1883 / 189 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Aug 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Dr. Häljer. Volkkwirthschafte lehre: Dr. Eggert. Vellswirth⸗ schaftspolitik: Prof. Hanssen. Tinanzwissenschafi: Dr. Sartorius von Walteashausen. ̃ z ĩ

e. In Rücksicht auf allgemeine Bildung insbesondere für Studirende höherer Semester. Bezüglich der Vorlesungen über Physiologie, Philosophie, Anthropologie, Mathematik, den historischen und Staatswissenschaften, der Erd, und Bölkerkunde, der Literär= geschichte und den Sprachen wird auf das (durch jede Buchhandlung zu beziehende) Verzeichniß der Vorlesungen auf der Universität Göttingen während des Winterhalbjahres 1883. 84 verwiesen

d. Körperliche Uebungen. Reitunterricht: Univ.Stall⸗ meister Rittmeister Schweppe. Fechtkunst: Univ. Fechtmeister Grüneklee.

Beginn des Semesters am 15. Oktober; der Vorlesungen am 22. Oktober. . ,

Nähere Auskunft über alle das landw. Studium an hiesiger Universität betreffenden Verhältnisse in der Schrift: Drechsler, das landw. Studium an der Unirersität Göttingen (Deuerlichsche Buch— handlung).

Göttingen, im Juli 1883.

Dr. Gustav Drechsler,. . ordentl. Professor und Direktor des landw. Jastituts der Universität Göttingen.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 14. August. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte vorgestern dem Gottesdienste in der Friedenskirche zu Potsdam bei und empfing die Mitglieder der Königlichen Familie.

Zum Diner vereinigen Sich täglich Beide Majestäten auf Schloß Babelsberg, von wo Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Abends nach dem Stadtschloß zurückkehrt.

Heute empfingen Beide Kaiserliche Majestäten Ihre Königlichen Hoheiten den Herzog und die Herzogin von Albany.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben Sich gestern Morgen 10 Uhr 8 Minuten von der Station Wildpark nach Berlin, empfingen in Höchstihrem Palais hier— selbst das Central-Conité zur Sammlung von Gaben für Ischia zu einer Konferenz und kehrten mit dem um 121 Uhr Mittags abgehenden Zuge nach Potsdam bezw. Wildpark zurück.

Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz nahm in Potsdam auf dem Bahnhofe einige Meldungen entgegen.

Gestern Abend 8 Uhr 44 Minuten trafen Ihre König— lichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Albany mit Gefolge zum Besuch bei den Kronprinzlichen Herr— schaften ein.

Gleichwie der testamentarische Erbe wird auch der gesetzliche Erbe dadurch, daß er den Tod des Erb— lassers durch Vorsatz oder grobes Versehen verursacht hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1V. Civilsenats, vom 25. Juni d. J., im Geltungsbereich des preußischen r minen Landrechts seines gesetzlichen Erbrechts ver— ustig.

Der kommandirende General, des III. Armee-Corps, General der Infanterie von Pape ist zur Besichtigung der Truppentheile des Corps abgereist.

Der General⸗-Lieutenant von Thile, zuletzt Com— mandeur der 20. Division, welcher vor Kurzem zu den Offi— zieren von der Armee versetzt worden, ist aus diesem Anlaß zur Abstattung persönlicher Meldungen aus Hannover hier angekommen.

Mecklenburg. Schwerin, 13. August. (W. T. B.) Die Großfürsten Michael Nicolajewitsch und Georg Michailowitsch, Vater und Bruder der Greß— herzogin, sind zum Besuch hier eingetroffen.

Oesterreich Ungarn. Wien, 14. August. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Hand⸗ schreiben des Kaisers an den Kardinal Fuͤrsten Schwarzenberg, in welchem der Kaiser denselben auf das Herzlichste anläßlich seines 50 jährigen Priesterjubiläums be— glückwünscht und ihm wiederholt seine volle Anerkennung für seine Verdienste um die Kirche und das öffentliche Wohl und für seine Anhänglichkeit an den Kaiser und das Kaiserliche Haus ausspricht.

Großbritannien und Irland. London, 13. August. (W. T. B.) Das Oberhaus erledigte heute die Spezial— debatte über die schottische Pachtbill. Mehrere von der Regierung bekämpfte Amendements wurden angenommen.

Durban, 10. August. (Allg. Corr.) Die Wunden, welche Cetewayo davongetragen, sind nur leicht. Er hat etwa 100 Mann bei sich, und man erwartet stündlich seine Ankunst in Pietermaritzburg. In dem Reservatgebiete befinden sich etwa 5000 Flüchtlinge, so daß der Ausbruch einer Hungers— noth befürchtet wird.

Frankreich. Paris, 13. August, Abends. (W. T. B.) Nach den bis heute Abend bekannt gewordenen Resultaten gewannen die Republikaner bei den gestrigen Generalraths— wahlen 101 Sitze. 120 Stichwahlen sind erforderlich.

Nachrichten aus Tunis zufolge wurde dort am Sonn— abend ein durch einen Schuß in die Brust getödteter französischer Soldat aufgefunden. Nach der eingeleiteten Untersuchung scheint derselre durch einen Eingeborenen er— mordet worden zu sein.

Der, Agence Havas“ wird unterm heutigen Tage aus Saigon gemeldet: der „Annamite“ gehe nach Tourane ab mit 700 Mann, welche dem Admiral Courbet zur Ver— fügung gestellt werden sollten. Ein Angriff auf Hue werde als unmittelbar bevorstehend angeschen.

(Köln. Ztg.) Nächstens gehen 400 Mann Marine— Infanterie zur Verstärkung nach Madagaskar. Auch wird eine Eingeborenen-Miliz errichtet werden, die aus Sakalavas, Antakavas und anderen den Franzosen befreun⸗ deten Stämmen geworben, entsprechend bewaffnet und unter französsische Soldaten und Freiwillige der Insel Reunion ein— getheilt werden soll.

Spanien. Madrid, 14. August. (W. T. B.) Der

König hat gestern eine Truppenrevue über circa 12 000 Mann abgehalten und wurde dabei mit enthusiastischen

Zurufen begrüßt. Der König und die Königin kehren dem— nächst nach San Ildesonso zurück. Der König wird von da aus eine Rundreise nach Valladolid, Vittoria, Saragossa, Barcelona, Valencia und Coruna antreten. Von Coruna aus beabsichtigt der König, sich nach Havre einzuschiffen und über Paris sich nach Deutschland und Desterreich zu begeben.

„(Fr. Corr) Der „Temps“ vom 11. d. M. erhält aus Victoria folgende Nachrichten: Der Aufstand in Katalonien ist gleich demjenigen von Badajoz ge— scheitert. Die beharrlich carlistische Gebirgsbevölkerung erwies sich gegen die militärische und republikanische Be— wegung feindlich. Die Soldaten des Regiments Nu— mancia sind alle, zurückgekehrt und haben erklärt, sie hätten sich von ihren Offizieren durch Versprechungen, be— treffend die Aufhebung der Konskription und die Beurlaubung der unter den Fahnen Stehenden, irreführen lassen. Der Eisenbahn- und Telegraphendienst ist wiederhergestellt, aber die jüngsten Vorgänge haben bewirkt, daß die Gäste der Badeorte sich nach allen Richtungen zerstreuten. Das Kriegsgericht von Santo Domingo wird morgen über sieben rebellische Sergeanten sein Urtheil zu fällen haben, und man hofft hier und in Badajoz Ausklärungen über die geheime bis 1877 reichende Propaganda zu erhalten, die sich seit einigen Monaten vor— wiegend an die Militärs wandte. Die verschiedenen Gruppen wurben durch Agenten mit einander in Verbindung gesetzt, und jeder Affilüirte erhielt eine Nummer mit den nöthigen Weisungen für einen eventuellen Aufstand. Dies ist zu ver— schiedenen Malen ermittelt worden und erst kürzlich wieder, im Laufe des Juni, zu Calahorra, wo man sichere Spuren der Umtriebe ausfindig machte, jedoch ohne die Führer erreicher zu können, welche sich im Auslande befinden.

Italien. Rom, 13. August. (W. T. B.) Ueber den Inhalt des Schreibens des Präsidenten Grepy an den Papst wird dem „Moniteur de Rome“ aus Paris ge— meldet, daß der Präsident seine Ehrerbietung gegen den Papst ausspreche und seine persönliche versöhnliche Gesinnung in Betreff der Freiheit der Kirche betone. Nichtsdestoweniger aber gebe der Präsident in dem Schreiben zu verstehen, daß der Klerus zuerst im Unrecht gewesen sei, und verineide es, auf die in dem Schreiben des Papstes aufgeworfenen Fragen näher einzugehen.

Serbien. Berg rad, 13. August. (W. T. B) Der König wird sich im September d. J. nach Wien und nach Deutschland begeben.

Rußland und Polen. St Petersburg, 14. August. (W. T. B.) Wie hiesige Blätter melden, wird die Kom- mission für Regelung der Judenfrage ihre Thätigkeit in, der zweiten Hälfte des September beginnen. Als Mit— glieder der Kommission werden u. A. auch die Senatoren Mordwinow, Polowzew und Kowalemsky genannt, welche mit der Revision in den innern und in den südwestlichen Gouvernements betraut waren.

Dänemark. Kopenhagen, 13. August. (W. T. B.) Das Kriegsschiff „Dannebrog“ geht am Mittwoch früh nach Lübeck ab, um den Prinzen von Wales mit seinen Kindern abzuholen.

Zeitungsstimmen.

—⸗ Zur Frage des deutsch- spanischen Handelevertrags äußern sich die „Berliner Politischen Nachrichten“ wie folgt:

Wenn in der „National -Zeitung“ die Bedeutung der Vorgänge bei dem deutsch-österreichischen Vertrage von 1878 mit dem Be— merken abzuschwächen gesucht wird, daß damals für das Ver— halten der Regierung „mildernde Umstände“ bestanden hätten, so ist diese Auffassung der Verhandlung des Reichstags nicht ent— nommen. Dort ist von Anklang an diese auch nicht im Ent— ferntesten die Rede. Die meisten Redner hielten das Vorgehen der Regierung für so selbstverständlich, daß sie darüber kein Wort ver— loren, und der Einzige, der über dasselbe sich ausließ, Pr. Delbrück,

billigte es ausdrücklich, daß der Reichstag nicht zur Genehmigung des

Vertrages noch im Dezember 1878 zusammenberusen worden ist.

. Nicht minder hinfällig sind in Wirklichkeit die aus der angeb— lichen Rechtsunsicherheit während des Provisociums hergeleiteten B. denken. Daß dem Handelsstande am besten mit der fofortigen In— kraftsetzung des, Vertrags nach Erfüllung der Voraussetzungen Des F. 11 der Reichsverfassung gedient wäre, liegt auf der Hand; wenn aher die Kumulation beider Momente, der Schnelligkeit und der formalen Korrektheit, nicht sich erreichen ließ, wenn nur die Wahl blieb zwischen dem Provisorium oder einer weit über die tritische Zeit für den Handelsverkehr mit Spanien sich erstreckende Verzögerung, so ist klar, daß ein Proviforium mir der sichgren Perspektive auf Genehmigung durch den Reichstag dem materiellen Interesse des Handelsstandes weitaus am besten entspricht, denn, daß die Reichsregierung ohne das feste Vertrauen in die Zu⸗— stimmun g der Reichs vertretung, die Verantwortung für ihr Vorgehen nsicht übernommen haben würde, ist klar; diese Erwägungen werden ohne Zweifel auch die hetheiligten Kreise des Handelsstandes anstellen und sich nicht durch die lediglich vom formalen Standpunkte herauf— beschworenen Bedenken unlicher machen lassen. Die Männer des vrak— tischen Lebens pflegen in solchen Dingen in der Regel ein durchaus richtiges Verständniß für das zu haben, was ihnen frommt; daß dabei die Weisheit grauer Theorie nicht voll gewürdigt wird, ist reilich richtig.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ ent—⸗ nimmt dem Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer zu Dresden Folgendes:

Ueber die allgemeine Lage der Industrie und des Handels spricht der Bericht sich dahin aus, „daß der namhafte Ausschwung klar vöo— Augen liege“. „Fast auf jeder Seite der nachfolgenden Geschäfts— berichte! sagt der Bericht „haben wir von Betriebs. erweiterungen, Neu Anlagen, Vermehrung der umgeschlagenen Güter quanten und des Absatzes von Fabrikaten Akt zu nehmen; auch die Zahl der in Industrie und Handel beschäfligten Arbeitskräfte ist eine erhöhte. Trotz alledem heißt es dann an anderer Stelle indeß weiter meinen wir, daß Handel und Gewerbe noch immer nicht in normalen Bahnen sich bewegen und daß Gefahr vorhanden ist, unter dem äußeren Eindruck der allseitig angespannten, hier und da sast fieberhaften Gewerbsthätigkeit die Gunst der Lage zu überschaäͤtzen. Das Gespenst der Ueberproduktion droht Fleisch und Blut anzuneh— men. Der Absatz in Deutschland wird durch jährlich wachsende Kon— kurrenz immer schwieriger. Der inländische Bedarf nimmt bei weitem richt in dem Maße zu, in welchem die Produktion gesteigert wird. Wir müssen erportiren, immer weitere Erportgebiete gewinnen: das ist die Losung der meisten Großindustrien.“

Eisenbahn-Verordnungs⸗Blatt. Nr. 14. Inhest: Allerhöchster Erlaß, betr. die Errichtung eines von der Königlichen Eijsenbahn Direktion zu Bromberg xressortirenden Königlichen Eisen⸗ bahn⸗Betriebsamtes zu Allenstein. Vom 6. Juli 1883. Erlasse

des Ministers der öffentlichen Arbeiten; vom 11. Juli 1883, betr. Vorschriften für die gemeinschaftliche Wagenbenutzung der Staats- bahnen ꝛc.; vom 14. Juli 1853, betr. die perisdische Ablieferung und Verrechnung der der General-⸗Staatskasse zufließenden Verkauft. erlöse, für Grundstücke, Gebäude, Baumaterialien, Geräthe, Utensilien ꝛc, vom 15. Juli 1883, betr. den zu Lieferungs. und Werkverdingungsverträgen zu verwendenden Stempel; vom 17. Juli 1883, betr. das Verhältniß der Braunschweigischen Eisen— bahnverwaltung zu dem Staatsbahn⸗Uebereinkommen über die Behandlung der Reklamationen aus dem Personen⸗, Gepäck— und Güterverkehr; vom 19. Juli iss3, betr. Fest— setzung des Geschäftsbezirks für das im Eisenbahn⸗Direktions⸗ bezirk Bromberg am 1. November 1883 in Funktion tretende König liche Eisenbahn⸗Betriebsamt Allenstein; vom 20. Juli 1883, betr. Berechnung der Preise von Wochenabonnements für Arbeiter und von Arbeiter-Retourbillets; vom 24. Juli 1883, betr. richtige Bezeichnung der obersten Reichs behörden in Eingaben von Behörden; rom 25. Juli 1883, betr. Anordnungen für die Personenbeförde⸗ rung in den Zügen und auf den Stationen; vom 1. August 1883, betr. Abänderung des Betriebe-Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands: vom 1. August 18353, betr. unentgeltliche Beförde⸗ rung von Medikamenten 2c. an Beamte und Aibeiter in Orten ohne Apotheke; vom 5. August 1883, betr. die Bestimmung im 5. 5 zu 2E. des Reglements über die unentgeltliche Benutzung der Staats« und unter Staatsverwaltung stehenden Cisenbahnen. Nachrichten

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heits ams sind in der 31. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 32.8, in Breslau 344, in Königsberg 27,3, in Cöln 26,2, in Frankfurt a. M. 18,1, in Hannover 31,K2, in Cassel 23,,§, in Magdeburg 36,9, in Stettin 22.9, in Altona 23,4, in Straßburg in Metz 21,3, in München 40,3, in Nürnberg 23,7, in Augsburg 25,4, in Dres— den 279, in Leipzig 24.7, in Stuttgart 214, in Braunschweig 248, in Karlsruhe 244), in Hamburg 25.3, in Lübeck —, in Wien 26,2, in Budapest 36,4 in Prag 312, in Triest 21,3, in Krakau 28,6, in Basel 30,5. in Brüssel 26,6, in Paris 22,1, in Amsterdam 26,4, in London 193, in Glasgow 24,9, in Liverpool 28,0, in Dublin 17,2, in Edinburg 20,3, in Kopenhagen 22,8, in Stockholm 25,2, in Chri⸗ stiania 21.3, in St. Petersburg 28.0, in Warschau 49,5, in Odessa 56d, in Rom 26,6, in Turin 29.4, in Bukarest 32,0, in Madrid in Alexandrien (Egypten) 33,ꝝ . Aus der Zeit vom 8. biz 14. Juli: in New⸗York 47,8, in Philadelphia 34,5, in Chicago 305, in Cincinnati 26,53. in St. Louis 343, in San Franzisko 25,3, in Kalkutta 23,9. in Bombay 266, in Madras 31,3.

Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtswoche herrschten an den deutschen Beobachtungsorten westliche und südwest— liche, in Bremen und Cöln nordwestliche, aber auch bald nach Süd— west drehende Luftströmungen, die n Konitz und München mit öst— lichen und südöstlichen Winden wechselten und am 2., in Bremen,

Cöln und Karlsruhe erst am 3. August nach Nordwest und Nord

gingen und bis zum Schluß der Woche auch meist aus dieser Rich— tung wehend blieben; nur in München ging der Wind zu Ende der Woche nach West, in Karlsruhe nach Nordost. Die Temperatur der Luft erreichte nur in Konitz die normale, an den übrigen Stationen lag sie unter derselben, am meisten in den süddeutschen Beobachtungs— orten. Niederschläge fielen häufig und auch meist sehr ergiebig. Aus Breslau und Bremen werden Niedergänge von Gewittern gemeldet. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft nahm im Laufe der Woche stetig zu.

Die Sterblichkeit hat auch in dieser Woche in den meisten Groß— städten abgenommen und nähert sich, besonders in den deutschen, wieder normaleren Verhältnissen. Einen sehr bedeutenden Nachlaß vweist die Sterblichkeit der Säuglinge auf. Von 10009 Lebenden starben 117 Säuglinge gegen 138 der Vorwoche, in Berlin 165, in München 163. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 26,7 von 28,8 der Vorwoche (pro Mille und Jahr berechnet)

Unter den Todesursachen haben Darmkatarrhe und Brechdurch— sälle eine weitere nicht unerhebliche Abnahme erfahren, doch betrug die Zahl der daran aus den deutschen Städten gemeldeten Todesfälle noch immer 868, von denen 227 auf Beillin entfielen; in der Vor— woche betrug die Zahl derselben 11409, von denen 324 auf Berlin kamen. Auch in Königsberg, Stettin, Breslau, München, Nürnberg, Dresden, Leipzig. Magdeburg, Hamburg, Hannover, Braunschweig, Aachen, Frankfurt a. M, Wien, Pest, Paris, Brüssel, London, St. Petersburg, Warschau, Odessa u. A. ist die Zahl der daran ge⸗ storbenen Kinder wohl kleiner als in der Vorwoche, aber immer noch eine größere. Auch in den größeren Städten Amerikas starben im Juli viele Kinder an Diarrhoen. Todesfälle an Ruhr wur— den namentlich in Berlin, Breklau und ganz besonders in Königshütte häufiger. Masern herrschen in München, Leipzig, Er— langen, Paris, London, Liverpool. In Berlin und Altenburg hat die Epidemie viel an Heftigkeit verloren. Scharlachfieber bedingte in Berlin und Hamburg zahlreiche Todesfälle. Diphterie rief in Berlin, Hamburg, Wien, Paris weniger, in Königsberg, Danzig, Stettin, Lübeck, München, Amsterdam mehr Sterbefälle hervor. Typhöse Fieber wurden in Berlin, Stralsund, Paris und Liverpool häufiger Todesveranlassung. An Flecktyphus kamen nur vereinzelte Todetzfälle aus Stettin, Amsterdam, London, Warschau, St. Peters⸗ burg und aus den größeren spanischen Städten zur Mel—⸗ dung Der Keuchhusten forderte in Königshütte und Ham— burg mehr Opfer. Pocken zeigten vielfach Nachlässe, nur in Prag und Rotterdam eine Zunahme der Sterbefälle. Aus deutschen Städten kam 1 Pockentodesfall saus Heilbronn) zur Anzeige. Auch aus Krakau, London, Liverppol. Murcia, Granada, Lissabon werden einzelne, aus St. Petersburg, Warschau und Philadelphia je 3, aus Paris 8, aus Malaga 9, aus New⸗Orleans 17 Todesfälle ge— meldet. Die Cholera in Egypten hat in Kairo, Tantg, Mehalla— kebir, Zaggzig u. a. O. ab, in Alexandrien, Rofette, sowie in der Provinz Manufieh erheblich zugenommen. Auch ia. Beirut sind, wahrscheinlich in Folge Verschleppung, einige Cholergfälle vocgekom—⸗ men. In Kalkutta und Bombay teitt die Epidemie intensiver auf. In Valencia, Baltimore, Cincinnati, San Francisco kamen Mitte Juli vereinzelte Fälle von Cholera vostras zur Anzeige,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von J. Guttentag, hierselbst erschien soeben der zweite Band der Lehrbücher des deutichen Reichsrechts“. Der⸗ selbe enthält Das Staatsrecht des Deutschen Reiches“, von Dr, Philipp Zorn, ordentlichem Professor der Rechte zu Königsberg. Während der erste Band wesentlich rerfassungsrechtlichen Inhalts war, ist der zweite wesentlich verwaltungsrechtlichen Inhalts. Das Verfassungsrecht des Deutschen Reiches ist in seinen Grundlagen wie einzelnen Bestandtheilen von Ankeginn der staatsrechtlichen Neugestal⸗ tung Deutschlands an ein Gegenstand vielseitiger und theilweise hervor- ragender tüchtiger Bearbeitung gewesen, ja in vieler Beziehung konnte hier selbst auf der Grundlage älterer staatsrechtlicher Arbeiten mit Nutzen weiter gearbeitet worden. Unter diesen Umständen war der Gedanke, ein „kurzgefaßtes Lehrbuch! des Verfassungsrechtes zu bearbeiten wohl ausführbar. Der Verfasser war berechtigt, dem Plane der Arbeit gemäß für Detailausführungen auf die umfassendeten Bearbeitungen des Stoffes, sei es, daß dieselben in systematischer, sei es in mono—⸗ graphischer Form vorlagen, zu verweisen. Bei der Massenhaftigkeit des Materials und der bisherigen seltenen Behandlung desselben er— wies sich diese Methode als nicht durchführbar und in Folge dessen wurde aus dem kurzgefaßten Lehrbuch, welches, ohne ins Detail einzugehen, nur die Darstellung in großen Zügen geben sollte, ein Lehr. und Handhuch des Reichs-Verwaltungsrechtes, bei welchem die Absicht auf vollständige systematische Wiedergabe des gesammten, in die Sphäre der Reichsgewalt gezogenen Rechtsstoffes gerichtet war. Im Einzelnen behandelt der 2. Band das Post. und Telegraphen⸗

wesen, die Eisenbahnen, Maß und Gewicht, Münz, Bank und Ge—⸗ werbewesen, dag Reichs · Finanzrecht und die deutsche Gerichts verfassung. Im äußeren Staatsrecht sind die Staatsverträge, Gesandtschafts«“ Konfular- und Seerecht erörtert. Bei der Sorgfalt der Behand⸗ lung und der Mannigfaltigkeit des Materials ist das Zornsche Staats recht als ein praktisches Hand. und Lehrbuch insbesondere auch den Nichtjuristen zu empfehlen, welche hier in so manchen Lagen und praktischen Fragen Aufklärung und Belehrung finden und sich über die einzelnen Staatseinrichtungen informiren können. Die gediegene, handliche Ausstattung des Werkes ist besonders anzuerkennen.

Die Luther-Jubiläums-Literatur vermehrt sich täglich. Aus dem Verlage von Eduard Freyhoff in Oranienburg liegt uns neuerdings ein Schriftchen vor, welches sich betitelt: Dr. Martin Luther, eine Festgabe zum 460 jährigen Geburtstage des großen Reformgtors, dem deutschen evangelischen Volke gewidmet von A. Wolter, Rektor in Wilsnack. Die kleine Schrift unterscheidet sich auch durch ihre illustrative Ausstattung von ähnlichen Publikationen. Trotz des geringen Preises von 20 3 bringt sie nicht weniger als 64 Sei⸗ ten Text und 10 Holzschnitte, nämlich das Lutherhaus zu Eisleben, das Augustinerkloster in Erfurt, den Marktplatz zu Wittenberg mit dem Luther⸗Denkmal, das Porträt Philipp Melanchthons, Luther verbrennt die Bannbulle zu Wittenberg, Luther auf dem Reichstage zu Worms, die Wartburg, das Lutherzimmer auf der Wartbura und endlich die Bildnisse Luthers sowie seiner Gattin Katharina von Bora.

Das Augustheft der „Deutschen Rundschau “' eröffnet diesmal der Dramatiker Ernst von Wildenbruch mit zwei stimmungs— vollen Erzählungen, die den Titel „Kinderthränen' führen und ron denen uns die eine den herben Schmerz eines vereinsamten Kinder— gemüths, die andere mehr in humoristischer Färbung „wie Hänschen und Fränzchen die Vorsehung kennen lernten“ schildert In dem sich anreihenden Beitrage behandelt Professor C. Justi in Bonn „Die spanische Brautfahrt des Prinzen von Wales im Jahre 16233; die hier gebotene abenteuerliche und romantische Fahrt des jungen englischen Prinzen liest sich wie ein spannender Roman; dabei ist jedoch der Aufsatz reich an kunstsinnigen Bemerkungen und Betrach— tungen, besonders über Velasquez und seine Schöpfungen, und giebt uns zugleich einen Blick in das spanische Wesen und Treiben in der für die ästhetische Kultur dieser Nation so ausgiebigen Epoche, die ungefähr in die Jahre des dreißigjährigen Krieges fällt. „Die Fidschi⸗Inseln als britische Kolonie“ betitelt sich der folgende Artikel, der aus der Feder des Vertreters einer der größten deutschen Südsee-Firmen stammt und uns ein anschauliches, übersichtliches Bild von den Fidschi⸗Inseln und speziell von der kolonifatorischen Thärigkeit der Engländer auf denselben gewährt. Der gewiegte Kenner des Landes und der Bevölkerung der Südsee⸗Inseln plaidirt für deutsche Kolonien daselbst. In dem sehr werthvollen literarhistorischen a, „Schiller und Fichte“ schildert Professor L. von Urlichs durchaus ob— jektiv das Verhältniß der beiden großen Männer zu einander; von hohem Interesse ist an der Hand der Erklärungen der hier wieder— gegebene Bruchtheil des Schiller⸗-Fichte'schen Briefwechsels, der seinen Ursprung in der ziemlich schroffen Ablehnung eines Fichte'schen philo— sophischen Beitrages für die „Horen“ Seitens Schillers fand. Die Entfremdung dauerte geraume Zeit, bis endlich in Berlin, ein Jahr vor dem Tode des Dichters, die Aussöhnung stattfand. Eine populär— wissenschaftliche, treffliche Studie ist Professor L. Sohnke's Beitrag: „Ueber den Zustand und die Ziele der heutigen Physik“, in welcher uns der gelehrte Verfasser zeigt, daß das Zeitalter der Elektrizität angebrochen ist und damit das Zeitalter des Dampfes abgelöst hat. Von ergreifender Macht ist der tragische Schluß des Romans „Gift“ von Alexander L. Kielland, einem jüngeren Landsmann Biörnstjerne⸗Björnsons. Die Leser der Rundschau“ werden dem Herausgeber aufrichtig dankbar sein, daß er sie mit diesem hoch— bedentsamen norbischen Roman bekannt gemacht hat. Ein soziales Thema in der leichteren Form des Essays behandelt A. Lammers in einem beachtenwerthen Artikel: „Die neue Mäßigkeitsbewegung in Deutschland“; die darin mitgetheilten statistischen Notizen und an diese geknüpften Betrachtungen sind von hohem Interesse und nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Die „Politische“ und „Literarische Rundschau“ sowie literarische und bibliographische Notizen bilden den Schluß des inhaltreichen Hefts.

Veterinärwesen.

Das Königlich ungarische Ministerium für Ackerbau, Industrie und Handel hat durch Verordnung vom T. d. M. die Ein und Durchfuhr von Schweinen aus Rumänien“) nach Un garn wieder gestattet.

Die Maul⸗ und Klauenseuche der Schweine. Die Maul und Klauenseuche ist eine ansteckende Ausschlagskrankheit, die bei allen mit Klauen versehenen Thieren, sowohl bei Schweinen als auch bei Wiederkäuern, vorkommt.

Das Vorkommen dieser Seuche bei Schweinen verdient um so größere Beachtung, als grade durch verseuchte Schweineheerden die Krankheit am häufigsten über große Ländergebiete verschleppt und auch auf andere Thiergattungen übertragen wird.

Nicht immer erkranken die angesteckten Thiere gleichmäßig; bei einigen tritt der Ausschlag nur am Maule, bei anderen nur an den Klauen, häufig aber gleichzeitig „am Maule und an den Klauen auf; im letzteren Falle pflegt das Leiden an den Klauen um so heftiger zu sein, je geringer es am Maule ist, und umgekehrt.

Die Erscheinungen der Krankheit bei Schweinen sind folgende: die Thiere sind träge in ihren Bewegungen, liegen viel, zeigen wenig Appetit, aber vermehrten Durst; wenn das Leiden an den Klauen sich ausbildet, gehen sie Anfangs steif, später auffallend lahm, wobei die Klauen weit auseinander gespreizt werden. Oft sind die kranken Schweine kaum zum Aufstehen zu bewegen. Anfangs ist das Maul trocken und vermehrt warm, der Rässel geröthet und ebenfalls heiß, dann aber folgt stärkere Schleim⸗Absonderung aus dem Maule, gi dn when m sonberr am iel ht stellenweise die Oberhaut von der unterliegenden Haut ab, schwillt an, färbt sich weißgelblich und füllt sich entweder mit einer klebrigen, gelblichen Flüssigseit zu einem Bläschen, oder aber sie löst sich ohne Blasenbildung ab.

Die Blasen pflegen binnen 24 Stunden zu platzen, worauf sich die Oberhaut gleichfalls loslöst und wunde, bochrothe, sehr schmerz⸗ hafte Stellen sichtbar werden, die sich bald darauf mit einem dünnen gelbbraunen Schorf bedecken.

Die Bläschen haben die Größe einer Erbse, einer Haselnuß, auch noch darüber; nicht selten vereinigen sich mehrere Bläschen und bilden dann eine größere Blase, die in der Regel an der Spitze des Rüssels ihren Sitz hat.

Gleichzeitig mit dem eben geschilderten Ausschlage am Maul ent— wickelt sich der Klauenausschlag.

Anfangs ist die Klaue heiß, die Krone etwas aufgetrieben und am Klauenspalt geröthet. Dann treten Blasen im Klauenspalt und Zherhalb der Krone auf, die den oben beschriebenen Blasen am Maule und Rüssel gleich sind. Die Blasen sind meist nur klein, wenn sie platzen und die Oberhaut sich ablöst, finden sich darunter ebenfalls wunde, hochrothe, fchmerzhafte Stellen, die sich dann als ein nässender, mit klebriger Flüssigkeit bedeckter Streifen um die Klaue herumziehen; oft löst' sich gleichzeitig der obere Rand des Hornschuhes von den Weichtheilen ab, der dann Anfangs erweicht ist und wie von einem weißlichen Saume begrenzt erscheint.

Wenn die klauenkranken Thiere noch auf harten Wegen getrieben werden oder im Schmutze lagern müssen, trennen sich oft die Horn— kapseln gänzlich ab.

Wenn Schweine beim Transport lahm befunden werden, muß bis zur Feststellung der Ürsache des Lahmgehens angenommen werden, daß sie an der Klauenseuche leiden. Solche Schweine müssen, wenn nicht etwa deutlich wahrnehmbare andere Ursachen, z. B. Ouetschun⸗ gen, als unxerdächtige Veranlassung des Lahmgehens erkennbar sind, oder wenn nicht die oben beschriebenen Blafen am Rüssel soforr das Vorhandensein der Krankheit erkennen lassen, in der Regel nieder gemorfen werden, um die Beschaffenheit der Krone und des Klauen—

) ef. . R. Anz.“ Nr. 173.

spaltes genau feststellen zu können; etwa beschmutzte Klauen müssen durch Begießen mit Wasser vorsichtig gereinigt werden.

Da die Klauenseuche äußerst ansteckend ist, muß eine jede Schweineheerde, in der sich ein an der Seuche krankes Schwein findet, vom Weitertransport ausgeschlossen werden. (8. 23 der Instruktion zum Gesetze vom 25. Juni 1875.)

Gewerbe und Fandel.

Der Semestralbericht der Preußischen Boden-Kredit⸗ Aktien⸗Bank per I. Semester 1883 enthält folgende Mit— theilungen: In den ersten 6 Monaten haben die Bank Verluste nicht betroffen, doch war der Verlauf der Geschäfte ein wenig gewinn⸗ bringender. Das Angebot von Geld auf dem Hypothekenmarkte war ein sehr bedeutendes und in Folge dessen die Erwerbung guter Hypotheken mit Schwierigkeiten verknüpft. Der Zinssatz für derartige Hypotheken beträgt 44 0,½ inkl. Ko für Ämortifation. Hierbei bleibt ein kaum nennenswerther Nutzen, und doch hat die Bank mit diesen billigen Bedingungen sehr häufig den niedrigeren Offerten des Privatkapitals und der Süddeutschen Banken gegenüber nicht konkurriren können. Hierzu tritt noch ein bedeutendes Minus in der Ver—⸗ zinsung der disponiblen Bestände, die in ersten Wechseln oder in Darlehen gegen Effektenbedeckung angelegt zu werden pflegen. So⸗ wohl der Wechseldiskont als auch der Zinsfuß für die Darlehen war im J. Semester bedeutend niedriger als in den beiden Vorjahren, und allem Anscheine nach wird auch in dem II. Semester hierin eine Aenderung nicht eintreten. Die diesmalige Semestralbilanz ergiebt daher, von dem Gewinnvortrage aus 1882 abgesehen, nach Abzug von Geschäftsunkosten, Steuern ꝛc., nur einen Nettoüberschußvon 1658203 Mac gegen 1 325 979 ½ pio JI. Semester 1832. Der Netto-Gewinn setzt sich zusammen aus: Hyvothekenzinsen und Annuitäten 2 568 g55 46, Propxisionen bei neuen Erwerbungen, Prolongationen, Rückzahlungen, Umschreibungen, Lombardirungen 2c. 63 625 6, Beiträge zu den Ge— schäftsunkosten 156 706 MS, Konto⸗Korrent⸗Provision 14 360 I, Zinsen aus dem Konto⸗Korrent-Geschäfte, aus den durch Effecten be— deckten Guthaben bei Banquiers, auf lombardirte Hypotheken, sowie Zinsüberschüsse auf Effekten 530 889 M, Diskonto auf Wechsel 86 559 1, Diverse Gewinne 12359 4, in Summa 3 432457 S6, wovon ab— gehen: Zinsen auf emittirte Hypothekenbriefe 2220 112 S, Kosten für Anferti ung von Hyxpothekenbriefen 6660 n, Stempelkosten auf dieselben 6500 (S6, Kosten für Anfertigung von Dividendenbogen 4375 46, Kommunal- und Gewerbesteuer 238 377 „½ , Geschäftsunkosten 1914901 , Kosten für Renovirung in unserem Bankgebäude 6738 Mn, in Summa 2 374254 S, bleibt Nettogewinn per J. Se— mester ca. 1 058 203 M erklusive des Gewinnvortrages aus dem Jahre 1882, welcher 188 830 „n beträgt.

Der Cours für die hier zahlbaren österreichischen Sil ber⸗ Coupons ist auf 171,25 für 100 Fl. österreichisch Silber er— höht worden.

Breslau, 13. August. (W. T. B.) Die ordentliche und die außerordentliche Generalversammlung der Oberschlesischen Eisen⸗ bahnzesellschaft, letztere behufs Beschlußfassung über die Ver— staatlichungsvorlage, sind auf den 25. September anberaumt.

Glasgow, 13. August. (W.. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 14 000 Tons gegen 1320) Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 13. August. (W. T. B.) Wolle matt. Für wollene Garne wurden den Verkäufern zu niedrige Preise geboten. Botany fest, wollene Stoffe mäßig.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 14. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord— deutschen Lloyd „Frankfurt“ ist am 10. d. M. in Monte⸗ video eingetroffen.

Oamburg, 13. Auqust. (W. T. B.) Der Postdampfer Lessing“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist heute Morgen 10 Uhr in New⸗Vork ein— getroffen.

Ham burg, 14. August. (W. T. B.) Der Post dampfer Gellert“ der Ham burg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗JYork kommend, heute früh 6 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

New⸗-JYJork, 13. August. (W. T. B.) Der Dampfer Egypt“ von der RNational⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier angekommen.

Berlin, 14. August 1883. ö

Der Aufruf Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen vom 10. d. M. vereinigt der Deutschen Herzen und Hände zur Linderung der Noth im befreundeten Lande, zur Hülfe für die so schwer heimgesuchte Insel Ischia.

Es gilt rasch Gaben zu sammen und umsichtig zu ver— wenden.

Wir folgen Höchster Aufforderung Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kron— prinzessen, indem wir zu einem Central-Comitèé zusammen— treten, um selbst zu sammeln und Sammlungen in allen Gauen des Vaterlandes anzuregen.

Im Vertrauen auf bewährte Opferfreudigkeit bitten wir unsere Landsleute, dem Höchsten Aufrufe in der Weise Folge zu geben, daß überall sofort Lokal-Comités zur schleunigen Veranstaltung von Geldsammlungen gebildet werden.

Sämmtliche Reichs⸗Postanstalten und Reichs-Bankstellen sind ermächtigt, bis Ende dieses Monats von Comités wie von Einzelnen Beiträge anzunehmen und an die Reichs⸗Hauptbank als Hauptsammelstelle abzuführen.

An die verehrlichen Zeitungs-⸗Redaktionen dürfen wir die Bitte richten, unserem Aufrufe möglichste Verbreitung zu geben, indem wir uns gern bereit erklären, auch die bei ihnen ein⸗ gehenden Beiträge ihrer Bestimmung zuzuführen.

Jede Gabe wird willkommen sein und über die Verwen— dung der Sammlung gemäß der Bestimmung unseres Durch— lauchtigsten Vorsitzenden öffentliche Mittheilung erfolgen.

Berlin, den 13. August 1883.

Das Central⸗Comitsè zur Sammlung von Gaben für Ischia. von Dechend, Reichs-Bank-⸗Präsident. Dr. du Bois-Rey— mond, Geheimer Medizinal-Rath und Professor. Dr. von Forckenbeck, Ober-Bürgermeister. Graf von Hatzfeldt, Staats-Minister. Graf von Lerchenfeld. Maybach, Minister der öffentlichen Arbeiten. Nendelssohn, Geheimer Kommerzien-Rath. Graf von Seckendorff, Kammerherr. von Sommerfeld, Oberst-Lieutenant. Dr. Stephan, Staatssekretär des Reichs Postamts.

Wie das Königliche Eisenbahnbetriebsamt Stettin-Stral— sund bekannt macht, ist seit dem 12. d. Mts. bis zum 1. Sep— tember d. J. zur Bequemlichkeit der aus den Badeorten zurückkehrenden Badegäste von Swinemünde nach Berlin ein durchgehender Wagen 1II. II. Klasse in die Züge Nr. 512/488 (Abgang 6 Uhr 43 Min. Nachmittags, Ankunft in Berlin 12 Uhr 14 Min. Nachte) eingestellt.

Einem kürzlich in dem „Archiv für Post und Telegraphie“ (Beiheft zum Amtsblatt der Reichs-Post- und Telegraphen⸗ verwaltung) veröffentlichten Aufsatze über Baarverkehr und Giroverfahren bei den Postkassen entnehmen wir solgende interessante Angaben:

Im Jahre 1881 erreichten die bei den Postanstalten im Reichs-Postgebiet auf Postanweisungen ein- und ausgezahlten Beträge die Summe von jährlich rund 5 Milliarden Mark. In früheren Jahren erfolgte die durch das Anweisungsgeschäft bedingte Ausgleichung an Schuld und Forderung zwischen den Postämtern und Ober-Postkassen mittels Baarsendungen. Während des Jahres 1878 wurden 13 100 dergleichen Sen— dungen mit 360 Millionen Mark befördert, d. s. täglich rund 36 mit 1 Million Mark. Diese Sendungen legten im Ein⸗ zelnen eine Wegelänge bis zu 11446 km, ingesammt eine solche von 3 967 000 ki zurück, eine Entsernung, welche dem hundertmaligen Umkreise der Erde nahezu gleichkommt. Der von Jahr zu Jahr wachsende kolossale Vostanweisungsverkehr, namentlich aber der Umstand, daß hei vielen Posianstalten die Einzahlungen, bei anderen dagegen die Auszahlungen erheblich überwiegen beispielsweise werden in Berlin jährlich 120 Millionen Mark mehr aus- als ein— gezahlt legte der Reichs⸗Postverwaltung die Sorge auf, Vorkehrungen für einen schleunigeren Ab- und Zufluß der entbehrlichen bezw. der erforderlichen Geldmittel bei den Post—⸗ kassen zu treffen. Um das vielfache und umständliche Hin- und Hersenden der Gelder in baaren Beträgen auf weite Entfernungen zu vermeiden, wurden zunächst mehrere benachbarte Ober-Post— fassen und eine größere Anzahl von Postämtern zur schnelleren Befriedigung ihres Geldbedarfs unter einander in Verbindung gesetzt, und als diese Anordnung nicht genügte, ward vom Jahre 1879 ab dazu übergegangen, das Giroverfahren der Reichsbank für die Zwecke der Post nutzbar zu machen. Es traten außer der General-Postkasse nach und nach 60 Post⸗ kassen (32 Ober WPostkassen und 28 Postamtskassen) mit den am Orte befindlichen Reichsbankanstalten in Giroverkehr. In Folge dieser Maßnahme wur— den 577 200 000 S, jährlich durch Gutschrift und Abschreiben in den Kassenbüchern umgesetzt. Diese Einrichtung hat zu sehr günstigen Erfolgen geführt: der Geldumlauf ist beschleunigt, die Anzahl der Baarsendungen vermindert, die mit, der Beförderung baarer Gelder verknüpfte Gefahr be— seitigt; die Beamten sind in ihrer Verantwortlichkeit und in ihren Dienstleistungen entlastet, außerdem werden Zeit und Kosten für Verpackung, Transport, Oeffnen der Sendungen, Zählen der Gelder erspart. Hierzu treten noch die weiteren wesentlicheren Vortheile, daß etwa 2 Millionen Mark, welche früher bei Beförderung der baaren Geldsendungen sich dauernd unterwegs befanden, verfügbar geworden sind, daß ferner die im Giroverkehr stehenden Postkassen ihre baaren Geldbestände um etwa 1700 000 S6 vermindern konnten, und daß der Betriebs— fonds der Postverwaltung auch ungeachtet der großen Zu⸗ nahme der Anzahl der Postanweisungen bis jetzt nicht verstäͤrkt zu werden brauchte.

München, 12. August. Vom Centralcomités der internatio⸗ nalen Kunstausstellung hierselbst erhält die Allg. Ztg.“ Nachricht über die Beschlüsse der Prei sjury, welche gestern nach achitägiger Berathung ihre Thätigkeit beendigt hat. Das Preisgericht war zusammengesetzt aus den Herren Köhler und Neal für Amerika; Barthelmeß von Düsseldorf, Professor Becker aus Berlin, Beyschlag, Professor Bühlmann, Professor Eberle, Holmberg, Fr. Aug. Kaul⸗ bach, Direktor Lange aus München, Hofrath Pauwels aus Dresden, Professor Riefstahl. Professor Raab aus München, Seel aus Düsseldorf, Professor Schaper aus Berlin. Professor Thiersch und Vogel aus München für Deutschland; Lafsénsstre, Lefebvre und Millet für Frankreich; Direktor Norfini und Monteverde für Italien; v. Angeli aus Wien für Oesterreich; Tubino für Spanien; v. Cederström für Skandinavien und nicht speziell ver— tretene Länder, und Benezur für Ungarn. Die Jury ernannte Hrn. Ferd. von Miller zum Ehrenpräsidenten, Hrn. Direktor Lange zum Präsidenten und Hrn. Sekretär Paulus zum Schriftführer. Die IJ. Medaille erhielten zuerkannt für Malerei die Herren: An— dreas Achenbach in Düsseldorf. Hermann Baisch in Karlsruhe, Pro— sessor Wilh. Diez in München, Ludwig Knaus in Berlin. Ludwig Loefftz in München, Claus Meyer in München, Gustav Richter in Berlia— Deutschland; James Bertrand, Bastien Lepage und Emil Renouf Frankreich; Hubert Herkomer England; Luigi Nono— Italien; Karl Leop. Müller Desterreich; France de Pradilla und P. Casado— Spanien. Für Plastik: Jean Antoine Marie Idrac— Frankreich. Für Architektur: Paul Wallot in Frank—⸗ furt a. M. Deutschland; Commission des Nonuments bisto- rilhues de la France-=- Frankreich. Für Graphik: Cl. Ferd. Gaillard =- Frankreich. Die II. Medaille wurde zuerkannt in der Malerei den Herren E. A. Abbey, William Chase und Toby Rosenthal=-Amerika; E. de Pratêre Belgien; Ch. L. Bockelmann in Düsseldorf, Eugen Bracht in Berlin. Ludwig Dill in München, Adolf Echtler in Paris, Otto Gebler in München, N. Gysis in München, Paul Höcker in München, Fr. Kaulbach in München, Albert Keller, W. A. Kowalski in München, Paul Meyerheim in Berlin, Wilh. Räuher in München, Cl. Schraudolph in München, Rudolf Seitz in München, Otto Sinding in München, H. Speckter in Hamburg, Professor Jos. Wenglein, E. Zimmermann und

. Zügel in München Deutschland; Albert Aublet in Paris, G. Courtois in Paris, Ed. Dantan in St. Cloud, L. Doucet in Rom, Henry Gerver in Paris, A. Luminais in Paris, Henry Saintin in Paris, Fr. Tattegroin in Paris Frankreich; G. Boggiani in Rom, G. Ciardi in Treviso und Carlo Randonini in Rom Italien; C. Bishop im Haag und Jes. Israels im Haag Holland; Professor Rudolf Alt in Wien, V. Brozik in Paris, Fo— seph Fux in Wien, Professor Rudolf Huber in Wien, E. von Lichten fels in Wien, Franz Ruben in Venedig und Emil Schindler in Wien Oesterreich; A. Hagborg in Paris und C. G. Hellquist in Paris Schweden; Jimenez y Aranda und Frangois Domingo-— Spanien; Geza. v. Meßöli Ungarn. Für Plastik: G. Eberlein in Berlin, Mar Klein in Berlin, Joseph von Kramer in. München, Wilh. Rösch in Stuttgart und Pro— fesser R. Siemering in Verlin— Deutschland; A. D Orsi, Professor in Rom Italien. Für Architektur: 86 Ewerheck, Professor in Aachen Deutschland; Louis Bernier in Paris Frankreich; Amador de los Rios Spanien. Für Graphik: F. Jüngling Amerika; Armand Mathev⸗Dorel in Paris, Charles Albert Waltner in Paris Frankreich; Johann Bürger in München, Wilhelm Hecht in München, Max Klinger in Berlin und Karl Köpping in Paris Deutschland. Für Kleinkunst: Professor Ferd. Barth, Lorenz Gedon, Bildhauer und Professor Fritz von Miller in München. Es gelangten somit 19 Medaillen erster Klasse und 66 Medaillen zweiter Klasse zur Vertheilung.