1883 / 182 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Aug 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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W Die hiesige Universität beging am 3. August er. Die jährliche Feier zum Gedächtniß ihres erhabenen Stifters, des Königs Friedrich Wilhelm III, in dem großen Hör⸗ saale des Universitätsgebäudes.

Derselben wohnten bei: der General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungswesens, General der Infanterie von Strub⸗ berg, der Unter⸗Staatssekretär Lucanus, der Ministerial⸗Direktor Greiff, der General⸗Major und Kommandant von Berlin, von Dppeln⸗Bronikowski, der General⸗Arzt Dr. Schubert, der General⸗Superintendent Dr. Büchsel und noch mehrere höhere Beamte.

Die Feier wurde mit dem Vortrage eines Gesangstückes des akademischen Gesangvereins eröffnet, worauf der z. Rektor, Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. du Bois-Reymond die Festrede in deutscher Sprache hielt. Anknüpfend an die in diesem Rektoratsjahre stattgefundene Enthüllung der Humboldt⸗ Denkmäler, deren Geschichte er gab, sprach der Redner insbe— sondere über Alexander von Humboldt als Repräsentanten der modernen deutschen Naturwissenschast.

Demnächst wurden die Urtheile der Fakultäten über die eingegangenen Preisbewerbungsschriften rorgetragen und die neuen Preisaufgaben bekannt gemacht.

Es erhielten: in der theologischen Fakultät den städtischen Preis:

Stud. chem. Waldemar Belck aus Danzig, in der juristischen Fakultät den städtischen Preis:

1) Stud. jur. Johannes Biermann aus Berlin,

2) Stud. jur. Albert Borstorff aus Berlin; eine ehrenvolle Erwähnung:

Stud. jur. Sally Schey aus Lautenburg; in der medizinischen Fakultät: den Königlichen Preis:

Stud. med. Salomo Munter aus Pinne,

Stud. med. Theodor Rosenheim aus Bromberg; und in der philosophischen Fakultät: den Königlichen Preis:

Stud. phil. Sigmund Auerbach aus Samotschin: eine ehrenvolle Erwähnung:

Stud. phil. Emil Wendt aus Landsberg a. W.; den städtischen Preis:

Stud. phil. Philipp Bersu aus Freiburg i. Schlesien.

Mit Gesang schloß die Feierlichkeit.

In NUebereinstimmung mit den für den Bereich der Justizverwaltung sowie der landwirthschaftlichen, Domänen⸗ Und Forstverwaltung getroffenen Anordnungen haben der Minister des Innern und der Finanz-Minister in Betreff der Berechnung der Hälfte des Diensteinkommens eines vom Amte suspendirten Beamten in Be— ziehung auf das Emolument der freien Dienst— wohnung durch Cirkularverfügung vom 25. Juli d. J. Folgendes bestimmt.

Wenn suspendirte Beamte eine freie Dienstwohnung innehaben oder eine Miethsentschädigung beziehen, so kommt bei der Bestimmung des Betrages der ihnen nach §. 51 des Disziplinargesetzes vom 21. Juli 1852 während der Suspension zu gewährenden Hälfte ihres Dienst— einkommens nicht allein ihre Besoldung, sondern auch das ihnen etatsmäßig zustehende Emolument der freien Dienst— wohnung, bezw. die statt derselben zu gewährende Mieths— entschädigung in Betracht. In Rücksicht hierauf ist es erforder— lich, daß bei der Suspension eines Beamten, welcher eine freie Dienstwohnung inne hat, sogleich eine Entscheidung darüber getroffen wird, ob und zu welchem Zeitpunkte dersel be die Woh— nung räumen soll. Von dem Tage der Räumung an ist dem suspendirten Beamten neben der Hälfte der Besoldung, welche ihm für die Zeit der Suspension gebührt, die Hälfte des etatsmäßigen Betrages der Miethsenischädigung zu gewähren.

Die baldige Entfernung eines suspendirten Beamten aus der ihm überwiesenen freien Dienstwohnung wird in der Regel durch das Interesse des Dienstes geboten sein, sie wird aber auch im Interesse der Staatskasse liegen, sofern durch Ueber— lassung der Dienstwohnung an den Stellvertreter die dem letzteren zu gewährende Remuneration vermindert werden kann.

Ist ausnahmsweise die sofortige Räumung weder durch das Interesse des Dienstes, noch durch das der Staatskasse geboten, so ist der suspendirte Beamte in der Dienstwohnung vorläufig zu belassen, hat sich jedoch ausdrücklich der Ver— pflichtung zu unterwerfen, dieselbe jederzeit auf Verlangen zu räumen. Der suspendirte Beamte hat in diesem Falle eine besondere Entschädigung für die ihm gestattete weitere Benutzung der Wohnung nicht zu entrichten.

Für den Fall der Suspension eines Beamten, welcher eine Dienstwohnung gegen Entrichtung einer Miethsvergütung inne hat, bewendet es bei der Bestimmung im Schlußsatze der Cirkularverfügung vom 30. Dezember 1873.

Unter die Strafbestimmung des 5§. 110 des Straf— gesetzbuchs, betreffend die öffentliche Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und obrigkeitliche Anordnungen, fällt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Straf— senats, vom 29. Mai d. J., auch die Aufforderung zum Un— gehorsam gegen eine obrigkeitliche Anordnung für einen ganz speziellen Fall, beispielsweise gegen eine Anordnung, durch welche die Abhaltung und der Besuch eines von einem Unternehmer angekündigten Tanzkränzchens . . Lokal und in einer bestimmten Zeit ver—

oten wird.

Der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, hat sich zu Inspicirungen nach Danzig begeben.

Der hiesige Herzoglich braunschweigische und Groß— herzoglich oldenburgische Minister⸗Resident Pr. von Liebe hat Berlin mit Urlaub verlassen. Die Vertretung desselben ist . der Königlich bayerischen Gesandtschaft übernommen worden.

Der General⸗Lieutenant von Oppell, Commandeur e J m, ist mit Urlaub nach Dessau gereist.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Haase in Lippehne, Assistenzarzt Dr. Riaster in Eästrin, Dr. Nieberg in Neustadt-Gödens, Dr. Fisser in Loquard, Dr. Thelen in Düsseldorf, Dr. Kuschbert in Pleß.

S; M. S. „Freya“, 8 Geschütze, Kommandant Kor— vetten⸗Kapitän Schulze, ist am 2. August er. in Plymouth eingetroffen.

Mecklenburg. Schwerin, 4. August. (Meckl. Anz. Der Großherzog und die Großherzogin werden . 6. d. Mts. von Rippoldsau abreisen, in Frankfurt a. M. vom 5. auf den 7. d. übernachten, sich von dort noch auf zwei Tage nach Wernigerode begeben und am 10. d. Nachmitkags

in Schwerin eintreffen. Am 14. d. M. werden die Großherzoglichen Herrschaften im Schlosse zu Schwerin die hiesige und auswärtige Hofgesellschaft zu einer Condolenz⸗Cour empfangen.

Braunschweig. Braunschweig, 5. August. (W. T. B.) Der Herzog ist heute Nachmittag von Spybillenort hierher zurückgekehrt.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershau sen, 3. August. ( pz Ztg.) Das kürzlich publizirte Finanz⸗ gesetz sür die Finanzperiode 1884 87 stellt den Staats— haushalts⸗Etat in Einnahme auf 2249 508 ½ͤ und in Aus— gabe auf 2 228 973 M jest. Neben dem Ueberschusse von jährlich 20 535 M dient der Nachhiebs-Rückstand in den ober⸗ herrschastlichen Forsten in einem Anschlagswerthe von 41940 M als Reservefonds. Zur Bestreitung der Eisen— bahnbauten mit einem Kostenauswand von 1218 g00 4 dienen außer Beiträgen des Kammergutes die beim Verkauf der Thüringischen Eisenbahn geleisteten Entschädigungsgelder im Betrage von 316200 S6 nebst Zinsen; außerdem ist das Fürstliche Ministerium ermächtigt, zur Deckung des Rest— betrages ein Darlehn bis zur Höhe von 500 000 6 aufzu— nehmen. Von dem Kriegskostenentschädigungs- und Hypo— thekenfonds gehen mit dem 1. Januar 1884 900 000 M und 30 000 M an die allgemeine Pfarrkasse über.

Bremen, 4. August. (W. T. B.) Ihre Königlichen Ho— heiten der Herzog und die Herzogin von Albany, welche heute früh mit dem norddeutschen Lloyddampfer „Werra“ von Southampton in Bremerhafen angekommen waren, sind heute Nachmittag 1 Uhr mittels Extrazuges hier eingetroffen und werden heute Abend nach Waldeck weiter— reisen. Bei der Ankunft der „Werra“ in Bremerhafen hatten alle Lloyddampfer sestlich geflaggt.

DODesterreich⸗Angarn. Wien, 3. August. (Vr. Abdbl.) Die Ankunft der Königin der Belgier, welche bekanntlich aus Anlaß des bevorstehenden Familienereignisses bei dem Durchlauchtigsten Kronprinzenpaare nach Laxenburg zu kommen gedenkt, soll nach den bisherigen Dispositionen An— fangs der nächsten Woche erfolgen.

4. August. (W. T. B.) Der Minister-Präsident Graf Taaffe hat sich in das Hoflager nach Ischl begehen.

Prag, 4. August. (Wien. Ztg.) Nach Votirung der Resolution, durch welche der Landesausschuß aufgefordert wird, in der nächsten Session des Landtages einen Gesetzentwurf betreffend die Beit ragsleistung der Feuerassekuranzen für Zwecke des Feuerlöschwesens vorzulegen, wurde die heutige Sitzung des Landtages abgebrochen.

Pest, 4. August. (W. T. B.) Die gesammten Ein— nahmen der ungaͤrischen Staatskasse im zweiten Quartal dieses Jahres betrugen 70 518 355 Fl. 78 Kr. und waren um 5 523 252 Fl. 70 Kr. günstiger als in der gleichen Periode des Vorjahres. Die Ausgaben betrugen in demselben Zeitraum 70 36560 344 Fl. 29 Kr. und waren um 67668 Fl. 30 Kr. ungünstizer als in der gleichen Periode des Vorjahres.

Preßburg, 5. August. (W. T. B.) Gestern Abend gegen 10 Uhr rottete sich ein größerer Pöbelhaufen unter dem Rufe „Eljen Istocz!“ auf der Promenade zusammen. Die Pro— menade wurde bald vom Militär besetzt. Der Pöbel zog darauf gegen das Fischerthor ab und schlug auf dem Frucht— platze in von Juden bewohnten Häusern etwa 60 Fenster— scheiben ein. Der Haufen wurde von zwei Compagnien Militär auseinandergetrieben. Vier Personen sind verhaftet worden. Um 121 Uhr war die Ruhe wiederhergestellt. Der Magistrat hat einen Aufruf erlassen, in welchem er jede Menschenansammlung mit Waffengewalt zu verhindern broht.

Großbritannien und Irland. London, 4. Aigust. (W. T. B.). Das Unterhaus hat die Vorlage der Re— gierung, betreffend die Errichtung eines Lokalver—

Lesung mit 99 gegen 21 Stimmen angenommen. Die schottische Pacht-Bill wurde in dritter Lesung genehmigt. Ferner wurde in zweiter Lesung die Cholera-Bill und in dritter Lesung die Erfindungs-Patent-Bill ange— nommen.

Frankreich. Paris, 4. August. (W. T. B.) Der Senator Foucher de Careil ist zum französischen Botschafter in Wien ernannt worden.

Dem „Temps“ zufolge wird in dem offiziellen Bericht der Polizei an den Minister des Innern über die Ent— deckung eines legitimistischen Aktionscomités konstatirt, daß eine förmliche politische Organisation bestehe, welche über mannigfache Mittel zu einer Aktion verfüge, die von den . der legitimistischen Partei begünstigt würde. Der Prokurator Loew sei mit der Instruktion dieser Angelegenheit betraut, und es würden mehrere einflußreiche Mitglieder der legitimistischen Partei vernommen werden.

Einem amtlichen Telegramm aus Saigun, von gestern Abend, zufolge bestätigen die dort aus Tongking eingelaufenen Nachrichten, daß der Ausfall der franzö—⸗ sischen Truppen aus Namdinh am 19. Juli von Er— folg gewesen sei. Der Feind habe ausschließlich aus Ana— miten bestanden und gegen 700 Todte und Verwundete ge— ö auch ein anamitischer General soll getödtet sein. De ranzösischen Truppen hätten eine große Anzahl von Waffen und ? Kanonen erbeutet, aber die von ihnen genommenen Positionen seien alsbald nach dem Abzug der Franzosen wieder von den Anamiten besetzt worden. Auf französischer Seite betrage der Verlust 17 Todte oder Verwundete. Die Hie sei drückend. Die französische Schiffsabtheilung in den

ewässern Chinas habe Halong verlassen und befinde sich auf der Fahrt nach Hongkong.

6 August, früh. (W. T. B.) Aus Zanzibar vom 4. d. M. wird gemeldet: Nach den letzten Nachrichten aus Madagaskar ist die Lage unverändert. Die geringe An⸗ zahl der französischen Truppen gestattet kein weiteres Vorrücken. Die Ho was halten die ganze Umgebung von Tamatave besetzt, haben aber ihre Angriffe auf die französi⸗ schen Truppen seit dem 15. Juli nicht erneuert und scheinen trotz des Drucks, den der von englischen Missionaren aufge⸗ , . madagassische Premier⸗Minister auf sie ausübt, ent—⸗ muthigt.

Italien. Mailand, 4. August. (W. T. B.) Dem Könige, welcher in der vergangenen Nacht auf seiner Rück— reise von Ischia hier durchpassirte, wurde von der Bevölkerung

eine begeisterte Ovation dargebracht.

waltungs-Ministeriums für Schottland, in zweiter

Serbien. Wie man der „Pol. Corr.“ aus Belgrad unter dem 3. . M. meldet, diskutirt der serbische Minister⸗ rath die Details der eventuell der großen Skupschtina zu machenden Verfassungsvorlagen. Erst wenn diese Be⸗ rathung beendet und in Betreff der Verfassungsrevision ein endgültiger Beschluß gefaßt sein wird, kommt die Einberufung der großen Skupschtina und der Zeitpunkt derselben auf die Tagesordnung. Bis dahin sind alle Angaben betreffs dieses Zeitpunktes verfrüht.

5. August. (W. T. B.) Das Gerücht, daß der Kultus⸗-Minister Novakowitsch und der Finanz-⸗-Minister Mijatowitsch in den Staatsrath berufen worden seien und durch Kujundzi und Kaljevic ersetzt werden sollten, wird regierungsseitig für unbegründet erklärt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 4. August. (W. T. B.) Der Minister des Innern, Graf Tolstoy, verläßt für einige Zeit St. Petersburg mit Urlaub und hat deshalb heute die Verwaltung des Ministeriums seinem Ge— hülfen, dem Geh. Rath Durnowo, übertragen.

In einem Regierungs-Communiqus wird mit— getheilt, daß am 2. d. M. in Jekaterinoslaw ein Pöbel⸗ haufen einen thätlichen Angriff auf die jüdische Be— völkerung der Stadt gemacht hat und dazu durch eine schwere thätliche Beleidigung aufgereizt wurde, welche an dem— selben Tage einer Bauernfrau von einem Juden zugefügt worden war. Um den Exzeß niederzuschlagen, sei Militär requirirt worden, welches zur Wiederherstellung der Ordnung von den Waffen habe Gebrauch machen müssen. Von den Tumultuanten, die größtentheils aus fremden, beim Eisen—⸗ bahnbau beschäftigten Arbeitern bestanden hätten, seien 10 Mann getödtet und 13 verwundet.

Ein Telegramm aus Jekaterinoslaw meldet: der Stadt— rath habe nach Wiederherstellung der Ruhe in einer gestern abgehaltenen Sitzung beschlossen, den durch die Exzesse ge— schädigten Juden aus Stadtmitteln eine Entschädigung von 5000 Rubeln zu gewähren, und zur Vertheilung dieser Summe eine aus Juden und Christen bestehende Kommission eingesetzt. Zugleich habe der Stadtrath Anordnungen getrof— sen, um die Obdachlosen in städtischen Gebäuden unterzubrin— gen, und den Erzbischof ersucht, durch die ihm untergebene Geistlichkeit auf die Beruhigung der Gemüther hinzuwirken. Weitere Exzesse seien seitdem nicht vorgekommen; das Militär verbleibe bis auf Weiteres in der Stadt.

5. August. (W. T. B.) Die Zolleinnahmen— betrugen bis zum 1. Juni d. J. 37 153 221 Rubel, gegen 36 956 644 Rubel in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, der Edelmetallimport 2481 409 Rubel, gegen 3 612 164 Rubel, y . 21 981 547 Rubel, gegen 27 377765

ubel.

Zeitungs stimmen.

Der „Berliner Börsen-Courier“ schreibt:

Die ietzt bis Ende Juni vorliegenden Ausweise über den Waaren— verkehr Deutschlands mit dem Auslande zeigen auf jeder Seite einen sehr erfreulichen Aufschwung des Verkehrs, der durch das ganze Semester angehalten hat. Während Frankreich und auch ein Theil der englischen Industrie über Stockungen im Export klagt, haben wir nunmehr schon seit drei Jahren unsere Waarenausfuhr ungus— gisetzt zu steigern vermocht. An dieser Steigerung sind zwar so ziemlich alle Industrien, insbesondere auch die kleineren, betheiligt, den Löwenantheil hat aber doch die Montanindustrie, für welche die Vermehrung der Exportgelegenheiten allerdings auch eine Lebensfrage ist. Die Einfuhr ist in den meisten Industriezweigen theils in Folge der Zollerhöhnngen, theils weil unsere heimische In— dustrie selber leistungs fähig genug ist. auf ein sehr niedriges Niveau ge unken, höchstens in Garnen und Roheisen sind wir in gäwissem Sinne noch vom Auslande abhängig. Um den Fortschritt in den letzten drei Jahren zu veranschaulichen, stellen wir hier die Export- iffern in den wichtigsten Industrien für das J. Semester 1880 und 1883 gegenüber:

J. Semester.

Tonnen. 1880. 1883. Eisen und -⸗Waaren . 621 00 55 290 Kohlen und Kokes 3670 284 4292 000 Baumwollwaaren . 11687 11405 nenen 6896 3 10. , 2076 1663 J 69 503 208 474 d lnger, Papierwaareen. A 806 41703 ö 1911 2641 ne,, 1

ö ö. Das „Deutsche Tageblatt“ bringt nachstehende otiz:

Ein Freund unseres Blattes, der gegenwärtig auf Reisen ist und es sich angelegen sein läßt, überall, wo er hinkommt, sich über die wirthschaftliche Lage in Stadt und Land genau zu orientiren, schrieb uns dieser Tage aus dem rbeinisch ⸗westfälischen Industriegebiet:

„Was ich bis jetzt in Erfahrung gebracht habe, befriedigt mich sehr. In allen industriellen Gegenden hebt sich der allgemeine Zu⸗ stand der Dinge zusehends, und der frühere mitunter trostlose Mangel an Beschäftigung ist einer allseitigen Thätigkeit gewichen. Wenn sich auch die Löhne noch nicht überall in erwünschtem Maße gehoben haben, so ist doch wenigstens so viel erreicht, daß wieder Arbeit da ist. So lautete das Urtheil in Dortmund, in Essen, in Bochum. Die Gußstahlwerke an letzterem Platze sollen, wie man mir versichert, bis Ende 1885 bereits mit Bestellungen versorgt sein.“ ;

In der „Deutschen Reichspost“ lesen wir:

Ungelbste Widersprüche! Es ist schon verschiedentlich darauf aufmerksam gemacht worden, daß in den Berichten freihändlerischer Handelskammern sich oft ein Widerspruch findet zwischen den Klagen über den angeblichen Niedergang der Geschäfte und der Konstatirung von thatsächlichen Erscheinungen, welche vielmehr eine Besse⸗ rung der wirthschaftlichen Lage zur Voraussetzung haben. So weiß auch jetzt wieder u. A. der Jahresbericht des Vorsteher—⸗ amts der Kaufmannschaft von Tilsit dem Jahre 1882 in geschäftlicher Beziehung auch nicht ein einziges gutes Wort nach— zusagen: Der Getreidehandel war bei sinkenden Preisen „wenig lohnend“, der Transithandel von Rußland erheblich verkleinert, die

lachskultur erfuhr einen bedeutenden Rückgang, das Holzgeschäft esserte sich gegen das Vorjahr nicht, ebenso wenig das Geschäst in Manufakturwaaren, der Export an Eisenwaaren nach Rußland bot die trostlosesten Aussichten u. s. w. u. s. w. Wenn man alle diese Klagen liest, die nicht den geringsten Schimmer von Hoffnung auf bessere Zeiten durchblicken lassen, so müßte man vermuthen, daß die Bevölkerung von Tilsit der allgemeinen Ver⸗ armung entgegengeht. Um so erfreulicher und überraschender wirkt daher die Mittheilung gegen Schluß des Berichts, daß die städtische Sparkasse auch im Jahre 1832 erheblich an Umfang gewonnen hat, indem, während Ende 1881 7I6084 M an Einlagen verblieben waren, diese am Jahresschluß 1882 1015223 S betrugen, was einer Vermehrung von nahezu 3 6 gleichkommt. Rapider , der

Einnahmen und rapides Wachsthum der Ersparnisse dies zusam⸗ men zu reimen, müssen wir Anderen überlassen.

Centtalblatt für das Deutsche Reich. Nr. 31. Inhalt: Zoll und Steuermwefen: Verlegung einer Zollstelle. Justtzwesen: Nenderung im Verzeichniß der zur Einziehung von Gerichtskosten be. stimmten Stellen. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Amtsblatt des Reichs -Postamt tz. Nr. 41. Inhalt: Verfligungen: vom 1. August 18835. Bedingungen, unter welchen die Wohlthaten des Potsdamschen großen Militaär-⸗Waisenhauses im All⸗ gemeinen verliehen werden. .

Central-Blatt der Abgaben: Gesetzgebung und Ver waltung in den Königlich preußischen Stgaten, Nr. 16. Inhalt: Anzeige der in der Gesetzlsammlung und im Reichs. Gesetz latte erschienenen Gefeße und Verordnungen. Allgemeine Verwal tunge⸗ gegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Verordnung, be⸗ treffend das Verbot der Einfuhr und der Ausfuhr von Pflanzen und sonftigen Gegenständen des Wein n und Gartenbaus. Aut führungs⸗ bestimmungen hierzu. Verzollung der Edisonschen und Swanschen Glühlampen. Gesetz, betreffend die Steuervergütung für Zucker. Personalnachrichten.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 31. Inhalt: Amtliches: Zusammensetzung der technischen Prüfungskommissionen in Preußen. Personalnachrichten. Nichtamtliches; Wirthschaftliche Fragen des Eisenbahnwesens. (Fortsetzung.) H. A. Carsons Vor⸗ richtung zum Ausheben und Verfüllen von Baugruben für Rohr— leitungen und Kanäle. Die Universitätsbibliothek in Göttingen, nebst Bemerkungen über Bau und Einrichtung von Bibliotheken. (Schluß) Restauration der Schloßkirche von Wittenberg. Ver— mischtes: Betriebsmittel der Nebenbahnen. Konkurrenz zur Er⸗ langung von Entwürfen für ein poliklinisches Hospital in Rom. Medizinische Klinik der Universität Halle a. S. Königliches Gym— nasium in Ratibor. Eröffnung der internationalen elektrischen Aus⸗ stellung in Wien. Wiener Stadtbahnfrage. Pariser Stedt⸗ bahnen. Betonmauerwerk für den Tunnelbau. Elektrische Be⸗ leuchtung in London. Elektrische Beleuchtung der Isaaks-Kirche in St. Petersburg.

Statistische Nachrichten.

Im Juniheft zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1883 sind die definitiven Zahlen über den Tabackbau und die Ergebnisse der Tabaäckernte im deutschen Zoll gebiet für das Erntejahr 1882/˖83 veröffentlicht, nachdem eine vor läufige Nachweisung des Flächeninhalts der im Jahre 1882 mit Taback bepflanzten Grundstücke, sowie der Zahl der Tabackpflanzer und Taback⸗ pflanzungen bereits im Oktoberheft vorigen Jahres erschienen war. Die letztveröffentlichte Uebersicht enthält Angaben über die Zahl der Tabackpflanzer, die Zahl. und den Flächeninhalt der mit Taback be⸗ pflanzten Grundstücke, die Größe der von den einzelnen Pflanzern be⸗ pflanzten Flächen, die Gesammtmenge und die durchschnittlich auf ein Hektar sich berechnende Menge des Ernteertrags, den mittleren Preis des geernteten Taback und den Gesammtwerth der Taback— ernte, und zwar sind alle diese Angaben für die einzelnen Steuer— direktiv⸗ und Hauptamtsbezirke des Zollgebiets gemacht. Hieraus ist zu entnehmen, daß im Jahre 1889 im ganzen Zollgebiet von 215 249 Tabackpflanzern 295 038 Grundstücke mit 22 251 ha Flächen⸗ inhalt bepflanzt worden sind (im Vorjahr 246 639 Pflanzer, 351 485 Grundstücke mit 27 248 ha), und daß von der gedachten Zahl der Pflanzer nur 1931 eine Grundfläche von über 1 ha, dagegen 118 906, also über die Hälfte, eine Grundfläche von weniger als 1 2 mit Taback bepflanzt hatten. Am stärksten wurde der Tabackbau im Großherzog⸗ thum Baden betrieben, wo im Jahre 1882 7005 ha mit Taback be— pflanzt waren, dann folgen Preußen mit 5360 ha, Bayern mit 5507 ha, Elsaß⸗Lothringen mit 2928 ha und das Großherzogthum Hessen mit 578 ba. Innerhalb Preußens hat der Direktivbezirk Brandenburg den stärksten Tabackbau aufzuweisen: 2130 ha, mit den nächstgroßen Flächen kommen: Direktivbezirke Pommern 1014 ha, Westpreußen 454 ha, Rheinprovinz 453 ha und Han- nover 380 ha. Die Gesammternte betrug 38 885 t Taback in dach⸗ reifem, getrocknetem Zustande (61 315 6 im Vorjahre), von denen II 676 t auf Baden, 9894 t auf Preußen (Direktivbezirk Branden⸗ burg 3317 t, Powomern 1605 t, Westpreußen 1332 t. Rheinprovinz S26 t, Hannover 796 t), 8383 t auf Bayern, 6676. t auf Elsaß— Lothringen und 1129 t auf Hessen entfielen. Im Durchschnitt des ganzen Zollgebiets wurden guf 1 ha geerntet 1748 kg dachreifen Rabacks (2260 kg im Vorjahre), die einzelnen Direktivbezirke weisen jedoch sehr verschiedene Burchschnittserträge auf, den größesten der Hirektivbezirk Westpreußen mit 2931 kg auf 1 ha, den geringsten das Großherzogthum Hessen mit 1155 kg. Der mittlere Preis des geernteten Tabacks ist für das ganze Zollgebiet auf 7791 „M für 160 kg dachreifen Tabacks, und der Gesammtwerth der Tabackernte auf 30,3 Millionen Mark berechnet, wobei jedoch die Steuer mit eingerechnet ist.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Leipzig, 2. August. Gestern starb hierselbst der bekannte Hel—⸗ lenist Wilhelm Dindorf im Alter von 81 Jahren.

Von den Zeitfragen des christlichen Volkslebens“ (Verlag von Gebr. Henniger in Heilbronn) ist das achte Heft des VIII. Bandes erschienen. Dasselbe enthält eine Abhandlung vom Pfarrer G. F. Fuchs in Beerfelden im Hess. Od., betitelt Der Alꝙko⸗ holismus und seine Bekämpfung“. (Preis l, 20 6 Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, gegen den übermäßigen Genuß des Alkohols anzukämpfen. Et hält den Alkoholismus für eine der tiefen Wunden, aus denen unser Volkskörper blutet. In Ka⸗ pitel J giebt der Versasser eine Geschichte der Verbreitung des Alkohols, indem er seine Ausführungen durch statistische und wissenschaftliche Belege bekräftigt. In Kapitel jl wird über die Wirkungen des Alkohols ge= sprochen, zunächst in rein körperlicher Hinsicht, dann über den Einfluß des Alkoholmißbrauchs auf die sittlichen Zustände, auf die Bevölkerungs⸗ zahl und somit auf die Wehrkraft der Länder. Es werden die geistigen Schäden, die Wahnsinnsfälle, die Verrohung, die Gottlosigkeit hervor— gehoben. In Kapitel III, widerlegt der Verfasser die Einwürfe, welche in Bezug auf die Gefahr des Alkoholismus und die Noth wendigkeit feiner Bekämpfung gemacht werden könnten; endlich giebt er im letzten Kapitel eine Geschichte der Bekämpfung des Alkoholis⸗ mus,. Er verlangt, daß der Alkoholismus durch gesetzliche Maß- regeln bekämpft werde, und zwar zunächst durch eine hohe Be— steuerung und Einschränkung der Konzessionen. Das Heft enthält für jeden, der 98 für die in demselben behandelte Frage interessirt, gn gerlei eachtenswerthes und ist mit großem Fleiße zusammen—

Die bei W. Möser Hofbuchdruckerei Berlin erschie⸗ nene Schrift Dent e Reichs. und Preußische Staats= geßetze, betr. das Staatskirchenrecht, liezt jetzt in zweiter Auflage vor. Die Schrift enthält einen Abdruck der bezeichneten Reichsgesetze sowie der in Betracht kommenden preußischen Gesetze und Verordnungen vom 11. Mai 1873 ab bit auf die neueste Zeit. Sie erleichtert durch die Zusammenstellung des in verschiedenen Gesetzlammlungen bew. Jahrgängen derselben veröffentlichten Mate⸗ rials die Uebersicht über dasselbe und dürfte sich zum Handgebrauch eignen.

Daß 8. (lugust⸗) Heft der, Gewerbehalle“ (Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie, unter Mitwirkung bewährter Fachmänner redigirt von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle, Architekten in Stuttgart; Verlag von J. Engelhorn ebenda selbsth, bringt als erste Tafel eine Reproduktion des schönen, seiner Zeit an dieser Stelle genauer beschriebenen Willkommbechers zur 3 der silbernen Hochzeit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen

oheiten des Kronprinzen und der Rronprinzessin, gestiftet vom Verein Berliner Künstler und nach dem preisgekrönten Entwurf der

Bildhauer Herter und Bieber hierselbst aus dem Metall von Farben tuben gegossen. Die moderne deutsche Möbelindustrie ist durch eine Tafel vertreten, auf welcher ein Pianino, von mattem Nußbaumholz mit eingelegten Füllungen, entworfen von Otto Fritzsche in München, ausgeführt von der Königlichen Hof ⸗Pianofortefabrik von F. Mayer u. Co. ebendaselbst, sowie ein Schreibtisch in schwarz ge⸗ beiztem Birnbaumhol;, matt polirt und mit geäzten Schlüsselschildern, entworfen und ausgeführt von Otto Fritzsche in München, dargestellt sind. Das französische Kunsthandwerk repräsentirt ein in Jewichstem Nußbaumholz geschnitztes, mit eleganten Draperien (einer Spezialität. in der die französischen Tapeziere noch nicht übertroffen sind) aus— gestattetes Himmelbett aus dem Atelier der Gebrüder Mercier in Paris. Ein weiteres Blatt bringt geschmackvolle Schmiedearbeiten für das Lust—⸗ schloß Sinaia des Königs von Rumänien, ron Ed. Puls hierselbst erfunden und ausgeführt. Die anderen drei Tafeln endlich sind dem älteren Kunsthandwerk gewidmet. Das eine von diesen zeigt eine Kollektion geschnitzter Füllungen aus der Kirche San Severino in Neapel (16. Jahrh.) von großer Schönheit, gezeichnet und mitge⸗ theilt vom Prof. C. Schick in Karlsruhe; das andere drei Thür— klopfer aus Brescia (italienische Renaissance) von höchst phantastischer, künstlerisch vollendeter Form. Die Farbendrucktafel der Lieferung endlich reproduzirt eine tapetenartige, dekoratie Wandmalerei aus Schloß Trausnitz zu Landshut in Bayern (aus dem Ende des 16. Jahrhunderts). Gewerbe und Handel.

Das „Jahrbuch der Berliner Börse,“ welches von der Redaktion des „Berliner Aktionär‘ (J. Neumann, E. Freystadt) herausgegeben wird und sich als verläßliches Nachschlagebuch für Banquiers und Kapitalisten von Anfang an bewährt hat, ist in der für 1883.ñ384 bestimmten fünften Ausgabe im Verlage von Ernst Siegfried Mittler C Sohn in Berlin erschienen. Die äußere An lage des Buches, die Anordnung des Stoffes 2c. ist in der nenen Auflage unverändert geblieben; dagegen sind die Mittheilungen über die einzelnen Effekten natürlich angemessen ergänzt, auch ist der In halt insofern gewachsen, als die neu an den Berliner Markt ge— brachten Papiere eine eingebende Besprechung erfahren haben und die Angaben über russische Banken und Bahnen einer neuen Bearbei⸗ tung unterzogen worden sind; in der letzteren Beziehung sind Dr. Langheldsche Aufsätze in der „Magdeburgischen Zeitung“ und das Werk . Russische Eisenbahn⸗Papiere⸗ von Stephanitz benutzt worden. Das „Jahrbuch der Berliner Börse“ befleißigt sich auch in der neuen Auflage einer durchaus objektiven Darstellung und darf wie in früheren Jahrgängen als ei gutes Börsen⸗Nachschlagebuch allen Banquier⸗ und Kapitalistenkreisen empfohlen werden. ö

Die New-Yorker Handels- Zeitung“ äußert sich in ihrem vom 20. v. M. datirken Wochenbericht über die allgemeine Ge—⸗ schäftslage folgendermaßen: Die Prosperität der Vereinigten Staaten ist überwiegend auf dem Ueberschusse der Produktion land—⸗ wirthschaftlicher Erzeugnisse basirt, welchen wir ans Ausland abgeben können. Von dem zu erwartenden Ausfall der Ernte hängen daher in erster Linie die Hoffnungen ab, welche sich die Handelswelt jetzt von der Gestaltung des Geschäfts nach Beendigung der gegenwärtigen saison morte macht. Alles in Allem genommen, sind die Aussichten recht günstig. Von Weizen werden wir zwar nicht so viel ernten, wie im vorigen Jahre, aber doch genügend, um den eigenen Bedarf zu befriedigen und. mehr; Mais steht, jetzt vortrefflich und läßt auf ein mindestens dem vorjährigen gleiches Erträgniß rechnen, ebenso die übrigen, mindere Bedeutung be⸗ sitzenden Brodfruͤchte Roggen, Hafer und Gerste, Auch der Stand der Baumwolle ist ein vielversprechender. Ein anderer wichtiger Faktor für die Entwickelung der Vereinigten Staaten ist die Ein— wanderung. Dieselbe hat zwar im verflossenen Fiskaljahre nicht die Höhe erreicht, welche dessen Vorgänger aufwies, immerhin aber einen Zufluß von nahe 500 000 Personen gebracht, deren Mithülfe zur Aus— dehnung des Kulturareals und weiteren Erschließung der reichen natürlichen Ressourcen beitragen wird. Auf Grund dieser Thatsachen glaubt man einem lohnenden Herbstgeschäft entgegensehen zu dürfen. Die Abundanz am Geldmarkte hält an und wird wohl be— stehen bleiben, bis die Mobilisirung der Ernten ihre Ansprüche geltend machen wird. In der Lage, des Geschäfts am Waaren⸗ und Produktenmarkte ist keine wesentliche. Aenderung eingetreten. Von Brodstoffen war nur Roggen für Export be⸗ gehrt, während Weizen, Weizenmehl und Mais nach dieser Richtung wenig Beachtung fanden. Frachten haben bei etwas lebhasteremn Ge⸗ schäft eine Kleinigkeit angezogen. Baumwollde war still und ver— harrte sowohl für disponible Waare wie Termine in weichender Tendenz. Brasil . hatten schleppenden Verkehr und konnten sich im Preise nicht behaupten; für reinschmeckende Sorten ist die Frage ebenfalls schwächer geworden. Am Rohzucker⸗Markt haben bedeutende Umsätze zu einem kleinen Avanz stattgefunden. Thee war still. Schmalz, Schweinefleisch und Speck sind höher und ersteres ist in bedeutendem Umfang für den Kontinent gekauft worden. Ter—⸗ pentinöl und Harz verkehrten in fester Haltung, trotzdem die Frage fast ganz auf den Bedarf des einheimischen Konsums beschränkt war. Raff. Petroleum war zu niedrigeren Preisen in gutem Begehr, schließt fest und 4 C. pr. Gall. höher. In United Pipe Line Ferti⸗ Fkates waren die Transaktionen der Woche enorm; am Schlusse hat sich der Markt von der erlittenen Preiseinbuße wieder erholt. Der Metallmarkt ist etwas lebhafter gewesen. Das Geschäft in fremden und einheimischen Manufakturwagren, fängt an sich zu beleben. Der Import fremder Webstoffe für die heute beendeie Woche beträgt 3 598 216 Doll. gegen 3 349 701 Doll. in der Parallel⸗ woche des Vorjahres. ö

Dresden, 4. August. (W. T. B.). In der heutigen Auf⸗ sichtsrathssitzung der Bresdener Bank wurde die Semestral— Bilanz vorgelegt, welche exelusive des vorjährigen Gewinnvortrags von 200 376 Æ einen Bruttoertrag von 1961 885 S6 1680 oder nach Abzug der Handlungsunkosten und Steuern einen Nettoertrag von 1 641 914 M6. 135060 ergiebt. Das Zinsen⸗, Wechsel und Reportkonto brachte 895 505 6, das Provistonskonto incl. der Wechselstube 6435 685 „S , das Effektenkonto 416 637 (06

Leipzig, 4. August. (W. T. B) Der Semestralabschluß der Allgemeinen deutschen Kreditanstalt weist einen Netto⸗ überschuß von 1789 448 6 gegen 1344 059 M in der gleichen Periode des Vorjahres, oder ea. 12 699 pro Jahr auf. ;

Leipzig, 6. August. (W. T. B.). Der 16, internationale Produkten markt, welcher hier stattfindet, ist stark besucht. Er⸗ höhte Forderungen werden von den Müllern nur vereinzelt bewilligt. Das Geschäft bewegt sich daher in mäßigen Grenzen, letzte Preise wurden behauptet. Neue Gerste ist begehrt, das Angebot fehlt aber, Spiritus loco fest, Termine billiger, Rüböl unverändert. Der Himmel ist bedeckt, mit Neigung zum Regnen.

Antwerpen, 4. August. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 2051 B. La-Plata Wollen, davon verkauft 792 B. Preise unverändert. ; ö

Glasgow, 4. August. (W. T. B) Die Porräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 584 109 Tons gegen 632 600 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 115 gegen 116 im vorigen Jahre.

Verkehrs⸗Anstalten. ,

Archangel, 4. August. (W. T. B) Bei dem Srsoff ; Leucht⸗= thurm ist ein deutsches Schiff „Hermann, gescheitert. Die Mannschaft desselben ist durch ein dänisches Schiff gerettet worden.

Hamburg, 4. August. (W. T. B.). Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist heute Vormittag 9 Uhr in New⸗HYork eingetroffen. ;

Der Post dampfer Hammonia“ der Ham burg⸗Ame⸗ rikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft hat heute früh, von New⸗YVork kommend, die Seilly⸗Inseln passirt.

6. August. (W. T. B.) Der Postdampfer Ham monia' der Hamburg Amerikanischen Packetfahrts⸗ Aktiengesellschaft ist, von New ⸗York kommend, heute Vor⸗ mittag 10 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

Berlin, 6. August 1883.

Saarbrücken, 5. August. (Tel. Meldung des Be⸗ triebsamts.) Der Frankfurt- Pariser Abend-⸗Schnell⸗ ug ist gestern in Station Langenlonsheim in Folge fal fh Weichenstellung im Gütergeleise auf Wagen aufge⸗ fahren. Das Material ist theilweise nicht unerheblich be⸗ schädigt, sämmtliche 152 Reisende und das Zugpersonal blieben jedoch unverletzt.

Bad Gastein, 5. August. (W. T. B). In der vergangenen Nacht gegen 2 Uhr zeigte sich hier eine 19 Sekunden dauernde in⸗ tenfive Lichterscheinung, durch welche der ganze Ort tageshell beleuchtet wurde. Der Gamekahrkogel war wie bei Tage sichtbar.

Ueber die Pfennigsparkasse zu Sieg en schreibt die. Köln. Ztg.“: Dem Beispiele vieler Städte Deutschlands folgend, den be— stehenden Sparkassen dadurch eine bedeutungsvollere Thätigkeit und bessere Verwirklichung ihres Grundsatzes, zunächst den weniger be⸗ mittelten Bürgern Gelegenheit zur nutzbaren und sicheren Unter bringung ihrer Ersparnisse zu geben., wurde auch in Siegen im Fe— bruar v. J, auf Anregung des Armen⸗-Unterstützungs ⸗Vereins und namentlich dessen unermüdlichen und um das Vereinswesen unserer Stadt so sehr verdienten Vorsitzenden Hrn. Grubendirektor Knops, die Gründung einer Pfennigsparkasse, als Ergänzung der städtischen Sparkasse, aber mit selbsiändiger Geschäftsleitung, beschlossen. Der so am 3. April v. J. begründete Siegener Pfennigsparkassen Verein fand im Publikum die beste Aufnahme und zählt bis heute bereits 169 Mitglieder, welche als Eintrittsgeld mindestens 3 6 und als jährlich zu zahlenden Beitrag mindestens 50 zur Tilgung der Geschäftskosten beisteuern. J J. . .

Die Gesammtrefultate der Pfennigsparkasse zu Siegen, seit Be⸗ ginn ihrer Thätigkeit bis Ende Juni d. J., entnehmen wir einer diesbezüglichen Veröffentlichung des Vorstandes derselben in der Siegener Zeitung vom 10 cc. in tabellarischer Uebersicht:

Baar⸗ Der städt. Spar⸗ Marken Einnahme skasse überwiesene Ausgabe für Einlagen (für

an die Marken eingegangene

Sparstellen. von den voll gültige

Spar⸗ Sparkarten)

stellen.

Der staͤdt. Sparkasse zugeführte neue Sparer.

Zahl der Einleger.

Werth Sabll᷑ XM.

Werth Ml.

w . 3

1882 vom 15. Mai bis 31. Dezember 13 268 70 13 121 802647 11400 1883 vom 1. Januar bis 30. Juni 9175 400 9121301694 8679 9091 333 D o TD isißnnss Göde = = ss of Die Zahlen sprechen für sich und bedürfen wohl keines weiteren Kommentars. Wenn auch die Früchte der Bestrebungen des Vereins nicht sofort zu Tage treten, so werden dieselben doch nicht ausbleiben, und dürfte namentlich das Armen-Unterstützungswesen bald Erfolge der Thätigkeit der Pfennigsparkasse spüren, denn wer bei guten Zeiten gespart hat, wird nicht in jedem Nothfalle der Gemeinde zur Last fallen.

3 89 . On

Neapel, 4. August. (W. T. B.) Als gerettet aus der Kata—⸗ strophe von Ischia werden ferner gemeldet: Dr. Malbrank, Bild— hauer Sommer, Frau Lewin, Frau Mannewitz, Herzogin Acquaviva Wagner. Verunglückt ist wahrscheinlich der taubstumme Maler Gins—⸗ berg aus Berlin. .

Rom, 4. August. (W. T. B.) Durch Dekret des Königs ist in Neapel ein Centralcomists unter dem Vorsitz des Prä—⸗ fekten eingesetzt worden, welches die Spenden für Ischig in Empfang nehmen und vertheilen soll. Das Comité hat zugleich die zweckmäßigste Art der Räumung der verschütteten Straßen zu erörtern. Die Königin von Großbritannien drückte in einem Tele gramm an den König ihre lebhafte Theilnahme an dem Unglück auf Ischia aus. Der König dankte mit der Versicherung beständiger Sympathie Italiens für die britische Nation.

Neapel, 5. August. (W. T. W.) Das Central-Unter⸗ stützungs-⸗Comits hat sich in Permanenz erklärt. Die bis jetzt bekannten Unterstützungsbeiträge erreichen den Betrag von 14 Million. Der Präfekt stattet den Hospitälern täglich Besuche ab. Die Atmo⸗ sphäre in den zerstörten Städten hat sich gebessert, und die Errichtung von Baracken macht rasche Fortschritte. Bis jetzt sind gegen 760 Leichen beerdigt worden.

Rom, 4. August. (W. T. B.) Das Gerücht, daß mehrere Sicherheitswachmänner in Ischia wegen Diebstahls ver— haftet worden seien, entbehrt jeder Begründung. Allseitig wird das Verhalten aller dortigen Exekutivbeamten als musterhaft und vollste Anerkennung verdienend bezeichnet. ö.

Casamicciola, 6. August. (W. T. B.) Der Minister der öffebtlichen Arbeiten, Genala, hat angeordnet, a, heute ab alle arbeitsfähigen Männer gegen Bejahlung Seitens des Genie⸗Kommandos an den Aufräumungsarbeiten theilzunehmen haben. Von morgen ab werden Lebensmittel nur noch an Frauen, Kinder und arbeitsunfähige Männer vertheilt.

Dem „Hamb. Cocr.“ wird vom Vesuv geschrieben: Der Vesuv ist seit dem 31. Juli sehr unruhig, und die partielle Eruption, welche in de: Richtung nach Torre del Greco stattgefunden hat, berechtigt zu schweren Besorgnissen. Jedenfalls steht dieselbe mit, dem Ereigniß in Casamieciola im Zusammenhang. Professor Palmieri behauptet zwar, es stehe nichts zu befürchten. Aber wer kann sagen, ob wir eines Tages nicht durch eine neue Hiobspost aufgeschreckt werden? Ueber dem Krater des Vesuv leuchtet wieder die gigantische Flammen trombe, welche für Casamiceiola die Leichenfackel bildet. An dem Abhang bemerkt man die phantastische Feuerschlange die Lava, welche langsam zu Thal kriecht. Unter der Vefup⸗Bevölkerung be⸗ sonders aber in Torre herrscht eine große Panik, und viele Familien haben aus Furcht bereits ihren Wohnsitz verlegt.

Die Krollsche Oper brachte am Sonnabend eine recht wohl gelungene Aufführung des von Verehrern des Komponisten gern dem klaffischen Repertoire zugerechneten musikalischen Dramas „Joseph in Egypten“ von Mehul. Das edle Werk war unter Kapellmeister Preumayrs unermüdlicher Leitung sorgfältig einstudirt, und die schönen Chöre der Sohne Jacobs kamen, trefflich besetzt, zu ergreifender Wirkung. Von den Einzelleistungen verdient namentlich der Simeon des Hrn. Heine rühmend hervorgehoben zu werden, der gesanglich und deklama⸗ torisch gleich vorzüglich war. Dasselbe läßt sich jedoch von dem Joseph des Hrn. Schreiber leider nicht sagen; der in lyri⸗ schen Partien so vortreffliche Künstler fühlte sich auf dem Kothurn der großstvlisirten Oper offenbar nicht in seinem Cement. Hr. Ädolfi als Jakob bot eine hohe ehrwürdige, patriarchalische Er scheinung, indessen fehlt seinem, in der Tiefe sonoren, schönen Baß die für die Rolle erforderliche Höhe. Frl. Zulifay faßte den Benja⸗ min gesanglich nicht zart und ausdruchksvoll genug auf, gewährte aber mit Jakob in dem Duett ein malerisch schönes Bild. Die Direk— ion hatte für eine würdige Ausstattung des Werkes Sorge getragen. Eine Repertoire⸗Aenderung am Leipziger Stadttheater gestattet, daß Hr. Ferdinand Wachtel erst am Donnerstag daselbst in seiner zweitẽn Gastrolle aufzutreten hat. Der Künstler wird daher morgen (Dienstag) hier im Krollschen Theater nochmals (zum letzten Male) den „Postillon von Lonjumean“ singen. Für Mittwoch und Donnerstag stehen Wiederholungen von „Joseph in Egypten' und „Glöckchen des Eremiten“' in Aussi bt. Neu in dieser Saison ist

„Des Teufels Antheil', welche Oper am Sonnabend in Scene gehen dürfte.