Ee.
. . * —
Die Vorschrift des §. 3f. Satz 1 findet auch auf diese Räume Anwendung. ;
Die Lagerung kann ferner auf Höfen, in Gärten oder anderen umfriedeten Grundstücken erfolgen, wenn das Ausfließen der Flüssig- keiten durch Eingraben der Gebinde oder durch eine aus feuersicherem Material hergestellte Umfassung verhindert wird.
Das Umfüllen der nach Maßgabe dieses Paragraphen gelagerten Flüssigkeiten in andere Gefäße und die sonstigen geschäftlichen Ver — 9 mit denselben dürfen nur bei Tageslicht vorgenemmen werden.
Die Einholung einer polizeilichen Erlaubniß ist nicht erforderlich, doch ist die Lagerung der Ortspolizeibehoörde vorher anzuzeigen.
Werden Mineralöle der Klasse J. mit Mineralölen der Klasse II. oder mit anderen brennbaren Flüssigkeiten in demselben Raum oder in solchen Räumen, welche nicht durch unverbrennliche, mit Oeffnungen nicht versehene Scheidungen von einander getrennt sind, gelagert, so finden auf sämmtliche Flüssigkeiten die in den 88. 3 bis 5 für die Mineralöle der Klasse J. gegebenen Vorschriften Anwendung.
Werden Mineralöle der Klasse II. zusammen mit anderen brenn— baren Flüssigkeiten in der vorstehend (Absatz 1) angegebenen Weise gelagert, so finden auf sämmtliche Flüssigteiten die in den 88. 3 bis 5 für die Mineralöle der Klasse II. gegebenen Vorschriften An—⸗ wendung.
ö.
In den Verkaufsräumen der Detailhändler dürfen Flüssigkeiten der Klasse II. bis zu 50 kg, wenn aber die Aufbewahrung in metal— lenen, mit einem Hahn jum Abfüllen oersehenen Gefäßen erfolgt, bis 2. 300 kg, Flüssigkeiten der Klasse J. bis zu 15 kg aufbewahrt werden.
Die Aufbewahrung und der Verkauf von Flüssigkeiten der Klasse J. darf, soweit es sich um Quantitäten von mehr als EI han— delt, nur in Zinkbehältern, soweit es sich um geringere Quantitäten handelt, auch in verschlossenen Glasflaschen erfolgen. Bei künstlichem Licht dürfen diese Flüssigkeiten nicht aus einem Gefäß in ein anderes gefüllt, sondern nur mit dem Gefäß, in welchem sie sich befinden, dem Käufer überliefert werden.
383
In den zum regelmäßigen Aufenthalt oder zum Verkehr von Menschen bestimmten Räumen, insbesondere in Wohnräumen (mit Einschluß der Küchen), unmittelbar an dieselben anschließenden Vor— rathsräumen, Com toiren, Gast⸗ und Schankwirthschaften und Werk— stätten dürfen nicht mehr als 20 kg Flüssigkeiten der Klasse II. oder 2 kg Flüssigkeiten der Klasse J. aufbewahrt werden.
Hinsichtlich der Gefäße, in welchen die Aufbewahrung dieser letz teren Flüssigkeiten erfolgen muß, und des Umfüllens derselben in andere . gilt die Vorschrift . §. 7 Absatz 2.
8
Der Transport von Glasballons, welche Flüssigkeiten der Klasse . enthalten, mittels Wagen ist nur unter Beobachtung folgender Vor— sichtsmaßregeln gestattet:
a. Die Ballons müssen mit Stroh, Heu, Kleie. Sägemehl, Infusorienerde oder ähnlichen lockern Substanzen in starken Holzkisten oder einzeln in soliden, mit einer gut befestigten Schutzdecke versehenen und mit hinreichendem Verpackungsmaterial ausgefütterten Körben oder Kübeln fest verpackt sein.
b. Feder Wagen muß außer dem Kutscher von einer erwachsenen Person begleitet sein.
c. Die Wagen dürfen nur ö . fahren.
Diese Verordnung findet nicht Anwendung auf die Aufbewahrung der in 5. 1 bezeichneten Flüssigkeiten an den Gewinnungsstätten des Rohpetroleums und in Fabriken, in welchen diese Stoffe hergestellt, bearbeitet oder zu technischen Zwecken verwendet werden. Für letztere sind die erforderlichen Anordnungen auf Grund der §§. 16 flgde. und 120 der Gewerbeordnung von der zuständigen Behörde zu treffen.
Die Einholung der in den 85 3 und 4 gedachten polizeilichen Erlaubniß ist für die zur Zeit des Erlasses dieser Verordnung bereits in Benutzung stehenden Lagerräume, in welchen auf Grund der bis— herigen Vorschriften die in den 5§. 3 und 4 bezeichneten Quantitäten gelagert werden dürfen, nicht in.
Uebertretungen dieser Verordnung werden, sofern nicht die Be— stimmungen des Strafgesetzbuchs, insbesondere §. 367 Nr 6 Anwen— dung finden, mit Geldstrafe bis gu ö. „S bestraft.
3 . WVorstehende Polizeiverordnung tritt mit dem 1. Oktober 1883 in Kraft. Vom gleichen Tage ab werden die Bestimmungen der Polizei⸗ verordnungen, betreffend die Aufbewahrung und Lagerung von Petro— leum und ähnlichen flüchtigen Mineralélen, vom 27. Dezembex 1869,
26. Februar 1871,
20. Juli 1877 und
30. September 1878, hiermit aufgehoben.
Berlin, den 25. Juli 1883. Der Polizei⸗Präsident. In Vertretung: Friedheim.
, nn w n n g,
Die in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 27. März 1878 (Centralblatt für das Deutsche Reich S. 150) im Beginn des kom⸗ menden Wintersemesters abzuhaltende thierärztliche Fachprüfung be— ginnt am 15. Oktober d. J; die Meldungen zu dieser Prüfung haben bis spätestens zum 10. desselben Monats bei dem Direktor zu erfolgen.
Hannover, den 3. August 1883.
er,, der Königlichen Thierarzneischule. Dr. Dammann.
Per sonalver änderungen.
Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein, 28. Juli. v. Pfuel, Hauptm. aggreg. dem Generalstabe der Armee, unter Entbind. von seinem Verhältniß bei dem Großen Generalstabe, zur Gesandtschaft in Madrid kommandirt.
Königlich Bayerische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und ö Im aktiven Heere. 25. Juli. Herzog Ludwig in Bavpern Königl. Hoheit, Gen. Lt. unter Belass. in dem Verhältniß à la zuite des 4. Chev. Regts,, zum Gen. der Kav., Spruner v. Mertz, Ben. Lt. und Gen. Adjut. Sr. Majestät des Königs, zum Gen. der Inf., v. Kiliani, Gen. Major und Inspecteur der Kap, Graf Verri del la Bosig, Gen. Major und Chef des Generalstabes der Armee, zu Gen. Lts., Müller, Oberst ‚ la suite des 12. Inf. Regts, FGommandeur der 2. Inf. Brig., zum Gen. Major, befördert. Ritter v. Angstwurm, Oberst à la suite des 14. Inf. Regts., Commandęeur der 7. Inf. Brig. v. Gropper, Oberst à 2 suits des 8. Inf. Regts., Gommandeur der J1. Inf. Brig., zu Gen. Majors befördert; — 26. Juli. Graf zu Pappenheim, Gen. Tt. und Gen. Abjut. Sr. Majestät des Königs, imlt der Wirkfamkeit vom
265. Juli d. J zum Gen. der Kav. befördert. Absch ies bewil(ligungen. Im aktiven Heere. 20. Juli. änlein, Hauptm. und Comp. Chef des 15. Inf. Regts. unter Verleih. des Charakters als Major, der erbetene AÄbschicd mit Pens. und der Erlaubniß zum Tragen der Unif. bewilligt. — 35. Juli.
unterzeichneten .
Scholler, Oberst Lt. und Bats. Commandeur im 15. Inf. Regt. ge Hauptm. der 2. Ingen. Direktion, diesem unter Verleih. des
harakters als Major, Hurt, Hauptm. und Comp. Chef im 2. Pion. Bat., der erbetene Abschied mit Pens. und mit der Erlaubniß zum Tragen der Unif. bewilligt.
Im Beurlaubtenstande. 25. Juli. Nachgenannten Offi= zieren des Beurlaubtenstandes der erbetene Abschied ertheilt, und zwar: Reinhardt, Pr. Lt. des Inf. Leib ⸗Regts., diesem mit der Erlaubniß zum Tragen der Unif, Hatzenbähler, Sec. zt. des 4. Inf. Regts. Arnstein, Sec. Lt. des 6. Inf. Regts, Hart mann, Sec. Lt. des 2. Ulan. Regts., Schelf, Sec. Lt. z. D., der erbetene Abschied mit Pens., unter Verleih. des Anspruchs auf An⸗ stellung im Milit. Verwalt. Dienst, bewilligt. ;
Im Sanitäts⸗Corps. 20. Juli. Dr. Handschuch, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt des 1. Schweren Reiter⸗ Regts. der erbetene Abschied mit Pens. und mit der Erlaubniß zum Tragen der Unif., unter Verleih. des Charakters als Gen. Arzt 2. Kl., bewilligt. Dr. Schneider, Stabsarzt im 14. Inf. Regt., Dr. Pach⸗ mayr, Stabsarzt vom 1. Inf. Regt., dieser als Regts. Arzt im 1 Schweren Reiter⸗Regt, zu Ober⸗Stabsärzten 2. Kl., Pr. Helferich, Assist. Arzt J. Kl. vom 3. Chev. Regt., im 1. Inf. Regt. Dr. Zollů— ner, Asfist. Arzt 1. Kl. im 4. Jager⸗Bat, zu Stabsärzten, Dr. Lösch, Assist. Arzt 2. Kl. im 3. Chev. Regt., Dr. Fikentscher, Assist. Arzt 2. Kl. im 4. Feld. Art. Regt, Schliß leder, Dr. Em merich, Dr. Stumpf, Br. Rothschild, Dr. HSäut le, Dr. Hug, Rubner, Dr. Van sfelow, Dr. Richter, Dr. Heinlein, Dr. v. Forster, Dr. Leibold, Dr. Derr, Dr. Weber, Dr. Haupt, Dr. Baumann, Dr. Hesse, Dr. Holling, Dr. Tlocken, Dr. Müller, Dr. Lindemann, Kaulen, Pr. Diederichs, Dr. Ren ner, Assist. Aerzte 2. Kl. im Beurlaubtenst, zu Assist. Aerzten 1. Kl. befördert. Dr. Müller, charakteris. Ober⸗ Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt des 4. Inf. Regts., ein Patent seiner Charge verliehen. Pr. Schie stl, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des 3. Chev. Regts. Dr. Vogl, Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Inf. Leib⸗Regts, als Ober⸗Stabsärzte 1. Kl. Dr. Seggel, Stabkarzt im 2. Inf. Regt. als Ober⸗Stabs⸗ arzt 2 Kl., charakterisirt. — 25. Juli. Dr. Höfler, Assist. Arzt 1. Kl. des Beurlaubtenstandes, der erbetene Abschied ertheilt.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armee ⸗ Corps.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen. Im aktiven Heere. 28. Juli. v. Steinheil, Gen. Major und Commandeur der 54. Inf. Brig. zum Departementschef des Kriegs— wesens ernannt.
Herzoglich Braunschweigisches Kontingent.
12. Juli. Kaulitz, Sec. Tt. der Landw. Inf. d. 2. Bts. Landw. Regts. Nr. 92, v. Schwarzkoppen, See, Lt. der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. M2, mit Patent vom 28. November 1880 zu Pr. Lis. befördert. Dr. Hen king, Assist. Arzt 1. Kl. im Hus. Regt. Nr. 17, der nachgesuchte Abschied aus dem aktiven Sanitätsdienst und Uebertritt zu den Aerzten des Beurlaubtenstandes bewilligt. — 29. Juli. Hirsch, Sec. Lt. der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. igt ö. 92, mit Patent vom 28. November 1880 zum Pr. Lt.
efoͤrdert.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 4. August. Das Befinden Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Allerhöchstwelcher die Kur in Gastein ununterbrochen fortsetzt, ist, wie W. T. B.“ meldet, ein vorzügliches.
Gestern ist Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Sachsen in Gastein eingetroffen. Se. Majestät der Kaiser machten Höchstderselben sofort nach der Ankunft einen Besuch.
An demselben Tage ist der deutsche Botschaster in Wien, Prinz Reuß, zum Besuͤche Sr. Majestät angekommen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Morgen zu einer Felddienst— übung mit gemischten Waffen der Garnisonen Spandau und . unter Leitung des Generals von Hahnke, nach Groß— Flieneke.
Nachmittags 31! Uhr kam Se. Kaiserliche Hoheit nach Berlin, nahm im hiesigen Palais einige Meldungen entgegen und empfing den Staats-Minister Maybach.
Um 516 Uhr begab Sich Höchstderselbe sodann nach Charlottenburg, besuchte das Mausoleum daselbst und auf der Rückfahrt die Statue König Friedrich Wilhelms III. im Thier⸗ garten, worauf Se. Kaiserliche Hoheit um 61½ Uhr rach Potsdam zurückkehrte.
— Das 9. Verzeichniß der von der Internationalen Entschädigungs-Kommission in Alexandrien be— willigten Entschädigungen wird in der heutigen Ersten Beilage veröffentlicht.
— Die eh Haftpflicht für Unfälle beim Be— triebe einer Eisenbahn aus §. 1 des Hastpflichtgesetzes vom 7. Juni 1871 findet, nach einem Urtheil des Reichs gericht s, . Civilsenats, vom 2. Juni d. J., auch Anwendung auf Verletzungen, welche durch das Ausladen eines zeitweise hal⸗ tenden Eisenbahnzuges entstehen.
Neuwied, 3. August. (W. T. B.) Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Nor⸗— wegen ist mit ihrem Sohne hier eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem Kronprinzen von Schweden und Nor— wegen, welcher gestern angekommen war, empfangen worden. Ihre Königlichen Hoheiten begaben sich alsbald zum Besuche der Fürstin⸗Mutter nach Schloß Segenhaus.
Sigmaringen, 31. Juli. (Schwäb. M.) Gestern Abend 9 Uhr traf Ihre Majestät die Königin Maria Pia von Portugal mit dem fahrplanmäßigen Zug von Radolfs— zell zum Besuch ihrer Schwaͤgerin, Ihrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Hohenzollern, hier ein. Se. Hoheit der Erbprinz war der Königin bis Krauchenwies entgegen gefahren, woselbst eine kurze Begrüßung Seitens des Fürstlichen Hofes stattfand. In Begleitung der Königin befindet sich der Kron⸗ prinz Karl und dessen Bruder Alfons. Dieselben wurden am hiesigen Bahnhof von den Hofchargen sowie von den Spitzen der Königlichen und Fürstlichen Behörden empfangen und in das Erbprinzliche Palais geleitet, wo Höchstdieselben einige Tage zu verweilen gedenken. Ein Theil des Gefolges ist im Fürstlichen Schlosse untergebracht. Dort hat auch der gestern Mittag von Berlin hier eingetroffene portugiesische Gesandte, Marquis von Pennasiel, mit Gemahlin Wohnung genommen.
Mecklenburg. Schwerin, 4. August. (W. T. B.) Der Großherzog und die Großherzogin werden am 6. d. M. von Rippoldsau abreisen und nach einem kurzen Aufenthalt in Frankfurt und Wernigerode am 10. d. M. hier eintreffen
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 3. August. (W. T. B. ) Der Statthalter, General ⸗Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, ist heute hier eingetroffen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 2. August. Die »Presse“ schreibt über die Wahl reform-Kommission im Böhmischen Landtage: Nachdem es sich die deutschen Abgeordneten vorbehalten haben, im Plenum des Landtages ihre Ansichten zu entwickeln und ihren Standpunkt zu ver— treten, dürfte es zu einer lebhaften Debatte kommen. Bekannt— lich geht der Antrag der Kommission nur dahin, den Landesausschuß mit Vorerhebungen zu betrauen. Als seinerzeit unter der Aegide der früheren Landtagsmajo⸗ rität von czechischer Seite ein ähnlicher Antrag eingebracht wurde, stimmten ihm alle deutschen Abgeordneten zu. Heute findet man ihn aber nicht nur bedenklich, sondern auch ge⸗ fährlich. Die Annahme der Kommissionsvorschläge unterliegt keinem Zweifel, aber der Landesausschuß wird, wie die Dinge einmal liegen, da mit einer höchst undankbaren Aufgabe be— traut werden, da die zur Beschlußfassung über ein solches Gesetz nothwendige Anwesenheit von drei Viertheilen sämmt⸗ licher Abgeordneten nicht zu erzielen sein wird.
— 3. August. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin haben der italienischen Regierung durch den österrei— chisch-ungarischen Botschafter in Rom ihre vollste Theilnahme an dem Unglück, welches die Insel Ischia betroffen, aus— drücken lassen und für die Nothleidenden eine Spende von 20 000 Francs angewiesen.
Schweiz. Bern, 3 August. (W. T. B.) Der Cholera—⸗ gefahr wegen hat der Bundesrath die Einfuhr egyp— tischer Baumwolle verboten.
Belgien. Brüssel, 3. August. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat heute die beiden ersten Paragraphen des ersten Artikels des Gesetzentwurfs über die Besteuerung der beweglichen Werthe angenommen, den Paragraphen, betreffend die Besteuerung der Staats⸗ rente, dagegen mit großer Majorität abgelehnt. Ein An— trag auf Besteuerung der Coupons von durch auslän— dische Gesellschaften emittirten Obligationen wurde ebenfalls abgelehnt. Der Artikel, betreffend die Besteuerung der Coupons von städtischen Obligationen, wurde zurückgezogen. Der Artikel, betreffend die Besteuerung des Umsaßes in Effekten, wurde abgelehnt. — Der ganze Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung Fer Personalsteuer, wurde mit 1 Stimme Majorität angenommen.
Großbritannien und Irland. London, 2. August. (Allg. Corr) Der Großherzog von Hessen mit seinen beiden Töchtern, Prinzessinnen Victoria und Irene, ist gestern zu einem Besuch der Königin in Osborne angekommen. Die hohen Gäste, welche sich in Havre auf der „Enchantreß“ eingeschifft hatten, wurden bei der Landung in East Cowes, von dem Herzog von Albany und der Prinzessin Elisabeth von Hessen bewillkommnet.
Das „irische Chor der Rache“ scheint mit der Wegräumung der Zeugen in den Phönixpark-Prozessen Ernst machen zu wollen. Kaum ist Carey aus dem Wege geschafft, so langt schon die Nachricht von einem zweiten Morde an. Das Opfer desselben soll, wie aus Dublin gemeldet wird, George Mottley sein, der als Hauptbelastungszeuge gegen Tim Kelly auftrat. Der— selbe wurde nach Beendigung des Prozesses von der Regie⸗ rung mit den erforderlichen Mitteln versehen, um Irland zu verlassen. Er ging nach Amerika und ließ sich unter einem angenommenen Namen in Philadelphia nieder, wo er am Sonntag auf offener Straße erschossen worden sein soll.
— 3. August. (W. T. B.) Die „Times“ läßt sich heute aus Hongkong telegraphiren, daß die Unterhandlun— gen des französischen Gesandten Tricou mit China keine friedliche Lösung erwarten ließen.
Frankreich. Paris, 2. August. (Köln. Ztg.) Die gewöhnliche Session des Parlaments wurde heute Abend um 5 Uhr geschlossen. Dem Kabinet Jules Ferry ge— lang es während dieser außergewöhnlich langen Session, alle gegen es gerichteten Angriffe zurückzuschlagen und« alle seine Hauptgesetzentwürfe durchzubringen. — Die nächsten Wochen werden, falls Tongking, Congo und Madagaskar nichts liefern, ziemlich ereignißlos sein. Fast die ganze offizielle Welt verläßt Paris: Präsident Grépvy reist am Montag auf seinen Landsitz im Jura, Jules Ferry geht am Dienstag nach den Vogesen, und der größte Theil der Minister ahmt dessen Beispiel nach und begiebt sich in die Provinz. Challemel-Lacour bleibt, obgleich leidend, bis Mitte September in Paris. Die äußern Verhältnisse scheinen nicht der Art zu sein, daß er schon jetzt Paris verlassen kann.
Die 265 Millionen, welche die Regierung im außer- ordentlichen Budget verlangt, vertheilen sich folgender— maßen: Bauten⸗-Ministerium: Staatsbahnen 60 905 060 Fr., Seehäfen 32500 000, Flußbauten 19 000000, Kanäle 20 000 000, Arbeiten in Algerien 2747 203, Arbeiterpersonal 3 920 000; Post⸗- und Telegraphen⸗Ministerium: Unterirdische Telegraphenlinien 3 000 060; Marine⸗-Ministerium: Eisen⸗ bahnen und Forts des Senegals 11 332797; Kriegs⸗Ministerium: Artillerie 56 000 000, Genie 45 000 000, Kleidung 5 000 000, allgemeiner Transport 4 000 000. .
Auf die Klagen der „Revue Militaire“ über die unzu⸗ länglichen Grenzbefestigungen Frankreichs schreibt das „Parlement“: „Das Land kann ruhig sein. Unser militärisches Eisenbahnnetz wird mit Weisheit und Klugheit seiner Vollendung entgegengeführt. Es steht dem Netz auf deutscher Seite nicht nach. Unsere Grenzfestungen sind im Stande, die Aufgabe zu erfüllen, für welche sie gebaut worden sind, und wir plaudern kein Staatsgeheimniß aus, wenn wir sagen, daß zwischen Verdun und Belfort acht doppel⸗ geleisige Linien ausmünden, von welchen sechs zwischen Verdun und Epinal sich befinden, währenddem unsere etwanigen Gegner auf der nämlichen Strecke nur drei doppelgeleisige und vier eingeleisige aufweisen können. Man kann somit schon jetzt schließen, daß, wenn unsere Mobilmachung richtig ausgeführt, wenn unsere Transportmittel dazu gut vorbereitet werden, wir im Stande sind, unsere Streitkräste wenigstens ebenso schnell auf den Grenzen zu konzentriren als unsere Feinde. Wiewohl unser Eisenbahnmaterial der Vervollkommnung fähig ist, so genügt es dennoch allen gerechten Ansprüchen.“
— . 3. August. (W. T. B.) Das Journal „Paris“ „France“ melden: die Polizei sei einem
und die geheimen Comité auf der Spur, das eine legi⸗—
timistische Aktion bezwecke; die bei mehreren Personen vorge⸗ nommenen Haussuchungen hätten zur Auffindung von Schrift⸗ stücken geführt, aus denen sich über die Mittel für die Aktion das Nähere ergebe. Der „Temps“ meint jedoch, daß es sich dabei um keine ernsthaste Sache handele. : Aus Saigon wird heute gemeldet, daß der Kaiser Tüdüc am 26. Juli gestorben und daß Phü das den Thron von Anam bestiegen hat. — General Bo uet ist am 29. Juli in Haiphong eingetroffen, um mit dem Regierungs⸗ kommissar General Harmant und Admiral Courbet den Operationsplan zu vereinbaren. (Allg. Itg.)
Türkei. Konstantinopel, 30. Juli. Die Eirkulardepesche, welche das türkische Ministe⸗ rium der Auswärtigen Angelegenheiten an die osmanischen Vertreter im Auslande betreffs der Maßnahmen gegen die Choleragefahr gerichtet hat,
utet wie folgt:
w. Seit . Tage, wo die Cholera in Egypten zum Ausbruche ge⸗— kommen ist, hat die Kaiserliche Regierung alle von den Umständen gebotenen prophylaktischen Maßregeln getroffen. Gegenwärtig sind in Folge der Entscheidung des obersten Sanitätsrathes die Provenienzen, die aus Egypten kommen oder den Suezkanal passiren, sowie jene aus Cypern, wenn bei ihrer Ueberfahrt kein bedenklicher Fall einge⸗ treten ist, einer fünfzehntägigen, wenn verdächtige Zwischenfälle vorgekommen sind, einer fünfundzwanzigtägigen Quarantäne unterworfen. Wenn Krankheitsfälle konstatirt sind, wird die Quarantãne gemäß den reglementären Bestimmungen verlängert. Ueberdies muß sich jedes Schiff ohne Unter⸗ schied, das bereits die Quarantäne in Beirut oder Smyrna durchgemacht hat, einer vierundzwanzigstündigen Beobachtung und zweifachen ärztlichen Untersuchung vor der Landung unausweichlich unterziehen. Außerdem wurde beschlossen, neben den in diesen beiden Städten bestehenden Lazarethen eine dritte Quarantänestation in Rhodus zu errichten. Echref Effendi, ein höherer Funktionär der Sanitäts vermwaltung, der mit der Organisirung des neuen Lazareths betraut ist, hat bereits Konstantinopel in Begleitung eines zahl reichen Sanitätspersonals verlassen. Zelte und Material, welche erforderlich sind, werden ihm von den Kaiserlichen Behörden zur Verfügung gestellt werden. Er ist des Weiteren betraut, auf die genaue und vollständige Ausführung der getroffenen Maßregeln zu achten und die Quarantänepolizei auf den Küsten und den Inseln zu überwachen. Drei Kreuzfahrer des Staates wurden zu diesem Be— hufe unter seine Befehle gestellt, und er hat die Befugniß, im Be⸗ darfsfalle die Stationärschiffe, die zu Diensten der Generalgouverneure stehen, in Anspruch zu nehmen. Echref Effendi wird auch die Lazarethe von Smyrna und Beirut inspiziren, um sich ihres regel⸗ mäßigen Dienstes zu versichern. Schließlich hat die hohe Pforte, in Ausführung der formellen Befehle Sr. Majestät des Sultans, die kompetenten Behörden angewiesen, den Sanitätsagenten den thätigsten und eifrigsten Beisland zu leisten und ihnen alles Material, dessen sie bedürfen sollten, zur Verfügung zu stellen.
— 4. August. (W. T. B.) Der Fürst von Monte—⸗ negro hat seine Abreise hierher nunmehr für den 15. d. M. bestimmt; derselbe wird durch die türkische Macht „Izzedin“ in Cattaro abgeholt.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 4. August. (W. T. B.) Gestern Nachmittag ist der Herzog von Chartres aus Moskau hier eingetroffen. Derselbe verbleibt mehrere Tage hier und begiebt sich sodann nach Stockholm. — Dem „Rußky Kurjer“ ist die erste Verwarnung er— theilt worden.
Mittel Amerika. Haiti. Port au Prince, 2. August. (W. T. B.) Der von dem früheren Präsidenten Barzelais Ende März begonnene Aufstand, welcher jetzt, nachdem die Aufständischen seit länger als 3 Monaten in der Stadt Miragoane von den Regierungstruppen eingeschlossen waren, dem Erlöschen nahe zu sein schien, hat plötzlich durch die Erhebung von Jacmel und einigen anderen Städten eine ernstere Bedeutung gewonnen.
Süd⸗Afrika. Pietermaritzburg, 1. August. (Allg. Corr.) Nach Meldungen aus Ulundi, die bis zum 25. v. M. reichen, hat Usibepu den Rest des Heeres Cetewayo's, mit dem Premier-⸗Minister Umanjaman an der Spitze, in die Berge getrieben, wo er die Versprengten nieder— schießen läßt. Den Bemühungen des englischen Re⸗ sidenten ist es bisher nicht gelungen, die Leiche Cetewayo's aufzufinden. Der König kam bis zum Umbilana⸗Fluß, wo er, wie ein Zulu erklärt, sich weigerte, weiter zu gehen. Man fand an dieser Stelle die Leichen der Frauen des König⸗ lichen Haushalts. Sechs Töchter des Königs, denen es zu entkommen gelang, haben gleich 100 Flüchtlingen bei Oftebro Schutz gefunden. Um Ulundi zählte man 1600 Leichen von Soldaten, die auf der Seite Cetewayo's fochten.
ZSeitungsstimmen.
In einem „Kiels Aufschwung“ überschriebenen Artikel sagt die „Deutsche Volkswirthschaftliche Corre— spondenz“:
Es ist jetzt über ein Jahr erf tze, seitdem mehrere für die Handelskammern Preußens wichtige Neuerungen in Kraft getreten sind. Bekanntlich hatte von vornherein bei einer großen Zahl von Handelskammern keinerlei Befürchtung darüber obgewaltet, daß diese Maßnahmen der Regierung zu irgend einer ungünsti— geren Stellung der Vertretung des Handels und zu einer Be—⸗ einträchtigung ihrer Wirksamkeit führen würden. Es muß denn eine unbefangene Auffassung in der That auch zugestehen, daß die Be⸗— deutung der Handelskammern in Folge des gedachten Erlasses nicht zurückgegangen, sondern eher noch erhöht worden ist. Die Oeffent⸗ lichkeit der Sitzungen ermöglicht der Bevölkerung, sich fortlaufend mit den Aufgaben und Bestrebungen der Handelskammern genau be⸗ . zu machen; eine solche Maßregel aber kann nur vortheilhaft wirken.
Wenn die Handelskammer zu Kiel auf diesem einzig rationellen Standpunkte steht, so müssen wir uns um so mehr wundern, daß sie sich andererseits von ihrer alten Ansicht immer noch nicht trennen kann, sondern in Betreff der gegenwärtigen Zoll- und Handelspolitik Deutschlands nach wie vor auf ihrem früheren Standpunkte verharrt und diese Politik als für die von ihr vertretenen Interessen vielfach nachtheilig wirkend ansehen muß, während doch Handel und Industrie r, im Jahre 1882 sich weiter in der erfreulichsten Weise gehoben
aben.
Vor allem ist dies zu ersehen aus dem Schiffsverkehr Kiels, welcher nach fast jeder Richtung hin 1882 gegenüber dem Vorjahre große Fortschritte aufzuweisen hat. Die Zahl der ein⸗ und ausklarir⸗ ten Segel⸗ und Dampfschiffe ist nach dem neuesten Jahresbericht der Kieler Handelskammer von 6855 im Jahre 1881 auf 7188 im Jahre 1882 gestiegen, der Raumgehalt derselben hat sich von 1966 380 ebm auf 2 325 228 ebm, also um 18,3 Gοo gehoben; in Betreff des Raum⸗ n det sich von den letzten 5 Jahren das Jahr 1882 am besten gestaltet.
In welch großartigem Maßstabe der Handelsverkehr Kiels seit 20 Jahren zugenommen hat, erkennt man am besten aus der Ent⸗ wickelung der Rhederei dieses wichtigen Hafenplatzes. Die Rhederei der Stadt Kiel besaß nämlich
im Januar Segelschiffe Dampfschiffe mit * ea 1857 22 — 5164 1863 32 1 8472 1870 67 14 17882 1875 68 13 30 346 1880 37 27 32722 1883 7 40 ; 35 881
Die Tragfähigkeit der Schiffe hat sich also von 1863 bis 1883 mehr als vervierfacht und von 1870 bis 1883 genau eine Verdoppe⸗ lung erfahren. In Wirklichkeit erweist sich indeß dieser Aufschwung noch viel bedeutender, wenn man bedenkt, daß für den Verkehr ein Kubikmeter Ladefähigkeit in einem Dampfer durch die Möglichkeit seiner größeren Ausnutzung von ganz anderem Belange ist, als ein Kubikmeter Ladefähigkeit in einem Segelschiffe, ein Verhältniß, wel— ches, gering angeschlagen, sich auf mindestens 4: 1 angeben läßt.
Kiel hat sich in der kurzen Zeit, seitdem es dem preußischen Staate angehört, zu einem industriell und kommerziell hervorragen— den Platze aufgeschwungen. Ein neuer Unternehmungsgeist zog in die Kreise der ansässigen Bevölkerung ein, der stets dufs Neue von außen frische Stärkung erhielt. Es muß ganz besonders der Fürsorge durch Staat und Reich gedacht werden, bemerkt der Jahresbericht der Kieler Handelskammer, die Kiel aus militärischen Rücksichten zugewandt wurden; gewiß hat diese Fürsorge in erheblichem Maße das Auf— blühen der Stadt und deren Umgebung befördert, gewiß hat daneben aber auch die private Thätigkeit der Bevölkerung den anderen großen Hebel für Fortschritt in Handel und Wandel gebildet, welcher heute so schöne Früchte treibt. ö —⸗ .
— Der „Hamburgische Correspondent“ schreibt:
„Schon haufiger haben wir darauf aufmerksam gemacht, daß es schlecht angebracht sei, den Versicherungen der Amerikaner und sonsti— ger an dem Handel mit amerikanischen Schweineprodukten Interessirter, daß es unwahr sei, wenn behauptet werde, daß in Amerika verheerende Seuchen unter den Schweinebeständen an der Tagesordnung seien, so ohne weiteres Glauben zu schenken. Einen ferneren Beleg für die Rich—⸗ tigkeit dieser Ansicht liefert eine in dem „‚Landwirthschaftlichen Wochenblatt für Schleswig⸗Holstein‘ enthaltene Notiz, in der es folgendermaßen heißt: Von einem zuverlässigen Manne in Davenport im Staate Jowa geht uns der nachstehende Bericht des Landwirthschafts-Minssters Le Due an den Präsidenten der Ver— einigten Staaten über die Schweineseuche zu, welcher dazu beitragen mag, die Ansichten über die Nothwendigkeit und Räthlichkeit des Verbots der Einfuhr amexikanischen Schweinefleisches zu klären. Die Krankheit hat sich verderb icher erwiesen als irgend eine bisher be— kannte Krankheit irgend einer Klasse von Hausthieren in diesern oder irgend einem andern Lande. Sie hat in den Vereinigten Staaten seit etwa einem Vierteljahrhundert geherrscht, und wenn sie auch vielleicht an Bösartigkeit nicht zugenommen hat, so haben sich doch die durch dieselbe verursachten Verluste in dem selben Verhältniß wie die Zahl der produzirten Thiere gesteigert, so daß der Gesammtbetrag jetzt viele Millionen Dollars ausmacht. Sorgfältige Berichte der Correspon⸗ denten des Departements zeigen, daß die Verluste 15— 20 Millionen Dollars betragen. Es ist daher nichts Ungewöhnliches, aus einzelnen, die Schweinezucht stark treibenden Distrikten des Westens zu hören, daß die Verluste einzelner Grafschaften (Counties) die große Summe von 50 — 80 900 Doll. und in einzelnen Fällen von 150 000 Doll. in einem Jahre tkurch die Verheerung dieser Krankheit er— reichen. Auch hört man nicht selten von dem Verlust ganzer Heerden gut gehaltener und anscheinend gesunder Schweine inner— halb 30 Tagen nach dem Auftreten der Seuche. Die Berichte der statistischen Abtheilung dieses Ministeriums ergeben, daß im verflos— senen Jahre über 22 Millionen Schweine vroduzirt worden sind. Diese Zahl geht weit über alle anderen Massen fleischerzeugender Thiere, welche in diesem Lande aufgezogen werden, hinaus und er— weist, wie sehr nothwendig es ist, daß Maßregeln zum Schutze gegen die Krankheit entdeckt werden. Millionen Dollars sind in diesem Geschäft angelegt, aber nicht die schweren jährlichen Verluste der Landwirthschaft sind es allein, welche unsere Aufmerksamkeit auf die Erwägung des Gegenstandes lenken. Die Thatsache des Vorhandenseins einer entsetzlich verderblichen Krankheit unter den Schweinen dieses Landes ist schon auf vielen europäischen Märkten bekannt geworden, und unserem gesalzenen und geräucherten Fleisch ist Import und Absatz veiwehrt worden in Häfen, wo früher ein gewinnbringendes Geschäft stattfand. Es ist zwar nicht nach— gewiesen, daß die unter dem Namen Schweineseuche (swine plagne) bekannte Krankheit auf Menschen übertragen werden kann, wenig— stens nicht in gefährlicher Form; aber kein krankes Thier ist zur Nahrung geeignet, und es ist eine bekannte Thatsache, daz öfters ganze Schweineheerden, sobald der Ausbruch der Krankheit konstatirt ist, geschlachtet werden, und daß das Fleisch zum Verkauf und zum Konsum auf den Markt gebracht wird.“
Kunft, Wissenschaft und Literatur. Zürich, 2. August. Das fünfzigjährige Universitäts⸗ jubiläum nahm den besten Verlauf; fast alle deutschsprachigen ochschulen waren vertreten und überreichten Urkunden und Geschenke. lles bekundete die innige Fühlung Zürichs mit den deutschen Hoch
schulen. Gewerbe und Handel.
Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende Juli 1883 291 000 46 34 5/0ige, 15 985 800 S0. 4 0 ige, 44 323 80900 S0 43 06ige und 9 198 900 M 5ocige, zusammen 69 799 500 M6 Pfand⸗ briefe ausgegeben, wovon noch 291 000 S. 34 Cige, 15 726 9600 ( 4 0/́ige, 36 390 300 66 45 0ͤige und 6 807 300 A6 Ho ige, zusammen 59 215 500 M½V Pfandbriefe verzinslich sind.
Königsberg i. Pr., 4. August. (W. T. B.) Die Betriebs—⸗ einnahme der Ostpreußischen Südbahn pro Juli 1883 betrug nach rorläufiger Feststellung: im Personenverkehr 108 814 A, im Güterverkehr 194 360 „M, an Extraordinarien 18 000 , zusammen 321 174 M6, im Monat Juli 1882 definitiv 392 838 „S6, mithin weniger gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres 71 664 S; vom 1. Januar bis ult. Juli 1883 im Ganzen 2888 870 S0 gegen 2885 829 M im Jahre 1882, mithin mehr gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres 3041 M
Antwerpen, 3. August. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 1916 B., La-Plata⸗Wollen, davon verkauft 1127 B. Die Auswahl war mittelmäßig, die Preise blieben unverändert.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 4. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord— deutschen Lloyd „Fulda“ ist gestern Nachmittag 3 Uhr in New⸗JYork und der Dampfer „Hannover“ derselben Gesellschaft ist am 1. d. M. in Buenos ⸗Ayres eingetroffen.
Hamburg, 4. August. (W. T. B.). Der Postdampfer Thuringia“ der Ham burg Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft hat gestern Nachmittag 3 Ühr, von New⸗York kommend, die Seilly⸗Inseln passirt.
Berlin, 4. August 1883.
Am 3. August d. J. starb nach längerem Leiden der Direktor im Reichs⸗Postamte Budde.
Wilhelm Budde, geboren den 16. Februar 1826, Sohn des Postamts⸗Vorstehers in Barmen, trat mit dem Maturitätszeugniß am 1. April 1844 in den preußischen Post— dienst ein. Nachdem er sich in verschiedenen Stellen des Provinzial-Postdienstes sowohl, als während langjähriger BVeschäftigung bei der Central⸗Postbehörde ausgezeichnet und die Prüfung zu den höheren Dienststellen mit gutem Erfolge bestanden hatte, wurde er im Jahre 1864 zum Vost—
rath ernannt. Im Jahre 1865 wurde er als Hülfsarbeiter zur obersten Postbehörde einberufen, welcher er von jener Zeit ab ununterbrochen angehört hat. 1869 erfolgte ö. Er⸗ nennung zum Geheimen Postrath und Vortragenden Rath im General-Postamt und im November 1873 zum Geheimen Ober⸗ Postrath. Bei der Vereinigung der Telegraphie mit der Post im Jahre 1875 wurde Budde dazu ausersehen, die Lei⸗ tung des General-Telegraphen⸗Amts zu übernehmen. Im Dezember 1875 fand seine Ernennung zum Direktor desselben statt. Als solcher hat er hervorragenden Antheil an der Reorganisation des Telegraphenwesens genommen und war Vertreter der deutschen Verwaltung auf dem im Jahre 1879 in London abgehaltenen internationalen Telegraphenkongreß. Während seiner langjährigen Thätigkeit bei der ohersten Post⸗ und Telegraphenbehörde hat er stets mit vollster Hingebung und gutem Erfolge seine bedeutende Arbeitskraft dem Dienste gewidmet.
Die Reichs⸗Postverwaltung hat durch sein Hinscheiden einen schmerzlichen Verlust erlitten. Ein Muster echten Beamtenthums hat er sich durch seine lautere Gesinnung, durch sein biederes Wesen und seine Selbstlosigkeit allgemein Liebe . Werthschätzung, weit über seinen Berufskreis hinaus, erworben.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der heute beendigten Ziehung der 4. Klasse 168. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
16Gewinn von 75 000 S auf Nr. 79 488.
1ẽ Gewinn von 60 000 S auf Nr. 38 664.
1Gewinn von 15 000 s6 auf Nr. 89 464.
3 Gewinne von 6000 ½ auf Nr. 40 3735. 67 730. 71975.
42 Gewinne von 3000 s6 auf Nr. 6653. 7740. 8188. 8714. 9019. 12 823. 13 006. 13 263. 16 264. 17 502. 18566. 20 802. 21 103. 23 022. 23 997. 25 067. 31 932. 32 046. 34 266. 34 691. 40 835. 41160. 52 882. 53 143. 53 510. 56 494. 59 175. 59 181. 59 342. 61 392. 61 608. 62 280. 65 764. 66722. 68 852. 72713. 75 642. 80 030. 81 080. 81 338 S5 728. 89599.
59 Gewinne von 1500 S6 auf Nr. 4696. 5180. 5334. 6261. 64161. 18 837. 158566, 1701. 180 nnn, M ö6gl. 33 718. 24176. 26 759. M den, wilo, n. 33 540. 36 242. 41 160. 42415. 43 440. 43519. 46637. 47 201. 52 401. 54 396. 54 960. 57 795. 59 459. 59 464. 60 964. 64 310. 64 704. 65 668. 65811. 66 186. 67799. 68 396. 68938. 69 336. 71 444. 74 552. 75 896. 76 422. 78 857. 78 746. 81 143. 81 2838. 81 82. 87 8ar. G2 745. 84 541. 85 479. 86 693. 86 912. 87 328. 91 173. 92745.
69 Gewinne von 550 6 auf Nr. 1104. 2981. 4654. 5591. 10 8809. 10 563. 11 715. 12 371. 14904 16 15. 16 360. 16661. 16831 17559 1 il. Rl dee , .. 23 610. 24 053. 24 399. 24 874. 25 140. 26 543. 26 638. 28 011. 28 659. 29 272. 30715. 31 557. 41 590. 43 594. 44182. 45 206. 46463. 46586. 48 861. 50 676. 50 9gö59. 51 534. 51 926. 52 462. 53 437. 54 039. 56 346. 57 069. 59 369. 60 305. 60 985. 61 365. 64 313. 64 717. 67 174. 68 668. 71 440. 74 084. 77 094. 81 770. 81 806. 82 285. 82 496. 82 675. 83778. S6 642. 92 435. 92 514. 93 029. 93 074. 94319.
Jena, 53. August. (Th. C.) Gestern Abend fand auf dem Markte der Festkommers statt. Die Veranstaltungen waren so getroffen, daß die mit Lorbeerkränzen geschmückte Statue des Grün⸗— ders der Universität der Versammlung auf dem festlich geputzten und beleuchteten Platze gewissermaßen präsidirte. Auf zahllosen Bänken nahmen die Festgenossen Platz; bald herrschte das heiterste Leben auf dem Markte, der ein überaus interessantes und bewegtes Bild bot. An Reden und Trinksprüchen fehlte es natürlich nicht.
Neapel, 3. August, Abends. (W T. B.) Heute Nachmittag 21 Uhr fand in Casamiceciola eine weitere heftige Erd⸗ erschütterung statt, in Folge deren der Gipfel des Epomeo⸗Berges herunterrutschte; in Forio erfolgte ein weiterer Einsturz von Häusern, wobei drei Personen verwundet wurden. Die Arbeiter in Casamicciola scheinen unversehrt; die ermüdeten Soldaten sind durch frische Truppentheile ersetzt worden. Die Bevölkerung in Ischia ist ruhiger geworden. Dem unermüdlichen Eifer des Ministers Genala wird allgemeine Anerkennung gezollt. In Lacco Ameno sind 3 Personen lebend ausgegraben worden. — Professor Pal mieri erklärt das Gerücht, daß er ein Erdbeben in Neapel befürchte, für unbegründet.
Im Victoria-Theater wird am nächsten Dienstag Frau Venus“ zum 200. Male aufgeführt, eine Jubiläumsziffer, wie sie seit den Stücken Jules Vernes keines jener modernen Märchen, die man Auoͤstattungsstücke nennt, erreicht hat. Von den Darstellern hat Hr. Pauli, ohne sich auch nur einen einzigen Ruhetag bezw. Ruheabend zu gönnen, die ergötzliche Rolle des Doktor Wupp mit immer gleichem Humor 200 Mal durchgeführr, während in der Titelparthie Fr. Thomas⸗ Dammhofer, Frl. Betty Münk und Frl. Wegmann abwechselten. Zum 400. Male wird am Dienstag der Wüstenmarsch“ und das Lied vom „Utstoff' gesungen, da beide an jedem Abend da capo begehrt wurden, und diese so populär gewordenen Melodien werden an diesem Festabend vom Komponisten derselben, Hrn. Raida, persönlich diri⸗ girt. Das unverwüstliche Stück hat in den letzten Wochen eine solche dußerordentliche Anziehungskraft geübt, daß trotz der hohen Ziffer die Zahl der Wiederholungen noch lange nicht als abgeschlossen zu betrachten ist.
— Krolls Theater. Hr. Ferdinand Wachtel singt morgen, Sonntag, noch einmal den „Raoul in den „Hugenotten“ und be giebt sich alsdann wieder nach Leipzig zurück, um sein zweites Gast— spiel zu absoliren. Für Montag ist „Undine“ angesetzt. ;
— Im Belle⸗Alliance⸗Theater bleibt das Brentang'sche Lustspiel Durchlaucht haben geruht!“ noch die ganze nächste Woche auf dem Repertoire, da es allabendlich mit dem größten Beifall auf⸗ genommen wird. Im Laufe der Woche konzertiren in dem prächtigen Sommergarten die Königlichen Musikdirektoren Herren Meinberg (Sonntag), Frese (Montag und Donnerstag), Saro (Dienstag), Arnold (Mittwoch und Sonnabend), Ruscheweyh und Rosin (Freitag) mit ihren Musikeorps.
Bayreuth, 1. August. (Allg. Ztg.) Der Sonnabendsvor⸗ stellung des ‚Parsifal“ wohnten mindestens 1500 Zusckauer bei. Die Besetzung war die der ersten Vorstellung. Der Vorstellung wohnten in der Fürstenloge an: Erbprinz Bernhard von Meiningen, die Herzogin von Edinburg und Großfürst, Paul von Rußlend. Die letzte Vorstellung fand vor vollständig ausverkauftem Hause statt. Zu dieser Vorstellung waren die Staats. Minister Freiherr von Crailsheim und Dr. von Riedel mit Gemahlin hier eingetroffen. — Die Delegirtenversammlung des All⸗ gemeinen deutschen Richard Wagner-⸗Vereins hat be⸗— schlossen, Dr. Franz Liszt zu bitten, er möge das Ehrenpräsidium der von den Künstlern der diesjährigen Parsifal⸗Aufführung gebildeten Genossenschaft zur Fortführung der Bayreuther Bühnenfestsplele über⸗ nehmen. Auf das an Franz Liszt gerichtete Telegramm ist folgende Antwort hier eingelangt: „Wo es der Hochverehrung Wagners gilt, werde ich nie fehlen. Die Frage bleiht: in welcher Weise ich dabei dienlich und verantwortlich sein kann. Ergebenst Liszt“