1883 / 232 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Oct 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Rinisterium der geistlichen, Unterricht s⸗ und Medizinal⸗Angelegen heiten.

Dem Landschaftsmaler und Lehrer an der Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste, Eugen Bracht hierselbst ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Der Direktor des Gymnasiums zu Graudenz, Dr. Kretsch⸗ mann, ist in gleicher Eigenschast an das Gymnasium zu Danzig, und

der Direktor des Gymnasiums zu Oppeln, Dr. Wentzel, in gleicher Eigenschaft an das Gymnasium zu Sagan versetzt worden.

Dem Gymnasial⸗Direktor Dr. Brüll ist die Direktion des Gymnasiums zu Oppeln übertragen worden. 3

Der ordentliche Lehrer Dr. Berndt am Gymnasium zu Herford ist zum Oberlehrer befördert worden.

Bei dem Gymnasium zu Krotoschin sind zu Oberlehrern befördert worden: der ordentliche Lehrer Ernst von derselben Anstalt und der ordentliche Lehrer Döpke vom Marien— Gymnasium zu Posen. ;

Der ordentliche Lehrer Dr. Kopietz vom Gymnasium in

atschkau ist als Oberlehrer an das Progymnasium in rankenstein berufen worden.

Bei dem Gymnasium zu Schleswig ist der ordentliche Lehrer Dr. Fiedler zum Oberlehrer befördert worden.

Die Oberlehrer Dr. Rangen vom Progymnasium zu Tremessen, Dr. Schlüter vom Marien Gymnastum zu Posen und Henrychowski vom Gymnasium zu Schrimm sind in gleicher Eigenschaft an das Gymnasium zu Ostrowo versetzt und der ordentliche Lehrer an letzterer Anstalt, Diebitsch, zum Oberlehrer befördert worden.

Der Rektor des Real-Progymnasiums zu Guhrau, Dr. Rhode, ist als Oberlehrer an das Realghmnasium zu Reichenbach i. Schles. berufen worden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Mit der Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Hün—⸗ feld über Geisa nach Hilders ist die Königliche Eisen— bahn-Direktion in Frankfurt a. M. beauftragt worden.

Abgereist: der Unter-Staatssekretär im Ministerium für Landmirthschaft, Domänen und Foisten, Marcard, nach Mainz.

Per sonalveränderungen.

Königlich Preußische Armer.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Homburg vor der Höhe, 73. Sep- tember. Hassel, Oberst und Abtheil. Chef im Großen General— stabe, zum Commandeur des Füs. Regts. Nr. 36 ernannt. v. Hol—⸗ Leben, Oberst und Chef des Generalstabes des IV. Armee Corps, als Abtheil. Chef in den Großen Generalstab versetzt. Blume, Oberst und Commandeur des Fuͤs. Regts. Nr. 36, unter Versetz, in den Generalstab der Armee, zum Chef des Generalstabes des JV. Armee⸗ Corps ernannt, Perthes, Major vom Generalstabe des J. Armee— Corps, zum Großen Generalstabe, Baron y. Vietinghoff, gen.

cheel, Major vom Generalstabe der 2. Dirision, zum Generalstabe des I. Armee ⸗Corps, Sommer, Mejor zom Großen. Generalstabe, zum Generalstabe der 2. Dipvision, v. Wiedner, Sec. Lt. vom Kür. Regt. Nr. 1, in das Lus. Regt. Ur. 7 versetzt. 27. Septem ber. v. Kamptz, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 59, v. Syẽdow, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 14, vom 1. Oktober er, ab auf 6 Monate zur Dienstleist. als Erzieher resp. bei der Haupt⸗Kadettenanstalt und bei dem Kadettenhaufe zu Oranienstein kommandirt. Körner, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts. Nr. 18, kommandirt als Erzieher bei der Haupt ⸗Kadetten anstalt, unter Belass. bei ders., in das Kadettencorps einrang. von Wieters heim, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 48, unt. Stell. à la Suite des Regts,, vom 1. Oktober er, ab als Erzieher zur Haupt ⸗Kadetten— anstalt kommandirt v. Scheffer, Pr. Lt. von der Haupt-⸗Ka— dettenanstalt, in das Inf. Regt. Nr. 48 versetzt. v. Neidhardt, Königl. württemb. Hauptm. à Ja suite des Generalstabes, von seinem Kommando zur Dienstleist. bei dem Großen Generalstabe entbunden. Münzen maier, Königl. württemb. Pr. Lt. vom ö Regt. Nr. 29, zur Dienstleist. bei dem Großen Generalstabe kommandirt.

XIII. (öniglich Württembergisches) Armee⸗Corys.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 14. September. v. Keiser, Königl. preuß. Hauptm. 6 la suite der 3. Ingen. Insp., von seinem Kom— mando als Comp. Chef im PioWn. Bat. Nr. I3 entbunden. Mathieu, Königl., preuß. Hauptm. à la suite der 3. Ing. Insp., kommandirt nach Württemberg, die Stelle eines Comp. Chefs beim Pion. Bat. Nr. 13 übertragen. 24. September. v. Bilfinger, Major im Generalstabe ber 27. Div. zum Generalstabe des XIII. Armee Corps, Schnürlzn, Hauptm. im Inf. Regt. Nr. 124 und Adjut. beim Generalkommando XIII. Armee-Corps, unter Ueberweis. zum Generalstabe der 27. Div. in den Generalstab, versetzt. 9. Rein“ hardt, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 125, als Adjut. zum General—⸗ kommando des XIII. Armee - Corps kommandirt.

Aichtamtliches. Deutsches Reich

Preußen. Berlin, 3. Otlober. Se. Majestät der Kaiser und König haben, wie „W. T. B.“ aus Baden— Baden meldet, vorgestern des ungünstigen Wetters wegen das Meßmersche Haus nicht verlassen? und Vormittags und Nach— mittags die Vorträge des Gesandten, Wirklichen Geheimen Legations⸗ Raths von Bülow entgegengenommen.

Vormittags machten Ihre Kaäife rlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschasten Ihren Abschieds— besuch bei den Kaiserlichen Majesläͤten und reisten sodann nach 12 Uhr, von allen Mitgliedern der Großherzoglichen Familie zum Bahnhof geleitet, mit dem Schnellzuge nach der Schweiz und zwar zunächst nach Bern ab.

. Gestern arbeiteten Se. Majestät der Kaiser mit dem Civil⸗Kabinet.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind gestern Vormittag von Bern nach Martigny abgereist.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm, Major 3 la snite des 1. Garde⸗-Regiments z. 6. u! vom 20. d. M. ab bei diesem Regiment zur Dienstleistung ein.

Se. Majestät der Kaiser und König haben, wie die „Post“ nitz eilt nach Beendigung der großen Herbst⸗ übungen des XI. Armee⸗Corps an den kommandirenden General Freiyerrn von Schlotheim folgende Kabi netsordre erlassen:

„Ich habe die Truppentheile des XI. Armee⸗Corps sowohl bei der Parade wie bei den Manövern durchweg in einem Zustande ge⸗ funden, den Ich zu Meiner Freude einen vortrefflichen bei den meisten Infanterie⸗Regimentern sogar einen hervorragend guten nennen kann. Ich weiß, welcher Fleiß, welche Hingabe und welche Anstrengung dazu gehört, um ein solches Resultat zu erreichen, und ist es daher ein Mir aus warmem Herzen kommender Dank, den Ich zunächst Ihnen und sodann den sämmtlichen Generalen, Comman⸗ deuren und Offizieren hierdurch ausspreche. Ich ersuche Sie, in⸗ dem Ich Mir die spezielle Beurtheilung über die Feldmanöver noch vorbehalte, dies unter Bekanntmachung der in den Anlagen befind—⸗ lichen Gnadenbeweise und Beförderungen zur Kenntniß des Armee⸗ Corps zu bringen und auch den Mannschaften Meine Anerkennung ihrer Haltung und ihrer Leistungen zu erkennen zu geben.

Ihnen selbst, in dessen Hände Ich dies wichtige Kommando gelegt habe, spreche Ich gern aus, daß Sie Meinem Vertrauen voll und ganz entsprochen haben, und wünsche Ich, daß Sie einen Ausdruck Meiner besonderen Zufriedenheit auch darin erkennen mögen, daß Ich Ihnen hiermit das beifolgende Großkreuz des Rothen Adler⸗Drdens mit Eichenlaub verleihe. Ich scheide von dem XI. Armee⸗Corps mit der festen Zuversicht, daß dasselbe nicht allein seinen gegenwärtigen vortrefflichen Ausbildungszustand festhalten, sondern daß es auch in seinem bisherigen Streben nach weiterer Vollendung mit demselben Ernst und mit derselben Hingabe fortfahren wird; es darf keinen Stillstand für den Soldaten geben und unser Wahlspruch ist immer vorwärts“ gewesen.

Homburg v. d. H., den 26. September 1883.

Wilhelm.

An den General der Kavallerie Frhrn. von Schlotheim, kommandirenden General des XI. Armee⸗Corps.

Wilde Kaninchen sind, nach einem Urtheil des Reichs gericht s, III. Strafsenats, vom 11. Juni d. J., in den bis 1815 sächsischen, von da an preußischen Landestheilen, gleichwie in den übrigen altländischen Provinzen jagdbar, und das Einfangen von wilden Kaninchen in fremden Jagdrevieren ist aus 5. 292 Str. G.⸗B. zu bestrafen.

Der General der Kavallerie von Rauch, Chef der Land⸗Gensd'armerie, ist von Dienst- bezw. Urlaubsreisen, und der General-Lieutenant von Biehler, Chef des In— genieur-⸗Corps und der Pioniere und General-Inspecteur der Festungen, von den Herbstübungen des IV. und XI. Armee— Corps, hier wieder eingetroffen.

Der heutigen Nummer des „Reichs-Anzeigers“ liegt der am 15. d. M. in Kraft tretende Winterfahrplan des Bezirks der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Magde burg bei.

Kiel, 2. Oktober. (Kl. Ztg.) Die gedeckte Korvette „Prinz Adalbert“ und das Kanonenboot „Nautilus“ wurden heute in Kiel, die Glattdeckskorvette „Sophie“ in Wilhelmshaven in Dienst gestellt.

Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Portugal, welcher gestern Abend hier eintraf, besichtigte heute die Sehens— würdigkeiten Kiels. Nachmittags findet ein von Sr. König— lichen Hoheit befohlenes Diner von 16 Gedecken im Hotel Germania statt. Nachts begiebt sich der Kronprinz mit dem dänischen Postdampfer nach Korsör.

Bayern. München, 2. Ottober. (Allg. Ztg.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten theilte der Präsident Frhr. von Ow mit, daß vom Kriegs— Ministerium ein Gesetzentwurf, betreffend einen Kredit für außerordentliche Bedürfnisse des Heeres, ein gegangen sei. Derselbe fordert 1 Million Mark und zwar für Kasernenhauten. Die Kammer beschloß ferner, daß ber he— sondere Ausschuß zur Vorberathung des Hagelversicherungs— gesetzentwurfs aus 21 Mitgliedern bestehen soll. Die Wahl derselben findet durch die 7 Abtheilungen heute Nachmittag statt. Die nächste Plenarsitzung wird, laut Aeußerung des Präsidenten, keinesfalls vor Ende nächster Woche anberaumt werden können.

Aus einer Anmerkung zu dem Budget-Etat des Staattz— Ministeriums der Justiz ergiebt sich, daß im Laufe der nächsen Finanzperiode, mithin der Jahre 1884 und 1885, die Pü⸗ fung der Redaktoren-Entwürfe für das künftige allgemeine bürgerliche Gesetzbuch die volle Thaͤtigkeit zweier Re⸗ ferenten des genannten Staats-Ministeriums in Anspruch nehmen wird, und daß ferner diese Prüfung langwierige Kommissionsberathungen und die Berufung von Vertrauens— männern aus den verschiedenen einschlägigen Geschäftszweigen hierzu nöthig erscheinen läßt. Der erwähnten Kommission werden auch zwei Räthe des obersten Landgerichts ständig bei— gegeben werden.

Vtecklenburg⸗Schwerin. Ludwigs lust, 2. Oktober. Wie die „Meckl. Vandesnachr.“ melden, ist der Großherzog und die Großherzogin mit dem Erbgroßherzog und der . Alexandrine heute Mittag von Ludwigslust ab— gereist, um sich über Calais zu einem etwa dreiwöchigen Auf— ö. nach England, und zwar nach Bournemouth zu be— geben.

Anhalt. Dessau, 1. Oktober. (Mgdbg. Ztg.) Der Herzog ist heute Morgen Sit Uhr mit der Herzogin von hier nach Gehren bei Arnstadt abgereist. Der Aufenthalt dortselbst wird vorauesichtlich vier Tage dauern, worauf Ihre Hoheiten nach Krauchenwies und der Weinburg in der . zu einem einmonatlichen Aufenthalt weiterreisen werden.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 3. Oktober. (W. T. B.) Wie verlautet, hat der Reichstagsabgeordnete Antoine einen Antrag auf Freilassung gegen Kaution gestellt; eine Ent— scheidung über diesen Antrag ist noch nicht erfolgt.

Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 1. Oktober. Die „Wiener Abendpost“ schreibt über die schon telegraphisch gemeldete An— kunft Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen: Zum Empfange hatten sich auf dem Bahn— hofe eingefunden; der deutsche Botschafter Prinz Reuß mit den Mitgliedern der Botschaft, Statthalter Baron Poffinger,

Polizei⸗Präsident Ritter Krticzka von Jaden, der deutsche General⸗Küonsul Ritter von Mallmann und andere Würdenträger. Schon früher hatte auf dem geschmackvoll dekorirten Perron eine Ehren- Compagnie des Infanterie⸗ Regiments Wilhelm L., Deutscher Kaiser und König von Preußen Nr. 34, in Parade⸗Adju⸗ stirung und mit der Musikkapelle Ausstellung genommen. An der Spitze der Compagnie befand sich der Divisionär, Se. K. und K. Hoheit der Erzherzog Johann. Weiter waren anwesend SM. Kirchmayer und Fluͤgel⸗Adjutant Major Graf Orsini⸗ Rosenberg, die Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm zur Dienstleistung zugewiesen sind. Kurz nach 10 Uhr erschienen Se. Majestät der Kaiser, begleitet von zwei Adju⸗ tanten. Se. Majestät trugen die Uniform Allerhöchstihres preu⸗— ßischen Garde⸗Regiments mit dem Bande des Großkreuzes des Preußischen Schwarzen Adler⸗Ordens. Um 10 Uhr 34 Min. rollte der Zug in die Halle. Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen, in der Majorsuniform des Infanterie⸗-Regi—⸗ ments Nr. 34, mit dem Bande des Großkreuzes des St. Stephan-Ordens, entstieg rasch dem Salonwagen und wurde von Sr. Majestät dem Kaiser herzlichst begrüßt. Der Prinz besichtigte sodann unter den Klängen der preußischen Volks— hymne die aufgestellte Ehren⸗Compagnie, worauf die gegenseiti⸗ gen Vorstellungen erfolgten. Hierauf fuhr Se. Königliche Hoheit der Prinz an der Seite Sr. Majestät des Kaisers nach Schönbrunn, wo Höchstderselbe von Sr. K. und K. Hoheit dem Kronprinzen Erzherzog Rudolph begrüßt wurde. Das „Prag. Abdbl.“ knüpft an die Mittheilung des Kaiser⸗ lichen Handschreibens an den Minister für Kroatien, von Bedekovic, folgende Bemerkungen: Der Rücktritt des Ministers von Bedekovic scheint mit jenem des Grafen Pe— jacevic in kausalem Zusammenhange zu stehen. Auf die im Zuge befindliche Ausgleichsaktion dürfte das Ereigniß keinen nachtheiligen Einfluß üben, zumal Herr von Bedekovic an den juũngsten Berathungen der kroatischen Abgeordneten theilnahm und seinen Einfluß in vermittelndem Sinne geltend machte. Pe st, 2. Oktober. 9. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Minister-Präsident Tisza: er werde morgen mündlich über die kroatische Frage be— a. und einen Beschluß des Hauses in dieser Frage herbei⸗ hren.

Frankreich. Paris, 2. Oktober, Abends. (W. T. B.) Bis jetzt hat noch keiner der Minister seine Entlassung gegeben; der zwischen dem Kriegs-Minister Thibaudin und den übrigen Mitgliedern des Kabinets bestehende Zwiespalt ist aber notorisch; ebenso sollen noch zwei andere Minister ent— schlossen sein, aus Gesundheitsrücksichten ihre Demission zu geben. Wie es heißt, hätte der Minister-Präsident Ferry dem Präsi nenten Grévy ausführlichen Vortrag über die Lage gehalten und sei eine Lösung der Krise noch im Laufe dieser Woche zu erwarten. Das Journal „Paris“ sagt bei Besprechung der Einmischung Wilsons in die Regierungsgeschäfte: die Minister hätten die Initiative ergriffen, um dem Präsidenten Gréyy in aller Ehrerbietung eine Reihe von Schriftstücken vorzulegen, die geeignet seien, denselben über die Schwere des getriebenen Mißbrauchs außzuklären.

Nach einem am Spätabend cirkulirenden Gerücht wären die Schwierigkeiten im Kabinet vorläufig und bis zum Zu— sammentritt der Kammern, vor denen sich das Kabinet un— verändert präsenti en wolle, vertagt worden.

3. Oktoher, Vormittags. (W. T. B.) Der König von Spanien hat den hiesigen spanischen Botschafter, Herzog von Fernan-Nuñez, beauftragt, dem Direktor der An— stalt für öffentliche Unterstützung 10 0060 Fr. für die Armen von Paris zu übergeben.

Gutem Vernehmen nach wird sofort nach dem Wieder— zusammentritt der Kammern von Seiten der Deputirten der Rechten eine Interpellation eingebracht werden über die bekannten Zzwischenfälle vor und während der Anwesen— heit des Königs Alphons in Paris.

3. Oktober. (W. T. B.) Die „République frangaise“ und der „Voltaire“ bestätigen, daß die Ministerkrisis bis zu dem Zusammentritt der Kammern vertagt worden sei. Der „Voltaire“ glaubt, das Kabinet werde die von dem Kriegs-WMinister Thibaudin in Aussicht genommene Ernennung des Generals Millot zum General— stabs-Chef nicht gutheißen.

Spanien. Madrid, 2. Oktober. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta“ schreibt: Bei dem Bankett im Elysée sei König Alphons der Gegenstand ehrerbietigster Aufmerksamkeit gewesen. Nach dem Bankett habe der fran— zösische Minister der öffentlichen Arbeiten dem spanischen Minister Veja de Armijo erklärt: Frankreich wünsche lebhaft, die Spanien und Frankreich verbindenden Bande enger zu knüpfen und sei entschlossen zur Einsetzung einer inter— nationalen Kommission, welche das Projekt einer Eisenbahn von Spanien nach Frankreich über Canfranc erörtern solle.

Ueber die Reise des Königs nach Madrid und die Ankunft daselbst liegen folgende Meldungen des , wort

Madrid, 2. Oktober. Von der Grenze an hat die spanische Bevölkerung den König an allen Orten, die der Hof⸗ zug passirte, mit begeisterten , empfangen. Hier er⸗ warten den König auf dem Nordbahnhofe die Mitglieder der Königlichen Familie, die Minister, das diplomatische Corps, die Senatoren und Deputirten, die Civil- und Militärbehörden und ein großer Theil der hiesigen Bevölkerung. Das König— liche Schloß wird für Alle geöffnet sein, die den König be— grüßen wollen.

Madrid, 2. Oktober. Der Stadtpräfekt ließ mehrere Straßenanschläge entfernen, welche feindselige Aeußerungen gegen Frankreich enthielten. Der „Impartial“ bespricht die beabsichtigte Vornahme von öffentlichen Kundgebungen, welche nach der Rückkehr und Bewillkommnung des Königs vor mehreren Gesandtschasten stattfinden sollen, und hofft, die Bevölkerung von Madrid werde die Klugheit nicht ver— leugnen, die sie bisher bewiesen habe. Nach einer Mel—⸗ bung aus San Sebastign ist der König bei seiner An— kunft daselbst trotz strömenden Regens von der Bevölkerung mit enthusiastischen Owationen begrüßt worden.

Madrid, 2. Oktober, Abends. Der König ist heute Abend, hier eingetroffen und von der Bevblkerung mit enthusiastischen Kundgebungen empfangen worden. Vom Bahnhose aus fuhr der König ohne Eskorte nach dem Escuxial.

Madrid, 2. Oktober, Abends. Die Anzahl der Personen, welche den König am Bahnhof und in den an⸗ grenzenden Straßen begrüßten, wird auf beinahe 200 000. geschätzi. Ueberall war der Empfang des Königs ein begeisterter. Unter den Personen, welche am Bahnhofe

erschienen waren, befanden sich mehrere vornehme Franzosen. welche einen Trauerflor trugen. Die Königin war bereits vor dem König nach dem Escurial gefahren. Wie es heißt, werden sich zahlreiche Offiziere, Senatoren und Deyutirte nach dem Palast begeben, um dem König Versicherungen ihrer Treue auszusprechen.

Serbien. Belgrad, 2. Oktober. (W. T. B.) Der Vize⸗Präsident des Ei ge er nie. Christisc, ist mit der Neu⸗ bildung des Kabinets beauftragt worden. . ö

2. Oktober. (W. T. B. Wie die „Polit. Corr. von kompetenter Seite erfährt, ist aus Anlaß der lokalen Schwierigkeiten, die den Regierungen in Belgrad und Sofia einen rechtzeitigen Austausch der Ratifikationsur kunden über die in der conférence à quatre vereinbarten Eisen— bahnkonvention nicht ermöglichten, eine Vertagung der zum Austausch festgesetzten Frist bis zum 15. d. M. beantragt worden. Nach einer Meldung desselben Blattes aus Bel⸗ grad sind die Sitzungen der Skupschtina bis zur erfolgten Bildung eines neuen Kabinets sistirt worden.

3. Oftober. (W. T. B) Das neue Kabinet hat sich wie folgt konstituirt: Nikola Christic: Präsidium und Inne⸗ res, Milau Bogicevic: Aeußeres, Oberst Petrovie, bisher Mi⸗ nister der öffentlichen Arbeiten, jetzt Kriegs-Minister, Pantelic: Justiz und interimistisch Unterricht, Oberst Protic: öffentliche Arbeiten, Alexa Spasie: Finanzen und interimistisch Volks— wirthschaft. . .

3. Oktober. (W. T. B.) Der König hat ein Han d—⸗ schreiben an Pirotschanac erlassen, in welchem er dessen Rücktritt lebhaft bedauert. Er zollt der gesammten Thätigkeit des Ministeri ums vollstes Lob, berührt die auf allen Gebieten des Staatslebens vollzogenen rühmlichen Reformen und erklärt: er werde die patriotischen Dienste des Minister⸗Präsidenten nie⸗ mals vergessen. Hierauf spricht der König dem Gesammt⸗Kabinet seinen wärmsten Dank aus. Bezüglich der äußeren Politik sagt der König: dieselbe sei jederzeit von der ehrlichen und richtigen Absicht durchdrungen gewesen, Europa zu beweisen, daß Serbien ein Element des Friedens sei und in selbständiger Entwicklung die Civilisation fördern wolle.

Bulgarien. Sofia, 2. Oktober. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach wird die Verhandlung der Kammer über die Eisenbahnkonvention am Freitag beginnen und dabei die Frage, ob die Kammer hierfür kompetent sei, zur Erörte— rung gelangen.

Dänemark. Kopenhagen, 2. Oktober. (W. T. B.) Das dem Folkething vorgelegte Budget weist eine Ge— sammteinnahme von 531½ Millionen und eine Gesammt—⸗ ausgabe von 5153/5 Millionen Kronen auf. Die Zunahme des Staatsnermögens ist auf 3 Millionen, die Abnahme der Staatsschulden auf 2 Millionen veranschlagt.

3. Oktober. (W. T. B.) Der Kronprinz von Portugal ist heute Vormittag hier eingetroffen und am Bahnhose von dem Kronprinzen Friedrich empfangen worden, der denselben nach dem Hotel d'Angleterre begleitete und sodann wieder nach Fredensborg zurückkehrte.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 2. Oktober. (W. T. B.) Der General-Direktor der Zölle, Caillard, ist durch Dekret des Khedive an Stelle Jacub Veys zum Vize-Präsidenten der Internationalen Ent— schädigungskommission ernannt worden, wird aber den Posten als General-Direktor der Zölle beibehalten.

Seitungsstimmen.

Dem „Schwäbischen Merkur“ berichtet: .

. . . In Beziehung auf Sekundärbahnen in der Versorgung ent⸗ legenerer und minder verkehrsreicher Gegenden mit Lokalbahnen hat sich die Eisenbahnverstaatlichung besonders segensreich erwiesen. Nach⸗— dem in Jahrzehnten in dieser Beziehung sehr wenig geschehen, hat sich in den paar letzten Jahren ein reger Eifer im Bau von Sekundärbabnen gezeigt und es hat sich damit in immer wachsendem Umfang die Schienen ver bindung mit allen ihren wohlthätigen Folgen sür die Erleichterung des Verkehrs und den Aufschwung der wirthschaftlichen Verhaͤltnisse über Gegenden erstreckt, die es längst aufs Schmerzlichste empfanden, von den modernen Verkehrswegen ausgeschlossen zu sein. Die betheiligten Landschaften hätten ohne die Eisenhahnverstaatlichung noch lange auf die Erfüllung ihrer Wünsche warten können. Die Privatindustrie wäre ihnen sckwerlich zu Hülfe gekommen, da sie ihre Rechnung dabei nicht gefunden hätte, und der Staat, dem die Aufgabe zufällt, auch ohne augenblicklichen Gewinn, vielleicht mit dauerndem Verzicht auf solchen, wirthschaftlich minder entwickelte Gegenden in den Verkehr hineinzuziehen, ist dazu in größerem Um— fang doch nur dann im Stande, wenn ihm der Besitz der einträg— lichen Bahnlinien gestattet, Mittel auf Unternehmungen zu ver— wenden, die eine genügende Rente nie oder für lange Zeit nicht in Aussicht stellen. Die gut rentirenden Verkehrswege der Privataus nützung zu überlassen und dem Staat zuzumuthen, seine Kräfte zur Hebung der Kultur und Wirthschafts ver hältnisse zurückgebliebener Gegen den ohne Aussicht auf entsprechenden Ertrag und anderweitigen Ersatz zu verwenden, ist, eine unbillige und, unaußführbare Forderung. Die Klagen über die Eisenbahnverstaatlichung treten schon jetzt merklich leiser auf. In wenigen Jahren oder Jahrzehnten. wird niemand mehr von der Herrschaft der Privatwirthschaft im Eisenbabnwesen etwas wissen wollen, am wenigsten diejenigen Gegenden, denen erst seit Durchführung des Staatebahnsystems an den Wohlthaten des neu— zeitlichen Verkehrs theilzunehmen gestattet ist. . .

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ ver⸗ öffentlicht aus der von der Königlich württembergischen Eentral— stelle für Gewerbe und Handel gefertigten Zufammenstellung der Berichte der Handels- und Gewerbekammern Württembergs Auszüge, welche einen Ueberblick über die wirthschaftliche Lage dieses Landes im Jahre 1882 gewähren. Dieselbe war, soweit es sich um den Dekaülhandel und das Kleingewerbe handelt, in Folge der Kalamitäten, welche die Landwirihschaft betroffen haben, nicht günstig; befriedigender lauten die Berichte über die Großindustrie Und den Exporthandel. Den Berichten der einzelnen Kammern entnehmen wir Folgendes:

Stuttgart:

Sehen wir indefsen von den vom einheimischen Konsum abbän— gigeren Artikeln und von einer weiteren Kalamität von mehr lokaler Bedeutung, nämlich von dem Konkurfe der Volksbank und der Liqui dation der Handwerkerbank ab, fo ist bei der Grofindustrie feit 3 Jahren eine durch wirklichen Bedarf hervorgerufene Befferung von ganz gesundem Gepräge und das Fernbleiben der früheren fieberhaften Bewegung zu konstatiren. Besonders im Lichtpunkt hebt sich gegenüber srüheren Berichten angenehm hervor, der nämlich, daß die Konkurrenz- sähigkeit unserer Großindustrie auf dem Weltmarkt mit jedem Jahre stärker sich etweist und die früheren Klagen über ungenügende Beschäftigung immer mehr abnehmen. Namentlich die Haupt— branchen unseres Bezirks, vor Allem die Farbwaaren⸗, Möbel⸗ und Pianofortefabrikation, sodann die Ychemische Industrie, die Baumwoll⸗Spinn und ⸗Weberei, ebenso die Kammgarnspinnerei,

wird aus Berlin

die Korsettenindustrie, Trikotweberei und Rundstuhlfabrikation, die Wirkmaschinen· . Metallwagren⸗, Nähmaschinen· und Werkeugindu⸗ strie, die Cisenmöbel⸗ und Plaquéfabrikation, die Anstalten für Ver= nidhelung und elektrische Apparate, die Schuhfabrikation, die Her stellung von Handschuben, von Leder zu technischen Zwecken, von Etuis und Sattlerleder, die Marmorindustrie, die polygraphischen Institute, die fabrikmäßig eingerichteten Buchbindereien, die Anstalten für Eylographie, Schriftgießerei und Galvanoplastik sie alle er— freuten sich einer fortschreitenden Steigerung des Absatzes, einzelne auch der Verkaufepreise. Es sind in diesen Geschäften nicht mehr, wie noch vor wenigen Jahren, blos einzelne bevorzugte Spezialitäten, die sich wenigstens in dieser Beziehung befriedigend aussprechen, sondern seit 1379 vermelden immer mehr Berichte eine Abnahme der früheren Geschäftestille. Diese Thatsache ist mit um so größerer Befriedigung zu verzeichnen, als sie manche Firmen veranlaßte, ihre Arbeiterzahl zu erhöhen und ihre Betriebsanlagen zu vergrößern, und damit auch der Arbeiterbevölkerung wieder reichlichere und lohnendere Arbeit ver- schaffte. Die vermehrte Beschäftigung gelangt auch in der Statistik über die Einrichtung neuer oder Erweiterung vorhandener Etablisse— ments einigermaßen zum Ausdruck. Reutlingen:

Fassen wir die Hauptindustrie, und Handelszweige unseres Kammerbezirks ins Auge, so finden wir in der Textilindustrie zunächst in der Baumwollspinnerei abermals eine Besserung, was haupt⸗ sächlich den neuen Zollverhältnissen zugeschrieben wird. Für die Baumwoll⸗Rohweberet war 1882 besonders günstig. Die Woll—⸗ spinnereien hatten wohl ziemlich zu thun, mußten sich aber mit klei⸗ nem Nutzen begnügen. Für Tuche und Buckskins ist die Geschäfts—⸗ lage im Ganzen nicht besser geworden. Die mechanischen Drill— webereien hatten guten Absatz nach dem Ausland. Bei der Trikot waaren-⸗Fabrikation war der Geschäftsgang sehr rege, der Absatz gut und der Verdienst immerhin befriedigend. Die Gurten- und DBocht— weberei, Hutfabrikation, Fabriken für Korsetten, Schürzen und Unter röcke fanden befriedigenden Absatz und Verdienst. In der Eisenbranche hatten die Maschinenfabriken für Papierfabrikation, landwirthschaft— liche Maschinen, Werkzeugmaschinen, Maschinen für die Textilbranche, Müllereimaschinen, Transmissionen, Pumpen, Pressen u. s. w. guten Absatz, wenn auch manchmal zu gedrückten Preifen. Desgleichen nahm die Herstellung von Dampfheizungsröhren, Rund- webstühlen, Drahtgeweben und Geflechten, chemischen und pharma— zeutischen Apparaten, Präzisionswaagen und Gewichten, Weißblech Messing⸗ und Kupferwanren, Korsettschließen, Messinggeweben für Papierfabrikation einen erfreulichen Fortgang. Die allgemeine Lage der Lederindustrie hat sich gegen das Vorjahr nur wenig verändert, wenn auch einige Ledersorten einen guten Absatz fanden. In der Schuhwaarenfabrikation war der Absatz in lauter Lederwaare wesent⸗ lich besser, jedoch ohne Besserung der Preise; besetzte Waare war weniger gesucht: Die Fabrikation von Möbeln, Haushaltungs⸗ und Küchengeräthen, Holzspielwaaren und Drechslerwaaren war im Ganzen befriedigend; auch der Betrieb der Wagenfabrikation hat sich ge—⸗ bessert. Mehrere Papierfabriken haben mit gutem Erfolg gearbeitet, während andere sich über schwierigen Absatz beklagen. Tie Verhaält— nisse der Arbeiter sind sich im Allgemeinen gleich geblieben. Die Löhne der Fabrikarbeiter sind in den Blechwaaren- und Maschinen— fabriken gestiegen. In den mechanischen Webereien sind sie eher etwas hinauf als zurückgegangen, während bei der Korsettefabrikation und a n,. bei der Schuhmacherei ein Rückgang stattgefunden hat.

UIlw:

Es sind zwar verschiedene Geschäftszweige insofern in einer etwas besseren Lage, als sie etwas vermehrten und stetigeren Geschäftsbetrieb hatten, so z. B. die Holz⸗Schneide⸗ und ⸗Verarbeitungswerke, Baum- wollspinnerei, Kratzenfabrikation, Fabrikation von Wollwaaren, Cigarren, Oel, Glas⸗ und Eisenwaaren zc. Ac“, allein die Preise blieben in Folge der großen Konkurrenz gedrückt, der erzielte Rutzen meistens sehr bescheiden.

Heidenheim:

Wenn auch einzelne Zweige, unter ihnen die Eisengießerei, die Hammer- und Walzwerke, unter gedrückten Preisen leiden und andere keine Besserung erkennen lassen, so ist eine solche doch bemerkbar bei der Fabrikation von Maschinen, Bügeleisen und Fenster⸗ beschlägen, lackirten Blechspielwaaren, Bronzewaaren, Gold— und Silberwaaren, Schmucksachen aus Stein und Beinnuß. Der Hauptindustriezweig unferes Bezirks, die Textilindustrie, läßt uns eine Vermehrung des Absatzes, jedoch bei auf das niederste Maß gesunkenen Preisen in der Facquardweberei, eine Hebung des Absatzes bei der Wollindustrie, aber auch nur auf Kosten der Ver— kaufspreise, und dieselße Erscheinung bei der Fabrikation von Ver— bandstoffen wahrnehmen. In der Kattunmanufaktur erscheinr der inländische Absatz gehoben, der Preisrückgang aber bei— nahe unter den Selbstkosten angelangt, bei der Bleicherei und Appretur finden wir geringeren ÜUmsatz, bei der Filz— fabrikation normalen Geschäftsgang mit mäßigem Gewinn. Die Seidenzwirnerei zeigt genügenden Absatz, aber gedrückte Preise. Die Fabrikation von lackirtem Leder zeigt befriedigende Lage, die Fabri—⸗ tation von Reiseartikeln das Gegentheil, die Holzverarbeitung bei Sägwagren eigen kleinen Preisaufschlag ꝛe.

Rottweil: .

Seitens der Großindustriellen wird die Geschäftslage im All— gemeinen als günst'g, theilweise als sehr befriedigend bezeichnet; un— günstige Berichte haben wir wenige erhalten.

Aus allem Berichteten, bemerkt die „Nordd. Allg. Itg.“ zum Schluß, geht das Eine unwiderleglich hervor, daß auch in Württemberg die wirthschaftliche Lage im Jahre 1882 fast allgemein befriedigt haben würde, falls nicht elementare, Ereignisse die Landwirthschaft gelähmt und dadurch die von ihr abhängigen Betriebe in Mitleidenschaft gezogen hätten; trotzdem aber sind doch eine große Anzahl er— sreulicher Fortschritte auf dem Gebiete der sgroßgewerblichen Thätigkeit zu verzeichnen gewesen, die in erfreulichem Gegen— satze stehen zu den Berichten, welche in den letzten Jahren der freihändlerischen Epoche verlauteten. .

Das „Berliner Tageblatt“ schreibt:

Unsere Damen -Konfektionsbranche hat in diesem Jahre zum ersten Male den Versuch eines direkten Exportes nach Australien ge— macht. Wie Nordamerika für die Saison 1883/84 große Quan titäten Pelzwaaren gekauft hat, so hat es in der Konfektion die mit Plüsch besetzten Artikel bevorzugt, auch viel Plüsch zu Besätzen ge— kauft, so daß unsere Plüschfabriken brillante Aufträge zu verzeichnen hatten. Auch Südamerika entwickelt sich von Jahr zu Jahr als ein bedeutenderer Abnehmer der Berliner Konfektion und sendet seine Einkäufer zum Theil direckt nach Berlin..

Der „Deutschen volkswirthschaftlichen Cor— respondenz“ wird aus Nürnberg geschrieben:

Zu der Frage, ob mit der Besserung der Geschäftslage auch die Arbeitslöhne gestiegen sind, hat jetzt auch die Maschinenbau⸗NAktien⸗ Gesellschaft Nürnberg‘ (vormals Klett u. Co.) einen schätzbaren Beitrag geliefert. Bei einer durchschnittlichen Arbeiterzahl von 1400 Mann wurden im Betriebsahr 188182 an Löhnen gezahlt 15365770 S , d. i. bei Annahme von 300 Arbeitstagen im Jahre pro Tag nnd Arbeiter 3.25 ½ς, während im Jahre zuvor nur 939 230 ½ und 3 (0 pro Tag und Arbeiter ausgezahlt wurden. In , Jahren belief sich die Dauer der täglichen Arbeitszeit auf zehn

unden.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 18. Inhalt: . Aktenstücke und Aufsätze: Neuerwerbungen des Postmuseums. Chinas Verkehrsmittel und Verkehrswege im Lichte der Forschungen des Freiherrn von Richthesen. Statistik der Eisenbahnen Deutsch⸗ lands im Betriebsjahr 1880/81. J. Kleine Mittheilungen: Die Arbeiten an der Telegraphenlinie Canton Hongkong. Ueber das elektrische Licht im Dienste der Schiffahrt. Anschauungen über den Nutzen der Brieflasten vor 40 Jahren. Post und Eisenbahnen

in Canada. Literatur des Verkehrswesens: Philipp Reis, inventor

of the telephone. By Silvanus E. Thompson, Professor of experi-

mental physics in University College, Bristol. London und Nem⸗

2 E. & F. N. Spon. 1883. 182 Seiten. Zeitschriften eberschau.

Eisenbahn ⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 16. Janbalt: Allerhöchster Erlaß, betr. Verlängerung der Frist für die Her⸗ stellung der Eisenbahn von Bendorf resp. Engers nach Montabaur und bis zum Anschlusse an die Lahnbahn bei Limburg nebst Abiwei⸗ gung nach Altenkirchen und Zweigbahn nach Höhr. Vom 3. Septem- ber 1883. Allerhöchste Konzefsions⸗ Urkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Wesselburen nach Büsum durch die Westholsteinische Eisenbahn⸗Gesellschaft. Vom 12. September 1883. Erlasse des Ministers der öffentlichen Ar⸗ beiten: vom 5. September 1883. betr. Abänderuag des Normal⸗ Buchungsformulars für Eisenbahn⸗Neubauten; vom 7. September 1883, beir. die Frage, ob öffentliche Beamte nach der bestehenden Gesetzgebung diy fa ki seien, sich in Zivilprozeß⸗ und Strafsachen als gerichtliche Sachverständige vernehmen zu lassen; vom 12. Sep⸗ tember 1883, betr. die Uniformen der Trajektbeamten. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Aus einer Nachweisung des Kaiserlichen Statistischen Amts über die Schulbildung der Rekruten des deutschen Reichs⸗ heeres ergiebt sich, daß ohne Schulbildung waren, d. h. weder lesen noch ihren Namen schreiben konnten, von den sämmtlichen in dem betreffenden Jahr eingestellten Mannschaften:

Jahr 1876 2,37 0 26 . . , 1381 6 . J

Den bedeutendsten Prozentsatz von Analphabeten lieferten die nachgenannten Bezirke und derselbe betrug im Jahre 1883 in Prozent der Gesammtzahl der Rekruten:

Regierungsbezirk Posen 11,810; 90 ö. Marienwerder 10,10 , 3 Gumbinnen 6, 76 . Bromberg 5,67 ö Königsberg = Oppeln

Elsaß Lothringen .

Ueberall ergiebt sich eine erfreuliche Abnahme dieses Prozent— satzes; namentlich ist im Bezirk Bromberg, wo derselbe noch 1876 (dem Anfangsjahr dieser statistischen Veröffentlichungen) 11,30 betrug, in Oppeln, wo er 6,74, und in Elsaß ⸗Lothringen, wo er 345 war, eine rasche Besserung zu bemerken.

Die Waisen zöglinge im preußischen Staate. (Stat. Corr.) Nach dem Ergebnisse der Volkszäblung vom 1. Dezember 1880 befanden sich im preußischen Staate 8s 10 Insassen von Crziehungs⸗ und Unterrichtsanstalten und darunter 11 184 in Waisen⸗ häusern untergebrachte Kinder; außerdem wurden noch 2010 Kinder in Anstalten gezählt, bei denen es zweifelhaft geblieben ist, ob die— selben ausschließlich der Erziehung von Waisen gewidmet sind. Wie sich diese 13194 in Waisenhäusern und ähnlichen Anstalten befindlich gewesenen Kinder am Tage der Zählung auf die einzelnen preußischen Provinzen vertheilt haben, zeigt die folgende Zusammenstellung, welcher zugleich zu entnehmen ist, wie viele der im Alter von unter 15 Jahren stehenden Kinder in jeder einzelnen Provinz durchschnitt— lich in Waisenhäusern untergebracht sind;

Von 1000 unter

Kinder in . . Waisenhäusern 15 Jahr alten ö Kindern waren in

Provinzen. er am 1. Dezem⸗ 15 Jahren Waisenhãusern 0,94

ber 1880 681 446 643 ) 536 335 395 0, 74 351 154 181 S5 8 21655, 572 100 383 ; 674 358 331 6 chlesten⸗ 1431085 1832 k . 2 426 Schleswig Holstein 394 164 19 Hannover. ö 547 Westfalen . 785 923 973 Hessen · Nassau 560 962 155 Rheinland 1493463 2764 Hohenzollern 23 538 80 Staat g 834 144 13 194

Veterinärwesen. Nach amtlicher Mittheilung ist in dem Dorfe Chocianow, Gemeinde Widzew, Kreis Lask, (Russisch-⸗Polen) die Kinderpest

ausgebrochen. Gewerbe und Handel.

Vom Berliner Pfandbrief-⸗Institut sind bis Ende Sep tember 1883 291 000 ½ν 33 0oige, 16115 9660 64 osoigé, 44 337 000 , 4FMοige und 9 198 900 M6 5 ige, zusammen 69 g45 So0 S6 Pfand⸗ briefe ausgegebkn, wovon noch 251 0060 S6. 33 Coige, 15 858 0900 ( 40 ige, 365 313 20 66 49 0jge und 6 741 306 S 5 M ige, zusammen 59 2609 590 Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 840 300 „S, im Laufe des Monats Septem⸗ ber e, angemeldet 3 Grundstücke mit einem Feuer⸗Versicherungswerthe von 653 425

—. Von der Leipziger Messe berichtet die „Lelpz. Ztg.“ weiter über die Schmuckfeder-⸗Fabrikation: Die milde Wit terung ist einer lebhafteren Entwickelung des Geschäfts in dieser Branche nicht günstig gewesen, soweit es insbesondere das deutsche Geschäft betrifft. Im Allgemeinen war daher ein matter Geschäftz«— gang zu verzeichnen, trotzdem der Verkehr sich in der ersten Mez— woche leidlich anließ. Kältere Witterung würde das Geschäft bel en. Als etwas Neues erschienen die Federbaretts und Federcape en, die guten Anklang finden und gefragt werden. Unter den Feder er scheinen die Fasanfedern besonders beliebt. An matteren ar— ben, namentlich an Schattirungen in Grau und Braun findet man insbesondere Geschmack. Unter auswärtigen Käufern figurirt

Ostpreußen. Westvreußen. . Brandenburg

Pommern

Posen

Oesterreich, Rußland, Rumänien. In künstlichen Blumen war das Geschäft auch nur ein mittel mäßiges zu nennen. In dieser Branche, ebenso im Schmuckfeder⸗ und Putzgeschäft hat die Leipziger

Messe durch die rastlos . Berliner Konkurrenz Hedeutenden

Nachtheil erlitten. Die Einkäufer suchen seit einiger Zeit nicht mehr Leipzig, sondern Berlin auf, wo sie die Modelle nach neuestem Pa— riser Geschmack nicht nur viel früher, sondern, was die Hauptsache ist, bei weitem billiger einkaufen können, als ihnen dies früher in Leipzig möglich war. Der. Berliner Fabrikant liefert ihnen um ein Geringes, gegen die früher horrenden Preise Papier modelle (jzju fertigen Hüten ꝛc) und diese genügen! zum Kopiren vollkommen. Wie in vielen anderen Ge— schäftszweigen, so sind auch in der Spiel waarenbranche viel seitige Klagen über schwaches Geschäft an gegenwärtiger Messe laut geworden. Die Käufer nehmen sich Zeit, ihre Einkäufe zu machen, weil sie die längere Dauer der Messe im Auge haben. Der die Messe besuchende Verkäufer dagegen möchte die Heschäfte in mög lichst kurzer Zeit abgewickelt sehen, und geschieht dies nicht, so ver. liert er angesichts seiner hohen Spesen die Geduld und packt ein. Dennoch waren mehrere Fabrikanten und Großhandlungsfirmen, die theils ihr konstantes Lager hier am Platze haben, mit den gemachten Abschlüssen sehr zufrieden. In Spielwerken, den mannigfachsten Spielwaaren mit Musik und durch Magnetismus in Bewegung gesetzten Gegenständen, äußerst reizend und unterhaltend,

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