1884 / 35 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Ein dem Unterrichts⸗Minister zugegangenes Tele gramm meldet, daß sich Brazza am 14 Dezember v. J. m Francoville befand. Ueber seine Ankunft am Congo dürste vor dem 1. März c. eine Nachricht nicht zu erwar⸗ ten sein.

Der Marine⸗Minister erhielt eine Depesche aus Salgun, von heute, worin es heißt: die beiden Abgesand⸗ ten, welche der König von Annam vor einiger Zeit nach Peking geschickt habe, seien sehr enttäuscht von dort zurückgekehrt.

Spanien. Madrid, 8. Februar. (W. T. B.) Die Staatseinnahmen gehen, wie aus Regierungskreisen ge— meldet wird, in durchaus befriedigender Weise ein, so daß für alle Erfordernisse der Verwaltung bis zu Ende des Jahres in ausreichender Weise Vorsorge getroffen worden ist. Aus fran— zösischen Finanzkreisen ist dem Minister-Präsidenten in sehr entgegenkommender Weise Unterstützung für alle Unter⸗ nehmungen, welche die Entwickelung der Industrie sowie der materiellen Hülfsquellen des Landes bezwecken, angeboten worden. Alle Befürchtungen wegen revolutionärer Bewegungen werden wiederholt als unbegründet be— zeichnet. Die französische wie die portugiesische Grenze werden von den bezüglichen Regierungen streng überwacht und die spanischen Flüchtlinge in beiden Ländern internirt.

Türkei. Konstantinopel, 6. Februar. (Prag. Ztg.) Ueber den Versuch der hiesigen russischen Botschaft zur Vermittelung des zwischen der Pforte und dem Phanar schwebenden Konfliktes wird gemeldet, daß nach dem Kompromiß⸗ vorschlage der genannten Botschaft, welcher die Zustimmung der Pforte erhalten hat, den griechischen Erzbischöfen und Bischöfen der Bestallungsberath mit dem Zusatze ausgefertigt weren solle, daß künftighin die Metropoliten sowie die Erz⸗ bischöfe und Bischöfe im Falle eines gemeinen Verbrechens von den kompetenten Reichsgerichten in Konstantinopel abgeurtheilt werden sollen, während die übrigen Geistlichen, Kleriker und Mönche, sobald das ihnen zur Last gelegte Ver⸗ brechen erwiesen ist und sie des geistlichen Gewandes entkleidet worden sind, den ordentlichen Gerichten zu überantworten wären.

7. Februar. (Presse.) Die Pforte hat an die ser⸗ bische Regierung eine Note wegen Erledigung der Agrar— beschwerden der in Serbien lebenden und von dort emigrirten Mahyomedaner gerichtet.

Bulgarien. Rustschuk, 7. Februar. (Presse.) Laut Nachrichten aus Sofia sind zwischen Jonin und der bul— garischen Regierung neue Differenzen ausgebrochen. Jonin hielt sich in Folge dessen demonstrativ vom letzten Hof— ball fern.

Rußland und Polen. St. Peter sburg, 9. Februar. (W. T. B.) Wegen des Ablebens der Prinzessin Georg von Sachsen ist eine zehntägige Hoftrauer angesagt worden.

Der frühere Intendant des Intendantur— Detachements Rustschuk, Oberst Lieutenant Priorow, und der Transportunternehmer Auerbach sind vom Militär⸗ Bezirksgericht der Ausfertigung resp. Beglaubigung wissentlich falscher Dokumente über Verproviantirungstransporte für überführt geachtet und zur Deportation nach Sibirien behufs der Ansiedelung daselbst verurtheilt worden. Der dritte Angeklagte, Kapitän Konkoff, der früher als Magazinaufseher

fungirte, wurde freigesprochen.

Amerika. New⸗York, 8. Februar. (W. T. B.) Offi⸗ zielle Berichte von heute früh melden fortdauerndes Steigen des Ohio. Man befürchtet weitere Verheerungen. In Wheeling sind gegen 10 000 Personen obdachlos. In Pitts burg und Alleghany City fällt das Wasser. An verschiedenen Orten sind auch Personen durch die Ueber— schwemmung ums Leben gekommen.

Afrika. Egyypten. Kairo, 8. Februar. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Nubar Pascha, der englische Generalkonsul Baring und der englische General Wood hatten heute Vormittag eine längere Konferenz, in welcher über die Mittel zur Vertheidigung Suakims berathen wurde. Wie verlautet, wird der größere Theil der Baker Pascha verbliebenen Truppen von Suakim zurückberufen werden. weil unter denselben Unzufriedenheit herrscht und 3 Pascha in Folge dessen das Standrecht verkünden lassen mußte.

8. Februar. (W. T. B.) Nach der nunmehr von der Regierung gefaßten Entschließung sollen bereits morgen drei in der egyptischen Armee dienende englische Offiziere nach Suakim abgehen, um aus der Elite der Negertrup⸗ pen ein etwa 500 his 690 Mann zählendes Bataillon zu bil— den. Diesem Bataillon soll in Gemeinschast mit den engli— schen Marinesoldaten die Vertheidigung von Sua— kim anvertraut werden. Baker Pascha und die übrigen in Suakim befindlichen egyptischen Truppen sollen hierher zurück⸗ berufen werden.

Seitungsstimmen.

Der Artikel:

Durch das J rn, vom 15. Juni v. J., betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, ist für gewisse Kategorien der Letzteren zwar der Versicherungszwang, nicht aber der Kassenzwang, also nicht die Verpflichtung, einer bestimmten Art von Versicherungskassen beisutreten, statuirt worden. Auf fortschritt—⸗ licher Seite werden nun alle Mittel der Agitation aufge⸗ boten, um die Versicherungepflichtigen für die „freien gewerk— vereinlichen Hülfskassen zu gewinnen, die, Dank ihrer Organksatien, der Manneswürde', dem „Selbstbewußtsein' der Arbeslter allein Rechnung zu tragen vermöchten, ohne die Garantien der vollen Sicherheit des Betriebes im mindesten vermisfen zu laͤssen. Wie es jedoch mit dieser Betriebssicherheit in Wahrheit bestellt ist, dürfte weit besser noch als durch die bisherigen Geschäftsergebnisse der in Rede stehenden deutschen Kassen die verhältnißmäßig jung und deshalb vielleicht noch mit den unvermeidlichen Kinder— krankheiten behaftet sind durch die mit den weit älteren, viel ge⸗ 1ühmten englischen Hülfskassen gemachten Erfahrungen dargethan werden. Von dem Nimbus, mit welchem die Lobredner unserer deutschen Gewerkvereinsorganisation diese freien englischen Kassen geflissent⸗ lich zu umgeben suchten, hatten die auf sorgfältigen Studien beruhenden Angaben einer unlängst veröffentlichten Arbeit des Dr. Hoßbach über das englische Arbeiterversicherungswefen bereits einen guten Theil hinweggenommen, volle Klarheit über die mehr als prekäre Lage der weit überwiegenden Mehrheit der

„Schlesischen Zeitung“ entnehmen wir folgenden

des gewiß auf das Genaueste orientirten Chiefregistrar. Benutzung derselben wird uns von unterrichteter Seite Folgendes mitgetheilt:

Nach den amtlichen Ausweisen war im Jahr 1880 die Mehr⸗ zahl aller friendly soeieties vollständig zablungsunfähig, nur ein Sechstel der registrirten Gesellschaften war im Stande, die eingegan⸗ genen Verpflichtungen auf die Dauer zu erfüllen. Dieses Sechstel setzte sich noch dazu ju einem großen Theile aus Zweig⸗ vereinen eines und desselben Arbeiterordens, der gut geleiteten und weit verbreiteten Manchester Unity of Old Fellows, zusammen. Ohne dieses Kontingent würden die einge⸗ schriebenen Hülfekassen ein noch wiel trostloseres Bild dar⸗ bieten. Denn trostlos ist es in der That, daß bei der Gesammtheit der registrirten Gesellschaften mit einem verfügbaren Fonds von 8,4 Millionen Pfd. Sterl. das Defizit 4.3 Millionen, also mehr als 50 ½ , beträgt. Um das finanzielle Gleichgewicht berzustellen, müßten nach einer durchschnittlichen Berechnung des Chiefregistrar entweder die Leistungen der Kassen um 1506 ermäßigt, oder die Beiträge der Mitglieder um 19 erhöht werden. Bei dieser Aufstellung waren gute und schlechte G sellschaften unterschiedslos zusammengeworfen. Sondert man, was ohne Zweifel richtiger ist, die zablungsfäbigen Kassen aus, so bleibt für die zahlungs⸗ unfähigen, d. h. fünf Sechstel aller registrirten Kassen ein Defizit von 118 669. Es müßten also, um Einnahmen und Ausgaben ins Gleich⸗ gewicht zu setzen, bei allen diesen Kassen entweder die Leistungen um 27 9e , reduzirt oder aber die Arbeiterbeiträge um 32 ½ gesteigert werden Daß der Chiefregistrar dabei nicht zu schwarz gemalt hat, geht aus anderen Mittheilungen, die sich auf einen engeren Kreis von Kassen beziehen, klar hervor. Der Aktuar Mr. Ansell, der von vielen Verwaltungen mit der Aufstellung der Bilanzen betraut worden war, fand z. B. unter 200 Arbeiterkassen nur 31 mit 60901 Mitgliedern im Zu⸗ stande voller Zablungsfähigkeit. Die Verbindlichkeiten dieser Kassen be⸗ trugen 152 825 , der gegenwärtige Werth des verfügbaren Fonds und der zu erwartenden Beiträge belief sich auf 167 943 , sodaß hier ein Ueber⸗ schuß von 15118 KR sich herausstellte. Diesen lebensfähigen 31 Kassen mit 6091 Mitgliedern standen aber allein im Bereich seiner Thätigkeit 169 zahlungsunfähige Kassen mit 24 694 Mitgliedern gegenüber. Diese Kassen besaßen einen Fonds von 215 556 ; den gegenwärtigen Werth der Beiträge schätzte Mr. Ansell auf 364 015 K, die Verbindlichkeiten aber auf 8465 621 E, sodaß hier ein Defizit von 267000 E, von nahezu 11 4 pro Mitglied, sich ergab. Daß die Offentlichkeit der Rech⸗ nungsaufstellung durchaus nicht hinreicht, um die Kassen, deren Leiter über die Nothlage ja nicht im Zweifel sein können, zu einer gründlichen Reform zu nöthigen, gestehen der Chiefregistrar und Mr. Ansell offen ein. Letzterer bemerkt, daß von den 169 schlechten Gesell— schaften, mit denen er zu thun hatte, nur 17 bemüht ge— wesen seien, aus der finanziellen Zerrüttung herauszukommen, Die übrigen 152 ließen die Dinge ruhig weiter abwärts gehen. Der Chiefregistrar bedauert“' aber in dem mit der früheren Veröffent— lichung gleichzeitig erschienenen ersten Heft der Uebersicht von 1882, „berichten zu müssen, daß nur eine verhältnißmäßig kleine Zahl von Gesellschaften Maßregeln ergriffen habe, um das bedenk— liche Defizit, welches die letzten Uebersichten gezeigt hätten, zu be— seitigen, und zwar selbst dann, wenn durch eine zwelte Schätzung von anderer Seite und durch die Ergebnisse einer weiteren fünfjährigen Verwaltung pericde die früheren ungünstigen Resultate beflätigt wurden.“

Diese Angaben, welche auf die Verhältnisse der so viel ge— rühmten englischen Arkeiterhülfskassen ein eigenthümliches Licht werfen und wohl geeignet sind, auch den deutschen Arbeiter bei der Wahl der Versicherungsstelle zur Vorsicht zu mahnen, beziehen sich, wohlgemerkt, lediglich auf die ungeachtet aller ihrer Mängel noch immer relativ zuverlässigen „eingeschriebenen Kassen mit ffent— licher Rechnungslegung. Auch diese bieten eben nur zum kleinsten Theil dem Arbeiter eine sichere Gewähr, daß er nach langjähriger, regelmäßiger Zahlung seiner Beiträge nicht doch genöthigt ist, für den Fall der Arbeitéunfähigkeit hinter den Pforten des Armenhauses ein Asyl zu suchen.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 6. In—⸗ halt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Mittelwerth des österreichischen Gulden Gold hei Berechnung der Wechselstempelsteuer ze; Veränderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll- und Steuerstellen. Kon sulatwesen: Exequatur-⸗Ertheilung. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Ju st iz ⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 6. Inhalt: Bekannt⸗ machung des Justiz⸗Ministers vom 4. Februar 1884, betreffend die Bezirke der Betriebsämter der Staats-Eisenbahnverwaltung.

Gewerbe und Handel.

In diesem Jahre findet der Stettiner Pferdemarkt, der sich während der Zeit seines Bestehens zu einem bedeutend großen entwickelt hat, am 17, 18., 19. Mai d. J. statt. Der Ziehungstag der damit verbundenen großen XII. Stettiner Pferde“ und Equipagen⸗Verloosung ist auf den 19. Mai d. J. festgesetzt worden. Die zu emittirenden 66 000 Loose sind JFwie früher von den Banquiers Hrn. Rob. Th. Schröder in Stettin und Hrn. Carl Heintze in Berlin, Unter den Linden 8, feste Rechnung übernommen worden, wodurch eine Reduktion des Gewinnplanes von vornherein ausgeschlossen ißt. Entsprechend der Bedeutung des Pferdemarktes hat auch die Lotterie an Umfang stetig zugenommen. Es gelangen außer 627 kleineren Gewinnen die bisher noch von keiner der drei Pferdelotterien in Deutschland erreichte Anzahl Hauptgewinne von 16 eleganten Equipagen und 160 hochedlen Pferden zur Verloosung. Der Preis jedes Loofes, welche in 8 Tagen bereits zur Ausgabe gelangen, ist wie früher 3 M

Der Verwaltungstath der Cölnischen Hagelversiche⸗ rungs- Gesellschaft hat die Dividende pro 1883 auf 106/69 180 000 6 festgesetzt; außer sonstigen Abschreibungen wurde dem Rkeserve Kapital die Summe von rot. 300 00 S' überwiefen, die Gesammtreserven werden sich demnach auf 847 060 „S, d. i. 47 oo des eingezahlten Grundkapitals beziffern. Der Jahresgewinn der Lübecker Privatbank pro 1853 gestattet die Vertheilung einer Dividende von 74 o60 oder 44 0 pro Aktie. Der Girokontenverkehr umfaßte 37 Millionen Mark neuer Einzahlungen und ebensoviele Rüchablungen. Der Gesammtumsatz betrug über 2623 Millionen gegen fast 254 Millionen in 1882; er war der größte in den letzten zehn Jahren. Leipzig, 9. Februar, (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt hat die Dividende auf 100 sestgesetzt. Antwerpen, 8. Februar. (W. T. B) Wollauktion. Schluß.) Angeboten 35275 B. australische. davon verkauft 988 B. Preise schließlich I niedriger gegen die Schlußpreise der Londoner Auktign. Vorrath 9727 B. Laplata und 1147 B. diverfe. New⸗JYork, 8. Februar. (W. T. B. Baum wollen Wochenbericht. Zuführen in allen Unionshäfen 110000 B. Ausfuhr nach Großbritannien 87 009 B., Ausfuhr nach dem Konti— nent 24 000 B., Vorrath 1 050 000 B.

Verkehrs⸗Anstalten.

Auf den Linien der Großen Berliner Pferde-Eisen—⸗ bahn und der Großen Internationalen Pferde⸗Eifen— bahn Aktien⸗Gesellschaft sind im Monat Januar 1884 535371 788 Personen befördert und dafür 661 163,73 Is oder durch⸗ schnittlich pro Tag 21 327,86isis von beiden Gesellschaften einge⸗ nommen. Die Einnahme im Januar 1883 belief fich auf 571 364,46 6 oder durchschnittlich pro Tag 18431, 11 .

New⸗Jork, 8. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer England“ von der National ⸗Dampfschiffs⸗ Compagnie

englischen Arbeiterkassen bringen jetzt die soeben erschienenen Berichte

Unter

Berlin, 9. Februar 1884

Dem am 3. d. M. in Berlin verstorbenen Ober⸗Landes⸗ baudirektor a. D., Wirklichen Geheimen Rath Dr. Gotthilf Hagen widmet auch das „Centralblatt der Bauverwaltung an hervorragender amtlicher Stelle einen warm empfundenen Nachruf, in welchem es heißt:; Volle 57 Jahre hindurch hat der Verstorbene, ein treuer Diener seines Königs und Herrn im Nessort der Preußischen Staats⸗Bauverwaltung seine Kräfte dem Vaterlande gewidmet, gleich hervorragend durch rastlose schöpferische Thätigkeit, unermüdliche Pflichttreue und durch glänzende Leistungen, welche ihn den bedeutendsten Ge lehrten und Fachmännern, die Preußen je hervorgebracht würdig an die Seite st ellen, ihm die höchsten Auszeichnungen verschafft und einen Namen gesichert haben, der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus in hohem Ansehen steht. Auch nach seinem mit dem Jahre 1876 erfolgten Austritt aus dem Staatsdienste setzte er seine wissenschaftlichen Arbeiten und Forschungen in seltener geistiger Frische fort und blieb ver— möge dieser unausgesetzten Thätigkeit in steter Beziehung zu dem Ressort der Bauverwaltung, welches mit seinem Hingang den Verlust einer Autorität beklagt, an der die Staatsregie— rung in allen wichtigen bauwissenschaftlichen Fragen eine überaus werthvolle Stütze hatte.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander hat dem Gärtner J. F. R. Bock, Berlin, Friedrichstraße 151, das Prädikat Hoflieferant verliehen.

Die Jury der Ausstellung des Deutschen Vereinz für Vogelzucht und Akklimatisation hat folgende Preise zuerkannt: Es erhielten einen ersten Preis Frl. Chr Hagenbeck, fur die von derselben ausgestellte Kollektion Kakadus, zweite Preise: dieselbe Dame für die unter Nr. 55ß ausgestellten Schamas, für die Rorbschnabel— Kissar und für Langflügel-Papageien; Hr. Fockelmann⸗Hamburg einen ersten Preis für den Sandwichs -Himatione und einen zweiten Preis für den braunschwänzigen Graupapagei (Nr. 1230), Hr. Schultze Altenburg einen ersten Preis für den Veilchenvapagei (Rr. 65), Hr. Geupel⸗ Leipzig einen zweiten Preis für den Mantelkardinal Nr. 16510), Frau Donndorf einen gleichen Preis für den unter Nr. 2 ausgestellten Zwergarara, Hr. Welsch denselben Preis für ein paar Sylatis und ein paar Scharlachschwänze, Frau Werner einen zweiten Preis für die auf 1000 „6 geschätzte Surinam— amazone (Nr. 1513). Unter den Aussitellern einheimischer Vögel wurden zugesprochen: ein erster Preis dem Hrn. Ostrowsky für den Zwergfliegenschnäpper (Nr. 733), zwei zweite Preise demselben Herrn für ein Paar Rauchschwalben (Nr 815) und für die von ihm unter Nr. 893 / 14 ausgestellte Kollektion Weichfresser; Hrn. D. Jänicke zweite Preise, für ein Schwalbenpaar (Nr. 7471748). für eine Kollektion Grasmücken und für die Zwergohreule (Nr. S820); Hrn. Schule einen zweiten Preis für eine kleine Rohrdommel (Nr. 82), Hrn. Majewsky für die sub Nr. 740 145 ausgestellte Kollektion denselben Preis, mit dem außerdem auch der Vogelhändler Reiß für zwei weiße Staare, Hr. Wagner für eine Kollektion Weichfresser (Nr. 797 8607) Hr. Vollgold für die Zwergohreule (Nr. 816) und Hr. Märcker fir zwei Lachmöven (Nr. 823 und 824) ausgezeichnet wurden, während Hrn. Brune für die lappländischen Spornammer (Nr. 494) ein erster Preis zugesprochen wurde.

Die Anmeldungen von Tauben, Hühnern ꝛc. zu der XII. großen Ausstellung der „Cyprian, Verein der Geflügel freunde in Berlin, welche vom 22. bis 26. Februar d. J. in Ten Parterre · Räumen des neuerbauten grand Hötel, am Alexanderplatz hierselbst, stattfinden wird, sind nunmehr geschlossen. Angemeldet wurden 615 Paar Tauben, und zwar a. von Bereinsmitglietern 359 Paar und b. von Nichtmitgliedern 2535 Paar, ferner 317 Stamm Hübner, und zwar a. 144 und von b. 173 Stamm, dann folgen 7 Stamm Gäaͤnse, 35 Stamm Enten und 4 Stamm Truthühner. Hervorragende Züchter aus allen Theilen Deutschlands und Oesterreichs sowie auch aus Frankreich und England haben angemeldet, so daß die Eypria“ dieß⸗= mal eine internationale Ausstellung von Geflügel aller Art den Be— schauern darbieten wird.

ö Astrachan, 8. Februar. (W. T. B.) Wie vom Kaspischen Meere her gemeldet wird, löste sich am 4. d. M. Abends vom Ufer eine ungeheure Eisscholle ab, auf welcher sich zahlreiche Fischer befanden. Die Scholle trieb bei dem grade herrschenden Sturme ins . hinaus, und man ist über das Schicksal der Fischer noch ohne Kunde.

Im Deutschen Theater geht Shakespeare's ‚Viel Lärmen um Nichts“, dessen Aufführung wegen des Urlaubs des Hrn. Barnay verschoben war, nunmehr mit Letzterem als Benedict und Fr. Nie— mann als Beatrice am Mittwoch, den 13., in Scene. Außerdem bringt das Wochenrepertoire Wiederholungen von Don Carlos“, ‚Vichter von Zalamea“ und „Probepfeil̃'. Eine Wiederholung der „Journalisten., bei deren zweiter Aufführung das Haus wieder bis auf wenige Plätze ausverkauft war, konnte für diefe Woche trotz mehrfacher Wünsche aus dem Publikum wegen der letzten Proben zu Viel Lärmen um Nichts“ nicht mehr angesetzt werden. Bie nächste Vorstellung der Journalisten‘ findet deshalb voraussichtlich erst am Montag, den 18. Februar, statt. Im Neuen Friedrich Wilhelmstädtischen Theater stehen demnächst mehrere Benefize beliebter Bühnenmitglieder bevor. Die Reihe beginnt Frl. Elise Schmidt am Mittwoch, und „Die Afrikareise⸗ von Suppe zu deren großem Erfolge die Künstlerin mit ibrer drolligen, allabendlich mit stürmischer Heiterkeit aufgenommenen Darstellung der , Buccametta“ wesentlich beigetragen hat. wird den zahlreichen Verehrern derselben die erwünschte Gelegenheit geben, ihre Anerkennung von Neuem zum Ausdruck zu bringen.

Die Direktion des Belke-Allignee-Theaters wird vor der Hand in ihrem Repertoire keinen Wechsel eintreten lassen, da Vetter Brausewetter“ immer noch allabendlich ein volles Haus und allgemeinen Beifall erzielt.

GCentral-Theater. Die heitere Gesangsposse Mein Herzent⸗ fritz feiert am Montag, mit neuen Couplets versehen, bereits das Jubiläum der 50. Aufführung. Der Beifall, welchen das lustige Stück allabendlich erregt sowie der sich noch immer fteigernde Befuch gewährleisten der Direktion noch eine lange Reihe von Wieder⸗ holungen. ö

Für die Concerte der Fr. Amalie Joachim, die in der nächsten Woche, am 16. Februar, im Krollschen Theater ihren Anfang nehmen, giebt sich, wie voraguszusehen war, ein reges Interesse kund. Bekanntlich ist die berühmte Sängerin bisher nur in der Sing ⸗Akademie aufgetreten; obwohl der Krollsche Saal doppelte Größenverhältnisse hat, ist der Andrang zu den Sitzplaͤtzen ein ganz außerordentlicher. .

Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Kesseyh. Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage).

Berlin:

Druckt W. Elsner.

(G. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

35.

Er ste Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 9. Februar

1884.

Deutsches Reich. nebersicht

der in den deutschen Münzstätten bis Ende Januar 1884 stattgehabten Ausprägungen von Reichs⸗Gold⸗ und ⸗Silbermünzen.

* Goldmünzen 1) Im Monat Januar

1884 geprägt wor Doppel Kronen

sind den in:

Kronen en

Halbe . 8

Privatrech⸗ * nung Markstücke

M6 At. M6

Silber münzen Zwei- Ein- 7

n stñ Pfennig⸗ Pfennig⸗ Markstücke Markstücke stucke stuckẽ 10. 60. 1 3

Fünf⸗ Jünfzig⸗ Zwanzig⸗

Berlin. 9 392 280

9 39228 227 10

9392 280

Summe 1 380 639 640 455 745 300

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5 544 034 90

4 . ö a. 71 653 095 71 486 552 35 717 922 80

3) Gesammt⸗ Ausprägung 390 0s 1 920 455 745 300 I Hiervon wieder einge—

5 5553 427 18071653 095

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) Bleiben....

1872742 805 16

) Vergl. den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 9. Januar 1884 Nr. 7.

Berlin, den 8. Februar 1884.

Hauprbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.

389 466 860 455 312 990 27 962 955

i üb e . JR 441812 5759,10 46

Per son alver änderungen. Königlich Prenßische Armer.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 31. Januar. Plaue, Hauptm. und Vorstand des Festungsgefängnisses in Neisse, als zweiter Offiz. zum Festungegefängniß in Posen, v. Loef en, Pr. Lt. vom Festungs— gefängniß in Neisse, zum Festungsgefängniß in Cöln, versetzt. Habel, Hauptm. aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 28. in seinem Kommando zur Dienstleist. vom Festungsgefängniß in Cöln, zum Festungsgefängniß in Neisse übergetreten, bei welchem er die Funktionen des Vor— standes übernimmt. Staabs, See. Lieut. vom Infant. Regt. Rr. 62, in das Inf. Regt. Nr. 59, v. Wentz el, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 7 in das Gren. Regt. Nr. 10, Wepler, Sec. Lt vom Jäger⸗Bat. Nr. 11, in das Gren. Regt. Nr. 5, von der Lühe, Ser. Lt. vom Jäger⸗Bat. Nr. 7, in das Inf. Regt. . v. Pfuel, Sec. Lt. vom Jäger ⸗Bat. Nr., in das Jäger Bat. Nr. 3. verfetzt. 2. Februar. v. Holbach, Hauptm. u. Comp. Chef vom Füs. Regt. Nr. 38, in das Jäger⸗Bat. Nr. 4 versetzt. v. Voß, Pr. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 38, zum Hauptmann und Comp. Chef, v. Ern st, Sec. Lt. von dems. Rgt., zum Pr. Lt., befördert. SFurén, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 61, dem Regt. aggreg. und zur Dienstleist. bei dem Nebenetat des Großen Generalstabes komman⸗ dirt. v. Arnim, Pr. Lt. vom Jäger⸗Bat. Nr. 5, in das Inf. Regt. Nr. 61, v. Bornstedt, Sec. Lt. vom Jäger⸗Bat. Nr. 3, unter Beförder. zum Pr. Lt., in das Jäger Bat. Nr. 5, G o sa ck, Sec. Lt. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 4. in das Train -⸗Bat. Rr. 65, Bieneck, Sec. Lt. vom Feld ⸗Art. Regt. Nr. 5, in das Train⸗Bat. Nr. 3, Witt, Ser. Lt. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 10, in das Train-⸗Bat. Nr. 4, Hoffmann, Sec. Lt. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 18, in das Train Bat. Nr. 2, Maentell, Sec. Lt. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 27, in das Train⸗Bat. Nr. 8, versetzt.

XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 27. Januar. v. Schlegell, charakteris. Hauptmann im Inf. Regt. Nr. 133, zum etatsmäßigen Hauptmann und Comp. Chef mit einem Patent vom Tage der Charakterisirung, ö , Fi. m Negt, Rr. 19 Busch, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 133, zu Pr. Lts. ernannt. Stein, Pr. Lt. im Gren. Regt Nr. 100, ein Patent seiner Charge, v. Do ma rns, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 107, der Chgrakter als Pr. Lt. verliehen. v. Meerheimb, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 103, vom 1. Februar er, an, unter Stellung à la suite des Regts., auf ein Jahr beurlaubt. Frhr. Speck v. Sternburg, Rittm. u. Escadr. Chef im Hus. Regt. Nr. 19, vom 8. Februar e. an, unter Stellung à la suite des Regts,, auf ein Jahr beurlaubt. v. Mas sow, Sec. Lt. der Res. des Train ⸗Bats. Nr. 12, zum Sec. Lt, im gen. Bat. ernannt.

Im Beurlaubtenst ande. 27. Januar. Sarfert, Sec. Lt. der Res. des Inf. Regts. Nr. 104, zum Pr. Lt. der Res, Dr. Wagner, Pr. Lt. der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 104, zum Hauptm. der Landw. Inf., Mühleisen, Sec. Lt. der Landw. Inf. des 1. Bats., Horack, Wimmer, Sec. Lts. der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 104, zu Pr. Lts. der Landw. Inf. ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 27. Ja⸗ nuar. Frhr. v. Zedlitz und Neukirch II.. Pr. Lt. àA la snite des Gren. Regts. Nr. 101, zu den Offizn. der Res. des Regts. über geführt. Wolf, Hauptm. und Battr. Chef im Feld⸗Art. Regt. Nr. 28, diesem wegen überkommener Dienstuntüchtigkeit, mit der gesetzl. Pens. und der Erlaubniß zum Forttragen der Regts. Unif. mit den vorgeschriebenen Abzeichen, unter gleichzeit. Verleih. der Aus⸗ sicht auf Anstellung im Civildienst, der erbetene Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. A. Januar. Fuchs, Hecht, Pr. Lis. der Res. des Inf. Regts Nr. 10, letzterem mit der Er— laubniß zum Tragen der Landw. Armee ⸗Unifis. Dr. Weltz, Pr. Lt. der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 102, Scheele, Sec. Lt. der Landw. Inf., Bandau, Sec. Lt. der Landw. Fuß⸗ Art. des 1. Bats. Landw. Regis. Nr. 106, der erbetene Abschied bewilligt.

Im Sanitäts⸗Corps. 17. Januar. Dr. Lebelt, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. des 1. Batz. Landw. Regts. Nr. 106, zum Stabsarzt der Res. befördert. Dr. Axland, Assist. Arzt 1. Kl. des Karab. Regts., zum Inf. Regt. Nr. 104, Dr. Fröhlich, Assist. Arzt 1. Kl. letztgen. Regts., zum Karab. Regt. versetzt. Dr. Brode, Stabsarzt der Landw. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 107, der er⸗ betene Abschied e t, fchwweigischea Kontingent

erzo 1 raunschwe es Kontingent. .

3. 26 Thiele J., Pr. 9. im Inf. Regt. Nr. 92, zum

Hauptm. und Comp. Chef befördert.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 9. Februar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (45 Sitzung des Hauses der Abgeordneten wurde die zweite Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für 1884/85 mit der Diskussion des Etats des Ministeriums der geist⸗ lichen 2c. Angelegenheiten, dauernde Ausgaben 26 122 Tit. 37 (Akademie der Künste in Berlin) fort— gesetzt.

burger Baustelle möchten ja die Sympathien getheilt sein; die Schwierigkeiten lägen darin, daß anderweite passende Bau⸗ plätze kaum ausfindig zu machen seien. Das Haus könne sich unmöglich für den einen oder den anderen Bauplatz engagiren; auch die Künstlerschaft selbst sei keineswegs einig, innerhalb derselben bestehe vielmehr darüber ein sehr heftiger Streit, den er lebhaft bedaure; nach seinen Informationen seien auch die Verhandlungen innerhalb des Senats der Akademie noch nicht abgeschlossen. Ein bestimmtes, entschiede— nes Votum der Künstlerschaft müsse dem Hause vor allen Dingen erst vorliegen, ehe es bestimmte Beschlüsse fassen könne. Der Regierungskommissar, Ministerial-Direktor Greiff erwiderte, der Unterrichts ⸗Minister bedauere aufs Lebhafteste, daß derselbe diesem Theil der Verhandlungen beizuwohnen amtlich verhindert sei. Es sei allerdings schon im vorigen Jahre die Absicht gewesen, einen Theil der Baumschule auf der Grenze zwischen Berlin und Charlottenburg im Umfang von 27 500 4m als Bauplatz für die Akademie zu bestimmen, weil trotz aller Bemühungen weder ein besseres fiskalisches, noch Privatterrain zu ermitteln gewesen sei, und weil außerdem in der Nähe dort wissenschaftliche Institute von höchster Be⸗ deutung, die Technische Hochschule und eine Militärbildungs— anstalt errichtet worden seien. Der Lützowplatz sei für un— geeignet befunden, weil derselbe im Bebauungsplan als freier Platz in Aussicht genommen und festgehalten worden sei, und freie Plätze in der Nähe um so weniger vorhanden seien, als auch auf dem Magdeburger Platz bekanntlich eine Markthalle erbaut werden solle. Zunächst sei nun aber das Gutachten des Senats eingefordert worden; dasselbe liege dem Minister noch nicht vor, zuverlässig verlaute jedoch, daß Stimmen— einheit nicht vorhanden sei. Es sollten insormatorische Ver⸗ handlungen zwischen Kommissarien des Senats und der Unterrichtsverwaltung nunmehr eingeleitet werden.

Der Abg. Dr. Wagner (Osthavelland) bemerkte, er müsse die Ausführungen des Abg. Löwe in einigen Punkten berich— tigen. Von einem Gegensatz zwischen Berlin und Charlotten⸗ burg im Sinne der Ausführungen des Abg. Löwe könne doch kaum gesprochen werden. Charlottenburg bilde doch trotz seiner kommunalen Selbständigkeit politisch und sozial eine westliche Vorstadt von Berlin. Von der Apostelkirche ab ge— höre ja bekanntlich die südliche Seite der Kurfürstenstraße zu Charlottenburg, die nördliche zu Berlin, die beiden Kom— munen gingen hier also ganz in einander über. Von da aus dehne sich Charlottenburg um den Zoologischen Garten herum, und reiche westlich bis Westend. Aber nicht in West— end, sondern auf der Grenze nach Berlin solle ja das neue Gebäude sich erheben, höchstens fünf. Minuten von der Station Zoologischer Garten, welche, demnächst in einen Fernbahnhof verwandelt werden solle. Nicht nach Generationen, sondern in höchstens 10 Jahren werde jener Stadttheil vollständig mit Berlin verwachsen sein. Er wohne selbst als Miether dort; die Stadthahn vermittele den Verkehr in der befriedigendsten Weise, und die Künstlerwelt sei zum großen Theil in nächster Nähe ansässig. Außerdem sei der Platz Eigenthum des Fiskus und leicht zu haben. Der Abg. Löwe vertrete vielleicht den Standpunkt des mittleren und östlichen Berlin, welches einer Ausdehnung der Stadt nach Westen stets abhold sei. Aber trotz dieser Gegnerschaft halte er den in Aussicht genommenen Platz für den denkbar günstigsten in ganz Berlin. ö

Der Abg. Löwe (Berlin) erklärte, er habe vorhin ledig⸗ lich im Interesse der Lehrer und Schüler der Kunstakademie gesprochen, und insbesondere an die ärmeren Schüler gedacht, für welche die Verlegung der Kunstakademie nach Charlotten⸗ burg vom größten Nachtheil wäre. Er wiederhole sodann die bereits oft hier vergeblich geäußerte Bitte an den Minister, dem Hause doch endlich einen genauen Plan aller fiskalischen Grundstücke in Berlin vorzulegen, was Berathungen, wie die heutige, ungemein erleichtern würde. .

Der Titel wurde bewilligt, ebenso Titel 38 und 39.

Im Titel 40 sind für die Kunstakademie in Düsseldorf 74 130 6 gefordert. (

Der Abg. Kaufmann beklagte, daß die werthyollsten Kunstwerke in der Pinakothek in München einst von Dussel⸗ dorf dorthin gekommen seien. Düsseldorf hahe ehemals eine Galerie besessen, welche der Stolz und die Zierde des bergi⸗ schen Landes gewesen sei, und namentlich aus der niederlän⸗ dischen Schule die werthvollsten Stücke enthalten habe. Diese Galerie, welche allerdings ihre Entstehung der Munificenz des Kurfürsten Johann Wilhelm verdankt habe, sei später aus Landes⸗ mitteln erweitert und ausdrücklich als Eigenthum der Stadt Düsseldorf anerkannt worden. Im Jahre 1805 sei durch den damaligen Kurfürsten die Galerie wegen drohender Kriegs⸗ gefahr von Düsseldorf nach München geflüchtet. Dort sei sie

1866 ausdrücklich bedingt, daß ein besonderes Schiedel gericht darüber entscheiden solle, ob nicht die Galerie wieder an Düsseldorf zurückzugeben sei. Im Jahre 1870 aber sei in dem Bundesvertrag mit Bayern auf die Rückgabe der Galerie verzichtet. So habe Düsseldorf im Interesse der deutschen Einheit ein eminentes Opfer gebracht; und wenn dort auch der Staat als Entschädigung eine Kunsthalle eröffnet habe, so fehle es doch an den Kunstgegenständen dafür. Deshalb sei das Petitum der Düsseldorfer Künstlerschast, man möge aus den reichen Staatsmitteln, die jetzt für Kunstzwecke ver⸗ wendet werden, doch auch einen Theil nach Düsseldorf fließen lassen, wohl berechtigt. Dadurch würde auch die Düsseldorfer Akademie zu neuem Emporblühen gebracht werden. Er bitte den Minister, diesen Wunsch zu erfüllen; derselbe entspreche um so mehr der Billigkeit, als ja die Berliner Museen, Dank ihrer vortrefflichen Leitung, bereits im In⸗ und Auslande hochgeachtet daständen, Düsseldorf aber für seine verlorene Galerie noch keinen Ersatz erhalten habe. . Der Regierungskommissar, Generaldirektor der Königlichen Museen, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schöne ent⸗ gegnete, dem Vorredner könne er erwidern, daß die Königliche Staatsregierung seinen Wünschen, soweit sie dazu im Stande sei, mit der größten Bereitwilligkeit entgegen kommen werde. Aus den Beständen der Königlichen Museen sei für die Pro⸗ vinzen dasjenige, was entbehrlich scheine, bereit gestellt worden, und es werde der Düsseldorfer ebenso, wie anderen Provinzial⸗ Galerien Gelegenheit gegeben werden, das für ihre Zwecke Geeignete auszuwählen. Die Königliche Staatsregierung gebe sich der Hoffnung hin, daß dieses Vorgehen in der That den Wünschen entgegenkommen werde, welche hier ausgesprochen worden seien. ;

Der Abg. von Eynern erklärte, er möchte auch wünschen, daß zunächst bei diesen Zuwendungen aus den Königlichen Museen die Stadt Düsseldorf berücksichtigt werde. Außerdem möchte er der Königlichen Staatsregierung noch dringend ans Herz legen, was die Künstlerwelt lebhaft erstrebe, nämlich für eine Vermehrung der Gipssammlung, welche für die Düssel⸗ dorfer Schule bis jetzt unzureichend sei, Sorge tragen zu wollen. . Der Abg. Dr. Windthorst betonte, der Regierungskommissar habe sich in erfreulicher Weise geäußert, aber was derselbe gesprochen habe, sei leider nur wenig gewesen. Nachdem der Stadt Düsseldorf ihre schöne Galerie genommen worden sei, sollte man dort, wo mehr Kunstsinn als in Berlin herrsche, eine Gründung machen, die für das Genommene entschädige. Mit dem bloßen Ausschuß werde man nicht viel erreichen, und man sollte nicht immer nur an Berlin denken.

Der Abg. von Benda erklärte, die Mittheilungen der Regierung seien vielleicht nicht ganz vollständig gewesen. In der Budgetkommission sei ausdrücklich festgestellt worden, daß es sich um 6—–— 700 Bilder handle und zwar seien es ganz vorzügliche Sachen, von denen ein Theil auch Düsseldorf zu⸗ fallen solle. Er möchte außerdem schon hier hervorheben, daß Düsseldorf das hohe Haus bitte, die für Vermehrung der Ber⸗ liner Museen in den Etat eingestellten 200 Millionen Mark nicht abzulehnen.

Der Abg. von Eynern bemerkte, er habe den Regierungs⸗ kommissar so verstanden, daß die Sachen aus Berlin nicht nur zur Ansicht, sondern dauernd in die Provinz geschickt werden sollten. Er hoffe auch, daß besonders Düsseldorf dauernd eine gute Kunstsammiung aus den Ueberschüssen der hiesigen Museen erhalte. Die übrigen Städte der Rheinprovinz wür⸗ den gern zu Gunsten von Düsseldorf verzichten, damit die dortige Kunstschule gefördert werde.

Der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) erklärte, die anderen Städte der Rheinprovinz würden durchaus nicht verzichten! Er könne im Gegentheil versichern, daß von Cöln schon eine Deputation hier gewesen sei, um für Cöln aus den über⸗ schüssigen Beständen der Königlichen Museen Sachen auszu⸗ wählen, Düsseldorf würde auch nicht genügenden Platz für alle Schätze haben. Was die Regierung thue, sei gut und heilsam. ̃ ö Abg. von Eynern bemerkte, er habe nichts dagegen, wenn Cöln von den Brosamen auch etwas bekäme! Düssel⸗ dorf besitze aber eine bedeutende Kunstschule und habe ein geschichtliches Recht, von der Centralstelle aus unterstützt zu werden. Durch die Erfüllung der Wünsche Einzelner würde eine Zersplitterung eintreten, während solche Schätze nur, wenn sie konzentrirt seien, Gutes wirken könnten. . .

Der Titel wurde bewilligt, ebenso die noch übrigen Titel dieses Kapitels. . .

Bei Kap. 123 (Technisches Unterrichtswesen und König⸗ liche Porzellan⸗Manufaktur), speziell zu dem Titel 1 (technische Hochschule zu Berlin) bemerkte der Abg. Goldschmidt, er wolle darauf aufmerksam machen, wie sehr auf den technischen Hoch⸗ schulen der Unterricht in der Nahrungsmittel⸗Chemie vernach⸗ lässigt sei, und wie wenig die Nahrungsmittel⸗Chemiker sich den Anforderungen gewachsen zeigten, welche die Gegenwart an sie stelle. Er möchte den Unterrichts-Minister bitten, auf den technischen Hochschulen zu Berlin, Hannover und Aachen, und auf der Gewerbeschule zu Cassel für eine systematische Unterweisung in Theorie und. Praxis der Nahrungsmittel Chemie Sorge zu tragen. Bisher hätten sich die vorhan⸗

denen Lehrkräfte den berechtigten Wünschen der Studiren⸗ den gegenüber ablehnend verhalten. Wohl gäben die Hochschulen in Preußen Gelegenheit, reiche Kenntnisse in den deskriptiven Naturwissenschaften, in allen Zweigen der Physik und Chemie zu erwerben, und hätten die jungen Chemiker vollauf Gelegenheit, tüchtige Analytiker zu werden, aber die schwierige, eigenartige Analyse der Nahrungsmittel lernten sie nicht oder doch nur sehr unvollkommen, und noch weniger vermöchten sie Verständniß zu gewinnen für alle die Fragen der Landwirthschaft und Industrie, welche der Nah⸗ rungsmittel⸗Chemiker beherrschen müsse, wenn sein Ausspruch, sein Gutachten vor Gericht, das oft weittragende Folgen haben könne, von irgend welchem Werthe sein solle. Die jungen Leute, welche ihr Lebensweg auf die ÜUntersuchungen von Nahrungsmitteln führe, glaubten nun, wenn sie von den technischen Hochschulen kämen, entweder, sie hätten etwas ge⸗

Der Abg. von Benda erklärte, in der Budget ommission sei die Frage nur leise gestreift worden. Für die Charlotten—

troftz wiederholter Proteste der Stadt Düsseldorf geblieben; jedoch sei in dem Friedensvertrag Preußens mit Bayern

lernt, und machten ohne genügende Kenntniß und Erfahrung,