1884 / 22 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Jan 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Nordamerika: Windmessungen. Der Aufstand im Sudan: Der Tod Hicks Paschas in der Schlacht bei El QObeid. Nach Angaben des entkommenen Dieners des Majors von Seckendorff gezeichnet von unserm Mitarbeiter Hon. J. Colborne, Oberst im General- stabe Hickk Paschas. Der neue Parlamente palast in Wien. Driginaljeichnung von C. G. Petrowitsch. (Zweiseitig). Süpplingenburg. Original jeichnung von L. Glericus.'— Schneeschuhwettlauf bei Upfsala in Schweden. Originalzeichnung von G. Broling. Hermann Ulriei K am 11. Januar. Amerikanische Skizsen: Ankunft schwedischer Einwanderer in Nem Jork unter Führung von Mormonen ˖ Missionaren. Auxrxusbunde. Aus der 2. Aufl. des Werkes Diana. Blätter für Jagè⸗ und Hundefreunde

Stuttgart, Schickhardt u. Ebner). Der Mädchenmörder Hugo Schenk Polytechnische Mitteilungen: Patent Automaten. Pencil. Trangportabler Topfhaster. Bügeleisen mit verbessertem Griff zum Glanzplätten. Presse für Fruchtsaft und Fleischextrakt.

Gewerbe und Handel. .

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗' und Stablindustrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Dezember 1883 auf 2902 129 t, darunter 176 822 t Puddel⸗ Roheisen, 1431 t Spiegeleisen, 35 395 t Bessemer⸗, 33 982 t Thomgs- Roheifen und 31 199 Gießerei⸗Roheisen. Die Vroduktion im Dezember 1882 betrug 283758 t. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 1883 wurden produzirt 3 380788 t gegen 3170 957 t im Vorjahre.

Wien, 25. Januar. (W. T. B.) Das von der Boden kredit ˖ Gruppe ausgearbeitete Projekt der Konvertirung der Prioritäten der Franz-⸗-Josef⸗Bahn ist, wie die Presse meldet, dem Verwaltungsrathe heute überreicht worden und wird in der für nächsten Mittwoch anberaumten Sitzung desselben geprüft und sodann der Regierung vorgelegt werden. . .

Bradford, 24. Januar. (W. T. B.). Wolle ruhig, billiger verkäuffich. Alpacca 163, Mohair 106 pr. Pfd. verkaust. Garne ruhig, Stoffe sehr ruhig.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 25. Januar. (W. T. B.] Der Dampfer Neckar hat heute Vormittag 95 Uhr den Weser ⸗Leuchtthurm passirt und ist in die Weser eingesegelt. :

Bremerhaven, Freitag, 25. Januar, Vormittags 10 Uhr 50 Minuten. (W. T. B.) Der Dampfer ‚Reckar“ hat soeben auf der Rhede Anker geworfen.

Triest, 24. Januar. (W. T. B.) Der Llovddampfer „Aurora“ ist heute aus Konstantinopel bier eingetroffen,

Queenst own, 24. Januar. (W. T. B.). Der Dampfer Germanien von der Whit-Star⸗Linie ist heute Morgen in der Nähe von Minehead segelnd angetroffen worden. Am Bord befand sich Alles wohl.

Berlin, 25. Januar 1884.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 1569. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 45 000 ½ auf Nr. 24966. 1 Gewinn von 15 000 S6 auf Nr. 13 854.

4 Gewinne von 6000 „S6 auf Nr. 11 786. 20 028. 31 726.

44113.

40 Gewinne von 3000 S auf Nr. 2324. 5384. 9812. 21 403. 37 057. 47779. 63 164. 76131. 76 624. 83 8659.

17069. 19 838. 20 489. 21 279. 23 922. 25 232. 26 969. 34 877. 39476. 39 635. 41 635. 43 262. 53 424. 54 499. 61 923. 62708. 69 208. 70 318.

15 923. 23 215. 39 090.

12018. 21 418. 38 126. 48015. 53 312. 64 678. 67015. 90 079. 93 5656.

53 Gewinne von 1500 6 auf Nr. 2575. 2680. 793. 14 660. 15 806. 17 363. 17 387. 28 008. 29 172. 29 309. 35 377. 35 464. 35 774. 37 042. 37 553. 37 698. 40 473. 43 186. 45 271. 48 068. 48 211. 49511. 49 641. 50 301.

10 907. 12 399. 13 394.

17766. 24 580. 26 532. 27 877.

54 418. 56 605. 58 794. 59 715. 66 376. 68 478. 71 795. 74 247. S0 203. 81 561. 82238. 90 630.

52 232. 53 153. 53 945. 61 411. 62 130. 62827. 76 326. 78 379. 78 395. 91500.

65 Gewinne von 550 S auf Nr. 1306. 2121. 5258. 5839. 6177. 6849. 70068. 7827. 11256. 12809. 1443385. 14997. 15177. 16488. 18037. 25 373. 26886. 31 214. 32746. 37 014. 38 375. 38 443. 40 755. 41 279. 41 506. 42 627. 44949. 46088. 46137. 46 957. 47 663. 486 596. 49199. 49722. 53 082. 53 240. 54 622. 62 689. 67 897. 68 243. 69 513. 69 677. 71 590. 72 092. 72195. 73 180. 73 433. 73 867. 77 140. 77 482. 77 608. S2 636. S4 642. 85 803. 86 067. 87 240. 87420. 88731. 89 915. 89 948. 92697. 92781. 93 356. 93 467. 93 658.

Unter dem Vorsitz Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hobeit des Kronprinzen hielt gestern die Victoria— RKational⸗Invalidenstiftung im Saale des englischen Hauses ihre diesjährige Generalversammlung ab. Dem von dem Vorsitzenden des geschäftsführenden Ausschusses, dem Ge. neral der Infanterie z. D. von Beyer, vorgelegten Bericht über die Wirksamkeit der Stiftung war 1 zu entnehmen: Im abgelaufenen 17. Verwaltungsjahre sind aus dem Central⸗ fonds im Ganzen go8 Invaliden aus dem Jahre 1866 und Hinter bliebene von in demselben Jahre Gefallenen fortlaufend mit zu—⸗ sammen 141 252 S 11 3 und 444 Invaliden und Hinter bliebene Gefallener einmalig mit zusammen 22 665 „MS 27 3, überhaupt also 1442 Personen bezw. Familien mit zusammen 163 517 38 unteistützt worden. Unter Hinzurechnung von 14 463 6 Subventionen an Zweigvereine ist also bei der Central⸗ Verwaltung eine Gesammtsumme von 178 380 Æ 38 3 zu Unter⸗ stüͤtzungen in Ausgabe gekommen. Im Vergleich zum Vorjahre haben sich die laufenden Unterstützungen um 8645 M, die einmaligen um 3467 und die Subventionen um 1509 4, die Gesammtausgaben zu Unterstützungen um 13 619 46 vermindert, während die Zahl der unter⸗ stüßten Personen sich um 69 Personen bezw, Familien verringert hat. Es darf hiernach nunmehr mit Bestimmthelt angenommen werden, daß der Höhepunkt der Bewilligungen überschritten ist, Einschließlich der Verwaltungskosten betrugen die Ausgaben des Jahres 193 68646 An Einnahmen gingen insgesammt 79 625 ein, darunter befinden sich 000 M als Geschenk der Kronprinzlichen Herrschaften. Seit Begründung der Stiftung sind intgesammt aus dem Centralfonds 3 251 950 ½ zu Unterstützungen verwendet worden. Das Vermögen der Stiftung beläuft sich zur Zeit auf 1627 802 M, das sind 1171651 ½ weniger wie im Vorjahre. Die Wiederwahl der Mit⸗ glieder des geschäftsführenden Ausschusses schloß die Sitzung.

Der Stolze'sche Stenogravhen verein zu Berlin ver- sendet soeben einen Bericht über sein 4. und 5. Vereinsjahr. Der Verein, gegenwärtig der größte der Stolze'schen Schule (387 Mit⸗ glieder, verfolgt neben der stenographischen Propaganda in Berlin namentlich die Aufgabe, auswärtige Stenographen in ihren Bestre / bungen zur Fortbildung in der Stenographie und zur Verbreitung des Systems zu unterstützen und zu fördern. Er liefert sämmtlichen Mitgliedern ein stenographisches Fachblatt mit Unterhaltungsbeilage, stellt ihnen die Benutzung seiner umfangreichen Bibliothek frei und führt mit ihnen eine rege und eifrige Korrespondenz. Interessenten

können den erwähnten Bericht nebst der beim 5. Stiftungsfest aus⸗

gegebenen Festzeitung gratis und. franko durch den Vorsitzenden, Parlamentsstenographen Max Bäckler, Berlin 80. Engelufer 6, beziehen. e

Im Königlichen Schauspielhause fand gestern die Auf an von Shakespeare's Was ihr wollt!“ statt. Darf. man dieses Lustspiel des großen Briten als sein gelungenstes bezeichnen, das durch feine köstliche Lebensfrische und den bezaubernden Humor von Geschlecht zu Geschlecht stets neue Anerkennung und ungetheilten Beifall findet, so war die gestrige Darstellung ganz dazu an⸗ gethan, den Ruhm der shakespeareschen Muse von Neuem glänzendlzu bewähren und ihr neue Verehrer zuzuführen. Selten ward auch wohl von den Darstellern mit solcher Lust und Hingabe gespielt und vom Publikum in gleicher Weise die gebotene Ldeistung entgegengenommen und verstanden, wie es bei der geflrigen Aufführung der Fall war. Der

zündende Humor des Stückes, welcher von den Trägern der spaßbaften Rollen in vackender Weise wiedergegeben wurde, verpflanzte sich gleichlam auf das Publikum, und fand seinen Widerhall in den aufrichtig und gern gegebenen Beifallespenden, mit denen die Darstellenden über schättet wurden. Das lustige vierblättrige Kleeblatt, aus Junker Tobias, dem Hofnarren, Junker Christoph und der schelmischen Maria bestehend, gewann jedenfalls durch sein flottes, lebendiges Spiel im Handumdrehen den Beifall der Zuhörer, welche von der unwider stehlichen Lachlust der schalkhaften Gesellschaft angesteckt wur= den und herzhaft mit einstimmten, wenngleich dem ernsteren Beobachter das Treiben der vier hie und da ein wenig allzu ausgelassen scheinen mochte. Hr. Hellmuth ⸗Bräm schuf in dem weinseligen Thu⸗ nichtgut, dem Junker Tobias von Rülp, eine köstliche Figur, welcher durch ihre falstaffartige Natur eine durchschlagende Wirkung nicht ermangeln konnte. Den einfältigen Junker Christoph von Bleichen wang gab Hr. Vollmer mit großem Glück; ebenso erwarb Hr. Kable als Rarr durch fein gelungenes Spiel allgemeinen Beifall. Die Lei- stungen von Frl. Barkany und Frl. Meyer waren recht anerkenneng. werthe, auch Frl. Conrad war eine reizende kleine Schelmin als Maria. Sämmtliche andere Rollen lagen in guten Händen, ein Jeder trug nach Kräften dazu bei, den Abend zu einem durchaus genußreichen und von dem besten Erfolg gekrönten zu machen, ö

Die von Suppe ' sche Operette Bie Afrikareise erzielte bei ihrer gestrigen ersten Aufführung im Neuen Friedrich⸗Wil helm städtischen Theater einen durchschlagenden Erfolg, zu welchem auch die glänzende Ausstattung beitrug. Wir werden noch ausführlich über diese Operette berichten. .

Der definitive Schluß der Weihnachts -Aus stellung bei Kroll findet, wie bereits angezeigt, am Sonntag, den 27. d. M. statt, obwohl noch in der laufenden Woche die Zugkraft, als eine ganz außerordentliche sich herausstellte Vorher wird noch ein Benefiz, und zwar am Sonnabend, für Frl. Wilhelmine Sandrock stattfinden, die anmuthige und vom Publikum mit großem Beifall ausgezeichnete Darstellerin der „Helene in den Galloschen des Glücks..

Der Beginn der für die Musikwelt Berlins hochinteressanten Concerte der Frau Amalie Joachim findet Mitte Februar statt. Außer der berühmten Violin-Virtuosin Marianne Eißler wirkt in denselben auch Herr Alexander Siloti als Pianist mit.

In der Sing-Akademie gab am Mittwoch Fil. Arma Senkrah vor einem zahlreich erschienenen Publikum ein Concert. Die hochbegabte Künstlerin leistete in jeder Weise Vorzügliches; die reine Intonation, die Sauberkeit der Passagen, der feine Bogenstrich, alles steht ihr in einer Weise zur Verfügung, daß sie manche ihrer Kunstgefährtinnen, welche jängst in Berlin auftraten, in den Schatten stellt. Noch steht Frl. Senkrah im Anfange ihrer musikalischen Laufbahn, eine Vervollkommnung der Technik wie eine Vertiefung und Weiterausbildung des Talentes werden der jungen Virtuosin eine achtenswerthe Stellung in der Künstlerwelt erringen. Die Spohrsche Barcarole, das Vieuxtempssche P-moll Concert und die Wieniawaki'sche Polonaise wurden schwungvoll und exakt ausgeführt. Frau Clark⸗Steiniger trug durch ihren Vor= trag von Beethovens Es-dur Sonate sowie Hrn. Pawloweky durch Vor- trag der Arie des Renato aus Verdi's Maskenball zur Erhöhung des Kunstgenusses beträchtlich bei.

Im Concerthause feiert der Hof⸗Musikdirektor Bilse. morgen (Sennabend) den Geburtstag Mozarts (27. Januar 1756) durch einen Mozart-⸗Abend. Das Programm enthält die Sym⸗ phonie G-moll, komponirt 1788, die leidenschaftlichste der 49 Sym- phonien des Meisters und. die Haffner⸗Symphonie, geschrieben im Juli 1782 für eine Festlichkeit im Hause des Salzburger Groß⸗ Fändlers und Bürgermeisters Haffner. Den zweiten Theil bilden die Duvertüren zu ‚Titus,“ „‚Figaro's Hochzeit, „Don Juan“ und Zauberflöte. .

Im Wintergarten des Centralhotels findet am Mon⸗ tag bend ein Concert des Wiener hum oristischen Quar- retts, unter Leitung des Professor Udel, zum Besten des Unter— stützungsfonds des Vereins . Berliner Presse . statt. Das Quartett, bestehend aus Mitgliedern des rühmlichst bekannten Wiener Männer⸗Gesangvereins, dürfte sich voraussichtlich schnell die Gunst des hiesigen Publikums erringen, und der Besuch des erwähnten ersten Concerts, mit dem die Gäste sich in Berlin einführen wollen, dürfte mit Rücksicht auf den wohlthätigen Zweck ein recht zahlreicher werden. .

1

. für den Deutschen Reichs und Königl. Preuß. Staats Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ egister nimmt an: die Königliche Ervedition des Neutschen Reichs⸗-Anzeigers und Königlich Prenßischen Staats-Anzeigers: Berlin 8W., Wilhelm ⸗Straße Nr. 32. 1 X.

Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.

2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ete.

Verloosung, Amortisation, Zinszahlung n. 8. w. von öffentlichen Papieren.

Sefentliche. fwheiger

5. Industrielle Etablissements, Fahriken und

Grosshandel. 7. Iiterarische Anzeigen.

J. Familien- Nachrichten.

6. Verschiedene Bekanntmachungen.

8. Theater-Anzeigen. U Ir der Börsen- beilage. 3 *.

* *

Inserate nehmen an: die Annoncen ⸗Expeditionen des

„Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein

& Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte,

Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen ⸗Bureaux.

ö Eubhastationen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen n. dergl.

4144 Aufgebot.

gebot beantragt:

I) einer Urkunde vom 13. Februar 1847, kraft deren der Advokat Weinhagen zu Hildesheim den Erben der Aebtissin von Bremer zu Han— nover: dem Kriegsrath Grafen Carl Bremer in Hannover, dem Herrn Bodo von Steinberg alas] in Paris, dem Legationsrath von Arnswaldt in

worden.

waldt in Hannover, oͤffentlicke Hypothek hestell. Win hat an seinem gesammten Vermögen zur Siche⸗ z

aus dem Vertrag, der am 12. Dezember 1845 zwischen ihnen und den Advokaten Weinhagen über den Verkauf eines zu Hannover an der Georgenstraße derzeit unter Nr. 17 Schoß—⸗ nummer 20) belegenen Hauses geschlossen ist; einer Urkunde vom 22. Mäc; 1347 über die gerichtliche Eintragung der durch vorstehend be⸗ zeichnete Urkunde vom 13. Februar 1847 be- stellten Hypothek auf des Schuldners gesammtes Vermögen oder auf dessen in und vor der Stadt Hildesheim belegenen Grundbesitz.

Der Inhaber dieser Urkunden wird aufgefordert, 3767 spätestens in dem auf ö Dienstag, den 18. März 1884, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Ter⸗

Recht:

kunden erfolgen wird. Hildesheim, den 19. Januar 1884. königliches Amtsgericht. Abth. JI. Bennig.

Durch verkündetes Ausschlußurtheil vom 18. Ja⸗ nuar d. J. sind die Immissionsscheine der Gebrüder

vom 19. Dejember 1872, sowie der Immissions⸗ schein der Hülfs. und Kreditkasse Zella vom 13. April 1970 über 24 Thaler 29 Gr. 2 Pf, welche Forde⸗ ö rungen auf dem im Grundbuche von

Der für den Geheimen Rath Grafen von Bremer Bl. 229, Bd. C. Bl. 916, Bd. D. Bl. 1508 ein in Gadenberge zum Vormund bestellte Geheime getragenen Grundstücken des Zimmermeisters Georg Finanz⸗Rath von Klenk in Göttingen hat das Auf⸗ Theodor Carl hier haften, für kraftlos erklärt

Zella St. Bl., den 18. Januar 1884. Herzoglich ö Basch.

r, ,,

. . Verkündet am 17. Januar ö

Hannover und dem Fräulein Louise von Arns— f Antrag des Fflempnermẽ ters Rudolph Mer zu g. . ö, cn ,, des ,, 1

; h , e. Blatt 83 inzig, erkennt das Königliche Amts- 2

rung aller Ansprüche, die diesen Erben zustehrn gericht zu Winzig durch den Amtsrichter Nickel für

Das Hypotheken ⸗Instrument vom 7. April 1855 über 270 Thaler, haftend auf dem Grundstück Blatt 93 Winzig, Abtheilung III. Rr. 3. für Anleihescheinen sind folgende Nummern gezogen worden; die verehelichte Tischlermeister Caroline Masunke, Buchst geb. Bleyl, wird für kraftlos erklärt; die Kosten des Aufgebotsverfahrens werden dem Antrag— steller auferlegt. Winzig. den 19. Januar 1884. Königliches Amtsgericht.

Oeffentliche Zustellung.

6 , . 3 . 6 eichelt in Lindenau, vertreten dur en Rechts⸗ ü Privilegiums vom 4. .

anwalt Dr. Burckas II. in Leipzig, klagt gegen den e , Landau in Berlin und bei der Nationalbank für Deutschland in Berlin gegen

mine seine Rechte anzumelden und die Urkunden vor⸗ ,,, in Plag⸗; Rückgabe der AÄnleihescheine und der noch nicht fälligen Zinsscheine.

zulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Ur⸗ Wänren forderung von 305 M6 S0. , mit Tem An- trage auf Verurtheilung des Beklagten zur Bezah— lung von 307 M 90 3 nebst 66/9 Zinsen vom 1. Oktober 1883 ab gerechnet und ladet den Be⸗ klagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts 7 strelts vor die erste Kammer für Handelsachen des 41511 Königlichen Landgerichts zu Leipzig auf Mittwoch, den 19. März 1884, Vormittags 10 Uhr, Simson in Suhl über 49 Thaler 1 Gr. 2 Pf. vom mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten 13. April 1863 und über 10 Thaler 12 Gr. 8 Pf. ] Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen.

Zella Bd. A. Steuer,

Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.

Zum Zwecke der fentlichen Zustellung n sehen und werden auch auf Wunsch gegen Erstattung

dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, den 19. Januar 1884.

der Schreibgebühren in Abschrift mitgetheilt.

Bezügliche Anerbietungen sind verschlossen, porto⸗ frei, unter Angabe der Preise und unter Beifügung von Proben der Schreibmaterialten mit der Be⸗ zeichnung:

4341

Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Behörde beabsichtigt für die Zeit vom 1. April 1834 bis 31. März 1885 die Veferung der erforderlichen Schreibmaterialien sowie der Buchbenderarbeiten (einschließlich Aktenheften) im Wege der Ausbietung zu vergeben. .

Die Lleferungsbedingungen sind im Dienstgebäude, Hinter dem Gießhause Nr. i. Zimmer 2 einzu-

weise von Buchbinderarbeiten bis zum 3. Februar d. J. an uns einzureichen. Wir behalten uns die Wahl unter den Anerbie⸗

Berlin, den 23. Januar 1884. Königliche Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin. Stahl.

wegen einer 1. April 1884 auf.

Die Rückzahlung der Beträge

QAusloosung

der Bochumer Stadtanleihe vom Jahre 1881.

Bei der am 9. August ds. Is. stattgefundenen Ausloosung von 66 500 Mark Bochumer Stadt

abe A. Rr. 1, 45, 121, 156 à 5000 Mark.

Du nr. KR. Nr. N, S8, 1062, 107, 118, 131, 159. 281 à 20909 Mark, .

Buchstabe C. Nr. 80, 163, 235 238, 318, 464, 472, 488, 510, 547, 605, 687, 742, 763, 780, 936, 956, 967 4 10990 Mark, ö.

Buchstabe P. Nr. 10, 35, 100, 190, 293, 445, 472, 51g, 537, 553, 644, 709, 786, 794, 795, 837, 863 à 500 Mark,

Buchstabe E. Nr. 46, 57, 70, 79, 190, 222. 233. 261, 278, 446, 461, 536, 555, 623, 668, 721, 811, 816, 861, 938 à 200 Mark. .

für die gezogenen Anleihescheine erfolgt auf Grund des landes⸗

Juli 1881 am 1. April 1884 bei der hiesigen Stadtkasse, bei dem

Der Magistrat.

Bollmann.

Lieferung von Schreibmaterialien beziehungs⸗

tungen der drei mindest fordernden Berwerber vor.

Die Verzinsung hört mit dem

Von der ersten Ausloosung pro 1. April 1883 sind die Anleihescheine 0. Nr. 26 à 1000 Mark, F. Nr. 71 und 539 à 200 Mark noch nicht zur Einlösung präsentirt. Bochum, den 19. September 1883.

Redacteur: Riedel.

Berlin:

Verlag der Expedition (Kessel.) Druck: W. Elsner.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

2 22.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stagts⸗Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 25. Januar

1884.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 25. Januar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (33) Sitzung des Hauses der Abgeordneten wurde die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für 1884/85 mit der Diskussion des Etats der Berg-, Hütten- und Sa⸗ linenverwaltung (Einnahme Kap. 9 Tit. 5) fortgesetzt.

Der Abg. Seehusen unterstützte die Ausführungen des Abg. Schultz, indem derselbe auf die landwirthschaft⸗ lichen Verhältnisse der Provinz Ostpreußen exemplifi⸗ irte. In einigen Gegenden sei die Ertragsfähigkeit

es Bodens in stetigem Rückgang begriffen, so daß manche Besitzer ihre Grundstücke bereits einfach verlassen hätten, weil sich die Bewirthschaftung nicht mehr lohne. Die

Verwendung von Kalisalzen habe auch in Ostpreußen große Erfolge aufzuweisen, insbesondere auf trocken gelegten Höfen seien dieselben unverkennbar hervorgetreten. Die Land⸗ wirthschaft sei daher dem Abg. Schultz zu großem Dank verpflichtet, daß derselbe hierauf aufmerksam gemacht habe. Die Landwirthschaft habe ebenso ein Recht auf staatliche Unterstützung, wie alle übrigen Pro— duktionszweige, die Landwirthschast sei aber früher stets unbe⸗ rücksichtigt geblieben. Wenn der Staat sich endlich zu der Auffassung bekenne, daß etwas für die Hebung der Land— wirthschaft geschehen müsse, so sei das noch keine unrecht— mäßige Begünstigung des Grundbesitzes. Er richte daher an den Minister die Bitte, die Preisbestimmung für Kalisalze doch etwas mehr mit den Interessen der Landwirthschaft in Uebereinstimmung zu bringen.

Der Abg. Schultz⸗Lupitz bemerkte dem Abg. Seelig, daß er dessen gelehrten Ausführungen über die Expropriation des Grundbesitzes durch den Staat nicht zu folgen vermöge.

Der Abg. Dr. Frhr. von Schorlemer⸗Alst hielt die Ve⸗ hauptung des Vorredners, daß durch das Kainit die Gefahren der amerikanischen Konkurrenz für Deutschland herausbeschworen worden, sür einen ungeheuren Irrthum; die Gefahren der Konkurrenz lägen vielmehr darin, daß Amerika noch keinen Kainit brauche. Er erkenne die Verdienste des Abg. Schultz um die Landwirthschaft an, aber vor Allem möge derselbe sich hüten, in die Kainitmanie zu verfallen. Es sei gesagt worden, daß die Produktionsfähigkeit des Bodens in Ost— preußen so weit zurückgegangen sei, daß einzelne Besitzer bereits ihre Grundstücke verlassen hätten; er könne das zwar nicht kompetent beurtheilen, aber wenn das richtig sei, so liege das nicht an dem Mangel an Kainit, sondern an dem Mangel an Kapital. Er (Redner) habe seither die Erfahrung gemacht, daß der Minister der öffentlichen Arbeiten stets bereit ge⸗ wesen sei, auch die Interessen der Landwirthschaft nach besten Kräften zu fördern. Er habe dafür eklatante Beispiele in Westfalen. Er halte es für seine Pflicht, dies hier auszu— sprechen, weil einer der Vorredner hier zu verstehen gegeben habe, daß die Interessen der Landwirthschaft von dem Minister vernachlässigt würden.

Der Abg. Dirichlet bemerkte, es erscheine ihm doch auf— fällig, daß der Abg. Seehusen die Verhältnisse der Provinz Ostpreußen, die derselbe zu vertreten die Ehre habe, in der Weise dargestellt habe, als ob das Wohlbefinden derselben gewissermaßen nur von der Anwendung des Kainits abhinge. Der Ertrag der Landwirthschaft habe sich in Ostpreußen auch ohne den Kainit auf das Doppelte gehoben. Diese originelle Art und Weise der Hülfsleistung sei denn doch aber nicht zu acceptiren. Die ostpreußischen Landwirthe verlangten auch gar nicht, daß in dieser Art das Freihandelsprinzip durch⸗ löchert würde. Auf Kosten des fiskalischen Verkehrs und des Prinzips des freien Verkehrs werde er nimmer die Hand bieten, der Landwirthschaft in der von dem Abg. Schultz— Lupitz gewünschten Art zu helfen.

Die Diskussion wurde geschlossen.

Persönlich bemerkte der Abg. Seehusen, daß er gewiß nicht die Schädigung des landwirthschaftlichen Kredits wolle, weit eher hätten die Hintermänner der Fortschrittspartei diese Absicht. Die Schädigung des landwirthschaftlichen Kredits liege auf ganz anderer Seite.

Die eisten 16 Titel der Einnahmen wurden bewilligt.

In Titel 17 sind an Einnahmen aus Rückzahlungen für Hausbaudarlehne an Berg- und Hüttenleute 214750 M gefordert.

Der Abg. Dr. Natorp wies darauf hin, daß die Berg— direktion Saarbrücken schon seit langer Zeit mit großem Er— folge darauf bedacht gewesen sei, den Bergarbeitern die Mög—⸗ lichkeit zu gewähren, sich zu Hauseigenthümern zu machen. Bereits 45 Proz. sämmtlicher dortigen Bergleute sei im Besitz eines eigenen Hauses. In Westfalen dagegen müßten sich die Bergleute zumeist mit Miethswohnungen begnügen. Wenn nun auch in den letzten Jahren eine eigentliche Wohnungsnoth nicht vorgekommen sei, so sei doch in Folge des fortwährenden großen

zuzuges von Arbeitern und bei der Schwierigkeit der Aus— ührung des Ansiedlungsgesetzes vom Jahre 1876, welches . A auch für Westfalen geite, zu befürchten, daß ein Stocken

er Vauthtigkeit. und damit ein Wohnungsmangel mit der Zeit eintreten würde. Bei der Gründung von Ärbeiterkolonien hätten die Gemeinden exorbitante Forderungen gestellt, welche die Industriellen nicht erfüllen wollten, so daß man fchließlich den langwierigen Weg des Verwaltungsstreit verfahrens habe be— schreiten müssen. Wie dem Uebelstande abzuhelfen, wolle er nicht entscheiden, aber den Minister bitten, dahin zu wirken, daß Seitens der Bezirksregierungen ein ü öglichst einhelliges Verfahren bei der Behandlung dieser Streitfragen unter Zu— ziehung der Bergbehörben beobachtet werden möchte.

win cke Titel und der Rest der Einnahmen wurden be⸗

Bei den dauernden Ausgaben der Bergwerke (Tit. ? Betriebs löhne der Bergarbeiter, ratist kit ly tn ö tionen, Unterstützungen 6.) hemerfte der Abg. Letocha, schon früher hahe man wiederholt sich nicht gescheut, die oberschlesi= schen Grubenarbeiter als Wasserpolacken und sonst etwas zu bezeichnen. So lange diese Beschimpfungen nur von privater Seite ausgegangen seien, hätte man daruber schweigen können. Nachdem aber das amtliche Publikationsorgan, der „Oberschle⸗

sische Anzeiger“, denselben seine Spalten geöffnet, und durch die Feder des Professors Ludwig die Oberschlesier als Lügner und Spitzbuben gebrandmarkt habe, und nachdem ein Theil der schlesischen Presse diese klassische ethnographische Abhand⸗ lung kritiklos reproduzirt habe, halte er es für seine Pflicht. als oberschlesischer Abgeordneter seine Muttersprache sei sogar das Wasserpolnische und er schäme sich dessen nicht —, dagegen hier zu protestiren. Der oberschlesische Volksstamm stehe den übrigen Stämmen nicht an Fleiß und Sinn für Häus⸗ lichkeit nach. Der Oberschlesier zeichne sich aus durch Einfachheit der Sitten, Genügsamkeit, Folgsamkeit und besonders durch Gott⸗ vertrauen. Die Qberschlesier seien keine Spitzbuben und kein freches Gesindel. An solchem fehle es allerdings auch dort nicht, es rekrutire sich aber fast ausschließlich aus den zugezogenen Ar⸗ beitern anderer Provinzen und aus Rußland, Oesterreich u. s. w. In der Uebersicht der fiskalischen Steinkohlen⸗ 2c. Gruben pro 1882/83 werde eine Lohnerhöhung auf den fiskalischen Gruben konstatirt. Diese habe aber nicht als solche staͤttgefunden, son⸗ dern das Plus sei ein Aequivalent für Mehrarbeit in Folge einer Einschiebung von Zwischenschichten und Verlängerung der Arbeitsstunden. Die Lohnsätze seien dieselben geblieben. Auf den Privatgruben seien die Löhne noch viel niedriger. Sie überstiegen nicht den Durchschnittssatz von einem halben Thaler pro Tag, ein geringer Satz mit Rücksicht auf die be⸗ schwerliche und levensgefährliche Berufsthätigkeit des Berg— manns. Von 251 320 Bergleuten im Jahre 1881/82 seien 3210 Mann verunglückt, darunter 681 getödtet; im Jahre 1882583 sei das Verhältniß noch ungünstiger gewesen. Be⸗ rücksichtige man noch, daß die Lebensmittel dort erheblich theurer seien als anderwärts, so sei wohl der Wunsch an die Regierung gerechtfertigt, die Löhne möglichst zu erhöhen, um einem Nothstande und einer größeren Auswanderung vorzu— beugen. Möchte auch die Regierung den berechtigten Klagen über eine übermäßige Anstrengung der Bergarbeiter müßten sie doch selbst einen großen Theil des Sonntags mit Reparaturen u. s. w. sich beschäftigen durch Einführung eines Normalarbeits—⸗ tages von 8— 10 Stunden abhelfen. Dieser Schritt habe ja der englischen und amerikanischen Industrie keineswegs ge— schadet. Zu sehr erheblichen aber auch begründeten Klagen gebe das Knappschaftswesen, speziell das Krankenversicherungs— und Invalidenpensionswesen Anlaß. Die gewährten Unter— stützungssätze reichten für den Lebensunterhalt des Arbeiters und seiner Familie bei Weitem nicht aus. Mit 27 466 mo⸗ natlicher Pension könne der durch Unglücksfall arbeitsunfähig gewordene Arbeiter nicht auskommen. Es lägen solche Mängel in den Statutenbestimmungen, zumal über die Invaliditäts— erklärungen. Nicht mit Unrecht habe man manchen Knapp— schaftsvorständen vorgeworfen, daß ihnen das Wohl der Kasse mehr am Herzen liege, als das Wohl der Arbeiter. Auf Grund der Statutenbestimmung könne eine Unterstützung versagt werden, wenn der betr. Arbeiter 6 Monate keinen Beitrag gezahlt habe. Und doch habe derselbe 30 Jahre gearbeitet und über 500 M6 Beiträge gezahlt. Er möchte den Minister wirklich dringend bitten, eine Remedur im Knapp— schaftswesen, namentlich in Bezug auf die Invaliditätserklä— rungen eintreten zu lassen.

Der Regierungskommissar Geheime Ober-Bergrath Freiherr von der Heyden-Rynsch entgegnete, die Entscheidungen der Knapp— schaftsvorstände über Ansprüche der Vereinsmitglieder seien durchaus nicht endgültig, jedes einzelne Mitglied des Knapp⸗ schaftsvereins habe vielmehr das Recht, eine Beschwerde bei der zuständigen Aussichtsbehörde, bei dem Ober-Bergamt und schließlich beim Minister der öffentlichen Arbeiten zu erheben. Er könne versichern, daß in jeder einzelnen schwebenden Sache eine sehr sorgfältige Prüfung erfolge, um Jedem sein Recht, auch nach den Grundsätzen der Billigkeit, zu Theil werden zu lassen. Uebrigens habe sein Chef am 1. Oktober vorigen Jahres einen allgemeinen Erlaß ergehen lassen, durch welchen eine Resorm der Einrichtungen des Knappschaftswesens in Anregung gebracht werde. Bei den oberschlesischen Vereinen sei eine Revision der Statuten eingeleitet worden.

Der Staats⸗Minister Maybach erwiderte, der Abg. Letocha habe gegen ein oberschlesisches Blatt eine Lanze gebrochen und habe dessen Ausdrucksweise gegenüber der oberschlesischen Be⸗ völkerung getadelt. Er konstatire, daß ihm von der Existenz dieses Blattes nichts bekannt sei, und daß, wenn dasselbe sich eine solche Ausdrucksweise wirklich erlaubt habe, dies von Seiten der Regierung nur mißbilligt werden könne.

Das Kapitel wurde genehmigt.

Beim Kapitel: Ober⸗Bergämter kam der Abg. Dr. Frhr. von Schorlemer⸗Alst auf die Verhandlungen vom 27. März 1882 zurück. Bei der Schwurgerichtsverhandlung über die Revolte auf der Zeche „Germania“ habe der Vertheidiger der Angeklagten, Rechtsanwalt Lenzmann, mit Recht gesagt, daß die Bergleute zwar vor dem Schwurgericht, die Verwaltung der Zeche aber vor dem Gericht der öffentlichen Meinung stehe. Als er die Klagen der Arbeiter hier und im Reichs⸗ tage vorgebracht habe, seien gegen ihn persönliche Angriffe und Verleumdungen der schlimmsten Art gerichtet worden. Die Vorwürfe seien zumeist dahin gegangen, daß er nicht einzelne Namen angegeben hätte. Er hätte leicht Namen nennen können, er habe die Akten und urkundlichen Schrift— stücke vor sich gebabt, als er seine Klagen vorgetragen habe. Aber er würde nur die Arbeiter, die er genannt hätte, brot⸗ los gemacht haben. Deshalb habe er alle jene Schmähungen ruhig über sich ergehen lassen, weil er gedacht habe, daß eines Tages doch der Beweis für die Richtigkeit seiner Klagen erbracht werden würde, und dieser Beweis sei jetzt erbracht worden. Der Dortmunder Prozeß habe folgende Punkte klar ergeben: daß das Nullver⸗ fahren willkürlich . sei, daß eine willkürliche Er⸗ höhung der Arbeitszeit stattgesfunden habe, daß bei ver⸗ längerter Arbeitszeit, ohne den Bergleuten Mittheilung zu machen, Förderwagen eingeschoben seien, die ein Drittel mehr gefaßt hätten, als die alten; daß, entgegen den Zusagen der Vehörden und Zechenverwaltungen, den von der Zeche ab⸗ kehrenden Bergleuten ein Hinderniß nicht zu bereiten, wenn sie auf anderen Zechen Arbeit suchten, dennoch ein Cirkular erlassen sei, in welchem die benachbarten Gruben vor der Annahme solcher Arbeiter gewarnt seien. Auch bei dem Auf⸗

stande habe als Vertreter der Behörden der Geh. Ober⸗Bergrath von der Heyden⸗Rynsch, ein in der Provinz und in den Arbeiter⸗ lreisen gleich beliebter Mann, die Erklärung abgegeben, daß eine Verfolgung der Abkehrenden nicht eintreten solle, und auf sein Wort hin hätten sich die Arbeiter beruhigt und seien ausein⸗ ander gegangen. Aber dennoch sei von der Zeche „Germania“ oder von dem Direktor derselben, Müllensiesen, ein Cirkular erlassen, in dem die benachbarten Gruben vor der Annahme abkehrender Arbeiter gewarnt seien. Bei der ersten en gen vernehmung habe Hr. Müllensiefen das Cirkular abgeleugnet. Als derselbe jedoch am folgenden Tage abermals ver⸗ hört sei, da habe er sich erinnert, ein solches ECirkular doch erlassen zu haben. Ein derartiges Vorgehen müsse die Leute aufreizen. Auch der Staatsanwalt habe deshalb für die Auf⸗ rührer mildernde Umstände beantragt, indem derselbe hervor⸗ gehoben habe, daß das „Ehrlich währt am längsten“ besonders dem kleinen Manne gegenüber zu beobachten sei. Es gebe in der That nichts Erbitternderes, als das Verhalten der Zeche, das auch die besten Leute zu Sozialdemokraten machen musse. Als er seine Klagen vorgebracht habe, habe der Verein für berghbauliche Interessen ein Schreiben an ihn gerichtet, in welchem derselbe auf die schwere Schädigung hingewiesen habe, welche derartige Klagen für das einheitliche Zufammenwirken von Arbeitgebern und Arbeitnehmern habe, und zugleich seinem; Bedauern Ausdruck gegeben habe, da so aufreizende Erklärun⸗ gen der Wohlfahrt des preußischen Staats verderblich sein müßten. Er sei erstaunt, daß, als das Verhalten der Zeche klar gestellt sei, der Verein nicht auch an die Zeche eine Denkschrift gleicher Art gerichtet habe. Aber da habe der Verein geschwie⸗ gen. Nicht Derjenige, welcher ein offenes Wort für die Ar⸗ beiter eingelegt und notorische Schäden zur Sprache gebracht habe, sondern wer so wie die Zeche verfahre und über solche Vorkommnisse schweige, der wiegele die Arbeiter auf. Anstatt also gegen ihn mit Angriffen vorzugehen, hätte man besser gethan, seine Beschwerden zu untersuchen, und Abhülfe zu schaffen. Er stehe auf dem Standpunkt, daß er jede Selbst⸗ hülfe mißbillige, also auch die Revolten auf der Zeche. Aber arg müßten die Dinge dort wahrhaft gelegen haben, wenn selbst der Staatsanwalt für mildernde Umstände habe plaidiren können. Er trete für patriarchalische Verhältnisse zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein. Schon vor drei Jahren habe er in einer Arbeiterversammlung auf die korrekten Verhältnisse hingewiesen, die in dem Kruppschen Etablissement beständen, und er habe später bestätigt gefunden, daß zwischen Hrn. Krupp und seinen Arbeitern musterhaste Beziehungen beständen. Er zweifle auch nicht, daß es viele derartige Verhältnisse gebe, vielleicht sei die Mehrzahl der⸗ selben durchaus normal. Aber wo Klagen vorhanden seien, da nehme er für sich das Recht in Anspruch, dieselben zur Sprache zu bringen. Er schließe mit der Bitte an den Minister, sein Augenmerk auf die Arbeiterverhältnisse zu richten, damit Uebelständen, wie sie jetzt auf der „Germania“ konstatirt seien, vorgebeugt werde, und nicht erst eingeschritten zu werden brauche, wenn das Unglück vor der Thür sei.

Der Abg. Berger erklärte, sich der Bitte, welche der Abg. von Schorlemer⸗Alst soeben ausgesprochen habe, anschließen zu wollen. Er erkenne demselben auch gern das Recht zu, wo Uebelstände vorhanden seien, dieselben hier im Hause zur Sprache zu bringen. Aber wenn das geschehe, so habe der Abgeordnete auch die Pflicht, sich über die Fälle, die derselbe vorbringe, vollständig zu informiren. Er (Redner) sei aber der Meinung, daß der Abg. von Schorlemer, so sehr derselbe bemüht gewesen sei, sich Aufklärung zu verschaffen, doch nicht beide Seiten gleich angehört habe. Der Abg. von Schorlemer habe seine Rede mit der Dortmunder Verhandlung begonnen. Es sei in derselben festgestellt, daß das Nullverfahren rein will⸗ kürlich eingeführt sei, daß neue Förderungen, die ein Drittel mehr als die alten gefaßt hätten, eingeschoben und daß endlich jenes bedauerliche Cirkular in der That erlassen sei. Er habe sich nun sicher nicht zum Worte gemeldet, um das falsche und verkehrte Vorgehen der Zeche zu vertheidigen. Er ver⸗ urtheile das. Aber irrig sei die Behauptung des Abg. von Schorlemer, daß die Arbeitszeit willkürlich erhöht sei. Der Streit auf der Zeche sei allerdings darüber ausge⸗ brochen, daß die Verwaltung verlangt habe, die achtstündige Arbeitszeit solle wieder voll innegehalten werden. Allein dieses Ver⸗ langen widerstrebe nicht dern Arbeitsvertrage. Dieser Vertrag beruhe auf der Arbeitsordnung vom 1. März 1877, und in §. 10 derselben heiße es, daß die Schicht für Arbeit in der Grube 8 Stunden betragen solle. Durch eine laxe Praxis sei diese Arbeitsordnung in Wegfall gekommen, sie sei jetzt erst wieder hergestellt, als eine neue Verwaltung gekommen sei. Etwas Neues und Willkürliches sei aber die Forderung nicht, daß die alte Orduung wieder eingeführt werde. Auch sei die Thatsache vor Gericht konstatirt, daß die Personen, welche den Strike ins Leben gerufen hätten, nicht alte Ar⸗ beiter gewesen seien, sondern junge, zugezogene Leute von 20 bis 25 Jahren, welche durch ihren Frenetismus und Terro⸗ rismus die anderen Arbeiter mit fortgerissen hätten. Die Urtheile hätten sich nur auf solche Personen erstreckt. Wenn der Ahg. von Schorlemer auch hervorgehoben habe, daß durch solche Maßregeln, wie sie die Zeche „Germania“ ge— troffen, die Arbeiter der Sozialdemokratie in die Arme ge⸗ trieben würden, so sei dies insofern nicht richtig, als in dieser Gegend die Sozialdemokratie bereits die eifrigsten Anhänger habe. Auch dieser Umstand habe mit dazu bei⸗ getragen, daß der Tumult so habe um sich greifen können. An die Rede des Abg. Letocha anknüpfend, möchte er dem Hause noch Einiges über die Lohne der, Germania“ mittheilen. Man könne daraus ermessen, ob die Zustände, auf der Zeche derartig gewesen seien, daß die Leute durch die Noth zu Ex⸗ cessen getrieben seien. Der Durchschnittslohn für die Beleg⸗ schaft (Schlepper, Pferbejungen u. s. w. mit einbegriffen, also nicht die Häuer allein) habe betragen sür die 7— 7 stündige Schicht im Januar 3 6, im Februar 3,13 s½, im März 3,22 M, im April 3,27 4Æ, im Mai 3,10 S½, im Juni 3,13 S6, im Durchschnitt also 3,14 S In derselben Zeit hätten die Löhne auf den Nachbargruben 2,77 S6, 2,58 M, I, 60 Ss betragen. Die „Germania“ habe also wirklich bessere Löhne als diese Gruben gezahlt. Jeder werde erkennen, daß