1883 / 97 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Apr 1883 18:00:01 GMT) scan diff

jede offerirte Partie wurde zu befriedigenden Preisen verkauft. Die Frage nach Kreujzüchtun gs wollen war ebenfalls gut und einigẽ vorzügliche Schuren wurden im Laufe dieses Monats zu hohen Preifen placirt. Der Markt im Janugr bedarf keiner besonderen Erwähnung; die Haltung war fest und die erzielten Preise dieselben, wie im vorhergehenden Monate. Grobe Kreuzzüchtungs- und charakterlose Merinowollen ver⸗ kauften sich während der ganzen Saison zu unregelmäßigen Preisen und sind jetzt 1 d. bis UÜi/. d. pro Pfund niedriger, als bei der Eröffnung. 2

Die Zufuhr von gewaschenen Wollen war auch in dieser Saison gering, da der Vortheil, die Schafe ungewaschen zu scheeren, seit den letzten Jahren unseren Wollzüchtern mehr und mehr einleuchtet. Für alle an den Markt gebrachten Parthien zeigte sich lebhafter Begehr und einige ausnahms⸗ weise gute Posten haben besonders gute Preise gehabt. Ein guter Durchschnitt von Maschinen gewaschener (oconred) Wolle kam an den Markt, hauptsächlich vom Darling und unteren Murray und alle gute, kräftige Waare fand zu hohen Preisen Käufer. .

Im Ganzen genommen kann die Qualität der Schur als unter dem gewöhnlichen Durchschnitte angesehen werden, ein großer Theil war dünner gewachsen und schwächer im Faden als gewöhnlich. Diese Wollen waren mit wenigen Aus—⸗ nahmen das Produkt von Distrikten, in denen mehrere un⸗ günstige Saisons aufeinander gefolgt waren, wie die südlichen, mittel und südwestlichen Riverina und die nordwestlichen Ebenen von Victoria. Von anderen Wolle produzirenden Gegenden, in denen die Saison günstig gewesen, besonders dem südlichen Riverina, oberen Murray und den westlichen Distrikten Victorias, wo die meisten unserer vorzüg⸗ lichsten Heerden gezüchtet werden, sind viele große Posten in vorzüglichem Zustande an den Markt gekommen und haben viel dazu beigetragen, den guten Namen der australischen Heerden aufrecht zu erhalten. Kletten und Grassaamen sind weniger häufig vorgefunden worden und die Mehrzahl der Schuren sind leichter gewesen, als seit vielen Jahren und dies mag zum Theil die Ursache sein, daß diese Wollen so hehe Preise erzielt haben. In Folge des Wassermangels auf vielen der abgelegenen Schaszüchtereien und des Bestrebens der Wollzüchter, dem wachsenden Begehr nach ungewaschener Wolle zu entsprechen, ist das Quantum der in diesem Jahre an den . gebrachten ungewaschenen Wolle ungewöhnlich groß ewesen.

g Da es an offiziellen genauen Nachweisen fehlt, kann der durch die letzte ungünstige Saison verursachte Schaden nur annähernd abgeschaͤtzt werden, aber nach der Annahme der hier abgelieferten Wolle zu urtheilen, muß die Sterblichkeit sehr bedeutend gewesen sein und viele Züchter können nur halb so viele Schafe, als im vorhergehenden Jahre geschoren haben, während andere 20 Proz. bis. 30 Proz, weniger Wolle produzirten. Hält jedoch die augenblicklich günstige Saison ej so darf die nächste eine große und gut gewachsene Schur iefern. Von besonderer Bedeutung war in diesem Jahre die Nachfrage Seitens des europäischen Kontinentes und eine gute Auswahl unserer besten Schuren wurde für Deutschland und Frankreich gesichert. Von dem Tage der Expedition der ersten direkten Abladung nach Antwerpen im Dezember 1875 per „Lady of the Lake“ bis zur letzten Saison wurden keine direkten Verschiffungen gemacht, da in der Zwischenzeit alle Ankäufe für internationale Rechnung via London verladen wurden. Die direkten Verladungen dieser Saison betragen 21 430 B. gegen 17 284 B. im Vor⸗ jahre und vertheilen sich dieselben, wie folgt: Antwerpen 18877 B., Hamburg 2653 B. Diese schnelle Entwickelung läßt auf ein großes Geschäft mit dem Kontinente in nicht allzu langer Zeit hoffen und ohne Zweifel wird der größte Theil der für den Kontinent gemachten Einkäufe direkt an den Konsumenten, mit Umgehung der durch die Sendung via London verursachten Spesen und des Zeitverlustes, verladen werden, wenn genügende Dampfer für diese Plätze anlegen. Die hiesigen Wollmakler haben durch Errichtung großer Lager⸗ häuser keine Kosten gespart, um den Wollzüchtern für ihre Schuren hinreichende Lagerräume zur Verfügung zu stellen, welche gleichzeitig den Käufern unübertroffene Bequemlich⸗ keiten zur Prüfung und Besichtigung der Wollen ge— währen. Ein wesentlicher Ausfall in dem Ergebniß dieser Saison wird erwartet und man ist gespannt, wie sich das Verhältniß am Ende des Wolljahres, d. h. am 30. Sep⸗ tember stellen wird. Es ist unmöglich, schon jetzt eine Schätzung zu machen, da noch mehrere große Schuren vom Darling ein⸗ zutreffen haben. Bis heute stellen sich die Verladungen der vier hauptsächlichsten Kolonien wie folgt: Victoria 250 201 B., Neu⸗Südwales 161 028 B., Südaustralien 108791 B., Queensland 23'997 B., zusammen 544 015 B. gegen 590 791 im Vorjahre. Dies ergiebt eine Abnahme von 467763. und man nimmt an, daß am Ende des Jahres diese Ziffer sich nicht wesentlich verändert haben wird.

Die Verkäufe in Melbourne und Geslang im Zeitraume vom 1. Oktober bis heute beliefen sich auf 155 8650 B., in Sydney auf ca. 85 00h B. und in Adelaide auf 34596 B., zusammen auf 275446 B., von denen ca. 10 Proz. oder 28 876 B. direkt nach dem Kontinent verladen wurden.

Dampferlinien zwischen Australien und Hamburg, Antwer⸗ pen, Bordeaux und Havre bestehen bereits, am S. d. M. segelte der erste Dampfer der Messagerits Maritimes „Natal“ mit 247 B. und bringt Australien mit Marseille in direkte Verbindung, und man spricht von der Möglichkeit, da sich in Oesterreich ein lebhafter Begehr zeigt, mit AÄustralien in intimers Geschäfts⸗ verbindung zu treten, daß der österreichisch- ungarische Lloyd direkte Dampfer von Triest nach den australischen Häfen senden wird. Dies Alles scheint darauf hinzudeuten, daß Austrolien in Zukunst der Weltmarkt für Wolle werden wird, man erkennt die Wichtigkeit unserer lokalen Verkäufe an und es scheint, daß die Zeit, in welcher der größte Theil der hier gezüchteten Wolle auch hier verkauft wird, schnell herannaht.

Die Berichte vom Lande lauten andauernd günstig. Futter und Wasser sind in den meisten Distrikten reichlich vor⸗ handen, und wenn in einigen Gegenden der Regenmangel wohl anfaängt, sich fühlbar zu machen, so sind die Heerden im Allgemeinen doch in ausgezeichnetem Zustande, so daß man für nächste Saison auf eine große Schur und mithin auf große Auktionsverkäufe in Melbourne rechnen darf.

Fracht per Segler für London. ist 3/ g d. für gewaschene und ungewaschene Wollen, per Dampfer via Suez 5/8 d. für ungewaschene und 3 / d. per Pfund für gewaschene Wolle.

Wechsel auf London ? / Proz. Diskont 60 Tage nach Sicht

Dem achten Jahresbericht des unter dem Protektorat Sr. Majestãt des Kaisers stehenden Deut schen Hülfsvereins zu Nizza entneh⸗ men wir folgende Mittheilungen: In der Generalversammlung vom 15. Februar d. J. wurde der biherige Präsident des Hülfsvereins, Hr. J. H. T. Steinbrück, auf weitere drei Jahre wiedergewählt. Nach dem Rechnungsabschluß beträgt dig Anzahl der Mitglieder, welche dem Vereinen neu beigetreten sind, 109, welche zusammen 2972 Fr. ge⸗ zeichnet haben. Hierzu kommen an Gaben hoher Gönner und des Kaiserlich deutfchen Konsulats 300 Fr. und endlich 48 Beträge von je unter 10 Fr. mit 236 Fr. Demnach ist der Vereins kasse vom 1. Oktober 1881 bis 30. September 1882 die Summe von 3568 Fr. zugeflossen. Unterstützt wurden mit Hülfe dieser Gelder bis zum Maximalbetrage von 20 Fr. 955 Personen mit zusammen 1376 Fr. 70 Ct. Vier Personen wurden bis zur Höhe von 38 Fr. 45 Ct. mit zusammen 122 Fr. 90 Ct. unterstützt. 43 Reichsangehörigen wurden die Mittel zur Rückkehr in die , bewilligt, und hierfür ausgegeben 532 Fr. 70 Ct.

erner wurde in Form von Darlehen mit Verpflichtung zur Rück⸗ jahlung an sieben Personen die Summe von 137 Fr. verabreicht. In anderer wohlthätiger Form wurden 299 Fr. verwendet; davon fsossen dem Asile Evangèélique 150 Fr. zu. Endlich wurden 1308 Speisekarten zu 10 Ct. vertheilt., wofür 130 Fr. 80 Ct. verausgabt wur⸗ den. Exklusive jener, welche mit Speisekarten versehen, sind also im Gan⸗ zen 1024 Personen mit 2312 Fr. 20 Ct. , ,, worden. Nach Abzug des Gehalts des Vereinssekretärs und Vereinshoten, sowie der sonstigen Verwaltung kosten ergiebt sich am Schlusse des Rechnungs jahres 1881/82 ein Saldo auf neue Rechnung von 505 Fr. S0 Ct.. Das Vereins- vermögen betrug an angelegtem Kapital und Baarmitteln im Jahre 1578 3875 Fr., 1879 35943 Fr., 1881 4249 Fr. und Ende September 1887 4899 Fr. Der Jahresbericht des Deutschen Hülfs— vereins zu Cannes für, 1882.ũ385, welcher dem ersteren ange⸗ schlossen ist, sagt u. A., daß die Jahreseinnahme gegen frühere Si beträchtlich zurückgegangen fei, weil weniger Fürstliche Herrschaften anwesend waren, wie auch überhaupt der Fremdenbesuch aus Deutsch⸗ land sich verminderte. Die Zahl der Hülfesuchenden hat beträchtlich abgenommen. Der Vermögensbestand des Hülfevereins zu Cannes beträgt 618 Fr. 45 Ct. Die Ausgaben beliefen sich im Ganzen auf e. Fr., y, auf 721 Fr., so daß ein Ueberschuß von

r. verblieb.

Als Ergänzungsheft Nr. 71 ju „Petermanns Mit theilungen“ ist kürzlich im Verlage von Justus Perthes in Gotha eine Abhandlung über Die xussischen Kosaken—⸗ heere“ von F. v. Stein erschienen. Der umfänglichen Arbeit liegt ein Werk des russischen Obersten Choroschchin zu Grunde, aber auch andere Quellen sind dazu benutzt worden. Der Verf, giebt zu⸗ nächst eine geschichtliche Einleitung uͤber die Bildung und Ausbreitung der Kosakenheere von der ältesten Zeit bis zum Regierungsantritt Peters des Großen, welcher ihre Selbständigkeit brach, und von da bis in die neueste Zeit. Dann schildert er Land und Leute der Gegenwart, das eigenthümliche Verwaltungs system und den militärischen Dienst der Kosa⸗ ken. Die Kosakenländereien in ihrem gegenwärtigen Bestande liegen, den Aus ührungen des Verfassers zufolge zwischen 425 571 (Terek⸗ Heer) und 560 28 (orenburgisches Heer) nördlicher Breite und 60 15 (Kubanisches Heer) und 1040 40 (amurisches Heer) östlicher Länge (von Pulkowa), nehmen also von Süden nach Norden über 12 und von Westen nach Osten mehr als g8 Grade ein und gruppiren sich um die Flüsse Don, Kuban, Terek, Wolga, Ural, Irtysch, Dnon, Ingoda, Amur und Ussuri. Sie haben ein Areal von 469 291 Quadrat ⸗Werst (davon 367 002 in Europa und 13 239 in Asien) und eine Bevölkerung von 2 926526 Individuen, von denen jedoch 775 689 nicht zum eigentlichen Kosakenstande gehören. Was den Namen betrifft. so lautet derselbe bei den Russen korrekt „Kasak“, Mehrheit „Kasakis; seine Herkunft ist jedoch nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Zwar erwähnt der Kaiser Konstantin Por⸗ phyrogenitus einer zwischen dem Kaukasus und dem Schwarzen Meere belegenen Landschaft Kasachia, und russische Chroniken be⸗ richten, daß Mstislaw, ein Sohn Wladimirs des Großen, einen Kosagi unterworfen habe, indessen ist der Zusammenhang dieser Namen wie des altorientalischen Wortes „Kasak“, das soviel wie Landstreicher, Straßenräuber bedeuten soll, mit dem Namen der viel später auftretenden Kosaken historisch nicht nachzuweisen; ebensowenig vermag der Umstand, daß die große Mehrheit der Kirgisen sich selbst Kaissaken nennen, über den Ursprung des Wortes Licht zu verbreiten. Geschichtliche Erwähnung geschieht des eigenartigen Reitervolks erst in der zweiten Hälfte des 14d. Jahrhunderts. Entstanden waren sie, nach von Steins Darstellung, aus Elementen von energischer Natur und kühnem Unternehmungsgeist, denen es wegen Bedrückung oder aus irgend einem anderen Grunde in der Heimat zu enge wurde, und die in die menschenleere Wildniß flohen, die sich zwischen der Südgrenze der flavischen und der Nordgrenze der tatarischen Besitzungen über ungemessene Räume ausdehnte und den Namen Feld (pölje) führte. Das Leben in der aller gesellschaftlichen Hülfequellen entbehrenden Sede zwang aber die einzelnen Abenteurer bald, sich an einander zu , die gemeinsam Üüberstandenen Mühseligkeiten und Gefahren im Kampfe mit einer wilden Natur und den schwierigsten Lebengz⸗ verhäͤltniffen schmiedeten mit der Zeit ein so festes Band, daß die auf diese Weife entstandenen Genossenschaften sich schließlich zu kasten⸗ artigen, auf eigene Kraft gestellten, mit aller Welt in Feindschaft lebenden und darum stets kampfbereiten Gemeinwesen gestalten mußten, deren hauptsächlichstes Subsistenzmittel kaum etwas anderes sein konnte als die auf Raubzügen erworbene Beute. Allmählich schwoll der Strom der Auswanderer, der sich in das Feld! ergoß, immer stärker, und die Kosakengemeinden wuchsen zu Heeren an. Die benachbarten Staaten verbargen sich die sie infolge deffen bedrohenden Gefahren keineswegs, erkannten aber andererseits auch, daß die Kosaken ihnen als geschickt benutzte Kraft von größtem Rutzen sein könnten, und machten daher auch bald den Versuch dieselben durch Verleihung von Rechten zu gewinnen. Die Kosaken begannen also ihr historisches Leben in den von ihnen besetzten herrenlosen Landstrichen als kriegerische Genossenschaften, die sich ihre eigene., auf vollständigster Gleichberechtigung aller Mitglie- der beruhende Verfaffung gaben und ihre Subsistenzmittel, so gut es gehen wollte, aus der Beute zogen, die sie von ihren Kriegs und Raubzügen heimbrachten. Diese waren allerdings zumeist gegen die Tartaren im Süden und andere asiatische 6 gerichtet; die Ko saken der ältesten Zeiten verschmähten es aber auch nicht, den pol⸗ niscken und ruffischen Heeren Hülfsschaaren zu stellen, je nachdem ihr Vortheil sie auf diese oder jene Seite rief. Die schwer auf dem Volke lastende Regierung Iwans des Schretllichen, die Fes⸗ selung der Bauern an die Schelle, die Religionsverfolgung in Polen beförderten das schnelle Wachsthum der Heere In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erreichte das Kosakenthum feine höchste Entwickelung, und in dieser Zeit vollbrachte es auch seine bemerkenswerthesten 4 in dem ihm von dem russischen Volke gleichsam vererbten Kampfe gegen die asiatischen Völker. Die hierbei bewiesenen glänzenden Eigenschaften; tollkühner Muth und zäheste Ausdauer unter den denkbar an g hen Umständen erweckten die gerechtefte Bewunderung, und der Ruhm der Kosaken erfüllte ganz Rußland und drang auch nach Westeuropa. Dem russischen Bauern aber, der im Hörigkeitsverhältaisse seufzte und in der Sorge um das tägliche Brod verkümmerte, erschien der Kosak als das Ideal eines freien Mannes, als der Glaubens kämpfer gegen den ö,. und die ehemaligen Zwingherren, die Tataren. Kein Runder also, wenn der streitbare ritterliche Kosak der Held der Volkepoesie wurde. Das von inneren Wirren zerrissen, und durch Kriege mit auswärtigen Feinden geschwächte russische Reich festigte sich endlich, die Bevölkerung vermehrte sich, und die Grenzen dehnten fich aus. Gleichzeitig stiegen aber auch die Lasten und wuchs die Zahl der Unzufriedenen. So wurde es Sstenka Rasin nicht schwer, das. ganze füdöstliche Rußland zum Aufstande aufzureizen. Die Ein⸗ nahme Asows durch russische Truppen, die daraus sich ergebende Ab⸗

sperrung der donischen Kosaken vom Meere, die Beschränkung ihrer

Bulawin an. Der Pugatschew'sche Aufstand endlich, furchtbarer und gefãhrlicher als alle anderen, war der letze großartige Protest der Kosaken gegen die neue St ꝛatgordnung, der sie fich schließlich auch fügen mußten.

it der fortschreitenden Ausdehnung des russischen Staates erschienen an seinen Grenzen neue Kosakenheere; diese waren aber von der Re⸗ gierung selbst geschaffen, und hatten nur noch die Aufgabe, den schützen⸗ den Wall zu bilden, hinter welchem der Bürger in Sicherheit seiner friedlichen Beschäftigung nachgeben und das staatliche Leben sich ent. wickeln konnte. Als endlich auch die Grenzen gesichert waren und der Schutz derselben nicht mehr die Hauptaufgabe der Kosaken bildete, erwiesen sie sich als Kolonisatoren nützlich, und als solche wirken sie auch jetzt noch in den sehr entfernten oder neuerdings Rußland ein verleibten Territoren. So sind die sibirischen Kosaken die Pioniere und der Schutz der längs des Irtysch und seiner Nebenflüsse durch die Steppe nach der chinesischen Grenze vordringenden Kolonisation. Unter dem Schutze der Kubanschen und Terekschen Kosaken erblüht das einst durch die räuberischen kaukasischen Hochland s bewohner un⸗ sicher gemachte Land in erfreulicher Weise. Trans baikalische Kosaken haben die Amur⸗ und Ussuri Länder kolonisirt and sind nun auch über den Ussuri. hinaus nach Süden vorgedrungen und die Ssemiretschenskischen sind., nachdem sie den Alatau üͤberschritten, in den Bassin von Issyk⸗kul angelangt. Allerdings heleht die Kosaken jetzt nicht mehr jene wilde Unter nehmungẽlust, die sie unter ihren Condottieri Netschai, Jermak u. A. zu den gewagtesten Abenteuern trieb und sie zu nationalen Helden machte; dafür sind sie aber durch bessere Schulung und strengere Disziplin jetzt eine wichtige Stütze der russischen Armee geworden. zwar haben sie auch früher mit dem russischen ö. vereint ge⸗ aämpft, aber erst seitdem ihnen in Folge des allgemeinen Gangetz der Ereignisse in Rußland ein freierer Raum zur Entwickelung eines dem älteren Kosakenthum unbekannten bürgerlichen Lebens gegeben, ist auch ihre militärische Aufgabe durch engere Verbindung mit der regulären Armee eine höhere geworden. Die Mehrheit der Kosaken ist als leichte Reiterei organisirt; es giebt aber auch kosakische Infanterie und Artillerie. Das Leib⸗Garde⸗ Kosaken⸗ Regiment (zu dem auch eine donische Batterie gehört, ist schon 1775 durch Potemkin als Eskorte für die Kaiserin Katharina Ii. begründet und später weiter ausgebildet worden. Seit 1827 besteht die Bestimmung, daß der jedesmalige Großfürst Thronfolger Hetman aller Kosakenheere ö. soll. Der letzteren zählt man im Ganzen 10. Das Donische, Kubansche, Tereksche, Astrachansche, Uralische, Oren= burgsche, Sihirische, Ssemiretschenskische, Transbaikalische und das Amurische. Das Stärkeverhältniß dieser Heere (auf dem Kriegsfußh bezifferte sich 1889 auf 3622 Offiziere (dazu 8 Generale) und 186 341 Kosaken. Darunter gehören 3290 Offiziere und 13 547 Mann der Infanterie, 3063 Offiziere und 132222 Kosaken der Kavallerie, 239 Offizier und 10572 Kosaken der Artillerie an; Die fel der Pferde beläuft sich auf 166158, darunter 137353 Kavallerie 5 397 Artillerie und 13 408 Lastpferde. Der Schrift ist eine dreitheilige Karte beigegeben, auf welcher die Vertheilung der Kosaken am Don, der Wolga, dem Ural und Kuban, am Asowschen Meere und im asiatischen Rußland ersichtlich ist.

Das Evangelische Johannis tift feierte gestern den 26. Jahrestag seiner Gründung durch einen Fe gottesdienst, der in der reich mit frischen Blumen geschmückten, hell erleuchteten Dreifaltigkeits⸗ kirche stattfand. Der Choral Lobe den Herren, leitete die Feier ein. Nach der dann folgenden Liturgie des Superintendenten Dryan⸗ der stimmte der aus Brüdern und Zöglingen des Johanniestifts ge bildete Chor ein geistliches Lied an. gi n hielt Hofprediger D. Baur die Festpredigt, die sich an das Johanniswort „Gott ist die Liebe anschloß. Mit ehrenden Worten wurde darin des Mannes gedacht, dem das Johannisstift seine Entstehung verdankt, Joh. Heinrich Wicherns.

2 039 080 Portionen sind im abgelaufenen Jahre in den 14 Volke⸗ küchen Berlins verabfelgt worden. Die Gesammteinnahme, die der Verein daraus erzielt hat, betrugen, wie in der gestern im Rath⸗ hause abgehaltenen Generalversammlung mitgetheilt werden konnte, zI0 582 M, einschließlich der 2955 , die allein die Verwerthung der Küchenabgänge ergab. Die Unkosten beliefen sich dagegen nur auf 308 184 ÆM, so daß aus dem Betriebe selbst noch ein Ueberschuß von 2398 erzielt wurde. Von den Unkosten entfielen 209 000 αν auf die Beschaffung des Speisematerials, 99 000 auf Miethen, Löhne, Feuerung und allgemeine Unkosten. Auch im ver⸗ flossenen Jahre gewährten die Volks küchen, in denen Speisen nur gegen Kauf verabreicht werden, indirekt Nothleidenden eine wesentliche Hülfe, da Private und Vereine auf ihre Kosten Anweisungen auf gratis zu verabreichende Speisen vertheilten, so der Verein zur Speisung armer Kinder und Nothleidender 12731 Portionen und die Unter⸗ stützungskasse des Berliner Hausfrauenvereins 9159 Portionen. Auch diefmal erwiesen sich die Abendspeisungen, die vom November bis Mai stattfanden, als ein Segen für Viele. Im Allgemeinen haben 10 der Küchen gegen das Vorjahr an Konsum verloren und nur 4 ihren Konfum ausdehnen können. Der für das Personal der Küchen begründete Pensionskassenfonds ist bisher noch nicht ange griffen, während aus der Krankenkasse in 80 Fällen Unterstützung ge⸗ währt wurde. Verbraucht wurden insgesammt von sämmtlichen 14 Küchen 12 5323 Ctr. Kartoffeln, 2265 Ctr. Erbsen, 7907 Ctr. Sauerkohl, 730 Ctr. weiße Bohnen, 601 Ctr. Roth⸗ und Weißkohl, 655 CEtr. Mohrrüben, 391 Cfr. Kohlrüben. 365 Ctr. Linsen, 314 Cunz. Mehl, 2606 Etr. Reis, 272 Ctr. Wirsingkohl, 905 Schock Kohlrabi, 2665 Schffl. grüne Bohnen, 134 Ctr. Backobst, 153 Schffl. frisches Obst, 1150 Schffl. Grünkohl und Spinat, sowie kleinere Mengen Rudeln, Hirfe, Graupen und Gries; außerdem E06 Ctr. Rindfleisch, 2789 Ctr. frisches und 339 Ctr. gepökeltes Schweinefleisch, 177 Ctr. geräucherter Speck, 31 Ctr. gehacktes Fleisch, 6095 Paar Würstchen und endlich 240 Ctr. Fett.

Kaiserslautern, 25. April. (W. T. B) Heute früh, fand in dem Postwagen des Frühzuges zwischen Zweibrücken und Pirmafens eine durch ein Dynamitpacket verursachte, heftige Explofion statt. Der Posteonducteur ist schwer verwundet, von dem übrigen Zugpersonal und den Reisenden aber Niemand verletzt.

London, 26. April. (W. T. 37 Am Dienstag um Mitter⸗ nacht fand im Kangal eine Collision zwischen den Segel—= schiff en „County of Aberdeen und ‚British Commerce“ statt. Letzteres sank. 25 Mann der Bemannung ertranken; nur der Kapi⸗ tän und der Hochbootsmann wurden gerettet.

Paris, 25. Avril. (W. T. B.) Im Ambigu-Theater hat beute Abend in der Loge der Figuranten einige Minuten vor der Vorstellung eine Gasexplosion stattgefunden, wodurch etwa zwanzig Personen verletzt worden sind, darunter einige erheblich. Das bereits anwesende Publikum, welches von der Explosion nichts gewahr wurde, verließ in der Meinung, die Vorstellung sei in Folge Krank⸗ beit eines Schauspielers aufgeschoben, das Theater ohne weiteren

Zwischenfall.

Alais, 25. April. (W. T. B.) In einer Grube bei Bes⸗ seèges fand gestern Abend eine heftige Explosion statt. Bis heute Abend wurden 12 Todte und 26 Verwundete aufgefunden. Bei dem e. . von den in der Grube beschäfligt gewesenen Ar⸗

eitern 12.

Redacteur: Riedel.

Berlin:

Verlag der Expedition (Kessel. Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen

und 1 Proz. mehr für jede weiteren 30 Tage.

ö und das energische Vorgehen gegen alle kosakische Unge⸗

undenheit alles das fachte einen neuen gefährlichen Aufruhr unter

(einschließlich Börsen · Beilage).

Erste Beilage zum Deutschen dteichs⸗ Anzeiger ee g enn mn,

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Eisenbahnen.

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Zusammenstellung der Betriebs ⸗Ergebn (6 5 95 J Im Monat betrug die Einnahme 3 ichen Einnahmequellen 14 Personen⸗ und aus dem 72 . 6, Güterverkehr des Vorjahres haupt 1 km e. M

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II. Privatbahnen unter Staats⸗ . verwaltung. Berlin⸗Dresdener Eisenbahn (v. Za. verwaltet) Gotha⸗ Ohrdrufer Eisenbahn 21. verwaltet) orau⸗Gubener Eisenbahn. (v. 2a. verwaltet) Münster⸗Enscheder Bahn (v. 2g. verwaltet er Eisenbahn: e Kohlfurt-Falkenberg . (v. 2 k, verwaltet) Ober , fn n zaupthahn einschließlich Neisse⸗ Brieg, Wilhelmsbahn, O . Gr. Strehlitz Morgenrot Posen⸗Thorn⸗Bromberg

egen b. Bresl. Posen⸗Glogauer 66 **

e. Breglau⸗Mittelwalder Ei und Niederschlesische Zweig

d. Stargard⸗Posener Eisenbah

Rhein⸗Nahe Eisenbahn

(v. 25. verwaltet)

Zittau⸗Reichenberger Eisenbahn (v. Z verwaltet)

) 184,36

1) 842,48

* 53981 6 h Ain, 64259

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160184 16925 4377

Summa A. II.

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3 526 352 24 323 C. 282709 gs cos

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5844 11

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28404 15 41030

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432 629 1451

22 394 75 10793

2 1 ir. = 21 78 330

* 35 482 4 235

HII. Privatbahnen unter eigener Verwaltung.

Altona⸗Kieler Eisenbahn. A9 Berlin⸗Hamburger Eisenbahn?. Breslau⸗Schweidnitz⸗ grau * egen 21 Dortmund⸗Gronau⸗Enscheder 8 . 22 Holsteinische Marschbahn .

23 Lübeck Büchener u. Lübeck⸗Hambur⸗ ger Eisenbahn ..

* 6 7 85 ũᷓ 446,4

6, 0] 4 1422 165 578 é 2524344 7757 ot 125654 4555 64 32344

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36 518 604

Jerlin Donnerstag, Deutscher Eisenbahnen 15. 14.

4

.

. *

In der Zeit vom 1. Januar

aus sämmtlichen Einnahmequellen

überhaupt ,,,

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