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Sachsen. Dres den, 14. Juni. (Dr. J) Die Königin ist gestern Abend nach Schloß Morawetz in Mähren gereist.
Im Auftrage des Königs hat sich heute der Ober— Kammerherr von Gers do rff nach Baden Baden begeben, um dem zur Zeit daselbst verweilenden Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, anläßlich der Thronbesteigung desselben, ein Allerhöchstes Beglückwünschungsschreiben zu überbringen.
Baden. Karlsruhe, 13. Juni. (Karler. Zig.) Prinz Karl ist von der Reise nach Moskau zurückgekehrt und heute Vormittag in Karlsruhe eingetroffen.
Baden, 12. Juni. (Karlsr. Ztg.) Die Großherzogin⸗ Mutter von Mecklenburg-Schwe rin hat geflern Baden verlassen und ist nach Luzern abgereist.
Sachsen Weimar⸗Eisenach. Weimar, 15. Juni. (W. T. B.) Die jüngste Tochter des deutschen Botschafters in Wien, Prinzen Reuß, Prinzessin Johanna, Enkelin des Großherzogs, ist in der vergangenen Nacht hier gestorben.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 15. Juni. (W. T. B.) Die „Presse“ und das „Fremdenblatt“ konstatiren, daß der Tinanz-Minister durch die fortdauernd sehr günstigen Steuereingänge in den Stand gesetzt sei, von der ihm durch das Finanzgesetz von 1883 ertheilten Ermächti⸗ gung zur Ausgabe einer Tilgungsrente für dieses Jahr keinen Gebrauch zu machen. Nach dem „Fremden⸗ blatt“ würde es sich um Aufbringung von 19675 200 Fl. handeln, deren Verzinsung mit jährlich 326 360 Fl. so lange erspart wird, als der Finanz-Minister die ihm zur Versügung gestellte Tilgungsrente zurückbehalten kann. Eine derartige Möglichkeit war schon Jahrzehnte hin⸗ durch nicht vorhanden. Der „Presse“ zufolge ist der Finanz⸗-Minister auch in der Lage, die Zufoge zu erfüllen, den durch die Renten-Emission unbedecklen Theilbetrag des Abganges des Jahres 1883 aus den Kassabeständen zu decken. Da der Betrag der Tilgungsrente ungefähr jenem Betrage gleichkommt, für welchen 1883 eine Bedeckungsrente emittirt wurde, so ergiebt sich hieraus, daß das Budget pro 1883 nicht nur im Ordinarium, sondern auch in seiner Gesammt— gebahrung keinen Abgang aufweist.
Fiume, 12. Juni. (Wien. Abdp.) Bei dem vom Gourerneur zu Ehren der Anwesenheit der englischen Mittelmeer⸗Escadre gegebenen Galadiner toastirte der— selbe in englischer Sprache auf Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Victoria, worauf die Militärkaäpe le die englische Hymne intonirte. Admiral Lord Hay trank unter den Klängen der österreichischen Volks hymne auf Se. Majestät den Kafser und König Franz Joseph. — Die Gesellschaft blieb bis 11 Uhr auf der elektrisch beleuchteten Terrasse versammelt. Das Programm für den heutigen Tag bildet die Besichtigung der Torpedofabrik und ein Ausflug nach Abbazia. Die Besichtigung der Panzerschiffe wurde auch dem Publikum gestattet, das von den Offizieren mit ausge⸗ zeichneter Zuvorkommenheit empfangen ward. Tie von den Schiffen anläßlich des Bombardements von Alexandrien er— littenen Beschäßigungen sind nur mehr auf Photographien sichtbar, welche von den Offizieren mit Bereitwilligkeit gezeigt werden. — Heute Abends findet beim Gouverneur ein großes Ball- und Gartenfest statt, zu welchem über 400 Einladungen ergangen sind.
Niederlande, Haag, 14. Juni. (W. T. B.) Nach dem nunmehr vorliegenden definitiven Resultat der Kam men— wahlen haben die Liberalen im Ganzen zwei Sitze verloren. Dieselben verfügen demgemäß über 45, die antiliberalen Parteien über 40 Sitze; außerdem findet, wie bereits gemeldet, in Delfft noch eine Stichwahl statt.
Großbritannien und Irland. London, 14. Juni. (W. T. B.). In der heutigen Sitzung des Oberhauses theilte der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Derby, mit: Die Regierung habe beschlossen, die frühere Verbindung des Ba sutolandes mit England unter der Voraussetzung zu erneuern, daß die Basutos thatsächlich und einstimmig die Verbindung wünschten, so daß eine Anwendung von Gewalt nicht nothwendig sei, daß ferner die Basutos und die Kap⸗ kolonie sich für die Uebernahme des größeren Theils der Ver— waltungskosten verbindlich machten, und daß endlich der Oranje⸗Freistaat die Ordnung an der Grenze aufrecht erhalte.
Im Unterhause zeigte der Unter-Staatssekretär, Lord Fitzmaurice, an, daß die Bedingungen des englisch⸗ italienischen Handels vertrages festgestellt feien und daß die Unterzeichnung desselben sosort ersolgen werde. Der neue Vertrag gleiche genau dem bisherigen Vertrage und sichtre England im Allgemeinen die vollständige und bedingungs— lose Behandlung auf dem Fuße der meistbegünstigten Nationen. Was den Küstenhandel anbelange, so seien indeß den englischen Staatsangehörigen nicht die nämlichen Bedin— gungen wie den Eingeborenen garantirt. Den britischen Kolonien sei der Beitritt vorbehalten. Der Vertrag habe bis zum 1. Januar 1880 Geltung, bleibe aber, wenn er zu . , nicht gekündigt werde, bis zum Jahre 1852 in Kraft.
Auf das Verlangen Parnells hat der irische Deputirte Healvd seinen gegenwärtigen Sitz im Unterhause aufgegeben, um sich als Kandidat in Mongghan ausstellen zu lassen, wo eine Wahl unmittelbar bevorsteht.
Der anläßlich des Dynamitkomplottsgegen Wilson und Genossen wegen Verrath und Felonie geführte Prozeß, der vor einein Spezialgerichtshof unter Vorsitz des Lord Oberrichters stattsand, ist heute Abend zu Enbe ge⸗ gangen. Von den Geschworenen wurde gegen Wilson, Thomas Gallagher, Whitehead und Curtin das Schuld verditt abgegeben, Ansburghe und Bernard Gallagher dagegen frei⸗ gesprochen. Vom Richter wurde gegen die vier schuldig ge⸗ . Angeklagten auf lebenslängliche Zwangsarbeit erkannt.
Frankreich. Paris, 14 Juni. (W. T. B. Die Deputirtenkammer hat die Vorlage über die mit Deut sch⸗ land abgeschlossene Literarkonvention genehmigt.
Wie die Abendblätter wissen wollen, würde die Regierung erllären, daß sie eine Interpellation über Tonkin unter den augenblicklichen Umständen nicht acceptiren könne. — Nach einem Telegramm des „Temps“ aus Shanghai hätte Li Hung Tschang dem franzbsischen Gesandten Tricou versichert: China dächte nicht daran, Frankreich den Krieg zu erklären. Tricou hätte darauf bemerkt, daß reguläre
chinesische Soldaten, die nicht zu den Kriegführenden ge— hörten, wenn deren in Tonkin gefangen werden sollten, als Räuber und Plünderer angesehen und erschossen werden würden.
Der Präsident der See⸗ und Schiffahrtsgesellschaft, Fraissinet, in Marseille ist gestorben.
— 14. Juni. (Agence Havas) Bei dem Kriegs—⸗ Ministerium eingegangene Meldungen bestätigen, daß die Unterhandlungen zwischen Tricou und Li Hung Tschang einen guten Fortgang nehmen. Gleichzeitig werden die Gerüchte von Kriegsvorbereitungen Seitens Chinas für unbegründet erklärt.
Die Unterwerfung Si Slimans wird bestätigt. Er befindet sich in der marokkanischen Provinz Tafilet und erwartet dort die Befehle Ordégas, des französischen Vertreters in Marokko,. Er schickte seinen Sohn als Geißel und wird wahr— scheinlich mit Ordega nach Paris gehen.
— (Fr. Corr. Die Wahlen in den Ausschuß für die Reform des Gerichtswesens lieferten folgende Resultate: drei der Kommissäre, die Herren Jules Simon, Batbie und Lacaze sind entschiedene Gegner der Vorlage; zwei derselben, die Herren Parent und Ribisre, befürworten die Annahme des Gesetzes, so wie es von dem Abgeordneten hause herübergelangt ist, und vier endlich: die Herren Albert Grévy, Lenoël, Emile Labiche und Tenaille-Saligny stim— men dem Prinzip der Vorlage bei, halten aber durchgreifende Aenderungen des von der Kammer angenommenen Gesetzes für nothwendig. Die Majorität des Ausschusses ist namentlich der Einsetzung des „Conseil supérieur de mägistrature- abgeneigt und will die Disziplinargewalt wie bisher dem Kassationshof erhalten wissen. Ueberdies hat die von der Kammer in Aucs— sicht genommene Aufhebung von 660 Richterstellen mit Vei— fügung einer unbestimmten Anzahl von Absetzungen, durch welche die Magistratur „gesäubert“ werden sollte, geringe Chance, beim Senat Gnade zu sinden. Dieser scheint darauf bestehen zu wollen, daß außer den 660 überflüssig ge— wordenen Richtern keine anderen ihrer Aemter verlustig wuͤr— den, was, wie die radikalen Blätter betonen einer gänzlichen Vereitelung der Säuberungspläne gleichkäme. Die „République frangaise“ selbst hält eine Modifizirung des von der Kammer genehmigten Gesetzentwurfs für ein Unglück und prophezeit dem Lan de daraus alles erdenkliche Uebel; ja, sie geht so weit, mit einer Kabinets⸗- und Verfassungskrise und einem“ für die Republik unersreulichen Ausfall der bevorstehenden General— rathswahlen für den Fall zu drohen, daß der Richterstand nur numexisch beschränkt, aber nicht von seinen antirepubli— kanischen Bestandtheilen befreit würde.
Türkei. Konstantinopel, 14. Juni. (Reuters Bureau.) Der Bericht der Staatsfchuldenverwaltung sür das verflossene Jahr wird demnächst veröffentlicht werden; derselbe weist gutem Vernehmen nach befriedigende Resultate auf. Die Einnahmen aus der Salzsteuer sind um 10Proz, die aus der Stempelsteuer um 16 Proz, aus der Besteuerung geistiger Getränke ebenfalls um 16 Proz., aus der Steuer auf Seiden— fabrikation um 14 Proz, aus der Fischereisteuer um 25 Proz. gestiegen. Das Ergebniß der Tabacksteuer ist im verflossenen Jahre nicht so hefriedigend in Folge der damals noch herr—
schenden Ungewißheit wegen der Tabacksregie.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. Juni. (W. T. B.). Der Minister des Auswärtigen, von Giers, hat am 9 d. ein Cirkular an die Vertrerer Rußlands im Auslande erlassen, in welchem gesagt wird: Der Koiser habe befohlen, daß seine Reprä sentanten den Monarchen und Staatschefs, bei denen— sie beglaubigt sind, den Dank aussprechen sollten für die dargethanen Sympathien und für die Absendung von Spezialgesandten zum Krönungsfeste. Das russische Volk, mit seinem Herrscher unzertrennlich religiös und monarchisch verbunden, sei hocherfreut über die seinem Heirscher darge⸗ brachten Achtungsbeweise. Der Kaiser, auf die Gefühle Fer Nation gestützt, habe mit tiefer Befriedigung die Freundichafts— beweise Seitens der Monarchen und Staatechess empfangen unh betrachte dieselben als ein neues Pfand der Eintracht und des Friedens, dessen Erhaltung mit den eigenen fried;ichen Ab— sichten des Kaisers übereinstimme.
— 15. Junj. (W. T. B.). . General-Major Grodekoff vom Generalstabe ist zum Militär-Gouverneur des Syr-Darja-Gebiets ernannt worden.
Gestern wurde die Leiche des Generals Albedinsky auf dem hiesigen Kirchhof mit militärischen Ehren beigesetzt. Der Feier wohnten außer den Verwandten und Freunden des Verstorbenen auch die Großfürsten Wladimir, Nikolaus und Michael sowie viele Staatswürdenträger und Generäle bei.
— 15. Juni. (W. T. B.) Die Parade der Truppen des „Garde-Corps und des St. Petersburger Militärbezirks findet am 22. d. in Krasnoje⸗-Selo statt. — Sämmtliche Vertreter der Mächte bei den Krö— nungsfeierlichkeiten erhielten die zum Andenken an die Krönung geprägten goldenen, silbernen und bronzenen Me— daillen und Jetons.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Juni. W. T. B.) Der Reichstag ist heute vom Staats⸗Minister Thysselius im Namen des Königs geschlossen worden.
Zeitungẽsstimmen.
Die „National-Zeitung“ bespricht die mehreren Privatbahnen vom Staate gemachte Kaufofferte. In dem Artikel heißt es:
So billig, wie die erste Serie der verstaatlichten Bahnen, wird diesmal vom Staate nicht gekauft werden; mußte doch schon die zweite Serie verhältnißmäßig höher bezahlt werden; der Aufschwung des Erwerbslebens hat eben auch die Rente und die Courfe der Gisenbahnaktien, durch die der Ankaufspreis naturgemäß bedingt wird, gesteigert. Im Handelstheil der vorliegenden Nummer wird das den sechs Bahnen gemachte Anerbieten vom finanziellen Gesichts⸗ punkte aus erörtert; diese Untersuchung kommt zu dem Schluß, daß die vom Staate angebotenen Preise den bisherigen Renfabilitäts? verhältnissen angemessene seien.
Ueber die politische Bedeutung der Maßregel ist wenig zu sagen: es handelt sich eben lediglich um die unvermeidliche Konsequenz früher gefaßter Beschlüsse. Die Bedenken, welche gegen die Verstaatlichung überhaupt geltend gemacht wurden: daß die , einen außer⸗ ordentlichen, in nützlicher, aber auch in schädlicher Welse zu übenden Einfluß auf die Verkehrsverhälinisse erhalt; daß die Zahl der abhän— gigen Personen sehr stark vergrößert wird; daß demjenigen Kapi⸗ kalistenpublikum, welches sich mit den Zinsen der Konfols' nicht Pe— gnügt, die Gelegenheit zu einer ihm erwünschten Art der Kapitals— Anlage beschränkt, und daß dadurch der Ankauf ausländischer oder
sonst zweifelbafter Werthpapiere befördert wird — alle diese Bedenken sind früher als nicht ausschlaggebend zurückgewiesen worden. Sie werden natürlich durch jede neue, umfassende Verstaatlichungs⸗Ope⸗ ration schwerwiegender; aber auch die jetzt eintretende Verstãrkung ibres Gewichts ist früher in Betracht gezogen worden und sie hat die Wagschale nicht zu Ungunsten des reinen Staatsbahnsystems sinken gemacht. Es ist res judicata. . ..
Das den sechs Eisenbahngesellschaften gemachte Anerbieten ruft trotz alledem die schwerwiegende Bedeutung der seit 1850 in der Vollziehung begriffenen Umwandlung des preußischen Eisenbahn⸗ wesens in das Gedächtniß zurück. Der Minister Maybach hat durch seine Verwaltung verstanden, manche Besorgniß, welche sich an die Verstaatlichung knüpfte, zu widerlegen, manche darauf gebaute Er⸗ wartung zu rechtfertigen. Hoffen wir, daß dies unter der Kontrole der . Meinung auf die Dauer immer vollständiger der Fall sein werde.
ö . „Das Schiff“ schreibt über den Dortmund⸗-Ems— anal:
Mit 228 gegen 111 Stimmen, also mit einer vor mehreren Wochen kaum erwarteten Mehrheit, hat das preußische Abgeordneten⸗ haus die Regierungsvorlage, betreffend den Bau 'eines Kanals von Dortmund über Henrichenburg und Münster nach der unteren Ems, in zweiter und dritter Lesung angenommen. Damit ist das Gesetz gesichertꝛ und wir können dem deutschen Volk von ganzem Derzen. Glück dazu nünschen, daß der erste Sich zum Bau eines deutschen Kanalnetzes erfolgen wird. .. Auf das Ergebniß kann sich schwerlich eine einzelne Partei etwas zu Gute thun. Die Annahme ist vielmehr ein Ausdruck der dem Kanal— bau günstigen öffentlichen Meinung.
Der deutsche Michel — bemerkt sehr richtig ein rheinisches Blatt — wird diesmal nicht wiederum das Gespötte des Auslandes sein. Er hat mit dem heutigen Beschlusse gezeigt, daß er endlich aufgewacht ist und seine Emanzipation von seinen auf seine wirthschaftliche und volitische Größe eifersüchtigen Nachbarn durchzuführen entschlossen ist. ..
— Der „Magdehurgischen Zeitung“ wird aus Sachsen, 12. Juni, geschrieben:
Die jetzt erschienenen Jahresberichte der sächsischen Fabrikinspek⸗ toren konstatiren erfreulicher Weise eine verbesserte Lage der Industrie im Ganzen während des letzten Berichtsjahres. Fast in allen Ge⸗ werbszweigen scheint eine erhöhte Thätigkeit, in einzelnen sogar ein ungewöhnlicher Aufschwung sich bemerklich zu machen. Es fehlt nir⸗ gends an Aufträgen, manche Industrien klagen über nicht angemessene Preise, andere dagegen sind auch in dieser Beziehung zufrieden. Auch auf die Löhne scheinen nun boch allmählich günstise Rückwirkungen zur allgemeinen Besserung einzutreten.“ In einer Druckerei wollener Waaren hatte sich durchschnittlich der Jahres⸗ verdienst eines Arbeiters von 500 – 600 M auf 66060 = 766 erhöht; in einer Stuhlfabrik wurden für 1 Dutzend Stühle statt (wie früher) 71 — 7,5 6 9– 9,5 M¶ gejahlt. Zum Theil wird über den Mangel an guten Arbeitskräften geklagt. Besonders der Maschinenbau hat sich gehoben; es wurden 11 neue Maschinenfabriken, Kesselschmiede⸗ eien und Eisengießereien angelegt, 24 derartige Anlagen erweitert. Auch die Wollkämmerei erfreute sich eines schwunghaften Betriebes, desgleichen die Tuchfabrikation, die mechanischen Webereien, die Tapisserie⸗ und Strumpfwaarenmanufakturen.
Zu, der Etatsberathung im Reichstage sagt die „Hal⸗ lische Zeitung“:
„Hr. Richter meint, die gegenwärtige Etatsberathung sei ein Muster dafür, wie eine solche nicht sein soll. Wir meinen, gerade das Gegentheil ist der Fall, und wir sind sicher, für unsere Än— schauungen in den weitesten Kreisen Zuftimmung zu finden. Wenn sonst die Kudgetdebatte mehr und mehr eine bedauerliche agitatorifche Färbung bekam und zu einer Erörterung aller sensationellen, mit dem Etat in keiner dir Len Werbindung stehenden Tagessragen wurde, wenn namentlich die letzte Budgetdebatte im Januar und Februar einen Charakter annahm, der bei allen nüchternen und besonnenen Männern lebhaftes Bedauern und Kopfschütteln erregte, ja viel⸗ leicht cine, gewisse Abneigung gegen diese parlamentarischen Eigenthümlichkeiten hervorrief, so haben wir jetzt eine Debatte, welche frei von gallen diesen Auswüchsen ist, eine ruhige sachgemäße Er— örterung ohne die grundlosen Verdächtigungen und Anklagen, welche das politische Leben zu vergiften drohen. Die Oppofition würde sich mit der gegenwärtigen Wiederholung ihrer Anklagen aus dem Winter lächerlich machen, und darum schweigt sie. . . . Wir überlassen es getrost dem Urtheil aller einsichtigen Männer, die das Wesen der Politik nicht in dem Skandal, nicht in der Verketzerung und nicht in der Erregung heftiger Leidenschaften suchen, darüber zu entscheiden, welche Art der Etatsberathung mehr dem Wohle des Landes dient.“
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ meldet: Eine amtliche Statistik über die Oberschlesische Steinkohlen—
produktion für das erste Quartal d. J. zeigt im Vergleich zum Vor—
jahre einen kolossalen Aufschwung derselben und auch eine kleine Neigung der Preise zum Steigen. Darnach betrug Produktion Absatz Durchschnittspreis Millionen Zentner pro Zentner
1877 40, 22 26,606 9
1878 41,31 36,68 ,
1879 44, 12 39, 16h
1880 52,75 . 2e ;,
1381 51,86 . ,,
1882 53,28 5 19, h5
1883 58,40 52,49 .
Gegen 1877 ist die Produktion um 45 , der Absatz um 47 0,9
gestiegen, dagegen ist der Preis um 6,85 5 oder 26 0 zurückgegangen.
Statistische Nachrichten.
Die Ergebnisse der Berufszählung in Preußen. (Stat. Corr.) Während wir uns neulich mit der numerischen Ver— theilung der in der Berufsgruppe A. (Landwirthschaft, Gärtnerei, Thierzucht, Forstwirthschaft, Jagd und Fischereih thätigen Perfonen nach dem Hauptberuf und ihrer Stellung in demselben u. f. w. be— schäftigten, theilen wir nachfolgend die entsprechenden Angaben Über die in der Berufsgruppe B', d. h. im Bergbau und Hüttenwesen, in der Industrie und im Bauwesen thätigen Personen mit.
In der gesammten Berufsgruppe B. wurden 3065213 männliche und 5865 408 weibliche Perfonen, zusammen 3 665 6526 oder 31,17 o der gesammten erwerbsthätigen Bevölkerung be— schäftigt. Um die Zahl der innerhalb der weiteren Grenzen dieser Berufsgruppe Erwerhsthätigen zu ermitteln, sind der vorstehenden Summe noch die bei den Angehörigen dieser Gruppe in persönlichen oder häuslichen Diensten Stehenden hinzuzurechnen. Diese letzteren bezifferten sich auf 4742 männliche und 177794 weibliche Personen, so daß die Gesammtheit der in der Gruppe B. Erwerbsthätigen sich auf 3833 182 Personen oder 32,7 0/0 der gesammten erwerbsthätigen Staatsbevölkerung (11712 485 Personen) beläuft. In den Haus⸗ haltungen der Brufsgruppe B. lebende, entweder gar nicht oder nur nebensächlich erwerbsthätige Personen wurden 3 386 331 unter 14 Jahr und 2174 257 über 14 Jahr gezählt, so daß die Gesammtzahl aller zu dieser wirthschaftlichen Gruppe gerechneten Personen sich auf 9393 750, d. h. auf 344 ½ der gesammten 1882er Staatsbevölkerung (27 287 860 Personem) stellt. ;
Von den 3 659 626 in Berufsgruppe B. erwerbethätigen Personen waren nebenerwerblich thätig . Personen
in der Land und Forstwirthschaft, Gärtnerei, Thier— IJ i 396 im Bergbau, Hüttenwesen, in der Industrte u. im Bauwesen 39 873 J 254 in persönlichen Diensten und Lohnarbeit wechselnder Art 2 542
im Militärs, Hof, bürgerlichen, kirchlichen Dienst und JI zusammen öl i 147
Die häufige Nebenbeschäftigung der industriellen Berölkerung in der Landwirtbschaft u. s. w. wird dadurch bedingt, baß zahlreiche Industrie ⸗Arbeiter, namentlich in den kleineren Städten und auf dem Tande, hauptsächlich zur Ausnutzung der anderen Falls brachliegenden Arbeitskraft ihrer Familienangehörigen einiges Ackerland pachten und gemeinsam rait Letzteren bearbeiten. Auch der Umstand, daß viele
Industrie⸗ Arbeiter zur Saat- wie Erntezeit der gesünderen und zu
Ddieser Zeit auch lobnenderen landwirthschaftlichen Thätigkeit nach- gehen, trãgt zur Erklärung der unter A angegebenen hohen Ziffer bei. Von den in der Berufsgruppe B. erwerbsthätigen Personen ent- fallen auf die einzelnen Industriezweige. . Industriezweige: m. w. zusammen 1. B. III. Bergbau, Hütten und Sa⸗ J . IV. Industrie der Steine u. Erden 169523 93846 179369 V. Metallverarbeitung .. 311745 8069 319814 VI. Maschinen, Werkjeuge, In⸗ strumente, Apparate. 144409 2241 146650 VII. chemische Industrie .. 26 277 2631 28 908 VIII. forstwirthschaftliche Neben produkte, Leuchtstoffe, Fette, . . Oele, Firnisse . ö . 17 061 IX. Textilindustrie.. . . 250 296 135 269 385 555 X. Holz., und Schnitzstofff . . 28 A8 13734 112512 XI. Papier und Leder.. 271944 8619 280563 19. XII. Nahrungs⸗ u. Genußmittel 333 142 30685 363 827 1I. . XIII. Bekleidung und Reinigung 4142 441 335 133 777574 1. HH. Gengewerree 3a gh zGsß 538975 13. . XV. polygraphische Gewerbe.. 114643 22604 137 247 zusammen 3 O65 218 585 408 3 650 626 Von den vorstehend unter 1. bis 13. aufgeführten Personen waren nach ihrer Berufsstellung . Arbeiter
Selb⸗ Ver⸗ bezw. im
in den ständige waltungs⸗ Gewerbe
und und thätige
Geschäfts⸗-Aufsichts⸗ Familien⸗
leiter personal angehörige und Dienende
Industriezweigen:
Bergbau, Hütten ⸗ und Salinen⸗ wesen .. 6989
Industrie der Steine und
Erden J . s 4292 Metallverarbeitung. ... l 2570 Maschinen, Werkzeuge, Instru⸗ ⸗
wenn warnte 2 4986
Hhemtsche nnstrriie . 1908
forstwirihschaftliche Nebenpro⸗
produkte, Leuchtstoffe, Fette,
Oele, Firnisse . J 1270
kJ 156 033 1440 89 und er 89399 1515
Holz⸗ und Schnitzstoffe 118361 1476
Nahrungs- und Genußmittel 122 414 9525 31 888
Bekleidung und Reinigung . 591 333 230 237
J 15 398 1440 056
polygraphische Gewerbe. 10057 2506 124 684
zusammen . 1183 876 59179 724607571.
Demnach würden die Selbständigen und Geschäftsleiter 32,4 0ͤ,
Verwaltungs- und Aufsichtspersonal 1,5 69, alle übrigen in Berufsgruppe B. erwerbsthätigen Personen (ausschl. der persönliche Dienste leistenden) 66,0 0m aller in derselben überhaupt erwerbsthätigen Personen ausmachen.
— (Gem. Ztg. für Eis.Loth.) Zur Theilnahme an den dies— jährigen Frühjahrsprüfungen für den ein jährig freiwilligen Militärdienst in Straßburg, Colmar und Metz hatten sich im Ganzen 41 junge Leute gemeldet. Davon ist einer im Prüfungs— termin nicht erschienen. Von den 40 Theilnehmern an der Prüfung haben 15 die Prüfung nicht bestanden; den übrigen 25, wovon 17 in Elsaß⸗Lothringen geboren sind, wurde der Berechtigungsschein für den einjährig⸗freiwilligen Dienst ertheilt. ö
Außerdem sind seit den letzten Herbstprüfungen noch für 217 junge Leute auf Grund von Schulzeugnissen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährigen Dienst Berechtigungsscheine ausge— stellt worden. Von diesen 217 waren 137 in Elsaß⸗Lothringen ge— boren.
Im Jahre 1882 waren in Elsaß Lothringen zur Gestellung vor den Ersatzbehörden im Ganzen 39127 Militärpflichtige aufge—⸗ fordert worden. Von diesen befanden sich 17 497 im ersten, 11270 im zweiten, 7362 im dritten Konkurrenzjahr, während 2998 älteren Jahrgängen angehörten. 2944 waren von ihrem Geburtsorte ver— zogen und hatten sich in anderen Aushebungsbezirken gestellt. Von den zur Mustexung und Aushebung Gelangten wurden 12 245 auf das nächste Jahr zurückgestellt, und 37 wurden als unwürdig zum Militärdienst ausgeschlossen. Wegen körperlicher Fehler und Gebrechen wurden 3057 als zum Militärdienst untauglich ausgemustert. Der Ersatzreserve 1. Klasse wurden 3390 überwiesen, von denen 1422 als übungspflichtig designirt wurden. 1040 wurden der Ersatzreserve 2. Klesse zugetheilt. Im Ganzen wurden 5128 zum Dienst in der aktiven Armee ausgehoben und davon 5108 zur Einstellung in das Landheer, und 20 zur Einstellung in die Flotte bestimmt. 395 Mann waren hei der Einstellung überzählig geblieben und wurden der Ersatz— teserve überwiesen, während 575 freiwillig in die Armee eingetreten waren. Von Letzteren gehörten 292 dem Bezirk Unter -⸗Elsaß. 123 dem Bezirk Qber Elsaß und 160 dem Bezirk Lothringen an. Die zum aktiven Dienst ausgehobenen 5128 Mann vertheilen sich auf die einzelnen Bezirke wie solgt: Unter⸗Elsaß 1876, Ober. Elsaß 1601 und Tothringen 1661. .
— Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi⸗ renden auf der Königlichen Georg-Augusts-Univer— sität zu Göttingen im Sommer-⸗Semester 1883. Im dorigen Semester sind immatrikulirt gewesen (1063 4 17 —) 165866. Davon sind abgegangen 312. Es sind demnach geblieben 768. Hierzu sind in diesem Semester gekommen 336. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1104. Die evan— Jelisch theologische Fakultät zählt Preußen 166, Nichtpreußen 41, zusammen 197. Die juristische Fakultät zählt Preußen 158, Nicht preußen 46, zusammen 204. Die medizinische Fakultät zählt Preußen löö, Nichtpreußen 29, zusammer 184. Die philofophifche Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 359, P. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach 8. jö6 des Reglemenls vom 2. Juni 1834 42. Preußen 401, c. Nichtpreußen 1I8; zusammen Ils. Summa 1194. Einzelne Vorlesungen besuchen außerdem noch 16. Es nehmen mithin an den Vorlefungen überhaupt Theil 1120.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. waädandbuch für Post und Telegraphie. Berlin, Verlag der Reichsdruckerei, 183833. — Ein brauchbares und sehr nützliches Buch, namentlich für die Post und Telegraphen— beamten, da es alle wichtigeren Gesetze, Verordnungen, Bekannt— machungen c. enthält, die seit Bildung des Deutschen Reiches ür dasselbe über das Post- und Telegraphenwesen erlasfen worden Ind, so das Gesetz über das Postwesen des Deutschen Reiches vom 28. Oktober 1871, das Eisenbahn-Postgesetz vom 20. Dezember 1875, des cGesetz über dag. Posttarwesen, die Poftordnung vom 8. März 579, den Weltpostvertrag, den Gebührentarif, die Gesetze und Bestimmungen über die Portofreiheiten 2c.ͥ, und hinsichtlich des Telegraphenwesens die Telegraphenordnung vom 13. August 1880, um internationalen Telegraphenvertrag vom 10.22. Juli 1875, den Hebührentarif für den Telegraphenverkehr und andere wichtige Be— timmungen und Anordnungen.
t — Der Amtsrichter Dr. P. Kohli hat das Gesetz, be⸗ reffend das Verfahren in üugsein änderfeßungtange— eiten, vom 18. Februar 1880, mit sämmtlichen darin in Bezug
genommenen Bestimmungen der Deutschen Civilprozeßordnung, des Gerichts verfassungsgesetzes, der Allg. Gerichtsordnung fuͤr die preußi= schen Staaten und der für das Verfahren in Auseinandersetzungs« angelegenheiten gegebenen besonderen Vorschriften in einer bei Franz Vablen hierselbst erschienenen Schrift für den praktischen Gebrauch zusammengestellt. Das gedachte w ist dem Wortlaut nach abgedruckt und die übrigen bezeichneten Bestimmungen an den betreffenden Stellen in der Form von Anmerkungen hinzu efügt. Im Anhange wird das Gesetz vom 24. Juni 1875 über das Kostenwefen in Auseinandersetzungssachen sowie das Gesetz vom 3. Marz 1877 betr. die nach jenem Gesetz zu gewährenden Tagegel der, Reifekosten und Feldzulagen, mitgetheilt. Ein ausführliches Sachregister erleichtert die Benutzung der Schrift, deren Preis 1,ů80 M beträgt.
In demselben Verlage ist eine von dem Ober ⸗Landes— erichts Rath Daubenspeck herausgegebene Schrift „Die Schiedsgerichte für Regulirung der Bergfchäden. Ein Beitrag zur Lehre vom Sch iedsvertrage“ (Preis 2 M) erschienen. — Der Aufschwung, welchen der Bergbau in sden preußi⸗ schen Kohlenrevieren im vorigen Jahrzent genommen hatte, war zwar von großem Segen für die betreffenden Distrikte begleitet, indem er die Industrie nach sich zog und Wohlhabenheit und Wohlstand ver— breitete. Indessen wucde doch der Grundbesitz, namentlich in den westfälischen Revieren, durch den Bergbau empfindlich geschädigt, und trat in Folge Zusammenbrechens der Grubenbaue eine Verwüstung der Erdoberfläche ein, wie man sie bis dahin noch nicht gekannt batte. Der preußische Prozeß genügte den Anforderungen auf eine rasche und prompte Erledigung der dadurch hervorgerufenen Rechtsstreitig⸗ keiten nicht, und der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten machte daher im Jahre 1876 den Ver— such, durch Vermittelung der Behörden zwischen den be— troffenen Grundbesitzern und den haftpflichtigen Bergwerks besitzern einen Ausgleich über Vergütung der hervorgetretenen Schäden herbeizuführen. Diese Bemühungen, welche — späterhin von dem Minister der öffentlichen Arbeiten — kis in die neueste Zeit fort- gesetzt wurden und namentlich in den Regulativen für die zur Re— gulirung der Bergschäden im Landkreis Effen, im Stadt und Land— kreis Dortmund, im Stadtkreis Essen, fowie im Regierungsbezirk Oppeln eingesetzten Schiedsgerichte ihren Ausdruck fanden, sind im Allgemeinen von Erfolg gewesen, und es scheint, als ob die ursprũüng⸗ lich provisorisch getroffene Institution einen dauernden Charakter an—Q nehmen werde. Der Verfasser hat es daher für angezeigt erachtet, diese Institution in der vorliegenden Schrift einer näheren Betrach— tung zu unterwerfen, um ihr Wesen und ihre rechtliche Bedeutung klar zu stellen. Da es sich hierbei um eine Species des Sch iedsz⸗ vertrages handelt, und die Lehre vom Schiedsvertrage in neuerer Zeit monographisch nicht erörtert ist, so hat der Verfasser zunächst versucht, diese Lehre systematisch und vollständig zu entwickeln, und sodann, nach= dem auf solche Weise das Wesen des Kompromißvertrages klar ge— stellt, die gewonnenen Sätze auf die in Gemäßheit der Regulative geschlossenen Schiedsverträge angewandt. Zum besseren Verständniß sind im Anhang die Regulative im Wortlaut mitgetheilt.
Die Schlettersche Antiquariatshandlung E. Franck in Breslau hat soeben ihren antiguarischen Anzeiger Nr. XI ausgegeben. Derselbe enthält ein alphabetisch geordnetes Verjeichniß von 453 Schriften, die den verschiedensten Wissensgebieten angehören = naturwissenschaftliche, astronomische, medizinische, land⸗ wirthschaftliche, geogcaphische, geschichtliche, philologische, theologische, philosophische, literarische, numismatische u. s. w. — und unter denen sich viele seltene Werke aus dem 15.5, 16., 17. und 18. Jahr- hundert befinden.
Gewerbe und Handel.
(N. A. 3.) Der Handelskammer zu Halle ist nachfolgendes für ie Interessenten des amerikanischen Exports wichtige Re⸗ kript des Handels-Ministers zugegangen:
Berlin, den 6. Juni 1883.
Während bisher im Falle des Exports deutscher Erzeugnisse nach den Vereinigten Staaten von Amerika die für die Verpackung und den Trans— port derselben nach dem betreffenden Exporthafenplatz ent⸗ standenen Kosten bei der Verzollung im Bestimmungs— orte auf den Preis der exportirten Waare geschlagen wurde, ist durch Verordnung des Fincinzdepartements der Vereinigten Staaten vom 12. März d. J. bestirnmt worden, daß diese Beträge von der Ver— zollung nicht betroffen werden, was eine Kostenverminderung von 5 Doll. bis 25 Doll, für die Sendung zu Gunsten des deutschen Exports enthält. Gleichzeitig bemerke ich, daß vom 1. Juli d. J. dem Anfangstage der Geltung des neuen Zolltarifs der Vereinigten Stagten, ab die Verpackungs- und Transportkosten nicht mehr auf der Faktura oder der Deklaration zu erwähnen sind.
Jadem ich der Handelskammer hiervon Kenntniß gebe, stelle ich anheim, diejenigen Handel- und Gewerbetreibenden Ihres Bezirks, welche an dem Export nach den Vereinigten Staaten betheiligt sind, hiervon zu benachricht igen. .
Der Minister für Handel und Gewerbe. In Vertretung: von Möller.
— Nach dem Geschäftsbericht der Direktion der mecklen⸗ burgischen Friedrich Franz ⸗Eisenbahn - Gesellschaft tber da; hr 1887 nn in 188 , Gn, . fördert: 1177 122 Personen (6818 P. J. Klasse, 161 266 P. H , , 4 . und 65 945 Militärpersonen) gegen in 1881 1 137 805 P., also in 1882 mehr 39317 P. Dafür sind vereinnahmt in 1882 2086194 S, gegen in 1881 2021617 Æ, mithin 1882 mehr 64 577 „6. Befördert wurden in 1885 an Gepäck: 5913 t und dafür erzielt 57 222 Æ An Gütern wurden in 1882 auf der Bahn transportirt 478021 t und dafür vereinnahmt 2347014 S gegen in 1881 2221 229 „½ς, mithin 1882 mehr 1265 781 e Befördert wurde an Vieh in 1882 155 348 Stück oder 17489 t und dafür eingenommen 183 174 )
Die Betriebseinnahmen betrugen in 1882: 1) aus dem Personen und Gepäckverkehr 2143417 6, 2) aus dem Gäterverkehr 2530 189 „6, 3) Vergütung für Ueberlassung von Bahnanlagen und für Leistungen zu Gunsten Britter 55. 488466, 4) Vergütung für Ueber« lassung von Betriebsmitteln 119 849 6, 5) Erträge aus Veräuße⸗ rungen 80 „S., 6) verschiedene sonstige Einnahmen 115 607 Æ ; in Summa Einnahmen 4965 352 M — Die Betriebsausgaben betrugen: A. Allgemeine Verwaltung 265927 A, B. Bahnverwaltung 569503 AM, C. Transportverwaltung 1398889 M, zusammen Aus⸗ gaben 2254320 .
Die Gesammteinnahme belief sich auf 4 965 352 46, die Betriebs- ausgabe auf 2 234 320 S, mithin Ueberschuß 2731 931 „6, dazu Vortrag von 1881 mit 310 865 „1, daher Gesammtüberschuß pro 883 3 01 397 M. —
Davon ist gezahlt: I) die pro 1882 vertragsmäßig an die Groß herzoglich mecklenburg-schwerinsche Regierung zu leistende Annuität mit 960 000 MÆ; 2) der regulativmäßig pro 1882 an den Er⸗ neuerungsfonds zu gewährende Zuschuß mit 370000 „½ ; die beschlußmäßig pro 1882 in den Reservefonds abzuführende Quote von 187 856 M; 4) an Eisenbahnsteuer pro 1882 25 289 S; 5) an Tantieme 41 251 ; G6) als Dividende pro 1882 auf das Aktien⸗ kapital von 15 500 900 66. A S,5 9, oder 42,50 ƽ pro Aktie, auf 27000 Aktien 1 147 500 M ; der Rest ist als Reservevortrag auf die Betriebsrechnung pro 1883 übertragen mit 310000 A6 Der Reserve⸗ fonds betrug ult. Tezember 1882 619 245 6, der Erneuerungsfonds ult. Dezember 1882 955 024 M .
Landsberg a. W, 14. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Wollzufuhr ist geringer als im Vorjahre, wo dieselbe 3500 Ctr. betrug; auch die Zahl der Käufer ist kleiner. Durchschnittlich stellten sich die Preise 6 „S6 höher, bestbehandelte etwas mehr; Mittelwollen erzielten vorjährige Preise. Die Hauptkäufer, Fabrikanten und Händler zurückhaltend, Schluß des Marktes matter.
Nürnberg, 14. Juni. (-Hopfenmarktbericht von Leopold Held) Am Hopfenmarkte herrscht fortgesetzt eine sehr rege Frage nach gutfarbigen Hopfen aller Qualitäten. Was von grüner Waare ausZ⸗
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geboten wird, gelangt rasch zum Verkauf, der Markt besitzt des halb nur wenig schönfarbige Hopfen mehr und ist mit seinem Bedarf an solchen auf die englischen 8 und die geringen noch in Speku⸗ latiensbesitz befindlichen Bestände angewiesen. Seit Beginn der Woche wurden ca. 150 Ballen verkauft. Gezablt ward für Prima waaren 400 —=415 M, für bessere Mittelhopfen 370 — 385 M und für gute grüne Gepackte 360 — 375. Von gelber Waare ist kein er⸗ wähnenswerther Verkauf bekannt geworden. Die Stimmung ist fest. Leipzig, 15. Juni. Mittags. (W. T. B.) Wolimarkt. Zufuhr 1267 Ctr. Bei sebhaftem Geschäft stellten sich die Preife bis zu 5 M höher als im Vorjahre. * der Zufuhr ist bereits verkauft.
Wisn, 14. Juni. (W. T. B.) Die mit den Vorarbeiten des Getreide⸗ und Saatenmarktes betraute internationale Kommission hat im Einvernehmen mit dem Vorstande der Wiener Frucht- und Mehlbörse den diesjährigen Getreide und Saatenmarkt auf den 27. und 28. August anberaumt.
London, 14. Juni. (W. T. B. Bei der gestrigen Woll« auktion waren Preise unverändert. Ton fest.
Ne w- York, 1. Juni. Die „New⸗JYorker Handelszeitung“ sagt in ibrem Wochenbericht: Nehmen wir eine lebhafte Spekulation in rohem Petroleum und Weijen aus, so ist das Geschäft am Waaren ! und Produktenmarkt in Folge des Feiertags, welchen wir diese Woche hatten, noch stiller gewesen wie zuvor. Weizenmehl hatte festere Tendenz und bessere Konsumfrage, wurde aber ebenso wie Weizen und Mais nur in beschränktem Umfang für Export gekauft. Der Frachtenmarkt war ruhig. Baum“ wolle in dispßp. Waare fand wenig Beachtung und Ter⸗ mine hatten schleppenden Verkeht. Am Kaffeemarkt macht sich noch keine Besserung bemerkbar. Zucker und Thee verharrten in ruhiger Geschäftslage. In Schmalz, Schweinefleisch und Speck sind Umsätze noch kleiner gewesen, als in der Vorwoche. Am Hopfenmarkt entbehrte das Geschäft jeder Anregung. Terpentinöl war sehr ruhig und niedriger und Harz flau und ohne Nachfrage. Raff. Petroleum höher und fest. United Pipe line Certificates sind im Laufe der Woche, bei enormen Spekulation umsäßen, ca. 20 C. gestiegen. Höchster Preis der Woche (heute) 124 G.. Schlußpreis 1195 F. G. und B. Der Import fremder Webstoffe für bie heute beendete Woche beträgt 1747 798 Doll., gegen 1886715 in der Parallelwoche des Vorjahres.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 14. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd „Braunschweig“ ist heute in Baltimore ein—⸗ getroffen.
Triest, 14. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Minerva“ ist von Konstantinopel hier angekommen. .
New⸗York, 14. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer Denmark“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Amtlichen Nachrichten zufolge hat der egyptische Gesundheits⸗ rath beschlossen, die unter dem 14. v. M. angeordneten Quarantäne⸗ Maßregeln“) gegen Provenienzen aus Bom bay vom 13. d. M. ab wieder auf zuheben.
) ef. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 126.
Berlin, 15. Juni 1883.
Konsulatsberichte. Handelsbericht aus Havre für das Jahr 1882. Havre, April 1883. Allgemeiner Theil. (Fortsetzung.)
Neben der Beschaffenheit des Hafens bilden die Kommu— nikationswege nach dem Inlande ein Hauptinteresse für den hiesigen Platz. Havre's Handel ist zu einem jährlichen Waarenverkehr von mehr als 2 Millionen Tonnen ange— wachsen, für welchen zur Zeit noch im Wesentlichen nur die Havre mit Rouen verbindende Eisenbahn als Verkehrsmittel nach dem Inlande zur Verfügung steht. Der seit zwei Jahren in Angriff genommene Bau eines Kanals von Havre nach Tancarville, welcher den hiesigen Hafen für die Fluß- und Kanalschiffe zugänglich zu machen und Havre so mit dem Fluß- und Kanalnetz Frankreichs in unmittelbare Verbindung zu bringen bestimmt ist, scheint auf ernstliche in der Beschaffen⸗ heit des Terrains liegende Schwierigkeiten zu stoßen, welche die für das Jahr 1887 in Aussicht genommene Volendung des Baues leicht verzögern dürften. Die zur Herstellung einer kürzeren Verbindung mit dem südwestlichen Frankreich bestimmte Eisenhahnlinie von Bruzeville nach Pont⸗-Audemer ist zwar im Be⸗ richtsjahre bis auf die Verbindung der beiden Seine⸗Ufer ziemlich fertig gestellt worden, aber die Frage, wie diese Verbindung, welche vorerst mittelst eines Trajektschiffes erfolgen wird, defi⸗ nitiv hergestellt werden soll, ob mittelst einer Brücke oder eines Tunnels, ist noch eine offene geblieben. Desgleichen ist die zur Verbindung Havre's mit dem nördlichen Frankreich projektirte direkte Eisenbahnlinie von Havre nach Dieppe aus dem Sta⸗ dium der Vorarbeiten im Berichtsjahre nicht herausgetreten und hat vielmehr die für dieselbe in letzter Linie angenom⸗ nene Trace neuerdings wieder zu vielfachen Bemängelungen Anlaß gegeben. Die bisherigen Eisenbahntarife zwischen Havre und den inpustriellen Bezirken des nördlichen Frankreich haben zwar für Wolle und Baumwolle einige Ermäßigungen erfahren, aher nicht hinreichend, um mit dem direkten Import über Dünlirchen erfolgreich konkurriren zu können. .
Die Industrie Havre's hat auch im Berichtsjahre einen wesentlichen Aufschwung nicht zu verzeichnen. Die bestehenden Fardholzextraktfabtiken haben mit anhaltend gutem Erfolg ge⸗ arbeitet; sie finden fortgesetzt guten Absatz nach Schweden, Deutschland und Rußland. Die erst kürzlich entstandene, in ihrem Betrieb erweiterte Petroleum-Raffinerie sowie die ein⸗ zige hier bestehende Zuckerraffinerie und Baumwollenspinnerei haben ihre Thätigkeit, die beiden letzteren in beschränktem Maße, fortgesetzt und für ihre Fabrikate guten Absatz im In⸗ lande gefunden. Daneben ist nur noch die Einrichtung einer Fabrik zur Bereitung mineralischen, zur Ziegelfabrikation dienenden Theers zu verzeichnen, sowie einer Fabrik zur Be— reitung einer Art Pariser Kohle durch Karbonisirung und Verschmelzung gemahlenen Farbholjes. Die in der Amgegend bestehenden Zegeleien haben gute Beschäftigung gehabt und einiges Material für Ausfrachten geliefert. Besonderes Interesse bieten in neuerer Zeit die Schiffswerften und Maschinenwerk⸗ stätten, welche volle Arbeit und nicht unbedeutende Leistungen zu verzeichnen hatten. Läßt auch der durch das Prämiengesetz veranlaßte Aufschwung dieses Gewerbes einen baldigen Rück— gang voraussehen, wie z. B. augenblicklich der Arbeiterstand der bedeutendsten Werfte erheblich reduzirt worden ist, so wird es doch auch in der nachsten Zeit noch vielfach Beschäftigung
eben. ; Die Ciderernte hat in der Normandie und in der Bre—
tagne einen dem vorjährigen überreichen Erträgnisse zuzu⸗ schreibenden erheblichen Ausfall für das Berichtsjahr zu ver⸗
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