Der Abg. Dr. Löwe (Bochum) machte auf den raschen Wechsel der Roßärzte an den Gestüten aufmerksam, ö. 69 Titel wurde hierauf bewilligt, ebenso die Titel 14 i
Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg. Rumpff das Wort zu Titel 45.
— Se. Majestät der König haben unterm 10, November d. J. bestimmt, daß zum 1. Februar 1884 das in der Feste Boyen bjefindliche Filial-Artillerie⸗Depot des Artillerie⸗Depots zu Königsberg in ein selbständiges Artillerie⸗Depot und das Artillerie Depot zu Colberg in ein Filial-Artillerie⸗ Depot des Artillerie- Depots zu Steitin umzuwandeln ist.
— Mit Allerhöchster Ermächtigung hat der Kriegs⸗ Minister unterm 28. v. M. bestimmt: Beurlaubte Sol⸗ daten haben sich während der Reise nur dann bei Offizieren zu melden, wenn sie Letzteren auf der Landstraße begegnen; auch haben dieselben am Urlaubsort nur beim Kommandanten bezw. Garnison⸗Aeltesten — an Orten ohne Garnison bei der Ortsbehörde — Meldungen zu erstatten.
— Wenn bei Einbringung eines Grundstücks in eine Aktiengesellschaft von der letzteren die auf dem Grund⸗ stück ruhenden Schulden übernommen und nur für den Rest Aktien gewährt werden, so unterliegt der Vertrag nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, vom 21. September d. J., 9 . . übernommenen Schulden dem Kaufstempel von
rozent.
— Der General-Lieutenant von Oppell, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie Division, ist von Urlaub aus Dessau hierher zurückgekehrt.
— Der General-Lieutenant von Grolman, Comman— deur der 8. Division, hat Berlin nach 8 tägigem Aufenthalt wieder verlassen.
— Der. Königlich württem bergische Kriegs⸗Minister, General⸗Major von Steinheil, ist von hier wieder abgereist.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Pr. Victor Lehmann und Dr. Stobwasser in Berlin, Dr. Werner in Alt-Scherbitz, Or. Michaelis in Schlieben, Otte in Zahna und Hastenpflug in Weißensee.
HGessen. Darm stadt, 8 Dezember. (W. T. B.) Heute Nachmittag 3 Uhr fand in Gegenwart der Mitglieder der Großherzoglichen Familie die feierliche Einweihung des dem Andenken der Großherzogin Alice gewidme⸗ ten Alice-Hospitals statt, das aus freiwilligen Gaben aus England und von hier gegründet worden ist.
Mecklenburg. Schwerin, 9. Dezember. In der ver⸗
flossenen Woche sind auf dem Sternberger Landtage eine Reihe nicht unwichtiger Beschlüsse gefaßt worden. Am Dienstag ward, nachdem den Ständen mitgetheilt worden, daß der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin das ihm von den— selben offerirte Jonum gratuitum von 79776 60 angenommen, der von der Regierung von Mecklenburg-Schwerin beantragte Ankauf eines Rostocker Grundstücks zum Bau eines gynäko⸗ logischen Instituts in Rostock, für welchen bereits auf dem vorigen Landtage unter der Bedingung der Erwerbung eines passenden Bauplatzes 500 000 „6 aus dem fran⸗ zöͤsischen Kriegskontributionsfonds bewilligt worden, genehmigt. Ferner erließ man die Bestellung der Betriebskaution von Z Millionen Mark, welche auf 5 Jahre in Betreff der zu er⸗ ballenden Vollbahn Warnemünde⸗Rostock-Neustrelitz stipulirt war. — Am Mittwoch erfolgten die Wahlen zu den erledigten stän⸗ dischen Aemtern. Für die vakante Landrathestelle „wegen des Herzogthums Schwerin“ ward an erster Stelle der Kammer⸗ herr von Mecklenburg auf Wieschendorf dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin präsentirt. (Der Landrath hat gleichen Hofrang wie der Wirkliche Geheime Rath und geht dem General⸗Major vor) — In der vor⸗ estrigen Sitzung bewilligten die Strelitzschen Stände Vertretung des Stargardschen Kreises) die zur Deckung der Centralsteuerkasse in Reustrelitz pro 1. Juli 188455 erforder⸗ lichen Mittel dadurch, daß 3 des Contributionsedikts erhoben werden soll. Ferner concedirten die genannten Stände die bean⸗ tragte Landeshülfe von 6000 6 für den Kilometer zum Bau der Vollbahn Warnemünde⸗Neustrelitz auf der in Mecklenburg⸗ Strelitz belegenen Strecke von 13 km im Gesammtbetrage von 78 600 S aus den Mitteln der Centralsteuerkasse als unverzins⸗ liche amortisirbare Anleihe an den Deutsch-Nordischen Llond (Eisenbahn-⸗ und Dampsschiffs-Aktiengesellschaft in Rostoch. Weiter ward gestern vom Landtage die Errichtung einer siebenten Rathsstelle beim Ober⸗Landesgericht zu Rostock ge⸗ währt. Hinsichtlich des Entwurfs einer Verordnung, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, konnten sich beide Stände zu einem gemeinsamen Beschlusse nicht einigen. Es erfolgte also die sogenanute itio in partes, d. h. jeder Stand berieth und beschloß als solcher für sich ohne den anderen. Die Landschaft (Städte) lehnte es darauf ab, die Funktionen der höheren Verwaltungsbehörde der Gewerbe— Kommission in den in Frage stehenden Fällen zu übertragen. Die Rüitterschaft (Gutsbesitzer) schlug dagegen vor, für die Landestheile getrennt eine Kommission (bestehend aus einem Regierungskommissar, ritterschaftlichen und landschaftlichen Deputirten) statt der Gewerbekommission zu bilden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 8. Dezember. W. T. B.) In der heutigen Konferenz von Vertretern des Handels⸗ RMinisteriums mit den Delegirten des Verwaltungsrgths der Kronprinz-Rudolf-Bahn hat eine vollständige Eini⸗ gung über den Verstaatlichungs-Vertragsentwurf stattgefunden, dessen Unterzeichnung in nächster Woche erfolgen soll. Die wesenilichsten Bedingungen sind eine Aktienrente von gis, Fl. Silber und die Amortisation des vollen Nomi⸗ nalbetrages von 200 Fl. .
Agram, 7. Dezember. (Wien. Abendp.) Der Banus wird am Sonntag Abend hier erwartet. — Der Gerich ts hof fällte heute das Urtheil gegen 43 wegen der Unruhen im August angeklagte Stubizaer Bauern; gesprochen; die uͤbrigen erhielten theilweise verschärfte Strafen von einem Jahre Kerker bis zu drei Wochen Arrest.
Großbritannien und Irlanb. London, zember. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“, meldet:
Die englische Regierung hat auf die Mittheilung der Pforte, daß sie Kriegsschiffe im Rothen Meere kreuzen lassen wolle, geanwortet, daß sie keine Einwendung
12 wurden frei⸗
8. De⸗
dagegen habe, vorausgesetzt, daß die türkischen Kriegsschiffe gemeinsam mit den englischen Kriegsschiffen operirten.
Sidney, 8. Dezember. (W. T. B.) Die inter⸗ koloniale Konferenz hat ihre Arbeiten heute beendigt und sich auf unbestimmte Zeit vertagt.
Frankreich. Paris, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat den Kriegs⸗Minister General Campenon zum lebenslänglichen Senator gewählt.
Die Deputirten kammer setzte heute die Berathung der Tongking-Kreditvorlage sort. Delafosse (rechtes Centrum) erklärte: es gebe kein anderes Mittel, um den Frie— den zu erhalten, als das Kabinet zu stürzen. Der Bericht⸗ erstatter der Kommission, Leon Renault, wies dem gegenüber darauf hin, daß der Mangel einer konsequenten Politik, welcher die Folge der Kabinetswechsel sei, die gegenwärtigen Schwierig— keiten hauptsächlich verursacht habe; er werde für den ver⸗ langten Kredit stimmen da eine Ablehnung desselben als Rückzug vor China aufgefaßt würde. Nachdem noch Pelletan das Wort gegen das Kabinet ergriffen hatte, wurde die Weiter⸗ berathung auf Montag vertagt.
Der „Agence Ha vas“ zufolge ist die von dem chine⸗ sischen Gesandten Tseng dem Ministerpräsidenten Ferry am 5. d. überreichte Note lediglich die Antwort Tsengs auf 1 9 dem Gelbbuch publizirte Note Ferry's vom 30. November
—
Der Marine-Minister hat Nachrichten aus Tong— king erhalten, die bis zum 27. November reichen. Nach den⸗ selben hatten die Franzosen eine Rekognoszirung bis etwa 4km von Bacninh vorgenommen und der Admiral Courbet sich in Person der Stadt Sontay bis auf 2 km genähert. Am 23. November war in der Nähe von Haiphong eine mit 7 Mann besetzte und Brand⸗ stoffe mit sich führende Dschunke von den Franzosen weggenommen worden. Admiral Courbet hatte dem Gouver⸗ neur von Cochinchina geschrieben: der Beginn der militärischen Operationen stehe unmittelbar bevor; er erwarte am Abend des Tags, von welchem sein Schreiben datire, die Ankunft der letzten Verstärkungen.
Eine Depesche des Admirals Galiber aus Zan— zibar, vom 7. Dezember, bestätigt, daß das französische Geschwader mehrere von den Howas besetzte Posten an der Ostküste vun Mradagaskar zerstört hat, und daß der Posten Maraveete von einer Landungscompagnie zerstört wurde. Die Franzosen hatten dabei nur einen einzigen Verwundeten.
— 9. Dezember. (W. T. B.) Ein dem Maxine⸗ Minister zugegangenes Telegramm meldet, daß das Transportschiff „Corr seze“ mit der für Tongking bestimm⸗ ten Artillerie am 29. November in der Bai von Along an⸗ gekommen ist.
— 10. Dezember. (W. T. B.) Der „Voltaire“ for⸗ dert in einem Artikel die Kammer dringend auf, dem Ka— binet in der chinesischen Frage ein Vertrauensvotum zu ertheilen. — Im Arrondissement Lodäyve wurde der republikanische Kandidat Galtier mit 7142 Stimmen gegen Leroy Beaulieu (konserv. ), welcher 7069 Stimmen erhielt, zum Deputirten gewählt.
Spanien. Madrid, 8. Dezember. (W. T. B.) Außer den Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit England sind auch Verhandlungen über solche Verträge mit Italien, den Niederlanden, Portugal, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Centralamerika und mit Brasilien in Aussicht genommen. 5
Ein Empfang des Kronprinzen auf der Reise durch den Süden Spaniens von Seiten der Präfekten wird nicht stattfinden, da der Kronprinz Sein Incognito streng gewahrt zu sehen wünscht. Der König hat an die zum Ge— folge des Kronprinzen gehörigen Personen zahlreiche Ordens— dekorationen verliehen.
Ueber die Reise Sr. Kaiserlichen und König— lichen Hoheit des Kronprinzen liegende folgende Mel— dungen des „W. T. B.“ vor:
Sevilla, 8. Dezember. Der Kronprinz ist bei prächtig— stem Wetter heute Vormittag 9! /n Uhr hier eingetroffen und von dem Herzog von Montpensier und den Behörden auf dem Bahnhof begrüßt worden. Die in der Nähe des Bahnhofs und in den Straßen zahlreich anwesende Bevölkerung bereitete dem Kronprinzen einen sympathischen Empfang, die Deutschen begrüßten Se. Kaiserliche Hoheit mit Hurrahrufen. Der Kronprinz fuhr mit dem Herzog von Montpensier in einem offenen Gala⸗ wagen nach dem Hotel de Madrid, seinem Absteigequartier. Rachdem daselbst das Dejeuner eingenommen worden, besuchte der Kronprinz die Kathedrale, die Börse, das Haus des Pila— tus und das von Murillo gestiftete und durch seine Meister⸗ werke geschmückte Hospital de la Caridad.
— 8. Dezember, Abends. Bei dem Besuch der Sehens— würdigkeiten der Stadt wurde der Kronprinz von dem Herzog von Montpensier begleitet. Ueberall begegnete die Bevölkerung dem Kronprinzen mit lebhaften Kundgebungen der Sympathie. Der Herzog von Montpensier hat den Kronprinzen und das Gefolge zu einem großen Diner im Palast Santelmo einge laden. Das Wetter ist angenehm bei 10 Grad Wärme.
— S. Dezember, Abends. Nachdem der Kronprinz gestern Vormittag noch das Armenhaus und das Lazareth besucht hatte, begab Sich Höchstderselbe mit dem Herzog von Mont—⸗ pensier in das Provinzial⸗Museum, wo besonders die Abthei⸗ kung für Indien besichtigt wurde. Von hier fuhr der Kron⸗ prinz nach dem Kloster Santa Paula und sodaun nach dem Alcazar, der einstigen Hofburg der maurischen Könige. Am Abend besuchte der Kronprinz die Kathedrale, wo unter Orgel⸗ und Orchesterbegleitung ein großartiger Chorgesang aus⸗ geführt wurde. Das Diner nahm der Kronprinz nebst Ge⸗ folge bei dem Herzog von Montpensier in Santelmo ein.
— 9. Dezember, Vorm. 11 Uhr. Heute Vormittag empfing der Kronprinz eine Deputation der hier wohnenden Deutschen und Desterreicher, die durch das Töchterchen eines aus Anhalt gebürtigen Kaufmanns eine Adresse und ein Blumenbouquet überreichen ließ. Se. Kaiserliche Hoheit dankte für den Ihm bereiteten herzlichen Empfang und sprach Seine . darüber aus, so viele Landsleute um Sich zu sehen.
ie Audienz schloß unter enthusiastischen Hochrufen der Deputation auf den Kronprinzen. — Um 10 Uhr Vormittags begab Sich der Kronprinz, in Begleitung des Herzogs von Montpenster, mit Seinem Gefolge zu Dampfschiff auf dem Huadalquivir nach dem Schloß von San Lucar, um der Herzogin von Montpensier einen Besuch abzustatten. Von dort erfolgt morgen die Weiterreise per Eisenbahn nach Granada. Gestern Abend hatten sich die hier wohnenden Deutschen
zu Ehren des Kronprinzen mit ihren Frauen und ihren
Familienangehörigen zu einer Festlichkeit vereint, an welcher auch mehrere Herren aus dem Gefolge des Kronprinzen und die Vertreter der deutschen Presse theilnahmen.
— 9. Dezember, Abends. Der Kronprinz ist, von dem Herzog von Montpensier begleitet, in San Lucar angekommen. — Gestern ist in mehreren Provinzen Spaniens starker Schneefall eingetreten, die Telegraphenverbindung ist vielfa gestört, und an der Mittelmeerküste fanden heftige Stürme statt
Barcelona, 9. Dezember. (W. T. 69 Die Offi⸗ ziere des gestern hier eingetroffenen deut schen Ge schwa— ders sind von den Behörden und von der Bevölkerung auf das Freundlichste und Zuvorkommendste empfangen worden.
Italien. Rom, 9. Dezember. (W. T. B.) Der päpstliche Prälat Savarese hat auf seine Prü— latenwürde verzichtet und ist zum Protestantismus übergetreten. Der Uebertritt desselben erfolgte in der amerikanischen Kirche von St. Paul, wo der Rektor, Dr. Nevin, die kirchliche Ce— remonie vollzog.
Serbien. Belgrad, 7. Dezember. (W. T. B.) Die Verhandlung gegen die Mitglieder des radikalen Centralcomit«, welche der Haupturheberschaft der letzten Unruhen angeklagt sind, hat begonnen; die Urtheilsfällung ist nahe bevorstehend.
Nußland und Polen. St. Peters burg, 8. Dezember. (W. T. B) Das Georgsfest wurde heute im Winter⸗ palais in der üblichen feierlichen Weise begangen und die Großjährigkeitserklärung der Großfürsten Peter Nikolajewitsch und Georg Michailowitsch auf dem— selben ausgesprochen. Der Kaiser und die anderen hier anwesenden Großfürsten wohnten der Feierlichkeit bei, zu welcher die Hofchargen, die Georgsritter, die Generalität, daz Offizier⸗Lorps und der deutsche Botschafter General von Schweinitz geladen waren. Bei dem darauf folgenden Diner des Georgs-Ordens brachte der Kaiser, sich dem deutschen Botschafter zuwendend, den ersten Toast auf den Kaiser Wilhelm als den ältesten Georgsritter aus.
Amerika. Wa shington, 8. Dezember. (W. T. B) Eine Deputation von Mitgliedern des Kongresses überreichte heute dem Präsidenten Arthur eine Petition mit der Bitte, daß derselbe seinen Einfluß geltend mache, um die Freilassung O'Donnels zu erlangen. Präsident Arthur erwiderte: der Staatssekretär Freelinghuysen werde sofort an den Gesandten Lowell nach London um genaue Information bezüglich der Nationalität O' Donnels telegraphiren. Er selber werde Alles thun, was sich thun lasse, um den Wünschen der Deputation Folge zu geben.
Asien. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Hongkong, vom 9. Dezember, meldet: Am 3. d. M. wurde ein von den Annamiten und Chinesen auf Haiphong beabsichtigter nächtlicher Angriff durch einen Ausfall der Franzosen unter dem Befehl des Kommandanten Coronnat vereitelt, bei welchem die Annamiten und Chinesen zersprengt wurden und etwa 50 Mann an Todten und 100 Mann an Verwun— deten verloren. Die Franzosen hatten 2 Verwundete.
Afrika. Egypten. Kairo, 9. Dezember. (W. T. B) Ueber die Niederlage der egyptischen Truppenabthei⸗ lung in der Nähe von Suakim besagen weiter eingegangene Nachrichten: von Kundschaftern sei die Nachricht nach Suakim gebracht worden, daß sich ein nur einige hundert Mann zählender feindlicher Trupp in der Nähe der Stadt i , habe. Mahmud Pascha habe darauf in der Äbsicht, die Niederlage vom S. No— vember zu rächen, 500 Mann Negertruppen und 200 Mann Baschibozuks gegen den Feind entsandt; Mahmud Pascha selbst sei in Suakim zuruͤckgeblieben. Der Zusammenstoß mit den Aufstän⸗ dischen habe in einem etwa 3 Stunden von der Stadt Suakim entfernten Orte stattgefunden; die egyptischen Truppen hätten nach heftigem Kampfe eine vollstaͤndige Niederlage erlitten; nur etwa 50 Mann, von denen die Hälfte aus Offizieren be— stehe, hätten sich gerettet. Die von den egyptischen Truppen erlittene Niederlage verursacht große Bestürzung, da die ge— schlagenen Truppen zu den besten Truppeniheilen der egypti— schen Armee gehörten, und weil man besorgt, daß sich die Wiedereröffnung der Straße von Suakim nach Berber zut Verbindung mit Baker Pascha kaum ermöglichen lassen werde.
*
Seitungsstimmen.
Die Berliner Politischen Nachrichten“ enthalten folgende Mittheilung:
In der am Donnerstag in Berlin abgehaltenen Vorstandssitzung des Vereins deutscher Eisen. und Stahlindustrieller, zu welcher Ver. treter aus allen Theilen des Reichs erschienen waren, wurde kon— statirt, daß die Lage des inländischen Absatzes im Ganzen als eine gesunde, England, Amerika, Frankreich, und Belgien gegenüber all eine besser situirte zu betrachten sei, da der Konfum sich in regelmäßiger Entwickelung befinde. Die unleugbar vorhandene Ab nahme der Nachfrage sei wesentlich auf eine Verminderung de? Exports, auf eine ungünstige Lage des internationalen Eisenmarktet und sveziell auf die verminderte Ausfuhr von Schienen und Dra zurückzuführen. Für beide Artikel haben wir, resp. hat England den Markt in Rußland und Nordamerika verloren und demzufolge wirkt die Konkurrenz der englischen Ueberproduktion au! sämmtliche Gebiete zurück. Eben deshalb wurde allgemein als gerade ft bedeutungsvoll anerkannt, daß durch Rie wieder eingeführten Eiseniölle den deutschen Hütten werken wenigstens der einheimische . in der Hauptsache gesichert und dadurch eine Ueberfluthung von Seiten der englischen Ueberproduktion ferngehalten ist. Trotz der ungünstigen Situation des interna tionalen Gifenmarktes feien Lohnreduktionen bisher kaum, Arbeiterentlassu ngen nur in beschränktem Maße eingetreten,. Allerdings falle schwer in⸗ Gewicht, daß die ausländische Eisenindustrie, namentlich in England, nicht nur unter günstigeren Produktionsbedingungen arbeite, sondern auch, gedrängt durch ihre Ueberproduktion, nicht selten zu Schleuderpreifen liefere und den deutschen Mitbewerber zwinge, wenn derselbe sich und seinen Arbeitern den Ruftrag sichern will, bei Submissionen gelegentlich sogar bis unter die Selbstkosten herunterzugehen. Wolle die deutsche Eisenindustrit nicht für immer auf den Export verzichten, so müsse sie mit solchen Umständen rechnen. . .
— Der „Kulmer Zeitung“ richtet: .
Die Versammlung, welche am vergangenen Sonnabend hierort⸗ in Wersche's Lokal zur Besprechung von Innungsangelegenheiten ab⸗ gehalten worden, war recht zahlreich, namentlich von Hand wer kern und Gewerbetreibenden befucht. Auch war der Hr. Kreislandrath von Stumpfeldt, sowie Hr. Buͤrgermeister tall weit erschienen. Nachdem erstere⸗ den mitanwesenden Departements Rath für gewerbliche Angelegenheiten Hrn. Regierungs⸗Rath Fink aus Marienwerder der Versammlung vot,
estellt hatte, ergriff diefer das Wort und entwickelte in einer lãn geren esselnden Rede den Zweck seines Erscheinens, welcher dahin gehe, im
wird aus Kulm be—
uftrage der Königlichen Staatsregierung und nach Maßgabe der — 1 erlassenen Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 für . e ustruirung der Innungen einzutreten, um dadurch die durch die Gewerbefreiheit locker und baltlos gewordenen Bande im Handwerkerstande von neuem zu hefestigen und zu kräftigen,. Jiackdem der Redner in einem fast 2mstündigen. Vortrage die Ziele und Zwecke der neuen Innungen auseinandergesetzt hatte, entspann sich nur eine kurze Debatte; denn nach solchen klaren und eindring⸗ sichen Erläuterungen konnten die gegen 200 zählenden Handwerker, zu denen auch mehrere Gesellen erschienen waren, auf die gestellte Frage: ob sie mit diesen Auzeinandersetzungen einverstanden wären? — nur mit einem gemeinsamen laufen Ja antworten. Hierauf soll Jun eine Genęralversammlung für sämmtliche Handwerker us Stadt und Kreis Kulm autgeschrieben werden, um Rüber die definitioe Konstituirung der neuen Innungen Beschluß zu fassen und das desfallsige Octsstatut festzustellen. . Stgtistisch bemerken wir noch, daß im Königreich Preußen bereits 1699 Junungen nach Maß= gabe der neuen Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 konstituirt wor⸗ ben sind, und im Regierungebezirk Marienwerder speziell schon 150 Innungen. Man nimmt an, daß bis zum 1. Januar 1835 die alten Innungen, von denen hier am Orte noch 10 existiren, aufgelöst fein, und mit dem gedachten Termine hier das neue Innungswesen um Segen und Frommen des gesammten Handwerkerstandes von Stadt und Kreis Kulm eintreten würde.
Ferner aus Konitz:
Die Wirkungen des Innungègesetze sind in unserer Stadt besonders erfolgreich zu Tage getreten. Acht Innungen haben sich bereits konstituirt, und zwar Tischlerinnung, Schneiderinnung, ver⸗ einigte Bäcker ⸗ und Müllerinnung, vereinigte Zimmerer⸗, Sattler⸗, Bandagssten⸗ und Handschuhmacher⸗ . Seiler, Dachdecker⸗, Glaser⸗ und Malerinnung, vereinigte Schmiede, Schlosser⸗R, Kupferschmiede⸗, RNages⸗ und Messerschmiede⸗, Göelbgie ner, Kleiner, Weber,, Gold. arbeiter Uhrmacher“, Schornsteinfeger; und Feilenhauerinnung, ver= einigte Böttcher Stellmacher⸗ Wagenhauer⸗ Drechsler⸗ und Bürsten⸗ macherinnung , Schuhmagcherinnung, Fleischerinnung. Eine neunte Innung, zu welcher die Maurer, Töpfer 2c. gehören sollen, ist noch im Entstehen begriffen. ö . .
— Die „Berliner Börsen-Zeitung“ schreibt:
Die Baumwoll ⸗Spinnerelen und Webereien des Gladbacher Bejrks erfreuten sich im verflossenen Quartal fortdauernd eines vollen sohnenden Betriebes., Die Baumwollpreise sind seit Ende März ein geringes höher, die Garne etwas niedriger gegangen. Alle Spindeln und Webftähle waren in Thätigkeit. Die englische Konkurrenz ist für gröbere Gespinnste zurückgedrängt und die Besserung der Lage der Baumwoll⸗Industrie seit 1875 ist unverkennbar. Der Verdienst der Arbeiter war ein guter. Ebenso blieb die Woll⸗ Industrie in Lennep, Hückeswagen, Kettwig und Werden in sinem sehr erfreulichen Aufschwunge. Die Aufträge in Tuch fuͤr Nordamerika ließen zwar nach, dagegen wurde der Ausfall des amerikanischen Geschäfts durch vermehrte Bestellung aus den euro- päischen Ländern gedeckt. Die Lage der Kammgarnspinnereien blieb nach wie vor besser als diejenige der Streichgarnspinnereien. Erstere haben fich feit 1879 erheblich vermehrt und ausgedehnt. Die Kunst, wollspinnereien waren in regem Betriebe, befürworten aber, wie die Papierfabriken, einen Ausfuhrzoll oder ein Ausfuhrverbot für Lumpen. Die Jackenfabrikation bürgert sich im Kreise Lennep immer mehl ein. Auch die Fabrikation von Plüsch, Ponschos, Hänge— matten und Decken war in den Kreisen Lennep und Solingen im Zunehmen hegriffen, so daß die dortigen Handweber vermehrte Be— schäftigung hatten. ; ;
— In Nr. 288 des „Reichs⸗Anzeigers“ haben wir aus⸗ zugsweise eine Kritik mitgetheilt, welche der „Ham bur⸗ gifche Correspon dent“ über einen von dem Dr. Wendt Über das Krankenversicherungsgesetz in Hamburg gehaltenen Vortrag veröffentlichte. In Folge dieser Kritik hat. Hr. Dr. Wendt an das genannte Blatt eine Zuschrift gerichtet, in welcher er sagt:
Gestatten Sie mir auf Grund meines Konzeptes nachzutragen, welche Vorzüge das Gesetz m. E. aufweist.
Prinzipiell: Es ist der Anfang zum bewußten Ablenken des Staates (Reiches) von der Bahn des laisser faire. .
Praktisch: I) Das Statuiren des Zwangeß. 2) Die größere Sicherheit behördlicher Kassen. 3) Sofortiger Eintritt der Versiche— rurgsberechtigung. 4) Aufnahme ohne Attest und auch nach voll endetem 45. Lebensjahre. . ⸗
J Die „Rordeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt ierzu:
Die „praktischen ! Vorzüge, welche Hr. Dr. Wendt in seinem Konzept und seinem Vortrage aufgeführt hat, scheinen uns so emi⸗ nente zu fein, daß es kaum begreiflich erscheint, wie trotz derselben die Fortschrittpartei — eingeschlofsen den Hrn. Dr. Wendt — dem Gesetze solche Schwierigkeiten bereitet hat und heute dessen Ausfüh⸗ rung noch zu bereiten versucht. Doch das dürfte das weniger Inter ⸗ essante in diesem Falle sein, da es sich aus „taktiscen. Rücksichten, auf die Hr. Dr. Wendt ja einzugehen kaum Veranlassung hatte, leicht erklären säßt. Weit interessanter ist es aber, daß der fortschrittliche Reichstags abgeordnete Dr. Wendt in seinem Konzepte als „prin⸗ zzöpiellen Vorzug“ der Krankenversicherungsgesetze aufnahm:
Es sst der Anfang zum bewußten Ablenken des Staates (Reiches) von der Bahn des laisser faire. ,
Hoffentlich findet Hr. Dr. Wendt in seiner Partei zahlreiche Nachfolger in der Erkenntniß, es sei etwas Verdienstliches — ein . 294 daß der Staat von der Bahn des laisser faire abge— enkt habe!
297
Armee ⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 25. — Inhalt: Umwandlung des Filial Artillerie Depots der Feste Boyen in, ein Artillerie Depot und des Artillerie ⸗Depots zu Colberg in ein Filial⸗ Artillerie Depot. — Meldung beurlaubter Soldaten. — Zuziehung Lon Sffizieren zur Sektion gefallener oder getödteter Dienstpferde.— Abänderung des Efats für die jährliche Uebungs⸗ zc. Munition. —
Eröffnung neuer Eisenbahnen. — Revolver · Exerzir ⸗ Patrone. — Er⸗ öff nung einer neuen Eisenbahn. — Ausgabe eines Preis verzeichnisses. — Zeichnungen des Train-Materials. — Eröffnung einer neuen
Cisenbahn. — Badeeinrichtungen in den Kasernen. —= Eisenbahn⸗ befßrderung von Milttärperfonen und Militärtransporten mit Eil⸗ und Schnell. ꝛc. Juͤgen. — Hufeisentasche. ⸗ Amtsblatt des Reichs- Postam tt, Nr. H5. — Inhalt: erfuͤgungen; vom 5. Dezember 1883. Päckereiverkehr während der Weihnachtszeit; vom 4. Dezember 1383. Richtige Zutaxirung des auf Taschen mit Begleitadressen vom Auslande ausgeworfenen Portos.
Landtags⸗ Angelegenheiten. Die Einnahmen der Gestütverwaltung sind in dem
Ftat 1884-85 (Kap. 33 1 9365 660 46) um 91 140 10 höher angesetzt, als in dem laufenden Etat, was zum Theil dadurch herbeigeführt worden ist, daß das Hauptgestüt
Trakehnen um die Borffeldmark Ischledimmen und das Pommersche sowie das Oberschsesifche Landgestüt durch Stallbauten vergrößert sind, so daß ein größerer Pferdeetat (in dem Hauptgestüt 28 Haupt beschäler, 630 Mutterstuten und 1856 junge Hengste, in den Land- gestüten 2697 Landbeschälery zu Grunde gelegt ist, der aber auch ver⸗ mehrte Ausgaben erfordert.
Die dauernden Ausgaben 3. 108) stellen sich auf 32942 450 S oder 93 395 M mehr als im laufenden Etat, mozu noch 7I9 570 , (- 52 020 A6) einmaliger und außerordentlicher Auß⸗ aben treten. Unter den letzteren befinden sich u. A. 36 373 M fi andwirthschaftliche Maschinen und Geräthe neuer Konstruktion für das Hauptgestüt Trakehnen, welches dergleichen fast noch gar nicht besitzt; 56 6565 M letzte Rate für den Neubau des Westfälischen
Landgestüts zu Warendorf: 64 6) 4Æ zum Umbau des Stutenstalls in Trakebnen; 45 200 MÆ zum Bau eines neuen Wohnhauses für 10 Gestuütwärterfamillen in Labes und andere Bauten.
gunst, Wissenschaft und Literatur.
Der von dem Landrichter Dr. Paul Jäckel abgefaßte Kommentar zu dem Gesetz vom 13. Juli 1833, betr. die Zwangs— vollstreckung in das unbewegliche Vermögen, nebst zugehörigem Kosten⸗ gefetz, welcher im Verlage von Franz Vahlen, Berlin, unter dem Titel Die Zwangsvollstreckung in Im mobilien, er— schienen ist, liegt jetzt, nachdem die dritte cc aß; Lieferung ausge⸗ geben worden, . vor. Das Werk, dessen frühere Lieferungen in den Rummern 165 und 228 d. Bl. vom 18. Juli bezw. 28. Sep- tember d. J. besprochen worden sind, bietet einen Kommentar in An— merkungen zu dem mitgetheilten Text, der Gesetze, in welchen die neuen Bestimmungen aus den Materialien und aus dem Zusammen ⸗ bange mit früheren Vorschriften — unter besonderer Berücksich⸗ tigung der deutschen Justizgesetze — eingebend erörtert worden sind. Die vorliegende Lieferung enthält die Ss. 71 bis zum Schluß des Fauptgefetzes, das Kostengesetz, welchem mehrere Tabellen beigegehen worden sind, und im Anhange die Bestimmungen über freiwillige Subhastationen ?. Ein ausführliches Sachregister wird den prak⸗ sischen Werth des Werkes erhöhen. Der Preis des Buchs, gebunden, stellt sich auf 11.50 M. Die in Aussicht stehende Instruktion für die Geschäftsführung der Verwalter mit etwa gleichzeitig ergebenden Aus⸗ führungebestimmungen beabsichtigt die Verlagsbuchhandlung den Ab⸗ nehmern des Werkes seiner Zeit nachzuliefern. — Die von dem Amtsgerichts Rath A. Wandersleben herausgegebene Schrift Das Aufgebotsverfahren in Theorie und Praxis“ ift kürzlich in zweiter vermehrter und ver— besserter Auflage erschienen. Verlag von Franz Vahlen, Berlin.) Der Verfasser hat in dem ersten Theile der Schrift die Lehre vom Auf— gebot einer fystematischen Darstellung unterzogen, während der zweite Theil eine größere Anzahl von Aufgebotsmustern, welche sich auf die wichtigsten Fälle des Aufgebots beziehen, enthält. Die Schrift wird den richterlichen Beamten, welche die einschlagenden Bestimmungen zur Anwendung zu bringen haben, ein willkommenes Hülfesmittel bieten und erscheint geeignet, auch sonstigen Interessenten, eine entsprechende Information zu gewähren. Das beigegebene Register erleichtert die Benutzung derselben. ö Von den „Beiträgen zur Erläuterung des deut: schen Rechts, in besonderer Beziehung auf das Preußische Recht mit Einschluß des Handels- und Wechselrechts', welche — von Dr. J. A. Gruchot begründet — jetzt von dem Reichsgerichts-Rath Rassow und. dem Kammergericht Rath Kün tzel herausgegeben werden, ist kürzlich ein weiteres Hest nebst einem Beilageheft erschienen (dritte Folge, siebenter Jahrgang, sechstes Heft. Verlag von Franz Vahlen, Berlin) Es liegt damit der XXVII. Jahrgang der ganzen Reihe der Beiträge — 1883 — vollständig vor. — Mit Rücksicht auf die große Zahl der eingeschickten Abhandlungen und die reiche Ausbeute aus den nicht offiziell vublizirten Entscheidungen des Reichsgerichts in civilprozessualischen Fragen hat die Redaktion sich entschlossen, den in früheren Bänden für die Mitthei⸗ lungen aus der Praxis bestimmten Raum vorläufig zu kürjen, damit eine größere Zahl von Abhandlungen aufgenommen werden kann, und die Praxis des Reichsgerichts in preußischen und deutschen Rechte fragen — entgegen der früher geäußerten Absicht — wieder in einem Beilageheft zu veröffentlichen. Das vorliegende sechfte Heft enthält Abhandlungen über folgende Themata: Das Ver— fahren bei bedingten Endurtheilen. — Ueber die Verwerfung der Berufung als unzulässiig. — Das Ausbleiben einer Partei in dem zur Beweisaufnahme vor dem Prozeßgericht angesetzten Termine, ins⸗ befondere im Eidesleistungs termine. — Besonderheiten der Pfändung und Verwerthung von Grundschulden. — Ist die Einlegung der Be⸗ schwerde vor Zustellung der angefochtenen Entscheidung zulässig? S8. 530 ff. C. P. O) Daran schließen sich Mittheilungen aus der Praxis (Preußen Nr. 26 — 31, Anhalt Nr. Ju. 2), sowie Besprechungen juriftischer Werke. In dem Beilageheft wird eine größere Anzahl von Urtheilen des Reichsgerichts (Nr. 32 —158) mitgetheilt. Dem Hauptheft ist ferner ein vollständiges Inhaltsverzeichniß und ein Sachregister zum XXVII. Jahrgange beigegeben. Der Preis eines Jahrgangs von 6 Heften stellt sich in Praͤnumeration auf 1446, nach dem vollständigen Erscheinen auf 186 w.
Gewerbe und Handel.
Die Deutsche Militärdienst-Versicherungs-Anstalt in Hannover, welche seit dem 1. Oktober d. J. in den Königlich preußischen Staaten concessionirt ist, hatte im Monat Oktober einen Zugang von 7188 Anträgen über 817 410 „ Ver sicherungs⸗ fu mme, und im Monat November gingen 1106 Anträge über ein Verficherungskapital von 1123 310 M ein. Bekanntlich ist der Zweck der Anstalt, den Eltern von Söhnen die Sorge um den Mildlärdienst zu erleichtern und zwar dadurch, daß sie dem Dienenden eine verhältnißmäßig große Summe durch mäßige Beiträge verschafft. Die Anstalt ermöglicht jedem Stande nach seinen Verhaͤltnissen den Beitritt zur Erkeichterung einer Ausgabe, welche sicher zu er— warten steht.
Rürn berg. 8. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held) Vom Hopfenmarkt ist wesentlich Neues nicht zu be⸗ richten. Die Kundschaftshändler zeigen, wenn sie pro Tag billige Partien erwerben können, Kauflust; während der Export unthätig bleibt. Seitens der Eigner wird stark zum Verkauf gedrängt, wes— halb öfters bis zu 5 AM unter Notiz abgegeben ward. Hauptsächlich gedrückt sind die Preise der meist scheckigen Mittelhallertauer und gelben Markthopfen, welch letztere schon zu 140 —- 142 MS ausgeboten werden. Die Zuführen zum Markte betrugen gestern und heute zu— sammen ca. ZV Ballen Landhopfen und etwas mehr auswärtige Sorten. Verkauft wurden gestern 500) und heute 410 Säcke. Stimmung matt. Die Notirungen lauten: Württemberger prima 65 = 170 Mu, mittel 150 - 150 M, Hallertauer prima 160 — 170 M6, mittel 118 - 155 M, Polen prima 166 —- 170 M, mittel. 145 —- 155 M, Elfässer prima 150 – 155 A, mittel 136 — 145 4. Gebirgshopfen 155 bis 160 é, Marktwaare 110 — 150 M, Aischgründer 145 — 155 4, Altmärker 120 — 130 A6 .
London, 58. Dezember (W. T. B.) Bei der gestern ab— gehaltenen Woll auktion waren Preise unverändert. ;
Glasgow, 8. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Robeifen' in den Stores belaufen sich auf 583 400 Tons, gegen il 250 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 103 gegen 114 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten. (
Kronstadt, 9 Dezember. (W. T. B.) Der letzte aus län dische Dampfer ist gestern von hier abgegangen; die Schiff⸗ fahrt ist nunmehr als geschlossen zu betrachten.
Hamburg, 9. Dezember. T. B.). Der Postdampfer Hammonia“ der Hamburg Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengefellschaft ist um Mitternacht in Plymouth eingetroffen und der Postdampfer „ Borussia“ derselben Gesellschaft hat gestern Abend Kap Lizard passirt.
Hamburg, 8. Dezember. (W. T. B) Der Postdampfer Silesia‘ der Hamburg⸗ Amerikanischen Packet fahrt⸗ Aftiengesellfchaft ist, von New⸗YPork kommend, heute früh 8 Uhr auf der i eingetroffen.
Berlin, 10. Dezember 1883.
Mit der am vorigen Sonnabend in den Forsten der Königlichen Hausfideikommiß⸗ Herrschaft Königs⸗Wuster⸗ haufen abgehaltenen Hofjagd auf Sauen und Damwild and für dieses Jahr die Reihe der auswärtigen Hochwild⸗
jagden ihren Abschluß.
Se. Majestät der Kaiser und König hatten Sich schon am Freitag Nachmittag mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Friedrich Carl von Preußen, dem Großherzog und dem Erbgroßherzog von Sachsen⸗Weimar, dem Prinzen August von Württemberg, Sr. Hoheit dem Herzog von Sachfen⸗Altenburg, Ihren Durchlauchten dem Prinzen Heinrich vll Reuß und den Fürsten Radziwill und Hatzfeld⸗Trachenberg, den Ministern von Puttkamer und von Boetticher, sowie den Ge⸗ neralen Graf Brandenburg und von der Goltz und der Mehr⸗ zahl der anderen von hier geladenen Jagdgäste nach Königs⸗ Wusterhausen begeben. Nach der durch Vorträge des Kosleckschen Cornet-⸗Quartetts gewürzten Tafel, zu welcher auch die Honoratioren der Stadt zugezogen waren, ward der Abend in hergebrachter Weise in den oberen althistorischen Räumen des Jagdschlosses bei Thonpfeife und irdenen Bier⸗ krügen zugebracht, und verließen des Kaisers und Königs Majestät die Gesellschaft erst gegen 11 Uhr.
Am Sonnabend Morgen um 7 Uhr 380 Minuten ward zum Wecken, 8 Uhr 45 Mmuten zum Aufbruch geblasen, und gegen din Uhr erfolgte die Abfahrt zur Jagd, zunächst per Bahn bis Halbe, dann zu Wagen zum Rendezvous unweit der Oberförsterei Hammer (Obersöcster Gallasch).
In dem ersten, mit dunkelem Zeuge in der Schurre ab⸗ gestellten Jagen auf Damwild und Sauen fielen die ersten Schüsse auf dem Kaiserstande gegen 11 Uhr, die letzten auf nämlicher Stelle gegen Mittag. Dann folgte das Dejeuner im Jagdzelt, die Strecke des Jagens mit 77 Schauflern, 47 Stück Damwild, 68 groben und 12 geringen Sauen, und um 2 Uhr Nachmittags das zweite in der Duberow, Ober⸗ försterei Königs-Wusterhausen (Oberförster Hartig), auf den Radebergen mit lichtem Zeuge abgestellte Jagen.
Gegen 3 Uhr war auch dessen Strecke mit 67 Schauflern, 74 Stück Demwild, 1J groben und 5 geringen Sauen ver⸗ richtet, und nachdem der Allerhöchste Jagdherr der Jägerei Seine Anerkennung zu Theil hatte werden lassen, erfolgte die Rückkehr nach Königs-Wusterhausen, woselbst die Jagdgesell⸗ schaft bald nach 4 Uhr eintraf.
In beiden Jagen haben:
Se. Majestät der Kaiser und König 27 Schaufler, ö Stück Damwild, 19 grobe und 1 geringe Sau,
Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen— Weimar 3 Schaufler, 3 Stück Damwild, 2 grobe und 6 ge— ringe Sauen,
Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen 2 Schaufler, 7 Stück Damwild, 3 grobe und 3 geringe Sauen,
Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl von Preußen 9 Schaufler, 9 Stück Damwild, 3 grobe und 4 geriage Sauen,
Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württem— berg ? Schaufler, 2 Stück Damwild und 3 grobe Sauen,
Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen— Weimar 1 Schaufler, 5 Stück Damwild und 1 grobe Sau,
Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg 8 Schaufler, 3 Stück Damwild und 3 grobe Sauen und die übrige Jagd—⸗ gesellschaft 8, Schaufler, 87 Stück Damwild, 50 grobe und 3 geringe Sauen erlegt.
Die Gesammtstrecke betrug also 144 Schaufler, 121 Stück Damwild, 84 grobe und 17 geringe Sauen — zusammen 3656 Stück Hochwild.
Mit einem Diner im Jagdschloß zu Königs-Wusterhausen endete die Jagd, und Punkt? Uhr lie der rückkehrende Extra⸗ zug wieder auf dem Görlitzer Bahnhof hierselbst ein.
Der Oberst⸗Jägermeister Fürst von Pleß leitete die Jagd unter Assistenz des Hos⸗Jägermeisters vom Dienst, Freiherrn von Heintze, des Ober-Forstmeisters von Spankeren und des Forstmeisters von Siernkowski.
In sechs Kirchen der Stadt fanden am gestrigen Sonntag Jahresfeiern kirchlicher Vereine statt. Der Verein zur Beförderung der Kleinkinderbewahranstalten beging in der Luisenftadtkirche sein 50. Jahresfest. Das Jubiläumsfest hatte vor ÄUllem auch die Aufgabe, neue Kräfte für den Verein zu gewinnen; der Festprediger Prediger Knauert, der seine Ausführungen an das Wort. Gal. 6, 2 anknüpfte, unter⸗ zog sich dieser Seite seiner Aufgabe mit vieler Wärme. An den Thüren wurde eine Kollekte für den Verein gesammelt. — Das Fest des 40jährigen Bestehens feierte zur selben Zeit der Kinder⸗ Gottesdienst der Dreifaltigkeitsgemeinde. Die Fest⸗ predigt hielt hier Prediger Jäckel, der, bewäbrte, Leiter jener Gottesdienfte. — Auf eine 25 jährige Thätigkeit konnte die Mädchen⸗Erziehungsanstalt des Goßnerhauses zurückblicken, die gestern in, der Kiche des Elisabeth⸗ Rrankenhauses ihr Jahresfest feierte. Dem bei dieser Ge— legenheit vom; Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗Rath von Meyeren erstatteten Bericht entnehmen wir folgende Daten: Im Jahre 18657 traten 7 freue Christen zufammen, um im Sterbehause Goßners, Potzsdamer⸗ straße 119, das sie für ig 00 Thlr— erwarben, ein Rettungshaus für Märchen zu begründen. Am 22. Oktober des nächsten Jahres konnte sie AÄnstalt mit 8 Pfleglingen eröffnet werden. Schon nach
6 Jahren war die. Zahl der letzteren auf 34 ge⸗ wackfen, so daß eine Grpeiterung der Räume nöthig wurde. Am 18. Oktober 1867 konnte das neue Haus ein—
geweiht werden, in dem z. 3. 60 Mädchen untergebracht sind. In den 25 Jahren haben insgesammt 270 Kinder im Goßnerhause ihre Erziehung empfangen. 36 von ihnen sind nach der Konfirmation zu den Angehörigen zurückgekehrt, 95 in Dienste getreten, 75 vor der Konfirmation zurückverlangt. 3 entlaufen, 13 verstorben. Seit 23 Jahren steht der treubewährte und unermüdliche Hausvater Palm an der Spitze der Anstalt, die sich fortgesetzt vor Allem auch der Huld Ihrer Majestät der Kaiserin zu erfreuen hat. Für die Zwecke des Vereins sind bisher 466 000 6 verausgabt worden. — In der Zionskirche hielt der Enthaltsamkeitsverein sein Jahresfest ab. Der Verein fucht durch Versammlungen, die in regelmäßigen Zwischen⸗ räumen im Evangelischen Vereinshause in der Auguststraße abge⸗ halten werden, in erster Reihe gegen das Laster des Branntwein trinkens zu wirken. Pastor Kraft und Pastor von Hanstein hielten bei der gestrigen Feier die Ansprachen. — Das Fest. des fünfjährigen Bestehens feierten gestern in der Markuskirche die Jüng⸗ lingsverein von St. Markus und St. Andreas. Die Festpredigt des Pastors Hausig knüpftean Apost. 2. 42 an. — Der Verein „Dienst an Arbeitslose“ endlich vereinigte seine Mitglieder und zahlreichen Gönner in der Friedrichs⸗Werderschen Kirche zur Feier des ersten Jahresfestes. Das Eingangsgebet sprach Konsistorial⸗Rath Stahn? die Predigt Pastor Diestelkamp über Lucas 4, 18. Die Nachfeier fand im Stadtpark statt. Hier erstattete der Vor⸗ sitzende Schriftsteller Liebich den Jahresbericht, dem wir entnehmen, daß der Verein bisher an 59 Sonntagen 3300 Männern der ärmsten obbach., und arbeitslofen Bevölkerung geistige und leibliche Erquickung gewährt hat. Die Einnahmen betrugen S!ö. Me die Audqaben 744 Von leg ter Summe wurden 592 für die leibliche Erquickung und
IZ9 M für Predigten und Traktate verwendet. Der unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen, und Könglichen Hoheit der Frau Kronprinzessin stehende
rauen Grofchen⸗Verein hat zum Besten der Armen Berlins . Sälen der Ritterschaftsbank heute einen Bazar eröffnet.