Die Wrackkarte läßt nicht allein Ort und Art der Unfälle er⸗ kennen, sondern macht auch fur Jeden ersichtlich, ob das Schiff ein Dampfer oder Segler war, ob es fotal verloren ging und ob Menschen⸗ leben eingebũßt wurden.
Cunst, Wiffenschaft und Literatur.
Die Zolltarife des In und Auslandes, nach dem
Auslandes überfichtlich jusammenstellt, wird denn auch sowobl von Seiten des Handels und Fabrikantenstandes als auch von zablreichen Behörden und Korrorationen seit Jahren gewünscht. Das vorliegende Werk bat fich die Aufgabe gestellt, diesem Bedurfnisse zu entsprechen. Es enthält die auf den neuesten Stand ergänzten Zolltarife und zwar die General- und Vertragstarife, neben einander gestellt, für mehr als 76 Staaten bezw. Zollgebiete, den Inhalt der bestehenden internationalen Tarifverträge mit Angabe ihrer Geltungs sauer und diejenigen amtlichen Erläuterungen, welche für das Verstãndniß und die richtige Anwendung der Tarife von Bedeutung sind. Ferner sind Bestimmungen über Veredelungs verkehr, Grenzverkehrs⸗ erleichterungen, Retourwaaren, indirekte Steuern, welche neben den Zöllen zu entrichten sind, und sanitäts— und reterinär⸗ polizelliche Vorschriften, soweit letztere auf die Einfuhr Bezug haben, aufgerommen. Dem Terte ist überall die Fassung gegeben, welche nech Maßgabe der im Einzelnen ergangenen abaäͤndernden Bestim⸗· mungen der gegenwärtigen Rechtslage entspricht; solche Theile des urfpränglichen Tertes aber, welche außer Kraft gesetzt wurden, sind weg⸗ gelassen, so daß Mißverstandnisse und Irrungen, wie sie bei gleich⸗ zeitigem Abdruck geltender und aufer Kraft gesetzter Bestimmungeu unvermeidlich sind, bei dem Gebrauch des vorliegenden Werkes aus— geschlossen werden. Die Erhaltung der Sammlung auf dem jeweilig neuesten Stande der Gesetzgebung ist mit Hülfe des Deutschen Hardels-Archips‘, welches die Abänderungen der Tarife fortdauernd Veröffentlicht, leicht ausführbar. Außerdem wird im Falle umfassen⸗ derer Aenderungen für neue Auflagen der betreffenden Tarife gesorgt werden.
— Das soeben erschienene Weihnachtsbeft der ‚Deutschen Rundschau', (bZerausgegeben von Julius Rodenberg (Verlag Lon Gebr. Pätel), fesselt durch seinen mannigfaltigen und werthrollen Ja- halt. Eröffnet wird es mit einer Gabe des auch in Deutschland so rasch zur Geltung gelangten Schweizer Poeten Conrad Ferdinand Meyer: „Die Hochzeit des Mönchs“, einer fein durchgearbeiteten und formvollendet erzäblteu Novelle. — In dem folgenden Artikel beschäftigt sich Ernst Curtius mit dem kürzlich veröffentlichten Briefwechsel Auguft Böckhs und Karl Otfried Müllers, der — so führt Curtius zus — wie der Durchschnitt eines bewohnten Hauses ist, welcher die Ansicht der Fagade ergänzt; denn wir sehen die Männer in ihrer Studir⸗ stube arbeiten und wir sehen die Werke werden, die für alle Fachgenossen diesseits und jenseits des Bzeans zum unentbehrlichen Hausbesitze gehören. = F. X. von Neumann ⸗Spallart spricht in dem sich anreihenden Auf⸗ satze von den ‚Europäischen Kolanien. Er siebt bei der Behand⸗ lung diefes Themas von übel angebrachter Gefühlspolitik ab und er— örtert die wirthschaftliche Seite dieser ganzen Bewegung ebenso schmucklos, wie sie sich thatsächlich entwickelt. In dem zweiten Theil seines Artikels bietet uns der Verfasser ein anschauliches und farben⸗ reiches Bild der Kolonial-Ausstellung zu Amsterdam. — Die deutsche Uebertragung von Jwan Turgenjems Literatur⸗ und Lebenserinne⸗ rungen‘ versetzt uns in das literarische St. Petersburger Leben der 30er und 0er Jahre und führt uns eine Reine von Porträts be⸗ kannter russischer Schriftfteller und Kritiker vor, zichnet von Turgen jews Meisterschaft. Professor Victor Meyer behandelt und beleuchtet in seiner gediegenen populär⸗-wissenschaftlichen Studie: „Die Umwälzung in der Atomlehre“ das natürliche Sypstem der chemischen Elemente und giebt in seinen Erörterungen viel des Neuen und Unbekannten. — Tie srannende Erzählung von Ossip Schubin; „Die Geschichte eines Genies wird zum Schluß geführt. — Der „Politischen Rund⸗
schau m reiht sich eine umfangreicke Literarische Rundschau! an, die aus einer eingebenden Würdigung von Gottfried Kellers Gedichten
durch Stto Brahm, aus einer -Weihnachtlichen Rundschau?, in welcher die Festgeschenke einer Musterung unterworfen werden, ferner aus einer Uebersicht der „Weihnachtsbücker für die Jugend“ und bibliographischen Notizen besteht. Wie in den verganzenen Jahren, so schmückt auch diesmal wieder neben zahlreichen Beilagen Und Inseraten ein wirklich künstlerisch in doppelfarbigem Druck her— gestellter Weihnachtsanzeiger das stanliche, inhaltreiche Heft.
— Seydels Deutscher Geschäfts-Kalender für das Jahr 1884. — Unter diesem Titel ist soeben im Verlage der Polytech⸗ Rischen Buchhandlung (J. Serdel) in Berlin ein neues Taschennotizbuch erschienen, dessen Einrichtung für Kaufleute und Bangquiers wie auch fuͤr Gewerbtreibende und Fabrikanten eine sehr praktische ist. Außer einer Monatskalender und reichlich bemessenem Tageskalendarium,
as für Rotizen genügenden Platz bietet, den Formularen für Aus⸗ gabe und Einnahme und für Adressen, finden wir u. A. in dem bei⸗ gefügten, 40 Seiten umfassenden Tert beachtenswerthe Beigaben, welche jeder Geschäftsmann fast täglich in der Lage ist, mehr oder weniger anwenden oder vergleichen zu müssen. Der Kalender enthält Maß-, Gewichts,, Münz, Zins,, Diskont, Lohn- und andere Ta⸗ bellen, das Wechselgesetz, die Bankordnung, den Check⸗ und Gircverkehr mit der Reichsbank, Stempel ⸗ und Steuergesetze, ein Verzeichniß der deutschen Reichsbankstellen, ferner einen Auszug aus der Aichordnung, Mittheilungen über Post⸗ und Telegraphenverkehr und, was wir als Fefonders Feachtenswerth anerkennen, ein Verzeichniß der deutschen Handels- und Gewerbekammern und ähnlicher kaufmännischer Kor— Forationen. In einem Anhange ist Line Zusammenstellung neuerer Bücher gegeben, welche für Kaufleute und Fabrikanten besonders Imnpfebler swerth find. Ein jweckmäßiges Taschenformat, gutes Schreibpapier, guter Einband und der billige Preis von 1 6 50. 4 tragen zu weiterer Empfehlung von Serdels deutschem Geschafts⸗
Kalender bei. Gewerbe und Handel.
Die Direktion der Berliner Unionsbrauerei Beon— witt u. CB. konstatirt in dem Geschäftsbericht, daß die erzielten Refultate den gehegten Erwartungen entsprechen. Trotz der außer⸗ gewöhnlich hohen Hopfenxreise, welche eine Mehrausgabe von ungefähr h 656M , (2 bοᷣ vom Aktienkapital) verursachten, ist ein besseres Er⸗ gebniß als im vorigen Jahre zu verzeichnen, da nicht nur eine höbere Diridende zur Vertbeilung gelangte, sondern auch größere Abschrei⸗ Fungen gemacht wurden. Dieses günstige Resultat ist die Folge des er⸗ zielten nicht unwesentlichen Mehrabsatzes und der vorgenommenen Verbesserungen und Erweiterungen der Anlagen. Der Absatz im Ganzen betrug 63 6203 hl gegen 57 046 hl im Vorjahre. Der Netto⸗ überschuß des verflossenen Jahres betrug 91724 6 Davon erhalten: hof = 45665 M der Reservefonds, 60 / g — 5475 ½ der Aufsichts⸗ rath, ebensoviel die versönlich haftenden Gesellschafter, 230 / 0 Diridende mit 75 660 „ die Aktionäre und es bleiben zum Vortrag auf neue Rechnung 1208
London, 7. Dejember (W. T. B.) Bei der gestern ab⸗ gehaltenen Wollauktian waren Preise unverändert.
Rew⸗FYPork, 7. Dezember. (W. T. B.) Baum wollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Nnionshäfen 264 020 B. Aus fubr nach Großbritannien 194 00 B., Ausfuhr nach dem Konti⸗ nent 37 00 B.,. Vorrath 1 050 000 B.
Verkehrs⸗Anftalten.
für 618263 6 oder durckschnittlich pio Tag 20 608.96 AÆ von beiden Gesellschaften eingenommen worden. Die Einnahme im November
1883 belief sich auf 573 807 M oder durchschnittlich vro Tag auf 18 126.715 Dresden, 7. Dezember. (W. T. B.) Die säch sisch ⸗böh⸗
miscke Da mpfsciflabrts- Ge sellscaft bat beute Treibeises auf der Elbe ihre Fahrten eingestellt.
Bremen, 7. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Fulda ist beute Vormittag? Uhr, in Southampton eingetroffen. ⸗ . .
Bremen, 8. Dezember. (W. T. B.) Die Dampfer des Nord deutschen Lloyd Main‘ und . Werra“ sind gestern in New⸗Jork, Ersterer um 5 Uhr Nachmittags und Letzterer um 9 Ubr Abends, angekommen.
Triest, 7. Dezember. (W. T. B. Der Llovddampfer „Aurora“ ist aus Konstantinopel bier eingetroffen.
wegen
Berlin, 8. Dezember 1883.
Am Dienstag, den 11. d. M, Mittags 12 Uhr, wird in den Corneliussfalen der Nationalgalerie in öffentlicher Sitzung der Königlichen Akademie der Kün ste die Cor— Feltus feier stattfinden, bei welcher der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Jordan die Festrede halten wird.
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Hebe die Restaurationsarbeiten an der Marienburg berichtet das Centralbl. der Bauverwaltung: Mit der Herstellung des Hochschlofses ist im Frübjabr 1882 begonnen. Die bisherigen Arbelten betreffen: 1) die Instandsetzung der Ordens kirche zu St. Marien und der aoldenen Pforte; Y) die darunter befindliche Hochmeister⸗ Gruftkapelle zu St. Anna nebst deren Portalen; 3) den Wiederaufbau des nördlichen Kreuzgangflügels, dessen oberes Geschoß der Kirche an2 liegt und zur goldenen Pforte führt; 4) die Herstellung des Treppen⸗ hauses mit der Haupttreppe, auf welcher man vom Hofe aus zum oberen Kreujganggeschoß gelangt. An Baumitteln standen zur Ver= fügung im Extraordinarium des Kultusetats im Ganzen 110 500 , und zwar für 1882 50000 , für 1883 60500 60 Jetzt beim Schlusse des 7. Baujahres ist der Stand der Arbeiten folgender: Der Hof des Schloffes ist auf seine ehemalige Höbenlage abgetragen und die auf— gedeckte alte Entwäͤsserungs anlage hergestellt. Der mit Kalkstein ˖ quadern ausgefetzte Brunnen ist geräumt und der obere Brunnenring aus Granitauadern wieder aufgerichtet und ergänzt. Auf der Nord- feite des Hofes ist der Kreuzgang wieder hergestellt, dessen Architektur durch die Fur damente, die Gewölbmarken an den Wänden und vor Allem durch die Zeichnungen der Architekten Gilly und Rabe im
Frickschen Werke in ausreichendster Sicherheit vorgeschrieben war. Ornamente und Steinformen wurden großentheils aus dem Hofschutt ausgegraben. Ueber dem Kreuzgang⸗ Pult⸗
dach zeigt die Hochwand des Schlosses bis unter das Dach jetzt wieder ihre ursprüngliche Gliederung. Man ersteigt wieder, wie in der Zeit der Ordensritter, die Granittreppe, welche nabe bei der Thor— fahrt liegt. Der obere Trexpenraum erhält ein Licht durch ein anfehnlichts Fenster von Westen her. Nach Osten tritt man durch einen weiten Boge in den hochgewölbten Kreuzgang; zur Rechten öffnen sich schlanke, durch Kalksteinmaßwerk getheilte Bogen⸗ öffnungen nach dem Hof — zur Linken gliedern Portal und Fenster des noch wüst liegenden Kaxitelsaales die Wand. Auf, der halben Länge des Kreuzganges wird das Gewölbe niedriger, weil die angrenzende Kirche über das Dach des Ganges hinweg den Licht einkall erhält. — Das Ziel des Ganges ist die goldne Pforte, deren reicker und interessanter Terracottenschmuck unter der gewissen⸗ haften und liebevollen Behandlung des Bildhauers Behrend und der Thonwaarenfabrikanten E. March Söhne ergänzt und erneuert ist. Im Innern der Kirche sind die bisherigen Aufgaben soweit erfüllt, daß nur der Abschluß der dekorativen Bemalung und die Restau⸗ rirung der Wandgemälde noch aussteht. Mit der letzteren Arbeit ist der Historienmaler Weinmayer betraut, der seine Aufgabe im ver— gangenen Sommer und Herbst his zur Hälfte gefördert hat. Die zur völligen Wiederherstellung der Kirche erforderliche Restaurirung der zierlichen Sängerempore an der Westwand und die Einbringung von Buntglas-Fenstern sind für das nächste Jahr ins Auge gefaßt. Gleicher Weife barrt zur Zeit die Annenkapelle noch der Vollendung ihrer Dekoratiren Bemalung, während die sonstige Instandsetzung besonders der in bösem Zustande auf urs gekommenen reichen Portale als beendet anzusehen ist.
Der letzte der größeren Wohlthätigkeits⸗Bazare, der zum Besten des Berliner Kinderschutzrereins, ist heute in dem großen Festsaal des Hotel de Rome eröffnet worden. Der Saal prangt im reichsten Schmuck. Auf langen Tafeln sind die Gaben ausgebreitet, die dem Verein auch diesmal wieder in reichem Maße zugeflossen sind. An der Sxitze der edlen Geberinnen steht Ihre Majestät die Kaiserin, Allerböchstwelche werthvolle Geschenke sbersandte. Der Bazar wird 3 Tage geöffnet bleiben.
New⸗ York, 8. Dezember. (W. T. B.) In Folge von Stür⸗ men an den Küften von Neu -⸗England, Neu ⸗Schottland und Neu Fundland find im Monat November zahlreiche Schiff brüche von Fischerfahrzeugen vorgekommen. Man schätzt die Zahl der umgekommenen Personen auf 180.
Das Deutsche Theater brachte gestern zum ersten Male den ‚Orhello“ jur Aufführung. Die Titelrolle spielte Hr. Barnay. Der Küͤnftler war offenbar bestrebt, sich in der Auffassung der Rolle von dem Naturalismus fern zu halten, mit dem wir dieselbe von den Ita— lienern Roffi und Salvini hier dargestellt gesehen haben, nahm ihr aber dadurch im Ganzen doch beinahe zuviel von dem dämonisch-sinn⸗ lichen Element, welches ibre Gestaltung fordert, um den rechten Gegen⸗ satz zu der keuschen Erscheinung der Desdemona zu bilden. Alle leidenschaftlich dramatischen Gipfelpunkte aber brachte er zu ergreifender Wirkung und durfte gerade wegen des künstlerischen Maßes, welches er, verglichen mit den krassen Effekten der obengenannten Darsteller und des Amerikaners Booth, dabei innezuhalten sich angelegen sein ließ, des Beifalls derjenigen Kunstfreunde gewiß sein, welche vor Allem die Schönheitslinie streng festgehalten sehen wollen. Als Des demona trat Frl. Ramazetta auf, welche berückend schön aussah und ebenso schöne Momente hatte, in den Scenen, in welchen fie dem eifersüchtigen Gemahl ihre Unschuld betheuert aber doch überzeugendere, wahrere Töne hätte anschlagen können. Vielleicht trug indeß nur die hei dem ersten Auftreten in einer so schwierigen Rolle leicht erklärliche Befangenheit daran die Schuld; im Uebrigen war die Leistung recht lobenswerth. Besonders inter⸗ effant, weil von der herkömmlichen Schablone sehr abweichend, ge⸗ staltete Hr. Friedmann den Jago. Er gab demselben nicht den ba⸗ nalen, für die Wirkung auf die Menge berechneten Typus des theatra⸗ liscken Bösewichts, dem man schon von der Maske und den Grimassen feine schändlicken Pläne abliest, sondern er machte daraus den
lächelnden, Ehrlichkeit und Treue in Antlitz und Hal: tung heuchelnden Schurken, wie ihn die Rolle in, der, That verlangt, denn nur ein solcher ist im Stande, sich in das
Herz des gutmüthigen und vertrauensseligen Mohren einzustehlen. Mochte man gleichwohl. unter der Nachwirkung der Tradition, welcher eine Reihe der bedeutendsten Künstler bisher gefolgt sind, anfangs sich zum Widerspruch gegen die Auffassung des Hrn. Friedmann heraus⸗ gefordert fühlen, so konnte man der sie enden Konsequenz, mit welcher diefelbe durchgeführt ward, doch schließlich die Zustimmung und An erkennung nicht versagen. Von den weiteren Rollen trat namentlich die des Hrn. Kain; als Cassio hervor. Der jugendliche Darsteller bewies auch in dieser Partie, namentlich in der Trunkenheitsscene, daß das Deutsche Theater an ihm eine ganz ausgezeichnete Kraft von
Auf den Linien der Großen Berliner und der Großen Internationalen Pferdeeisenbahn-Aktien⸗Gesellschaft sind im Monat No vember 1883 5 O42 925 Personen befördert und da⸗
echtestem Theaterblut besitzt; sein vorzügliches stummes Sxiel 1 nebenbei ganz besondere Anerkennung. Hr. 68 alster
als Brabantio, Hr. Peppler als Lodovico, Hr.
als Rodrigo und Frl. Walles als Emilia sälossen sich den Genann⸗ ten zu einem künstlerisch abgerundeten Zusammenspiel an. Die Scenen, in welchen das Volk mitwirkte, waren effektvoll arrangirt de dekorative und kostũmliche Ausstattung auch diesmal außerordent⸗ lich reich und glänzend und bis auf das Zimmer des Othello. dessen Einrichtung etwas zu sehr im Charakter der modernen Renaissanct gehalten war, auch stilgerecht
— Das Repertoire des Deutschen Thegters bringt in der nächsten Woche, außer Wiederbolungen des „Othello“ und Don Carlos, zum ersten Male den Geheimen Agenten; von Hackländer. In den Hauptrollen sind Hr. Kain; als Herzog Frl. Trautmann alt Berzogin, Hr. Förster als Graf Steinhausen, Hr. Engels als Oberst⸗ Hofmeister und Frl. Sorma als Eugenie beschãftigt.
— Im Residenz⸗Theater tritt Hr Carl Sontag morgen zum vorsetzten Male als Doktor Wespe“ auf. um sich am Moniag ron dem Fiesigen Publikum zu verabschieden. Diese letz te Vorstellung von „Doktor Wespen ist dem Künstler von Hrn. Direktor Neumann zum Benefiz bewilligt worden.
Krolls Theater. Ernestine Boucher, die kleine Geigen. virtuosin, die jetzt in der Zauberposse „Die Puxppenprinzessin durch ihr virtuoses Spiel so viel Aufseben macht, wird von heute ab die SourVzenirs de Bath von Leonard vortragen. Lvon ist die Heimath dieser Taa in ministnra, welche aus einer musikalischen Fa · milie stammt und trotz ihrer Jugend schon manche triumphreiche Kunstreise in Frankreich und Italien gemacht und in den Concert · säfen wie an den Höfen Entzücken erregt hat. Das Kleid, das sie bei den öffentlichen Vorträgen zu tragen pflegt, ist ein Geschenk der Königin Margherita von Italien. — Die Direktion des Krollschen Theaters bat übrigens, trotz der bedeutenderen Ausgaben, welche in diesem Jahre die Weihnachts Ausstellung und die Ausstattung der Zauberposse erforderten, den besonders zahlreichen, aus Familien. kreisen an sie ergangenen Aufforderungen, eine Preisermäßigung ein ⸗ treten zu lassen, Rechnung getragen. Demgemäß betrãgt der Ein ˖ trittspreis von morgen an für das L Parquet 2 , das II. Parquet 1ẽ566è304 und für Kinder die Hälfte.
Alljährlich um die Weihnachtszeit veranstaltet Frl. Jenny Merer im Arnimschen Saale bhierselbst mit ihren Gesangt— flafsen im Sternfchen Konservatorium ein Concert, deffen Ertrag zu woblthätigen Zwecken bestimmt ist. Eine Neben⸗ absicht diefer Unternehmung dürfte aber wohl die sein, im Rahmen eines öffentlichen Concerts die vorgeschrittenen Eleven dem Publikum und der Kritik vorzuführen. Mit vielem Vergnügen gehen mir seit
Jahren in diese Aufführungen, welche immer von Neuem Zeugniß geben von der Vorzüglichkeit der Gesangẽ methode und von dem aufopfernden Fleiß des Frl. Jenny Meyer. Eine Üüberraschende Anzahl schönet Stimmen brachte üns der gestrige Abend, und führen wir, deshalb gern die
Namen fämmtlicer Solisten bier auf: Frl. Glücksmann, Frau Kri— ger, Frl Clara Hamel, Frl. Gronarz, Frl. Barnick, Frl. Rosenmund, Frau Frister, Frl. Götze, Frl. Sorgatz, Frl. Böttger, Frl. Reimann und Hr. Döring. — Unter ihnen ragten am bedeutendsten herrot: Frl. Sorgatz als begabte und technisch vorgeschrittene Koloratur⸗ sängerin, der wir bei weiterer Entwickelung eine erfolgreiche Zukunft versprechen; Fr. Frister durch fein nuancirten Liedervortrag (Brücker: Margarethens Lieder aus. Trompeter von Säckingen) Hr. Döring (Baß) in einer Figaro⸗Arie (Mozart) durch schönen Stimmklang und ge— wandtes päarlando-Singen. Ji Summa zeigte sich bei allen Aukt⸗ übenden kie Korrektheit der Frl. Jenny Meyerschen Schule: verständ= nißvolle Verwendung der indixiduellen Cigenschaften des Einzelnen, Bildung des Wobhlklangs der Stimme durch sichere Entwickelung der Verbindung der Register und Deutlichkeit der Aussprache— Wenn etwa bei Einzelnen hinsichtlich noch zu dunkler Färbung des Tones, Tremulirenk, und auch etwas kebligen Beiklangs Einiges zu moniren sein könnte, fo darf in diesem Falle nicht außer Betracht gelassen werden, daß sämmtliche Ausführende noch Schüler des Konservatoriums und an die Oeffentlichkeit nicht gewöhnt sind. — Neben den Solosachen beten einige Chorgesänge der Chorschule des Konservatoriums angenehmt Abwechselung. Die Leitung des Ganzen sowie auch die Begleitung am Fluͤgel hatte der Königliche Hof ⸗Kaxell meister Hr. Robert Radecke übernommen. — Ein zahlreiches Publikum, welches den Vor⸗ tragen lebhaft applaudirte, füllte den großen Concertsaal und die Nebenrãume. .
Zum Besten des Luther-Denkmals werden Frl. Cornelia Kirchkoff und Hr. Harry Linden, Beide aus der Schule des Königl. Mufikdirektors Dienel, am Montag Abenz 35 Uhr in der Neuen Firche ein Concert geben, in welchem Erstere auf der neuen, von Sauer in Frankfurt erbauten Orgel einen Satz aus der Concert Sonate ron Guilmant und, mit dem unter Leitung des Hrn. H. Urban stehen⸗ den Berliner Dilettanten-Orchester⸗Verein, Händels G · moll Concert vor tragen wird. Hr. Linden wird Bachs FH. moll Prãludium sowie den Trauer ⸗ marfch nebst Finalfatz aus Dienels erster Orgel⸗Sonate spielen und Fr. Müller ⸗Ronneburger Mendelssohns „Elias“ -Arie „Höre Jsragel“, (ine Arie aus Blumners „Abraham“ und Bach⸗Gounods Ave Maria“ singen, zu welchem letzteren Hr. Jos. Kotek, der Schumanns „Abendlied“ und eine eigene Komposition zum Vortrag bringen wird, den Violinpart übernommen hat.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Selbständigkeit und Gleichmäßigkeit nach den Armtevorschriften. Cine Entgegnung auf, den Aufsatz Zum Schreibwesen“' in Nr. 74. Jahrgang 1383, des Militãr⸗Wochenblattes Fon einem preußischen Offizier. Berlin 1883. Verlag der Liebelschen Buchhandlung. ;
Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine. Band XIX. Heft 3. — Inhalt: Zur Frage der Bewaffnung und Ausbildung der Kofaken. Nach russischen Quellen bearbeitet Trost, Premier -Licutenant im Infanterie Regiment Nr. I4.— Die Verwendung des Elephanten zu kriegerischen Zwecken im Alterthum. Ron Ohlendorf, Major 3 D. — Die preußischen Husagren bei der Armee der Verbündeten Friedrich des Großen im Jahre 119 Zur Beurtheilung des Kriegs jahres 1762 in Schlesien. — Der Ge⸗ setzentwurf zur Organisation einer Kolonial⸗Armee in Frankreich. Italiens westliche Vertheidigungsfront und heutiges Befestigung?⸗ sfrstem. Von C. Winterberg. (Schluß.) — Blume's Strategie). Umschau in der Militär-Literatur. ;
Deutsche Landwirthschaftliche Presse. Nr. 96. — Inhalt: Wirkt feingexulvertes Superphosphat unter allen Umständen besser als grobkörniges? Von Prof. Dr. Paul Wagner ⸗Darmstadt. Feuilleton. Wiederherstellung und Unterhaltung der Hochstämme Mit Abbildungen. — Hauszwirthschaft. Wirthschaftsplaudereien für Wandwirthsfrauen. — Correspondenzen. Berlin. Dresden. London. — Lsteratur. — Büchermarkt. — Ausstellungen. — Patentliste⸗ Verfammlungen. — Landwirthschaftliche Lehranstalten. — Rundschau. — Sprechsaal. — Handel und Verkehr.
Nr. 57. — Inhalt: Mittbeilungen der Prüfungsstation für land⸗ wirthschaftliche Maschinen und Geräthe zu Halle a. S. — Feuille. ton: Sie Ausstellung der Britiss Dairy Farmers Association. Von A. v. T. — Automatische Getreidewaage. (Mit Abbildungen.) — CForrespondenzen: München. Paris. — Personalien. — Literatur. — Preußischer Landtag. — Ausstellungen. — Versammlungen. n Tehranstanstalten. — Sprechsaal. — Handel und
erkehr.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kesseh. Druck: W. Elsner.
Fünf Beilagen (einschlie Iich Börsen · Beilage).
Berlin:
zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUnzeiger.
Erste Beilage
Berlin, Sonnabend, den 8. Dezember
1883.
—
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Aichtamtlich es.
Preußen. Berlin, 8. Dezember. Im weiteren Verlauf der gestrigen (11) Sitzung des Hauses der Abgeordneten wurde die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalt s⸗Etats für 1884/85 und zwar mit dem Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung fort⸗ gesetzt. Nach dem Abg. Schultz (Eupitz) ergriff der Minister far Landwirthschast, Domänen und Forsten vr. Lucius das Wort:
Meine Herren, es gereicht mir zur großen Genugtbuung, aus den Äeußerungen, die bisber von verschiedenen Seiten des Hauses ge= fallen sind, entnehmen ju dürfen, daß die Bestrebungen des landwirth⸗ saftlichen Ministeriums, wie sie sich in den Statforderungen dar stellen, im Großen and Ganzen die Zustimmung des Hauses finden. Es wird das gewiß für die Verwaltung das beste Encouragement fein, auf dem betretenen Wege fortzufabren und mit den gebotenen Mitteln, womöglich mit größeren und verstärkteren Mitteln all die wirthschaftlichen Felder zu bebauen die ibrer Thätigkeit überwiesen
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sind. Ich Pin nicht in der Lage, auf alle die Anregungen. die den eben gehörten Vorträgen ju ent⸗ nehmen“ find, jetzt detaillirt einjugehen. Ich darf aber
des rersichern, daß jedenfalls alle die praktischen Gesichts punkte, die entwickelt worden sind, Seitens der landmirthschaftlichen Verwal⸗ tung die gebührende Beachtung und Berücksichtigung finden werden. Cs ist ja klar, daß auf landwirthschaftlichem Gebiet nicht nur die großen Einwirkungen nutzbar zu machen sind, die auf dem Gebiete der gesammten Staats- und Wirtbschaftspolitik liegen, sondern daß es sich hier auch um die Kultivirung einer Summe von Spezialitäten kandelt, die jedes für sich vielleicht klein, doch aber in ihrer Ver— einigung von großer Bedeutung sind und sein können für die Steigerung der landwirtbschaftlichen Prosperität. Im Allgemeinen wird wobl von allen Seiten anerkannt, daß Hie Staatsregierung in den letzten Jahren in ihrer gesamm⸗ ten Wirthschafts.,, Zoll⸗ und. Stenerverkehrspolitit in. viel böberem Maße, als es früher geschehen ist, den landwirtbschaftlichen Interessen Rechnung getragen und sie gepflegt hat. Ich kann meiner ˖ seitz versichern, daß sicher die Königliche Staatsregierung auf diesem Wege beharren wird. Wenn somit nach den großen Gesichte punkten bin wir wohl sicher uns auf dem richtigen Wege bewegen, dann bleibt doch das andere Feld der spezifisch landwirthschaftlichen Thätigkeit ein solches, worauf die Thätigkeit nie ruhen kann, worauf eigentlich nie ein Ziel endgültig erreicht wird, sondern wo jeder erreichte Schritt nur ein Stadium sein kann, um weitere Erfolge zu erstreben.
Aus den landwirthschaftlichen Wohlstandsberichten der landwirt- schaftlichen Vereine ist entnommen, und meines Erachtens mit Recht, auch der Herr Vorredner hat das angedeutet, — daß die landwirth⸗ schaftliche Produktion gewiß noch mannigfacher Steigerung fäbig ist.
Ich trete dieser Meinung bei. Ich glaube aber allerdings, daß die Steigerung der Produktion viel wenigen möglich ist in den Gegen—⸗ den, die mit besseren Bodenklaffen ausgestattet sind, als auf den mit dürftigen Bodenklassen. Ich habe mir das schon neulich anzudeuten erlaubt, als ich ausführte, daß die landwirtbschaftlich n technischen Ge⸗ werbe vielleicht in keinem Lande böher entwickelt sind, als in dem unftigen. Der Herr Vorredner hat mit Recht darauf hingewiesen, daß diese Entwickelung hauptsächlich mit das Produkt der Steuer⸗ politik, des Steuer und Schutz zollsystems ist, welches auf sie in Deutschland angewendet wird, nämlich der Besteuerung der Rohrnateriaflen. Ich glaube, das, was vom technischen Gewerbe ge⸗ sagt ist, gilt auch von dem Stand der Ackerwirthschaft in den Ge⸗ zenden mit besseren Bodenklaßssen für Deutschland überhaupt. Daß auch hier noch kleine Verbesserungen möglich sind, gebe ich zu; im Großen und Ganzen aber gerade in dieser Richtung, nämlich auch im Gebiet der eigentlichen Agrikulturtechnik wird keine erhebliche Steigerung möglich sein. Dagegen ist das voll kommen xichtig, daß in den armen Sandböden des Sstens der Monarchie, und besonders vorwiegend auch in den ausgedehnten Moordistrikten noch ein enormes Arbeitsfeld für landwirthschaftliche Technik ist, wo durch richtige An⸗ wendung von Düngemitteln, durch Anwendung von Ent⸗ und Be⸗ wässerung wohl noch ganz Außerordentliches geleistet werden kann, bier ist in der That noch ein Arbeitsfeld, wo große Bevölkerungs⸗ schichten leistungsl⸗ und produktiensfähiger zu machen sind, als gegen⸗ wärfig es der Fall ist. Wenn auch Deutschland auf dem Gebiete der Agrikulturtechnik jeder anderen Nation gleichstebt, nun so giebt es doch ganz bestimmte Zweige der Landwiribschaft, wo wir sicher binter anderen Ländern zurückftehen. Das ist z. B. das Gebiet der Wasferwirthfchaft, da haben andere Länder, 1. B. Ober⸗ JItalien Fedeutend größere Erfolge aufzuweisen als wir, Auch das Gebiet des Obst. und Weinbaues ist in Deutschland noch nicht entfernt so ausgenutzt und kultivirt wie es in anderen Ländern, 3. B. in Frankreich und Amerika der Fall ist. .
Auch hier liegt ein Feld, wo mit kleinen Summen mit großem Erfolg operirt werden kann, damit gerade der kleine Besitzer nebenher sich gewisse, nicht unerhebliche Einnahmen sichern kann. Das ist eines don den kleineren Fächern der Landwirthschaft. Auf dem Gebiet der Viehzucht find in Deutschland in den letzten Jahren sicher außer- ordentliche Fortschritte gemacht worden, trotzdem stehen wir noch gegen England zurück. Die geringen Summen, die in Formen von Prä— mien durch Vermittlung von landwirtbschaftlichen Vereinen ausge⸗ gangen sind, haben sicher sehr befruchtend gewirkt, ihre Wirkung geht weil hinaus über das, was diese Mittel reell im Etat repräsentiren. Deshalb glaube ich, wenn auch diefe Mittel, wie sie der Etat aus⸗ wirft, immer noch im Verhältniß zu den Interessen, die Sie zu pflegen haben, geringfügige Minima sind, wenn, wie gewiß auch Seitens der landwirthschaftlichen Verwaltung, man jede Steigerung dieser Fonds gern sehe, fo glaube ich doch, daß immerbin die Steigerungen, die diefe Etatstitel in den letzten 15 Jahren erfahren haben, beträchtlich . und landwirthschaftlicherfeits eine gewisse Anerkennung ver—
ienen.
Meine Herren! Ich wende mich nun zu einigen Spezialitätzen, die auch von dem Heren Vorredner angeregt worden sind, Der Hr. Abg. Knebel hat wieder die Frage des Real und Personalkredits be⸗ rührt und er hat darauf, hingewiesen, daß eine strenge Trennung dieser beiden Branchen des Kredits in den kleinen ländlichen Wirthschaften nicht überall möglich und erreichbar ist. Ich halte diese Ausführungen für vollkommen zutreffend und ebenso die von ihm vorge⸗ schlagenen Mittel zur Abhülse. Ich bin mit ihm der Ansicht, daß gerade die Sxarkassen, die von stãdtischen und Kreis kommunal⸗ derbänden organifirt find, auf diefem Gebiete noch ein sebr weites Feld der Thätigkeit haben werden, und es sind auch wie bereits an⸗ gedeutet, einleitende Schritte geschehen, um nach dieser Richtung die Sparkassen nutzbar zu machen. Was die dem Hrn. von Ludwig angeregte Frage betrifft: die Tärderung der Melioration und insbesondere der Drainage durch Staats mittel, so erlaube ich mir zu erwidern, daß auf diesem Gebiet allerdings meines Erachtens die Selbstthätigkeit der Provinzen noth⸗ wendig mit in Änspruch zu nehmen ist. Die Gründung der Landes kulturtentenbanken ist eine Sachs, die zunächst nur von den Provin. zialverbänden aufzunehmen ist. Wenn bisher diese ganze Angelegen · heit noch keine lebendigere Entwickelung genommen hat, so schreibe ich das dem zu, daß das ganze Leben auf diesem Gebiete noch ein
jetzigen Verfassung erst seit 6 bis 7 Jahren in Thätigkeit; sie haben eine folche Fulle von organisatorischen Aufgaben zu übernehmen ge⸗ kabt auf Lem Gebiet der Cbausseeverwaltung, des Cbaussee; und Wegebaues, des Armen⸗, Irren ⸗ und Vagabondenwesens, daß in der That nicht zu verwundern ist, daß zunächst die meisten dieser Pro⸗ rinjen auf diese Fragen sowobl die Landes meliorationen zu fördern, als auch Landeskuafturrentenbanken zu gründen nicht eingegangen sind. Ich muß mich selbst versönlich schuldig bekennen, daß ich als Mit- glied des fächsischen Provinzial Landtages mich diesen Bestrebungen gegenüber in den erften Jahren ablehnend verhalten babe, lediglich auz der Rücksicht, daß es sich um neue Organisationen handelt, bei genen alle Perfönlichkeiten, die die Organisation zu bewer kstelligen batten, der Arbeitslast im Anfang beinahe erlagen, Das sind also Aufgaben, die nicht aufgegeben sind, sondern blos verschoben sind. Ich boffe allerdings, daß die Ueberweisung des Meliorationé fonds an die Pro⸗ vinzen sich in weiterer Entwickelung der Dinge doch in höberem Maße bewäbren wird, als bisher der Fall ist. Die Proꝛinzialver⸗ Fände haben bisher nicht die Zeit und vielleicht auch nicht das Inter⸗ ese in genügendem Maß gebabt, diesen Fragen näher zu treten. Sollten die Provinzialverbände dauernd diese Interessen vernachlãssigen, dann wärde ich es allerdings als einen Febler erachten müssen, daß diese otations fonds nicht an der Zentralstelle geblieben sind, son⸗ dern Auf die Provinzialverbände übergegangen sind. Ich bege aber diese Befürchtung zur Jeit noch nicht. Trotzdem kaben wir ja in dem landwirthschaftlichen Etat wiederum Fonds, vorlaufig allerdings auch nur im Extraordinarium, die darauf gerichtet find, daß, obschon den Prorinzen diese Meliorationsthãtig⸗ keit übern iesen ift durch das Prorinzial-⸗Dotatiensgesetz, doch auch staatlicherfeits wieder Mittel ausgesetzt sind, um staatlicherseits Titfe Tkätigkeit zu begünstigen und ju befördern. In vieler Beziehung wird auf Tiefem Gebiet die Initiative von Seiten der Staats regie= rung erwartet werden, und wenn diese eintritt, so bin ich ganz gewiß, daß die Mitwirkung Seitens der Provinnal verbände gewiß nicht mangeln werde. Ich meine, daß gerade das ein solches Gebiet ist, auf dem sich die Staatsverwaltung ebenso nutzbar zu machen bat, wie es in früheren Zeiten auf dem Gebiet des Chausseebaues agescheben ist. Es giebt gewiß keine fruchtbarere Thätigkeit, die die Königliche Staatsregierung früher entwickelt bat, gerade auch im Interesse des sandwirtkichaftlichen Gewerbes zu der Zeit, wo von Eisenbabnbauten noch nicht die Rede war, als durch die Gewährung von Chaussee⸗ praͤmien in größerem Umfange bessere Kommunikations anlagen auf dem Lande zu bewirken, und ebenso wie das mit dem Bewilli⸗ gungsfonds à fonds perdu für Gbauffeebauten damals gelungen ist, Staate nur bewilligt, Seitens der verschiedenen Ver⸗
wenn vom bände etwa 3 aufgebracht wurden. so würde ich dies wobl als Ziel hinstellen, das man im Auge baben könne, daß vielleicht auf dem
Meliorationsgebiete etwas ähnliches sich mit der Zeit anbabne, daß fie Bewilligung, die staatlicherseits geschehen in Form von Vor arbeitskosten, in Form von nl af! fonds perdu, wie es in dem Flußregulirungsfonds geschiebt, durchjuführen und daß die Prorinzial⸗ verkände und die einzelnen Interessenten selbst anzuregen, auch ihrer⸗ seits tbatkräftig Hand anzulegen.
Was die ferner von dem Abs. von Ludwig angeregte Spezial⸗ frage betrifft, die Fortentwicklung der schlesischen. Landschaft des Ruftikalbesitzes, so erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen, daß erst im Frübjabr diese Frage auf dem schlesischen General- Landtage ventilirt ist. Bezüglich des 200 00 Thalerfonds ist damals vom General Landtag beschlossen worden:
Daß alsbald nach Schluß des XN, General ⸗Landtages die⸗ jenigen Beschlüsse desselben, welche nicht mit den vorgelegten Propositionen im Zusammenhange stehen und nicht den von Witz lebenschen Konvertlrungsantrag betreffen, von der General ˖ Land⸗ schafts⸗Direktion als künftige Propositionen für den nächften General ⸗Landtag vorbereitet werden.
Ich setze voraus, daß bei dieser Berathung jener Proposition auch Tie Frage, die Hr. von Ludwig erörtert hat, zur Diskussion und Erörterung gelangen wird. Ich kann in der Beziehung, daß eine
andere Verwendung. jenes Fonds als ursꝑprunglich Seitens des Finanz ⸗Ministeriums geschehen ist, mich, meinerseits in bedeutender Weise jetzt natürlicherweise nicht aussprechen.
Ich kann aber das sagen, daß das Bestreben, diese Fonds zu Gunsten des Realkredits der Rustikalen in bohem Maße zu verwerthen meiner⸗ seits jede Unterstützung finden wird.
Was die übrigen einschlagenden Fragen betrifft, so sind diese ja alle schon wiederbolt diskutirt worden, und die gefaßten Beschlüsse haben die Zustimmung der Königlichen Staatsregierung größtentheils erhalten. Die Schwierigkeiten der Sache liegen bier meist auf juristischem Gebiete, ich boffe aber, daß auch diese sich zum Theil werden überwinden lassen, und daß die Bestrebungen der schlesischen Landschaft, den rustikalen Realkredit in größerer Weise und billiger zu befriedigen, von Eifolg gekrönt sein werden. An Unterstützung Seitens des landwirthschaftlichen Ministeriums wird es sicher nicht fehlen.
Der Abg. Dirichlet bemerkte, Amerika dominire ja aller⸗ dings wesentlich auf dem Weizenmarkt; aber der Centner amerikanischen Weizens stelle sich denn doch in London nicht auf 6,0 M, sondern auf mindestens 8,5 6 Das entspreche ungefähr den Preisen, die auch in den preußischen Küstenstädten für Weizen angelegt werden könnten, so daß dabei der Kauf— mann noch seine Rechnung finde. Würde der amerikanische Weizen in England wirklich nur 6,70 M gelten, wie sollten dann die preußischen Kaufleute in den Ostseeprovinzen den Landleuten 9 M bezahlen, und doch noch ein Exportgeschãäft nach England machen können? Allerdings betrage die Fracht pro Cenkner für die Strecke New⸗DJork-Liverpool nur 70 8, während sie für die Strecke Königsberg⸗-Liverpos! 59 3 be⸗ trage; das liege aber daran, daß der Schiffer in Liverpool zwar Rückfracht nach New-⸗Hork zu finden stets sicher sei, nicht aber nach Königsberg. Da habe man wieder eine schädliche Folge der neuen Wirkhschaftspolitik. Früher hätten die deutschen Schiffer von England nach den deutschen Häfen stets Rückfracht in Kohlen oder Maschinen gefunden, das habe mit der neuen Zollpoli⸗ tik aufgehört. Ein System, wonach Deutschland dahin kommen solle, gleichzeitig an Getreide, Holz, Flachs und Wolle den Bedarf Deutschlands allein im Inland zu decken, stehe durch— aus auf schwachen Füßen; und wenn das Ideal des Abg. Schultz in dieser Hinsicht sich wirklich einmal erfüllen sollte, P wäre es doch nuͤr für den Moment, und es könnte nicht
9 bleiben bei der stetig zunehmenden Bevölkerung, die in als die landwirthschaft⸗
schnellerer Progression wachse, könne. Die Aeuße⸗
liche Produktion sich steigern die
rungen des Abg. Bachem über bureaukratische Scha— blonisirung des Schulbauwesens unterschreibe er nach allen Richtungen; nur lasse sich aus den Zahlen des Abg.
Bachem nicht unmittelbar schließen, daß der Westen auf diesem Gebiete schlechter dastehe als der Osten. Im Gegentheil, das Verhältniß sei eher umgekehrt, wenn man die mindere Wohl⸗
sehr junges und neues ist; die Provinzialverbände sind in ihrer
habenheit des Ostens berücksichtige. Man habe aber diese
zu verdanken,
an Rückfracht
sitzern meist sonst müßten
abzutreten, de nicht gedient,
zählt werden.
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Lotichius, die
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wie er von die Obstkultu
kultur wäre splittert sei,
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erhöhen, so lehrer mehr
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und Besitzer,
732 769 46)
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der über die Schulen zu fei von dem, der die Lasten der Schulen trage. Er werde beim Kultusetat noch auf diese Verhältnisse zurückkommen.
Der Abg. Wolff erklärte, von den Ausführungen des Vorredners, deren Widerlegung nur zu einer neuen über⸗ ffüͤssigen Erörterung der viel behandelten Frage: ob Frei⸗ handel oder Schutzzoll das bessere sei, führen könnte, müsse er blos einen Punkt richtig stellen. nämlich, daß es den' deutschen Getreideschiffern in England
die Moorkultur begünstigen.
Der Titel und das Kapitel wurde bewilligt; nächste Kapitel (Ober⸗Landeskulturgericht).
in Geisenheim habe derart zugenommen, mindestens eines neuen Lehrsaales dringend
ferner dem so nützlichen Der Abg. Berger e e tteressi für den Aufschwung des Institutes in Geisenheim. Vor vier
heute betrage sie schon 50.
Verwaltung zu danken. Uebrigen dem Minister darin Recht geben,
aromatischer als d kanif . alle dings ein sehr unsicheres Geschäft, aber eine Hebung der Obst—
von größter Bedeutung. — kan Siaat Delaware habe im laufenden Jahre allein an Pfirsichen
tirt, also für ungefähr 5. onen D Auch in der Obst-Konservenfabrikation sei das Ausland
reisen. einmal einen tüchtigen Po: r n dort den Obstbau und die Konservenbereitung zu studiren;
die segensreichen Folgen würden sich in Preußen bald zeigen.
anlegen werde. Auf : keit des Ministers besonders richten.
oder gegen das Vorjahr um 49 000 M gesteigert.
forderung ist, örläuterun bestimmt, die Zahl der landwirthschaftlichen Wanderlehrer zu
Der Abg. Frhr. von te, er ben die Mehrforderung gern, da er durchaus an die fruktifizirende destens ebenso
sitzern allenthalben mit gutem Beispiel in schaft vorangehe.
Thierarzneischulen befänden
traurigen Verhältnisse dem Mangel einer Schulgesetzaebung
und dem Umstand, daß in Preußen derjenige, bestimmen habe, ganz unabhängig
Der Abg. Dirichlet meine
fehle. Es sei aber bekanntlich immer in England
Rückfracht vorhanden, sei es in Kohlen, sei es in landwirth— schaftlichen Maschinen. Die Förderung der Moorkultur könne auch er, wie der Abg. Schultz, dem Minister nur dringend ans Herz legen; auf diesem Gebiete habe die innere Kolonisation in Preußen noch ein weites Feld vor sich. Insbesondere dürfte es sich empfehlen, den Besitzern von Moorländereien zur Kultur der⸗ selben Darlehne à fonds perdu zu geben, da es diesen Be⸗
an Geld für genannten Zweck mangele. Auch namentlich die Staatsbehörden mit allen Mitteln Aus der Mark Brandenburg
wo doch gewiß der Sand nicht jelten vorkomme, sei ihm speziell ein Fall bekannt, wo ein Königlicher Ober— förfter, statt den zur Moorkultur nöthigen Sand an
die betreffenden Besitzer unentgeltlich aus den Forstländereien
nselben für schweres Geld verkauft habe. Mit jo
rein fiskalischem Vorgehen sei dem eigentlichen Staatsinteresse
und jener Oberförster gehöre nicht zu den guten
Bauernfreunden; höchstens könne er zu den Eisenachern ge—
ebenso das
Forderungen für die Auseinandersetzungsbehörden
wurden unverändert bewilligt, nachdem der Abg. Spangenberg ausgeführt hatte, das die Dis kussion über den Posten messungsbeamte“ besser bei Gelegenheit der dazu eingegange⸗
Nor „Ver⸗
its der Agrarkommission überwiesenen Petitionen
stattfinden könne.
apitel „Landwirthschaftliche Lehranstalten und
sonstige wissenschaftliche und Lehrzwecke“ bemerkte der Abg. Dr.
Schülerfrequenz auf dem pomologischen Institut daß die Beschaffung erforderlich sei. Minister, diese Forderung zu erfüllen, und auch nstitut Wohlwollen zu bewahren.
lärte, auch er interessire sich lebhaft
desselben nur 14 Schüler betragen; Das habe man wesentlich der Re— und der anerkannt vortreff⸗ Leider müsse er im daß Deutsch⸗ dem Gebiete des Obst⸗ und Weinbaues andern Ländern, namenlich Frankreich, Tyrol, neuerdings auch Amerika zurückstehe. Dabei sei, Sachverständigen wisse, das deutsche Klima für r durchaus günstig; das deutsche Obst sei viel das amerikanische. Der Weinbau sei aller—
die Frequenz
der Anstalt
namentlich für Gegenden, wo der Grundbesitz zer⸗ Der kleine amerikanische
Körbe produzirt und davon 3 Millionen expor— f Millionen Dollars Gewinn erzielt.
t voraus. Die preußische Regierung lasse eben Der Landwirthschafts-Minister möge nur Pomologen nach Amerika schicken, um
Der Abg. Dr. Seelig bemerkte, dem Standpunkte des Abg. Berger schließe er sich durchaus an; auch er sei erfreut
Über das Aufblühen der pomologischen Institute in Proskau und Geisenheim;
er fürchte nur, daß die Wirkung dieser An⸗ eine nur lokale bleiben werde; wenn man nicht isen und Provinzen sogenannte Obstkunstgärten diesen Punkt möchte er die Aufmerksam⸗
pitel wurde darauf bewilligt.
rderung für den Dispositionsfonds zu wissen⸗ nd Lehrzwecken ist in diesem Etat auf 237 800 , Die Mehr— wie aus den Erläuterungen hervorgeht, dazu daß auf jede Provinz mindestens ein Wander⸗ kommen soll.
Minnigerode erklärte, er bewillige
der Wänderlehrer glaube. Indessen sei⸗ es min⸗ wichtig, daß der Grundbesitz den kleinen Be— rationeller Wirth⸗ die kleinen Bauern
Auch warne er davor, harten Arbeit be⸗
deren Hauptthätigkeit in der
stehe, zu fehr mit theoretischen Dingen, namentlich den Details der Buchführung, zu 1. Versuche, die Bauern an Buchführung zu sehr bescheiden.
Der Abg. Knebel führte aus, das v. ; kleine Landmann selbst seinen BVerufsgenossen an Intelligenz und Tüchtigkeit gebe, sei viel wirkfamer und werthvoller, das der Großgrundbesitzer. j tt. ond möglichst tüchlige und brauchbare Personen für den schwierigen Beruf der Wanderlehrer zu gewinnen.
Der Titel wurde bewilligt. 3. Beim Kapitel 103 (Thierarzneischulen und Veterinärwesen
befassen. Die Erfolge der bisherigen gewöhnen, seien nur
Beispiel, welches der
als Den Minister bitte er insbesondere,
bemerkte der Abg. Dr. Schläger, an den preußischen sich durchschnittlich 120 Militär⸗
lche kein Honorar bezahlten. Es erwüchsen dem