1884 / 20 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Jan 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Unter dem Titel Die Entscheidungen des Reichs— gerichts für Industrie, Handel und Gewerbe“ ist kürzlich eine unter Mitwirkung von Dr. Leopold Auerbach bearbeitete Sammlung der auf den gedachten Gebieten ergangenen wichtigeren Rechtssprüche des Reichsgerichts erschienen, welche die Bestimmung hat, der deutschen Geschäftswelt die praktische Anwendung der die Industrie, den Handel und das Gewerbe betreffenden Gesetze auf die veischtedenartigsten Geschäftsvorfalle in einer korrekten und allgemein verständlichen Darstellung zugänglich zu machen bezw. zu erleichtern. Die gesammelten Entscheidungen beziehen sich zwar vorwiegend auf die Reichsgesetzgebung, da diese sich besonders die einheitliche Regelung der Handels- und Gewerbeverhältnifse für das Reich zur Aufgabe gemacht hat; ein kleinerer Theil der Entschei= dungen ist indessen auch den Landesgesetzgebungen der Bundesstaaten, namentlich der preußischen Gesetzgebung gewidmet. Der Inhalt des Werkes gliedert sich nach den berücksichtigten Rechte materlen in fol- gende Abschnitte: Handelsgesetzbuch, Forderungs recht im Handels⸗ und gewerblichen Verkehr, Wechselordnung, Wechselstrafsachen, Erwerbs⸗ und Wirthschafte⸗Genossenschaften (Gesetz vom 4. Juli 1868), Konkursordnung mit einer besonderen Abtheilung. Strafbestimmun⸗ gen“, Gewerbeordnnng, Haftpflicht (Gesetz vom 7. Juni 1871), Markenschutz (Gesetz vom 30. November 18745. Schutz an Werken der bildenden Künste, Photographien und Musterschutz (Gesetze vom 9. 10. und 1I. Januar 1876), Patentrecht (Gesetz vom 25. Mai 1877), Steuer⸗ und Zollwesen, Versicherungswesen, Grund⸗ eigenthumserwerh (Gesetz vom 5. Mai 1872), Hypotheken, Grund— schulden und sonstige dingliche Lasten (Gesetz vom 5. Mai 18727). Zwangeversteigerung (in das unbewegliche Vermögen), Ent⸗ eignung, Mieths. und Pachtsachen, Familien Ehe⸗ und Erbschaftssach n, Civilprozeßordnung, Strasprozeßordnung, Gerichte kesten und Rechtsanwalisgebühren (Gerichtskosten gesetz vom 18. Juni 1878, Gebührenordnung für Rechtsanwälte vom 7. Juli 1879), Strafgesetzbuch, Wucher (Gesetz vom 24 Mai 1880), Nahrungs⸗ und Genußmittelgesetz vom 14. Mat 18795). Wie aus diesem Ver⸗ zeichniß zu ersehen, sind die Wechselstrafsachen anstatt unter der Rubrik ‚„Strafgesetzbuch“ der besseren Uebersicht wegen in einem be⸗ jonderen Abschnitt zusammengestellt worden, welcher eine Reihe Ent⸗ scheidungen über Wechselfälschungen und mit Wechseln ausgeführte Betrügereien enthält; auch in die Abschnitte über Hypotheken⸗, Zwangs⸗ versteigerungs, Familien. 2c. Recht sowie über Mieths- und Pacht⸗ sachen sind vielfach Strafsachen, soweit sie mit diefen eivilrechtlichen Verhältnissen in innerem Zusammenhange st hen, eingereiht worden. Nach demselben Gesichtpunkt hat der Verfasser die Entscheidungen über die Pflicht zur Führung ron Handelsbüchern und zur Bilanz⸗ ziehung theils dem Abschnitt Handelsgesetzbuch' theils dem über die Strafbestimmungen zur Konkurs. Ordnung zugetheilt. In dem Ah— schnitt, betreffend die Zwangsversteigerung von Gegenständen des un— beweglichen Vermögens, sind nur solche Entscheidungen mitgetheilt, welche durch das am 1. November 1883 in Kraft getretene preußische Gesetz vom 13. Juli 1883, betreffend die Zwangs vollstreckung in das unbewegliche Vermögen, im Wesentlichen nicht berührt werden. Die in dem Abschnitt . Strafgesetzbuch“ enthaltenen Rechtssprüche sind unter Berücksichtigung ihres besonderen Werthes für die Geschäfts⸗ welt ausgewählt worden. Ist das umfangreiche Material von dem Verfasser mit Umsicht geordnet, so wird die Uebersicht über dasselbe durch ein ausführliches, sorgfältig bearbeitetes Sachregister, welches die Schlagwörter der Entscheidungen in alphabetischer Reihenfolge aufführt, noch wesentlich erleichtert. Die einzelnen Rechtsfälle sind in (larer, gemeinfaßlicher Sprache dargestellt, welche die erläuterten Rechtssätze auch dem Laien verständlich macht; die vor⸗ kommenden Fremdwörter werden in einem Anhang erklärt. Das Werk dürfte hiernach wohl geeignet sein. größeren Kreisen des Publi⸗ kum, insbesondere den Personen des Handels- und Gewerbestandes für die Regelung ihrer geschäftlichen Beziehungen sowie in Angelegen⸗ heiten des bürgerlichen Lebens als Hülfsmittel zu dienen, und wird dieselben der Nothwendigkeit, den Rath eines Rechtsverständigen ein⸗ zuholen, in zahlreichen Fällen entheben. Der Preiß des im Verlage von Bruer u. Comp., Buchhandlung für Verbreitung der Gesetzes⸗ kunde, Berlin, erschienenen Werkes 15 * für das elegant Und dauerhaft gebundene Exemplar ist im Verhältniß zu dem Inhalt desselben ein mäßiger zu nennen.

—Kunst und Gewerbe“, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunst⸗-Industrie. herausgegeben vom Bayerischen Gewerbe— museum in Nürnberg, redigirt von Pr. Otto von Schorn (Druck und Verlag von G. P. J. Bieling G. Dietz in Nürn⸗ berg) tritt mit dem vorliegenden 1. Heft für den Monat Januar 1884 in ihren 18. Jahrgang. Der neue Jahrgang erscheint unter den Auspizien Heinrich Aldegrevers. Das Bildniß dieses ausgezeichneten altdeutschen Kleinmeisters (geb. zu Paderborn 16502) nebst seinem Monogramm ziert die Kopfleiste der ersten Seite, welche E Häberle in Anlehnung an die charakteristische Art Aldegreverscher Ornamente zeichnungen entworfen und mit Sorgfalt und Ge— schmack ausgeführt hat. Der Redacteur, Hr. Otto von Schorn, leitet das Heft, an diese Titelverzierung anknüpfend, mit Würdigung des Meisters ein,

einer biographisch. kunstgeschichtlichen

Kelche mit vortrefflichen Facsimile⸗Reproduktionen nach einem Originalstich (darstellend ein phantastisch erfundenes Ornament) und nach einer Originalradirung (reich verzierte Löffel mit beweglichen Stielen) ausgestattet ist; auch der Schlußverzierung und dem von Häberle gezeichneten Initial liegen Motive von Aldegrever zu Grunde. Dann folgt die Fortsetzung der „Bronzestudien“ (welche mit einer Reihe von Aufnahmen derartiger Metallarbeiten aus dem Dome zu Prato illustrirt ist) und darauf ein Auszug aus einem Vortr. von F. Stockbauer über die Seidengewebe in der Yi serser mln des Bayerischen Gewerbemuseums. In der Rubrik „Museen, Vereine, Schulen, Aus stellungen 2c. bespricht Karl Friedrich noch einige interess inte Gläser aus der Muster— sammlung des Bayerischen Gewerbe⸗Museums, von welchen jedes eine eigene Kategorie altdeutscker Glasformen⸗ und Dechniken repräsentirt. Die 4 Gläser (ein Latticinio⸗Glas, ein Spechter, ein Angster und eine Schale) sind in sorgfältigen Abbildungen dem Text eingedruckt. Dann folgt eine Beschreibung der Riebeckschen Sammlung, welche bekanntlich zur Zeit im hiesigen Kunstgewerbe⸗Museunm ausgestellt ist, Mittheilungen über die Kunstgewerbevereine und⸗Mufseen in Dresden, Brünn, Zürich, sowie Nachrichten ähnlicher Art aus Paris und London. Ptaktisch werthvolle Notizen bietet der Abschnitt „Aus der Werkstaft ', und auch unter den literarischen Besprechungen' und den kleineren Nach⸗ richt fn wird der Kunstgewerbtreibende eben fo wie der Freund der auf e fung desselben gerichteten Best rebungen vielerlei Neues und Anregendes finden. Eine besondere Zierde der Zeitschrift „Kunst und Gewerbe“ bilden von jeher ihre künstlerischen Beilagen, welche in ihrer Art Muster der vervielfältigenden Kunst darstellen und die neuesten Vervoll komm⸗ nungen des Licht- und Farbendrucks zur Anwendung bringen. Die 3 Blätter des neuesten Hefts gehören zu den vollendeisten Repro⸗ duktionen, welche den Abonnenten bisher geboten worden sind. Das erste Blatt zeigt 5 prächtige Ornamentzeichnungen von Heinrich Aldegrever, nach den Originalen im Königlichen Kupferftich ⸗Kabinet zu München von J. B. Obernetter bis zu vollkommener Täuschung gen u in Lichtdruck facsimilirt; das zweite eine schöne Majolika—⸗ Fliese aus dem Palazzo del Magnifico in Siena jetzt im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe), aufgenommen von Pr. Glinzer, der über jenen berühmten Fliesen⸗Fußboden nächstens in der Zeitschrift singehendere Mittheilungen verbffentlichen wird; das dritte ein Epitaphium in edlem Renaissancestyl aus verschteden⸗ farbigem Marmor, aufgenommen ron G. Häberle in der Kirche San Gregorio Magno zu Rom; letztere beiben Blätter in vorzüg⸗ lichem Farbendruck aus der lithographischen Anstalt von J. F. Herr. Als Beiblätter liegen der Zeitschrift bei die Nr. 21 vom 15. De⸗ zember 1883 und die Nr. 1 vom j. Januar 1584 (11. Jahrgang) der „Mittheilungen des Bayerischen Gewerbe⸗Museums (redigirt von Dr. O. von Schorn), welche von der vielfältig befruch— tenden Thätigkeit der rühmlich bekannten Anstalt ein interessantes

7. Januar bis 17. März stattfanden oder noch ⸗finden sollen, hier mit⸗ getheilt: Aus Italien: Direktor Dr. von Stegmann; Das Bier in ge⸗ werblicher Beziehung und seine Bedeutung als Genußmittel: Dr. Prior; Kaiser Maximilian J. als Kunstfreund: Privatdozent Dr. Muther (München); über Reibungs- Elektriztät: Professor Dr. Biebringer; über die venetianer Gläser in der Mustersammlung des Bayerischen Gewerbemuseums: Bibliothekar C. Friedrich; über Wandteppiche: Selretär Dr. von Schorn; Licht und Wärme' und deren gewerbliche Anwendung: Chemiker Dr. Kayser; die Textilsammlung des Bayerischen Gewerbemuseums: Neber Leinenstoffe und Sticke⸗ reien; Kustos Dr. Stockbauer; die Elektrizitãts ausstellung in Wien 1883: Ingenieur Kröller; über die Fabrikation der Bleichmittel und deren Anwendung: Assistent Marquard. Außerdem veranstaltet das Bayerifche Gewerbemuseum aber auch noch Wandervorträge; solche sind von Hrn. Ingenieur Kröller am 10, 11. und 12. Dejember in Nördlingen, Neuulm und Krumbach, am 15. Dezember in Schwabach gehalten worden. Als Thema wurde be⸗ handelt: Die Erzeugung und Anwendung der Elektrizität für Be— leuchtung und Kraftübertragung. Ueber das gleiche Thema wird derselbe im laufenden Monat Vorträge halten in Bayreuth, Amberg, Schweinfurt, Kissingen, Regensburg und Deggendorf. Hr. Dr. Kayser wird Wandervorträge kalten über „Die Fortschritte der gewerblichen Chemie“ in Neustadt a. d. H., Zweibrücken, Erlangen, Würzburg, Marktbreit und Kitzingen. Hr. Bibliothekar Friedrich endlich wird im Fe⸗ bruar in Weißenburg über, Sie Geschichte der Kamm fabrikation“ sprechen. Die Zeitschrift ‚Kunst und Gewerbe“ erscheint in Monatsheften von vier Bogen mit vielen Illustrationen und Kunstbeilagen, das Beiblatt „Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums“ am J. und 15. jeden Monats. Der Abonnementspreis beträgt für den ganzen Jahrgang 15 6 Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Postämter an. Tie Mitglieder des Bayerischen Gewerbemuseums a Kunst und Gewerbe“ bei direkter Bestellung für 79 4K jährlich.

Gewerbe und Sandel.

Der Rechnungkabschluß rungs gesellschaft für 1883 94 415 M, von welchem 18 883 ½ der Kapitalreserve und 22 811 der Reserve für unvorhergesehene Fälle überwiesen worden sind; diese beiden Fonds erreichen damit zusammen die Höhe von 250 762 oder 41,79 o, des baar eingezahlten Aktienkapitals, d. i. 125,38 für jede Aktie der Gesellschafst Als Dividende für 1883 gelangen 18 000 S6 oder 8 G an die Aktionäre zur Auszahlung.

Dortmund, 21. Januar. (Rhein. Westf. Ztg.) In der Eisenindustrie dauert in verschiedenen Branchen eine etwas regere Nachfrage an und ist dementsprechend auch die Stimmung weniger gedrückt, als vor einigen Monaten Hoffentlich bringt das nicht mehr ferne Frühjahr mit seinen mancherlei Bedürfnissen eine weitere Steigerung des Bedarfs und beffere Preise. In der Hochofen in du strie hat sich der größere Verkehr erhalten, namentlich aber in Puddelroheisen und Spiegeleisen, worin die Produktion Fto I. gra . ziemlich verkauft sein dürfte. Zu weitergehenden Abschlüssen ist aber wenig Neigung bei den Hochöfen, vorhanden, da sie dafür höhere Preise erwarten. In Gießerei⸗ und Bessemereifen ist die Nachfrage zwar weniger rege als in den vorhin genannten Roheisensorten, doch ist der Verkehr darin doch immerhin lebhafter als im vorigen Monat. In Stabeisen mehren sich die Aufträge in erfreulicher Weise und ist deshalb auch in den meisten Stabeisenwalzwerken cine zu—⸗ nehmende Beschäftigung zu verzeichnen. Die Preistendenz ist aber leider noch immer fehr matt, da die Produzenten vielfach weitgehende Konzessionen machen, um sich nene Bestellungen zu sichern. Aehnlich liegen auch 'die Verhältnisse in Blechen, indem auch in dieser Branche neuerdings die Aufträge etwas zahl⸗ daß indessen eine Preissteigerung zu

reicher eingelaufen sind, ohne erzielen gewesen ist, die wohl auch 'erst dann zu erwarten ist, wenn die RBlechwalzwerke wieder sämmtlich ausreichend beschäftigt sind. Auch in Stahldraht ist etwas mehr zu thun, doch sind die Preise auch hierin wenig fest und eher weichend. Fagoneisen ist nach wie vor vernachlässigt bei sehr gedrückten Preisen und wird woll erst eine Besserung eintreten, wenn das Baugeschäst wieder mit größerem Bedarf an den Markt kommt. Die Stahlwerke klagen fortdauernd über Mangel an Exportaufträgen; die Seitens der heimischen Eisenbahnen in der letzten Zeit ertheilten Ordres sind zu wenig umfangreich, als daß sie bei der großen Leistungsfähigkeit der Werke besonders Gewicht fielen. Die Lokomotiv⸗ und Waggonfabriken sind ganz vorzüglich be—⸗ schäftigt, erhalten auch noch regelmäßig nene Auftrage, so daß sie den bestehenden lebhaften Betrieb für mehrere Monate aufrecht erhalten können. In den Maschinenfabriken besteht ebenfalls eine befriedigende Thätigkeit fort und ebenso in den Röhrenwaljwerken, während die Brückenbauanstalten meist nur mäßig besetzt sind. In der Ko hlen⸗ in dustrie hält ein lebhafter Absatz an, der wesentsich denjenigen in der entsprechenden Zeit des Vorjahres übersteigt, indem in der ersten Hälfte des laufenden Monats täglich im Durchschnitt 792 Wagen⸗ ladungen à 19st mehr im Eisenbahndebit abgesetzt worden sind, als in der ersten Januarhälfte 1883 Die Preise sind indessen nur schwer auf dem bisherigen Stand zu halten und tendiren insbesondere Koke und Kokekohlen matt. Liverpool, 22. Januar. (W. T. B.) ostindische Wollauktion war mäßig besucht und gegen die Novemberauktion unverändert. boten wurden 12000 Ballen. New⸗Hork, 21. Januar. (W. T. B.) Weizenverschiß⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 67 O0), do. nach Frank⸗ reich do. nach anderen Häfen des Kontinents „6 00), de' *in Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 45 000, do. nach dem Kontinent Qurts.

der Oldenburger Versiche— weist einen Gewinn nach von

ins

Die heute eröffnete su waren Preise Tendenz williger. Ange—

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 23. Januar. (B. T. B) Der Dampfe Norddeutsch Lioyd N ö. . * De Dampfeg des 2. e schen 0 y Neckar“ ist gestern 11 Uhr Nachts

in Southampton eingetroffen.

Hamburg, 22. Januar. (W. T. B.) Der Post dampfer sRugia“ der Hamburg ⸗Amerikantschen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗JYork kommend, heute Morgen 11 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

Berlin, 23. Januar 1884.

Preußische Klassenlotterle. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 169. Königlich preußischer Klassen lotterie 1 Gewinn von 30 600 S auf Nr. 38921. 2 Gewinne von 15 000 66 auf Rr. 71 327. 91 647. 4 Gewinne von 6000 z auf Nr. 4275. 62151. 87 867. 93 409. 38 Gewinne von 3000 auf Nr. 10 876. 19970. 21 203. 21567. 26197. 30106. 36 844. 38 272. 39 452. 42 468. 44 326. 50 462. 51 077. 51 392. 51 897. 52185. 57 565. 57 906. 61 288. 63 943. 65 240. 65 572. 69 997. 72 487. 79 398. 85 610. S6 938. 88 089. 91457. 94718. 44 Gewinne von 1500 auf Nr. 1447. 1662. 2349. 4940. 777 S204. 9057. 9066. 14189. 17927. 18402.

4. Klasse fielen:

12694. 16993. 32 586. 33 073. 46191. 50 184. 52 218. 53 813.

Bild geben. Zur Fharakteristik des regen Strebens derselben seien die Vorträge, welche im Hörsaale des Museums in der Zeit vom

7770. 20931. 22 218. 25 482. 28 652. 34 O32. 37139.

51 646. 54 999. 58 606. 67 795. 67 799. 69 196. 71594. 83 588. 86 910. 88 412. 91 523.

54 Gewinne von 550 auf 18 024. 19548. 20198. 20 814. 35 800. 36 924. 37 736. 38 275. 41 154. 44 612. 46479. 46687. 49 207. 50 241. 51 082. 51 250. 55 09g2. 57 882. 59 036. 60 243. 66 996. 69 254. 69 749. 70 003. 76 366. 77 198. 78 951. 81978. 92 489. 92576.

61 914.

Rr.

39 398. 47725. 52 035. 62 639. 71281. S4 016.

Die gestern

eröffnete Große Winter stellung des

Vereins zur Beförderu baues in den Königlich preußischen den Beweis, wie gut der Züchter im ohne Inanspruchnahme der Produktion

dem verwöhnten Geschmack des

Gestern Nachmittags um Vertheilung der höchsten Staats— wart des Regierungẽ kommissars Hrn. Raths Singelmann, der Vorstände faft orts domizilirenden Gartenbau- Vereine 2

1) die goldene Medaille Sr. Majestät rühmlichst bekannte Firma J. C. Schmidt, Er roth, und zwar für die hervorragendste Gesa triebenen Sträuchern, pflanzen, besonders amazonica ꝛc.);

2) den Preis Ihrer einer großen Vase: die Gräflich von Hardenberk

schönen Palmenexemplaren,

in blühenden Pflanjen, des Warm. und temper benen Sträuchern, sowie diversen blühenden Kn gewächsen.

3) Die große silberne Staatsmedaille für L

vertheilte sich auf drei Ausstelser: a. Hr. Gärtnereibesitzer Lackner Steglitz für b. Hr. Kunst. und ? k sür blühende Amaryllis,

Nelken.

wirthschaft wurde zuerkannt:

a, dem Hrn. Gärtnereibesitzer B. die reichhaltigste Cyclamen Kollektion

b, den Hrrn. Schwartz ⸗Steglitz Gruppe,

e, dem Königlichen Obergärtner H.

Schultze

für blühende Eucharis

G. Fi

eine reichhaltige Kollektion theilweis neuer, Palmenarten, sowie dib. Pflanzen des Warmhau e656) Die bronzene Staatsmedaille des Minister schaft erwarben sich:

a. Hr. Kunst⸗ und Handelsgärtner Kerkow⸗P

haltigste Sortiment blühender Vesschen,

besonders schöne Gruppe e. Hr. Obergärtner Wolff Pankow für getri

blüthen. 6) Die goldne Medaille der Gesellschaft der Hrn. Garteninspektor verwaltung, Koppitz i. Schl. lung getriebener Gemüsearten. 7) Die goldene Gartenbaues s leistung der reichbhaltigsten Zusammenstellung Knollengewächse, getrieb. Flieder 2c, und 160 5 b. Hr. Gärtnereibesitzer Heicher⸗Lockstedt b triebene Rosen, und 105 6 Geldpr, C. Hr. Gärtnereibesitzer Lackner⸗Steglitz

. iber für corbifolia (Neuheit als Treibstrauch)

.

haltigste Kollektion blühen der Orchideen, 2. Hr. Kommissions. Rath Dell schau, Pankor für eine Gruppe blühender Azaleen,

8. .. Gärtnereibesitzer Brandt ˖Charlottenb haltige sogenannte gemischte Gruppe. . Voflieferant Thiel, Leipzigerstraße, hatte reien außer Konkurrenz ausgestellt.) . . . Diverse große und kleine silberne V. diplom und Geldpreise belohnten für Leistungen.

glücklich aus London im hiesigen Aguarium Behälter war eine große Kiste; sein Wärter ist e

Im Königlichen Opernhause wird den Musik ein neuer Genuß bereitet: Glucks „Ip wird im Laufe der nächsten Woche nen einstudir Die Titelrolle befindet sich in den Händen Hofmeister, welche Jahre mit Erfolg sang. Betz gesungen, wird jetzt von Hrn. rend lades, und die kleinen Rollen Meisterwerk in derzeit in gleicher Vollkommenheit zu nicht verfehlen, auf sich zu lenken. Belle⸗Alliance Theater. folges, der dem Lustspiel wird, kann dasselbe doch nur noch morgen und werden, da am Sonnabend bereits Brausewetter' in Scene geht. Wallner Theaters Frau Schmidt, Guthery, Ottbert, Seydel und Reuber mit den Ha

Den Orest, Niemann geg

werden

die Aufmerksamkeit des musikl

Trotz des a

62 166. 66 644. 75 102. 83 385. 93 452

3372. 8873. 28 526.

den blumenliebenden Zeit der Wintersaison in reichstem Maße Rechnung zu 5 Uhr erfolgte in öffentlicher Sitzung die und Ehrenpreise Geheimen

Zwiebel⸗ und Knollengewächsen,

Majestät der Kaiserin,

Das lange erwartete Walroß ist in der Nacht

die Rolle bekanntlich bereits im

67 411.

10 353. 32 051. 40 415. 49112. 53 609. 64 563. 75 582. 87 818.

31 381. 40181. 48119. 53 470. 63 031. 72361. S7 040.

Blumen ⸗⸗Aus⸗ ng des Garten— Staaten liefert Stande ist, auch südlicher Klimate, Publikums zur tragen.

in Gegen⸗ Regierungz⸗ sämmtlicher hier⸗ c. Es erhielten: des Kaisers: die furt (Inhaber Bey⸗ mmtleistung an ge⸗ sowie Schau⸗ blühenden Eucharis

s bestehend in gschen Gartenverwal⸗

tungen Hardenberg (G.⸗Dir. Runtzler), als der zweitbesten Lelstung

irten Hauses, getrie⸗ ollen⸗ und Zwiebel⸗

eistungen im Garten⸗

bau vom Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten

getriebenen Flieder,

Handelsgärtner König ⸗Göczig bei Glauzig ) Hr. Kunst⸗ und Handelẽegärtner Müller⸗Altenburg für blühende

4) Die kleine silberne Staatsmedaille des Ministeriums für Land⸗

Charlottenburg für

Kunst. und Handelsgärtnern van der Smitten und amazonica (Amaryllidae)

ntelmann Marly für

die beste Gruppe blühender Poinsettia pnleherrima (Euphorbiacae), d. Hin. Gärtnereibesitzer Adolphe d' Haene⸗Gand (Belgien) für blühender Orchideen,

ses.

iums für Landwirth⸗

ankow für das reich—

b. Hr. Kunst⸗ und Handelsgärtner Herzberg Charlottenburg für eine blühender Reseda odorata,

ebene Champignons,

; d. der Compagnie continentale d'horticul ture, Brüssel (Dir. Lin⸗ den) für eine reichhallige Kollektion abgeschnittener seltner Orchideen⸗

Gartenfreunde wurde

Hampel, Gräflich von Schaffgotsche Garten—⸗ zuerkannt für die reichhaltigste Samm—

Medaille des Vereins zur Beförderung des in den Königlich preußischen Staaten erhielten: a. Hr. Hoflieferant G. A. Schultz-Eckardtsberg für

Gesammt⸗ div. Zwiebel⸗ und Geldpr.,

. Hamburg für ge—

blüh. Tanthoxeras

d. Hr. Gärtnereibesitzer Blath, Cottbuser⸗Damm, für die reich—

v (Oberg. Schmidt)

ö . Kunst- und Handelsgaͤrtner C Mauso, Leipzigerstr., für das beste Arrangement aus abgeschnittenen (iedoch nicht importirten) Blumen,

zurg für eine reich— diesmal seine Binde⸗

Medaillen, Ehren⸗

außerdem den einzelnen Züchter

zum Dienstag angekommen. Sein in Farbiger.

Verehrern klassischer higenie auf Tauris“ t in Scene gehen. der Fr. Sachse⸗ vorigen bisher Hr. werden, wäh⸗

den eben

Hr. Betz den Thoas übernimmt. Hr. Ernst behält den Py— entsprechend besetzt. dieser, wohl von keinem anderen deutschen Theater erreichenden Besetzung wird

Glucks

iebenden Publikums ußerordentlichen Er⸗

„Der Schriftstellertag“ allabendlich zu Theil

übermorgen gegeben

reits die neue Gesangsposse „Vetter In dieser sind von

den Gästen des

FrI. Heßling und die Herren

uptparthien betraut.

Redacteur: Riedel. Berlin:

Vier Beilagen

und die Liste der gezogenen Schuld versch Staats Prämien⸗Anleihe vom Jah

21 749. 37 795. 41 833. 42 941. 43 855. 44 979. 48 255. 49904.

Ver der Expedition (Cessel). Druck W. Elsner,

(einschließlich Börsen⸗Beilage),

reibungen der re 1855.

83 406.

2 2G.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-AUnzeiger.

E884.

Berlin, Mittwoch, den 23. Janunr

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 23. Januar. Die in der gestrigen (7. Sitzung des Herrenhauses bei der Be⸗ rathung über den Gesetzentwurf, betreffend den weiteren Erwerb von Privateisenbahnen für den Staat, nach dem Herrn von Kosczielski und nach dem Herrn Struck— mann von dem Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, gehaltenen Reden hatten folgenden Wortlaut:

Ich habe zunächst dem hohen Hause und insbesondere der geehrten Kommission, welche diesen Gesetzentwurf so schleunig in Berathung genommen hat, noch den ganz besonderen Dank der Staatsregierung auszusprechen dafür, daß diese Angelegenheit so rasch und, wie ich hoffe, im zustimmenden Sinne ihre Erledigung finden soll.

Gehe ich über zu dem, was der Herr Vorredner bemerkte, so muß ich gesiehen, daß zum ersten Mal mir gegenüber, und ich glaube auch den übrigen Herren hier im Hause der Vorwurf auftritt, daß in der Eisenbahnverwaltung in Bezug auf Nationalitäten Verschieden⸗ heiten beobachtet werden. ; Wenn der Herr Vorredner der Meinung ist, daß in einem einzelnen Fall eine Ungerechtigkeit denn er hat, an mein Gerechtigkeitsgefühl appellirt sich ereignet haben sollte, dann würde ich ihn bitten, die Güte zu haben, mir diesen Fall speziell zu bezeichnen. Ich würde meiner Pflicht gemäß nicht unterlaffen, zu untersuchen, in wieweit in der That gegen Billigkeit und Recht ge— handelt ist. .

Meine Herren! Wir stehen an dem dritten Abschnitt der großen Verstaatlichungsfrage. Als Sie im Jahr 1879/1880 Ihre Zustimmung

aben zu den ersten großen Erwerbungen, wurden auch hier in dem hohen Hause noch Meinungen laut, ob dieser wichtige und für die wirthsckaftlichen nicht minder, wie sür die finanziellen Interessen des Staats weittragende Schritt doch nicht seine sehr großen Bedenken habe. Ich glaube, meine Herren, wir können uns Alle das Zeugniß ausstellen, allen Denjenigen, die mitgewirkt haben an den weiteren Akten, daß die Befürchtungen, die damals gehegt wurden, sich nicht bestätigt, daß viele von den Erwartungen, die man an diesen großen Schritt knüpfte, schon bisher sich erfüllt haben, und daß wir hoffen dürfen, bei dem weiteren Ausbau dieses augenblicklich erst im Rohbau vollendeten Systems noch dasjenige erreicht zu sehen, was auf den verschiedenen Feldern zu erreichen wünschenswerth ist. .

Der Herr Referent hat die Güte gehabt, bereits auszuführen, wie nach keiner Seite ein Bedenken vorliege, auch diesen dritten Schritt zu thun, diesen dritten Schritt, der das Staatseisenbahnnetz wiederum ganz bedeutend erweitert; er hat die Güte gehabt, anzudeuten, daß wir schon jetzt erfahren, wie wir manche der Fehler, die unter dem früheren Systeme nothgedrungen gemacht werden mußten, nach und nach korrigiren, wie die Staatsregierung vielfach bemüht ist, vor. sichtig, natürlich mit Rücksicht auf den finanziellen Effekt, die Uebel⸗ stände zu beseitigen, in den Einzelverbindungen, in der Zusammen⸗ stellung der Eifenbahnverbindungen und in denjenigen Verkehrsbe⸗ ziehungen, die durch die früheren Verhältnisse nicht zu ihrer vollen Entwickelung gelangen konnten. Es ist das nicht ohne Kosten möglich, und ich kann auch, was technische Schwierig⸗ keiten angeht, nur die Bitte aussprechen, dessen eingedenk zu sein, daß auch hier Rom nicht in einem Tage erbaut wird, und daß es vieler Jahre bedarf, um alle alten Uebelstände zu beseitigen und neue, bessere Einrichtungen an deren Stelle zu setzen. .

Wenn insbesondere auch die finanzielle Seite der Sache berührt worden ist, so will ich, um Wiederholungen zu vermeiden, nur hervor⸗ heben, daß die Resultate bis jetzt befriedigende gewesen sind und daß wir bei weiterem Fortschritt hoffen dürfen, mit wei— teren befriedigenden Resultaten Ihnen gegenüber treten zu können. Meine Herren, wenn Sie sich vergegenwärtigen, welch kolossales Netz sich demnächst in der Hand des preußischen Ministers vereinigt, dann werden Sie, wie ich hoffe, sagen, die Aufgabe ist eine sehr große, und wir wollen, wenn uns auch hier und da noch nicht alles recht ist, Nachsicht üben, und um die letztere muß ich hier wie an anderen Stellen bitten. Gestatten Sie, daß ich Ihnen zusammen⸗ stelle, wie sich das preußische Staatseisenbahnnetz gegenwärtig, wenn wir auch die in der jetzigen Vorlage behandelten Bahnen dazu be⸗ kommen, darstellen wird. Es befinden sich dann Alles in Allem in der Hand des Staates nicht weniger als 19 1829 km, dazu unter Staatsverwaltung für Rechnung von Privatgesellschaften 537 km rund

gerechnet; im Bau befinden sich für Staatsrechnung augenblicklich nicht weniger als etwa 2400 km, Summa Summarum gegen 22009 km. Dazu darf ich für mich persönlich hinzufügen, daß auch die Verwaltung der Reichsbabnen mir unterstellt ist, fo daß nahezu 24 (00 km Eisenbahnen in Einer verwaltenden Hand des Ministers vereinigt sein werden. Der Apparat ist gewiß ein sehr großer, aber ich stehe nicht an zu erklären, daß bei richtiger Organisation es keine zu großen Schwierigkeiten hat, diesen Apparat noch zu vergrößern.

Finanziell, meine Herren, wie stelit sich da die Sache? Der Herr Reserent hat angeführt, daß der Ueberschuß nach dem vor⸗ liegenden Etat für das nächste Jahr angenommen sist auf rund 164 Millionen Mark, da ist aber außerdem noch hinzuzuzählen, was wir an Verzinsung und Amortisation für Prioritäten schon vorweg be⸗ richtig! haben, es sind das über 64 Millionen. Wir haben also einen Ueberschuß zu gewärtigen, welcher erheblich hinausgeht über den Betrag, den wir brauchen für Verzinsung unserer gesammten Eisenbahnschuld, ja der gesammten Staateschuld. Auch sogar die Amortisation wird gedeckt. Das ist die Aussicht, die wir haben nach dem nächstjährigen Etat. Dem laufenden Etat gegenüber darf ich wiederholen, was im andern Hause bereits mit⸗ getheilt ist, wie nach den Materialien, die zur Zeit der Regierung vorliegen, anzunehmen ist, daß ein Netto⸗Ueberschuß von mehr als 17 Millionen über den Etat sich ergeben wird. Stellen wir nun, weil das letzthin in der Presse erörtert worden ist, dem gegenüber das Re—⸗ sultat unserer alten Staatseisenbahnen, wie wir sie bis zur ersten großen Verstaatlichung hatten, so finden wir, daß im Jahre 1879.80 sich das Anlagekapital auf 1423000000 M belief, um mit runder Summe zu rechnen, während es nach un— serer jetzigen Statistik, Alles in Allem gerechnet, sich auf 43440906 500 M belaufen würde. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie das Resultat heute ist, resp. nach dem Abschlusse des Jahres 1882,83, so findet man, daß der Ueberschuß des Jahres 1859/89 das Kapital verzinste mit 4,30 Go, derjenige von 1882,85 aber die Verzinsung ge— hoben hat auf 5, 20 /o, daß die Ausgaben im Jahre 1879/8 absor⸗ birten von der Einnahme 61,4 oso und im Jahre i882 / 8z richtig ge⸗ rechnet 53,26 0/9. Bei letzterem Resultat ist noch in Betracht zu ziehen, wie große Summen wir verwendet haben und verwenden können auf die Melioration der vorhandenen Bahnen. Wir haben eine große Zahl von Bahnhöfen, Haltestellen besser ausbauen, die Züge vermehren, die Tarife ermäßigen können. Wir haben die Verbesserung der Wagen und Lokomotiven uns angelegen sein lassen, die Besoldungen der Beamten erhöhen können. Wie schon im anderen Hause erwähnt worden, sind die Besoldungen der Beamten der verstaatlichten Bahnen gegen die früheren Privatbahnen um rund 6 000000 4 aufgebessert. Einer großen Zahl von Beamten, die wir in den Staatsdienst über nommen haben, ist damit eine aus kömmlichere Existenz geschaffen und damit größere Zufriedenheit bereitet. Das will ich aber nicht leugnen: der Wuͤnsche giebt es noch sehr viel, und ich glaube auch sehr berech- tigte, und namentlich, wenn wir unfere Beamten betrachten,

eine sehr große Zahl von Kategorien, die einer Aufbesserung des Gehaltes bedarf, die wir bis— her aber noch nicht haben in Betacht ziehen können. Der Gesichtepunkt ist eben der, daß wir da, wo spezielle Verhältnisse es rechtfertigen und dazu nöthigen die Beamtenbesoldungen zu er⸗ höhen, auch jetzt schon und unbeschadet der hoffentlich später ein⸗ tretenden allgemeinen Besoldungsverbesserungen mit solchen Besol⸗ dungserhöhungen vorgehen. Neben den erwähnten finanziellen Vor— theilen, die uns in die Lage versetzt haben, das Defizit im Staats— haushalt verschwinden zu lassen, haben wir noch in Betracht zu ziehen, was wir sonst gewonnen resp. an Ausgaben für die Staatskasse über⸗ nommen haben. Ihr fallen z. B. die Zinsen der Bestände zu, die früher bei Bankhäusern belegt waren und die nach der letzten Aufrechnung nahezu 2900 00 aus machten, wir haben ferner die gesammten Zinszuschüsse Dich erinnere an die Pommersche und die Eifelbahn unter unsere Flügel genommen. Die Kosten der Centralverwaltung, die Amorti⸗ sation von Oberschlesischen, von Stargard⸗Posener Bahnaktien haben wir auf unsere Fonds übernommen. Wir haben wesentlich in Folge des Erwerbs dieser Bahnen folossale Summen erspart; wie die diesfallsige Nachweisung ergiebt, im Ganzen gegen 90 Millionen. Ich glaube also, finanziell ist kein Bedenken vorhanden, diese große Maßregel ihrem Abschluß entgegenzuführen. Noch sind wir ja nicht vollständiß fertig, auch nicht nach der Annahme und Perfektion dieses Gesetzentwurfs, es bleibt uns noch etwas übrig, worüber wir ja voraus sichtlich auch noch in dieser Session diesem hohen Hause eine Vor— lage zugehen lassen werden. Es ist dies, um es gleich zu er— wähnen, der Erwerb der Tilsit⸗Insterburger Bahn, die sich mitten innerhalb des Ostbahnnetzes befindet, dann der Erwerb der Linien, welche sich im bremischen Eigenthum befinden und deren Erwerb für uns nothwendig ist um große Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen und unsere Rechte an dem gemeinschaftlichen Unternehmen in vollerer Weise auszunutzen, als es bisher geschehen konnte. Es kann möglicherweise der Erwerb der Berlin⸗Hamburger Bahn hinzukommen, der uns in die Lage setzen würde, auch in jener Richtung nach der Unter-Elbe in Verbindung mit dem holsteinisch— schleswigschen System die Hand auszustrecken, um den Verkehr zu beleben. Vergessen möchte ich nicht, meine Herren, daß eine der Früchte, die wir auch mit der Verstaatlichung eingeheimst haben, die Möglichkeit gewesen ist, durch Sekundärbahnen die wirthschaftliche Entwickelung des Lan—⸗ des in großem Maße zu fördern. Im Ganzen mögen für Staats rechnung resp. mit Staatsunterstützung in Betracht zu ziehen sein etwa 3300 km Sekundärbahnen. Ich leugne nicht, daß auch gerade bei einigen der Bahnen, deren Erwerb wir Ihnen vorgeschlagen haben, die Rücksicht mit in Betracht kommt, noch vergessene, zurückgebliebene Landestheile aufzuschließen, sie an das große Eisenbahnnetz zu bringen und manche Verkehrserleichterungen ich meine da die Klagen über die oberschlesischen Kohlentarisff den Landestheilen zuzu— führen, denen sie bisher nicht gewährt werden konnten. Aber auch hier muß ich darum bitten, der Staatsregierung das Ver⸗ trauen zu schenken, daß sie die Verbesserungen, deren Ausführung sie für nothwendig hält in dem Gebiete der neuen und alten Bahnen, unter sorgfältiger Abwägung der Berhältnisse fördern will, unter Berücksichtigung aller Interessen, der wirthschaftlichen, der finanziellen und auch der militärischen, daß sie sich vor Ueber⸗ stürzungen auf diesem Gebiete ebenso hüten muß, wie auf dem Gebiete der Tarife, und auf dem Gebiete der Erhöhung der Beamtenbesoldungen. Besteht also wirthschaftlich und finanziell von der militärischen Seite der Sache nicht zu sprechen kein Bedenken gegen den Ihnen jetzt vorgeschlagenen Schritt, gegen den vollständigen Abschluß des großen Systems, welches in diesem hohen Hause stets Anklang gefunden hat, dann werden Sie der gegenwärtigen Vorlage auch Ihre Zustim mung geben und der Zuversicht sein können, daß in Zukunft die Erwartungen, die Sie in Bezug auf das Gedeihen des Landes und auf dessen Vertheidigungsfähigkeit hegen dürfen, in allen Beziehungen in Erfüllung gehen. Der Staatsregierung wird es am Herzen liegen, diese Erwartungen so bald wie möglich ihrer Erfüllung entgegenzuführen.

so findet sich noch

Auf die spezielle Frage des Herrn Vorredners erwidere ich, daß die Staatsregierung nach wie vor der Ansicht ist, es sei die Linie von Hildesheim nach Braunschweig auszubauen, der Herr Vorredner hat ganz richtig erwähnt, daß dem zur Zeit noch Hindernisse entgegen— stehen wie früher. Wir unsererseits haben die Geldmittel, sie fehlen nur der braunschweigischen Gesellschaft, die braunschweigische Gesell— schaft ist uns nicht unterthänig. Allein, wenn ich auch nicht sagen kann, daß wir schon in näch ster Zeit die Linie in Angriff nehmen, so darf ich doch mittheilen, daß augenblicklich über die Ordnung unserer Stellung in Bezug auf das Eisenbahnwesen zu Braunschweig Ver— handlungen im Gange sind, auf deren günstigen Abschluß ich mir Hoffnung machen zu dürfen glaube. Mit diesem Abschluß wird die Frage, die den Herrn Vorredner interessirt, ihre Erledigung finden. Ueber die Lage der Verhandlungen nähere Mittheilungen zu machen, muß ich mir versagen.

Im weiteren Verlaufe der gestrigen (31.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten wurde die zweite Berathung des Staatshaushalts-Etats für 1884‚'85 mit der Diskussion des Etats der Eisenbahn⸗ verwaltung (dauernde Ausgaben Kap. 23 Tit. 16 und 17) fortgesetzt. .

Der Abg. Dirichlet erklärte, er wolle hier nicht eine volkswirthschaftliche Debatte anregen, aber er könne dem Abg. Vygen nicht antworten, ohne ein Streiflicht auf jene Fragen zu werfen. Derselbe habe auseinandergesetzt, daß die deutsche Schienenproduktion über den Bedarf des Inlands und auch wohl des Auslands hinausgehe. Solle das in alle Zeit so fortgehen? Solle der preußische Steuerzahler dafür aufkom— men, daß diese schwindelhafte Produktion weiter betrieben werde? Damit die Fabriken im Westen die Differenz zwischen der Lizitation im Auslande und den Selbstkosten deckten, sollten die Steuerzahler im Osten in die Taschen greifen? Er gebe zu, daß die Weigerung des Ostens eine Krisis herbeiführen würde und die Entlassung so vieler Arbeiter wäre ein Unglück. Aber werfe man einmal einen Blick in die Bevölkerungsstatistik. Man werde eine schwindelhafte Zunahme der Bevölkerung in den industriellen Bezirken wahrnehmen, und eine unnatürliche Ab⸗ nahme derselben in den östlichen Provinzen. Auch in die sem Jahre seien erst wieder Tausende von kräftigen Arbeitern mit Hinterlassung von Weib und Kindern nach dem Westen ge⸗ zogen. Seien das etwa haltbare Zustände? Denke man nur einmal zurück an die Zeit, wo diese Ueberproduktion ange⸗ bahnt sei. Die Forsten hätten damals ihre Einschläge unter⸗ lassen müssen aus Mangel an Arbeitern, und auf den Chausseen hätten die Steinhaufen wochenlang gelegen, ohne

geboten hätten, welche man im Osten nicht habe zahlen können. Es könne also jetzt nur darauf ankommen, wie man den ungesunden Zustand, der damals begründet sei, dauernd abschaffe. Die Regierung erkläre, offiziell sei ihr von Kartellen zwischen den Fabrikanten nichts bekannt gewor— den. Aber das habe der Abg. Büchtemann nicht geglaubt, und glaube auch er (Redner) nicht. Es wäre eine sonderbare Art von Geschäftsgebahrung, derartige Mittheilungen offiziell zu machen. Die Frage sei nur, ob nicht thatsächlich Folche Vorkommnisse zur Kenntniß der Regierung gekommen sejen. Man sage, es habe sich aus England Niemand an den Sabmissionen bethei⸗ ligt. Aber es sei ein offenes Geheimniß, daß Ausländer nicht berücksichtigt würden. Wenn jetzt der Bau der Verkehrs⸗ wege durch die Vertheuerung der Schienen erschwert werde, so liege darin schon eine Verurtheilung des Systems, das die Steuerzahler in Kontribution setze, damit die Italiener und Portugiesen billigere Bahnen erhalten v

„Der Abg. Vygen protestirte dagegen, daß von einer schwindelhaften Produktion gesprochen werde. Vor wenigen Jahren hätten die Schienenfabriken ihre Waare noch ohne jede Unterstützung abgesetzt. Die Leistungsfähigkeit derselben sei nur zu groß geworden. Es sei richtig, die Preise, welche die Italiener und Portugiesen gezahlt hätten, seien gering. Aber wenn Deutschland die Lieferungen zu denselben nicht übernehme, so thäten das die Engländer. Auf wirthschafts⸗ politische Fragen lasse er sich nicht ein. Wenn irgendwo, so— liege das Gute bei der Frage: Schutzzoll oder Fre handel? in der Mitte.

Der Abg. Dr. Meyer (Breslau) entgegaete, er möchte auf das ursprüngliche Thema zurückkommen. Der Abg. Büchte⸗ mann habe doch nur die Frage aufwerfen wollen, ob die Eisenbahnverwaltung ihrer fiskalischen Pflicht nachkomme bei Einkäufen, und da habe man keine bestimmte Antwort erhalten. Der Minister habe seine Ansicht dahin abgegeben, daß man es natürlich finden werde, wenn derselbe fich auf national⸗ ökonomische Fragen nicht einlassen. Die Frage aber, ob man billiger, ob man besser kaufen könne, sei eine rein wirthschaft— liche, und so hätte er es dann auch angemessen gefunden, wenn sie richtig erörtert worden wäre. Alle diese Fragen würden in sehr eingehender Weise in der „Freihandels⸗ korrespondenz“ besprochen. Wenn man sich nicht zu sehr scheue, dieses Blatt in die Hand zu nehmen, so werde man in demselben einige sehr lehrreiche Quellen finden. Der Fiskus müsse so gut wie billig kaufen. Der Abg. Vygen habe der Sache, welcher derselbe dienen wollte, einen schlechten Dienst geleistet. Derselbe habe alle Uebel offen klar gelegt, und dafür sei er demselben dankbar. Was nun den Ausdruck Schwindel betreffe, den der Abg. Dirichlet gebraucht habe, so sei es sonderbar, daß der Abg. Vygen für denselben Begriff die Worte „übertriebene Leistungsfähigkeit“ gesetzt haben wolle. Schwindler sei doch in der That nichts anderes als ein Mensch mit übertriebener Leistungsfähigkeit.

Der Regierungskommissar, Ministerial⸗Direktor Schneider entgegnete, wenn der Vorredner der Regierung den Vorwurf mache, sie sei über die Koalitionen der Lieferanten nicht unter richtet, es sei ihr offiziell darüber nichts bekannt, so erinnere er sich nicht gesagt zu haben, es sei der Regierung offiziell nichts davon bekannt; er habe vielmehr nur gesagt, es sei ihr nichts sicheres darüber bekannt. Daß solche Koalitionen be⸗ stehen sollten, sei richtig; aber nach welcher Richtung sich die Bestrebungen derselben bewegten, darüber Genaueres zu er⸗ fahren, sei der Regierung nicht möglich gewesen. Wenn der Regierung ferner der Vorwurf gemacht sei, daß sie die Schie⸗ nen nicht so billig einkaufe, als sie es könne, so sei derselbe ehenfalls unbegründet; in allen Verwaltungen sei die Regierung bestrebt, das Material bei gleicher Güte so billig wie möalich zu kaufen, darum seien ja gerade die Submissionen da; das Ausland sei von denselben nie ausgeschlossen gewesen. Es sei richtig, daß vor einigen Jahren einige billige Offerten aus dem Auslande ab⸗ gelehnt seien; aber die betreffenden Offerenten hätten sich ge⸗ weigert, den Zoll zu bezahlen, wollten den selben vigmehr der Regierung überlassen, und auch sonst wollten sie die Bedin⸗ gungen nicht erfüllen; dieserhalb habe ihnen der Zuschlag nicht ertheilt werden können. ;

Der Abg. Lr, Löwe (Bochum) erklärte, es sen recht fatal, wenn ganz überflüssiger Weise so harte Worte wie Schwindel“ in die Diskussion geworfen würden. Er bestreite, daß über⸗ mäßige Leistungsfähigkeit! mit Schwindel identisch sei. Schwindel sei vielmehr gerade dann vorhanden wenn. Jemand, eine Leistungsfähigkeit vorspiegelz, die der⸗ selbe nicht besitze. Es seien in der Eisenindustrie so große Vortheile mit der Massenproduktion verbunden, daß ein Werk, welches sie aufgeben und sich auf Kleinbetrieb ein⸗ richten würde, einfach aufhören müßte, zu existiren. Mit der Kleinproduktion wäre es nicht im Stande, zu den jetz gen Preisen zu produziren. Die Eisenindustrie in Preußen sei. auch auf den Export angewiesen; davon lebten nicht blos die Eisen⸗, sondern auch viele Berg⸗ und Kohlenarbeiter. Wenn. man ferner immer vom fiskalischen Interesse rede, so bedenke. man doch, daß der Verkehr mit den Rohmaterialien an Eisen⸗ bahnfrachten dem Fiskus allein vier bis fechsmal so viel ein⸗ bringe, als der Verkehr mit dem Eisen selbst, welches ausgeführte werde. Es liege nicht nur das fiskalische Interesse vor, die Schienen so billig wie möglich zu kaufen, fondern es bestehe an⸗ dererseits auch das fiskalische Interesse daran, daß der Varkehr in dieser Branche so lebhaft als mög, lich erhalten werde. Wenn ferner selbst die Regierung ausläridische Offerten ohne Weiteres zurückgewiesen hätte, fo hätte sie damit nur das gethan, was England von Hesterreich und Frankreich gar nicht zu reden mit den preußischen Offerten jetzt noch thue. Bekanntlich habe die englische Regierung bei den Schienenlieferungen für Ostindien, wo die Zollgesetze gar nicht in Betracht gelommen seien, die deutschen und belgischen Offerten gar nicht beantwortet. Die Eisenwerke als gute Steuerzahler zu erhalten, das bringe dem Fiskus mehr ein als die Erz parnisse, die derselbe durch etwas billigere Schieneneinkäufe erzielen könnte. .

Der Abg. Büchtema an betonte, das Zugeständniß des Vor⸗ redners, daß Preußen eine exportirende Nation sei, freue ihn

daß man Arbeiter habe finden können, weil AÄgenten aus den westlichen Provinzen das Land durchzogen und Löhne an⸗

sehr. Die Rechte fehe, eine wie falsche Basis es sei, wenn man immer nur auf Erhaltung der nationalen Arbeit gus⸗