;
—
— — —
— — —
P k .
·
6
ein allgemeines Beschwerderecht. Der Abg. Baron Lerchenfeld sprach gegen den Antrag zu Art. 42., desgleichen der Abg. Lukas. Hierauf wurde die Vertagung der Berathung und die Abstimmung bis Montag beschlossen.
Sachsen. Dresden, 7. Januar. (W. T. B.) Beide Kammern des Landtages haben ihre Sitzungen heute Mittag wieder aufgenommen.
Württemberg, Stuttgart, 4. Januar. (St.⸗Anz. f. W) Aus San Remo eingetroffenen Nachrichten zufolge wurde daselbst bei Sr. Majestät dem König wie das Weih⸗ nachtsfest so auch das Neujahrssest in heimathlicher Weise ge⸗ feiert. Der König nahm am Neujahrsmorgen die Glückwünsche der in seinem Gefolge befindlichen Personen entgegen und empfing im Laufe des Tages theils auf schriftlichem, theils auf telegraphischem Wege zahlreiche Glückwünsche von Souve⸗ ränen und anderen ju fich Personen sowie von Behörden, Korporationen und Privatpersonen aus der Heimath. — Das Befinden Sr. Majestät ist fortwährend ein befriedigendes, ob⸗ gleich die Witterung an der Riviera immer noch einen rauhen und unfreundlichen Charakter zeigt.
Anhalt. Dessau, 5. Januar. Der „Staats⸗Anz.“ publizirt eine Verordnung, welche die Benutzung der landes⸗ fiskalischen Ein⸗ und Ausladestellen bezw. Niederlags⸗ strecken an der Elbe bei Dessau, Roßlau und Coswig betrifft, und einen Tarif, nach welchem die Ein⸗ und Ausladegebühr sowie das Lagergeld vom 1. Januar d. J. ab erhoben wird.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 5. Januar. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ veröffentlicht ein Schreiben des 4 Friedrich von Liechtenstein, in welchem der—
elbe erklärt: er habe ein von beiden Seiten erhaltenes An⸗ suchen, der entscheidenden Sitzung des ungarischen Oberhauses über das , , ,. beizuwohnen und an der Abstimmung über dasselbe theilzunehmen, ab— gelehnt, weil sein Rechtsgefühl ihm nicht erlaube, an der Entscheidung über eine hochwichtige, vielleicht folgenschwere Frage theilzunehmen, dis ein Land angehe, dem er nur nominell angehöre, in welchem er nichts besitze, dessen Gesetze ihm unbekannt seien und dessen Sprache er nicht derart mächtig sei, um der Diskussion folgen zu können. In einem anderen, von dem „Fremdenblatt“ gleichfalls veröffentlichten Schreiben, erklärt Fürst Khevenhüller: er habe weder eine bezügliche Aufforderung erhalten, noch beabsichtige er, sich an einer Ungarn allein berührenden Frage zu be— theiligen.
Agram, 4. Januar. (Pr. Ztg.) Im Landtage fand heute die Indemnitätsdebatte statt. Mehrere Redner der QOpposition griffen die Regierung heftig an und warfen dem Banus vor, daß er die Interessen Ungarns und nicht die des Landes vertrete. Tuskau wurde wegen heftiger An— griffe auf die Majorität von dem Präsidenten unterbrochen und gerügt. Die Berathung wird am 9. d. M. fortgesetzt.
Großbritannien und Irland. London, 5. Januar. (W. T. B.) Ein heute im Auswärtigen Amt abgehaltener Kahinetsrath beschäftigte sich ausschließlich mit den egyp⸗ tischen Angelegenheiten. — Das „Reuter sche Bureau“ meldet: es gehe das Gerücht, daß eng lische Kriegsschiffe Ordre erhalten würden, Positionen im Rothen Meere und im Suezkanal einzunehmen. .
— 5. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Sämmtliche Mitglieder des Kabinets haben sich wieber nach ihren Landsitzen begeben. — Das, Reutersche Bureau“ erfährt: bis jetzt sei zur Absendung englischer Truppen nach Egypten kein Befehl ertheilt, es seien aber alle Vorberei— tungen getroffen worden, um die Einschiffung von 12000 Mann binnen 8 Tagen vom Erlaß des bezügtichen Befehls ab zu ermöglichen.
Frankreich. Paris, 5. Januar. (W. T. B.) Der „National“ und die „Patrie“ melden, daß der gegen— wärtige französische Geschäftsträger in Peking, Vicomte de Semalis, in Kurzem nach Frankreich zurückkehren und der neue französische Gesandte in Peking, Patenstre, sich demnächst auf seinen Posten begeben werde.
Verschiedenen Zeitungen zufolge soll auf dem Stadt— hausplatze ein großes Protestmeeting gegen die Ver— tagung der Munizipalwahlen stattfinden.
Wie das Journal „La France“ wissen will, würde eine weitere Kreditforderung für die Tongking-Expe— dition im Betrage von 30 Millionen Francs um die Mitte des Februar in der Kammer eingebracht werden.
— 6. Januar. (W. T. B Ein Telegramm des Gouverneurs von Cochinchina, Thempson, von heute früh, berichtet, daß der neue König von Annam den Vertrag vom 25. August unbedingt anerkannt habe. Die Verhandlungen mit dem Hofe von Hue hätten unter Anderem das Resultat gehabt, daß der Vertrag Seitens der Regentschaft öffentlich bekannt gemacht und daß die feindlich gesinnten Mandarinen und die Mörder der Christen streng bestraft werden würden. Der Regentschaftsrath sei geneigt, der Besetzung der Citadelle von Hue zuzustimmen.
— 6. Januar, Abends. (W. T. B.) Zahlreiche Per⸗ sonen, darunter die Mitglieder des ehemaligen Wahlcomstés von Belleville, begaben sich heute, am Jahrestage der Beisetzung der Leiche Gambettass, nach Ville d'Avray, wo zahlreiche Kränze in dem Sterbezimmer Gambetta's niedergelegt wurden. — Gegen 300 Sozia—⸗ listen und Revolutionäre besuchten heute die Gräber Blanqui's und der ehemaligen Theilnehmer an dem Commune⸗Aufstande auf dem Kirchhofe Père⸗Ta⸗Chaise. Es wurden mehrere Reden gehalten, in welchen der Hoff— nung auf eine Revanche der Commune und dem Hasse gegen die Bourgeoisie Ausdruck gegeben sowie gleichzeitig die dem— nächstige Einweihung eines Denkmals zum Andenken an die Kämpfer der Commune angekündigt wurde. Die Theilnehmer an der Manifestation zerstreuten sich dann ohne jeden Zwischenfall unter den Rufen: Es lebe die Commune!“
Die Gerüchte: es seien wegen der Revisionsfrage Mein ungsverschiedenheiten im Ministerium ausgebrochen, entbehren der „Agence Havas“ zufolge der Begründung.
Dem „Temps“ wird aus London gemeldet: Marquis Tseng werde in Folge neuer Instruktionen aus Peking Frankreich im Namen der chinesischen Regierung die Media tion Englands oder der Vereinigten Staaten anbieten.
— S6. Janugr, Abends. (W. T. B.) Nach einer dem Winister-Präsidenten Ferry heute zugegangenen Depesche Tricou's ist dem Letzteren vom Hofe von
Hue eine Erklärung zugestellt worden, in welcher der Hof von Hue und die Regierung von Annam ihre Zustimmung zu dem Vertrage vom 25. August v. J. offiziell aussprechen und es dem guten Willen Frank⸗ reichs überlassen, etwaige Erleichterungen des Vertrages eintreten zu lassen. Der französische Text des Vertrages allein soll für die Bedeutung der Bestimmungen desselben maß—⸗ gebend sein. Tricou zeigt gleichzeitig an, daß er vom König, umgeben vom Regentschaftsrath, morgen in feierlicher Audienz empfangen werden solle, und rühmt den Takt, die Geschicklich⸗ keit und den Muth, die der französische Minister⸗Resident Champeaux unter den sehr kritischen Verhältnissen an den Tag gelegt habe. . . ;
Dem „Figaro“ zufolge wird sich der Graf von Paris am 19. Januar nach Spanien begeben.
Tonino Bey, der Ceremonienmeister des Khe⸗ dive, ist hier angekommen. Derselbe wäre, wie die Ag en ce Havas“ wissen will, mit einer diplomatischen Spezialmission beauftragt.
Portugal. Lissa bon, 2. Januar. (Allg. Corr.) Die Session der Kammern für i884 wurde heute von dem König in Person eröffnet. In der Thronrede wird ange— kündigt, daß die Beziehungen Portugals zu den fremden Mächten die freundlichsten seien. Die Thronrede erwähnte so⸗ dann den Abschluß des Handelsvertrages zwischen Portugal und Spanien. Sie drückte den Dank des Königs aus für den ihm und der Königin von dem spanischen Königspaare bereiteten Empfang, sowie auch für die der Königin und dem Kronprinzen von Portugal während ihrer jüngsten Reisen im Auslande gewährten Kundge— bungen der Sympathie. Zunächst lenkte der König die Aufmerksamkeit der Kammern auf die schwebenden Gefetzent⸗ würfe, betreffend eine Revision der Verfassung und die Wahl—⸗ reform. Nach einem Hinweise auf die verschiedenen materiellen Verbesserungen, die im Lande eingeführt worden, gedachte die Thronrede der Gewährung einer Konzession für den Bau einer Eisenbahn von Lorenzo Marques nach dem Transvaal. Die Finanzlage Portugals, hofft der König, werde befriedigen⸗ der werden durch die Ermäßigung der Steuern, welche letztere ergiebiger machen werde, sowie durch Einführung von Spar⸗ samkeitsmaßregeln in der Verwaltung und andere Entwürfe, welche die Regierung den Cortes zu unterbreiten beabsichtige.
Italien. Rom, 5. Januar. (W. T. B.) Heute Nachmittag 2 Uhr fand die feierliche Ueberführung der Leiche König Victor Emanuels in das Pantheon nach dem dafür festgestellten Programm statt.
Am Montag trifft der Marschall Mu khtar Pascha hier ein, um dem König Humbert ein Handschreiben des Sultans zu überreichen.
Türkei. Konstantinopel, 2. Januar. (Prag. Ztg.) Die Pforte hat es offiziell abgelehnt, die Demisfion des ökumenischen Patriarchen anzunehmen, allein dieser Würdenträger hat nichtsdestoweniger erklärt, daß er fest entschlossen sei, zu demissioniren, falls die Privilegien der Kirche nicht nur in Ostrumelien, sondern auch in einigen anderen Distrikten nicht aufrecht erhalten werden. . ver⸗ schiedenen Orten haben Volkskunngebungen zu Gunslen des Patriarchen stattgefunden. .
Afrika. Egypten. Kairo, 6. Januar. (W. T. B.) Die der egyptischen Regierung zugestellte Note de englischen Kabinets konstatirt, daß die Königin gegen eine Abtretung des östlichen Theils des Sudan an die Türkei und gegen die Absendung eines türkischen Expeditionscorps zur Wiedereroberung der Sudan⸗ Provinzen durchaus nichts einzu wenden habe, vorausgesetzt, daß die Türkei alle damit verbundenen Kosten trage und daß die Stadt Suakim den Ausgangspunkt für das tür⸗ kische Expeditionscorps bilde. Das englische Kahiner hält es für unmöglich, daß Egypten mit seinen eigenen Hülfs— mitteln die Sudan⸗-Provinzen wieder erobern könne und räth der egyptischen Regierung an, den sofortigen Rückzug aler dermalen im Süden defindlichen Truppen bis Wadybalfa oder bis zum zweiten Nil-Katarakt anzuordnen. Der General⸗ Konsul Baring wird angewiesen, auf diesem Punkt bei der egyptischen Regierung zu bestehen. Das egyptische Kabinet hat noch keine Entschließung gefaßt und dem Khedive von jedem übereilten Entschluß abgerathen.
Die bisher in den Garnisonen am Weißen Nil gestan⸗ denen Truppen sind in Khartum angekommen, wo jetzt 6000 Mann vereinigt sind.
— (W. T. B.) Ein Telegramm der „Daily News“ aus Kairo vom 6. Januar sagt: der Khedive und die Minister seien nicht gewillt, den in der englischen Note enthaltenen Forderungen der englischen Regierung zu⸗ zustimmen. Man betrachte die Demission des Kabinets und die Ernennung Eyub Paschas zum Nachfolger Scherif Paschas als unmittelbar bevorstehend.
— (W. T. B.) Ein Telegramm der „Times“ aus Durban, vom 4. Januar, meldet: in Tamatave sei ein Vertreter der madagassischen Regierung mit Vollmach⸗ ten zum Abschluß des Friedens eingetroffen und hätte sich bereit erklärt, das Ultimatum Frankreichs anzunehmen und den nördlichen Theil von Madagaskar, vom Kap St. Ambre an bis zum Kap Bellona, an Frankreich abzu⸗ treten.
Zeitungsstimmen.
Ueber die Jahresberichte der Fabrikeninspektoren pro 1882 äußert der „Hamburgische Correspondent“:
S Das Gesammtbild der industriellen Lage, welches sich aus zen Berichten ergiebt, ist ein ganz augnehmend' günstiges. Cine Besserung der JGeschäftsverhältnise war ja Tauch? schon in den Berichten für 1881 mehrfach konstanrt worden, dies mal aber findet sich der Hinweis auf dieselbe in nahezu allen, nur ein paar wenige ausgenommen, welche diefe Frage überhaupt nicht berühren, und zugleich tritt er in den meisten Be—⸗ richten mit größerem Nachdruck und im Geleite stattlicherer Ziffern auf als 1881. Mit dem Aufschwung der Produktion geht selbst⸗ redend eine Vermehrung oder Erweiterung der Fahrikations anlagen, sowie eine Steigerung der Arbeiterzahl Hand in Hand; und diese Symptome machen sich in einem und dem andern Bezirk mit einer solchen Stãrke geltend., daß man sogar einigermaßen ängstlich und wegen eines baldigen Rückschlags besorgt werden könnte! So z. B., um nur Eines anzuführen, hat sich in dem kleinen Fursten⸗ thum Reuß ä. L. (mit noch nicht 55 000 Einwohnern) nur allein in der Textilindustrie (welche überhaupt bei dem Auf⸗ schwung mit am stärksten betheiligt ist) die Zahl der mecha⸗
nischen Webereien um 15 und die Arbeiterzahl um 1360, in Renß j. L. um 1948, in sämmtlichen Fabrikation weigen um 16060 vermehrt. Im Regierungsbezirk Düsseldorf ist die Zabl der Ärbeiter von 13 899 in 1881 auf 18 136, im Regierungebezirk Trier um 19060 estiegen, u. s. w. In Berlin rollends ist die Steigerung, die ja reilich theilweise dem allgemeinen Wachsthum der Reichs hauptstadt auf Rechnung zu schreiben sein wird, eine ganz erstaunliche; die ge⸗ werblichen Anlagen haben sich seit 1879 um 557 mit 2i 568 Ar- beitern (1882 allein 8831 Arbeitern) vermehrt..
Wie sich von selbst verstebt, wird auch in diesen neuesten Be⸗= richten wieder allerlei lehrreiches Material zur Fre der Haftpflicht und der Unfallversicherung beigebracht, und auch diesmal sauten die Urtheile, welche sich die Berichterstatter auf Grund ihrer amtlichen Erfahrungen gebildet baben, 7 überwiegend ungünstig. Dem Fabrik⸗ inspektor für den Regierungsbezirk Düsseldorf z. B. ist Fein einziger 6 bekannt geworden, in welchem eine rasche und gleichzeitig sachlich
efriedigende Lösung eines Haftpflichtstreites erfolgt wäre; wobl aber liegen, wie früher, Fälle vor, welche die im Gefetz in der Beweis form und in der Handhabung des Gesetzes und der Versicherung liegenden Härten für arme Arbeiter illustriren / in dem Bericht für Westfalen wird geklagt, daß die Versicherungsgesellschaften bei Haftpflichtfachen entweder keine oder zu geringe Entschädigung bieten, und, falls sie verurtbeilt werden, fast ausnahmölos Einspruch erheben. „Wird die Sache noch ein- oder mebrere Male von der höheren Instanz in die Vorinstanz zurückverwiesen, so vergehen mehrere Jahre bis zum endgültigen Be⸗ scheid; so sei z. B. jetzt ein Prozeß, welcher über fünf Jahre ) geschwebt habe, wegen Zahlung einer jährlichen Rente von 130 . zu Gunsten der Klägerin entschieden, diefe aber mittlerweile verstorben. Auch in dem Bericht für den Inspektionsbezirk Dresden wird be= merkt, daß die Unfall⸗Versicherungsgesellschaften den Grundsatz, die Entschädigungssumme nicht anders als auf Grund richterlicher Ent⸗ scheidung auszubezahlen, nicht aufzugeben scheinen, fo daß einestheils die Regelungen von Entschädigungen oft Jahre in Anspruch nehmen, anderntheils die Prozeßkosten bei den Versicherungsgesellschaften un— gebeure Summen verschlingen, welche recht gut den Verunglückten zu Gute kommen könnten?. Der Fabrikinspektor für Hamburg schreibt: Selbst in den unzweifelhaften Vaftpflichtfällen, welche etwa 7oso aut machen, ist der Beschädigte recht häufig großer Noth ausgefetzt, weil die Versicherungsgesellschaften in allen Fallen erst nach Festste ung des Grades der eingetretenen Invalidität und in der Regel sogar erst nach erfolgter richterlicher Entscheidung ihrer Entschädigungspflicht nachkommen. Auf diese Weise bleibt der mittellose Erwerbs unfähige geraume Zeit — mitunter 1—2 Jahre — ohne Hülfe, und geht dann häufig, durch den Druck der Verhältnisse dazu gezwungen, einen für ihn ungünstigen Vergleich ein, um nur in den Besiz der nothwendi⸗ ger. Unterhaltsmittel zu kommen. Gegenüber diesem Verfahren der Bersicherer habe ich den Eindruck, daß die Gesellschaf⸗ ten, durch die gegenseitige Konkurrenz dazu veranlaßt, ihre Prämien zu niedrig, und zwar so niedrig stellen, daß ein entgegenkommendes Verfahren ausgeschlossen wird und Alles ver⸗ sucht werden muß, die Entschädigung zu meiden oder ganz abzuwälzen. So ist es — und so wäre also auch hier die hochgepriefene freie Konkurrenz die Wurzel des Uebels! — Eine besonders eingehende Darlegung dieser Verhältnisse findet sich in dem Bericht des Fabrik inspektors für die Pfalz., worin u. A. darauf hingewiefen wird, daß es insbesondere auch das Mißverhältniß zwischen den Versicherungg⸗ summen für nichthaftpflichtige Fälle und den in haftpflichtigen von den Gerichten dem Beschädtgten zugesprochenen Beträgen ist, wodurch beide Parteien, die Gesellschaften und die Arbeiter, zum Prozessiren veranlaßt werden. ... ; .
— Das „Deutsche Wollengewerbe“ schreibt bei dem Jahreswechsel: === Die günstigen Erfolge der im Sinne unseres allverehrten Kaisers von unserm großen Reichskanzler eingeschlagenen Zoll⸗ und Wirthschaftepolitik liegen klar vor Augen. Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß ihr der heimische Markt nunmehr wieder gesichert ist, gelang es unserer vaterlandischen Industrie ihre Erzeugnisse seitdem in vorher nie geahnter Weise zu vervollkommenen, fo daß sie heut, ebenso wie unser Vaterland im Rath der Völker, nun auch groß und geachtet und als mustergiltig betrachtet wird weit hinaus Über die Grenzen des deutschen Vaterlandes. Getrost können wir daher sagen: es ist Großes erreicht; aber verhehlen dürfen wir un auch nicht: es bleibt Großes noch zu thun übrig
Und weiter: ;
Wenn wir am Schlusse des Jahres den Geschäftsgang in der deutschen Wollenindustrie im Allgemeinen betrachten und präzisiren wollen, so werden wir ihn als normal und vielleicht etwas darüber, d. h. besser zu bezeichnen haben. Dieses andauernde Prosperiren unseres Gewerbzweiges ist zum guten Theil begründet in der unter dem Schutz der nationalen Industrie fortschreitenden Konsolidirung unserer wirthschaftlichen Verhältnisse; ja wir sind versucht, aus dieser. gesunden Lage zwei Erscheinungen zu erklären, welche sich in diesem Jahre in der Tuchindustrie in erhöhtem Grade Geltung verschafften. Während nämlich einerseits reinwollene, sowohl bessere als mittlere bis gewöhnlichere Waaren einen fast aus⸗ nahmslos befriedigenden Absatz hatten und dagegen die früher so be— gehrten ungemein billigen, siark mit Surrogaten durchsetzten, und ganz besonders die baumwollgemischten Stoffe (Buckskins und mehr noch Paletotstoffe) vernachlässigt blieben, ist andererfeits die Geschmacks⸗ richtung eine fortgesetzt solidere und gefälligere geworden! Reine Farbentöne, klare in mäßigen Grenzen gehaltene Musterung sind heute für den besseren Geschmack an der Tagesordnung, während glatte und groß angelegte oder wild verschwommene Dessins weder in An— zugs⸗ noch in Paletotstoffen beliebt sind; es gilt dies nicht allein für feinere Waaren, auch die billigeren Genres sind heute unverkaͤuflich, wenn sie nicht im Wohlgeschmack der Zeit gehalten sind .. 24
— Der „Magdeburgischen Zeitung“ wird aus Hannover geschrieben:
Wenn die zu Weihnachten umgesetzten Summen einen Maßstab für die wirthschaftliche Lage abgeben, so kann unsere Stadt mit einer gewissen Befriedigung in die nächste Zukunft blicken. In allen Geschäftskreisen lautet das Urtheil dahin, daß die Weihnachts⸗ einnahmen theils befriedigend, theils gut ausgefallen sind. Ist dies ein sicheres Symptom der allgemein besser werdenden wirthschaftlichen Zustände, so liegen anderseits auch positive Daten dafür vor. Wie aus dem Berichte des Gewerberathes für unsere Provinz hervorgeht, hat die Arbeiterzahl in den Fabriken der Provinz bedeutend zuge⸗ nommen. Alle Industriezweige heben sich; die Fabriken sind, wenn auch vorläufig noch zu niedrigeren Preisen, doch vollauf beschäftigt.
Reichstags⸗Angelegenheiten.
New⸗Pork, 5. Januar. (W. T. B) Der Reichstags . Abge⸗ ordnete Dr, Eduard Lasker ist heute Nacht 1 Uhr plötzlich an einem Herzschlage verstorben.
Statiftische Nachrichten.
Die Taufen und Trauungen in den evangelischen Gemeinden des preußischen Staates. (Stat. Corr) Das binnen Kurzem erscheinende LXXIV. Heft des amtlichen Quellenwerks Preußische Statistik enthält unter seinen, über die Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1882 handelnden Nachweisen auch eine Tabelle über die während des Berichtsjahres bei den evangelischen Ge⸗ meinden vorgekommenen Taufen und Trauungen. Aehnsliche Ueber sichten sind zwar im Königlichen Statiftischen Bureau bereits für die Jahre 1875 bis 1881 veröffentlicht worden; doch beruhten dieselben für den Amtsbereich des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths auf andersartigen Grundlagen als in den dem Ministerium der geiftlichen u. s. w. Angelegenheiten unmittelbar unterstellten Kon⸗ sistorialbezirken der Provinzen Schleswig ⸗»Holstein, Hannover und,
en⸗Nassau. um ersten Male ist Seitens der evangelischen ö 85 im Jahre 1866 neu erworbenen Landestheile bei der statistischen Erhebung der auf das Jahr 1882 bezüglichen Nach= richten über die in den evangelischen Gemeinden vorgekommenen Taufen und Trauungen das bisher nur im Amtsbereiche des Evan gelischen Ober · Kirchenrathes angewendete Formular benutzt worden, und zum ersten Male konnten deshalb für den gesammten preußischen Staat wirklich vergleiche säbige Zablen über die Taufziffer und Trauungeziffer aus den von den evangelischen Kirchenbebörden und den Standesämtern eingegangenen Nachrichten im Königlichen Statistischen Bureau berechnet werden. Wir stellen die wichtigsten dieser Zahlen für das Jahr 1882 und die einzelnen Provinzen hier
tabellarisch zusammen.
Von den Lebendgeborenen Auf je 100 Ebe-
schließungen ent⸗
sind getauft worden fielen Trauungen ; uneheliche bei evan⸗
in rein nf, kinder bei rein gelischen evangeli· Nisch⸗ eyvange · evangeli⸗ Misch⸗ schen ehen von lischer schen paaren Ehen von 200 Mütter Paaren von 200 10690 von 100 Personen
Staat. 96A 797 84.6 92, 865.2 Qstpreußen 986,9 703 868 92,vꝙ 85.8 Westpreußen. .. 944 58,6 81,5 91.2 70,5 1 1 4 58,3 56,4 Brandenburg.. 950 830 84.8 93, 95,9 Pommern.. 98,5 54.3 89, 8 93,7 56,0 1' 88 8909 86 3 97,4 119,0 11 98,7 807 88,7 96,7 97, 8ð Sachen. J36 36054 843 I4,8 3159 Schleswig ⸗Holstein 94,7 82,4 80,6 97,2 89,9 Sannover. 97.8 75,7 85,2 98,R3 91,3 men, g997 56, ð 84,9 99,3 73,2 Hessen · Nassau .. 99.4 89.4 85.8 96,2 84,8 Rheinland.. 9856 K 97,7 86,5 Hohenzollern. 92,2 64.0 66,7 100 —
ür die evangelischen Mischehen wurde der Berechnung der Tauf— und Trauungsziffer die Annahme zu Grunde gelegt, daß von den bezüglichen Kindern wahrscheinlich ebensoviele dem anderen Religions bekenntnisse wie der evangelischen Kirche durch die Taufe oder fonftige rituelle Gebräuche zugeführt worden sind, und daß auch eben foviele evangelische Mischpaare ihrer Ehe die Weihe in der anderen konkur— rirenden Kirche wie in der evangelischen haben ertheilen lassen. Die Angabe der Tabelle, daß in der Provinz Pofen 119 5½ der Mischpaare evangelisch getraut worden sind, besagt demnach, datz dort nahezu drei ünftel aller exvangelischen Mischehen in der evangelischen Kirche die eihe nachgesucht und empfangen haben. Aehnliches gilt von den 112 79 in. Berlin, aus Mischehen getauften Kindern; nur ift ein wahrscheinlich beträchtlicher Theil des Ueberschusses von 12 0j auf Fälle zurückzuführen, in denen aus früheren Jahren flammende Kinder während des Berichtsjahres nachträglich evangelisch getauft worden sind.
Staat und Provinzen.
ö Gtaeriß ik der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin pro Winter Semester 1883/84.
An der Technischen Hochschule zu Berlin bestehen folgende Ab⸗ theilungen: Abtheilung J. für Architektur; Abtheilung II. für Bau⸗ Ingenieurwesen ; Abtheilung III. für Maschinen⸗Ingenieurwesen mit Einschluß des Schiffsbaues; Abtheilung IV. für Chemie und Hütten⸗ kunde; Abtheilung Y. für Allgemeine Wissenschaften, insbesondere für Mathematik und Naturwissenfchaften.
ö Abtheilung J / .
. 6 Nasch · Schiffe .
ͤ
1 ng. bau
J. Lehrkörper. I) Etats mäßig angestellte Po fessoren resp. selbständige, aus Staatsmitteln remune⸗ e, 127 2) Privatdozenten resp. zur Ab⸗ haltung von Sprachstunden e, re e,, 3) Zur Unterstützung der Do⸗ zenten bestellte Assistenten. Il. Studirende. Im J. Semester
—
: — O
— R- E Q·— O0
11
= Gd
2 3 * 5. 6. .. 8 6
höheren Semeftern .
E S* do
Summa.
Für das Winter ⸗Semester 1883/84 wurden: a. Neu immatrikulirt .. 137 (Für das Winter⸗Semester / 1882,83 wurden neu im matrikulirt) 412 . b. Von früher ausgeschledenen Studirenden wieder imma— trikulirt GJ 5 — — 15 Von den 137 neu immatrikulirten Studirenden sind aufgenommen worden: a. auf Grund der Reifezeugnisse von Gymnasien 6, b. auf Grund der Reifezeugnisse von Realgymnasien 28, e. auf Grund der Reifeseugnisse von Sber⸗Realschulen 20, d. auf Grund der Reffe⸗ ughiffe von Gewerbeschulen 19, e. auf Grund der Reifezeugnisse von Realschulen 4, f. auf Grund der Reifezeugnisse bezw. Zeugniffe von außerdeutschen Schulen 29, g. mit ministerieller Genehmigung, auf Grund von Zeugnisfen, welchs den unter 4. bezw. S. genannten als gleichwerthig anerkannt wurden, sind immatrikulirt worden 6.
Summa 137. welche auf Grund S- Statuts zur An⸗
96
26, der Abtheilung IV.
stimmten Abtheilung 6.
6 49 7 ,
a weden). b. Personen,
5. des Verfassungs⸗Statuts zur ö von
r J war: Regierungs Baumeister J. RNegierungs ;
Bauführer resp. Regierungs⸗Maschinen⸗Bauführer 68, Studirende
der Friedrich⸗Wilhelms⸗Untberfität (darunter 160 Ausländer: 6 aus
Rußland, 2 aus Oesterreich, 1 aus Nord ·˖ Amerika, 1 aus Japan) 71,
Studirende der Kunstakademie J. c. Personen, denen nach §. 36 des
Ver fassungs. Statuts gestattet ist, dem Unterricht beizuwohnen (dar⸗
unter 5 kommandirte Offiziere Und 2 Maschinen ⸗ Unter ⸗ Ingenieure
der Kaiserlichen Marineh 24. Summa 3067. Hierzu Studirende 596. Gesammtsumme I63.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
ür die am 14. und 15. Mai 1884 auf dem städtischen Central⸗ Viehbof in Berlin stattfindende 10. Ma stvieh · Ausstellung wurden in der im Dejember abgebaltenen zweiten Sitzung des Aus— stellungscomités durch Wahl der Jury die weiteren Vorbereitungen getroffen. Das Comite giebt sich der Hoffnung hin, daß die laut Programm in Aussicht genommenen Konkurrenzen' den Beifall der Züchter und Maͤster gefunden baben, und Diefer durch zahlreiche Anmeldungen, die vom 1. Januar ab ent. gegengenommen werden, dokumentirt werden wird. Bis jetzt proponirt nur Hr. Sattig⸗Würchwitz ein Loos Ttijähriger Hammel, welche am ersten Tage lebend, am zweiten geschlachtet aus⸗ gestellt werden, mit einem Einsatz von 100 ; die Herren Graf Hahn ⸗Basedow und Pestalozzi⸗Haydau bewerben sich um die Extra⸗ preise, welche für junge Schweine bis 8 Monate alt, für das höchste Lebendgewicht nach den Alterstagen, ausgesetzt werden. Mit Růcksicht auf die in größerer Zahl als bisher zu erwartenden Anmeldungen ist das Preisrichter⸗Kollegium noch um einige Mitglieder, welche dem Ausstellungs⸗ Comité von mehreren landwirthschaftlichen Central— vereinen bezeichnet wurden, verstärkt worden. Die preußischen . vinzen und diejenigen deutschen Staaten, aus denen die Ausstellung beschickt zu werden pflegt, sind gleichmäßig in der Jury vertreten.
Für Abtheilung A. (Nr. 1— 5), jüngeres Rindvieh, sind nominirt die Herren: Bremer ⸗Wehre, von Buggenhagen⸗Wilhelmshof, Fleck Kerkow, Jank⸗Dregden, Kleemann ⸗Mauderode, G. Lüdtke⸗Stettin, von Oehlschlaegel Ober ⸗Langenau, Pepper Louisenhof, Scharmer⸗ e, , Schmitz⸗Winnenthal, von Sydow ⸗Bärfelde, Vielhaak⸗
egeletz.
Fur Abtheilung A. (Nr. 6— 98), älteres Rindrieh, die Herren: Barchewitz⸗ Gr. Märzdorf, von Boltenstern - Battlewo— Christiani⸗ Verstenbruch, Fleischmann⸗ Groß⸗Varchow, H. Heister⸗ Mainz, Knust⸗ Stendel, Küster ⸗Sillium, Naumann⸗Mikus jewo, Claus Olde · Sam⸗ burg. Peters · Siedenbollentin. Pifaff⸗Roitzsch, Syasfen⸗ Vor Brake, R. Voigt-Berlin, N. M. Witt Charlottenburg.
Für Abtheilung B. (Nr. 9 — 127), Schafe, die Herren: Bröder⸗ mann⸗Knegendorf, Cortnum⸗Hannover, Mehl Gollmitz, Meyer ⸗Nieder⸗ Brießnitz, Neuhauß⸗Selchom, Poehn. Groß. Borrek, Stolze Markee, Thamm⸗Stettin, Totenhöfer⸗Wandlaken, L. Waldeyer⸗Bökerhof.
Für Abtheilung 9. (Nr. 13 — 15), Schweine, die Herren: Berg⸗ mann⸗-Berlin, von Blücher⸗Jürgensdorf, C. Bohn. Hamburg, von dem Borne ˖ Berneuchen, Fournier Baudach, d Heureuse⸗Schmetzdorf, Holtz⸗ Saal, Lübben ⸗Sürwürden, Sponholz⸗Berkenbrügge, von Thünen— Tellow, Wendland. Mestin.
Hr. von Homeyer-Ranzin, welcher seit mehreren Jahren als Ab— theilungs Vorsitzender der Jury das Comité fo wesentlich unter⸗ stüßte, hat leider aus Gefundheitsrücksichten für dieses Jahr die Wiederwahl abgelehnt.
Programme und Anmeldeformulare sind durch das Bureau der n — Berlin NW, Klub der Landwirthe, Dortheenstr. 95/96 — zu beziehen.
Gemerbe und Handel.
Nach den amtlichen Mittheilungen aus den Berichten der Fabriken-Inspektoren 1882 ist ,die allgemeine Geschäftslage der in der Provinz Posen vertretenen Industriezweige, mit Außs⸗ nahme des Großmühlenbetriebes, eine recht befriedigende gewesen. Die Anlagen mit Dampfkraft mehren und vergrößern‘ sich ersichtlich und verdrängen den Handbetrieb immer mehr. In dem Jahre 1887 sind bei 89 Besitzern 128 feststehende und 70 iokomobise Dampf- kessel neu in Betrieb gelangt. Die feststehenden Dampfkessel sind theils zur Vergrößerung des Betriebes, theils auch zur Einrichtung neuer Anlagen zur Verwendung gekommen. Vie Lokomobilen fallen fast ausschließlich dem landwirthschaftlichen Betriebe zu. Im Ganzen sind in der Provinz 8581 Änlagen mit Dampf im Betriebe gewesen. Die reich ausgefallene Kartoffelernte des Jahres 1881 beschäftigte die Spiritusbrennereien in diesem Jahre länger, als dies in anderen Jahren der Fall gewesen ist, fo daß eine nicht unbedeutende Zahl derselben nur eine Paufe von 14 Tagen bis 3 Wochen gemacht hat. Besonders in diesen Betrieben verschwindet in starkem Fortschritt der Hand⸗ und Roßwerkbetrieh und macht den Dampfmaschinen Platz. Auch die Stãärkefabriken sind in steter Vermehrung begriffen. Während man früher mehr nasse Stärke fabrizirte, ist Der jetzige Betrieb mehr auf trockene Stärke gerichtet. Die Maschinenfabriken und Eisengießereien haben vollauf Beschaäͤftigung gehabt, so daß in den Sommermonaten nach Maschinenschlossern eine nicht unerhebliche Nachfrage war; jedoch Ulagen die Fabrikanten, daß trotz des lebhaf⸗ ten Geschäfts die Preise gedrückt sird. Die Ausfuhr an landwirth⸗ schaftlichen Maschinen nach Rußland ist zwar nicht im Steigen be—⸗ griffen, doch ist auch kein Rückgang eingetreten. Die Glashütten erfreuen sich eines recht guten Übsatzes, fo daß theilweise eine Vermehrung der Schmelzöfen eintreten mußte. Die Ziegeleien hatten ebenfalls bei reger Thätigkeit im Baugeschäft guten Absatz. Die Zahl der Zuckerfabriken hat sich um 5 Anlagen vermehrt, so daß sie nunmehr 13 beträgt. Zwei davon haben in dieser Kampagne über eine Million Centner Rüben verarbeitet. Wegen der überaus günstigen Rübenernte haben die Zuckerfabriken überhaupt durchweg eine hohe Gewichtszahl Rüben verarbeitet. Die Zunahme dieser Anlagen hat einen größeren Bedarf an künstlichen Düng⸗ mitteln im Gefolge gehabt und dadurch auch eine gesteigerte Thätig⸗ leit der Superphosphat⸗ und Knochendüngerfabriken bedingt. Rur die Geschãͤftẽ lage der Mühlenindustrie ist nicht als günstig zu bezeichnen. Die früher recht blühende Tuchinduftrie ist ganz im Verschwinden begriffen und eß sind nur noch wenige Spinnereien an der Grenze der! Mark Brandenburg in Thätigkeit. Als ein eigenthümlicher Industriezweig der Provinz ist die Grätzer Bierbrauerei zu verzeichnen, welche sich in neuester Zeit eines allgemeinen und fast eines Weltrufes zu er⸗ freuen hat. Das Bier hat seinen Weg selbst bis Südamerika, Bahia, Rio de Janeiro und Rio Grande do Sul gefunden. In der Stadt Grätz, in welcher augenblicklich 4 Brauereien, C. Bachnisch,
Th. Grünberg, E. Habeck, S. Bibrowicz, bestehen, wurden im Jahre ier, im Jahre 1575 von
1860 von 2600 Ctr. Malz S000 hi B 1677 Ctr. Malz 18 7098 hl Bier, im Jahre 1886 don 14 829 Ctr. Mal 59316 il Bier gebraut. Im Fahre 1852 werden voraus⸗ sichtlich etwa 16 000 Gtr. Malz zum Verbrauche gelangen.“
Die Zahl der jugendlichen Arbeiter hat sich vermindert, von 60 auf 47. Von Unfaͤllen sind nur 86 der schwersten, darunter 41 durch landwirthschaftliche Maschinen (14 Todesfälle und 5 Fälle dauernder Arheitsun fahigkeit zur Kenntniß des Fabriken ⸗Inspektors gelangt. Unter den sonstigen 45 Unglücksfällen hatten s5 den Tod und? z dauernde Arbeitsunfähigkeit zur Folge.
In der Industrie der Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz ist im Jahre 1882 im Allgemeinen eher eine Besserung als eine Verschlechterung eingetreten, nur die Hausindustrie befindet sich noch immer in einer Nothlage. An jugendlichen Arbeitern wurben asl, 67 weniger als im Vorjahre beschäftigt. Zur Anzeige gelangten 190 Unfälle, davon 20 mit tödtlichem Ausgange. In Warklissa ist die Wollersche Stiftung begründet worden, durch welche aus Anlaß der Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des Geschäfts eine Arbelterpensionskasse und eine Waisenerziehungsanstalt mit einem Schenkungskapital von 205 000 „ο und einem Landgut errichtet worden sind.
»Auf fast allen Gebieten der Industrie Obers chlesiens ist abermals eine, wenn auch nicht bedeutende, h doch hemerkbare Bes⸗= serung gegen die Vorjahre zu verzeichnen. Namentlich herrschte auf den Anlagen der Montan-Induftrie ununterbrochen rege Thätigkeit und die Arbeiter hatten andauernd regelmäßige Beschäftigung. Dem. gemäß gestaltete sich auch ihre wirthschaftliche Lage im Allgemeinen etwas günstiger, obgleich die Lohneinheitssätze eine Steigerung nur in denjenigen Gegenden erfuhren, wo eine erhöhte Arbeiternachfrage durch Anlegung neuer Fabriken, wie beispielsweise von Zuckerfabriken bei Kreuzburg und in der Umgegend von Ratibor, (intrat. Bei der durch die Zollverhältnisse bedingten Abnahme des Absatzes feinerer Waljeisensorten nach Rußland ist es für das Bestehen und die Entwickelung der oberschlesischen Eisenindustrie von Wichtigkeit,
erschwerte und
daß im verflossenen Jahre diejenigen Industriezweige, welche sich mit der Weiterverarbeitung des Essens befassen, an Ausdehnung gewannen. * sind die Draht · und Drahtnägelfabriken zu Gleiwitz und die An⸗ age einer Fabrik von verzisktem CGisenwellblech in Laurabütte in erster Reihe zu nennen. Auch die in Gleiwitz begründete Hausindustrie für Drahtflechterei ist zu erwähnen, da durch dieselbe die Möglichkeit ge= boten ist, auch in bisher industrielosen und armen Kreisen einerscits einer größeren Anzabl von Menschen Beschäftigung zu gewähren, andererseits durch Verfeinerung des Rohproduktes dem letzteren erweiterten Absatz zu verschaffen. Die wichtige Zinkindustrie hat weniger durch Vermehrung der Betriebs vorrichtungen, als dadurch eine Mehrproduftion erfahren, daß statt des ärmeren Galmei die zinkreichere Blende mehr und mehr zur Verhüttung kommt. Daß auch für diefe Industrie die Erhöhung des russischen Zolles um 33) nicht ohne Bedeutung war, ist zwar nicht zu verkennen, indessen ist hierbei dieser Einfluß doch bei weitem nicht so fühlbar, als bei dem Eisen, da Ober⸗ schlesien noch immer ausschlaggebend für den n, ist, und sein Absatzgebiet die ganze civilisirte Erde umfaßt. Bei der Zinkindustrie hat sich außerdem als Nebenindustrie Lon großer Bedeutung die Fabrikation von Schwefelsäure entwicelt. In dieser Beziehung sind durch Ausdehnung der älteren Hütten bei Rosdzin und die Neuanlage einer größeren Fabrik zu Lipine weitere Fortschritte gemacht, welche auch im Interesse der öffentlichen Ge⸗ sundheitspflege durch die be ere Unschädlichmachung der Röstaase mit Freude begrüßt werden müssen. Die Cementffabriken der Oppelner Gegend erfuhren auch im Jahre 1882 eine bedeutende Pro⸗ duktionssteigerung bei langsam in die Höhe gehenden Verkaufte—⸗ preisen. Bei dem größeren Bedarf an Cement für die Neubauten der benachbarten österreichischen Festungen erfolgte namentlich dortbin ein starker Absatz trotz der Erhöhung des Ein gangszolls auf einen Goldgulden für die Normaltonne. — Sämmt⸗ liche Fabriken waren bis zur äußersten Ausnutzung ihrer Betriebs⸗ vorrichtungen ununterbrochen im Betriebe und der Verdienst der Ar⸗ beiter stieg in erfreulicher Weise. Auch die Zuckerfabrikation hat abermals an Ausdehnung gewonnen und in einzelnen bisher weniger industriereichen Gegenden für die ãarmere Bevölkerung neue Erwerbsquellen gebracht. Endlich ist einer bisher unerwähnt gelassenen Industrie zu geden⸗ ken: der Verwerthung des in den großen Oberschlessschen Forsten sonst kaum nutzbar zu machenden Stockholzes durch trockene Destillation des letzteren und der Fabrikation von Holztheer, Pech, Theeröl, Holz⸗ essig und Holjgeist. Diese Fabrikation beschäftigt zwar an sich nicht eine besonders große Anzahl von Menschen, indessen werden doch bei der vorhergehenden Rodung der sonst in der Erde bleibenden Stöcke und dem Transport derselben u. s. w. gerade in armen Gegenden viele Arbeiter beschäftigt, und sie ist zugleich vom nationalskonomi— schen Standpunkt nicht zu unterschätzen.“ .
Die Zahl der jugendlichen Arbeiter ist sehr erheblich gestiegen: in der Montanindustrie von 1267 auf 1767, in der Textilindustrie von 196 auf 155, in der Industrie der Nahrungs- und Genußmittel von 31 auf 331; doch ist diese Steigerung meist wohl nur die Folge sorgfältigerer Ermittelung. An Unfällen wurden 310 (darunter 25 , Ausgange) gemeldet, gegen 5 in 1881 und 199 n ;
Im Regierungsbezirk Magdeburg sind 1986 Fabriken zu revidiren, von denen die der Industrie der Nahrungs- und Genuß⸗ mittel angebörigen ca. 16006. die für Metallverarbeitung und Maschinenfabrikation 10 bis 126000 Arbeiter beschäftigen.
»Die Lage der Industrie und die wirthschaftliche Lage der Ar— beiter waren im verflossenen Jahre in stetiger Besserung. Ganz be⸗ sonders begchtenswerth sind die neuerdings entstandenen und noch ent— stehenden Anlagen der chemischen und der auf Herstellung der Kali⸗ salze gerichteten Industrien. So hat eine ältere chemische Fabrik die Herstellung von Soda nach dem Solvay'schen Verfahren in einer neu errichteten Anlage unternommen. Drei neue Fabriken entstehen und sind entstanden zur Verarbeitung des im eignen Bergbau erhaltenen Kali- salzes, eine französische Gesellschaft errichtet ein Werk zur Fabrikation von Pottasche nach neuem Verfahren. Hervorzuheben find ferner die Fortschritte, welche in der Herstellung geftanzter und emaillirter Blech⸗ gefäße in dem Hüttenwerk zu Thale gemacht sind. Auf diefem Werke werden zur Zeit 1090 bis 160 Tons feine Bleche in . zu Stanzzwecken im Mogat hergestellt, von denen 8 bis 195 Tons auf dem Werke selbst zu Kochgeschirr verprägt werden, deren Produktions zahl ewa 10009 Stück monatlich beträgt. Eine Vergrößerung, welche es gestattet, die Produktion auf 2090 bis 256 Tons Feinbleche im Monat zu erhöhen, ist in Ausficht genommen. Dabei wird die ausgedehnte Herstellung von emaillirtem und verzinntem Geschirr für überseeische Ausfuhr beabsichtigt. Zur Zeit werden 646 Arbeiter in dem Werk beschäftigt. Auch die Handschuhfabrikation erfreute sich einer weiteren Entwickelung, und mehrere größere Anstalten arbeiten ausschließlich für die Ausfuhr. Auf dem Gebiete der Zucker⸗ fabrikation ist zu vermerken, daß zu den bereits vorhandenen Anlagen zur Entzuckerung der Melasse zwei neue hinzugetreten sind, welche auf dem sogenannten Strontiagnitverfahren basiren; eine dritte, welche mehrjährig außer Betrick war, nimmt dasselbe ebenfalls auf,
Die 6 der jugendlichen Arbeiter betrug 2075, 163 mehr als im Vorjahre, 134 Unfälle kamen zur Anzeige, davon 9 tödliche.
Auch in den Regierungs bezirken Merseburg und Erfurt hat sich die Industrie im Jahre 1857 im Allgemeinen in einer erfreulichen Entwickelung befunden. In allen Zweigen ist eine Vermehrung der Arbeitskräfte eingetreten; namentlich ist eine solche in der Maschinenfabrikation im Regierungsbezirk Merseburg zu be⸗ merken, während die Textil, und Tabacks-Industrie nur im Regie⸗ rungebezirk Erfurt eine Zunahme der Arbelterzahl, im Regierungs⸗ bezirk Merseburg jedoch eine Abnahme aufzuweifen haben. Hierzu kommt, daß in vielen Fabriken die in den Vorjahren eingeschränkte tägliche Arbeitszeit wieder auf die normale Dauer, ja darüber hinaus verlängert wurde, so daß die wirthschaftliche Lage der Arbeiter als befriedigend angenommen werden kann. Die Gesammtzahl der beschäftigten Arbeiter ist von 59015 in (iss auf s82080 in 1882, also um 5.20 gestiegen. Im Ganzen sind der Beaufsichtigung des Fabrifeninspektors 6581 Betriebe unter— stellt. Die Zahl der jugendlichen Arbeiter ist von 1881 zu 1882 von 4568 auf 4846, also um 278 gestiegen, während die Zahl der betref⸗ fenden Anlagen von 1215 auf 11739 herabgegangen ist. An Arbeit: rinnen werden 10 219 beschäftigt. Zur Kenntniß des Fabrikeninspektors gelangten 282 Unfälle, von denen Z8 den Tod zur Folge hatten. Die Versicherungsverhältnisse der Verletzten stellen sich in dem letzten Jahre wieder ein wenig ungünstiger, als im Jahre 1881, denn für alle Fälle waren in Summa von denselben 275. also 71 Yo, ver- sichert (1881; 75 o½ο, — 1889: 50 o )), der Prozentsatz der Ver⸗ unglückten, für welche überhaupt nicht gesorgt war, betrug 1882: 10,6 9G — 1881: 9,5 oί — 1880: 27,5 oso.
(Fortsetzung folgt)
— Vom Berliner Pfandbrief-⸗-Institut sind bis Ende De zember 1383 291 00. 350u0ige, 16 777 300 6 40, 69ige, 44 337 6050 4 ige und 9 317 700 S 5 ige, zusammen 70 725 300 S Pfand⸗ hriefe ausgegeben, wovon noch 2Yi 0560 S6 3 Goige, 16506 650 40i0ige, 35 811 000 M 49 0ͤ ige und 6 689 106 . 5 oige, zusammen 59 297 700 46 Pfandbriefe verzinslich sind. — Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 9535 800 6, im Laufe des Monatz De zember 1883 angemeldet 1 Grundstück mit einem Feuerversicherungs⸗ werth ven 2090 500 6ÿ. .
— Der Aufsichtsrath der hiesigen Diskonto ⸗ Gesellschaft hat beschlossen, pro 1883 eine Abschlagsdividende von 4 Prozent, zahl⸗ bar vom 10. Januar ab, zur Vertheilung zu bringen.
Nürnberg, 5. Januar. (Hopfenmarkibericht von Leopold Held. Der Markt war gestern wiederum fehr belebt und sind an 400 Ballen zu theilweise etwas höheren Preisen umgesetzt worden. Heute bewegte sich das Geschäft in engeren Grenzen, doch eträgt der Umsatz bis Mittag immerhin über 290 Ballen. Während des ganjen Vormittags tn . dichter Nebel, der die Besi btigung der Ware
ierdurch hindernd auf den Marktoerkehr einwirkte. Die Zufuhr von gestern und heute belief sich auf zufam nen gegen 220 Säcke. Die Stimmung ist äußerst fest. Die Noblirun zen lauten: Württemberger prima 180 – 185 46, mittel 165 — 170 M6, Hallertauer
ö