vorzulegen, ein Entwurf, der als erstes Denkmal der sozialvolitischen J sein e Ohne diese Reform würde das Gesetz über die Krankenversicherung der Arbeiter
Reform sür alle Zeiten seine Bedeutung behalten wird.
vom 15. Juni 1883 nicht abgeschlossen vorliegen, noch weniger daran gedacht werden können, die nächste Reichstagssession mit Vorlagen über Unfall · und Invaliditätsversicherung der Arbeiter zu beschäfti⸗ gen. * sind dem deutschen Volke die Bahnen ruhiger sozialer Entwickelung vorgezeichnet. Dasselbe in diese Bahnen geführt zu baben, ist das Verdienst des Fürsten von Bismarck, welcher hier seine ganze staatsmännische Bedeutung bewiesen, damit zugleich auch einen Erfolg errungen hat so earn, daß er den beispiellosen Erfolgen in der gutwärtigen. Holiti würdig an die Seite gestellt werden kann. Wie der Fürst in der Leitung der auswärtigen, namentlich der grundlegenden deutschen Politik einer geradezu tödtlichen Feindschaft des Liberalismus, besonders der Fortschrittspartei, gegenüberstand und sich überall aufs Heftigste bekämpft und angegriffen sah, so waren auch seine wirthschaftlichen und sozialpolitischen Maßnahmen von den maßlosesten Anfeindungen so bitterer Art begleitet, daß dieser hervorragende, an ein recht großes Maß von Verläumdungen gewöhnte Staatsmann in der Reichstagssitzung vom 28. November 1881 klagte, daß die Art von bitterer Bosheit, von Geifer, Gift und Galle, die über ihn ausgeschüttet worden in den Wahlprogrammen und Wahlreden, einen verletzenden ja niederschlagenden Eindruck auf ihn gemacht hahe und daß er auf so viele verläumderische Hetzereien nicht gefaßt gewesen sei. Wie indeß ein früherer erbitterter Gegne
der auswärtigen Politik, der Abg. Twesten, reuevoll von sich und
seinen fortschrittlichen Parteigenossen bekennen mußte:
„Wir sind in eine unfruchtbare Negative zurückgedrängt, welche
die Interessen des Volkes materiell und moralisch schädigt Die Politik des Minister⸗Präsidenten war eine gewandte, geschickte kühne und erfolgreiche ö ;
so hatte der Fürst Reichskanzler auch die Genugthuung, daß am 16. Mai 1882 bei der ersten Berathung der e, ,, über die Kranken⸗ und Unfallversicherung der Arbeiter im Rei bstage sich aus den Reihen seiner größten Gegner ein neuer Twesten, der Abgeordnete Senzmann, welcher in der westfälischen Industriegegend das denkbar Mögliche in der Anfeindung der Bismarckschen inneren Politik ge⸗
leistet, erhob und offen bekannte:
. ich war früher über die Unfall resp. Krankenversicherung der
Arbeiter anderer Ansicht wie jetzt; ich war früher ein Manchester⸗ mann. . . Ich bin von diesem manchesterlichen Standpunkte zurück— gekommen ... ich werde den Boden nicht mehr verlassen, auf den sich die Regierungen gestellt haben .. .“ . Ja, große Prinzipien hat der Reichskanzler auf dem wirthschaft— lichen und sozialen Gebiete zur Anerkennung gebracht. Mehr und mehr werden seine Gegner, welche vor noch nicht langer Zeit in ihrem Unverstande sich sogar zu dem Rufe: „Fort mit Bismarck; verstiegen, genöthigt. abzulassen von Eigensinn und Prinzipienreiterei, und sich mit der Reichsregierung in dem Streben nach positiven Leistungen zur debung der ärmeren Volksklassen zu vereinigen. . 5 6 ihres Monatsberichts über den Kohlen— FEisenmarkt im Januar sagt die Zeitschrif und Eisen“: ö ö. . Wenn wir in unserm Bericht vom 279. Dezember v. J. bezüglich der all gemeinen Lage des Eisengeschäftes von etwas mehr hervor— tretender Nachfrage berichten konnten, so können wir heute kon⸗ statiren, daß diese Besserung auch im abgelaufenen Monat auf gewissen Gebieten unserer Industrie in ermuthigender Weis angehalten hat. Die meisten Werke sind, soweit Eisen in Frage kommt, für den fast überall reduzirten Betrieb ziemlich gut beschäftigt, manche sind mit Aufträgen sogar für mehrere Monate genügend versehen. Ein Gleiches läßt sich leider von den Stahlwerken nicht bebaupten; es wird daher auch bezüglich der Stahlfabrikate noch energischer, wie beim Eisen, auf Einschränkung der Produktion hingearbeitet. Mit gutem Grunde kann aber be— hauptet werden, daß die sinkende Tendenz der Preise bezüglich aller Produkte unserer Stahl.! und Eisenindustrie zum Stillstand gelangt ist, ja, daß in manchen Fällen sogar mit Erfolg höhere Forderungen . . w . die Hoffnung auf eine mit 3 ahr eintretende allgemeine Besse eine breitere estere w g e Besserung eine breitere und festere * Das „Leipziger Tageblatt“ schreibt: . In seiner letzten Sitzung hat der preußische Volkswirthschafts« rath bekanntlich die Vorlage der Regierung, betreffend die Arbeiter— ausschüsse, abgelehnt und den Antrag Meyer angenommen, nach welchem die Ausschüsse zur Hälfte aus Arbeitgebern und zur Hälfte aus Arbeitnehmern bestehen sollen. Die Ursache dieses Be— schlusses ist die Erwägung, daß die Ausschüsse, welche nach der Re— gierungsvorlage nur von Arbeitnehmern gebildet werden sollen, bei dieser Zusammensetzung die soziale Stellung der Arbeitgeber untergraben würden. Wir glauben, daß dieser Beschluß in den Kreisen der Arbeitnehmer eine sehr getheilte Aufnahme finden wird. Wenn es nicht an und für sich schon gerechtfertigt wäre, den Arbeitern, welche doch durch die Abwälzung von 900 der Unfälle auf die Krankenkassen sehr wesentlich bei der Handhabung des Gesetzcs interessirt sind ebenfalls einen gleichen Einfluß auf das Schiedsgericht zu gewähren, wie den Genossenschaftsmitgliedern, so wäre es mindestens doch poli⸗ tisch in einer Zeit wie die unserige, welche die Gegensätze der Arbeit⸗ geber und Arbeitnehmer so scharf hervorhebt, gerade den Arbeit nehmern die Selbständigkeit zu gewähren, welche sie mit ug und Recht verlangen können. Der Geheime Regierungs-Rath Bödiker hat sehr Recht gehabt, wenn er die Vorlage der Regierung dentheidigte und hervorhob, daß die Arbeiter bei den Unfällen mit Leih und Leben für dene Riß z einstehen müßten. Solle das Gesetz wirklich ein Gesetz zu Gunsten der Arbeit sein, so müsse es auch das , . . . Verantwortlichkeit der Arbeiter ihnen als gleichberechtie Faktoren in der In ĩ Recht der Selbständigkeit sichern. ö 1
Landtags⸗Angelegenheiten.
Dem Hause der Abgeordr n ist folgende Vorlag
, Haus g neten ist folgende Vorlage zu⸗ Berlin, den 3. Februar 1884.
Das Haus der Abgeordneten hat in seiner , vom 12. März 1883 beschlossen, dem Vorschlage der Staatsregierung entsprechend an kommissarischen Erörterungen wegen des Neubaues eines Geschäfts⸗ gebäudes für dasselbe Theil zu nehmen, und hat zu diesem Behufe . delegirt
ei der am 28. April v. Is. des halb stattgehabten Bera
welcher Delegirte des Herrenhauses gleichfalls . J Einverständniß zunächst darüber erzielt, daß für das Herrenhaus ein Be— dürfniß zur BVeschaffung anderweiter Geschaͤftsräume nicht bestehe, und daß daher beim Neubau eines Landtage gebäudes die Geschäftsbedürfnisse nur des Hauses der Abgeordneten zu berücksichtigen sein würden. Sodann sind bei dieser Berathung, was das Bauprogramm betrifft, gegen die von Euer Hochwohlgeboren dem mitunterzeichneten Minister des Innern schon vorher gemachten Angaben des Bedarfs an Geschäfts— räumen für das Haus der Abgeordneten erheblichere Erinnerungen nicht gemacht worden. Was dagegen den Bauplatz betrifft, welcher nach dem Beschlusse des Hauses der Abgeordneten vom 2. März 1882 die dem Kunstgewerbemuseum gegenüber belegenen Theile der Grundstücke Leip- zigerstraße Nr. 3 (Herrenhaus) und Ne. 4 (Reichstag) umfassen sollte, so wurde Seitens der Vertreter des Herrenhauses der Wunsch ausge⸗ sprochen, daß das Grundstück des Herrenhauses intakt bleiben, und daß eine weitere Erörterung hierüber jedenfalls erst dann stattfinden möge, wenn das Erforderniß an Fläche technisch eingehender, als bis dahin geschehen, geprüft worden sei. Gegen diesen letzteren Vor— schlag fand sich Seitens der Vertreter des Hauses der Abgeordneten nichts zu erinnern, wobei dieselben im Uebrigen an dem Vorschlage des Hauses der Abgeordneten in dessen gedachtem Beschlusse fest⸗ hielten Wie sich aus einer auf Euer Hochwohlgeboren Veranlassung
würde, falls an diesem Beschlusse weiterhin fesigehalten werden sollte, die Mitverwendung des Grundstückes des Herrenhauses in erheblichem a. nt zu . sein.
nter diesen Umständen glaubt die Staatsregierung sich für die Wahl des gedachten Bauplatzes umsoweniger — 1 einen zweckentsprechenden Bauplatz ermittelt eines anderweitigen,
als dieselbe inzwischen die Mitverwendung ve bereits dienenden Grundstückes BVleser Bauplatz wird aus Theilen der in der Dorotheenstraße unter den Nummern 43 bis 45 belegenen Grundstücke, sowie aus Theile des anstoßenden, an der verlegten Sommerstraße belegenen, dem Deutschen Reiche zugehörigen Grundstückes gebildet auf dem anaeschlossenen D, E bezeichnet.
staatlichen erforderlich macht.
einem
und ist
Buchstaben Grundstücken einge⸗
angelegten 9 6 Verkehrs⸗Anstalten.
Situations plane den gedachten
tragenen, auf dem Situationsplane
i mit rother Farbe Eigenthume
; n See handlungs sozietãt können für den Bauzweck gegen Zablung des Selbstkostenpreises jeder Zeit abgetreten werden; der Selbstkostenpreis beläuft sich für die ab- zutretende Fläche auf rund 1712000 S Das dem Deutschen Reiche zugehörige, auf dem Situationeplane hlau schraffirte Grundstück wird — soweit als erforderlich — voraussichtlich unschwer erworben werden Das im Privatbesitze befindliche Grundstück Nr. 45 endlich wird, soweit dasselbe behufs der Arrondirung des Bauplatzes erforder⸗
Grundstũcke
r lich ist, nöthigenfalls zu enteignen sein; die zu diesem Zwecke er— forderliche Allerhöchste Ordre ist extrahirt. Die ih r e platzes beträgt 75,60 a, wird also ausreichen, einen umfangreichen, allen Geschäftsbedürfnissen des Hauses der Abgeordneten entsprechenden Neubau aufzunehmen. Die Wahl dieses Platzes empfiehlt sich, weil Dderselbe nicht nur von dem Innern der Stadt aus bequem zugãnglich ondern auch in verhältnißmäßiger Nähe der Geschäftsgebäude der . Ninisterien⸗ sowie insbesondere in unmittelbarer Nähe des projektirten Reichstag gekudes belegen ist. Letzterer Umstand kommt für die Fälle einer Nothwendigkeit des Zusammentagens des Reichstages und der preußischen Landesvertretung in Betracht. ; Falls das Haus der Abgeordneten geneigt ist, der Auffassung der Staatsregierung sich anzuschließen, so besteht die Absicht, zunächst den ien, k noch im Laufe dieses Etatsjahres aus den bereit⸗ ehenden Mit z n K darf er aßi , . eln zu erwerben und den Kostenbedarf außeretats mäßig Ew. Hochwohlgeboren beehren wir uns ganz ergebenst zu ersuche gefälligst die Beschlußfafsung des Hauses 3. , , n gin ge, herbeizuführen. . Der Minister des Der Minister Innern. der öffentlichen Arbeiten. von Puttkamer. Maybach. Der Finanz⸗Minister. von Scholz.
Bei der im 4 Wahlbezirk des Regierungsbezirks Trier (Saarburg, Merzig, Saarlouis) stattgefundenen Erfatz wahl für den Gymnasial⸗Direktor a. D. Professor Br Könighoff zu Trier, welcher sein Mandat niedergelegt hat, ist der Landrichter Lehman n zu Saar⸗ brücken (Centium) mit 378 von 379 abgegebenen Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Statistische Nachrichten.
Nach den im Dezemberheft der Monatshefte zur Statistik der Deutschen Reichs veröffentlichten Daten über die 5 Bevölkerung wurden während des Jahres 1882 356 457 Ehen geschlossen und 1 769 501 Kinder geboren, wogegen 1244 006 Personen starben. Der Ueherschuß der Geborenen über die Gestorbenen betrug mit 25 495. Unter den Geborenen waren 164457 unehelich und 67 163 todtgeboren. Gegen das Vorjahr zeigt das Jahr i882 eine Zunahme der Eheschließungen, Geborenen, Gestorbenen, unehelich Geborenen und Todtgeborenen, aber eine allerdings nur 268 Köpfe betragende Verminderung des Ueberschuffes der Geborenen über die Gestorbenen. Gegen den Durchschnitt des letzten Dezenniums 1873 — 87 gehalten, weist das Jahr 1382 weniger Cheschließungen, Geborene und Todtgeborene, aber mehr Gestorbene und unehelich Geborene auf. Der Ueberschuß der Ge— borenen über die Gestorbenen blieb hinter dem zehn jãhrigen Durch⸗ schnitt um 27, 366 Köpfe zurück. Auf 1060. Einwohner kamen im Jahre 1882 7,66 Eheschließungen, 38,66 Geborene, 27,18 Gestorbene und 1148 mehr Geborene als Gestorbene. Von 100 Geborenen waren 9.29 unehelich und 3,80 todtgeboren. Verglichen mit den Zahlen für das Vorjahr zeigen diese Verhältnißzahlen, sofern sie die Eheschließungen, Geborenen, Gestorbenen und unehelich Geborenen ö . Zunahme, , des Ueberschusses der
eborenen über die Gestorbenen eine Abnahme, hinsichtli— t⸗ geborenen ein Gleichbleiben. .
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
ö Coburg, 5. Februar. (Th. Corr.) Der Anthropologische Verein hierselbst hat im verflossenen Jahre kei Sonneberg Nachgrabungen vornehmen lassen und ist dabei auf eine inter— essante altgermanischle Töpferwerkstätte gestoßen. Die zahl⸗ reich gefundenen Scherben zeigen einen Typus der Fabrikation und Gefäßhildung, wie solcher bisher noch in keinem unserer vorgeschicht— lichen Gräber gefunden worden ist. .
Gewerbe und Handel.
(N. A. 3.) Nachdem die Verstaatlichung der Schlesisch Eisenbahnen perfekt geworden ist, gelangen die , . bezw. Renten pro 1883 viel eher zur Auszahlung, als in den früheren Jahren und. es sind ganz erhebliche Summen, welche diesmal fchon um die Mitte des ersten Qugrtals flüssig werden, wahrend dies sonst erst im zweiten Quartal des Jahres der Fall war. Nach den bis jetzt er⸗ folgten Bekanntmachungen zahlt die Oberschlesische Eisenbahn vom 25. Ja⸗ nuar ab die Restdividende auf ein Aktienkapital von 81 042 05 S½ itt L, 9, Pe, b., und J 250 656 M ritt. B., zusammen Ss 24 Ho à 7oso 6 277 000 S, die Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn zahlt vom 4. Februar ab auf 33 250 000 M à 4 J 1771 350 Ms und die Rechte · Oder ⸗ Ufer. Eisen bahn vom 8. Februar ab auf 15 009 000 S ä 77s oo 3 3350 000 M6. Es gelangen somit bei diesen Eisenbahnen 11 328 250 S zur Hebung, welche in früheren Jahren erst von Ende April ab in die Hände des Publikums gelangten Dazu kommt noch die Altona-Kieler Bahn, die vom 4. Februar ab für ein Aktienkapital von 18450 009 M gi /s o vertheilt d h 1697400 S6. Im Ganzen handelt es sich also um rund 13 Millionen Mark, welche in den nächsten Tagen flüssig werden. Breslau, 5. Fehruar. (W, T. B.) Von Aktionären der Oels⸗-Gnesener Eisenbahn⸗-⸗Gesellschaft ist unter Depo— nirung von mehr als einem Zehntel des Grundkapitals die Einberufung gner Generalversammlung behufs erneuter Beschlußfassung über die Verstaatlichung beantragt worden. Der Aufsichtsrath beschloß in kr, r, Sitzung die Einberufung der Generalversammlung ien, 5. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Ge . hersammlung der österreichisch⸗-ungarischen . 86 Rechenschaftsbericht und die Vertheilung einer Jahresdividende von 3 9 ie. gr err entfallen auf das zweite Halbjahr 26 Fl. a destquote. ie Generalräthe ̃ . erh wiedergewählt. an, er. Presse“ zufolge, sollen morgen Vertreter der Deuts Bank in Berlin, der Württembergischen J Deutschen Vereinsbank hier eintreffen, um an den Konferenzen über die Konvertirung der Prioritäten der Franz-⸗Josef⸗Bahn theil⸗
zunehmen. ebruar. W. T. B. . Angeboten 1577 B. Februar. (W. T. B.) Wollauktion.
angefertigten und der Staatsregierung mitgetheilten Bauskizze ergiebt,
Moskau, 5. Februar. (W. T. B.) In einer gester stattgehabten Versammlung der kiesigen s * rer, Ir wurde keschlossen, bei dem Finanz Minister über die Nothwendiaten einer schleunigen Durchsicht des gesammten Zolltaxrifs vorsteni zu werden und im Falle der Genehmigung dieser Vorstellung 2 Ausarbeitung einer eigenen Zolltarifkombination zum Zwecke d = e 7 . 9 me. Die Versammlung .
oß ferner, für die in St. Petersburg tagende Kommis Revision des Zolltarifs Experten zu 24 ) a m, m
New⸗Yorkt, 4 Februar. (W. T. B) Weizen verschiß. fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver— einigten Staaten nach Großbritannien 63 000, do. nach Frank. reich 25 900, do. nach anderen Häfen des Kontinents 42 000, do. von
Talifornien und Sregon nach Großbritannien 40 Kontinent — Qurts. — nien 40 0, do. nach dem
Bremen, 5. Februar.
(W. T. B. 2 f . Norddeutschen Lloyd By) (Der Dampfgr des
8 „Main“ ist heut üb ⸗? ; Southampton eingetroffen. st heute früh 3 Uhr in
Bremen, 5. Februar. (W. T. B.) Der Dampf . Norddeutschen Lloyd „Donau“ ist heute . .
(W. T. S.) Der Werth der i der vergangenen Woche hier aus j e . r e us geführten Produ kte betrug
in New⸗JVork eingetroffen. New⸗ York, 5. Februar.
Berlin, 6. Februar 1884.
Die Ausstellung des Kolossalgemäldes „Christus vor Pilatus‘ im Verein Berliner Künstler Kom mandantenstraße 77/79 (Industriegebäude), ist täglich geöffnet von l0—4, Abends von 629 Uhr, Sonntags von 11 Uhr Morgens biz 8 Uhr Abends. Der Eintrittspreis beträgt 50 3. ö.
Hamburg, 5. Februar. (W. T. B.) Die heute Mittag statt⸗ gehabte Leichenfeier für die verunglückten Nitgkieder der Erpeditign ders Jeannette“ verlief in der feierlichsten Weise. Die beiden Bürgermeister Dr. Petersen und Dr. Kirchen— pauer, viele Sengtoren, Professor Neumayer, der Präsident der Handelt kammer, Refardt, der Vorstand der Geogravhischen Gesell—⸗ schaft und viele andere hervorragende Perfönlichkeiten wohnten der Feier bei; auch der Schiffs-Lieutenant Harber, welcher die Hülfserxpedition mitgemacht hatte, war zugegen. Der Saal in welchem die schwarzuerhängten Särge in zwei Reihen aufgeftellt waren, war mit amerikanischen Flaggen und mit Guirlanden auf daz Würdigste geschmückt. Auf. den Särgen lagen die zahlreichen Kranze welche die vielen Städte, die der Trauerkondukt berührte, gespendei , Die Feier wurde durch den offiziellen Vertreter des Senats HYürgermeister Dr. Petersen, eröffnet. Nach einer langen ergreifenden Rede, in welcher er in ehrenden Worten den Muth der Amerikaner rühmte, welche mit der „Jeannette“ der vermeintlich in Noth befindlichen „Vega“ Hülfe bringen wollten, nun aber die Opfer der Wissenschaft geworden seien, legte derselbe im Namen des Senats einen Kran auf den Sarg des Kapitäns Delong nieder. Der Redner wandt? sich dann an den Lieutenant Harber mit Worten des Dankes und der Anerkennung für die einsichte volle, aufopferungsfreudige Tösung seiner schwieri gen Aufgabe. Sodann sprach Profeffor Reumayer und legte Namens der Geographischen Gesellschaften von Hamburg, Wien München und Dresden sowie Namens der deutschen Polarkommffsion pracht volle Kränze auf die Särge nieder. n
Stolze'scher Stenographen-Verein. Hauptversammlun Donnerstag, den 7. Februar 1884, Abends 8 Uhr, 94 9 9j . . Kun fürsten keller, Poststraße 5, Hof J. Part. Tagesordnung: 1) Vortrag des Hrn. Morgenstern über wissenschaftliche Grundsätze zur Beurtheilung stenographischer Systeme. 2) Vereinsangelegen—⸗ heiten (Anträge auf Anschluß an den Verband, Einfetzung einer Statutenkommission zc.). Jeden Donnerstag, Abends 8 Uhr, im
Vereinslokale (im Keller selbst) Leseabend.
. ; . w Die Rollen des Genius des Lichts und 3. locturnus in dem Ausstattungsstück „‚Excelsioru wurden am N jontag von Frl. Wegmann und Hrn. Pauli dargestellt, und zwar mit größtem Glück. Namentlich ist hervorzuheben, daß beide Darsteller, da seit längerer Zeit der Souffleurkasten abgeschafft ift, auch ganz ohne Souffleur spielten, was bei einer ersten Darstellung neuer Rollen gewiß Anerkennung ver ient, zumal das Wagniß vortrefflich gelang Frl. Wegmann und Hr. Pauli werden daher einige Zeit die Rollen weiterspielen und dann mit den früheren Darstellern alterniren ;
. Im Saale der Sing-Akademie veranstaltete Hr. Tivadar Nachez am Montag ein Concert unter Mitwirkung des Philbar⸗ monischen Orchesters und des Hrn. Baron Senfft von Pilsach. Der Concertgeber führte sich mit dem Vortrage eines Viblin. Concert von H. W. Ernst ein und bewies schon bei dieser ersten Piece daß er ein in jeder Beziehung durchgebildeter Geiger und ganz besonders 5n Meister der Technik ist. In dem Mendel sfohnschen Violin ⸗ Concert fand der Künstler Gelegenheit, seine volle und allerdings eigenartige musikalische Begabung zu ent— wickeln. . Man wird ihm Gefühlswärme und eine elegante Vortragsweise nicht absprechen können, wenn man auch zuweilen eine kräftigere Betonung der kom positorischen Gedanken wünschen konnte. In der Ueberwindung der Schwierigkeiten von Paganini's Etude in Aktaven zeigte sich Hr. Nachez als hervorragender Virtuose, und die Wiedergabe der Rob. Schumannschen ‚Träumerei“ — die übrigens Dacapo verlangt und gegeben wurde — ließ erkennen, daß der Künstler weiche und sentimentale Töne bis zur Grenze des Er— laubten zu treffen weiß. In drei von dem Virtuosen vorge⸗ tragenen und von ihm selbst komponirten Zigeunertänzen (danses taiganes) gab der Virtuose gefällige und rhythmisch originelle Weisen und vollendete damit das Bild seiner vielseitigen Begabung. „Hr. Baron Senfft von Pilsach erwarb sich mit dem künstlerisch schönen Vortrage einiger Lieder allseitigen Beifall, und das Phil— harmonische Orchester, welches an diesem Abend unter der Direktion des Hofkapellmeisters H. Kahl stand, löste seine Aufgabe wie gewöhn⸗ lich mit Auszeichnung; namentlich wurde die Egmont · Ouverture mit großer Präzision und schöner Ensemblewirkung vorgetragen. Das Haus war gut besucht und zeichnete den Concertgeber fortdauernd durch wohlverdienten Beifall aus.
Das Programm des ersten der seiner Zeit angekündigten Cön—⸗— erte, welche Fr. Amalie Joachim vom 16. Februar ab im Krollschen Theater geben wird, dürfte durch seine interessante Zusammenstellung das größte Interesse erregen. Die berühmte Concertgeberin wird Gesänge von Bach (Arie), Beethoven (Mignon und, Wonne der Wehmuth“), Schubert (Erlkönig), Schumann (. Lieder aus dem ‚Dichterleben) und Brahms (Feldeinsamkeit. Geheimniß, Vergebliches Ständchen) vortragen. Die Violin ⸗Virtuosin Frl. Mari⸗ anne Eißler spielt Kompositionen von Vieuxtemps, Beeiho den, Sara⸗ sate, Saint Sasns und Spohr. z
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kesseh). Drei Beilagen
Berlin:
Druck: W. Elsner.
Antwerpen, 5. Laplatawollen, davon 738 B. ve f i 1577 B. L ᷣ 38 B. verkauft. flau, hauptsächlich für Montevideowollen. ö
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
von Mun kaesy e
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
M 32.
Erste Beilage
Berlin, Mittwoch, den 6. Februar
Staats⸗Anzeiger. E884.
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 6. Ferlaufe der gestrigen (41.) der Abgeordneten wurde die
Februar.
zweite Berathung
Entwurfs des Stagatshaushalts⸗Etats für 1884/85 mit
Ministeriums der g
der Diskussion des Etats des (dauernde
lichen 20. Angelegenheiten Kap. 120 Tit. 4 sortgesetzt.
Der Regierungskommissar Ministerial⸗Direktor Greiff er⸗ habe schon im vorigen Jahre Reine allgemeine Regelung der Unterhaltungs⸗ pflicht in der Weise, daß alle persönlichen Lasten vom Staat,
klärte, der Abg. von Eynern
zugegeben, daf alle sachlichen von den Gemeinden getragen würden, Ordinarium ein Mehr von 4 Millionen
würde. Es hahe sich nun aber ergeben, daß nach
solchen Art der Behandlung 63 Städte mehr belastet würden gänzlich verlieren würden.
erstrebte Ziel nicht zu er⸗ die Frage weiter zu
und 24 ihren bisherigen Beitrag
Auf diesem Wege wäre also das reichen. Das würde aber nicht hindern, erwägen, ob nicht trotz dieses Bedenkens die Angelegenhe setzlich zu regeln sei.
noch kein Gesetz existire.
Verhäktnisse, und daß die Regierung gegenüber diesem hältniß mit großer Vorsicht zu Werke gehe, werde das billigen.
Der Abg. von Kleinsorgen richtete eine Anfrage an die legierung bezüglich des Antrages der Gemeinde Brilon um dortige
Gewährung eines höheren Zuschusses für das
Gymnasium. ö. Der Regierungskommissar,
Rath Bohtz erwiderte, daß das betreffende Gesuch erst vor Kurzem eingelaufen sei, die Verhandlungen darüber aber noch
nicht abgeschlossen seien.
Der Abg. Pfaff (Otterndorf) bat die einen größeren Zuschuß für den Neubau des Real⸗Pr nasiums zu Otterndorf. Schule der Provinz Hannoyper. Magnus gegründet. ihren Schülern. Das jetzige Gebäude stehe seit 1614 entspreche durchaus nicht den moderner Bedürfnissen. Neubau sei nothwendig, Kosten allein zu tragen.
Der Regierungskommissar Geheime Rath Bohtz erklärte, daß die Regierung hoffe, nächsten Jahre dem Hause den Antrag auf
eführt. Er bitte um Wiedereinführung der Religionsprüfung beim Abiturientenexamen. Der Regierungskommissar, Geh.
das Gleiche thun.
sehr genau beschästigten,
biographische Erzählungen seien an die Stelle der Religionss⸗
gesetzt worden. Was die Aufnahme des Religionsaufsatzes
Abilurienten-Examen anbelange, so liege die Sache so, daß der⸗ selbe in den beiden Provinzen Rheinland und Westfalen ein⸗ welche man da⸗ mit gemacht habe, seien nicht derartige gewesen, diese Art des Examens in den anderen Provinzen einzuführen, im Gegen⸗ theil mache es sich nothwendig, den Prüfungsmodus der an⸗
geführt worden sei. Die Erfahrungen aber,
deren Provinzen auch auf Rheinland und Westfalen
dehnen.
giöfen Bildung der Jugend keinen Eintrag gethan.
Der Abg. von Eynern erklärte, die ganze Rheinprovinz wünsche die Wiedereinführung dieser schriftlichen Arbeit nicht. er (Redner) habe gar keine ge⸗ nur eine Aus⸗ verfahren
Dem Kommissar erwidere er, setzliche Regelung der Beitragsfrage, sondern kunft' verlangt, nach welchen Grundsätzen jetzt 4 Darauf habe er keine Antwort erhalten. Es also,
städtischen zu den Königlichen Gymnasien, Leistungspflicht sehr erwünscht.
Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, er wolle die Schwierig⸗ keiten der vom Abg. von Eynern angeregten Frage nicht ver⸗ kennen, da es sich bei derselben auch um die Selbständigkeit Vielleicht lasse ein Theil der Schwie⸗ rigkeit sich dadurch beseitigen, daß die Staatszuschüsse nur zur Herstellung des Normaletats und der Wohnungszuschüsse ge⸗
der Gemeinden handle. leistet würden, die zu zahlen sich die Gemeinden am weigerten. Er hätte gern vom gewährt würden.
weitergehen müsse.
daß auf den Gymnasien der Religionsunterricht
gedrängt werde, sowohl was die Lehre, als auch was die
KÜebung anbetreffe, die reichlich eben soviel werth sei,
theoretische Unterricht. In der Kulturkampfszeit habe man berücksich⸗
konsegquenter Weise die Religionslehrer am meisten tigt, die für die Uebung am wenigsten gethan hätten. mehr wünsche er,
erweisen, daß man sage: m. wegfallen. So lange Examina überhaupt beständen,
Im weiteren Sitzung des Hauses
Ausgaben
zuführen
Die Regelung der Unterhaltungspflicht für höhere Lehranstalten sei eben so schwierig, weil darüber Es handele sich also um die Schaffung eines ganz neuen Rechtes gegenüber einer Menge thatsaͤchlicher
Geheime Ober⸗Regierungs⸗
Regierung um
Es sei dies die älteste evangelische Schon 1526 durch Herzog zähle sie u. A. auch Heinrich Voß ö .
die Gemeinde aber zu arm, die
Ober⸗Regierungs⸗ schon im Uebernahme der Otterndorser Anstalt durch den Staat vorlegen zu können. Der Abg. Br. Frhr. von Heereman beschwerte sich dar⸗ über, daß der Religionsunterricht in den unteren Klassen der Gymnasien in den westlichen Provinzen vermindert worden sei; man habe dafür Stunden für Mythologie u. dgl. ein⸗ schriftlichen
Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Bonitz entgegnete, da der Vorredner Dinge vorgebracht habe, welche derselbe schon öfter wiederholt habe, so könne auch er In den Berichten der Superintendenten, welche sich mit der Religionsfrage in den unteren Klassen doch hätten sich Klagen über zu geringen Religionsunterricht nicht gefunden. Nicht Mythologie, sondern
Die Beseitigung der schriftlichen Ausarbeitung von religibsen Thematen habe nach allen Erfahrungen der reli⸗
daß hier nach reiner Willkür verfahren werde, Und doch wäre eine Klarheit über das Verhältniß, namentlich der in Bezug auf die
Regierungskommissar eine Darlegung der Grundsaͤtze gehört, nach welchen die Zuschüsse Man wurde danach beurtheilen können, ob man in diefer Beziehung auf dem Wege der Gesetzgebung Im Ällgemeinen habe er die Empfindung,
daß bei der Änstellung und Beförderung von Religionslehrern jetzt mehr Aufmerksamkeit auf diejenigen verwendet werde, die ihre Gesinnungen auch durch religiöses Leben bethätigt hätten. Was das schristliche Religionsexamen be⸗ treffe, so wolle man den Katholiken eine Gefälligkeit damit das schriftliche Examen solle ganz
des eist⸗
dem
einer
it ge⸗
Ver⸗ Haus
ogym⸗
Ein
tunden in das
auszu⸗
scheine
meisten
zurück⸗
als der
Um so
Seffion hinausgeschoben werden.
auch die Religionsprüfung so geregelt werden, wie die aller anderen Fächer.
Der Titel 4 wurde bewilligt. . . Bei Tit. 5 Gu diversen Besoldungsverbesserungen bei nicht ausschließlich vom Staate unterhaltenen höheren Unter- richtsanstalten 52 260 ) beklagte der Abg. Bachem, daß das Reliktengesetz nur auf die Königlichen und nicht auch auf die städtischen und Stiftungs⸗Gymnasien ausgedehnt sei. In Cöln befänden sich drei Stiftungs⸗-Gymnasien, deren Lehrer schmerzlich bedauerten, daß das Reliktengesetz auf sie keine Anwendung finde. Es sei zwar beabsichtigt, dem Gesetz eine weitere Ausdehnung zu geben, und es hätten Erhebungen darüber stattgefunden, welche Mittel dazu erforderlich sein würden, aber eine Vorlage sei erst für 1885 in Aussicht ge⸗ stellt. Da bei den drei Cölnischen Gymnasien bei einer Aus⸗ dehnung des Reliktengesetzes Zuschüsse vom Staate nicht ver⸗
langt würden, so sollte die Regelung hier nicht bis zur nächsten
Der Regierungskommissar Ministerial-Direktor Greiff er⸗ klärte, daß die Regierung der Angelegenheit wohlwollend gegenüber stehe, und bald Wandel geschafft werden würde. Der Abg. von Eynern bemerkte, in derselben Lage wie Cöln seien viele andere Städte. Er werde den Wechsel für Cöln, das reich sei und vom Staate nichts zu fordern brauche, erst dann unterschreiben, wenn die Regierung sich bereit er⸗ kläre, gleiche Wechsel auch für andere Städte zu honoriren. Der Abg. Bachem erklärte, der Abg. von Eynern habe auch bei dieser Gelegenheit Zeugniß ablegen wollen von seiner wohlwollenden Gesinnung gegen Cöln. Derselbe habe aber nur wenig Glück mit seiner Bemerkung. Die Stadt Cöln habe sich gewiß nobel benommen, und sofort nach Erlaß des Reliktengesetzes die Ausdehnung desselben auf die städtischen Gymnasten vorgenommen. Die Forderung, das Reliktengesetz auch auf die Stiftsgymnasien auszudehnen, sei eine reine Formalität. Der Staat werde keinen Pfennig mehr zu zahlen haben. Der Titel 5 wurde bewilligt. Bei Tit. 6b (Dispositionsfonds) ersuchte der Abg. Dr. Peters die Regierung um einige Abänderungen der Prüfungs⸗ ordnung, die namentlich wegen der Verschiedenheit der Grund⸗ sätze bezüglich der allgemeinen Bildung, des sprachlichen und grammatikalischen Wissens wünschenswerth erschienen. Der Regierungskommissar Geheime Ober Regierungs⸗ Rath Dr. Bonitz erwiderte, die Regierung habe die auf die Streichung einiger Punkte der Prüfungsordnung gerichteten Wunsche des Vorredners bereits früher erwogen, der Vorredner habe schon vor einigen Tagen hier in der Diskussion die Un⸗ gleichheit, bezüglich der allgemeinen Bildung und des sprachlichen und grammatikalischen Wissens zur Sprache gebracht. Diese Ungleichheit sei bereits auf der Direktorenkonferenz im Jahre 1873 hervorgehoben worden. Der Vorredner wünsche von der neuen Prüsungsordnung, sie möchte ein monumentum äere perenninßs fein. An dem Entwurfe dieser Ordnung, den das Ministerium ausgearbeitet habe, hätten Prüfungs⸗ kommissionen und Provinzial⸗-Schulkollegien mit der größten Umsicht redigirend gearbeitet. Aber das Ziel habe nicht zu hoch gesteckt werden dürfen, sondern sei nur darauf zu richten gewesen, daß die Prüfungsordnung den gegenwärtigen Be⸗ dürfnissen und dem gegenwärtigen Kulturzustande vollkommen entsprechen würde. Der Vorredner habe ferner be⸗ klagt, daß die Form öster nicht innegehalten würde, und die Prüfungen den Charakter eines Privat⸗ gespräches annähmen, und doß so viele Vakanzen vor— handen seien, die durch kommissarische Besetzungen ausgefüllt würden. Er möchte den Abg. Br. Peters bitten, konkrete Fälle anzuführen, es würden dann gengue Ermittelungen veranlaßt werden. Bei der Besetzung der Prüfungskommisionen sei die Unterrichtsverwaltung stets von dem Grundsatz ausgegangen, möglichst einen Wechsel in den Personen stattfinden zu lassen. Bei' der Wahl der Mitglieder für Theologie gJei speziell auch der Gesichtspunkt zu berücksichtigen, daß der betreffende Exa⸗ minator nicht blos in Religion, sondern auch in Hebräisch zu examiniren habe. Es sei öfter vorgekommen, daß Professoren, welche vorgeschlagen seien, diesen Gegenstand nicht hätten mit übernehmen wollen.
Die Tit. 6— 3 wurden bewilligt.
Tit. 9 enthält an Zuschüssen zur Unterhaltung Mädchenschulen 100 9090 .
Der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) erklärte, es dränge ihn, bei diefer Position einige allgemeine Bemerkungen zu machen, theils zur Illustration dessen, was der Abg. Enneccerus Aggression des Centrums genannt habe, theils zur Illustration des Satzes, daß die Lehre frei sei. Dem Abg. Virchow sei er dankbar, daß derselbe die Frage der neuen Rechtschreibung hier einmal angeregt habe, und er hoffe, daß Fürst Bismarck mit einem Donnerwort dazwischen; fahren werde, damit der edlen deutschen Sprache keine weiteren Dämme errichtet, und ihrer Entwickelung kein Zwang angethan werde. Es sei doch eigenthümlich, wenn die Schreibweise der Wörter durch Ministerialrestripte reglementirt werden solle. Dies aber nur beiläufig. Das Haus habe zu sorgen, daß über andere Vorkommnisfe nicht Gras wachse. Eben in der Zeit, wo man die Ursulinerinnen und Lehrschwestern über die Landesgrenze geschickt habe, sei ein Aufruf zur Gründung eines Sberlinhauses unter Leitung von Lehrschwestern in No⸗ wawes erschienen, und diesen Aufruf hätten auch die Fürstin Bismarck und zwei Ministergemahlinnen unterzeichnet. Man habe also die Bedeutung der Lehrschwestern anerkannt, trotz⸗ dem habe man die katholischen Schwestern außer Landes ge⸗ schickt, und es habe nichts gefruchtet, wenn sich Magistrate für dieselben eingelegt hätten. Konfessionslose oder paritãtische Mädchenschulen und humanistische Kindergärten seien errichtet; erst als der Minister von Puttkamer gekommen sei, sei auch in die Mädchenschulen wieder kirchliche Strenge eingezogen, und dafür danke er ihm. In Trier, Cöln und einer ganzen Reihe von anderen Städten seien durch die Vertreibung der Lehrschwestern den Kommunen große Lasten entstanden. Aber schmerzlicher als die wachsenden Steuern berühre die Eltern
höherer
Vertrauen nicht schenken könnten. Sie schickten deshalb ihre Kinder lieber ins Ausland. Seien die katholischen Mädchen⸗ schulen etwa staatsgefährlich gewesen? Oder seien die Mädchen in denselben in Bezug auf Bildung vernachlässigt worden? Was hätten endlich die Ordensschwestern verbrochen, daß man sie ver⸗ solge? Er lege hier einen Jahresbericht aus einer solchen höheren NMaͤdchenschule vor. Nicht weniger als 12 Lehrgegenstände würden dort von 16 oder 17 Lehrern, davon */ männlichen gelehrt. Er betone das, weil er die Ueberzahl der männlichen Lehrer für einen Schaden halte. Unter den Lehrgegenständen seien in der vierten Klasse für Religion nur 2 Stunden wöchentlich ausgeworfen. In dieser Zeit könne doch nicht einmal der Katechismus ordentlich gelehrt werden. Nun komme der Unterricht im Deutschen und da würden für die Aufsätze ganz kuriose Themata gestellt: z. B. „Sei Nathan der Weise ein Jude oder ein Christ?“ oder, Was würden Sie thun, wenn Sie Herkules am Scheidewege waren?“ Oder wie er erst gestern. gehört habe, daß 13 ader 14 jährige Mädchen eine Parallele ziehen sollten zwischen Heine und Uhland. Irm fran⸗ zöfischen und englischen Unterricht werde die Grammatik viel zu fehr vernachlässigt. Auf Geschichte und Geographie sei viel zu viel Gewicht gelegt. Die Mädchen müßten die Stammbäume der Fürsten kennen und die Straßen in irgend einer amerikanischen Stadt. In der Chemie werde über Alkaloide gesprochen, während man den Mädchen doch lie Lie chemischen Vorgänge in der Küche klar machen sollte. Nun komme noch Mathematik, die auch in zu hohem Sinne getrieben werde, dann noch Schreiben, Zeichnen, Handarbeit und — die Gymnastik. Letztere solle eine Erholung für die Mädchen sein, aber es sei nach seiner Meinung eine weitere Anstrengung. Bedenke man doch, was man sagen würde, wenn man den Abgeord⸗ neten nach einer fünfstündigen Sitzung zumuthen wollte, zu turnen! Wo bleibe nach allen dem noch etwas für das Haus, für die individuelle Entwickelung übrig? Alles werde Dutzend⸗ weise zurecht gemacht. Er bitte also der Minister, auf dem Gebiet? des Mädchenunterrichts die Zügel nicht zu straff an⸗ zuspannen; die Mädchen würden sonst nur in eine Art von Halbbildung hineingerathen, die man nicht wünschen könne. Lieber möge für den Religionsunterricht der Mädchen besser gesorgt werden, als es geschehe, damit die Mädchen gottes⸗ fürchtige Vorsteherinnen des Hauses würden. Vor Allem möge man aber bei der Erziehung der Mädchen dem Willen der Eltern den Einfluß lassen, der demselben dabei gebühre.
Hierauf ergriff der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegen⸗ heiten Dr. von Goßler das Wort: Meine Herren! Mit den Zielen und Grundsätzen, welche der Herr Abgeordnete dargelegt hat, kann ich in vieler Beziehung mich einrerstanden erklären; ich glaube nur nicht, daß alle seine Heilmittel für die Schäden, die er besprochen hat, die unmittelbar richtigen sind. Wenn Sie sich gegenwärtig halten wollten, wie der Herr Vor⸗ redner in dem ersten Theil seiner Ausführungen dafür plaidirte, daß den Lehrplänen und Zielen der höheren Töchterschule eine Schranke gezogen werden müsse, während er am Schluß seiner Ausführungen dafür eintrat, man solle die Zügel überhaupt nicht oder jedenfalls doch nicht stramm anziehen, so werden Sie meines Erachtens hierin einen gewissen Widerspruch anzuerkennen nicht umhin können. (Widerspruch) Meine Herren! Es ist das durchaus keine Frage, in der Sie sich ohne Weiteres in Opposition zu setzen brauchen, wir können uns darüber ganz sachlich unterhalten. Haben Sie gefälligst die Güte, meinen weiteren Ausführungen zu folgen. Worauf es nach der einen Richtung hin vorzugsweise ankommt, ist die Fixirung des Lehrzieles und die Festsetzung des Weges, der zu dem Lehrziele führt. In dieser Hinsicht wird der geehrte Herr Vor⸗ redner, wenn er meine Thätigkeit mit Aufmerksamkeit, wie ich von ihm annehmen darf, begleitet hat, mir das Zeugniß nicht versagen, daß ich jede Gelegenheit benutzt habe, sowohl in Verfügungen, wie bei Gelegenhelt der Revisionen und auf den von mir beschickter Kongressen, ein gewisses Zurückschrauben eintreien zu lassen, sowohl in Bezug auf das Lehrziel, wie auf den Lehrplan. Ich bin der Mei⸗ nung, daß es für ein jugendliches Mädchengemüth nicht vortheilhaft ist, wie auch der Herr Vorredner eben sagte, encyklopädisch alle Zweige des Wissens anzurühren, daß es vielmehr vor allen Dingen darauf ankommt, eine harmonische Durchbildung zu erzielen und so⸗ viel von Kenntnissen, von Fähigkeiten und Fertigkeiten mitzugeben, daß den Mädchen die Möglichkeit gewährt wird, sich in den Verhãält⸗ nissen, in die hinein sie durch ihre Geburt gestellt sind, wohl zu fühlen, zugleich aber auch die Befähigung gewonnen wird, auf dem hergestellten Fundamente sich weiter auszubilden, Ich halte nicht dafür, daß es möglich ist, einem 16 jährigen Mädchen eine wirklich abgeschlossene Bildung zu geben, sondern glaube, daß jn? vielen Beziehungen völlig Genügendes geschieht, wenn die Entwickelung bis zu der Stufe geführt wird, daß die Möglichkeit einer weiteren Selbstentwickelung gegeben ist. Sie sehen, meine Herren, wir kommen uns auf diesem Gebiete schon viel näher. Ich muß in diesem Zusammenhange aber wiederholen, daß, wenn ich nicht meise amtliche Einwirkung hätte eintreten lassen können, — Die Mädchenbildung, wie sich das naturgemäß leicht erklärt, noch viel mehr auf höhere Ziele hingerichtet worden wären. Wir haben gerade mit Rückficht auf die normale Entwickelung und Freimachung unseres weiblichen Geschlechts mit den Bestrebungen zu rechnen, welche — in bester Absicht — darauf hinausgehen, den Mädchen immer mehr eine Gymnasialbildung zu geben und auch die Mädchen allmählich zu befähigen, gleichsam in ein weibliches berlehrerthum einzutreten. (Rufe: Das fehlte noch! Das sind keine Uebertreibun⸗ gen; für Jeden, der diese Angelegenheiten hat an sich vorübergehen lassen, ist es — ich kann sagen, Acker und Pflug. Ich bekãmpfe diese Bestrebungen von meinem Standpunkte, muß aber auch hier wiederholen, daß nur, weil ich sie bekämpfen konnte, es etwas besser geworden und eine gewisse Ernüchterung auf diesem Gebiete eingetreten ist. Meine Herren! Hier steckt eine der schwierigsten Aufgaben für die Unterrichts verwaltung, und ich würde den Tag segnen, wo es. mir gelingen sollte, das Problem zu lösen, und einen richtigen Lehrplan für unser höheres Töchterschulwesen hinausgehen lassen zu können. Ich würde damit den Bestrebungen entgegenkommen, welche allen denen, die sich für die gesunde Entwickelung unseres ganzen Mäãdchenbildungẽwesens interessiren, am Herzen liegen. Alle diejenigen Städte, welche sich im Besitz von wohlorganisirten stäztischen Töchterschulen befinden, haben feinen andern Wunsch, als daß die Unterrichtsverwaltung sich ent⸗ schließen möchte, ihnen einen festen Lehrplan zu. geben, Meine Herren, ich danke diefen Städten und den Direktoren ihrer Schulen für dies Vertrauen, welches sie der Unterrichts verwaltung entgegenbringen. Wenn man sich aber von Memel bis Wesel die Entwickelung unseres Mädchenschulwesens vor Augen hält und sich klar darüber ist, wie
das Gefühl, daß ihnen zügemuthet werde, Kinder in Schulen
müsse
zu schicken, die sich nicht bewährt hätten, oder denen sie ihr
mühsam in den entlegensten Theilen unseres Staates die Töchterschulen ihre große kulturelle Aufgabe erreichen, wie sich an der Hand der bescheidensten