Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. Januar.
Kaiser und König nahmen heute in Gegenwart
entgegen. Dölkau.
— Den Kammerherrendienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin haben die Königlichen Kammer—
herren Graf Kleist und Graf Rittberg übernommen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Morgen 91 Uhr zur Jagd nach dem Grunewald und kehrte gegen 4 Uhr von dort zurück.
— Der Schlußbericht über die 63 Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten bzw. Zweiten Beilage.
— In der heutigen (26.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Justiz⸗Minister Br. Friedberg, der Minister der geistlichen 2ꝛc. Angelegenheiten von Goßler, und der Finanz⸗Minister von Scholz nebst mehreren Kom⸗ missarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung: Die Fort⸗ setzung der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Einkommensteuer, und des Gesetzentwurfs, betreffend die Einführung einer Kapitalrentensteuer.
Der Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch führte aus,
daß die beiden Steuervorlagen durchaus der Resolution ent⸗ sprächen, welche von dem Abgeordnetenhause im vorigen Jahre be⸗ schlossen worden sei. Der Abg. Richter habe gestern betont, daß durch die Annahme dieser Gesetze ein Eingriff in die konstitutionellen Rechte des Hauses vollzogen werde, insofern als das Budgetrecht des Hauses in Frage gestellt werde. Das sei keineswegs der Fall, vielmehr ständen die Gesetze in vollem Einklang mit unseren konstitutionellen Einrich⸗ tungen. Ihm sei es unerklärlich erschienen, daß der Abg. Richter, der die indirekten Steuern immer mit einer Art von Idiosynkrasie verfolgt und gegen die direkten Steuern eine ge⸗ wisse Idolatrie an den Tag gelegt habe, sich gegen diese Vor⸗ lagen überhaupt habe wenden können. Er habe zwar denselben den Vorwurf des Dilettantismus gemacht. Das sei leicht, leicht besonders für den Abg. Richter, der mit positiven Vor⸗ schlägen immer gekargt habe, und, wo er mit solchen vor das Haus getreten, da hätten dieselben von einer naiven Unkennt⸗ niß der einschlägigen Verhältnisse Zeugniß abgelegt. Auf die speziellen Bestimmungen der Gesetze eingehend, hob Redner hervor, daß seine Partei fest halte an dem Gesichtspunkt, daß es dringend geboten sei, die Steuerlast gleich zu vertheilen. Aus diesem Gesichtspunkte könne er auch dem in den Gesetzen gemachten Vorschlag einer Doppelbesteuerung der Aktiengesell⸗ schaften nicht zustimmen. Der Abg. Richter habe die Forderung als exorbitant bezeichnet, daß der Arbeitgeber bei Strafe gehalten sein solle, die Lohnbezüge seiner Arbeiter richtig anzugeben, das sei einfach eine Uebertreibung. Lasse sich doch jetzt schon aus dem statistischen Jahrbuch der Stadt Berlin z. B. ganz genau erkennen, wie viel die einzelnen Klassen der Arbeiter verdienten. Der Abg. Richter habe die jetzigen Organe der Steuerveranlagung einer Kritik unterzogen. Aber die Vor⸗ schläge, die er bezüglich einer Umgestaltung der Steuerveranlagung gemacht, seien geradezu monströs. Entschieden müsse er gegen die Verdächtigungen protestiren, welche sich der Abg. Richter in dieser Beziehung gegen die Steuerveranlagung der Landräthe erlaubt habe. Die Mehrerträge der Kapitalrentensteuer bat Redner, zur Erleichterung der Kommunallasten zu verwenden. Für eine Quotisirung der Einkommensteuer werde seine Partei sich nun und nimmer bereit finden lassen. Hätte man die Quotisirung der Einkommensteuer, die das Steuerverweige⸗ rungsrecht involvire, bereits in den Jahren 1861 bis 1865 gehabt, so stehe it. daß man Kaiser und Reich nicht erhalten haben würde. Es seien Bedenken in der Richtung geäußert, daß durch die Aufhebung der 3. und 4. Steuerklasse das Wahlrecht breiter Schichten der Bevölkerung in Frage gestellt werde, und der Abg. Richter speziell habe versucht, aus diesen Bedenken Kapital für seine Sache zu schlagen. Aber warum habe denn der Abg. Richter auf die Beseitigung der 1. und 3. Steuerstufe hingedrängt, durch die ja auch der vierte Theil der Wähler in die Gefahr versetzt sei, ihr Wahlrecht zu verlieren? Wie bei der Kapitalsteuer, so wünsche er, daß bei der Grund⸗ der Gebäude⸗ und der Gewerbesteuer eine Degression der Steuersätze eingeführt werden möge. Die Bankiersteuer, welche die Vorlage vorschlage, billige er nicht. Halte man es für eboten, den Geschäftsverkehr der Bankiers einer höheren Be⸗ euerung zu unterziehen, so möge man dies im Rahmen eines neuen umgeänderten Gewerbesteuergesetzes thun.
Der Abg. Hobrecht betonte mit Genugthuung, daß die Regierung die ablehnende Haltung verlassen habe, die sie bisher zu einer Reform der direkten Steuern eingenommen Man habe gesagt, daß die beiden Steuergesetze lediglich eine Konsequenz der Resolution seien, welche im vorigen Jahre beschlossen worden; das sei durchaus nicht der Fall. In jener Reso⸗ lution sei nirgends von einer Beseitigung der 3. und 4. Steuer⸗ stufe die Rede gewesen. Die Aufhebung dieser Klassen sei auch nicht einmal praktisch, denn dieselbe werde Unzufriedenheit erwecken in den nicht befreiten Klassen. Auch ein Engagement zu der besonderen Form der Kapitalrentensteuer, welche jetzt in Vor⸗ schlag gebracht werde, liege in der Resolution nicht. Eine Kapitalrentensteuer lasse sich nur rechtfertigen, wenn gleichzeitig zu einer Umänderung der Grund⸗, der Ge—⸗ bäude⸗ und der Gewerbesteuer geschritten würde, denn sie werde sonst nur zu neuen Ungerechtigkeiten Veran⸗ lassung geben. Die Einführung der Deklarations⸗ pflicht billige er, aber die Deklaration müsse Zeugniß sein, und sie müsse für alle gleichmäßig eingeführt werden. Wichtig sei es auch, daß in dem Augenblick, wo eine Reform der Personal⸗ steuern vorgenommen werde, das Verwendungsgesetz den ver⸗ änderten Personalsteuern angepaßt würde, da sich das Er⸗ gebniß der projektirten Kapitalrentensteuer nicht übersehen lasse, das Haus aber nicht Steuern bewilligen könne, ohne Mittel zur Hand zu haben, Korrekturen vorzunehmen. Wenn
Se. Ma jestät . es kommandirenden Generals des Garde⸗Corps, des Gouverneurs und des Kommandanten militärische Meldungen und demnächst den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski Später empfingen Se. Majestät den Vize⸗Ober⸗ Stallmeister von Rauch und den Grafen von Hohenthal⸗
tage gewahrt bleibe. das Wort.
Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt. Sachsen. Dresden, 15. Januar.
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äußerte, und ertheilte der
verfügbaren Beständen des
außerordentlichen 18765 77 soviel,
als für den Verkehr nöthig,
den Sekundärbahnbetrieb in Aussicht genommenen Anschaf⸗ fungen von Güterwagen zu vertheilen gedenke, worauf der Staats⸗-Minister Freiherr von Könneritz erwiderte, daß die Regierung, um den Ansprüchen zu genügen, so weit für den . . auf Vermehrung der Transportmittel bedacht ein werde.
Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 14. Januar. (Els. -L. Ztg.) Auf der Tagesordnung der heutigen 6. Plenar⸗ sitzung des Landesausschusses stand die erste Lesung der drei Gesetzentwürfe, betreffend 1) die Approbationen für Aerzte und Apotheker, 2) das Aufsuchen von Waarenbestellungen und den Gewerbebetrieb im Umherziehen und 3) den Gewerbe⸗ betrieb der Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten. — Die Vorlagen wurden sämmtlich an Kommissionen verwiesen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 15. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser hat die Reise nach München zum Besuch des Prinzen Leopold und der Prinzessin Gisela auf unbestimmte Zeit verscho ben.
Das „Fremdenblatt“ erklärt auf Grund positiver In⸗ formationen die Nachrichten auswärtiger Blätter von einem angeblichen Schreiben des Kaisers von Oesterreich an den Papst, in welchem irgendwelche Erklärungen bezüg—⸗ lich der Eventualität eines Besuches des Kaisers in Rom ab— gegeben sein sollten, für vollkommen unbegründet. Pest, 15. Januar. (W. T. B.) Das Unterhaus er—⸗ ledigte heute die ersten Kapitel des Budgets in der Spezial⸗ debatte; mehrere alljährlich wiederkehrende Anträge auf Re— duktion der Civilliste und der Funktionszulage des Minister⸗ Präsidenten sowie die Streichung des Dispositionsfonds wurden abgelehnt. Der Finanz-⸗Minister versprach, noch in dieser Session den Entwurf eines Pensionsgesetzes vorzulegen und erklärte, der Entwurf einer Dienstpragmatik der Beamten sei in n Agram, 15. Januar. (K. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtags zog Lonesaries den Antrag auf Ausschließung der Anhänger Starcevies zurück, nachdem in der gestrigen geheimen Sitzung die erfor erlichen Maß—⸗ regeln zur Verhinderung von Ruhestörungen festgestellt wor⸗ den waren. Starcevic erklärte: der in der geheimen Sitzung gefaßte Beschluß gehe ihn nicht an. Der Landtag beschloß hierauf die Ausschließung Starcevies. Der Klub der Nationalpartei entsendete einen Ausschuß, behufs strenge— rer Aufrechterhaltung der Hausordnung.
Großbritannien und Irland. London, 16. Januar. (W. T. B) In einem gestern Abend in Neweastle ab⸗ gehaltenen Meeting wies der Präsident des Handels— Ministeriums, Chamberlain, auf die wiederholten Zu— sicherungen der Regierung hin, daß die englischen Truppen Egypten verlassen würden, sobald daselbst die Ordnung hergestellt sei. Die Cholera und die Niederlage Hicks Paschas hätten die Ausführung dieser Zusagen verzögert; die englische Regierung könne Egypten nicht der Anarchie preis⸗ geben; andererseits werde und dürfe die Regierung keine der von ihr gemachten Zusicherungen zurückziehen. Die Aufgabe, die die englische Regierung übernommen, sei schwieriger als sie ursprünglich angenommen, und werde mehr Zeit erfordern, als sie vorausgesetzt habe; es sei aber nichts eingetreten, daß ihn glauben lassen könnte, daß die übernommene Aufgabe mit der Zeit und bei Geduld und Klugheit nicht gleichwohl voll— ständig gelöst werden könne.
Die Verhandlung gegen Wolff und Bondurand vor dem Gerichtshof von Old Bailey wurde gestern fortgesetzt und schließlich auf heute vertagt.
Frankreich. Paris, 15. Januar. (W. T. B.) Heute Vormittag fand ein Ministerrath statt, welcher sich mit dem Budget für 1885 beschästigte. Es wurde beschlossen, die Ausgaben aller Ministerien auf das Nothwendigste zu be⸗ schränken.
Die Meldung aus Calais von der dort erfolgten An⸗ kunft des chinesischen Botschafters Tseng bestätigt sich nicht; derselbe hat England nicht verlassen.
Nach telegraphischen Meldungen des Admirals Courbet aus Hanoi, vom 8. und 5. d. M, hat sich seit der Einnahme von Sontay die Zahl der Seeräuber in den Umgebungen von Hanoi und Haiphong vermindert. Die Schwarzflaggen haben am linken Ufer des Schwarzen Flusses mehrere Dörfer in Brand gesteckt; es haben zahlreiche Rekognoszirungen in dieser Gegend stattgefunden. Die Seeräuber bedrohen noch immer die Provinz Namdinh; zahl⸗ reiche Kolonnen sind nach allen Richtungen zu ihrer Verfolgung ausgesandt worden. — Nach einem Telegramm Tricbu's aus Hue, vom 5. d. M, hat der junge König Tricou mit . Feierlichkeit empfangen und ihn beauftragt, der französischen Regierung seine Ehrfurcht und vollständige Ergebenheit auszudrücken. Der König hat versprochen, den Vertrag zu respektiren, gleichzeitig aber auch die Hoffnung ausgedrückt, daß die französische Regierung die Bedingungen desselben mildern werde. Der König, welcher im Alter von 16 Jahren steht, heißt Kienphue. Die Regentschaft ruht in den Händen des ehemaligen Finanz⸗Ministers, welcher auch der Urheber der letzten Revolution war. — 16. Januar. (B. T. B.)
Präsident Gréevy
sich ein Plus von Steuern ergebe, so müsse Sorge getragen
werden, daß die jährliche Bewillung des Budgets dem Land⸗ Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg. Dr. Wagner
— Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine Besondere Beilage“ (Nr. I), enthaltend
(Dr. Journ.) Die Erste Kammer bewilligte heute u. a. 2 250 006 M für die Fortsetzung der Eisenbahnlinie Freiberg⸗Bienen⸗ mühle bis zur Landesgrenze, wobei der Kreisvorsitzende Seiler sein Bedenken gegen die mehrfache Bahnverbindung Sachsens mit Böhmen im 2 der heimischen Kohlen öniglichen Staatsregierung ein⸗
stimmig die nachgesuchte Ermächtigung dazu, daß von den noch Budgets
zur Ver⸗ mehrung der Transportmittel verwendet werde, nachdem der Kammerherr von Schönberg⸗-Mockritz die Regierung befragt hatte, in welcher Weise sie auf die einzelnen Bahnen die für
morgen im Elysee stattfindenden Diner wird Fürst Hohenlohe demnach nicht theilnehmen.
Der vor längerer Zeit wegen sozialistischer Umtriebe ver⸗ haftete Fürst Krapotkin, der bisher in Clairvaux gefangen gehalten wurde, ist hierher überführt worden.
Spanien. Madrid, 16. Januar. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wies Castelar auf den Einfluß hin, den die in Frankreich jeweilig herrschen⸗ den monarchischen oder demokratischen Prinzipien auf Spanien ausübten, und sprach sich gegen die Reise des Königs nach Deutschland aus. Spanien bedürfe der Ruhe und müsse sich jeder Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder enthalten. Der frühere Minister des Auswärtigen, Veja de Armijo, erwiderte: es gebe kein Dokument, nach welchem Spanien eine Allianz mit einer fremden Macht eingegangen sei. Die Reise des Königs habe keine Allianzzwecke gehabt; Deutschlands Ver⸗ halten Spanien gegenüber sei schon seit Jahren ein äußerst sreundliches gewesen. Was die Vorgänge betreffe, die sich bei der Ankunft des Königs in Paris am 29. September v. J. zugetragen hätten, so habe die Regierung nach den Erklärungen, die der Präsident Grévy dem König Alfons. deshalb gemacht habe, weitere Erklärungen von der französischen Regierung nicht verlangt. Der Minister des Innern, Moret y Prendergast, erklärte in Bezug auf die innere Lage: das Kabinet werde, wenn die Majorität des Hauses die vorgeschlagene Trans⸗ aktion acceptire, seine Entlassung geben, damit der König mit Unterstützung der alten Majorität und der ministeriellen Linken ein neues Kabinet bilden könne.
Italien. Rom, 15. Januar. (W. T. B.) Heute begab sich die zweite, sehr zahlreiche Pilgerschaar mit vielen Musikcorps und Fahnen nach dem Grabe Victor Emagnuels im Pantheon. Der Zug bewegte sich durch die Straßen und vor dem Grabe vorüber, nach demselben Ceremoniell wie am 9. 8. M. Die Straßen waren von dicht gedrängten Menschenmassen angefüllt.
Schweden und Norwegen. nuar. (W. T. B.) In der heutigen Verhandlung des Reichsgerichts in dem Staatsprozeß gegen die Minister beendigte der Vertheidiger sein Plaidoyer und beantragte, den Staats-Minister Selmer von der von Seiten des Odelstings erhobenen Anklage freizusprechen. Hierauf begann der Ankläger seine Replik.
Christiania, 15. Ja⸗
Amerika. Washington, 15. Januar. (W. T. B.) Das Repräsentantenhaus hat mehrere Resolutionen angenommen, in welchen der Präsident Arthur um Infor⸗ mationen über die Frage der zu geringen Werthdeklarirung der von auswärts importirten Waaren ersucht wird, wodurch Hinterziehungen in den Zolleinnahmen der Vereinigten Staaten herbeigeführt werden. Gleich⸗ zeitig wird der Präsident aufgefordert, der Gesetzgebung die zur Verhütung solcher Hinterziehungen erforderlichen Vor⸗ lagen zu machen. — Dem Vernehmen nach wird die Fin anz⸗ kommission dem Kongreß demnächst eine Bill unterbreiten, durch welche erhebliche, wenn auch nicht allgemeine Zoll— reduktionen vorgeschlagen werden.
Afrika. Egypten. (W. T. B.) Ein Reutersches Telegramm aus Sua kim, vom 11. d. M., meldet: Baker Pascha sei von Massowah nach Suakim zurückgekehrt; wie es heiße, hanbele es sich darum, die Operationsbasis von Suakim nach Massowah zu verlegen.
Zeitungsstimmen.
In dem „Berliner Finanz- und Handelsblatt“ lesen wir:
Der Kredit der deutschen Einzelstaaten. Vergleicht man die heutigen Course der Schuldverschreibungen der deutschen Einzelstaaten mit den Coursen derselben vor etwa zwanzig Jahren, so ergiebt sich die erfreuliche Erscheinung. daß mit der inzwischen erfolgten Einigung des Deutschen Reiches nicht blos eine überaus beträchtliche Hebung ihres Kredites Hand in Hand ging, sondern auch zu gleicher Zeit eine fast vollkommene Ebenbuͤrtigkeit des Kredites sämmtlicher deutscher Staaten zum Ausdruck gelangt ist.
Die heträchtlichen, ehemaligen Differenzen in der Courshöhe der Schuldverschreibungen der Kleinstaaten rührten vor Allem davon her, daß sich dazumal die Kapitalisten ängstlich überlegten, ob dieses oder jenes Königreich oder Herzogthum bei seinen sich aufthürmenden Schulden denn aber auch in der Lage sein werde unter allen Um— ständen seine Verpflichtungen zu erfüllen. Man rechnete änglich nach, wie viel dieser oder jener Staat Geld in produktiven Werthen angelegt hatte, sodann, wie sich der Werth seiner Domänen zu seinen Ge— sammtschulden verhalte, und bei Kontrahirung von vielleicht nur einigen wenigen Millionen neuer Schulden steckte man die Köpfe zu⸗ sammen und fragte sich, ob denn eine solche Wirthschaft so fort— dauern könne. Kamen alsdann auch noch einige scharfe Ausfälle von oppositionellen Kammerrednern hinzu, in welchen gar oft ganz unverblümt der baldige finanzielle Bankerott des betreffenden Staates prognostizirt wurde, alsdann fiel der Cours der Schuldver— schreibungen des betr. Staates um Prozente und die Hofbanquiers des Staatsoberhauptes konnten nur gegen Gewährung von sehr bedeuten⸗ den Provisionen und sonstigen Vortheilen dazu bewogen werden, sich um den Absatz weiterer Posten solcher Staatsschuldverschreibungen zu bekümmern.
Dies Alles hat sich von Grund aus geändert, seitdem das Reich die Einzelstaaten auch finanziell unter seine Fittige nahm. Von dem Momente an, wo sich das Reich auschickte, an die Einzelstaaten mehr abzugeben, als es von ihnen empfängt, war nicht nur jede Sorge um die Fortdauer der Solvenz der Letzteren verflogen, sondern es waren auch alle Berechnungen gestört, kraft deren man beweisen hätte können, daß dieser oder jener Staat bald am Ende seiner Solvabilität angelangt sein werde. Als inzwischen auch noch die Banknoten und bezw. Staatsnotenfrage geordnet, die Notenbanken unter die schärfste Kontrole des Reiches gestellt, und den Staaten das Recht der Notenausgabe benom⸗ men worden war, wobei das Reich jenen Kleinstaaten bereit⸗ willigst Hülfe leistete, welche nicht im Stande gewesen wären, ihre Noten wieder einzulösen, da drang alsbald die Erkenntniß durch, daß die deutschen Staaten nunmehr ... auch finanziell solidarisirt seien, und von nun ab war es selbst den kleinsten und bis dahin finanziell noch keineswegs gekräftigten deutschen Staaten endlich möglich geworden, die Mittel zu ihrer Konsolidirung zu eben so coulanten Bedingungen zu finden, wie die reichsten und höchstaccredi⸗ tirten der deutschen Einzelstaaten.
Je höher der Kredit der deutschen Einzelstaaten stieg, desto höher hob sich aber auch der Kredit des deutschen Reiches selbst, und heute nimmt derselbe auf dem europäischen Kontinente den ersten Rang ein, indem Deutschland in Beziehung auf die Courshöhe seiner Schuldverschreibungen sogar das immens reiche, dabei freilich inner⸗ lich kranke Frankreich überflügelt hat. Denn die deutsche nur 4pro⸗
empfing gestern den deut schen Botschafter, Fürsten Hohenlohe, welcher sich heute nach Berlin begiebt. An dem
zentige Reichsanleihe notirt ea. 102, und die 43prozentige französische Rente aber nur etwa 10653.
edenkt man nun, daß die 4prozentigen Schuldverschreibungen der — Einzelnstaaten fast auf gleicher Höhe mit der peutschen Reichsanleihe stehen, ferner, daß unter, der Einwirkung diefes günstigen Verhäͤltnissez auch alle Rentenbriefe, Stadtanleihen, wie ncht minder auch die Pfandbriefe der Hypothekar ˖ Kredit⸗ anftalten profitirten, welche letztere drei Kategorien ebenfalls mehrere Milliarden Mark umfassen, und bedenkt man noch hinzu, daß seit BVestand des Reiches der Zinsfuß für solide Werthe allmäblich auf To herabging, während derselbe früher etwa 5p oo, theilweise noch höher war, so daß nun eine zwanzig. und bezw. fünfundöm gung. prozentige Zinserleichterung platzgegriffen bat. — was gegenüber der Reihe von Milliarden, um die es sich hier handelt, eine im mense Ersparniß bedeutet, die den schuldnerischen Staaten, Kreisen, Städten, Kreditver⸗= händen und Privatschuldnern jährlich zu Gunsten kommt, — so ist man verpflichtet, auch nach dieser Richtung hin die Entstehung des Deutschen Reiches als einen besonderen Segen des Himmels zu preisen, sowle nicht minder der Weisheit der Lenker des Reiches alle Anerkennung zu zollen, welche mit scharfem Auge und sicherer Hand einen solchen Stand der Dinge herbeigeführt haben,
— Die „Wies babener Zeitung“ schreibt:
Im Jahre 1882 schloß die Handelsbilanz Deutschlands mit einem neberschuß von 293 Millionen ab, d. h. wir verkauften dem Aus⸗ lande für 293 Millionen Mark Waaren mehr als wir Waaren vom Auslande kauften. 1881 betrug der leberschuß über 168, 1880 über s. Millionen. In der Zeit des Freihandels schloß die Handelsbilanz Deutschlands nicht nur mit keinem Ueberschuß, sondern mit einer Unter⸗ bilanz von jährlich durchschnittlich einer Milliarde. Wie man angesichsts solcher Thatfachen noch den Muth haben kann, die im Jahre 1879 eingeschlagene neue Wirthschaftspolitik zu bekämpfen, ist unbe⸗ greiflich. Die National- Zeitung? hat diesen Muth. Sie sagt: „Wir weifen auf die Abnahme des Cxpports nach Ruß— land und Desterreich⸗ Ungarn hin, deren Regierungen ihre, die Einfuhr deutscher Waaren erschwerende Zellpolitik ganz nah dem Muster der deutschen Zollpolitik geregelt haben.“ . . . Rußland und Desterreich haben ihre Zollpolitik nach dem Muster der deutschen geregelt! Das klingt, als hätten Rußland und DOester⸗ reich früher Freihandel gehabt und wären erst nach Vortritt Deutsch⸗ lands zur Schutzzollpolitik übergegangen. Das Gegentheil ist richtig. Als sich Deutschland in das freihändlerische Fahrwasser geleiten ließ, hoffte man hier, die Anderen würden dem schönen Beispiel folgen. Dag thaten sie aber nicht, vielmehr erhöhten sie ihre Zölle und Deutsch⸗ land trug den Schaden; bis es endlich auf der ahschüssigen Bahn Halt machte. Gegenüber der Zeit des Freihandels hat sich übrigens der Export nach Rußland und Desterreich nicht vermindert, sondern recht bedeutend ver · mehrt. Ebenso hinfällig ist die Behauptung, die Schutzzollpolitik habe zur Schädigung der Eisenbahnen geführt. Auch hier trifft das gerade Gegentheil zu, wie ein Blick auf die Eisenbahnstatistik lehrt. Sollte wirklich eine Verminderung des Transitverkehrs eingetreten fein, wofür übrigens noch nicht der geringste Nachweis erbracht ist, so würde dieselbe durch die Zunahme des inländischen wie des Exportverkehrs überreichlich aufgewogen werden. Wenn das frei⸗ händlerische Blatt endlich zu dem Schlusse kommt: „Gegen die wechselvollen Gestaltungen, welche die Konjunktur des Weltmarktes zeitigt, vermögen keine Zollmaßregeln anzukämpfen,“ so möge das gelten; aber gerade weil dem so ist, ist es nothwendig, der deutschen Produktion wenigstens das Absatzgebiet im Inlande möglichst zu er⸗ halten, damit sie nicht dem Untergange preisgegeben ist, wenn in periodischer Wiederkehr Krisen über den Weltmarkt hereinbrechen.
— Der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung wird aus Bremen geschrieben: .
Der Neujahrstag, der für ganz Deutschland die Erinnerungen an die vor 50 Jahren erfolgte Errichtung des Zollvereins in so erheben⸗ der Weise wachrufen konnte — denn mit derselben war auch der erste Schutt zur nationalen Einigung gethan — hat hier in Bremen noth⸗ wendig einen niederschlagenden Eindruck hinterlassen müssen, da er uns die verfehlte Politik unseres kleinen Staates so recht eindringlich vor die Augen gebracht hat. Ein halbes Jahrhundert ist verflossen, feit Deutschland angefangen hat, einig zu werden und genau so langer Zeit hat es bedurft, bis man hier mit Mühe und Noth und ju allerletzt in gewissen Kreisen zu der Erkenntniß gekommen ist, daß auch Bremen, dieser einzige Bruchtheil des großen geeinig'en Dentschlands, nicht länger Widerstand leisten kann, wenn es nicht seine ganze Existenz aufs Spiel setzen will. Wenn sich darüber Buch führen ließe, wie große Schäden Bremen in diesen 0 Jahren an seinem wirthschaftlichen Leben genommen hat, wärden wir ein trauriges Facit herausrechnen können. Aber auch ohne genaue statistische Nachweise, die so weit nicht zurückreichen, läßt sich die Thatsache erhärten, daß Bremen weit, weit hinter der Höhe zurückgeblieben ist, die es einnehmen könnte, wenn es rechtzeitig verstanden hätte, sich der nationalwirthschaftlichen Bewegung anzuschließen. Unsere Blätter hätten den 50 jährigen Gedenktag des Zollvereins gern mit dem Schwamm“ aus dem Gedächtniß der bremischen Bevölkerung hinweggewischt, wenn es angegangen wäre. Sie haben erst im allerletzten Augenblicke, als die offtziellen Berliner Telegramme anlangten, die sie nicht wohl in den Papierkorb werfen konnten, von denselben Notiz genommen, ohne ihrerseits eine Betrachtung daran zu knüpfen.
Central⸗Blatt der Abgaben-Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Stgat'en. Nr. 1. — Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung und im Reichs⸗Gesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. — Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — J. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Anstellung der Militärpersonen im Offiziersrange im Civildienst. — III. Indirekte Steuern: Zollsatz für Olivenöl in Fässern, Flaschen oder Kruͤgen. — Zollfreiheit der . g. Korkfender⸗Apparate. — Stempelpflichtigkeit. Entscheidung durch den Cwvilrichter. Aussetzung der Verhandlung. — Stempel zu Kauf. und Lieferungsverträgen im kaufmännischen Verkehr. — V. Statistik. Ergänzung des Verzeichnisses der Massengüter im Sinne des Gesetzes über die Waarenstatistik. — VI. Personal⸗ nachrichten.
. Nr. 1. — Inhalt Erlaffe des Ministers der öffentlichen Arbeiten: Vom 30. November 1883, betr. Statistik der Güterbewegung. — Vom 24. Dezember 1833, betr. Dienstwohnung suspendirter Beamten. — Vom 24. Dezember 1883, betr. den zu Lieferungs⸗ und Werkverdingungsverträgen 2c. bezw. zu den mit denselben verbundenen Nebenabreden (Compromißver⸗ trägen c. zu verwendenden Stempel. — Vom 28. Dezember 1883, betr. Relsekosten LZiquidationen maschinentechnischer Beamten über Versuchsfahrten. — Vom 28. Dezember 1883, betr. Erlaß polizei licher Strafverfügungen wegen Uebertretungen. — Bom 29. Dezember 18583, betr. Statistik der Gäüterbewegung. . Vem 31. Dezember 18853, betr. Verrechnung der Seiteng der Militärverwaltung fur ver= schiedene Leistungen aus Anlaß militärischer Uebungen im Verladen von Truppen und Kriegsmaterial c. der Eisenbahnver waltung zu er⸗ stattenden Kosten. — Entscheidungen der Königlichen Ober⸗Rechnungs—⸗ kammer. — Nachrichten.
Landtags⸗Angelegenheiten.
m 9. Breslauer Wahlbezirk, Franken stein⸗Münsterberg, ist ad n des Erbscholtiseibestkzers Nitsche, welcher sein Mandat niedergelegt hat, von Hüne (Centrum) mit 210 gegen 55 Stim⸗ men, welche bon Chappuis (konservativ) erhalten hat, zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Die XIII. Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung des Entwurfs einer Jag dordnung hat sich, wie folgt, konstifuirt: Strutz, Vorsitzender; Günther, Stellvertreter
vertreter des Schriftführers; Dirichlet, Schmieder, von Hoen la, Brandenburg, Eonrad, Hagen, Roeren. Francke, Dr. Oetker, Br. Grimm, von Krosigk, von Neumann, Bohtz, von Risselmann.
Statistische Nachrichten.
Nach der Uebersicht über die Produktion von Stärke⸗ zucker im deutschen Zollgebiet für das Campagnejahr 1882/83, welche in dem foeben erschienenen Novemberheft zur Sta— tistik des Deutschen Reichs veröffentlicht ist, beträgt die Zahl der Stärkezuckerfabriken im Zollgebiet 43, von denen 5 während des ge⸗ dachten Zeitraums außer Betrieb standen. Zu Stãrke zucker wurden verarbeifet 401 306 Doppeslcentner nasse und 34 863 De C. trockene Stärke und bieraus hergestellt 92 906 D.C. Stärkezucker in fester Form, 191 074 D. C. Stärkesyrup und 12 7890 Da- C. Fouleur. Der durchschnittliche Verkaufspreis für 100 kg festen Stärkezucker betrug 30,4 MS, Stärkesyrup 29,1 Æ und Couleur 35,6 M
— In dem soeben erschienenen Novemberheft zur Statistik des
Deutschen i sind die amtlichen Aufnahmen über die Brannt⸗
weinbrennerei und die. Branntweinbesteu erung im
deutschen Zollgebiet während des Etatsjahres 1882/83
zusammengestellt und diesen Zusammenstellun gen einige Tabellen an⸗
geschlofsen, welche die betreffenden Ergebnisse in Bezug auf das
Reichssteuergebiet (züglich der andern deutschen Steuergebiete sind
die Angaben nicht konform und weniger ausführlich) für die letzten
11 Jahre zusammenstellt. Danach sind in dem inner alb
der Zolllinie liegenden Gebiete des Deutschen Reiches, mit
Ausnahme des bayerischen. Steuergebiets, des Königreich?
Württemberg und des Großherzogthums Baden, im Jahre 1882/83
zusammen 25 201 Branntweinbrennereien im Betriebe gewesen, von
denen 19 N2 allein auf Elsaß⸗Lothringen fallen. Von der Gesammt—
zahl der Brennereien haben mehlige Stoffe (Getreide und Kartoffeln)
verarbeitet 7117 (7256 im Vorjahr). Melasse 17 E4 im Vorjahr)
und andere nicht mehlige Stoffe 21 067 (22 629 im Vorjahr). Unter
den erstgenannten befanden sich landwirthschaftliche Brennereien, X h;
solche, welchen nach §. 3 Absatz 2 des Reichsgesetzes vom 8. Juli
1858 Steuerermäßigung zu Theil geworden ist, die also in der Zeit
vom 1. November bis i6. Mai nur selbstgewonnene Erzeugnisse ver⸗
wendet und an einem Tage nicht über 1930,5 1 Bottichraum be—
maischt haben, 1637 gegen 1832 im Vorjahr; ferner haben 1316
(1294 im Vorjahr) von den Brennereien, welche mehlige Stoffe ver⸗
arbeiteten, Hefenfabrikation betrieben, also die Branntweingewinnung
meist nur nebensächlich behandelt. Der Bruttoertrag der Maischbottich
steuer betrug im Jahre 1872 44 967 243 , ist sodann im Jahre 1875 auf 65 697 282 96 gestrigen, aber in den folgenden Jahren wieder zurück—
gegangen. Erst im Jahre 1880, 81 ist der letztgenannte Betrag wie⸗ der überschritten worden; im nächsten Jahre 1881/82 hat hierauf der Steuerertrag den höchsten Stand, den die 11jährige Reihe aufzu⸗˖ weisen hat, mit 63 515 176 M½ erreicht, um im Jahre 1882/83 wieder auf b8 43535 851 S6 herabzuslnken. Der Ertrag der Materialsteuer stieg von 630 168 ½ im Jahre 1874 (die Jahre 1872 und 1873 eignen sich nicht zum Vergleich, da in den betreffenden Zahlen die für Elisaß Lothringen nicht enthalten sind (auf 1175 808 ( im Jahre 1875, ist von da ab aber wieder erheblich zurückgegangen, und betrug 1883 / 8ß nur 391 108 6 Der Nettoertrag der Branntwein⸗ abgaben, d. h. der Ertrag der inländischen Steuer einschließlich des Eingangszolls, der Uebergangsabgabe und der Autgleichungsabgabe (im Verkehr mit Luxemburg), abzüglich der Steuerrückvergütung für ausgeführten und zu technischen Zwecken, verwendeten Branntwein, betrug 1882,83 im Reichssteuergebiet 45 966 418 oder 1527 1 auf den Kopf der Bevölkerung gegen 48 510 107 M oder 1,365 M auf den Kopf im Vorjahre und 52 474 865 S oder 1,56 S auf. den Kopf im Jahre 1815, welch letztes Jabr unter den aufgezählten 11 Jahren die höchste Nettoeinnahme gufweist. — Im bayeri⸗ schen Steuergebiet belief sich der Bruttoertrag des Branntwein ⸗ aufschlags für das Kalenderjahr 1882 auf 2100 S864 Æυ; in Württemberg für das Etatsjahr 1882,83 der Steuer ertrag aus dem zur Branntweinbrennerei verwendeten Malz auf 25 S68 M, der Ertrag der Uebergangsabgaben von Branntwein auf 238 144 S und der Eingangszoll von eingeführtem Branntwein auf 20 753 6, ferner der Betrag der Steuerrückvergütungen für denatu—⸗ rirten Branntwein auf 62 293 S und die Abgabe vom Branntwein—⸗ Kleinverkauf auf 309 142 S; in Baden für das Steuerjahr 1. De⸗ zember 1881 bis 30. November 1882 der Ertrag der inländischen Branntweinsteuer (Kesselsteuer) auf 160 814 ½, die Uebergangsabgabe auf 580418 S und der Betrag der Steurrrückvergütungen auf 63 043 M
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der juristische Verlag von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin und Leipzig hat soeben in der beliebten handlichen Ausgabe der Deutschen Reichsgesetzgebung, Text ⸗ Ausgabe mit An⸗ merkungen“ veröffentlicht die: 1 . nebst Gerichtsverfassungsgesetz für das Deutsche Reich. Text⸗ Ausgabe mit Anmerkungen und Sachregister von Dr. A, Dochow, weil. ordentlichem Professor in Halle. Dritte veränderte und ver— mehrte Auflage bearbeitet von A. Hellweg, Landrichter in Hannover. Taschen⸗Format. Kartonnirt 1 6. 60 25. — Diese neue Auflage ist nach des Verfassers Tode unter eingehender Berück= sichtigung der Entscheidungen des Reichsgerichtes in Strafsachen und der Literatur fast vollständig umgearbeitet worden und hat in dieser neuen Gestalt an Werth gegen die früheren Auflagen erheblich ge— wonnen. Der Bearbeiter war besonders geeignet, die] ihm über tragene Aufgabe zu lösen, well die genaueste Kenntniß unserer Straf⸗ gesetzgebung ihn zu solcher Arbeit vorzugsweise befähigte. Denn außer an em mit Br. A. Arndt gemeinschaftlich herausgegebenen großen und hervorragenden Buch: „Die Deutsche Strafgesetzgebung ist der⸗ selbe auch an dem im Erscheinen begriffenen umfangreichen Sammel⸗ werke: „Die Gesetzgebung des Deutschen Reiches von der Gründung des Norddeutschen Bundes bis auf die Gegenwart (in der jetzt gel⸗ tenden Fassung)' als Bearbeiter der gesammten Strafgesetzgebung etheiligt, . ; ö . Reichs gesetz, betreffend die Krankenversiche⸗ rung der Arbeiter, vom 15. Juni 1883. Mit einem Anhang, enthaltend die für Preußen erlassene Ausführungsanweisung vom 26. November 1883. Textausgabe mit Anmerkungen von C;. von Woedtke, Regierungs⸗Rath, z. 3. im Königlich preußischen Ministe⸗ rium fuüͤr Handel und Gewerbe. Zweite Auflage. Taschen ⸗Farmat. Cartonnirt 1 11 26 53. — Daß bereits nach Verlauf weniger Monate von dieser Textausgabe eine neue Auflage nöthig wurde, spricht am besten für den Werth derselben. Das Büchlein ermöglicht es auch in der That, die Kenntniß des schwierigen und doch so ungemein wich⸗ tigen Gefetzes zu erleichtern und zur richtigen und rechtzeitigen Aus⸗ führung dieses ersten Werkes guf, dem Gebiete der sozialen Reformen beizutragen. Diese Textausgabe ist ganz besonders bestimmt und ge— eignet, die Bekanntschaft mit dem Gesetz auch in weitere, insbesondere in solche Kreise des deutschen Volkes hineinzutragen, welchen mit einem wohlfeilen Handbuch vorzugsweise gedient ist. .
— Von dem Werk: „Die Gesetzgebung des Deutschen Reiches von der Gründung des Norddeutschen Bundes bis auf die Gegenwart, mit Erläuterungen und Registern herausgegeben von B. Gaupp, Geh. Regierungs Rath, A. Hellweg, Landrichter, R. Koch, Kaiserlicher Geh. Ober⸗Finanz Rath, W. Neubauer, Ober ⸗Landes⸗
erichts⸗ Rath. W. T2. Solms, Ober ⸗Corps-Auditeur, R. Sydow, Dber⸗Postrath. W. Turnau, Kammergerichts Rath, F. Vierhaus, Landrichter (Verlag von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin und Leipzig) erschien soeben die neunte Lieferung. Diese Lieferung enthält u. A. folgende größere Gesetze: Artikel 41 bis Schluß der Reichs⸗ verfassung mit der Anlage: Geschäftsordnung für den. Deutschen Reichstag; — Vertrag vom 13. März 1871, betreffend die Schiff. fahrt im Schwarzen Meere und auf der Donau, sowie als
Gesetz, betreffend die Verbindlichkeit zum Schadenersatz 2c. — Das
Gesetz, betreffend die Inhaberpapiere mit Prämien nebst zwei An⸗
lagen und zwei ergänzenden Bekanntmachungen; — den Friedens⸗
Präliminar⸗ und den Friedens⸗Vertrag mit Frankreich; — das Gesetz,
betreffend die Pensionirung und — * der Militärpersonen vom
27. Juni 1871 nebst dem ergänzenden esetz vom 4. April 1874,
sowie die Bekanntmachung, betreffend die Ausführung der §§. 101-108
des Militär⸗Pensionsgesetzes vom 27. Juni 1871 und der Ss§ 15, 16
und 22 der Novelle vom 4. April 1874, welche letztere aus dem
Centralblatt übernommen worden ist. Je weiter das Werk fort⸗
schreltet, desto mehr empfiehlt sich dasselbe nicht allein als Handbuch
des Juristen und Beamten, sondern jedes deutschen Staatsbürgers.
— Im Verlage von Franz Siemenroth in Berlin ist die ge⸗
diegene und gründliche Schrift Dänemarks Beziehungen zu
Livland vom Verkauf Estlands bis zur Auflösung des
Ordens staats (1346 — 1561) von Dr. W. Mollerup, mit Ge⸗
nehmigung des Verfassers aus dem Dänischen von Woldemar
Ruberg übersetzt, vor Kurzem erschienen. Dieselbe zeigt zunächst
eingehend, wie die dänischen Könige, obwohl Dänemark im Jahre
1346 das Herzogthum Estland an den deutschen Orden, welcher dasselbe
wiederum späͤter an den Orden in Livland überließ, verkauft hatte,
dessenungeachtet seitdem im 15. und 16. Jahrhundert wiederholt ihr
angebliches Hoheitsrecht über Estland geltend machten und ebenso
auch ein Patronatsrecht über Reval und Oesel beanspruchten; berichtet
sodann, als im 16. Jahrhundert Rußland Livland stark bedrängte,
um sich einen Zugang zum Meere zu verschaffen, ausführlich über die
Verhandlungen zwischen Dänemark und Livland, das Dänemark um
Schutz gegen Rußland anrief; spricht hierauf, nachdem sich in Livland
selbst eine starke dänische Partei gebildet hatte, gleichfalls eingehend
von den Verhandlungen, die zwischen Dänemark und dem Bischof
Johann von Oesel statthatten, um das Stift Oesel auf Herzog Magnus,
den Bruder des Königs von Dänemark Friedrich II., zu übertragen,
sowie, als dies durchgesetzt worden, von dem Benehmen des Herzogs
Magnus in Livland, ferner von dem zum Theil hierdurch herbeigeführten
Verfahren Dänemarks, das vom Ordensstaat Livland schließlich
die ganze Insel Oesel, die Wieck und ein Drittheil des Stifts Kur
land sich aneignete und seiner Herrschaft unterwarf; endlich von der
Theilnahme Daͤnemarks an der Auflösung des livländischen Ordensstaates
im Jahre 1561, die durch das Schutzbündniß, das der letzte Ordens⸗
meister Kettler mit König Sigismund von Polen geschlossen hatte,
im Jahre 1561 herbeigeführt wurde. Die in neuester Zeit hervor
gezogenen Quellen zur Geschichte der Auflösung des Ordensstaates
Livland haben zur Genüge dargethan, daß der Untergang dieses
Staates nach über 350 jährigem Bestehen, zu dessen unzweifelhaften
Verdiensten es gerechnet werden muß, unter barbarischen Völkern
Kultur verbreitet zu haben und lange Zeit hindurch der Vorposten des
christlichen Europa im Osten gewesen zu sein — wesentlich durch die
Zwietracht zwischen dem Orden und den Bischöfen, welche jedes einige
Zusammenwirken gegen äußere Feinde verhinderte, verschuldet worden
ist. Dieselben Quellen haben zugleich beigetragen, auf die Handlungs⸗ weise Kettlers, welcher vor allen Anderen die Katastrophe herbeigeführt hatte, ein klares Licht zu werfen. Kettler hat von seinem ersten Auftreten an den Ausgang vorausgesehen, er hatte gehofft; die Einheit Livlands dadurch zu erhalten, daß er die Selbständigkeit desselben aufgab; als jedoch diese Hoffnung fehlschlug und als König Sigismund vollständige Unterwerfung und die Einverleibung des Landes mit Polen verlangte, da war er nicht länger im Stande, seinen Plan durchzu⸗ führen, sondern empfing selbst den Lohn, der ihm vom Sieger angeboten wurde. — Vom Verfasser der vorstehenden Schrift, durch welche über verschiedene Partien der Geschichte Livlands und Dänemarks im 15. und 16. Jahrhundert Licht verbreitet wird, sind alle älteren und neueren, die russischen Ostseeprovinzen, ingbesondere Livland, sowie Dänemark, Schweden u. f. w. betreffende Schriften, vorzüglich aber die in Bienemanns und Schirrens Urkundensammlungen gedruckten Briefe und Aktenstücke, sowie die großen Sammlungen im Geheimen Archiv in Kopenhagen, über welche H. Hildebrand in ,die Arbeiten für das liv⸗, est⸗; und kurländische Urkundenbuch im Jahre 1875 — 76 S. 72 ff. nähere Aufschlüsse giebt, benutzt worden. — Der Schꝛift sind 3 Beilagen beigefügt li) Bericht über die englische Schiffahrt im Eismeer c. 1556; 2) König Christians III. Antwort an die livländischen Gesandten, den 18. September 1558; 3) Uebereinkunft zwischen König Friedrich II. von Dänemark und Bischof Johan Munichhausen. Dat. Nyborg, 26. September 1559. — Die äußere Ausstattung des Buches ist sehr sorgfältig.
Gewerbe und Handel.
Dortmund, 14. Januar. (Rhein. Westf. Ztg) In der Eisenindustrie scheint sich nun endlich eine bessere Stimmung anzubahnen, da sich nicht blos in der Hochofenindustrie, sondern auch in verschiedenen anderen Branchen eine größere Nachfrage zeigt und die Konfumenten zu Abschlüssen auf längere Zeit übergehen. Sie rechnen wohl nicht mehr auf weiteren Preisrückgang und wollen nun von den niedrigen Notirungen profiliren. In der Hochofen⸗ industrie ist die gesammte Produktion von Puddelroheisen pro J. Quartal ziemlich verkauft, und auch in den übrigen Roheisensorten macht sich ein regerer Verkehr bemerkbar, namentlich tritt in Spiegeleisen ein größerer Bedarf auf. Die Preise sind dabei unverändert geblieben. Luxemburger Roheisen ist indessen noch etwas gewichen und ju. 36 4 ab Luxemburg zu haben. Auf dem englisch -schottischen Roheisenmarkte dauert die weichende Tendenz ebenfalls noch in vollem Maße an, wozu zum Theil die kolossalen Vorräthe beitragen, zum Theil aber auch der verminderte Export von Glasgow. — Im heimischen Stabeisen, geschäft zeigt sich rücksichtlich der Nachfrage etwas mehr deben, da⸗ wie es scheint, die Händler schon jetzt dazu übergehen, ihren Früh⸗ jahrsbedarf zu decken, um die niedrige Preisstellung auszunutzen. Die meisten Stabeisenwalzwerke haben in Folge größerer Abschluͤsse ihren Mangel an Beschäftigung für die nächste, andere auch schon für län⸗ gere Zeit beseitigt. So sind z. B. die Dortmunder Union und der Hörder Verein in Stabeisen recht gut besetzt. Die dabei erzielten Preise sind aber Überall sehr niedrig und kaum lohnend, und ist eine Preitaufbesserung auch wohl erst dann zu erwarten, wenn sammtliche Stabeisenwalzwerke wieder voll, besetzt und nicht mehr um Aufträge verlegen sind. In Fagoneisen ist es noch still, aber die schlimmste Zeit ist auch wohl für diese Branche überwunden, da das Frühjahr nicht mehr fern ist und bald wieder Bestellungen für das Baugeschäft einzulaufen beginnen. Dagegen nimmt die Nachfrage in Stahldraht und Blechen zu, und ist somit zu hoffen, daß auch für die Bleche und Drahtwalzwerke demnächst wieder bessere Tage kommen. In der Stahlbranche läßt das Exportgeschäft in Stahlschienen Und anderen Oberbaumaterialien noch immer sehr zu wünschen, na- mentlich sind Preise für Exportaufträge andauernd sehr gedrückt und wenig lohnend. Für heimische Eisenbahnen sind in der letzten Zeit ansehnliche Ordres in rollendem Material eingegangen und neuer dings auch einige kleinere in Oberbaumaterialien. Die Lokemotiv-⸗ und Waggonfabriken sind lebhaft beschäftigt und die Maschinen · fabriken und Gießereien in befriedigender Thätigkeit. — Im Koblen⸗ geschäft ist noch immer ein sehr flotter Absatz zu verzeichnen, auch find die Preise unverändert geblieben. Koke und Kokekohlen ten diren indessen andauernd matt. .
Gera, 11. Januar. (Thür. Corr) Die Zunahme des Exports nach den Bereinigten Staaten von Nord- amerika aus dem Bezirk der hiesigen Konsular⸗Agentur hat auch im 4. Quartal vorigen Jahres angebalten. Dasselbe übertrifft das 4. Quartal 1882 um etwa 270 000 4A (913 842 M gegen 668 94 ), Der Hauptantheil der Steigerung entfällt auf wollene Kleiderstoffe, der von zI4 248 M auf 686 241 90 gestiegen ist. Ebenso hat sich die Ausfuhr von Porzellan um über 100 o vermehrt. Andere Ar— tikel, wie namentlich Glacshandschuhe, musikalische Instrumente, Sämereien weisen dagegen einen bedeutenden Rückgang auf.
Glasgow, 15. Januar. (W. T. B.) Laut eingegangener Berichtigung betrugen die Glasgower Verschiffungen, von Roh⸗ eisen in der vorigen Woche 9295 gegen 8396 Tons in derselben
des Vorsitzenden; Goeßmann, Schriftführer; Wüsten, Schriftführer; von Schalscha, Stellvertreter des Schriftführers; von Oertzen, Stell⸗
Anlage den ursprünglichen Vertrag vom 30. März 1856, welcher aus der grnchst Gesetz⸗Sammlung abgedruckt worden ist; — das
Woche des vorigen Jahres.