1884 / 12 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jan 1884 18:00:01 GMT) scan diff

worden, obschon von Seiten der Liberalen und der kapitalistischen Presse jetzt Klage darüber geführt werde, daß die Rente aus dem Grundbesitz freigelassen werden solle. Allein er müsse sagen, daß der Zweck der Ausgleichung nur sehr unvollkommen erreicht sei. Es mache im Lande einen bedenklichen Eindruck, wenn hier so oft betont werde, wie schlecht es den armen Klassensteuerzahlern gehe, während man nicht daran denke, die besser situirten Klassen ernstlich zur Steuer heranzuziehen. Der Ertrag der Kapitalrentenstener folle ver— wendet werden zu einer Aufhebung der dritten und vierten Klassensteuerstufe. Da müsse er sagen, daß in diesen Klassen sehr viele Steuerzahler seien, welche die Steuern viel eher zu zahlen im Stande seien, als Censiten der höheren Klassen⸗ steuerstufen. Ueberdies sei nicht klar gelegt, ob die Steuer— exekutionen nicht mehr durch die Kommunalsteuern als durch die Staatssteuern veranlaßt seien. Erinnern wolle er auch daran, daß unter den von der Klassensteuer Befreiten bereits jetz; große Unzufriedenheit darüber entstanden sei, daß sie nicht in gleicher Weise von den Kommunalabgaben befreit seien. Auch die Befürchtung könne er nicht verhehlen, daß mit der imaginären Steuerveranlagung für weite Schichten unserer Bevölkerung auch das Wahlrecht derselben sich immer imaginärer gestalten werde. Schließlich bat Redner, die Vorlage einer Kommission von 21 Mitgliedern zur Vor⸗ berathung zu überweisen.

Der Abg. von Rauchhaupt begrüßte die beiden Vorlagen mit Freuden, da sie einen Gedanken verwirklichten, für welchen seine Partei immer eingetreten sei. Es sei eine Forderung der Gerechtigkeit, daß die Steuer abhängig gemacht werde von der Leistungsfähigkeit, und eine Reform des jetzigen Steuersystems sei um so mehr geboten, als das Pro— duktionssystem sich mehr und mehr nach der kapitalistischen Seite verschoben habe. Es sei dringend geboten, daß mehr denn bisher bei der Heranziehung zu den Steuern die individuellen Verhältnisse der Steuerzahler in Be— tracht gezogen würden. Der Umstand, daß durch das Steuergesetz zweijährige Steuerperioden eingeführt würden, würde von den Ortschulzen insbesondere mit großen Freuden begrüßt werden. Auch den Gedanken einer Kapikal— Rentensteuer habe seine Partei seit langer Zeit verfolgt. Bei der Macht, zu welcher das Kapital in der jetzigen Zeit herangewachsen sei, müͤsse er den Muth anerkennen, welchen die Regie⸗ rung bei der Einbringung dieser Vorlage an den Tag gelegt habe. Daß von den Renten die Schulden nicht abgezogen werden sollten, halte er für einen richtigen Gedanken. Auch bei der Grund- und Gebäude— steuer würden etwaige Schulden nicht berücksichtigt, die auf den Gebäuden und Grundstücken hafteten. In Bezug auf die Heranziehung der Aktiengesellschaften zu dieser Steuer würden sich vielleicht einige Milderungen empfehlen. Gegen die Bestimmungen über Befreiung von der Kapital⸗ rentensteuer wolle er nicht sprechen; man werde vielleicht aber Veranlassung nehmen gleiche Vergünstigungen für die Renten aus Grundbesitz und Gebäuden zu erzielen. Redner sprach sodann die Hoffnung aus, daß in der Kommission sich recht wohl eine Verständigung über eine Vor— lage erzielen lassen werde, die, weil sie eine gesunde Steuer— reform bezwecke, vom Volke verlangt werde.

Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg. Richter (Hagen) das Wort.

Eine Beschimpfung Luthers ist nach einem Ur— theil des Reichsgerichts, 111. Strafsenats, vom 5. November v. J, nur dann als eine Beschimpfung der lutherischen Kirche zu bestrafen, wenn der Beschimpfende beabsichtigt hat, Luther als Vertreter der lutherischen Kirche hinzustellen und in die Persönliche Beschimpfung einen Angriff gegen die lutherische Kirche als solche einzukleiden.

—. Nach Mittheilungen aus Schweden hat die Klara— Gemeinde in Stockholm eine Submission auf den inneren Eisenaufbau für eine große und vier kleinere Thurmspitzen bis zum 15. Februar d. J, Mittags 12 Uhr, ausgeschrieben. Angebote, welche an die Baukommission (Bnggnadskommitterade) zu richten sind und Herstellung wie Aufsetzung der Thurmspitzen zu umfassen haben, können an den Architekten Dahl in Stockholm (Malmskillnadsgatan Nr, 19 B.) gesendet werden, in dessen Amtszimmer auch die Zeichnungen ꝛc. einzusehen sind. Die näheren Bedingungen werden demnächst in der Expedition des Reichs-Anzeigers, (Berlin, Wilhelmstr. 32) zur Kenntnißnahme ausgelegt werden.

„Nach der im Reich s⸗-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweiß ung über die im Monat Novemher 1883 auf deutschen Bahnen (aus— schließlich der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 44 größeren Bahnen beziehungs⸗ weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 30 573,85 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 12846 Courier⸗ und Schnellzüge, 101 357 Personenzüge, 57 375 gemischte Züge und 191 638 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 1972 Courier⸗, Schnell Personen⸗ und gemischte Züge und 31 354 Güter⸗, Materialien und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 28 197 938 Achskilometer bewegt, von denen 199 838 g22 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten Von den 172 179 fahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen im Ganzen 1457 oder 0,85 pCt., (gegen 182 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1j, 6 pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 471 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 986 Verspaͤtungen (= O67 pCt.) zur Last fallen (gegen 0, 69 pCt. im Vormonatz. In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 161 230 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen— beförderung 1648, oder 1,02 pCt., mithin 45 pCt. mehr. In Folge der Verspätungen wurden 570 Anschlüsse versäumt (gegen 729 in demselben Monat des Vorjahres und 5i4 im Vor— monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nach den auf je eine Anschlußversäumniß entfallenden Zugverspätun⸗ gen vorgenommen, so kommen in erster Reihe die Stargard⸗ Cüstriner Eisenbahn (8 Anschluß⸗Versäumnisse auf 5 Ver⸗ spätungen mit O, s3, die Berlin⸗Hamburger Eisenbahn (5 An— schluß-Versäumnisse auf 4 Verspätungen) mit 6,89, die , , Eisenbahn (1 Anschluß⸗Ver⸗ säumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Marienburg⸗ Mlawkaer Eisenbahn (2 Anschluß⸗Versäumnisse auf 2 Ver⸗ spätungen) mit 16,60, während die Oberschlesische Eisenbahn (1 Anschluß⸗Versäumnisse auf 54 Verspätungen) mit 4,91,

auf 20 Verspätungen) mit 6,567, der Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direltion zu Cöln (rechlsrheinische) ( Anschluß⸗ Versäumnisse auf 85 Verspätungen) mit 12,14 die letzten Stellen einnehmen und auf 11 Eisenbahnen 47 Verspätungen

Verspätungen noch Anschluß⸗Versäumnisse vorgekommen sind.

Dem Nestor der Stolze'schen Stenographie, Herrn C. Kreßler, zweitem Vorsteher des stenographischen Bureau im Abgeordnetenhause, welcher seit dem Jahre 1842, wo er Stolze, welcher an der Lebensfähigkeit seines Werkes bereits verzweifelt hatte, aufsuchte und ihm in der polytech— nischen Gesellschaft einen fruchtbaren Boden und kräf⸗ tige. Unterstützung sür seine Erfindung verschaffte, in uneigennützigster und liebevollster Ausdauer bis heute sein ganzes Leben der Verbreitung dieser segensreichen Erfindung gewidmet hat, wurde am Sonntag Vormittag i0 Uhr im Abgeordnetenhause von seinen Verehrern gelegent⸗ lich der Vollendung seines achtzigsten Lebensjahres in feierlicher Weise eine Ehrengabe überreicht, die aus einem ebenso sinnig als schön ausgeführten, nicht nur für den Jubilar selbst, sondern auch für die Geschichte der Stolze ' schen Stenographie hochinteressanten Gedenkwerk besteht. Auf einen Aufruf der Herren Dr. Stolze und Loepert haben weit über hundert Anhänger der Stolze'schen Kunst ein prachtvoll in Ledermosaik ausgeführtes Album gestiftet, in welchem die Photographien und eine kurze Schilderung der stenographischen Wirksamkeit jedes Einzelnen enthalten sind. Die Gratulanten, unter welchen mehrere hochgestellte Personen bemerkt wurden, vereinigten sich in dem Wunsche, daß der Jubilar zum Segen der Stolze'schen Schule noch lange zu wirken im Stande sein, und daß es der Stolze'schen Künst nie an Vertretern fehlen möge, die gleich ihm, dem „Idealstenographen“, in fried— liebender Weise ihr ganzes Können für die Verbreitung dieser Kunst einsetzen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Klau, Müller, Dr. Neumann und Hr. Wyder in Berlin, Dr. Beutlich in Massow und Dr. Buttermann in Garz a. O.

Bayern. München, 15. Januar. (W. T. B.) Der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer hat bei seiner gestrigen Berathung des Kultusetats den Antrag des Referenten Rittler auf möglichste Wiedereinführung des konfessionellen Geschichtsunterrichts an den huma⸗ nistischen Gymnasien durch Stichenischeidung des Vorsitzenden angenommen.

Baden. Karlsruhe, 11. Januar. (Karlsr. Ztg.) In der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer stand auf der Tages— ordnung die Berathung und Beschlußfassung über die geschäft⸗ liche Behandlung der von der Großherzoglichen Regierung mitgetheilten Erhebungen über die Lage der Land“ wirthschaft, eventuell der Wahl einer Kommission behufs der Berichterstattung hierüber. Der Staats-Minister Turban hatte, um dem Beschlusse des Hauses nicht vor⸗ zugreifen, die Annahme des Antrages auf Bildung einer Kom— mission von 9 Mitgliedern zur Verwerthung der Erhebungen über die Lage der Landwirthschast abgewartet. Er machte dem Hause die Mittheilung, daß die Großherzogliche Regierung auch ihrer— seits der am Schlusse der Erhebungsergebnisse angedeuteten Aufgabe, das Enquekewerk praktisch fruchtbar zu machen, be⸗ reits näher getreten Ki. Diese Aufgabe sei indessen eine fo umfassende und schwierige, daß zur Bewältigung derselben der gewöhnliche geschäftliche Apparat der Ministerien nicht aus— reiche. Die Chefs der letzteren hatten sich deshalb unter allerhöchster Zustimmung dahin verständigt, daß bei dem Mi— nisterium des Innern eine größere Kommission gebildet wer⸗ den solle, welche eigens damit zu betrauen sei, die ver— schiedenen Vorschläge, welche auf Grund des Erhebungs⸗ materials schon gemacht seien und etwa noch weiter sich er— geben würden, einer zunächst mehr begutachtenden Berathung zu unterziehen. Die Kommission werde aus je 1 oder 2 Mitgliedern der Ministerien unter Hinzutritt der Ver— treter der landwirthschastlichen Centralstelle und einer größern Zahl von dem Ministerium zu berufender sonstiger Perfönlich— keiten zu bestehen haben; im Ganzen werde die Zahl 20 nicht überschritten werden dürfen. Dabei würde es für die Groß⸗ herzogliche Regierung von großem Werthe sein, in der letzt— erwähnten Gruppe auch eine Anzahl solcher Männer mitwirken zu sehen, welche mit der Eigenschaft als Sachverständige noch die weitere vereinigten, Mitglieder der Landesvertretung zu sein. Um in dieser Beziehung den Kammern, welche ja an sich verfassungsmäßig nicht berufen seien, in ein von der Staats— regierung zu schaffendes öffentliches Organ Mitglieder zu ent— senden, so viel als thunlich entgegenzukommen, werde das Ministerium des Innern an die Präsidien beider Häuser des Landtags das Ersuchen richten, eine bestimmte ÄAUnzahl von Personen, welche Mitglieder der betreffenden Kammer seien, vorzuschlagen, worauf an die Vorgeschlagenen die Einladung zur Theilnahme an der fraglichen Kommission ergehen werde. Die Großherzogliche Regierung glaube, auf diese Weise die ihr aus den Ergebnissen der Enquete erwachsene Aufgabe am ehesten befriedigend lösen zu können. Der Zusammentritt der Kommission werde übrigens bis zum Schlusse des Landtags ver— schoben werden müssen, weil durch die umfassenden Aufgaben des letzteren die Regierungsvertreter bereits in einem Maße in Anspruch genommen seien, daß sie nicht nebenbei noch eine er— sprießliche Thätigkeit in einer solchen Kommission zu ent⸗ wickeln vermöchten. Dies werde jedoch die Großherzogliche Regierung nicht abhalten, dringliche Maßnahmen schon wäh⸗ rend der Dauer des Landtags in Angriff zu nehmen, wie es auch für die Kammern kein Anlaß sein solle, in die von ihnen in Folge der ihnen zugegangenen Vorlage beschlossene Thä⸗ tigkeit nicht sofort einzutreten. In die bezügliche Kom— mission wurden von der Ersten Kammer gewählt: von Bod— man, von Hornstein, Graf von Berlichingen, K. von Göler, Schultze, von Holst, Knies, Tiffenée, Noppel.

Hesterreich⸗ Ungarn. Wien, 15. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser reist heute Abend zum Besuch des Prinzen Leopold und der Prinzessin Gisela nach nchen.

Pest, 12. Januar. (Pr.) Der Schlußrechnungs⸗ Aus schuß des Abgeordnetenhauses hielt heute Nachmittag eine Sitzung ab, in welcher der Referent Lukacs das Ergehniß der fünfjährigen, von 1878 bis 1882 reichenden Schlußrechnungen der Länder der ungarischen Krone sammt den summarischen Ausweisen unterbreikete. Der Bericht wird

ohne Anschluß⸗Versäumnisse und auf 6 Eisenbahnen weder

14. Januar. (Pr. Itg Das Nuntium des Oberhauses, betreffend die Ablehnung des Misch— ehegesetzes, gelangt erst nach der Budgetdebatte zur Ver⸗

handlung.

W. T. B). Das Abgeordnetenhaus hat heute mit großer Majorität das Budget als Basis für die morgen angenommen.

beginnende Spezialdebatte

Großbritannien und Irland. London, 14. Januar. (W. T. B.) Vor dem Gerichtshof von Sld Bailey begannen heute die Verhandlungen gegen Wolff und Bon⸗ durand, welche angeklagt sind, an einem Komplot behufs Zerstörung des deutschen Botschaftsgebäudes durch Explosionsstoffe theilgenommen zu haben.

Frankreich. Calais, 14. Januar. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte Marquis Tseng ist heute Nachmittag mit seinem Sekretär hier eingetroffen und sofort nach Paris weitergereist.

Spanien. Madrid, 14. Januar. (W. T. B) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister⸗Präsident de Pofada Herrera: Spanien wolle Freundschaft mit allen Mächten, aber mit keiner Macht ein intimes Freundschaftsverhältniß. Der Deputirte Castelar erörterte Spaniens innere Politik und wies darauf hin, daß Spanien einen wesentlich demokratischen Charakter habe' Wenn die Monarchie diesem demokratischen Charakter keine Rechnung trage, werde die Republik bald unvermeidlich sein.

te. Griechenland. Athen, 13. Januar. (Pr.) Die Ein—⸗ an n der Differentialzölle ist auf den J. Juli vertagt worden.

Nußland und Polen. St. Peters burg, 14. Januar. (W. T. B.) Nach dem Expossé des Finanz-Ministers zu dem Budgetvoranschlag pro 1884, in welchem die Summe aller Reichseinnahmen 752 264 073, Rubel und die Summe aller Reichsausgaben 800 97 412 Rubel beträgt, soll das Defizit von 9733 339 Rubel durch eine in Polen neu einzuführende Stempelsteuer und durch eine Prozent⸗ steuer von den bedeutenderen Handels⸗ und Industrie— unternehmungen gedeckt werden. Wenn im Jahre 1883 eine Vermehrung der Reichseinnahmen ausgeblieben sei, so trage daran mit das in Folge der wachsenden Konkurrenz Amerikas eingetretene Herabgehen der Getreidepreise die Schuld. In Folge des im Getreidehandel erfolgten Stillstandes habe sich unter den Grundbesitzern und bei den Getreidehändlern Geldmangel gezeigt; ebenso habe sich die Nachfrage nach Manufakturwaaren verringert, von welchen ohnehin schon große Vorräthe vorhanden gewesen seien. Behufs Aufbesserung der Finanzlage betrachtet es der Finanz-Minister als seine Auf⸗ gabe, die größte Sparsamkeit zu beobachten, das Steuer— system in der Art zu verbessern, daß die Steuern mit den Krästen der Steuerzahler in Einklang gebracht werden, alle Zweige der heimischen Industrie, soweit sie eines Schutzes be⸗ dürfen, zu schützen, einen direkten allen Ständen zugänglichen Kredit zu entwickeln und das gegenwärtige Geldsystem (Wechselcours) ohne Nachtheil für den Handel und die In— dustrie, und ohne den Geldmarkt zu inkommodiren, zu ver— bessern und zu konsolidiren. In den hiesigen Handelskreisen hat das Exposs des Finanz-Ministers sympathische Aufnahme gefunden. K.

165. Januar. (W. T. B.) Auf Grund des Preß⸗

gesetzes hat der Minister des Innern den Verkauf ein⸗ zelner Nummern der hier erscheinenden Zeitung „Listok“ verboten. D Januar. (W. T. B.) In der deutschen Bot— schaft fand gestern zu Ehren des neuen französischen Botschafters Appert ein großes Diner statt, an welchem sämmtliche Botschafter und mehrere Gesandte, ber Staats⸗ Sekretär von Jomini, der Minister Possiet, der General⸗Pro— kurator Pobedonoszew, die Fürsten Barclay, Galitzin und Obolensky sowie mehrere Generale theilnahmen.

Das Militärbezirksgericht hat in dem Rossitz ky⸗ k heute Morgen 41/ Uhr folgende Resolution ver— ündet:

Schuldig erkannt sind Rossitzky der Unthätigkeit im Dienste, der Ucberschreitung seiner Kompetenzen und der Eingabe wissentlich un— richtiger Berichte, Stratanowitsch der Fahrlässigkeit im Dienste und der Vorlegung wissentlich falscher Berichte, und Taboure der Eingabe eines wissentlich falschen Berichts. Allen dreien sind mildernde Üm— stände zugebilligt worden. Ferner sind schuldig erkannt Dombrowsky der Fahrlässigkeit im Dienste und Piotrowsky der Nichterfüllung dienstlicher Aufträge. Die gegen Stratanowitsch, Taboure und Dombroweky erhobenen Beschuldigungen, von Lieferanten Ge— schenke angenommen zu haben, sind für unerwiesen erachtet worden. Es werden demnach verurtheilt: Rossitzky zu einer Festungshaft von U/ s Jahren sowie zur Dienstausschließung und Entziehung einiger Rechte, Stratanowitsch zur Dienstausschließung und Entziehung einiger Rechte, Taboure zu einer Festungshaft von acht Monaten und Beschränkung etlicher Rechte, Dombrowsky zu ein em einmonatlichen Arrest auf der Hauptwache und Piotrowsky zur Dienstausschließung und zum Verlust einiger Rechte. Jewnewitsch ist der ihm zur Last gelegten Vergehen nicht schuldig erkannt worden. Der durch Rossitzky verursachte Schaden soll auf admini⸗ strativem Wege ersetzt werden. Das endgültige Urtheil wird am 16. (28.) Januar publtzirt werden.

Amerika. Washington, 14. Januar. (W. T. B.) . des Senats wurde Edmunds wieder— gewählt.

Afrika. Egypten. Kairo, 14. Januar. (W. T. B.) Der „Agence Ha vas“ wird telegraphirt: Der auf Vor⸗ schlag des Kriegs⸗Ministers eingesetzte, aus Nubar Pascha, Abdel Kader Pascha, dem Generak⸗-Konsul Baring und dem General Wood bestehende Rath berieth heute darüber, wie das Aufgeben des Sudan zu verhindern sei. Der Kriegs⸗-Minister Abdel Kader schlug vor, Hassan Hamzi nach Khartum und den ehemaligen Sultan Fabbius als Souverän an Kordofan und Darfur und Vasallen Egyptens zu ent⸗ enden.

Zeitungsstimmen.

In der „Norddeutschen Allgemeinen lesen wir:

Dem Jahresbericht der Bremer Handelskammer entnimmt die „Weser⸗Zeitung“ Folgendes: ö

Das verflossene Jahr ist für den bremischen Handel kaum als ein günstiges zu bezeichnen. Wenn auch in einzelnen Artikeln die Preise sich befestigten, o hat doch im Allgemeinen der Charakter des

Zeitung“

unter die Ausschußmitglieder vertheilt und sodann im Aus—

die Sächsischen Staatseisenbahnen (3 fan , werfen .

schusse in Berathung gezogen werden.

Marktes in niedrigen Preisen bestanden. Die Geschäftsergebnisse sind entsprechend nur theilweise befriedigende gewesen. Der Umfang des Ver⸗

G 3 .

J

rs hat im verflossenen Jahre eine Zunahme aufzuweisen. Wie weit die⸗ 32 6 Rückgang der Jahre 1381 und 1882 begleicht, wird sich erst an der Hand der Statistik feststellen lassen. Stellt man die Eni⸗ wickelung des bremischen Handels seit dem Jahre 1889 derjenigen egenüber, welche die hauptsächlichsten Konkurrenzplãtze Bremens am ** und Elbe in derselben Zeit zu verzeichnen haben, so wird man trotz der Zunahme des bremischen Verkehrs im letzten Jahre einen Still⸗ stand der diesseitigen Entwickelung nicht verkennen können. Der Hrund dieses Zurückbleibens des bremischen Handels ist nach Ansicht der Handelskammer in erster Linie in dem großartigen Auf⸗ schwung zu suchen, welchen der Rhein. und Elbetransport gerade in den letzten Jahren erfahren hat, ein Aufschwung, welcher den Häfen am Rhein und Elbe ebenso zu Statten kam, wie er den Häfen, welche lediglich auf Eisenbahnen angewiesen sind, Abbruch that, so⸗ dann aber auch, soweit die belgisch-holländischen Häfen in Frage kommen, in der überaus weitgehenden Unterstützung, welche diesen Häfen Seitens * belgisch⸗holländischen Eisenbahnverwaltungen zu Theil geworden ist. . . * nn, . Reflexionen über den vorerwähnten Bericht be⸗ halten wir uns gerne vor, bis derselbe im vollen Umfange uns zu gänglich gemacht sein wirdz an der Hand der Weser⸗Zeitung möchten wir es jedoch ohne Verzug als eine erfreuliche Erscheinung konstatiren, daß in diesem Bericht muthmaßlich wohl in Folge des im vergangenen Jahre stattgefundenen Personenwechsels bei der Handelskammer eine wesentlich andere Tonart angeschlagen ist als früher. Während früher von den Wortführern der Unbefriedigten in Bremen stets die Reichs wirthschafts⸗ politik für alle den Bremer Handel treffenden ungünstigen Situationen verantwortlich gemacht zu werden pflegte, spricht die Dandels kammer sich jetzt dahin aus, daß der Stillstand Bremens in erster Linie in dem großartigen Aufschwunge seinen Grund habe, welchen der Rhein⸗

Elbetransport genommen. f an Befremdlich ist es jedoch, den in obigem Citate durch den Druck hervorgehobenen Satz in derselben Nummer der.. Weser⸗Zeitung“ zu lesen, in welcher der oben erst von der Statistik erwartete Beweis im nämlichen Blatte bereits durch folgende Mittheilung erbracht ist:

Der Schiffsverkehr im Sicherheitshafen war in diesem Jahre beträchtlich größer als in den beiden früheren. Die folgende Liste, in welcher namentlich die Zunahme der Dampfer frappirt, giebt dar⸗ über Aufschluß: .

ö . Seeschiffe Flußschiffe

F D f Se cĩsgñf̃ Reg T. Said m Fer frdne zr Dampfer Segelschiffe Reg.⸗Ts. p Weser

3 Dan i. 85 576 1939

1882 110 701 71058 513 867

1881 19 666 48 635 . 443 1003

Total; 1883 2532, 1882 2191, 1881 2131 Fahrzeuge.

Der obige Verkehr bildet natürlich nur einen Theil des Gesammt— verkehrs an der Stadt. Der letztere hat ebenfalls in den letzten Jahren, und namentlich im Jahre . bereits mehrfach hervor⸗

) eutend zugenommen. Er betrug: ,, Hö, 127 Reg. Tons, 1 * 1877781 durchschnittlich 51, 114 1872/76 . 45,112 1867171 . 38,702 1552 / 66 . ö,, .

Darnach ist der Umfang des Bremer Gesammtverkehrs in 1883 um 34! /o gegen das Vorjahr gestiegen, war 86 9, größer als im Durchschnitt der Jahre 1877381, und 1120 größer als im Durch schnitt der letzten fünf Jahre der Freihandelsperiode 1872/76. Ueber mangelnde Zunahme bezüglich des Betriebsumfanges dürfte man also in Bremen kaum Anlaß zu Klagen haben; wenn die Geschäftsergebnisse trotzzem in Bremen nur theil⸗ weise befriedigt! haben und Dieses auf den Umstand zurückgeführt wird, im Allgemeinen habe der Charakter des Marktes in niedrigen Preisen bestanden“, so könnte man versucht sein, darin neben anderen für Bremen speziell geltenden Erwägungen einen weiteren Beweis für die Richtigkeit der Behauptung zu finden, daß das Zollausland sich durch niedrige Preise den Eingang in das deutsche Handelsgebiet er⸗ kaufen müsse. . .

In Anknüpfung an diesen Artikel wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ aus Bremen, 13. Januar, geschrieben:

Die Weser⸗Ztg.“, welche kürzlich sehr entrüstet war, daß die „Nordd. Allg. Ztg. aus Zahlen, die nach Darstellung der. Weser⸗Itg.“ als den Gesammt⸗Schiffsverkehr Bremens enthaltend aufgefaßt wer— den mußten, zwar sachlich durchaus berechtigte, jedoch nur auf den Um fang des „Verkehrs in der Stadt“ basirte Schlüsse gezogen hatte, liefert jetzt Angaben über den Bremischen Schiffs verkehr; der selbe zeigt gegen die Vorjahre einen bedeutenden Zuwachs. Die im Jahre 1883 ange⸗ kommenen Schiffe hatten mehr Tonnengehalt, als in irgend einem

früheren Jahre. Der letztere zählte . 1883 2869 Schiffe mit 1258 529 Reg.“ Tons, 1382 2708 . , . 1 1 1880 2600 . 1159 033 ‚, 1879 2513 9 1047082 ö 1878 2439 ö h. 973 450 . Alle früheren Jahre blieben unter 1 Million Tons. Von den ein— zelnen Weserhäfen entfällt absolut die größte Zunnahme auf Bremer⸗ haven, das 75286 t mehr hat als 1883. Relativ größer ist die Zu— nahme Nordenhamms, dessen Verkehr sich verdoppelt hat und von 35 653 auf 76748 t gegangen ist. Die Zunahme des, Verkehrs an der Stadt von 71 098 auf 95 281 t wurde bereits früher erwähnt. Vegesack hat 1909 t, Brake 7000 t zugenommen; Geestemünde da— gegen ist um 19448 t zurückgegangen. Die hier gegebene Statistik erhärtet genau dasjenige, was aus der allerdings nicht erschöpfenden des Seeverkehrs an der Stadt in Nr. 9 der „Nordd. Allg. Itg.“ ge—⸗ folgert wurde. . Die „Karlsruher Zeitung“ schreibt: Aus den Berichten der Fabrikinspektoren eischeint keson⸗ ders bemerkenswerth eine Aeußerung des badischen, mit Wahr⸗ nehmung der Fabrikaufsicht betrauten Beamten. Derselbe beklagt sich, daß die Versicherungsgesellschaften es ihm verübelt hätten, zu Gunsten der Arbeiter in Entschädigungsfällen auf deren oder der Arbeitgeber Anrufen intervenirt zu haben. Auch gegen Arbeitgeber richte sich der Unmuth der Gesellschaften aus analogem Anlasse. Am Schlusse wird bemerkt: „Alle Fabrikanten und Gewerbtreibenden, welche ich hierüber zu sprechen Veranlassung hatte, haben den Wunsch geäußert, daß die in Aussicht genommene reichsgesetzliche, Regelung des Unfallversicherungswesens bald erfolgen möge. Die meisten davon empfinden diesen Wunsch so lebhaft, daß sie auf die näheren Bestimmungen einer solchen Regelung weniger Werth legen, als auf die Beseitigung der jetzigen Zustände. Hinsichtlich der praktischen Durchführung der allgemeinen staatlichen Unfallversicherung bin ich überall einer sehr optimistischen Stimmung begegnet, welche sich, wenigstens in dem gleichen Maße, früher nicht zeigte.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Zur Berathung und Beschlußfassung über den Gesetzentwurf, betreffend den weiteren Erwerb von Privateisenbahnen für den Staat, und einige andere Vorlagen wird das Herrenhaus am Dienstag, den 22. Januar, Vormittags 11 Uhr (und eventuell dem folgenden Tage) Sitzung halten. .

Dem Herrenhause ist ein Gesetzentwurf, betreffend das Höferecht in der Provinz Hannover, zugegangen, dessen ein—⸗ ziger Paragraph besagt, daß die Bestimmung im S. 1 des Gesetzes vom 24. Februar 1880 ‚landtagsfähige Rittergüter sind nicht ein⸗ tragungsfaͤhig' aufgehoben wird. Diese Aenderung würde dem Votum des 17. hannoverschen Provinzial⸗Landtags entsprechen und auch mit den bezüglichen Bestimmungen der später für Westfalen, Branden⸗

Dem Haufe der Abgeordneten ist folgender Entwurf eines man, . . des §. 2 des Gesetzes, betreffend die Ver⸗ waltung des Staatsschuldenwesens und Bildung einer Staats- schuldenkommission, vom 24. Februar 1850 (Gesetzsamml. S. 57) vorgelegt worden: .

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen zc. verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtages Monarchie, was folgt:

Die Bestimmung des 5. 2 des Gesetzes vom 24. Februar 1850, betreffend die Verwaltung des Staatsschuldenwesens und Bildung einer Staatsschuldenkommission (Gesetz⸗ Sammlung S. 57). nach welcher die Zahl der Mitglieder der Hauptverwaltung der Staats⸗

schulden auf drei bestimmt ist, 21931 aufgehoben.

Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem Tage der Publikation in Kraft. . Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Begründung. Nachdem alsbald nach Emanation des Gesetzes, betreffend das Staatsschuldbuch, vom 20, Juli 1883 (Gesetz⸗Samml. S. 119) in Gemäßheit des 8§. 25 desselben die Anordnungen zur Beschaffung der für die neue Einrichtung erforderlichen Räumlichkeiten und Uten⸗ silien getroffen worden sind, hat sich Dank mehreren besonders fördersamen Umständen die Möglichkeit ergeben, das Gesetz schon im Laufe des Jahres 1884 in das Leben treten zu lassen, und ist hierzu einstweilen der 1. Oktober d. J. in Aussicht genommen. Mit dem Inclebentreten des Gesetzes wird eine Vermehrung der Per⸗ sonalkräfte der mit der Führung des Staatsschuldbuchs betrauten Behörde der Hauptverwaltung der Staatsschulden noth— wendig. Die Zahl der eigentlichen Mitglieder dieser Behörde ist im 5. ? des Gesetzes vom 24. Februar 1850 (Gesetz ˖Samml. S. 57) außer dem Direktor, auf drei festgesetzt. Seit der Geltung dieses Gesetzes hat sich die Staatsschuld und damit das Arbeitsfeld der Hauptoerwaltung der Staatsschulden sehr erheblich erweitert. Außerdem ist Kraft reichsgesetzlicher Anordnungen dieser Behörde die Wahrnehmung der mit der Verwaltung der Reichs schulden (Reichs⸗ schuldverschreibungen, Schatzanweisungen, -Kassenscheine) verbundenen Geschäfte übertragen. Wenn trotz dieser bedeutenden Geschäftssteige· rung die gedachte Mitgliederzahl noch genügt hat, um die bisherigen Aufgaben der Behörde zu erfüllen, so hatte dieses besonders auch darin seinen Grund, daß die Konsolidirung der preußischen Staats⸗ schuld zum Theil eine Vereinfachung der Geschäftsführung mit sich gebracht hat. Mit der Einrichtung des Staats schuldhuchs wird die bisherige Mitgliederzahl aber in jedem Falle unzulänglich. . Die der Hauptverwaltung der Staatsschulden nach den S5. 22 und 23 des Gesetzes vom 20. Juli 1883 obliegende Verantwortlich keit und die aus den Spezialbestimmungen dieses Gesetzes hervor⸗ gehenden, Umsicht, Sorgfalt und Gesetzeskenntniß erfordernden Auf⸗ gaben, welche sich an die Prüfung und Erledizung der Anträge und an die Kontrole der Eintragungen in das Haupt. und Nebenexemplar des Staatsschuldbuchs knüpfen werden, lassen es als nothwendig er scheinen, daß diese Geschäfte, ähnlich wie bei der Thätigkeit des Grundbuchrichters, unter fortwährender Mitwirkung eines Mitgliedes der Hauptverwaltung der Staatsschulden erledigt werden. In welcher Weise die geschäftliche Stellung eines solchen Mitgliedes zu dem die Verantwortlichkeit für die Führung des Staatsschuldbuchs im Ganzen tragenden Kollegiums zu regeln sein wird, muß der Ge— schäftsinstruktion überlassen bleiben. . Wie viel neue Mitglieder erforderlich sein werden, läßt sich von vornherein mit Bestimmtheit nicht übersehen. Es wird dieses we— sentlich von dem Umfange abhängen, in welchem von der neuen Ein⸗ richtung Gebrauch gemacht werden wird. Die schon jetzt eingegange⸗ nen Anfragen lassen vermuthen, daß Letzteres in erfreulichem Maße der Fall sein dürfte. Nach dem Vorschlage der Hauptverwaltung der Staatsschulden soll vorläufig die Geschaͤftseinrichtung für. 19990 Konten getroffen werden, wofür, sofern diese Zahl erfüllt sein sellte, die Thätigkeit von mehreren Mitgliedern erforderlich werden würde. Es wird hierbei je nach Bedürfniß vorzugehen sein. Unter allen Umständen bedaif es einer Aufhebung der die Zahl der Mitglieder der Hauptverwaltung auf drei beschräͤnkenden Bestimmung im §. 2 des Gesetzes vom 24. Februar 1850. Die weitern Vorschläge werden dem Entwurfe eines Nachtragsetats vorzubehalten sein, welcher auf Grund des hiermit in Vorschlag gebrachten Gesetzes demnächst dem Landtage alsbald vorgelegt werden soll.

der

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 1. Jahreswoche 1884 von 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 23,3, in Breslau 33,6, in Königsberg 360, in Cöln 23,8, in Frankfurt a. M. 18.0, in Hannover 174, in Cassel 15,0, in Magdeburg 21,6, in Stettin 20,5, in Altona 28,8, in Straßburg 30,l, in Metz 18.5,

in München 273, in Nürnberg 23,', in Augsburg 26,2, in Dres- den 26,3, in Leipzig 30,8, in Stuttgart 18,0, in Braunschweig 287, in Karlsruhe 15,0, in Hamburg 28,4, in Lübeck —, in Wien —, in Budapest 25.4 in Prag 326, in Triest 28, 8, in Krakau 27,8, in Basel 16,7, in Brüssel 21,9 in Amsterdam 30,i, in Paris 23,8, in London 21,6, in Glasgow 29,0, in Liverpool 23,9, in Dublin 28, in Edinburg 21,8, in Kopenhagen 22,8, in Stockholm 244, in Chri— tignia 7.2, in St. Petersburg 32, “, in Warschau 303, in dessa 307, in Bukarest 30,3, in Rom 265 8, in Turin in Madrid D in Alexandrien 375. Ferner in der Zeit vom 9. bis 15. Dezember 3. Br.; in NewYork 2533, in Philadelphia 22,3, in St. Louis 18,7, in Chicago —, in Cineinnati —, in San Franzisko 20,6, in Kalkutta 25,6, in Bombay 24,27, in Madras 36,6. . Beim Beginn und während des größten Theiles der Berichts⸗ woche herrschten an den meisten deutschen Beobachtungsstationen öst liche und südöstliche, in Berlin, Cöln und Karlsruhe, namentlich beim Beginn der Woche auch nordöstliche Luftströmungen, die an den meisten Stationen am 3. und 4. Januar vorübergehend nach West und Südwest, in Konitz, Berlin und Bremen bis Nordwest umliefen, am Schluß der Woche aber meist nach Ost zurückdrehten. Die Temperatur der Luft lag bei mäßigem Frostwetter an den meisten Stationen über (in Konitz über 7 Grad CO.) in Berlin, Breslau, Bremen unter der normalen. In den letzten Tagen der Woche traten an allen Stationen Erwärmung und mit Ausnahme der Oststationen, Thau— wetter ein. Niederschläge erfolgten selten und spärlich. Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft nahm in den ersten Tagen der Woche noch zu, und erreichte das Barometer am 1. Januar einen ungewöhnlich hohen Stand. Um die Mitte der Woche sank der Luftdruck wieder, zeigte jedoch in den letzten Tagen an den meisten Stationen eine Zunahme. . . Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche im Allgemeinen in

den größeren Städten Europas, namentlich in den deutschen, eine weitere Zunahme erfahren. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältniß⸗ zahl für die deutschen Städte stieg auf 25,3 von 24,9 der Vorwoche, auf 1900 Bewohner und aufs Jahr berechnet. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war im Allgemeinen eine klei · nere, die der höheren Altersklasse (über 60 Jahre) dagegen eine gesteigerte. Von 10 000 Lebenden starben pro Jahr berechnet: 74 Kinder unter 1 Jahre, in Berlin 66, in München 113. . Von den Infektionskrankheiten haben Scharlach, Diphtherie und typhöse Fieber weniger, Masern, Croup und Keuchhuften etmas mehr Todesfälle veranlaßt. Masern haben in München. Apolda, Leipzig, Hamburg Essen, Mannheim, Edinburg größere Ausdehnung gefun— den, in Breslau, Chemnitz, Berlin., London, Paris nahm die Zahl der Todesfälle etwas ab. Das Scharlachfieber rief in Dresden, Berlin etwas mehr, in Königsberg, Hamburg, Altona etwas weniger

1 daran aus Berlin. kam je 1, aus St. Petersburg 3 Todesfälle an Flecktyphus zur Mit- theilung. Kiel, Mülheim a / Rh. bettfieber

meldet. blieben Pocken kamen aus deutschen Städten 2 (aus Bromberg und aus Landsberg a. W. je geschleppt,

Königsberg, Breslau, München, Dresden, Chemnitz, Berlin, Ham⸗ burg, Braunschweig, London, Warschau eine Abnahme der Sterb⸗ lichkeit; in J eipzi Plauen, Altenburg, Halle, Dessau, Crefeld, Mülheim a. R. furt a. M., Amsterdam, Triest, Paris, St. Petersburg hat die Zahl der Opfer zugenommen. Typhoͤse Fieber zeigten sich meist, esonders in deutschen Städten seltener. deutschen Städten nicht zur Anzeige, wohl aber eine Erkrankung

Magdeburg,

Leipzig, Frank⸗

anderen Orten, wie in

Sterbefälle an Flecktyphus kamen aus

Aus Malaga, Murcia, Saragossa, Granada Der Keuchhusten veranlaßte in Hamburg, Altona, und London mehr Sterbefälle. An Kind⸗ deutschen Städten 21 Todesfälle ge⸗ und Brechdurchfälle der Kinder Zalbl Todesursachen. Todesfälle an

wurden aus Darm katarrhe in beschränkter

I, letzterer nachweislich von auswärts ein⸗ zur Anzeige. Erkrankungen an Pocken wurden aus Berlin 2, aus Königsberg 1, aus Zittau 12 gemeldet, letztere wurden

durch Fabrikarbeiter aus einem benachbarten böhmischen Städtchen,

in dem Pocken herrschten, eingeschleppt. Aus Krakau, Brüssel, Paris, Manchester, Saragossa werden einzelne, aus Budapest, London, St. Petersburg, Warschau, Liverpool, Birmingham, Murcia mehr⸗ fache Pockentodesfälle mitgetheilt; in großer Ausdehnung herrschen Pocken in Malaga und in Prag (42 Todesfälle in der Berichtswoche). Aus Alexandrien wurden aus der Zeit vom 23. 29. Dezember a. pr. 2 Todesfälle an Cholera gemeldet, aus Kalkutta, Madras, Bombay kamen Cholerafälle Ende November und Anfang Dezember nur in geringer Zahl zur Beobachtung. .

Sum marische Uebersicht über die Zahl der Stu⸗ direnden an der Königlichen vereinigten Friedrichs Universität Halle⸗Wittenberg im Wintersemester 1883/84. Im Sommersemester 1883 sind immatrikulirt gewesen 1414, nach Aufstellung der betreffenden Nachweise wurden noch imma⸗ trikulirt 13, zusammen 1427. Davon sind abgegangen 404, es sind demnach geblieben 1023. Dazu sind in diesem Semester gekommen 521. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1544. Die theologische Fakultät zählt Preußen 465, Nichtpreußen 64, susammen 533. Die juristische Fakultät zählt Preußen 104, Nichtpreußen 11, zusammen 115. Die medizinische Fa⸗ kultät zählt Preußen 257, Nichtpreußen 29, zusammen 266. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 340, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife auf Grund des 5§. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 130, im Ganzen 470, e. Nicht⸗ preußen 160, zusammen 630. Außer diesen immatrikulirten Studi renden besuchen die Universität als Hospitanten 41. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1585.

Gewerbe und Handel.

Der Cours für die hier zahlbaren Oesterreichischen Silber⸗Coupons ist auf 168,25 „S für 100 Fl. Oesterr. Silber herabgesetzt worden. r . London, 14. Januar. (W. T. B.) Der Ausschuß der Hüt⸗ tenbesitzer Clevelands hat heute die Details für die möglichst baldige Ausblasung von 20 Hochöfen in Nord -England festgestellt Glasgow, 14. Januar. (W. . T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8800 gegen 8500 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. . . . Bradford, 14. Januar. (W. T. B.) Wolle stetig, ruhig; in Garnen mehr Geschäft, hauptsächlich für Leipzig; Singlegarne anziehend, Stoffe lebhafter.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 14. Januar. (W. T. B.). Der Postdampfer Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New-⸗VYork kommend, heute Nach⸗ mittag 4 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

Berlin, 15. Januar 1884.

Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.

(Aus dem Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen, 5. Jahrgang, Heft 1. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung)

I. Königliche Museen in Berlin. Der „Führer durch die K. Museen?, Berlin, Weidmannsche Buchhandlung (Preis 50 ), wurde im Laufe des Vierteljahres in vierter verbesserter Auflage ausgegeben.

A. Gemäldegallerie.

Neue Erwerbungen sind im verflossenen Quartal für die Gemälde⸗ galerie nicht gemacht worden. .

; Die zweite Auflage des Katalogs kam zur Austzabe. ;

Die Aufstellung der Gemälde in dem im Juli fertig gestellten neuen kleinen Oberlichtsaale (neben den altitalienischen Sälen, sowie im Gange hinter den neuen Kabinetten wurde noch im Monat Juli vollendet, sodaß nunmehr die Ausstellung der Gemälde in sämmtlichen Räumen der Nord, und Ostseite der Galerie eine definitive ist, soweit nicht Neuerwerbungen kleinere Aenderungen nöthig machen.

J. V Bede.

B. Sammlungen der Skulpturen und Gipsabgüsse.

l. Abtheilung der antiken Skulpturen.

Erwerbungen fanden außer einigen Grabcippen und anderen Bruchstücken aus Vulei, welche als Geschenk eingingen, nur von Gips abgüssen statt. Darunter sind die ansehnlichsten die einzelnen Haupt⸗ theile der Reliefs von Giölbaschi in Lykien, jetzt in der Kaiserlichen Sammlung zu Wien befindlich; es sind die in den arch, epigr. Mit⸗ theilungen aus Oesterreich VI Tafel VII. VIII abgebildeten Theile. Sonst wurden ein im botanischen Garten zu Athen neu gefundenes Bruchstück eines Grabreliefs, namentlich aber Abgüße einer Anzahl von Stucco⸗ reliefs aus der Villa Farnesing angekauft; geschenkt der Abguß eines zweifelhaften Reliefstücks im Nürnberger Privatbesitze, ferner eines Apolloköpfchen von einem Geräth, endlich zweier Gold⸗ und zweier Thonreliefs mit Köpfen der Athena; unter den letzteren ein angeblich auf der Akropolis von Athen gefundenes, auf welchem der Athena kopf sehr dem der alten attischen Tetradrachmen gleicht. =

Die Werkstatt war vorzugsweise mit Reinigung und Zusammen— setzung der aus dem Augusteum in Pergamon herrührenden Skulptur⸗ reste beschäftigt, brachte auch das im vorigen Berichte erwähnte attische Grabrelief und die Kyzikenische Bronze zur Aufstellung fertig. Es verdient der Erwähnung, daß die Herren Freres und Possenti ihre glücklichen Zusammenstellungen jeßzt auch auf Inschriften ausgedehnt haben; eine der zweizeiligen Inschriften von den Basen der sog. Schlachtmonumente aus Pergamon ist danach aus Inv. 1 96 (rorläufiger Bericht J, S. S0) und Inv II, 3 und 90 (vorläufiger Bericht II, S 46) vollständig geworden:

And 'S Te πον αQςI uro“ Torabοs Tos Tοά Todtoroario. Iadctras A/S.

Das neue Inventar der Gipsabgüsse wurde fast vollendet; es sind nur für die Besitzstücke aus älterer Zeit noch einige Aufstel- lungen über Herkunft und dergl. zu versuchen.

Die Arbeit des Hrn. Dr. Wolters an der zweiten Ausgabe des Friederichs'schen Katalogs der Gipsabgüsse hat zu der Schätzung ge führt, daß zur Vollendung noch etwa ein Jahr erforderlich sein wird.

Die Thätigkeit des Hrn. Dr. von Domaszewski blieb vorzugs⸗ weise der Unterstützung der Mommsenschen Ausgabe des Monumentum Ancyranum nach den Humannschen Formen im K. Maseum gewidmet. Ec wird nach Vollendung dieser Aufgabe am 1. Oktober das Museum

burg ꝛc. gegebenen Landgüterordnungen im Einklang stehen.

Todesfälle hervor. Diphtherie und Croup zeigten vielfach, wie in

verlassen.