1883 / 265 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Nov 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Der Rechtsanwalt Bastian in Rees ist zum Notar im Bezirk des Sber⸗Landesgerichts zu Hamm, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Rees, und

der Rechtsanwalt Breese zu Salzwedel zum Notar im 2 des Sber⸗Landesgerichts zu Naumburg a. S., mit An⸗ welfung feines Wohnsitzes in Salzwedel, ernannt worden.

Versetzt sind; der Amtsrichter Kön ig in Neurode an das 1 in Munsterberg, der Amtsrichter Scheele in Medebach an das Amtsgericht in Ahaus, der Amtsrichter Tho in Adenau an das Amtsgericht in Kerpen, der Amts⸗ richter e in Bensberg als Landrichter an das Landgericht in Elberfeld und der Amtsrichter Langemack in Schenefeld an das Amtsgericht in Gettorf.

Der Kaufmann Louis Müller in Memel ist zum 2 bei der Kammer für Handelssachen in Memel ernannt.

Der Amtsgerichts Rath Meyer in Halle a. S. ist in

olge seiner Ernennung zum Konsistorial⸗Rath aus dem stizdienst geschieden.

Vie nachgefuchte Dienstentlassung mit Pension ist ertheilt: dem Tandgerichts⸗Rath Bern hard in Cassel und dem Amts⸗ gerichts Rath Element in Oppeln.

n der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht; der Rechts⸗ anwalt Dr. Kober bei der Kammer 3. Handelssachen in NMe-Gladbach und der Rechsanwalt, Justiz⸗Rath Dunker bei dem Amtsgericht in Rinteln.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Rechtsanwalt und Notar a. D. Dr. Linhoff bei dem Land⸗ e. in Potsdam, der Gerichts-Assessor Middeldorf bei

em Amtsgericht in Neuß, der Gerichts- Assessor Rockau bei dem Amtsgericht in Loslau und der Gerichts⸗Assessor Wresch⸗ mer bei dem Landgericht in Breslau.

Der bei dem Sber⸗Landes gericht in Naumburg zugelassene Rechtsanwalt, Justiz⸗Rath Kindfcher in Dessau und der . Br. Hartmann in Frankfurt a. M. sind ge⸗

orben.

M iniste rium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Forstmeister Lenders zu Wiesbaden ist die durch den Tod des Forstmeisters Freiherrn von Massenbach erledigte . e Piesbaden⸗Wiesbaden übertragen und der

orstmeifter Nic olovius zu Cassel auf die Forstmeisterstelle iesbaden⸗Biedenkopf versetzt worden.

Der Forst⸗Assessor Gies ist zum DOberförster ernannt und demselben die durch ,, des Oberförsters Keßler erledigte Sberförsterstelle zu Königstiese im Regierungsbezirk Danzig übertragen worden.

Angekommen: Se. CExcellenz der kommandirende General des Xii. (Königlich Wuͤrttembergischen) Armee Corps, General der Infanterie von Schachtme ner, von Stuttgart;

Se. Excellen; der Hofmarschall Sr, Majestät des Kaisers und Königs, General⸗Lieutenant Graf von Per⸗ poncher, von Hubertusstock;

der Generak⸗Auditeur der Armee, Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Oehlschlä ger.

Per sonalveränderungen.

stöniglich Preusische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.

Im aktiven Heere. Berlin, 30. Oktober, Julius, Zeug⸗ Dr.

Tt. vom Art. Depot zu Coblenz, zum Ze. pr. Et. befördert. m Santtätt . Eorps. Berlin, 1. November.

8 rster, Sber⸗Stabtarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Feld ⸗Art. Regt. Nr. 22, zum Qber⸗Stabsarzt 1. Kl, Dr. Schröder, Stabs⸗ und Bataillons Arzt vom Pionier Bataillon Nr. 9, zum Ober Stabzarzt 2. Klasse Arzt des Drag. Regts. Nr. 18, befördert. Die Assist. Aerzte 1. Kl. der Res.: Pr. Ppeikert, Dr. Landau. Dr. Werner, Dr, Kron, vom Res. Landw. Regt. Nr. 35, Dr. Schmidt, vom 1. Bat. Landw. Regts. Rr. 4. Pr. Neuendorff, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 93, Dr. Buchwald, vom Res. Landw. Regt. Nr. 38, Dr. Homann, vom TBat. Landw. Regts. Nr. 5, Pr. Wedel, vom Res. Landw. Bat. Nr. 85, Pr. Quade, vom Res. Landw. Bat. Nr. 34, Wurm b, vom J. Bat. Landiw. Regts. Nr. S4, br. Kras ke, vom 1. Bat. Landw. Reglz. Rr. 113, zu Stabstärzten der Res. befördert. Die Assist. Aerzte 1. Kl. der Landw.: Br. Walb aum, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 70, Br. Hahn, Dr. Gierlichs, vom Res. Landw. Regt. Nr. 0, Pr. Ronneberg, vom J. Bat, Landw. Regt. Nr. 68, Pr. Reichmann, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 9, Dr. Schmitz, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 25, Dr. Kleudgen, vom 1. Bat. Landw. Regitz. Rr. 50, Br. Bickel, vom 2. Bat. Landw, Regts. Rr. 87, Dr. Apolant, Dr. Benicke, Dr. v. Steinau⸗Stein⸗ rück, br. Lazarus, Br. Günther, Dr. Da pi sohn., vom Res. Dando. Regt. Rr. 35, Dr. Hacker, vom 1. Bat, Landw. Regts. Rr. 72, Pr. Weiß, Dr. Peitavy, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 110, v. Harbou, vom 1. Bat. Landwehr ˖ Regiments, Fir, gl, Kühme, vom 1. Bat. Landwehr (Regiments Nr. 31, Dr. Weber, vom Reserve Landwehr - Bataillon Nr. Y, Pr. Schultz, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 89, Dr. Sthamer, vom J. Bat Landw. Regis. Rr. 76, Br. Litzmann, vom Res. Landw. Bat. Rr. S6, Br. v. Wa sm er, vom 1. Bat. Landw, Regts. Rr. S5, Br. Sendler, vom Res. Landw. Bat. Nr. 36, Dr. Martens, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 84, Dr. Wronka, dom 1. Bai. Landw. Regts. Rr. 46, Br. Sonder, vom 2. Bat. Landw. Regts. Rr. 75, zu Stabtärzten der Landw., Dr. Wunder, Affift. Arzt J. Kl. der Marine⸗Res. vom Res. Landw. Bat, Nr. 86, zum Stabtzarzt der Marine ⸗Res. befördert. Die Assist. Aerzte 2. Kl.: Pr. Guillery, vom Füs. Regt. Nr. 40, Dr. Hahn, Dr. Richter, Pr. R ül fer, bon der Marine, Br. Müller, vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 3, Dr. Scholze, vom Inf. Regt. Nr. 133, Br. Stuben⸗ rauch, vom Garde ⸗Füs. Regt. Dr. Bogckler, vom Inf. Regt. Nr. N), hr e gr iz von Inf. Regt. Rr. S4, pr, Ga ev ken, vom Gren. Regt, Nr. i6sß, Pr. Heinicke, vom Inf. Regt. Nr. 13 Scriba, vom Inf. Regt. Nr. 129, Fick, vom Ülan. Regt. Nr. 12, Fr. Lütkemülter, vom Inf. Regt. Nr. 113, Dr. Deuts ch, vom 3. Garde ˖ Ulan. Regt, Dr. Grünbaum, vom Inf. Regt. Nr. 14, Pr. Krieg er, vom Gren. Regt. Nr. 2, Dr. Grochowski, vom Inf. Regt. Nr. 12, Dr. Poelchen, vom Inf. Regt. Nr. 128, Dr. Weise, vom Feld · Art. Regt. Nr. 31 zu Assist. Aerzten 1. Rl. be⸗ fördert. Dr. Horn, Ober ⸗Stabtarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom J. Garde⸗Drag. Regt, Dr. Starcke, Ober ⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regis. Arzt vom 2. Garde Regt. 3. F., ein Patent ihrer Charge verliehen. Pr' P ferf fer, Affist. Arzt J. Ri. vom Inf. Regt. Nr. S1, zum Füs. Regt. Nr. 80, Dr. e . Affist. Arzt 2. Kl. vom Inf. Regt. Rr. 13, zum Inf. Regt. Nr. 32, Dr. Eweęrm ann, Assist. Arft 7. Kl. vom Inf. Regt. Nr. 53, zum Feld,. Art. Regt. Nr. 1, versetzt. Pr. Fan ker, Ober ⸗Stabtarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom Drag. Regt. Nr. 18, mit Pens., Dr. Ziesmer, Ober ·˖Stabsarzt J Kl. und Regt. Arzt vom Huf. Regt. Nr. 8, mit Pens. und seiner bisher. Ünif, Pr. Passow, Stabt⸗ und Bat. Arzt vom 3. Bat.

und Regiments⸗

als Ober · Stabtarzt 2. Kl. mit Den Stabgärzten der 4

Dr. Schůtze, vom 1. Bat.

Bat. Rr. 395, Dr. Borff, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 265, vom Res. Landw. Bat. Nr. 86, der Ab⸗ schied bewilligt.

Aichtamtliches.

Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. November, Se. Majestät der Kaifer und König trafen, dem „W. T. B.“ zufolge, mit Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Erzherzog Rudolf von Oesterreich⸗Ungarn, mit Sr. Majestät dem König und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg von Sachfen sowie den anderen hohen Jagdgasten gestern Abend 6 Uhr von Hubertusstock in Eberswalde ein und fuhren alsbald mittelst Extrazuges nach Berlin weiter. Der ganze Weg von Hubertusslock nach Eberswalde war durch Pechpfannen und durch Fackeln, weiche von den Spalier bildenden Forsteleven gehalten wurden, erleuchtet.

Heute Vormittag nahmen Se. Majestät der Kaiser den Vortrag des Militaͤr⸗Kabinets sowie militärische Meldungen entgegen und empfingen den General der Infanterie, von Schachtmeyer und sodann den Prinzen Friedrich von Hohenzollern. .

Um 1 Uhr begaben Sich Se. Majestät zur Lutherfeier in die St. Nikolai⸗Kirche.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist gestern Vormittag 10 Uhr 59 Minuten, von Wiesbaden kommend, auf dem Bahnhof Friedrichstraße hier cine g g Höchstderselbe nahm nach der Ankunft einige Vorträge im Palais entgegen und begab, Sich um 12 Uhr zum Besuch Ihrer Kaiserlichen und . Hoheit der Kronprinzessin don Desterreich⸗ Ungarn nach dem Königlichen Schlosse.

Üüm 1 Uhr empfing Höchstderselbe den Gesandten am Königlich spanischen Hofe, Grafen zu Solms-Sonnewalde, und fodann den Staatssekretär Grafen von Hatzfeldt.

Das Diner nahm Se. Kaiserliche Hoheit mit Ihren König⸗ lichen Hoheiten der Prinzessin Wilhelm und der Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen bei 5 Kaiserlichen Hoheit der Erzherzogin Stefanie ein unh ö uchte sodann die Don Carlos⸗

eater. Sich Höchstderselbe direkt nach dem Sr. Majestät des Kaisers

Vorstellung im Deutschen Von dort aus begab Stettiner 6 , zur Begrüßun und Sr. Kaiserlichen Hoheit des ronprinzen von Oesterreich⸗ Ungarn und gab sodann den Kronprinzlich österreichischen Herrschaften das Geleit nach dem Anhalter Bahnhofe.

Zur Feier des Tages, an welchem vor 400 Jahren Dr. Martin Luther das Licht der Welt erblickte, prangen die Straßen der Hauptstadt im Flaggenschmuck. Viele Häuser sind mit Guirlanden und frischen Blumen geschmückt, hier und da hat man durch Lutherbüsten und Lutherbilder noch besonders auf die Bedeutung des Tages hingewiesen. Be⸗ sonders n, geschmückt ist das Rathhaus; Palmen und Lorbeeren markiren das Hauptportal an der Königsraße; der offene Balkon, der sich über dem Eingange erhebt, ist nicht minder reich mit Blumen und Palmen eschmückt, Laubgewinde ziehen sich die Galerie entlang, deren seiler durch mächtige Lorbeer⸗ kranze verdeckt sind. Jom hohen Thurm herab wehen un— zählige Fahnen und Flaggen. Diejenigen Straßen, durch weiche sich der Kirchgang der Behörden bewegt, sind fast sämmtlich mit Laubgewinden drapirt, und über die Straßen selbst ziehen sich in weitem Bogen buschige Guirlanden.

Die Schulen der Stadt feierten den uthertag am Morgen durch festlichen Gottesdienst, zu welchem sich die Schüler und Schülerinnen in 53 Zügen, zumeist mit wehenden Fahnen, nnter den Klängen von Chorälen begaben.

Die städtischen Behörden hatten um 1 Uhr einen Fest⸗

Majestät der

gottesdienst veranstaltet, dem auch Se. Kaifer und König beiwohnten.

Die altehrwürdige Nikolaikirche hatte zu Ehren des Tages

ö angelegt: vor der Kanzel stand, von grünen lattpflanzen umrahmt, die Büste des großen Reformators. Der feierliche Zug nahte gegen 1 Uhr vom Rathhause her; zoran! batz Siadtbanner, dann die evangelische Geistlichkeit und die Universität, hierauf die Staats -Minister, die Wirklichen Geheimen Räthe und Excellenzen, die ein⸗ i, Generale, Reichs und Staatsbeamten, die

itglieber des Keltesten⸗ Kollegiums der Kaufmann—= schaft, die Direktoren der höheren Lehranstalten, die Ehrenbürger, die Stadtältesten, der e,, die Stadtverordneten, Bürgerdeputirten, die Direktoren der sädtischen Anstalten, die Bau Inspektoren und Schul⸗ nspektoren, die Vezirksvorsteher und die Deputationen der unbefoldeten Kommunalbeamten, die Rektoren der Gemein de⸗ schulen und die Magist rats Bureau⸗Vorsteher. Der Festzug nahm seinen Weg vom Rathhause durch die Spandauerstra ße uber den Möltenmarkt und die Poststraße; den einzelnen e, . 5 Marschälle voran, während einzelne Musikegrps feierliche Weisen ertönen ließen, An der Thür der Kirche wurde der Festzug von den Kirchenältesten empfangen.

Als alle Anwesenden sich geordnet, fuhren um 1 Uhr Se. Majestät der Kaifer und König, Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm, Prinz Friedrich Carl und die Prinzeffin Victoria an der Kirche vor, woselbst Se. König⸗ ijche Hoheit der Prinz August von Württemberg die Aller⸗ are und Höchsten Herrschaften erwartete. Unter dem

aldachin vor dem Eingange zur Hofloge wurden Se. Majestat von dem Bürgermeister Duncker, dem stellvertretenden

Vorsteher der Stadtverordneten, Büchtemann, dem Probst von

St. Nikolai, General⸗Superintendenten D. Brückner, und den Kirchenältesten begrüßt.

Die Festpredigt hielt der Probst, General⸗ Superintendent P. Brückner; die Verse 1. Korinther 1, 26 31, lagen der Predigt zu Grunde, welche das Walten Gottes über Luther unsere Hoffnung auf die Zukunft der evangelischen Kirche und 9 2 welches uns durch Luther zu Theil geworden ist, ehandelte.

Vor der Königlichen technischen Ober— Prüfungskommission in Berlin haben während des eitraums vom 15 September 1882 bis 1. Juli 1883 im anzen 222 Kandidaten (im Vorjahre 196) die zweite Staatsprüfung im Bau- und Maschinenfach abgelegt. Von diesen Kandidaten haben 172 die Prüfung befanden und zwar 145 als Baumeister und 26 alt Maschinenmeister, und sind dieselben demzufolge zu Regierungz⸗ e, n, , bezw. Regierungs⸗Maschinenmeistern ernannt worden. Nach den älteren Vorschriften vom z. Seytember 1868 sind 18 Kandidaten nach beiden Fachrichtungen gleichmäßig, nach den Vorschriften vom 27. Juni 1876 204 Kandidaten und zwar 59 für das Hochbaufach, 111 für das Bau⸗In— genieurfach und 34 für das Maschinenfach geprüft worden. Von den 172 Kandidaten, welche die Prüfung bestanden haben, ist 5 Regierungs⸗Baumeistern und 2 Regierunga⸗ Maschinenmeistern das Prädikat „mit Auszeichnung“ zuerkannt worden.

Nach einem im „Centralbl. f. d. D. R.“ mitgetheilten Er⸗ kenntniß des Bundesamts für das Heimathwesen, vom 15. Septbr. d. J, wird die Nothwendigleit der Armen⸗ pflege für Kinder, welche von den Eltern hülfslos im Stiche gelassen sind, dadurch nicht ausgeschlossen, daß die Eltern auskömmlichen Verdienst zu deren Ünterhaltung haben. Nach einem anderen Erkenntniß desselben Amts vom 22, Septbr. d. J. sind die Kosten der Beerdigung landarmer Personen, welche während der Detention in einer Straf⸗, Kranken⸗, Bewahr⸗ oder Heilanstalt ohne Mittel sterben, von demjenigen Jandarmenverbande zu tragen, aus welchem die Einlieserung derselben in die Anstalt erfolgt ist.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schwarzburg⸗rudolstadtische Staats⸗Minister Dr. von Bertrab hat sich nach Rudolstadt begeben.

S. M. S. „Stein“, 16 Geschütze, Kommdt. Kapt.

z. S. Glomsda von Buchholtz, ist am 4 November er. in

Hongkong eingetroffen und beabfichtigt, am 10. November er.

mit ber Ablösung von S. M. S. „Stosch“ die Heimreise anzutreten.

tg.)

Hessen. Darm stadt, 9. November. (Darmst.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog . ist gestern Abend 10 Uhr, von Grebenau kommend, auf Schloß Romrod eingetroffen.

Ihre Kaiserliche trifft heute Abend 8 Uhr Waldleiningen nach Wiesbaden, lichen Familie hier ein.

Hoheit die , 35 Minuten, auf der Rückreise von zum Besuch der Großherzog⸗

Oesterreich ungarn. Wien, 9. November, (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Budgetaussch usses der Reichsrathsdelegation antwortete der Minister des Auswärtigen auf eine Interpellation, betreffend die Anruhen in Serbien: dieselben seien nur lokaler Natur; in kompetenten Kreisen in Belgrad hege man die Zuversicht auf eine baldige Beendigung des immerhin nicht ungefährlichen Inzidenzfallz, der durch die aufständischen Bewegungen entstanden sei. Nach den bis jetzt vorliegenden spaͤrlichen authentischen Nachrichten trage die Bewegung bisher weder eine nationale, noch eine politische, noch eine antidynastische Färbung und stelle sich als eine Auflehnung gegen die Durch. führung der Gesetze dar. Man habe in Belgrad Beweise dafür zu haben geglaubt, daß die Bewegung von radikalen Comitès geleitet werde, und man habe sich deshalb der Mit⸗ glieder dieser Comités versichert. Die Nachricht von der standrechtlichen Hinrichtung des Prof. Giaia sei unrichtig. Die Dttu pat ons tr edit fer der un, zu welcher der Reichs Finanz- Minister ein Expose gab, wurde schließlich nahezu unverändert angenommen. ;

10. November. (W. T. B.) Das Fremdenblatt. bespricht die Reise des Kronpxrin lichen Paares nach Berlin und konstatirt: die Völker der Monarchie blickten mit dem Gefühle wahrer Befriedigung auf den dem Kronprinzen und der wa,, n,. be⸗ reiteten Empfang. Die Worte des Grafen Kalnoky, daß bas sterreichisch- deutsche Bündniß in das Bewußtsein aller Theilnehmer übergegangen sei, hätten sich abermals glänzend manifeslirt. Das Bündniß sei so tief gewurzelt, daß es einer weiteren Kräftigung kaum fähig sei. Dessen ungeachtet könne Alles nur mit lebhafter Befriedigung entgegengenommen werden, was dasselbe gleichsam noch inniger in daz Gefühls und Gemüthsleben aller betheiligten Faktoren

versenke.

Die Morgenblätter widmen der Lutherfeier sym⸗ pathische Artikel, worin sie die heutige günstige Stellung der evangelischen Kirche in Oesterreich betonen und die große Be⸗

deutung der Lutherfeier für Deutschland hervorheben.

Großbritannien und Irland. London 9, November.

(W. T. B.) Bei dem heutigen Lordma ors⸗Banket in der Guildhall antwortete der fran zösische Botschafter Waddington auf einen auf die Botschafter und Gesandten der fremden Mächte ausgebrachten Toast: er habe den Bolt schafterposien in London übernommen, weil er stets gefühl habe, daß es für den Weltfrieden keine größere Burgschaf ebe als die herzliche und loyale Freundschafi Englands und rankreichs. Es gebe viele Gründe, aus welchen rankreich und England Freunde bleiben sollten, wie sie es drei Viertel⸗ jahrhunderte hindurch gewesen seien, darunter seien Grunde der heimischen und auswärtigen Politik. Was letztere angehe, so stehe er nicht an, zu sagen: Frankreich und. Eng⸗ land ständen auf demselben Boden, rankreichs Politik sei keine Politik des Druckes; das französische Volt sei ein fried⸗ liebendes Volk, seine Politik sei, zu behalten was es behalten könne, nämlich sein Eigenes, nicht mehr und nicht weniger. Beifall.) Das französische Volk und die französische . rung seien, so weit wie möglich, gegen jede Angriffspol tit undY ernfilich bemüht, schwebende Fragen zu regeln, sobald die Ereigniffe dies gestaiteten. Seine Mission hier sei eine Friedens; mission. Unter zwei großen Nationen seien mitunter Schwierig

feiten unvermeidlich, aber dann sei es wichtig, daß die⸗ seclben einander im Geiste des Friedens und Wohlwollen begegneten. In diesem Geiste werde er handeln, dieser Geist befeele die französische Regierung, und demselben Wunsche sei er auch bei der englischen Regierung begegnet. In Be⸗ antwortung des auf das KLabinet ausgebrachten Toastes er⸗ piderte der Premier Gladstone; er hoffe, der Botschafter Vabdington werde nicht unzufrieden sein mit der Aufnahme seiner Rede. (Beifall.) Die besten Wünsche Englands be⸗ sleiteten Frankreich in jeder Bahn des Friedens und der Herechtigkeit, sowie unter jeder ordentlichen Regierung, welche es wähle. Nächst den Herzen der französischen Bürger schlage Jtiemandes Herz wärmer oder aufrichtiger sür Frankreich als das Herz der englischen Bürger. Was die un kangst entstan⸗ denen Schwierigkeiten bezügli Madagaskars angehe, so glaube er, dieselben in dem von Waddington bezeichneten Geiste des tiedens behandelt zu haben, den auch Frankreich acceptirt abe. Er sel der Ansicht, daß die Art und Weise, wie dieser wischenfall beigelegt wurde, geeignet sei, das gute Einver⸗ nehmen der beiden Länder nicht nür nicht zu stören, sondern sogar zu befestigen, jenes Einvernehmen, welches sich während einez halben Jahrhunderts vortheilhast für die Interessen der Nenschheit erwiesen habe. Sich Lesseps zuwendend, hob Gladstone hervor: er sei sich des Scharssinnes und der Zähigkeit, mit welcher Lesseps die Interessen der Su ezkanal⸗Gesellschaft wahre, wohl bewußt und erwarte zuversichtlich unbegrenzten und wirklich soliden Vortheil von den intimen Besprechungen, welche Lessepßs mit den Rhedern und Kaufleuten Englands haben werde. Der Premier ging sodann auf die egyptische . über und erklärte: er könne konstatiren, daß das von ngland ohne Selbstsucht in Egnyten übernommene Werk Forischritte gemacht habe. Diese Fortschritte, von denen die oridauer der Okkupation abhänge, habe die Regierung in ben Stand gesetzt, einen Theil der englischen Truppen zurück⸗ zuziehen, und es seien bereits die bezüglichen Ordres ertheilt. Dieses Zurückziehen der Truppen schließe auch die Räumung Kairos ein, wodurch die den egyptischen Finanzen auferlegten Lasten gemindert worden seien. England habe so der Welt einen neuen Beweig dafür geliefert, daß die wiederholten Er⸗ llärungen seiner Regierung ernst gewesen seien. Endlich lase die Räumung eines großen Theils des Landes der egyp⸗ tischen Regierung freies und offenes Feld, sich auf der neu eröffneten Laufbahn in billiger Weise zu versuchen. (Beifall.) Was die allgemeine Lage der europäischen Po⸗ litik betreffe, so genüge es, in dieser Beziehung nur ein Vort zu sagen: Was England alle Zeit wünschen wird, ist: der Aussicht auf. Erhaltung des Friedens versichert zu sein. Wohlan, in diesem Augenblick erklären alle Großmächte Europas in unzweideutigster Weise ihren Wunsch auf Auf⸗ rechterhaltung des Friedens. Die englische Regierung theilt diesen Wunsch und ist überzeugt, daß jede der Großmächte ihre aufrichtige Absicht zu erkennen giebt, indem sie die Er⸗ haltung des Friedens als den Zweck ihrer Politik hinstellt. Der Berliner Vertrag bildet einen wichtigen Theil des Staats⸗ rechts Europa's; diesen Vertrag aufrecht zu erhalten ist das Hauptziel der Bestrebungen Englands, das erfreut ist, alle kne Großmächte, deren Antheil an der Sache von so großer Wichtigkeit ist, mit En land in dieser Absicht vereint zu schen. (Beifall.) Er hoffe, einige jener kleineren jüngst ent⸗ landenen Staaten würden hinter den Großmächten in dieser Beziehung nicht zurückbleiben, auf der Balkanhalbinsel würden daffentlich die Staaigoberhäupter ihre Stärke in dem Wohl wollen und der Zuneigung ihrer Völker suchen. Auf die irische Frage übergehend, betonte der Premier Gladstone, daß die Bestrebungen Spencers zum großen Theil mit Erfolg gekrönt seien; viel bleibe allerdings noch übrig, in und für IFlland zu thun. Die Politik der Regierung sei: die Ord⸗ nung und den Frieden fest aufrecht zu erhalten, gleiche Ge⸗ rechligkeit ohne Unterschied der Person oder der Partei zu Üben und anzuerkennen, daß eine feste, dauernde Union nur aufrechtzuerhalten sei, wenn gegen alle gleiche Gerechtigkeit ki wird. Ueber das Programm der nächsten Parlaments⸗ fesson erwähnt die Rede Richts. Lesseps beantwortete inen Toast auf die fremden Gäste, indem er der Ueberzeugung Ausdruck gab, daß in dem persönlichen Verkehr mit den

] 6 und Kaufleuten ein Einverständniß erzielt werden wuürde.

Frankreich. Paris, 8. November. (Fr. Corr.) Der . Finanz-Minister besprach gestern in einer längeren Unter⸗ redung mit dem Budget äusschuß; ) die Erhöhung der Naximallimite für die Banknotenemission der Bank von . . und 2) die Form einer Anleihe, die im Jahre 1834 behufs ö der öffentlichen Bauten auf⸗ . 6 werden soll. Was die letztere Angelegenheit betrifft, so kündigte Hr. Tirard an, daß die Anleihe, die in 3 proz. amortisirbarer Rente emittirt wurde, 350 Millionen nicht über⸗ . schreiten sollte und sich auf 320 Millionen beschränken würde, wenn der Schulkassenfonds nicht einen Zuschuß von 30 Millionen aʒus dem außerordentlichen Budget erheischte. Ueber die Bank⸗ notenemission wurden der Ausschuß und der Minister dahin ꝛinig, daß die Limite um 300 Millionen, d. i. von 3200 Millionen uf gi / Milliarden, ö t werden soll. . . ... No vember. (W. T. B.) Die Budgetkommission hut beschlossen, für das Budget von 1884 den Amortisirungs⸗ ketrag von ioß auf 60. Millionen herabzusetzen., ; Der „Avenir des Colonies“ schreibt; Tricou habe in der Antwort auf eine an ihn gerichtete telegraphische An⸗ . a des Ministers Challemel⸗Lacour seine telegraphische Mit⸗ mheilung, daß der Vizekönig Li⸗Hung⸗Tschang den Bot⸗ gschafter Tseng desavouirt habe, aufrechterhalten. . Der „Temps“ meldet: bei der gegen Bacninh aus⸗ LEführten Rekognoszirung seien von den japanischen Höstzieren. welche den' militärischen Operationen der, fran sösischen Truppen folgten, die chinesischen Flaggen, welche in . acninh aufgezogen seien, deutlich gesehen worden. d Aus Oran eingegangenen Meldungen zufolge ist man I ö arabischen Häuptkings Sharra⸗-Sui, welcher des Verraths und der Theilnahme an dem jüngsten Aufstande in Suüd⸗-Oran bezichtigt wird, habhaft geworden. ö . Jlovember. (W. T. B.). Die Ernennungen 1 ubignyss zum. Votschaftsrath in London und ö. bann dels um Botschaftsrath in Berlin werden . ich das „Journal officiel“ veröffentlicht. Das amtliche 3 alt publizitt ferner das Dekret, welches die Ausführunge⸗ iümmungen für die Literarkonvention zwischen Frank— reich und Deut fchland enthält.

S.. Türkei. Konstantinopel, 9. November. (W. T. B.) ie n iran hat dem König' von Ftalien den Groß⸗ . rdon des Nischan⸗Imtiaz⸗Ordens verliehen.

Serbien. B. T. B) Nach einer Meldung der Presse / aus Belgrad, vom j. Joövember, hat, der König Ristie, Miloikovie und Vasiljev ic zu sich berufen und denselben auf das Bestimmteste ein loyales und korrektes Verhalten an⸗ befohlen. KRistie bat den König, an seiner Treue und Er⸗ gebenheit nicht zu zweifeln.

Bulgarien. Sofia, 9. November. (W. T. B). Nach Meldungen aus Widd in ist eine große Anzahl serbischer M urgent en nach Bulgarien geflohen. Die bulgarische

egierung hat deren Entwaffnung und Internirung ange⸗ ordnet auch den Militärkordon an der serbischen Grenze ver= stärkt. Unter den Flüchtlingen befindet sich der Führer der Radikalen in Zaitschar, Lazarewvitsch.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 9. November (W. T. B) Durch Tagesbefehl vom 8. d. M. ist der General⸗ Major Baron Kaulbars zum Commandeur der 1. Brigade der 1. Kavallerie-Divifion und der General-Major Soboleff zum Commandeur der 1. Brigade der 37. In⸗ fanterie⸗Divislson ernannt worden. Beiden Generalen wurde ferner die Anerkennung des Kaisers für die Ausführung der ihnen übertragen gewesenen besonderen Aufträge aus⸗ gesprochen.

Moskau, 9. November. (B. T. B.). Nie e os= kauer Jeitung“ erörtert die Frage: welche Regierungs- sorm seiner Zeit dem bulgarischen Volke nach seiner Befreiung am Besten zu geben gewesen wäre, und sagt unter Hinweis auf Serbien und Montenegro: das befreite Bulgarien habe Niemand aufzuweisen gehabt, der die staat⸗ liche Einheit des Landes in sich hätte verkörpern können. Sei es da nothwendig gewesen, in Bulgarien eine armselige und werthlose Monarchie zu schaffen? Woher sei der Mann zu nehmen . der in dem vasallischen und von Jedermann abhängigen

ulgarien das monarchische Prinzip hätte aufrecht erhalten önnen? Womit könnte ein solcher homo novus, der weder die Tradition noch die Geschichte hinter sich habe, das Ver⸗ trauen des Volkes gewinnen und zum lebenden Symbol von dessen 3 werden? Wenn in Bulgarien keine Basis für die Schaffung einer würdigen Monarchie vorhanden gewesen sei, wäre es dann nicht richtiger gewesen, da⸗ selbst statt einer traurigen und schablonenmäßigen Konsti⸗ tution eine aufrichtige und gerechte Republik zu errichten, mit einem Leiter an' der Spitze, der dem Lande sowie Rußland und Europa verantwortlich fei? Wäre eine selsgovernementale, aber ciyilisirte Staatssorm unter Kontrole Rußlands und im Einverständnisse mit den anderen Mächten für Bulgarien nicht naturgemäßer? Wäre eine solche Organisation mit einem obersien Leiter nach Art des . Vogo⸗ rides, der keine Prätensionen auf Königliche oder halb⸗ königliche Majestät erhebe, der stammverwandt und eines Glaubens mit seinen Mitbürgern sei, welche aber doch nicht seine Unterthanen seien, nicht zuverlässiger und gerechter für Bulgarien? Warum sollte der General-Gouverneur von Ost⸗ rumelien gleichzeitig nicht auch vasallischer Leiter von Bulgarien sein können? Die Selbständigkeit Bulgariens würde dadurch durchaus nicht beeinträchtigt werden; der Sultan würde sich vielleicht geschmeichelt fühlen, wenn er einen Unterthan an der Spitze eines von ihm abgefallenen Landes habe. Schließlich nochmals die Stellung der russischen Offiziere in Bulgarien berührend, sagt das Blatt: dieselben sollten nur ausschließlich zu militärischen Zwecken verwendet werden, und dürften sich namentlich nicht in die Wahlagitationen im Lande mischen, denn Rußlands Interesse bestehe darin, daß Bulgarien im Sinne seiner eigenen Interessen regiert und vor fremder Ex⸗ ploitirung geschuͤtzt werde,

= Hor Rovember. (W. T. B.) Das „Journal die St. Pétersbourg“ sagt bezüglich der jüngst gemeldeten ru ssischen r ren n. nach Tedjene: es sei dies eine Recognoszirung behufs Bekämpfung des Räuberwesens in der Steppe gewesen. Ueber den Zweck dieser Maßregel habe ö. er rufsischen und der persischen Regierung Ein—⸗ verständniß obgewaltet. Rußland wolle nicht nach Merw, und Perfien habe weder die Prätension noch die Mittel, diese Landstrecke zu besetzen, welche außerhalb der beiderseiti⸗ gen Grenze liege.

16. November (W. T. B.) Der „Russische In⸗ valide“ veröffentlicht die Wiederanstellung des General⸗ Majors Lessowoy und des Lieutenants Polsikow im russischen Heere. Der erstere wurde zur Haupt⸗Artillerie⸗ Verwaltung kommandirt, Polsikow in sein früheres Regiment zurückversetzt.

Die deutsche „St. Petersb. Ztg.“, der „Herold“ und das „Journal de St. Pétersbourg“ bringen auf die Feier des heẽutigen Luthertages bezügliche rtikel. Heute Abend findet in der hiesigen lutherischen Petrikirche ein gemein⸗ samer Gottesdienst aller evangelischen Gemeinden St. Peters⸗ burgs statt.

Seitungsstimmen.

Der „Schwäbische Merkur“ sagt in einem dem 10. Novenber gewidmeten Artikel, nachdem er auf die Folgen der Gegenreformation hingewiesen hat:

Es ging abwärts: ungestraft durfte ein Ludwig XIV. die herrlichsten deutschen Gaue mit seinen Verwüstungszügen über fallen, ja, von dem ehrwürdigen Reiche die schönsten

Provinzen, eine Perle wie Straßburg, abbröckeln. Aber mitten im Verfalle des Ganzen hat sich da ein Glied erhoben, das die. Rettung, das neue Leben bringen sollte:

ein Staatswesen ist erstanden, erfüllt mit Luthers , Gesin⸗ nung. gefchaffen vom Großen Kurfürsten, gegen alle alten ãchte siegreich behauptet vom Großen Friedrich. 8 ist mit , n nnn ein ganz ähnlicher Vorgang wie mit der Reformation: wöhhaß HMlte unrettbar in Ruinen fiel, da konnte nur ein neues Gebilde neues Leben in die Nation bringen. So war es: daß Preußen Friedrichs dest Großen ist nicht blos ein mäch⸗ tiger Staat geworden, Preußen hat Deutschland von der Fremdherrschaft Napoleons befreit, es hat die Volksgenossen mehr und mehr an sich gezogen, fie wirthschaftlich und militärisch ge= sammelt, und mit ihnen den deutschen Staat, das neue Reich unter dem hohenzollernschen Kaiserthum geschaffen. Blicken wir heute von der hohen und sicheren Warte unseres seit Jahrhunderten zum ersten Male wieder einigen und starken Vaterlandes aus zurück auf das alte zerfallene Reich; auf die Zerfleischung des 30 jährigen Krieges; auf die Raubzüge der Franzosen in Deutschland unter dem Könige, unter der Revolution und unter dem Imperator; auf den Heldenkampf der Befreiungekrlege; auf die aber malige Versumpfung unter dem Bundestag; au den frischen Luftzug, der ung die verlassenen Bruderstämme zutü führte; zuletzt nach der vorausgegangenen Auseinandersetzung mit dem alten eiche auf unseren Einheitskrieg was ist es, dürfen swir fragen, was uns

erzog, emporhob, stärkte und es zum leßten natignalen Kampf und Sieg tüchtig und einig machte, es ist Luthers Geist!

In der „Post“ lesen wir:

Nach Bebel, der seine Parteigenossen zum Eintritt in freie dall e gen auffordert, um das Kassenwesen den Parteizwecken dienst ·

ar zu machen bezw. zu erhalten, setzt Hr. Max Hirsch Himmel und

Erde zu dem gleichen Zwecke in Bewegung. Auch er agitirt auf das Lebhafteste gegen die Betheiligung der Arbeiter an denjenigen Kassen, zu welchen die Arbeitgeber gleichfalls einen Beitrag geben und bei deren Verwaltung Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenwirken. Daß solche Kassen sich zu politischen Nebenzwecken nicht füglich mißbrauchen lassen, ist klar während auf den Hirschschen Organifationen der Verdacht ruht, in erster Linie fortschrittlichen Agitationszwecken zu dienen. Nicht min⸗ der ist es klar und wird durch die Erfahrung, namentlich bei den Knappschaftskassen, bestätigt, daß das gemeinsame Zusammenwirken der Arbeitgeber und Ärbeitnehmer zu humanitären Zwecken die Klassen ˖ gegensätze mildert und gegenseitiges Vertrauen erzeugt. Arbeiter, welche in dieser Weise versshnenden und harmonisch wirkenden Ein⸗ flüssen zugänglich werden, bilden selbstverständlich kein so geeignetes Agitationsfeld mehr für diejenige Demagogie, deren Hauptkunst in der Erregung von Unzufriedenheit liegt, der sozialdemokratischen so⸗ wohl wie der fortschrittlichen Richterschen Observanz.

Daß gerade diese beiden Richtungen, welche die Fürsorge für das materielle Wohl des Arbeiters fo befonders stark betonen, die Arbeiter für solche Kassen anwerben, bei welchen ihnen für die gleiche 6 erheblich größere Opfer angesonnen werden, als in den Orts, . = und Gemeindekassen des Krankenkassengesetzes, ist charakteristisch: so⸗— bald die materiellen Interessen der Arbeiter nicht mehr zu Agitations⸗ zwecken sich verwerthen lassen hört die Fürsorge für dieselben auf, sie werden vielmehr ungescheut über Bord geworfen, wenn sie dem agita— torischen Bedürfnisse im Wege stehen.

Stark aber ist es, daß Hr. Dr. Max Hirsch sich gerade jetzt zum Generalberather der deutfchen Arbeiter aufwirft, wo die unter seiner speziellen Leitung stehende Verbandsinvalidenkasse der Gewerkyereine einen so jämmerlichen Zusammenbruch erleidet. Die Erörte rungen, welche die Beschwerde des Arbeiters Pampel hervor- rief, sind noch in frischer Erinnerung. Das Verfahren der Ver bandsleitung. welche, um den Bankerott der auf finanziell iso⸗ lirter Grundlage errichteten Kasse zu verhindern, die Karenzzeit mit rückwirkender Kraft von fünf auf fünfzehn Jahre verlängerte und bei der Durchführung diefer Maßregel im Einzelnen die nächstliegenden Billigkeitgrückfichten' außer Acht ließ, hat in der Presse die unge⸗ theilteste Verurtheilung erfahren. Selbst ein Theil der Hrn. Dr. Max

irsch politisch nahestehenden Blätter hat diesem Urtheil sich ange⸗ chloffen, während kaum vereinzelt ein schüchterner Beschönigungs⸗ versuch hervortrat.

Bald nachher ging eine Mittheilung durch die Presse, cher anem Arbeiter in. Altenburg, wenn wir nicht irren; die bereits bezogene Invalidenpension um die Hälfte gekürzt sein sollte; der Zu⸗ sammenhang wurde, damals aber nicht klargestellt. Inzwischen ist derfelbe jetzt ersichtlich geworden und dabei allerdings ein Gebahren zu Tage getreten, welches Allem, was bezüglich dieser Kasse bisher . und Ungerechtigkeit geleistet worden ist, die Krone aufsetzt.

8. aller Stille nämlich ist auf dem diesjährigen am 28, und 29. Juni in Stralsund abgehaltenen Verbandstage der Beschluß gefaßt worden, daß sämmtliche bisherige Invaliden von jetzt ab bis zur Grreichung ihrer 15 jährigen Mitgliedschaft nur die Hälfte der Pension, zu welcher sie sich versichert haben, erhalten.

Danach entscheidet also der Verbandstag mit souveräner Willkür auch über vertragsmäßig erworbene Rechte, während die Anrufung der Gerichte zum Schutze derselben statutarisch ausgeschlossen ist, und es daher selbst gegen einen so unerhörten Rechtsbruch, wie den vor⸗ liegenden, dem einzelnen Kassenmitgliede, bezw. Invaliden an jeder rechtlichen Hülfe fehlt.

Fürwahr, die Srganisation und die Statuten dieser Hirsch'schen Kasse sind überaus lehrreich sowohl hinsichtlich dessen, was es mit dem von dem Fortschritt ö stark auf den Schild gehobenen Rechte⸗ schutz in der Praxis für eine Bewandtniß hat, sowie wessen sich die schwächeren Elemente zu versehen haben, wo der Fortschritt herrscht: die schrankenlofe Willkür und die brutale Unterdrückung des Schwächeren sieht man in dieser Hirsch'schen Kasse geradezu zum Gesetz erhoben. Daß zugleich die Verbandsleitung sich von der Controle des unpar⸗ feiischen Sachverständigen befreit hat, ist erklärlich, hatte derselbe es doch gewagt, die Unsolidität des Unternehmens klarzulegen und auf ausreichende finanzielle Unterlage zu dringen, So nimmt die ganze Geschichte den Verlauf der blutigsten ö nnn,

In einem „Das deutsche Kunstgewerbe auf dem Welt— markt Überschriebenen Feuilleton der „Magdeburger Zeitung“ lesen wir:

Ueber die Erfolge, welche unser deutsches Kunstgewerbe auf dem Weltmarke mehr und mehr erringt, ist in letzter Zeit wiederholt ge ˖ sprochen worden. Cin. neues Zeugniß für die Beliebtheit unserer kunstgewerblichen Arbeiten im Auslande liefecte mir eine höchst interessante Unterredung mit. dem Chef eines der bedeu⸗ tendsten Londoner Luxusgeschäfte, der sich behufs Informa⸗ tion über das Berliner Kunftgewerbe einige Zeit hierselbst aufhielt. Der Betreffende gestand offen ein, daß sich der englische Geschmack von den Pariser Arbeiten, die bisher als Muster von Ele ganz und Solidität in England gegolten und daselbst absolut keine Konkurrenz gebabt hätten, ab und den deutschen Arbeiten zuwende. Die Londoner Luxusgeschäfte, welche bisher ihren Bedarf fast einzig aus Paris bezogen haͤtten, sähen sich daher genöthigt, ihre Verbin⸗ dungen mit Frankreich abzubrechen und solche in Deutschland zu suchen, auch für ihre Geschäfte deutsches Personal, das mit dem Kunstgewerbe vertraut fei, zu engagiren. olche Engagements abzuschließen, war übrigens noch ein Hauptgrund für die Anwesenheit meines Ge— währsmannes in Berlin. Diese gesammte Umwälzung vollziehe sich selbstverstãndlich langfam, da die Abhängigkeit der englischen Luxus. industrle von Paris schon Jahrhunderte andauere und die Zähigkeit des englifchen Charakters solchen tiefgreifenden Veränderungen, die das Altgewohnte über den Haufen werfen, immerhin großen Wider⸗ stand entgegensetze. Aber nunmehr fei die Bewegung zu Gunsten des deutschen Marktes schon so weit vorgeschritten, daß sie sich in Paris in drüäckendster Weise fühlbar machen müsse,

Was an den deutfchen Ärbeiten in England besonders gefalle, sei der etwas alterthüämliche Zug, für den ja der Engländer und n besonders der englische Aristokrat eine ausgesprochene Vorliebe esikße. Deutsche Möbel aus Berliner, Stuttgarter, Mainzer u. s. w. Werkstätten feien daher sehr beliebt geworden..

nach wel⸗

Unsere Cuivre-

, ,, welche speziell in Berlin und Iserlohn hren Sitz hat, beherrscht schon,. jetzt den Weltmarkt. Der Export derselben erstreckt sich über die ganze eivilisirte

Irde. Äls fehr geschätzt bezeichnete mein Gewährsmann auch deutsche Goldarbeiten, welche vorzugsweise von Frankfurt a. M nach Eng- land exrportirt werden. Fortepianos, Lederarbeiten, Kartonnagen, Bilderrahmen und Goldleisten, feine Holz- und Spielwagren, bemalte Gläser und Glasmalereien. Sehr gerühmt wurde die Art der Ver= packung, die in den letzten Jahren bedeutend solider und. feln ge. boller geworden sei und der man auf den ersten Bli ansebe, daß sie unter Zuhülfenghme künstlerischer Kräfte ausgeführt sei. elten daß nicht ein Carton, eine Etiquette oder ein Band mit einem huüͤbschen Ornament oder einer sonstigen Berzierung geschmückt sei. Kurz, das Urtheil des gewiegten Fachmannes war ganz dazu geeignet, uns mit Stolz zu erfüllen.

Sicherlich wird unfer deutsches Kunstgewerbe trotz des hohen Lobes, welches ihm von allen. Seiten gespendet wird, in seinem regen Sireken nicht nacklassen, sondern rüstig weiterschaffen.

Landtags⸗Angelegenheiten. Der Abgeordnete Gutsbesitzer Nitsche bat sein Mandat für

endlich zum Heil geführt hat? Es ist der Geist, der im 16. Jahr. hundert wieder in die deutschen Herzen einkehrte, der unser Volk

den 5. Breslauer Wahlbezirk, Frankenstein⸗Muͤnsterberg, niedergelegt.