Nichtamtliches. Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 29. November. rath trat heute zu einer Sitzung zusammen.
— Das Herxrenhaus faßte bekanntlich am Schluß der vorigen Session folgenden Beschluß:
Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, den Plan zu einem die Monarchie von Osten nach Westen durchziehenden ein heitlichen Kanalne tze dem Landtage vorzulegen und die Mittel dazu in einer Anleihe aufzubringen.
n der dem Herrenhause soeben zugegangenen Ueber⸗ sicht der von der Staatstegierung gefaßten Entschließungen auf Anträge und Resolutionen des Herrenhauses aus der Session de 1882,83 heißt es nun bezüglich obigen Beschlusses:
Die Staatsregierung nimmt auf Grund reiflicher Erwägung aus praktischen Gründen Anstand, dem Beschlusse zuzustimmen. Indem sie auf dem in der Kanalpolitik von ihr either eingenommenen Standpunfte heharrt, erblickt sie nur in der Ausführung bestimmter, jeweils auf ihre Nützlichkeit hin besonders geprüfter Schiffahrts« anäle die Möglichkeit einer rationellen, den Rücksichten auf die Staatsfinanzen entsprechenden Lösung der Kanalfrage.
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung . der Abgeordneten befindet sich in der Ersten ilage.
— In der heutigen (6.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize-Präfident des Staats—⸗ Ministeriums, Staats-Minister von Puttkamer, nebst mehreren Kommissarien beiwohnte, stand als erster Gegenstand der Tagesordnung zur Berathung die erste Lesung des Entwurfs einer Kreisordnung für die Provinz Hannover und des Gesetzentwurfs, betreffend die Einführung der Provinzialordnung vom A. Juni 1875 in der Pro— vinz Hannover.
Der Präsident von Köller schlug vor, die Generaldiskussion über beide Gesetze zugleich zu eröffnen. Da sich ein Wider— spruch gegen diesen Vorschlag nicht erhob, so trat das Haus in die Berathung der beiden Gesetze ein.
Der Abg. Dr. Windthorst wies darauf hin, daß diese Vorlage
bereits eine Geschichte habe. Der hochernste Charakter derselben lasse sich nicht verkennen angesichts des besonderen Accents, welchen die Thronrede auf dieselbe gelegt habe, denn in der— selben sei bemerkt worden, daß es ein Akt von Bedeutung für die innere Politik Preußens sei, wenn der Behördenorganismus der alten Provinzen auch auf Hannover ausgedehnt werde. Er seinerseits vermöge indessen nichts Bedeutsames an diesem Schritt zu erkennen, der ein reiner Ausfluß bureaukratischer Liebhaberei sei. Gesunde Politik sei es, nicht zu rütteln an geschichtlich gewordenen Verhältnissen; die beständige Beun— ruhigung der Bevölkerung könne nicht konservativ erziehend wirken. Er werde deshalb die Vorlage ablehnen und diese seine Ansicht in allen Stadien der Berathung zum Ausdruck bringen. Der Abg. von Liebermann erkannte an, daß in die jetzige Vorlage ein Theil der früheren Kommissionsvorschläge aufgenommen sei. Freilich sei das Institut der Amtsvorsteher nicht in derselben zu finden, doch habe er erfahren, daß in der That die Bevölkerung Hannovers zum Theil gegen dasselbe sei. Die Konservativen würden für die Vorlage stimmen, ein Theil allerdings mit dem Vorbehalt, daß das In⸗ stitut der Amts vorsteher auch in Hannover eingeführt werde. Redner empfahl einen Mittelweg: wo Ehren-Amtsvorsteher nicht vorhanden, solle die Verwaltung dem Landrath zufallen. Den Antrag über die Zusammensetzung des Provinzial⸗-Landtags empfehle er der Regierung zur wohlwollenden Berücksichtigung. Er befürchte freilich nicht, daß sich auf Grund der Vorlage ein Bauernlandtag entwickeln werde.
Der Abg. von Meyer (Arnswalde) glaubte, daß die Han— noveraner Grund hätten, mit der Regierung zufrieden zu sein. Seien dieselben doch um ihre Ansicht über die Vorlage be— fragt, noch bevor dieselbe fertig gestellt sei: ein Glück, das den
Der Bunde tz⸗
alten Provinzen nicht zu Theil geworden sei. Er bedauere, daß man das Institut der Amtsvorsteher nicht einführen wolle. Auf diesem Wege werde man nie zu angesessenen Landräthen kommen. Vor
einem Uebergewicht des welfischen Elements brauche man keine Besorgniß zu haben, da dasselbe in der Verwaltung sicher nicht schaden würde. Besondere Anerkennnng zollte Redner dem Prinzip der Zusammensetzung des Provinzial Landtags.
Der Regierungskommissar Geheime Ober-Regierungs— Rath Haase wendete sich gegen die Behauptung des Abg. Windthorst, daß die Uebertragung des Behördenorganismus auf die Provinz Hannover nicht nothwendig sei.
Der Abg. Dr. Köhler sprach für die Vorlage und bean— tragte, dieselbe an eine Kommission von 21 Mitgliedern zu verweisen.
Bei Schluß des Blatts ergriff der Abg. das Wort.
— In einem Strafverfahren gegen einen Fleischer, welcher Fleisch eines zu früh geborenen Kalbes feilgehalten hatte, wegen Feilhaltung von verdorbenen Nahrungsmitteln hat das Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Entscheidung vom 27. September d. J. ausgesprochen, daß unter verdorbenen Nahrungsmitteln auch solche Nahrungsmittel zu verstehen find, deren naturgemäße Entwickelung gehemmt wurde und welche
Dr. Hänel
deshalb den normalen Zustand gleichartiger Nahrungsmittel
nicht erreicht haben.
Bayern. München, 28. November. (W. T. B.) Die Abgeordneten kammer nahm heute das Reblausgesetz in zweiter Lesung mit einer unerheblichen Abänderung definitiv und einstimmig an und begann sodann die Berathung des Etats des Innern. Vor dem Eintritt in die Spezial⸗ diskussion erklärte der Minister des Innern: die Regierung bestehe, gegenüber den Ausschußbeschlüssen, nur in drei Fällen auf ihren Forderungen, unter denen sich auch der Dispo⸗ sitionsfonds befinde. Letzterer wurde jedoch ohne Debatte abgelehnt.
Seffen. Darm stadt, 28. November. (Darmst. Ztg.) kj . w . 3 Der GSGroßfürst Sergius von Rußland ist heute aus
Paris, wo derselbe seinen erkrankten Bruder, den Großürsten
Paul, besuchte, wieder hier eingetroffen und im Palais des Prinjen Alexander abgestiegen.
Mecklenburg. Schwerin, 28. November. Aus Cannes wird den Mecl. Anz“ unter dem 25. November ge⸗ schrieben; Für die Großherzoglichen Herrschaften find auf die Dauer ihres hiesigen Aufenthaltes zwei hübsch gelegene Villen gemiethet worden, deren Garten ane inanderstoßen. Die
eine derselben, Maurice Alice, wird von dem Großherzog, der Großherzogin und den Prinzlichen Kindern bewohnt; in der anderen hat das Gefolge Wohnung genommen. Die hiesige Luft scheint auf die Gesundheit des Groß⸗ herzogs entschieden günstigen Einfluß zu üben; das Befinden Sr. Königlichen Hoheit ist ein durchweg gutes zu nennen. — Allerhöchsiderselbe wohnte mit der Großherzogin am Sonntag, den 1I1. November, der Lutherfeier bei, welche in der hie⸗ sigen deutschen Kirche veranstaltet wurde, und hat auch an den beiden folgenden Sonntagen den Gottesdienst in derselben Kirche besucht.
Anhalt. Dessau, 27. November. (A. St..) Der Herzog hat sich heute nach Sondershausen begeben.
Der Prinz Aribert ist gestern in Begleitung des Haupt⸗ manns von Temsky nach Straßburg i. E. abgereist, um die dortige Universität zu besuchen.
Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 27. November. Wie die „Els.⸗-Lothr. Ig.“ mittheilt, steht es nunmehr fest, daß der Landesausschuß auf den 10. Dezember einberufen wird. Außer den bereits erwähnten Gesetzentwürfen werden noch folgende dem Landesausschusse vorgelegt werden, nachdem der Bundesrath denselben zugestimmt haben wird: 1) ein Gesetzentwurf, betreffend das Aussuchen von Waarenbestel⸗ lungen und den Gewerbebetrieb im Umherziehen, 2) ein Gesetzentwurf, betreffend die Approbationen für Aerzte und Apotheker, 3) ein Gesetzentwurf, betreffend die Anlage von Feldwegen.
Frankreich. Paris, 28. November. (W. T. B.) Die Kommission für die Tongking-⸗-Angelegenheit hörte heute Vormittag die Minister Ferry, Campenon und Peyron. Der Minister⸗-Präsident Ferry theilte ein chinesisches Memorandum und Frankreichs Ant— wort darauf mit, welche den einstimmigen Beifall der Kommission fand. Dieselbe beschloß, die Angelegenheit in der Kammer nicht eher zur Diskussion zu bringen, bevor nicht die Kreditdebatte stattgefunden habe und zwar aus folgenden zwei Gründen: 1) weil kein Bruch der diplomatischen Beziebungen stattgefunden und die Unterhandlungen gegenwärtig fortdauern, 2) weil die Regie⸗ rung versprochen habe, das Memorandum und die Antwort darauf in einem Gelbbuche zu veröffentlichen. Das chinesische Memorandum sagt: Frankreich habe Annam einen unge— rechten Vertrag auferlegt, welcher gleichzeitig die Rechte Chinas mißachte; es habe Annam angegriffen mit der Absicht, Bacninh wegzunehmen, welches der Schlüssel des chinesischen Reiches sei. China wünsche unter allen Umständen die friedlichen Be— ziehungen aufrecht zu erhalten; die chinesischen Truppen würden jedoch gezwungen sein, einem Angriff Widerstand entgegenzusetzen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. China habe an die Traditionen der Ehre und Loyalität Frankreichs appellirt und würde bedauern, wenn es ge— zwungen würde, seinen Rechten Achtung zu verschaffen. Die französrsche Antwort erinnert daran, daß Frankreich immer erklärt habe, weder Annam noch Tongking annektiren zu wollen. Der Vertrag von Hue habe den einzigen Zweck, den Vertrag von 1874 klarzustellen und das Protektorat über Tongking zu konsolidiren. Frankreich habe es für angemessen befunden, Sontay und Bacninh zu okkupiren, aber nichts stehe einem gerechten Vergleich im Wege auf Grundlagen, die Frankreich nie aufgegeben und die in dem Vertrage ange— deutet seien. — Ferry theilte weiter mit, daß er dem Marquis Tseng eine Note zugestellt habe, in welcher er denselben zu veranlassen suchte, den militärischen Befehlshabern Spezial—
vollmachten zugehen zu lassen, um ein Einvernehmen herbeizuführen. Kraft dieser Vollmachten sollte China
auf friedlichem Wege dem Admiral Courbet, unter dem Vor— behalt eines weiteren Arrangements, Sontay und Bacninh übergeben. Später sollte dann über ein definitiv-s Arrange— ment in Verhandlung getreten werden. Diese Mittheilung Ferry's habe sich mit einem Schreiben des Marquis Tseng gekreuzt, in welchem die Anwesenheit chinesischer Truppen in Tongking konstatirt wurde, ohne den Aufenthaltsort der— selben zu nennen. Später habe Tseng Ferry's abgelehnt, doch habe Tseng wahrscheinlich ohne In—
struktionen von Peding gehandelt. — Der Kriegs— Minister, Gentrol Campenon erklärte: es seien alle Maßregeln getroffen, um sofort 6000 Mann nach
Tongking zu senden, ohne auch nur eine partielle Mobilisi⸗ rung vornehmen zu müssen. Der Marine-Minister Peyron konstatirte, daß er kein neues Telegramm von Courbet er— halten habe: die Operationen des letzteren hätten bereits be— gonnen oder würden doch unmittelbar beginnen. Die letzte Depesche Courbets datire vom 17. d. M. und melde, daß Courbet die Sruppenkonzentrirung zum Angriff auf Bacninh beendet habe. Der Minister glaubt, daß Courbet die Ankunft des Transportdampfers,„Corrèze“, welcher 600 Mann Marine— truppen bringe, abwarten wolle. Der „Correze“ hätte heute in der Bay von Along eintreffen müssen. Der Marine⸗Minister fügte hinzu: er habe Courbet vollste Aktionsfreiheit gelassen, und man dürfe volles Ver⸗ trauen in seine Umsicht und seine Energie setzen. — Die Kommission wird um 2 Uhr eine neue Sitzung halten und sich, wie es heißt, darauf beschränken, die gefor⸗ derten 9 Millionen zu bewilligen. Die Regierung erklärte: ehe sie weitere Forderungen stelle, lieber Nachrichten von Courbet abwarten zu wollen.
Die äußerste Linke beauftragte Clémenceau, in der Kammer die Regierung darüber zu interpelliren, ob ein Memorandum existire und ob der Vormarsch der Franzosen gegen Bacninh fortdauere.
— 28. November, Abends. (W. T. B.) Die Tongking—⸗ Kommission hat den verlangten Kredit von 9 Millionen
Fres. mit 9 gegen 2 Stimmen bewilligt und Läon Renault zum Berichtertatter ernannt. — Da der Minister⸗Präsident Ferry in einer Privat⸗Unterhaltung mit Clsmenceau sich weigerte, die von demselben angekündigten Anfragen zu be⸗ antworten, so beabfichtigt Clämenceau, dieselben morgen zu Beginn der Kammersitzung wiederum zu stellen, und wenn Ferry sich dann noch weigern sollte, zu antworten, dieselben
in Form einer Interpellation vorzubringen. — Das neue Gelbbuch wird wahrscheinlich am Sonnabend er— scheinen.
Nach Cherbourg ist Weisung gegeben worden, das Kanonenboot „Farcy“ zur Fahrt nach Tongking bereit⸗ u
den Vorschlag
Die Deputirten kammer setzte heute die Berathung des Etats fort. Der Finanz⸗Minister Tirard bezeichnete die finanzielle Lage Frankreichs als günstiger wie im Jahre 1882, dieselbe bessere sich mit jedem Tage, und die Ausweise der Zollamter berechtigten keineswegs zu pessimistischen Schätzun⸗ gen. Die schlechten Ernten und die Krise in den mobilen und immobilen Werthen hätten zwar eine Verlangsamung der Transaktionen herbeigeführt, aber die Einnahmen des Budgets. hätten darunter nicht gelitten. Der Finanz⸗Minister bekämpfte des Weiteren die Absicht der Kommission, die Amortisations⸗ summe von 100 auf 60 Millionen Frances herabzumindern und erklärte es für nothwendig, die Budget⸗Reserven zur Amortisirung zu verwenden, allerdings mit Maß und großer Vorsicht, denn die Reserven seien für die Zukunft von größtem
Nutzen. Die Kammer vertagte die Weiterberathung sodann auf morgen. Spanien. Madrid, 28. November. (W. T. B.) Se.
Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz stattete heute Mittag 12 Uhr in großer Generalsunisornn Sr. Majestät dem König Alfons Seine Gratulation zu dem heutigen Geburtstage ab und überreichte Allerhöchstdemselben als Geschenk eine Bronzestatue des Großen Kurfürsten.
Die Mitglieder des Vorstandes der Rechtsakademie beschlossen, dem Kronprinzen ein Album mit eigenhändigen Einzeichnungen aller Akademie-Mitglieder zur Uebermittelung an seine Gemahlin, die Kronprinzessin, zu widmen.
— 29. November. (W. T. B.) Zu dem gestrigen Geburtstage Sr. Majestät des Königs von Spanien hatte Se. Majestät der deutsche Kaiser ein Glückwunschtelegramm abgesandt, in welchem auch dem Dank und der Freude über den herzlichen Empfang des Kron— prinzen Ausdruck gegeben war. — Der Kronprinz besuchte gestern außer der Gemäldegalerie auch noch das naturhistorische Kabinet und die Akademie der schönen Künste.
Dem abendlichen Empfange und Concert im Königlichen Palaste wohnten 2000 Personen bei, unter denen sich die höchsten Würdenträger und auch der ehemalige Minister der Republik, Martos, befanden. Die hervorragendsten Kräfte der Oper wirkten in dem Concert mi. Die Stadt war glän—⸗ zend illuminirt.
Die für den Donnerstag festgesetzte Jagd in Casa Campo bei Madrid ist auf Freitag verschoben worden.
— 29. November. (W. T. B.) Der Kronprinz machte gestern auch dem päpsitlichen Nuntius und dem Conseils Präsi— denten Posada de Herrera einen Besuch.
Das Direktivcomités der Rechts-Akademie beschloß zum Andenken an die Theilnahme des Königs und des Kronprinzen an der jüngst stattgehabten Feier eine Medaille prägen zu lassen. — Die Kommission des hiesigen militärischen Vereins hat sämmtliche Offiziere, welche den Kronprinzen hierher begleilet haben, zu Ehrenmitgliedern ernannt und dem General Erasen Blumenthal die betreffenden Diplome zuge— stellt. Zu Ehren der neuen Ehrenmitglieder wird von dem militärischen Verein eine Festlichkeit vorbereitet.
Cartagena, 29. November. (W. T. B.) In dem biesigen militarischen Casino fand gestern Abend zu Ehren des Geburtstages des Königs von Spanien ein Fest statt, zu dem die Offiziere des „Adalbert“ und der „Sophie“ geladen waren.
— Ueber die am 25. d. M. stattgehabte Feier der Ein⸗ weihung des neuen Gebäudes der juristischen Akademie in Madrid schreibt unser dortiger Korrespondent: Die Feier begann in Gegenwart Sr. Majestät des Königs Alfons und Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen Abends 9 Uhr. Zunächst ersiattete der ständige Sekretär den Jahresbericht; dann hielt Professor Romero Robledo die Fest⸗ rede über die Bestimmung des Rechts und seine Stellung im sozialen Leben. Zuletzt bat er den König, die Akademie für eröffnet erklären zu wollen. Da erhob Sich Se. Majestät und sprach mit lauter, wohltönender Stimme etwa Folgendes: Es sei Ihm ein ganz besonderes Vergnügen, Sich inmitten einer so würdigtn Korporation zu befinden, besonders unter Umständen wie dem gegenwärtigen, an der Seite Seines Erlauchten Gastes, des glorreichen Repräsen— tanten der monarchischen Idee, welche im Deutschen Reiche so feste Wurzeln gefaßt habe. Er könne nicht unter— lassen, der Korporation Seinen wärmsten Dank zu sagen sür die Ebre, die man Ihm erwiesen, indem man Ihm das Ehren⸗— Präsidium über so viele intelligente und kompetente richterliche Persönlichkeiten übertragen habe. Gern möchte Er selbst auf einer Hochschule die Richte studirt haben; wie andere Prinzen hätte Er gern auf einer Bank in der Universität zu Bonn gesessen, ebenso wie es Sein Freund, der Kaiserliche Prinz, ge⸗ than habe. Allein, Er müsse es bedauern: Sein Schicksal habe es nicht so gewollt. Die Herten wüßten es ja: das Vaterland habe Ihn früh von Seinen Jugendstudien ab⸗ gerufen, um Ihm die höheren Pflichten als Landesherr zu übertragsn. Er sei nach Spanien gekommen und habe Sich sosort in der Mitte eines von Bürgerkriegen und sozialem Unglück zerrissenen Lande befunden. Der weitere, wechsel⸗ rolle Verlauf Seines Lebens sei bekannt. Was Er in diesem bedeutungsvollen Augenblick den Herren ans Herz legen möchte, sei ein Hinweis auf die große Auf⸗ gabe, an deren Lösung die Akademie nach und nach die Hand legen müsse. Auf einer gesunden Rechtsentwicklung und einer tüchtigen Verwaltung beruhe das Glück und das Gedeihen des Landez. Sollten einst in der Zukunft Tage kommen, wo Er genöthigt würde, zu extremen Mitteln zu greifen, so werde Er unbedingt auf die Intelligenz und die administrativen Fähigkeiten der Herren sich stützen, um zum
Ruhme des gelietten Vaterlandes unter dem Schatten der Fahnen der Väter den Weg zu Spaniens wür⸗
diger Zukunft zu decken, und dieser Weg heiße: Friede, Arbeit, Liebe und Treue zur Verfassung und Freiheit! — Die Rede des Königs wurde vielfach durch Klatschen unter⸗ brochen, und am Schlusse erhob sich ein brausender Beifalls— sturm. Mitten aus der Gesellschaft heraus ertönten die Rufe: Es lebe der König, die Königin, die Verfassung, das Vater⸗ land! und fanden freudigen Widerhall. Als auch gerufen wurde Viva el principe de Alemania! huldigten alle Anwesen⸗
den in gehobener Stimmung dem Deuischen Kaisersohne. Die Feier end igte nach 11 Uhr. Serbien. Belgrad, 28. November. (W. T. B.) Der
jrühere Minister Garaschanin ist zum Gesandten in. Wien ernannt worden.
ö
Zeitungèstimnmen.
Der „Berliner Börsen⸗Telegraph“ druckt einen zweiten Artikel über den Entwurf des Aktiengesetzes mit dem Bemerken ab, daß die Redaktion zwar mit den Ausführungen des Artikels nicht einverstanden sei, denselben jedoch veröffent⸗ liche, weil er ihr von beachtenswerther Seite zugegangen sei. Der Artikel lautet:
In dem ersten, das Thema: Der neue Aktiengesetzentwurf und seine Kritiker bebandelnden Artikel sind die Theoretiker des Aktien rechts als die gefäbrlichsten Gegner des von der Reichsregierung unternommenen Reformversuches bezeichnet worden. Natürlich sollte der Entwurf damit keineswegs als ein noli me tangere bin⸗ gestellt und die Berechtigurg freiester Kritik ibm gegenüber be⸗ stritten werden. Der Gesetzentwurf ist unzweifelbaft noch recht verbesserungs fähig. Dies bat die Reichsregierung selbst anerkannt, indem sie ihren Entwurf schon ungewöhnlich früh der öffentlichen Beurtheilung unterbreitet und sowobl die offiziellen Organe des Handelsstandes, wie ferner auch einzelne berrorragende Sachver⸗ ständige zu direkter Meinungsäußerung aufgefordert bat. Aber über die Grenzen, innerbalb deren sich die hierdurch eröffnete Dis kussion zweckmäßi jer Weise halten soll, kann man sehr verschiedener An— sicht sein. Soll man sich damit begnügen an den Detailbestim⸗ mungen des Entwurfs Kritik zu üben? Oder soll man auch die Grundlagen der ganzen Reform in den Kreis der Erörterung ziehen? Der Verfasser dieser Artikel möchte sich seinerseits sebr entschieden für die erstere Alternative aussprechen, und zwar wird er hierzu durch folgende rein praktische Erwägungen bestimmt. Die Reich regierung ist selbstverftändlich nicht vlanlos an die Reform beran getreten, sondern sie bat sich einige ganz bestimmte Ziele gesteckt, welche sie uns in den Motiven des Entwurfs p. 850 als die folgenden bezeichnet: 1) schon durch die Vorschriften über die Aktie und die Haftbarkeit aus der Zeichnung einen sachlicheren Anschluß der Betbeiligten an das Unternehmen zu erreichen, 2) rücksichtlich der Gründung der Gesellschaft die vollständige und richtige Zusammen— bringung des Grundkapitals zu sichern und offenzulegen und das Verfabren der Gründung so zu gestalten, daß die Gründer gegen über der zu gründenden Gesellschaft berrortreten, der letzteren selbstthätig eine sachliche Prüfung und Entschließung ermöglicht und dem Registerrichter die formelle Prüfung erleichtert wird. 3) Auch wäbrend des Geschäftsbetriebes die Organe der Gesellschaft
— Vorstand, Aufsichtsrathb, Generalversammlung — in ibren Funktionen gegen einander sicherer abzuzrenzen und von un— berechtigten Einflüssen zu befreien, sachgemäßer die Geschäftslage
der Gesellschaft erkennbar zu machen und eine lebendigere Tbeil⸗ nabme und Kontrole des einzelnen Aktionärs bezüglich der Vorgänge der Gesellschaft berbeizufübren. 4) Die Verantwortlichkeit der bei der Gründung des Unternehmens unmittelbar und mittelbar be— theiligten, sowie der mit der Verwaltung und Beaufsichtigung be⸗ trauten Personen civil; und strafrechtlich zu verschärfen. ) Auch durch sonstige Straf⸗ und Ordnungsvorschriften den Aktionären wie dem Publikum einen größeren Schutz zu verleihen. Das sind die Ziele des Entwurfs, Ziele, mit denen sich ein Jeder einverstanden erklären kann, der überhaupt die Reform als nothwendig anerkennt. Es sind durchaus maßvolle Grundsätze. Neue originelle Gedanken, kühne Reformideen wird man in ihnen nickt entdecken. Aber gerade das macht ihre Stärke und Brauchbarkeit aus. Sie geben der Reform einen festen, sickeren Boden. Sie schließen den Zirkel, innerhalb dessen sich alle, auch die extremsten Anhänger der Reform zusammensinden, und in dem sie einstweilen sämmtlich verbleiben können. Dies ist aber auch dringend nöthig. Denn wenn jetzt jene Grundlagen des Entwurfes in Frage gestellt werden, wenn nochmals alle die schwierigen Prinzipien⸗ fragen erörtert werden sollen, an denen diese Materie so ungemein reich ist — dann mag man nur die Hoffnung auf eine baldige Reform des Aktienrechts fahren lassen; dann wird die kostbare Zeit mit doktrinärer Wort— fechterei vergeudet werden und übers Jahr wird man sich denselben Schwierigkeiten gegenüber sehen, wird dann rielleicht durch eine neue Schwindelvperiode zum Erlasse eines Nothgesetzes gezwungen werden. Man möge sich warnen lassen durch das Schicksal, welches die vielfachen Versuche zur Reform des Aktienrechtes in Oesterreich erlitten haben, wo seit 14 Jahren ohne Erfolg an der Lösung dieser Aufgabe gearbeitet wird. Man bringe ein Oxfer des Intellekts und acceptire die Basis des Entwurfs. Ziebt man irgend einen der Grundpfeiler weg, auf denen dieser Reform— versuch rut — und sei es auch nur, um ihn durch einen anderen zu ersetzen — so wird zweifelsohne sofort das ganze Gebäude zusammen⸗ brechen. Auch innerhalb der Grenzen, welche wir hiermit der Kritik des Gesetzentwurfs gesteckt haben möchten, bleibt derselben noch ein großes und fruchtbares Arbeitsfeld übrig. Sind ihr doch die dankbaren, weil relatio leicht lösbaren Aufgaben gestellt, zu untersuchen, I) inwieweit die einzelnen Bestimmungen des Entwurfs den allge— meinen Grundsätzen der Reform entsprechen, 2) ob sich der vor— geschlagenen Verkörperung dieser Prinzipien nicht entscheidende prak— lische Bedenken entgegenstellen. Freilich sollte die Kritik auch in diesen beiden Richtungen maßroll vorgehen. Namentlich sollte sie sich davor hüten, unwichtige Bedenken zu formidablen Beweis⸗ mitteln aufzubauschen, eine Kunst, in der es die Dialektik bekanntlich heut zu Tage außerordentlich weit gebracht hat. Gegen jede legislative Maßregel, die so tief in das praktische Leben eingreift, wie dieses Aktiengefetz, lassen sich immer eine ganze Menge der verschiedenartigsten Gründe ins Feld führen, und fast regelmäßig befindet sich der Gesetzgeber in der peinlichen Lage, unter mehreren Uebeln das kleinste auswäblen zu müssen. So auch hier. Gewiß muß jede einzelne Bestimmung des Gesetzes mit allen Pro's und Contra's sorgfältig erwogen werden. Auch der Arzt thut dies, ehe er zur Operation schreitet. Hat er sie aber einmal für nöthig befunden, fo greift er ohne längeres Säumen ein, unbekümmert um den momentanen Schmerz und um das Geschrei des Patienten.
— Der „Leder markt“ schreibt:
Die glänzenden Errungenschaften, auf die sich unsere deutsche Leder⸗ und Schuhindustrie hinsichtlich ihrer Exportfähigkeit nunmehr stützen kann, lassen die konkurrirenden Nationen nicht zur Ruhe kom— men, besonders diejenigen nicht, denen deuischer Gewerbefleiß die besten Absatz gebiete streitig gemacht hat. Wie sehr die Franzosen insbeson⸗ dere von uns überflügelt sind, wie ohnmächtig sie sich gegen uns fühlen, geht am klarsten aus dem nachstehenden Schimpfartikel des Pariser ‚Moniteur de la Cordonnerie“ hervor, der seinem gepreßten Herzen in der folgenden Schreibweise Luft macht....
Der „‚Ledermarkt“ beschränkt sich darauf, die in diesem Artikel enthaltenen thatsächlichen Angaben wie folgt zu widerlegen: .
Allerdings hat Deutschland bessere Schuhstoffe, als der nur fürs Auge gearbeitete, wenig dauerhafte Satin frangais? aus Amiens; die Engländer kaufen darum lieber Wermels kirchener Stoffschãfte und süddeutsche oder thüringer Zeugschuhe⸗/ als die jenigen aus Amiens oder Paris. Was die Straßburger Maroquine betrifft, so hat die dort bis 1871 bestehende bedeutende Saffianfabrik Cerf · Lanzenberg ihren Sitz nach Paris verlegen müssen, weil sie gegen die Konkurrenz in Lahr, Mainz, Kirn ꝛc. nicht mehr aufkommen konnte, während eine andere noch jetzt in Straßburg bestehende Maroquinerie genau nach deutschem System arbeitet. Die von dem Blatte ge⸗ schmäbten Wormser Lackleder (sowie diejenigen von Mainz, Offen— bach und Weinheim) haben jede andere Konkurrenz total aus dem Felde geschlagen, ganz besonders aber die französische, welche hinsicht⸗ lich dieses Artikels unbeftreitbar in den letzten Zügen liegt. Die franzésischen Schuhfabriken selbst geben dem deutschen Lackleder den Vorjug vor allen rivalisirenden Sorten; die deutschen Lacklederfa⸗ briken baben deshalb ohne Ausnahme Verkaufsdepots in Paris, deren Rentabilität ganz unfraglich ist. Das Vacheleder von Chateaurc⸗ nault ist nickt schlecht, aber seine Festigkeit wird durch Hämmern künstlich erzeugt, während der sogenannte Frankfurter Vache dieselbe natürliche Feftigkeit hat. Das deutsche Sohlleder ist im Durch schnitt mindestens ebensogut als das französische, wenn nicht besser, jedenfalls ist es aber viel reeller als das letztere. Ueber die Leistungs— fähigkeit ihrer Schuhfabriken würden die Franzosen doch viel klüger
schweigen.
Seit 1861 bat sich der Schabwanren mehr als rerderrelt, die Ausfubr 1883 weist bis
—
raarenimrort Fran
2
—
jeßt gegen das
Vorjabt schon ein Defizit von 8 Milionen Francs aus! Der Srroit der deutschen Schubfabriken steigt dagegen Termanent.
der koketten Pariser Chauffure spukt nur noch in den Köxfen schrãnkter Modenärrinnen; man hat dieseits ñ
8
des
und solideren Geschmack und ist dabei viel williger. eines großen Medebajars in Steckbelm verlangte und erhielt von uns vor Kurzem einige dentsche Fabriksadressen für den Bezug gestick⸗ ter Ballstiefeletten und jetzt schreibt uns derselbe Mann: Ich bin
Ihnen sebr dankbar für die Adrefsen, das
Rheins ebe
M Mi 1 Der Nimbus
—
be⸗
nic viel
Der e er Der Inhaber
deutsche Luxus schubwerk
fostet nicht die Hälfte des Pariser, ist solider und gefällt allgemeir. Allerdings glauben die Käuferinnen, es sei Pariser Produkt. und ich lasse sie darauf, denn Glauben macht selin. — Aber selbst bei dem Laienxublikum ist die Pariser Gloire im Verblassen, besonders nach⸗
dem es begreift, da
4 a8 5 es
dafür ertra zablen soll.
Auf den Apxell an das englische Urtheil bat der Moniteur bereits mit verblüffender Korrektheit Antwort erhalten. Das Londoner
Boot and Spoe Trades Journal“
mit dem Hetzartikel und schreibt:
Durch einen überschwenglichen Glauben an seine gewerbliche Sryreriorität ist Frankreich seit einigen Jabren in Stillstand ge— bewundernẽ⸗
blieben, während
werthbe Fortschritte gemacht bat....
die
deutsche Industrie zweifellos ĩ Wir rathen unserem Kollegen
vom 22. d. M. beschäftigt sich
die franjösischen Fabrikanten zu erböbten Leistungen anzuspornen, an⸗
statt sie glauben ju machen,
werden konnten...
aß sie unerreicht seien oder nie erreicht
Landtags ⸗Angelegenheiten.
Nach dem neuesten Fraktionsvverzeichniß zäblen die Fraktionen des Abgeordnetenbauses an Mitgliedern: konservatire Partei
115, Centrum 96, nationalliberale Fraktion 66,
konserrativen Partei 58,
Bei keiner Fraktion
sammen 433 Mandate.
Fraktion der frei⸗
der Fortschrittspartei 33, der Polen 18.
sind 37 Mitglieder, erledigte Mandate 5,
zu
die Bevölkerun
SEStatiftische Nachrichten. Nach dem XII. Heft II. Abtheilung der
9 des
im
Jabre
Statistik des hbam⸗
burgischen Staats, bearbeitet vom Statistise
putation für direkte Steuern (Hamburg, Otto M
hamburgischen Staats li
eißner, 1883) zäblte 1880
221 522 männliche (48,8 / e) und 232 347 weibliche Personen (51. 290, ),
zusammen 453 869
; in den Vororten war das 53,7 , im Landgebiet 590,5: 49,5 9 / 0.
Verhältniß Unter 95 032 Haushaltungen
463:
waren 5505 (6.8 669) mit (15 318) Geschäftsgebülfen, 15 781 (20, 8 Fo) mit (27 357) Dienstboten und 18 352 (19,3 /) mit (31 376) Mit—
bewohnern.
Von den 453 869 Bewobnern Hamburgs waren 251 192
(55, 3 / dort geboren, 191 885 (42,3 ) in anderen deutschen Staa. ten, und zwar 141 055 oder 75.5 o derselben in Preußen, 197182 Deutschlands, davon 2072 oder 19 *0 derselben
(2, 4 6) außerhalb
außerhalb Europas.
Hamburg
1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881
3247 3274 39349 1256 4249 4537 4617 4462 4243 4041 4164 4050
Die Anzahl der Eheschließungen war in
Auf je 1000 Bewohner Eheschließungen
Hamburg Berlin Preußen
92 11,58 7, 44 10,07 10,29 7, 99 11,65 13,60 10,32 12,23 14405 10,11 11,89 14,30 9,58 E25 15. 55 561 11,88 12,32 8,56 11,34 10,88 8.02 10,45 10,02 783 9,69 9, 72 7, 70 9, 74 9,79 7,658 8,92 9, 80 7,63
Das durchschnittliche Heirathsalter war bei den Männern 1873 28,38, 1878 29,45, 1880, 81 30,32 Jahr, bei den Frauen 27,0 bezw.
26,41 und 2702 J
ahr.
Unter 7239 evangelischen Männern heiratheten in den Jahren
1881 und 1882 Frauen.
7110 evangelische,
102 katholische und 25 jüdische Von 382 kattolischen Männern beiratheten 340 evangelische
und 42 katholische Frauen, von 245 jüdischen Männern 219 juͤdische, 24 exangelische und 2 katholische Frauen. Geboren wurden in Hamburg:
1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881
auf 1000 Bewohner kommen Geburten in Preußen
Hamburg Berlin 12262 37,45 41,31 11846 35,31 36,36 13 416 38, 75 42,06 13 835 38 58 40,94 14747 39,75 43,85 15226 35,7 46.11 16470 41,57 47, 16 16655 40,69 45,38 16879 39,97 44,13 17410 39,99 42,98 17628 39,31 41,46 17764 38,49 39,73
40.50 35355 11.35 41.16 1175 4271 47,52 41.57 40 565 10. 84 35 46 3841
.
Im Jahresdurchschnitt 1876 — 351 kamen auf 100, verheirathete weibliche Personen 29,28 eheliche und auf 109 unverheirathete weib⸗
liche Personen 2,758 uneheliche Kinder,
3,733 todtgeborene (3,519 eheliche und 5, 43 uneheliche) Kinder. Die Sterblichkeit zeigt folgende Tabelle:
Anzahl der
Auf je 1000 Bewohner kamen
auf 100 lebend geborene
In den in Hamburg Gestorbene: Gestorbenen Hamburg Berlin Preußen Jahren ohne einschl. ohne einschl einschließlich Todtgeborene: Todtgeborene: Todtgeborene: 1870 SI05 S669 24,75 26,47 33,14 29,00 1871 1 33 5821 39,90 40, 50 30,30 1872 9049 9684 265,14 27,97 33,28 30,91 1373 10576 11215 29,49 31,27 31,67 29, 56 1874 9661 10292 26,04 27,74 31,89 27,45 1875 9822 10412 25,61 27, 15 34, 87 28, 45 1876 3705 10333 24349 26, 08 31,51 27, 24 1577 16155 16755 2439 26,35 31.45 277.33 1878 10911 11540 25, 84 27, 32 31,47 27,53 1379 11068 11718 25,42 26,91 29,29 26, 50 1880 11188 11794 24,95 26,30 31,25 27,09 1881 11140 11726 24,14 25,41 28,83 26,37. Die große Sterblichkeit in Hamburg im Jahre 1871 erklärt gi durch die Pockenepidemie. Von dem männlichen Geschlecht starben 26,865, von dem weiblichen 22,40 pro Mille. Von den Knaben im
ersten Lebensjahr starben 265,5, von den Mädchen 2306 pr. M. Von 1009 Kindern im ersten Lebensmonat starben 50 (in Berlin im Jahre 188) 72,7, in Preußen 60,5), im zweiten 28 (37,3 bzw. 23.4). Von 1000 ehelich gebornen Knaben starben 293,9, von 1000 ehelich gebornen Mädchen 117, im ersten Lebensjahre, dagegen von den unehelichen 416,1 bzw. 107,2.
Die Zahl der Auswanderer über Hamburg (13 221) und Bremen (114 9565) betrug im Jahre 1882 228176, gegen 245 898 in
1881. Ja
Wenn man die Zahl der Auswanderer im Durchschnitt der r 1349 — 4 (14 6155 auf 100 setzt, so stieg die Zahl bis zum re 18572 auf 1059,3, sank dann bis 1879 auf 352,5, hob sich
18689 auf 1021, erreichte 1881 ihr Maximum mit 1682,59 und sank
1882 auf 1561,27.
Das Verhältniß des
Einkommens
zur Miethe ist
unter Weglassung der Cinkommen unter 600 M aus 17 289 Fällen
mit 85 737 22 C6 des gesammten Einkommens) und 16 857 2896 Æ Mietbe (1 sämmtlicher Miethen) berechnet, wobei sich wiederum das Resultat ergeben bat, daß ron den kleineren Einkommen rerhältniß⸗
1 1 mäßig bäbere Miethbe bezablt werden muß, als von den größeren. Es betrugen nämlich die durchschnittlichen Miethen: In den 1374 1882 gegen Klassen der 1868 1874 gegen 1882 Einkommen 1868 1874 1868 von 160 6. 606. 6. . 460 60 600 123 142 4 13 159 4 17 — 30 bis. 1200 165 J e ⸗ß . 1800 312 R 4 10 289 — 25 — . 240 447 460 4 13 417 — 43 — 30 . 3000 5489 , — 1 — — „ . 36500 684 670 — 14 606 — 62 — 76 ö 4220 774 733 — 40 729 — 5 — 45 k 885 812 — 73 782 — 30 — 103 e 5 — 72 100 4 37 — 4 1200 140 1367 — 43 1466 S8 55 d 269 2335 — 342 — 133 600090 286 290 — 95 3476 4 5765 — 671 über,. 60009 3775 3156 — 619 4861 — 1705 C 1086 Das Verhältniß der Miethen zu dem Eiakommen stellt sich biernach wie folgt: In den 1874 1882 gegen lassen der 1868 1874 gege 1882 Einkomme 1858 1874 1868 von 9 0 o/ 0 0 90 0so 2 600 22,38 24,33 4 1,95 26,50 2,27 — 4,22 big 1200 18,7 2090 4 2,13 23,51 4 2,651 4 4,74 ö 1800 19,869 2,13 4 1424 18,94 — 2,19 — 0,95 2400 2027 2088 051 1950 — 1,38 — 077 3000 1945 19,31 — 0,24 1878 — 043 — O67 3h mid 189 — G66 ng 1,15 — 1,69 8 ö. 4200 19, 8 18,17 — 1,11 18,33 — 0, 18ę5 — O0, 95 4800 18,8g 1738 — 1,51 1722 — 0.16 — 15657 6000 18,55 17.335 — 120 18,3 O98 — 022 12000 15,99 15,45 — 001 16,72 4 074 0 O73 30 00900 11,4551 109075 — G76 12,23 148 4 072 6000 658 744 4 076 S898 O,64 4 1,40 über, 60 000 3,572 3,8 4 006 3,87 4 O. 69 4 O15 Die Zabl der Selbst morde schwankte in den Jahren 1872 zwischen ss und 164 im Jahre. Die Intensität in den
Jahren war: das Jabr 1872 zu 10 gesetzt, in den folgen 5613
6 den 100, 117. 96, 108, 124, 146, 173, 135, 173, 1389. Die Korfzahk der am 10. Januar 1883 gezählten Viehstücke
betrug: ö . , .
Nʒe E i e , 8 82 886 Veränderung gegen 187
Viebftstücke 1873 1885 mebr weniger von 1059 auf ö. 9431 11517 2080 — 1351 Efel u. Maulesel 11 4 — 7 36,4 Rindviebn. 135615 13472 — 143 38,9 Schafe 6052 3810 — 2252 62,9 Schweine 7452 10690 3238 — 143,5 Ziegen 4379 508 645 — 114,8 Bienenstöcke . . . 21
Seit 1871 war bei den Reichstagswahlen der Antheil der Sozialdemokraten der folgende: Abgegebene Davon fielen
—
In den Jahren gültige auf Sozial CO Stimmen demokraten , 21042 5071 24,1 15374 bei der Hauptwahl 33 885 13 866 40,9 4 35266 14 565 41.1 J 4 oy 25 9475 4059 . 71 808 29 629 41,3 1880 Nachwahl im 2. Kreisen. 23 231 13 155 56,5 1881 ] bei der Hauptwahl 59 366 23 205 39 d 23 655 12315 52,1 Nachwahl im 1. Kreise: . . 1883 bei der Hauptwahl . 20 124 9078 45,
, 23 323 11715 502
Die Anzahl der Flußfahrzeuge ist von Ende 1877 bis dahin 1882 von 25938 auf 2939 (um 341) gestiegen, darunter Dampfschiffe 83: 129.
Nr. IE der Aufsätze enthält eine interessante Uebersicht der Ernteerträge auf den Geest- und Marschländereien bei Ham burg und Ritzebüttel. Wegen der vielen hierin enthaltenen Zahlen müssen wir indessen auf Mittheilung aus diesem Kapitel verzichten und auf das Heft selbst verweisen, mit welchem der um die Statistik sehr verdiente Redakteur dieser Zeitschrift, der Vorstand des statistischen Bureaus der Steuerdeputation, Hr. Neßmann, der in den Ruhestand getreten ist, von den Lesern Abschied nimmt. Hoffentlich wird sein Nachfolger diese Zeitschrist auf ihrer Höhe erhalten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Da mehrfach die Klage erhoben worden, daß der evangelische Gottesdienst selbst am Weihnachtsfeste mehr oder weniger der liturgi⸗ schen, ja man möchte sagen, der dramatischen Elemente entbehre, die geeignet seien, den ganzen inneren Menschen zu erbauen, so hat A. G. M. Ueberschaer in dem in Wittenberg soeben veröffentlichten Schriftchen: ‚Ehre sei Gott in der Höhe! Kirchen, und Schulfeste (J. Th.: Die Christnacht in Deutschlands evangelischen Kirchen und Schulen, auch zum Gebrauche für kirchliche Gesangvereine; II Th.: Liturgisch⸗dramatische Weihnachtsfeier in Deutschlands Schulen)“, das darauf hinzielt, Erwachsene und Kinder zu einer würdigen Christ— feier vorzubereiten und in dieselbe einzuführen, in zweckentsprechender Abwechsekung zum Theil auf das Christfest bezügliche Lektionen, mit Musiknoten begleitete Gesaͤnge, Ansprachen und Gebete zusam men gestellt, die sicherlich nicht verfehlen werden, auf religiös gestimmte Gemüther einen tiefen Eindruck zu machen. Das vorstehende Schriftchen ist mit einem Vorwort von dem Superintendenten und Ober— pfarrer H. Schwerdt in Waltershausen i. Th. versehen und vom Verfasser (Heft 1 für 30 , Heft 2 für 50 8 zu beziehen.
— „Die neuen deutschen Volksbücher“. Die schönsten Mären und Heldensagen der Vorzeit, von Emil Engelmann. (Verlag ron Paul Neff in Stuttgart. Preis elegant geb. 5 6) — Der um die deutsche Sagen! und Märchenliteratur verdiente Verfasser hat in dem jetzt vorliegenden Buche wiederum eine Anzahl der schönsten Mären und Heldensagen unseres Volks mit dichterischer Begabung in einer dem heutigen Verständniß und Geschmack ent— sprechenden poetischen Form möglichst treu und unveifälscht wieder gegeben. Die Walkürensage von Sigurd (Siegfried) und Brünhild, der Sagencyklus von Parzival, Titurel und Lohengrin erscheinen hier in ihrer Urgestalt; daneben lernen wir auch noch andere gnmuthende Geschichten kennen, wie jene von Helgi und Swawa, Walter und Hildegund (Ekkehards „ Walthari-Lied'), von dem alten Hildebrand, von Ritter Tinne, vom Harfner Nornagest, und die herrliche Hegelingen⸗ sage „Gudrun“, alle ausgestattet mit erklärenden Anmerkungen und 12 künsilerisch hochwerthigen Illustrationen nach Zeichnungen von W. v. und H. Kaulbach, K. Häberlin, R. E. Kepler und E. Weißer, Das volksthümliche Buch wird der Jugend auf dem Weihnachtstisch recht willkommen sein. .
— Vielsach und dringend von Künstlern und Kunstfreunden an— geregt, von solchen Holzschnitten der Illustrirten Zeitung“, welche sich durch künstlerische Äuffassung und Durchfübrung Auszeichnen, eine be— sondere, mit möglichster Sorgfalt ausgestattete Sammlung zu ver— anstalten, hat die Verlagshandlung von J. J. Weber in Leipzig vor nunmehr fünf Jahren unter dem Titel ‚Meisterwerke der Holzg—⸗ schneidekun stz ein Unternehmen ins Leben gerufen, das sich von Beginn an in reichem Maße des allgemeinsten Beifall zu erfreuen gehabt hat. Die „Illustrirte Zeitung“ steht so auf der Höhe der Zeit, daß sie auch viele Bilder bringen muß, die, so großes Interesse sie auch hei shrem Erscheinen erwecken, doch nach Jahr und Tag nicht mehr