1883 / 143 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Duclere Paris verlassen hatten, um ihre Rundreise nach Amerika, London und Berlin anzutreten, sind vorgestern Abend in Paris wieder eingetroffen und haben sofort eine Unterredung von dem mit dem Interim des Auswärtigen Amtes betrauten Conseilspräsidenten erbeten. Herr Jules Ferry hat die madagassischen Gesandten bereits gestern empfangen.

Die „Agence Havas“ theilt ein Telegramm aus Tunis mit, wonach der Marabut Si-el-Haffa⸗Soui im Südwesten von Tunis die Fahne des Aufstandes er⸗ hoben habe und den heiligen Krieg gegen die Christen pre⸗ dige, sowie, daß bereits Truppen von Gaffa und Negrine gegen ihn ausgesandt seien. Dagegen empfängt der „Temps“ ein Privattelegramm aus Tunis, welches diese Gerüchte von einer aufständischen Bewegung im Süden der Regentschast bestreitet und behauptet, daß kein Marabut den heiligen Krieg predige, und daß zwischen Gaffa und Negrine Alles ruhig sei.

20. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Initiativkommission erklärte der griegs⸗ Minister Thibaudin: er werde hamit einverstanden sein, zu prüfen, ob es opportun sei, die Trace der Ring— mauer von Paris an gewissen Punkten zu modifi⸗ ziren. Er würde aber eher seine Entlassung nehmen, als einer völligen Beseitigung der Mauer zustimmen. Da die Mehrzahl der Kommissionsmitglieder die Ansicht des Kriege— Ministers theilte, so zog Nadaud den Antrag auf Zer— störung der Ringmauer zu rück :

Versailles, 20. Juni. (W. T. B.) Bei der heutigen Einweihung des Ballhaussaales hielt der Conseils⸗ Präsident Ferry eine Rede, in welcher er der Männer des Jahres 1789 und ihrer Werke gedachte und hervorhob, sie hätten Frankreich gelehrt, daß das Recht und nicht die Gewalt triumphire. Ihr Zusammenhalten habe die Bewegung des Jahres 1789 unwiderstehlich gemacht, Frankreich müsse wie sie einig sein. Ferry theilte schließlich mit, daß er demnächst einen Gesetzentwurf vorlegen werde, betreffend die Errichtung eines Denkmals im Jahre 1889 zum Andenken an die konstituirende Versammlung. Bei dem auf die Einweihung folgenden Banket protestirte Ferry gegen die Gerüchte von Differenzen im Ministerium; die Angriffe der Gegner der Regierung be— wiesen nur, daß die Sachen gut stehen, auch sei der Senat jetzt eine festere Stütze der Republik geworden. Man müsse die Konstitution verbessern, aber nicht brechen; zu diesem Zwecke appellire er an das Zusammenhalten aller Republikaner.

Türkei. Konstantinopel, 18. Juni. (Allg. Corr.) In diplomatischen Kreisen herrscht die Anschauung vor, daß der Bericht über die Niedermetzelung von 200 Nizams, welche nach der Festung Sipeanik in Albanien marschirten, wenn nicht ganz erfunden, so doch außerordentlich stark übertrieben ist. Man glaubt, daß dieses Gerücht in Um— lauf gebracht wurde, um die strengen Maßregeln zu recht— fertigen, welche von Hafiz Pascha auf Befehl der Regierung den Albanesen gegenüber ergriffen worden sind. Trotz her offiziellen Gegenversicherungen greift die aufrührerische Ze⸗ wegung in Albanien immer weiter um sich. Die letzten Nach— richten aus dieser Provinz besagen, daß sich die Mitiditen in großer Stärke auf dem Marsche befinden, um sich mit den Hattis und Grundis zu vereinigen; sie wollen gemeinschastlich die türkische Macht unter Hafiz Pascha angreifen, um die Niederlage der Malissaren zu rächen.

Serbien. Belgrad, 19. Juni. (Wiener Stg.) Die Nachrichten über angebliche Ministerkrisen und Differenzen mit der Eisenbahngesellschaft sind erfunden. Die Ar— beiten am Ripanja-Tunnel schreiten rüstig und ohne jede Verzögerung vorwärts. Die Unternehmung überreichte gestern eine Klage mit einer Schadenersatzforderung gegen die „Srpska Nozavisnost“, welche solche Nachrichten systematisch verbreitet.

Rußland und Polen. Gatschina, 21. Juni. (W. T. B.) Gestern fand bei dem Kaiser ein großer Empfang von Militär⸗ und Civilchargen statt. Später wurden mehrere Deputirte von Ständen vorgestellt, welche, unter Ueberreichung von Salz und Brod, ihre Krönungshuldigung dar— brachten. Sämmtliche Theilnehmer an den Empfängen erhielten Einladungen zu dem folgenden Dejeuner.

Kronstadt, 20. Juni. (W. T. B.) Der Krönungs— botschafter der Vereinigten Staaten, Baldwin, begiebt sich heute auf der amerikanischen Korvette „Lancaster“ nach Stockholm.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Juni. Den „Hamb. Nachr.“ wird geschrieben: Wirft man einen Blick auf die Ergebnisse des jetzt zu Ende gebrachten lang— wierigen Reichstags, so sind dieselben äußerst gering und beschränken sich außer ber Budgetsache sast auf die Errichtung einer Postsparbank sowie auf die Genehmigung des spanischen Handelsvertrages. Die „großen“ Fragen (darunter das Ver— theidungswesen), deren Zehandlung fast jedes Interesse und die besten Arbeitskräfte für sich in Anspruch nahm, haben leider auch in diesem Jahre ihre Lösung nicht gefunden und befinden sich ungefähr auf derselben Stufe wie vor 15 Jahren. Es ist auch keine Aussicht auf eine baldige Lösung dieser Fragen, namentlich der Vertheidigungssache, vorhanden.

Christiania, 20. Juni. (W. T. B.) Das Storthing lehnte heute mit 89 gegen 32 Stimmen den Antrag ab, die Apanage des Kronprinzen um 50 000 Kronen zu erhöhen.

Zeitungsstimmen.

Die „Staatsbürger- Zeitung“ hespricht die von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ kürzlich mit— getheilten Erkenntnisse des Reichsgerichts über die Praxis deutscher Versicherungsgesellschaften und knüpft daran folgende Bemerkungen:

Die liberale Vereinigung (Secession) der Provinz Sachsen, welche vor Kurzem in Magdeburg tagte, hat eine Resolution gefaßt, Inhalts deren sie es für geboten erachtet, der weiteren Beschränkung des Privat⸗ erwerbes durch den Staat mit aller Energie entgegenzutreten. Unse⸗ res Erachtens würde sie weit besser daran gethan haben, wenn sie eine Resolution gefaßt hätte, Inhalts deren sie die Versicherungsgefellschaften aller Art daran gemahnt hätte, die Rechte der Versicherten den In— teressen der Gesellschaft gleichzuachten und dadurch der Verstaatlichung vorzubeugen. Die Direktorien und Syndikate der Versicherungsgesell⸗ schaften auf Aktien haben kaum einen anderen Zweck, als den, die In= teressen der Aktionäre den Versicherten gegenüber wahrzunehmen. Wer ihnen zumuthen wollte, von einem objektiven Standpunkt aus mit gleichem Maße zu messen und auch für die Rechte der Versicherten einzutreten, würde sich einfach lächerlich machen.

Nun, die Agitation für die Reform des Versicherungswesens hat

begonnen, und da wird es gut sein, alle Fälle, in welchen es sich um die Verkürzung der Rechte der Versicherten bandelt, vor das Forum der Oeffentlichkeit zu ziehen, damit das Volk den Krebsschaden richti erkennt, an welchem unser volkswirthschaftliches Leben krankt. Da man übrigens nicht allein die Feuerversicherungsgesellschaften unter Observation nehmen wird, geht aus dem in der vorigen Nummer mitgetheilten Reskript des Regierungs⸗Präsidenten in Breslau inbetreff der Hagelversicherungsgesellschaften hervor. Auch auf diesem Gebiet . ö mit den Benachtheiligungen der Versicherten sehr böse aussehen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ stellt wiederum eine Reihe von ziffermäßigen Daten zusammen, welche den steigenden Charakter der Lohnbewegung in ver— schiedenen Produktionsgruppen unzweideutig konstatiren:

Der Vorstand der „Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller' erstattete an den Reichs ⸗Regierungs— Präsidenten von Hagemeister zu Düsseldorf im Februar d. Is. einen Jahresbericht pro 1882, in welchem Über Arbeiterverhältnisse folgende Angaben gemacht sind: Ueber die Zahl der erwachsenen Arbeiter liegen von 55 Werken Angaben vor; dieselbe ging im Vergleiche mit dem Vorjahre bei 7 Werken zurück und zwar von 2336 auf 2275, also um 61 Köpfe 268 ½. Dagegen stieg die Arbeiterzahl bei 46 Werken, und zwar von 50 007 auf 54 024, also um 4617 Köpfe 8oso. Alle Werke zusammengerechnet und die eingetretene Vermeh— runß der jugendlichen Arbeiter um 426 Köpfe in Betracht gezogen, hob sich die Arbeiterzahl um 7, 97 oo. Ueber den durchschnittlichen Jahresverdienst liegen Mittheilungen vor von 58 Werken; derselbe fiel bei 2 Werken, bei dem einen um 0,45 , und bei dem anderen um 6,97 0, stieg bei 49 und blieb bei 7 unverändert. Der Arbeits—⸗ verdienst stieg bei 25 Werken bis zu 50½ bei 15 bis zu 10 , 3 bis zu 15 060, 6 bis zu 18,88 0/9. Im Jahresdurchschnitte verdienten 140 Arbeiter als Minimalsatz 480 , doch wird dabei besonders hervorgehoben, daß dieselben Landwirthschaft als Nebengewerbe be⸗ treiben. Ferner verdienten im Jahresdurchschnitte:

6 S800 M. 5 227 Arbeiter, S0o0 - 1000 JJ ö 1 738 .

Ausdrücklich wird bemerkt, daß in allen diesen Lohnangaben Ueberschichten nicht enthalten seien. Am Schlusse dieser Detail— angaben sagt der Bericht wörtlich: Der Umstand, daß die vorstehen— den speziellen Angaben aus den verschiedensten Theilen der Vereins— bezirke (Rheinland, Westfalen und Nassau) vorliegen, läßt dieselben als ein Bild der durchschnittlich obwaltenden Verhältnisse erscheinen. Wir halten uns daher für voll berechtigt, zu behaupten, daß sich auch in den abgelaufenen Jahren die Lage der Arbeiter wiederum gebessert hat, denn es ist mehr Arbeit vorhanden und die Arbeit ist eine loh— nendere gewesen.“

Im Juniheft des „Deutschen Handelsarchivs“ findet man eine von der Handelskammer in Crefeld aufgenommene Statistik. Die selbe giebt an für Sammet, Sammetband, Stoffe und Stoffband:

1881 1882

Durchschnittszahl der beschäftigten ; 11 3 32 126 35 692 JJ,, 76 528 83 927 Verausgabte Löhne in 1000 M, 24 810 25 433 27 875

Setzt man nun die Zahlen für 1880 100, so erhält man als

Verhältnißzahlen: Webstühle . ,, 9 . d 2,8 112, 2, 112,3

1880 1851 1382 h ern,, 199 109,4 117,2 ,, 16 106,8 109,7

Hier liegt also ein Fall vor, wo zwar ohne Zweifel die Arbeits⸗ gelegenheit gewachsen, die Löhne jedoch qualitativ geringer ge— worden sind.

In dem im April für das erste Quartal d. J. erstatteten Be—⸗ richte des Handelsarchius aus Chemnitz wird bezuglich der Textil— industrie gesagt: ‚Die Löhne haben mehrfach Aufbesserungen erfahren, um die Arbeiter zu fesseln, da ihnen in den Nachharbezirken in den flott arbeitenden Wollenwebereien lohnende Beschäftigung genügend geboten wird.

Der gleiche Bericht aus Bielefeld bezüglich der mechanischen Weberei besagt: „Die Preise der Fabrikate zogen etwas an. Den Arbeitern wurden höhere Löhne bewilligt. Daselbst bezüglich des Geschäftes in fertigen Hemden, Einsätzen, Kragen und Manschetten: „Die Arbeitskräfte waren bei lohnendem Verdienste vollauf beschäf⸗ tigt und konnten theilweise bei den beiden zuletzt aufgeführten Artikeln die eingegangenen Aufträge zu den bestimmten Ter—

minen nicht erledigen. Aus Münster wird am selben Oꝛte

berichtet: Die Handweberei (in Baumwollenwaaren) war vollauf beschäftigt und konnte den Webern bis zu 40 o höhere Löhne als vor zwei Jahren gewähren.“ Und ferner bezüglich der Kleineisenzeugindustrie: „Arbeitskräfte waren andauernd ange—⸗ boten, trotzdem erhielten sich die Arbeitslöhne auf ihrem schon längere Zeit bestehenden gleichmäßig hohen Niveau.“

Dem Berichte der Handelskammer zu Gera ist Seite 11 bezüg⸗ lich der Lohnbewegung zu entnehmen: „Konnten wir Eingangs her vorheben, daß das Jahr 1882 ein für Handel und Industrie im All gemeinen günttiges gewesen ist, so kam dies auch dadurch zum Ausdruck, daß die Arbeitslöhne eine, wenn auch nicht bedeutende Steigerung erfahren konnten. Den Löwenantheil trugen die mechanischen Weber davon, indem es nicht nur das ganze Jahr hindurch an gut lohnender Beschäftigung für dieselben nicht fehlte, sondern auch durch die rasche Vermehrung der mechanischen Webstühle, namentlich gegen Ende des Jahres, Arbeiter sehr gesucht waren und größtentheils auf gut lohnende Artikel Beschäftigung fanden.

Unsere Nachbarstadt Greiz wurde im Monat September durch einen über Lohnstreitigkeiten ausgebrochenen Strike auf das Leb hafteste beunruhigt und die Erregung der Gemüther steigerte sich noch mehr, als derselbe, durch eine Tinigung zwischen Fabritanten und Arbeitern kaum beigelegt, durch erneute höhere Forderungen der Arbeiter, welche von der Fabrikanten nicht bewilligt werden konnten, aufs Neue ausbrach und nach kaum achttägiger Dauer damit endigte, daß die Arbeiter zu den beim ersten Strike vereinbarten Löhnen die Arbeit wieder aufnehmen mußten. .. Die Webereibesitzer in Gera waren alsbald zusammengetreten und hatten aus freiem Antriebe einen Lohntarif vereinbart, welcher zum Theil eine nicht unwesentliche Erhöhung der zeither gezahlten Löhne enthielt und eine Beseitigung der zwischen den einzelnen Webereien his dahin bestehenden Ungleich⸗ heiten herbeiführte. ö

Bezüglich der Geraer Jutespinnerei und Weberei sagt derselbe Bericht: Die Zahl der Arbeiter ist vonn 552 Ende Dezember 1881 auf 601 Ende Dezember 1882 gestiegen. Einer größeren Anzahl der—⸗ selben sind im Laufe des verflossenen Jahres durch Einführung von Prämiensätzen und Zulagen höhere Verdienste gewährt worden, der Rest hat bei Ausgabe dieses Berichtes ebenfalls Lohnaufbesserungen von ca. 100, erhalten.

Dem Berichte des Geroer Unfallversicherungsvereins (E. G.) ist zu entnehmen, wobei zu bemerken ist, daß im letzten Jahre zwei Mit— glieder mit zusammen 33 Arbeitern ausschieden, dafür ein anderes mit 63 Arbeitern beitrat:

Es waren versichert Ende

1879 1880 1881 18827 J 3417 3931 4441 mit Lohnsumme in 1000 Æ . 393 1865 2106 2518 Durchschnittslohn . AM. 406,656 5345 560, 592,5

Oder in Verhältnißzahlen die Werthe für 1879 gesetzt gleich 190: 1 O 56866 100 139,6 160,6 181,5 I ä ä Durchschnitte lohn. 100 1315 1382 145,8

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt hierzu;

Mit einer einzigen Ausnahme konnte überall qualitatio steigende Lohnbewegung konstatirt werden; wo die Jahres ⸗Durchschnittslöhne festgestellt werden konnten, ergeben sie. wie z. B. die der Stahl—⸗ und Eisenindustriellen, auskömmliche Verhältnisse des Arbeiters.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 33. Inhalt: Verfügungen: vom 12. Juni 1883. Postverbindungen nach den Inseln Föhr und Sylt.

Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 11. Inhalt: Gesetz, betr. die Beschaffung von Mitteln für die Erwelterung, Ver⸗ vollständigung und bessere Ausrüstung des Staate eisenbahnnetzes und die Betheiligung des Staates bei dem Bau einer Eifsenbahn von Zajonskomo nach Löbau. Vom 21. Mai 1883. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: Vom 6. April 1883, betr. die Frage, ob öffentliche Beamte nach der bestehenden Gesetzgebung ver pflichtet seien, sich in Civilprozeß und Strafsachen als gerichtliche Sach verständige vernehmen zu lassen. Vom 16 Mai issz, betr. Beschleunigung der Zahlungen für Leistungen und Lieferungen. Vom 25. Mai 1883, betr. die Verrechnung des Gnadengehalts an die Hinterbliebenen eines Beamten, welcher vor dem bereits bestimmten Zeitpunkte seiner Pensionirung verstorben ist. Vom 31. Mai 1883, betr. die Befugnisse der Polizeibehörden bei Anlegung von Straßen und öffentlichen Plätzen. Vom 8. Juni 18383, betr. die Kosten . das Fegen der Schornsteine in den Dienstwohnungen. Nach— richten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Gesetz vom 21. Juli 1852, betr. die Dienstver⸗ gehen der nicht richterlichen Beamten, die Versetzung der— selben auf eine andere Stelle oder in den Ruhestand, und feine Er— gänzungen hat der Regierungs-Assessor und Hülfsarbeiter im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, F. Seydel, in einem in Carl Heymanns Verlag hierselbst erschienenen umfassenden Kommentar er— läutert. Das gedachte Gesetz ist in neuerer Zeit theils durch die auf den meisten Gebieten der Staatsverwaltung eingetretenen Aenderungen indirekt berührt, theils durch ausdrückliche Abänderungen und Er— gänzungen modlfizirt worden. Im Anschluß an dasselbe sind zahl— reiche Entscheidungen und Verfügungen ergangen, deren Kenntniß für die Praxis unerläßlich und doch nur mit unverhältnißmäßiger Mühe zu erlangen ist. Bei Anwendung des Gesetzes begegnet man wichtigen Streitfragen, deren Klarstellung und Beantwortung im. Verwaltungsinteresse wünschenswerth erscheint. In den bisherigen Bearbeitungen des Gesetzes, zum Theil älteren Datums, sind diese Gesichtspunkte nicht erschöpfend berück— sichtigg worden. Der vorliegende Kommentar, welcher dem ob— waltenden Bedürfniß in vollem Umfang Rechnung trägt, wird daher eine fühlbare Lücke in der verwaltungsrechtlichen Literatur ausfüllen. Dem, Werke ist der ursprüngliche Text des Gesetzes zu Grunde gelegt, wobei der Verfasser die nicht mehr in Kraft befindlichen Bestim— mungen desselben durch besonderen Druck kenntlich gemacht und die eingetretenen Aenderungen und Ergänzungen bei jedem einzelnen Para— graphen unter dem Texte angeführt und erläutert hat. Hieran schließen sich die weiteren Bemerkungen, in welchen die bis Anfang 1883 bekannt gewordenen Entscheidungen der Verwaltungsbehörden and der höchsten Gerichte möglichst vollständig zusammengestellt und pie sonst vorkommenden zweifelhaften Fragen eingehend erörtert wor— den sind. Ein chronologisches und ein alphabetisches Sachregister er— leichtern die Benutzung des für den Handgebrauch der Behörden und Beamten bestimmten Werkes.

Im Verlage von Julius Springer erscheinen seit jüngster Zeit „Mittheilungen aus den Königlichen technischen Versuchsanstalten zu Berlin“ in periodischen Heften. Diesel⸗ ben werden im Auftrage der Königlichen k here ausgegeben und unterstehen der Redaktion des Geheimen Bergraths Dr H. Wedding. Der Prospekt motivirt diese neue literarische Er⸗ schrinung folgendermaßen: Die Ergebnisse der Untersuchungen, welche im amtlichen Auftrage oder auf Anfuchen von Behörden und Privaten in den zu Berlin bestehenden 3 Königlichen Versuchsanstalten, der mechanisch-technischen, der chemischtechnischen und der Prüfungsstation fär Baumaterialien ausgeführt worden sind, und deren all— gemeine Kenntniß von hervorragendem Interesse für die Entwickelung und Förderung der betheiligten vaterländischen Industriezweige ist, haben bisher nur eine mangelhafte Verbreitung in verschiedenen einzelnen Zeitschriften gefunden. Da diese Mit— theilungen einestheils zu sehr unter dem meist ganz andersartigen übrigen Material der benutzten Blätter verschwanden, theils Jeder, der von den Ergebnissen der Versuchsanstalten sichere Kenntniß nehmen wollte, genöthigt war, die betheiligten Journale sämmtlich zu halten, theils endlich für manche recht wichtige Mittheilungen aus den Versuchsanstalten überhaupt kein geeignetes Blatt vorhanden war, so wurden vielfache Klagen der betheiligten Industriellen laut, welche um so mehr als berechtigt anerkannt werden mußten, als seit der endgültigen Organisation der Königlichen Versuchsanstalten im Jahre 1880 sich eine stets zunehmende Benutzung derselben von Seiten der Staatsbehörden und Privaten entwickelte, welche Gelegenheit zur Sammlung einer großen Menge wichtiger Resultate= gab. . Aus diesen Gründen ist die Königliche Kommission für die Beaufsichtigung der technischen Versuchsanstalten dazu übergegangen, eine besondere Publikation über die Ergebnisse der letzteren zu ver anstalten. Das vorliegende erste Heft des ersten Jahrganges ent⸗ hält diejenigen Bestimmungen, welche den Verkehr des Publikums mit den Versuchsanstalten und der Aufsichtskommission regeln, und folgende technische Mittheilungen: Aus der mechanisch-technischen Versuchsanstalt: „Einspannung der Probestücke in Kugellager bel der Prüfung auf Zugfestigkeit! von Dr. Böhme; aus der chemisch⸗ technischen Versuchsanstalt: „Untersuchungen der chemischen Vorgãnge des basischen Bessemer⸗(Thomas⸗)Prozesses“ von Prof. Dr. Finkener; aus der Prüfungsstation, für Baumateriallen: „Verhalten der deutschen Cemente gegen die preußischen und russischen Normen“ von Dr. Böhme; „Der Einfluß verschiedener Korngrößen eines zu Cement Normenproben benutzten Sandes auf die Bindefähigkeit der Mörtel“ von Dr. Böhme. ;

Mit dem 1. Oktober 1883 erscheint im Verlage von D. B. u. T. G. Wiemann in Barmen eine Monatsschrift für schrist⸗ liche Volksbildung“, unter Mitwirkung zahlreicher Herren ver: schiedensten Berufes herausgegeben vom Gymnasial-Direktor Alexi in Mülhausen im Elsaß. Regierungs⸗ und Baurath Cuno in Hildesheim, Landgerichts Rath 4. . D. Karl Fulda in Cafsel, Seminar⸗Direktor Dr. Eduard Kaiser in Berlin, Divisionspfarrer Dr. Rocholl in Cöln und Pastor Lic. Weber in M.-Gladbach. Diese Monatsschrift wird in einfacher, volksthümlicher und packender Sprache Arbeiten über folgende Gebiete bringen: Zur Vertheidigung des christlichen Glaubens. Bilder aus der Vergangenheit. Praktische, religiös⸗sittliche Tagesfragen. Christenthum und Staat. Christenthum und die soziale Frage. Christenthum und Schule. Aus dem Leben fremder Völker. Literatur und Kunst im Lichte des Christenthums. Zur Ausbreitung des Reiches Gottes in der Heidenwelt. Unterhaltendes. Neue Schriften. Mittheilungen verschiedener Art. Jährlich erscheinen 12 . von je ?2 Bogen und beträgt der Abonnementspreis 3 M pro Jahr. Das erste Heft wird im Juli ausgegeben. Der Jahrgang beginnt mit dem 1. Oktober d. J. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung und jedes Postamt entgegen.

Schorers Familienblatt. Das soeben ausgegebene 6. Heft (Pr. 50 ) enthält unter Anderem folgende Erzählungen und

interessante Beiträge:; Prusigs. Roman aus dem letzten Jahr— hundert der römischen Republik. Von Ernst Ecsstein. (Fortsetzung). Ein schlechtes Geschäft. Aus den ungeschriebenen Memoiren eines Wucherers. Von Friedrich Reder. Sein Gewissen. Aus dem Kinderleben. Von S. Hutzler. In der Feerie. Von G. de Beaulieu. Die Deutschen in der Fremde II.: Von unseren Lands⸗ leuten in Brasilien. Von A. W. Sellin. Mit 5 Abbild. Historische Aneldoten. I.: Friedrich Wilhelm IV. Hardenberg und Scharnhorst. Moses Mendelssohn. Napoleon II. In der großen Stadt. Von E. O Hopp. Vie Vorbestimmung des kommenden Wet⸗ ters. Von Herm. J Klein. Mit 5 Wetterkarten. Neue Petunien. Von O. Hüttig. Mit 6 Abbildungen. Das Zauberschloß des neunzehnten Jahrhunderts. Von Julius Stinde. Die Aja Sophia in Konstantinopel. Von Bernhard Vater. Mit Abbildung. Richard Wagners Charakterbild. Graphologische Studie von Eugen Schwiedland. Mit vier Handschriftproben. Rundschau der Erfin⸗ dungen. Stumme Unterhaltung. Gedicht von Heinrich Seidel. Bestrafte Zanksucht. Gedicht von Johannes Trojan. Jörru. Lied aus Herders Stimmen der Völker. Komponirt von Ferdinand Hiller. Aus dem Familienleben ver Thiere Von Friedrich Knauer. Warum ißt man nicht mit dem Messer? Von Julius Stinde. Moschus geruch. Salicylsäure in Veilchen. Randbemerkungen zum gesellschaftlichen Leben. Von C. Spielmann. Tabacksrauch im Dienste der Wissenschaft. Zucker und Zähne. Mode. Von Ida Barber. Mit elf Abbildungen. Von der Hygieine⸗Ausstellung. I. Von Heinrich Seidel. Doktor Faust übertroffen. Von Julius Stinde. Er hat sich vorgestellt. Von S. Hutzler. Etwas über die Lektüre der Frauen. Von Max Kretzer. Schulze ⸗Delitzsch und sein Haus. Ein Erinnerungkblatt. Von Max Ring. Mit Bildniß. Die amerikanischen Zwerge. Mit Abbildung, u. s. w., ferner Sprechsaal. Briefkasten. Denkübungen. Schach. Kunstblätter in Holz- schnitt: Stumme Unterhaltung. Von Paul Stade. Elfriede. Von W. Menzler. Eine mißvergnügte Gesellschaft. Von Decamps. Gute Kameradschaft. Von W. Schütze. Morgengruß. Von Karl Wünnenberg. Hans von der Gasse und Hasenfüße. Von Hugo Kauffmann. Bestrafte Zanksucht. Vier Originalzeichnungen von Karl Jutz. Ophelia. Nach einer Originalzeichnung von W. Weimar. Gleichzeitig ist für die Abonnenten eine neue, die 6. Lieferung der vom Publikum mit so vielem Beifall aufgenommenen Bilder mappen ausgegeben worden.

Die in Leipzig den 23. d. Mts. erscheinende Nr. 2036 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Venetianischer Fischerknabe. Gemälde von Eugen v. Blaas. Vie Krönungsfeierlichkeiten in Moskau. 2 Abbildungen. Nach Zeichnungen unseres Spezialzeichners Henry Cumming: 1) Der Krönungkakt in der Uspensky⸗Kathedrale am 27. Mai. 2) Des Volksfest auf dem Chodinsky⸗Feld am 2. Juni. Johannisfest— bräuche im Mittelalter. Nach einer Zeichnung von G. Knapp. Die Wolfsschlucht im Amselgrund in der Sächsischen Schweiz. Nach einer photographischen Aufnahme gezeichnet von E. Heyn. Deutsche Schlösser und Burgen: Schloß zu Merseburg. Driginalzeichnung von O. Tröger. Porträts aus dem deutschen Reichstag: 24) Dr. Brüel. Die Arkaden des Kreuzgangs im Lusemgarten zu Würz— burg und die daselbst aufgefundene angebliche Grabstätte Walthert von der Vogelweide. Nach Zeichnungen von A. Wirthmann. Siegfried tödtet den Lindwurm. Gruppe von Konstantin Dausch. Oxiginalzeichnung von M. Zick. Der Leuchtkäfer (das Johannis— würmchen). 9 Abbildungen. Frankfurter Gedenkdoppelgulden aus dem Jahre 1849. . Klassifikation der Garten. oder Topfnelken. Polytechni sche Mittheilungen: Ein sonderbares Fuhrwerk. Eiserner Aussichtsthurm. .

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Im Verlage von M. Heinsius in Bremen ist soeben er— schienen Die Zucht«-Stammbücher aller Länder. Eine Untersuchung ihrer Eigenarten zwecks Beantwortung der Frage: wie sind Zucht⸗Stammbücher einzurichten?“ Auf Veranlassung des Ausschusses der deutschen Viehzucht⸗ und Heerdbuchgesellschaft und mit , des deutschen Reichskanzleramts und des Königlich preußischen Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, ausgeführt von dem Geschäftsführer der Gesellschaft Benno Maxtiny. Preis 15 66 Vor Jahrzenten sind, wie der Verfasser ausführt, in Deutschland und in Oesterreich nach englischen Mustern mannigfache Versuche zur Einrichtung von Stut- und Heerdbüchern gemacht worden, die aber entweder zum Theil gar nicht, zum Theil nur unvollständig zur Ausführung gelangten, oder in den meisten Fällen nach kürzerer oder längerer Zeit der Fortsetzung wieder auf⸗— gegeben wurden. In Folge neuerer, wie es scheint hauptsächlich von Nordamerika ausgegangener, auf dem Kontinente zunächst auf die Niederlande ausgeübter und von dort weiter verbreiteter Anregung ist der Gedanke, in Heerdbüchern ein Mittel zur Verbesserung der Vieh— zucht und zur Hebung des Absatzes von Zuchtvieh zu schaffen, an vielen Orten wieder aufgenommen worden, ohne jedoch auf die Anschauungen zurückzugreifen, von denen jene ersten Versuche ausgegangen. Die Kritik bemächtigte sich des Gedankens, und suchte zu zeigen, weshalb die bisherigen Stammbücher der Form wie dem Wesen nach ihrem Zwecke nicht entsprachen, mithin unhaltbar waren und war bemüht, gus der Natur der Sache vernunftgemäße Grundsätze herzuleiten, welche geeignet schienen, den neuen Unternehmungen als Richtschnur zu dienen.

Im ersten Theil führt der Verfasser die Stammbücher sämmt— licher Länder auf, und im zweiten Theil ist derselbe bemüht gewesen, aus der Summe der gegebenen Beispiele die Nutzanwendung durch Beantwortung der Frage zu ziehen, wie ein Zuchtstammbuch einzu— richten sei, um den aus seinem Zwecke und aus der Natur der Dinge begründeten Anforderungen Genüge zu leisten.

Der erste Theil giebt eine Darstellung der verschiedenen, in allen Ländern der Erde vorhandenen Zuchtstammbücher: 17 Pferde. Eng— land (das erste Zuchtstammbuch) (1868), Deutschland (1827), Frank— reich (1828), Oesterreich⸗Ungarn (1865), Schweden und Dänemark (1872), Australlen (1872), Niederlande (1880), Italien (18809. MRin dvieh; England (1822). Nordamerika (1846), Frankreich (1855, Deutschland (1864), Oesterreich (1871), Australien (1873), Nieder— lande (1876), Schweiz (1880), Dänemark (1881), Belgien (1881). 3) Scha fe. Deutschland (1864), Oesterreich (1371), Nordamerika (1880), England (1832). 4 Schweine. Deutschland (1864), Nord⸗ amerika (1875). 5) Hunde England (1842), Deutschland (1860). Im zweiten Theil bespricht der Verfasser die praktischste Einrichtung eines Zuchtstammbuches, und kommt dann zu fol— gendem Resultat: I Für Bücher der in Rede stehenden Art ist die Bezeichnung Stammbuch“ zu wählen. 2) Der Bereich eines Stammbuches soll auf eine möglichst eng begrenzbare Gruppe gleich⸗ artiger Rassethiere beschränkt werden. 3 Unternchmer eines Stamm- buchs soll die, Gemeinschaft der betreffenden Züchter sein, mit oder hne Betheiligung landwirthschaftlicher Vereine oder des Staats. g Die Grundlage jeden Stammbuchee soll eine Darstellung des zu 'inem Heerdbuch vereinten Viehschlages und dessen Geschichte sein. 3M Nur Thiere im Besitze von Mitgliedern des Stammbuchvereinz kllen in das Starimhuch aufgenommen werden. 6) Alle ür daß Stammbuch angemeldeten Thiere sollen einer Auswahl Körung) durch einen ständigen Prüfungtausschuß unterliegen. Y Die Körung sol fruͤhestens ftattfinden bei' Pferden 'im Alter don 2= 3, bei Rindvieh von 12, bei Wollschafen 6 Monat nach der eisten Schur, bei Fleischschafen im After von 0 15, bei Schweinen 10 Monaten. 8) In Betreff abgekörter Thiere soll eine Be⸗ rufung, bez, eine Nachkörung ful sis sein. 9 Im Stammbuch wer— den die Thiere, die Geschlechter in zwei gesonderte Theile getrennt nach ihrer Altersfolge je unter fortlaufender Nummer geführt, wobei für die männsichen Thiere die ungeraden, für die weiblichen die ge—⸗ raden Zahlen in Anwendung zu bringen sind. 10) Von jedem Für gufnahmefahig erklärten (angekörteny Thiere sind unmittelbar ei demselben in das Stammbuch einzutragen, bez. können nach Er— messen des Stammbuchvereins eingetragen werden: a die zur Fest— stellung seiner Wesenheit dienenden Thatsachen, wie Name, Nummer um Stammbuche, Marfirung, Züchter, etwaige Verschneidung und Abgang, Verkauf oder Tod;“ b. die den Werth Tin is Zuchtthieres

positiv oder negativ bedingenden Eigenschaften, Leistungen, Körperbau, Wachsthum, Milchergiebigkeit nach Menge und Güte, Wollertrag nach Menge und Güte, Mastfaͤhigkeit, Fehlschläge unter den Nachkommen, Krankheiten. Abstammung bis ins vierte Glied, Voreltern 2c. 117) Die Zuxerlässigkeit der Angaben ist dadurch zu sichern, daß: a. jedes Mitglied der Stammbuchgemeinschaft zur Führung einer vorschrifte⸗ mäßigen f, . verpflichtet wird; b. Vertrauens männer aus den Mitgliedern angestellt werden, welche die Zuchtbuchführung zu kontroliren, die von den Züchtern über Eigenschaffen und Leistun⸗ gen der Thiere gemachten Angaben zu prüfen resp. Angaben, deren Glaubwürdigkeit bestritten werden könnte, zu bestätigen haben, e. das Belegtwerden und das Gebären der weiblichen Thiere, sowie Ver kaufen oder Todesfälle durch besondere Urkunden festgestellt werden, 4 alle Stammbuchthiere und deren Nachkommen an ihrem Körper durch unauswechselbare und unzweideutige Marken gezeichnet und mit Namen belegt werden, . wissentlich etwa gemachte unrichtige Angaben mit Ausschluß alle Thiere des betreffenden Anmelders beftraft werden. 12) Zur Deckung der Vereinskosten zahlen die Mitglieder einmalige oder laufende Beiträge und von verkauften eingetragenen Zuchtthieren einen zu bestimmenden Prozentsatz.

. Zum Schluß des Buches sagt der Verfasser: ‚Könnte man ge— neigt sein, ein nach diesen Grundfätzen organisirt gedachtes Heerdbuch für ein der Vollendung nahes Muster eines solchen zu erachten, 6 würde dem entgegen doch nicht übersehen werden dürfen, daß es in den verschiedenen züchterischen Kreisen mannigfaltige Verhältnisse geben kann, unter denen der eine oder andere der Grundsätze, wenn auch im Allgemeinen als richtig anerkannt, doch in bestimmten Fällen nicht ausführbar oder nicht angemessen erscheinen könnte; ein solcher Plan, einen Musterentwurf für Heerdbücher aufzustellen, wäre ungusführbar gewesen. Denn, wer nachdenkend die Verschiedenheit der Charaktere, des Vermögens und des Bildungsgrades der Züchter, die Mannigfaltigkeit der Thierarten, der Rassen und Schläge, der Zuchtziele und der Zuchtformen, sowie der Formen genossenschaft⸗ licher Verbände, die Verschiedenheit im Umfange der Zuchgebiete, in der Entfernung der Züchter von einander, in den Verkehrsverhältnissen, und dergl. mehr erwägt, wird sich sagen müssen, daß es unmöglich ist, vorbildliche Bestimmungen zu entwerfen, die mit allen Verhaͤltnissen übereinstimmen, und daß es bem Ermeffen der Betheiligten überlaffen bleiben muß, an der Hand der in diesem Buche entwickelten Grund— sätze, insofern dieselben Billigung und Annahme erfahren, die den besonderen Verhältnissen entsprechenden Anordnungen selber zu treffer.“ Der Verfasser giebt sich der Hoffnung hin, daß es ihm in die— sem Buche gelungen, durch Aufstellung bestimmter Gesichtspun?kte, durch Entwicklung und Formrlirung von Grundsätzen und durch Ab— leitung von Folgerungen darcus die Streitfragen eingeengt und ge— klärt und für die weitere Erörterung der Angelegenheit faßbare Begriffe und Zielpunkte geschaffen zu haben. Indem man die Vor— schläge des Verfassers prüfen, sie annehmen, ausbauen, umgestalten oder verwerfen, resp. durch bessere ersetzen wird, wird es leichter ge⸗ lingen, ein sich den Verhältnissen anpassendes Heerdbuch zu schaffen.

Gewerbe und Handel.

Berliner Wollmarkt, 20. Juni, Abends. (Schluß— bericht) Wie wir bereits in unserem Mittagsbericht mittheilten, konnte das Geschäft auf dem Wollmarkte bereits um diese Zeit als ziemlich beendet betrachtet werden. Am Nachmittag war nur in sofern von Abschlüssen die Rede, als Eigner und solche gab es nur ver— einzelt zu noch weiter gedrückten Preisen sich den Geboten einiger Händler fügten. Unverkauft blieben gegen 3000 Gtr., unter denen sich auch einige Posten von Gutsbesitzern befanden; solche gingen auf Lager. Von Besitzern hatte Graf zu Eulenburg auf Liebenberg das größte Quantum mit 190 Ctr., Bauer aus Stansdorf das kleinste mit 1 Ctr. zu Markt gebracht. Der größte Händler war Hennig-⸗Berlin mit 40) Ctr., der kleinste Schlaume ⸗Nakel mit 15 Ctr. Arbeiter⸗Kolonnen waren thätig 36 mit 144 Mann. Nach dem 19. wurden Wollen nicht mehr eingebracht. Reugeld für zurückgezogenen Lagerraum zahlten fünf Besitzer für 2560 Ctr. Auf den Stadtlägern wurden noch einzelne in der Schwebe gewesene Geschäfte zur Perfektion gebracht und namentlich kauften einige Luckenwalder Tuch— fabrikanten ihren Bedarf an feinen, kurzen Wollen, nach denen sie auf dem Wollmarkt angeblich fahndeten, ein. In den Preisen ist, soeit gute Wollen in Betracht kommen, eine Veraäͤn— derung gegen Vormittag kaum eingetreten. Unsere Läger sind ange— sichts der immerhin sehr stillen Wollmarktsperiode sehr gut assortirt, und steht zu erwarten, daß mit der diesjährigen Woll markts⸗ kampagne die Baisserichtung abgeschnitten und die zweifelsohne sich bald mehr nähernde Bedarfsfrage dem hiesigen Wollhandel zu größerer Regsamkeit nachhelfen werde. Als Facit des hiesigen Wollmarkts ist zu registriren, daß feinste Dominial⸗ wollen vorjährige Preise, vereinzelt selbst darüber holten, gute und mittlere Tuchwollen einen Abschlag von 9 bis 12 4, geringe Gar— tungen einen solchen bis zu 18 6 gegen 1882, je nach Wäsche und Behandlung, erfuhren. Die heute Nachmittag hierselbst abgehal— tene Capnoll-Auktion brachte 2336 Ballen zum Ausgebot, von denen 1568 Ballen von ausschließlich Fabrikanten gekauft wurden. Der flaue Verlauf des Berliner Wollmarktes lieb auf die erzielten Preise nicht ohne Einfluß, da dieselben nicht die Parität der gegen- wärtigen Londoner Notirungen erreichten.

Dem rierundfünfzigsten Rechenschaftsbericht der Lebens versicherungsbank für Deutschland zu Gotha für das Jahr 1882 entnehmen wir folgende Daten: Der Bestand der Verssche⸗ rungen betrug Ende 1881 57 549 Personen mit 394 564 300 S Ver—⸗ sicherungssumme, im Laufe des Jahres 1882 kamen an neuen Ber— sicherungen hinzu 4103 Personen mit 33 834 700 „6 Versicherungs⸗ sumine, so daß zusammen versichert waren 61 652 Perfonen mit 428 379 0600 „6 Versicherungssumme. Hiervon gingen ab: a. durch den Tod aus 1881 1 Person mit 3000 M, durch den Tod aus 1882 1200 Personen mit 7 285 900 S; b. durch Abgang und Ablauf bei Lebzeiten 749 Personen und 5 663 100 M zusammen 1966 Personen und 12941 000 S, blieb Versicherungsbestand Ende 1882 59 702 Personen mit 415 458 000 . Versicherungssumme. Auf jede neu in 1882 versicherte Person kamen im Durchschnitt 6978 S Ver⸗ sicherungssumme (gegen 6907 ½ im Jahre 1881 und 6856 M im Jahre 1880). Die Summe der Abgänge hielt sich auch im Jahre 1882 in mäßigen Grenzen. Der Abgang bei Lebzeiten betrug nur 1,08 C des gesammten Versicherungsbestandes. Die Versicherungk⸗ summen, welche der Bank durch Todesfälle entzogen wurden, blieben hinter der rechnungsmäßigen Erwartung erheblich zurück. Nach Ab— zug des Abganges wurde ein reiner Zuwachs an Versicherungen von 20 893 700 S gewonnen, welcher um 4237 190 größer war, als der im Jahre 1881 erzielte Betrag.

Im Ganzen waren im vorigen Jahre 7104 800 σ für 1176 Gestorbene zu vergüten. Die 96 dieser Sterbefälle betrug 167 weniger, als die angenommene Sterblichkeitsliste erwarten ließ. und der dafür zu vergütende Betrag stand um 1411493 M unter der rechnungsmäßigen Erwartung. In beiderlei Beziehung blieb also die wirkliche Sterblichkeit wiederum hinter der erwartungsmäßigen zurück. Diese Thatsache erklärt sich wesentlich daraus, daß das Banigebiet eber osften Epidemien im vorigen Jahre vollständig verschont ge—

eben ist.

Die Fonds sind unversehrt erhalten worden und lieferten einen reichlichen Zinsertrag. Durch einen Zuwachs von 6010 006 „S er— hoben sie sich auf 108 480716 Darunter sind 23 954 908 . reine Ueberschüsse enthalten, welche im Jahre 1883 und den nächsten 4 Jahren (im Jahre 1883 mit 43 06 der Prämie) an die Versicherten zur Vertheilung kommen.

Der Hauptposten des Gesammtfonds der Gesellschaft ö. in festen Ausleihungen angelegt und zwar in 86 504 587 M06 hypothekarisch ein- eg, auf guͤnstig gelegene und woblkultivirte Landgüter und bändereien von mindestens doppeltem Werthe; 594 800 MS hypo- thekarisch angelegt auf städtische Grundstücke von mindestens doppeltem Werthe und unter fortwährender Versicherung der Gebäulichkeiten gegen Feuersgefahr; 4 087 973 M an öffentliche Kreditvereine und Ablösungskassen, deren Schuldverschreibungen mittelbar oder unmittelbar Realsicherheit gewähren, namentlich Pfandbriefe preußischer Land

schasten 4725 363 A, preußische und bayerische Rentenbriefe, an Landschaften, Gemeinde und andere Korporationen, deren Haushalt vom Staate überwacht wird, gegen generelle Verpfändung ihres Ver⸗ mögens, 39 000 gegen pfandweise Einlegung deutscher Staats—= und Kreditpapiere, deren Kurswerth den Betrag des Darlehns um mindestens 100, übersteigt. Summa 95 51 724 (der Zinsfuß betrug im Durchschnitt 456 0ο6).

Nachdem für das Jahr iss2 alle Ausgaben bestritten, bezw. durch Zurückstellungen gedeckt worden waren, und sowohl die Prämien⸗ reserve (5 517 404 ), als der Prämienübertrag (70593 684 4M) ihre rechnungsmäßige Bestimmung gefunden hatten, schloß die Bilanz für 1882 mit einem reinen Ueberschusse von 5561 136 M Es ist das die höchste Summe, welche die Bank bisher in einem Jahre erübrigte. Vergleicht man diesen Ueberschuß mit der Prämieneinnahme, aus welcher derfelbe resultirt, so ergiebt sich ein Prozentsatz von 41,9 des dividendenberechtigten Theiles jener Einnahme. Dieske befriedigenden Ergebnisse wurden mit einem Verwaltungskosten. Aufwande erzielt, der im Ganzen, einschließlich der Agenturprovisionen, nur 5,1 100 der Jahreseinnahme betrug

Lübeck, 20, Juni. (W. T. B.)) Wollmarkt. Angefahren 40090 Ctr. Bis Mittag bei wenig lebhaftem Geschäft verkauft; theils wurden vorjährige Preise, theils 2— 4 ½ weniger als im Vor⸗ jahre bezahlt.

XI. Juni. (W. T. B.) Der Wollmarkt ist fast beendet. Die Wäsche war besonders gut, Kluftwollen wurden mit 120 - 154, Mittelwollen mit 150 165, feine Wollen mit 156 —= 1890 bezahlt. Die Käufer, Händler und Fabrikanten waren meist aus Holstein und dem Norden.

Wien, 20. Juni. (W. T. B) Die in der Kundmachung der Elisabethbahn im Allgemeinen in Aussicht genommene Ver⸗ loosung der nicht konvertirten Obligationen wird sicherem Vernehmen nach am 1. Juli mit der Wirkung vorgenommen werden, daß die nicht konvertirten und sodann verloosten Obligationen im Nominal betrage österreichischer Währung, somit ohne Berücksichtigung des dermaligen Coursstandes am 1. Januar 1884 zur Auszahlung ge⸗ langen werden.

London, 29. Juni. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll« auktion waren Preise unverändert.

War schau, 21. Juni. (W. T. B.) Nach dem in der gestrigen 25. ordentlichen Generalversammlung der Warschau⸗ Wiener Eisenbahngesellschaft vorgelegten Geschäftsberichte betrugen die Gesammt-⸗Betriebseinnahmen 7 876 554 Rbl., oder 19 957 Rbl. mehr als im Vorjahre, die Betriebsausgaben 4161455 gegen 5 124 154 Rbl. im Vorjahre. Nach Abzug der Pacht der Obligationszinsen 2c. beträgt der Reingewinn 1 565 235 Rbl. Die Dividende wurde auf 35 Rbl. festgesetzt. Der Reservefond beträgt 497 640 Rbl. ;

NewYork, 8. Juni. Die ‚New-JYPorker Handels- Zeitung“ sagt in ihrem neuesten Wochenbericht: In der Lage des Geschäftes am Waaren- und Produkten— markt hat sich seit unserem letzten Bericht wenig ge— ändert. Weizen und Weizenmehl hatten trotz weicheuder Tendenz anhaltend stilles Exportgeschäft, während Mair nach dieser Richtung zu etwas höheren Preifen in recht befriedigendem Umfang gekauft worden ist. Baumwolle in disp. Waare und im Termin“ geschäft hat bei schleppendem Verkehr vorwöchentliche Notirungen nicht behaupten können. Der Frachtenmarkt war flau und niedriger. Für Brasil Caffees und reinschmeckende Sorten gelangte eine dessere und festere Stimmung zum Durchbruch. In Rohzucker sind die Transaktionen kleiner gewesen als seit langer Zeit, doch wurde dadurch der festen Tendenz des Marktes nicht der geringste Abbruch gethan. Thee verharrte in stiller Geschäftslage. Schmalz hat eine Einbuße er— litten, die aber keine Belebung der Export- und Konsumfrage mit sich gebracht hat, Termine haben dagegen etwas mehr Begchtung ge— funden; Speck und Schweinefleisch waren sehr ruhig. Terpentinöͤl hatte bei spekulativer Frage steigende Tendenz; Harz war fest, aber unverändert. Raffinirtes Petroleum flau. United Pipe line Certi— fieates waren unter spekulativen Einflüssen abwechselnd steigend und weichend und sind am Schlusse 43 C. niedriger als am Ende voriger Woche, nämlich 1153 C. gegen 120 C. Von Metallen waren am Schluß Zinn und Kupfer etwas lebhafter und Zink fester, Roheisen verharrte dagegen in matter Preistendenz. Ber Import fremder Webstoffe für die heute beendete Woche beträgt 790 761 Doll. gegen 1340689 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

Verkehrs⸗Anstalten.

Emsbüren, 29. Juni. Heute tagte hier die Generalversamm⸗ lung des landwirthschaftlichen Provinzialvereins für das Herzogthum Arenberg⸗Meppen und die Grafschaften Bent heim und Lingen. Die Versammlung war von allen Seiten sehr zahlreich besucht. Den einzigen Gegenstand der Tagesordnung bildete der Schiffahrtskanal von Dortmund nach der unteren Ems. Nach mebrstündiger eingehender Berathung wurde einstimmig, ohne jeglichen Widerspruch, folgende Resolution beschlossen:

„»Die Versammlung würdigt in vollem Maße die hohe Bedeu— tung eines Schiffahrtskanals von Dortmund nach der unteren Ems zur Förderung der Interessen der Industrie, des Handels und der Landwirthschaft. In dem Bewußtsein der Solidarität aller wirth— schaftlichen Juteressen bekundet daher die Versammlung der hohen Königlichen Staatsregierung ihren Dank für die Einbringung der betreffenden Gesetzek vorlage und den gleichen Dank dem hohen Ab— geordnetenhause für die mit sehr großer Majorität erfolgte Annahme dieser Gesetzesvorlage. Die Versammlung wendet sich auf Grund einstimmigen Beschlusses an das hohe Herrenhaus mit der vertrauens vollen Bitte, in Erwägung der gesammten Verhältnisse die durch die bisherigen Vorgänge geweckten und gerechtfertigten Hoffnungen, nun nicht noch an letzter Stelle durch eine Ablehnung der Vorlage zu vernichten.“

Bremen, 29. Juni. (W. T. B.). Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd Herrmann ' ist heute in Baltimore und der Dampfer des Norddeutschen Llovd „Rhein“ heute Nachmittag 2 Uhr auf der Heimreise in Southampton eingetroffen.

Hamburg, 20. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer Bohemia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrts—⸗ Aktiengesellschaft hat, von New-⸗FPork kommend, heute Vor⸗ mittags 10 Uhr Kap Lizard passirt.

Hamburg, 21. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer Suevia“ von der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ Aktiengesellschaft ist heute Mittag 12 Uhr, von New⸗ork kommend, auf der Elbe eingetroffen.

Berlin, 21. Juni 1883.

Kon sulatsberichte.

Handelsbericht aus Havre für das Jahr 1882. (Schluß.)

Schiffahrt.

Die große Schiffahrt Havyres weist für das Berichtsjahr eine Zunahme von 80 französischen Dampfern mit 109 779't gegen das Vorjahr auf, eine Folge des durch bas Prämien⸗ gesetz vom Jahre 1851 hervorgerufenen lf mn n, der Handelsmarine. Hervorzuheben sind für den hiesigen Hafen die im Berichtsjahre in regelmäßigen Betrieb übergegangenen neuen Dampferverbindungen nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nach Canada, Mexiko, den La Plata⸗Staaten, Chile und Peru, nach Spanien und Portugal. Demgegenüber steht eine weitere Abnahme der französischen Segelschiffahrt in großer Fahrt von 60 Schiffen mit 13 689 t, ein weiterer Beleg dafür, daß die Dampsschiffrhederei der Segelschiffrhederei gegenüber beständig an Bedeutung gewinnt.