einmal etwas im Vertrauen sagen. Ich gebe mir die allergrößte Mühe, bei der Besetzung auf diesen Universitäten mit katholischem Charakter Katholiken zu gewinnen. Die Katholiken verursachen mir aber nicht geringe Hindernisse. Auch gegenwärtig mache ich diese Er⸗ fahrung. Und zwar, meine Herren, weshalb? Wie gesagt, nur im Vertrauen theile ich Ihnen das mit. Sie erklären mir, daß Ihnen eine Universitãät, die einen so ausgesprochen konfessionellen Charakter haben soll, wie es Seitens der Herren, die in Münster die entscheidende Stellung einnehmen, beabsichtigt wird, un bequem sei. Sie halten sich dort nicht für genügend frei und wünschen dringend — so gute Katboliken sie auch für ihre Person sein wollen —, sie aus solchen Verhältnissen fernzulassen. Ich babe auf einen Herrn, den ich besonders gern berufen hätte, mit allen Mitteln eingewirkt, die mir als Unterrichts⸗Minister und als Privat⸗ mann zur Verfügung stehen, um ibn meinem Wunsche geneigt zu machen. Ich habe ibn sogar hintangehalten in Beziehung auf Be förderung, aber er hat mir erwidert: ich gehe nicht nach Münster, eben weil ich Katholik bin. Dieselbe Erfahrung babe ich jetzt ge⸗ macht. Ich habe jetzt einen sehr wichtigen Lehrstuhl wieder zu be⸗ setzen. Ein Katholik hat bereits abgelehnt; ein zweiter verlangt — im Vertrauen gesagt — Garantien, daß er nicht in Münster bleibe. Also, meine Herren, seien Sie einigermaßen gerecht, drücken Sie nicht so sehr nach der Richtung hin, ich glaube, der Pfleil fliegt auf den Schützen zurück. Gehen wir die konfessionellen Verhältnisse durch, so sind diese doch auch nicht so, daß man begründete Furcht haben könnte, als werde der konfessionelle Charakter der Universität Münster getrübt. Sie werden aus meinen Worten entnommen haben, daß, wenn ich drei Ordinariate mit katholischen Geistlichen neu besetze, die Zahl der maßgebenden Ordinariate im Senate naturgemäß um ein entsprechendes wächst. Aber, wenn ich auch nur meine jetzige Liste durchsehe und aus dieser Liste einen Herrn ausscheide, der zu den Altkatholiken zu rechnen ist, und einen Anderen, um dessen Namen es sich hier vielfach gehandelt hat, obgleich derselbe sich noch heute zu der römischkatholischen Kirche bekennt, so beträgt die Zahl der Ordinarien — es ist augen— blicklich eine Lücke vorhanden — 6, alle Katholiken und die Zahl der katholischen Extraordinarien 6, macht 12. Dem stehen gegenüber 6 evangelische Ordinarien und Extraordinarien. Also, wenn es sich etwa darum handelte, nach Maßgabe der Konfessionen Beschlüsse zu fassen, so wäre es auch heute noch in der Macht der Katholiken, innerhalb der Fakultät die obsiegliche Stellung zu erlangen. Ich gehe hierauf nur ein. weil ich glaube, daß es nicht richtig ist, die Thatsachen, so stark wie geschehen, zu drücken. Jedenfalls dürfen Sie nicht unbeachtet lassen, daß es nicht ganz in meinen Händen liegt; sie zu verändern und daß, jemehr diese Sachen in die öffentliche Dis⸗ kussion gezogen werden, um so größere Schwierigkeiten entstehen. Es ist ja von Ihnen Allen anerkannt worden, daß es an Anstrengungen meinerseits nicht gefehlt hat, und ich will hinzufügen, es wird auch an meinen weiteren Anstrengungen nicht fehlen.
Es sind nun noch die Desiderate zu erwähnen, welche Seitens des Hrn. Abg. Dr. Windthorst weiterbin noch formulirt worden sind. Ich kann in Betreff des einen Punktes nur meine gegensätzliche Mei⸗ nung konstatiren, und zwar dergestalt, daß ich meine Hand nicht dazu leihen werde, diese sogenannte freie Universität, die uns seit Jahren konsequent hier vorgeführt wird, an die wir uns gewöhnen sollen, be fördern zu helfen. Ich habe bereits im vorigen Jahre meine gegensätzlich Meinung ausgesprochen. Der Hr. Abg. Dr. Windthorst hat gesagt, er bleibe bei seiner Meinung und Absicht; und es wird in der Ordnung sein, wenn ich sage: ich bleibe auch bei der meinigen. Dann kommt aber weiter die Frage, und die ganze Diskussion ist ja, wie ich glaube, als Unterlage für dieses Desiderat zu betrachten —: Ist die katholische Kirche zur Bildung von theo— logischen Lehranstalten berechtigt? Meine Herren! Es ist sehr schwer, die Frage ex professo zu diskutiren. Ich habe schon bei einer an deren Gelegenheit gesagt: Was die praktischen Semingre anbetrifft, so weiß ich nicht, weshalb Sie diese nicht herstellen. Wenn Sie sich unsere Bestimmungen ansehen, und auch die Bestimmungen anderer Staaten, auch diesenigen, wo die Bildungsanstalten volle Staats- anstalten sind, wo die Mitwirkung der katholischen Kirche nur eine sehr eng begrenzte ist, so werden Sie finden, daß von einem Verbot der Errichtung derartiger Anstalten nicht die Rede ist, son— dern daß es sich nur um Erfüllung gewisser Voraussetzungen handelt. Ein Theil dieser Voraussetzungen ist meines Erachtens nur in der Theorie vorhanden und ich bleibe dabei; wenn man wollte, könnte man eine große Zahl dieser Anstalten ruhig eröffnen, so gut, wie heute bereits an verschiedenen Orten des Staates sogenannte Knaben— alumnate durch die Bischöfe eröffnet worden sind. Ich weiß nicht, warum man die Sache immer noch als eine so außerordentlich schwere und mühsame darzustellen beliebt. Wenn man überhaupt will, kann man auf diesem Gebiete sehr viel Gutes leisten.
Wenn sich anderweit die Gelegenheit bietet, uns darüber näher zu unterhalten, bin ich sehr gern bereit, mich an der Diskussion zu betheiligen.
Der Abg. Dr. Virchow erklärte, er könne begreifen, daß die Herren vom Centrum gegen gewisse Richtungen und Per— sönlichkeiten hier Klage führten; denn an sich gehöre eine
selbst man sich
beseitigen, und wenn bemühe, den Nachweis zu liefern, daß der Be⸗ richt falsch gewesen sei, erreiche man nicht einmal daß die Berichtigung in die Presse komme. Deshalb müsse er sagen, es sei ein gewagtes Unternehmen, mit solchem Ma⸗ terial hier zu erscheinen. Was den vom Abg. Windthorst geäußerten Wunsch nach größerer Lehrfreiheit und Beseitigung des Monopols der Universitäten betreffe, so bemerke er, daß die Lehrfreiheit denn doch nicht so beschränkt sei, wie derselbe es hinstelle; er mache den Abg. Windthorst zum Beispiel auf die hiesige Humboldt⸗Akademie aufmerksam, auf der sich Jeder⸗ mann einen großen Theil der sonst nur auf den Universi⸗ täten gelehrten Kenntnisse erwerben könne. Redner führte dann aus, daß derartige Vorträge, wie sie Professor Spicker gehalten, unbedingt unter den Begriff der Lehrfreiheit träten. Man könne doch einen Professor der Geschichte oder des Staatsrechts nicht etwa deswegen für einen Republikaner halten, weil derselbe in seinen Vorträgen das Wesen der Re⸗ publik auseinandersetze. Jeder Professor leiste in Preußen eben einen Eid auf die Verfassung und schwöre dem Könige, derselbe sei also gar nicht mehr in der Lage, sich als einen Republikaner hinzustellen. Wenn es geschähe, würde er es nicht für be⸗ denklich finden, wenn man ihm sagte: Er verletze seinen Eid und könne nicht länger Professor sein. Ueber die Nützlichkeit der allgemeinen Wehrpflicht könne ein Professor wohl eine andere Meinung vertreten, obwohl es von wenig praktischer Wirkung sein würde, diese Art von Thematen in den Vorder— grund zu stellen. Er wolle sich heute nicht ganz speziell gegen diesen neuen Prosessor verwahren; seine Partei sei ja augen⸗ blicklich in friedlicher Stimmung, und thue gern den Herren vom Centrum alles mögliche Liebenswürdige an, so daß er dem Centrum auch diesen Professor der Philosophie noch be— willigen wolle, nur mit der Sorge, daß derselbe auf die Dauer nicht aanz den Erwartungen des Centrums entsprechen werde, was ihr vielleicht sehr angenehm wäre. Im Uebrigen bitte er die Herren vom Centrum, die Angelegenheit von Münster nicht in dem bisherigen gereizten Ton weiter zu be⸗ handeln, und nicht den Mann dem öffentlichen Urtheil so preis⸗ zugeben, wie es geschehen sei.
Der Abg. Dr. Frhr. von Schorlemer⸗AUlst erklärte, gegen⸗ über den letzten Ausführungen des Abg. Virchow möchte er bemerken, daß die Angriffe der Abgg. Windthorst und Mosler nicht dem Manne, der dem Centrum gleichgültig sei, sondern der Lehre gegolten hätten, die in Münster unter dem Schutze der Regierung ertheilt werde. Er sei darüber gar nicht er— staunt, daß der Abg. Virchow so für den Professor Spicker eingetreten sei. Denn wo es sich um eine Stärkung des Un— glaubens gehandelt habe, um eine Aggression gegen die katho⸗ lische Kirche, da sei der Abg. Virchow immer auf dem Platz gewesen. Derselbe habe die Citate aus Kollegienheften, die hier angeführt seien, ein unsicheres Material genannt. Darauf wolle er nur eines bemerken. Wenn der Abg. Virchow diese Citate im „Westfälischen Merkur“ vollständig gelesen hätte, so würde derselbe auch die Aufforderung an Hrn. Spicker ge⸗ lesen haben, Unrichtiges richtig zu stellen, es würde ihm der volle Raum für die Berichtigung in der Zeitung zur Ver⸗ fügung gestellt werden. (Abg. Hänel: Das hülfe nicht viel!) Das helfe wohl etwas. In dieser Beziehung sei es mit der katholischen Presse viel desser als mit der liberalen bestellt, die stets Winkelzüge mache, wenn sie Berichtigungen auf— nehmen solle. Es heiße: Wissenschaft und Lehre seien frei. In Münster aber sei die Gottlosigkeit freigegeben worden. Der Minister werde durch die Zustimmung, die ihm der Abg. Virchow habe zu Theil werden lassen, angenehm berührt sein. Er sehe diese Zustimmung als die Strafe für die Ver⸗ theidigung des Hrn. Spicker an. Der Minister habe auch hervorgehoben, daß den Uebelständen an der Akademie in Münster bereits Abhülfe gebracht sei. Aber diese Abhülfe bedeute ein Minimum im Vergleich mit dem, was an der Anstalt gesündigt worden. Es sei gesagt worden, daß der Kulturkampf auf die Abnahme der Studenten in Münster nicht von Einfluß gewesen sei. In betheiligten Kreisen sei man darüber niemals im Zweifel gewesen. Erst jetzt seien die Zustände in Münster besser geworden, wo Professoren dorthin gekommen seien, welche die Studenten hören könnten. Aber die Steigerung in der Anzahl der Studenten sei noch nicht der Art, daß sie dem preußischen Staate Ehre mache.
wieder zu
halten, so müsse sie mindestens wie die Katholiken die deitung der theologischen Lehranstalten durch die Kirche verlangen Der Abg. Virchow wolle nichts dagegen einwenden, daß die katholisch⸗theologischen Fakultäten aus dem Universitäts verband ausschieden und der Kirche überlassen würden. Auf diesem Boden könnte das Centrum sich vielleicht verständigen; ebenso über den Gedanken der freien Universität. Es würde sich nur fragen, welche Privilegien sie erhalten sollte. Es würde wohl genügen, wenn die dort ausgebildeten jungen Leute zu den Prüfungen zugelassen würden, und dort zeigen müßten, daß sie dasselbe gelernt hätten, was sie auf der Universität eben lernen sollten. Dem Minister erkläre er, das Centrum werde seine Bemühungen nicht aufgeben und vertraue für die Zu— kunst auf die Macht der Idee. In einem Jahr setze man solche Dinge nicht durch; der Ruf seiner Partei nach der freien Universität werde bald mehr Beifall finden, als es heute der Fall sei. Besonders wichtig sei ihm die Forderung, daß der Kirche die Leitung der theologischen An—⸗ stalten frei überlassen bleibe; er hoffe sogar, daß die katho—⸗ lische Kirche bei den Verhandlungen in diesem Punkt keine Konzession machen werde, denn wenn sich die Kirche ihre Priester nicht selbst ausbilden könne, so könne sie eben nicht bestehen. Sei dies erst erreicht, dann werde man sich über manche anderen Streitpunkte vielleicht eher verständigen. Der Minister wolle aber allein das Recht behalten, die Pro⸗ fessorenstellen zu besetzen; derselbe wolle die alleinige Quelle auch der theologischen Wissenschaft sein; und das bedauere er. Er erwarte, daß die Frage der theologischen Lehranstalten baldigst im Sinne der katholischen Kirche gelöst werde.
Der Abg. Dr. Enneccerus erklärte, daß Münster keine katholische Akademie sei; nach dem Statut sollten dort auch Gymnasiallehrer neben den katholischen Theologen ausgebildet werden. Es gebe an der Akademie auch Lehrstühle für Mathematik, Zoologie ꝛc; zudem lebten in Westfalen fast eben so viele Protestanten wie Katholiken; und wenn man die Akademie in Münster als Hochschule für Westfalen an— sehe, so liege darin gar kein Grund zu der Annahme, daß die Akademie katholisch sein müsse. Es gäbe ja auch pro⸗ testantische Universitäten; eine solche sei in erster Linie die Universität Marburg, dort lehrten im besten Einvernehmen mit den Protestanten auch katholische Professoren. Das Buch Spickers sei hier beleuchtet worden, es seien Citate verlesen, er wolle keine neuen hinzufügen, müsse aber sagen, daß das Buch Beachtung verdiene, als ernster Versuch, die religiösen Grundlagen des Christenthums mit den Resultaten der Wissenschaft zu vereinigen. Der Zweck sei ein guter, über das Resultat wolle er nicht sprechen In die Debatte habe man die Lehrer und ihre Lehrthätigkeit hineingezogen. Das finde er nicht für Recht. Seyr bedauern müsse er im Interesse der Achtung vor der Wissenschaft, wenn solche Dinge veröffentlicht würden, wie es neulich der „West— fälische Merkur“, den das Centrum wohl anerkennen werde, gethan habe, „Erinnerungen aus alten Zeiten von einem alten Münsteraner“, habe die Schrift gehießen, aus welcher klar werde, daß die Zuhörer in den Kollegien „die Aeußerungen der Professoren fleißig notirt hätten, um sie dann dem Herbarium einzuverleiben“. Das sei ein tief unsittlicher Geist, der sich dort eingeschlichen habe. Der Professor Spicker sei aus der Prüfungskommission für Gymnasiallehrer entfernt worden; das lasse sich aber sehr verschieden deuten. An dessen Stelle sei Professor Hagemann eingetreten; er glaube, es wäre für das Centrum und seine vielgepriesene und viel— berufene Parität besser, wenn beide Professoren in der Prü⸗ fungskommission vertreten wären. Dem Minister möchte er bei seinem Gerechtigkeitssinn die diesbezügliche Bitte zur Er⸗ wägung unterbreiten. Aus der heutigen Debatte seien meh— rere Gesichtspunkte von allgemeinerer Bedeutung. Es seien ganz eklatante Angriffe gegen die Freiheit der Wissenschast und der Forschung gefallen. Wo wäre man aber — so frage er — wo wäre die deutsche Wissenschaft, wo die Wissenschaft der Welt, wo die Kultur, wenn die Wissenschaft nur in den vom Centrum gezogenen Grenzen sich bewegen dürfte? Er halte es für eine siefe Schädigung der religiösen Ueberzeu⸗ gung, wenn man sie hier in den Kampf des Parlamentes ziehe. Wenige Mitglieder dieses Hauses seien berufen, dar— über zu urtheilen. Wenn der Abg. Windthorst die freien Universitäten haben wolle, so erwidere er: Er verlange Staats—⸗
Stufen. Dadurch sei der Frieden gestört, und man könne diese Maßregeln auch vom padagogischen Standpunkte aus nicht rechtfertigen. Aber die Regierung halte trotz aller Klagen der Berölkerung und deren Vertreter im Hause an den Grundsätzen des Ministers Falk fest, die zahl⸗ reichen Petitionen aus Posen blieben unberücksichtigt. Das Marien Gymnasium in Posen habe jetzt einen neuen Firektor erhalten und es sei abzuwarten, ob derselbe nicht andere Grundsätze gelten lassen werde, deshalb wolle er (Redner) die Verhältnisse an dieser Anstalt nicht näher er⸗ srtern. Die Abnahme der Frequenz der Polen auf der An⸗ stalt sei wesentlich auf das Zurückdrängen der polnischen Sprache zu schieben. Während im Jahre 1871 noch 635 pol⸗ nische Gymnasiasten auf dem Marien⸗Gymnasium gegen nur 23 evangelische und jüdische gewesen seien, und es damals 37 polnische, 3 evangelische und 6 jüdische Abiturienten gegeben habe, seien jetzt nur noch 338 Polen und 325 evangelische und jübische Gymnasiasten dort; es hätten im letzten Jahre 15 polnische und 17 andere Gymnasiasten das Marien⸗Gymna⸗ sium als Abiturienten absolvirt. In Ostrowo habe es auf dem Gymnasium 1871 295 polnische, 8; evangelische und 96 jü⸗ dische Scküler gegeben, jetzt seien nur noch 197 Polen, 127 Eyangelische und 117 Juden dort. Der Grund für die seind⸗ ichen Maßregeln sei die Verherrlichung der deutschen Sprache auf Kosten der Religion. Auf dem Gebiete des Kulturkampss sei man zu der Ueberzeugung gekommen, daß es auf dem bisherigen Wege nicht weiter gehe, sollte man nicht auch end⸗ lich von der Unhaltbarkeit dieses Unterrichtssystems die Ueberzeugung gewinnen?
Nach Annahme eines Vertagungsantrages erklärte der Präsident von Köller, hei der gegenwärtigen Geschäftslage
noch vom Etat zu erledigen sei. Es sei dies das vorliegende Ordinarium des Kultuseiats und das Extra-⸗Ordinarium des⸗ selben, der Etat dieses und des Herrenhauses, der Etat der Staatsschuldenverwaltung, und die Einnahmen der allgemeinen Finanz⸗ Verwaltung, sowie das Extra Ordinarium der indirek⸗ fen Steuern. Wenn das berathen sei, so müsse man einige Tage für die Zusammenstellung frei lassen, und dann in die dritte Berathung eintreten. Andererseits sei morgen der 5. Februar, und es lägen so viele Kommissionsberichte vor, daß man auf eine Zuhülfenahme des Mittwoch für die Etat⸗ berathung nicht werde rechnen können. Sodann werde man nicht umbin können, für die Kommissionen ganze Tage frei zu lassen. Nach einer Besprechung mit den Kommissionsvorstän⸗ den sei es ihm klar geworden, daß lediglich in Abendsitzungen an ein Fortkommen nicht zu denken sei. Auf diese Weise blieben im Februar noch 12 Berathungstage und es entstehe die Besorgniß, daß man im Februar den Etat in zweiter Lesung nicht zu Stande bringen werde, und dann werde das Haus in eine sehr bedrängte Geschäftslage kommen, denn wenn im Anfang März der Reichstag zusammenberufen werde, so bleibe für die Berathungen in diesem Hause nur die halbe Zeit. In solcher Lage sehe er sich veranlaßt, dem Hause Abendsitzungen vorzuschlagen. Für morgen wolle er es noch nicht thun, könne aber nicht absehen, wie das Haus sonst mit seinen Geschäften fertig werden wolle. ;
Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, er lobe den Eifer des Präsidenten, aber er halte es für undenkbar, daß das Haus in dieser entsetzlichen Atmospähre auch noch des Abends sitzen solle, und er werde dagegen stimmen.
Der Präsident von Köller gab dem Vorredner zur Erwä⸗ gung, daß bei 28 Grad Hitze im Juni, wo das Haus im
halte er es für seine Pflicht, dem Hause vorzutragen, was
vorigen Jahre noch hier getagt habe, die Luft noch unan⸗
Beschwerden habe, die hier erörtert werden müßten. man doch die Lage um! — Er könne nur sagen, daß, wenn man die Lage nicht ändere, die Dinge nothwendig noch ganz anders werden müßten. ja abhalten, davor schrecke er nicht zurück; er halte aus wie der Jüngste im Hause. Hitze hier tagen können, aber die Abgeordneten hätten es nur gekonnt auf Kosten ihrer Gesundheit. Haus doch noch fertig bekommen, auch ohne Abendsitzungen. Er (Redner) werde zu denselben nicht kommen.
genehmer gewesen sei, und daß Aussicht vorhanden sei, daß wenn man nicht zu Abendsitzungen greife, wieder noch im Juni getagt werden müsse.
Der Abg. von Eynern bemerkte, wenn sich das Centrum
bei seinen Reden zum Etat beschränken wollte, so könnte er Namens seiner Freunde nehmen würden. bewilligt, und es komme bei den Debatten so gut wie gar nichts heraus.
zusichern, daß sie nicht das Wort Uebrigens würden ja sammtliche Kapitel
Der Abg. Dr. Windthorst bedauerte, daß das Centrum Schaffe Einzelne Abendsitzungen könnte man Das Haus habe ja bei 28 Grad
Den Etat würde das
Der Abg. von Eynern erklärte, weil der Abg. Windthorst
erkläre, daß derselbe zu den Abend⸗Sitzungen nicht kommen werde, so werde er (Redner) immer für dieselben stimmen.
Der Abg. Dr. Windthorst beantragte den Beginn der morgigen Sitzung auf 10 Uhr anzusetzen.
Der Abg. von Eynern beantragte dagegen 11 Uhr als An⸗ fangsstunde. —
Für den letzten Vorschlag erklärte sich die Majorität.
Hierauf vertagte sich das Haus um 4 Uhr auf Dienstag 11 Uhr.
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3
Inserase für den Deutschen Reichs und Königl.
Preuß. Staats -Anzeiger und das Central · Handels⸗ register nimmt an: die Königliche Expedition des Aeutschen Reichs Anzeigers und Königlich Preußhischen Atautzs- Anzeigers:
Berlin 8W., Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
Tubhbastatiunen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen u. dergl.
län gZwangsversteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Greündbuche von den Umgebungen Band 60 Nr. 3129 auf den Namen des Schlächtermeisters Hermann Caspar eingetragene, Brunnenstraße 51 belegene Grundstück
am 25. April 1884, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht — an Gerichtsstelle — Jüdenstraße 58, J. Treppe, Zimmer 15, ver⸗ steigert werden.
Das Grundstück ist mit 5790 9. Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt, Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuch blatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grund⸗ stück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerxichtsschreiberei, Jüdenstraße 58, II. Tr., Zimmer 29 A, eingesehen werden. . .
Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von felbst auf den Ersteher übergehenden An⸗ sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteige⸗ rungsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden vor Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs⸗ sermin vor der Aufforderung zur Abgahe von Ge— boten anzumelden und, falls der betreibende Gläu⸗ biger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Geboks nicht berücksichtigt werden und bei Verthei⸗ lung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten An— sprüche im Range zurücktreten. = ö
Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens
—
6138
tragen. fordert, hiesigem
werden wird.
640] Auf Antrag
n .
Steckbriefe und Untersuchungs- Sachen. 5. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen
n. dergl. . 3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ete.
Verloosung, Amortisation, K K u. s. w. den Theilungsplan, sowie zur Vornahme der Ver⸗ theilung Termin auf den 19. Februar 1884, Vormittags 10 Uhr, Zimmer Nr. II., bestimmt. Der die Rechnung des Sequesters werden vom 11. . M. 80 an zur Einsicht der Betheiligten auf der Gerichts⸗ schreiberei, Abtheilung für Zwangsvollstreckungen und Konkurse, niedergelegt sein. Parchim, den 1. Februar 1884. Großherzogliches Amtsgericht. Beglaubigt: Klatt, A.⸗G.⸗Dtr.
Aufgebot zum Zwecke der Kraftloserklärung
Auf Grund der Urkunde vom 29. April 1880 ist zu Gunsten der h yer
Hellendorf eine Abfindungsforderung von ursprüng⸗ fich 3000 M auf den Halbmeierhof Nr. h zu Hellen⸗ dorf unterm 22.
Die Urkunde ist abhanden gekommen. - h Der unbekannte Inhaber derselben wird aufge— 4. spätestens in dem auf 9. Mittwoch, den 21. Mai 1884,
seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzu⸗ legen, widrigenfalls die letztere für kraftlos erklär
Burgwedel, den 31. Januar 1884. Königliches Amtsgericht.
Langenberg, den
Deffentlicher Anzeiger. j 3 I 1 he 3 9 22 Inserate nehmen an: die Annoncen ⸗ Expeditionen des
Grosshandel.
literarische Anzeigen. Theater- Anzeigen.
Zinszahlung itte ; PFamilien-Nachrichten.
von öffentlichen Papieren.
Industrielle Etablissements, Fabriken und Verschiedene Bekanntmachungen.
In der Börsen- beilage.
II. für die im September 1883
Theilungäsplan und J Quadratmeter,
Reihenfolge:
einer Urkunde. minderjährigen Lina Meyer zu lebenslängliches Antheil; 2. — zu Gunsten von
November hypothekarisch einge⸗ ö
Morgens 10 Uhr, . Gerichte anberaumten Termine die Zinsen Kapital vo werden darf;
Schulz.
Aufgebot. . der Firma Holl u. Comp. in München wird der Inhaber des angeblich gestohlenen Wechsels
13. Oktober 1881, über
von Johann Hein⸗ 7) Kaufkontrakt zwischen Jochim Hinrich Schlüter rich Wilhelm Lühr übernommene unter Art. 14 der Mutterrolle des Katasteramts Erbpachtskathenstelle zu Schattin. groß 18 Ar oder der für folgende Verbindlichkeiten in nachstehender
1) zu Gunsten des St. Johannis⸗Jungfrauen— klosters in Lübeck als Gutsherrschaft für eine jährlich auf Martini postnumerando zu zah— lende Kathenabgabe von „ 2,40; zu Gunsten des Eigeners der jetzt von Hans Jochim Böttcher zu Schattin besessenen Voll⸗ Fufe für eine in halbjährlichen Raten am los zu erklären und die Protokollate im Schuld⸗ 1. Mai und 1. November zu zahlende jähr⸗ si liche Erbpacht von „ 43,20; zu Gunsten der Wittwe Catharine Margarethe Lühr, geb. Schröder, zu Schattin für ein
a. Hans Jochim Heinrich Lühr,
b. Friedrich Heinrich Jochim Lühr,
Anne Catharine Elisabeth Lühr, Jochim Heinrich Ernst Lähr und
Anne Marie Elisabeth Lühr
aus Schattin je M 200, zusammen MS 1000 termino Michaelis mit 45 verzinslich, mit der Note, daß die Wittwe Catharine Mar— garethe Lühr, geb. Schröder, davon zu genießen hat und das vor ihrem Ableben nicht gekündigt
aus irgend einem Grunde widersprechen zu können oder dingliche Rechte an dem betreffenden Grundstücke zu haben meinen, hiedurch aufgefordert, ihre Rechte und Ansprüche spätestens in dem auf Dienstag, den 6. Mai 1884, Vormittags 11 Uhr, anberaumten Termin bei dem unterzeichneten Amts⸗
„Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein
& Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte,
Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen ⸗ Bureau.
* X
als Käufer und seinem Vater Claus Hinrich Lorenz Schlüter als Verkäufer der obgedachten Kathenstelle vom 20. Dezember 1832 hinsicht⸗ Verpfändung lich des dem Letzteren und seiner Ehefrau Magdalena Christing Schlüter, geb. Stegel⸗ mann, im 5§. 3 verschriebenen Altentheils. des dem Bruder des Käufers, Johann Heinrich Schlüter, und dessen Ehefrau verschriebenen Wohnungsrechts und der den 3 Schwestern des Käufers verschriebenen 100 Thaler vor⸗ malig Courant,
auszuschließen, die betreffenden Urkunden für kraft⸗
eingetragene
und Pfandprotokoll zu tilgen sind. Kiel, den 2. Februar 1884. . Königliches Amtsgericht, Abtheilung J.
lécos!. Bekanntmachung.
Durch Urtheil des unterzeichneten Amtsgerichts
vom 24. Januar 1884 ist für Recht erkannt, daß:
1) die Schuld⸗ und Pfandverschreibung des Glaser⸗ meisters Friedrich Wilhelm Rudloff zu Halle a. S. vom 12. Juli 1876 mit Hrpothekenbrief vom 14. Juli 1876 über die auf den dem c. Rudloss gehörigen Grundstücken Band 33. Blatt 1291 des Grundbuchs von Halle a. S., Abtheilung III. Nr. 47 für die verehelichte Fleischermeister Orling, Louise Friederike Bertha, geb. Elitzsch zu Halle a. S. zufolge Verfügung vom 14. Juli 1875 eingetragenen 6000 S mütterliches Erb—⸗ tbeil;
1b. das Illaten⸗Bekenntniß des Fleischermeisters August Orling zu Halle a4. S. vom 25. August 1881 mit Hypothetenbrief vom 9. September 1881 über die auf dessen Grundstücken Band 70 Blatt 25657 des Grundbuchs von Halle a. S., Abtheilung III. Nr.7 für die verehelichte
lebenslänglich
. 9. Bertha, geb.
Roni s 2 9 Xouie
gerichte anzumelden und zwar unter dem im 8. 5 des Fleischermeister Driing. . Gesetzes betreffend das Aufgebots verfahren vom 25. s27. Flitzich zu Halle . S. zufolge K Mar; 1882 angedrohten Rechtsnachtheile, daß eine n September 1881 eingetragenen 12000 Geltendmachnng nicht angemeldeter Rechte für die Illatenfordelung; ö. . ö F en gegenü Laäschtlaffen bfeibt. iu deren? Y das Zweig⸗ Dokument über die für den Guts⸗ Folge denen gegenüber ausgeschlossen bleibt, zu deren 5. k m. Gunsten nach der auf Grund des Ausschlußurtheiles heiter. Julius Lasse 6 ennsteht J, gemachten Eintragung weitere Umschreibungen im Grundbuch. don Unterteutschenthal Band = Hypothekenbuche erfolgt sind., Nr. 56, Abtheilung 111. Nr. 3 für Johanne Lübeck, den 26. Januar 1884. Karoline Ebert zu Tautschenthal auf Grund der Das Ämtsgericht. Abtheilung II. Schuldurkunde des Glg ermeisters Karl, Schra⸗ Asschenfeldt Dr. der daselhst vom 28. Juni 1867 am 27. Juli Veröffentlicht: Fick, 1367 eingetragene Darlebnsforderung mon Gerichteschreiber. 300 Thlrn. zufolge Verfügung vom 3. März 1867 umgeschriebenen 200 Thlr. — 600 4 be⸗ stehend, aus begl. Abschrift der Schuldurkunde vom 28. Juni 1867 und Hypothekenbuchs⸗ auszug vom 17. August 1867; 3za. die Schuldverschreibung des Kossath und Orts⸗ schulzen Johann Friedrich Wilhelm Heinemann in Gutenberg vom 20. März 1879 mit Hypo⸗ thekenbrief vom 24. März 1879 über die auf den dem 2c. Heinemann gehörigen, im Grund⸗ buche von Gutenberg Band L. Blatt Nr. 4
herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. ;
Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 25. April 1884, Nachmittags 1 Uhr, an Gerichtsstelle, Jüdenstraße 58, J. Tr., Zimmer 15, verkündet werden.
110 S6, zahlbar am 31. Dezember 1881 bei Herrn Hüttemann Korte in Bochum, ausgestellt von Hohagen u. Köttgen an eigene Ordre, hierdurch aufgefordert, seine Rechte auf diesen Wechsel spätestens im Auf⸗ gebotstermine ben 5. September 1884, Vormittags 19 Uhr, bei dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 10, anzumelden und den Wechsel vorzulegen, widrigen falls die Kraftloserklärung desselben erfolgen wird. Bochum, den 31. Januar 1884. Königliches Amtsgericht.
Iõ907] Aufgebot. Kö Auf Antrag des Rechtsanwalts Dr. Deiß in Lü— beck, für J. Hans Joachim Friedrich Oldenburg zu Schattin, II. Johann Heinrich Wilhelm Lühr zu Schattin, werden alle diejenigen, welche der Eröffunng eines Folinms im Hypothekenbuche J. für die unter Art. 7 der Mutterrolle des Ka⸗ tasteramts eingetragen, im Dezember 1883 von Hans Joachim Friedrich ldenburg übernom—⸗ mene Vollhufe Nr. 6 nebst Zubehör zu Schattin,
Universitäten, weil die hohe Kulturaufgabe der Pflege der Wissenschaften um ihrer selbst willen, ohne jede Rücksicht auf andere Nebendinge, nur vom höchsten Träger der Kultur, nur vom Staate geltend gemacht werden könne. Tendenziöse Universitäten wolle er nicht. Er protestire endlich gegen den Gedanken der Abtrennung der katholisch⸗theologischen Fakultäten. Es würde weder im Berlin, den 351. Januar 1884 Interesse dieser, noch der übrigen Fakultäten liegen, wenn die Königliches Amtsgericht J. Abtheilung 52. katholische Theologie aus dem Rahmen der übrigen Wissen⸗ — ö schaften herausgerissen würde. Wenn ihn in dieser seiner 6136) Meinung irgend etwas noch mehr befestige, so sei es der In Sachen der Wittwe des Mühlenbesitzers Wil Umstand, daß der Abg. Windthorst gerade jene Losreißung heim Rieyer, Lonsfe. geb. Sonnenberg, hieselbst, für so werthvoll halte, und für die Grundlage, auf der derselbe Klägerin, wider den Mählenbesitzer Conrad Stein— weiter arbeiten wolle. meyer hieselbst, Beklagten, wegen Zinsen, wird, nach⸗ Der Abg. Dr. Mosler kam auf seine vorigen Beschwerden dem auf Antrag des Klägers die Beschlagnahme der zurück und citirte eine Anzahl von Stellen aus dem Spicker⸗ dem Beklagten . . No. ee . schen Buche, wonach darin Ausrottung des Wunderglaubens PVechelbe⸗ . e G, uhu hm ect, 3 gepredigt und die ursprünglichen Quellen des Christenthums. ,, die' Baschlusses im als Mythen bezeichnet würden. Die Akademie in Münster , nen am 24. d. 3H. erfolgt isl, Termin zur ferner habe einen durchaus katholischen Charakter, was mit Zwangs versteigerung auf der dort stattfindenden Ausbildung von Philologen sehr wohl . den 19. Mai 1884, vereinbar sei. Die vom Abg. Enneccerüs verlesenen Auf⸗ Morgens 9 Uhr,
er Minister habe nun eingeräumt, daß auch für die philo— sophische Professur ein Dozent berufen werden müsse, den katholische Studenten hören könnten. Der Uebelstand sei nur, daß auch Hr. Spicker noch da sei. Der Minister habe erklärt, keine Lanze für oder gegen diesen Herren brechen zu wollen, aber diszipliniren könne er denselben nicht. Das sei auch nicht von dem Centrum verlangt worden. Er glaube aber, wenn ein Professor in seinen Vorlesungen die Vortheile der Republik oder der Sozialdemokratie würde auseinander setzen wollen, so würde die Disziplinirung nicht lange warten lassen. Der Minster meine, der Charakter einer katholischen Anstalt bestehe nicht darin, daß jeder Lehrer katholisch sei. Aber es müßten doch vorwiegend katholische Lehrer an derselben beschäftigt werden, während unter Falk die überwiegende Anzahl von Lehrern protestantisch gewesen sei. Der Minister habe — im Vertrauen, wie er bemerkt habe — gesagt, daß sich mehrere Katholiken geweigert hätten, auf seinen Wunsch einzugehen, eine Professur in Münster an⸗ zunehmen. Er wisse nicht, welche Herren der Minister gemeint habe. Aber wenn einer derselben Garantien dafür verlangt habe, daß er nicht in Münster bleiben werde, so könne das kein richtiger Katholik gewesen sein. Es könne übrigens
theologische Fakultät nicht in den Rahmen einer Universität. Wenn man hier in der Lage wäre, eine konstituirende Be⸗ rathung über die Einrichtung der Universitäten zu halten, so würde er bereit sein, ein Verhältniß zu suchen, das dem Cen⸗ trum die Freiheit gewähre, für seine theologischen Zwecke sich selbständige Anstalten zu schaffen. Vielleicht werde dieser Ge⸗ danke in einer späteren Periode siegreich sein. Denn es liege ein Widerspruch darin, auf der einen Seite die volle Freiheit der Forschung und Lehre augßzustellen, auf der anderen Seite die bestimmte Beschränkung auf das gegebene Dogma. Deshalb verstehe er auch die Forderung einer latholischen Philosophie nicht, die eine contradictio in adjecto sei. Die Katholiken hätten ja große Philosophen, er nenne nur Thomas von Aquino, den der Papst so sehr in sein Herz ge— schlossen habe, und den er (Redner) durchaus anerkenne. Aber er müsse sagen, wenn ein katholischer Philosoph angestellt werde und nach einiger Zeit, indem derselbe seine Forschungen weiter ver— folge, in ketzerische Bahnen einlenke, wie das zuweilen großen Forschern schon widerfahren sei, und offen sage, daß gewisse Dinge, die die Katholiken als Dogma behandelten, philosophisch oder historisch nicht halthar seien, so würden die Katholiken rufen: „Steinigt ihn!“ (Zuruf: Niemals!! Niemals? Nun,
sols! Bekanntmachung.
In der Aufgebotssache des Hufners Detlev Hinrich Dahl in Wellsee hat das unterzeichnete Amtsgericht
am 1. d6. Mts. für Recht erkannt, daß alle nicht angemeldeten Ansprüche und Rechte an die auf dem Folio der in Wallsee belegenen Kathenstelle des Hufners Detlev Hinrich Dahl da; e B . Bl felbst im Amts Kieler Schuld- und Pfandprotokoll verzeichneten Grundstücken Abtheilung III. Vol. II. pag. 487 - 491 protokollirten Pöste; Nr. 12 für den Müller Albert Scharf zu Naundorf zufolge Verfügung vom 24. März
so würden die Katholiken sagen: „Werft ihn hinaus! Ver⸗ setzt ihn!“ Er verstehe nicht, wie die Katholiken in der Phi⸗ losophie, wo es sich darum handele, den Inbegriff dessen, was freies Denken darstellen solle, in schönster und vollster Entfaltung zur Erscheinung zu bringen, sagen könnten, der Mann. müsse katholischer Philosoph sein und auch bleiben. Der Minister habe schon hervorgehoben, daß man mit einer Blumenlese von Sätzen auch den viel angegriffenen Hrn. Spieker als einen katholischen Philosophen hinstellen könne. Der Abg. Mosler hat sich darauf beschränkt, Citate zu ver⸗ lesen, die vom „Westfälischen Merkur“ aus Kollegienheften ent⸗ nommen seien. Nun sollte doch Jeder, der auf der Universität gewesen sei, wissen, wieviel auf solche Citate zu geben sei. Ihm selbst komme es vor, daß, wenn er beim Examen frage: Wo hätten die Studenten das her? zur Antwort erhalte, von ihm selbst. Er müsse sich dann weitläufig dagegen vertheidigen, daß das nicht von ihm sein könne. Selbst hier im Abge⸗ ordnetenhause, wo man sich einem so geübten und erleuchteten Körper von Reportern gegenüber befinde, komme es nicht selten vor, daß sich die allergrößten Mißverständnisse in die Berichte einschlichen. Dieselben seien auch gar nicht
auch sein, daß mancher Katholik Bedenken trage, an eine so korrumpirte Anstalt, wie es Münster sei, zu gehen. Früher habe es dort an Lehrern niemals gefehlt. Die Universität Münster habe einen katholischen Charakter. Solle ein Ausbau derselben vorgenommen werden, so könne das nur in dem Sinne geschehen, daß der katholische Charakter der Anstalt gewahrt bleibe. Aber man habe dieselbe zu protestantisiren oder ihren katholischen Charakter zu fälschen versucht. Das gerade habe den schlimmsten Eindruck in Westfalen hervor— gerufen. Herr Spicker sei dort nicht unbekannt gewesen. Das System, das mit seiner Berufung verfolgt sei, gehe darauf hinaus, den jungen Leuten ihren Katholizismus zu nehmen. Das Haus werde es dem Centrum nicht verdenken, wenn es gegen dieses Bestreben Protest einlege.
Der Abg. Dr. Windthorst hob hervor, daß aus der Er⸗ klärung des Ministers hervorgehe, daß derselbe auch der Lehre des Unglaubens an der Universität Schutz gewähren wolle und er (Redner) bedauere das sehr. Zu seinem Erstaunen habe sich kein konservativer Redner gemeldet, obwohl die hier zur Sprache stehende Angelegenheit auch für die evangelische Kirche von höchster Wichtigkeit sei. Wolle diese Kirche sich er⸗
zeichnungen aus Vorlesungen seien noch keine Denunziationen und hätten namentlich mik dem geheimen Treiben des „Deut—⸗ schen Vereins“ und den Notizen des Hrn. Konitzer keine Aehnlichkeit. Die Freiheit der religiösen Ueberzeugung werde vom Centrum nicht angegriffen; aber man müsse unterscheiden zwischen einem Privatmann und einem öffentlichen Lehrer, und es sei nicht zu dulden, wenn in Münster die Erneuerung des Heidenthums in gewissem Sinne öffentlich docirt werde. Wenn erst das Monopol des Staates über die Universitäten beseitigt sei, so würden auch die diesbezüglichen Beschwerden des Centrums aufhören.
Der Titel wurde bewilligt,
Bei Titel 10 (Lyceum Höosianum in Braunsberg) empfahl der Abg. Dr. Kolberg diese Anstalt dem Wohlwollen des Ministers.
Der Titel, sowie die übrigen Positionen dieses Kapitels wurden genehmigt.
Es folgte Kap. 120 (höhere Lehranstalten).
Der Abg. Kantak beklagte das Vorgehen der Schulbehör⸗ den in der Provinz Posen, namentlich das Zurückdrängen der polnischen Sprache im Religiontszunterricht auf den niederen
vor Herzoglichem Amtsgerichte Vechelde angesetzt, in welchem die Hypothekgläubiger die Hypothekenbriefe zu Überreichen haben.
Vechelde, den 28. Januar 1884. Herzogliches Amtsgericht.
R. Wegmann. lõloꝛ] Berichtigung. In dem Zwangsversteigernnge⸗ verfahren gegen den Maurermeister Gustav Berg wird die Bekanntmachung vom 18. Januar d. J. dahin berichtigt, daß das am 16. April 1884, Vor⸗ mittags 11 Uhr, zu versteigernde, im Grundbuche von den Umgebungen Band 104 Nr. 5083 ver⸗ zeichnete Grundftück nicht Sorauerstraße Nr 1, sondern Srauerstraße Nr. 21 belegen ist. Berlin, den 2. Februar 1884. Königliches Amtsgericht 1. Abtheilung 52.
5992 Wachen, betreffend die Zwangsversteigerung der dem Krüger Wunderow früher gehörigen Büd—⸗ nerei Rr. III. zu Stralendorf wird zur Abnahme zu der Rechnung des Sequesters, zur Erklärung über
groß 43 Hektar 92 Ar 97 Quadratmeter, oder der Verpfändung derselben für folgende Ver— bindlichkeiten in nachstehender Reihenfolge: 1) zu Gunsten des St. Johannig ⸗ Jungfrauen klosters in Lübeck als Gutsherrschaft füt jähr⸗ liche Martini fällige Geldabgaben von, zu⸗ sammen e 62,3 und für Martini fällige Naturallieferungen, nämlich alle zwei Jahre 1 Schwein, z 6. 1 Gans und J Scheffel Hafer; alljährlich 1 amm, 1 Huhn, 48 Eier, 2 Scheffel Weizen und 23 Scheffel Hafer; zu Gunsten des Hans Heinrich Oldenburg und dessen Ehefrau Anna Catharina Sophia Oldenburg, geb. Kohlhas, zu Schattin, für ein lebenslängliches Altentheil; — 3) zu Gunsten Oldenburg zu Schattin für 6 18,0900, ter- mino Ostern mit 4 0 verzinslich, halbjähr⸗ lich zahlfällig; Gunsten MS 3000
Courant,
im anderen Jahre: 6 3560,
bisherigen Slellbesitzers
des Hans Joachlm Heinrich
zember 1836 über
unverzinsliche Courant,
desselben für
— *
I) Obligation seines Vorbesitzers Marx Clement Griefe an den akademischen Lehrer Charles August Henry in Kiel (später Tischler Caye) vom 1. April 1818 über 300 Thaler vormalig
2) Obligation seines Vorbesitzers Claus Hinrich Lorenz Schlüter an den Tischlermeister Johann Caye in Wellingdorf vom 8. September 1830 über 100 Thlr. vormalig Courant, ö
3) Obligation feines Vorbesitzers Joachim Hinrich Schlüter an die Vormünder der Popp'schen Kinder in Bocksee von O. T R. 1836 über 33 Thlr. 16 Schilling vormalig Courant,
4) Obligation desselben an den Etatsrath und Professor Wiedemann in Kiel vom 6. Juli j836 über 100 Thlr. vormalig Courant,
5) Obligation desselben an de Johann Caye in Wellingdorf vom 10. Januar 1835 über 1060 Thlr. vormalig Courant,
6) Obligation desselben an den Tischlermeister Johann Cave in Wellingdorf vom 31. De⸗
200
1879 eingetragenen 3000 6 Darlehn; die Schuldverschreibung des Bergmanns Lonis Hermann Schlotte und dessen Ehefrau Auguste,
verzeichneten Grundstücke Abtheilung 1II. Nr. 7
tragenen 300 6 Darlehn; das Illatenbekenntniß des Häuslers
Dez
den Tischlermeister
1828 eingetragene Illatenforderung von
vormalig 1 Thalern;
Thaler
Jeb. Schmelzer, zu Lettin vom 26. Juli 1879 mit Hypothekenbrief vom 2. August 1879 über die auf dem den Eheleuten Schlotte gehörigen, im Grundbuch von Gutenberg Band 4B1latt 103
fuͤr den Rentier Albert Scharf aus Edderitz — früher irrtbümlich Albert Schaaf bezeichnet — zufolge Verfügung vom 2. August 1879 einge⸗
Johann Christian Riemer zu Lochau vom 18. Dezemher 1828 mit Hppothekenschein von demselben Tage über die auf den demselben gehörig gewesenen Grundstücken Band J. Blatt Nr. 19 des Grund⸗ buchs von Lochau Abtheilung III. Nr. 5 für die Ehefrau Marie Friederike Riemer. geb. Heine⸗ mann, zu Lochau ad deer. vom 18. Dejember