r
*
** n.
der vorjährigen gleich. In der Anciennetätsliste sind bei den General⸗Feldmarschällen nach dem Hinscheiden Sr. Königlichen
oheit des Prinzen Carl Se. Königliche Hoheit der Prinz e rig Carl und Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz in die erste Stelle vorgerückt. An der Spitze der Generale ist Se. Hoheit der Herzog von Braunschweig ver⸗ blieben.
— Gemäß der bezüglichen Bekanntmachung des Ober Präsidenten der Provinz Brandenburg, Staats⸗Minister Pr. Achenbach, trat am 15. d. Mis. der 56. Kommunal Landtag der Kurmark unter Vorsitz des Majors a. D. und Domherrn des Hochstifts Brandenburg, von Rochow auf Plessow, im Ständehause zu Berlin zusammen. Der Vor⸗ sitzende eröffnete den Landtag mit einem Hoch auf des Kaisers und Königs Majestät, in welches der Landtag begeistert dreimal einstimmte. — Durch den Tod sind aus dem Landtage geschieden: der Ritterschafts-Direktor, Major und Landrath a. D., ständische Kurator der Ritter— Akademie und Domherr des Hochstists zu Branden⸗ burg a. /H. von dem Knesebeck auf Jühnsdorf, welcher das Domkapitel seit dem Jahre 1874 in dem Land⸗ tage vertrat; ferner der Oberst-Kämmerer, Wirkliche Geheime Rath und General der Kavallerie Graf von Redern auf Görls⸗ dorf c.“, welcher als das älteste Mitglied dem Landtage seit dem Jahre 1847 als Vertreter adliger Majorate und Fidei⸗ kommisse in der Kurmark angehörte und seit dem Jahre 1852 die Geschäfte der kurmärkischen Hülsskasse als deren erster Direktor leitete; und endlich der Stadt— rath Kalbersberg, welcher die Stadt Prenzlau während des letzten Jahrzehnts vertrat. Der Landtag ehrte das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. — Neu eingetreten in den Landtag sind der General der Infanterie und Domherr des Hochstists zu Brandenburg von Stülpnagel, als Vertreter des Domstifts, der Ober⸗ Gewandkämmerer und Wirklliche Geheime Rath Graf von Re⸗ dern, als Vertreter der Besitzer adliger Majorate und Fidei⸗ kommisse in der Kurmark, und der Premier⸗Lieutenant und Gutsbesitzer William, als Vertreter der Stadt Prenzlau. — Für die auf die Dauer der Session durch Krankheit be⸗ hinderten Mitglieder von Risselmann⸗Schönwalde, von Quast⸗ Garz, von dem Knesebeck⸗-Löwenbruch und Rathsherr Thiele⸗Perleberg sind deren Stellvertreter von Bredow⸗Buchow⸗Carpzow, Scherz⸗Kranzlin, Kiepert⸗Marien⸗ felde und Wolff-Perleberg einberufen. — Nach Mittheilung dieser Personalveränderungen konstituirte der Vorsitzende die Versammlung, indem er den Abgeordneten der Stadt Bran⸗ denburg, Hammer, zum Protokollführer berief und drei Aus⸗ schüsse bildete, den J. ür die Angelegenheiten der Landfeuersozietät, den II. für diejenigen der kurmärkischen Hülfskasse und die bezüg⸗ lichen Petitionen, welche diesmal besonders reichlich eingegangen sind, und den III. für das Kriegsschuldenwesen. — Zum Vorsitzenden des J. Ausschusses wurde der Geheime Regierungs⸗ und Landrath von Winterfeld und zu dessen Stellvertreter der Landrath Freiherr von Manteuffel; zum Vorsitzenden des II. Aus⸗ schusses der Wirkliche Geheime Rath von Klützow, zu dessen Stellvertreter der Erb⸗Jägermeister von Jagow, und zum Vorsitzenden des III. Ausschusses der Baron von Knobels⸗ dorff, zu dessen Stellvertreter der Kreisdeputirte von Kröcher ernannt. — Diesen drei Ausschüssen und dem ritter— schaftlichen Konvente wurden die bis jetzt eingegange— nen 95 Sachen zur Bearbeitung überwiesen, soweit sie nicht, wie die Dankschreiben der von dem 55. Kommunal⸗ Landtage bedachten milden Stiftungen, durch Kenntnißnahme des Landtags zu erledigen waren. — Der Vorsitzende referirte über den Empfang der von dem 55. Kommunal-Landtage aus Anlaß der Feier der silbernen Hochzeit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kron— prinzessin gewählten Gratulationsdeputation. Dieselbe bestand außer dem Vorsitzenden aus den Herren von dem Knesebeck— Jühnsdorf, Stadtrath Ehrenberg⸗Frankfurt a. O. und Amts— vorsteher Schultze⸗ Götz, und durfte Ihren Kaiser—⸗ lichen und Königlichen Hoheiten die Glückwünsche der Kurmark am 25. Februar v. J. im Anschluß an die Deputa— tion der Provinz durch den Vorsitzenden darbringen. Ihre Kaiserlichen Hoheiten dankten der Deputation huldvoll und beauftragten sie mit der Ueberbringung Ihres Dankes an die Vertreter der Kurmark. — Die Praͤklusivfrist für den Eingang der in der gegenwärtigen Session noch zu erledigenden Sachen wurde auf den 19. 8d. M. einschließlich festgesetzt, und die nächste Sitzung des Landtags mit Rücksicht auf die Arbeiten der Ausschüsse auf Sonnabend, den 19. d. M., Mittags 12 Uhr, anberaumt.
— Der General der Infanterie von Thile, komman— dirender General des VIII. Armee⸗-Corps, ist in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Allerhöchsten Disposition und gleichzeitig à la suite des 3. Garde⸗Regiments zu Fuß gestellt worden.
— Zu dem Kapitel des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler sind hier eingetroffen: der Kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen, General-Feldmarschall Freiherr von Man— teuffel, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und kommandirender General des XV. Armee⸗Corps, der General der Infanterie z. D. Graf von Kirchbach, Chef des 1. Niederschlesischen Infanterie⸗Regiments Nr. 46, der General der Infanterie z. D. Graf von Bose, Chef des 1. Thüringischen Infanterie⸗Regiments Nr. 31, und der General der Kavallerie z D. Hann von Weyhern, Chef 3 ö Husaren⸗Regiments (Blüchersche Husaren) Nr. 5.
Bayern, München, 16. Januar. (Allg. Ztg.) In der heutigen Sitzung der Abgeordneten kammer motivirte der Abg. Gabler seinen Antrag an die Krone, welcher dahingeht: anzuordnen, „daß die für die Sonntage und einige Feier— tage bisher eingeführte Beschränkung der Dienststünden nicht nur für alle den christlichen Konfessionen gemeinschaftlichen Festtage, sondern auch für die besonderen Feiertage eines Reli⸗ gionstheiles an Orten, an welchen derselbe vorwiegend ist, aus— gedehnt, und überdies für die Postbediensteten, deren Kon⸗ session am Orte ihres Dienstes nicht die vorwiegende ist, die obige Befreiung hinsichtlich der Dienstzeit gleichwohl thunlichst gewährt werde.“ Die Abgg. Frhr. von Papius und Hafen⸗ maier befürworteten den Antrag und wünschten eine noch weitergehende Einschränkung der Dienststunden. Bei der weiteren Debatte sprachen die Abgg. Herz und von Fischer gegen, Dr. Orterer, Dr. Rittler und Hr. Körber für den Antrag Gabler. Der Staats⸗-Minister Frhr. von Crailsheim erklärte, gegen die Ausdehnung der bisherigen Anordnungen zur Dienstes— beschränkung auf weitere Feiertage sowie auch gegen weitere
Einschränkung des Sonntags⸗Schalterdienstes nichts zu erin⸗ nern zu haben. Der Antrag Gabler wurde sodann mit dem Zusatz, „daß der Sonntags-Schalterdienst auf vier Stunden eingeschränkt werde“, mit großer Mehrheit angenommen.
Nürnberg, 16. Januar. (W. T. B.) Bei der heutigen Ersatzwahl zur Abgeordneten kammer wurde der Thierarzt Uebler in Altdorf (fortschrittlich mit 207 von 222 Stimmen gewählt.
Württemberg. Stuttgart, 14. Januar. (St.⸗Anz. f. W.) Die Berathungen der staatsrechtlichen Kom⸗ mission der Abgeordnetenkammer über die beiden Kirchengesetzentwürfe sind heute wieder aufgenommen worden. Heute Nachmittag ist die Kommission wiederum zu⸗ sammengetreten. Es handelt sich nunmehr hauptsächlich um die die Vermögensausscheidung der kirchlichen und der politischen Gemeinde berührenden Bestimmungen. Der Berichterstatter über den katholischen Entwurf, Untersee, hat heute seinen Be⸗ richt vorgetragen, und in den nächsten Tagen wird der Refe⸗ rent über den evangelischen Entwurf, Dr. von Hack, sein Refe— rat vorlegen. — Ueber die Zeit der Einberufung des Land⸗ tages und die Gegenstände seiner Berathungen ist bis jetzt noch nichts bestimmt.
Baden. Karlsruhe, 16. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtages wurde bei der Berathung des Budgets des Staats-Ministeriums von Seiten der Opposition Ldetaillirte Auskunft über die Stellung, Beschästigung und Verantwortlichkeit des jüngst ernannten Ministerial-Direktors Eisenlohr verlangt. Der Staats⸗ Minister Turban pröäzisirte eingehend die durch⸗ aus korrekte und legale Stellung Eisenlohrs im Ministerium. Der Ministerial-Direktor sei nicht Vize⸗ Präsident des Staats⸗Ministeriums, sondern blos Vize⸗Präsi⸗ dent des Ministeriums des Innern. Die volle Verantwort— lichkeit des Ministers bleibe aufrecht erhalten. Die Stellung des Ministerial-Direktors sei staatsrechtlich und verfassungs⸗ mäßig begründet und resultire aus der früher von der Kammer begehrten Vereinfachung in der Organisation der obersten Staatsbehörden. Die Position wurde darauf bewilligt.
Mecklenburg ⸗Schwerin. Schwerin, 16. Januar. Aus Cannes wird den „Meckl. Anz.“ unter dem 13. Januar u. a. geschrieben: Seit einigen Tagen ist hier wieder schönes, sonniges Wetter, so daß Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog den größten Theil des Tages im Freien zubringen kann. Heute fuhren Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzo— gin und der Großherzog für einige Stunden nach Nizza, um dem russischen Neujahrsgottesdienst in der dortigen Kirche bei— zuwohnen.
Anhalt. Dessau, 16. Januar. Das Staats-Mini— steri um macht im „St.⸗A.“ bekannt, daß die Kaiserlich russische Regierung neuerdings ihren Vertretern in Deutschland be— stimmte konsularische Amtsbezirke zugewiesen habe und dabei die Konsulatsgeschäfte für das Gebiet des Herzogthums Anhalt dem Kaiserlich russischen Konsulat zu Berlin zugetheilt worden seien.
Oesterreich Ungarn. Wien, 16. Januar. Im Handels-Ministerium fand, wie die „ meldet, eine Konferenz mit den Delegirten des Verwal— tungsraths der Prag-Duxer Bahn in der Angelegenheit der Fusion dieser Bahn mit der Dux-Bodenbacher Bahn statt. Die Delegirten erklärten, demnächst ein neues Fusionsprojekt vorlegen zu wollen, in welchem die der Fusion bisher ent—⸗ gegenstehenden Schwierigkeiten berücksichtigt würden.
Pest, 16. Januar. (W. T. B.) Im Verlaufe der heuti⸗ gen Sitzung des Unterhauses stellte der Minister⸗ Präsident Tisza in Abrede, daß er sich um die Unter— stützung der Opposition bewerbe, er habe sich allerdings mit den Abgeordneten Tranyi und Szilagyi wegen eines ein— heitlichen Vorgehens bezüglich der Mischehe-Vorlage ins Einvernehmen gesetzt; bisher sei ihm aber ein solches Ver— fahren noch nie zum Vorwurf gemacht worden; es sei ihm vielmehr häufig vorgehalten worden, daß er dies außer Acht lasse. Tisza wies die Behauptung zurück, daß Interessen—⸗ gruppen auf der Rechten säßen, wohl aber sitze dort eine ein— heitliche Interessengruppe, deren Interesse das Wohl des Vaterlandes sei und welche, trotz aller Verdächtigungen, ihre Pflicht erfülle. ö.
Agram, 16. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtages fragte der Abg. Barcic: warum dem Abg. Starcevic der Eintritt in das Landtags— gebäude durch Gensd'armerie verwehrt worden sei. Der Präsident erwiderte: er habe dies im Interesse der Ord— nung verfügt, da Starcevic sich geäußert, er werde trotz seiner Ausschließung in den Sitzungssaal kommen.
Schweiz. Bern, 15. Januar. (Köln. Ztg.) Da die Kantone Zürich und Aargau sich über die Vertheilung des 2400 000 Fr. betragenden Bundesdarlehens für Be⸗ reinigung der Nationalbahnschuld nicht haben einigen können, so hat der Bundesrath jetzt der Stadt Winterthur 1 /z und den Städten Baden-Lenzburg und Zofingen * zu⸗ getheilt.
Montreux, 16. Januar. (W. T. B.) Der russische Minister von Giers hat heute Morgen die Rückreise angetreten. Der Minister ist von seinem SohnKonstantin und von dem Fürsten Cantacuzène, Botschaftsrath bei der russischen Botschaft in London, begleitet.
Belgien. Brüssel, 16. Januar. (W. T. B.) In der Repräsentantenkammer brachte der Abg. Jacobs heute die Reklamationen zur Sprache, deren Gegenstand die beabsichtigte Erhebung einer Abgabe für die Benutzung der Antwerpener Schiffahrtsquais sei. Der Finanz⸗ Minister erklärte: die Verhandlungen über das Erträgniß der Quais schwebten noch zwischen der Regierung und der Stadt Antwerpen; irgend welche Ziffer sei noch nicht fest— gesetzt, insbesondere nicht die von der Presse gemeldete Ziffer von 7 Fres. pro Meter.
Großbritannien und Irland. London, 16. Januar. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen Wolff und Bon⸗ durand wurde heute das Zeugenverhör fortgesetzt und schließlich die Verhandlung auf morgen vertagt.
Frankreich. Paris, 16. Januar. (W. T. B.) Laut einem Telegramm des Gouverneurs von Cochin— china aus Saigon, von heute, ist die Besetzung der Citadelle von Hue im Prinzip beschlossen. Die Frei⸗
beuterbanden in Annam sind zerstreut und ihre Führer bestraft worden.
Nußland und Polen. St. Peters burg, 16. Januar. (W. T. B.) Laut Hofansage wird am 6. (18.) Januar, dem Wasser⸗Weihfeste, im Winterpalais die übliche Auf⸗ fahrt der Hofstaaten, Staatswürdenträger, des diplomatischen Corps, der Generalität und des Offiziercorps stattfinden.
Dem Vernehmen nach beabsichtigt das Kommunika⸗ tio ns-Ministerium, die Eisenbahnbauten im fiska—⸗ lischen Interesse künftig durch Eisenbahn⸗Bataillone ausführen zu lassen und den Chef des Militär⸗Eisenbahnwesens, General Annenkoff, mit der Bauleitung von ca. 3000 Werst geplanter Eisenbahnlinien zu beauftragen. Wie aus Kiew gemeldet wird, soll behuss Beendigung des im vorigen Jahre begon— nenen Baues der Poleßje-Bahn zu Anfang April je ein Eisenbahn⸗Bataillon von Kiew, Riga und Warschau beordert werden, welche die Arbeiten zum 1. Oktober beenden sollen.
— I7. Januar. (W. T. B.) Graf Herbert von Bismarck ist gestern hier eingetroffen. — Dem Vernehmen nach ist das Ministerium des Innern bei dem Reichsrath behufs Verbesserung des russisch⸗chinesischen Postver⸗ kehrs um Erhöhung des für den russischen Post— trakt zwischen Kiachta und Tientsin ausgeworsenen Jahreslimitums auf 22500 Silberrubel und Kre⸗ irung des Amtes eines Traktaufsehers vorstellig ge— worden. — Meldungen hiesiger Zeitungen zufolge hat der Reichsrath bei Durchsicht des Budgetvoranschlages pro 1884 die von der Haupt-Artillerieverwaltung bei ver— schiedenen Gewehrfabriken zu bestellende Anzahl von Berdan⸗Gewehren von 95 900 auf 72000 herabgesetzt. — Wie hiesige Zeitungen wissen wollen, ist der Entwurf einer neuen Wechselordnung nunmehr fast vollendet und würde in Kurzem zuständigen Orts zur Sanktion eingebracht werden.
Amerika. Washington, 16. Januar. (W. T. B.) Dem Repräsentantenhause ist eine Bill zugegangen, welche die Regierung zu der Ausgabe zweiprozentiger Obli— gationen ermächtigt und die Deponirung dieser Obligationen den einheimischen Banken als Garantie sür die Noten— cirkulation gestattet. Die Bill erläßt auch die Besteuerung der Notencirkulation, sofern diese Obligationen ihr als Garantie dienen.
In einer Unterredung zwischen dem Staatssekretär Freelinghuysen und einem Mitgliede des Repräsentanten— hauses empfahl der Erstere Behutsamkeit in der Frage der Retorsionsmaßregeln mit dem Bemerken: man müsse abwarten, eb die einfache Veantragung solcher Maßregeln nicht eine hinreichende Wirkung hervorbringen werde, ohne die Gesetzgebung selbst in Anspruch zu nehmen.
Afrika. Egypten. Kairo, 15. Januar. (W. T. B.)
ie Kommission zur Herbeiführung möglichster Erspar⸗ nisse in den Staatsausgaben hat die Entlassung von 1500 eingeborenen Beamten empfohlen.
Ein Syndikat zum Schutz der Handelsinter⸗ essen im Sudan hat sich konstituirt. Dasselbe beabsichtigt an den Khedive und an die General-Konsuln eine Petition zu richten, in welcher gegen das Aufgeben des Sudan pro— testirt wird, dessen jährlicher Import sich auf 2 Mill. Pfd. Sterl. beläuft, während der Export 11 Millionen übersteigt. In der Petition soll ferner darauf hingewiesen werden, daß sich im Sudan 15 000 Christen und 40 000 Egypter befinden, und daß das Eigenthum von Europäern daselbst bedeutend sei, da 1000 Handelshäuser Europäern, 3000 Egyptern gehörten.
Zeitungsstimmen.
Die „Elberfelder Zeitung“ schließt eine eingehende Besprechung des neuen Unfallversicherungs-Gesetzentwurf resumirend folgendermaßen:
Wie viele Bedenken und Zweifel sich auch noch aufdrängen mögen, — daß der Plan der Regierung durch den neuen Entwurf seiner Verwirklichung näher gebracht ist, wird von den meisten Stim— men rückhaltlos anerkannt. Die jüngsten Berichte der Fabrik⸗ inspektoren bestätigen von Neuem, daß die gesetzliche Regelung des fraglichen Gegenstandes eine unaufschiebbare Nothwendigkeit ist, und wir wünschen aufrichtig, daß vor dieser Nothwendigkeit alle Bedenken weichen mögen. Irgend etwas wird an jedem Plane auszusetzen sein. Erst die Erfahrung kann die erforderlichen Verbesserungen an die Hand geben.
— 2 8.
6 *
der „Düsseldorfer Anzeiger“ mit folgenden Bemer— kungen:
Könnte man die Stimmen der Presse irgendwie für maßgebend halten, so könnte man schon heute mit Zuversicht das baldigste Zu⸗ standekommen der Vorlage in Aussicht stellen. In jedem Falle können diese Stimmen nicht ohne günstige Einwirkung auf die Haltung des Parlaments bleiben. Sie sind in diesem Falle um so mehr als Aus⸗— druck der öffentlichen Meinung zu betrachten, als den Blättern von der Parteiführern gegenwärtig keine Parole gegeben worden ist, mit welcher sonst „öffentliche Meinung“ gemacht zu werden pflegt. Ihr überwiegend aünstiges Urtheil ist nicht nur durch die Klarheit, Einfachheit und Folgerichtigkeit der vorgeschlagenen Organisation veranlaßt, sondern — wie wir annehmen zu dürfen glauben — durch die Fortschritte, die sie selbst allmählich, vielleicht auch unbewußt, in der Erkenntniß von der Nothwendigkeit der Sozialreform und der berufsgenossen⸗ schaftlichen Organisation gemacht haben. Vergleicht man ihre jetzigen Urtheile, selbst die abfälligen (pon der National⸗Ztg. abgesehen), mit der Stellung, welche die liberale Presse noch vor wenigen Jahren eingenommen hat, so ist klar ersichtlich, wie sehr man sich auch auf liberaler Seite bereits mit dem früher so perhorreszirten Gedanken der Sozialreform vertraut gemacht hat.
— In der,Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:
Der oppositionellen Presse scheint die Einberufung des Volks— wirthschaftsrathes behufs Begutachtung der Unfallversicherungs—⸗ grundzüge sehr wenig zu gefallen, sie ergeht sich darüber in den weitest⸗ gehenden Expektorationen. Dem gegenüber sagt die ‚Post“: „Für diese und ahnliche Fragen wird der Volkswirthschaftsrath, welcher bereits mit lebhaftem Interesse an die Berathung der früheren Ent— würfe gegangen war, dessen Mitglieder mithin mit der Materie bereits vertraut und daher zur vollen Verwerthung ihrer praktischen Erfahrungen im Stande sind, werthvolle Rath— schläge ertheilen können. Die Verwerfung der For⸗ derung von 16000 é für Diäten und Reisekosten durch das Abgeordnetenhaus beraubt die Regierung allerdings der Mittel zur Entschädigung der Mitglieder des Volkswirthschaftsrathes, berührt im Uebrigen den Bestand der Einrichtung nicht. Denn diese beruht auf einer ohne Zweifel rechtsbeständigen Verordnung von 1880. ... Werden die prinzipiell zutreffenden Grundlagen des neuen Entwurfes durch die Erörterungen des Volkswirthschaftsrathes den Bedürfnissen des praktischen Lebens entsprechend ausgestattet, so verstärkt sich die
Einen längeren Artikel über denselben Gegenstand beendet:
Hoffnung, endlich auf diesem Gebiet zu einem positiven Resultat zu gelangen, sehr wesentlich“V.
— Die Wiener „Presse“ schreibt:
Die österreichische Legislative und das Deutsche Reichs ⸗Parlament werden sich in diesem Jahre mit einem der wichtigsten und schwie⸗ rigsten Probleme der sozialpolitischen Gesetzgebung zu beschaͤftigen haben: mit der Unfallversicherung der Arbeiter. . . . Die parlamen⸗ tarischen Vertretungskörper der beiden Nachbarreiche werden gleich zeitig über ein Gesetz berathen, dessen hohe wirthschaftliche ind sozialpolitische Bedeutung wohl außer jedem Zweifel steht. In der That nimmt die Unfallversicherung neben der Kranken⸗ und Invalidenversicherung der Arbeiter eine gleich⸗ werthige Stelle ein in jenem Programme, dessen Durchführung nicht nur vom wirthschaftlichen Standpunkte, sondern auch vom Gesichts⸗ punkte der Moral und der Gerechtigkeit immer dringender an die Pforten der gesetzgebenden Faktoren pocht. Diesem Erkenntnisse hat der österreichische sowohl als der nunmehr publizirte deutsche Entwurf eines Unfallversicherungsgesetzes seine Entstehung zu verdanken. . . .
. Aus Nordhausen (Mitte Oktober wird dem ö eu t schen Han del ga vch i v Folgendes gemeldet: 96. Für die mechanischen Webereien hat sich das Geschäft in bunter Waare im vergangenen Quartale gebessert; die Vorräthe sind geringe geworden, und die Hoffnungen auf einen weiteren guten Absatz erscheinen um so berechtigter, als Brasilien wieder vom gelben Fieber frei ist und mit seinem Bedarf wiederum an den Markt herantritt. In weißer Waare (Dowlas) geht der Absatz zurück; durch den Druck, den das Elsaß ausübt, scheint dieses Fabrikat ganz vom Markt verdrängt zu werden. In den letzten Monaten sind hier Ver— suche gemacht worden, den schweizer Fabriken einen Theil der für Indien gewebten Sarongs abzunehmen, und da dieser Artikel hier gut und dabei billiger geliefert werden kann, so bietet er den Fabriken die Aussicht auf lohnende Beschäftigung. ⸗
Die Leinenindustrie in Bleicherode und Umgegend befand sich in günstiger Lage; der Absatz war befriedigend, die Lager sind, da die Weber reichliche Arbeit in Feld und Wald fanden, nicht groß, und es läßt sich mit ziemlicher Sicherheit voraussehen, daß während des be—= vorstehenden Winters alle Stühle für Handweberei in ausreichendster und lohnender Weise beschäftigt sein werden.
Die Wollenwaarenfabriken in Osterode waren ebenfalls hin— reichend beschäftigt; die bedeutendste, auch für den Export arbeitende Firma hat ihr Fabriketablissement wesentlich erweitern müssen, um allen an sie gestellten Anforderungen genügen zu können. Die beste Qualität ihres Fabrikats, sogenannte Pariser Decken, ist allerdings auch außerordentlich schön und geschmackzooll und hat auf allen inter— nationalen und anderen Ausstellungen Anerkennung gefunden.
In der Tabackbranche ist eine Besserung nicht eingetreten; nur Kautaback geht andauernd befriedigend ab; es wird aber über geringen Verdienst geklagt, da die große Konkurrenz die Preise herabdrückt.
Statistische Nachrichten.
Nach dem Novemberheft zur Statistik des Deutschen Reichs stellt sich die Sin- und Ausfuhr von Vieh und Produkten der Viehhaltung für die Zeit vom 1. Januar bis Ende No— vember 1883 im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres folgendermaßen: Die Pferde-Einfuhr (73 567 Stück) nahm um 11835 Stück zu. Von dieser b t Mehrung treffen auf die Einfuhr von Rußland allein 11336 Stück. Abgenommen hat da— gegen die Einfuhr von Pferden aus Dänemark und über Hamburg. Die Pferdeausfuhr (17629 Stück) zeigt keine wesentlichen Differenzen gegen das Vorjahr. — Die Einfuhr von Rindvieherfuhr eine Abnahme von 21 193 Stück, und zwar wurden von Kühen, Jungvieh und Kälbern 6181 bejw. 13 842 und 4870 Stück weniger, von Stieren und Ochsen dagegen 63 bezw. 3637 Stück mehr eingeführt. Die Einfuhr von Kühen und Jungvieh war inebesondere geringer aus Holland (— 138654 Stück), größer dagegen aus Oesterreich - 4971 Stüch. Der Ausfall in der Einfuhr ron Kälbern trifft gleichfalls in der Haupt— sache auf die Einfuhr von Holland. Von Ochsen gelangten aus Oesterreich⸗ Ungarn 7430 Stück mehr zur Einfuhr. Diese Mehrung wird jedoch zum großen Theil kompensirt durch einen verminderten Eingang von Ochsen aus Italien (989 gegen 4039 Stück im Vorjahre). Die Ausfuhr on Stieren, Kühen und Jungvieh nahm um S360 Stück zu, die Ausfuhr von Ochsen und Kälbern dagegen um 6578 Stück ab; die Zunahme in der Gesammtausfuhr von Rindvieh beträat demnach nur 1782 Stück. Inskbesondere zeigt die Ausfuhr von Ochsen nach Großbritannien einen Rückgang. — Die Einfuhr ron Schweinen mit Einschluß der Spanferkel (1050 115 Stück) erfuhr eine Minde⸗ rung von 204724 Stück. Bei dieser Einfuhr tritt ein erheblich geringerer Bezug aus Rußland (— 163 360 Stück) und aus Oester— reich Ungarn (— 191 566 Stüch, dagegen ein erheblich größerer über Hamburg ( 55358 Stück, sowie aus Rumänien und Serbien C 18287 Stück) hervor. Die Einfuhren von Spanferkeln aus Belgien und den Niederlanden haben gleichfalls nicht unerheblich nach— gelassen. Die Ausfuhr von Borstenvieh stieg um 109 072 Stäck. Diese bedeutende Mehrung ist in der Hauptsache durch eine größere Ausfuhr nach und über Hamburg reranlaßt. — Von Schaf— vieh wurden 18559 Stück mehr ein“, 6843 Stück weniger ausgeführt. Die Zunahme bei dieser Einfuhr trifft fast ausschließlich auf die Einfuhr von Desterreich⸗ Ungarn. , , le it ch ng nnn g wurden erheblich größere Mengen als in dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres eingeführt. Ebenso ist die Ausfuhr von Butter und Fleisch beträchtlich gestiegen; dagegen ist die Ausfuhr von Käse um 3157 De C. gefallen. Von Schmalz und Talg gelangen nur unerhebliche Mengen zur Ausfuhr. Bei der Einfuhr von frischen Eiern (171 675 D.C.) sind die Differenzen gegen das Vorjahr un—⸗ erheblich; die Ausfuhr in die sem Artikel stieg Um 3573 D.⸗-E.
— Ueber die Bierbrauerei und Bierbesteuerung im Die utschen Zollgebiet während des Etatsjahres 1882583 bringt das soeben erschienene Novemberheft zur Statistik des Deutschen Reichs eine Reihe von Nachweisungen und Tabellen, aus denen kur das Folgende zu entnehmen ist. Im Reichssteuergebiete, d. h. dem innerhalb der Zolllinie liegenden Gebiete des Deutschen Reichs mit Ausnahme des bayerischen Stcuergebiets, Württembergs, Badens und Elsaß⸗Lothringens, ist die Zahl der im Betriebe gewesenen Bier brauereien von Jahr zu Jahr nicht unerheblich zurückgegangen, denn während sie im Jahre 1877 noch 14 1697 betrug, hat sie sich im Jahre 1882,83 nur auf 10 921 gestellt. Dagegen ist die Biergewin⸗ nung von 16102 179 im Jahre 1872 auf 22113 180 bl im Jahre 1882,83 gestiegen. Zur Bereitung der letztgenannten Biermenge sind verwendet worden 4459 280 Doppel Centner Getreide, darunter 4 328 286 D.C. geschrotenes Gerstenmalz, ferner 2611 D. C. Malzsurrogate, darunter 13 591 D. G. Zucker aller Art und 3755 Da C. Reis. Im Durchschnitt der letzten 11 Etatsjahre (1872 bis 1882,83) sind im Reichssteuergebiet an Bier gewonnen worden rund 20,3 Millionen Hektoliter, in Bayern im Durchschnitt der 11 Kalenderjahre 1872 bis 1882 11,9 Millionen, in Württemberg im Durchschnilt der letzten 11 Etats jahre (bis 1877778 mit dem 30. Juni, seither mit dem 31. März abschließend) 3,5 Millionen, in Ba den im Durchschnitt der 11 Steuerjahre 1. Dezember 1871 — 30. November 1882 1, Millionen und in Elsaß-Lothringen im Durchschnitt der letzten 11 Reichsetatéjahre 0,8 Millionen Hekto— liter. Nach diesen Zahlen berechnet sich die Bierproduktion auf den Kopf der Bevölkerung im Reichssteuergebiet zu 62, Bayern 233, Württemberg 186, Baden 72, Elsaß Lothringen 54, und zusammen im deutschen Zollgebiet (ausschließlich Luxemburgs) zu 88 1. Der Brutto— trag der Brausteuer betrug im letzten Etats, bejw. Kalender oder Rechnung jahr im Reichs steuergebiet 181 Mill. Mark, in Bayern l.. Mill., Württemberg 7,“, Baden 3,7 und Elsaß Lothringen 1, Mill. Mark. Im 1Ijährigen Durchschnitt berechnet sich der Brutto⸗ ertrag der inländischen Biersteuer auf 1 hl Bier im Reichẽsteuer⸗ gebiet zu 9, 8, Bayern 1,94, Württemberg 1,ö53, Baden 2,38 und Elsaß Lothringen 2.21 S, und auf den Kopf der Bevölkerung im Reichesteuergebiet zu 0,52, Bayern 4,52, Württemberg 3,04, Baden
1,171 und Elsaß⸗Lothringen 1,20 S6 Der muthmaßliche Bierverbrauch im gesammten deutschen Zollgebiet (einschließlich Luxemburgs) ist für den 11jährigen Durchschnitt zu 87,5 1 auf den Kopf der Berölkerung berechnet.
Aunst, Wissenschaft und Literatur.
Die in Leipzig am 19. Januar d. J. erscheinende Nr. 2116 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Galerie schöner Frauenköpfe: XXIV. Mary. Nach einem Gemälde von Jan van Beers. — Der Eingang der Veste Coburg. Original zeichnung von Th. Choulant. — Edugrd Lasker, F in der Nacht zum 5. Januar. — Wiener Bilder: Die Annoncengasse. Originalzeichnung von W. Grögler. — St. Petersburger Bilder: Der News kiprospekt im Winter. Originalzeichnung von G. Broling. (Zweiseitig.) — Berliner Bilder: Das Auskunftsbureau der Deutschen Reichs. und Königlich preußischen Staatseisenbahnverwaltung. SDriginalzeichnung von E. Höppner. — Lorenz Gedon, K am 27. Dezember 1883. Nach einer Photographie von Jos. Leeb in München. Adolf Henze am 28. Dezember 1883. — Deutsche Schlösser und Burgen: Sch Telkofen bei Grafing. Nach einer Zeichnung von Ph. Roeth. — Die jungen, von Hauskatzen aufgezogenen Panther im Zoologischen Harten zu Düsseldorf. Nach dem Leben gezeichnet von Ludwig Beck— mann. — Polytechnische Mittheilungen: Flutmesser. (2 Fig.) — Neuerung an Blumentöpfen. — Löschrolle mit Trockenwalje. — Moden: Schlitschuhlaufkostüm.
Gewerbe und Handel.
Die „Mittheilungen aus der CLI. öffentlichen Plenarsitzu: Handelskammer zu Leipzig am 17. Dejember 1883 den Bericht des verstärkten Ausschusses für Handelsae Fragen über den mittels Verordnung des Königlichen N des Innern vom 24. Oltober d. J., außerdem durch das des Deutschen Handelstags mittels Rundschreibens v ber d. J. der Kammer zur Begutachtung vorgelegten Entwurf sines Gesetzes, betr. die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktiengesell schaften. In demselben heißt es: der vorgelegte Entwurf werde von der Kritik als ein Werk von hoher wissenschaftlicher Bedeutung anerkannt. Der Ausschuß hake, mit der Gesammtrichtung des Entwurfs einverstander, seine auf Aenderung einer Anzahl von Punkten gerichteten Anträge in dem ge⸗ druckt an die Mitglieder vertheilten Berichte niedergelegt.
In der „Papier⸗Zeitung' (Nr. 51 von 1883 und Nr. 2 von 1884) schreibt Hr. Carl Hofmann, Mitglied des Kaiserlichen Patent— Amtes und Verfasser des Handbuches für Papierfabrikation: Halt— bares Papier. Wir verdanken der Chemie die Kunst, aus Rohpflanzen und schmutzigen Lumpen schönes, weißes Papier zu machen, wie man es vor Einführung der Chlorbleiche gar nicht kannte. Die altesten, mit diesen modernen Hülfsmitteln hergestellten Papiere haben jedoch noch kein halbes Jahrhundert erlebt, und wic wissen nicht, ob sie ge⸗ eignet sind, die darauf geschriebenen und gedruckten Staatsakten fo—⸗ wie Schätze unseres Wissens der Nachwelt zu überliefern. Wir wissen andererseits, daß die Fas um so mehr geneigt sind, ihre ursprüngliche Beschaffenhit äußerlich wieder anzunehmen, je mehr sie chemisch be⸗ und mißhandelt worden sind, daß sie also im Laufe der Zeit Veränderungen erleiden. Ein Papier scheint deshalb um so weniger Gewähr dafür zu bieten, daß es Jahrhunderte überdauern wird, je mehr chemische Behandlung seine Fasern erfahren haben. Wenn wir sicher sein wollen, daß ein Papier, welches zu wichtigen Schrift— stücken verwendet wird, dem Zahn der Zeit widerstehe, so müssen wir es möglichst aus solchen Stoffen und in solcher Weise anfertigen, wie die Papiere, welche uns aus dem 14. Jahrhundert unversehrt überkommen sind. — Ein Schritt in dieser Richtung ist bereits geschehen durch eine aus ungebleichkten und ungekochten Lumpen fabrizirte Sorte Schreibpapier, welches in der Durchsicht recht viele Schäben zeigt. Es ist selbstverständlich, daß man an ein solches Papier in Bezug auf Reinheit und Farke keine hochgespannten Forderungen stellen darf — daß man keine größere Reinheit und Weiße erwarten sollte, als gut erhaltene, aus dem Mittelalter stammende, Papiere zeigen. Die uns vorliegenden Proben sind deshalb auch nur hell konzeptfarbig. Zu besserer Kennzeichnung sind sie mit dem Reichsadler und der In— schrift: ‚„Reichsadler⸗Papier“ als Wasserzeichen versehen, scheinen aber doch auf der Maschine angefertigt zu sein. Mit Rücksicht auf die voraussichtliche Haltbarkeit scheint uns auch die Verminderung jeder chemischen Behandlung der Fasern viel wichtiger als die Frage, ob das Paxier mittels Schöpfrahmen oder Papiermaschine hergestellt ist. Das uns vorliegende Papier rechtfertigt umsomehr die ihm beigelegte Bezeichnung; unveränderliches Urkundenpapier, da die Fa— sern keinerlei chemischer Be⸗ bezw. Mißhandlung unterworfen wurden. Die Firmg A. Leinhaas, Berlin 8W., Kommandantenstraße Ha, hat den Alleinverkauf diefer Papiere aus ungebleichten und unge— kochten Lumpen. — Der „Mgdb. Ztg.“ schrelbt man: Seitens der Leopoldshaller Salzwerks-Verwaltung ist den anhaltischen Kalifabrikanten ein Vertragsentwurf zugegangen, der den Entschluß des Herzoglichen Staats⸗Ministeriums ausspricht, an der Fabrikation Theil zu nehmen, und zwar angeblich in der Art, daß die Fabrikanten das Rohsalz in ihren Fabriken für Rechnung der anbaltischen Regierung zu ver— arbeiten hätten. Letztere bietet den Fabrikanten neben einigen kleinen Vortheilen für die Verarbeitung eine Fabrikationsgebühr von 2W „M für den Centner 89proz. Waare an, sofern der Preis für den Centner 5 ( austrägt, bei höherem Preise außerdem ein Drittel des Mehrbetrages, doch nicht über 75 3 für den Centner. — Wie der Nat. Stg.“ aus Staßfurt, 14. Januar, mitgetheilt wird, wurde in einer dort stattgefundenen Versammlung der Kali⸗Interessenten ein— stimmig beschlessen, die von der anhalter Regierung gemachte Offerte bezüglich Theilnahme an der Fabrikation abzulehnen. Nürnberg., 15. Januar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held) Vom Hopfenmarkte ist wesentlich Neues nicht zu berichten. Es wurden gestern ca. 30) und heute gegen 350 Ballen verkauft, wobei die Preise mancher Sorten einige Mark höher waren. Die Zufuhr beider Tage betrug zusammen ca. 250 Säcke. Eigner zeigen sich zurückhaltend und stellen äußerst hohe Forderungen. Die Stimmung ist sehr fest. Die Nottrungen lauten: Württem⸗ berger prima 183— 185 6, mittel 168 - 175 M, Hallertauer prima 183 —185 1½ , mittel 168 — 175 6, Polen prima 183— 1865 M0, mittel 168 —– 175 SV, Elsässer prima 175—180 Æ, mittel 160 — 170 16. Gebirgshopfen 175— 183 S, Marktwaare 160 —175 , Aischgruůnder 160— 180 4.
Verkehrs⸗Anstalten.
Wien, 16. Januar. (W. T. B.) Gestern fand hier eine Konferenz zwischen einer Deputation böhmischer Zucker— in dustriel ler und der Nordwest⸗Schiffahrtsgeselischaft wegen der Elbefracht-⸗Tarife für Zucker statt. Die Nordwest⸗ Schiffahrtsgesellschaft zeigte, der Presse“ zufolge, ein prinzipielles Entgegenkommen. Der Generaldirektor Rittershausen ist nach Dresden abgereist, um die Angelegenheit mit der zu der Gesellschaft im Kartellverhältniß stehenden Dresdener Kette“ zu besprechen.
Hamburg, 16. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer
Saxonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist gestern in St. Thomas eingetroffen. Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Amtlichen Nachrichten zufolge sind in Rio de Janeiro die reglementsmäßigen sanitären Maßregeln gegen das gelbe Fieber wonach insbesondere die Arbeitszeit der fremden Schlffemannschaften, auf gewisse Stunden beschränkt und das Einnehmen und Löschen der Ladungen an den Quais und Zolldepots verboten ist, bereits seit dem 15. November 8. J. wieder in Kraft getreten. (Vgl. . R. A.“ Nr. 215 de 1882.)
105
Berlin, 17. Januar 1884.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin verleiht bekanntlich, innerhalb der preußischen Monarchie und der Reichslande Elsaß⸗Lothringen an weibliche Dienst⸗ boten, welche 40 Jahre ununkerbrochen in derselben Familie
gedient haben, eine Auszeichnung, welche in einem goldenen Kreuz, nebst Diplom mit AÄllerhöchsteigener Unterschrist besteht. . Eine Zusammenstellung der seit7 Jahren vorg kommenen Fälle dieser Art ergiebt, daß vom 1. Januar 1877 bis Ende Dezember 1883 überhaupt 1027 Dienstboten⸗Auszeichnungen verliehen worden sind, die sich auf die einzelnen Provinzen bezw. Elsaß⸗Lothringen, wie folgt, vertheilen: Zahl der Auf
verliehenen je 100000
Kreuze. Einwohner. w 88 4,5 Kreuze. Westpreußen . ö 23 ; Brandenburg.. 3 390 000 89 Pommern. ö 540 (0 49 k J J 18
Einwohner⸗ 1
art Todinz.
vig⸗Holstein Hannover Westfalen Hessen⸗Nassau Veen „ufa
5r ! ; Rheinprovinz
,,,,
. Hkheinwrnwtw2 warm Ki ie Rheinprovinz war bis z eit zur Erlangung des K . s 3 Yienstß ; 9 56kri hl der Dienstboten mit 40 jjäk
Berliner Mitglieder des Centralvorstandes der deutschen stiftung hatten die evangelischen Bürger der Stadt gestern Abend nach dem Bürgersaale des Rathhauses geladen, um eine Ver⸗ ständigung über die Schritte herbeizuführen, die zunächst zu thun ̃ um das neue Werk kräftig zu beleben und seine Dauer zu Nach einer längeren Debatte, namentlich darüber, ob der zu begründende Provinz um⸗ fassen oder sich, auf Berlin beschränken solle, beschloß die Versammlung, die brandenburgischen Mitglieder des Centralvor= standes, denen die Vollmacht ertheilt wurde, sich nach Bedürfniß Mitglieder cooptiren, mit der Veranstaltung der Sammlungen und der Bildung eines Haupt nze soll, zu beauftragen.
(1
Hauptverein die ganze
J. Büchtemann, Geh.
ick R . 8 . ru 17 SC. (Under, 1
e 6 8 . 6. gn Dr. Schneider und als Vertreter der
ver Bw how.
innt die Ziehung der zweiten tes ret genehmigten Prämien⸗ Ausbau des uptthur mes des Ulmer J Die Generalagentur in Um hat mit Loosen vollständig geräumt; doch hat derjenige, der das Werk mit einem Beitrag ju unterstützen geneigt ist, noch Gelegenheit, in seiner Nähe bei den Agenten in fast allen Städten Deutschlands Loose zu kaufen; fällt dann außerdem ein Glückstreffer mit 75 000 S oder 30 000 M ꝛc. darauf, so ist die Gabe reichlich heimgezahlt.
*.
Wie uns von dem Verein Berliner Künstler gemeldet wird, ist es demselben gelungen, das de von Munkaesy in Paris: „Christus vor Pllatus“, das in Paris und Wien außer— ordentliches Aufsehen erregt hat, für einige Zeit zur Ausstellung zu gewinnen. Das Gemälde kommt Ende diefes Monats von Eag— land, in dessen Hauptstädten es unter großartigem Zulauf des Publikums über ein Jahr lang ausgestellt war, und wird von Anfang Februar ab im Ausstellungssalon, Kommandantenstraße 77/79 (In⸗ dustriegebäude) auch in den Abendstunden gezeigt werden. — Da der große Ausstellungssaal für den Zweck dieser Ausstellung vollständig geräumt werden muß, werden bis Schluß dieses Monats die für die 3. Serie eingegangenen Bilder allwöchentlich eingereiht und somit den Besuchern immer Neues geboten. Cöln, 16. Januar. Dombaulotterie. 75 000 AM fielen auf r. 2639, 30 000 Ml auf 352, 15 000 M auf Nr. 51,132, 6000 t Nr. 85, 8ĩ J . 2490, 181, je 3000 A auf
49
6 9 VJ
z t
Göttingen, 15. Januar. Die Kunde von einer hochbedeuten⸗ vissenschaftlichen Entdeckung und Publikation ist soeben bei dem er „Gesellschaft für Kirchenrechtswissenschaft‘ eingegangen. christliche Kirchenordnung, die „dedaycdt r'G zTooGrddd/““, aus dem Anfang des zweiten Jahrhunderts ist durch den Metroroliten Bryennios von Nikomedien aus demselben Codex publizirt worden, in welchem er die vollständigen Clemensbriefe ent⸗ deckt hatte (9gl. über den betr. Cod, Coustantinopolitanus: Clementis Romani epistulae, textum recensuerunt Osc, de Gebhardt, Ad. Harnack Patrum apostolicorum Opera Fasc. J. Part. 1 ed. II.] Lips. 1876. Prolegomena p. XI. eqq.). Die ganze Bedeutung des Fundes läßt sich noch nicht übersehen, steht schon jetzt fest, daß 1) nun die Wurzel und das Vor— bild der gesammten orientalischen, unter den Bezeichnungen JicGrdiẽs cs, de, dedra/οü, Aauves TG drocrdiα. bekannten Literatur wieder entdeckt ist, und dies verworrene Gebiet nun ins hellste Licht gestellt erscheint; 2) daß für die älteste Geschichte der christlichen Verfassung und des Kultus eine grundlegende Quelle ge— geben ist, welche ungeahnte Aufschlüsse gewährt.
Professor D. th. Ad. Harnack in Gießen, welcher der Gesell— schaft, zu deren auswärtigen Mitgliedern er gehört, über den ihm von Bryennios mitgetheilten Fund Mittheilung machte, hat dessen wissenschaftliche Verwerthung sogleich in Angriff genommen.
doch
Das Deutsche Theater bot gestern einen sehr anregenden, von 3 einaktigen Stücken ausgefüllten Abend. Den Anfang machte Goethe's Schauspiel „Die Geschwister' mit Fr. Hedwig Niemann und Hrn. Sommerstorf in den Hauptrollen. Die Marianne der Fr. Niemann ist als eine vollendete, ja vielleicht ihre vollendetste Leistung wohlbekannt, und doch schien es gestern, als ob die Künstlerin dieses er⸗ greifende Genrebildchen noch sinniger ausgestaltet und noch herziger vertieft hätte, sodaß das Entzücken des Publikums sehr gerechfertigt war. Hr. Sommerstorf zeichnete den Wilhelm mit überzeugender Wahrheit und erwies sich auch in dieser Rolle als vorzüglicher Darsteller, an dessen Gestalten man immer ungetrübte Freude haben kann. Die wenig dankbare Partie des Fabrice spielte Hr. Wessels angemessen. — Die zweite Gabe des Abends war eine Novität von Paul Heyse, »Im Bunde der Dꝛitte“, der eine originelle, unterhaltend durch geführte Idee zu Grunde liegt. Auch in diesem Stück fand Hr. Sommerstorf Gelegenheit. in der schwierigen Charakteristik der höchst eigenartigen Züge. mit denen der Dichter die Haupt— person, den Andreas von Werner, ausgestattet hat, seine Dar⸗ stellungs gabe vortheilhaft zu entfalten. Fr. Anna Haverland, Frl. Sorma und Hr. Peppler wirkten in dem liebenswürdig heiteren ‚„Charakterbilde! mit dem Genannten vorzüglich zusammen. — Den Schluß des Abends bildete Scribe's übermüthiges Lustspiel „»Der Weg durchs Fenster“, in welchem Fr. Niemann als Pächterin Lise⸗Pomme durch ihr reizend naives, komisches Spiel viele Heiterkeit erregte, während die Damen Sorma, Trautmann gleichwie die Herren Friedmann und Wessels das vortreffliche Ensemble vervoll⸗ ständigten. Der Vorstellung wohnten Se. Kalserliche und König⸗ liche Hoheit der Kronprinz sowie Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sach sen⸗Meinin⸗
gen bei.