanhaften Lebens, des erstaunlichen vielseitigen Wissens des Gefeierten, den man all eine pbänomenale, Erscheinung bezeichnen dürfe. Hugo Grotius beherrschte gleichmäßig die Philosophie, Philologie, Mathematik, Theologie, Kirchengeschichte und Geschichte, und dichtete dabei Dramen und Gedichte. Er war ein Wunderkind, das aber auch hielt, was es bereits in frühen Jahren ver sprach. Was ihn aber für alle Zeiten berühmt gemacht hat, sind zwei Werke, zunächst das Buch 48 mare libero“, in welchem er rach⸗ weist, daß die Schiffahrt auf. dem Meere einem jeden Volke zustehe, und dann sein unsterbliches Hauptwerk: de jure beili ac paecis libri tres“. Fünfundvierzig Auf⸗ lagen hat dieses 600 Seiten starke Buch in 100 Jahren erlebt, und noch jetzt, nach 250 Jahren ist in Berlin eine nene Uebersetzung er⸗ schienen. Das Alterthum kannte kein Völkerrecht, es war dies eine logische Konseguenz der antiken Rechtsauffassung; ebenso verhielt es sich im Mittelalter. Erst als die Reformation die Banden des Heistes löste, als die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien den Blick erweiterte und die Greuel des 30jährigen Krieges überstanden waren, erst da brach sich die Ueber zeugung Bahn, daß es auch ein jus inter gentis geben müsse. Einzelne Fragen wurden in einzelnen Abhand⸗ lungen besprochen. Da kam einem Meteor gleich Hugo Protius und stellte mit einem Schlage der erstaunten Welt das vollständig abgeschlossene System eines Völkerrechtes hin. — Die Gesellschaft beschloß, sich mit einem Beitrage an dem Denkmale zu betheiligen, das Grotius in Delfft gesetzt werden soll.
Die Große Allgemeine Gartgnbau-Ausstellung ist gestern um 1 Uhr im Etablissement der Philharmonie eröffnet wor⸗ den. Sie stellt alle ihre hiesigen Vorgängerinnen an Reichhaltigkeit der Ausstellungsobjekte, sowie an Großartigkeit der Arrangements in den Schatten. Die Ausstellung bildet ein geradezu entzückendes Bild und ein sprechendes Zeugniß von der hohen Entwickelung der Garten— baukunst. Ueber 360 Aussteller haben ihr Bestes hier zusammen⸗ gebracht, und obgleich 6006 am zur Verfügung standen, hätte doch der Platz verdoppelt werden müssen, wenn man allen Anforderungen genügen wollte. Indem wir uns vorbehalten, auf die Ausstellung noch näher einzugehen, weisen wir durch Mittheilung der Jury ⸗Ent⸗ scheidung auf die hervorragendsten Ausstellungs objekte hin. Eine stattlichere Anzahl von Einsendungen hat wohl keine der bisherigen. Berliner Blumen; und Pflanzenausstellungen zu verzeichnen gehabt. Eine deutfche Ausstellung, von Nord und Süd, Qst und West des Vaterlandes befchickt, zeigt uns zum ersten Male ein Gesammtbild defsen, was die Gartenkunst der heutigen Tage eigentlich zu leisten vermag. Den gien entsprechen auch die Leistungen. Wir führen hier zunächst die Hauptpreise an, da die Einzelvertheilung derselben sich erst am heutigen Tage entscheidet. 15 Den Preis Sr. Majestät des Kaisers un Königs, die große gol⸗ dene Medaills in Gold (ca. 550 M6 an Werth) erhielt der Ober⸗ gärtner des Hrn. Kommerzien⸗Rathg Prins ⸗Reichen heim, Hrn. Ober⸗ gärtner Haack für seine dekorative Palmen⸗ und Blattpflanzengruppe, als die relativ beste und an sich vorzüglichste Gesammtleistung; 2) Preis Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, 2 auf ornamentalem Gußgestell aus cwivre poli; 3 Gartenban⸗ Direktor Gaerdt (Geh. Kommerzien⸗Rath Borsig-⸗Moabit) für die schönste und reichhaltigste Gruppe von blühenden und nicht blůhenden Pflanzen des Warm⸗ und Kalthauseß. 3) Preis Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kron⸗ prinzen und der Frau Kronprinzessin Hr. Friedrich Harms für kochstämmige blühende Rosen in 50 Sorten. 4 Preis Sr. Königlichen Hoheit des Hochseeligen Prinzen Carl von Preußen, 1 silberner Aufsatz Hr. Garten⸗Inspektor Kirchhoff (Fürst]. Fürstenbergscher Hofgärtner, Donaueschingen) für Dickpflanzen und Bromeliaceen. 3) Ehrenpreis, der Stadt. Berlin, Sho S. Hr. G. Inspeltor Kirchhoff⸗Donaueschingen — für die reichhaltigste Gruppe blühen⸗ der Orchideen. = Ehrenpreis desgl. : Hr. Hoflieferant G. A. Schultz ⸗Eckardtkẽ⸗ berg für daß größte Sortiment Azaleen in mindestens 109 Exemplaren. 7) CEhrenprels / desgl.: Hr. Oekonomie ⸗Rath 8. Späth. Berlin ö. die reichhaltigfte Gruppe bei uns im Freien ausdauernder Coni⸗ eren. 8) Ehrenpreis desgl.: Hr. E. Thiel — Leipzigerstraße, für die hervorragendste Leistung in Blumenarrangements. ; 9) Ehrenpreis desgl.; Hr. Garten ⸗Insp. Kirchhoff, Donaueschingen Gräfl. von für
Vasen
— fuͤr ein Sortiment blühender Warm hauspflanzen.
10 Ehrenpreis desgl.: Hr. Garten-⸗Direktor Runtzler, Hardenbergsche Gartenverwaltung Nörten i. Hannover — ornamentale Gruppen.
11) Preis des Kultut⸗Ministeriums 200 M: Hr. Haage u, Schmidt Erfurt — für Gefammtleistungen auf dem Gebiete des Gartenbaues.
Das Königliche Schau spielhaus beging am Sonnabend die 16GGsährige Wiederkehr des Tages, an welchem Lessings Nathan der Weise⸗ bei der Döbbelin'schen Gesellschaft in dem damaligen Natlonal⸗Theater (in der Behrenstraße) zum ersten Male in Berlin über die Bretter ging, durch eine wohlgelungene unverkürzte Auf= führung dieses Drama s, welcher Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz bis zu Ende beiwohnte. Die erste Aufführung im Königlichen Hoftheater erfolgte im Jahre 1891, und zwar nach der dem Drama in Weimar gegebenen Schillerschen Einrichtung. Seit dieser . Zeit haben 205 und mit der Sonnabend-Aufführung also 204 Auf⸗ führungen stattgefunden. Die Titelrolle zab in der Saͤcul ar · Votellung Hr. Berndal, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger Döring und deffen in den Details scharf realistischer Ausgestaltung dieselbe idealer und den Absichten des Dichters gemäßer darstellte. Den Sultan repräsfentirte Hr. Johannes in Haltung und Sprache sehr würdevoll; dagegen vermochte Hr. Ludwig als Tempelherr die Er⸗ ĩ innerung an den früheren Inhaber dieser Rolle, Hrn. Liedtke, nicht
zu verwi schen. Das übervolle Haus zeichnete die Hauptdarsteller mit
. reichem Beifall aus.
r Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (K‚essel. Druck: W. Elsner.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen ⸗ Beilage).
Berlin:
findet am 17. d. M. in Deutschland zum Course von 870so bei den genannten Firmen statt.
und ist von da nach
Berlin gekommen, zuerst als Gerxichtsseketär, und findet sich 1654 als Stadtrichter der Churfürstlich Branden⸗
care eri iren. er Kö
(abb)
M S9.
—
. . Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Prenßischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Montag, den 16. April
1883.
Aichtamtliches
Preußen. Berlin, 16. April. Im weiteren Ve
laufe der vorgestrigen (66.) Sitzung des Reichstags des Entwurfs eines Gesetzes,
G auf Grund der Berichte der VI. aur ie w mr . 109
wurde die zweite Berathung
betreffend die Abänderung der
fortgesetzt.
Der Bundeskommissar Geheime Regi zi
. gierungs⸗R erklärte, der Abg. Löwe habe mit e , r r. 6 hier aus verlangt;
1 die Erklärungen der Kommission abgegeben, und in 6
wiederholt eine Aeußerung zur Sache von er komme dessen Wunsche na 1 . * sche nach und sage: ortlaut in den Kommissionsbericht aufgenommen sei 6 vom Bundesrathtische aus nur wiederholt 2 gere . 87 fed 3 ö ö. ea, . insofern verändert, al — en grundlegen Besch 6. . genden Antrag, bezw. den Beschlu elt habe, definitiv zum Beschlusse Reichs regierung jetzt also ee beschlusse gegenüberstehe.
6 9 . sein, eschlusse seiner Kommission bei
handele es sich nun noch, j , . mit abzumachen, Genossen
n J inter den Worten „ist die Erklärung des Vaters nicht — schaffen“ einzuschalten: „oder verweigert . ö
Arbeiters“. anzunehmen. ; Dieser Antrag,
7 ker ,,, abzielten. Vom
sche sei anzuerkennen, wie es ebenfalls its mission geschehen sei, . ö Boden der Gewerbeordnung bezw.
Ergänzung der Gewerbeordnung herbeigeführt werden wü Da nun in diesen beiden Beziehungen ker mlt . mission volles Einverstandniß auf allen Seiten geherrscht habe, könne diesseits erklärt werden, daß, falls das hohe Haus sich in gleichem Sinne entscheiden sollte, der Bundes— rath einem solchen Beschlusse voraussichtlich beitreten werde. h Der Abg. von Schalscha befürwortete den Kommissions— eschluß. Die Arbeitsbücher würden den anständigeren Ele⸗ menten unter den Arbeitern ermöglichen, sich als solche zu ö re mt, kei et nn die irbeir m dhase au die Liberalen würden später ausessen müsfen, was . Ii. eingebrockt habe. Er sage dem Abg. Löwe: das Centrum zehre schon lange an dem Bissen, welchen die Linke eingebrockt habe. Er könne der Linken entgegenhalten: Aktiengesetzgebung Gründerschwindel, Wucher, Maigesetze, Expatriirungsgesetz er thue das aber nicht. Der Abg. Löwe berufe sich auf das Votum der Arbeiter. Nun, er habe in seinem Wahlkreise eine Volks versammlung einberufen, die aus allen Schichten und Parteien der Bevölkerung bestanden habe, und die sich einstimmig für die Arbeits bücher erklärt habe. Das Centrum halte es für nothwendig, daß diejenigen Arbeiter, die durch die Ungunst 9 Verhältnisse in eine ungünstige Lage gekommen seien, sich egitimiren könnten, und nicht der Vagabondage anheimfielen— .. sei eine Forderung der menschlichen Würde, daß man dem Arbeiter Gelegenheit gebe, nicht nur als Kraft und Maschine sich zu repräsentiren, sondern als Mensch, indem derfelbe sich . seine Identität ausweise. Er werde für die Arbeits⸗ . stimmen auf die Gefahr des Mißbrauches hin, der von iberalen und fortschrittlichen Fabrikanten gegen seine eigenen Gesinnungsgenossen damit getrieben werden könnte. zi Der Abg. Lüders (Görlitz erklärte, in der Novelle habe ichts von Arbeitsbüchern gestanden; erst zu Weihnachten ., der Abg. Ackermann die Arbeiter mit diesem Geschenk überrascht. Seine Partei habe dies nicht zu bedauern, denn . daraus, wie wenig diese Herren die wahren Freunde . rbeiter seien. Die Arbeitsbücher sollten nöͤthig sein für ö. Arbeiter wie für die Arbeitgeber. Beides treffe nicht zu. ie sollten den Arbeiter verhindern, ohne Kündigung wegzu— . Er habe selbst eine Fabrik geleitet, und könne uf ö seiner Erfahrungen dies nicht für stichhaltig erkennen. . unter Umstaͤnden Zeugnisse lieber sein, als diese Ar— 3. bücher, aber er sei auch dafür nicht, wenn diese Zeugnisse ein ö , für den Arbeiter sein sollten. Die Arbeits bücher hatten auch 3 edenkliche, daß der Arbeitgeber mißliebigen Arbeitern emerkungen in das Buch hineinschreibe, welche denselben die
um welche es sich bei z 6 Petitionen zu Stande gekommen? ch bei jenen Erklärungen gehan- und Zwickau ben den Vereine von ca. 100 Mitgliedern
erhoben habe, so daß di h so daß die 20 Mitglieder in einer Versammlung
. . Kommissions⸗ : esem Beschlusse ine 46 itali f ñ
Bundesrath noch nicht Stellung m e , . k Yritglieger hätten die. Bein on be cl fen, wenn etwa das hohe Haus dem i r eter Außerdem um dies bei dieser Gelegenheit gleich um den Antrag der Abgg. Munckel und
1) in den 5§. 108 der Regierungs vorlage
stimmung ohne genügenden Grund und zum Nachthei ö theile des 2) Den 5§. 137, Absatz 1 der Kommissionsvorlage
der auch bereits in der Kommission ge— . sei, schalte gewissermaßen aus dem Konn f re uf, ie rein geschäftlichen Punkte heraus, die auf eine Abände⸗ . wie in der Kom— daß in beiden . eine auf dem er Regierungsvo
liegende hervorgetretenen praktischen ch fn fr .
produziren, wie der Großindustrielle. durch Arbeitsbücher erreicht, nicht durch 3 sondern durch Fortbildungsschulen. Er hoffe tag die Arbeitsbücher ablehnen werde. z
Der Abg. Kräcker bemerkte, dieser Antrag sei eine Er
2. Das
noch weiter unter polizeiliche Aufsicht der Arbeitgeber. Die Arbeiter sollten werden von ihren Arbeitgebern politisch und liberalen Aera er dem Fortschritt zum s
ch
n trieben habe, n Vagabondage
8 von Arbeitervereinen für die Arbeitsbücher.
so würden die Arbeitsbücher viele
Davon hätten einige eine Petition beschlossen, und nun heiße es, der Verein, d. h.
Arbeiter sich frei äußern könnten, hätten si iter ö h t sie sich i . ausgesprochen. Er protestire k rbeiter, welche mit seiner Partei politisch übereinstimmten . die k der Arbeitsbücher. . ; Der Abg. Oechelhäuser erklärte sich im sei politijchen Freunde aufs KJ . zünftlerisch⸗agrarische Experiment, welches in dem Antrage . Einführung obligatorischer Arbeits bücher vorliege. Er sei bst früher Arbeiter in einer Fabrik gewesen, stehe ietzt an der Spitze vieler großer Etablissements, und stehe noch heute 7 so intimer Berührung mit dem AÄArbeiterftande daß er ü er Neigungen und Bedürfnisse des Arbeiterstandes wohl urtheilen könne. Er habe den Arbeiterstand achten und lieben gelernt, und suche den Arbeiter deshalb zu schützen gegen Einrichtungen, die die Arbeiter als ent⸗ . und erniedrigend für ihren Stand betrachteten . dem Arbeiter eine befondere Vertrauensstellung bein r eitgeher zu verschaffen, dazu enthalte das Arheitsbuch zu ., für die Prüfung auf bie technische Geschicklichkeit des Arbeiters sei es überflüssig. Von der Vagabondage bitte er . weiter zu sprechen. Liefere denn der gewerbliche Arbei— er zur Vagabondage ein erhebliches Kontingent? Könne nicht ö Vagabond andererseits sich einfach den Besitz eines Ar⸗ eitsbuchs sichern? Wolle man das Vagabondenwesen wirk⸗ sam treffen, dann erlasse man doch centralisirte Polizeimaß⸗ , sämmtlicher Polizeiorgane, dann beaufsichtige man esser die Kneipen und Pennen! Das Wanderlegitimations⸗ wesen bedurfe allerdings einer Regelung, das hänge aber mit der Frage der Arbeitsbücher nicht zufammen. Wolle man helfen, so befördere man die Büldung von Ünkerstützungs—⸗ vereinen und Arbeiterkolonien. Nur diejenigen Hand⸗ werker seien für Arbeitsbücher, welche das Wort obligato⸗ risch“ auf ihre Fahne geschrieben hätten. Auch die Arbeiter h i. . . gen sie fühlten ihr Ehrgefühl tt. Hüte man sich, die gereizte Sti Unzufriedenheit der Arbeiter noch zu ., der Unzufriedenheit sei namentlich die sozialistische Agitation welche diese Beunruhigung in die Arbeiterkreise' trage. Die Sozialdemokraten nähmen sich das Wohl der Arbeiter so zu Herzen, wie die Mitglieder des Reichstags, und wollten fie nach ihrer Fagon selig machen, aber wenn er sehe, was die Sozia demokraten fertig gebracht hätten, so halte er es für eine für das Wohl der Arbeiter sehr wichtige Maßregel die Arbeiter nicht der Sozialdemokratie in die Arme zu treiben ondern eher die Versöhnung zwischen Arbeitern und Arbeitgebern befördern. Als wichtigster sozialer Fortschritt schwebe ihm die. Einrichtung der engli— schen unions trades mit ihren Schiedsrichtern vor Die Sozialdemokraten könnten bei der Art ihrer Taktik nach dieser Richtung nichts wirken, wie sie überhaupt zu positivem Wirken hier untauglich seien. Ein Mann, den der Reichstag mit Stolz den Seinigen nenne, Schulze⸗-Delitzsch, habe viel tausendmal mehr für die Arbeiter in feinem Leben gethan, als alle Sozialdemokraten Deutschlands zusammengenommen. . In dieser Richtung den Arbeiter zu heben, sein Ehrgefühl zu schonen, ihn aus der bloßen Arbeitsmaschine allmählich empor zu ziehen, ihn beim Arbeitgeber gewissermaßen zu betheiligen das sei der Weg, den die Gesetzgebung nach seiner Ansicht wandeln müsse. Dieser Tendenz schlage die Vorlage geradezu ins Gesicht, und deshalb bitte er, sie zu verwerfen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath Staats-Minist Scholz verlas hierauf folgende Allerhöchste Botschaft, , n. welcher sich die Mitglieder von ihren Platzen erhoben:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser,
zu
ufnahme bei einem andern Arbeitgeber erschweren würden Er glbesimmungen würden dagegen nichts helfen. Das Vaga— ö ö; . werde durch die Arbeitsbücher nicht vermindert, son⸗ 3 efördert. Denn die Arbeiter, die keine Arbeit bekommen 96 ö. weil sie die Arbeit zu oft gewechselt hätten, und dadurch in g erdacht kommen würden, schlechte Arbeiter zu sein, müßten dit n. Der Antrag ãsetze voraus, daß der Arbeitgeber stets Recht . der Arbeiter stets Unrecht. Könne aber nicht auch ein— 14 der Arbeitgeber Unrecht haben? Wenn junge Leute, um le Werkstätien zu besuchen, und sich technisch zu vervoll⸗ n,, öfter die Arbeit wechselten, seien sie deswegen zu 9 3 Wenn man den Arbeiter an die Arbeit fesseln und 3 Cetas bruch verhindern wolle, so mache man denselben 4 3 chuldner des Fabrikanten dadurch, daß man ihm den Lohn . . einmal zahle. Die Arbeitgeber würden also gar keine 6 nlassung haben nach der Krücke der Gesetzgebung zu greifen. geht größten Vorzug der Gewerbeordnung, daß sie gleiches . für Arbeiter und Arbeitgeber schaffe, wolle man befeiti⸗ mei In dieser Maßregel liege eine Geringschätzung des iters und eine solche könne der Arbeiter nicht vertragen.
an ar en, dem kleinen Handwerker helfen gegen das Groß⸗
König von Preußen zꝛc. thuen kund und fügen hiermit zu wissen:
. Wir haben es jederzeit als eine der ersten von Uns als Kaiser übernommenen Pflichten erkannt, der Lage der arbeiten— den Klafse im ganzen Reiche dieselbe Fürsorge und Pflege zu⸗ zuwenden, welche Wir in Preußen zur Fortbildung der von Unserem in Gott ruhenden Vater im Anfange dieses Jahrhunderts begründeten Reformen zu bethä—⸗ tigen suchen. Wir haben Uns diese Pflicht besonders gegenwärtig gehalten seit dem Erlasse des Sozialisten⸗ gesetzes und schon damals Unsere Ueberzeugung kundgegeben, daß die Gesetzgebung sich nicht auf polizeiliche und strafrecht— liche Maßregeln zur Unterdrückung und Abwehr staatsgefähr—⸗ licher Umtriebe beschränken darf, sondern suchen muß, zur Heilung oder doch zur Minderung des durch Strafgesetze be— kämpften Uebels Reformen einzuführen, welche dem Wohle der Arbeiter förderlich und die Lage derselben zu bessern und zu sichern geeignet sind.
lap ; ; nd gegen die Industrie. Man werde aber das Gegen⸗ theil erreichen. Wolle man dem kleinen Handwerker . so
gebe man demselben Gelegenheit, nach denselben Grundsãätzen zu werde aber nicht
wangsinnungen, daß der Reichs⸗
gänzung des Sozialistengesetzes, dazu geeignet, die Arbeiter zu stellen zum Besten 4 gemacht e 1Arbeitg. materiell. wie man durch die Dienstbücher, deren geichth f rr g * ꝛ l ; weren V f mache, viele Dienstmädchen der Prostitution in 23 3 se . 1 Arbeiter preisgeben. Man berufe sich auf die erde. Wie seien diese In Bautzen, Großenhain
Wo die
tages. den in ihrer Erledigung weiter fortgeschritten fei
nicht die Regierung nach' ihrer Einbringun ö . des Tabackmonopols , ätte. richtige Bemessung der Geldmittel, den , von 11½ Jahren ohne den Reichstag zu regi
i . ö. eng r. g. 3 gieren. Dagegen en Redner nicht über die Vorlage materi
mur fenen, ö Bitte an k egründen, diese Botschaft demnächst zum Gegen i besonderen Erörterung zu machen, uml ew! . 1. unbeschadet des Geldbewilligungsrechtes des Reichs tags das
Botschaft vom 17. November 1881 Ausdruck gegeben und Uns gefreut, als einen ersten Erfolg Unserer Sorgen und Be⸗ strebungen in dieser Richtung in Unserem Königreich Preußen wenigstens die beiden ersten Stufen der Klassensteuerpflich⸗ tigen von dieser Abgabe an den Staat befreien zu können. Dankbar für die einmüthige Unterstützung Unserer hohen Verbündeten, dankbar für die hingebende Arbeit Unserer Be⸗ hörden, sehen Wir auch auf dem Gebiete der Reichsgesetz⸗ gebung den Anfang des Reformwerkes so weit gediehen, daß dem Reichstage beim Beginne der jetzigen Session der Ent wurf eines Gesees über Versicherung der Arbeiter gegen Be⸗ triebsunfälle in neuer, mit Rücksicht auf die früheren Ver— handlungen umgearbeiteten Fassung vorgelegt und erganzt werden konnte durch einen Gesetzentwurf zur Organisation des gewerblichen Krankenkassenwesens. Seitdem haben Wir, den Verh i über diese Vorlagen mit K und zu jeder möglichen Erleichterung derselben gern die Hand bietend, an dem Wunsche wie an der Hoffnung festgehalten daß diese Session des Reichstages nicht zu Ende gehen werde, ohne daß jene Vorlagen in einer ihrem Zweck entsprechenden ihre Ziele sichernden und ihre Sanktion als Gesetze ermög⸗ lichenden Gestalt zur Annahme gelangten. : Wir haben auch mit Anerkennung und Befriedigung ge— sehen, wie die ernste Arbeit, welche der Berathung des Kran— ken kassengesetzes gewidmet worden ist, diesen Theil der Ge⸗ kö bereits soweit gefördert hat, daß in Bezug auf Frfÿ s 1 ? — y. ö Unserer . m kaum mehr zweifel— Mit Sorge aber erfüllt es Uns, daß die prinzipie wichtigere Vorlage über die un ale ichs ng . weiter gefördert worden ist, und daß daher auf deren baldige Durchberathung nicht mit gleicher Sicherheit gerechnet werden kann. Bliebe diese Vorlage jetzt unerledigt, so würde auch die Hoffnung, daß in der nächsten Session weitere Vorlagen wegen der. Alters- und Invalidenversorgung zur gesetzlichen Verabschiedung gebracht werden könnten, völlig schwinden wenn die Berathungen des Reichshaushalts⸗Etats für 1884/83 die Zeit und Kraft des Reichstages noch während der Winter— a in n. nehmen müßten. ir haben deshalb für geboten era tet, die ĩ der verbündeten Regierungen dahin zu w , . . Entwurf des Reichehaushalts Flats für 1564 / ss dem Reichs? tage jetzt von Neuem zur Beschlußnahme vorgelegt werde Wenn dann die Vorlage über die unfallversicherung, wie nach dem Stande ihrer Bearbeitung zu befürchten steht, in der laufenden Frühjahrssession vom Reichstage nicht mehr berathen und festgestellt wird, so würde durch vorgängige Berathung des nächstjährigen Etats wenigstens für die Wintersession diejenige Freiheit von anderen unausschieblichen Geschäften gewonnen werden welche erforderlich ist, um wirksame Reformen auf sozial⸗ politischem Gebiete zur Reife zu bringen. Die dazu ö liche Zeit ist eine lange für die Empfindungen, mit welchen Wir in Unserem Lebensalter auf die Größe der Aufgaben blicken, welche zu lösen sind, ehe Unsere in der Botschast vom 17. November 1881 ausgesprochenen Intentionen eine prak⸗ tische Sethätigung auch nur soweit erhalten, daß sie bei den Betheiligten volles Verständniß und in Folge dessen auch volles Vertrauen finden. . Unsere Kaiserlichen Pflichten gebieten Uns aber, kein in Unserer Macht stehendes Mittel zu versäumen, um die Besse— rung der Lage der Arbeiter und den Frieden der Berufs⸗ klassen unter einander zu fördern, so lange Gott Uns Frist giebt zu wirken. Darum wollen Wir dem Reichstage durch diese Unsere Botschaft von Neuem und in vertrauensvoller Anrufung seines bewährten treuen Sinnes für Kaiser und Reich die baldige Erledigung der hierin bezeichneten wichtigen Vorlagen dringend ans Herz legen. Gegeben Berlin, den 14. April 1883.
Wilhelm. (¶ . 8.) von Bismarck.
Nachdem der Staats-Minister Scholz die Allerhö
Botschaft dem Präsidenten übergeben bite 4 Abg. Richter (Hagen) zur Geschäftsordnung: Diese Bot— schaft betreffe den gesammten Geschäftsplan des Reichs— Die Vorlagen über die Arbeitergesetzgebung wür⸗
die Verhandlungen
Geldbewilligung .
erschwere die und setze außerdem während der Dauer
Eine vorzeitige
in die Lage, (Der Präsident erfuchte
den Präsidenten kurz zu
Wir haben dieser Ueberzeugung insbesondere in Unserer
Unfallversicherungsgesetz einer baldigen i 3 geflihrt werde. gen Erledigung entgegen⸗
Freilich komme es darauf an, nicht blos ein