Mark aug allen Theilen der Welt zusammengeflossen sind. 2 283 000 evangelische Christen sind im Laufe dieses Jahrhundert den beid⸗ nischen Völkern abgerungen und 25 000 von ihaen sind thãtige Helfer des Missionswerks geworden. Die Verhandlungen der Konferenz selbst wurden vom Pastor Grundmann ⸗Mörz geleitet Den Bericht über die Thätigkeit der Provinz im Sienste der Heiden— mission erstattete Pastor Koller⸗Nowawes. In Berlin selbst hat seit etwa 30 Jahren das Missioneleben nicht fonderlich zugenommen. Für das letzte Jahr können die hierorts gejablten Mifsionsbeiträge Auf 38 000 1 berechnet, werden. Von den 7i Synoden der Piovinz kahen 48 Mittheilungen über die im leßten Jahre für die Heiden mission aufgebrachten Beiträge gemacht, die insgesammt sich auf 4.000 M belaufen haben. Im Vorjahre lagen von 69 Synoden Mittheilungen vor, denen zufolge in diesen Synoden damals 67 500 aufgebracht waren. Ohne jede Thätigkeit für die Heidenmission sind wohl noch einige Gemeinden, aber keine einzige der 71 Synoden, wenn auch in einzelnen, wohl vor Allem in denen, die Berichte nicht eingeschickk haben, nur eine geringe Wirksamkest entfaltet worden ist. Missionsstunden sind in 313 Gemeinden, Missions fefte an 133 Orten abgehalten worden. Nur drei von den 52 Synoden, die in dieser Beziehung Berichte eingeschickt, haben keine Missionsfeste veranstaltet, Missionspredigtreisen haben zwei stattge⸗ funden. — Es sprachen sodann Missionsin spektor und Profeffor Plath über den Unterschied zwischen protestantis her und katholischer Mis⸗ sionsthätigkeit und Pastor Dr. Grundemann⸗Mörs über die Be⸗ handlung der Mission in der Predigt. — Am heutigen Abend foll im Stadtmissionshause am Johannistisch eine große Missions.Volksver⸗ sammlung stattfinden.
Der Verein für Besserung entlassener Strafgefan— gener versammelte die Mitglieder seines Lokalausschusses gestern Abend im Präsidialsaale des Landgerichts in der Jüdenstraße. Der Vorsitzende Geh. Ober -Justiz⸗Rath Dr. Starke stheilte hier Jzu—⸗ nächst mit, daß die Absicht der Stadtmission, sich an der Arbeit des Asplvereins für entlassene Strafgefangene zu betheiligen, sich zer⸗
Freunden der Anftalt aufgebracht sind, 35 Entlassene unterstützt. Ueber die Wirksamkeit des Arbeitsnachweisebureaus erstattete hierauf Hr. Bischof Bericht. In der Zeit vom 15. Januar bis 11. Februar 1884 haben 256 Entlassene die Vermittlung des Bureaus nachgefucht, 76 von ihnen ist Arbeit nachgewiesen worden. Seit Bestehen des Bureaus, seit April v. J. sind von 1991 Entlassenen 1066 plazirt worden. 24 Personen haben sich der Wohlthat des Vereins unwerth gezeigt; ihre Namen werden dem Polizeipräsidium und der Staatzanwaltschaft zur Keuntnißnahme mitgetheilt werden. Zwei der Pfleglinge verzichteten auf die weitere Beihülfe des Ver— eins, vier entzogen sich der Pflegschaft Das Arbeitsnachweiseburegu hat außerdem über 50 gerichtliche Termine wahrzunehmen gehabt. Wie Hr. Bischof noch melden konnte, ist Aussicht vorhanden, daß einige der Pfleglinge in den städtischen Baumschulen Beschãftigung finden werden. — Neu in Pflege aufgenommen wurden 3 Jugend⸗ liche, für die Lehrstellen bei Schuhmacher und Tischler gefucht werden.
In einem Berathungszimmer des Herrenhauses begannen heute Vormittag die Verhandlungen der ersten ordentlichen Verfammlung der Mitglieder des Centralvorstandes deutscher Arbeiter“ kolonien. Den Vorsitz führte Graf von Zieten⸗ Schwerin (Wustrau bei Neu ⸗Ruppin). Nach Erledigung einer Anzahl geschäft⸗ licher Angelegenheiten referirte Pred. D. Wichern vom Rauhen Hause in Hamburg über die Frage: Woher ist das Auffichts, und Er— ziehung personal für die Koloniften in den Arbeiterkolonien zu nehmen? Sowohl der Refere'nt als auch alle anderen Redner waren darin einig, daß die in den Brüderhäusern vorgebildeten Aufseher und Er— zieher unter allen Umständen den Vorzug verdienen, daß es aber den einzelnen Kolonien schließlich überlassen werden müsse, sich die Er— zieher und Aufseher daher zu engagiren, woher sie fie am beften er— halten. — Nach Beendigung dieses Themas bemerkte Präsident D. Hermes: Die Behörde, der ich anzugehören die Ehre habe, hegt für das von Ihnen unternommene Werk die größten Sympathien. Ihre Arbeiten haben wohl in erster Linie einen sozialen
schlagen habe, und daß die Stellung der Mission zu dem Verein demnach eine unveränderte bleiben werde. Die Stadtmission erhält bekannt⸗ lich vom Verein eine Subvention, wofür sie dem Verein einen Helfer zur Verfügung stellt. Geh. Justiz⸗Rath Wirth berichtete so⸗ dann über die Thätigkeit der Verwaltung von Plötzensee im Interesse der im Laufe des Vorjahres von dort entlassenen Jugendlichen. Es sind demnach von der Anstalt selbst in Lehrstellen untergebracht 7,
Charakter, segensreich können diese Arbeiten aber nur fein, wenn die⸗ selben ausgeführt werden auf dem untersten Grunde christlicher Liebe und Barmherzigkeit. Die Arbeit muß um Jesu willen geschehen, nur auf dieser Grundlage kann und wird sie fich segensreich entwickeln. Die Kirche will ebenso wie die Brüderhäuser in dienender Weise für das Werk eintreten: Die Elenden führe in dein Haus.“ Sie sind jedoch nicht nur bestrebt, dieses Vermächtniß zu beherzigen, son⸗ dern Sie hoffen, den Mann demnächst wieder in sein eigenes
Gemeinden und die Pastoren müssen fuͤr das Werk gewonnen wer⸗ den. Der Evangelische Ober ⸗Kirchenrath wird bemüht sein, ein solchez Wirken zu unterstützen; dann wird mit Gottes Hülfe auch der Er⸗ folg nicht ausbleiben.
Heute, am Todestage Fr. Schleiermachers, der vor 30 Jahren starb, ist dessen Grab durch den Gemeindekirchenrath der Dreffaltigkeitskirche festlich geschmückt worden.
Wie wir erfahren, wird die Leitung des Grand-Hotel in Berlin der bisherige Direktor des Hotel du Nord in Cöln, Hr. Heinrich Welsch übernehmen.
Charkow, 1I. Februar. (W. T. B) Auf dem hiesigen so— genannten Moskauer Kaufhofe brach heute Feuer aus. Big jetzt sind 6 Manufakturwaarenlager niedergebrannt; auch die übrigen auf dem Kaufhof befindlichen Lager dürften nicht zu retten sein. Der Schaden ist sehr beträchtlich.
Im Residen z⸗Theater wird Fr. Franziska Ellmenreich ihr Gastspiel bereits am Mittwoch schließen und daher nur noch heute und morgen als „Fedora“ anftreten.
Der 3. Abend des II. Cyklus der Quartett ⸗Abende der Hrrn. Joachim, de Ahna, Wirth und Hausmann findet am Sonntag, den 17. d. Mts., 795 Uhr, im Saale der Sing ⸗ Akademie unter Mit⸗ wirkung des Kotekschen Quartetts statt. Zur Aufführung gelangen: 1) Haydn, Quartett in B-dur. 3) Beethoven, Quartett in F-moll. 3) Spohr, Doppelquartett in Ermolll. Billets zu 5, 3 und 150 1 sind in der Sing⸗Akademie zu haben.
Im Concerthause gestaltet sich das morgige Symphonie— Concert zu einer ernsten Erinnerungsfeier. Bie erste Wieder. kehr des 13. Februar, jenes Tages, an welchem der größte Tondichter unserer Zeit sein Auge schloß, soll durch einen Wagner ⸗Abend in würdigster Weise begangen werden. Hr. Hof⸗Musikdirektor Bilse hat dazu das Beste aus den Werken des dahingegangenen Meisters ausgewählt. Mit dem ergreifenden Trauermarsch beginnt daz Programm, mit Wotans Abschied und dem Feuerzauber schließt es. Fast alle Musikdramen des Meisters sind durch geeignete Rum⸗ mern vertreten: Tannhäuser“ durch die Ouverture und das später hinzukomponirte Venusberg Bacchanale, ‚Lohengrin“ durch das Vor—
dem Verein zur. Unterbringung in Lehrstellen und zur Pflegschaft überwiesen 39, während der Erziehungsanstalt am Urban einer an— Reisegeld, Subsistenz
vertraut wurde. Mit mitteln u. dergl. wurden aus Fonds, Anstalt zur Verfügung gestellt hatte, der Anstalt selbst 47 und aus
1
Kleidungsstücken, die 24,
Fonds, welche
Haus zu führen, ihm bereiten.
der Fonds von
Verein den
der aus
überhaupt.
Daß von mir erwähnte Bibelwort ist nicht ein Bermächt— niß der evangelischen Kirche im Befonderen, sondern der Christenheit Bereits hat dasselbe seine einzelne Konsistorien an die Kreissynoden mit dem Werke heran getreten sind, um die Opferfreudigkeit der Gemeinden wach zu rufen.
ein eigenes Heim
wieder zu
Wirkung geübt, indem dämmerung“).
spiel, Tristan“ durch Einleitung und Schluß (Isoldens Liebestod). Aus den „Nibelungen kommen noch zu Gehör: Das Waldweben und — zum ersten Male — der Gesang der Rheintöchter (. Götter⸗
Hr. Concertmeister Smit spielt Walters Preislied
(,- Meistersinger '). Aus ‚Parsifal“, dem Schwanengesange des Mei— Die sters, ist das Vorspiel in das Programm aufgenommen worden.
2
Rreußischen tanta - Anzeigers: Berlin 8W., Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
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1. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.
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5. Industrielle Etablissements, Fabriken und Grosshandel.
Terschiedene Bekanntmachungen.
läterarische Anzeigen.
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Inserate nehmen an: die Annoncen Expeditionen des „Invalidendank /! Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren
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— *
Subhastatiunen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen n. dergl.
7234 Oeffentliche Zustellung. ⸗ Der Wagner Daniel Lamprecht von Wössingen klagt gegen den Händler Karl Friedrich Reichenbacher von da, z. Zt. an unbekannten Orten, aus Darlehen vom 1. Dejember 1880 und Werkverding vom Jahre 1883, mit dem Antrage auf Verurtheilung des Be⸗ klagten zur Zahlung des Restbetrages von 200 M. nebst 5 oso Zins vom 1. Dezember 1882 und 14 . sowie 5 Md 30 3 Kosten des Mahnverfahrens vom Jahre 1883 und ladet den Beklagten zur münd—⸗ lichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Groß— herzogliche Amtsgericht zu Bretten auf Mittwoch, den 26. März 1884, Vormittags 10 Uhr. ⸗ Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Bretten, den 7. Februar 1884. Wo lpert, Gerichtsschreiber des Großherzoglichen Amtsgerichts. 7231 Oeffentliche Zustellung. Nr. . Der Säger Anton Kapp von Ober— winden, vertreten durch Rechtsanwalt Schilling in Freiburg, klagt gegen den Holzhändler und Fuhr— mann Karl Bek von Oberwinden, z. 3. an unbe— kannten Orten, aus Holzkauf, mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten zur Zahlung von 433 6 55 3 nebft 5o /g Zins vom Klagzustellungs⸗ tage an und ladet den Beklagten zur mündlichen Berhandlung des Rechtsstreites vor die 11J. Civil⸗ kammer des Großherzoglichen Landgerichts zu Frei⸗ burg auf Freitag, den 25. April 1884, Vormittags 85 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Freiburg, 6. Februar 1884. Werrlein, Gerichtsschreiber des Großherzoglichen Landgerichts.
7220]
Nr. 1152. Deffentliche Zustellung. Handele— mann David Weil von Eichstetien klagt gegen den! Landwirth Georg Jakob Danner, Michaels Sohn von Bahlingen, z. Zt. an unbekannten Orten ab— wesend, aus Viehkauf, laut Abrechnung vom 19. August 1883, mit dem Antrag auf Verurtheilung des Beklagten zur Zahlung von 294 M nebst fünf Prozent Zinsen seit 29. Juni 1883 und ladet den Bellagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts⸗ streites vor Großh. Amtsgericht Emmendingen zu dem von diesem auf Freitag, den 4. April 1884, Varmittags 9 Uhr, bestimmten Termin. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung der Klage wird dieser Auszug bekannt gemacht. Emmendingen, den 7. Februar 1884. Der Gerichtsschreiber Ir. Amtsgerichts. Jäger.
7237] Oeffentliche Zustellung.
Der Dr. Oskar Spiegel, prakt. Ärzt zu Geb⸗ weiler, vertreten durch Gerichtsvollziehergehülfen Ja— coberger in Gebweiler, klagt gegen I) den Juslus Salomon in Ermensbach, 2) die Franziska Salo⸗ mon, CFhefrau von Jakob Lembls in Rimbach (Kan—= ton Masmünster), 3) die Marie Salomon, ledig, früher in Gebweiler, jetzt in Mülhaufen, 4) den Faver Salomon, Eisenbahnangestellter, . Carl Sa—⸗ lomon, Bedienter, 65 Emil Salomon, Cisenbahn⸗
8s) Theophil Salomon, ohne bekanntes Gewerbe, die unter Nr. 4, 5, 6, T und 8 bezeichneten Per— sonen ohne bekannten Wohn ⸗ und Aufenthaltsort, sämmtlich Erben ihrer verlebten Eltern Franz Anton Salomon und Cecilie Behra — wegen 286 00 M. mit dem Antrage auf Verurtheilung der Beklagten zur Zahlung von 280 ½, geschuldet für ärztliche Behandlung des Vaters der Beklagten und für Be⸗ zahlung des Guthabens des prakt. Arztes Dr. Bän— ziger in Basel nebst Zinsen zu Holo vom Tage der Klagezustellung und ladet die Beklagten zur mänd— lichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Kaiser— liche Amtsgericht zu Neubreisach auf den 8. April 1884, Vormittags 9 Uhr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Reubreisach, den 4. Februar 1884.
Koch, Gerichtsschreiber des Kaiserlichen Amtsgerichts.
s7221] Oeffentliche Zustellung.
Die zum Armenrechte zugelassene Wilhelmine Henriette Thierfel der, geb. Dilßner, zu Leipzig, ver⸗ treten durch den Rechtsanwalt Dr. Schill dafelbst, klagt gegen ihren Ehemann, den Gelbgießer Fried⸗ rich Wilhelm Max Thierfelder aus Chemnitz, zu⸗ letzt in Leipzig, jetzt unbekannten Aufenthalts, wegen böslicher Verlassung, mit dem Antrage, die zwischen den Parteien bestehende Ehe zu scheiden, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die erste Civilkammer des König— lichen Landgerichts zu Leipzig auf
den 19. April 1884, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Ge— richte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, den 8. Februar 1884.
. Dölling,
Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.
7230 Oeffentliche Zustellung.
2563. Camille Wiedmann, Agent von Loerrach, und Rosing Müller von Klein Riggenbach, vertreten durch Emil Lang von hier, klagen gegen Johann Lang, Wirth von da, zur Zeit an unbekanntem Orte abwesend, mit dem Antrage auf Verurtheilung des Letzteren zur Zahlung von 119 0 64 3 für gelieferten Wein und vorläufige VollstreckbWarkeit und bezw. auf Verurtheilung zur Zahlung von 108 . für Dienstlohn und vorläufige Vollstreckbarkeits— erklärung des Urtheils, und laden den Beklagten vor das Gr. Amtsgericht Loerrach zu dem von diesem auf Donnerstag, den 27. März, Vormittags 8 Uhr, angeordneten Termine. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Klageguszug noebst Ter minsbestimmung hiermit öffentlich bekannt gemacht. Lörrach, den 7. Februar 1884.
Der Gerichtsschreiber Gr. Amtsgerichts: Appel.
7228 Oeffentliche Zustellung.
Der Vogt Johann Piechota zu Leka opatowska, — vertreten durch den Rechtsanwalt Beinert zu Kempen — klagt gegen
I) die unverehelichte Marianna Krol,
2) die unverehelichte Catharina Krol 3. den Einwohner Paul Krol,
4) den Einwohner Adalbert Krol,
1
Zalesie Nr. 3 Abtheilung III. Nr. 3 a. b. e. und d. für jeden der vier Beklagten ein— getragenen Erbtheilsforderung von 4 Thlr. 15 Sgr. oder 13 06 50 4 nebst 5. Prozent Zinsen löschungsfähige Quittung zu ertheilen, . darin zu willigen, daß der Antheil eines jeden der vier Beklagten an der auf dem Grundstücke Zalesie Nr. 3 Abtheilung III. Rr. 4 ein⸗ getragenen Kaution von 165 Thlr. für jeden mit 41 Thlr. 7 Sgr. oder 123 ½ 75 3 im Grundbuch gelöscht werde, indem er behauptet, daß beide Posten längst bezahlt sind, und das Urtheil für vorläufig vollstreckQar zu erklären, und ladet die Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das dönigliche Amtsgericht zu Schildberg auf den 31. März 1884, Vormittags 9 Uhr. Die Einlassungefrist ist auf eine Woche festgesetzt. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. . Heinke, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts.
3 ! lüeäz! Oeffentliche Zustellung
Der Casel Levy, Handelsmann zu Groͤßblitters⸗ dorf, klagt gegen den Johannes Groß, Ackerer, früher in Wittringen, dermalen ohne bekannten Wohn und Aufenthaltsort, abwesend, wegen baaren Darlehn und Lieferung von Weizen, sowie Kosten eines Arrestbefehls, mit dem Antrage auf Verurtheilung des 2c. Groß zur Zahlung von 114,71 „6 nebst 5o/ Zinsen und zwar von 101,60 S seit dem 9. November 1883 und von 1311 „ seit dem Klagetage, in die Kosten und vorläufige Vollstreckbarkeitserklärung des Urtheils, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhand— lung des Rechtsstreits vor das Kaiferliche Amts— gericht zu Saargemünd auf
Donnerstag, den 17. April 1884, Vormittags 9 Uhr. Zum Zwecke der 6ffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Saargemünd, den 4. Februar 1884. Der Amtsgerichteschreiber: Hamberger.
7232 j lern Oeffentliche Zustellung. Der Michel Levy, Pferdehaͤndler zu Saargemünd, klagt gegen Johannes Groß, Ackerer, früher in Wittringen, dermalen ohne bekannten Wohn und Aufenthaltsort, abwesend, im Urkundenprozeß wegen rückständigen Pferdekauspreises sowie Kosten eines Arrestbefehls, mit dem Antrage auf Verurtheilung des ꝛc. Groß I) zur Zahlung vsn 206 M 71 3 nebst 5 Proz. Zinsen und zwar von 200 „M seit dem 15. November 1882 und von 6,71 M seit dem Klagetage, 2) in die Kosten und vorläufige Vollstreckbarkeitserklärung des Urtheils, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhand- lung des Rechtsstreits vor das Kaiferliche Amts gericht zu Saargemünd auf Donnerstag, den 17. April 1884, Vormittags 9 Uhr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemächt. Saargemünd, den 4. Februar 1884. Der Amtsgerichtsschreiber:
angestellter, 7 Eduard Salomon, Zuckerbäcker,
sämmtlich unbekannten Aufenthalts, mit dem An⸗ trage, die Beklagten zu verurtheilen:
Hamberger.
a. dem Kläger über die auf dem Grundstücke
erg wohnend, Klägerin vertreten durch Rechtsanwalt Dr. ᷣ klagt gegen ihren genannten Ehemann Nicolas Kißler, fruher in Falkenberg, jetzt ohne be⸗ kannten Wohn- und Aufenthaltsort, mit dem An— trage auf Gütertrennung, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die Civilkammer des Kaiser⸗ lichen Landgerichts zu Saargemünd auf den 23. April 1884, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Ge⸗ richte zugelassenen Anwalt zu besteklen.
Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung und in Gemäßheit des 5. 4 des Gesetzes Som 8. Juli 1879 wird dieser Auszug der Klage bekannt gemächt.
Saargemünd, den 7. Februar 13884.
Der Ober⸗Sekretär: Erren.
7227 Seffentliche Zustellung.
Der Jakob Baruch, Kaufmann zu Cöln, Kläger, vertreten durch Rechtsanwalt Giersberg, klagt gegen den Ferdinand Hary, Schneider, früher zu Buchen— schachen, jetzt ohne bekannten Wohn, und Aufent— haltsort in Amerika, Beklagten, wegen Forderung, mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten zur Zahlung von 429 Æ 15 3 nebst Zinsen vom Tage der Klagebebändigung und zu den Kosten, so⸗ wie auf vorläufige Vollstreckbar⸗ Erklärung des Urtheils gegen Sicherheitsleistung und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts
streits vor die J. Civilkammer des Königlichen Landgerichts zu Saarbrücken auf den 28. April 1884, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Ge— richte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Saarbrücken, 7. Februar 1884.
; Ko ster, Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts. T7236 Oeffentliche Zustellung. (Auszug.) Die ledige Katharina Kunkel von Aschaffenburg und die Kurgtel über ihr am 14. Mai v. J. ge⸗ bornes Kind Johann Joses haben gegen den ledigen Krankenwärter Johann Holzinger von Obersfeld k, Amtsgerichts Arnstein, z. Z. ohne Fekannten Aufenthalt, Klage erhoben, in welcher beantragt wird, denselben zur Anerkennung der Vaterschaft ju dem genannten Kinde, zur Zahlung eines jährlichen Alimentationsbeitrages von 126 M bis zum zurück— gelegten 14. Lebensjahre des Kindes, dann eine Tauf⸗ und Kindbettkostenentschädigung von 27 S sowie zur Tragung der Kosten zu verurtheilen, und laden den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreites in die Sitzung des k. Amtsgerichts dahier auf Werneck, den 8. Februar 1884.
Gerichtsschreiberei des k. Amtsgerichts. Der k. Sekretär. Freund.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Cypedition Kessel.) Druck: W. Elsner. Sechs Beilagen
Berlin:
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
33 6 — *
.
.
200 000 M erfordert und deren Ausführung begonnen hat.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 12. Fehruar
1881.
Mn. 37.
Aichtamtlich es.
Preußen. Berlin, 12. Februar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (46 Sitzung des Hauses ber Abgeordneten wurde die zweite Berathung. des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für 1884/65 mit der Diskussion des Etats des Ministeriums der geist⸗ lichen 2c. Angelegenheiten (einmalige und außerordent— liche Ausgaben Kap. 15. Tit. 51) fortgesetzt. Nach dem Abg. Bachem ergriff der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Fr. von Goßler das Wort: ö ;
Meine Herren! Ich will mich nur gegen die Au ffassuag wenden, als ob irgendwie in der Kunstverwaltung das Bestreben hest che die Provinzen zu Gunsten van Berlin zu vernachläfsigen und Berlin eine Stellung zu geben, die über seine Berechtigung hinausgeht. Ich habe schon neulich bei der Diskussion Über die Konservirung der Aten. thümer in den Provinzen darauf hinzuweisen mir erlaubt, daß Mil. lionen ausgegeben worden sind, lediglich um die großen Reste einer vergangenen Bauperiode in den Provinzen wieder in würdigen Zu⸗ stand zurückzuführen. Von allen „ziesen Millionen bat. Berlin nicht einen Pfennig bekommen, das müssen Sie Alles den Propinien auf das Konto schreiben. Die Provinzen können doch in der Flat nur cine Ehre darin erblicken, daß dafür gesorgt, wird, die Reste einer großen m g aus der Vergangenheit für die Gegenwart und die aft zu sichern. . . 8. ich Ihnen nun eine flüchtige Uebersicht geben darf, wie der Staat die Mittel, welche für Kunstzwecke auge setzt ind ver- wendet, so werden Sie, wie ich überzeugt bin,. dem Hrn, Abg. Bachem nicht beistimmen; wir haben, wie der Hr. Abg. Reichensperger be= merkte, 300 000 M. jährlich ausgesetzt. Diese kommen aber nicht allein für die National-Galerie, sondern zugleich auch zur Pflege der monu⸗ mentalen Plastik, der Malerei und des Kupferstichs zur Verwendung. Von diesen 300 000 6, sind nach meiner Berechnung für einen dehn⸗ jährigen Zeitraum, also von einer Summe von Moo ob l, für die National Galerie nur wenig mehr als z verwandt worden, nämlich 1200 000 Æ Der Rest, mit 1400 000 66, ist lediglich zur Hebune der monumentalen Plastik und der Malerei verwandt worden, 200 000 M stehen in dieser Hinsicht noch im Soll, 150 000 A6 sind für den Kupferstich verwendet, und es befindet sich unter den dabei Bedachten meines Wissens bisher nur ein Berliner Künstler, Pro— fessor . 150 000 9. sind ausgegeben worden für Entwürfe,
eisen, Konkurrenzen u. s. w. ö Reiz. er ng, ist, meine Herren, sich klar zu machen, wie die 1400 000 M verwendet worden sind für Monumental plastik und für Malerei. Schon neulich habe ich Ihnen gewissermaßen impwovisirt ein ungefähres Bild gezeichnet über diese Verwendungen von Inster— burg bis Saarbrücken und Düsseldorf. Ich kann das heute mit grö— ßerer Vollständigkeit erneuern. Es wird Sie interessiren, wenn ich Ihnen mittheile, daß von diesen 1 409 000 46 Berlin nur 160 009 46 erhalten hat; davon weitaus den größten Theil für sogenannte Sta— tuen, Porträts und Büsten, die sich in der Säulenhalle unseres Museums befinden, wo wir gewissermaßen eine Ruhmeshalle für Künstler und Gelehrte etablirt haben. Dagegen wird, wie ich an— nehmen möchte, von keiner Seite ein Einwand erhoben werden, da dies dem ganzen Staate und der ganzen Kunstwelt zu gute kommt. Von allen Provinzen hat weitaus das Meiste die Rheinprovinz, 237 000 46, erhalten, also reichlich j /R von der ganzen Summe; Lie Provinz Hannover allein 197 000 M und so allmählich . nach Pommern, welches leider nur etwas über 10900 . erhalten hat. Wenn ich etwas mehr auf die Rheinprovinz eingehen sollte, so wer⸗ den Sie sich überzeugen, daß eine ganz hervorragende Summe auch für Düsseldorf, welches ja allezeit die Sympathie der Staate regie⸗ rung gefunden und verdient hat, verwandt worden ist. Da ist ein Denkmal für Cornelius errichtet worden. In der Lambertuslirche ist die Statue des heiligen Sebastian gestiftet worden, für die Kunst= halle sind verschiedene Gemälde rorbereitet; es. sind ferner Wande gemälde Gebhards und seiner Schule theils in der Aus- sührung begriffen, theils vollendet. Was aber das Wichtigste ist, die Ausmalung der Aula der Akademie, welche . Vile Ausmalung der Aula der Akademie ist eins der größten. mal erischen Werke, die, so lange wir überhaupt für Preußen eine Kunstperwal⸗ kung haben, ausgeführt wurden. Da ich die Verantwortung dafür aus vollster Ueberzeugung trage, habe ich mir klar machen müssen, weshalb ich diese kolossale Summe auf dieses. eine Gebäude verwende, Der Grund lag für mich darin, daß ich nicht allein einem unserer heror⸗ ragendsten und in voller Thatkraft befindlichen Künstler diese große Arbeit gern übertragen, sodann vor allen Dingen auch der Düsseldorfer Akademie dadurch Gelegenheit geben wollte, dasselbe zur Heranbildung der Schüler zu benutzen. Alle unsere Versuche, mit Hülfe der Ateliers die Schüler zu fördern, sind vergeblich, wenn nicht auch ein- mal die Möglichkeit gewährt wird, in großem Styl zu zeichnen und zu malen und Aufgaben gestellt werden, die mit dem Maße der künstlerischen Fähigkeit in richtigem Verhältniß stehten. . .
Ich will diese Ideen nicht weiter ausführen; mit diesen Millio⸗ nen werden wir nach verschiedenen Richtungen erhebliche Fortschritte machen kännen. ̃ (
Ich fahre in meiner Aufzählung fort: Wir haben in Elberfeld den bekannten Schwurgerichtssaal mit dem Baurschen Gemälde ge⸗ schmückt, in Mörs die Aula des Lehrerseminars, in Trier ist in der bekannten Basilika eine Gruppe von Statuen ausgeführt worden. in Saarbrücken sind für die Gemälde im Rathhaussaal von A. von Werner 60 000 Thlr. aufgewendet worden. So geht das weiter. In der Provinz Hannover ist die Ausschmückung des berühmten Kaiserhauses in Goslar aus diesem Fonds bestritten wor— den. Ich will mit diesen Anführungen nur andeuten, daß alles, was Großes aus diesem Fonds geleistet ist, zumeist den Provinzen, zu Gute gekommen ist. Sie haben sich überzeugt, welchen Eindruck die Inster⸗ burger Gemälde gemacht haben; in Königsberg wird in gleicher Weise vorgegangen; in Posen, in Bromberg ist verschiedenes geleistet wor⸗ den. Ich kann demnach bestimmt erklären, daß mir nichte ferner liegt, als auf diesem Gebiete irgendwie zu Gunsten von Berlin zu centralisiren. — .
39 möchte nur noch, wie neulich schon in der Budget kommission, darauf hinweisen, daß, was die Versorgung unserer lebenden Kunst betrifft, Berlin eher in der Lage wäre, sich über zu starke Decentra⸗ lisation zu beklagen. Ich wie meine Vorgänger haben uns. ewas die Entwicklung der Kunstbildung betrifft, immer gewisse Be⸗ schränkungen auferlegt, und ich bin allen Anstrengungen, die mir gegenüber gemacht worden sind, die Zahl der Kunstbildungsstätten zu erhöhen, immer entgegengetreten und zwar mit dem Bewußtsein, mich deshalb Mißverstandnigsen auszu⸗ setzen. Ich halte aber daran fest, daß jetzt, so lange nicht. Berlin mit einer würdigen Kunstbildungsstätte versehen ist, ich die Finger davon zu lassen habe, mit neuen Schöpfungen vorzugehen. Es ist Ihnen bekannt, daß Düsseldorf sich in vorzüglicher Verfassung befindet; Königsberg ist nabezu fertig und Cassel erfreut sich einer leidlichen Existenz. Bis zu einem gewissen Maße bin ich auch in Breslau, so—⸗ weit dies auf rechtlichen Versprechungen des Staates beruht, engagirt, aber ich darf dort nicht eher vorgehen, als bis ich Berlin in Ord⸗ nung gebracht habe. Wenn Sie diese Verhältnisse erwägen und sich klar machen, was für Dusseldorf geleistet ist, wenn Sie, dem gegen⸗
über, was der Hr. Abg. Bachem in Bezug auf die französischen Ver— hältnisse hemerkte, sich klar machen, was in Frankreich außerhalb Paris existirt, so, meine ich, müssen Sie mit uns zugeben, daß es nicht leicht einen Staat giebt, der so centralisirt auf dem Gebiete der Kunstverwaltung, wie Preußen. Auf diesem Gebiete werde ich nicht müde werden; ich weiß, was Berlin gebührt, aber ich weiß auch sehr wohl, was dazu gehört, einem großen Volk die Möglichkeit zu geben, sich mit den großen Ideen der Scönheit zu befruchten. Der Abg. von Uechtritz-Steinkirch erklärte, obwohl er den Bedenken des Abg. Reichensperger eine gewisse. Berechti⸗ gung nicht absprechen könne, werde er für die Position stim— men. Er sehe die Aufgabe Preußens darin, die Neichs⸗ Hauptstadt auch in der Pflege der Kultur an bie Spitze zu stellen; es handele sich eben nicht um Berlin, sondern um das Reich. Vor der Herstellung der Einheit habe dieses dem kulturellen und künstlerischen Auf⸗ schwunge der Nachbarstaaten nicht folgen können; auch der ruhm— reichen Periode der nationalen Erhebung und der großen Siege sei nicht die Erhebung zum Idealen, sondern der krasse Materialismus und das Gründerthum gefolgt. Als nach dem Krach die Leistungsfähigkeit des Staates für die Heilung der materiellen Schäden, und für die Befriedigung der berechtigten Bedürfnisse der arbeitenden Klassen in Anspruch genommen sei, habe man wohl befürchten können, daß die idealen For⸗ derungen der Zeit nicht erfüllt werden würden; das müsse aber geschehen, wenn Deutschland ein Kulturstaat sein solle. Deshalb begrüße er die Position mit großer Freude. Die größte Fürsorge müsse dem kunsthistorischen. Ge⸗ biete gewidmet sein, denn dieses sei bildliche Geschichts⸗ schreibung. Was ein Volk gethan habe, lehre die Geschichte, wie es gedacht und empfunden, lehre die Kunst. Die historischen Gemälde öffneten den Blick in die Geschichte des Vaterlandes, die landschaftlichen erweiterten die geographische Kenntniß. Die große Aufgabe der Kunst aber sei, das deutsche Volk asthetisc zu erziehen; die Kunstwerke wirkten zunächst auf das Kunst⸗ gewerbe und durch dieses belehrend und erhebend auf das ganze Volk. Die Gelegenheit zu bedeutenden Erwerbungen biete sich nur noch jetzt; man müsse also die Summen bereit halten, um im geeigneten Momente zuzugreisen, ehe ein Vanderbilt oder sonst ein amerikanischer Millio— när das Prävenire spiele. Hoffentlich werde die kunstverständige Leitung der wpreußischen Museen nur Vöeisterwerke ersten Nanges beschaffen, und dieselben der Na— tionalgalerie einverleiben, diejenigen zweiten Ranges den Pro⸗ vinzialmuseen überlassen. Der Werth der Nationalgalerie könne gar nicht hoch genug veranschlagt werden; ihr Besuch beweise, wie gerade die Kunst der jetzigen Zeit, die moderne Kunst, erzieyend und belehrend auf das Volk wirke. Wenn man die moderne Kunst nicht blos in öffentlichen Nuscen, sondern auch durch monumentale Gebäude in allen Theilen
der Monarchie pflege, thue man nichts weiter, als was alle
Kulturstaaten früher auch gethan hätten! . . Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, er sei ein großer Freund und Verehrer der Kunst, und möchte sie auch auf jede Weise gefördert wissen. Es sei ihm aber dies trotzdem nicht möglich unter den jetzigen Verhältnissen, er könne ür eine so enorme Summe nicht stimmen. Die gegenwärtige Lage sei so vielfach drückend, so schwer und schmerzlich für die wei⸗ testen Schichten des Volkes, daß er glaube, man müsse alle Mittel, die man flüssig machen könne, nehmen, um diese Schäden zu beseitigen. So lange er die emeritirten Lehrer darben sehe, so lange er die Gemeinden unter dem Druck der Kommunallasten untergehen sehe, so lange er erleben müsse, daß täglich neue Probleme zu neuen Steuern geschaffen würden, so lange dürfe er Luxusausgaben in diesem Maße nicht bewilligen. ber augenblicklich befinde man sich hier in einer Lage, die unter allen Umständen nicht dazu angtehan sei, von den Steuerzahlern die Mittel zu nehmen, die dazu nöthig seien. Er sage, er dürfte sich vor seinen armen Wählern nicht sehen lassen, wenn er sagen wollte: Er habe zwei Millionen zum Ankauf von Gemälden bewilligt, die der größte Theil seiner Wählerschaft wahrscheinlich nie sehen werde. Es sei ihm ganz sonderbar, wenn er sehe, mit welcher Hast und Eile man mit freigebiger Hand solche Summen hingebe. Wenn die Regie⸗ rung nun wiederkomme und verlange neue Steuern, so werde er sagen, er bewillige nichts, so lange diese Steuern in dieser Weise verwendet würden. Es möge ja ohne Zweifel eine solche verneinende Haltung unbequem sein, auch für Diesen oder Jenen seiner Freund, vielleicht, aber diese Herren und Herrschaften seien nicht in der Lage, die Noth und das Elend zu sehen, und so lange man es nicht gesehen habe, lönne man leicht geneigt sein, derartige Ausgaben zu machen. Nun sage man, es sei das nothwendig, besonders für das Kunstgewerbe, es handele sich ja doch aber um den Ankauf von Gemälden, die man gar nicht kenne. Der Vorredner spreche von Ge- mälden ersten Ranges. Er wisse gar nicht, wo die seien? Er sei nicht gewohnt, die Katze im Sack zu kaufen. Das Publikum gehe in den Museen wohl spazieren und sehe viel weniger die Gemälde, als sich selbst an. Solche Argumente sollten nur die Handwerker und Gewerbetreibenden beruhigen, sie gewissermaßen bestechen. Für Maler und die Malerschulen seien die Gemälde allerdings wichtig, aber eine so enorme Unterstützung der Berliner Maler beabsichtige er nicht. Er finde es ganz begreiflich, daß, sowie die Forderung hekannt geworden sei, sofort die Düsseldorfer gekommen seien, und sic ihren Antheil an den Erwerbungen ausgebeten hatten. Er habe nun nicht die Autorität, wie der Minister ganz apodik— tisch zu sagen: dort und das. Er thue es nicht, aber auch der Minister sollte dem Hause nicht so apodiktisch entgegen⸗ treten, sonst brauchte man hier gar nicht zu berathen, sondern könnte einfach nach Hause gehen. Wenn man hier mitspreche, so bedürfe das der Ueberlegung und könne nicht durch solche apodiktischen Erklärungen abgeschnitten werden. Es musse ein Weg gefunden werden, wenn man in Preußen einmal die Mittel zu so umfangreichen Käufen besitze, die Vertheilung der gewonnenen Gemälde der Willkür der Verwaltung möglichst zu entziehen. Prinzipiell wäre er dafür, denjenigen Städten Zuschüsse zu leisten, welche aus eigenen Mitteln nachweißlich erhebliche Summen für Kunstzwecke aufgewendet hätten. Wenn
Berlin zwei Drittel der ganzen Summe, ja wenn es eine Million hergäbe, dann würde er im Nothfalle die andere Million zuschießen; thäte es nicht die Stadt, so könnten es ja die vielen reichen Familien Berlins thun. Aber allein für Berlin zwei Millionen zu bewilligen, das könne er nicht verantworten. Den von ihm angedeuteten Weg sollte sich die Regierung um so sorgfältiger überlegen, als nach dem Vorschlage des Abg. von Uechtritz die Bilder ersten Ranges nach Berlin, die zweiten Ranges nach den Provinzen kommen sollten. Im Gegentheil müßten nach seiner Ansicht gerade die Provinzen vom Besten etwas abbekommen. Was sei seit 18666 für Berlin geschehen! Eine Menge Staatsbauten seien mit erstaunlicher Pracht und künstlerischer Ausstattung auf Staats- resp. Reichskosten errichtet; das Land habe nichts da— von erhalten. Für die Provinzen solle schon sehr viel geschehen sein, aher außer dem Kaiserhause zu Goslar, welches für das ganze Reich seine Bedeutung habe, sei z. B. für Hannover und seine Gemäldesammlung nur bitterwenig aufgewendet worden, ebenso wenig für Wiesbaden und Cassel. Durch die neuen Er⸗ werbungen werde Berlin in einer Weise bevorzugt, wie selten vorher. Jetzt auf einmal solle auf Kosten Deutschlands und des Landes nachgeholt werden, was man Jahrhunderte lang versäumt habe. Gegen ein allmähliches Nachholen werde nichts einzuwenden sein. Aber nicht auf einmal wolle er einen großen Wasserkopf schaffen. Dieser Gedanke werde im ganzen Lande gehegt. Er bedauere, daß er die Pflicht habe, auch diesen Stimmungen Ausdruck zu geben. Aber der Abgeordnete habe den Beruf, es klar herauszusagen, auch wenn es un— angenehm berühre. Er bitte, keine Luxusausgaben zu machen, so lange das Volk hungere. . .
Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, die Mehrheit seiner politischen Freunde werde für die Position stimmen, weil man Erwerbungen gegenüberstehe, zu denen die Gelegen⸗ heit vielleicht nie wiederkehren werde. Eine bestimmte Be⸗ zeichnung der zu erwerbenden Gemälde, möchte denn doch den Kauf sehr erschweren resp. unmöglich machen. Im Uebrigen habe ja die Regierung Schritte gethan, um auch die Provinzen mit guten Kunstwerken zu versehen. Ueber den Ausdruck „Gemälde zweiten Ranges“ dürfe kein Mißverständniß anj⸗ kommen. Auch diese seien noch immer epochemachend, typisch für die Schulen und für die Meister, auch sie seien Werke von europäischem Ruf. .
Der Abg. von Eynern bemerkte, er habe nicht erwartet, daß zwei Rheinländer sich heute so entschieden gegen die Be⸗ willigung aussprechen würden; er habe geglaubt, die Rhein⸗ länder würden wenigstens in dieser Frage einig zusammen⸗ stehen. Der Abg. Bachem habe vorhin mit Pathos betent, er lebe in einer Bevölkerung, wo die Kunstpflege seit Jahrhun⸗ derten zu Hause sei; er (Redner) lebe innerhalb derselben Be⸗ völkerung und behaupte; Die Pflege der Kunst habe in der Rheinprovinz allerdings früher einen guten Fortgang genom⸗ men, aber zur Zeit, wo die Bundesgenossen des Centrums dort das Negiment gehabt hätten, sei nichts so herunter⸗ gekommen, als die Kunst; der, neue Aufschwung sei erst mit dem Segen des preußischen Regiments wieder aufgetreten. Der Zustand des Cölner Domes bis zur preußi⸗ schen Besitzergreifung werde diese Behauptung bestätigen. Die Katholiken hätten nichts zur Wiederbelebung der modernen Kunst beigetragen. Sie hätten sich immer auf mittelalterliche Vorzüge nach dem Vorbilde Reichenspergers zurückgezogen und die Entwicklung der modernen Kunst nach Möglichkeit gehemmt. Der Abg. Windthorst habe eine sozialdemokratische Agitation ins Haus geworfen, wie sie aus seinem Munde gar nicht zu erwarten gewesen sei. Wo hungere denn das Volk? Der Abg. Windthorst halte freilich die Kunst für überflüssig; er (Redner) habe noch niemals den Standpunkt des Epiciers er wolle den deutschen Ausdruck nicht gebrauchen, der fremde sei ja auch verständlicher — von dem Abg. Windthorst mehr als heute vertheidigen hören. Wenn derselbe einmal erzählt habe, daß er mit 120 Bauernmädchen zusammen erzogen worden sei, so scheine ihm da eine Einwirkung dieser Erziehung klar auf der Hand zu liegen. Der Abg. Windthorst sage/ er könne nicht vor seine Wähler hintreten, wenn er die 2 Millionen bewilligt hätte. Jedenfalls würden ihn die 120 Bauernmädchen als weiß⸗ gekleidete Ehrenjungfrauen empfangen, wenn er dagegen spreche. Man sage doch auch nicht vorher, was für Gemälde man kaufen wolle, es muͤsse auch hier in gewissem Sinne kauf⸗ männisch verfahren werden, und der Abg. Windthorst selbst sei doch bisher als guter Handelsmann bekannt. Er gehe auch nicht leichten Herzens an die Bewilligung, ein großer Theil der Summen werde spekulativen Kunsthändlern in die Hände fallen, denn gegen die Spekulationen auf diesem Gebiete sei die Berliner Börse das reine Kind. Im Kun ⸗ handel fänden mindestens ebensolche Betrügereien und An⸗ schmierungen statt, wie beim Pferdehandel. Man müsse indeß die Hand auf das noch disponible Bildungs material legen, und dann werde Alles auf eine richtige Vertheilung und Benutzung des Gewonnenen für die moderne Kunst ankommen. Die Provinzial-Kunstschulen müßten gefördert, vor Allem aber auch die kräftige Unterstützung des Staates den preußischen Künstlern durch große Aufträge gewährt werden, . ĩ
Der Abg. Dr. Hänel erklärte, eine solche Position könne man nicht sachgemäß genug behandeln und sollte die Gehãssig⸗ keit, hier von Berolinismus zu sprechen, vermeiden. Es. handele sich doch um keine neuen Institutionen, sondern um alte, die mit der Residenz des Königthums in Berlin un⸗ mittelbar verknüpft seien, jetzt einer höheren Entwickelungs⸗ stufe zugeführt werden sollten und durchaus eine allgemeine, nicht eine beschränkte, lokale oder kommunale Bedeutung hätten. Nach den Abgg. Windthorst und Bachem müßte Berlin von Gottes- und Rechtswegen 2/3 des Zuschusses zur Kronfideikommisrente und 2/z zur Universität Berlin leisten. An diese Position geknüpft, hätten solche Behauptungen offenbar nur eine künstlich⸗agitatsrische Bedeutung. Ernsthaster vielleicht sei die Betrachtung, daß es sich hier um eine Luxus⸗ ausgabe handle, der man mit Recht die armen Weber oder die gedrückten Kommunen entgegenstellen könnte. Dieser Einwand, vom Centrum vorgebracht, komme ihm enn eigen⸗ thümlich, ja etwas unhistorisch vor. Habe der Abg. Windtz