1883 / 228 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Sep 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Während der Tafel erhob sich der Ober⸗Bürgermeister Dr. Miquel zu folgendem Toast auf Se. Majestät den Kaiser:

Wollen Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät Alleranädigst zu gestatten geruhen, daß ich im Namen der Bürgerschaft dieser Stadt, den tiefempfundenen Gefühlen des Dankes und der Freude über Lie hbuldvolle Annahme unserer Einladung ehrfurchts vollen Ausdruck gebe. Wir wagen in derselben ein neues kostbares Pfand der gnädigen Gesinnungen und der so oft bewiesenen landesvaäterlichen Huld Ew. Majestät für unsere Stadt zu erblicken. Ueberall jubeln in den deutschen Landen unserm allverehrten Kaiser treugesinnte Herzen ent- gegen, überall begleiten Bewunderung und Liebe den ruhmgekrönten Helden, den starken Schirmherrn des Friedens, den weisen und gerechten Lenker des durch ihn geeinten deutschen Vaterlandes. Wir feiern beute ein dreifaches Freudenfest, an welchem wir unsern ehrwürdigen Kaiser und König, mit Ihm Seine Kaiserliche Hoheit den Kronprinzen und Höchstdessen erlauchte Gemahlin, die Königlichen Prinzen und so viele edle auf alle Zeit verbündete deutsche Fürsten am Vorabend eines großen nationalen Gedenktages in unseren Mauern mit freu⸗ digen Stolze begrüßen dürfen. Dieser Tag wird in den Annalen unserer an deutscher Geschichte so reichen alten Kaiserstadt auf immer unvergessen sein So erheben wir aus vollem Herzen den Ruf treuer Ergebenheit und Verehrung: Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser und König lebe hoch!!“ ö

Dreimalige Hochrufe der Festversammlung und der Tusch der Musik erschallten durch den Festsaal. Dann wurde die Nationalhymne gesungen. .

Wenige Minuten später erhoben Sich Se. Majestät der Kaiser. Lautlose Stille herrschte, und mit kräftiger Stimme sprachen Se. Majestät:

Es freut Mich, daß Ich Ihnen Meinen Dank aussprechen kann für die Worte, die Sie im Namen der Stadt gesprochen haben. Sie wissen, daß Ich Frankfurt sehr gern begrüße, als die Stadt, die Ich im Jahre 1813 zum ersten Male besuchte, in einer großen und wichtigen Zeit. Die Gesinnungen, die Sie ausgesprochen haben, habe Ich auch schon in Frankfurt erlebt; daß Sie Mir treu sind, habe Ich erfahren, und es freut Mich, daß Sie Mir es wiederholen, und so trinke Ich auf das Wohl Ihrer Stadt. Es lebe die Stadt Frankfurt am Main! Hoch!“

Endloser Jubel folgte diesen Worten.

Nach Aufhebung der Tafel hielten Se. Majestät der Kaiser Cercle. Der Ober⸗Bürgermeister Dr. Miquel überreichte Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Kronprinzessin und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria kostbare Rosenbouquets. Dann wurde auf der Terrasse in dem Palmenhause der Kaffee ein⸗ genommen, während ein Sängerchor Lieder vortrug.

Frankfurt a. M., 27. September, Abends. Se. Majestät der Kaiser verließen gegen 6 Uhr das Palmenhaus und fuhren mit Sr. Majestät dem König von Sachsen unter den nicht endenwollenden Hochrufen der Spalier bildenden Menschenmassen nach dem Gebäude der Ober-⸗-Postdirektion. Zu gleicher Zeit begaben Sich Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzessin und diz Prinzessin Victoria zu einem kurzen Besuche nach dem Großherzoglich hessischen Palais. Inzwischen begann die allgemeine Illumination, welche in der Beleuchtung der Häuser mit architektonischen Lichtlinien, Gassternen, Kränzen und Pyramiden Ueber⸗ raschendes bot. In den Straßen bewegte sich eine dicht⸗ gedrängte Menschenmenge.

Abends fand in dem festlich erleuchteten Opernhause eine Festvorstellung statt, bei welcher der zweite Akt der Oper „Aida“, die Lustspiele „Die PVersucherin“ und die „Schauspielerin“ sowie „Undine“ zur Aufführung gelangten. Das Haus war bis auf den letzten Platz besetzt. Kurz vor 7 Uhr trafen die Prinzen und Prinzessinnen ein und nahmen in den für den Hof reservirten Logen Platz. Unmittelbar nach Beginn der Vorstellung erschienen Se. Majestät der Kaiser mit Sr. Majestät dem König von Sachsen, geleitet von dem Ober⸗Bürgermeister Dr. Miguel und dem Intendanten Claar, in der kleinen neben der Bühne gelegenen Prosceniums— loge. Die Musik verstummte, und das Publikum brachte dem Kaiser ein dreifaches enthusiastisches Hoch. Se. Majestät traten an die Brüstung und dankten durch mehrfaches Ver— neigen. Nach Absingung der Volkshymne bei offener Scene nahm die Vorstellung ihren Fortgang. Während des Zwischen⸗ aktes hielten Se. Majestät Cercle. Unter den Anwesenden bemerkte man den General-Feldmarschall Grafen Moltke sowie die Staats-Minister von Puttkamer, Lucius, von Boetticher und Bronsart von Schellendorff.

Frankfurt 4. M., 27. September, Abends 10 Uhr. Se. Majestät der Kaiser sind soeben mit Ihren Fürstlichen Gästen mittels Extrazuges nach Wiesbaden abgereist, nachdem Allerhöchstdieselben zuvor nochmals Allen, welche sich um den Sr. Majestät bereiteten Empfang und die veranstalteten Fest— lichkeiten verdient gemacht, Ihren Dank ausgesprochen hatten.

Wies baden, 27. September, Abends. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind heute Abend 8 Uhr hier eingetroffen.

Wiesbaden, 27. September, Abends. Se. Majestät der Kaiser trafen mit den Fürstlichkeiten heute Abend 10 Uhr 20 Minuten von Frankfurt hier ein und wurden am Bahnhofe von den bereils anwesenden Hohen Herrschaften, sowie der Generalität und den Spitzen der Behörden empfan⸗

en. Bei der Fahrt durch die bengalisch beleuchteten, mit laggenmasten und Guirlanden reich geschmückten Straßen wurden Se. Majestät von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Im Kurgarten fand Abends ein großes Gartenfest statt. Auf den umliegenden Höhen brannten Freudenfeuer.

Wiesbaden, 28. September, Vormittags. (W. T. B.) Der Kaiserliche Extrazug ist um 10 Uhr 46 Minuten nach Rüdesheim abgegangen, wohin die Fürstlichkeiten sich bereits vorher begeben hatten. Se. Majestät der Kaiser, die Kron⸗ prinzlichen Herrschaften, sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden wurden auf der Fahrt zum Bahnhofe von der dichtgedrängten Menge mit brausenden Hochrufen begrüßt. Das Wetter, welches am Morgen regnerisch war, hat sich aufgehellt.

Aus Rüdesheim wird dem „W. T. B.“ ferner noch gemeldet:

Rüdesheim, 28. September, Vormittag 10 Uhr: Das Wetter hat sich aufgeklärt. Die Kriegervereine, von denen 1500 mit 300 Fahnen vertreten sind, beginnen Aufstellung zu nehmen. Der Zudrang von Festtheilnehmern ist ein ganz ge⸗ waltiger; jeder ankommende Zug wird von den Bergen mit Böllerschüssen begrüßt. Gegen 26 mit Flaggen und Wimpeln festlich geschmückte Rheindampfer, von Mainz und Coblenz kommend, legen sich der Rheinhall' gegenüber vor Anker. Ueberall herrscht die freudigste Stimmung.

Rüdesheim, 28. September. Soeben 5 Minuten vor 1 Uhr fiel die blauseidene Hülle am Frontrelief des Nieder⸗ wald-Denkmals unter dem Donner der Festungsgeschütze, welche auf dem Rochusberge aufgestellt waren, dem Hurrah der

Menge und dem tausendstimmigen Gesange der Wacht am Rhein“. Alle Schiffe fielen mit ihren Geschüͤtzen ein, von allen Bergen antworteten die Böller, und von beiden Ufern tönt der Gesang der Wacht am Rhein“. Gerade im Augenblicke der Enthüllung wurde das Denkmal von der Sonne beschienen.

Wenn bei dem Erwerbe eines Grundstücks der eine Theil zur Auflassung, der andere Theil zur Entgegen⸗ nahme derselben verpflichtet ist, so setzt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, Iv. Civilsenats, vom 25. Juni d. J., derjenige, welcher die Auflassung herbeiführen will, den anderen Theil in Verzug, wenn er sich zur Abgabe der Auf⸗ lassungserklärung auf dem Grundbuchamte bereit erklärt und der andere Theil sich dieser Erklärung gegenüber passiv verhält. Ist zwischen den beiden Theilen für den Fall des Verzuges eine Konventionalstrafe stipulirt, so ist durch das erwähnte Verhalten des Theiles, der die Auflassung entgegen⸗ zunehmen hat, die Konventionalstrafe verfallen.

Die eisenbahnfachwissenschaftlichen Vor⸗ lesungen werden im Winsersemester 1883/84 in folgender Weise stattfinden:

In Berlin werden in Räumen der Universität Vor— lesungen über die Nationalökonomie der Eisenbahnen, insbe⸗ sondere das Tarifwesen, Mittwochs und Donnerstags Nach⸗ mittags von 6— 71 Uhr, und über den Betrieb der Eisen⸗ bahnen Dienstags und Freitags Nachmittags von 6— 7 Uhr gehalten werden. Bezüglich der Anmeldungen zu den Vor—⸗ lesungen und des Beginns derselben wird das Nähere aus dem Anschlag in der Universität zu ersehen sein. ;

In Bonn werden sich die akademischen Vorträge auch auf das Eisenbahnrecht erstrecken.

In Breslau werden die fachwissenschaftlichen Vorträge das Eisenbahnrecht, die Nationalökonomie der Eisenbahnen mit besonderer Berücksichtigung des Tariswesens, den Betrieb der Eisenbahnen und die Verwaltung der preußischen Staats— bahnen begreifen.

Das in diesen Tagen ausgegebene Handbuch über den Königlich preußischen Hof und Staat für das Jahr 1883.84 schließt sich in seiner innern Einrichtung und äußeren Ausstattung den früheren Jahrgängen an. Abgesehen von den Personalveränderungen und den minder erheblichen Erweiterungen ist die bedeutendste diejenige, welche durch die in Folge der weiteren Ausdehnung der Staatseisenbahnen neubegründeten bezw. neugestalteten Eisenbahnbehörden ein⸗ getreten ist. In dieser Beziehung ist auf die Eisenbahn⸗ direktion in Ersurt, die Eisenbahn-Betriebsämter Allenstein, Erfurt, Weißenfels, Dessau, Cassel, den Landes⸗Eisenbahnrath und die Bezirks-Eisenbahnräthe zu Bromberg, Berlin, Magde⸗ burg, Erfurt, Hannover, Frankfurt a. M. und Cöln hinzu⸗— weisen. Auch dieser Ausgabe ist ein ausführliches alpha— betisches Sach- und Personenregister beigegeben.

Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Münster ist vom Urlaube nach London zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.

Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, ist vom Schießplatz bei Jüterbog, wohin derselbe sich vor einigen Tagen behufs Besichtigung des Prüfungsschießens des Garde⸗Fuß⸗A1rtillerie⸗Regiments begeben hatte, hier wieder eingetroffen.

S. M. S. „Elisabeth“, 19 Geschütze, Kommandant Kapitän zur See Hollmann, ist am 27. d. Mts. in Kiel ein— getroffen.

Frankfurt a. M., 27. September, Abends. (W. T. B.) Se. Majestät der König von Serbien ist heute Nach⸗ mittag um 51 Uhr nach Wien abgereist.

28. September. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales ist heute früh 8 Uhr von Hom— burg eingetroffen und hat alsbald die Reise nach Kopenhagen via Lübeck fortgesetzt.

Cassel, 27. September. Se. Majestät der Kaiser und König haben dem Ober-Präsidenten nachstehendes Hand— schreiben zugehen lassen:

Der Empfang, welcher Mir in Homburg bei Meiner Ankunft bereitet ist, und die sympathische Begrüßung, welche Mir Seitens seiner Bewohner sowie in der Umgegend, soweit Ich gekommen bin, überall bemerklich geworden ist, haben Mich sehr angenehm und sehr wohlthuend berührt, und gereicht es Mir zur lebhaften Befriedigung, hierfür Meinen Dank und Meine Anerkennung auszusprechen. Auch habe Ich gern erfahren, daß die Truppen des XI. Armee⸗Corps, so⸗ weit sie bei den diesjährigen großen Uebungen die Provinz Hessen⸗ Nassau berührt haben, in entgegenkommender Weise aufgenommen sind. Ich beauftrage Sie, dies der Provinz bekannt zu machen.

Homburg vor der Höhe, den 26. September 1883.

Wilhelm.

An den Ober ˖Präsidenten der Provinz Hessen⸗Nassau.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 2. September. (W. T. B.) Zu Ehren des Prinzen Alexander von Hessen fand heute Nachmittag in Schönbrunn ein Galadiner statt, zu welchem auch der Minister-Präsident Graf Taaffe, der Kriegs-Minister Graf Bylandt-Rheydt, der Minister des Aeußern, Graf Kalnoky, mehrere Generale sowie eine Depu⸗ tation des 6. Dragoner⸗Regiments, dessen Inhaber der Prinz Alexander ist, Einladungen erhalten hatten. Heute Vormittag stattete der Prinz dem Grafen Kalnoky und dem Botschafter inen Reuß einen Besuch ab. Letzterer erwiderte denselben päter.

Der rumänische Minister⸗Präsident Bratiano ist heute Nachmittag nach Bukarest abgereist. .

Brünn, 27. September. (W. T. B) Bei den Er⸗ gänzungswahlen des mährischen Großgrundbesitzes zum Reichsrath wurden Graf Lützow und Freiherr von Badenfeld (beide konservativ) gewählt. ;

Pest, 27. September. (W. T. B.) Die letzte Session der gegenwärtigen Legislaturperiode des Reichstages ist heute eröffnet worden.

Belgien. Brüssel, 27. September. (W. T. B.) Der König von Spanien ist heute Abend 6 Uhr auf dem Nordbahnhofe hier eingetroffen und von dem Könige, den Mitgliedern des diplomatischen Corps sowie den Spitzen der

Militär⸗ und Civilbehörden empfangen worden. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrenwache aufgestellt. Nachdem die beiden Monarchen sich auf das Herzlichste begrüßt hatten, fuhren beide gemeinschaftlich, von der dicht gedrängten Volks⸗ menge überall mit enthusiastischen Zurufen begrüßt, nach dem Königlichen Palais. Vom Bahnhofe bis zum Palais bildeten Truppen Spalier. Abends findet im Palais zu Ehren des Königs Alphonso ein Diner statt.

Großbritannien und Irland. London, 27. Sey⸗ tember. (W. T. B.) Aus Hongkong, von heute, wird gemeldet, daß der Prozeß gegen den bei der chinesischen Do u ane angestellten Ausländer Logan, welcher beschuldigt wird, bei den jüngsten Ruhestörungen in Kanton ein Kind und einen Mann chinesischer Nationalität getödtet zu haben, gestern begonnen hat.

Frankreich. Paris, 27. September, Nachm. (W. T. B.) Der Minister⸗-Präsident Ferry konferirte gestern mit dem chinesischen Botschafter Ts eng. Heute wird eine weitere Konferenz stattfinden. Eine Antwort der chinesischen Regierung auf die französischen Vorschläge ist indeß noch immer nicht eingetroffen.

27. September, Abends. (W. T. B. Hr. Challemel—⸗ Lacour wird morgen hier zurückerwartet und sofort die . des Ministeriums des Auswärtigen wieder über⸗ nehmen.

Der König von Spanien wird voraussichtlich am Montag den Uebungen der Artillerie in Fontainebleau bei— wohnen.

Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Oran soll Si⸗Sliman bei einem Mahle, zu welchem er durch zwei Notablen des Stammes der Berabers geladen war, ermordet worden sein.

Italien. Mailand, 27. September. (W. T. B. Ihre Majestäten der König und die Königin statteten heute Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wil⸗ helm von Preußen einen Gegenbesuch ab.

Türkei. Konstantinopel, 27. September. (W. T. B.) Die Pforte hat den Handelsvertrag mit den Hanse⸗ städten gekündigt. Somit sind nunmehr sämmtliche Handelsverträge gekündigt.

Serbien. Belgrad, 27. September. (W. T. B.) Die Skupschtina wählte den Gemeindevorstand von Poza⸗ revatz, Nikolgje vics, mit 84 Stimmen der Radikalen zum provisorischen Präsidenten. Dieser nominirte 6 Abgeordnete der . und 3 der liberalen Partei als Verifikat ions⸗ ausschuß.

Bulgarien. Sofia, 27. September. (W. T. B.) Die ehemaligen Minister So boleff und Kaulbars sind von hier abgereist.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 28. September. (W. T. B.) Das „Journal de St. ters bourg“ be⸗ zeichnet die von Bern aus verbreitete Nachricht, daß der Mi—⸗ nister von Giers in Montreux weile, als unbegründet: der Minister habe vielmehr St. Petersburg nicht verlassen.

Amerika New⸗York, 27. September. (W. T. B.) Die ärztliche Untersuchung des Irländers Feeny, welcher am 25. September in das englische Konsulats⸗ gebäude eingedrungen war und dort mehrere Revolverschüsse abgegeben hatte, hat ergeben, daß derselbe an Melancholie , Feeny wird einer Anstalt für Geisteskranke überwiesen werden.

Zeitungsstimmen.

Fast sämmtliche deutsche Zeitungen gebene heut im Hin⸗ blick auf das auf dem Niederrhein gefeierte patriotische Fest den Gedanken und Wünschen Ausdruck, zu welchen dasselbe an— regt. So schreibt die „National-Zeitung“:

===. Aber weder die todesmuthige Hingebung der Hundert— tausende, welche die Schlachten des großen Kampfes schlugen, noch die nationalpolitische Einficht und Entschlossenheit des Volkes daheim, . . . alle Hingebung und Einsicht einer ganzen Nation hätten nicht die Erfolge erringen können, denen das Denkmal auf dem Niederwald: gewidmet ist, ohne die großen Männer, in deren Hand die Führung lag . . . An einem nationalen Festtage, wie derjenige dieser Denk⸗ malsweihe, erneut sich voll, und rückhaltslos die dankbare Anerkennung für den großen Staatsmann, der den unvermeid⸗ lichen Entscheidungskampf weise bis zu dem Augenblicke hinzuziehen wußte, in welchem die europäische Konstellation uns die guͤnstigste war, für den Minister, der während des Krieges in unvergeßlichen Staatsschriften vor der Welt das Wort für das deutsche Volk führte und dann den Traum von Jahrhunderten“ verwirklichte, den nationalen Staat. Fürst Bismarck fehlt bei der Feier auf dem Niederwald; aber die Gedanken Aller, die dort versammelt sind, und aller anderen Deutschen suchen ihn in diesen Festesstunden voll Dank und Verehrung in seiner Einsamkeit auf, auch die Gedanken Derer, welche gleich uns in der politischen Werkeltagsgrbeit ihm nun schon seit Jahren oft entgegentreten müssen. Besser als ihm ist es dem anderen großen Helfer des ersten Deutschen Kaisers

eworden, dem stillen Schlachtenlenker, der im Kreise aller Feld⸗ . der französischen Schlachtfelder dem Denkmal die Weihe giebt. Für den Grafen Moltke und die anderen Heerführer erneut sich an diesem Tage ein nationaler Dank, der in allen ö. den großen Siegen dahingegangenen Jahren durch nichts getrübt worden. Und Kaiser Wilhelm kann überall, wohin er auf deutschem Boden kommt, und bei welchem Anlaß es auch sei, nur immer denselben Kund⸗ gebungen der Verehrung begegnen: in jenen entscheidungsschweren Tagen von 1870 haben sich die Empfindungen der Nation für den Monarchen, der den preußischen Staat und die Krone der Hohen— zollern für Deutschland eingesetzt, festgestellt für immer. . ...

Die „Staatsbürger Zeitung“:

... Eine friedliebende Germania blickt herab von hohem Posta⸗ mente auf ein gereinigtes Deutschland und bringt denen ihre Huldigung dar, welche ihre Wiedererstehung ermöglichten. Zunächst gedentt sie dankbar derer, welche sie mit ihren Leibern geschuͤtzt, für sie ihr Leben auf den Schlachtfeldern gelasen haben. Dann aber lenkt sie die Augen aller auf diejenigen Männer, die sich am meisten um das neue Deutschland verdient gemacht haben, auf Kaiser Wilhelm und den sarsten Bismarck. Der „siegreiche König“ und der „eiserne Kanzler“, ie haben vereint erreicht was jahrelang das Ideal jedes deutschen Mannes gewesen war. Viele baben seine Verwirklichung nicht erlebt, aber diejenigen, welche sich um das Niederwald⸗Denkmal schaaren, sie werden für die Stunden der Weihe den Streit der Parteien vergessen und den Männern zujubeln, welche sich heut bei Rüdesheim ver⸗ sammelt haben. . .. .

Die „Magdeburger Zeitung“:

. .. Der Gedanke, Deutschlands Kampf. Sieg und Wiedergeburt in einem mächtigen, weithin leuchtenden Werke der monumentalen Kunst zu verherrlichen, ist zur That geworden. . wird von dem hochaufragenden Standbilde der am Rhein Wacht haltenden

Germania die Hülle fallen; der Kaiser, umgeben von fast sämmt— lichen Fürsten des Reiches, umgeben von den Heerführern, deren Namen für alle i untrennbar mit den großen Siegesthaten unseres Volkes verknüpft sind, umgeben endlich von den Vertretern des deutschen Parlaments, er, der greise Hüter und Mehrer des Reiches, wird heute das nun vollendete Nationaldenkmal weihen, welches das deutsche Volk zur Erinnerung an den größesten Moment seiner Geschichte errichtet hat, da ihm auf den Schlachtfeldern Frankreichs statt Zwietracht Eintracht ward und der Traum von Jahrhunderten in nie geabnter Herrlichkeit sich erfüllte.

Und das ist billig das Erste, dessen wir heute mit dankerfülltem Herzen gedenken, daß es unserem Herrn und Kaiser vergönnt ist, auch diesen Ehrentag seines Volkes noch zu erlehen. Lag doch, gleich als der erste Gedanke an dieses nationale Denkmal auftauchte, zunächst Allen der eine Wunsch am Herzen, in diesem Monument zugleich Den zu ehren, der sein Volk von Sieg zu Sieg geführt, der das Reich in Macht und Herrlichkeit wieder aufgerichtet und dasselbe zum starken Hort des Friedens gemacht hat. Und das ist es, was nicht zuletzt das Fest auf dem Niederwalde zu einem hohen Festtage macht, der mit freudigem Danke gefeiert werden wird, so weit die deutsche Zunge klingt, daß es dem greisen Herrscher beschieden ist, das Siegeszeichen, 1 Grundstein er einst gelegt, nun anch in seiner Vollendung zu schauen. ...

Die „Elberfelder Zeitung“:

== Einig im Aufbau, uneinig im Ausbau des Deutschen Reiches“: dieses Schlagwort einer Berliner Correspondenz besitzt eine traurige Wahrheit. Aber an diesem Tage soll desselben nicht weiter gedacht werden als in einem Sinn. In demjenigen des Vergessens aller trennenden, der zugleich stäblenden und versöhnenden Erinnerung aller gemeinsamen Gesinnungen und Gesichtspunkte. Ueber den Wirbelwind der Parteien herrscht in dem deutschen Volksleben die stets stärker werdende Einigkeit des Entschlusses zu gemeinsamer Ver— theidigung wie zu innerer legislativer Festigung der errungenen natio⸗ nalen Güter. Davon wird dieses Fest der Ausdruck sein.

Es wird mehr sein. Seinen Theilnehmern wird es eine Erinne⸗ rung ohne Gleichen bieten. Der erste Deutsche Kaiser, an der Grenze des menschlichen Lebens angelangt, umgeben von seinen Erben in zwei Generationen, von den deutschen Fürsten, Feldherrn und Staats- männern, das künstlerisch erhabene Denkmal eines glorreichen National⸗ krieges einweihend. Seit den zu Mainz und Ingelheim abgehaltenen westeuropäischen Ritterfesten Kaiser Friedrichs J. haben diese Gaue einen ähnlichen Glanz nicht mehr gesehen. Aber hier läßt der Ver⸗ gleich aus. Der Rhein sah den ersten Friedrich im Abendrothe eines sinkenden, er sieht den ersten Wilhelm im Morgenglanze eines auf— steigenden nationalen Kaiserreiches.

Das „Meißener Tageblatt“:

. .. . Kein deutscher Stamm fehlt bei jener großartigen Fest⸗ lichkeit auf dem Niederwald. . . . . Aus Nord und Süd sind die Festgäste gekommen und das Königreich Sachsen hat deren gleichfalls in großer Anzahl entsandt, wie denn auch König Albert und Prinz Georg an der Feier theilnehmen. Mit vollem Recht, denn das Denkmal der siegreichen Erhebung der deutschen Nation und Wieder—⸗ aufrichtung des Deutschen Reichs 1870/71, es ist zugleich ein Wahr⸗ zeichen des alten Waffenruhmes und der oft schon bewährten Treue des Sachsenvolkes und seines Königshauses Wettin in sturmvoller Zeit. Darum ist es auch geziert worden mit dem Sachsenschild und Rautenkranz, nicht minder mit dem Bildniß des heutigen Sachsen⸗— M1 Diese den Sachsen und ihren erlauchten Führern zu Theil gewordenen Auszeichnungen wurden aber auch anno 1870571 insgesammt wohl verdient.

Schulter an Schulter mit der preußischen Garde haben die Sachsen damals entscheidende Siege erfochten, geführt von den kriegs— kundigen Söhnen des Hochseligen Königs Johann und der damalige Sachsen⸗Herzog und Kronprinz Albert hat mehrfach sein schneidig Schwert in die Schale der Völkergeschicke geworfen. . . . . . . Die Sachsen und ihre Prinzen hatten hervorragenden Antheil an den welterschütternden Ereignissen und glorreichen Siegen jenes ruhm⸗ vollen Feldzugs und darum wurde ihnen am Nationaldenkmal auch ein Ehrenplatz eingeräumt.

Wie aber das Sachsenheer 1870 71 jene Erfolge erringen half, zu deren ewigem Gedächtniß das Niederwald⸗Denkmal aufgerichtet worden ist, so war es auch sächsische Kunst und sächsischer Gewerb— fleiß in erster Linie, welche jenes herrliche Werk vollenden halfen. Ein sächsischer Bildhauer, Professor Johannes Schilling, gebürtig aus Mittweida, ist der geniale Schöpfer des deutschen Nationaldenkmals, dessen einzelne gewaltige Figuren in dem eigens hierzu erbauten Ate⸗— lier des in Dresden wohnhaften Künstlers auf der Eliasstraße im Modell vollendet wurden und in einer sächsischen Erzgießerei, der⸗ jenigen von Bierling in Dresden, wurde ein großer Theil jener Denkmalsfiguren gegossen. So ist das deutsche Nationaldenkmal zu⸗ gleich ein Monument sächsischen Waffenruhms und sächsischen Kunst⸗ und Gewerbfleißes, eine Thatsache, welche wohl verdient, durch die heimische Tagespresse hervorgehoben zu werden. .

. . . . Sei und bleibe es ein Wahrzeichen deutscher Einigkeit und Tapferkeit, wie ein ernster Mahner, die damaligen Errungenschaften als ein theures unantastbares Vermächtniß den Nachkommen zu über⸗ liefern. In Sachsen wird die Erinnerung an jenen siegesgewaltigen Abschnitt deutscher Geschichte hochgehalten vom Volke, wie seinem Fürstenhause, und darum klinge auch aus der Mitte der gut Kaiser⸗ lich deutsch und gut Königlich sächsisch gesinnten Bevölkerung des von König Albert regierten Landes ein Festgruß und Glückwunsch hinunter an die Ufer des Rheinstroms, hinein in die Festfreude der deutschen Landsleute auf dem Niederwald, und der laute: Gott schütze und schirme das junge Deutsche Reich, seinen Kaiser und seine Fürsten, ö. r deutsche Heer, das wackere deutsche Volk, das ganze theure

aterland!

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 51. Inhalt: , n vom 21. September 1383. Vertrieb der Patentschriften ur

die Postanstalten.

Nr. 52. Inhalt: Verfügungen: vom 19. September 1883. Packetverkehr mit Schweden. vom 17. September 1883. Bei: tritt von Bulgarien zu dem Pariser Uebereinkommen vom 1. Juni 1878, betreffend den Austausch von Briefen mit Werthangaben. vom 20. September 1883. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Schwarzen berg = Johanngeorgenstadt.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 17. Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Die Beziehungen der preußischen Post zu den Eisenbahnen bis zum Erlasse des Eisenbahngesetzes vom 3. No⸗ vember 1838. Die Packetpost in England. Mittheilung einiger interessanter Fälle von Telegraphen ˖ Apparatbeschädigungen durch atmosphärische Elektrizität. Kleine Mittheilungen: Die Betheili⸗ gung Deutschlands an der Erforschung Afrikaz. Ueber die ver— schiedenen Verkehrswege zwischen dem Innern von Persien und dem Meere. Die Ventilation der unterirdischen Stadteisenbahnen in London. Kraftübertragungsversuche der „Compagnie electriques. Ueber den Postdienst in Alexandrien während des Bombardements. Zeitschriften ˖ Ueberschau.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 39. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Das National denkmal auf dem Niederwald. Ausgrabung auf dem Georgenberg bei Goslar. Die klinischen Neubauten der Universität Bonn. Schluß.) Die XII. Abgeordnetenversammlung des Verbandes

eutscher Architekten- und Ingenieur⸗Vereine. Ausführung und Kosten öffentlicher Gebäude in den Vereinigten Staaten von Nord— amerika. Vermischtes; Verleihung der Medaillen für Verdienste um das Bauwesen. Vorlesungen auf dem Gebiete des Eisenbahn⸗ wesens. Dammrutschung auf der Märkisch Posener Bahn. Auszeichnungen bei der Vollendung des Wiener Rathhauses.

Etatiftische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 16. September bis inkl. 22. Sertember er. zur Anmeldung gekommen: 217 Ebeschließungen, 877 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene, 635 Sterbefãlle.

Die Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammern in Württemberg für das Jahr 1882, systematisch zusammengestellt und veröffentlicht von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und r theilen als das Ergebniß einer von der Königlichen Central⸗ telle erhobenen Statistik der gewerblichen Vorschuß⸗ und Kreditvereine in Württemberg Folgendes mit:

Die Zahl der Vereine mit Solidarhaft betrug am letzten De zember 1882 110. (Vorjahr 111. Volksbank Stuttgart im Konkurs.)

Beim Abschluß der Tabellen am 19. Mai 1883 standen die Fragebogen von den 11 Vereinen in Haiterbach, Ilshofen, Metzingen, Münsingen, Nürtingen, Schnaitheim, Trossingen, Waiblingen, Weil⸗ derstadt, Wiernsheim, Winnenden noch aus.

. Die 99 Vereine, von welchen Mittheilungen zugegangen sind, zäblen jusammen 38211 Mitglieder (im Vorjahr wurden bei 106 Vereinen 39 118 Mitglieder gezählt). Auf einen Verein kommen somit im Durchschnitt 386 (Vorjahr 391) Mitglieder. Auf 1900 Einwohner entfallen in den Thüring. Herzog⸗ und Fürsten⸗ thümern. w JJ ; e / . 2 5565 im Großherzogthum Hessen und den

6 Mitgl. eines Vorschußver.

Hansestädten . 13 J W io . J = JJ . e . 5 kJ ö

im ganzen Deutschen Reich .. . 11 z . Die von 97 Vereinen zusammen gewährten Vorschuͤsse auf festes Ziel betrugen 26 294 147 60 (Vorjahr bei 99 Vereinen 22 883036 ,, oder durchschnittlich pro Verein 271 074 S (Vorjahr 231 141 (). Die von 89 Vereinen gewährten Kredite im Kontokorrentverkehr beliefen sich auf 80 954 928 M in der Ausgabe und 81 577 959 in der Einnahme. .

Von 98 Vereinen wurden Anlehen aufgenommen 27017 722 C (Vorjahr bei 98 Vereinen 30077 860 ) oder durchschnittlich pro Verein 275 690 (Vorjahr 306 906 „).

Die eigenen Fonds betrugen bei 99 Vereinen zusammen 15 338915 6 (Vorjahr bei 1090 Vereinen 16265 560 M) oder durch⸗ schnittlich pro Verein 154 938 S (Vorjahr 162 655 M6). Hiervon fallen 13 309 653 „S auf Geschäftsantheile (Guthaben) der Mit— glieder und 2629 262 MS auf den Reservefonds. Somit betrug im Jahre 1882 der Reservefonds dieser Vereine im Ganzen 13,2 ihres Stammvermögens (1881 waren es 12,1, 1880 13,6, 1879 12,2, 1878 10,9, 1876 8, 8 0 /).

An Verwaltungskosten und Gehalten wurden von 96 Vereinen 404979 „S oder durchschnittlich pro Verein 4218 S. (Vorjahr 4205 69 ) ausgegeben.

Der Reingewinn pro 1882 ergab für 97 Bereine zusammen S96 142 M (Vorjahr für 1060 Vereine 898 985 Mυνς), somit pro Ver— ein 9238 S (Vorjahr 8989 „). Der höchste Reingewinn eines Vereines ist 70 235 ½, der niederste 572 M

Zu Bildungs« und bumanitären Zwecken hat ein Verein und zwar für Lehrlingsprüfungen 50 (e, ein anderer 500 für die Hagelbeschädigten verwilligt.

Verluste sind bei 16 Vereinen angegeben zu 66 449 A zusammen. Dazu kommt aber die am 16. März 1882 erfolgte Konkurserklärung der Volksbank Stuttgart, E. G., welcher bald darauf als Folge des dadurch geschürten Mißtrauens in das Genossenschaftswesen Über—⸗ baupt der Eintritt der Handwerkerbank Stuttgart in freiwillige Liquidation nachfolgte.

Einer der Vereine die Gewerbebank Böblingen hat sich am 1. Januar 1883 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Von den 605 Mitgliedern sind derselben 226 als Aktionäre, 336 als stille Ge⸗ sellschafter beigetreten. Die übrigen, welche ganz ausschieden, er . nach Vereinbarung 15 S pro Kopf vom Reservefonds aus— ezahlt.

Was das Verhältniß betrifft, in welchem die verschiedenen Be⸗— völkerungsklassen in den Vorschußvereinen ihre Vertretung finden, so umfassen 71 der Vereine, von welchen hierüber Mittheilungen gemacht wurden:

J. Selbständige Landwirthe, Gärtner, Förster, Fischer

6 877 = 26,0 oo II. Gehülfen und Arbeiter bei der Land⸗ und

Forstwirthschaft, Gärtnerei und Fischfang . 313 1,2 0 III. Febrltantimn! Bergwerksbesitzer, Bauunter⸗ nehmer. . 1007 3,8 0 o

1p. Selbständige Handwerker?? 16 692 2 363 9 V. Fabrikarbeiter, Bergarbeiter, Handwerksgesellen 1 035 3,9 0o

JI. Selbständige Kaufleute und Händler.. 1 802 6, 8 0so VII. Handlungskommis und sonstige kaufmännische D 159 0,6 0so VIII. Fuhrherrn, Gast« und Schankwirthe 2208 8, 40so IX. Briefträger, untere Eisenbahn , Telegraphen und Postbeamte, Eisenbahnarbeiter 361 1,4 0o

197 2 6070 1428 5,40

958 3,6 00 26 432 100,00 Unter diesen 26 432 Vereinsmitgliedern befanden sich 1335 Frauen

5,0 ! der Gesammtzahl.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

In Dresden feiert heute Ludwig Richter seinen achtzig⸗ sten Geburtstag. Die schöne seltene Feier wird in den weitesten Kreisen den freudigsten Widerhall finden: haben doch nur wenige unter den lebenden Künstlern einen so tiefgreifenden, veredelnden Einfluß auf das Gemüthsleben des deutschen Volkes ausgeübt wie dieser große Plrĩitt mit dem Griffel, der Begründer des neueren deutschen Holzschnitts, in dessen heiterfrommen, gemüthreichen Schöpfungen, wie in denen kaum eines anderen Meisters, deutsches 6 in Natur und Familie einen verklärten poetischen Aus— druck fand.

Die Schulze'sche Hof⸗Buchhandlung in Oldenburg veröffent⸗ licht einen Festgruß zur Einweihung des Nationaldenk— mals auf dem Niederwald e“, von A. Schwartz, betitelt: Germanig, die Wacht am Rhein.“ Die kleine , . Festgabe, der eine Abbil⸗ dung des Denkmals in Holzschnitt ie en ist, bildet einen Einzel⸗ abdruck aus dem in obengenannter Buchhandlung erschienenen, Volks⸗ boten“ für 1884.

Von dem bereits in der Nr. 166 d. Bl. vom 18. Juli d. J. besrrochenen Kommentar, welchen der Landrichter Dr. Paul Jäckel zu, dem Gesetz, betreffend die Zwangsvoll; streckung in das unbewegliche Vermögen vom 13. Jul d. J, nebst dem zugehörigen Kostengesetz ꝛE., herausgiebt, liegt jetzt die zweite Lieferung vor (Verlag von Franz Vahlen, Berlin). Die: selbe enthält die Paragraphen 14— 10 des Gesetzes vom 13. Juli d. J, welche in den Anmerkungen unter umfassender Berücksichtigung des zur Erläuterung des Gesetzes dienenden Materials, insbesondere der deutschen Justizgesetze, eingehend erörtert worden sind. Die n ,. des Werkes wird voraussichtlich in einigen Wochen erscheinen.

Von dem deutschen Wörterbuch der Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm Cfortgesetzt von Dr. Moriz Heyne, Dr.

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XI. Aerzte, Apotheker, Lehrer, Künstler, Schrift⸗

steller, Kirchen⸗, Staats⸗ und Gemeindebeamte

XII. Rentiers, Pensionäre und andere Personen ohne Berufsübung . F

Rudolf Hildebrand, Dr. Matthias Lexer und Dr. Karl Weigand, Verlag ron S. 6 in Leipzig) ist soeben die 4 Lieferung des VII. Bandes ausgegeben worden. Dieselbe enthält die Artikel neigen“ bis „niederkrümmen“ und ist von Dr. Matthias Lexer bearbeitet. Die bedeutsamsten und umfangreichsten Abschnitte dieses Hefts haben zum Gegenstande die Worte Neigung, nein (zusammen⸗ geiogen aus ni ein, ne ein: nicht eins, garnicht; wie im Lateinischen non aus ne oenum, noenum), nennen, Nest, Netz neu (mit unzäbligen Zusammensetzungen), nicht lein 21 Spalten langer Artikel mit sorgfältiger Einleitung über Herkunft und Formen), nichts (9 Spalten umfassend, mit vielen, aller Orts mit erstaunlichem Fleiß gesammelten Citaten), eine ganze Reihe von Kompositen mit jenem Wort, Nickel, nie, nieder und damit zusammengesetzte oder ver⸗ wandte Bildungen. Interessant ist die Erklärung des Metallnamens Nickel“. Lexer sagt in dem betreffenden Abschnitt: Das Metall wurde im Jahre 1751 ron dem schwedischen Mineralo⸗ gen von Cronstedt entdeckt, der ihm im Jahre 1754 auch den aus Kupfernickel! gekürzten Namen Nickel“ gab, weil der Kupfernickel den größten Nickelgebalt zeigte. Der Kupfernickel aber hat wohl ähnlich wie der Kobalt bei den Bergleuten seinen Namen erhalten von dem neckenden Dämon, weil sie aus dem Metalle, das sie auf Kupfer zu verarbeiten suchten, kein Kupfer gewinnen konnten. Wie die Verlagsbuchhandlung üder den Fortgang des i. nationalen Wörterbuchs mittheilt, sind des IV. Bandes J. Abtheilung II. Hälfte 6. Lieferung (6), des VI. Bandes 12. Lieferung (UU) und des VII. Bandes 5. Lieferung (7) bereits unter der Presse.

Im Verlage von Otto Hendel in Halle a. S. erschien soeben: zDie Weisheit der Tragiker «, Realkonkordanz der Sprüche und Lehren in den Tragödien des Aeschylos, Sophokles, Euripides, griechisch⸗deutsch herausgegeben von Carl Silvio Köhler (200 S. gr. 8c, Preis 5 M). Der Verfasser hat aus den griechischen Tra—⸗ gödien mit großer Sorgfalt Tausende von Sprüchen zusammengestellt, in denen sich das Bewußtsein der Griechen in Bezug auf Natur, Religion, Moral, Familie, Staat. Verkehr, Recht, Sitte und Gesetz reflektirt, und die vermöge ihres sittlichen Gehalts zum allergrößten Theil auch noch heute als Wahrheiten gelten. Die Sprüche sind sowohl in der Ursprache wie in gelungener metrischer Uebersetzung wieder gegeben, wobei der Verfasser die besten Quellen zu Rathe gezogen hat. Wesentliche Vorzüge der Sammlung sind die Mittheilungen über den Inhalt der einzelnen Tragödien, die die daraus entnommenen Sprüche verständlich machen, und der ausführliche Real-Inder, welcher das Auf⸗ finden der einzelnen Sprüche, die im Text im Zusammenhange der Tragödie einander folgen, ihrem Inhalt nach ermöglicht.

Gewerbe und Handel.

In der gestrigen Sitzung des Verwaltungsraths der Deut schen Bank wurde der Bericht über die Geschäftsthätigkeit im ersten Semester vorgelegt. Das dividendenberechtigte Kapital betrug 0 0000000 6B gegen durchschnittlich 52 500 000 M im Vorjahre, ab⸗ gesehen von den Reserven, bei welchen sich namentlich die ordentliche Reserve durch Zuführung des bei der Begebung der neuen Aktien er⸗ zielten Agios beträchtlich erhöht hat. Der Umfang der Geschäfte hat gegen das Vorjahr nicht abgenommen, die Einnahme an Provisionen ist etwas gestiegen.

Breslau, 27. Seytember. (W. T. B.) In der heutigen General versammlung der Rechte⸗Oder⸗Ufer-Eisenbahn wurde der Vertrag, betreffend die Uebernahme des Gesellschaftsunternehmens durch den Staat, mit 120 gegen 66 Stimmen angenommen.

Dortmund, 24. September. (Rhein. Westf. Ztg.) Die Lage des Eisenmarktes hat sich in der verflossenen Woche wenig ver— ändert, da der Verkehr noch immer ein ruhiger ist. Es ist indessen hervorzuheben, daß die Preise nicht weiter abwärts gegangen sind, vielmehr ihren Stand fest behauptet haben. Im Roheisengeschäft dauert zwar die Zurückhaltung der Käufer im Allgemeinen noch an, doch sind auch bereits Abschlüsse pro IV. Quartal perfekt geworden und zwar zu den bisherigen Sätzen und man nimmt umsomehr an, daß dieselben auch fernerhin behauptet werden, da Vor—

räthe von Belang nicht vorhanden und die Kohlenvreise fest und anziehend sind. Was das Geschäft in Walz⸗ fabrikaten betrifft, so laufen in Stabeisen die Aufträge

etwas regelmäßiger ein, so daß der Bedarf der Produktion so ziemlich entspricht und die Preise fester behauptet werden. Auch in Baueisen haben sich die Notirungen wieder befestigt, da noch recht umfangreiche Ordres zu erledigen sind und auch fortdauernd neue Aufträge einlaufen, wenngleich in etwas langsamerem Tempo, da die Bausaison bald beendigt ist. Für Stahldraht ist etwas mehr Mei⸗ nung zu konstatiren, doch sind die einlaufenden Aufträge noch nicht ausreichend, um allen betreffenden Werken genügende Beschäftigung zu, bieten, auch bleiben die Preise in Folge dessen gedrückt. In Eisendraht ist es andauernd still. Die Stahlwerke sind im Allgemeinen befriedigend beschäftigt und scheint sich ins— besondere der Verkehr in Hberbaumaterialien für Eisenbahnen wieder beleben zu wollen, da in den letzten Wochen ziemlich umfangreiche Bestellungen aus dem In- und Auslande eingelaufen sind und weitere bevorstehen. Die Maschinenfabriken, Lokomotiv⸗ und Waggonfabriken, wie auch die Gießereien und Ronstruktions— Werkstätten sind befriedigend mit Aufträgen versehen, auch laufen neue Ordres ziemlich regelmäßig ein. In der Kohlenindustrie berrscht eine lebbafte Thätigkeit in Förderung und Absatz bei fester Preistendenz. Im Kokegeschäft hat sich auch wieder ein regelmäßiger . angebahnt und die Vorräthe sind daher in rascher Abnahme egriffen.

Nürnberg, 25. September. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held) Der Hopfenmarkt verlief heute in fester Stim mung. Die Zufuhr war sehr gering; es konnten in Folge dessen die Läger vollständig geräumt werden. Aus der Hallertau und dem Elsaß sowohl wie auch aus Württemberg und Baden sind die Zu— fuhren schon seit 14 Tagen äußerst belanglos, weshalb sich das Haupt⸗ augenmerk der Käufer fortgesetzt auf die allerdings in Qualitat und Farbe sehr gut ausfallenden Hopfen der hiesigen näheren und weiteren Umgegend richten muß. Die gezahlten Preise sind: Württemberger prima 165 —175 M, mittel 145 155 MÆ, Hallertauer prima 165 175 „, mittel 145 155 M, Elsässer prima 135 140 1, mittel 125 bis 130 M, Badischer prima 150 160 S ), mittel 130— 140 6, Polen prima 165 „6, Markt und Gebirgshopfen 145 160 46.

Leipzig, 27. Sept. (Leipz. Ztg.) Auf den Verlauf der Messe in Damenkleiderstoffen waren deshalb keine großen Hoffnungen zu setzen, als durch die fortwährende Erweiterung des Reisegeschäftes die Kunden zum größten Theile schon mit Waaren versehen waren. Der thatsächliche Verlauf der Messe bestätigt zwar die bescheidenen Erwartungen, immerhin aber war doch die Nachfrage nach guten Neuheiten, speziell Streifen, Brochés und Carreaux in geschmackvollen Farbenzusammenstellungen ziemlich lebhaft und zwar standen vorwiegend Meeraner, Glauchauer und Elsasser Fabrikate sowohl in Wolle als Halbwolle in Gunst. Nach rein wollenen Flanellen (Reichenbacher und ähnliches Fabrikat) zeigte sich regster Begehr, doch konnte demselben nicht genugt werden, da vorräthige Waare nicht vorhanden und die Fabriken auf Monate hinaus mit Ordres genügend versehen sind. Geraer und Greizer Artikel sind nach wie vor beliebt; en vogne sind vorwiegend kleine Fagonetseffekten. Das eigentliche Meßgeschäft concentrirte sich auf die vier ersten Tage der Engroswoche. Die Aussichten für die Frühjahrssaison sind nicht ungünstig, da infolge, der guten Witte— rungsverhältnisse die Sommerläger fast vollständig geräumt worden sind. Porzellanwaaren. Das Geschäft in dieser Branche war nur ein mittelgutes zu nennen. Dasselbe beschränkte sich, was Deutschland betrifft, mehr auf billige Waare, während sich größere Nachfrage für feinere, theurere Genres, namentlich in Luxusgegen⸗ ständen im Exportverkehre nach Amerika, England, Rußland ꝛc. geltend machte. In Glaswaaren war das Geschäft gleichfalls nicht von großem Belang. Der Export fehlte fast gänzlich, wie dies über haupt regelmäßig zur Michaelismesse der Fall zu sein pflegt. Feinere Genres, namentlich in altdeutschem Styl einigermaßen gesucht.

Auch was das Geschäft in Majolika (Imitationen im Florentiner