L. Bats. Landw. Regis. Nr. 22, zu Pr. Lis, befördert. Liesmann, Pr. Lt. Lon der Inf. des 2. Baté. Landw. Regts. Nr. 92, der nach⸗ gesuchte Abschied bewilligt. — 3. Dktober. Bauer, Hauptm. aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 92, der nachgesuchte Abschied mit der gesetzl. Pens. und der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Unif. mit den für Verabschiedete vorgeschricbenen Abzeichen bewilligt.
Aichtamtliches.
Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 20. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen, laut Meldung des, W. T. B.“ aus Baden⸗Baden, gestern Vormittag mehrere Vorträge ent⸗ gegen und begaben Sich später zum Dejeuner nach dem Groß— herzoglichen Schlosse.
! dem Diner, welches um 5 Uhr im Meßmerschen Hause stattfand, waren an Se. Hoheit den Herzog von Sachsen— Altenburg, den Fürsten Solms, den Fürsten Bariatineky, den Grafen Pourtalés und die Gräfin Tascher Einladungen ergangen.
— Die weiteren bei dem Landwirthschafts⸗Ministerium ein— gegangenen Berichte über den Verlauf der Rinderpest in Breslau kestätigen die bereits ausgesprochene Hoffnung, daß aus dem Seuchengehöft infizirte Rinder nicht in,, worden sind. Am 5. Oktober war der im Gehöst, Kloster— straße 53, aufgestellte Viehbestand bis auf eine Kuh insge— sammt schwer erkrankt, und zwar unter Erscheinungen, die von dem zugezogenen Departements -Thierarzt, Br. Ulrich, anfänglich fur Wirkungen eines Gifts gehalten wurden. Dieser Bestand ist völlig eingegangen, die gesund ge— bliebene Kuh aber auf polizeiliche Anordnung ge⸗ tödtet worden. Die nach dem 6. Oktober neu in den Stall gestellten Nindviehstände sind gleichsalls saämmtlich erkrankt und bis zum 16. Oktober theils gefallen, theils getödtet wor— den. Die Stallsperre wurde bezüglich der Ausfuhr sofort angeordnet und durchgeführt.
Wie die Einschleppung der Seuche geschah, ist noch nicht sestgestellt; als wahrscheinliche Ursache wird die Einfuhr von 20 russischen Schweinen bezeichnet, deren Begleiter möglicher⸗ weise Träger der Infektion gewesen sein können.
— Für die Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schluß des Monals August d. J. haben (verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) die Ein— nahmen der Post- und Telegraphenverwaltung 62 738 706 M (4 3168713 69) und die der Reichs? k 19 050 800 M ( 318719 6) etragen.
— Ein Arrestgrund ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Civilsenats, vom 29. September d. J. im Sinne des §. 797 der deutschen Civilprozeßordnung schon darin zu finden, daß nach den obwaltenden Verhältnissen — in Folge einer eingetretenen Thatsache — die Verbrin— gung des Vermögens des Schuldners geschehen kann, ohne daß es der Feststellung bedarf, ob eine derartige, die Befriedi⸗ gung der Gläubiger verhindernde Verbringung wirklich beab— sichtigt ist oder nicht.
— Nach der im Reichs⸗-Eisen bahn⸗Amt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat August d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vorgekommenen ÜUn fälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 6 Entgleisungen auf freier Bahn, 15 Entgleisungen und 11 Zusammenstöße in Stationen und 140 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kessel-Explosionen und andere Betriebs⸗Ereignisse, wobei Personen getödtet oder verletzt worden sind).
Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größten— theils durch eigenes Verschulden, 136 Personen verunglückt, sowie 25 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 56 unerheblich beschädigt. Es wurden von den 21 314 299 überhaupt beför⸗ derten Reisenden 2 verletzt und zwar je Einer auf den Bahn— strecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗ direktionen zu Cöln (linksrheinisch) und Elberfeld; von Bahn⸗ beamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahn⸗ betriebe 16 getödtet und 5s verletzt und bei Nebenbeschäftigungen Ugetödtet, 23 verletzt; von fremden Personen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 9 getödtet und 11 verletzt, sowie bei Selbstmordversuchen 16 Personen getödtet.
Von den sämmtlichen Verunglückungen — mit Ausschluß der Selbstmorde — entfallen auf:
A. Staatsbahnen und unter Staatsverwal— tung stehende Bahnen (bei zusammen 24 807, 99 km Be— triebslänge und 662 749 682 geförderten Achskilometern) 106 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im erwaltun gaben der Königlichen Eisenbahn⸗-Direktion Berlin (20), Hannover (12) und die Badischen Staatseisen⸗ bahnen (14); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksich= tigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen sind jedoch auf den Badischen Staatseisen⸗ bahnen und den Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin und Elberseld die meisten Verunglückungen vorgekommen.
B. Größere Privatbahnen — mit je über 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 4117,43 Km Betriebslange und 71 587 412 geförderten Achskilometern) 11 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Hessische Ludwigsbahn (6), die Posen⸗Creuzburger Eisenbahn (2) und die Rechte Oder Ufer⸗ Eisenbahn (23 auch verhältnißmäßig sind auf den vorgenannten Eisenbahnen die meisten Verunglückungen vor— gekommen.
C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter l50 km Betriebslänge — (bei zusammen 1439,51 km Betriebs- länge und 9 979 989 geförderten Achskilometern) 3 Fälle, und zwar auf der Breslau-Warschauer, der Lübeck Büchener und der Tilsit-⸗Insterburger Eisenbahn je 1 Fall.
— S. M. S. „Sophie“, 10 Geschütze, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Stubenrauch, ist am 26. Oktober cr. in Plymouth eingetroffen und beabsichtigte, am 22. Oktober er. die Reise fortzusetzen.
Bayern. München, 18. Oktober. (Allg. Ztg.) Die Kammer der Reichs räthe kann ihre Sitzungen nicht vor dem 22. d. Mis. wieder aufnehmen, da ihr das Berathungs⸗
material mangelt. In der bezüglichen Sitzung wird dann nach Einführung und Beeidigung der neuen Kammermitglieder und Erledigung einer Anzahl Urlaubsgesuche der inzwischen von der Abgeordnetenkammer erledigte Militär⸗Etat und der Gesetzentwurf, betreffend das oberbayerische Kreisanlehen, zur Berathung gelangen, auch hat die Kammer noch einige aus dem vorjahrigen Landtage rückständige Nachweisungen zu erledigen. Der erste Präsident der Reichsraths⸗-Kammer, Frei⸗ herr von Franckenstein, verweilt zur Zeit zum Besuche seines Bruders in Wien.
Baden. Karlsruhe, 19. Oktober. (W. T. B.) Der „Badischen Landeszeitung“ zufolge wird der badische Landtag zum 17. k. M. einberusen.
Sachsen⸗ Coburg ⸗ Gotha. Coburg, 20. Oktober. W. T. B. Der Herzog und die Herzogin von ö sind mit ihren Kindern heute nach Darmstadt abgereist.
Oesterreich Ungarn. Wien, 18. Oktober. Die „Presse“ schreibt: Die Wahlreformverhandlungen, welche gegen— wärtig auf der Tagesordnung des krainischen und des mähri— schen Landtages stehen, machen den hiesigen Intransigenten bittere Schmerzen. Insbesondere ist es die conciliante Hal⸗ tung des Krainer verfassungstreuen Großgrundbesitzes, welche jene Herren erregt hat. Mit Recht ist man auch auf die Er— eignisse in der heutigen Sitzung des mährischen Landtags gespannt; ist man doch begierig, nochmals jene Argumen— tationen zu hören, mit denen die Herren Promber und Weeber ihre ablehnende Haltung gegenüber der Verallgemeinerung . zu rechtfertigen oder zu entschuldigen suchen werden.
Agram, 19. Oktober. (W. T. B.) Die während der Unruhen errichtete Militärwache ist theils ganz zurück— gezogen, theils erheblich reduzirt worden. — Der König— liche Kommissar General von Ramberg hat sich nach Pest begeben, wird aber bereits morgen hier zurückerwartet.
Niederlande. Amst erdam, 19. Oktober. (W. T. B.) Als der König der Belgier heute die belgische Abtheilun der Ausstellung besuchte, wurde er von dem Vorsitzenden der belgischen Ausstellungskommission, Andrimont, mit einer Ansprache begrüßt. Andrimont dankie Namens der belgischen Aussteller dem König für seinen Besuch und wies darauf hin, daß der Besuch des Königs am niederländischen Hofe die Ver— bindung, zwischen den beiden Nationen, die bestimmt seien, sich zu lieben und zu achten, wieder befestigt habe. Der König habe, damit einen Herzenswunsch aller Belgier erfüllt. Der König der Belgier antwortete: er sei glücklich, daß er diefen Besuch habe abstatten können, der die Festigkeit der zwischen den Niederlanden und Belgien bestehenden Bande wieder her⸗ gestellt habe.
— 20. Oktober, Abends. (W. T. B.) Der König und die Königin der Belgier kehrten von dem Ausfluge gestern Abend 616 Uhr nach NJmuyden zurück und wohnten später der Gala⸗Vorstellung im Stadi⸗Theater bei. Heute früh begaben sich Ihre Majestäten nach dem Haag.
Haag, 20. Oktober. (W. T. B) Der König und die Königin der Belgier sind heüte Vormittag ü Uhr hier eingetroffen und von dem Minister des Auswärtigen, dem Königlichen Kommissar, den Civil- und Militärbehörben, den Mitgliedern der belgischen Gesandtschaft, dem österreichi⸗= schen Gesandten und anderen Mitgliedern des diplomatischen Corps am Bahnhof empfangen worden. Die Rückreise des Königs und der Königin der Belgier ist auf heute Nachmittag 4 Uhr verschoben.
Großbritannien und Irland. London, 17. Oktober. (Allg. Corr. An Stelle des Generals Sir Arthur Barton wird Lord Chelmsford zum Gouverneur von Malta und ö Befehlshaber der dort garnisonirenden Truppen ernannt werden.
Aeußerst heftige Stürme haben während der letzten zwei Tage das Vereinigte Königreich, namentlich aber die im Inlande gelegenen Grasschaften in Irland heimgesucht.
Die Insel Wight soll durcheinen unter seeifchen Kanal mit England verbunden werden. Die erforderlichen Bohr⸗ versuche wurden bereits gemacht, und die Sachverständigen glauben, daß die Herstellung des Tunnels keine Schwierig⸗ keiten bieten werde.
Frankreich. Paris, 19. Oktober. (W. T. B.) Der Handels-Minister Hérisson hat mittelst Rundschrei⸗ bens alle zum Schutz gegen die Cholera getroffenen Aus— nahmemaßregeln außer Wirksamkeit gesetzt, da die Cholera— Epidemie in Egypten als nahezu erloschen angesehen werden könne. Nur bezüglich der Provenienzen aus Egypten, Indien und dem äußersten Orient, die bis auf Weiteres als aus in= fizirten Ländern kommend angesehen werden sollen, bleiben die Bestimmungen des Gesundheitsreglements vom 22. Februar 1876 in Wirksamkeit.
Der Finanz-Minister Tirard hat der Budget⸗ kommission heute einen berichtigten Budgetentwurf vor⸗ gelegt, der das Gleichgewicht zwischen Einnahme und Ausgabe durch eine Ausgaben-Reduktion im Betrage von 84 Millionen herstellt. Diese Reduktion soll durch Ausgaben⸗Ersparnisse und durch den Ertrag der Konvertirung erzielt werden.
Eine Meldung aus Tanger bestätigt den Tod Si Slimans mit dem Hinzufügen, daß der Kopf desselben dem Sultan von Marokko übersendet worden sei.
Bulgarien. Sofia, 9g. Oktober. Der zwischen der russischen und der bulgarischen Regierung abge⸗ schlossene und gestern von der Sobranje angenommene Vertrag bezüglich der Zahlung der russischen Okkupationskosten lautet nach der Münchener „Allg. Ztg.“, wie folgt:
Art. 1. Die Fürstlich bulgarische Regierung erkennt an, der Kaiserlich russischen Regierung als Okkupations often, dem Berliner Vertrage gemäß, die Summe von 19618 2350 Rbl. Papier und 43 Kop. zu schulden. — Art. 2. Die Fürstliche Regierung ver⸗ pflichtet sich, diese Schuld auf folgende Ärt zu begleichen? Den L . (15. September 1883 400 000 Rbl., und in einem weiteren Zeitraume von 12 Jahren, das ist von 1884 bis 1895, jährlich S800 9oJ Rbl. in zwei gleichen Raten, und zwar am 1. G13.) Januar und am 1. 13.) Juli je eine Rate von 400 090 Rbl. Ferner den 1. (13) Januar 18965 40056 Rbi. und im Juli desselben Jahres den Rest von 218 250 Rbl. und 45 Kop. — Art. 3. Die im Art.? bestimmte Zahlungsquote wird von der Fürstlichen Regierung an die Nationalbank in Sophia auf den Namen und an die Ordre der Kaiserlich russischen Regierung in
Tagescourse geleiftet. — Art. 4. Die Kaiserlich russische Regierung verzichtet auf irgendwelche Zinsen für diese Schuld sowohl für die vom Anfange der Okkupation bis zur Unterzeichnung dieses Ver trages verflossene Zeit, als auch für die Zeit von der Unterzeichnun dieses Vertrages bis zur gänzlichen Tilaung der Schuld. — Art. 3. Gegenwärtiges Arrangement ist zu ratifiziren, und die Ratifikationen sind binnen sechs Wochen oder, wenn möglich, noch früher in Si. Petersburg auszutauschen. ⸗ ⸗
— (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ meldet aus St. Petersburg: Der Militärattachs bei der russischen Botschaft in Wien, Oberst Kaulbars, sei beauftragt, sich nach Sofia zu begeben und daselbst die Frage der Orga— nisirung der bulgarischen Armee und der Stellung der ruf⸗ sischen Dffiziere in derselben im Einverständniß mit dem Fürsten von Bulgarien zu regeln.
Dänemark. Kopenhagen, 19. Oktober. (W. T. B.) Das nn,, hat mit 60 gegen 16 Stimmen den Antrag des eputirten Hörups von der Linken: alle Anträge der Re— gierung bei der ersten Lesung zu beanstanden und an die Kommission zu verweisen, bis das Ministerium zurück— getreten sei, angenommen. Die Rechte hatte gegen den Antrag protestirt.
Seitungsstimmen.
Die Schlesische Zeitung“ äußert sich über den Ent— wurf eines Aktiengesetzes wie folgt:
Der Entwurf eines neuen Aktiengesetzes zielt unverkennbar dahin, dem gewerblichen Unternehmungsgeiste möglichste Freiheit zu lassen, gleichzeitig aber jenen betrügerischen Ausschreitungen das Feld zu be⸗ schränken, durch welche in den goldenen Jahren des Gründer und Jobberthums Tausende und aber Tausende um das Ihrige gebracht, große Theile des Nationglvermögens vernichtet und ungemessene Reichthümer in den Taschen gewissenloser Glücksjäger aufgehaͤuft wurden, Schließen die Bestimmungen des Gesetzentwurfs die Gefahr einer Wiederkehr ähnlicher Zustände auch nicht vollständig aus — die Erfindungsgabe gewisser Leute ist ja unerschöpflich, wenn die Um— gehung des Gesetzes große Gewinne auf Kosten Dritter in Aussicht stellt — so entzichen sie der Gaunerei doch viele der Mittel und Wege, deren diese sich bei dem gegenwärtigen Stande der Gesetz⸗ gebung mit größtem Erfolge und ohne dem Strafrichter zu verfallen, bedienen konnte. So lange wir das Beste, das absolut Vollkommen? nicht zu erreichen vermögen, dürfen wir das relativ Gute wenigftens nicht von der Hand weisen. . . .
Indem der Gesetzentwurf der eminenten Bedeutung des Aktienwesens für unser gesammtes Kulturleben im voll sten Maße gerecht wird, sucht er denen, die kei neuen Unternehmungen einen Theil ihres Vermögens in Aktien anlegen, möglichste Sicher— heit agen hetrügerische Manipulationen der Gründer 7e. zu verschaffen. Das Aktienwesen soll euf seinen eigentlichen Zweck, die Lösung gemeinnütziger Aufgaben durch vereinte Kräfte nach Mög⸗ lichkeit beschränkt und fein Mißbrauch zu Gunsten gemeiner Börsen⸗ pekulation möglichst hintangehalten werden. Ein sehr naheliegendes Mittel zu diesem Zwecke, auf das wir schon vor einem Jahrzehnt hindeuteten, war die Bestimmung eines Minimalbetrages für die einzelne Aktie.
s dessen Er⸗ gebnisse. öffentlich Rechenschaft gegeben haben. Die Herren »Entfesseler der wirthschaftlichen Kraft“ werden diesen flüchtig hingeworfenen Gedanken natürlich als höchst reaktionär, wenn nicht als puren Wahnsinn verdammen; geht ihre letzte Hoffnung doch da—⸗ hin, das Laisser faire, dem die neuere Gesetzgebung schon in so be⸗ denklicher Weise in den Weg getreten ist, wenigstens auf dem geheiligten Boden der Börse unangetastet zu erhalten. Der berechtigte Zweck der Aktiengesellschaften würde durch Verwirklichung dieses Gedankens gewiß nicht gefaͤhrdet werden. .
— Die „Köl nische Zeitung“ bemerkt zu dem die Aktiengesellschaften betreffenden Gesetzentwurf:
In der sezessionistischen Presse begegnen wir schon den weisen Ausführungen, wonach derjenige, der ein Gesetz verlange, welches be⸗ wirken soll, daß schneidende Werkzeuge nicht verwunden, sich auf langez Warten gefaßt machen müsse. Einfacher und leichter sei es natürlich, den. Gebrauch schneidender Instrumente ganz zu verbieten; nur pro⸗ testirten dagegen zahllose Interessenten, vom Bauer, der die Sense schwingt, bis zum Leichdornoperateur. An die Reichsregierung stelle man ein Ansinnen obgedachter Art, indem man' ver' lange, daß die Gesetzgebung den Schaden abwenden solle, welcher durch Aktiengesellschaften angerichtet werden kann— Die Gesetzgebung werde dazu nie im Stande sein, so lange sie nicht verhüten könne, daß Aktiengefellschaften auf irrige Be⸗ rechnungen hin gegründet oder mangelhaft geleitet werden. Schwin⸗ del war, Schwindel ist, Schwindel wird seln, ganz unabhängig von den Rechtsformen, welche das wirthschaftliche Leben annimmt.“ Wir glauben doch nicht, daß die Gesetzgebung genügend ihre Pflicht thut, wenn sie die Hände in den Schooß legt und es verschmäht, an der Verminderung des Schwindels zu arbeiten, weil sie einsieht, daß es ihr nie gelingen wird, denselben ganz zu verhindern. Bekanntlich ist die Regterung bei ihrer Ausarbeitung parlamentarischer Anregung gefolgt. Lasker, selbst Sezessionist, war unter den Ersten, die sie dazu mahnten. .
a Aus Dresden wird der „Schlesischen Zeitung“ gemeldet:
Der deklarirte Werth der im 3. Quartal d. J. aus dem Kon— sularbezirke Annaberg nach den Vereinigten Staaten ausgeführten Waaren betrug insgesammt 3 396 8432 6, d. h. um 1 556 916 M mehr, als im gleichen 3. Quartal des Vorjahres. Auf die einzelnen Artikel der Ausfuhr vertheilt sich die oben angegebene Summe wie folgt: Kleiderbesätze 1503 132 6, Musikinstrumente 1566 114 A, Handschuhe 337641 6, Knöpfe 175 377 60, Stickereien 18 739 41. Spitzen 73 215 ½, andere Ausfuhrgegenstände 33 6234 Aus dem Distrikt der Konsularagentur Glauchau wurden nach der nordamerikanischeu Union im letztvergangenen Quartale Waaren im Werthe von 1645 769 M ausgeführt. Seit Jahresfrist find aus dem Glauchauer Tistrikt überhaupt für 5 896 717 ½ Waaren nach den Vereinigten Staaten exportirt worden. Diese statistischen Angaben konstatiren ein sehr erfreuliches Fortschreiten des faͤchsischen Exports, speziell im Verkehr mit Amerika.
Centrglblatt für das Deutsche Reich. Rr. 42. — Inhalt: Allgemeine Verwaltungs sachen: Bekanntmachung, betreffend Rinder pest. — Marine und Schiffahrt: Erscheinen des Handbuchs für die deutsche Handelsmarine auf das Jahr 1883; — desgl. des III. Nach= trags zur Amtlichen Liste der Schiffe der deutschen Kriegs⸗ und Vandelsmarine. — Finanzwesen: Nachtrag zur Nachwei sung über
Lews (bulgarische Francs) oder in Francs nach dem jedes maligen
Einnahmen des Reichs vom J. April bis Ende Auguft 1853. —
Konsulatwesen: Ernennung. — Exequatur⸗Ertbeilung. — Militär⸗ wesen: Nachtrageverzeichniß höherer Lebranstalten, welche zur Aus—⸗ stellung von Zeugniffen über die wissenschaftliche Befähigung für den , Militärdienst berechtigt sind. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Landtags Angelegenheiten.
Das Mitglied des Hauses der Abgeordneten, General der In fanterie 3 D. von Kameke, hat sein Mandat für den 4 C33. iner Wahlbezirk (Cöslin, Colberg ⸗Cörlin, Bublitz) niedergelegt.
Etatistische Nachrichten.
Der Zeitschrift des Kõniglichpreußischen Statistischen Buregus zu Berlin entnehmen wir in Bezug auf Preußens öffent— liche Volks schulen Folgendes: ö
Die Schulpflichtigkeit besteht für jedes vollsinnige Kind in Preußen thatfächlich rund acht Jahre: vom Beginne des siebenten bis zu Ende des vierzehnten Lebensjahres. Die Zahl der Kinder, welche in den eigentlichen öffentlichen Volksschulen Preußens Unterricht zu empfangen haben, beläuft sich auf rund 134900, wirklich eingeschult sind davon 4339 729 gewesen, so daß die Zahl der vollsinnigen Kinder, welche dem Unterricht entzogen wurden, nur eine sehr geringe ist. .
Ueber die Ausstattung der Provinzen und Bezirke des preußischen Staates mit Volksschulen, berechnet auf Fläche und Bevölkerung 1882 bezw. 1871 giebt folgende Tabelle Auskunft:
1882
Es kommen öffintliche
Staat. ö e, Volksschulen 9e
— auf metri⸗ n ittel · . bulen en; fee . e ; je iod hoo Mittel c 10M bο Mittel gb)lI00 qkm Ein- . (paß) 5 i K 6.
3 134,388 35,811
162, 101 35,392 141,030 32,020
9,8 1 35,747 145418 33 8532 Nr Joh 33. 795 139 97 32 531 167 275 37541 126 523 55, 519 174,420 41,421 179 538 10 577 1i5. 157 34.234
1533816 45 950
Provinzen. Regierungs· bezw. Landdrostei⸗
Berke. 10) qkm Ein⸗ (a5 Uwghger
1.
. Staat.. B. Provinzen: I. Oftpreußen.
—
0.
On
Oi
121,118 33,888
S567 154.245 35,275 II. Westpreußen Mö 136,212 31, 98
III. Stadtkreis Berlin.. . 207, C86 11,227 48,310 IV. Brandenburg 7.222 126, 918 30,276 V. Pommern.. S, 304 162,334 36,715 VI. DVosen... 7.553 128, 391 31, 141 VII. Schlesien .. 10,101 101,549 32.028
VIII. Sachsen ... 10,b28 116,046 35, 038
IX. Schleswig⸗ Holstein .. 9,670 161,647 39,537 X. Hannover .. 8, 737 158,337 37, 193
XI. Westfalen. . 9.693 95, 819 30476
XII. Hessen⸗ ö Nassau . .. 13,574 137,932 43, 129 XIII. Rheinland . 15,997 195,940 41,166 15,949 120,217 43,787 XIV. Hohenzollern 10,150 171,537 41,727 9,887 172, 366 413283 Das Ergebniß der vorhergehenden Ausführungen über die Ver— theilung der Volksschulen in den größeren Territorialabschnitten der Monarchie wird durch folgende, mit der vortheilhaftesten Ausstattungs⸗ ziffer beginnende Reihen am zweckmäßigsten veranschaulicht: Ziffer für die Reihenfolge der berechnet auf Reihenfolge der Kommunal⸗ z Itybinzen läche und Provinzen: einheiten 1587 evölkerung i JJ 1. Stadtkreis Berlin 126, 90 Stadtkreis Berlin . 48,31 35,447 2. Rheinland. ; , . 43,13 45,950 3. Westfalen . ohenzollern . 41,73 41,283 4. Hohenzollern. Rheinland 41.17 43,787 5. Hessen ⸗Nassau . Schleswig —⸗ Holstein 39.54 41,421 6. Schleswig⸗Holstein J 7. Dannover . 8. Sachsen ö 10. Brandenburg . 11. Pso⁊nmern .. 12. Westpreußen . 13. Schlesien. 14. Pouosen . 15. Ostpreußen . Es bestanden 1882
8
De do X C L O DTX
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37,19 40,577 36 71 383755 35,27 35,992 3564 36 5ih . 35 55 363 31 6 chlesten 32, 05 32,541 Westpreußen. Il, 98 32.020 J Westfalen. 30,48 34, 234 Brandenburg 30,28 32, 882
Schulen mit Klassen 23 071 26 060 2989 5978 5 406 12 659 1847 5 641
Pommern. Ostpreußen Sachsen Staat.
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Schulen mit einem Lehrer. darunter Halbtagsschulen Schulen mit zwei Lehrern. darunter mit drei Klassen . d mehrklassige Schulen. 666 27 249 Göusen herne oh So 9ßs83. In 66, 83 g, unterrichtete nur ein Lehrer, aber blos 39,50 cso aller Unterrichteklassen wurden ausschließlich von einer Lehrkraft ver⸗ sorgt; in 16760ͤ0 der Schulen versahen zwei Lehrer den Unterricht, aber ihrer Fürsorge lagen doch noch 19,19 „o aller Klassen ob; nur 13381 9, der Schulen waren mehrklassige mit drei und mehr Lehrern, und deren Organisation war derartig ausgestattet, daß 41,31 / aller Klassen auf diese Kategorie von Schulen entfielen. H Die vollkommenere Institution der mehrklassigen Volksschule ge⸗ nießen die Städte, nämlich 7, 64 unter den 153,81 0G mehrklassiger Schulen überhaupt, und ihre mehrklassigen Schulen sind überdies noch wesentlich breiter und stufenreicher ausgebaut als die gleichartigen ländlichen Schulen, indem jene 58.59, diefe nur 12,5725/0 von den . oo der Klassen aller mehrklassigen Schulen für sich in Anspruch nehmen. 9. . Ueber die konfessionellen Verhältnisse der Volksschulen giebt folgende Tabelle Aufschluß: Es sind gezählt worden: 1861 (Alte Provinzen) Umfanges) evangelische Schulen.. 16540 22 590 mit Kindern. 18099 664 2527 293 mit Lehrern.. 23 454 34 694 katholische Schulen 8982 2293 ? mit Kindern. 1053 9409 1257647 1405989 1 11 668 15 434 17423 jüdische Schulen... 141 390 250 1 13132 18579 10937 . rn . 250 . . aritätische ulen — 5 5 ; mit Kindern... — 87145 199 792 d — 1394 3072
überhauyt Schulen 24765 33 150 35 9810 mit Kindern. 25875 836 3900655 4339729 mit Lehren 35 87 529569 59917
Im Jahre 1882 waren in den Städten 268 parxitätische Schulen
mit 148 4535 Schülern vorhanden, auf dem Lande 249 mit 51 359
Schülern und von sammtlichen, städtischen Schulkindern werden
1II,71 0,9, von sämmtlichen ländlichen 1.657 0½ in paritätischen Schulen
unterrichtet. — Ueber Lehrerbildung und Lehrerbildungsanstalten sei
1871 1882 (Staat jetzigen ( Staat jetzigen Umfanges)
22 821 2723911
39 106
9 452
noch bemerkt, daß im Inhre 1870 zusammen 78 Seminare existirten, von denen 57 evangelisch, 21 katholisch waren, mit einer Gesammt⸗ zahl von 4786 Seminaristen. ; . x
Neu begründet sind von 1860 bis 1370 zusammen 16 Seminare und zwar 11 evangelische und 5 katholische, ferner sind von 1871 bis 1876 deren 26 mit 1361 Seminaristen neugegründet worden. Neue Lehrerinnenseminare sind zu Saarburg und zu Tanten 1876, zu Augustenburg 1878 begründet worden. Der Gesammtaufwand fur die Schullehrersemingre stieg von 1250 40 4 im Jahre 1872 auf 4403522 im Jahre 1882. — Der IJ. Abschnitt des Berichts be⸗ handelt die Kosten der öffentlichen Volksschulen in Preußen. ö
London, 17. Oktober. (Allg. Corr.) In der zu Manchester abgebaltenen Armenvorsteherkenferenz wies der Prãsident des Armenamts, Hibbert, darauf hin, daß im Jahre 1872 die Zahl der unterstützten Armen im Lande 977 600 oder 42 pro 1000 der Gesammthevölkerung, betragen habe, deren Unterhalt S07 00 K kostete, während im Jahre 1887 die Zahl der Armen nur 788 009 oder 30 per 1000 betrug, die Unterhaltungskosten sich aber auf 825 060 K beliefen.
Kunst, Wifsenschaft und Literatur.
Wie die Zeitschrift des Germanischen Museums zu Nürnberg, der Anzeiger für Kunde der Deutschen Vor⸗ zeit“ in seiner Oktober⸗Nummer mittheilt, war der Verwaltungs— ausschuß des Museums am 25. und 26. September unter dem Ver⸗ sitz des Ersten Direktors. Dr. A. Essenwein, in Nürnberg versammelt, um über die weiteren Aufgaben der Anstalt zu berathen. An den Berathungen hatten sich betheiligt die Herren Gutsbesitzer Dr. H. Beckh auf Rathsberg, Direktor Dr. Frommann, Prof. Dr. H G. Geng⸗ ler aus Erlangen, Geh. Rath Prof Dr. von Giesebrecht aus München, Aber ⸗Baurath Direktor Gnauth, Kommerzien⸗Rath von Grunzherr, Generalkonservator von Hefner · Alteneck, Direktor des Nationalmuseums zu München; Professor Dr. Hegel aus Erlangen, Direktor Herzer, Distorienmaler A. von Heyden aus Berlin, Rechtsanwalt Frhr. von Kreß, Hofrath Dr. von Lehner, Direktor der Fürstlichen Samm⸗ lungen zu Sigmaringen; Domanial⸗Kanzlei⸗Rath Dr. Frhr. von Löffelholz, Direkter der Fürstlich öttingenschen Sammlungen aus Wallerstein ; Königlicher Notar Maier, Direktor Dr, von Reber aus München, Senator Dr. Römer aus Hildesheim, Professor Dr. Alwin Schultz aus Prag,. Professor Dr. Steche aus Dresden, Geh. Rath, Pro— fessor Dr. Waitz, Professor Dr. Wattenbach aus Berlin und Dr. Zebler. Da mit der nunmehr erfolgten Uebergabe des zum Ausbau nöthigen Grundes und Bodens die Hauptfrage des Westergedeihens der An— stalt glücklich gelöst ist, so konnte der Verwaltungsausschuß zunächst eine befriedigende Gesammtlage konstatiren. Prinzipielle Fragen von größerer Tragweite waren nicht zu erörtern, und es konnten daher alle eingehender und sicherer gepruft und das Festhalten an den be⸗ reits in Angriff genommenen Aufgaben beschlossen werden. Diese hestehen namentlich darin, der Geschichte des Hausmobiliars, der Hausgeräthe und des häuslichen Lebens überhaupt die nächste Auf— merksamkeit zu schenken und ferner die Sammlung der Gypsabgüsse von hervorragenden deutschen Skulpturen bis zu einem gewissen Ab— schluß zu bringen. ö
Am J. September hat, wie bereits erwähnt, die Ueberweisung des zur Erweiterung der Anstalt nach dem schon im Jahre 1877 definitiv entworfenen Plan für den Ausbau der Museumsgebäude nöthigen Grundes — eines Stücks vom Stadtgraben und dem Zwinger — von Seiten der Stadt Nürnberg stattgefunden, so daß die Museumsverwaltung nunmehr in der Lage ist, das seitdem von allen betheiligten Faktoren genehmigte Projekt zur Ausführung zu bringen. Innerhalb der nächsten 10 Jahre werden nun die wichtigsten und nothwendigsten Bauten, welche für die Entwickelung der Samm⸗ lungen, wofern diese nicht gehemmt werden soll, unentbehrlich sind, auf Kosten des Reichs ausgeführt werden, und damit dürfte dann das Gesammtbild der Anlage in den wesentlichsten Zügen fertig dastehen. Inzwischen ist auch das verflossene Baujahr nicht ohne er— freuliche Ergebnisse vorübergegangen: Der vierte Flügel des roma— nischen Kreuzganges nebst dem sich daran schließenden größeren Treppen⸗ hause ist nahezu fertig, ebenso ein großer Saal, der bestimmt ist, die prähistorischen Denkmäler aufzunehmen. Beide Räume sollen im kommenden Frühjahr bereits dem Publikum geöffnet werden.
Unter den wissenschaftlichen Mittheilungen der Oktober-Nummer des Museumsorgans finden wir zunächst einen zweiten Artikel über die Heiligen⸗Bluts ⸗Kapelle der Cisterzienser⸗Abtei Doberan von L. Dol—⸗ berg zu Grahl in Mecklenburg; ferner einen vierten und fünften Beitrag über mittelalterlichen Hausrath und das Leben im deutschen Hause, vom Direktor A. Essenwein, welcher darin in Wort und Bild die metallenen Kochgeräthe und die Mörser des altdeutschen Hauses schildert; einen staatsgeschichtlichen Beitrag über die Entstehung des neueren Reichsfürstenstandes, vom Freiherrn L. von Borch in Innsbruck; ein altes, wahrscheinlich ums Fahr 1475 niedergeschriebenes Gedicht aus dem ehemaligen städtischen Archive in Neustadt a. Orla, jetzt im Geheimen Haupt« und Staatsarchiv zu Weimar (in Ober— Desterreich oder Bayern entstanden und ein schone concert vom leyden Christi, betitelt, mitgetheilt von Paul Mitzschke in Weimar; endlich Nachrichten über Valentin Mahler, Kontrafaktor und Eisenschneider zu Nürnberg, von Theodor Distel in Dresden, sowie über Bajonnet⸗ messer vom Direktor Essenwein, welcher ein derartiges Messer, das als Geschenk des Fürsten von Schwarzburg⸗-Rudolstadt in das Mu⸗ seum gekommen ist, abbildlich mittheilt. Dieses Messer, welches mit tels einer Feder im Lauf einer Büchse befestigt werden kann, stammt wahrscheinlich bereits aus dem 16. Jahrhundert, ist also jedenfalls älter als die Erfindung des Bajonnets, welche erst im Jahre 1680 gemacht worden sein soll. ;
— Bilder aus der Karolingerzeit“: so betitelt sich ein liebenswürdiges Buch von dem bekannten Historiker und Literar— historiker Prof. R. Fosz, welches in diesem Jahre zu Gütersloh im Verlage von C. Bertelsmann erschienen ist. Das Buch wendet sich an alle gebildeten Freunde der Geschichte, insbesondere an die gereiftere Jugend unserer höheren Schulen. Um eine eingehendere und gründlichere Kenntniß einer ebenso bedeutsamen wie im Grunde wenig bekannten Epoche der allgemeinen Geschichte zu ermitteln, die die Ursprünge der Nationen von Westeuropa Überhaupt und diejenige der deutschen Nation insbesondere erschließt, schlägt der Verfasser einen neuen höchst angemessenen Weg ein. Er erzählt im engen An⸗ schluß an die Quellen und zugleich mit freier Eifindung eine Reihe von Episoden, in denen sich alle Seiten des Lebens der Epoche gleich- mäßig abspiegeln: das Leben bei Hofe und unter dem Adel wie im gemeinen Volke, die politischen und kirchlichen Zustände, die wirth— schaftlichen und sittlichen Verhältnisse, Glauben und Brauch der Menschen, ihre Freuden und Leiden, ihre kriegerischen Kämpfe und ihr friedlicher Verkehr. Es ist wirklich eine Relhe von Bildern, die uns der Verfasser vorführt, farbenreich und scharf gezeichnet; aber nur aus nahmsweise werden wir bei einem einzelnen längere Zeit festgehalten. Wie Nebelbilder lösen sie sich wechselnd ab; mit überzeugender Wahrheit und dem fesselnden Reize novellistischer Erfindung ausgemalt, bilden sie ein Ganzes, ein Spiegelbild des Zeitalters. Weit siefer und lebendiger, als es der gewöhnliche Geschichtsvortrag vermag, führt uns diese freie Ausführung von Andeutungen, die doch in der Ueberlieferung enthalten sind, mitten in die Geschlechter einer längst versunkenen Vergangenheit hinein. Die poetische Literatur und der Reichthum der Sage, die Geschichtsschreiber und die geistliche Literatur hat sich der Verfasser gleichmäßig dienstbar gemacht, um aus Einzelzügen durch musivische Arbeit ein lebenvolles Ganzes vor uns hinzustellen und was sonst nur als todter Name erscheint, in anschaulicher, handgreiflicher Wirklichkeit vorzuführen. So ersteht vor uns in ihren wefentlichen Charakterzügen die Zeit von Karl Martell bis auf Ludwig den From. men, von der doch die Meisten unter den Gebildeten nur eine ganz ungefähre Vorstellung haben, in lebendigster Deutlichkeit, immer aufs Neue das Interesse erregend und festhaltend. In seinen beiden Haupt- abschnitten schildert das Buch die Zustände im Süden und im Norden Frankreichs und Europas, die Berübrungen mit den Mauren und das Bekehrungswerk unter den Heiden. Wir begrüßen das auch äußerlich wohlausgestattete Buch, das Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prin—⸗ zessin Heinrich der Niederlande gewidmet und mit einem schön aus—
gefübrten Bilde des Klosters St. Michel an der Küste der Bretagne geschmückt ist, als ein vortreffliches Mittel, Verständniß für die Ge⸗ schichte und Liebe für bistorische Studien in weiteren Kreisen und besonders in der Jugend anzuregen, mit besonderer Freude.
— Mittheil ungLen aus der historifchen Literatur, hrsg. von der historischen Gesellschaft zu Berlin und in deren Auftrage redigirt von Dr. Ferd. Hirsch. XI. Jahrg. 4. Heft. Berlin 1883. R. Gärtners Verlagsbuchh. (Herm. Heyfelder J. — In dem vorliegenden 4. Hefte der höchst brauchbaren und allen Freunden der Geschichte sehr nützlichen Mittheilungen werden 40 ge= schichtliche Schriften und Abhandlungen nicht sowobl kritisirt, als vielmehr ihrem Inhalte nach objektio und mehr oder weniger aus. fühtlich von verschiedenen Berichterstattern besprochen. Es sind dies folgende geschichtliche Arbeiten: Haag, die Territorialgeschichte und ihre Berechtigung. — Bossert, die histor. Vereine vor dem Tribunal der Wissenschaft. — Rapp, die Beziehungen des Dionvsiuskultus zu Thracien u. Kleingsien. Progr. — Schneiderwirth, Heraclea am Pontus. Progr. — Emminger, der Athener Kleon. — Scambach, die Reiterei bei Cãsar. Progr. — Gerstenecker, der Krieg des Othou. Vitellius in Italien i. J. 69. Proar. — Breitung, Bemerkungen über die Quelle des Dio Cassius LIXVL u. IXI Progr. — Wimmer, Die Fistor. Kulturlandschaft. Progr. — Platz, Die Kapitularien der frãnkischen Könige. J. bis zu Karl d. Gr. Progr. — v. Karwormski, Ein Brief der Herzogin Mathilde von Ober-Lothringen an König Micchslaw II. von Polen. Progr. — Treukamp, Ueber Otto J., Bischof von Münster (1263 — 18), Graf von Oldenburg. Progr. — Hartwig, Aus dem Leben des Prinzen Christian von Waldeck. Progr. — Klatt, Chronolog. Beiträge zur Geschichte des achäischen Bundes. Progr. — Bohn, Ueber die Heimath der Prätorianer. Progr. — Braumann, Die Principes der Gallier und Germanen bei Cäfar und Tacitus. Progr. — Zellmer, Zur polnischen Politik des Kurf Friedrich II. von Brandenburg. J. Bis zur Königswahl 1446. Progr. — Schwarcz, Die Demokratie. 1. Bd. Die Demokratie von Athen. — Neumann, Geschichte Roms während des Verfalls der Republik. — Bardev, das 6. Konsulat des Marius oder d. J. 100 in der römischen Ver⸗ fassungsgeschichte. — Schiller, Geschichte der römischen Kaiserzeit. 1. Bd. — Coen, Di una leggendæ relativa alla nascita e alla gio- ventü di Costantino Magno. — Foß Bilder aus der Karolingerzeit. — . Nitzsch, Geschichte des deutschen Volkes bis zum Augsburger Re— ligionsfrieden. 1. Bd. Geschichte des deutschen Volkes bis zum Aus— gang der Ottonen. — Ladewig, Poppo von Stablo und die Kloster⸗ reform unter den ersten Saliern. — Wattendorff, Payrst Stephan II. — Seriptores rerum germanicarum in usum scholarium ex Monum. Germaniae histor., recusi (Waltrami qni Jidetur liher de unitate ecclesiae conservanda) — Mayer, Die östlichen Alpenländer im Investiturstreite. — Sauer, Die ältesten Lehnbücher der Herrschaft Bolanden. — Dahn, Das Ehe⸗ und Fa⸗ milienrecht des Stadtbuches von Augsburg von 1276. — Hoogeweg, Die Chronik des sog. ANartinus Fuldensis. — Hegel, Verfaffungs— geschichte von Mainz im Mittelalter. — Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Cöln. II. — Schneegans, Johannes Trithemius und Kloster Sponheim. — Müller, Die Restauration des Katholi⸗ zismus in Straßburg. — Memoiren des Frbhrn. Dubisl. Gneomar von Natzmer. — Hubert, Etude sur la condition des Protestants n Belgidne depnis Charles. Quint jusqu'à Joseph II. — Böhtlingk, Napoleon Bonaparte, seine Jugend und sein Emporkommen. Bd. 2. — Schillmann, Bilder aus der Geschichte der märkischen Heimath. — Hahn, Zwanzig Jahre (1862 — 1882).
Gewerbe und Handel.
Am ster dam, 19. Oktober. (W. T. B.) Bei der heute hier abgehaltenen Surinam - Zucker ⸗-Auktion wurden 42 Faß à 21 — 243. 429 Barrels à 223 - 29 und 190 Sack à 21 — 221 verkauft.
New⸗Jork, 19. Sktober. (W. T. B.). . Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 255 000 B. Ausfuhr nach Großbritannien 42000 B., Ausfuhr nach dem Konti— nent 59 000 B., Vorrath 636 000 B.
Verkehrs⸗Anftalten.
Die am 15. d. M. erschienene Oktober-Ausgabe 1883 des Reichs-Kursbuchs, bearbeitet im Kursbureau des Reichs-Postamts (Berlin, Julius Springer Preis 2 (), enthält die neuen Winterfahr⸗ pläne, welche größtentheils an demselben Tage in Kraft getreten sind; nur die der französischen Nordbahn und die der Niederländischen Eisenbahnen (mit Ausnahme der Niederländischen Rhein-Eisenbahn) beginnen erst am 1. November. Abgesehen von den in jedem Winter eintretenden Beschränkungen der Bäder« und Gebirgstouren sind die wichtigsten Aenderungen in Mitteldeutschland dadurch hervorgerufen worden, daß der aus Berlin 80 Abends abgehende Schnellzug nach Leipzig-⸗München⸗Rom nicht mehr den Anschluß nach Halle— k vermittelt, für die letztere Verbindung vielmehr ein
esonderer, über 2 Stunden später abgehender Zug (1020 aus Berlin)
eingerichtet worden ist. Durch diesen Zug wird ein engerer Anschluß an den St. Gotthard-Zug erreicht, doch büßt man dafür den Anschluß nach Bern ein. Will man diesen gewinnen, so muß man 661 aus Berlin über Magdeburg⸗Güsten reisen und gelangt dann 6a nach Frankfurt a. M., 415 nach Basel, 91s nach Bern. Andererseits ist durch die Späterlegung des Abendzuges nach Frankfurt a. M. auch der Anschluß über Hancu⸗Stuttgart Zürich an den Gotthard-Zug verloren gegangen. Im Weiteren sind folgende Aenderungen eingetreten: Der Früh⸗Schnellzug aus Stettin nach Berlin ist aufgehoben, ein Abend⸗ zug (01 aus Stettin, 122 in Berlin) neu eingerichtet worden. Der Abend⸗Schnellzug von Coblenz nach Trier geht statt 107 schon um 80 ab, wird deshalb von dem früheren Anschlußzuge 820 aus Berlin via Nordhausen nicht mehr erreicht. Zwischen Eger und München ist (wie seit Jahren) der Abends 733 in München eintreffende, sowie der Abends 720 aus München abgehende Schnellzug für den Winter auf⸗ gehoben worden. In Folge dessen gelangt man 110 aus Berlin ab— fahrend nicht mehr über Eger, sondern über Hof⸗Bamberg und zwar erst Lil? nach München und verfehlt den Anschluß an die Schnellzug Verbindung München⸗Verona-⸗Rom. Man erreicht die betreffenden italienischen Züge einerseitt 102 aus Berlin über Frankfurt Basel⸗ St. Gotthard, andererseits 1113 aus Berlin über Breslau-Wien Cormons. Die Mittags⸗-Courierzüge zwischen München und Lindau sind fortgefallen. Um die Anschlüsse nach der Ostschweiz zu gewinnen, fährt man am zweckmäßizsten aus Berlin 230. Die Courierzüge auf den Röuten Eger⸗Karlabad⸗ Prag, Eger ⸗Marienbad⸗Pilsen Wien, sowie die Nachmittags. Schnellzüge zwischen Salzburg und Wien fallen für den Winter fort. Die Fahrten der Orient ⸗Erxpreßzüge finden hin. wie herwärte 2 Tage sväter als früher statt. Von den Rundreisebillets ist ein großer Theil (weil nur vom 1. Mai bis Ende September verkäuflich) in Fortfall gekommen. -
Bremen, 20. Oltober. (B. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist gestern 3 Uhr Nach⸗ mittags in New⸗Jork eingetroffen.
Berlin, 20. Oktober 1883.
Der Berliner Lehrerverein veranstaltet für den Winter 1883/84 folgende wissenschaftliche Vorlesungen: ö
1) Pspchologie. Hr. Sem. Direktor Schultze Donnerstag s — 7 Uhr. Diese Vorlesungen sowie guch die von Hrn. Sem. Lehrer Fistze: Ueber Afrika! (Donnerstag 1 — 8 Uhr) finden auf Anordnung des Hrn. Ministers in der Aula des Königl. Seminars, Friedrichstr. 229, fratt und beginnen am 25. Oktober. Unentgeltlich.
2) Das Spiel in der Volkserziebung. Hr. Dr. Georgens. Zehn Vorträge für Verständnisse und für Würdigung des Spiels in der Volkserziehnng. Verbunden mit Turn- und Liederspielen für Knaben und Mädchen in den verschiedenen Altersstufen. Anfang nach Weihnachten. Voraussichtlich Mittwoch und Sonnabend 4-6. Näheres wird später bekannt gemacht werden.