Der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach gab die Erklärung ab, daß die Regierung diese Uebertragung in Er⸗ wägung gezogen habe, und er hoffe, daß dieselbe zu Stande kommen werde. Die Berechtigung der Klagen des Abg. Reichensperger über die Komplizirtheit der Examensbestim⸗ mungen erkenne er an. Er werde sorgen, daß hier Wan⸗ del geschaffen werde. Aber die Angelegenheit lasse sich nicht über das Knie brechen.
Nach einigen weiteren Bemerkungen der Abgg. Büchtemann, Dr. Reichensperger und Sarrazin wurde die Diskussion ge⸗ schlossen und Tit. 1 des Kap. 28 genehmigt, ebenso die sol⸗ genden Titel 5a.
Bei Kap. 64, Tit. 1 Ministergehalt, sprach der Abg. Gescher für einen weiteren Ausbau des Kanalsystems.
Der Abg. Cremer befürwortete eine größere Begünstigung der heimischen Kunst und der heimischen Künstler von Seiten der Regierung. Man halte immer noch an der Sitte fest, Aus⸗ führungen von Skulpturen in Marmor in Italien anfertigen zu lassen, während unsere Bildhauer recht gut im Stande seien, diese Arbeiten auszuführen.
Der Titel wurde hierauf bewilligt, ebenso die folgenden. Im Kap. 66 waren es nur vereinzelte Titel, die zu einer kürzeren Debatte Veranlassung gaben, in welcher Klagen und Wünsche lokaler Natur zum Ausdruck gebracht wurden.
Im Tit. 20 (Dispositionsfonds) wurden 5000 S mehr gefordert für Studienreisen von Bautechnikern.
Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg. Berger das Wort zu diesem Titel.
— Durch den Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten, vom 26. September v. J., ist zur Erzielung einer sicheren Festsetzang der pensionsfähigen Dienstzeit der höheren Beamten des Baufaches und Maschinen— baufaches bestimmt worden, daß in Zukunft bei der ersten etatsmäßigen Anstellung von dem betreffenden Beamten eine Darstellung seiner bisherigen dienstlichen Lauf— bahn nebst den entsprechenden urkundlichen Belägen einzuziehen und zu den Personalakten zu nehmen ist. Unterm 31. Dezem— ber v. J. hat der Minister diese Bestimmung dahin. ausgedehnt, daß die Darstellung der Dienst— laufbahn, soweit solches noch nicht geschehen, auch von denjenigen höheren Beamten des Bau⸗ und Maschinenfaches zu erfordern ist, welche bei Erlaß der Verfügung vom 26. Sep⸗ tember v. J. bereits etatsmäßig angestellt waren. Die in Betracht kommenden Beamten sind zur Vermeidung irrthüm— licher Auffassungen darauf aufmerksam zu machen, daß die endgültige Festsetzung der pensionsfähigen Dienstzeit mit Rücksicht auf die Bestimmungen in §. 22 des Civil⸗Pensions— gesetzes vom 27. März 1872 bezw. 5. 8 des Reliktengesetzes vom 20. Mai 1882 bis zur Versetzung des Beamten in den Ruhestand bezw. bis zur Feststellung der etwaigen Wittwen— und Waisengelder vorbehalten bleiben muß.
— Nach 5§. 288 des Strafgesetzbuchs wird Derjenige, welcher bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung in der Absicht, die Befriedigung des Gläubigers zu ver— eiteln, Bestandtheile seines Vermögens veräußert oder bei Seite schafft, mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichs⸗ gericht, 11. Strafsenat, durch Urtheil vom 9. November v. ; ausgesprochen, daß unter Gläubiger Jeder zu verstehen ist, welchem wegen einer Forderung gegen einen Dritten eine Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Thäters (welcher beispielsweise vom Schuldner Vermögensstücke erworben hat und auf die Anfechtungsklage des Gläubigers verurtheilt worden ist, zu dulden, daß der Anfechtungskläger sich aus diesen Vermögensstücken im Wege der Zwangsvollstreckung befriedige) zusteht, obgleich der Thäter dem Gläubiger obliga—
torisch nicht verpflichtet ist.
— Die General⸗Lieutenants von Oppen, Kommandant von Breslau, und von Oppeln-Bronikowski, Com— mandeur der 3. Division, haben Berlin nach Beendigung ihres Urlaubs wieder verlassen.
Bayern. München, 11. Januar. (Allg. Ztg.) In der heutigen Plenarsitzung der Abgeordnetenkammer stand der auf Anregung des Abg. Baron Soden von der Mehrheit des VIII. Ausschusses beschlossene Antrag zur Debatte: „an Se. Majestät den König die Allerunterthaäͤnigste Bitte zu richten, Höchstdieselben wollen anzuordnen geruhen, es sei dem Landtag baldmöglichst ein Gesetzentwurf, betreffend die Mobiliar-Brandversicherungs-Anstalt, in Vor— lage zu bringen.“ Der Abg. Baron Soden referirte über die Ausschußverhandlungen. Der Antrag recht— fertige sich namentlich aus dem großen Gewinn, welcher in Mobi— liar⸗Versicherungsgeschäften erzielt werde. So habe derselbe 1879 bis 1881 bei allen solchen Anstalten im Deutschen Reiche 18 Proc. betragen. Eine Anstalt unter staatlicher Leitung ermögliche in Folge des Wegfalls des Gewinnes der Privatgesellschasten und der geringeren Verwaltungskosten niedrigere Prämiensätze; die derzeit bei Privatanstalten üblichen seien im Verhältniß zur Ver— besserung des Feuerlöschwesens viel zu hoch. Der Antrag entspreche besonders auch dem Bedürfniß der Landbevölkerung, da diese die Mobiliarversicherung sehr häufig deshalb unterlasse, weil sie nicht mit der Gebaäͤudeversicherung bei der Brandversicherungs kammer vorgenommen werden könne, welcher man mehr Vertrauen entgegenbringe. Entgegen der Denkschrift der München-Aachener Versicherungs⸗ gesellschaft sei Referent davon überzeugt, daß die neue Mobiliar⸗Versicherungsanstalt die Prosperität unserer n, , nicht beeinträchtigen werde.
achdem die in der bayerischen Verordnung von 1837 statuirte Verpflichtung, wonach die Gesellschaften keine Ver— sicherungsanmeldung bayerischer Unterthanen zurückweisen durften, nicht mehr existire, habe der Staat keinen Anlaß mehr, für den Gewinn der Privatgesellschaften zu sorgen. Wenn der Reichskanzler nicht sehe, daß dem Unwesen der Privat-Mobi— liarversicherung von den Einzelstaaten gesteuert werde, dann bestehe Gefahr, daß eine Reichs-Versicherungsanstalt mit Mo— nopol geschaffen würde, die zu gleicher Zeit als Steuerquelle dienen soll. (2) — Der Abg. Baumann (von der Rechten) sprach für den Antrag, zumal derselbe nichts weniger als eine Ver— staatlichung des Mobiliar⸗Versicherungswesens wolle. — Der Abg. Hahn erachtete den Antrag jedenfalls für ver⸗ früht. Es sei weder ein Bedürfniß für die ange⸗ strebte Anstalt nachgewiesen, noch seien hinsichtlich der Finanzirung Anhaltspunkte gewonnen. Die billigeren Ver⸗ waltungskosten allein könnten nicht ausschlaggebend sein. Es sei dagegen sehr zu zweifeln, ob die staatliche Anstalt unter die bei den Privatanstalten bestehenden Prämiensätze herab⸗ gehen könne. Man müsse die Erfahrungen mit dem gestern
geschaffenen Hagelversicherungsgesetz abwarten. — Der Abg. Dr. Marquardsen erörterte eingehend die Verschiedenheit der Sachlage zwischen Hagelversicherung und Mobiliarversicherung. Für jene Vorlage habe man sich entscheiden können, weil die Gesellschaften für Hagelversicherung sich aus Bayern allmählich zurückzögen und die Höhe der Prämien⸗ sätze bisher vielfach von der Versicherungsnahme abhalte. Allein auf dem Gebiet der Mobiliarversicherung bestehe für den Staat kein Anlaß, durch die Gründung einer Anstalt einzugreifen. Man habe noch keine ernstliche Klage über die Mobiliar⸗Versicherungsgesellschaften, weder bezüglich der Prä⸗ miensätze, noch sonstwie, vernommen. Auf diesem Gebiete gebe es keine Gefahr, welche zu bekämpfen wäre. Redner warnte vor Annahme des Antrages, auch unter Hinweis auf das Verhältniß zum Reich, daß man an die Landesregierung den Antrag in einem Moment stelle, wo von der höheren Autorität auf dem beregten Gebiete maßgebende Normen zu erwarten seien. — Der Abg. Frickhinger betonte in seiner Bekämpfung des Antrages als Konsequenzen der gewünschten Anstalt die große Vermehrung der Zahl der pragmatischen Beamten und die Vernichtung der Existenz der Beamten und Agenten der Privatanstalten. — Die Abgg. Mauser und Bur⸗ kardt forderten staatliche Versicherung. —er Abg. Freiherr von Stauffenberg erwiderte in einstündiger Rede, in welcher er die Verstaatlichungen überhaupt kritisirte. Die neueste Blüthe der Ver⸗ staatlichungsideen sei das Verlangen des Organs des bayeri⸗ schen Handwerkerbundes nach Verstaatlichung des Annoncen⸗— und Plakatwesens. Redner suchte darzuthun, daß sich das Privat-⸗Mobiliarversicherungswesen in Deutschland voll be— währt habe, und eine Staatsanstalt über das, was eine dieser Privatanstalten leistet, nicht hinauskommen könne, und bat, das Interesse derer zu berücksichtigen, die sich im Dienste jener Gesellschaften ihr Brod verdienen, und den Konkurrenzkrieg fern zu halten, gegen welchen
sich der preußische Minister des Innern einzugreifen genöthigt .
gesehen habe. — Der Abg. Schmelcher bezeichnete eine Mo⸗ biliar⸗Versicherungsanstalt als erwünschtes Mittel, das Kapital, das müßige „Rentnerthum“ zu bekämpfen. — Der Staats⸗ Minister Freiherr von Feilitzsch erklärte, daß die Königliche Staatsregierung zur Zeit nicht in der Lage sei, gegenüber dem Antrage des Ausschusses eine feste Stellung einzunehmen; daß sie aber, wenn ein Gesammt— beschluß erzielt werden sollte, die beregte Frage einer genauen Würdigung und Prüfung unterstellen werde. Man habe ab— zuwarten, ob und inwieweit dieselbe durch eine etwaige, im Reichsamt des Innern beabsichtigte, reichsgesetzliche Regulirung alterirt würde. Die Staatsregierung könne unmöglich heute eine definitive Stellung einnehmen, nachdem eine Prüfung des Gegenstandes nach allen Richtungen mangele. — Die Debatte wurde sodann — es waren noch 12 Redner vorgemerkt — geschlossen. Der Referent versuchte noch einzelne Aeußerungen der Redner der Linken zu wider⸗ legen. Das Haus erhob den Ausschußantrag (auf Antrag des Abg. Grafen Preysing durch Namensaufruf) mit 105 gegen 41 Stimmen zum Beschluß. Mehrere Abgeordnete der Linken stimmten mit der Rechten für den Antrag.
Sachsen. Dresden, 11. Januar. (Dr. Journ.) Auf der heutigen Tagesordnung der Ersten Kammer stand der Bericht der 4. Deputation über die Petitionen der Schneider⸗ innung zu Dresden, des Vorstandes der Schneiderkorpora— tionen des Verbandes Sachsen u. s. w., des allgemeinen Dresdner Handwerkervereins und des Dresdner Handwerker— innungsvereins, den „deutschen Offizierkonsum— verein“ betreffend (Referent: Freiherr von Finch). An der Debatte betheiligten sich die Herren Kammer— herr von Erdmannsdorff, Kammerherr Freiherr von Friesen, Graf Rex und Peltz, welche sich alle mit dem Bericht der Deputation einverstanden erklärten und ihren Standpunkt dahin feststellten, daß ihr und aller konservativ Gesinnter Wunsch sei, das Gewerbe gekräftigt und frei von Sorge zu sehen. Der Staats⸗Minister von Fabrice erklärte zum Schluß, daß er nicht in der Lage sei, über die ganze Angelegenheit amtlich eine Erklärung abzugeben, da er nur auf privatem Wege von der Sache Kenntniß habe. Jedenfalls stehe aber auch heute das Kriegs-Ministerium den Offizier⸗Konsumvereinen gegenüber noch auf seinem frühern Standpunkte und seien somit die Befürchtungen des Gewerbes darüber fortdauernd unbegründet. Die Kammer beschloß sodann einstimmig, dem Antrage der Deputation ge— mäß, die Petitionen auf sich beruhen zu lassen.
Die Zweite Kammer beschäftigte sich u. A. mit einer Beschwerde des Scharwerksmaurers Lorenz in Grosßenhain über das auf Grund des 5. 9 des Sozialistengesetzes erfolgte Ver⸗ bot einer von ihm angemeldeten Versammlung, in welcher das Krankenversicherungsgesetz besprochen werden sollte, von Seiten des dortigen Stadtraths. Es knüpfte sich an den An— trag der Beschwerde⸗ und Petitionsdeputation, die Be— schwerde auf sich beruhen zu lassen, eine längere Debatte, in welcher der Regierungskommissar Geh. Regierungs-Rath von Ehrenstein eingehend darlegte, welche Gefahren dem Staat und der Gesellschaft Seitens der sozialdemokratischen Bewegung, welche das Berufs- und das Privatleben zu zer⸗ stören beabsichtige, drohten, und für die Bemühungen der Behörden, diesen Gefahren wirksam zu begegnen, die Unter— stützung jedes Einzelnen in der Kammer erbat. Die Kammer trat dem Antrage der Deputation gegen 4 Stimmen bei.
Mecklenburg ⸗Schwerin. Schwerin, 11. Januar. (Meckl. Anz.) Prinz Paul, Sohn Sr. Hoheit des Herzogs Paul Friedrich, ist mit seiner Umgebung gestern Mittag von hier nach Venedig zu seinen dort verweilenden Eltern abgereist.
Oesterreichangarn. Wien, 11. Januar. (W. T. B) Die „Polit. Corresp.“ schreibt: Der russische Minister von Giers trifft am 19. oder 20. d. M. hier ein. Vorher wird sich derselbe 2 Tage in Stuttgart aufhalten, um der Königin von Württemberg seine Aufwartung zu machen. — Der russische Botschafter von Mohren heim in London ist in Montreux angekommen, um mit dem Minister von Giers zu konferiren.
— 12. Januar. (W. T. B.) Einem offiziellen ärztlichen Bulletin zufolge ist die Kronprinzessin Stefanie an Varicellen leichter Art erkrankt.
Prag, 10. Januar. (Pr.) Nach Depeschen der „Na⸗ rodni Listy“ wird in deutschen Kreisen der Rechten die Idee propagirt, daß aus der Rechten ein Kompromiß her⸗ vorgehen soll, wonach die Sprachenperordnung nur in jenen deutschen Bezirken Geltung habe, wo nach der jüngsten
; mg ein Drittel czechischer Bevölkerung nachgewiesen erscheint.
Triest, 8. Januar. (Wien. Ztg. Der Landes⸗ Ausschuß beauftragte das Präsidium, nachstehende vom Triester Landtage gefaßten Resolutionen und Wünsche an kompetenter Stelle vorzulegen: 1) Erlaß eines 8 2) Errichtung einer politischen und Rechtsakademie in Triest respektive einer Universität mit italienischer Unter⸗ richtssprache, 3) wiederholte Betonung der Unverletzlichkeit der historischen Rechte der Stadt Triest und Erneuerung des Votums zur Wahrung seiner Autonomie und Nationalität, und 4) fakultative respektive obligatorische Verbrennung der Leichname der Verstorbenen.
Pest, 10. Januar. (Pr.) Die heutige Oberhaus⸗ sitzung war von Seiten der Regierungspartei wie der Opposition ganz außergewöhnlich stark besucht. Der Saal und die Galerien waren dicht gefüllt und die Auffahrt vor dem Hause überaus lebhaft. Graf Johann Cziraky beginnt mit der Verlesung der 745 Gemeinden, welche Dank⸗ adressen für das letzte Votum in der Civileheangelegen— heit gesandt haben.
Agram, 11. Januar. (W. T. B.) Der Landtag hat die Indemnitätsvorlage mit 69 gegen 25 Stimmen genehmigt. Morgen findet die dritte Lesung statt.
Frankreich. Paris, 11. Januar. (W. T. B.) Der Senat wählte heute Humbert, Peyrat und Teisserenc de Bort zu Vize-Präsidenten; die Wahl des vierten Vize⸗ Präsidenten wurde auf morgen vertagt.
— (Köln. Ztg.) Der Armee-Ausschuß hat die drei Entwürfe des Kriegs-Ministers Campenon in Betreff der Colonialarmee und des Stellenwechsels zwischen Offizieren des Landheeres und der Flotte abgelehnt und sich für die frühern Gesetzentwürfe erklärt.
— Spanien. Madrid, 11. Januar. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer forderte heute der Minister der öffentlichen Arbeiten die Opposition dringend auf, das allgemeine Stimmrecht und die Reform der Verfassung nicht zu bekämpfen, damit man zu einer Versöhnung der einzelnen Fraktionen der liberalen monarchischen Par⸗ tei gelange.
Italien. Rom, 11. Januar. (W. T. B.) Mu khtar Pascha besuchte gestern und heute das vatikanische Museum und empfing und erwiderte den Besuch des Kardinals Hassun. Am nächsten Sonntag findet ihm zu Ehren ein Diner bei Hofe und am Montag ein solches in der türkischen Botschaft statt. Seine Rückreise (direkt nach Konstantinopel) hat derselbe auf Dienstag oder Mittwoch festgesetzt.
Afrika. Egypten. Kairo, 11. Januar. (W. T. B.) Scherif Pascha hat ein Schreiben an den Khedive gerichtet, in welchem er die Gründe für die Demission des Kabinets auseinandersetzt. In dem Schreiben heißt es: der englische Generalkonsul habe ihm bei einer Unter— redung erklärt, daß, wenn England einen Rath ertheile, er, der Minister, ihn ausführen lassen müsse. Dieser Zustand der Dinge würde die Verantwortlichkeit des Ministeriums vollständig illusorisch machen. Das Kabinet habe daher ge— glaubt, seine Entlassung nehmen zu müssen.
Der Unter⸗Staatssekretär des Innern, Clif— ford Lloyd, hat gestern die Genehmigung des Kabinets— Präsidenten Nubar Pascha zu Gesetzentwürfen über die Munizipalreform und über die Reform des Sani— tätswesens in Alexandrien erhalten; die Sanitäts— verwaltung von Alexandrien soll in einer sich mehr den eng— ö Ansichten anschließenden Weise vollständig umgestaltet werden.
Der Kriegs-Minister hat einen Bericht über die Evacuation des Sudan aufgestellt. In demselben wird ausgeführt, daß gegenwärtig in den Provinzen des Sudan, zwischen Dongola und Gondokoro, 21 000 Mann egyyptischer Truppen mit 84 Kanonen stehen. Der Transport der in Kassala befindlichen Munitionsvorräthe nach Khartum würde 4000 Kameele nothwendig machen. Hinzugefügt wird, daß der Marsch von Berber nach Wadihalfa durch die Wüste materiell unmöglich sei; man müßte die Evakuirung zu Wasser ausführen; dies würde 3 Monate dauern und 1300 Boote erforderlich machen. — Es ist Befehl gegeben worden, für die sofortige Räumung Khartums von Seiten der etwa 11000 Köpfe umfassenden europäischen und christlichen Be⸗ völkerung.
Zeitungsstimmen.
Ueber die Grundzüge für den Gesetzentwurf, die Unfall— 5 der Arbeiter betreffend, äußert die „Schlesische Zeitung“:
... Soweit die Presse und politische Kreise bereits Gelegenheit hatten, ihre Eindrücke auszusprechen, sind die letzteren vorwiegend günstig, und es werden auf den ersten Blick eine Reihe schwe rwiegen⸗ der Vorzüge gegen die früheren Eatwürfe anerkannt. Ohne Zweifel eröffnen sich für diese neueste Fassung des Unfallgesetzes bessere Aus— sichten als sie in den verflossenen Sessionen obwalteten, und man darf hoffen, endlich zu einer Verständigung über diese gesetzgeberische Materie zu gelangen.
Auch der „Hamburger Correspondent“ meint:
Allem Anschein nach dürfte über die neuen Grundzüge desselben eine Verständigung der Parteien eher möglich erscheinen als über die früheren.“ ;
Das „Frankfurter Journal“ glaubt:
schon jetzt der bestimmten Hoffnung Ausdruck geben zu können, daß auf der Basis dieser Grundzüge eine Verständigung unschwer zu erreichen sein wird, und daß somit Deutschland, welches zuerst die gesetzliche Regelung der Unfallversicherung in Angriff genommen hat, auch der Ruhm zu Theil werden wird, diese wichtige Frage zuerst zu einem befriedigenden Abschluß gebracht zu haben“. ;
Eine Auslassung der „Süddeutschen Presse“ schließt:
»Zum Gesetz erhoben, wird dieser Entwurf, das leuchtet auf den ersten Blick ein, in das gesammte soziale Leben eine neue Richtung und neue Anschauungen bringen, welche in erster Linie dem Stande der sogenannteu „Enterbten! zu Gute kommen, aber gewiß auch den ungesunden Keim der Sozialdemokratie zunächst wenigstens am Wachs⸗ thum hindern werden. Ist auch vom Arbeiterstandpunkte aus an dem Entwurf vielleicht Manches auszusetzen, die oberen Schichten der Ge⸗ sellschaft haben aber den unteren damit gezeigt, daß sie bereit sind, zur Besserung des Looses des Arbeiters die Hand zu bieten.
Die Darlegung des Inhalts der Grundzüge wird in der „Hallisschen Zeitung“ mit folgender Aeußerung geschlossen:
„Das sind die Grundgedanken und zugleich die großen Vorzüge der Vorlage, mit denen unseres Bedünkens der Zweck, eine wirksame
Bersicherung gegen Unfallsgefahr zu schaffen, erreicht werden kann.
Wir wollen wünschen, daß im Reichstag derselbe gute Ein⸗ druck die Oberhand gewinnen wird. Es wäre wahrlich ein Armuthszeugniß erster Klasse. wenn wiederum die Parteien in dem Entwurf weiter nichts erblicken wollten, als eine günstige Gelegenheit, daran die Schärfe ihrer Kritik zu üben und Gegenvorschläge, die sich nur auf Einzelheiten beziehen, zu machen. Der Entwurf enthält genug, was den Liberalismus be— friedigen kann, nämlich die Freiheit der Selbstverwaltung, und genug, was den Wänschen der Konservativen und des Centrums entsprichk, nämlich die obligatorische, berufsgenossenschaftliche Organisation. Hier können die Parteien sich endlich einmal zusammenthun und sich zur Errichtung eines Werkes vereinigen, welches dem Vaterlande sicherlich zum Segen gereichen wird.“
Die „Staatsbürger⸗Zeitung“ bemerkt:
... Was uns selber betrifft, so würden wir die Annahme des Gesetzes selbst dann empfehlen, wenn es auch nicht in allen Punkten mit unseren Ansichten übereinstimmt. Die Praxis wird kleine Fehler bald erkennbar machen und deren Ausmerzung fordern, gleichviel, von welcher Partei dieselben in das Gesetz hineingetragen worden sind.
Der „Berliner Börsen-Courier“ theilt den Inhalt des Entwurfs mit und fährt dann fort:
So die Grundzüge des Gesetzes, dessen weittragende soziale Be⸗ deutung Niemand verkennen wird. Andererseits wird man auch gegenüber der Belastung nicht das Auge verschließen dürfen, welche der Industrie auferlegt wird; dennoch wird kein human Denkender dem Entwurf im Prinzip widerstreben können. Diese oder jene Abänderung des Details wird aus all— gemeinen oder besonderen praktischen Erwägungen vielleicht wünschens⸗ werth werden, und dies wird Sache der Berathung über den neuen Entwurf im Plenum und in der Kommission des Reichstags sein. Prinzipiell wüßten wir nicht, aus welchen Gründen gegen das Gesetz Widerspruch zu erheben wäre. Wer die ernsten Gefahren der sozialen Frage würdigt und wer eine Empfindung für so⸗ ziale Gerechtigkeit besitzt, wird im Prinzip Nichts gegen den Entwurf einzuwenden vermögen. Da die durch das Gesetz ent— stehende Belastung die Industriellen einer und derselben Branche gleichmäßig trifft, da aber durch Schutzzölle das Ausland von der Konkurrenz für die meisten Industrieprodukte ferngehalten wird, würde, wenn die Belastung sich thatsächlich sehr empfindlich gestalten sollte, eine Preiserhöhung des betreffenden In⸗ dustrieproduktes eintreten. Da aber, wo der Massenbetrieb und der Export in Frage steht, wird der Massenhaftigkeit der Pro— duktion wegen die Belastung relativ nicht allzu groß erscheinen. Wie sich dieselbe für die einzelnen industriellen Zweige stellen wird, kann man heute nur ganz allgemein beurtheilen, denn Dies wird nur an der Hand praktischer Erfahrungen sich einer ungefähren Durchschnittsberechnung unterwerfen lassen. Nur Das wird man sagen können, daß die Belastung keine so schwere, keine so drückende werden kann, daß die Industrie an die⸗ ser Last allzu schwer zu schleppen hätte. Wir sind der Meinung, daß, wie der Entwurf gestaltet ist und wenn einmal die Betheili⸗ gung des Reichs an den eigentlichen Lasten der Arbeiter⸗-Unfall— versicherung ausgeschlossen bleiben soll, kaum erhebliche Ein— wände gegen die hauptsächlichsten Punkte des Entwurfs geltend ge⸗ macht werden können. Daß die Industrie belastet wird, ist gewiß für den Einzelnen bedauerlich, aber vom höheren menschlichen Standpunkt aus ist diese Belastung sicherlich nicht als eine ungerechtfertigte zu betrachten, denn die Risiken eines Betriebes muß Derjenige tragen, der den eventuellen Gewinn aus jenem Betrieb für sich in An— spruch nimmt.
Die „Magdeburgische Zeitung“ längeren Besprechung:
Die Gefahr, welche von daher (den Sozialisten) droht, muß auf ganz anderem Gebiet bestanden werden. Aber eben deshalb wird ein Gesetzentwurf, welcher der Gerechtigkeit genügt und die persönliche Freiheit nicht bedroht, von allen verständigen Parteien begünstigt, von keiner bekämpft werden. Und wenn es Parteien giebt, zu denen die liberale Partei sicherlich nicht gehört, nicht einmal in derjenigen Schattirung, welche jetzt schon gewohnheitsmäßig von der offiziösen Presse für republikanisch ausgegeben wird, wenn es also Parteien giebt, welche den Gesetzentwurf nur mit Verdrossenheit aufnehmen, weil derselbe ihnen eine Thätigkeit entzieht, die sie für sich monopolisiren möchten, so werden sie diese ihre Verdrossenheit nicht einmal zur Schau tragen dürfen.
Die Vorlage beruht auf einem außerordentlich einfachen Ge⸗
anken, aus dem sich die einzelnen Theile der Organisation von selbst
entwickeln. Sobald inan sich dazu entschloß, die Mitwirkung und Leitung der Behörden zu beseitigen, den Reichszuschuß mit seinen bureaukratischen Konsequenzen über Bord zu werfen, und die Last, welche von der Sache unzertrennlich ist, nur den Arbeitgebern aufzulegen, was die liberale Partei von Anfang an als unerläßliche Forderung der Gerechtigkeit geltend gemacht hat, ergiebt sich die Versicherung auf Gegenseitigkeit ganz von selbst. Wer auch der Urheber dieses Gedankens .. gewesen sein mag, ihm gebührt der Dank aller Derer, welche die Lösung des durch die bisherigen Ver— suche immer mehr verwickelten Problems so heiß ersehnt haben, weil sie in dieser Lösung eine Grundbedingung für die fröhliche und solide Weiterentwickelung der heimischen Industrie erblicken mußten.
Die Organisation wird zunächst auf die eigentlichen Fabrik arbeiter beschränkt, und zugleich mit einem, wie anerkannt werden muß, sehr glücklichen Griff, eine Instanz geschaffen, welche darüber zu befinden hat, wo der versicherungepflichtige Fabrikbetrieb beginnt und das Handwerk aufhört. Damit ist die Grenze festgestellt, oder sie wird in jedem einzelnen zweifelhaften Falle festgestellt, die sich ge⸗ setzlich eben nicht allgemein feststellen läßt. Da dies gelungen ist, so wird man sich die Einschränkung auf ein engeres Gebiet gefallen lassen können, wogegen man sich bisher gesträubt hat und zu sträuben Ursache hatte. ;
Man ist jetzt berechtigt, sich diese Einschränkung für die erste Organisation gefallen zu lassen, weil man darauf vertrauen und vor— aussehen kann, daß der auf dem eingeschränkten Gebiet gelungenen Organisation sich noch andere Organisationen ohne Schwierigkeit werden anfügen lassen, so daß das Prinzip der Versicherung im wei⸗ ö der vollständigen Durchführung sicher zu sein
J
Ein ebenso glücklicher Geist, wie ein solcher zur Erschaffung einer entscheidenden Instanz geführt hat, hat die Hand oder vielmehr die Gedanken des Urhebers des Plans dahin geführt, selbst dieser obersten entscheidenden und zugleich beaufsichtigenden und kontroliren den Instanz, dem Reichsversicherungsamt, den allen Staatsbehörden sonst anhängenden bureaukratischen Charakter zu nehmen. Die Zu— ordnung von Mitgliedern, welche aus der Wahl der Genossen, und zwar nicht blos der die Last tragenden Arbeitgeber, sondern auch der die Wohlthat gegießenden Arbeiter, denen dadurch diejenige Gerech⸗— tigleit gewährt wird, auf welche sie einen Anspruch haben, hervor— gehen, gestaltet das Reichs⸗Versicherungsamt zu einem großartig an—⸗ elegten Schwurgericht über Ansprüche und Streitigkeiten aller rt, welches die Mitwirkung der Gerichte im Rahmen der. Organisation entbehrlich erscheinen läßt und eine einheitliche Handhabung der Gerechtigkeit und Billigkeit garantirt. Vorgearbeitet wird diesem Resultat dadurch, daß auf dem ganzen Wege bis zu dieser höchsten Instanz Überall das genossenschaftliche Richteramt, für gewisse Faͤlle das Schiedsgericht, etablirt worden ist. Dadurch erhält die ganze Institution von unten herauf bis in die höchste Spitze einen Charakter der Selbstverwaltung, wie er kaum auf einem anderen Gebiete so scharf ausgeprägt erscheint. Die Staatsgewalt er⸗ scheint hier und felbst auf dem Gebiet der höchsten Beaufsichtigung und Controle, die man sonst als ein Attribut der höchsten Landes polizeigewalt zu betrachten gewohnt ist, nur als die helfende Gewalt, welche der Selbstverwaltung nur die Wege ebnet und den Kalt giebt, Man möchte in dieser Konstruktion einen bedeutsamen Fortschritt auf dem Gebiete der Selbstverwaltung erkennen.
sagt in einer
Ju stiz ⸗Minist e rial ⸗ Blatt. Nr. 2. — Inhalt: Allgemeine Verfügung vom J. Januar 1884, betreffend die Einführung einer ein⸗ heitlichen Papierberechnung. — Erkenntniß des Reichsgerichts vom 21. Sertember 1883. — Erkenntniß des Reichsgerichts vom 24. Sep⸗ tember 1883.
Archiv für Eisenbahnwesen. Heft 1. — Inhalt: Der Personenverkehr auf den preußischen Eisenbahnen in den Jahren 1856 bis 18389. — Die unter Staatsverwaltung stehenden Staats und Privateisenbahnen des Königreichs Sachsen. — Die Ausrüstung der Eisenbahnzüge mit kontinuirlichen Bremsen auf den englischen Eisen—⸗ bahnen. — Notizen: Ueber die Finanzverhältnisse der preußischen Staatseisenbahn⸗Verwaltung. — Die Staatseisenbahnpolitik in Oesterreich⸗Ungarn. — Gnglische Eisenbahngesetzgebung. — Eisenbahn. unfälle in Großbritannien und Irland. — Portugiesische Eisenbah— nen. — Russische Eisenbahnverordnungen. — Die Einführung einer Normalzeit (Btandard time) auf den Eisenbahnen der Verelnigten Staaten von Amerika. — Ueber den Personenverkehr und die Ein nahmen der unterirdischen Stadtbahn in London. — Statistisches von den deutschen Eisenbahnen. — Roheinnahmen der italienischen Eisen—⸗ bahnen. — Rechtsprechung und Gesetzgebung. Rechtsprechung: Rechts⸗ grundsätze aus den Entscheidungen des Reichsgerichts (Haftpflicht gesetz, Gewerbeordnung, Enteignungsrecht, allgemeines Personenrecht). — Rechtsgrundsätze aus den Entscheidungen des Ober⸗-Verwaltungs— gerichts (Kreis- und Kommunalabgaben. Straßen⸗ und Wegebau, Bauangelegenheiten, Beschwerde⸗ und Streitverfahren). — Gesetz⸗ gebung: Preußen. — Frankreich. — Italien. — Staat New⸗Hamp⸗ shire. = Bücherschau: Besprechungen (Dr. Alfred von Weinrich, Die Haftpflicht wegen Körperverletzung und Tödtung eines Menschen. — J. Loewe, Die Stahlschienenprofile im Querschwellen⸗ Oberbau. — F. Bauschinger, Mittheilungen aus dem mechanisch⸗technischen Labo—⸗ ratorium der K. technischen Hochschule in München. — J. Brosius und R. Koch, Die Schule des Lokometivführers. — Neue Loko⸗ motiven. — Julius Bleich, Lohnberechnungstabellen für sämmtliche Dezimalsysteme und jeden Zeitabschnitt im Monat.) — Uebersicht der neuesten Hauptwerke über Eisenbahnwesen und aus verwandten Ge— bieten. — Zeitschriften.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 2. — Inhalt: Amtliches: Cirkular⸗Erlaß vom 31. Dezember 1883. — Bekannt- machung. — Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Das Heidel⸗ berger Schloß. — Die Lüftungseinrichtungen in der Restauration von Siechen in Berlin. — Die Schleusen des Schelde⸗Marne⸗Kanals. — Die normalspurige Nebenbahn Schneidemühl⸗Deutsch⸗Krone. — Vermischtes: Konkurrenz um Entwürfe für die Heizungs⸗ und Lüf⸗ tungsanlagen des Reichstagsgebäudes in Berlin. — Eisenbahnnetz Oesterreich⸗ Ungarns. — Wasserversorgung Wiens. — Statisik der Technischen Hochschule in Berlin. — Konkurrenz um Entwürfe zu einer Villa in Lüdenscheid. — Vorrichtung zur Einladung von Kohlen in Tender.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Der Etat der Bauverwaltung einschließlich der Cen— tralverwaltung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten ist in den Einnahmen (Kap. 28 1081495 M) um 172190 46 höher angesetzt. 7000 S½ς davon entfallen auf Miethen und Pächte, 10 000 „ auf Beiträge zur Unterhaltung der Land und Wasserstraßen ꝛe.
Die dauernden Ausgaben (Kap. 64 — 66) belaufen sich auf 17 620 665 ÆÆ (4 173842 S6). Bei dem Ministerium sollen die etatsmäßigen Stellen in der Geheimen Kalkulatur und der Geheimen Expeditiom um je eine vermehrt werden, was den Besoldungsetat um S400 S und die Wohnungs— geldzuschüsse um 1800 4A erhöht. „Die Zwecke, welche mit der Stationirung zweier Techniker in Paris und Waspbington verfolgt werden, sind, soweit Frankreich und die Vereinigten Staaten Nordamerikas in Frage kommen, vollständig erreicht. Allein bei der Beschränkung auf nur zwei Techniker genügt die Einrichtung nicht, um ein vollständiges Bild der Eatwickelung des Bauwesens zu ge— winnen und auch nur die Erfahrungen der auf diesem Ge— biete vorgeschrittensten Völker des Auslandes für das hei— mische Bauwesen nutzbringend zu machen. Dazu wird es vielmehr erforderlich, den Rahmen der Einrichtung über die durch die Etatsbewilligung für 1882/83 gezogene Grenze zu erweitern und zu diesem Ende durch die Erhöhung der Mittel um 15 000 M die Möglichkeit zu schaffen, einen dritten Techniker zunächst für das Etatsjahr 1884/85 im Auslande, in erster Linie in England zu stationiren. Bei der Bauverwaltung kommen 5100 4M in Zu—⸗ gang für einen neu anzustellenden Weichselstrom⸗Baudirektor nach dem Vorbilde der für die Elbe, die Oder und den Rhein getroffenen Einrichtung. Die Besoldungen der Hafenaufsichts⸗ u. s. w. Beamten erhöhen sich durch Neuanstellungen um 5085 M, ebenso die der Bagger⸗ beamten um 2094 „M, wogegen bei den Beamten bei stehenden Dampf⸗ maschinen 1068 „Sam erspart werden. Die sächlichen Ausgaben (13510 785 S) erhöhen sich um 141 992 M, darunter 18 000 für ein der Lootsenstation Thiessom bestimmtes Dampsschiff, I5 000 M½ zur Erhöhung des Seehafen⸗Unterhaltungsfonds, 17 310 M Mehraufwand für Unterhaltung des neuregulirten Finowkanals. Den vermischten Ausgaben sind 56000 M für Studienreisen von Bau⸗ technikern hinzugetreten.
Die ein maligen und außerordentlichen Ausgaben be⸗ liefen sich (Kap. 7) auf 15 794 327 M Zur Regulirung der Wasser— straßen 7708 500 AM, und zwar zur Regulirung der Weichsel im Re⸗ gierungsbezirk Marienwerder, der Oder von der Neissemündung bis Schwedt, der Elbe, der Weser von Münden bis Bremen, des Rheines 4400 000 AS, zur Regulirung der Memel, Ruß und Atmath, Gilge, des großen Friedrichsgrabens, des Pregels und der Deime, der Warthe, de unteren Havel, der Saale und Unstrut, Ems, Mosel 2167 500 „Æ , zur Erweiterung des Landwehr⸗ kanals, 3. Rate 900 000 S, zur Korrektion der Elbe zwischen Har⸗ burg und Neuhof, Rest 241 000 6 Bauten zur Förderung der Binnen schiffahrt 6023 500 S: zur Anlage zweier Molen bei Inse, Rest 52 000 S, zur dauernden Verbesserung des Bromberger Kanals, Rest 20 000 4¶, zur Kanalisirung der Unterspree, 2. Rate 600 000 , zur Verbreiterung des Ihle⸗ und Plauer Kanals, 2. Rate L000 0900 M zum Bau des Ems⸗Jade⸗Kanales und für die in Verbindung damit projektirten Bauausführungen 7. Rate 1 800 9000 A, zur Vertiefung und Erweiterung des Hafens zu Oberlahnstein und Verbindung des Hafens mit der Lahn, Rest 1386009 A, zur Kanalisirung des Mains, 2. Rate 2 000000 16, zum Ankaufe eines Grundstücks behufs Anlage eines neuen Schirrhofes und Kahnbauplatzes für die Wasserbauverwaltung in Bromberg 43 509 , zur Erweiterung der Sandschleuse zu Breslau 26 000 , zur Herstellung eines Winterhafens im oberen Theile des Mühlengrabens zu Oppeln. 1. Rate 130 000 S , zur Anlage eines Sicherheitshafens bei Hameln 59 0900 6, zur Herstellung eines Hafens am linken Weserufer bei Münden 5000 (M, zur Erweiterung des Sicherheitshafens zu Emmerich, 1. Rate 10900 90, zu Seehäfen und Seeschiffahrts⸗ Verbindungen 716 367 : für den Hafen von Pillau, weitere Rate 200 000 A0, zur Verbesse— rung des Elbinger Hafens, Rest 24 667 M, zum Ausbau der Hinter pommerschen Häfen, weitere Rate 94 500 416, zu den weiteren Arbeiten an der Kaiserfahrt, weitere Rate 50 000 M6, zu den Schutz bauten auf den ostfriesischen Inseln, weitere Rate 150 000 S, zum Ausbau von 50m massiver Hafenmauer im Tönninger Hafen 27 200 , zur Herstellung einer neuen Quaimauer am westlichen Ende der Nordermole des Vorhafens zu Glückstadt 89 000 „, zur Beschaffung einer Kompound-Dampfmaschine für den Dampf⸗ bagger „Greiff ' 34 009 , zur Beschaffung einer Kompound⸗Dampf⸗ maschine für den Bugsirdampfet Senfft von Pilsach⸗ 47 000 6. Zum Bau von Straßen, Brücken, Dienstgebäuden 1 345 960 M: zum Bau der Gilgebrücke bei Sköpen, Rest 51 000 M, zur Instandsetzung der Oderbrücke bei Steinau, Rest 20 400 6, zum Bau Einer festen Weser⸗
Brücke über die Alle bei Schallen der Brücke über den Goplosee bei Kruschwitz 30009 4, jum Neubau der Oderbrücke bei Kosel. 1. Rate 150 000 4A, zum Bau des Regierungs- und Ober ⸗Präsidialgebäudes in Danzig, 6. Rate 1090) 00 S, zum Bau des Regierungsgebäudes in Breslau, 2. Rate 500 009 1, zur Erweiterung der Diensträume des Negie⸗ rungsgebäudes in Arnsberg, Rest 36 009 4M. zu baulichen Einrich⸗ tungen und Instandsetzungen im Dienstgebäude des Ober ⸗Landes⸗ kulturgerichts in Berlin 17 429 6, zum Um ⸗ und Erweiterungsbau des Regierungsgebäudes in Minden, 1. Rate 41000 46, zum Bau eines Geschäftslokals für die Katasterverwaltung in Cöln 57 900 „M, zur Restauration der südlichen Kolonnaden an der Königsbrücke in Berlin 27 000 S6, zur Neueindeckung der Kuppel des französischen Thurmz auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin 25 000 , zum Bau eines Dienstwohngebäudes für den Regierungs⸗Präsidenten zu Danzig, 1. Rate 100 000 4
Der Etat der Berg⸗, Hütten- und Salinen⸗-Verwal⸗ tung weist an Einnahmen (Kap. 9) 102415019 4 auf, 5938432 M mehr als im Etat 1883/84. Die Bergwerke sind mit 66 D051 „M angesetzt, 3 992 596 M mehr als im laufenden Etat, in Folge der gesteigerten Produktion, namentlich auf den Saarbrücker und oberschlesischen Bergwerken. Die Hüttenwerke (20 720 120 4A) sind mit 1 187 8058 M ausgebracht, weil sich durch die Vermehrung der Betriebsvorrichtungen auf der Fiedrichshütte die Pcoduktion da⸗ selbst gesteigert hat; die Salzwerke (6 421 274 M mit 436 594 4, die Badeanstalten (1618 600 AMÆ) mit 5780 M, die Kommunionwerke (3 964 596 M) mit 19948 „M, die anderen Einnahmen (4397048 M6) mit 295 708 M mehr (darunter die Bergwerksabgaben, 40410 355 4, mit 347 545 Mƽ mehr).
Der erhöhten Produktion entsprechend, haben sich die dauern— den Ausgaben (Kap. 14— 22 S1 855 068 66) um 3576443 M er⸗ höht. Die Betriebskosten der Bergwerke (Kap. 14 55067 756 44 sind um 3 388 206 4K gestiegen, die der Hüttenwerke (Kap. 15 19959 300 e) um 45 906 46, die der Saljwerke (Kap. 16 316479 M6 haben um 35 945 46 abgenommen; es sind die Kosten der Ausführung des Schönebecker Steinsalzschachts, welche im laufenden Etat hier mit 130628 M angesetzt sind, jetzt in das Extraordinarium verwiesen worden, wo⸗ durch in diesem Kapitel trotz der um 113 072 M erhöhten Betriebs kosten eine Minderausgabe ermöglicht ist. Die Betriebskosten der Badeanstalten (ap. 17 152 310 46 erhöhen sich um 2920 66, die der Kommunionwerke (Kap 18 6029 968 S6) um 6598 M Bei den Ober⸗Bergämtern treten 4500 M für Vertretung der Berghauptleute durch die Mitglieder der Ober ⸗Bergämter hinzu, ferner ghb0 s zu den sachlichen Ausgaben. Die Kosten der bergtechnischen Lehranstalten (Kap. 21 453 398 M) sind mit 43 278 S mehr ausgeworfen, damit die Arbeiten der geologisch ⸗agronomischen Landesaufnahme im Interesse der Land. und Foistwirthschaft mehr beschleunigt werden können. Die sonstigen Verwaltungs⸗ und Betriebsausgaben (Kap. 22 1950221 46) sind um 163 665 M höher normirt; 100000 S des Plus sind für Bohrversuche auf Kalisalze bestimmt, 34000 S für Erweiterung der Arbeiterwohnungen auf den Saarbrücker und den oberschlesischen Werken.
Die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben (Kap. 5) betragen 782000 SM 4 226 090 MÆ , davon 3. und letzte Rate für den Bau des Dienstzebäudes für das Ober Bergamt zu Halle 116 900 6 (— S4 000 M); desgl. zur Wasserversorgung der Königsgrube und der Stadt Königshütte 266 600 M (4 16600 A; 2. und letzte Rate für den Bau des Soolbadehauses zu Oeynhausen * a ö für die Ablösungsarbeiten zu Schönebeck 300 000 4M übertragen).
Der Ueberschuß der Verwaltung stellt sich auf 17 559 9gs1 A ( 2361 989 M und nach Abrechnung der einmaligen und außer ordentlichen Ausgaben auf 16777 981 S (4 2135 989 M).
79000 S6, zum Neubau
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Statiftische Nachrichten.
Dem dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Bericht über die Ergebnisse des Betriebes der für Rechnung des Staates verwalteten Eisenbahnen im Jahre 1882, 83 ent⸗ nehmen wir folgende Daten:
Die Gesammtlänge der am Schlusse des Betriebsjahres 1881/82 für Rechnung des preuß. Staates betriebenen, dem öffentlichen Ver⸗ kehre dienenden Eisenbahnen betrug 11 457,51 km.
Durch Hinzutritt der durch die Gesetze vom 28. März bezw. 13. Mai 1882 in den Besitz des Staates übergegangenen Strecken des Bergisch⸗Märkischen, Thüringischen, Berlin-⸗Anhaltischen und Cottbus⸗Großenhainer Eisenbahnunternehmen fand eine Erweiterung dieses Bahnnetzes um 2424 30 Em statt. Im Laufe des Berichts⸗ jahres sind 241,02 km neu eröffnet worden. In Folge Veränderung einzelner Verwaltungsbezirksgrenzen und dadurch bedingte Verkürzun⸗ gen in den bisher festgesetzten Längen sind jedoch 5,68 km, außerdem durch Außerbetriebsetzung 23,98 km in Abzug zu bringen, so daß nur ein Zugang von 211.36 km einzustellen ist.
Die Gesammtlänge der für Rechnung des preußischen Staates verwalteten Eisenbahnen betrug demnach am Schlusse des Betriebs jahres 1882/ñ83 14 093 27 km
Die bereits im Jahre 1881/82 bemerkte Hebung des Verkehrs und Besserung der industriellen Verhältnisse hat während des Jahres 1882/83 nicht nur angehalten, sondern an Bedeutung gewonnen. So ift auch für das Jahr 1882,83 eine weitere erhebliche Verkehrs- zunahme und mit derselben eine bedeutende Steigerung der Verkehrs⸗ einnahmen gegenüber dem Vorjahre zu verzeichnen gewesen.
Die Einnahme der äalterenn für Rechnung des preußischen Staates verwalteten Eisenbahnen haben
im Jahre 188182 362734 942 e, im Jahre 1882 83 388 365 287 0 betragen.
Dieselben sind mithin im Jahre 1882/83 um 25 630 345 ½, d. i. um 7.1 0/0 gestiegen.
Unter Hinzurechnung der im Jahre 1882 in den Betrieb für Rechnung des Staates übernommenen Bahnen betrug die Gesammt⸗ einnahme 495 018 588 „, enthielt mithin gegenüber des Einnahme- Betriebsjahres 1881‚82 eine Zunahme von 132283 646 M oder 36,5 o, während die durchschnittliche Betriebslänge durch den Hin⸗ zutritt der letzterwähnten Bahnen eine Erweiterung von 23,2 „e er⸗ fahren hat. Die prozentuale Zunahme der Einnahmen übertrat demnach die des Bahnnetzes um 13.3 oso.
Die absolute Steigerung der Einnahme ist zum weitaus größten Theil auf die im Jahre 1882/83 stattgefundene allgemeine Hebung der wirthschaftlichen und industriellen Verhältnisse, in deren Folge eine lebhafte Zunahme des Verkehrs eintrat, zurückzuführen. Wenn die auf das Kilometer mittlerer Betriebslänge entfallende Steigerung hinter der absoluten Einnahmeerhöhung zurückblieb, so erklärt sich dies vorzugsweise aus dem Hinzutritt von 241,2 km — im Mittel 169,37 km — neu eröffneten Strecken, sowie daraus, daß der Verkehr auf den im Vorjahre hinzugetretener Strecken zu voller Entwickelung auch im Laufe des Jahres 1882, 83 noch nicht gelangt ist.
An der Erhöhung der Einnahmen sind sämmtliche Verwaltungen betheiligt und zwar abgesehen von den neuerworbenen Bahnen, deren Betriebseinnahmen pro 1881,82 nicht zur Vergleichung stehen; am herorragendsten war die Eisenbahndirektion Hannover, bei welcher die Einnahmen des Vorjahres um 7123711 M (10.4 ιη) überschritten wurden. Die Eisenbahndirektion zu Berlin erzielte eine Steigerung der Einnahmen von 4459069 S (8.4 υ ), die Essenbahndirektion Frankfurt a. M. 4 318 702 Æ (1457 o ο, und die Eisenbahndirektion Bromberg eine solche von 3 457 898 S (7,8 ). Weniger erheblich als bei den vorgenannten Verwaltungen war die Erhöhung der Eisen⸗ bahndirektion Magdeburg, bei welcher gegenüber dem Vorjahre zwar eine absolute Steigerung von 2349 069 S (4,5 0) stattgefunden hat, die kilometrische Durchschnittsziffer des Vorjahres jedoch nicht ganz erreicht worden ist. Der Grund hierfür dürfte in dem Zugang
brücke bei Gr. Hutbergen, Rest 109 240 6, zum Bau einer eifernen
von 43,48 km in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres neu eröff neter