1884 / 38 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Breite 80 em. Bis En de März die erfle, bis 15. Mai die zweite Hälfte lieferbar; 4) für den 26/14. Februar d. J. Lieferung von 2. 220 000 Stück versch. Metallknöpfe, b. 115 000 Stück versch. Beinknöpfe, c. 1550 Mützenschirme sammt Riemen. . Die Kaution beträgt 26 Prozent. Die Waaren sind kestenfrei in der unteren Festung Belgrad abzuliefern. Der Zoll beträgt 8 Prozent vom Werth nebst Lokalzuschlägen. Die näheren Bedingungen sind an Ort und Stelle einzusehen. Musterproben liegen in unserer Expedition zur Einsicht aus.

In einem Strafverfahren gegen einen 13jährigen Knaben, welcher, von der Strafkammer wegen eines Vergehens verurtheilt, das Rechtsmittel der Revision selbständig eingelegt hatte, hat das Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Urtheil vom 3. Dezember v. J, ausgesprochen, daß Minder jährige, resp. Unmündige, welche strafrechtlich verfolgbar sind, berechtigt sind, sel bstän dig Rechtsmittel einzulegen.

Ist in der Hauptverhandlung einer Strafsache dem Angeklagten, entgegen der gesetzlichen Vorschrist: „dem An⸗ geklagten gebührt das letzte Wort“, das letzte Wort nicht er⸗ theilt worden, so liegt nach einem Urtheil des Reichgt⸗ gerichts, J. Strafsenats, vom 1. Dezember v. J, darin allein nicht unbedingt ein Revisionsgrund.

Nach der im Rei in der Ersten Beilage verö im Monat Dezember v. schließlich der bayerischen) de förderten Verspätungen wurden auf 44 größeren Bahnen beziehungs⸗ weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 30 625,28 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 13216 Courier⸗ und Schnellzüge, 104 4565 Züge und 192 094 Güterzü 1995 Courier⸗, Schnell⸗ 26 832 Güter⸗ 705 854 722

eine Submission auf

s⸗-Eisenbahnamt auñgestellten, ntlichten Nachweisung über die auf deutschen Bahnen (aus⸗

ge und deren

Personenzüge, 59 S86 gemischte e; an außerfahrplanmäßigen Zügen: ersonen⸗ und gemischte Züge und Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen Achs kilometer skilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Es verspäteten von den

Personen⸗ und

203 402 515 Ach Personenbeförd 177562 fahrplanmäßigen Courier⸗-, Schnell⸗ ügen im Ganzen 3160 oder 1,78 pCt., selben Monat des Vorjahres, und 6, 85 pét. pätungen wurden jedoch 1354 verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, Bahnen nur 1806 Verspätungen fallen (sgegen 0, 57 pCt. im Vormonatg. des Vorjahres verspäteten auf den Vergleich zu ziehenden Bahnen von ßigen Zügen mit Personen⸗ mithin 9,10 pCt. mehr. In 0 Anschlüsse versäumt (gegen en Monat des Vorjahres und 570 im Vor—⸗ enbahnen nach den nden Zugverspätun—⸗

gemischten 2, 22 pCt. in dem im Vormonat). Von diesen Verf durch das Abwarten

so daß den aufgesü = 102 pCt.) zur Last In demselben Monat eigenen Strecken der in 165 083 beförderten fahrplanmä beförderung 1856, oder 1, i2 pCt. Folge der Verspätungen wurden 129

S891 in demselb monat). Wird eine Gruppirung der Eis auf je eine Anschlußversäumniß entsalle so kommen in erster Reihe: die Weimar⸗ schluß⸗Versäumnisse auf 2Verspätun⸗ riner Eisenbahn (6 Anschluß— en) mit O, 83, die Dortmund⸗ Anschluß⸗Versäumniß auf Eutin⸗Lübecker Eisenbahn Verspätungen) mit 1,00, taatseisenbahnen auf 68 Verspätungen) mit 10,50, die schluß⸗Versäumnisse auf 48 Ver⸗ Verra Eisenbahn (1 Anschluß— die letzten

i ;

gen vorgenommen, Geraer Eisenbahn n) mit G. 50, die Star ersäumnisse auf Gronau⸗Enscheder Eisenbahn ( Verspätung) (O. Anschluß⸗Versäumnisse auf 9 während die Württembergischen S schluß⸗Versäumnisse Altona⸗Kieler Eisenb spätungen) mit 12,96, die Versäumniß auf 31 Verspät Stellen einnehmen und auf 1 ohne Anschluß⸗Versäumnisse Verspätungen noch An

Der Königliche Ge Graf von Wesdehlen,

willigten kurzen Urlaube n hat die Geschäfte der dorti

5 Verspätun

ahn (4 An

ungen) mit 31,00 1 Eisenbahnen 33 Verspätungen ind auf einer Eisenbahn weder schluß⸗Versäumnisse vorgekommen sind.

sandte am württembergischen Hofe, ist von dem ihm Allerhöchst be— ach Stuttgart zurückgekehrt und gen Gesandtschaft wieder über—

; . . .

Bayern. München, 12. Februar. Kammer der Abgeordn mit 132 gegen 5 St Vervollständigur

(W. T. B.) eten nahm heute ohne Debatte immen den Gesetzentwurf, betreffend die ig der Staatsbahn-E der Berathung über den Antrag der Sozialgesetzge bung macht bezüglichen Paragraphen des Antrages daß durch dieselben das frühere Veto Verehelichung nahezu wiederhergestellt allzuweit zu gehen, da lichungsfreiheit gegen— Staaten in einer Ausnahme— Die weitere Debatte wurde schließlich auf

inrichtungen, . Keßler betreffs Revision e der Minister des Innern gegen die das Bedenken geltend, der Gemeinden bei der werden würde. sich Bayern in über den übri stellung befinde. morgen vertagt.

Minister warnte, Hinsicht auf die Verehe gen deutschen

Oesterreich⸗ Ungarn. Trotzdem der Au verfügungen seine Berat dürfte die Verhandlung im stattfinden, da die Vertheil unmöglich ist.

die Minorität d

11. Februar. sschuß für die Ausn hungen gestern abgeschlossen hat, Plenum kaum vor Donnerstag ung des Berichts vor dieser Die Majorität beantragt die Geneh agegen die Ablehnung der getroffen

sich über ihre Haltung rungen bereits geeinigt. wurde einhellig beschlossen, Ausschusses zu stimmen. nden Versammlung wird, ß zur Klubfrage gemacht

Die Vereinigte Linke hat gegenüber den Aus nahmeverord! In der heutigen Klubversammlung für die Anträge der Minorität des In einer zweiten morgen stattfinde der „Presse“ zufolge, dieser Beschlu

12. Februar. heute dem Abgeordn behufs Vermehrung de einen Gesetzentwurf, betreffend die Ein kraftsetzung der Konsulargerichtsb

Niederlande. Gesandte

(W. T. B.) Die Regierung legte hause einen Nachtragskredit che in Wien, sowie schränkung oder Au ßer⸗ arkeit in Tunis, vor.

Februar. (W. T. B.) Der hiesigen Hofe, Geheimrath n Nacht gestorben.

Irland. London, 12. Februar. ha us hat in seiner heutigen Sitzung sbury gegen das Kabinet beantragte

r Sicherheits wa

Haag, 13. Rußlands am von Stolipine ist in der letzte

Großbritannien und (W. T. B.) Das Ober

das von Lord Sali

Tadelsvotum mit 181 gegen 81 Stimmen angenommen. Bei der Berathung desselben erklärte der Staatssekretär des Auswärtigen, Granville: der Sudan sei weder für England noch für Indien von Interesse und biete auch für Egypten kein dauerndes Interesse. Die Garni sonen von. Sinkat und To kar repräsentirten nur etwa den fünfzigsten Theil aller im Sudan befindlichen egyptischen Truppen. Die Regierung habe darauf bedacht sein müssen, die Absichten des Generals Gordon nicht zu durch⸗ kreuzen; sie schätze sich glücklich, konstatiren zu können, daß nach den jüngst eingegangenen Nachrichten Gordon gegen die Entsendung von Truppen zu Operationen in der Umgegend von Suakim nichts einzuwenden habe. In Folge dessen habe die Regierung Befehl ertheilt, Tokar beizustehen, wenn es sich halten könne. Die Regierung habe nicht die Absicht, Egypten zu annektiren, sondern nur so lange dort zu bleiben, wie nothwendig sei, um eine stabile Regierung zu fichern. Es sei unmöglich, Egypten von der Downing Street aus zu regieren. Alles, was die Regierung thun könne, sei, Männer ersten Ranges zu ernennen, um England in Egypten zu vertreten und ferner Männer zu empfehlen, die geeignet feien, die Eivil⸗ und Militärstellungen in Egypten auszufüllen. „Die Um⸗ stände haben uns gezwungen, weiter zu gehen, wir müssen aber unsere Verbindung mit Egypten auf die Erreichung des von der Regierung bezeichneten Ziels beschränken.“

Im Unterhause wurde das von Northeote bean— tragte Tadelsvotum gleichfalls berathen. Der Premier Gladstone gab ähnliche Erklärungen wie Lord Granville im Oberhause ab und bemerkte weiter: General Gordon's Plan sei, die Garnisonen friedlich aus dem Sudan zu ziehen und in dem Sudan die früheren Zustände wiederherzustellen. Nach Suakim seien 4600 Mann Verstärkungen beordert. Schließlich wurde die Debatte vertagt. Labouchere theilte mit, daß Bradlaugh sein Mandat als Deputirter niedergelegt habe, und beantragte die Neuwahl für Northampton anzuordnen. Churchill beantragte, die De⸗ batte hierüber zu vertagen; dies wurde indessen nach kurzer aber lebhafter Diskussion mit 203 gegen 145 Stimmen ab— gelehnt und der Antrag auf Vornahme einer Neuwahl an⸗ zenommen. een, ,. Sa n, eren,

Die Regierung hat beschlossen, ein Detachement der gegenwärtig in Egypten stehenden englischen Truppen zur Unterstützung von Tokar abzusenden. Die Truppen werden von dem General Graham befehligt werden. Zahlreiche Offiziere beabsichtigen, wie es heißt, heute Abend via Neapel nach Egypten abzureisen. In den Arsenalen und in den Departements des Krieges und der Marine herrscht lebhafte Thätigkeit.

Der Lordmayor empfing heute eine Deputation von Repräsentanten der patriotischen Vereini— gung, welche ihn ersuchte, die Abhaltung einer öffentlichen Versammlung in der Guildhall am 15. d. M. zu ge⸗ statten, in welcher die Ereignisse im Sudan besprochen werden sollen. Die Deputation bezeichnete es als den Wunsch der patriotischen Vereinigung, daß die Regierung die Pflichten Englands in Egypten offen und klar anerkennen und die Un— entschlossenheit der bishersnen Pelitik aufgeben möge; auch wurde die Niederwersung des Maßdi für nothwendig erklärt. Der Lordmayor hat der Bitte der Deputation wegen Ueber⸗ lassung von Guildhall entsprochen. * .

Der „Standard“ meldet in einer Extra⸗Ausgabe aus Suakim, von heute: Sinkat sei in die Hände der Auf⸗ ständischen gefallen. Die Garnison habe einen Ausfall ge⸗ macht und längere Zeit die Angriffe der Insurgenten zurück⸗ geschlagen, sei endlich aber überwältigt und bis auf einige Gefangene niedergemacht worden. Das Schicksal der Frauen und Kinder sei unbekannt.

13. Februar, früh. (W. T. B.) An General Ste—⸗ phenson, den Kommandanten von Kairo, ist der Befehl abgegangen, den sofortigen Abmarsch der drei besten Ba⸗ taillone und eines Husaren-Regiments von Kairo nach Suakim vorzubereiten, um, wenn möglich, To kar Hülfe zu bringen und, falls dies nicht ausführbar, die Häfen des Rothen Meeres zu vertheidigen. Die Garnison von Alexandrien soll, soweit dies nothwendig, nach Kairo ver⸗ legt und Alexandrien in diesem Fall durch Flottenmannschaf— ten besetzt werden. Außer den oben angegebenen Truppen befindet sich ein aus Indien kommendes schottisches Re⸗ giment an Vord des „Jumna“ auf dem Wege nach Suez; dasselbe soll sich ebenfalls nach Suakim begeben.“ Das ganze Expeditionscorps steht unter dem Befehl von General Graham,

Frankreich. Paris, 12. Februar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer setzte heute die Berathung des Gesetz— entwurfs, betreffend das Verbot von Kundgebungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen, sort und nahm den Artikel 1 mit den von dem Ministerium genehmig⸗ ten Modifikationen mit 300 gegen 183 Stimmen an?

Die „Liberté“ erklärt: Die von dem Journal „Le Monde“ veröffentlichte Depesche des Bischofs Puginier in Tongking sei richtig, doch hätten die Massacres nicht in dem Delta des Rothen Flusses stattgefunden, sondern in der Provinz Thanhoga zwischen Hue und dem südlichen Arme des Deltas. In dem okkupirten Theile von Tongking seien keine Massacres vorgekommen; die Ruhe sei dort wierer her⸗ gestellt. Die Massacres von Thanhoa seien älteren Datums. Die Depesche Puginiers bringe nur genauere Nachrichten von Thatsachen, über welche man bisher keine genauen Mitthei⸗ lungen hatte.

Nach einer Depesche aus Hongkong ist General Millot in der Bay von Along angekommen. Es bestatigt sich, daß zwischen den Chinefen und Annamiten in Bacninh Uneinigkeit herrscht.

Italien. Rom, 12. Februar. (W. T. B. Die Agencia Stefani erklärt die Nachricht für unbegründet, daß der Kommandant des vor Suakim stationirten it alie— nischen Kriegsschiffs „Rapido“ von dem englischen Admiral die Ermächtigung nachgesucht habe, einen Theil seiner Mannschaft ausschiffen zu dürfen. Der Kommandant habe die Weisung, an den milikärischen Operationen nicht Theil zu nehmen, sondern die italienischen und die auf Ersuchen des Wiener Kahinets seinem Schutze anvertrauten österreichisch⸗ ungarischen Staatsangehörigen fowie überhaupt alle Europäer fu . Matrosen aber nur im Falle der Noth zu anden.

Der „Moniteur de Rome“ bestätigt, daß der Vatikan den Nuntiaturen eine Note über die Sentenz des Kassationshofes in der Angelegenheit der Propaganda übersandt hat.

Türkei. Konstantinopel, 7. Februar. (Prag. tg. 3 Folge einer gewissen Bewegung in Macedonien da esultat des Angriffs auf die Privilegien der griechischen Kirche in der Türkei hat die Pforte eine Rote an den russischen Botschafter gerichtet, worin sie sagt; sie dürfte Ver⸗ anlassung haben, eine Komn ission in das Mönchskloster auf dem Berge Athos zu entsenden, um zu ermitteln, ob in dem Kloster sich nicht ein geheimes Waffendepot befinde. Hr. von Nelidow erwiderte: er könne nicht gestatten, daß russische Klöster durchsucht werden. In Folge der Schließung der griechischen Kirchen gestalten sich die Zustände auf den griechischen Inseln sehr ernst.

Serbien. Belgrad, 11. Februar. (Pr.) gestrigen engeren Wahl in Schabaz siegte der Regie⸗ rungs⸗Kandidat mit großer Majorität gegen) den radikalen Kandidaten.

Bulgarien. Rustschuk, 11. Februar. (Pr.) Den hier lebenden Mohamedanern wurde die Errichtung einer türkischen Elementarschule gestattet, deren Lehrkräfte aus Konstantinopel herbeigezogen werden sollen. Die Nach⸗ richt von dem Ankauf der Eisenbahnlinie Ru stschuk⸗Varng durch die bulgarische Regierung bestätigt sich noch nicht.

Amerika. Washington, 12. Februar. (W. T. B) Im Repräsentantenhause wurde heute ein Antrag eingebracht, in welchem die Konvertirung der Schuld in eine 2 proz. vorgeschlagen wird. Es soll diese Maßnahme an Stelle der bereits vor einiger Zeit eingebrachten Vorlage, betreffend die Emission 2 proz. Bonds, treten.

New⸗York, 10. Februar. (Allg. Corr) Der durch die Ueberschwemmung in Wheeling und dessen Umgebung angerich⸗ tete Schaden wird auf 6006000 Doll. veranschlagt. Die Lage der in den Schulen, Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden untergebrachten Bevölkerung wird mit jedem Tage schlimmer. Es mangelt an Lebensmistel für deren Unterhalt. Der Bürgermeister hat einen Aufruf um Hülfe an das Land erlassen. Aus verschiedenen Ortschaften werden Todes fälle durch Ertrinken gemeldet. Der Bürgermeister von Newport (Kentucky) hat ebenfalls einen Huülfeaufruf erlassen.

New-York, 11. Februar. (Allg. Corr.) Die letzten Nachrichten aus den überschwemmten Distrikten besagen, daß die Fluthen bis nach Wheeling hin gefallen seien; die Hoffnungen, welche man für die unterhalb gelegenen Gegenden hegte, haben sich jedoch nicht erfüllt. In der letzten Nacht stieg das Wasser abermals und richtete weitere große Ver⸗ heerungen an. Portsmouth in Ohio steht unter Wasser; der Wasserstand hat daselbst eine Höhe erreicht, wie nie zuvor, und die Fluth steigt noch immer. Viele Häufer wurden weg⸗ geschwemmt, und die Bevölkerung befindet sich in der größten Nothlage. Der Bürgermeister hat einen Auf⸗ ruf um Hülfe erlassen. Die Stadt ist feit drei Tagen vom Verkehr ganz abgeschnitten. In Wheeling sinkt das Wasser langsamer als man erwartete. In Wellsburg und Moundsville werden etwa 20 000 Personen mit Lebens— mitteln und Kleidern versehen werden müssen. In Cin cinngti steht das Wasser höher, als während der großen Ueberschwemmung im Jahre 1832 und ist noch immer im Steigen begriffen. Die Vorhersagung der meteoro logischen Anstalt, daß die Fluth in dieser Stadt gestern Morgen ihren höchsten Stand erreichen werde, hat sich als wiesen, da die Fluth, 209 Meilen oberhalb Cincinnati noch beständig wächst. Die Zahl der Hülfsbedürftigen nimmt immerfort zu und auf den Fluthen sieht man ganze Häuser treiben. Die offiziellen Wetterberichte stellen weitere heftige Regengüsse in Aussicht und man befürchtet, daß der Mis— sissippi von Cairo und New-Orleans abwärts während der nächsten 20 Tage wieder solche Ueberschwemmungen verur— sachen werde, wie im vorigen Jahre.

New⸗York, 12. Februar. (W. T. B.) In einem von Mitgliedern der Produktenbörse abgehaltenen Meeting wurde ein Antrag angenommen, welcher der Regierung die Einführung einer Untersuchung und Prüfung der Schweine und der von Schweinen herrührenden Produkte in Bezug auf deren Qualität anempfiehlt, dabei aber zugleich ausspricht, daß der Vorschlag Frankreichs betreffs mikroskopischer Untersuchung der Schweine und Schweineprodukte einem Einfuhrverbor gleichkommen würde.

Die Ueberschwemmung in Eincinnati ist noch immer im Steigen; unterhalb Cincinnati hat sich die Lage ständig verschlimmert, und die von dort eingehenden Schil⸗ derungen sind herzzerreißend.

Süd⸗21merika. (Allg. Corr.) Eine vom sq. d. datirte Depesche aus Lima meldet, daß, dort eingetroffenen Berichten aus Tacna zufolge, General Campero die Notabeln und Chefs der politischen Parteien eingeladen, einer nationalen Konferenz beizuwohnen behufs Beschlußfassung darüber, ob der in Santiago vereinbarte Waffenstilistand angeno nmen oder der Krieg fortgesetzt werden solle.

Afrika. Egypten. Kairo, 12. Februar. (W. T. B) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Nach einem Tele— gramm aus Suakim, vom heutigen Tage, Vormittags 11 Uhr, hatte der Gouverneur von Sinkat, Tewfik Pascha, die Forts in die Luft sprengen und die Kanonen vernageln lassen und sodann gestern früh mit der gesammten 600 Mann zählenden Garnison einen Ausfall gemacht. Wie es heißt, sind sämmtliche Mannschaften dabei niedergemacht worden. Die Aufständischen haben Sinkat besetzt.

Der Transportdampfer „Orontes? ist mit 400 Mann Landungstruppen von Port Said nach Sua kim abgegangen. Die Kriegsschiffe „Monarch“ und „He cla⸗ werden morgen folgen. General Gordon meidet tele⸗ graphisch: er hoffe tretz der Niederlage Baker Paschas noch immer auf Erfolg., Baker hat den englischen Oberst Coetlogon zum Kommandanten von Khartum ernannt und eine Ver— sammlung der Führer der verschiedenen Stämme einberufen.

Zeitungsstimmen.

In der „Wiesbadener Zeitung“ lesen wir: 3

Seit wenigen Jahren wender sich das politische Interesse in steigendem Maße den statistischen. Nachweifungen Über Die Ginfubr und Ausfuhr im deutschen Zollgebiet zu; man zieht von Jahr zu Jahr die Bilanz, um zu prüfen, ob die wirthschaftlichen Kräfte des Volks in ihrem Verkehr mit dem Auslande mit Gewinn oder Verlust gearbeitet haben. Diese Handelsbilanz ist zwar keines weg der einzige Gradmesser für den Stand der wirthschaftlichen Kräfte eines Landes, denn sie läßt den Absatz der eigenen Produktien im eigenen Lande außer Betracht, aber sie bildet doch einen sehr

Bei der

unrichtig er—

wesentlichen Faktor zur Beurtheilung der Produktionskraft und Kon⸗ sumtionsfähigkeit eines Volkes. Im Allgemeinen kann die Handels bilanz; und die wirthschaftliche Lage eines Volkes dann als günstig bezeichnet werden, wenn ein Volk mehr produzirt und absetzt, als es einkauft und konsumirt, vorausgesetzt, daß die Einfuhr in' solchen Artikeln, die es selbst nicht oder nicht in genügendem Maße erzeugt, überwiegt und umgekehrt die Ausfuhr eigener Fabrikate den Haupt— bestandtheil bildet: dann werden mit ,. die ersteren bezahlt.

Die deutsche Handelsbilanz der Jahre 1880, 1881 und 1852 hat in dieser Beziehung fortlaufend und steigend günstige Resultate er— geben. Die Werthe der Ein⸗ und Ausfuhr des Jahres 1883, welche denen der Vorjahre gegenüber gestellt werden könnten, liegen gegen⸗ wärtig noch nicht vor, dafür ist aber vorläufig von dem Kaiferlichen Statistischen Amt eine Uebersicht der Mengen der Ein⸗ und Ausfuhr veröffentlicht, welche die Möglichkeit gewährt. in den Hauptzweigen von Waarenartikeln genaa den Rück- oder Fortschritt zu verfolgen, welchen der wirthschaftliche Verkehr Deutschlands mit dem Auslande im vorigen Jahre gemacht hat.

Hierbei fällt zunächst die erfreuliche Thatsache einer Vermehrung der Cinfuhr von allen den Rohstoffen, Nahrungs- und Genußmütteln ins Auge, welche unser eigener Boden nicht oder nicht in genüͤgendem Maße selbst zu erzeugen im Stande ist. Dahin gehört zunächst rohe Baumwolle, bei welcher sich die Einfuhr gegen das Vorjahr um 332 184 Hundert Kilogramm gesteigert hat; ferner Jute, deren Einfuhr sich von 2365 013 im Jahre 1882 auf 334 365 also um fast 100006 Hundert -Klgr. vermehrt hat; weiter Kolonialwaaren, besonders Kaffee, desfen Einfuhr sich von 1071231 auf 1141747 (wir setzen stets Mengen von Hundert Kgr. als Einheit) vermehrte, desgleichen Apfessinen, Corinthen, Rosinen, Pfeffer, Chokolade, Taback, Thee, Mais, Olivenöl, Leinöl u. s. w., die alle eine mehr oder weniger bedeutende Zunahme der Einfuhr aufweisen, nur bei Reis hat die Einfuhr, wenn auch nur unbedeutend, nachgelassen. Sehr bedeutend ist auch die Steigerung der Einfuhr von Petroleum von 3415101 im Jahre 1882 auf 3 698 230 im Jahre 1883. Die Vermehrung der Einfuhr in allen diesen Artikeln weist auf die stei⸗ gende Konsumtionfähigkeit des Landes, bezw. wie bei Baumwolle auf den Mehrbedarf der Textilindustrie hin.

Von den Nahrungsmitteln, welche bei uns nicht in genügendem Maße erzeugt werden, ist vor Allem zu nennen Roggen, welcher eine bedeutende Mehreinfuhr Steigerung von 5 83796 auf 7751 899, also um 1 169 103, aufweist, wogegen an Weizen, Hafer und Gerste erheblich weniger im Ganzen' circa J 162 505 gegen das Vorjahr importirt worden ist. Die Ausfuhr von Weizen, Hafer und Gerste hat um 374000 zugenommen, sehr bedeutend aber ist die Steigerung der Autfuhr von Kartoffeln von 2333 352 auf 3409 400, also um mehr als eine Million. Die Einfuhr von Kühen, Jungrieh, Kälbern, Schweinen, Span⸗ ferkeln hat erheblich abgenommen. Wenn man hierzu die Ver— mehrung der Einfuhr von Schmal; nimmt von 258 964 auf 310263 so erhält man ein Bild von dem Stande der Landwirthschaft, bezw. der vorjährigen Ernte, welche sich beson— ders durch die starke Einfuhr von Roggen und' die starke Ausfuhr von Kartoffeln chgrakterisirt. Im Ganzen spricht die starke Einfuhr an Roggen wie an Weizen, Hafer und Gerste, gegen welche die Ausfuhr nur eine geringe ist, ebenso für die Konsumkions fähigkeit des Volkes wie für die schwierigen Verhältnisse, unter denen die Landwirthschaft, sei es in Folge schlechter Ernte, sei es in Folge anderer Ursachen, zu leiden hat. Nur eine Steigerung der inländischen Produktion würde uns ermöglichen, den Tribut, den wir jetzt für landwirthschaft⸗ liche Produkte dem Auslande zahlen, für uns zu behalten.

Was nun die industriellen Rohstoffe, welche auch bei uns hei⸗ misch sind, und die Fabrikate, also die Erzeugnisse der Industrie an— betrifft, so ist erfreulicherweise fast durchweg eine Verminderung der Einfuhr und Vermehrung der Ausfuhr zu konstatiren. An Roheisen sind ca. 675 270 mehr ausgeführt als eingeführt, die Einfuhr hat sich um 77500 verminderk, die Ansfuhr um 725 740 vermehrt. Der Einfuhr, von 450 740 Hundert Kilogtamm an Eisen⸗Ganz⸗ und Halbfabrikaten steht eine Ausfuhr von 7 8665 130 gegenüber, und die Ausfuhr ist nicht, wie befürchtet wurde, zurückgegangen, sondern hat sich um ca. 15 000 gegen das Vorjahr vermehrt. Gleichwohl ist die Ausfuhr einiger besonders wichtiger Eisenwaaten im Abnehmen; so verringerte sich die Ausfuhr von Eisendraht von 2274155 im Jahre 1882 auf 2036272 im Jahre 1883, die Ausfuhr von Eisen— bahnschienen von 1 860 540 auf 1761 775; dagegen hat sich die. Ausfuhr in den anderen Eifenwaaren vermehrt; des⸗ gleichen die der Lokomotiven. Vermehrt hat sich ferner die Ausfuhr von Wollenwaaren, Seide, Papier und Pappwaaren, Glas und Glaswaaren, Konfektionswaaren; ganz bedeutend ist die Zunahme des Zuckerexports von 3488973 * im Jahre 1882 auf 26303 und von Steinkohlen von 76 316 165 auf 87 O39 7654. Bei Leder⸗, Holz., Baumwollen, Leinen und Seidenwaaren hat sich die Ausfuhr etwas, wenn auch nicht bedeutend, vermindert, die Ein— fuhr. unwesentlich zugenommen, ein Zeichen, daß entweder die Bedingungen, unter denen diese Industrien arbeiten, noch nicht günstig genug sind, oder daß der Abfatz und Bedarf im Inlande größer geworden ist.

Ein abschließendes Urtheil über das Wirthschaftsjahr 1883 wird sich eist bilden lassen, wenn die Werthe der Ein- und Ausfuhr im Einzelnen wie in der Gesammtheit vorliegen, was erst nach mehreren Monaten der Fall fein dürfte. Aber“ nach den gegenwärtig vorliegenden Zu sammenstellungen läßt sich im Ganzen auch im Jahre 1883 eine wachsende Prosperität der Industrie und eine Vorwärtsbewegung des Exporiz an Industrieartikeln konstatiren. Was wir vom Auslande an Rohstoffen, Nahrungs⸗ und Genußmitteln kaufen müssen, scheint durch unserer Hände Arbeit vollauf bezahlt zu werden. Die Industriezölle haben unfere Industrie vom Auslande unabhängig gemacht und unsern Markt im Großen und Ganzen vor der ausländischen Konkurrenz geschützt und uns da durch in den Stand gesetzt, mit unseren Fabrikaten das bezahlen zu können, was wir an natürlichen Produkten vom Auklande beziehen müssen.

Ministerial-Blatt für die gesammte innere Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. J. Inhalt: Allgemeine Verwaltungs ⸗-Angelegenheiten: Regulativ, betr. die Befähigung für den höheren Verwaltungsdienst. Ueberein⸗ kommen mit der Königl. dänischen Staatsregierung wegen Unter— stützung Hülfsbedürftiger und Ucbernahme Auszuweisender. Aus⸗ schließung der ständigen Mitglieder der Bezirks verwaltungsgerichte von der Berufung zu dem Amte eines Schöffen oder Geschworenen. Stempel verwendung zu Bau ⸗Entreprise. und Lieferungsverträgen. Die den Vermessungsrevisoren von der Landespolizeibehörde zu ertheilenden Aufträge. Behörden und Beamte: Reisekoften⸗Ver⸗ gütung für Reisen über den Amtsbezirk hinaus. Verwaltung der Kommunen, Korporationen und Institute: Zeitpunkt der Ausgabe von Inhaberpapieren bei städtischen Anleihen. Berechtigung städtischer Deputationen zur Führung von Prozessen für die Stadt“ gemeinde. Polizeiverwaltung. A. Im Allgemeinen: Anzeigen von verfügten Ausweifungen von Äusländern ausz dem Reichsgebiete. B. Gewerbepolttzei: Anweisung zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 1. Juli 1885, betr. Abänderung der Gewerbeordnung. Veterinär⸗ wesen: Observalion der Rotzarsteckung verdächtig gewordener Pferde betr. Verwaltung der öffentlichen Arbesten und Eisenbahnen: Kosten⸗ An. und Ueberschläge für Unterhaltung der Hoch und Wasser⸗ bauwerke mit Einschluß der Baggerapparate. Verwaltung für Landwirthschaft, Domaͤnen und Forsten: Berechnung der Licitations⸗ Durchschnit ẽpreise in den Holzversteigerungs Protokollen. Litera— risches: Ankündigung des? Werks von Brunkow: Wohnplätze des Deutschen Reichs.

Gentral⸗-Blatt der Abgaben-Gesetzgebung und Ver— waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. J. Anzeige der in der Gesetz⸗ Sammlung und im Reichs ⸗Gesetzblatte er⸗ chienenen Gefetze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungs—

gegeystände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugni ssen der Zoll⸗˖ und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaus. Ueber gangsabgaben und Ausfuhrvergütungen von Erjeugnissen, für welche von verschiedenen Staaten innere Steuern erhoben werden. Er⸗ kenntniß. Behörden, gegen welche die Klage auf Erstattung zu Unrecht verwandter Stempel zu richten ist. Perfonalnachrichten.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Der Etat der Staatsschuldenverwaltung ist in den eige⸗ nen Einnahmen (Kap. 22 113 6090 M) um 7250 geringer (in den sonstigen Einnahmen) als der laufende Etat.

Die dauernden Ausgaben (Kap. 35 39) beziffern sich auf 150568 183 S6. (4 20 664 683 Ag). Das Schuldkapital ist wie folgt angenommen: Schulden der alten Landestheile und des Ge⸗ sammtstaats 3 122 329 417 . CC. 563 712 337 606), welche 126 906060 ƽ zur Verzinsung und 13 684 649 1 zur Tilgung erfor= dern. Schulden der neuen Landestheile 78 833 6465 6 (— 2 622 477 116) 2590 446 S6 Verzinsung und 3 423 464 M0 Tilgung, zusammen 3 201 163 063 S (4 561 O89 859 S6) 129 496 565 Verzinfung und 19108113 Tilgung. Die Rententilgung ver⸗ mindert sich um 4225 6 Bei der Hauptverwaltung tritt durch eine besondere Hauptkassirerstelle eine Erhöhung um 4206 M ein, dagegen werden bei der Finanz⸗Direktion in Hannover 5700 durch Ein⸗ ziehung einer Sekretär und einer Buchhalterstelle ersvart.

Als einmalige und außerordentliche Ausgabe sind (Kap. 22.) 2000 ½ für Reparaturen des Dienstgebäudes der Staats⸗ schuldenverwaltung ausgeworfen. J 1 7

Statistische Nachrichten.

Der Zeitschrift des Königlich bayerischen Statistischen Bureau, XV. Jahrgang 1883, entnehmen wir in Bezug auf die örtliche Armenpflege in Bayern im Jahre 1881 folgende Daten: Die Gesammtzahl der im Jahre 1881 im Königreich unterstützten Per- sonen beträgt 160 650 gegen 146 388 im Vorjahre. Von 'der Ge⸗ sammtzahl der Unterstüͤtzten zu 160 650 mit einer Gesammt ˖ Unter⸗ stützung von 6 017 939 S treffen 52 095 mit 26077 873 auf die Städte und 1068645 mit 3 940 0566 S, auf daß übrige Land. Von der Gesammtzahl der Unterstützten sind 103567 dauernd unterstützt mit 4933 3160 und 57 143 vorübergehend unter— stützt mit 1084 619 ½; es entfallen auf die Städte 33 234 dauernd Unterstützte mit 1 761 989 (60 und 18781 vorübergehend Unterstützte mit 315 584 S6, auf das übrige Land 70283 dauernd Unterstützte mit 3171 321 S und 38 362 vorübergehend Unterstützte mit 60 735 6 Von den 103 507 dauernd Unterstützten sind unter⸗ stützt mit Geld 17562 mit 742728 M in den Städten, 418288 mit 1258 228: S, im übrigen Land, 65 850 mit 2900 956 6 im Königreich. Durch Naturalleiftungen 12 3595 mit 214 895 60 in den Städten, 13529 mit S33 618 im übrigen Land, 26 915 mit 1049 913 4 im Königreich. durch Unterbringung in Heil-, Pflege⸗, Erziehungs- ꝛc. Anstalten 10 540 mit 804 5366 M in den Städten, 13 490 mit 1078075 Mb im übrigen Land, 24 030 mit 1882 441 ½ im Königreich. Unter den dauernd Unterstützten befinden sich 52 562 jugendliche Personen mit 1011112 6 Unterstützungssumme, von diesen treffen 17 339 mit 357 082 ½ auf die Städte und 35 223 mit 654 030 M. auf das übrige Land. Von den jugendlichen Personen wurden auf Rechnung der Armen⸗ pflege erhalten und erzogen 5051 mit 295 85s S in den Städten, 2863 mit 559 897 4 im übrigen Land, 14834 mit S855 748 6 im Königreich. Blos durch Schulgeld oder Lehrmittel befreiung unterstützt 12 308 mit 61 226 S in' den Städten, 25 360 mit 94 138 M im übrigen Land, 37 668 mit 155 367 0 im König⸗ reich. Von den 57143 vorübergehend Unterstützten sind ganz oder theilweise arbeitsunfähig 149014 mit 254 265 0 in! den Städten, 24 225 mit 559 914 S im übrigen Land, 38 239 S im Königreich; arbeitsfähig 4767 mit 61 619 „S in den Städten, 14137 mit 217 821 66 im übrigen Land, 18 504 mit 279 440 6. im Königreich. An den dauernd Unterstützten gewährten Unterftützungen nahmen mittelbar 24 963 Perfonen, und zwar 8295 in den Städten und 16668 im übrigen Linde Antheil. Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu beurtheilen, da von mehreren Armenpflegern ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, daß sie die Zahl der Familien mitglieder, welche an der gewährten Unterstützung mittelbar theil⸗ nahmen, nicht kennen und dieselbe daher nur schätzungtweise anzugeben in der Lage seien. Vergleicht man die Gesammtzahl der in den ein⸗ zelnen Regierungsbezirken Unterstützten mit der Bevölkerungs⸗ zahl, so ergiebt sich Folgendes: Die Zahl er Unter— stützten ist in den Staäͤdten verhältnißmäßig fast in allen Regierungebezirken doppelt so groß oder noch größer als im übrigen Land; nur in Unterfranken ist das Verhältniß in Stadt und Land ein nahezu gleiches. Um die Summe der eigentlich Verarmten zu gewinnen, wurden bei den seitherigen Veröffentlichungen der Nach— weise über die Armenpflege von der Gesammtzahl der Unterstützten jene jugendlichen Personen, welche nur Lehrmittel, und Schulgeld⸗ Befreiung genießen und daher wohl kaum als eigentliche Arme in Betracht kommen können, in Abzug gebracht. Bei Anwendung dieses Verfahrens findet man, daß für das Jahr Lésk die Summe der eigentlich Verarmten in den Städten 39 657, im übrigen Land 83 2865, im Königreich 12 982 beträgt. Hiernach treffen auf 190 Einwohner in den Städten 40, im Übrigen Land 159, im Königreich 2,3 eigent⸗ ich Verarmte. Es dürfte jedoch richtiger sein, für die Nachweifung der eigentlich Verarmten nur die dauernd unterstützten Personen mit Hinweglassung jener jugendlichen Personen, welche nur Lehrmittel⸗ und Schulgeldbefreiung genießen, in Betracht zu ziehen, sohin die ganze Klasse der vorübergehend Unterstützten hierbei außer Berechnung zu lassen, denn letztere setzen sich aus Personen zusammen, die nur unter besonderen Umständen in momentaner Weise Unterstützung er⸗ halten und deshaib mit den dauernd Unterstutzten, den sogenannten konskribirten Armen in keiner Weise auf gleiche Stufe gestellt wer⸗ werden können. Wird in diesem Sinne die Zahl der eigentlich Verarmten festgestellt, so ergiebt sich Folgendes: Die Zahl der eigentlich Verarmten beträgt im Königreich 65 839, den Stadien 20916, im übrigen Lande 44923. ĩ nach treffen auf 100 Einwohner im Königreich 1,2, in Städten 2,1, im übrigen Lande 1,0 eigentlich Verarmte. Der Auf⸗ wand für Unterstützungen beträgt im Ganzen in den Städten 2977 873 6, im übrigen Lande 3 94066566 „Ss, im König⸗ reich 6007 929 S9 Die Summe der den dauernd Unter⸗ stützten gewährten Unterstüuͤtzungsbeträͤge beläuft sich auf 1761 989 0 in den Städten, 3 171 z21 M im übrigen Lande, 4 933 310 ½ im König⸗ reich. Bei Abrechnung des Aufwandes für Lehrmittel und Schulgeld beträgt die Unterstützungssumme für die dauernd Unterstützten 1700763 M in den Städten, 3077183 ½ im übrigen Lande, 4777946 M im Königreiche. Für die vorübergehend Unterstützten beträgt die Unterstüßungssumme 315 584 6 in, den Städten, 68 735 S im übrigen Lande, 1 684 619 M im Königreich. Die Eesammteinnahmen der gemeindlichen Armenpflegen betragen in den Städten 2586 527 6 im übrigen Lande 4 682 932 S6, im Königreich 7268 579 , die Gesammtausgaben dagegen in den Städten 2546 975 S½, im übrigen Lande 4357 645 MS, im Königreich 6 904 615 4M. An gemeindlichen Krankenkassen sind für das König reich 4199 nachgewiesen, wovon 48 auf die Städte und 4151 auf das übrige Land treffen. Die in diese Kassen einbezahlten Beiträge beziffern sich für das Königreich auf 1322765 , für die Staͤdte auf II5 209 66, für das übrige Land auf 607 556 6 An gemeind⸗ lichen Anstalten bestehen in Bayern 83 Pfründehäuser, und zwar 32 in den Städten, 51 im übrigen Lande; 36 Änstalten für Unterbrin⸗

gung von Waisen und anderen armen, sowie verwahrlosten Kindern, davon 22 in den Städten, 8 im übrigen Lande; 1441 Kleinkinder⸗ bewahranstalten, davon 37 in den Städten, 107 im übrigen Lande; 60 Armenbeschãftigungs⸗· und Suppenanstalten, davon 33 in den Städten, 27 im übrigen Lande; 206 Kranken⸗ anstalten, davon 34 in den Siandten, 177 im übrigen Lande. Nach den Crgebnissen der Erhebung für das Jahr 18581 stehen in Bapern. 247 Wehlthätigkeitzanstalten unter gemeindliche Verwaltung, nämlich 180 Pfründehäuser, davon 57 in den Slädten und 123 im übrigen Lande; 26 Waisen und Findelhäuser, davon 17 in den Städten und 9 im übrigen Lande; 16 Rettungsanstalten für verwahrloste Kinder, davon 5 in den Städten und 11 im übrigen Lande; 25 Kleinkinderbewahr⸗, Säuglings⸗ Krippen und Suppen⸗ anstalten, davon 7 in den Städten und 18 im übrigen Lande. Privat ⸗Wohlthätigkeitsanstalten sind für das Königreich 111 nachge⸗ wiesen, Privat ⸗Wohlthätigkeits vereine bestehen 295.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die „Gewerbehalle“, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie, unter Mitwirkung bewährter Fachmänner redigirt von Ludwig Eisenlobr und Carl Weigle, Architekten in Stuttgart (Verlag von J. Engelhorn in Stuttgart), giebt auch in ihrem jetzt Fegonnenen 2.7 ein umfassendes Bild des kunstgewerblichen Sch und der Vergangenheit, soweit dlef derlich ist, in vorzüglicher Darstellun stände, und bietet somit den Kunf Geschmack zu bilden und auf dem Wel „Gewerbehalle“ des

Juwe⸗

der

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aus der Bronzewaaren-⸗ in künstlerischer Erfin⸗ refflich. Der schmiede⸗

Tafel bietet, l so vorzüglich De ck in Karlsruhe, sowie in der Gebrüder Jeremias, eine Fülle von Anregungen bezw. endbare Vorbilder. Das moderne ist repräsentirt durch ein in Silber getriebenes, vergoldetes Kaffeeservied im Styl Louis TI, von Christofle u. Co. in Paris (weniger der Form als der schönen figuren⸗ reichen Reliess wegen bemerkenswerth) und ein elegantes zierliches Schränkchen im Styl Louis XIV. in alten Nußbaumholz mit Gold, von den Möbelfabrikanten Flachat und Cochet in Lyon. Der älteren Kunst sind diesmal mehrere besonders schöne und wegen des bleibenden Werths der darauf dargestellten Meisterwerke gewiß von allen Abonnenten der Gewerbehalle“ will kommen geheißene Tafeln gewidmet. Vor Allem gilt dies von derjenigen, welche eine Anzahl der schönsten Details von dem Grabmal des beiligen Sabaldus in der St. Sebaldus⸗Kirche in Nürnberg vor Augen führt. Dieses be—⸗ rühmte Werk deutscher Früh⸗Renaissance ist bekanntlich von Peter Vischer in den Jahren 1505 1515 erfunden und gegossen und zu allen Zeiten wegen seiner reizvollen, originellen Einzelheiten bewundert worden. Durch die von dem Architekten Ernst Häberle, Custos am Bape⸗ ischen Gewerbemuseum zu Nürnberg, angefertigten Aufnahmen werden die phantgsievollen ornamentalen Detalls des Werks zum ersten Male dem Kunstgewerbtreibenden aufgeschlossen. Namentlich wird der Kunft⸗ gießer darunter vieles finden, was sich ohne Weiteres für seine Zwecke verwerthen läßt Ein woeiteres Blatt dieser im Auftrage der Redaktion bewirkten Aufnahmen soll später nachfolgen. Eine andere bemerkenswerthe Publikation bildet die von Joseph Bielmann nach der im Louvre zu Päris aufbewahrten Originalzeich⸗ nung aufgenommene und in Farbendruck vorzüglich reproduzirte Skizze zu einer bemalten Haus-Façade von Hans Holbein d. J. (Gegenstüͤck zu dem Entwurf für das „Haus zum Tanz“ in Basel). Für die üppigen Ornamente dieses Blattes dürfte es bei styl⸗ gemäßen Werken ebenfalls nicht an Gelegenheit zur Ver⸗ wendung fehlen. Das Farbendruckblatt des zweiten Hefts zeigt eine Anzahl geschmackvoll ornamentirter Bodenfließen aus dem Bayerischen National ⸗Museum in München. Auf anderen Tafeln begegnen wir noch den Aufnahmen zweier prachtvoller Fauteuils im reinsten Style Louis TVI. aus dem Sclosf— Fontainbleau, und einer Anzahl ornamentaler Motive von Buchdecken und geätzten Kassetten aus der Stadtbibliothek in Breslau und dem Germanischen Museum zu Nürnberg. Endlich wird ein Probeblatt aus dem Werke: „Allegorien und Embleme“, herausgegeben von Martin Gerlach, und zwar eine Allegorie Leben und Tod“, entworfen von dem Wiener Architekten Leopold Theyer mitgetheilt. Die „Ge⸗ werbehalle“ erscheint in monatlichen Heften zum Preise von 1,50 Die letzte zur Ausgabe gelangte (Doppel Nummer der „Concordia“, Zeitschrift des gleichnamigen Vereins zur Förderung des Wohles der Arbeiter, enthält die Grundzüge des neuesten Unfall dersicherungs⸗Gesetzentwurfs, während dle nächsten zur Ausgabe kommenden Nummern dieser Zeitschrift zwei verschiedene Muster—⸗ statuten für Fabrik. Krankenkassen sowie die Molle zu dem oben er⸗— wähnten Gesetzentwurf resp. zu dessen Grundzüzen bringen werden. Das Antiguariat von Wilh. Koch & Reimer in Königsberg i. Pi. hat Katalog Nr. 2: Deutsche Literatur, Literaturgeschichte, Kunst, Musik, englische und fran zösische Literatur“ ausgegeben. Derfelbe enthält ein Verzeich⸗ niß von 1569 Schriften, welche unter folgende Abtheilungen vertheilt sind; J. Deutsche Literatur (786 Rrns, nicht allein die Werke der berühmteren deutschen literar. Schriftsteller umfassend, wie z. B. Schiller, Göthe, Herder, Wieland, Teffing, Klopstock, Gellert, A. W. und Fr. v. Schlegel, Jean Paul, Lenau, Heinr. v. Kleist, Körner, Heine, Möser, Matthison, Nibelungen u. f. w, fondern zugleich auch Keber⸗ setzungen fremder Klassiker, wie z. B. von Shakespeare, Byron, Walt. Scott, Bulwer, Dickens, Goldfmith Longfellow; Molisre, Racine, Diderot, Chateaubriand, George Sand; Calderon, Dante, Camoens, Cervantes, Puschkin u. s. w.); II. Literaturgeschichte, Kunst, Musik (im Ganzen 136 Nin, darunter Schrfften von Creujer, Dohm, Eichhorn, Grässe, Hettner, Wilh. von Humboldt); III. Eng⸗ lische Literatur (166 Nrn., darunter Gollection of British Anthorns. Tauchnitz Edition; Collection of German Authors. Tanchn. Edit.; Series for the Tonug, Tanchn. Edit); 1V. Französische Literatur (133 Nrn., darunter Racine, Montesquieu, Chateaubriand, Diderot. Voltaire, Lamartine, Rousseau, George Sand, Eugen Sue, Viet. Hugo, Dumas Vat. u. Sohn); Nachtrag (48 Nrn.).

Gewerbe und Handel.

Die Preußische Hypotheken⸗Versicherungs ˖ Aktien⸗ Gesellschaft wird in den nächsten Tagen mit Aus gabe 40 /qiger Hypotheken ⸗Antheil⸗Certifikate beginnen.

Der Rechnungsabschluß der Nassauischen Landesbank pro 1883 ergiebt einen Reingewinn von 396 144 M (1882 460 555 06ãꝑ. Da die Reserve (1 601 411 „) den statutarischen Betrag von 3059 aller Verbindlichkeiten bereits um ca. 3 0 09 überschritten bat, steht der Gesammtgewinn zur Verfügung der Kommunalbestände,

ebenso der mit 106 399 M (issz sI 66 „) resultirende 1883er Ge⸗