1883 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Singapore. Beabsichtigte am 10/5. von Singapore aus die Heimreise anzutreten. (Poststation; St. Vincent Kap Verde) S. M. S. „Freya“ 23./5. Saßnitz 116. 1.6. Swinemünde 4/16. 9.16. Neufahrwasser (Poststation: Neu⸗ fahrwasser) S. M. Knbt. „Hyäne“ 22/3. Auckland. Letzte Nachricht von dort vom 24 4. (Poststation: Sidney Aufstralien) S. M. Knbt. Iltis“ 16 4. Hongkong 26. 4. über Swatow und Üümoy nach Nagasali. (Post⸗ station: Hongkong) S. M. S. „Leipzig“ 30.1. Val⸗ paraiso 26.2. Honolulu 27.4. 22.5. Yokohama. Poststation: Hongkong.) S. M. Ap. „Loreley / 20.4. Rhede Kadi⸗kien 25.5. 25.55. Buyukdere. Letzte Nach⸗ richt von dort vom 9. 6. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Marie“ 20/5. Plymouth 24 5. 3.6. Funchal Madeira.) Beabsichtigte am 4.6. die Reise nach Rio de Janeiro fortzusetzen. (Poststation: Montevideo (Uruguay.) S. M. S. „Moltke“ 4.4. Guaya⸗quil. 19. 4. 20 4. Puna 21.4. = 24. 4. Callao (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Niobe“ 26.5. Arendal 1.6. 576. Edinburgh. (Poststation Dartmouth (England) S M. S. „Nymohe“ 22. 5. Neapel 2.6. 5. 6. Palermo (Poststation: Cartagena) S. M. S. „Olga“ 3. 4. Kingstown (St. Vincent) 114. 30.4. Pernambuco. (Poststation: Bahia Brasilien]) S. M. S. „Stosch“ 4.4. Hongkong 28. 4. nach Amoy (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 10. Hongkong 26.4. nach den Suluinseln. (Poststation: Hongkong.) Uebungs—⸗ geschwader Wilhelmshaven 24/5. Kiel 29. 5 zu Kreuzfahrten in der Ostsee. (Poststation: bis 24/6. Kiel, vom 256. ab Cuxhaven.)

Bayern. München, 16. Juni. (W. T. B.) Die Königin von Spanien ist heute Abend nach Wien abge— reist. Zur Verabschiedung waren die Prinzen Luitpold, Ludwig Ferdinand und Alfons sowie die Prinzessin della Paz und der spanische Gesandte, Graf Benomar, auf dem Bahnhof erschienen. . .

(Allg. Ztg. Die Kaiserin von Oesterreich wird am Montag Feldafing wieder verlassen und sich direkt nach Ischl begeben.

Hessen. Darmstadt, 16. Juni. (D. Itg.) Der Fürst von Bulgarien ist gestern zu 8: bis 10tägigem Be⸗ such seiner Eltern auf Schloß Heiligenberg eingetroffen.

(D. R. P.) In der Sitzung der Zweiten Kammer vom 14. d. M. gab der Staats⸗Minister von Starck die Erklärung ab, daß er die Interpellation in Betreff der kirchenpolitischen Lage Hessens erst beim Wiederzusammentritt der Kammer im Monat Oktober beantworten werde, und zwar geschehe dies mit Rücksicht auf die im preußischen Landtage in Aus— sicht genommene Revision der Maigesetze. Namens der Inter⸗ pellanten erklärte sich Abg. Frank mit der Antwort des Ministeriums einverstanden. Die Kammer hat das Kapital⸗ rentensteuergesetz und das Gewerbesteuergesetz genehmigt.

Oesterreich Ungarn. Bu dapest, 16. Juni. (W. Abd p) Das Amtsblatt veröffentlicht die Ernennung des Vize-Prösi— denten der Königlichen Kurie Bela Perczel zum zweiten Präsidenten und des Senats-Präsidenten Nikolaus Mihajlo— vits zum Vize-Präsidenten der Königlichen Kurie.

Lemberg, 16. Juni. (W. Abdp.) In einem an sämmi— liche Journale versendeten Communiqué giebt der Landes⸗ ausschuß bekannt, daß die vom Landtage gegründete Lan— desbank am 2. Juli eröffnet werden wird.

Triest, 16. Juni. Die österreichischen Kriegs— schiffe „Lissa“, „Tegetthoff“, „Ferdinand Max“, „Saida“, „Donau“ und „Albatroß“ sind hier angekommen. .

Gastein, 16. Juni. Die Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen ist zum Kurgebrauch heute hier ein— getroffen.

Agram, 16. Juni. Anläßlich der Anwesenheit des Kaifers in Laibach im Laufe des nächsten Monats wird sich der Banus mit einer Huldigungsdeputation dahin begeben.

Großbritannien und Irland. London, 16. Juni. (Allg. Corr.) Die Kommission zur Begutachtung des Kanaltunnelprojekts hielt gestern wiederum eine Sitzung Das zunächst vernommene Parlamentsmitglied, Fabrikant Ecroyd, hielt die Herstellung des Kanals aus dem Grunde für bedenklich, weil ein engerer Verkehr mit Frank— reich und dem übrigen Kontinent die britische Wollen und Seidenindustrie in hohem Grabe benachtheiligen würde. Er meinte, die insulare Tage Englands sei, was die Fabrikation betreffe, eher ein Portheil als ein Nachtheil für das Land. Admiral Sir John Hay beanstandete das Pro— jekt vom maritimen Gesichtspunkte; Wäre er ein fran⸗ zösischer Admiral und im Begriff, eine Invasion Englands vorzubereiten, so würde er einen Tunnel höchst entschieden als von größtem Vortheile für seine Operationen betrachten Sir E. Elliot, Parlamentsmitglied, Präsident des Instituts der Bergbau⸗Ingenieure und Besitzer zahlreicher Kohlenbergwerke, drückte die Ueberzeugung aus, daß weder der Handel des nördlichen Englands, noch die Schiffahrt in Folge der Herstellung des Tunnels erheblich leiden würden. Es würde indeß ein Irrthum sein, um einer mäßigen Zunahme des Handels willen die Besorgnisse der Nation für ihre Sicherheit zu erhöhen. Mr. Brady, der Ober-Ingenieur der Süstostbahn, äußerte sich über die ver— schiedenen Methoden, deren man sich für die Zerstörung des Tunnels bedienen könnte. Eine Tadung Dynamit in einer der Luftröhren könnte mittelst Elektriziät entzündet werden. Es würde auch möglich sein, den Tunnel mittelst Schleusen zu überschwemmen. .

Die Behörden von Dublin sollen, wie von dort ge— schrieben wird, der Existenz einer vor ganz Kurzem gegrün⸗ deten geheimen Verbindung auf die Spur gekommen sein, welche bezweckt, alle Angeber, insbesondere James Carey aus dem Wege zu räumen. Auf Grund dieser Entdeckung wird Carey vorläufig noch im Gefängniß zurückbehalten. Sollte er indeß auf seine Entlassung bestehen, so wird die ö es ablehnen, für seine Sicherheit länger verantwortlich zu sein.

Das britische Geschwader in den chinesischen Gewöässern, welches demnächst im Hinblick auf den mög— lichen Ausbruch eines Krieges zwischen Frankreich und China verstärkt werden soll, besteht gegenwärtig aus folgenden Schiffen: „Albatroß“, 4 Kanonen, 125 Mann; „Audacious“, 14 Kanonen, 450 Mann; „Champion“, „Eleopatra“ und „Curagao“, je 14 Kanonen und 251 Seeleute; „Cock⸗ chafer“, 4 Kanonen, 60 Mann; „Daring“, 4 Kanonen, 123 Mann; „Espoir“, 4 Kanonen, 60 Mann; „Fly“, 4 Kanonen,

73 Mann; „Pegasus“, 6 Kanonen, 139 Mann; „Merlin“, 4 Kanonen, 60 Mann; „Linnet“, 5 Kanonen, 112 Mann; „Magpie“, 3 Kanonen, 980 Mann; „Kastrel“, 4 Kanonen, 3 Mann; „Flying Fish“, 4 anonen, 890 Mann; „Toxhound, 4 Kanonen, 60 Mann und „Victor Emanuel“ (Segelschiff), 2 Kanonen; macht zusammen 112 Kanonen und über 1000

Seeleute.

Frankreich. Paris, 15. Juni. (Köln. Ztg.) Die heutigen Blätter veröffentlichen die Verlustline der Soldaten und Matrosen: bei dem Ausfalle aus der Eitadelle von Hanoi wurden getödtet 256, verwundet T7 Mann. Die Interpellation über die Tongking⸗ Angelegenheit wurde in Folge eines Abkommens zwischen dem Minister des Auswärtigen, Challemel⸗Lacour, und Granet bis Ende dieses Monats, „wo die amtlichen Berichte über die Vorgänge in Hanoi eintreffen werden“, vertagt. Der „National“ bringt wiederum Nachrichten über die günstige Wendung der Verhandlungen Frankreichs mit Ehina: der Gedanke an einen Zusammenstoß mit Ching trete mehr und mehr zurück; die Regierung hahe deshalb auch beschlossen, keinen neuen Kredit für Truppensendungen zu ver⸗ langen. Mit Einbegriff der Landungstruppen des Panzer⸗ schiffes beträgt die Effektivstärke der französischen Truppen in Tongking ungefähr 5000 Mann; nach Mittheilungen aus Saigon hält man diese Streitkräfte für genügend, um die Anamiten zur Vernunft zu bringen. Uebrigens würden die französischen Truppen vielleicht gar nicht zum Losschlagen kommen, weil die letzten Depeschen bestätigten, daß in Hüc große Muthlosigkeit herrsche und Tüdüc fortwährend seine guten Absichten betheuere, Frieden zu halten. .

Dem „National“ zufolge ist die wirkliche Stellung des Vatikans zu Frankreich folgende: „Als der Vatikan erfuhr, daß der Staatsrath der Regierung in gewissen Fällen das Riecht zuertheile, die Gehälter der Diener des Kultus zu sperren, ließ der Papst dem französischen Botschafter am Vatikan eine Note überreichen, in welcher er gegen das, was er als eine Verletzung des Konkordats betrachte, Einspruch erhob. Diese Note war kurz, aber korrekt und artig abgefaßt. Seitdem erfolgten mehrere Schritte bei dem Präfidenten der Republik und dem, Kultus⸗ Minister durch den päpsttichen Nuntius, den Erzbischof von Algier und Andere. Diese sämmtlichen Schritte erfolgten zu dem Zweck, daß die Minister sich verpflichten sollten, die Er⸗ klärung des Staatsraths nicht in Ausführung zu bringen. Diese Schritte scheiterten, da die Regierung bei ihrem ersten Beschluß in der Sache verharrte und stets entgegnete: sie denke nicht daran, ihr Recht zu mißbrauchen, aher sie werde dasselbe jedesmal anwenden, wenn sie mit Priestern zu thun habe, welche ihre Pflicht verletzten und sich offen gegen das Gesetz auflehnten.“ .

16 n , T, , , Mini er des Aeußern, Ehallemel-Lacour, hat sich heute Vormittag zur Kur nach Vichy begeben und der Conseils⸗-Präsident Ferry interimistisch das Portefeuille des Aeußern übernommen.

Der „National“ glaubt zu wissen, daß die Regierung der Beseitigung der Umfassungsmauer von Paris sich widersetzen werde. .

17. Juni. (W. T. B.) Heute fand im hiesigen Winter-Cirkus die Feier zur Erinnerung an den Tod Garibaldi's statt. Delattre, Deputirter von Paris,

Pianciani, Vize-Präsident der italienischen Deputirtenkammer,

und Canzio, Schwiegersohn Garibaldi's, hielten Reden zu Gunsten einer französisch-italienischen Vereinigung. Der Deputirte Douville⸗Maillefen wünschte die Errichtung eines Denkmals für Garibaldi an der Grenze zwischen Frankreich und Italien, wodurch diese Vereinigung zum symbolischen Ausdruck gebracht werden solle. Crispi und mehrere andere italienische Deputirte von der äußersten Linken hatten ihre Zustimmung zu der heutigen Feier aussprechen lassen, welche ohne weiteren Zwischenfall verlief.

Syanien. Madrid, 16. Juni. (W. T. B.) Mit— glieder der, Schwarzen Hand“ zerstören in der Umgegend von Leres die Weinberge, indem sie zahlreiche Weinstöcke ausreißen. ;

17. Juni,. (W. T. B.) Wie das Journa „El Liberal“ meldet, wäre nach Berichten von den Philippinen Insehn das Personal der englischen Gesellschafi, welche von der Nordküste von Borneo Besitz ergriffen hat, von den Eingeborenen ermordet worden.

Zeitungsstimmen.

Das „Berliner Fremdenblatt“ schließt einen „Nationales Königthum und parlamentarisches Regime“ über— schriebenen Artikel wie folgt: ;

Yeshalb haben wir bei unseren Parteiverhäͤltnissen allen Grun, der Vorsehung dafür dankbar zu sein, daß noch Männer da sind, die auf die Entschließungen des Reichstages einen gewissen Einfluß ausüben, die durch unentwegtes Festhalten an dem Ziel, welches sie sich gesteckt haben, dos Parlament doch noch zu positivem Schaffen veranlassen können. Ohne unseren erhabenen Kaiser und seinen langjährigen Rathgeher würde der Versuch der Sozialreform um keinen Schritt gefördert sein, ohne ihr energisches Eingreifen würde das Reich und das Land noch lange Zeit daffelbe trübe Bild des Gegensatzes der einzelnen Bevölle— rungsklassen zeigen, welches die Parlamente in Bezug auf die Parteien darbieten. Danken wir Gott, daß wir einen Herrscher haben, der in der Wahl seiner Rathzeber unabhängig von den Parteien, über den Parteien steht und, wenn es Noth thut auch unmittelbar mit Erfolg zu den Vertretern des Volkes sprechen kann.

Die „Wiesbadener Zeitung“ bringt einen Artikel über „unsere Wirthschaftspolitik“, in welchem sie Folgendes ausführt:

.. . . Deutschland hat seine freihändlerischen Irrthümer theuer bezahlen müssen. Vor wenigen Jahren gab es kaum Jemanden, der dasz hestritt und der das nicht unmittelbar gefühlt hätte. Jetzt, wo der Schaden so ziemlich befseitigt ist, der wirthschaftliche Druck sich zu lösen beginnt und der Wohlstand sich vermehrt, ist die Erinnerung an die früheren Leiden fast verschwunden. Diese günstigere allgemeine Lage ist für die Freihändler das beste Dperationsfeldj, um wieder für ihre Lehren Anhänger zu ge, winnen: die wirthschaftlich stärker Gewordenen halten sich für stark genug, um den Lockungen angeblicher Weisheit folgen zu können und die Unzufriedenen, die nie von der Erde verschwinden werden, ver— suchen es mal wieder gern mit den Lehren der freihändlerischen Apostel, zumal wenn dieselben ein möglichst populäres Gewand tra— gen und ihnen goldene Berge versprechen. Mit einer Hartnäckigkeit Dhne Gleichen wird das Märchen von der Vertheuerung der Lebens— mittel durch Zölle gepredigt, und wenn eiszelne Industrie⸗ zweige nicht an dem allgemeinen Aufschwung Theil nehmen und die Arbeiterlöhne nicht sofort die Höhe erreichen, um

in den arbeitenden Klassen einen dauernden Wohlstand zu begründen,

wird sofort als Folge der neuen Wirtbschaftspolitik cine Verschlech⸗ terung der Lage dieser Klassen verkündet und diese Politik höchstens als nur den Unternehmern und Arbeitgebern nützlich dargestellt.

Wie ungerechtfertigt der letzte Einwand ist, zeigt der jüngst ver⸗ öffentlichte Bericht des Vereins der deutschen Eisen⸗ und Stahl-⸗In⸗ dustriellen, wonach der Lohn des einzelnen Arbeiters in Ws Eisen⸗ hütten, Gießereien und Maschinenbauanstalten gegen das Jahr 1879 sich um 7,4 Co, die Zabl der Arbeiter sich um 33,3 oo vermehrt hat.

Diese unstreitigen Erfolge stehen nicht vereinzelt da. Der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rhein⸗ land und Westfalen konstatirt, daß 10 verschiedene industrielle Etablissements des Bereinsgebiets 91 845 Arbeiter im Jahre 1880/81 und 90 085 im Jahre 188182 beschäftigten, also eine Zunahme von 6240 Arbeitern oder 679 0. Auf der Mehrzahl dieser Werke war der Durchschnittsjahresverdienst der Arbeiter im Jahre 1881/82 höher als im Jahre vorher.

Weiter hat der Gewerberath Dr. Wolff in Düsseldorf soeben in einem Jahresbericht über 1882 eine Lohnstatistik von 49 größeren Werken des dortigen Bezirks während der Jahre 1878 und 1882 auf— gestellt. Hiernach ist die Zahl der Arbeiter in dieser Zeit von 13 889 auf 18 156, also um 33,8 G gestiegen. Auf einen Arbeiter entfielen 1878 nur 303,3 tägliche Schichten, 1882 dagegen 310,1. An Arbeitslöhnen wurden 1878 11 360000 und 1882 16 490 000 M verausgabt, also eine Zunahme von 5130000 1 oder von 46 ½. Der Durchschnitts⸗ verdienst pro Kopf und Jahr betrug 1878 817 S und 1882 909 A, eine Zunahme von 11,29. Wie soeben ferner bekannt wird, waren in den Kruppschen Gruben im letzten Quartal 2986 Mann gegen 2959 im vorhergehenden Quartal beschäftigt. Diesen wurde an Lohn monatlich im Durchschnitt 164 912,92 SM gegen 161 695,5 M im vorhergehende Quartal gezahlt.

Ferner konstatirt die Düsseldorfer Handelskammer auf Grund der Mittheilungen von 26 Etablissements, daß sich die Zal der Ar— beiter vom März 1882 bis März 1883 von 4879 auf 5272, also fast um 11 vermehrt hat.

Thatsache ist ferner, daß die Preise der wichtigsten Lebensmittel seit 1878 nicht gestiegen sind: alle gegentheiligen Behauptungen sind Erfindungen, die sich auf falsche Theorien, aber nicht auf eine einzige Thatsache stützen.

Alle diefe Zahlen und Mittheilungen beweisen, daß sich die materielle Lage der Arbeiter gebessert hat, wenn auch noch weitere Erfolge zu wünschen sind. Daß diese aber nur auf demjenigen Wege erzielt werden können, der sich für die bisherige Besserung der wirthschaftlichen Lage als so erfolgreich erwiesen, sollte eigentlich von Niemandem, der seine gesunden fünf Sinne hat, bestritten werden können. Wenn trotzdem die freihändlerische Propaganda ihr Haupt wieder erhebt und die Grundlagen angreift, auf der die bisherigen Erfolge erzielt sind, so ist dies ein leichtsinniges und frexelhaftes Spiel mit den wahren Interessen des Volkes, welches vielleicht auch des rein politischen Hintergrundes nicht entbehrt. Das Volk fortgesetzt vor diefen falschen Propheten zu warnen und immer wieder über seine Interessen aufzuklären, wird mehr und mehr zu einer wahrhaft patriotischen Pflicht: denn es handelt sich dabei schließlich um die wirthschaftliche wie politische Existenz unseres

Vaterlandes.

Die „Baugeverks-Zeit ung“ vom 13. d. Mts. be⸗

richtet aus Berlin:

Die Bauthätigkeit dürfte jetzt ihre größte Höhe erreicht haben; sie hat sich gegen das Vorjahr verdoppelt. In den neuen Straßen um den Zoologischen Garten herum und auch in der Gegend der Hasenhaide wachsen die Häuser förmlich aus dem Erdboden, und dabei sinden gerade die neuen Wohnungen verhältnißmäßig gute Abnehmer, denn im Durchschnitt bringt im Westen Berlins das Zimmer reich⸗ lich 300 M Jahresmiethe. In Folge der erhöhten Bauthätigkeit dringen fast alle Gesellen, welche mit dem Bauen zu thun haben, auf Erhöhung der Löhne. Maler, Tischler, Stuckateure, Maurer, Zim⸗ , u. f. w, alle versuchen ihre Kraft möglichst hoch an den Mann .

Der „Christliche Arbeiter“ schreibt zur Auswan⸗

esse hat

der sollte sich wenigstens

erwähnten beeinflussen lassen, sondern sich erst gründlich über alle einschlägigen Fragen unterrichten, ehe er sich entschließt, seine Schritte nach diesem oder jenem Punkte Amerikas zu lenken. Alle Schriften über Amerika, die gratis ver— theilt werden, verdienen von vornherein mit Mißtrauen betrachtet zu werden und dasselbe gilt von den verlockenden Redensarten bezahlter Agenten von Eisenbahn- und Landkompagnien, die massenhaft in Europa umherschwärmen, um Opfer zu suchen und leider zu finden. Selbft bei der Beurtheilung amerikanischer Verhältnisse auf Grund von Briefen, die von Deutsch-Amerikanern geschrieben sind, ist, wie wir schon öfters schrieben, erst recht die äußerste Vorsicht geboten, denn die letzteren gehören mit wenigen Ausnahmen entweder zu der Klasse, der es in Amerika geglückt ist, ein gutes Fortkommen zu finden, oder zu der großen Menge, die von dem was sie gefunden hat, enttäͤuscht, und dafür andere hineinfallen lassen wollen, oder aber es sind deutsche Gauner, die die Schlepper der amerikanischen Bauernfänger spielen. Die Glücklichen loben alles amerikanische über alle Maßen und rathen anderen leichtsinnig zur Aus— wanderung, während die ehrlichen weniger Glücklichen oder Unglück= lichen jedem empfehlen, in Europa zu bleiben. Nur wenige Deutsch⸗ Amerikaner sind vorurtheilsfrei genug geblieben, um in jedem einzelnen Falle oder bezüglich einer bestimmten Klasse von Leuten ein maßgebendes Urtheil darüber zu fällen, ob sich die Auswanderung nach der neuen Welt empfiehlt oder nicht.“

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 24. Inhalt: Zoll, und Steuerwesen: Zollfreie Ablassung der Embleme der diplomatischen Vertreter und Konsuln fremder Staaten. Bestellung eines Station ⸗Controleurs. Titelverleihung an einen solchen, Ver⸗ änderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll- und Steuerstellen. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende Mai 18835. Militär⸗Wesen: Befugniß einer Lehranstalt zur, Aus— stellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst. Maß und Gewichtswesen: Zwölfter Nachtrag zur Aichordnung. Justizwesen: Nachtrag zu der Zusammenstellung der wesentlichsten Bestimmungen der Gerichts derfassung und des Civilprozeßverfahrens in Rußland. Heimath⸗ wesen: Vier Erkenntnisse des Bundesamts für das Heimathwesen. Konfulatwesen: Ernennung. Todesfall. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Armee⸗Verordnungs- Blatt. Nr. 14. Inhalt: Ausgabe des neuen Etats für die jährliche Uebunge⸗ꝛc. Munition. Ausgabe des Abdrucks einer, das Regulgtiv über die Ausbildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forstdienstes in Verbindung mit dem Militärdienste im Jägercocps vom 15. Februar 1579 theilweise abändernden Verfügung. Ergänzung der Äusfüh⸗ rungsbestimmungen zur Allerhöchsten Kabinetsordre vom 1. Februar 1883, Uebungen des Beurlaubtenstandes für das Etatsjahr 1883 / 8 betreffend. Termin für die Berichte über die diesjährigen Uebungen

der Ersatzreserristen. Bestellung von Amtskautionen. Löhnungs«

zuschuß. Gebübrnisse der zur Probedienstleistung bei den Genk— d armerien (Landjägercorps] und Schutz mannschaften kommandirten, noch nicht versorgunge berechtigten Unteroffiziere. Unzulässigkeit be sonderer Vergütung für die Fahrt vom Wohnorte zum Gestellungs⸗ orte bei vertragsmäßiger Sicherstellung des Vorsranns. Verkauf von Puffern und Gummieylindern zu Exerzierpatronen aus den Ar⸗ tillerie⸗Depots. Eröffnung neuer Eisenbahnen. Direkte Eyvedi⸗ rung von Militärtransporten auf Requisitionsschein. Eröffnung einer neuen Eisenbahn. Prüfung der Rechnungen über Reparaturen an Revolvern N /79.

Marineverordnungsblatt. Nr. 12 Inhalt: Deviation der Kompasse. Handwörterbuch. Fackelfeuer und Rettungsbojen⸗ lichter. Jägerbüchse M 71. Uebungs munition. Schiffs bücherkisten. Chlorzinksalz. Schiffeproviant. Wollene Hemden. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Amtsblatt des Reichs-⸗Postamts. Nr. 32. Inhalt: Verfügungen: Vom 8. Juni 1883. Einführung des Postanweisungs⸗ verfahrens im Verkehr mit Kanada. Vom 9. Juni 1883. Neue Ausgabe der Abtheilung 2 des Abschnitts X der Allgemeinen Dienst anweisung. Vom 9. Juni 1883. Eröffnung der Eisenbahnstrecken Emden ⸗Jever und Georgsheil ⸗Aurich.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 11. Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Der Militärtelegraph während des Bürger krieges in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die englische Post⸗ und Telegraphenverwaltung im Jahre 1881/82. Das Verhältniß der schweizerischen Postverwaltung zu den Dampf⸗ boot⸗ Unternehmungen. Benutzung der Pferdebahnen Seitens der belgischen Post⸗ und Telegraphenverwaltung. Verkehreverhältnisse auf Ceylon. Kleine Mittheilungen: Ueber die Entstehung und Fortpflanzung der Gewitter. Der Beitritt der australischen Kolonien zum Weltpostverein. —Post und Telegraphie in Argentinien. Elektrische Zeitmeldung in New York. Zeitschriften-Ueberschau.

Ju stiz ⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 24. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 9. Juni 1883, betreffend die Ermittelung der Immobiliarwerthstempel. Allgemeine Verfügung vom 9. Juni 1883, betreffend die Zusammenstellungen von Subhastationen.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 24. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Die Medaille für Verdienste um das Bauwesen. Das neue Reichstagsgebäude. Der Panamakanal (Fortsetzung). Ueber Ent und Bewässerung der Marschen. Vermischtes: Reichstagsbaukommission. Zwei Theaterbrände. Kunstschule in Stuttgart. Parlamentshaus in Budapest. Schiffahrtskanäle in Florida in Nordamerika.

Statistische Nachrichten.

In dem „Justiz⸗Minist. Bl. veröffentlicht der Justiz⸗Minister die Ergebnisse der Zusammenstellungen von Subhastationen in Preußen für das Geschäftsjahr 1882. Darnach belief sich die Zahl der Subhastationen im Bereich der Subhastationsordnung vom J5. März 1869 auf 9981 (Kammergericht 1616. Ober ⸗-Landesgerichts⸗ bezirk Breslau 2094, Hamm 1982, Königsberg 870, Marienwerder S806, Naumburg 1197, Posen 817, Stettin 539, Jena nämlich in den Kreisen Schleusingen und Ziegenrück 63). Gegenstand des Verfahrens waren 73 241, 0515 ha mit 4799 796,61 6. Ge— bäudesteuer⸗Nutzungswerth und 523 379,92 1MÆ . Grundsteuer—⸗ Reinertrag. Von den subhastirten 9981 Liegenschaften dienen 4909 hauptsächlich der Land- und Forstwirthschaft. Antragsteller waren ausschließlich 1515 Gläubiger, welche ein Realrecht nicht hatten oder im Wege der Zwangsvollstreckung eingetragen waren; 288 Ver— walter im Konkurse des Eigenthümers; 226 Benefizialerben oder Nachlaßpfleger; 542 Miteigenthümer, zum Zwecke der Theilung; 7413 Gläubiger mit einem nicht erst im Wege der Zwangs vollstreckung erlangten Realrecht, allein oder mit Anderen. 6605 waren Mitbieter, die nicht zu den betheiligten Gläubigern gehörten. Ersteher waren 1073 Gläubiger, welche den bestberechtigten Antrag— stellern vorangehen, und 4290 Nichtgläubiger.

Ausfall erlitten von denjenigen Gläubigern, welche den bestberech⸗ tigten Antragstellern vorgehen, 1809. Des Kaufgeld wurde durch baare Zahlung des ganzen Betrags (einschließlich etwaiger Anrechnung eigener Forderungen des Erstehers) in 5876 Fällen berichtigt, in 1998 Fällen durch Uebernahme von Forderungen, welche der des bestberech⸗ tigten Antragstellers vorgehen, in 601 Fällen durch Anweisung auf rückständiges Kaufgeld für Forderungen, welche der des bestberechtigten Antragstellers vorgehen; in 75 Fällen wurden für die übernommenen (1998) Forderungen besondere Vortheile gewährt. Resubhastationen warden 54 mal von Gläubigern beantragt, welche dem bestberechtigten Antragsteller der ersten Subhastation vorgingen, 20 mal gegen einen Ersteher, der zu diesen Gläubigern gehörte.

Außerhalb des Geltungsbereichs der Subhastationsordnung vom 15. März 1869 wurde im Jahre 1882 für 6213 subhastirte Grund⸗ stücke der Zuschlag ertheilt (in den Ober-Landesgerichtsbezirken Cassel S235, Celle 1095, Cöln 1976, Frankfurt a. M. 1580, Kiel 635, Naumburg 7, Stettin 69, Jena (Kreis Schmalkalden) 28). Davon fallen auf Landestheile, in denen die Grundbuch— ordnung nicht eingeführt worden ist: Cassel 1, Cöln 1976, attrt n Me , n 8, uf nm ngen wie mitt n bleiben aus dem Geltungsbereich der Grundbuchordnung 3143. Der Flächeninhalt der subhastirten Grundstücke betrug im Ganzen 13 036,5 358 ha, davon 2884,5138 ha in den Landestheilen, in welchen die Grundbuchordnung nicht gilt, 10 152, 0220 ha auf diejenigen, in denen sie gilt. Der Gebäudesteuer⸗Natzungswerth der subhastirten Grundstücke belief sich auf 1 362 875,85 MS½Vé. (803 731,73 bzw. 559 144,12 ½), der Grundsteuer-Reinertrag auf 184 209, 4c. M. (47 769, 10 bzw. 136 440,36 „4. Von den subhastirten Liegenschaften dienten 3674 (1803 bzw. 1871) hauptsächlich zur Land- oder Forstwirthschaft. Antragsteller waren 1324 (6549 bez. 775) Gläubiger, welche ein Realrecht nicht hatten oder im Wege der Zwangsvollstreckung eingetragen waren, 302 (58 zw. 244) Verwalter im Konkurse des Figenthümers, 20 (1 bzw. 19) Benefizialerben oder Vachlaßpfleger und 49 (G bzw 42) Miteigenthümer zum Zweck der Theilung. 4518 (2455 bzw. 2063) Antragsteller waren Gläubiger mit einem nicht erst im Wege der Zwangsvollstreckung erlangten Real⸗ rechte, allein oder mit Anderen.

Summarische Uebersicht der Studirenden auf der Königlich bayerischen Friedrich⸗-Alexander-Universität Erlangen. Im Wintersemester 1882/ñ83 sind immatrikulirt gewesen 568, davon sind abgegangen 146. Es sind demnach geblieben 422, dazu sind in diesem Semester gekommen 219. Die Gesammtzahl der immatri⸗ kulirten Studirenden beträgt daher 641. Von diesen studiren: Theo⸗ logie 305, nämlich 126 Bayern und 179 Nicht-Bayern (darunter 16 zugleich Philologie. 1Geschichte). Jurisprudenz u Cameralwissenschaft 71, 66 Bayern, 15 Nicht-Bayern), Medizin 151 (70 Bayern, 81 Nicht⸗ Bayern), Pharmazie 17 (9 Bayern, 8 Nicht-Bayern), Chemie und Naturwissenschaften 34 (12 Bayern,. 22 Nicht-Bayern), Mathematik und Physik 7 ( Bahern, 3 Nicht-Bayern), Philologie und Geschichte 16 (32 Bayern, 14 Nicht-Bayern) Darunter 3 zugleich Theologie), Phi⸗ losophie 10 (7 Bayern, 3 Nicht⸗Bayern). In Summa 641 (316 Bayern, 352 Nicht Bayern).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Soeben gelangt Nr. 7 der in Wien erscheinenden Mit— theilungen des Deutschen Schulvereins“ zur Ausgabe. Das umfangreiche (28 Quartseiten starke) Heftchen enthält einen aus— ührlichen, nach der stenographischen Aufnahme zusammengeftellten Bericht über die Hauptversfammlung in Linz am 14. Mai d; J, den zur Vertheilung gelangten Rechnungöabschluß über dat Vereinsjahr 1882, sowie eine interessante statistische Zusammen⸗ stellung über die Zahl der Ortsgruppen (636, der Vereins mitglieder: 63 O88, darunter 5274 Frauen und 1272 Kärperschaften und ihre. Vertheilung auf die einzelnen Kronländer. Eine weitere Rubrik in letzterer zeigt das Verhältniß der Mitgliederzahl in einem

*

Kronlande jur dort gezahlten deutschen Bevölkerung; endlich findet sich ein Autweis über das bis 1. Mai d. J. für das Jahr 1882 ver⸗ rechnete Ergebniß an Mitgliedsbeiträgen und Spenden und die Durchschnittsziffer per Mitglied für jedes Kronland. An diese Nachweise reiht sich eine gedrängte Erjählung der anläßlich der Dauptversammlung in Linz veranstalteten Festlichkeiten. Schließlich macht die Vereinsleitung auf die im Verlage von A. Pichlers Wittwe erschienene Karte der Ortsgruppen des deutschen Schulvereins aufmerksam, welche um den Preis von 20 Kr. von der Vereinskanzlei bezogen werden kann und einen übersichtlichen Blick auf die Ver breitung des Vereins in alle deutschen Gaue Oesterreichs gewährt. Die „Mittheilungen“ erscheinen vierteljährig; der Abonnementepreit für 4 Nummern beträgt franco zugestellt: für Vereinsmitglieder 50 Kr. für Nichtmitglieder 1 Fl., und zwar gelangen stets 15 —· 20 000 Eremplare zur Ausgabe.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Aus dem üdwestlichen Holste in wird dem ‚Hamb. Corr.“ geschrieben! Der Stand der Saaten auf der Geest ist im Ganzen günstig. Der Roggen steht überall besser als man noch Mitte und Ende Mai erwarten durfte Die Blüthenperiode ist der Hauptsache nach beendet, der Körneransatz hat begonnen. Die Stroherträge werden im Allgemeinen gegen das Vorjahr zurückbleiben. Der Hafer hat weniger durch die Dürre gelitten; der Stand desselben läßt kaum etwas zu wünschen übrig und wird sich noch besser gestalten, wenn ein befruchtender Regen eintritt. Nament⸗ lich auf gut gedüngten Schlägen der besseren Bodenart zeigt der Hafer neben dichtem Stande das gewünschte dunkle Grün. Dem Buchweizen hat offenbar die Trockenheit bis jetzt behagt; er ist überall gut aufgekommen und steht breit und kräftig. Ueberaus prächtig stehen auch die Kartoffeln zu Felde, und werden binnen 3 Wochen junge Kartoffeln zu erwarten sein. Felderbsen sind, wo sie in kräftigen und von Unkraut, namentlich der Queke, gereinigten Boden eingebracht, gut aufgegangen, haben aber darauf etwas durch die Dürre gelitten und könnten kräftiger im Stroh stehen.

Der russische ‚Regierungs⸗Anzeiger“ veröffentlicht die Resultate der Informationen, welche der Minister des Innern bis zum (20. Mai) J. Juni über die Ernteaussichten im russischen Reiche er⸗ halten hat. Danach ist in den meisten Gegenden der Stand des Winter- und Frühjahrsgetreides gleichwie der Futterpflanzen ein gün— stiger. Was speziell das Frühjahrsgetreide betrifft, so ist die Aussaat noch nicht überall beendet, die aufgegangenen Saaten aber sind im Allgemeinen befriedigend, bis auf einige Distrit te und ausgenommen die Provinz Radom, wo die Ernte des Frühjahrsgetreides nur einen mittelmäßigen Ausfall verspricht. Die Futterpflanzen stehen überall gut, ausgenommen jedoch die Pro— vinzen Kursk, Simbirsk, Kasan, Ufa, Kowno und Suwalki, wo die Heuernte nur mittelmäßige oder in gewissen Gegenden sogar ganz ungünstige Ergebnisse erwarten läßt. Die Mittheilungen in Bezug auf den Stand des Wintergetreides sind bestimmter und eingehender; sie lassen sich folgendermaßen zusammenfassen. Eine ausgezeichnete Ernte versprechen die Provinzen Wologda, Wiatka, St. Peters burg und Pskow, Twer, Wladimir, Smolensk, Tula, Rjäsan, Orel, Kursk, Woronesch, Pultawa, Charkow, Tschernigow, Nishni⸗Nowgorod, Orenburg, Tauris, Cherson, Podolien, Kiew, Mohilew, Witebsk, Lifland, Esthland, Kalisch, Kielee, Radon und Stiedlce. Nicht befriedigend sein wird die Ernte in einigen Theilen der Pro— vinzen: Perm, Nowgorod, Olonez, Jaroslaw, Kostroma, Mos— kau, Kaluga, Tambow, Kasan, Ufa, Astrachan, Bessarabien, Lublin und Suwalki. Die wahrscheinlichen Ergebnisse in der Provinz Piotrkow haben sich noch nicht kennzeichnen lassen. Eine mittel mäßige oder selbst theilweise schlechte Ernte erwarter man in den Provinzen: Archangel, Pensa, Simbirsk, Saratow. Samara, Katherinoslaw, Wolhynien (jedoch ist hier die Hoffnung auf Besserung nicht ausgeschlossen, Minsk, Grodno (ebenfalls mit der Hoffnung auf Besserung), Wilna, Kurland, Warschau, Lomja und Plozk. In mehreren der letzteren Provinzen hat man da, wo das Wintergetreide nicht gerathen war, Frühjahrsgetreide nachgesäet.

Gewerbe und Handel.

Berliner Wollmarkt, 17. Juni, Nachmittags. (I.) In die Zelte auf dem eigentlichen Wollmarkt, dem alten Viehhof in der Brunnenstraße, sind bis jetzt 192 Waggons Wollen eingetroffen, davon pr. Ostbahn 74, pr. Stettiner 14, pr. Nordbahn 7, pr. Ham⸗ burger 6 und pr. NiederschlesischMärkische Bahn 1 Waggon. Dieses Quantum repräsentirt ungefähr die Hälfte des gesammten im vorigen Jahre per Bahn angefahrenen. Per Fuhrwerk waren erst wenige hundert Centner angerollt. Angemeldet sind bisher zur Lagerugg in die Zelte des Wollmarktes ca. 13 000 Tentner, doch dürften sich bis zum 19. Morgens, dem eigentlichen Beginn des Marktes, die Ein— lieferungen insoweit erhöhen daß sie den vorjährigen nur um Weniges nachstehen. Die Hauptsendungen werden noch von Neubrandenburg und Stettin erwartet, da der schlechte Verlauf dieser Märkte viele Händler veranlaßte, ihre Waare von vort nach hier zu dirigiren. Wollen direkt von Produzenten dürften noch weniger als im Vor— jahre zum Verkauf gestelst werden. Die bisher eingetroffenen Wollen sind fast ausschließlich im Besiz von Händlern. Das Schurgewicht ist ein geringeres und an den Wollen selbst der mäßige Fettgehalt bemerkenswerth. Tritt nicht Regen störend in die Witte— rung ein und zeigen Eigner nur einigermaßen Entgegenkommen so dürfte der Markt schnell verlaufen. Von Geschäft war auf den Stadtlägern noch nichts zu verspüren, da Käufer gänzlich fehlten. Nach den jetzigen Wahrnehmungen werden die Stadtläger von ge— waschenen Wollen schwächer als im Vorjahre befahren, während schwarzgeschorene Wollen mehr vertreten sein werden. Diese Eventua— lität daͤrfte auf den Umstand zurückzuführen sein, daß einerseits sich die Schwarzschur mehr einburgert, andererseits eine Verminderung der Heerden an Kopfzahl zu konstatiren ist. Die Wäschen sind auch auf den Stadtlägern fast durchgehend gut und wird von maßgebender Seite gefolgert, daß gutbehandelte Waare die vorjährigen höchsten Preise bedingen werde.

18. Juni, Mittags. (II.) Die Zufuhren auf die Stadt⸗ läger sind noch nicht genau zu präzisiren, da die bezüglichen amt— lichen Ermittelungen noch schweben. Bemerkenswerth ist, daß die Ein— lieferungen dieses Mal sich etwas schleppend vollziehen und Stämme, die gewohnheitsmäßig schon um diese Zeit auf den Lägern waren, noch aus— stehen. Letzterer Umstand dürfte mit die Veranlassung gewesen sein, daß die bereits ziemlich zahlreich eingetroffenen Fabrikanten, namentlich aus Forst und Cottbus, und die sich orientirenden Kammgarnspinner ge— schäftliche Einleitungen noch bis zu dem Zeitpunkt hinausschieben, wo die Posten eingetroffen sind, auf die sie ständig reflektiren. Größere Abschlüsse von maßgebender Bedeutung fehlten noch, doch erwartet man solche im Laufe des Nachmittags. Die augenblickliche Thätigkeit beschränkt sich auf Geschäftssicherung und können wir unsere bezüglichen Wahrnehmungen dahin zusammenfassen, daß die mit theuren Waaren ver— sehenen Händler, den Zumuthungen der Fabrikanten gegenüber, gute Waäͤschen zu letztjährigen Wollmarktspreisen zu erwerben, sich vor— wiegend noch ablehnend verhalten. Von interessirten Händlern wurde gegen diese Zumuthung ins Treffen geführt, daß diese Preise Angesichts der trockeneren Beschaffenheit der Wollen sich dann 3 S unter den letzten Wollmarktsnotirungen kalkuliren würden. Auf dem Viehhofe nahm die Ein— lagerung der Wollen ruhigen Fortgang, etwas gehemmt durch den eingetretenen Regen. Angemeldet waren bis zu dem Abschluß unseres Berichts ca. 16000 Ctr., eingegangen per Ostbahn 6907, per Stettiner 1986, Hamburger 452, Nordbahn 775, Niederschlesisch⸗ Märkische 284 und Potsdamer Bahn 75 Ctr., zusammen 10 179 Ctr. Fuhrwerke von den Stadtlägern und den Dominien der Provinz treffen nach und nach ein, und auch per Bahn dürften noch mehrere tausend Centner hierher gelangen, so daß das auf dem Wollmarkte bei dessen Beginn zum Ver— kauf gestellte Quantum annähernd 20000 Ctr. erreichen, mithin gegen das Vorjahr um ca. 2600 Ctr. zurückbleiben dürfte. Direkt von Produzenten werden kaum 30 Posten vorhanden sein. Proben zu ziehen ist nicht gestatlet und läßt sich deshalb ein maß⸗ gebendes Urtheil über die Qualität der Wollen nicht fällen. Kleine

Händler aus den Provinzen sind zahlreich auf dem Markte anwesend, aber nur rereinzelt Fabrikanten zu bemerken, die nach ihnen bekannten Stämmen Umschau halten.

Posen, 16. Juni. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der P-oᷣosen⸗Kreuzburger Bahn wurde, gegen eine Stimme, beschlossen, die Dividende für die Stammprioritäten nicht nach dem Vorschlage der Direktion mit 3,75, sondern mit 3,85 zur Vertheilung zu bringen, die Tantisme des Aufsichtsraths auf 13082 M festzusetzen und den Saldo von 6813 S vorzutragen. Die ausscheidenden vier Aufsichtsrathsmitglieder wurden wiedergewählt. Der Antrag der Staatsregierung wegen Ankaufs der Bahn ist, wie verlautet, einer Kommission zur schleunigen Berichterstattung über⸗ wiesen worden. Die beschlußfassende Generalversammlung findet wahrscheinlich im September statt.

Nürnberg, 16. Juni. (Hopfenbericht von Leorold Held.)

Der Hopfenmarkt hat ein in Anbetracht der vorgeschrittenen Saison und der normalen Ernteaussichten sehr lebhaftes Gepräge. Es liegt starke Frage nach gutfarbigen Hopfen vor und wurden von Donnerstag bis heute ca. 300 Ballen solcher umgesetzt. Die Preise der grünen Sorten sind um 5—10 M in die Höhe gegangen. Primawaare kostet jetzt 400 430 606. gute Mittelhopfen erzielen 380 405 , Mittelwaare erlöste 360-375 66, und farbige Gepackte bringen 355— 385 66 je nach Qualität. Gelbe und geringe blieben fraglos. Die Stimmung ist fest. Weimar, 16. Juni. (W. T. B.) Die heutige Generalver⸗ sammlung der Weimar-Geraer Eisenbahn genehmigte die von der Direktion vorgeschlagene Feststellung der Dividende resp. den Vorschlag der Direktion zur Verwendung des Ueberschusses. Der Antrag, den zur Dividendenzahlung verfügbaren Betrag, wenn der— selbe nicht mindestens die Höhe von 99 000 46, d. i. 1 des Nominal⸗ betrages des Prioritäts- Stammaktien⸗Kapitals erreicht, nicht zu ver⸗ theilen, sondern auf das folgende Jahr in Betriebseinnahme zu übertragen, wurde zurückgezogen, die beiden anderen Anträge auf Aenderung der Statuten mit 137 gegen 4 Stimmen angenommen. Der Antrag betreffs Ankaufs der bisher uneingelöst gebliebenen 7 Jahrgänge der Dividendenscheine wurde genehmigt.

London, 16. Juni. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.

Glasgow, 16. Juni. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 583200 Tons gegen 637 300 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 114 gegen 108 im vorigen Jahre.

Belgrad. 16. Juni. (6. I. B) Mie Gertchte er Differenzen zwischen der Regierung und der Eisenbahngesell⸗ schaft werden entschieden dementirt. Die Gesellschaft hat im letzten Monat 30000 Obligationen übernommen und dafür der Regierung II Millionen baar bezahlt. Die Fortsetzung der Bahnarbeiten dürfte in Folge dessen gesichert sein.

New⸗YPork, 16. Juni. (W. T. B.) Die Firma Megloch, Everingham u. Co. in Chieage hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Passioa betragen 1 Million Dollars.

Verkehrs⸗Anstalten.

Gre men 16 nie moe . Norddeutschen Lloyd „Main“ ist heute Nachmittag 5 Uhr in Southampton und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Habs⸗ burg“ heute Vormittag 8 Uhr in New-Pork eingetroffen.

Berlin, 18. Juni 1883.

Konsfnt gti heri chte.

Ernteaussichten in Rumänien; Stand der Kornpreise. . Bu karest, den 6. Juni 1883.

Der seit Mitte April eingetretene häufige Regen hat in Verbindung mit rauher und kalter Witterung sehr ungünstig auf die walachischen Weizensaaten eingewirkt, so daß kaum noch auf eine knappe Mittelernte gerechnet werden kann.

Der Weizen steht wenig dicht, ist vielfach rostig, und gerade der schwere schwarze Boden, welcher sonst den meisten Ertrag liefert, bietet diesmal geringere Hoffnung, während die Saaten im Sandboden weniger gelitten haben.

Durch den anhaltenden Regen ist auch die Maisaussaat empfindlich verzögert worden; auch ist anzunehmen, daß dadurch ein wesentlicher Schaden entstanden sei, da bedeutende Flächen unbebaut bleiben müssen.

Aehnlich steht es mit Gerste und Hafer, welche auch schon 25 30 Proz. verloren haben sollen,

Aus Crajova wird berichtet, daß die Preise für Weizen dort, je nach der Güte, zwischen 75— 84 Fr. pro Kila (loco Bahnhof Crajopa) schwanken. Da die Vorräthe gering sind, so rechnet man auf eine Preissteigerung.

Mais wird loco Bahnhof Crajova mit 53 55 Fr. pro Kila verkauft; von der letzten Ernte ist dort noch ein be— deutendes Quantum vorhanden. Gerste, zur Ausfuhr nicht vorräthig, kostet 52 his 54 Fr. pro 400 Oka.

In Giurgipu notirte man am 31. v. M.:

Weizen mit 76 bis 88 Fr. pro Kila,

k . Hafer / 32 2 35 / Mais 3 58 / 64 j In, n

Das Stadt⸗Depot von Giurgiu bestand damals aus 10000 Kila Weizen, 500 Kila Gerste, 200 Kila Hafer, 20 000 Kila Mais, während die Vorräthe des nach Giurgiu

abführenden Binnenlandes sich auf etwa 30— 40 000 Kila

Weizen und 200000 Kila Mais beziffern ließen. Das

Cerealiengeschäft geht dort sehr schleppend, weil die Korn—

besitzer in Folge der ungünstigen Witterungsverhältnisse den

Kaufanträgen gegenüber sehr zurückhaltend sind.

9 e, Donau ist sehr hoch, bedeutende Flächen stehen unter asser.

Berliner Rennbahn zu Hsppegarten. Der gestrige zweite Tag des Sommer-⸗Meetings des Hindernißrennvereins war, wenn auch nicht so zahlreich wie der Mittwoch, so doch in recht erfreulicher Weise besucht und vom prächtigsten Wetter begünstigt. Die einzelnen Konkurrenzen begannen um 3 Uhr mit

I. Juni-Hürden⸗Rennen. Preis 700 M Verkauis⸗Rennen. Für 4 jährige und ältere Pferde 50 A6 Einsatz, 30 6 Reugel ). Der Sieger ist für 5000 „„ käuflich; für jede 507 „S billiger eingesetzt, 1 kg erlaubt. Distanz 2400 m. Das Rennen hatte 10 Unter- schriften, darunter eine mit dreifachem Einsatz. Für 6 Pferde wurde Reugeld gezahlt und 4 erschienen am Ablauf. Es siegte sicher mit 4 Längen Vorsprung des Hrn. Ulbrich a. br. St.. Hymne“ (2000 16) und erhielt den Preis von 1180 S6, des Hrn. Roberts 4 jähr. F. H. „Canopy' machte mit des Grafen M. Schmettow 4 jähr. F. 5. „Basalr' todtes Rennen um den zweiten Platz. Die Siegerin wurde in der darauf folgenden Auktion für den Preis von 2500 S vom Rittmstr. von Schmidt-Pauli angekauft und fiel, da dieselbe nur mit 2000 MM eingeseßt war, der Rennkasse der Ueberschuß von 500 (M zu. Diesem Rennen folgte um 35 Uhr:

II. Offizier⸗Jagdrennen. Preis 700 Æ6.. Verkaufsrennen. Für jährige und ältere Pferde im Besitz von aktiven Offizieren der deutschen Armee und von solchen zu reiten. 20 S EFinsatz, 10 Reugeld. Distanz 4000 m. Von den 10 Pferden, welche far dieses Rennen genannt waren, erschienen nur des Lieut. von Sydow J. bjähr. br. St. „Redlock! (3000 „S) und des Lieut. Krumpel