1883 / 122 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 May 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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2A 536,17 km höher und bei 12 Bahnen mit zusammen 1955,86 km (darunter 5 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Monate des Vorjahres.

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ja—⸗ nuar bis Ende April d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau⸗ fenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 29 782,28 km Betriebslänge) bei 38 Bahnen mit zusammen 26 30866 km höher und bei 14 Bahnen mit zusammen 3473,62 km geringer, als in dem— selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo— meter Betriebslänge bei 35 Bahnen mit zusammen 25 678,98 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 4104,20 km (darunter 7 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 29 782,28 Em Be— triebslänge) bei 45 Bahnen mit zusammen 28 759,80 Em höher und bei 7 Bahnen mit zusammen 1022,18 km ge⸗ ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 42 Bahnen mit zusam— men 28 129,22 km höher und bei 10 Bahnen mit zusammen 1655,96 km (darunter 5 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rech— nung verwalteten Bahnen, betrug Ende April d. J. das ge— sammte konzessionirte Anlagekapital 553 335 600 0 (165 157 900 ½½ Stammaktien, 55 395 00040 Prioritäts Stamm— aktien und 332782 700 M Prioritäts-Obligationen) und die Län ge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 25 84,2 km, so daß auf je 16km 2I4 113 entfallen.

Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende April d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1652796845 0 (Gl0 294 850 C Stammaklien, 167 056 900 MS Prioritäts— Stammaktien und 485 445 093 t Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi— tal bestimmt ist, 5667,22 km, so daß auf je 1 Rm 185 7703S entfallen.

Der Kaiserliche Botschafter von Keudell ist nach Rom zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Forstreuter in Heinrichswalde, Dr. Crohn und Pr. Krumbholz in Halberstadt, Dr. Heyne in Beckum, Dr. Woldt in Bork, Dr. Katzenstein und Br. Schwarzenberg in Cassel, br. Eduard Müller in Battenberg, Dr. Bruell in Frankfurt a. M. und Dr. Hoevet in Fritzlar.

S. M. S. „Marie“, 10 Geschütze, Kommandant Korvettenkapitan Krokisius, ist am 20. Mai er. in Plymouth eingetoffen und am 23. dess. Mts. nach Madeira in See ge⸗ gegangen.

S. M. S. „Nymphe“, 9 Geschütze, Komdt. Korv. Kapt. Dietert ist am 22. Mai er. in Neapel eingetroffen.

Bayern. Kissingen, 28. Mai. (W. T. B.) Der Großherzog von Baden ist heute Vormittag 10 Uhr nach dreißigtägigem Kurgebrauch wieder abgereist und hat sich nach Karlsruhe zurückbegeben. Auf dem Bahnhofe waren die Spitzen der Behörden zur Verabschiedung erschienen

Sachsen. DresLden, 27. Mai. (W. T. B.) Die Kaiserkrönung in Moskau wurde von der hiesigen russischen Kolonie mit einem feierlichen Gottesdien st und Tedeum begangen.

Sach sen Weimar⸗Eisenach. Weimar, 27. Mai. (W. T. B.) Anläßlich der heute in Mos kau stattgehabten Kaiserkrönung wurde heute in der hiesigen russischen Kirche ein Festgottesdienst abgehalten, welchem die Großherzoglichen Herrschaften und der gesammte Hof beiwohnten. Nachmittags fand ein Galadiner bei Hofe stätt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 26. Mai. Die „Wiener Ab en dpo st⸗ schreibt; „Der feierliche Akt der Krönung Sr. Majestät des Kaisers und Ihrer Majestät der Kaiserin

von Rußland, welcher morgen in Moskau vollzogen wird, tit.

ein Ereigniß, welchem die Welt mit großer und herzlicher Antheilnahme folgt. Die Krönung wird Angesichts der Abgesandten aller Höfe und Regierungen vollzogen eine Thatsache, welche die zum Heile und zur? Wohl— fahrt der Völker gereichenden guten Beziehungen Rußlands und seiner Nachbarstaaten sichtbar kundgiebt wird vollzogen inmitten des zusammengeströnnten russischen Volkes, welches dem Kaiserpaare seine Treue, Liebe und Anhänglichkeit begeistert entgegenbringt. Der Friede im Reiche und der Friede zwischen den Reichen, das ist das Zeichen, in welchem sich der glanzvolle und hochbedeutende Krönungsakt in Moskau vollzieht. Auch Oesterreichs Völker, welche in der Anwesenheit erlauchter Mitglieder des Aller“ höchsten Kaiserhauses ein werthvolles Unterpfand der innigen Beziehungen der beiden Allerhöchsten Kaiserhöfe erblicken, begleiten die Krönung in Moskau mit inniger Theil nahme und herzlichen Wünschen. Sie hegen die frohe Zuversicht in die Erhaltung des Friedens, gestützt auf die Weisheit der Monarchen und auf die immerwährende Sorge der Kaiserlichen Landesväter um das Glück und das Wohl ihrer treuen Unterthanen.“

Pest, 256. Mai. (W. T. B.) Im Abgeordneten⸗ hause war von dem Abg. Iranyi anläßlich des Bäcker—⸗ strikes eine Interpellation darüber eingebracht worden, ob die Regierung darauf achte, daß die Arbeitgeber den ihnen nach dem Gewerbegesetze obliegenden Verpflichtungen gegen die Arbeiter in Bezug auf die Arbeitszeit und in Be⸗ zug auf den Zustand der Arbeiterwohnungen genau nachkämen. In Beantwortung dieser Interpellation erklärte heute der Handel s?Minister? er?“ würbe den Gewerbebehörden die Anweisung zugehen lassen, daß die gesetzlichen Bestimmungen betreffs der Arbeitszeit und betreffs der Arbeiterwohnungen streng eingehalten würden. Eventuell werde er eine Novelle über Verbesserung der Lage der Arbeiter einbringen, auch sei er gewillt, die Arheiterkassen und ⸗Unterstützungsvereine und andere humanitäre Einrich⸗ tungen zu unterstützen.

Zum Präsidenten des Oberhauses an Stelle des ermordeten Grafen Ludwig Mailath wurde Ladislaus von

Szögyenyi senior, Vater des Sektionschefs im Ministerium des Auswärtigen; zum Vize-⸗Präsidenten des Oberhauses wurde Cziraky ernannt.

Niederlande. Haag, 26. Mai. (W. T. B.) An⸗ gesichts der Lage in Atchin ist die Absendung militäri— scher Verstärkungen dorthin angeordnet worden.

Frankreich. Paris, 26. Mai, Nachm. (W. T. B.) Nach⸗ richten aus Ton kin zufolge, welche dem Marine Minister zu⸗ gegangen sind, ist der französische Truppen-Komman— dant Riviere bei dem Versuch, aus Fort Hanoi, wo derselbe seit mehreren Monaten eingeschlossen ist, gegen die an Zahl ihm stark überlegenen feindlichen Streitkräfte einen Ausfall zu machen, getödtet worden. Der Bataillonsführer Devillers wurde schwer verwundet.

26. Mai, Abends. (W. T. B.) In der Deputirten—⸗ kammer theilte heute der Marine-Minister den Inhalt der ihm unter dem 25. . Maus Saigon von dem Admiral Meyer zugegangenen Depesche mit. Darnach ist bei dem unglücklichen Ausfall aus Fort Hanoi der französische Truppen⸗Kommandant Riviere getödtet und ein höherer Offizier tödtlich verwundet worden. Außerdem wurden 14 Soldaten bei der Ausschiffung getödtet und 22 ver⸗ wundet. Verstärkungen sind nothwendig. Die Regierung von Cochinchina ist seit 8 Tagen von dem Stande der Dinge benachrichtigt. Anamiten lagern in großer Zahl vor Hanoi. Zwei Landungscompagnien wurden abgeschickt, andere sollen folgen. Der Minister zeigte der Kammer an, daß die Transportdampfer in Toulon Befehl erhalten haben, abzugehen. General Bonet wird den Sber⸗ befehl über die Expedition übernehmen. Von Cochinchina würden gleichfalls Verstärkungen geschickt werden. Perrin (Radikaler) erklärte, daß die äußerste Linke Angesichts der Nachrichten aus Tonkin für den verlangten Kredit stimmen werde; es handle sich darum, den Kommandanten Riviére zu tächen und die Ehre der Fahne Frankreichs zu wahren. Delafosse (von der Rechten) erklärte sich in ähnlicher Peise, worauf die von der Regierung verlangte Kreditforderung ein⸗ stimmig votirt wurde.

Der bisherige General-Konsul in Bangkok, Harmand, ist zum Civilkommissar in Tonkin und General Thomas zum Platz-Kommandanten von Paris er— nannt worden.

Am nächsten Dienstag wird im Senat Berenger über die Aufhebung der Hospitalgeistlich«n in Paris und der Herzog von Broglie über die in den Primärschulen in Gebrauch befindlichen Handbücher interpelliren. Wie es heißt, wird, der Conseils-Präsident Jules Ferry beantragen, daß die Diskussion dieser Interpellationen am Donnerstag stattfinde.

Laut Meldung aus Rochefort werden dortige, für die Expedition nach Tonkin bestimmte Truppen morgen früh mittelst Spezialzuges nach Toulon abgehen.

= 27. Mai. (W. T. B.) Eine Depesche aus Saigon, vom 26. d. M, berichtet ferner: Kommandant Riviere führte

die von den Schiffen „Victorieuse“ und „Villars“ gestellt wur⸗ den, eine Rekognoszirung aus. Etwa 4 Kilometer von Hanoi wurden diese Truppen von starken Streitkräften angegriffen und, mußten sich auf Hanoi zurückziehen. Hierbei wurden Rivière getödtet und Devillers tödtlich verwundet. Der Gesammtverlust auf französischer Seite besteht in 26 Todten und 51 Verwundeten. Die Depesche von gestern erwähnte nur die Verluste, welche die Landungscompagnien erlitten haben. Die Truppen sind in ihre Positionen wieder eingerückt und halten dieselben besetzt. Fregattenkapitän Morel-Beaulien befehligt gegenwärtig in Hanoi. Von Cochinchina sind be⸗ trächtliche Verstärkungen auf verschiedenen in Saigun disponiblen Kriegs- und Handeléschiffen abgegangen. Die „Volta“, welche die Nachrichten aus Hanoi nach Saigun gebracht hatte, ist am 26. d. M. mit Verstarkungen wieder ab— gegangen. Der Marine-Minister telegraphirte gestern an den Gouverneur von Cochinchina, auf den Tagesbefehl für die Tuppen und die Schiffsdivision nachfolgende Depesche zu setzen: Die Kammer bewilligte einstimmig den Kredit für Tonkin. Frankreich wird seine ruhmreichen' Kinder rächen.“ Admiral Courbet erhielt Ordre, mit einer Schiff— dävision, bestehend aus dem „Bayard“ und einem anderen Panzerschiff, sowie einem Kreuzer von größter Geschwindig— a nach den indisch-chinesischen Gewässern abzu⸗ egeln.

27. Mai. (W. T. B.) An 1500 Personen, begleitet von etwa 1900 Neugierigen, versammelten sich heute Nach— mittag 2 Uhr auf dem Pêre la Chaise und begaben sich, unter Vorantragung einer rothen Fahne, nach den Gräbern der im Jahre 1871 füsillirten Comm u narden, um auf denselben Blumen und Blumenkronen niederzulegen. Es wurden eine Reihe von Reden gehalten, die mit den Rufen: „es lebe die Kommune, es lebe die Anarchie!“ aufgenommen wurden. Verhaftungen haben nicht stattgefunden und ist auch sonst kein Zwischenfall vorgekommen. Zahlreiche Polizeiagenten überwachten die Versammlung.

Ein Telegramm der „Agence Havas“ aus Saigun meldet: Der Gouverngur sandte ein Bataillon Infanterie mit Artillerie nach Haiphong und ergriff energische Maß—

regeln, um die Sicherheit in Tonkin zu gewährleisten. Hier herrscht einmüthig das Gefühl, daß Hue bombardirt unh gleichzeitig ein entscheidender Schlag gegen Tonkin geführt werden müsse.

Marsęeille, 27. Mai. (W. T. B.) Die Transport- schiffe „Mytho“ und „Annamite“ werden spätesten z am Donnerstag ihre Ausrüstung vollendet haben und sollen dann mit 25565 Mann nach Tonkin abgehen. Vier weitere Dampfer und ein Kanonenboot sind in der Ausrüstung be—

griffen.

Rumänien. Bukarest, 26. Mai. (W. T. B.) Nach an maßgebender Stelle eingezogenen Erkundigungen ist zwar keine Verschwörung entdeckt, jedoch die hiesigen Behörden aus mehreren Städten der Moldau benachrichtig? worden, daß am 22. Mai ein Attentat auf den König stattfinden ö weshalb entsprechende Vorsichtsmaßregeln getroffen wurden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Mai, Nachm. 1 Uhr 45 Min. (W. T. B.) Nach der soeben eingetroffe⸗ nen Meldung aus Moskau, nach welcher die Krönungs⸗ ceremonie rollzogen ist (s. u) erschallt von sämmtlichen hiesigen Kirchen festliches Glockengeläute. Der Gottesdienst, der in allen Kirchen stattgefunden hatte, war zahlreich besucht;

mit 400 Mann und einem Detachement der Landungscompagnien,

attachés im ö Mitglieder des diplomatischen Corps verbleiben außer— alh, Tribüne. Um S!“ Uhr traf das diplomatische Corps in Gala—⸗ Equipagen im Kreml ein. sürst Thronfolger, begleitet von den Mitgliedern der Kaiser⸗ lichen Familie und den fremden Fürstlichkeiten im prächtigen Zuge in die Kathedrale und nahm daselbst Platz. Trompeten⸗ geschmetter und Paukenschall kündigten alsdann an, daß sich der Kaiserliche Zuz formirt hahe und im Begriff sei, sich vom Palast nach der Kathedrale zu begeben. wo der Kaiserliche Zug erschien, läuteten alle Glocken, die Musik⸗ corps spielten, die Tambours schlugen an, die Truppen präsen⸗ tirten; aus der dichtgedrängten Volksmenge innerhalb und außer⸗ halb des Kreinls ertönten brausende Jubelrufe. Das Ende der Ceremonie wird durch ein besonderes Signal kundgegeben werden. Die Uspenski⸗Kathedrale bietet einen unbeschreiblich prächtigen und feierlichen Anblick dar. Mitte der Kirche ist eine Estrade aufgebaut, auf welcher sich zwei Throne befinden; dieselben stammen aus der Zeit des Czaren Michael Feodorowitsch und Alexis Michaelowitsch; der erste aus Elfenbein, mit kunstvoller Schnitzarbeit verziert, ist für den Kaiser bestimmt, auf dem zweiten, der aus ver— zoldetem Silber besteht und mit kostbaren Edelsteinen ge— schmückt ist, nimmt die Kaiserin Platz. Gegenüber den Thronen befindet sich die Iconastase, mit Drapd'or bedeckt, auf denen die Krönungsinsignien liegen. Hu der Estrade, welche sich unter der großen Kuppel be⸗ findet, führen sieben Stufen empor, oberhalb derselben befindet sich ein prächtiger Thronhimmel von Sammet und Gold. Auf der Rückfeite erscheinen, in Silber gestickt, das große Kaiser— liche Wappen, sowie die Wappen saͤmmtlicher zum russischen Reich gehöriger Völker und Länder. sind mit den Namenszügen des Kaisers und der Kaiserin und den Wappen derselben geschmückt. milie, für die fremden Fürsten und das diplomatische Corps, sowie für die Großwürdenträger des Reichs befinden sich drei

auf dem Platze bei der Isaalskirche findet eine glänzende Pa⸗

rade der hiesigen Garnison statt. Die Stadt ist in allen Theilen auf das Festlichste geschmückt. Am Nachmittag wird auf dem Marsfelde ein großes Volksfest veranstaltet. Zu einer für den Abend in Aussicht genommenen Illumination werden die umfangreichsten Vorkehrungen getroffen.

Anläßlich der Krönungsfeier bringen sämmtliche Zeitungen dem Feste angemessene Artikel. Das „Journal de St. Péetersbourg“ sagt: Die engen Bande, welche das russische Volk mit seinem Monarchen verbinden, sind dadurch begründet, daß das russische Volk den Kaiser nicht allein als staatliches, sondern auch als geistliches Oberhaupt betrachtet. Keine Intriguen und keine verbrecherischen Ver⸗ suche vermögen diese Bande zu lockern, welche die Basis sind für die Kraft Rußlands im Innern und die Achtung, welche Rußland von Seiten des Auslandes genießt. Das Vertrauen des russischen Volkes lege sein Schicksal in die Hand des Kaisers, es erwarte aus diefer Hand und aus keiner anderen sein Glück und seine Wohlfahrt.

Der interimistische Vertreter Rußlands in Konstantinopel, von, Nelidoff, ist zum Botschafter daselbst ernannt worden; Fürst Orlof f, Botschafter in Paris, erhielt den Alexander⸗ Newski-Orden in Brillanten, Fürst Lobanoff, Botschafter in Wien, die erste Klasse des Wladimir⸗Ordens, der Londoner Botschafter von Mohrenheim und der Botschafter von Uexrkyll-Gyllenbandt in Rom den Alexander⸗Rewski⸗ Orden; dem Berliner Botschafter von Saburoff, dem russischen Gesandten in München und Stuttgart, vo n Staal, wurde der weiße Adler-Orden, dem Gehülfen des Minifters des Auswärtigen, Vlangali, dem russischen Gesandten in Madrid, Fürsten Gortschakoff, der Wladimir-Orden zweiter Klasse und dem russischen Gesandten in Kopenhagen, Grafen von Toll, der St. Annen-Orden erster Klasse verliehen.

27. Mai, Nachts 11 Uhr 45 Min. Zu Ehren der

Krönungsfeier ist die Stadt glänzend illuminirt; die Häuser sind festlich geschmückt und die Straßen von der Ueberall heerscht

freudig erregten Bevölkerung durchwogt. musterhafte Ordnung.

Ueber die Krönungsfeier in

folgende Telegramme vor: ( Moskau, 26. Mai, Nachmittags 5 Uhr 30 Minuten. (W. T. B.) Nachbem die Krönungsinsignien in feierlicher Weise und unter Entfaltung großer Pracht heute aus der Rüstkammer (Otschennaja Palata) nach dem Thronsaale (Andreassaale) übergeführt worden aren, fand um 4 Uhr Nachmittags ein feierliches Tedeum in der neuen Erlöferkirche statt, welchem der Kaiser, die Kaiserin und die Mitglieder der Kaiserlichen Familie beiwohnten. Im Laufe des Tages fanden bei den Mitgliedern des Kaiserlichen Hauses weitere Vorstell ungen von Seiten der Krönungs-Botschafter und -Ge⸗ sandten und der Mitglieder ihrer Missionen statt. Der päpstliche Krönungsgesandte, Nuntius Vanutelli wird morgen Abend hier eintreffen. Das Regenwetter dauert fort.

26. Mai, Abds. 10 Uhr 40 Min. (Telegromm der Mordischen Telegraphen-Agentur“) Der Kaiser und die Kaiserin sind heute von dem Alexander⸗Schlosse im Neskutschny⸗Parke nach dem Kreml-Palais zurückgekehrt. Ihre Majestäten wohnten dem Abendgottesdienst in ber Speßky Kirche hinter dem goldenen Gitter und der sich daran schließenden Kommunions-Ändacht bei.

727. Mai. Vormittags 9 Uhr 30 Minuten. (W. T. B.) Der heutige Krönungstag wurde bereits um 7 Uhr Mor⸗ gens durch Artilleriesalven und das Geläute aller Glocken eingeleitet. Schon von früher Morgenstunde an war die Umgebung des Kremls außerordentlich belebt. Die im In⸗ nern desselben befindlichen nicht reservirten Räume waren rasch von einer kompakten Menschenmenge besetzt. Die Trup⸗ pen sind dem Programme gemäß aufgestellt. Das Wetter hat sech in der Nacht gebessert und läßt einen schönen Tag erwarten. Die Stabt bietet einen grandiosen und festlichen Anblick bar. Um 8 Uhr versammelten sich die außerordentlichen Botschafter, sowie das diplomatische Corps bei dem deutschen Botschafter General von Schweinitz, als Doyen des diplomatischen Corps, und be— gaben sich von dort gemeinsam zu der Krönungsceremonie, die mit der Celehrirung der hohen Messe in der Uspenski⸗ Kathedrale ihren Anfang nimmt. Nach 8 Uhr werden in den Kreml nur solche Personen eingelassen, welche Karten für die Trihünen und das Innere der Kirche haben. Da dieselbe sehr klein ist, so sind für das diplomatische Corps nur 86 Plätze reservirt und werden von demselben nur die Chefs der Missionen, die ersten Räthe dersel hen und die Militär— Innern der Kirche Platz erhalten; die

Moskau liegen

auf einer sehr eleganten, für sie reservirten

Bald darauf begab sich der Groß—

In dem Augenblick,

Auf 4 Säulen in der

vor den Thronen zwei Tische

Die Pfeiler der Kirche Für die Kaiserliche Fa⸗

weitere Tribünen in der Kirche. Nur auf der für die fremden.

Fürsten und die Diplomaten sind Sessel aufgestellt, da sowohl die Angehörigen der Kaiserlichen Familie, wie die Großwürden— träger nach dem Gebrauch der orthodoxen Kirche der Ceremonie stehend beiwohnen. Der militärische Dienst im Innern der Kirche und des Palastes wird von Chevaliergarden wahr— genommen, auf den Plätzen außerhalb sind die Garde⸗ Regimenter mit fliegenden Fahnen und in großer Gala, sowie Abtheilungen der Militärschule aufgestellt. Großfürst Wladimir führt den unmittelbaren Befehl der Truppen.

27. Mai, Nachmittags 2 Uhr 30 Minuten. (W. T. B.) Die Krönungsfeier ist völlig entsprechend dem aufgestell⸗ ten Ceremoniell verlaufen. Die Feier war von dem pracht⸗ vollsten Wetter begünstigt: gegen 8 Uhr Morgens brach die Sonne durch. Die inneren Raume des Kremls, sowie die an— stoßenden Straßen waren mit zahllosen Menschenmassen er⸗ füllt, die während der ganzen Zeit einen überaus würdigen, dem religiösen Eharakter der Feier angemessene Haltung bewahrten. Während die Theilnehmer des Festes in der Kirche und auf den Tribünen Platz nahmen, ward das Tedeum celebrirt. Unmittelbar nach demselben erschien der Thronfolger an der Spitze des Zuges der fremden Fürsten und derjenigen Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, die am Zuge der Majestäten nicht theilnehmen. Auf der zum Throne jührenden Treppe in der Kathedrale standen vier Offiziere der Chevaliergarde. Die Kirche ist auf das prachtvollste mit rothen und goldenen Draperien ausgeschmückt. Nachdem die Groß⸗ fürsten sich rechts vom Throne aufgestellt hatten, ward gegen 3 Uhr ein großartiger Baldachin gebracht, geleitet von 32 General-Adjutanten, die unten bei der Treppe auf der rothen Terrasse Aufstellung genommen hatten. Bald darauf ver— kündete Trompeten- und Paukenschall, daß die Majestäten den Thronsaal betreten haben. Um 9 Uhr 40 Minuten er— schien der Kaiserliche Zug auf der Terrasse, begrüßt mit der Nationalhymne und andauernden enthusiastischen Hurrahrusen. Vor der Kathedrale machte der Zug Halt und wurden die Majestäten mit einer kurzen Ansprache von dem Metropoliten begrüßt. Um 9 Uhr 50 Minuten betrat das Kaiserliche Paar unter dem Geläute der Glocken aller Kirchen die Kathedrale. Die Krönungsceremonie verlief genau nach dem vor ge⸗ schriebenen Programm und war gegen 12 Uhr 45 Minuten beendet. Um 3 Uhr findet in der Granowitaja Palata ein großes Diner statt.

Anläßlich der heutigen Krönungsfeier wurden folgenden Mitgliedern des Reichsraths die nachstehenden Auszeich— nungen zu Theil: Es wurden verliehen der höchste russische Orden, der Andreas-Orden mit Brillanten, dem General Grafen Miljutin, dem Staatssekretär Grafen Woalujeff, dem General⸗ Adjutanten Totleben, dem Grafen Adlerberg, dem Staatssekretär von Reutern, dem Grafen Heyden und dem General Gildenstubbe; derselbe Orden ohne Brillanten dem Admiral Grafen Putjatin, dem Admiral Mietlin, dem Geheimrath Titoff, dem General Loris Me— likoff, den Ministern Grafen Tolstoi und Deljanoff, dem Admiral Nowoszielski und dem General-Adjutanten Werigin; ein Brillantring mit dem Kaiserportrait dem General—⸗ Adjuianten Grafen Baranoff; ein größeres Portrait des Kaisers, auf der Brust zu tragen, dem General-Gouverneur Fürsten Dolgorukoff; der Alexander⸗-Newskli⸗Orden mit Brillanten dem Fürsten Dondukoff-Korsakoff, dem Mi— nister des Aeußern von Giers, Novikoff, Koschanoff; den— selben Orden ohne Brillanten dem Reichscontroleur Solski, Abasa, dem Haus-Minister Grafen Woronzoff-Dasch— koff, dem Ober⸗-Prokurator der Synode Pobedonoszeff, dem Finanz-Minister Bunge; den Wladimir-Orden J. Klasse er— hielten General Graf Ignatieff, Nahokoff, Graf Pahlen, Ge— neral Drenteln, General Albedinski und Abmiral Possiet. Ein Kaiserliches Reskript ernennt den Großfürsten Michael zum Mitgliede des Minister-Comités. .

27. Mai, Nachmitt. 3 Uhr 40 Min. (Von einem anderen Berichterstatter. Die Krönungsceremonie ist glänzend und genau nach dem vorgeschriebenen und bekannten Cere— moniell verlaufen. Die fremden Botschafter fuhren um l/ Uhr des Morgens unter Führung des deutschen Bot— schafters in Gala-Equipagen von dem Hause des beutschen Bot— schafters nach dem Kreml, woselbst alle an dem Krönungsakte Theilnehmenden bereits versammelt waren und die Aufstel⸗ lung der Deputationen, der Sänger und der Musikeorps beendet war. Nachdem alle Personen, welche in der Krönungskirche dem eigentlichen Krönungs- und Salbungsakte zeizuwohnen eingeladen waren, ihre Plätze eingenommen hatten und der Krönungszug in den Sälen des Kreml für die eigentliche Proz ssion geordnet war, erschien das Kaiser— paar und nahm im Thronsaal unter einem Baldachin Platz. Es begab sich nun der Zug des Thronfolgers nach der Krönungskirche. In diesem Zuge schritten alle rüssischen Groß— fürsten und Großfürstinnen, sowie die fremden Prinzen mit den vornehmsten Personen des Gefolges. Um 9 Uhr 30 Minuten verließ der Kaiserliche Zug in vorge— schriebener Ordnung den Kremlpalast und wurde von den auf den Tribünen zwischen den Kirchen aufgestellten Zu— schauern mit enthusiastischen Hurrahrufen begrüßt. Die Ceremonie der Krönung und Salbung dauerte von 10 bis 12/ Uhr. Als der Kaiser kniend das Gebet für sein Volk sprach, üͤberwältigte ihn die innere Bewegung dergestalt, daß er laut weinte. Die Anwesenden, welche während dieses Gebetes standen, waren in diesem Augenblick auf das Tiefste ergriffen, so daß man mehrfach lautes Schluchzen hörte. Das hierauf folgende Gehet für den Kaiser im Namen des Volkes wurde von dem Now⸗— goroder Metropoliten und den Anwesenden kniend dargebracht, während der Kaiser aufrecht stand. Nach beendeter Feier schritt das Kaiserpaar mit kleinem Gefolge nach der Blagomestschensky⸗ und Archangels-Kirche, verrichtete dort ein kurzes Gebet, kehrte dann über die rothe Treppe nach dem Palais zurück und zeigte sich auf der nach der MNiöskwa gelegenen Terasse dem Volke unter dreimaliger Verbeugung. Um drei Uhr begann das Fest— banquett in der Grenowitajg Palata. Die Haltung des den Kreml in dichten Massen umgebenden Volkes war“ während der ganzen Feier eine musterhaste. Ucherall herrschte eine ernste, ehrerbietige Stimmung. Zahllose, aus allen Himmels— Legenden zusgnimengeströmte Volksmassen durchwogen die Straßen. Allenthalben herrscht die größte Ordnung; die Fremder werden mit entgegenkommende?h Höflichkeit behandelt. Während der Ceremonie war helles sonniges Wetter, dann fiel hin und wieder ein leichter Gewitterregen.

27. Mai, Nachmittags 3 Uhr 39 Minuten. (Von einem dritten Correspondenten.) Die Fortsetzung und der Schluß der öffentlichen Ceremonie vollzog sich dergestalt genau nach dem vorgeschriebenen Ceremoniell, daß eine nochmalige Wiedergabe der Einzelnheiten zwecklos wäre. Die ganze Leremonie trug in jeder Phase den Charakter des Erhaben⸗ Feierlichen. Als der großartige Kaiserliche Zug sich nach der

Uspenski⸗Kathedrale in Bewegung setzte, schritten der Kaiser und die Kaiserin unter einem von 16 Kaiserlichen General⸗ Adjutanten getragenen Baldachin einher, dessen Schnüre gleichfalls von 16 General⸗Adjutanten gehalten wurden. Dem Baldachin vorauf und hinter demselben gingen die höchsten Würdenträger. Es war ein Bild von wunderbarer Pracht. Die Ceremonie im Innern der Kirche solgte ebenfalls bis in das geringfügigste Detail dem Programm. Der imposanteste und eindruckvollste Augenblick war, als der Kaiser, hoch auf— gerichtet vor den Blicken aller Versammelten, die Krone sich auf das Haupt setzte. Dann rief er die Kaiserin zu sich. Diese nahte sich ihm und kniete nieder. Der Kaiser berührt ihr Haupt mit seiner eigenen Krone und setzte dann erst die für die Kaiserin bestimmte Krone auf das Haupt seiner erlauchten Gemahlin. Die Kaiserin war augenscheinlich von tiesster Rührung bewegt, die Haltung des Kaisers war von vornehmer Würde. Als der Metropolit die Gebete des Volkes für den Czaren sprach, blieb dieser aufrecht, während die Versammlung kniete, Kanonensalven begleiteten diesen höchst eindrucksvollen Moment. Nach rollzogener Salbung nahm das Kaiserpaar die Kommunion, und dann verließ der Zug die Kathedrale in derselben Ordn ung, wie er gekommen. Jetzt trug der Kaiser die Krone auf dem Haupte, den kaiserlichen Mantel, Szepter und Reichsapfel. Der Zug begab sich in die drei Kathedralen ind dann wieder in den Palast. Auf der terrassenförmigen Verbrei⸗ terung der „Rothen Treppe“ wandte der Kaiser sich gegen das Volk und begrüßte dasselbe, wobei die Menge das Haupt entblößte und dem Herrscher zujubelte. Man sah in der Menge besonders die unteren Klassen des Volkes vertreten, welche segnend die Hände gegen den Kaiser erhoben. Der äußere Theil des Festes war damit beendet. Das Krönungs— banket fand in der sogenannten Granowitaja Palata statt, wo die Festmahle der Czaren in der moskowitischen Aera abgehalten zu werden pflegten. Die Decke des Saales wird in der Mitte getragen durch einen Pfeiler, dessen untere Einfassung einen Schautisch in ungeheurer Form zeigt, auf welchem ein staunenerregender Reichthum von unvergleichlichen Silber— geräthen ausgebreitet lag. Der Saal mit allen Fresken war in derselben Weise restaurirt, wie in der alten Zeit. Ein Teppich von glänzender Farbe, hergestellt durch den religiösen Orden des Klosters von Jvanowski, bedeckte den Fußboden. Der Kaiser und die Kaiserin saßen gesondert auf zwei Thro— nen von ungleicher Höhe, unter einem Baldachin von schwerer Holzschnitzarbeit, die Krone auf dem Haupte, und speisten, bedient durch die hohen Würdenträger des Hofes. Das diplo— matische Corps wohnte stehend dem ersten Gange bei und zog sich dann zurück. Die Reichsrathsmitglieder, der hohe Klerus, die General-Adjutanten, zahlreiche Hof- und Staatswürden— träger mit den zum Bankett eingeladenen Damen dejeunirten in einem anderen Saale. Als die Majestäten in das Valais zurückgekehrt waren, speisten die Kaiserliche Familie sowie die fremden Prinzen im Tainik⸗Saale des Palais. Die Krönungs— medaillen werden an drei Tagen in zwanzig Kirchen Moskaus vertheilt werden. ;

27. Mai, Abends 6 Uhr. (W. T. B.) Soeben ist das Kaiserliche Manifest erschienen. Dasselbe verkündet den Erlaß aller Steuerrückstänhe per 1. Januar d. J., und zwar der Rückstände für Kopfsteuer, direkte und indirekte Ab— gaben, ferner die Strafmilderung aller Urtheile, welche die Gesetzeskraft noch nicht beschritten haben, außerdem die Er— leichterung abzubüßender Strafen und Aufhebung der polizei— lichen Aufsicht der auf administrativem Wege Verbannten, deren Rückkehr gestattet wied. Das Manifest enthält ferner die Erlaubniß zur Rückkehr für die über die Grenze ge— gangenen Flüchtlinge und Theilnehmer an der polnischen Insurrektion, denen bisher der Aufenthalt in den Residenzen und in den polnischen Gouvernementsstädten sowie der Ein— tritt in den Staatsdienst verwehrt gewesen war. Ausgeschlossen sind hierbei Mörder, Räuber und Brandstifter. Außerdem wird für eine Anzahl begangener Verbrechen theilweise Amnestie angekündigt. Zahlreiche Volksmengen umstehen die Katkoff'sche Offizin, in welcher das Manifest gedruckt wird. Die verkündeten Steuernachlässe, Strafmilderungen und Amnestie-Gewährungen erregen die freudigste Stimmung, Jubel- und Hurrahrufe.

27. Mai, Nachts 12 Uhr 20 Minuten. (W. T. B.) Mit dem Eintritt der Dunkelheit begann die prachtvolle Illumination der ganzen Stadt, die bei der Masse und Verschiedenheit der Beleuchtungskörper einen wunderbaren Anblick gewährte, die Stadt bildete ein förmliches Flammen— meer. Die Straßen wurden von dichtgedrängten Volksmassen in festlich hewegter Stimmung durchzogen, nirgends kam aber eine Störung der Ordnung vor. Das Wetter ist günstig ge— blieben.

27. Mai. (W. T. B.) Die Ansprache, mit welcher der Metropolit von Moskau den Kaiser begrüßte, als derselbe sich der Kathedrale näherte, lautet also:

„Sehr frommer und erhabener Herr! Dein und Deiner treuen Unterthanen innigster Wunsch ist nun erfüllt. In Kaiserlicher Pracht betritts Du feierlich den berühmten Dom Deiner alten Residenz, um, dem Beispiele Deiner frommen Ahnen folgend, die sicht— baren Insignien Deiner von dem Allmächtigen Dir ver— liehenen Kaiserlichen Würde in Empfang ju nehmen und zugleich die heilige Salbung, die für Dein hohes Amt unentbehrlich ist, zu erhalten. Millionen Deiner Unterthanen in allen Städten und Dörfern Deines gewaltigen Reichs jubeln und senden Dir zu Deinem Einzug die innigsten Segenswünsche nach. Die heilige Kirche empfängt Dich mit heißen Gebeten an den Herr— scher aller Herrschenden, wir sind des frommen Glaubens, daß mit diesen unseren Gebeten die wirksameren Gebete Deiner frommen Ahnen, die Rußland zu einem Ganzen gesammelt und geordnet haben, wie auch die Fürbitten der Heiligen sich vereinigen werden, welche die Größe Deines von Gott Dir anvertrauten Reiches vocausgesagt haben. Wir wollen in Demuth hoffen, daß die innigen Gebete der Gläubigen zum Himmel emporsteigen, zum Throne des Allmächtigen, und daß durch die bevorstehende heilige Handlung der Segen Gottes auf Dich und auf das Dir anvertraute Reich herabkommen möge. Möge Gott der Allmächtige, in dessen Hand sich die Schicksale der Kaiser und der Kaiserreiche befinden Dich und Dein Reich in Frieden und Sicher— heit erhalten und Dir Weisheit schenken, auf daß Du Deine Unter— thanen gerecht richtest! Möge er Dir Standhaftigkeit und Kraft verleihen, auf daß Alles sich wende zum Wohl Deiner Unterthanen und zur Ehre seines allmächtigen Namens. Gesegnet seist Du, der im Namen Gottes kommt!“ ö.

28. Mai. (W. T. B.) Der Kaiser hat an den Minister des Auswärtigen von Giers folgendes Schreiben gerichtet:

Der göttlichen Vorsehung hat es gefallen, die hundertjährigen Bestrebungen des russischen Volkes und seiner erlauchten Herrscher mit einer hohen Entwickelung von Macht und Ruhm zu krönen. Die weite Ausdehnung Unseres Reiches sowie die viele Millionen zählende Bevölkerung schließen bei Uns jegliche Eroberungsabsichten aus; die friedliche Entwickelung der Kräfte Rußlands, das Wohl seiner Söhne

auf den verschiedenen Gebieten des bürgerlichen Lebens, das Empor—⸗ blühen jeder nützlichen Arbeit bilden ausschließlich den Gegenstand Unserer Regierung und werden immer vorzugsweise die Triebfedern Unserer friedliebenden Politik bilden, einer Politik, die unabänderlich zum Ziele hat, sowohl unsere freundschaftlichen, auf Vereinbarungen be⸗ ruhenden Beziehungen zu den übrigen Mächten, wie auch die unantast⸗ bare Würde unseres Reiches zu wahren Da Wir in Ihrer Person stets einen aufgeklärten, eifrigen und äußerst nützlichen Verfechter der⸗ jenigen Richtung Unserer internationalen Beziehungen gefunden haben, welche Unseren Ansichten entspricht, verleihen wir Ihnen allergnädigst, um Ihnen einen Beweis Unserer aufrichtigen Anerkennung zu geben, die Insignien Unseres Kaiserlichen Ordens des heiligen Alexander Newski in Brillanten.“ .

28. Mai. (W. T. B.) Bei dem in der Granowitaja Palata stattgehabtem Krönungsbanket waren, nachdem der Kaiser sich zur Mittagstafel gesetzt, die Plätze so vertheilt, daß neben den Majestäten die Großfürsten Wladimir, Alexis, Sergius und Prinz Waldemar von Dänemark Platz nahmen. Dahinter standen Hofmeister, an den Seiten Chevaliergarden und daneben Pagen. Während der Tafel brachte der Oberschenk Graf Grote die Toaste aus auf das Wohl des Kaisers, der Kaiserin, des Thronfolgers und des ganzen Kaiserlichen Hauses, sowie auf das Wohl der Geist⸗ lichkeit und aller treuen Unterthanen. Bei den einzelnen Toasten wurde die vorgeschriebene Anzahl von Kanonen— schüssen gelöst. Von dem Kaiserlichen Srchester und dem Theaterchor wurde eine Kantate von Tschaikowsky ausgeführt. Gegen 4 Uhr Nachmittags verließen die Majestäten die Gra— nowitaja Palata. .

Der Botschaftsrath, Wirkl. Staatsrath von Arapoff in Berlin ist vom Kaiser zum Stallmeister Sr. Majestät und zum Geheimrath ernannt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 26. Mai. (W. T. B.) Der König empfing heute eine Deputation, welche eine von einem Volksmeeting der Parteien der Linken am Sonntag beschlossene, der bekannten Abresse des Folkethings, betreffend die Wahl der Minister, beitretende Resolution überreichte. Der König erklärte der Deputation: ich habe Sie empfangen, um Ihnen zu eröffnen, daß nur die gesetzliche Re—⸗ präsentation des Volkes darunter verstehe ich beide Kam— mern des Reichstags das Recht hat, im Namen des Volkes zu sprechen. Resolutionen von sonstigen Versammlungen haben für mich nicht die Bedeutung als Ausdruck von Wünschen des Volkes. Ich respektire das im Grundgesetze ausgesprochene Recht des Volkes, behaupte aber als mein Recht, meine Minister selbst zu wählen.

27. Mai. (W. T. B.) Der König, die Königin und die Königliche Familie wohnten heute dem Gottesdienste im russischen Gesandtschaftshotel bei. Der russische Gesandte und die Kommandanten der hier vor Anker liegenden russischen Kriegsschiffe waren zur König— lichen Tafel gezogen. Die Schiffe haben illuminirt, und viele Gebäude der Stadt sind mit Flaggen geschmückt.

Zeitungsstimmen.

Im „Deutschen Tageblatt“ lesen wir Folgendes:

Wiederholt ist an dieser Stelle auf die günstige Gestaltung der thüringischen Industrieverhältnisse hingewiesen worden, namentlich mit Bezugnahme auf die Berichte der Konsularagenten der Vereinigten Staaten. Jetzt liegt ein sehr bemerkenswerthes weiteres Zeugniß vor in dem Jahresbericht der Geraer Handelskammer für 18832. Derselbe konstatirt, daß das Jahr für die Industrie und den Handel unseres Bezirks ein im allgemeinen günstiges gewesen ist. Es gilt dies zumal von der Kammwollenwaaren-Industrie, deren Be⸗ theiligung am Export nach Amerika gegen das Vorjahr um das Dreifache, von 664 344,78 „S auf 1 899 998,49 MS, gestiegen ist. Der Gesammtexport betrug 1882 3058 434 gegen 1751 6605 M im Vorjahre. Der Bericht fährt dann fort: „Auch hierbei stellt sich erfreulicher Weise heraus, daß die Befürchtungen, welche man bei unserer jetzigen Wirthschaftspolitik für die Exportfähigkeit unserer Industrie hegen zu müssen glaubte, sich als grundlos erwiesen haben. Nur eine tendenziöse Feder wäre im Stande, die erfreuliche Schwen—⸗ kung in Abrede zu stellen, welche sich seit Inaugurirung der jetzigen Wirthschaftspolitik vollzogen hat.“

Die „Neue Preußische Zeitung“ berichtet:

Im Regierungsbezirk Trier hat im ersten Quartal d. J. auf allen Gebieten der Industrie eine rege Thätigkeit mit lohnendem Verdienste geherrscht. Das Vertrauen zu dem Bestand einer gesicherten und gesunden wirthschaftlichen Entwickelung hat sich noch mehr befestigt. In der Lage der Arbeiter sind wesentliche Ver— änderungen nicht, eingetreken. Die Nachfrage nach Arbeitern war in vielen Zweigen der Industrie nicht zu befriedigen. Namentlich war, in allen Eisenwerken die Geschäftskage ein: in jeder Beziehung befriedigende, die gesteigerte Nachfrage er— heischte die regste Thätigkeit, se daß das Herabgehen der Preife bei einer größeren Zahl von Eisengattungen durch die vermehrte und so— mit wohlfeilere Produktion ausgeglichen wurde. In der Glasindustrie sind die Preise, sowie die Nachfrage gestiegen. Bemerkenswerth ist die Zunahme deß Absatzes von Glas nach Italien; nach China gehen nach wie vor große Quantitäten geringerer Sorte Tafelglases. Die Feyencg;, Steingut. und Thonwaagrenfabriken befinden sich im schwung⸗ hatten Betriebe und sind für die nächste Zeit mit Aufträgen reichlich ver⸗ sehen. Auch die chemischen Fabriken haben an dem allgemeinen Auf— schwung Antheil, da sie bei lohnenden Preisen arbeiten können. Nur in der Lederindustrie machte sich ein Rückgang bemerklich, da die Preise, welche bis vor kurzem bei starker Nachfrage eine steigende Tendenz behielten, wieder um 33 ꝙLo bei der diesjährigen Frankfurter Ostermesse gesunken sind.

Das „Kleine Journal“ meldet:

Verschieden? auswärtige Handelsberichte lassen erkennen, daß die deutschen Handelsbeziehungen zum Auslande eine immer größere Aus dehnung gewinnen. In dieser Beziehung ist u. A. auf zwei heute vorliegende Berichte hinzuweisen. Der Bericht über das Jahr 1882 aut Gibraltar meldet u. A., daß während des Jahres 125 Heutsche Handelsschiffe von zusammen 97 804 Registertonnen, gegen 19 von 48022 Registertonnen im Vorjahre, den dortigen Hafen angelaufen sind. Ebenso wird aus Melbourne über das Jahr 1882 berichtet, daß seit Einrichtung der direkten Dampfer Verbindung und Wiederaufnahme der Segelschiffverbindung zwischen Hamburg und Australien der dortige Handel mit Deutschland einen bedeutenden Aufschwung genommen hat. Mehrere deutsche Häuser hahen sich in Melbourne etablirt und die vielfach von Deutschland eintreffenden Anfragen über das dortige Geschäft lassen hoffen, daß sich der Verkehr mit dem Deutschen Reiche immer weiter ausdehnen wird. Der deutsche Schiffsverkehr mit Melbourne hat im verflossenen Jahre eine vorher nie erlangte Höhe erreicht: 45 Fahrzeuge trafen dort ein, von denen 24 Dampfschiffe waren.

Die „Times“ schreibt:

Deutschland besaß noch nie ein Parlament im englischen Sinne, und die Vertreter der wahren parlamentarischen Regierung sind berechtigt, zu sagen, daß es noch nie versucht wurde, nach diesem System zu regieren Allein, wessen Schuld ist es, daß diefer Versuch noch nicht gemacht wurde? Des Reichskanzlers, wie sie die Welt glauben machen wollen? Nein; wenigstens nicht seine ausschließliche Schuld. Die Thatsache ist eben die, daß weder

in diesem Reichstage, noch in allen seinen Vorgängern die

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