1884 / 11 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Jan 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 14. Januar. (W. T. B.) Nach dem heute ausgegebenen Bulletin über das Be⸗ finden der Kronprinzessin verlaufen die Varicellen in mildester Form. Das Fieber ist bereits geschwunden und das Allgemeinbefinden ungestört. Es werden daher keine Bulletins mehr veröffentlicht.

Pest, 12. Januar. (W. T. B.) Das Oberhaus hat heute mit 200 gegen 191 Stimmen abermals die Vorlage, be⸗ freffend die Ehe zwischen Christen und Juden, ver⸗ worfen. Im Laufe der Berathung erklärte der Minister⸗ Präsident Tisza: wenn das Mischehegesetz nicht eine entsprechende Lösung finde, so würde solchen Be⸗ strebungen Vorschub geleistet, welche gewiß nicht im Interesse des Landes lägen. Er begreife konfessionelle Bedenken, ob⸗ wohl er dieselben nicht theile; doch leuchte ihm die Gegner⸗ schaft Jener nicht ein; welche die Israeliten für dem Lande

efährlich hielten, denn in dem Augenblick, wo die Israeliten * mit den übrigen Bürgern verschmelzen könnten, sei solche Gefahr größtentheils geschwunden. Man berufe sich auf Aueßerungen einzelner Rabbiner; allein das seien solche, welche sähen, daß die Vorlage ihrer Omnipotenz ein Ende

mache.

14. Januar. (W. T. B.) Im Abgeordneten⸗ hause wurde heute mit der Generaldebatte über das Budget für 1884 begonnen. Die Mittheilung des Dberhauses in Betreff des Votums über das Mischehe⸗ gesetz ist eingegangen und wird nach erfolgter Drucklegung auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Das radikale Journal „Fuegglettenseg“ ist wegen Erscheinens ohne Kautionserlegung auf Verordnung des Bürgermeisters in den Verkaufslokalen konfiszirt worden.

Agram, 135. Januar. (W. T. B.) Im Landtage wurde heute bei der Abstimmung über den gegen das Gensd'armerie⸗Gesetz gerichteten Antrag des Deputirten Markovies von der Partei des Deputirten Starcevics ein so arger Tumult erhoben, daß die Sitzung resultatlos ge⸗

schlossen werden mußte.

Schweiz. Bern, 10. Januar. (Allg. Ztg.) Ueber die Vertheilung der Schuldpflicht für die 400 000 Fr. Bundesdarlehen zur Regelung der Nationalbahnschuld unter die Kantone Zürich und Aargau hat in der neu⸗ lich unter dem Vorsitz des Bundesraths Deucher stattgefunde— nen Berathung Delegirter der Regierungen dieser Kantone keine Verständigung erzielt werden können. Es wird nun Sache des Bundesraths sein, diese Vertheilung von sich aus vorzunehmen, nachdem eine jede dieser Regierungen ihm ihren Standpunkt in einem besonderen Memorial nochmals ausein⸗ andergesetzt haben wird. Die Aargauer wollen nicht mehr als höchstens die Hälfte des Darlehens auf sich nehmen und die Züricher nur 600 000 Fr., da Winterthur bereits zur Ge⸗ nüge belastet sei.

Frankreich. Paris, 12. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats wurde Magnin zum vierten Vize⸗Präsidenten mit 81 Stimmen gegen Calmon ge⸗ wählt, welcher 50 Stimmen erhielt. Der Präsident Leroyer erwähnte in seiner Ansprache der verzögerten Budgetvotirung von Seiten der Kammer der Depu⸗ tirten und sagte: der Senat habe patrioötisch gehandelt, indem er berechtigte Empfindlichkeiten zurückgedrängt habe; aber es seien die geeigneten Vorbehalte gemacht worden. Falls sich diese Thatsache wiederholen sollte, werde der Senat wissen, was er zu thun habe. (Beifall.)

In der Deputirtenkammer übernahm der neuge—⸗ wählte Präsident Brisson den Vorsitz mit einer Ansprache, in der er es als eine Pflicht des Parlaments bezeichnete, die gegenwärtige Generation vor den harten Lehren der Ver⸗ gangenheit zu bewahren und durch alle Schwierigkeiten hin⸗ durchzuführen. Brisson schloß seine Ansprache mit der Auf⸗ forderung zur Versöhnung und zur gegenseitigen Achtung der verschiedenen Meinungen.

13. Januar. (W. T. B.) Der Marine⸗Minister erhielt eine aus Hongkong vom 12 d. M. datirte Depesche des Admirals Meyer, welche die Stimmung in Hongkong als eine sehr befriedigende bezeichnet und hinzufügt: die See⸗ räuber, auf welche mit aller Energie Jagd gemacht werde, begännen allmählich aus dem Delta zu verschwinden.

Spanien. Madrid, 12. Januar. (W. T. B.) In der Kammer der Deputirten appellirte heute der ehemalige Minister Becerra, Vorsitzender der Adreßkommission, im Interesse des Gedeihens und der Ruhe des Landes an die versöhnliche Gesinnung der Monarchisten und Liberalen, und sagte: König Alphons XII. habe mehr für die Freiheit Spaniens gethan, als die gesammten Liberalen.

Serbien. Belgrad, 13. Januar. (W. T. B.) Das amtliche Blatt verbffentlicht einen umfangreichen, an den König gerichteten Bericht des Minister-Präsidenten über den Aufstand und die Maßregeln zu dessen Bewälti⸗ gung, sowie über die Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung.

Bulgarien. Sofia, 13. Januar. (W. T. B.) Die Minister Stoiloff und Maschevitsch haben ihre Ent— lassung gegeben. Wie es heißt, wären Dr. Pomenoff für 9 . der Justiz, Sarafoff für das der Finanzen esignirt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. Januar. 95 T. B.) Die Kaiserliche Familie ist heute in das iesige Anitschkoff⸗Palais übergesiedelt.

13. Januar. (W. T. T.) Dem General-Major Fürsten Dolgorouki, Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser , . ist der Stanislaus-Orden erster Klasse verliehen worden.

Ein Kaiserlicher Ukas bestätigt den Großfürsten Michael Nikolajewitsch als Präsidenten des Reichsraths für das Jahr 1884.

14. Januar. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗ Anzeiger“ veröffentlicht den Reichs budget⸗Voranschlag für 1884, welcher in Einnahmen und Ausgaben mit Sol 997 412 Rbl. balanzirt.

Asien. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter⸗ schen Bure aus“ aus Kanton, vom 13. Januar, sagt: die Behörden der Provinz Kwangtung träfen ernstliche Kriegsvorbereitungen; zwischen Kanton und der Grenze von Tongking werde eine telegraphische Verbindung hergestellt und nach Hainan beträchtliche Truppenverstärkungen geschickt. Eine Proklamation des Vizekönigs fordere die Be— völkerung auf, sich auf den Krieg vorzubereiten und einen An⸗

griff der Franzosen zurückzuweisen; der Aufruf gedenke schließ⸗ lich des freundschaftlichen Verhältnisses zu den anderen Nationen.

(W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Hongkong, vom 14. Januar, gemeldet, daß Piraten in den Nächten des 1. und 2. Januar Maindink mit Verlust mehrerer Todten und Verwundeten angriffen; am 4. Januar sei Batang bei Hanoi angegriffen, der Feind aber in Un⸗ ordnung und mit Verlust zurückgeworfen worden. Gerücht⸗ weise verlautet, daß chinesische Truppen aus der Pro⸗ vinz Quangsi zur Verstärkung der Besatzung von Bacninh im Vorrücken begriffen seien.

Afrika. Egypten. Kairo, 12. Januar. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Es ist Befehl ertheilt worden, Khartum von egyptischen Truppen zu räumen; die Kanonen sollen vernagelt, die Pulvervorräthe ins Wasser geworfen werden. Wie es heißt, würden alle Anstrengungen darnuf gerichtet werden, Massovah und Suakim zu vertheidigen.

Eingeborne Truppen unter dem Befehl Zebehr Paschas verlassen heute Suez, um sich nach Suakim zu begeben und den Garnisonen von Tokkar und Sincat als Verstärkung zu dienen. Sobald diese Operation beendigt ist, soll die ganze Streitmacht der Expedition unter Baker Pascha nach Kairo zurückkehren.

13. Januar. (W. T. B.) Wie verlautet, wird der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Rousseau Bey, in den Ruhestand versetzt und Oberst Moncrieff zum ersten und der Franzose Barrois zum zweiten Unter⸗Staatssekretär im Ministerium der öffent— lichen Arbeiten ernannt werden; für einen neu zu kreirenden Posten im Finanz⸗Ministerium gilt ebenfalls ein fran⸗ zösischer Staatsangehöriger als designirt.

Nach Meldungen aus Suakim ist mit den Häupt⸗ lingen mehrerer bisher feindlichen Stämme in der Nähe der Route von Suakim nach Berber ein freundschaftliches Ver⸗ hältniß hergestellt worden. Man hofft dadurch die Route nach Berber für den Verkehr frei zu machen und damit die Räumung des Sudan zu erleichtern. Nach einem Be⸗

schluß der Regierung soll sich der Kriegs-Minister auf dem Wege über Korosko nach Khartum begeben und die Räumung überwachen.

Einem Telegramm der „Times“ aus Khartum vom 12. d. M. zufolge hätten die In surgenten Heluan bei Khartum geplündert und in Brand gesteckt.

Zeitungsstimmen.

Das „Leipziger Tageblatt“ schreibt zur Unfall⸗ versicherungsvorlage:

Die Grundzüge des beabsichtigten Unfallversicherungsgesetzes wer⸗ den von der Presse zumeist wohlwollend besprochen. Die konfervative Presse ist dabei sehr eingehend und zeigt sich allenthalben mit dem Entwurf einverstanden, der größte Theil der liberalen Parteipresse dagegen zeigt sich bedauerlicher Weise dem Entwurf gegenüber in einer, man kann sagen, Hülflosigkeit, die ganz eigenthümlich berührt. Es scheint, als ob die Parteiorgane nicht recht wüßten, wie sie sich zu dieser an Thatsächlichkeit und Klarheit fast nichts zu wünschen übrig lassenden Vorlage stellen sollen. Es tritt hier wieder der Umstand recht deutlich hervor, daß ohne dusgegebene Parteiparole die Organe sich vor herabgelassenem Vorhang erde Wir haben zu jeder Zeit betont, daß man sich, auch wenn die Regierung nicht liberal ist, nicht zu ihr in eine grundsätzliche Opposition setzen solle, sondern daß es das Wohl des Staates erheischt, alle Vorlagen der Regierung unbefangen zu prüfen und ohne Parteirücksicht seine Stimme abzugeben. Ist eine solche Haltung bei versassungspoliti= schen. Anträgen gerechtfertigt, so wird sie bei sozial⸗ politischen geradezu geboten. Auf diesem Felde giebt es keine Vergangenheit der Partei, auf diesem Felde sind noch keine Furchen präjudizieller Natur gezogen, der Acker ist noch jungfräulich und über seine Bebauung sind noch keine bindenden Erklärungen erfolgt. Be— standen früher Gegensätze, so sind dieselben heute nicht mehr so scharf, die Regierung hat wohl nachgegeben und wenn sie auch den Reichszuschuß aus einem sehr natürlichen Grunde fallen lassen mußte, weil ihr die Mittel dazu in Gestalt des Tabakmonopols nicht bewilligt worden waren, so muß doch die Organisation der Genossenschaften nach Berufen als eine Erfüllung alt— liberaler Forderung erscheinen. Es ist allerdings sehr leicht möglich, daß hier Nörgler von der bekannten Seite, weil die von der konser— vativen Partei angestrebten Innungen ebenfalls den Beruf organisiren wollen, ihre kritischen Stemmeisen ansetzen und in bekannter Manier den Thatbestand zu verdrehen suchen werden, allein ein Blick auf die vielgepriesenen Gewerkvereine und die sozialdemokratischen Central kassen und Fachvereine dürfte der Stemmeisenpolitik, welche feine sezirende Kritik nicht kennt, bald den Garaus machen.

Daß die Regierung sich übrigens wirklich davon überzeugt hat, daß nur die berufliche Genossenschaft im Stande sein kann, die Grund⸗— lage für die Unfallversicherung zu bilden, geht nicht nur aus dem Gesetzentwurf hervor, sondern auch aus einer Auslassung in der Provinzial⸗Correspondenz“, in welcher außerdem noch die früher von der Regierung nicht eingesehene, von der liberalen Partei aber stets befürwortete Freiwilligkeit und. Selbstverwaltung betont ist. Daß dem Reich eine streng kontrolirende Thätigkeit eingeräumt und es verpflichtet ist, für eine nothleidende Genossenschaft einzuspringen und so die Verluste eines Gewerbes die Nation

= Die „Vossische Zeitung“ bespricht die genossen⸗ schaftliche Organisation und gelangt zu folgendem End⸗ resultat: . Man muß von vornherein zu der Ueberzeugung gelangen, daß eine ann, n Organisation zu gemeinsamer Tragung und richtige ertheilung der Last unentbehrlich ist. Es erscheint sonst unmöglich, die Erfüllung der öffentlich⸗rechtlichen Pflicht zu kon— troliren und rechtzeitig zu erzwingen. Die Intervention und Beauf— sichtigung der Polizeibehörden wird man wohl ohne Weiteres für un—⸗ zulänglich erklären, sie würde auch eben wieder nur eine Manifestation des alten Polizeistaates sein. Eine Genossenschaft, welche zugleich das Recht, die Pflicht und das Interesse hat, die Funktionen, welche sonst der Landespolizei oblagen, wahrzunehmen, bietet die denkbar größte Sicherheit und entspricht zugleich dem Prinzip der Selbstoerwaltung am voll— kommensten. Was in dieser Beziehung etwa im Einzelnen an dem in den „Grundzügen; entwickelten Plane zu bessern und zu ergänzen sein möchte, wird weiterer Prüfung vorbehalten bleiben. Aber wir würden es für ein verfehltes Beginnen erachten müssen, wenn man, was hier dargeboten wird, als überflüssig und unwirksam zurückweisen wollte. Am wenigsten darf man diese genossenschaftliche Organisation mit der sogenannten Organisation der Gesellschaft durch „kooperative

Verbände zusammerwerfen. Weil sie zu diesem Ideal gewisser Kreise wenig paßt, ist die Aufnahme des Planes von Seiten der konservativen Presse durchaus nicht enthusiastisch ausgefallen.

Die „Frankfurter Zeitung“ sagt:

Wir können den Motiven auch darin beistimmen, daß es im Begriffe der Genossenschaft liege, daß den Berufsgenossen hinsichtlich der Art und Weise, wie sie die ihnen obliegende gemeinsame Aufgabe lösen wollen, jede mit der öffentlich⸗rechtlichen Sicherstellung, der von der Genossenschaft zu erfüllenden allgemeinen sozialen Verpflichtung 8 verträgliche Freiheit der Entschließung gewährt werde. A gesehen davon, daß von einer Selbstverwaltung nur in einer Berufsgenossenschaft die Rede sein kann, abgesehen ferner davon, daß durch die breite Basis, welche die Genossenschaften durch die vorgeschlagene Organisation bekommen, die Erfüllung ihrer Auf— gabe eine rh Sicherung erfährt, gewinnt diese Organisation noch dadurch an Bedeutung, daß sie allein die Grundlage bilden kann für die weiteren sozialpolitischen Aufgaben, wie die Durchführung einer Invaliden⸗ und Altersversorgung, denen man über kurz oder lang doch einmal näher treten muß.“

Die Hamburger „Reform“ erklärt nach Geltendmachung einiger Bedenken:

Der Entwurf aber ist nichtsdestoweniger ein Fortschritt gegen seine Vorgänger, und es ist nicht unmöglich, daß er im Laufe der Berathungen im Plenum, namentlich aber in der Kommission, auch für die Liberalen annehmbar gemacht wird.“

Im „Hannoverschen Courier“ wird als Hoffnung ausgesprochen:

„Nimmt man Alles in Allem, so ist anzunehmen, daß sich die Schwierigkeiien, welche einer Verständigung noch im Wege stehen, werden überwinden lassen, so daß auch dieses Jahr einen weiteren 2 auf dem Wege der sozialen Reform zu verzeichnen haben wird.

Die „Nationalliberale Correspondenz“ schreibt:

„„Eine recht löbliche Neuerung ist in jüngster Zeit bei großen gesetzgeberischen Aufgaben Seitens der Reichsregierung insofern ein⸗ geführt worden, als die Entwürfe alsbald nach ihrer Feststellung, in dem einen Falle sogar schon nach Verständigung über die Grundzüge, noch ehe der Bundesrath sich mit den Vorlagen zu beschäftigen in der Lage war, der vollsten Oeffentlichkeit übergeben wurden. Dieses Verfahren ist z. B. bei dem neuen Aktiengesetzentwurf und jetzt auch bei der Unfall⸗ versicherungsvorlage beobachtet worden und wird ohne Zweifel sehr ersprießliche Früchte tragen. Auch die minder Erfahrenen, deren es ja naturgemäß bei so schwierigen, die mannigfachsten wirthschaftlichen, juristischen und technischen Kenntnisse erfordernden Gesetzvorlagen auch im Reichstage nicht wenige geben muß, sind auf diese Weise in der Lage, sich frühzeitig und gründlich mit dem Gegenstande nach verschiedenen Richtungen hin vertraut zu machen; das sachverständige Urtheil, die öffentliche Meinung einigen sich zeitig über gewisse Grundfragen, und es wird damit den Berathungen der gesetzgebenden Körperschaften in der erwünschtesten und fruchtbarsten Weise vorgearbeitet; es werden die Garantieen vergrößert, daß die Praxis des Lebens, die Stimmen der von den Gesetzen zunächst betroffenen Kreise zur gebührenden Gel⸗ tung kommen. Diese erfreuliche Erfahrung werden wir ohne Zweifel auch mit der Unfallversicherungsvorlage wieder machen. die in den nächsten Wochen und Monaten die öffentliche Presse und die industriellen Kreise aufs Lebhafteste beschäftigen wird. Der Reichstag wird auf diese Weise bei seinem demnächstigen Zusammentritt gleich an wohlvorbereitete Materien herantreten, bis zu einem gewissen Grad vielleicht schon den Boden der Verständigung vorfinden, und die eigentliche gesetzgeberische Arbeit wird sich um so rascher und erfolgreicher abwickeln können. Dieser Modus, den gesetz⸗ geberischen Körperschaften vorzuarbeiten und das Urtheil der Männer des praktischen Lebens bei der Vorbereitung wichtiger, in die wirth⸗ schaftlichen Verhältnisse tief eingreifender Gesetzentwürfe zur gehörigen Geltung kommen zu lassen, wird sich ohne Zweifel besser bewähren, als die Anhörung des Volkswirthschaftsraths.“

H„Der Deutsche Leinen⸗Industrielle“ sagt in seiner Umschau:

.Wenn wir heute von der Schwelle des neuen Jahres aus einen Rückblick auf das verflossene Jahr werfen, so müssen wir uns sagen, daß daffelbe für die verschiedenen Zweige der deutschen Leinenindustrie ein im Ganzen recht erfreuliches war. Die heimischen Etablissements durften sich durchweg noch einmal einer befriedigenden Prosperität er-= freuen, und Spindeln und Webstühle waren im Allgemeinen in lebhafter Thätigkeit. Wir haben schon an anderer Stelle im vergangenen Jahre darauf hingewiesen, daß wir nicht zu den Fanatikern gehören, welche die Fortdauer des wirthschaftlichen Aufschwunges, den die Unternehmungen der Flachs⸗ Hanf, Garn- und Jute-Branchen zu ver— zeichnen hatten, lediglich dem Arkanum der neuen deutschen Wirthschafts⸗ politik zuschreiben. Es ist unleugbar, daß in erster Linie die günstigen Ernten des Rohmatrials die Lage der heimischen Produktion vortheilhaft gestaltet haben; andererseits wäre es aber eine blinde Verkennung des wirthschaftlichen Kausalnexus, welcher zwischen dem Waarenabsaß auf dem vaterländischen Markte und der Zollpolitik des Reiches besteht, wollte man nicht dankbar gerade auch der letzteren bei dem Abschlusse der hinter uns liegenden Kalenderepoche gedenken und der Ueber zeugung Raum geben, daß seit dem Jahre 1878 sich Deutschland in Bezug auf diese Dinge wiederum auf richtigem Wege befindet.

Ist man unbefangen genug, das Wesen einer Sache in seiner praktischen Bedeutung zu erfassen, so wird man immer noch der lieben deutschen Nation die eine Kritik nicht ersparen können, daß sie trotz der handgreiflichsten Erfahrungen des wirklichen Lebens und der Wirthschaftsgeschichte aller bekannten Kulturvölker, in Folge ihrer etwas gar starken Neigung zum Idealismus, sich immer noch nicht vollständig von dem Einfluß jener Schlagwörter frei zu machen gewußt hat, welche die in Wahrheit nur kleine, aber mit desto geräuschvolleren Rodomontaden sich breit machende Manchester⸗ partei zu lanciren verstand. Es klebt immer noch etwas von der alten Phrase, daß der Schutzzoll der ärgste Todfeind aller liberalen Prinzipien sei, wenngleich John Bull ebensogut, wie sein jüngerer Bruder Jonathan und ebenso Frankreich uns zur Evi⸗ denz gezeigt haben, daß dieser allerdings unendlich wichtige Punkt der Handelspolitik eines Staates mit der politischen Freiheit in absolut keiner direkten Beziehung steht, daß vielmehr die richtige Anwendung eines rechtzeifigen und wirksam bemessenen Schutzzolles nur ein deutliches Zeugniß ablegt von dem größeren oder geringeren Verständniß für eine Wirkung der nationalen Handelspolitik. Bekennen wir es offen, daß wir unserem großen Kanzler und den von ihm inspirirten Faktoren der deutschen Legislative, die den neuen Zolltarif geschaffen und nunmehr auch nach anderen Richtungen den Ausbau unserer wirthschaftlichen Gesetzgebung zu fördern bestrebt sind, das beste Zeugniß in dieser Beziehung aus—⸗ zustellen haben. Ist doch die von freihändlerischem Dok trinarismus phrophezeite Vertheuerung der Lebensbedürfnisse des Volkes ebensowenig eingetreten, als die mit so vor— lauter Emphase angekündigte Schmälerung unserer Exportfähigkeit. Wer klar denken kann und gerecht urtheilen will, kann nur das absolute Fiasko aller manchesterlichen Behauptungen konstatiren und wird dieses Fiasko nicht zum mindesten besiegelt durch die erfreuliche Hebung der qualitativen Leistungen der deutschen Industrie, welche seit der neuen Aera unserer Wirthschaftspolitik gezeitigt worden sind, so zwar, daß die deutsche Waare sich auf dem Weltmarkte eine seit Dezennien nicht erreichte Position erobert hat. . . .

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 2. In⸗ halt: Zoll! und Steuerwesen: Befugnisse von Zoll⸗ und Steuer⸗ stellen. Konsulat⸗Wesen: Exequatur⸗Ertheilung Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende Dezember 1883. Polizei= wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Teichstags⸗ Angelegenheiten.

Habelschwerdt, 12. Januar. (W. T. B.) Der Reichs⸗ tags⸗ und Landtagsabgeordnete Robert von Ludwig ist heute Mittag auf seinem Gute Neu⸗Waltersdorf gestorben.

Statistische Nachrichten.

Der zweite vom Kaiserlichen Statistischen Amte kürzlich heraus gegebene Theil der Bearbeitung der Volkszählung im Deutschen Reiche vom 1. Dezember 1889 enthält Angaben über Alter und Ge— schlecht, Familienstand, Geburtsort und Religionsbekenntniß der Be⸗ völkerung. Bezüglich des Alters weist die letzte Zählung einige Ab⸗ weichungen von den Ergebnissen der früheren Zählungen auf, die sich im Wesentlichen damit erklären, daß in den Jahren 1872 —77 die Geburtenzahl eine besonders hohe war, wodurch nun verhältnißmäßig die jüngeren Altersklassen stärker, die älteren schwächer besetzt er⸗ scheinen. Bildet man aus den einzelnen Altersklassen drei große Gruppen, so zeigen sich diese Verschiebungen folgendermaßen:

Unter 1009 der Bevölkerung kamen

auf die Gruppe

der Kinder der Personen im der Personen im

von Alter von 15 bis Alter von 70 und unter 15 Jahren 70 Jahren mehr Jahren im Jahre 1871. 345 630 25 1875. 348 626 26 J 366 sg 25 Dem Familienstande nach gab es unter 1000 Einwohnern 600 Ledige, 340 Verheirathete, 58,4 Verwittwete und 1,34 Geschiedene. Bei Unterscheidung des Geschlechts zählt man unter 1000 männlichen Einwohnern 620 Ledige, 346 Verheirathete, 33 Verwittwete und circa Geschiedenen, unter 1090 weiblichen Einwohneru 581 Ledige, 334 Verheirathe, 83 Verwittwete und circa 2 Geschiedene. Nach dem Religionsbekenntnisse ist die Gruppirung der Bevölkerung nahezu dieselbe geblieben wie vor 10 Jahren. Im Deutschen Reiche leben: 28 331 152 Protestanten, 16232 651 Katholiken, 78051 sonstige Christen und 561 612 Ifraeliten, d. h. in Pro—⸗ zenten der Bevölkerung 62,6 Protestanten, 35,9 0 so Katholiken, 0,17 00 sonstige Christen und 1,24 9,0 Israeliten, während im Jahre 1871 gezählt worden waren 62,3 0,9 Protestanten, 36, 20/0 Katholiken, 0,20 oυν sonstige Christen und 1,25 Go Israeliten. Auf eine Abnahme der Anzahl der „sonstigen Christen“ ist hieraus aber nicht zu schließen, da die Trennung derselben von den Protestanten und Katholiken bei der letzten Zählung nach bestimmteren Grundsätzen erfolgen konnte, als es bei derjenigen von 1871 möglich war. 1875 blieb das Re— ligionsbekenntniß in den Reichsübersichten unberücksichtigt.

Zu der Zeitungs-⸗Preisliste für das Jahr 1884 (s. Nr. 3 des „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeigers“) sind seit der Veröffentlichung derselben bereits 4 Nachträge erschienen. Dieselben, ebenso angeordnet, wie die Preisliste, bringen in der 1. Abtheilung 1) die (157) neu hinzutretenden Zeitungen, Zeitschriften u. s. w. in deutscher Sprache; 2) die Veränderungen bei (191) schon aufgenommenen Zeitungen u. s. w. in deutscher Sprache; 3) die (86) zu löschenden Zeitungen u. s. w. in deutscher Sprache; in der 2. Abtheilung aber I) die (37) neu hinzutretenden Zei⸗ tungen u. s. w. in fremden Sprachen; 2) die Veränderungen bei (125) schon aufgenommenen Zeitungen u. s. w. in frem⸗ den Sprachen; 3) (12) zu löschende Zeitungen u. s. w. in fremden Sprachen. Aus diesen Nachträgen geht hervor, daß seit der Ausgabe der letzten Preisliste 157 neue deutsche Blätter für das Jahr 1884 angemeldet und eingetragen worden sind, während von den am 10. Dezember v. J. noch als bestehend aufge— führten 5731 deutschen Blättern 86 ihre Existenz aufgegeben haben. Es bestehen somit gegenwärtig 5802 deutsche Blätter, es hat demnach selt dem 10. Dezember eine Zunahme von 71 deutschen Blättern stattgefunden. In Berlin entstanden seit der Ausgabe der letzten Preisliste im Ganzen 18 neue Blätter, während dagegen 10 Blätter zu erscheinen aufhörten, es bleibt also auch für Berlin seit dem 10. Dezember eine Zunahme von 8 Blättern. Auch die in fremden Sprachen abgefaßten Blätter haben sich, da zwar 12 solche Blätter eingegangen, dagegen aber 37 neue Blätter in fremden Sprachen ent⸗ standen sind, im Ganzen um 25 vermehrt. Die Zahl der in fremden Sprachen verfaßten Blätter, die 1384 zum Vertriebe gelangen, beträgt mithin im Ganzen 2961. Von den ins Leben gerufenen neuen Blättern sind 13 französische, 19 englische, 5 dänische, 3 polnische, 1 russisches, Uungarisches, 1 spanisches, 1 lithauisches, während dagegen eingingen 3 französische, 3 dänische, 2 englische, 2 russische, 1 polnisches und Llithauisches.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi⸗ renden auf der Königlichen Universität zu Greifswald im Winter⸗Semester 188384. Im Sommer⸗Semester 1883 sind immatrikulirt gewesen laut Personalverzeichniß 741, nach Auf⸗ stellung dieses Verzeichnisses wurden noch immatrikulirt 1, zu⸗ sammen 742; davon sind abgegangen 241, es sind demnach ge⸗ blieben 501; dazu sind in diesem Semester gekommen 224, die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 725. Die theologische Fakultät zählt: Preußen 133, Nicht⸗ preußen 11, zusammen 144. Die juristische Fakultät zählt: Preußen 46, Nichtpreußen 1, zusammen 47. Die medizinische Fakultät zählt: Preußen 356, Nichtpreußen 23, zusammen 379. Die philosophische Fakultat zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 126, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 3 der Vorschriften für die Studirenden der Landes⸗Universitäten vom 1. Oktober 1879 12, c. Nichtpreußen 17, zusammen 155. Außer diesen immatrikulir⸗ ten Studirenden besuchen die hiesige Universität mit Genehmigung des z. Rektors als nur zum Hören der Vorlesungen berechtigt 7. Es nehmen mithin an den Vorlesungen Theil 732.

Veterinärwesen.

Durch Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz— Kollegium s, vom 2. d. M., ist angeordnet worden, daß während des Jahres 1884) die Einfuhr von wiederkäuenden Thieren und Pferden nach Schweden auf dem Seewege nur in fol— genden Städten stattfinden darf:

, n. Karlskrona, Strömstad, efle, Kongsbacka, Sundsvall, Gothenburg, Landskrona, Söderhamn, Lulen, Södertelje, Daparanda, Malmö, Uddevalla,

Helsingborg, Norrköping, Umen,

Hernösand, Norrtelje, Varberg,

Hudiksvall, Nyköping, Vestervik,

Kalmar Piten, Visby und

Karlshamn, Skellefte n, Istad. Stockholm,

Gewerbe und Handel.

Die Finanzen der Vereinigten Staaten und Deutschlands Ausfuhr dahin. (D. volksw. Corr.) Der neueste Jahresbericht des Finanz⸗Ministers der Vereinigten Staaten über das Finanzjahr 1. Juli 1882/83 läßt die Finanzen dieses Staaten⸗ bundes wieder in dem günstigsten Lichte erscheinen. Während sich die Summe der Einnahmen im genannten Finanzjahre auf 398 287 582 Doll. belaufen hat, betrugen die Ausgaben 265 408 138 Doll., was einen Ueberschuß von 132 879 444 Doll. ergiebt.

Die wichtigsten Einnahmequellen repräsentiren im Finanzjahre

1882,83 die folgenden Gegenstände: 1 214 706 497 Doll. . 144 720 369 . Steuern auf Cirkulation und Depositen der

National⸗Banken . w 9111099

7955 864 4 460 205

Verkauf öffentlicher Landereien Gewinn durch Prägung

) efr. R. Anz. 1883 Nr. 10 und 24.

z 322 362 Doll. 1975 335. 1835534

Konsulargebühren, Patente ꝛcc... Einkünfte aus dem Destrikt Columbia. Japanischer Indemnitäte fonds Rückzablung von Zinsen von den Pacific ⸗Eisen⸗

ee . 1556 867 Von dem Amortisationsfonds der Pacific⸗Eisen⸗

J

Im Vergleich mit dem vorhergehenden Fiskaljabre haben die Einnahmen des letzten eine Abnahme um 15 172048 Doll. gezeigt; diese Abnahme vertheilt sich auf die Zollrevenüen mit 5 704233 Doll. BinnensteuerRevenüen mit 1777 236 Doll, direkte Taxen mit 51 285 Doll. Angio und Zinsen an Bankiers in London mit 3 [73 Doll., Verkauf von Schulgebäuden im Distrikt Columbia mit A175 Doll., Verkauf von Eisenbahnmaterial mit 95 000 Doll., Verkauf von Artilleriematerial mit 247 112 Doll. u. A.

Dank der Zollschutzpolitik, welcher die Vereinigten Staaten ihren großen Aufschwung in erster Linie zu verdanken haben, bilden die Einfuhrzölle die bei Weitem wichtigste Einnahmequelle derselben; die Einnahme aus diesen Zöllen machte im letzten Fiskaljahre allein 54 0/9 aller Staatseinnahmen aus; während dieselbe im vorhergehen⸗ den Fiskaljahre 220 410 730 Doll. betragen hatte, ist sie im letzten Fiskaljahre um 5 704 233 Doll. zurückgegangen. Der Import von zollpflichtigen Waaren nahm um 11575 583 Doll., derjenige der zoll⸗ freien Waaren um 3 8098 692 Doll, ab. Die Zolleinnahmen beliefen sich im letzten Fiskaljahre im Hafen von New Jork allein auf 147082 333 Doll. oder 66,7 ocso aller Zolleinnahmen, wahrend der Rest in den anderen Häfen zusammen eingenommen wurde.

Die wichtigsten Einnahmequellen fuͤr die Zollverwaltung der Vereinigten Staaten bildeten in den beiden letzten Fiskaljahren fol⸗ gende Waarenartikel:

Zolleinnahme im Fiskaljahre

1881, 82 1882/83

Doll. Doll.

. 49 20 279 46172378 Wolle und Wollfabrikate 29253 016 32 320 893 Seidenfabrikate .. . . 22 633 137 19 654 946 Eisen, Stahl, Fabrikate daraus 24 175 547 16590 504 Baumwollenwaaren 12227 1093 12234371 Weine, Spirituosen, Liqueure . 6771 483 12 308 307

Während die Einnahmen aus den Einfuhrzöllen auf Zucker und Melasse, auf Seidenfabrikate und auf Eisen und Stahl hiernach im letzten Fiskaljahre eine Abnabme erfahren haben, ist diejenige aus den übrigen genannten Waarenartikeln gestiegen, und zwar hat sich die Zolleinnahme aus Weinen und Spirituosen im letzten Fiskal⸗ jahre fast verdoppelt.

Deutschland ist an der Einfuhr der eben genannten Waaren artikel nach den Vereinigten Staaten in hervorragender Weise be⸗ theiligt, und zwar ist der Export Deutschlands dorthin in mehreren Artikeln während des letzten Fiskaljahres recht beträchtlich ge⸗ stiegen, wogegen er leider in Bezug auf Eisenwaaren eine empfindliche Abnahme gezeigt hat. Der Gesammtexport deutscher Waaren nach Nord-Amerika belief sich im letzten Fiskaljahre auf 57 377 728 Doll., während er im Vorjahre 56 318 542 Doll. betragen hatte, derselbe ist also um 1 059 186 Doll. gestiegen. Eine sehr er⸗ freuliche Zunahme hat die Ausfuhr Deutschlands nach den Vereinigten Staaten, namentlich in Bezug auf die Textilprodukte gezeigt, hierzu kommt ferner diejenige von Häuten und Fellen, Chemikalien, Instru⸗ menten, Leder, während die Ausfuhr von Seidenwaaren, Handschuhen, Tuchen, Galanteriewaaren nach der nordamerikanischen Union im letzten Fiskaljahre abgenommen hat.

In welcher Weise sich die Ausfuhr der erstgenannten Gegen⸗ stände nach den Vereinigten Staaten im letzten Fiskaljahre vermehrt hat, mag man aus folgenden Angaben ersehen.

Es betrug der Werth der Ausfuhr Deutschlands nach den Ver— einigten Staaten:

Zucker und Melasse

im Fiskaljahre für 1881 / 82 1882/83

Strumpfwaaren . 5560 639 Doll. 6 325 928 Doll. Baumwollenfabrikate. 2006135 , 22565190 , Wollene Kleiderstoffe 1365 524 1414478 Häute und Felle 991 639 1046908 Chemikalien. 1543696 1686530 Instrumente 1062190 1156000

Leher aller At. 1104900 ,

Dagegen hat von den Textilprodukten namentlich die Ausfuhr von Seidenwaaren in den beiden letzten Fiskaljahren von 5 142 403 Doll. auf 4287109 Doll. abgenommen und diejenige von Tuchen ist von 2646 770 Doll. auf 2596 748 Doll. zurückgegangen.

Die Ausfuhr von deutschen Eisenschienen nach Nordamerika hat ganz aufgehört, diejenige von Stahlschienen hat sich um 107 000 Doll. reduzirt, und auch die Ausfuhr deutschen Stahls hat im letzten Fiskaljahre um 340 000 Doll. abgenommen.

Das Central⸗Bureau für den Weltverkehr von Brasch u. Rothenstein, Berlin W., Friedrichstraße 78, veröffentlicht seinen Prospekt und die Schiffeliste für Januar, Februar, März 1884. Das Inhaltsverzeichniß weist zunächst einen Prospekt auf, worin das Publikum aufmerksam gemacht wird auf das Informationsbureau des Etablissements, welches allen Fremden zur unentgeltlichen Ver— fügung steht. Dasselbe enthält Lesezimmer und Bibliothek über alle Reiseangelegenheiten, ertheilt Auskunft über Verkehrs⸗ und Berliner Platzverhältnisse, verkauft Billete für fast alle überseeischen Linien, ertheilt Auskunft über Eisenbahn⸗ und Dampferverbindungen, bewahrt Briefe und Telegramme für Reisende auf, und führt ein Register aller Fremden, welche Berlin besuchen. Es besteht ferner eine Speditions⸗Abtheilung, wohin das reisende Privatpublikum sein Ge⸗ päck adressiren kann und wo es entweder aufbewahrt oder weiter versandt wird. Eine Telegraphenleitung erleichtert den Ver⸗ kehr mit Speditionsanstalten, und die Bankkasse befriedigt alle Anforderungen des Publikums. Der Inhalt weist ferner auf: ein Verzeichniß der ausliegenden Journale und einen Parceltarif für Amerika, Australien, Asien, Afrika, und eine Schiffslifte, welche die bekanntesten Dampfschiffahrtsverkehre umfaßt, endlich eine Liste der Korrespondenten. Das gemeinnützige und thätige Institut sei der Aufmerksamkeit des reisenden Publikums empfohlen.

Nürnberg, 12. Januar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Der Markt ist unverändert sehr fest. Gestern wurden cg. 20), heute gegen 300 Ballen verkauft. Die Preise waren heute theilweise einige Mark höher. Der Lagerbestand wird fortgesetzt kleiner, da die Zufuhren stetig wesentlich hinter den Umsätzen zurückbleiben. Die Notirungen lauten: Württemberger prima 183 185 , mittel 165 175 M, Hallertauer prima 183 - 185 6, mittel 165 —— 175 4, Polen prima i83— 185 M, mittel 165 —175 S6, Elsässer prima I1I70— 175 M, mittel 160— 170 S, Gebirgshopfen 175— 183 , Marktwaare 160-175 46, Aischgründer 160 180 46 .

Glasgow, 12. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 587 200 Tons, gegen 605 200 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 100 gegen 1069 im vorigen Jahre. .

Washington, 12. Januar. (W. T. B.) Schatzsekretär Folger macht die Einberufung von 10 Millionen Dollars 3 proz. Bonds, welche am 15. März zahlbar sind, bekannt.

Vew⸗Jork,. 12. Januar. (W. T. B.) Coleman u. Co. und Fuller u. Co.,, bedeutende Getreidefirmen hierselbst, baben ihre Zahlungen eingestellt. Am hiesigen Getreidemarkt herrscht in Folge dessen große Aufregung. Auch von Chicago wird das Fallissement eines kleinen Getreidekommissionshauses angemeldet.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 12. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer Frisia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ Aktiengesellschaft ist heute Vormittag 11 Uhr in New⸗JYork eingetroffen und der Postdampfer „Wieland“ derselben Ge⸗ sellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Nachmittag 4 Uhr die

Triest, 13. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Argo“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen NUeberlandpost heute Mit⸗ tag aus Alexandrien hier eingetroffen.

Berlin, 14. Januar 1884

Kon sulatsberichte.

. Uebersicht der Getreidepreise pro Monat Dezember 1883.

Kowno, den 8. Januar 1884/27. Dezember 1883. Pro Pud 16,68 kg zum Course von 204 S6 pro 100 Rubel.

A. Kowno.

1I) Weizen 1 Rb. 40 Kop.

2) Roggen „90 bis Rb. 9g5 Kop. 3 Gerste 1 . . 80 2 4 Erbsen 90

5) Hafer „75

1) Weizen 1 Rb. 40 Kop bis 1 Rb. 65 Kop. 2) Roggen . 3) Gerste . 4 Echbsen 1

5) Hafer

I) Weizen 1 Rb. 30 Kop. bis 1 Rb. 35 Kop. 2) Roggen „90 J 3) Gerste 4

4 Erbsen =

5) Hafer

1 I 11

11111

M 2,65 = 2,75. „I1.84 - 194. „I, 63 - 1.865. 173 1.84. , 1.53 = 1,59.

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Nachtrag zu den Mittheilungen über den gegenwärtigen

Stand der Saaten ꝛ4. in der preußischen Mo narchie.

Provinz Ostpreußen. Reg. Bez. Königsberg: In Folge der lange an⸗ dauernden milden Witterung haben sich die Wintersaaten meistens günstig entwickelt. In Gegenden mit besonders schwerem Boden ist die Herbstbestellung durch die außerordentliche Nässe der Monate August und September sehr verzögert.

Die Weiden haben im vergangenen Herbst in Folge der

gelinden Witterung sehr lange benutzt werden können.

Provinz Brandenburg.

Reg. Bez. Potsdam: Die Bestellung der Wintersaaten ist bei dem anhaltend trockenen Wetter im September rasch und günstig von Statten gegangen. Die milde und feuchte Herbstwitterung hat das Wachsthum sämmtlicher Wintersaaten sehr gefördert, so daß sich dieselben gut bestockt haben und die Aussicht auf eine günstige Ernte bieten.

Die im vorigen Jahre herrschende Mäuseplage kann als fast gänzlich erloschen angesehen werden.

Reg. Bez. Frankfurt: In Folge der unter günstigen Witterungsverhältnissen rechtzeitig beendeten Herbstbestellung und des anhaltend milden Wetters ist der Stand der Winter⸗ saaten durchweg ein guter, zumal die Felder vom Mäusefraß verschont blieben.

Der Frühjahrsbestellung ist in uinfassendster Weise vor⸗ gearbeitet.

Provinz Pommern.

Reg. Bez. Cöslin: Die Winterbestellung ist in dem schweren Boden der Küstendistrikte durch Nässe erschwert und konnte nur mit Unterbrechungen, theilweise verspätet, bewirkt werden. Sonst ist sie rechtzeitig erfolgt und der Stand der Wintersaaten im Ganzen befriedigend, zum Theil sogar ein üppiger.

Das bisherige sehr milde Wetter hat das Auftreten der Mäuse und Schnecken gefördert, der dadurch angerichtete Schaden wird aber durch die stärkere Bestockung ziemlich aus⸗ geglichen.

Die Preise der landwirthschaftlichen Produkte sind mittlere, die Viehpreise sind gefallen.

Reg. Bez. Stralsund: Die Wintersaaten sind überall rechtzeitig bestellt und meist recht gut bestanden. Der n steht stellenweise sogar ungewöhnlich üppig und räftig.

Än einzelnen Stellen findet sich Mäusefraß, doch läßt der gute Stand des Winterkorns hoffen, daß die angerichteten Verwüstungen ausheilen werden.

Die Korn- und Fettviehpreise sind niedrig.

Provinz Schlesien.

Reg. Bez. Oppeln: Die im Allgemeinen milde, schnee⸗ und frostfreie Herbstwitterung gestattete die rechtzeitige Aussaat der Winterung sowie eine gute Vorbereitung der Felder für die Frühjahrsbestellung.

Die Wintersaaten einschließlich des Rapses stehen durch⸗ weg schön und kräftig und haben den bisherigen Wechsel der Witterung so gut überstanden, daß sie, wenn der Winter oder das Frühjahr sich nicht noch besonders ungünstig gestaltet, zu guten Erwartungen berechtigen.

Reg. Bez. Liegnitz: Der Stand der Wintersaaten ist im Allgemeinen ein günstiger, zu guten Erwartungen berech⸗ tigender.

Auch für die Vorbereitung der Aecker für die Frühjahrs⸗ einsaat war die herrschende Witterung günstig.

Provinz Sachsen.

Reg. Bez. Magdeburg: Die Herbstbestellung ist bei den ihr so besonders günstigen Verhältnissen überall leicht zu Ende geführt. Ebenso ist auch die Vorbereitung der Früh⸗ jahrsbestellung sehr gut von Statten gegangen.

Der Stand der Wintersaaten ist bis jetzt ein außer⸗ ordentlich günstiger. Roggen und Weizen gewähren durchweg einen vielverheißenden Anblick.

Reg. Bez. Erfurt: Die Bestellung der Aecker mit Wintersaat ist, von guter Witterung begünstigt, rasch von Statten gegangen und haben sich die Saaten in Folge der andauernd milden Temperatur so rasch entwickelt, daß die Saatfelder in ihrem jetzigen Stande zu guten Hoffnungen berechtigen.

Stellenweise haben die Saaten durch Mäuse⸗ und Schnecken⸗ fraß etwas gelitten.

Provinz Hannover. ;

Landdr. Bez. Hannover: Der Verlauf der Winter⸗ bestellung war im Ganzen günstig; letztere sowohl als die Ackerarbeiten zur Vorbereitung der Bestellung für die Sommer⸗

Seilly⸗Inseln passirt.

frucht haben in günstiger Weise geschafft werden können.