1883 / 158 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Jul 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Flüssigkeit Anwendung findet, entgegengesetzten Falles nach dem Zollsatze, welchem die Umschließungen an sich unterliegen. 2) Sind dagegen zum Zweck der Umfüllung leere Um⸗ schließungen aus dem Verkehr in die Niederlage oder das Privatlager gebracht worden, so sind die bei der Um⸗ füllung leer werdenden Umschließnngen nur insoweit, und war nach dem zufolge Ziffer 1 anzuwendenden Zollsatze, zur erzollung zu ziehen, als das Gewicht derselben dasjenige der zur Umfüllung benutzten Umschließungen übersteigt. Er⸗ folgt die Entleerung in Theilposten, so ist das Gewicht der zur Umfüllung benutzten leeren Umschließungen bis zur voll— ständigen Entleerung nachrichtlich bei der betreffenden Post im Niederlageregister zu vermerken.

3) Sind Umschließungen durch vollständiges Auslaufen 2c. der darin befindlichen Flüssigkeit leer geworden, so unter⸗— liegen die Umschließungen bei der Entnahme aus der Nieder— lage stets der tarifmäßigen Verzollung nach Maßgabe ihrer Beschaffenheit.

Das preußische Gesetz, betreffend das Pfand— leihgewerbe, vom 17. März 1881, erstreckt sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 8. Mai d. J. ausschließlich auf die konzessionerten Pfandleiher und Rückkaufshändler. Es findet demnach auf Personen, welche ohne die gesetzlich erforderliche Konzession, also unbesugt, das Pfandleihgeschäft betreiben, weder zu ihren Gunsten noch zu ihrem Nachtheil Anwendung. Hat beispielsweise ein derarti⸗ ger Pfandleiher den durch das gedachte preußische Gesetz ge— statteten Zinsfuß (24 Prozent bei Darlehen bis 30 Mις und 12 Prozent bei höheren Darlehen) überschritten, so ist er deshalb nicht wegen Zuwiderhandlung gegen das Pfandleih— gesetz aus 8. 360 Nr. 12 Str.⸗-G.⸗-B. zu bestrafen.

Der Stadtgemeinde Gardelegen, den Dorf— gemeinden Kloster-Neuendorf, Jävenitz, Hottendorf, Börgitz, Staats und Vinzelberg, sowie dem Rittergute Vinzelberg im Kreise Garbelegen des Regierungsbezirks Magdeburg, welche die Straße von Gardelegen nach dem Bahnhof Vinzelberg der Berlin-Lehrter Eisenhahn chaussee— mäßig auszubauen und zu unterhalten beschlossen haben, ist durch Allerhöchste Ordre vom 1. Juni d. J. das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chausseegeld-⸗Tarifs vom 29. Februar 1840 einschließlich der in dem selben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen die Echebung betreffenden zusätzlichen Vorschriften vorbehaltlich der Abänderung der sammtlichen voraufgeführten Bestimmungen verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeld-Tarife vom 29. Februar 1840 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chaussee Polizei-Vergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath von Philipsborn, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Kopenhagen fungirt als interimistischer Ge— schäftsträger der Legations-Sekretär Freiherr von Gärtner.

Der General-Lieutenant von Dres ky, Inspecteur der 2. Feld-Artillerie-⸗Inspektion, ist zu der auf dem Schießplatz bei Jüterbog durch den General-⸗Inspecteur der Artillerie stattfindenden Besichtigung der Regimenter der 4. Feld-Artil— lerie⸗Brigade von hier abgereist.

S. M. Kanonenboot „Cyclop“, 4 Geschütze, Kom— mandant Kapitän-Lieutenant Kelch, ist am 8. Juli cr. in Plymouth eingetroffen und beahsichtigte am 11. dess. Mts nach Wilhelmshaven in See zu gehen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Richard Blumberg zu Königsberg i. Pr., Assistenzarzt 2. Klasse Vogel und Dr. Fackeldey in Cleve und Dr. Wieger in Schmitten.

Coblenz, 8. Juli. (W. T. B.) Die Königin von Rumänien hat sich gestern Abend über Coblenz nach Nürn— berg und Wien begeben.

Neuwied, 8. Juli. (W. T. B.) Die Königin von

Rumänien hat heute Nachmittag die Rückreise nach!

Bukarest angetreten. Die Fürstin Mutter, der Fürst und die Fürstin zu Wied, sowie die Prinzessin Heinrich der Niederlande gaben derselben das Geleite zum Bahnhof.

Bayern. München, 7. Juli. (Allg. Ztg) Das Staats-Ministerium des Innern erläßt folgende Bekanntmachung: In Folge eines von dem Verbands— tage bayerischer Gewerbevereine gestellten Antrages wird den Ortspolizeibehörden in Erinnerung gebracht, daß in Bayern auch über 21 Jahre alte gewerbliche Arbeiter die Aus— stellung eines Arbeitsbuches nach einem besonderen

ormular, welches Seitens der Ortspolizeibebörden von den Königlichen Regierungen, K. d. J, zu beziehen und gegen Erlegung einer Gebühr von 1 6 an die Nachsuchenden abzu— geben ist, verlangen können. Die Ortspolizeibehörden sind verpflichtet, Anträgen auf Ausstellung eines Arbeitshuches, so⸗ fern nicht begründete Bedenken bestehen, ohne Verzug statt⸗ zugeben und haben deshalb stets einen genügen en Vorrath von Formularen bereit zu halten.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. Juli. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Polit. Corresp.“ aus Bukarest er— hielt der dortige österreichisch-ungarische Gesandte heute eine Note der rumänischen Regierung, welche bestimmt ist, den durch die Riede Gradisteanu's in Jassy hervorgerufe— nen Zwischenfall der Erledigung zuzuführen. Dasselbe Blatt läßt sich aus Philippopel melden, daß Veränderungen in der Zusammensetzung des Generalstabes der ostrumelischen Miliz und Gensd'armerie in naher Aussicht stehen, speziell foll die Ersetzung des Chefs der Miliz und Gensd'armerie, Gene— a Strecker, durch einen höheren deutschen Offizier bevor—

ehen.

Frohsdorf, 7. Juli. (W. T. B.) Graf Chambord hat heute Mittag den Grafen von Paris und die Herzöge von Alengon und Nemours empfangen, obwohl die Aerzte davon abgerathen hatten. Graf Chambord richtete sich von seinem Lager auf, als die Prinzen eintraten und umarmte den Grafen von Paris. Die Unterredung war nur von kurzer Dauer. Die Prinzen verließen in kiefer Bewegung das Zimmer und kehrten alsbald nach Wien zurück.

8. Juli, Abends. (W. T. B.) Ueber die Unter— redung, welche Graf Chambord mit den Prinzen von Orleans hatte, soll sich der Graf befriedigt ausgesprochen haben. Der Papst hat dem Grafen Chambord telegraphisch

seinen Segen gesandt. Die Besserung im Befinden des Grafen ist eine sehr langsame, aber doch bis jetzt fortdauernde, derselbe empfing heute den Grafen Blacas und ließ sich auch aus den 3 vorlesen. Demnächst soll eine weitere ärzt⸗ liche Konsultation stattfinden. Die Prinzen von Orleans beabsichtigen, sich morgen zum Besuch des Herzogs von Coburg nach Pest zu begeben und darauf auch dem Erzherzog Joseph einen Besuch abzustatten.

Prag, 7. Juli. (W. T. B. Der Statthalter legte dem Landtage ein Schreiben des Ministeriums vor, in welchem der Landtag um ein Gutachten über die Revision des Heimathsgesetzes ersucht wird. Nach einer Mittheilung des Oberstlandmarschalls haben die Städtekurie und die Land⸗ gemeindekurie ihre Obmänner einstimmig gewählt, und zwar stimmten die Czechen in der Städtekurie für den deutschen Obmann, die Deutschen in der Landgemeindekurie für den böhmischen Obmann.

Das „Prager Abendblatt“ resumirt die dem böhmischen Landtage gestellte Aufgabe in erster Linie dahin, die friedliche Verständigung der beiden Nationalitäten des Landes zu fördern, auf daß Deutsche wie Czechen in einträchtiger, schaffender Thätigkeit an der Weiterentwickelung und Hebung der geistigen und materiellen Wohlfahrt Böhmens arbeiten. Die Bannung des nationalen Zwistes sei eine der ersten Aufgaben der gewählten Vertreter des Landes. Die Bevölkerung beider Zungen wünsche sehnlichst die Herstellung einer dauernden Verständigung, die gewiß die vollste Zustini— mung aller ehrlichen Patrioten des Reiches finden würde.

Ueber das Schulbudget Böhmens schreibt die „Wiener Zeitung“: Der ordentliche Auswand des Volks— schulwesens in Böhmen für das Jahr 1884 wurde vom Landes— Ausschusse mit 3 200 000 Fl., für Schulbausubventionen mit 140 000 Fl. und an Beiträgen zum Lehrer-Pensionsfonds mit 300 900 Fl. festgestellt. ;

Klausenburg, 8. Juli. (W. T. B.) Die zur Regu— lirung der ungarisch⸗rumänischen Grenzlinie hier einge—

troffene Kommission hat sich heute konstituirt.

Großbritannien und Irland. London, 6. Juli. (Allg. Corr.) Herbert Gladbstone, der jüngste Sohn des Premier-Ministers und ein Junior-Lord des Schatzamtes, hat gestern in Acton auf einem liberalen Meeting eine Rede gehalten, in welcher er nach einem von der „Morning Post“ veröffentlichten Bericht u. A. sagte: „Der Mittel punkt unserer politischen Schwierigkeiten ist noch immer in den Zuständen Irlands zu finden, und die Wahl in Monaghan zeigt, daß im nächsten Parlament Parnells Partei unversöhnlich wie dieselbe ist enorm verstärkt sein wird. Man muß sich erinnern, daß das Landgesetz nicht vollkommen ist infolge der von den Tories verlangten Konzessionen. Die Regierung ist bestrebt, diese Mängel zu beseitigen, allein sie kennt die Opposition, welche solche Maßregeln von den Tories provo⸗ ziren würden und sie wurde dadurch abgeschreckt, dieselben ein— zubringen. Ich bin nicht sicher, daß das, was die Irländer „Home Rule“ nennen, nicht Rebellion bedeutet und ich glaube, daß England stark genug ist, um einen Rebellen, von welcher Seite derselbe auch entstehen mag, zu unterdrücken, allein ich hoffe ernstlich, daß sie bald im Stande sein wird, Maßregeln zur Ergänzung des Landgesetzes einzubringen und durchzu— führen und dem ganzen Lande eine Kreisverwaltung zu geben.“

Die Gesandtschaft der Königin von Madagaskar verabschiedete sich gessern von Lord Granville und tritt morgen die Rückreise nach ihrem Heimathslande an. Zu dem Ent— schlusse, Europa zu verlassen, gelangte die Gesandtschaft, der „Times“ zufolge, nach ihrer letzten Unterredung mit Jules Fermy, in welcher derselbe es entschieden ablehnte, den An— spruch Frankreichs auf Ausübung eines Protektorats über die Nordwestküste von Madagaskar aufzugeben.

7. Juli. (Allg. Corr.) Der Strike in den Eisen⸗ fabriken von Süd-Staffordshire dauert fort und vor— läufig läßt sich kein Ende desselben absehen.

Bom bey, 6. Juli. (Allg. Corr.) Infolge heftigen Regens ist in Khandeish und Gujerat eine verheerenype

Hochfluth eingetreten. Ernste Ueberschwemmungen haben

auch in Surat durch den Austritt des Flusses Tapti stattgefun den, wodurch Lebensverlust und beträchtlicher Eigenthumsschaden ver— verursacht wurde. Das Hochwasser ist das größte, welches man seit den letzten 60 Jahren kennt, aber nach den neuesten Be— richten ist es stellenweise schon wieder im Abnehmen begriffen. Detaillirten Berichten über die Hochsluth zufolge sind in Surat 5000 Häuser eingestürzt, und viele Dörfer sind völlig weggeschwemmt worden. Tausende von Menschen sind ohdach— los geworden. Der Eisenbahnverkehr ist noch nicht hergestellt.

Sydney, J. Juli. (W. T. B.) Hier ist von einer Besitzergreifung der Neuen Hebriden durch Frank— reich nichts bekannt.

Frankreich. Paris, 7. Juli. (W. T. B.) Die Regierung wird noch vor Schluß der Session eine außer— ordentliche Kreditforderung von 300 Millionen in den Kammern einbringen, welche Summe durch eine Anleihe von 300 Millionen 3 prozentiger amortisirbarer Rente aufge— bracht werden soll. Die Emission derselben soll Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres erfolgen und die Zinsen von dem 13 Millionen betragenden Reäbestande der letzten Finanzjahre gedeckt werden.

Nach einer Meldung des „Journal de Paris“ wurden die Truppen des Obersten Desbordes nach erfolgreichen Kämpfen am oberen Senegal vom Tywhus ergriffen und nahm die Krankheit eine solche Ausdehnung an, daß der Kommandant des Transportschiffss „Garonne“ sich weigerte, die Soldaten einzuschiffen, aus Furcht, die Schiffsmannschaft in Mitleidenschaft zu ziehen.

Spanien. Madrid, 8. Juli. (W. T. B.) Die „Gazeta“ veröffentlicht den Handels- und Schifsahrts— vertrag zwischen Spanien und Schweden-Norwegen.

Italien. Rom, 7. Juli. (W. T. B.) Der Papst wird morgen Vanutelli empfangen. Der Senat hat seine Arbeiten beendigt und u. A. die Regierungsvorlage, be— treffend die Lustrocknung des Agro romano, genehmigt.

Türkei. Ueber den Stand der Dinge in Albanien geht der „Pol. Corr.“ aus Skutari d' Albania, 25. Juni, folgender Bericht zu: .

Die Lage der aufständischen Albanesenstämme scheint eine traurige zu sein. Sie hatten auf den Hotti⸗Bergen ihr Lager aufgeschlagen und die Engpässe, die zu ihren Stellungen führen, besetzt, um das Vordringen der türkischen Truppen in ihr Gebiet zu verhindern; als

Defensive und auf drohende Demonstrationen. Sie vermochten jedoch nicht Stand zu halten und flüchteten in das Gebiet der Cucci, wo sie mit offenen Armen aufgenommen zu werden hofften. Die Widerstandstraft der aufständischen Albanesen scheint jedoch gebrochen zu sein, denn es heißt, daß sie sich geneigt zeigen, die Friedens⸗ vorschläge, welche Hafiz Pascha in seinen Unterhandlungen mit einigen ihrer Stammesgenossen gemacht hatte, anzunehmen. Hafi; Pascha verlangt bedingungslose Unterwerfung der Bergbewohner, sicherte ibnen dagegen Amnestie für ihre Empörung und die Respektirung ihrer Privilegien zu. Er ließ ihnen für die Entscheidung eine gewisfe Bedenkzeit, welche bereits abgelaufen ist. Bis zur Stunde hat man jedoch in Skutari noch keine Nachricht über den Ausgang dieser Unter⸗ handlungen.

Es dürfte den aufständischen Stämmen wohl kaum etwas Anderes übrig bleiben, als sich den Bedingungen Hafi; Paschas zu unterwerfen. Sie entbehren der Lebensmittel und, was in gewissem Sinne noch mehr bedeutet, es fehlt ihnen an Munition. Ueberdies wurden sie von den anderen Stämmen, obschon sie sich in einer Zusammenkunft vor dem Ausbruche der Unruhen solidarisch ver—⸗ pflichtet hatten, jedem durch die Truppen der Regierung angegriffenen Stamme vereint zu Hülfe zueilen, im Stiche gelassen. Hafiz Pascha dagegen erhielt wiederholt neue Verstärkungen, sowie neue Munition und Gesckütze, so daß er zur Zeit über acht Militairbataillone und einen imponirenden Militairpark verfügt. Beiläufig gesagt, sind auch muselmännische Emigranten aus Bosnien-Herzegowina, die seither in der Umgebung von Podgoritza, Tuzi und Skutari ansässig sind, zu den Truppen Hafiz Paschas gestoßen.

Es verlautet, daß die aufständischen Stämme bei der montene— grinischen Regierung hätten anfragen lassen, ob sie, wenn die Umstände sie zwingen sollten, sich auf montenegrinischen Boden zu flüchten, da⸗ selbst eine gastfreundliche Aufnahme zu gewärtigen hätten. Der Be— scheid der montenegrinischen Regierung sei in bejahendem Sinne ausgefallen. Die Stämme von Mirdita, Alessio, Chesella, Puka, Schalla und Schoschi, Schelaku, Temali, Posribba, Kopliku, Recci, Loheja, Serelli und Clementi verhalten sich, wahrscheinlich in Folge der Gestaltung der Ereignisse auf dem Schauplatze des Aufstandes, ruhig; einige derselben entsendeten sogar Deputationen an die Lokal regierung, durch welche sie dieselbe ihrer Treue versichern ließen. Es herrscht daher gegenwärtig, nachdem auch auf dem Schauplatze des Ausstandes die Waffen ruhen, im Vilajet Friede und Ordnung. Die in den letzten Tagen vorgefallene Entführung einer türkischen Frau in Sadrima, die Ermordung eines Emigranten im Dorfe Vraca und die Tödtung eines Zigeuners in Skutari zählen in Albanien zu den gewöhnlichen Tagesereignissen.

In Folge des Appells, welchen die auffländigen Bergstämme an die in Skutari residirenden Konsuln gerichtet hatten, unternahmen es nige der Letzteren, sich bei dem Gouverneur Assim Pascha für die Stämme in dem Sinne zu verwenden, daß gegen die Insurgenten mit etwas mehr Schonung vorgegangen werde. Der Vall zeigte sich jedoch nicht geneigt, diesem Wunsche Rechnung zu tragen. Er stellte die Behauptung auf, daß die renitenten Bergbewohner zum Widerstande gegen die Regierung angetrieben worden seien und namentlich der Klerus die Stämme zur Renitenz aufgestachelt habe. Inzwischen scheint aber die Pforte durch den Einfluß auswärtiger Mächte bewogen worden zu sein, den insurgirten Stämmen Generalamnestie. Respektirung ihrer Privilegien und Entschädigung für die durch die Truppen Hafiz Pascha erlittenen Verluste zu gewähren. Der Gouverneur Assim Paschas hat aus Kon— stantinopel den telegraphischen Befehl erhalten, diesen Beschluß in Ausführung zu setzen. Der Vali begab sich daher am 24. Juni in die insurgirten Gebiete und ließ den Beschluß der Pforte verkünden. Die Folge davon war die Unterwerfung der Mehrzahl der Stämme mit Ausnahme einiger Führer. Es heißt, daß Assim die einfluß— reichsten Männer der Stämme durch Geldgeschenke gewonnen habe.

Zeitungsftimmen.

Die in Milwaukee erscheinende „Germania“, läßt sich über die Frage der Nützlichkeit der Schutzzölle und einer nationalen Witthschaftspolitik in folgender Weise ver— nehmen:

»Das amexrikanische Volk hat ganz richtig erkannt und zu dieser Erkenntniß hat sehr viel die große Weltausstellung in Phila— delphia beigetragen, daß unsere Industrie den riesenhaften Auf— schwung, den sie in den letzten Jahren genommen hat, zum guten Theile dem Schutze der amerikanischen Aibeit verdankt, den unser Zollsystem gewährt. Und namentlich die Farmer, die früher den Freihändlern ihr Ohr liehen, wenn diefe ihnen aus⸗ einandersetzten, daß sie ihre Bedürfnisse unter einem Frei— handelssystem sehr viel wohlfeiler würden einkaufen können, haben das Trügerische in den Lehren der Manchestermänner sehr schnell zrkannt. Sie gönnen den amerikanischen Fabrikanten ihren guten Verdienst, den Arbeitern ihren reichen Lohn; denn dieser Lohn sichert ihnen einen guten Markt für ihre Farmererzeugnisse im In— lande und gute Preise. Und darauf kommt es doch an. Wir können nicht darauf rechnen, daß unsere Getreideausfuhr sich stets auf der gegenwärtigen Höhe hält. Schon tritt Ostindien als unser Mit— bewerber auf dem europäischen Getreidemarkt auf, und der dadurch drohenden Gefahr werden die Vereinigten Staaten über kurz oder lang begegnen müssen. Das kann aber nur dadurch geschehen, daß sie ihr Wirthschaftsleben immer reicher und mannigfaltiger ge— stalten, d. h. ihre Gewerbsthätigkeit steigern und die Erzeugung von Rohstoffen so nahe wie möglich auf das Maß des inländischen Bedarfs herabbringen. Die Erfahrung lehrt, daß ein Land in doppelter Beziehung abhängig sein kann vom Auslande: einmal, indem es genöthigt ist, seinen Bedarf an allerhand Dingen vom Auslande zu beziehen, und zum andern, wenn es so große Ueberschüsse an Roh— stoffen erzeugt, daß es, um sie los zu werden, jeden Preis, den das Ausland dafür bietet, annehmen muß. In solche doppelte Abhängig⸗ keit möchten die englischen Freihändler die Manchesterleute, wie man zu sagen pflegt unser Land gar zu gern bringen. Sie wollen uns unser Getreide herzlich gern für billiges Geld abkaufen und ver langen dafür nur, daß wir ihnen die Erzeugnisse ihrer mit Hunger⸗ löhnen arbeitenden Industrie für die von ihnen zu bestimmenden Preise abkaufen. Dem können und wollen wir durch einen vernünf⸗ tigen Zollschutz begegnen, durch einen Zollschutz, dessen einziger Zweck ist, die Vereinigten Staaten in wirthschaftlicher Beziehung so voll⸗ kommen unabhängig von Europa zu machen, daß sie, ohne an ihrem Nationalwohlstande Einbuße zu leiden, die Kundschaft desselben ent⸗ behren können.“

Die „Wiesbadener Zeitung“ hebt aus dem neuesten Jahresbericht der Handelskammer zu Kiel noch Fol— gendes hervor: . .

. .. . Was das Holzgeschäft betrifft, so sind 1882: 86 50 cbm Bau- und Nutzhölzer gegen 71 553 cbm im Vorjahre eingegangen. Auch die Spedition in Bauholz im Verkehr mit Plätzen des In landes hat, sich nicht unwesentlich gehoben. Das Kolonial— waarengeschäft gestaltete sich für die Grossisten in Folge der fast fortwährend andauernden Preisermäßigung ein⸗ zelner Hauptartikel nicht sehr günstig; dagegen war dasselbe für die Detaillisten im Ganzen recht befriedigend, weil durch billige Preise das Geschäft erleichtert und der Konsum ge— steigert wurde. Das Manufakturgeschäft gestaltet sich erheblich günstiger als im Vorjahre: „»das Jahr 1882 darf für diese Branche im Allgemeinen zweifellos als ein recht befriedigendes bezeichnet werden.“ Als erfreuliches . wird die Thatsache angeführt, daß die Nachfrage nach billigen und schlechten Quali⸗ täten wesentlich abgenommen hat, dagegen die soliden Artikel wieder zur allgemeineren Würdigung gelangt sind. Troß der „sehr unglücklichen und schwierigen Lage“ des Weinmarktes, sagt der Bericht weiter, haben wir für 1882 doch eine wesentlich größere

sie sich aber den türlischen Streitkräften gegenüber befanden, beschränkten sie sich angesichts des numerischen Uebergewichtes derselben auf die

Weineinfuhr zu konstatiren, nämlich von 318 0778 gegen 265 822 g.

Die Maschinenfabriken hatten dauernd Arbeit, erfreuten sich einer lohnenden Thätigkeit und konnten zum Theil ihre Arbeiterzabl ver= mehren. Für Ziegeleien gestaltete sich das Geschäft erheblich günstiger als im Lud Auch hinsichtlich des Handwerks konstatirt der Bericht, daß trotz einzelner Klagen im Ganzen die Verhältnisse sich neuerdings nicht unwesentlich günstiger zu gestalten beginnen. .

Die vorangegangenen thatsächlichen Mittheilungen über die wich⸗ tigsten Zweige des Arbeits⸗ und Verkehrslebens gewähren nun wiederum die Beweise einer sich vollziehenden Gesundung. Vacjenige, was seit anderthalb Jahrzehnten den Fortschritt Kiels getragen: die Zusammen. gehörigkeit mit einem großen Volke und Vaterlande in einflußreicher Welt⸗ stellung, der Unternehmungsgeist, die Intiative und das rüstige Vorwärls⸗ streben seiner Handel⸗ und Gewerbetreibenden u. s. w., hat sich auch weiterhin bewahrt. Hinzugetreten sind günstige Konjunkturen des Weltmarkts und der Einfluß einer vortrefflichen Ernte. „Die wirthschaftliche Lage unseres Bezirks zeigt im Ganzen eine befriedigendere Gestaltung als im Vorjahre. Das Ver⸗ kehrsleben im Allgemeinen zeigt von einer größeren Lebhaftig— keit. Werkstatt und Fabriketablissement sind zahlreicher beschäf— tigt. Die Zahl der in regelmäßiger Thätigkeit befindlichen Arbeiter ist erheblich größer. Hier und da macht sich fogar ein Mangel an technisch gut vorgebildeten Leuten geltend. Die Arbeits⸗ löhne haben sich allerdings ziemlich unverändert gehalten. Für den Detailhandel und das Handwerk hat die nahezu vollständige Besei⸗ tigung der Wanderlager, sowie das Fortschreiten im Baarzahlungs—« system Seitens der Abnehmer und die Bevorzugung soliderer Waaren unverkennbar wohlthätige Folgen gezeigt.“

Der „Rheinische Bauer“ theilt aus der Vorstands— sisung des rheinischen Bauernvereins, vom 10. Mai d. J., Folgendes mit:

. Schutzzollfrage. Es fand eine eingehende Besprechung dieser Frage statt. In derselben wurde hervorgehoben, daß die Konkurrenz des Auslandes, namentlich Amerikas und Rußlands, wie solche durch die Statistik der letzten Jahre in Zahlen nachgewiesen sei, eine schwere Schädigung der Landwirthschaft herbeiführe; es wurden ferner von ver— schiedenen Seiten die Einwände der Gegner des Schutzzolles widerlegt und insbesondere unter Anderem an der Hand eines Verzeichnisses der Frucht- und Brodpreise der letzten Jahre, gezeigt, daß die Behaup— tung, der Kornzoll schädige die arbeitende Bevölkerung durch Er— höhung der Brodpreise, nicht stichhaltig sei. Es wurde daher der Antrag, diese Angelegenheit einer Kommission zur nochmaligen Prüfung zu überweisen, mit allen gegen fünf Stimmen ver— worfen und mit allen gegen drei Stimmen beschlossen, der Vorsitzende solle an die geeignete Adresse, z. B. den Reichs— tag, eine. Petition um Erhöhung der Eingangszölle auf sämmtliche landwirthschaftliche Produkte (des Ackerbaucs und' der Viehzucht einschließlich der Gemüse und Früchte) richten; die Ab⸗ fassung der Petition wurde dem Bureau zu zewiesen. Von veischiedenen Rednern wurde noch ausdrücklich betont, daß durch diese Petition keineswegs eine hohere Besteuerung im Ganzen herbeigeführt werden solle, da durch höhere Schutzzölle die Mittel geboten würden, cndere Steuerermäßigungen, insbefondere auch die von dem rheinischen Bauernverein beantragte Ueberweisung der Grundsteuer an die Ge— meinden, eintreten zu lassen.

N

rung der Postordnung.

Statistische Nachrichten.

Die Anzahl der Spielkartenfabriken, welche im Deutschen Reiche während des Etatsjahres 1882,83 in Betrieb waren, betrug, nach einer im Maiheft des Kaiserlichen Statistischen Amts mit getheilten Uebersicht 60; von densel den wurden 3 264 349 Kartenspiele von 36 oder weniger Blättern und 1058 826 Spiele von mehr als 36 Blättern in den Verkehr gebracht, und zwar:

kleinere größere . ö ; Spiele für den in ländischen Verkauf versteuert 3 106 015 233 428 ing w ngk nd gugfesthr;r 1155 38 925 393 Vom Ausland eingeführt wurden 15 836 kleinere und 7141 größere Spiele, zum inländischen Verbrauch wurden demnach 3121 845 kleinere und 240 569 größere Spiele geliefert. Die Steuer für die kleineren Spiele beträgt 30 Z, für die größeren 50 3 pro Spiel, und sie trifft gleichmäsßig die im Inlande für den einheimischen Konsum in den Handel gebrachten wie die vom Auslande eingeführten. Sie hat demnach für das Etatsjahr 1882/83 L G5 838 „39 5 betragen. Für die vom Ausland eingeführten Karten werden außer der Steuer noch 60 pro 100 kg Zoll erhoben. . D Aus den. Mittheilungen des Statistischen Bureaus der Stadt München“, VI. Band 1. und 2. Heft (München 1883 bei Adolf Ackermann) entnehmen wir dem „Bericht über die Geburten und Sterbefälle in München und seinen einzelnen Bezirken während des Jahres 1882 im. Vergleich mit den Vorjahren“ Folgendes: Im Jahre 1882 wurden im Stadtgebiete München 9071 Kinder geboren. also 46 weniger als im Jahre 1881, welches die Zahl 9117 aufweist. In der fünfjährigen Periode 1576 bis 1880 ein— schließlich waren bon 100 lebend geborenen Kindern 50 96 Knaben und 49,94 Mädchen. Das Jahr 1882 stand somit diesem Durchschnitte sehr nahe und insbefondere bedeutend näher als 1881. Es finden sich unter den im Jahre 1882 ehelich geborenen Kindern 3265 Knaben 5081 (1881 51,27, 1876/80 50,96) und 3161 Mädchen 49.19 (1881 48,73, 1876/80 49,04), unter den außerehelich geborenen 1356 Knaben 5127 (1881 2 51, 72 1856,39 50356) und 12868 Mädchen 46,3 (15881 = 183, 1876/30 49,03. Die Tagesdurchfchnitts zahl der Lebendgeborenen betrug im letzten Jahre 21485, im Vorjahre 24,98, in der fünf⸗ jährigen Vergleichsfrist 1876.86 24,97, so daß sich im Allgemeinen nur eine mäßige Veränderung kundgiebt. Rechnet man eheliche und außereheliche Kinder, lebend und todtgeborene zusammen, so weisen die Natholiken eine Minderung gegen 1881 um O77, gegen den Durchschnitt des Jahrfünftes um 245 die Protestanten geßen 1881. eine Mehrung um 1,27 gegen den Durchschnitt um 22,66, die Israeliten gegen 1881 eine Mehrung um 6, 5d, gegen den Durchschnitt um 21,266, nach. Die Verhältnißzahl der todt— geborenen zur Gesammtzahl der Geborenen ist größer als sie für die Gesammtheit der Bevölkerung nachgewiesen wurde (3,21) hei den Derufelosen und den Dienstboten, größer als die für die ehelichen Geburten nachgewiesene . (2, ö) außer bei den genannten hach bei den selbständigen Gewerbetreibenden, den Schaffnern und der ö Tabelle III. giebt eine Uebersicht über die Vertheilung der ö. urten auf die einzelnen Stadtbezirke. Die Geburtsziffer ist 1882 9 i, geworden als sie 1880 und 1881 war in den Wezirken 161 ber M3, Vill. XII. XV XVli. und XIX. = grkßer alg ö 6 kleiner als 1880 in den Bezirken II., IX. und XIV. größer . e, aber leine als 1881 in den Bezirken VI. und XVII. kleiner Als e ,. Vorjahren in den Bezirken J., III., X., XI. und Xii. ih 1 1. Bezirk ist die Geburtsziffer 1882 genau dieselbe wie 1880, ö 3 i. als 1881. Der XVIII. und der XIX. Bezirk behaupteten fen eiden letzten Jahren den Vorrang mit den höchsten Geburts—

II. Sten be fälle: Gestorben sind im J 3882 3789

. 4e: Jahre 1882 3789 männ— 6 und i e n er Personen, zusammen 7270 Personen gegen 6 im Jahre 1881 und 7618 im Durchschnitte der Jahre 1876,66. Die Zahl der Sterbefälle war demnach 1882 um 306 geringer als im unmittelbar vorausgegangenen Jahre und um 348 geringer als

im Durchschnitte des diesem vorausgegangenen Jahrfünftes. Gegen die Zabl der lebendgeborenen Kinder bleibt jene 3 . *. sonen 1882 um 1801 zurück, während der Unterschied 1851 nur fog? und im Durchschnitte der vorhergegangenen fünf Jahre 1506 betrug. in Prozenten ausgedrückt 1882 19 85 188 16,97 1876/80 16,5J. Auf beide Geschlechter vertheilen sich die Sterbefälle in Prozenten wie folgt: männlich weiblich 1882 52, 12 47,88 1881 53, 0l 1876/80 52,45 Das Jahr 1882 schnitte naher als d

Dabei sind die als halb vollendet ange⸗ sind die Sterbefälle für 775, 88. und 89. Lebensjahr), blichen, in 48 beim männlichen

Zum

ergleichung der in Bezug auf

wichtigen Zahlen aus elf größe⸗

er Nachbarländer. Die Tabelle giebt

in den Verhältnißzahlen noch zu manch

anderer anregenden Vergleichung Gelegenheit, deren Ausnutzung aber dem Leser nach Bedarf und Interesse überlafsen werden muß.

Ueber die Eheschließungen in München entnehmen wir denselben Mittheilungen folgende kurze Zusammenstellung:

Die Zahl der Eheschließungen in München, welche 1875 noch 2318 betrug, ist in den folgenden Jahren faft unausgesetzt zurück⸗ gegangen, obschon sich die Einwohnerzahl theils durch die Einverlei⸗ bung der Vorstadt Sendling, theils durch fortgesetzten Zrzug von außen dauernd vermehrte. i881 wurden nur 16357 Ehen geschlossen. 1882 aber weist eine stattlichere Zahl auf mit 2032, womit der Stand des Jahres 1876 (2067) beinahe wieder erreicht ist. Ein großer Theil der 1852 eingetretenen Mehrung ist unzweifelhaft dem Gesetze vom 20. März 1882 zuzuschreiben, durch welches das Zu⸗ sammenleben in außerehelicher Geschlechtsgemeinschaft mit Strafe be— droht wird. Auf 1ausend Einwohner trafen nach der mittleren Jahresbevölkerung Eheschließungen im Jahre

1877 1878 1879 1886 1881 J .

Auch in diesem Verhältnisse ist also das Jahr 1882 wenigstens den drei unmittelbaren Vorjahren wieder überlegen. Das schon in Vorjahren hervorgehohene und aus der konfessionellen Mischung der Stadtbevölkerung genügend erklärte Verhältniß, daß von den pro— testantischen Männern mehr als doppelt so viese katholische Frauen wählten als protestantische, kehrt auch in diesem Jahre wieder Auch von den protestautischen Frauen hat wieder eine viel größere Anzahl Katholiken als Protestanfen zu Männern genommen, jedoch ist hier der Unterschied nicht so groß, wie bei den protestantischen Männern. Ebenso wiederholte sich die Erscheinung, daß die Zabl der katholi⸗ schen Frauen, welche protestantische Männer nahmen, entfchieden größer ist, als jene der katholischen Männer, welche sich mit vro— testantischen Frauen vermählten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Das von, Dr. Hans Rüdorff herausgegebene Straf— gesetzbuch für das Deutsche Reich ist kürzlich in zwölfter Auflage erschienen. Verlag von J. Guttentag (D Collin), Berlin und Leipzig. Die hohe Ziffer der vorliegenden Ausgabe bezeugt die Beliebtheit dieses Handbuches, welches den Tert des Strafgesetzbuches sowie der gebräuchlichsten Reichs-⸗Strafgesetze (Post, Impfen, Presse, Markenschutz, Personenstand, Soztaldemokratie, Nahrungsmittel, Schankgefäße u. s. w.) enthält, und denselben durch knappe Anmer⸗ kungen erläutert, in welchen namentlich die prektische Fortbildun der gesetzgeberischen Grundgedanken durch die Entscheidungen der obersten Gerichtshöfe vor Augen geführt wird. Bei den einzelnen Paragraphen des Sxrafgesetzbuches hat der Verfasser die Zustaͤndig— keit der Gerichte (erster Instanz) nach den Vorfchriften des deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes durch lateinische Buchstaben angedeutet. Einige einleitende Bemerkungen über die Geschichte, System und Auslegung des Straͤfgesetzbuches sowie die Literatur sind dem Übri⸗ gen Inhalt des Werkes vorangestellt. Der Preis der kartonnirten Schrift, deren Uebersicht durch ein Sachregister erleichtert wird, be— trägt 1 .

Der Verlag der Sammlung ‚Deutsche Reichs- und preußische Landesgesetze “, besonderer Abdruck aus dem „Deutschen Reichs Anzeiger“, ist mit dem Jahrgang 1883 in Folge freundschaftlichen Uebereinkommens aus Earl Heymanns Verlag in den der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt hierselbst übergegangen. Als Nr. 1 des Jahrgangs 1883 ist erschienen: Das Reichsgesetz vom 15. Jun? 1882. betreffend die Kranken⸗ versicherung der Arbeiter, mit einem Sachregister. Der Preis für das 24 Bogen starke Heft 80 stellt fich auf 56 , in Partien von mindestens 25 Stück à Exemplar 20 3, 50 Stück 4 Erxemplar 18 , 190 Stück 3 Exemplar 15 3 exkl. Porto.

Soeben erschien die sechste Auflage der Beschreibun g der pergamenischen Bildwerke, herausgegeben von der General— verwaltung der Königlichen Museen zu Berlin. Weidmannsche Buch⸗ handlang, Berlin 1883. Preis 19 .

Mittheilungen aus der historischen Literatur, herausgegeben von der historischen Gesellschaft in Berlin Und in deren Auftrage redigirt von Br. Ferdinand Hirsch. XI. Jahrgang. 3. Heft. Berlin 1883. R. Gaertners Verlagshuchhandlung. Aus dem Prospekt entnehmen wir Folgendes: Die „historische Gesellschaft in Berlin“ liefert durch die „Mittheilungen aus der hi st o ˖ rischen Literatur“ ausführliche Berichterstattungen über die neuesten historischen Werke mit möglichster Bezugnahme aut den bis— herigen Stand der betreffenden Forschungen. Sie glaubt, da der Einzelne nicht alles auf dem Gebiete der Geschichte Er⸗ scheinende durchsehen, geschweige denn durcharbeiten kann, den Lehrein und Freunden der Geschichte einen Dienst zu leisten, wenn sie dieselben durch objektiv gehaltene Inhaltsangaben in den Stand setzt, zu beurtheilen, ob für ihren Studienkreis die eingehende Beschäftigung mit einem Werke nöthig sei. Kritiken werden die „Mittheilungen“ in der Regel fern halten, weil weder die auf das allgemeine Ganze gerichtete fubjektive Meinungsäußerung noch das polemische Eingehen auf Einzelheiten den hier beabsichtigten Nutzen zu schaffen vermögen, überdies eine richtige Wür⸗ digung gerade der bedeutendsten historifchen Arbeiten oft erst nach länger fortgesetzten Forschungen auf demselben Felde möglich ist. Die historische Gefellschaft wendet sich demnach an die Freunde und zunächst an die Lehrer der Geschichte mit der Bitte, das Unternehmen durch ihre Gunst zu fördern; sie ersucht insbesondere die Herren, welche dasselbe durch ihre Mitarbeit unterstützen wollen, sich mit dem Redacteur in Verbindung zu setzen. Zusendungen für die Redaktion werden postfrei unter der Adresse des Hrn. Professor Dr. Ferdinand Hirsch in Berlin NM, Friedenstraße 21, oder durch Vermittelung des Verlegers erbeten. Vierteljährlich erscheint ein Heft von 6 Bogen. Preis des Jahrganges 6 66 Dem Hefte liegen Sitzungsberichte der historischen Gesellschaft in Berlin 1883 Nr. 3 bei.

Die neueste Nummer (27) von Schorers Familien blatt enthält: Memento mori. Novelle von Ossip Schubin. Rundschau der Erfindungen. IJ. Von G. Richard. Graphologi⸗ sches. Briefe an eine Dame über Handschriftendeutung. Von Eugen Schmiedland. I9. Mit 18 Handschriftproben. * Wie alt sie werden? Von Friedrich Knauer. Prustas. Roman von Ernft Eckstein. (Fortsetzung) Die Plauderecke bietet allerlei Kleinig⸗ keiten: Aus der Gefellschafst. Von M. L. Gläserne Häuser. Gedankenspähne. Elektrische Erfindungen. Zu wohlthätigen Zwecken. Herr und Diener. Unsere Bilder. Räthsel.

Von den Kunstblättern in Holzschnitt sei das prächtige Bild: Ave Maria von C. Becker hervorgehoben; ebenso eine Skizze von Paul Meyerheim: Tiroler Bauerknecht, eine köstliche kleine Zeich⸗ nung. Von anderen Illustrationen finden sich not: Hochwichtiger Auftrag, nach dem Gemälde von W. Volkhart. Mißrerstandener Scherz, nach der Originaljeichnung von Karl Jutz.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Chicago, T. Juli. (W. T. B.) Die Berichte über den KHetreidestand auf einem großen Gebicte des Westenz und Nordwestens. lassen für sämmtliche Getreidearten mit Ausnahme des Weizens ein dem Ergebniß der beiden letzten Jahre gleich⸗ kommendes Erträgniß erwarten. Die Weizenernte wird nahezu mittleren Ertrag ergeben. Die Ernte dom Winterweizen in den Niederungen ist eine sehr reichliche.

Gewerbe und Handel.

Unter dem Titel ‚Deutsch ⸗Deslerreichische Schmiede- Zeitung“ ist in Berlin ein neues Fachblatt begründet worden, welches sich die Aufgabe stellt, Organ für die Interessen des gesammten Schmiedehandwerks zu werden. Das Blatt erscheint im Verlage von C. Dröhmer dreimal im Monat, als verantwortlicher Redactenr zeichnet G. Grützner in Berlin. Die vorliegende erste Nummer des Blattes enthält mancherlei für die fachmännischen Kreise interessante und nützliche Artikel und Notizen. Die Einleitung bildet ein belehrender, inhaltlich allgemein gehaltener Artikel. zur Entwicklung unserer Industrie “*, unter „Technisches ? findet man einen Auffatz von Professor Maurice Heil über Gußstahlbehandlung, ferner Mittheilungen über Hufbeschlag⸗ wesen; außerdem kennzeichnet sich der Inhalt noch durch folgende Ueberschriften: Auch eine Meinung über die Zukunft des Klein⸗ gewerbes. Neuheiten: Patent⸗Sicherheits⸗Vorhängeschloß. Neue Schublehre von C. Rehse. Ausstellungs- Nachrichten: Sygiene⸗ Ausstellung. Berlin. Die Amsterdamer Export- Ausstellung Deutsche Patent Ertheilungen. Gemeinnütziges: Hufschmiere. Heilung des Hufkrebses. Bösartige Pferde. Schutzbrillen für Ar. beiter. Verschiedenes: Petroleum Sturmlaterne. Intern. elektrische Ausstellung, Wien. Fachschule. Verbandstag. Ministerielle Ent scheidung. Ein gutes Geschäft. Literatur. Fifenmarkt Kohlenmarkt. ꝛc. .

. Maxien werder. (N. Westpr. Ztg.) Im Graudenzer Ge— selligen/ Nr. 195 vom 50. v. Mts. befindet sich eine Notiz, d. d. Thorn, den 26. Juni, in der es u. A. heißt, der Regierungs⸗Rath Fink von hier habe den Handwerksmeistern zu Thorn in einer Ber sammlung im Artushofe daselbst den gemeinschaftlichen Bezug von Rohstoffen empfohlen und hierbei darauf hin— gewiesen, daß die Innung jzu Bochum mit einem Einlage⸗ kapital von 1100 M einen Reingewinn von 15 υͤ0 er— zielt habe. Diese Notiz ist, wie uns von zuverlässiger Seite mitgetheilt wird, unrichtig. Zur Vorbeugung von Mißverständnissen werden wir ersucht, Folgendes zu veröffentlichen: Der Regierungs⸗Rath Fink machte in der gedachten Versammlung von Thorn Mittheilung don einer dem hiesigen Regierungs-Praͤsidenten auf dessen Erfuchen Seitens des Ober-Bürgermeisters zu Bochum in Westfalen übermittelten Geschäftsübersicht des neu gegründeten Rohstoffvereins der Schuhmacher⸗ innung zu Bochum. Nach dieser Geschäftsübersicht theilte Regierungs⸗ Rath Fink und dies dürfte für weitere Kreise von Interesse sein mit, daß der genannte, im November v. J. errichtetẽ Rohstoffverein mit einer Zahl von 22 Mitgliedern ein Betriebskapital von 1125 zusammengebracht, bis Anfang April d. J für 36435 Waaren ein— gekauft und bei dem Verkauf der Rohstoffe an die Mitglieder einen Reingewinn von 333.55 0 erzielt habe. Besonders aber wurde vom Regierungs-Rath Fink betont, daß die betheiligten Schuhmacher Bochums bisher durchschnittlich 15 0 gegen die früheren Einzel⸗ eintaufe der Rohstoffe erspart hätten und qualitatio wenigstens besser bedient würden, als zu der Zeit, wo sie von Zwischenhändlern noch in kleineren Quantitäten einkauften. Der Gewinn von 15 sei ungefähr dem Vortheile gleich, welchen die Zwischenhändler erzielten. Der Oberbürgermeister von Bochum ist der Meinung, daß, wenn auch das Sohlleder en gros eingekauft würde, das bisher wegen Mangel an. Geldmitteln noch nicht habe geschehen können, weil fich einzelne, besser situirte Schuhmacher der Genossenschaft nicht angeschlossen hätten, der Nutzen für die Theilhaber noch größer sein würde. Da bei strikter Durchführung des Baarsystems, d. h. wenn, wie es statuten mäßig vorgeschrieben werden müsse, die an die einzelnen Mit⸗ Nieder abgegebenen Rohstoffe von diesen baar bezahlt werden, sich das Betriebskapital stets erneuert resp. ergänzt, so kann der Bedarf der einzelnen Handwerker an Rohstoffen in genügendster Veise gedeckt werden. Der Kampf, den daz Handwerk mit der Großindustrie und dem Kapitalismus zu bestehen hat, und den es unbedingt aufnehmen muß, da kein vernünftiger Mensch daran denken wird, daß Großbetrieb und Kapitalmacht bei den heutigen Verkehrs- und wirthschaftlichen Verhältnissen vom Erdboden ver— schwinden werden oder können, nöthigt den Handwerkerstand, darauf, zu sinnen, wie er entweder ebenso gut und billig, wie die Groß industrie oder wie er, wenn vielleicht auch etwas theurer, so doch besser als Letztere, das Publikum bedienen könne. Ein geeignetes Mitte hierzu ist. auch die Begründung der Rohstoffgenossenschaften. Wir machen hierbei, wie das schon früher in dieser Zeitung geschehen ist, darauf aufmerksam, daß Musterstatuten zur Begründung einer Roh“ stoffgenossenschaft, in denen die Verwaltung 3c. des Vereins zweck. mãßig geregelt ist, von dem Regierungs-Präsidenten hierselbft den Interessenten auf Wunsch gern zur Disposition gestellt werden.

2 Glasgew, 7. Juli. (B. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in, den Stores. belaufen sich auf 58 80h Tons gegen sös 00 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 113 gegen 105 im vorigen Jahre.

Verkehrs⸗Anstalten.

Rom, 8. Juli. (W. T. B.) Rach einer von der Dam pf⸗ schiflgesellschaft Rubattind erlaffenen Bekanntmachung wird vom 15. 8. M. ab zwischen Ancona und Zara nur alle 14 Tage ein Schiff zerkehren, der Schiffsverkehr zwischen Syrakus und Malta und zwischen Venedig und Triest ist von heute ab eingestellt, der Verkehr mit Tunis und Trivolis soll vom 12. d. M. ab ein⸗ gestellt werden.

Bremen, 8. Juli. (B. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Elbe ist gestern Abend 10 Uhr in NewYork einzetroffen.

Hamburg, 9. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Westphalia“ von der Ham burg ⸗Amerikanifchen Packet⸗ kahrt⸗Aktiengesellschaft ist gestern Nachmittag 5 Uhr, von New Jork kommend, in Plymouth eingetroffen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Konstantinopel, 7. Juli. (W. T. B. Der Sanitäts- rath. hat beschlossen, alle aus dem Rothen Meere kommenden Schiffe den gleichen Qiarantänemaßregeln zu unterziehen, wie die Provenienzen aus Egypten. .

Berlin, 9. Juli 1833.

Im Uhrsaal und den anstoßenden Räumen der Königlichen Kunstakademie ist am Sonntag, den 8. d. M., die diesjährige Aus- stellung der Schülerarbeiten der Königlichen akademi— schen Hoch schule für die bildenden Künste zu Berlin er= öff net worden. Wir kommen auf die Ausstellung, die bis zum 14. d. M. zugänglich sein wird, ausführlicher zurück.

Bayreuth. 8. Juli. (W. T. B.) Die erste diesjährige Auf führung des Bühnenfestspiels im Wagner⸗ Theater ist heute mit großem Erfolg von Statten gegangen. Winkelmann als Parsifal“, Frau Materna als Kundry“, Scari als Gurnemanz“, Reichmann als Amfortes“ leisteten wie im vorigen Jahre Vorzüůg⸗ liches; die Rolle des. Titurel“ und „Klingsor“ hatte eind neue Besetzung durch Fuchs erfahren, der in der Rolle des „Külngsor⸗ seinen Vor⸗ gänger noch übertraf, alles Scenische und das Orchester unter Levy waren unübertrefflich. Die Vorstellung war von einem zahlreichen

Publikum befucht, das am Schluß lebhaften Beifall spendete.

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