während das gelangten die
der Kompagnie Fires⸗-Lille und das Beamter xersoral dieser Bau—⸗ unternehmung Theil.
Riga, 5. Dezember. (W. T. B) In der vergangenen Nacht strandete bei Domesnees der Dampfer Th. Burchard“, 2 Kolenmeister. Die Mannschaft wurde gerettet, das Schiff ist leckt.
Bremen, 6. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Llovd ‚ Habsburg“ ist gestern Abend 8 Uhr in Southampton eingetroffen.
Hamburg, 5. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer Rugia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrts⸗
und kurzer Fassung zur Darstellung gebracht, die sicherlich ihren Ein⸗ gang in diesenigen Schulen finden werden, in denen sie noch nicht in Uebung waren, da sich ja die Ueberzeugung Bahn gebrochen hat. daß der intensiven geistigen Bethätigung unserer Jugend durch häufige und obligatorische Spiele im Freien, sowohl in der Knaben als auch in der Mädchenschule, ein beilsames Gegengewicht geschaffen werden müsse. Das Büchlein verknüpft in einfachster unb praktischer Form die Schule auch mit dem Elternhause, indem es den Eltern Gelegen⸗ beit bietet, mit einem Blick das Schulleben ihres Kindes zu über— schauen, wenn sie jeden Abend aus dem Mentor“ die Vorkomimnisse, Pflichten und Arbeiten des verlebten Schultages überschauen können;
stdtische Orchester concertirte. Zum Vortrage z Ouverture zu Oberon, Reverie von Dunckler. Gran Fantasia von Gevaert, die Freischüß Ouverture, Concert Polongise von Marquès und La Corte de Granada von Chaxi. Das Gedränge im Festsaale erinnerte lebhaft an den Subskriptione⸗ ball im Opernhause; jede Cirkulation war unterbrochen. Aus diesem Gewübl zogen die Gaͤste in die anstoßenden kleineren Galerien und Säle, deren Wände einen reichen Tepvichschmuck zeigten. Ein ganz
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Stants⸗-Anzeiger.
3 · in, Donnerst 6. Dezember 8:3. Magistrats (Avuntamiento). Eine wahrhaft fürstliche Pracht herrscht 2 2 2537. 6 er l 1n 2 a onnerstag, den l 2 — ——
in diesem Raume; ein breiter dunkler Teppich zieht z k ; . ꝛ; prich ziebt, sich wenn bier überhaupt mit einem gewissen Aufwand sittlicher Ent—
Erste Beilage
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daß das regelmäßige Ausfüllen des für jeden Tag bestimmten Raumes mit einer auf denselben bezüglichen Schulnotiz, die pünktliche Be= nutzung der gebotenen Tabellen und Verzeichnisse auf den Ordnung sinn des Schülers nur in günstiger Weise wirken kann, ist ganz selbst⸗ verständlich. Bei der hübschen Ausstattung des Kalenders und seinem mäßigen Preise (60 3 für das kartonnirte, 1 M für das in Leine—⸗ wand gebundene Exemplar — sowohl für die Ausgabe für Schüler, wie für die der Schülerinnen) wird er ohne Zweifel auch in diesem Jahre auf den Weihnachtstischen gern gesehen verden. — Die Direktion des Märkischen Prosinzial⸗Museums in Berlin hat über dasselbe für die Zeit vom 1j. April 18832 bis 31. März 1885 einen Verwaltungsbericht veröffentlicht. Diesem zufolge ist die Verwaltung des Märkischen Muscums für die Ver⸗ vollständigung der Sammlungen desselben unausgefetzt bemüht ge⸗ wesen und hat nach dieser Richtung wiederum recht erfreuliche Re— sultate erzielt. Im Ganzen sind in den fünf Vierteljahren auf welche sich der Bericht bezieht, 3732 Nummern eingegangen, so daß am 31. März 1883 die Gesammtzahl der Nummern 44 76 betrug. Von den neu eingegangenen Gegenständen ist wiederum der größte Theil ge⸗ schenkweise überwiesen. Die Namen aller derjenigen Personen und Behör⸗ den, welche im Laufe der ganzen Zeit des Bestehens res Instituts demselben Zuwendungen gemacht haben, sind in der dem Bericht beigefügten Liste verzeichnet. Darin sind aufgeführt: 1) 4 Mitglieder des König⸗ lichen Hauses, 2) 27 Reichs und Staatsbehörden, 3) 13 Kommunal. behörden, 4) 59 kirchliche Behörden, 5) 11 verschieden? Behörden, Institute und Korporationen, 6) 20 Institute und Vereine für Wissenschaft und Kunst, 7) 48 Gewerke, s) 1508 Privatversonen. — Käuflich sind im Berichtsjahr 1068 Nummern erworben worden, wo⸗ durch der etatsmäßig dazu bestimmte Fond von jahrlich 2560 . absorbirt worden ist Die Gesammtkosten der Museums verwaltung, welche im Etat für 1882/83 mit 10 960 veranschlagt maren, haben diesen Betrag noch nicht ganz erreicht, es wurden noch ea 150 66 erspart. Schließlich sei noch bemerkt, daß vom Mufeum is jetzt 15 Schriften herausgegeben wurden. . — Die in Leipzig den 8. Dezember er. erscheinende Nr. 210 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Max von Schenkendorf, geboren den 11. Dezember 1783. — Die Reise des Deutschen Kronprinzen nach Spanien. 6 Abbildungen, nach Skizzen unseres Spezialzeichners H. Lüders: 1) Die Abfahrt don Genua am 19. November. 2) Der Einzug in Madrid am 3. November. 3) An Berd der Korvette Prinz Adalbert“ (3 Ablil— dungen). — Zur Reise des Deutschen Kronprinzen nach Spanien. 3 Abbildungen: 1) Gesammtansicht der Alhambra bei Grandda vom Albgicin aus. Nach der Natur gezeichnet von H. E. von Berlepsch. 2) Das Königliche Theater in Madrid. Nach einer photographischen Aufnahme. 3) Das Escorial bei Madrid Nach einer Zeichnung. — Der Hahnentanz in Schwaben. Nach einer Zeichnung von G. Knapp. — Karl Wilhelm Siemens, K am 20 Novbr. — Blitzröhren. 2Abbildungen. — Der sogenannte Hochzeitskrug Luthers. — Polytechnische Mittheilun⸗ gen: Rauchlose Feuerung. Moden: Neue Morgenhaube. Kinder kapote. — Vom Weihnachtsbüchertisch: Aus dem Prachtwerk „Die Kreuzzüge und die Kultur ihrer Zeit“ von O. Henne Am Rhyn, illustrirt von Gustave Doré u. a. Veipzig, J. G Bachs Verlag); Mißlungener Sturm auf Jerusalem. Aus der Zeitschrift . Deutsche Jugend“ (Leipzig, Alphons Dürr): In der Küche? Von W. Ffaudlus. Aus dem Werk „Allegorien und Embleme“ Wien, Gerlach u. Schenk). 2 Abbildungen: Gefühl; Melancholiker. Aus dem illustrirten Wer Die Sängethiere in Wort und Bild‘ von Karl Vogt und Frichrich Specht (München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft)h: Der
Kalong. Gewerbe und Handel.
Die New ⸗ Yorker Hdls.“ Ztg.“ schreibt in ihrem vom
23. d, M. datirten Wochenbericht: Bas Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt muß, Alles in Allem genommen, auch in dieser Woche wieder als ruhig bezeichnet werden. Rur einzel ne Artikel machten eine Ausnahme, wie z. B. Häute, in denen bei flär— kerer Nachfrage Seitens der Gerbereien recht bedeutende Umsätze zu steigenden Preisen gemacht worden sind. Weijen und Maus hatten nur beschränkte Exportfrage und überwiegend matte Tendenz, sind jedoch am Schluß unter dem Einfluß west ⸗ licher Manipulation wieder etwas fester. Der Frachtenmarkt war lebhaft und höher. Baumwolle hatte sowohl für disponible Waare wie Termine sehr stillen Verkehr und war nur unbedeutenden Fluk⸗ tugtionen unterworfen. Am Wollmarkt blieb die Nachfrage an— gesichts des unbefriedigenden Geschäfts in Wollenwaaren auf Deckung des unmittelbaren Bedarfs beschränkt. Brasil⸗Kaffees haben den in den Vorwochen erzielten Avanz behauptet; west. und ostindische Sorten waren mäßig begehrt und fest. Rohzucker verharrte bei anhaltend schwacher Frage in weichender Tendenz. Der Thee— mackt war still, aber stetig. Für Pirovisionen ist trotz an— haltend großer Schweinezufuhren an den westlichen Märkten und nur mäßig lebhaftem Czrport« und Konsumgeschäft ein weiterer, wenn auch nicht sehr bedeutender Avanz etablirt worden. Terpentinöl war ruhig und ist im Preise wesentlich unverändert. Harz behielt troß schwacher Nachfrage feste Tendenz. Raff. Petroleum fest. United Pipe line Certificates fest und steigend zu 1183. In einhei⸗ mischen und fremden Manusakturwaaren ist es still geblieben. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche L257 153 Doll. gegen 1798793 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Nürn berg. 4. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Bei lustloser Haltung des Marktes wurden gestern ea. 300 Ballen zu gedrückten Preisen verkauft. — Heute zeigte sich wieder etwas mehr Kauflust, so daß ea. 50 Säcke umgesetzt werden konnten. Die Eigner drängen zum Verkauf und ist deshakb der Preis stand trotz der besseren Meinung unverändert geblieben. Die Notirungen lauten: Württemberger prima 170 —- 175 „M, mittel 155 —= 165 , Hallertauer prima 170 - 175 „, mittel 150 — 160 S, Polen prima i765 = 175 np, mittel 155 — 160M, Elsässer prima 155 = 166 „A, mittel 140 — 150 6 Gebirgshopfen 1358-165 M, Marktwaare 115 — 155 , Aischgründer 150 - 160 AM, Altmärker 125— 130 .
London, 5. Dezember (W. T. B. Bei der gestern ah— gehaltenen Wollauktion waren Preise unverändert.
Verkehr s⸗ nftulten.
Des Reichskurs buch, Winterfahrdienst 1883/84, Ausgahe Nr. 8, ist am 1. Dezember (im Verlage von Julius Spriager, Berlin, Preis 2 M) erschienen. Dieser Ausgabe wird erft 77.1. Fe⸗ bruar 1884 die nächste folgen.
Pest, 3. Dezember. (48 T. B) Die Linie Ujvidek-Semlin, die letzte Partie der Peff⸗Semtiner Eisenbahn, ist heute technisch polizeilich geprüft und die Trace mit der großen Donau— brücke und den Tunnels in vollkommen betriebsfähigem Zustande befunden worden. Die Eröffnung dieser Strecke resp. die Uebergabe derselben für den öffentlichen Verkehr ist auf, den jh. Dezember er. anberauml worden. le Vest⸗ Semliner Eisenbahn bildet den ersten Abschnitt; der die direlte Verbindung mit Konstantinopel herstellenden Linie, deren Bau im Berliner Vertrage beftimmt und deren Ausführungstermin durch das Protokoll der Conférence à quatre vom g! Mai , J. auf den 15. Oktober 1886 festgestellt wurde. An der mif der Abnahme ver⸗ bundenen Feier nahmen die von der Regierung entsendete Kommission mit von Nagy als Praͤsidenten sowie der General-Direktor der
Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute auf der Elbe eingetroffen. — Der Postdampfer „ Sile fia hat, von New⸗Jork kommend, beute Nachmittag Kap Lizard passirt, und die Postdampfer . Moravia⸗ und ‚Westphalia“ derselben Ge⸗ sellschaft sind heute früh in New⸗York angekommen.
Bersin, 6. Dezember 1883.
Die für Freitag, den 7. d. M., angesetzte Königliche Parforcejagd findet nicht statt.
Vor Kurzem ist daran erinnert worden, wie mit Ablauf dieses Jahres ein halbes Jahrhundert verflossen ist, seit Professor Dr. Wilhelm Weber in Göttingen im Zu— sammenwirken mit Gauß den ersten elektro-magneti— schen Telegraphen hergestellt und damit zum ersten Male ein Verkehremittel praktisch angewendet hat, das gegenwärtig ein unentbehrliches Gemeingut aller zivilisirten Nationen geworden ist. Wie wir einer im Elektrotechnischen Verein gemachten Mittheilung entnehmen, hat unter anderen Gratulanten auch der Chef der Reichspost- und Tele— graphenverwaltung in Erinnerung an jene bedeutungs— volle That an den ehrwürdigen Gelehrten ein Glückwunsch— schreiben gerichtet und zugleich eine Karte der gegenwärtigen internationalen Haupt-Telegraphenlinien, die ein deutliches Bild von der großartigen Entwickelung der Telegraphie gewährt, sowie eine Anzahl in der Reichsdruckerei mit Hülfe des galvano— plastischen Verfahrens hergestellter Kupferlichtdrucke über— sandt, welche letztere Zeugniß dafür ablegen, eine wie hohe Bedeutung die Entdeckung Galvanis auch für das Kunst— gebiet erlangt hat. In dem vom Professor Weber ein— gegangenen höchst interessanten Antwortschreiben an Pr. Stephan giebt derselbe seinem herzlichen Danke Ausdruck, hebt die bewunderungswürdigen Fortschritte der Jetztzeit her— vor und gedenkt dann noch besonders dankbar Alexander von Humboldts, „durch dessen Empfehlung er schon sehr jung nach Göttingen und in eine so nahe Verbindung mit Gauß gekommen sei, welche bis zu Gauß's Tode, über ein Viertel— jahrhundert lang, gedauert habe“.
Die Dan keskirche ist bis auf die weitere Ausschmückung im Aeußern wie im Innern nahezu vollendet. Es werden die Thüren eingesetzt, die Bänke gestellt, Altar und Kanzel sind wie die Orgel in der Aufstellung, so daß im Laufe des Monats hinnen Kurzem die Kirche zur Einweihung fertig sein wird. Zur Ausschmückung werden noch eine Reihe von Schenkungen und Stiftungen für die Kirche bei⸗ tragen, abgesehen von der von der Stadt Berlin geschenkten Summe von 40 909 , ferner von den Beiträgen des Kirchbauvereins und der Matthäi⸗ kirche für den Baufonds von 0 6000 resp. 75 000 A Unter den Stiftungen mögen folgende genannt werden: 1) die Altarleuchter und ein Ambon von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin; 27) 3 Chor— fenster, has mittlere die Auferstehung, die anderen Evangelisten dar— stellend, darunter reiche Glasmosaik von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg⸗Schwerin; 3) ein Chor— fenster oben einen Coängelisten enthaltend, unten reiche Glasmosaik vom Stadt ⸗ und Landkreis Görlitz; 4) 2 Fenster zur Seite des Chors in reicher figürlicher Ausmalung von der Firma für Kunst— glaserei von Westphal & Ganter hier; 5) ein besonders reicher in romanischem Styl durchgeführter großer Kron leuchter von Hrn. W. von Krause hier; 6) ein Altaraufsatz, das
christliche Kunst in der evangelischen Kirche;?) die Glocken von Hrn. Fabrikbesitzer Hoppe hier; 8) der Taufstein von Hrn. Kommerjzien⸗ Rath March in Charlottenburg; 9) ein großer reicher Altartepyich von Hrn. Fabrikbesitzer Fesca hier; 10) die reich geschmückte Altar⸗ decke in Roth und Gold von den Kommerzien⸗Räthen Herren w e Trauertage in Schwarz vom Niedersächsischen Paramentenverein, Vorsitzerin Gräfin von Schulenburg-Wolfsburg zu Vorsfelde; 12) die weiße Altardecke von Frau v. Dewitz und dem Fräulein
Kreuz mit dem Gekreuzigten auf reichem Sockel vom Verein für
über den Fußboden und die niedrigen Stufen zu den hinte— ren, erhöhten Sitzen hin, die jedoch nicht im Halb⸗= kreise, sondern rechts und links vom Alcalden angebracht sind. Lebensgroße Porträts des Königs und der Königinnen Mercedes und Christine schmücken die Wände, während die ichen gehaltene Decke die Wappen Spaniens und Madrids zeigt. Das Bureau des Alcalden war zum Speisesaale verwandelt, in welchem die Höchsten Lerrschaften um J1 Uhr an reich besetzter Tafel das Souper einnabmen. Für den übrigen Theil der Gesellschaft öffneten sich um 2 Uhr die Vorhänge, welche den Festsaal von einem anderen, hallenähnlichen Raume schieden, in welchem alsbald die Küche und der Keller Ma= drids geprüft wurden. In späterer Stunde schritt die Jugend noch zum Tanze, doch gehörte dieser improvisirte Ball nicht mehr zum offi⸗ ziellen Feste, da die Königliche Familie und der Kronprinz sich nach Aufhebung der Tafel empfahlen.
Neben diesen größeren Festlichkeiten wären eine Reihe kleinerer Ereignisse zu melden, über die aber der Telegraph bereits be= richtet hat. Der Adresse der Mitglieder der deutschen Kolouie ist ge⸗ dacht; Graf Solms übernahm es selbst, dem Kronprinzen die einzel⸗ nen Herren vorzustellen. In seiner freundlichen, gewinnenden Weise dankte Se. Kaiserliche Hoheit und unterhielt sich mit jedem Einzelnen später auf das Huldvollste.
(In den gestrigen Bericht hat sich ein Druckfehler eingeschlichen, da bei der Gallgoper nicht der König, sondern der Kronprinz den San Fernando ⸗Orden getragen hat.)
Dem Vorstand der 30. Kinder-Bewahranstalt, Greifs— walder Straße Nr. 59 (Hrn. Prediger Dahms, Kurze Straße Rr. Y, ist es bisher gelungen, dieselbe durch Beiträge der Mitglieder und Liebesgaben edler Wohlthäter aufrecht zu erhalten. Dle Zeitverhält⸗ nisse indeß haben den Abgang vieler beitragenden Mitglieder zur Folge gehabt, und es würde das fernere Bestehen der Anstalt, trotz einer ganz kostenfreien Verwaltung fraglich werden, wenn nicht edle Menschenfreunde, den segensreichen Zweck solcher Anstalten erkennend, dem Vorstande mit außerordentlichen Gaben zu Hülfe kämen. Der Vorstand bittet, ihm eine außerordentliche Unterstützung zufließen zu lassen, um auch eleichzeitig den Kindern eine Weihnachts freude bereiten zu können. .
Die erste Dezemberwoche gehört ouch in diesem Jahre in Wahr— heit den Wohlthätigkeits-Bazaren. Den 10 Veranstaltungen dieser Art, über deren Eröffnung wir bereits melden konnten, haben sich heute drei weitere zugesellt: Der Preußische Frauen- und Jungfrauenverein hat in den Salons des Minnsterium der öffentlichen Arbeiten um den in hellem Lichterglanz strahlenden Weih⸗ nachtsbaum seine reichen Schätze ausgelegt. — Der Pestalozzi⸗ Frauenverein hat im KultutzMinifterium seinen Weihnachtsver⸗ kauf aufgeschlagen. — Der dritte Bazar ist zum Besten katho— lischer Wgisenkinder im katholischen Schulhause in der Linden« straße veranstaltet.
Der Verein „Hector“ trat gestern Abend im Klubhause unter Vorsitz des Dr. Bodinus zu seiner Jahresversammlung zusammen, in der die Geschäftsberichte erstattet wurden. Der Verein, der das ab= gelaufene Jahr mit 117 Mitgliedern begonnen, hat im Laufe des Jahres 16 neue Mitglieder gewonnen, während 22, darunter 2 durch Tod, gusgeschieden sind. Die Jahresrechnung balaneirt in Einnahme und Ausgahe mit 57 706 St An Beiträgen gingen 1580 . ein; die Einnahme der letzten Ausstellung, der allerdings auch ganz bedeutende Ausgaben gegenüber stehen, belief sich auf 25 545 „6; die gelegentlich der Äusstellung veranftaltete Lotterie brachte 17643 M Gewinn. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde Direktor Dr. Bodinus, Major von Sametzki und Baron von Rolde wiederum mit dem Vorsitz betraut. Als Schriftführer wird Se⸗ kretä⸗ Wagenführ, als Schatzmeister Buchhändler Radetzki, als Biblothekar Kaufmann Beckmann weiter fungiren. Konstantinopel, 5. Dezember. (W. T. B.) In der Vor— stad' Haskiöt, welche von Türken und Juden bewohnt wird, brach heute früh Feuer aus, welches den ganzen Tag über fortdauerte. Von etr'a hundert Häusern wurde eine große Anzahl zerstört.
— 6. Dezember. (W. T. B.) Der gemeldete Brand in der Vorstadt Haskiöi ist nach achtstündiger Dauer bewältigt worden. Der Schaden ist bedeutend größer, als ursprünglich angenommen. Auf Befehl des Sultans wurden in das heimgesuchte Stadtviertel
v. Nllech hier; 13) eine zweite weiße Altardecke von Frau Sanitäts— Rath Solger bier; 14) die Kanzelbekleidung von der Frau Minister v. Bülow; 15) ein Velum für Bedeckung der Altargefäße von Frau Gräfin Therese Finckenstein, geb. x Oppen; 16) 3 Kartons für die farbigen Glassenster von dem Historienmaler Geselschap, Mitglied der Akademie der Künste; 17) das heilige Abendmahl al fresco in der Chorrundung von Hrn. Hofmaler Prof. Dr. O. Heyden hier; 18) 2 Original⸗-Oelbilder, Christus getauft von Johannes im Jordan und Christus auf dem See, dem sinkenden Petrus die Hand reichend, von dem Historienmaler Albert Schwartz in Friedrichshagen; 19) die Blitzableiter von Hrn. Ingenieur Kirchhof hier. Wenn auch für eine Reihe von weiteren zum Theil kleinen zum Theil größeren Fenstern, serner für das Oberlicht der Kreuzung sowie für die Orgel noch Stiftunger mit Dank angenommen werden würden, so wird auch so schon die Ausstastung der Dankeskirche durch die freundlichen Stif— tungen eine würbige, zum Theil eine reiche werden, und können alle Diejenigen, welche den Bau mit haben schaffen helfen, nur ihren herzlichsten Dank für alle die reichen Gaben, welchen ihnen eine würdige Ausschmückung des neuen GotteshauseJz ermöglichten, aus— sprechen.
Berlin, den 2. Dezember 1883.
7 Königlicher Baurath, Architek! der Dankeskirche.
Madrid, 3. Dezemher. Das Fest, welches die Vertreter der Stadt Madrid zu Ehren Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kron— prinzen veranstaltet hatten, fand gestern Abend statt und vereinigte die Madriver Hofgesellschaft in den glänzend dekorirten Räumen des Rathhanses. Da es ein bürgerliches Fest war, so war auch das bürgerliche Element angemessen vertreten. Ein größerer, würdiger Fest⸗ raum war nicht vorhanden, deshalb schuf man einen solchen über Nacht, inden man den Hof überbaute und so in dem ersten Stockwerk einen Saal gewann, dem die Kunst des Malers und des Decorateurs einen schnelllebigen, kurzen Glanz verliehen. Die heitere Naleret Pompceji's deckte die sonst kahlen Wände und ein Glasdach schützte in luftiger Höhe gegen die Unbilden der Witterung. Vier elektrische Lampen ergossen ihr fahles Licht über die Gesellschaft, die sich hier in der elften Abendstunde Lie stattliche Treppe heraufbewegte. Im Vestibül parapirte die städtische Feuerwehr, auf den Treppenstufen standen Polizeidiener in der pittoresken Tracht vergangener Jahrhunderte. An der Thür des Hauses erwartete der Alcalde Brau die erlauchten Gäste, die um 11 Uhr in Königlichen Equipagen vorfuhren; der Kron⸗ prinz trug die Uniform Seines Schlesischen Dragoner⸗Regiments, König Alfons die eines spanischen Generalkapitäns. Zum ersten Male erklang in diesen Räumen die feierliche Weise des „Heil Dir im Siegerkranz!“ als der Kronprinz, die Königin Christine führend, den Festsaal betrat. Die Festlichkeit gestaltete sich zu einem Rout;
ungarischen Staatsbahnen von Tolnay, ingleichen der Ober⸗ Ingenieur
die hohen Herrschaften zerstreuten sich und knüpften Gespräche an,
mehrere Wagenladungen Brod gesandt.
Königliche Theater. Wegen Erkrankung des Frl. Barkanv
muß die auf morgen angesetzte Wiederholung von „Glück bei Frauen, sowie die für Sonnabend anberaumte erste Aufführung der Karolinger“ aufgeschoben werden — Wie das. B. Frmdbl. mittheilt, ird Fr. Pauline Lucca. welche gegenwärtig in Moskau senfationelle Triumphe feiert, am 10. d. M. in Berlin eintreffen. Wir werden also vor Weihnachten noch eine lebhafte Opernsaison haben.
— Wie das Wallner Theater, so ist jetzt auch das Belle⸗— Alliange-Thegter bei den Aufführungen der Posse „Ein ge— machter Mann“ fast allabendlich ausverkauft, und erregen namentlich die Herren Thomas und Blencke durch ihre erschütternde Komik stets stürmische Heiterkeit.
— Bis zu der ersten Aufführung der in Vorbereitung befindlichen Operetten ⸗Novität von Lecog, Doktor Piccolo“, die auf den 22. De⸗ zember angesetzt ist. wird das Repertotre des Neuen Friedrich Wilhelmstädtischen Theaters durch Vorführung der belieb— testen Repertoire-Operetten noch mehrfach wechseln. Auf kommenden Sonnabend ist Suppé's ewig junger Boccaccio“ angesetzt.
Am Dienstag Abend fand im Saale der Sing⸗Akademie zum Besten des unter dem Allerhöchsten Protektorat Ihrer Masestät der Kaiserin und Königin stehenden Au gusta-Hospitkals ein Concert von Hrn Carl Pohlig, unter Mitwirkung von Fr. Katharina Müller⸗Ronneburger und des Hrn. Josef Kotek statt. Der Toncertgeber trug zuerst die Tocegta und D-moll-Fuge von Bach in dem Klariergrrangement von Tausig, sodann die Appasfio— nata von Beethoven in verständnißvoller Auffassung und mit voll— endeter Technik vor. Auch in allen folgenden Piecen, besonders in der Lisztschen Don-Juan-Fantasie, bewährte sich Hr. Pohlig als Meister. Frau Müller-Ronneburger sang mehrere ansprechende Lie- der von Pohlig und Sucher mit bekannter Virtuosität, aber auch eine Mozartsche Arie (mit Violin⸗ und Klavierbegleitung), die trotz ihrer Einfachheit durch den Vortrag der Künstlerin tief ergriff. Hr. Kotek spielte außerdem noch ein Andante von Tartini und eine sehr schwierige Polonaise von Wieniawski, die ihn auf der Höhe seiner
Kunst zeigte. Das in allen Theilen vorzügliche Concert fand leb—
haften, wohlverdienten Beifall.
Redacteur: Riedel.
Berlin:
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 6. Dezember. In der gestrigen (9) Sitzung des Hauses der Abgeordneten trat das Haus in die Berathung des Antrages des Abg. Dr. Stern ein, betreffend die Einführung der geheimen AÄAbstim— mung bei den Wahlen zum Abgeordneten ause und zu den Kommunalvertretungen. Der Antrag . Haus der Abgeordneten wolle beschließen: .
die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, den beiden Häusern des Landtages im Laufe der jetzigen Legislatur periode Vorlagen, u machen, durch welche unter Abänderung der bestehenden geseßlichen
Bestimmungen die öffentliche Stimmabgabe bei den Wahlen zum ,,, . zu h m mn, beseitigt und
— eheime Abstimmung ersetzt wird. ;
2 ö . begründete seinen Antrag: Schon seit Jahren vergehe keine Session des Hauses ohne daß Petitionen zu der hier angeregten Sach. vorlägen. Diese stammten aus den verschiedensten Lan pestheilen und Volks⸗ klassen, und nicht eine, sondern alle Parteien seien an . selben betheiligt. Das Schicksal dieser Petitionen im All gemeinen sei bekannt; meist eiern sie in der, Petitions⸗ kommission begraben worden. Nur einmal, hahe sich as Entrum und die Fortschrittspartei damit beicha tigt. Der Abg. Dr. Gneist habe früher einmal gesagt, bei Verfa fung fragen sei es nicht angebracht, auf Petitionen hin eine Ent⸗ scheidung zu treffen. Der Abg. Gneist habe, um den Aus druck zu gebrauchen, einen „schweren Antrag verlangt, der aus dem Hause hervorgehe oder aus der, Initiative der Knig. lichen Staatsregierung. Bei jener Debatte sei e zum Vor—= schein gekommen, daß es sich bei dieser Frage nicht um . Parteifrage handele, sondern um eine Frage, die alle gleich berühre. Die Abweisung der Petition vom 9. Februar 1881 sei deshalb geschehen, weil man in die Meterie nicht näher habe eindringen wollen. Ein sachlicher Beschluß liege also vom Jahre 1881 nicht vor, und wenn nun tie Frage aus der Mitte des Hauses wiederum gustauche, o- sei das Haus nunmehr in der Lage, einen. Entsc luß zu fassen. Die Staatsregierung verhalte sich den Petitionen gegenüber dilatorisch. Es gehe aus ihren Erklärungen hervor, daß die Regierung sich weder für das eine noch gegen das andere erkläre. Sie mache, geltend, diese Frage sei erst im Zusammenhange mit der Wahlreformfrage zu erledigen. Als er sich entschlossen hätte, den, vorliegenden Antrag einzubringen, habe er auch die feste Absicht gehabt, keine Parteifrage zu berühren. Hätte er (Redner) es gewollt, so würde er seinen Antrag weiter ausgedehnt haben. Aber. nicht agitatorische Politik wolle er treiben; eine dringliche Frage sei es, um die es sich handele. Wenn er sich eine Selbstbeschränkung auferlege, so habe er nach berühmtem Miuster gehandelt. Wenn der Abg. Windthorst einen Antrag auf Freigebung der Seelsorge einbringe, so sei das kein Programm, Der Abg. Winhthorst behalte sich alles Weitere vor; derselbe greife zu— nächst an einer Stelle an, um dem Nothstande abzuhelfen, so läge auch hier ein Nothstand vor, der im Le nde tief empfunden werde. — Er habe dem Hause nun die Beweise vorzutragen, 1) daß ein solcher Nothstand durch die öffentliche Abstimmung vorhanden sei und 2) daß die Einführung der geheimen Stimmabgabe bei allen Wahlen dem Noihstande Abhülfe schaffe. Auf der einen Seite sage man, die bffentliche Stimmabgabe sei die richtige, weil man da seins Meinung frei äußern könne, und tas sei eines Mannes würdig. Wie aber verhalte es sich in der Praxis Die Frage des Lebens sei eine andere, und nicht Jeder könne öffentlich s—timmen. Und selbst wenn derselbe es könne, so werde es nicht immer geschehen, denn alle Menschen eien mit Schwächen belastet. Komme nun die wirkliche Ueberzeugung bei der öffentlichen Abstimmung zum Austrage? Man müsse mit „nein!“ antworten, wenn man die letzten 10 Jahre der Wahlbewegung beobachtet, habe. Es sei diese öffentliche Abstimmung nicht das, was sie sein solle, die Unwahrheit fördere sie an das Tageslicht, nicht die Wahr heit. Das werde mit den Jahren immer schlimmer. Auf der einen Seite steige und wachse der Einfluß der Negierung, auf der anderen mache sich eine soziale Bewegung geliend. Auf der einen Seite errege die öffentliche Stimmabgabe Hoffnung auf Ge⸗ winn, und auf der anderen Befürchtungen für Nachtheil. Möchten nun weder die Hoffnungen noch die Befürchtungen gerechtsertigt sein, so viel stehe fest: schon das Vorhandensein von Furcht und Hoffnung sei ein schlimmes Zeichen. Daß aber zwei Drittel der ganzen Wähler unter diesem Banne ständen, wer möchte es bezweifeln? Ihm liege es fern, in irgend einer Weise die Regierung angreifen zu wollen, oder gar einzelne Parteien, aber wo eine Macht sei, da liege die Versuchung nahe, dieselbe zu mißbrauchen. Er schuldige Niemand an und wende sich deshalb gegen das Institut der öffentlichen Absttimmung selbst. Der Druck der Regierung auf ihre Untergebenen sei zugleich mit ihrer Macht vorhanden; derselbe sei vermehrt worden durch den Eindruck des Königlichen Erlasses vom 4. Januar 1882; man habe das besonders bei den Wahlen im Jahre 1882 beobachten können. Die Verstaatlichung der Bahnen habe Privat⸗ beamte nach zehntausenden zu Staatsbeamten gemacht, wovon namentlich die rheinländischen Abgeordneten ein Lied singen önnten. Andererseits hahe der Großbesitz, das Kapital, viel⸗ fach auch die Neigung verspürt, einen politischen Druck auf die von ihm Abhängigen auszuüben. Die Wähler aber, die noch etwas auf ihre freie Ueberzeugung hielten, aber sich nicht getrauten, dieselbe auszudrücken, blieben notorisch der Wahl⸗ urne mehr und mehr fern; es gelinge meist höchstens noch die Hälfte aller Berechtigten an die Urne zu bringen. In Frankfurt wählten zum Landtag kaum 15 Prozent; zum Reichstag 60 bis 70 Prozent der Berech— tigten. Er habe persönlich als Mitglied des Wahlvorstandes in zwei Legislaturperioden namentlich bei den Wahlen der dritten Klasse schlimme Erfahrungen gemacht. Wenn da na— mentlich die Beamten kämen, müsse man bedauern, wie sie an den Tisch träten und kaum wagten, die Namen der Wahl⸗ männer der Regierung flüsternd zu nennen. Die Beamten hätten ihm selbst einmal gesagt, sie würden den Negierungs—
kandidaten ihre Stimme nicht gegeben haben, wenn sie nicht für die Weihnachtsgratifikation, auf die ihre Frauen sich ver⸗ lassen hätten, Furcht hegten. Mitleid empfinde er mit diesen Leuten, und deshalb habe er hauptsächlich sich vorgenommen, dem hohen Hause TLiesen Antrag wieder einzubringen. Er sei der festen Ueberzeuaung, daß ohne Schwierig— keiten mit einem Federstriche diese Aenderungen vor⸗ genommen werden könnten, ohne die Verfassung, die von einem öffentlichen oder geheimen Wahlrecht gar nichts wisse, zu ändern. Die gesetzgebenden Faktoren brauchten nur ihre Zustimmung zu geben. Die Staatsregierung selbst könne seinem Vorschlage nicht so fern stehen. Als der Stadt Frankfurt bei der Annexion ein Wahlsystem aufoktroyirt sei, sei es das geheime gewesen. Warum solle man es mit Berlin nicht ebenso gut meinen? Zum Schluß wolle er bemerken, daß er während seiner ganzen Auseinandersetzungen sich ob⸗— jektiv verhalten habe, er bitte, seinen Antrag anzunehmen.
Hierauf nahm der Vize-Präsident des Staats-Minifleriums Staats Minister von Puttkamer das Wort:
Meine Herren! Ich erlaube mir, gleich nach dem Herrn Antrag— steller das Wort zu ergreifen, um dem hohen Hause keinen Zweifel darüber zu lassen, welchen prinzipiellen Standpunkt die Königliche Staatsregierung diesem Antrage gegenüber einnsimmt. .
Wenn der Herr Antragsteller betont hat, daß die bisherigen Aeußerungen der Regierungsorgane über die Frage der öffentlichen oder der geheimen Stimmenabgabe dilatorisch gelautet hätten, und daß er aus den am Schlusse seiner Ausführungen angeführten Gründen sich der Hoffnung hingäbe, daß nunmehr die Königliche Staats- regierung, nachdem sie vor einen Antrag, der sich ex professo mit der Frage beschäftigt, gestellt sei, diesem Antrage einen Widerspruch nicht entgegensetzen werde, so muß ich eine solche Voraussetzung als unzutreffend bezeichnen. Die Regierung hat heute, wenn sie einem auf Aenderung einer der wichtigsten Bestimmungen unseres öffentlichen Lebens gerichteten Antrag gegenübersteht, allerdings die Pflicht, den dilatorischen Standpunkt zu verlassen und ihre wahre Meinung zur Sache, so wie es bei einem so ernsten Gegenstande sich gebührt, dem Hause mitzutheilen. ; ; .
Die Regierung wird dem Antroge des Hrn. Abg. Dr. Stern einen nachdrücklichen Widerstand entgegensetzen, weil sie der Meinung ist, daß dieser Antrag einen wohlberechneten Vorstoß gegen eine der wichtigsten Bestimmungen unseres jetzigen Versassungslebens enthält, vollen, ich möchte fast sagen, eine etwas schmale Front darbietenden Ausführungen des Herrn Antragstellers gegenüber etwas tiefer in die Sache einzugehen. . .
Zu dem Ende möchte ich aber zunächst ein Charakteristizum hervorheben, was mir in den Ausführungen des Herrn Antragstellers entgegengetreten ist, und von dem ich glaube, daß es auch im Hause nicht unbemerkt geblieben ist. Er sagte — wie ich annehme, um das Wohlwollen des Hauses für seinen Antrag von vornherein zu ge⸗ winnen —, er wolle sich jeden Angriffes auf die Regierung oder auf irgend eine Pactei enthalten; „pPeceatur intra muros et extra“. Der Mißbrauch, welcher mit dem wirihschaftlichen Einfluß auf Wähler getrieben werde, sei eine Frage, die man nicht als Partei frage aufzufassen habe, sondern die man eben so behandeln müsse, wie sie es verdiene: als eine allgemeine Frage der politischen Moral; das war wohl nicht der Ausbruck, es lag aber in seinen Warten.
Nun, meine Herren, ist es mir allerdings aufgefallen, daß, während der Herr Antragsteller versicherte, er wolle keine Angriffe gegen Andere richten, er das doch, wenn auch ziemlich kurz und skizzenhaft, in der ausgiebigsten Weise gethan hat. Er sagte: es ist j ganz natürlich, die Regierung hat nun mal die große materielle Macht in der Hand, sie ist ja auch ein Mensch. sie muß. die en Einfluß mißbrauchen, und wenn man, nie ich — sagte der Antrag— steller — gesehen hat, wie die unglücklichen Beamten gewissermaßen zur Wahlurne geschleppyt werden, wie sie mit niedergeschlagenen Augen ihre Stimme abgeben, wie sie kaum im Stande sind, den Namen desselben herauszubringen, den sie, natürlich gezwungen, wählen — so ist dies denn doch in der That eine Darstellungsweise des Verfahrens und des Perhaltens der Regierung den Wahlen gegenüber, die ich nicht unwidersprochen lassen kann. ö ö
Ferner waren es die bösen Großkapitalisten und Großgrund— besitzer — ich nehme an, die liberalen und die konservativen —, die von diesem Recht oder von diesem faktischen Uebergewicht einen so entfetzlichen Gebrauch gemacht haben. Ja, meine Herren, es scheint also, als wenn die böse Regierung und die bösen Tapitalisten und Großgrundbesitzer hier allein die Sünder sind; die Fortschrittspartei aber als der unschuldsvolle Lichtengel dasteht, der von gar nichts weiß.
Meine Herren! Das, was ich in dieser Beziehung jetzt zu sagen habe, um das Bild ausführlicher und vollständiger zu gestalten, von dem gebe ich zu, daß es eigentlich sachlich in der Richtung des An— trages des Hen. Abg. Dr. Stern gesprochen sein würde. er da interessirt Sie zunächst jetzt weniger; ich möchte nur, um das Kolorit seiner Rede in das richtige Licht zu stellen, das betonen, daß ich doch meinen möchte, wenn überhaupt bei Wahlen Mißbrauch getrieben wird, dann hat die Fortschrittspartei ihr gerütteltes und geschütteltes Maß, sowohl was die Anwendung eines mechanischen Druckmittels, als was namentlich die Verhetzung und Verleumdung anderer Parteien und insbesondere der Regierung betrifft, Unruhe links. Sehr richtig rechts) und vor allen Dingen der Regierung. Meine Derren Ich frage Sie: was ist das Schlimmere — ich gehe zu, es ist Beides schlimm — der Zwang gegen den Willen des Wählers oder die Kor ruption seiner Gesinnung, die in Der Verhetzung gegenüber dem Standpuntt anderer Parteien liegt? Was die Anwendung mechanischer Zwangsmittel betrifft, um auf die Voten der Wähler einzuwirken, fo würde ich ja davon eine sehr umfangreiche Schilderung machen können. . . ; . . Ich will indessen zunächst nur auf eine Wahlbewegung zurück- greifen, die in der jüngsten Vergangenheit spielt: ich mein die Berliner Kommunalwahlen. Bei dieser Gelegenheit hat die Fortschrittspartei sich, nicht darauf beschränkt, den numerisch schwächeren Gegner, ich möchte sagen, niederzustimmen — das war ja ihr gutes Recht —, und alle die, wie ich annehme, völlig gleich berechtigten Gegenbestrebungen gegen die Alleinherrschaft der, lit herigen städtischen Vertretung mit ganz ungualifizirbaren Läster— namen zu belegen, sondern sie ist gradezu mit einem mechani chen Zwange gegen ganze Gruppen der Wähler vorgegangen. Der Hr. Abg. Virchow macht ein erstauntes Gesicht, aber grade aus seinem Wahl kreise, wenn ich mich nicht irre, habe ich die urkundlichen Dokumente hierfür in der Hand. Dieselben bieten einen entschiedenen Beleg dafür, daß Wähler, welche auf Seiten der Fortschrittspartei gestan⸗
bereit, Ihnen das aktenmäßige Material zur Verfügung zu stellen. Es ist aber dabei nicht geblieben, meine
— ih 8*20 4 8. 1 9 so by 356⸗ — und ich werde mir erlauben, den, wie ich anerkenne, formell sehr maß⸗
Aber das
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den haben, ihren Einfluß auf die arbeitenden Klassen gemißt raucht haben, um die Wahl in ihrem Sinne zu Stande zu bringen. Sollte die Sache nachher noch zur weiteren Erörterung kommen, so bin ich
Herren, sondern man hat auch im Kreise der Stadtöerwaltung — ich will natür— lich hier gänzlich außer Betracht lassen und nicht behaupten, daß es von den Spitzen derselben geschehen ist — ebenfalls in einer, wie
rüstung der Beweis dafür angetreten wird, es sei im Interesse der Selbständigkeit und der Freiheit der Wahlen nothwendig, die öffentliche Abstimmung durch die geheime zu ersetzen, man dann bei der Abmessung der Schuldfrage, wenn ich so sagen darf doch auch in den eigenen Busen greifen muß und, nicht wie der Herr Vor⸗ redner, von oben herunter sagen darf: ich will zwar Niemand an— greifen, aber es sind die Regierung und die Kapitalisten und der Großgrundbesitz. . h Nun, meine Herren, scheint mir doch auch ferner in diesem An⸗ trag ein innerer Widerspruch zu liegen gegen unsere ganze Entwicke⸗ lung in dem modernen Staatswesen. Die Oeffentlichkeit ist es, welche nach einer weitverbreiteten Meinung Alles beberrschen soll. Die Presse leuchtet mit dem grellen Schein ihrer Blendlaterne in jeden Winkel, auch des Familienlebens. Sie können dies jeden Tag in den Preßorganen bestätigt finden. In die Gerichtssäle drängt sich eine schau⸗ und sensationslustige Menge, um daselbst in der Oeffentlichkeit häufig Dinge zu hören, die sie besser nicht hörten. Selbst hier im Parlament findet ja doch der Angriff hüben und drüben statt unter den Augen der Oeffentlichkeit; der einzige Schutz ist die Machtvollkommenheit des Herrn Präsidenten. Und wenn man irgendwie nur den schüchternen Versuch macht, zu warnen und die Behaurtung aufzustellen, daß die unbeschrankte Oeffentlichkeit auf allen Gebieten des Staats- und Volkslebens doch auch ihre bedenklichen Seiten habe, wird man natürlich sogleich als Reaktiongir und Dunkelmann verschrieen. Gerade bei der wesentlichsten Bethä— tigung des politischen Lebens, der bei demjenigen Akte, der., dazu bestimmt ist, diejenigen zu wäblen, welche hier in den Räumen dieseß Hausets das Wobl des Volkes wesentlich zu vertreten haben, gerade da soll mit einem Male von der Oeffentlichkeit keine Rede sein, gerade da soll Alles verwandelt werden in ein anonymes Geheimniß, welches meiner Auffassung nach in der letzten Konseguenz das Volk nur zur politischen Heuchelei und Unselbständigkeit führt. (Lebhaftes Braro rechts; Widerspruch links; Ruf: Reichstag Meine Herren! Ich höre eben aus der Mitte des Hauses den Ruf. Reichs⸗ tag“, sund dies giebt mir die willkommene Gelegenheit, jetzt auf einen Punkt zu kommen, den ich vor Ihnen noch entwickeln wollte. Gewiß, meine Herren, wir haben nach der Gründung des Nord⸗ deutschen Bundes für die politischen Wahlen zum Reichstag geheime Abstimmung eingeführt, aber es wird zu untersuchen sein, ob sich diese Institution bewährt und ob sie nicht vielmehr das Gegentheil von dem erreicht hat, was man mit ihrer Einführung zu erlangen hoffte. Nach den Erfahrungen, die wenigstens für die Regierung vorliegen, ist dies im höchsten Grade zweifelhast. Wir sind der Meinung, daß unsere politischen Sitten und der ganze Stand unserer politischen Moral seit Einführung des geheimen Wahlrechts im Reichstage keine Fortschritte gemacht hat; wir sind im Gegentheil der Meinung, daß wir uns seitdem in bedenklicher Weise auf einer *
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Ebene befinden. Es wird Sache der ernfien Erwägung der taatsregierung sein, ob sie nicht im Gegensatz
einzusetzen, daß Initiativanträge in Erwägung gezogen werden, welche auf die Abschaffung der geheimen Abstimmung für den Reichstag abzielen. (Lärm links. Sehr gut! rechts) Meine Herren, daß dies Ihr Befremden erregt, begreife ich, aber Ihre ermunternden Zurufe auf jener Seite der Haufes (links) geben mir die Anregung, diesen Gedanken noch etwas weiter auszuführen.
Die Regierung ist der Meinung, daß zwar das Wahlrecht ein sehr kostbares politisches Recht und daß es eines Kulturstaates durchaus würdig ist, dasselbe soweit auszudehnen, wie das öffentliche Wohl und die politischen Interessen des Landes es irgendwie gestatten; aber je weiter man es ausdehnt, meine Herren, um fo mehr muß man nach der Ueberzeugung der Regierung mit dem Gedanken durchdringen, dieses Recht gleichzeitig eine sehr schmere Pflicht involvirt, Das Wahlrecht ist nach unserer Auffassung nicht blos ein individuelles Recht des Einzelnen, seine Parteiansicht zur Geltung zu bringen, son« dern es ist ein im öffentlichen Interesse anpertrautes Amt, welches mit schwerer Verantwortlichkeit verbunden ist, und wenn man von diesem Gesichtspunkte aus das Wahlrecht betrachtet, dann hin ich entschieden der, Meinung, daß man nur in der öffentlichen, Abstim= mung den allein würdigen Ausdruck des Wahlrechts erblicken lann. (Lachen links.) Ja, meine Herren, wer das Recht bat, seine Mei⸗ nung zur Geltung zu bringen, der sollte auch den Muth dazu haben; das ist ein meines Erachtens durchaus gesunder politischer Grundsatz,
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b . z ö und ich bin der Meinung, daß die deutsche Nation gut daran thut, ihn nicht zu verlassen auf den Gebieten, wo sie ihn schon hat.
Nun gebe ich ja zu, daß es Parteien giebt, welche ihrer ganzen Anlage und ihren ganzen Bestrebungen nach ein Interesse daran haben, durch die geheime Abstimmung die Masse der, Nation, so zu gestalten, daß eben dieses Gefühl der Verantwortlichkeit in ihr verloren geht. Aber für die Regierung ist der entgegengesetzte Stand⸗ punkt der maßzebende. Wir sind der Meinung, daß es für die öffentliche Sitte und für die öffentliche Moral nichts Verderblichercs geben ann, als wenn man den Wähler, den einzelnen sowohl wie die ganze Masse derselber, von dem Gefühl der Vrrantwortligh leit für hre Aufgabe durch die geheime Wahl entkleidet. Dies klingt ja freilich, wie ich zugebe, im Lichte derjenigen Meinung, welche Alles auf ausgiebigen Rechtzschutz und Alles auf die Umgebung des Einzel ⸗ rechts mit den ausgiebigsten Garantieen stellt — sehr hart; aber ich elaube überhaupt, daß es ein ungesunder Zug unserer Zeit ist eben sich bei öffentlichen Einrichtungen nicht in erster dine die Frage vorzulegen, wie stimmt das zu dem öffentlichen Wohl, sondern immer nur zu erwägen, was hat der Einzelne davon, wie wird das Individual⸗ recht davon getroffen? ö ;
Unserer Auffossung nach liegt die Sache so, daß bei allen öffentlichen Institutionen zuerst darnach gefragt werden muß. wie wirken sie im Gesammtinteresse, und ist es richtig, da Einzelinteresse durch irgend welches Vorgehen so in den Vorder grund zu schieben, daß diefes allein Alles beherrscht. Das zist die Meinung der Regierung nicht und deshalb hält sie allerdings die öffentliche Stimmabgabe für ein kostbares Gut, welches sie aufzu- geben nicht gesonnen und welches sie jedem Ansturm gegenüber auf: recht zu erhalten gewillt ist. Meine Herren, die Fartschrittsvartei — ich habe das schon einmal gesagt und ich wiederhgle ez — hat allerdings, meiner Auffassung nach, das wesentlichste Interesse an der allgemeinen Einführung der geheimen Abstimmung, sowohl bei den politischen, wie bei den kommunalen Wahlen. Ich. glaube der Grund hierfür ist leicht zu finden. Von gener Dart wird der Regie⸗ rung, sowohl wie den anderen Parteien, stets der Vorwurf gemacht, daß sie durch Mißbrauch derjenigen Gewalt, welche sie besitzen, auf die freie, Meinungsäußerung des. Wählers drücken, ihn zu einem abhängigen Wesen herabwürdigen, und daß. deshalb eine Aenderung ein Gebot der absoluten Nothwendigkeit sei. Ja. meine Herren, die Fortschrittspartei — deren Produkt ist ja der An⸗ trag im Wesentlichen, wenn auch der Herr Antragsteller nur Hospi⸗ tant derselben ist — faßt zwar theoretisch das Verhältniß zu den öffent⸗ lichen Wahlen in einer sehr anderen Weise auf. Sie schreibt auf ihre Fahne allerdings Vermeidung jedes Drucks, ieder. Wirkung auf die Ueherzeugung. Aber wie wird denn — und die hinter ins liegenden Wahlkampagnen haben dies in reichein Maße bestätigt — diese Politik in der Praxis ausgeführt? Meine Herren, ich kann fast
ich glaube, durchaus bedenklichen Weise auf die Wahlen ein fuwirl en versucht. Hiermit, meine Herren, habe ich nur zeigen wollen, daß,
alle Parteien dieses Hauses — ich will von der Regierung gar