1884 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Der Abg. Richter (Hagen) betonte nochmals, daß es un⸗ bedingt nothwendig sei, die örtliche Polizei in Verbindung mit kommunalen Aemtern zu bringen. Ein schlechteres Gesetz als das vorliegende sei niemals eingebracht worden.

Die Generaldiskussion wurde hierauf geschlossen. Die 85.1 bis 24, wie sie aus der zweiten Berathung des Hauses hervor⸗ gegangen waren, ohne Debatte genehmigt.

Zu dem neu eingeschalteten 8. 25 bemerkte der Abg. Frhr. von Zedlitz und Neukirch (Mühlhausen), daß durch diesen Paragraphen ein Regierungsrecht auf die Provinzialvertretung übertragen und gewissermaßen eine capitis diminutio der Krone vorgenommen werde. Doch seien seine Bedenken nicht mehr so groß wie bei der zweiten Lesung, da der Paragraph sich als unausführbar erweisen werde.

Nach einigen weiteren kurzen Bemerkungen der Abgg. Dr. Windthorst, Bachem und von Eynern wurde 5. 265 ange⸗ nommen.

Die übrigen Paragraphen des Gesetzes gaben zu einer Diskussion keine Veranlassung. In namentlicher Abstimmung wurde die Kreisordnung für Hannover nach dem Beschlusse in zweiter Lesung mit 270 gegen 59 Stimmen angenommen.

Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die dritte Be— rathung der Provinzialordnung für Hannover ein.

Von einer Anzahl der mit den Wahlen zum Schöffen⸗ amt und zum Geschworenenamt betrauten Ausschüsse ist der Wunsch ausgesprochen worden, davon in Kenntniß gesetzt zu werden, welche der zum Geschworenenamt in Vorschlag ge⸗ brachten Personen demnächst die Verpflichtung eines Ge⸗ schworenen wirklich erfüllt haben, damit bei der nächstfolgenden Wahl die in 5§. 35 Nr. 2 und §. 85 Absatz 2 des Gerichtsverfassungsgesetzes bestimmte Ablehnungs— berechtigung die angemessene Berücksichtigung finden könne. Demzufolge sind die Landgerichte von dem Justiz-Minister unterm 16. d. M. angewiesen worden, nach Beendigung einer jeden Sitzungsperiode des Schwurgerichts denjenigen Amts⸗ gerichten, aus deren Bezirken Gerichtseingesessene als Ge— schworene einberufen waren, die Namen derselben mitzutheilen und dabei zu bemerken: ob und welche dieser Personen etwa, ent⸗ schuldigt oder nicht entschuldigt, ausgeblieben oder, sei es für die ganze Sitzungsperiode oder einen Theil derselben, entlassen worden sind, endlich auch die für genügend befundenen Ent— schuldigungs⸗- oder Entlassungsgründe anzugeben.

Der Allerhöchste Erlaß vom 9. Januar 1882, durch welchen dem Kreise Bolkenhain für vier von demselben in Aussicht genommene Chaussee⸗Anlagen das Enteignungs— recht behufs des Grunderwerbes sowie das Recht zur Er— hebung von Chausseegeld nach dem Tarif vom 29. Februar 1840 verliehen worden ist, ist unterm 4. d. M. auf den nach Beschluß des genannten Kreises auf dessen Kosten als Weg erster Ordnung auszubauenden und zu unterhaltenden, von Rohnstock bis zur Grenze des Kreises Striegau, Regie— rungsbezirks Breslau, in der Richtung auf Striegau sich er— streckenden Straßenzug ausgedehnt worden.

An Zöllen und gemeinschaftlichen Ver— brauchssteuern sowie anderen Einnahmen sind im Reich für die Zeit vom 1. April 1883 bis zum Schlusse des Mo— nats Januar 1884 einschließlich der kreditirten Einnahmen (und verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt: Zölle 178 884 892 C 2243 403 S, Tabacksteuer 5 545 332 M. ( 1 335 349 46), Rübenzuckersteuer 23 152 755 S (— 20 114 923 M6, Salz- steuer 32701 511 ½ (445418 4), Branntweinsteuer 31977013 S (— 2723579 66), Uebergangsabgaben von Branntwein 93 459 6 (— 4331 69, Brausteuer 15 402 117 66 (4 S09 409 Sh, Uebergangsabgaben von Bier 1291 799 6 (4 146 924 S6); Summe 289 648 858 (S6 ( 15 185 870 6). Spielkarten stempel 864 464 1 (— 4963 , Wechselstempelsteuer 5 704 788 6 ( 120 642 060), Stempel⸗ abgabe für Werthpapiere, Schlußnoten, Rechnungen und Lotterieloose 10 518 925 S (4 1606 966 S6), Post- und Telegraphenverwaltung 132 090 331 S6 (4 5974981 ev), Reichs⸗Eisenbahnverwaltung 38 385 600 M (4 1 080 526 6).

Die zur Reichskasse gelangte Ist-Einnahme, ab— züglich der Bonifikationen und Verwaltungskosten, be—⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Januar 1884: Zölle 160 610 250 S (4 1777 233 S6), Taback— steuer 7312 013 S6 (— 3 874919 S), Rübenzuckersteuer 28 655 262 AM (— 5136 890 S6), Salzsteuer 30 033 007 S ( 15194 S), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 29 341 589 MS (— 1 025 739 (6), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 14 149 163 M (4 808 859 M16); Summe 270 101 284 6 (- 7466 650 M). Spielkartenstempel 800 150 S6 (4 32 246 Sv.

Der General⸗-Lieutenant von Heuduck, Commandeur der Cavallerie⸗Division des XV. Armee⸗Corps, hat Berlin nach Abstattung persönlicher Meldungen wieder verlassen.

Bayern. München, 22. Februar. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer hat den Gesetzentwurf, betreffend die Landeskultur-Rentenanstalt, einstimmig ange— nommen. Die Kammer der Reichsräthe nahm den An— trag Gabler, betreffend die Vermin derung der Post— schalter⸗Dienststunden an Sonn- und Feiertagen, mit großer Majorität an und genehmigte den Justiz⸗, Post⸗ und Telegraphen-Etat sowie kleinere Etats pro 1884/85 übereinstimmend mit den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer.

Baden. Karlsruhe, 23. Februar. (W. T. B.) In der Zweiten Kammer gab der Justiz-Minister Nokk heute bei der Generaldiskussion des Justiz-Etats die Erklärung ab, daß die badische Regierung gesetzlichen Maßnahmen be— züglich der Entschädigung unschuldig Verurtheilter zustimmen werde. Die Fertigstellung des ersten Entwurfs des bürgerlichen Gesetzbuches sei in etwa drei Jahren zu erwarten.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 22. Februar. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat heute die Handels kon vention mit Frankreich genehmigt und das Gesetz, be— treffend die Verstaatlichung der Franz-Joseph— Bahn, der Rudolf-Bahn, der Vorarlberg-Bahn, desgleichen das Gesetz über den Bau der Lokalbahnen Fehring⸗ Fürstenseld und Asch-Loßbach, sowie das Gesetz über die Kon—⸗ sulargerichtsbarkeit in Tunis in zweiter und dritter Lesung angenommen. Der Abg. Lienbacher und Gen. über⸗ reichten eine Vorlage, betreffend die Theilbarkeit des landwirthschaftlichen Eigenthum s. Die nächste Sitzung findet am 29. d. M. statt.

8 = ö . z h x = ö ; ö j . 22 6 ( ? 1 ; ĩ . 2 ö r ĩ . K ä . r 1 . ö

(Prag. Ztg.). In der gestrigen Sitzung des Steuer⸗ ausschusses erklärte der Regierungevertreter, die Regierung sei mit der Ausarbeitung eines Gesetzes, betreffend die Steuereinhehung, beschäftigt und werde dasselbe, sobald es fertig, dem Hause vorlegen.

23. Februar. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, hat die gestern in Prag beendigte erste diesjährige General⸗ Konferenz des deutsch⸗österreichisch⸗ungarischen Seehafenverbandes sich mit den Ausführungsbestimmun⸗ gen zu dem zwischen den österreichischen und deutschen Bahnen abgeschlossenen Uebereinkommen beschäftigt, welches den Ab⸗ schluß des vorjährigen Tariskonflikts bildete. Ein Resultat wurde nicht erzielt; auf den Antrag der österreichischen Direk⸗ tion für den Betrieb der Staatsbahnen wurde die Kreirung einzelner Tarifverbände für den Verkehr mit Norddeutschland in Aussicht genommen. Die nächste Konferenz soll im April in Antwerpen stattfinden.

Prag, 21. Februar. (Presse Der „Pokrok“ bringt eine Richtigstellung des Arbeitsprogramms des Reichs⸗ raths. Die Budgetdebatte werde wohl am 7. März beginnen, allein die Rechte erachte es als ihre Pflicht, noch dringende Angelegenheiten zu erledigen, und zwar das Branntweinsteuer⸗ gesetz, eventuell die Gebührennovelle, dann den Hauptabschnitt des Gewerbegesetzes, das Arbeiterunfallgesetz, die Congrua⸗ vorlage, die Regelung des galizischen Grundentlastungssonds. Daß der Reichsrath nicht aufgelöst werde, sei sicher anzu⸗ nehmen. Im letzten Jahre würden aber ernstlichst alle Reste aufgearbeitet werden müssen. Nach Brünner Meldungen soll die Auflösung des mährischen Landtages und die Neuwahlen in nächster Zeit bevorstehen.

Pest, 21. Februar. (Wien. Itg. Im Oberhause wurden heute die Gesetzentwürfe über den mit Brasilien abgeschlossenen Auslieferungsvertrag, über das Re— krutenkontingent pro 1884, über die Mehrkosten für den Bau der Szegediner Landwehr⸗Kaserne sowie über die Ueber— gangsbestimmungen in Folge der Aufhebung des Szegediner Königlichen Kommissariats ohne Diskussion erledigt.

Der volkswirthschaftliche Ausschuß des Ab— geordnetenhauses hat den Gesetzentwurf, betreffend die Inartikulirung des am 18. d. M. mit Frankreich abgeschlossenen Handelsvertrages, im Allgemeinen und Speziellen angenommen. Das Gewerbegesetz gelangt Mittwoch zur Verhandlung.

23. Februar. (W. T. B.) Das Abgeordneten— haus hat heute den mit Frankreich am 18. Februar abge— schlossenen Handelsvertrag einstimmig angenommen.

Grosibritannien und Irland. London, 22. Februar, Nachm. 3 Uhr 30 Min. W. T. B.) Der Staatssekrelär Lord Granville erhielt heute Nachmittag 2 Uhr eine Depesche, welche die Uebergabe von To kar bestätigt. Das Kabinett trat sofort zu einer Sitzung zusammen, welche noch fortdauert. 22. Februar, Nachm. 5 Uhr. (W. T. B.) Die Nach⸗ richt von der Uebergabe Tokars hat hier die lebhafteste Er— regung hervorgerufen. Der sofort zusammenberufene Kabi⸗ netsrath ist noch immer in Berathung. Man glaubt, daß die Garnison von Tokar zwar mit dem Leben davongekommen sei, aber alle Waffen an die Aufständischen habe ausliefern müssen, und hält einen Angriff Osman Digma's auf Suakim für nahe bevorstehend. Eine weitere Depesche der, Times“ sagt, ein großer Theil der Garnison von Tokar sei vor der Uebergabe getödtet worden.

Dem „Daily Telegraph“ wird aus Suakim, vom heutigen Tage, gemeldet: Fünf Soldaten trafen aus Tokar hier ein und meldeten, daß die Aufständifchen das Ge— schütz und Gewehrfeuer ununterbrochen fortgesetzt hätten; die Garnison habe sich nicht mehr halten können. Am Dienstag habe eine Konferenz mit den Aufständischen stattgefunden; am Mittwoch seien vier Offiziere von Tokar in das Lager der Insurgenten entsandt worden; letztere hätten verlangt, die Garnison sollte die Waffen strecken. Viele Soldaten der Garnison von Tokar seien desertirt und hätten in der Nacht vom Mittwoch die Flucht ergriffen. Tokar habe sich den Aufständischen gestern ergeben.

22. Februar, Abends. (W. T. B.) Nach dem heute Nachmittag stattgehabten Kabinetsrath hatte der Ober— befehlshaber der englischen Truppen, Herzog von Cam— bridge, mit dem General Lord Wolseley und mit dem Staatssekretär des Krieges, Marquis von Hartington, eine längere Berathung im Kriegs-Ministerium, in welcher konstatirt wurde, daß für die Streitkräfte Gene— ral Grahams eine Aenderung in der bereits beschlossenen Marschrichtung nicht wohl ausführbar sei, weil die Truppen in Trinkitat jetzt ausgeschifft seien.

22. Februar, bend. (WB. T. B.) Im Ober⸗ hause bestätigte Lord Granville, daß in Suakim heute ein Bericht über die vereinbarte Uebergabe von Tokar an die Aufständischen eingegangen sei; eine Nachricht von der thatsächlich erfolgten Uebergabe von Tokar habe er aber noch nicht erhalten. Die Vorbereitungen zur Landung der Truppen in Trinkitat würden daher beschleunigt. Lord Salis— bury beantragte die Niedersetzung einer königlichen Kommission zur Untersuchung der Arbeiterwoh— gungen in den Stidte n, Lord Ghrrington be⸗ fürwortete den Antrag Namens der Regierung mit dem Zusatze, daß die Untersuchung auch auf die Bauern woh— nungen ausgedehnt werde. Der Prinz von Wales sprach sich in ausführlicher Rede für die Vornahme der Unter— suchung aus und sagte; er habe jüngst selbst mehrere Arbeiter distrikte besucht und sich von dem entsetzlichen Zustande der Arbeiterwohnungen persönlich überzeugt. Der ÄÜntrag Lord Salisbury s wurde mit der von der Regierung vorgeschlage— nen Modifikation angenommen. Der Staatssekretär der Kolonien, Lord Derby, erklärte auf eine bezügliche Frage: die Regierung werde ihr Möglichstes thun, um den Plan einer Föderation unter den australischen Kolonien zu fördern.

Im Unterhause antwortete der Premier Gladstone auf eine Anfrage Northcotes: die Regierung halte es im öffentlichen Interesse für nothwendig, von Tag zu Tage zu erwägen, was sie über die Schritte und von den Erklärungen des Generals Gordon mittheilen und was sie davon zurück— halten solle. Das von Parnell eingebrachte Amende⸗

ment zu der Adresse wurde mit 81 gegen 30 Stimmen ab— gelehnt und die Adresse hierauf in erster Lesung angenommen. Anläßlich der Debatte über den Adreßbericht lenkte Stanhope die Aufmerksamkeit auf die Abtretung Merws an Rußland, durch welche die Beziehungen Eng⸗ lands zu Rußland nicht gebessert werden könnten. Ber Prä— sident des Lokal Government Board, Dilke, erklärte: er könne über den vermeintlichen geheimen Vertrag zwischen

glaube aber die Zeit gekommen, den Schristwechsel über die russisch⸗persische Grenzabsteckung vorzulegen. Er glaube, Eyub Khan habe Persien nicht verlassen. Der Schriftwechsel werde die Schritte Eyub Khans darlegen. Was die Attion Rußlands in Merw angehe, so könne die Regierung ihre Ansichten hier⸗ über jetzt nicht mittheilen, da sie dieselben in St. Petersburg darlegen müsse. Sie werde hierin auch durch die Thatsache unterstützt werden, daß zwischen der Regierung und der Opposition keine Meinungsdifferenz hinsichtlich des Prinzips besteht, welches Englands Aktion leiten müsse. Die Regie⸗ rung halte an den dem Emir von Afghanistan gegebenen Ver— sicherungen fest, welche jüngst klar und deutlich wiederholt worden seien. Bei Schritten zur Definirung der Grenzen Afghanistans entstehe die Gefahr, daß Jemand ein Gebiet ge⸗ geben werden könne, über welches die Regierung nicht zu verfügen habe; es seien indessen Schritte geschehen, um sich über die Grenzen Afghanistans, da wo sie zweiselhaft waren, zu informiren. Angesichts der dem Emir gegebenen Versicherungen könne England hinsichtlich der Vorgänge in Afghanistan nicht gleichgültig sein. Es sei stets die Politik der Regierung gewesen, Afghanistan als Vorposten Englands stark und unabhängig zu machen, und England habe darin Ersolg ge⸗ habt. Der jetzige Emir sei stärker als irgend einer seiner Vor— gänger; er sei sehr freundlich gesinnt gegen England und habe mit einer im Orient beispiellesen Freimüthigkeit der Regierung seine gesammte auswärtige Politik unterbreitet. England habe die Regierung Quettas auf Wunsch der Einwohner sor— mell übernommen und habe an der Nordwestgrenze Indiens eine befriedigendere Stellung als zuvor. Die Freundschaft der Bevölkerung von Beludschistan gebe England die wvoll— ständige Kontrole über den Bolanpaß, welche Straße jetzt völlig sicher sei. (Beifall. Die Adresse wurde schließlich, wie schon gemeldet, definitin angenommen. Der Sprecher kündigte an, daß er zu seinem Bedauern sein Amt niezer— legen müsse. Der Premier Gladstone theilte hiernach mit: er werde am Montag ein Dankesvotum für den Sprecher sowie den Erlaß einer Adresse an die Königin beantragen, in welcher um eine Auszeichnung des Sprechers gebeten wer— den soll.

23. Februar. (W. T. B.) Die Morgenblätter besprechen die Nachricht von der Uebergabe Tokars und rathen davon ab, die englische Expedition zurückzuziehen. Die „Tim es“ empfiehlt: die englischen Truppen sollten vorrücken, um die übrigen Garnisonen des Sudans zu retten. Der Daily Telegraph“ meint, eine jetzige Zurückziehung der Truppen würde später die Aufstellung einer Armee von 25 900 Mann zur Vertheidigung des eigentlichen Egyptens nöthig machen.

Frankreich. Paris, 23. Februar. (W. T. B.) Der ehemalige Kriegs-Minister General Borel ist gestorben.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Februar. (W. T. B.) Der bisherige Gesandte in Peking, von Bützow, ist nach Athen versetzt, und Graf Kapnist, Bot— schafts-Rath in Paris, zum Gesandten in Haag ernannt worden.

23. Februar. (W. T. B.) Der Oberst Rodzianko ist seiner Stellung bei der Gesandtschaft in Stuttgart unter Versetzung in die Generalstabs⸗Reserve enthoben wor— den. Die zur Beglückwünschung des Kaisers Wilhelm bestimmte Deputation des Georgs-Ordens ist gestern nach Berlin abgereist. Die deutsche „St. Peters burger Ztg.“ meldet, daß der General-Gouverneur von Ost-Sibirien, Anutschin, zurücktreten werde.

Afrika. Egypten. Kairo, 22. Februar. Eine Depesche des Generals Graham meldet: in Suakim seien mehrere Kundschafter eingetroffen, welche berichtet hätten: der Civil⸗-Gouverneur und der Truppen— Kommandant von Tokar hätten am Mittwoch eine Zusammen— kunft mit Osman Digma gehabt, in welcher man über⸗ eingekommen sei, daß sich die Garnison von Tokar am darauf folgenden Tage ergeben solle. Diese Mittheilungen der Kund— schafter seien durch 5 später eingetroffene Soldaten der Garnison von Tokar durchweg bestätigt worden; da aber bis jetzt keinerlei Nachricht von der wirklich erfolgten Ergebung der Garnison von Tokar eingetroffen sei, werde die Aus— schiffung der Truppen in Trinkitat so viel wie nur möglich beschleunigt werden.

Offizielle Nachrichten aus Suakim bestätigen, daß die Uebergabe von Tokar nicht durch einen Mangel an Lebensmitteln, sondern durch eine in einem Theile der egyptischen Garnison, namentlich unter den egyptischen Offi— zieren entstandene Meuterei herbeigeführt worden sei. Man glaubte, daß die englische Expedition sofort zurückkehren werde. Ein Theil der englischen Garnison von Khartum sei bereits eingeschifft, um nach Kairo zurückzukehren.

23. Februar. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Suakim sind Admiral Hewitt, General Graham, Baker Pascha und der Stab der britischen Expedition heute früh nach Trinkitat abgegangen.

(W. T. B)

Seitungsstimmen.

In der „Germania“ lesen wir: .

In dem Werke: „Das deutsche Wirthschaftsjahr 1882“ liegt jetzt zum dritten Male eine sehr sachverständige und mit reichem Bewelk⸗ material ausgestattete Darstellung der Entwickelung von Handel nnd Industrie für ein bestimmtes Wirthschaftsjahr vor uns. Auch die Jahre 1880 und 1881 sind bereits in dieser Weise vom General Sekretariat des deutschen Handelstages bearbeitet worden, und diese böchst lehrreichen Uebersichten haben also ihren Anfang genommen, als der viel fach muthlos gewordenen deutschen wirthschaftlichen Thätigkeit in Folge der Schutzzollpolitik wieder die Flügel etwas zu wachsen begannen. So sind die betreffenden drei Schriften zugleich eine praktische Darlegung über den Erfolg der Schutzzoilpolitik, und die Freunde und Vertreter dieser Politik können im Wesentlichen mit der Quittung zufrieden sein, die ihnen durch den Inhalt der Schriften ausgeftellt wird. Derselbe beruht ja keineswegs auf leeren Abstraktionen oder au allgemeinen Behauptungen; vielmehr werden die Berichte der Han— dels⸗ und Gewerhekammern, industrieller Korporationen und dergl. aus ganz Deutschland zur Verwerthung herangezogen, und erst auf Grund dieser in weitem Umfange auch mitgetheilten oder excerpirten Berichte von Sachverstaͤndigen⸗ Kollegien werden Urtheile gefällt und wird zuletzt auch ein Gesammtbild der wirth' schaftlichen Entwicklung des betreffenden Jahres gezeichnet, das der Leser selbst an der Hand der Einzelberichte und ihrer reichen statisti⸗ schen Belege zu kontroliren vermag. So sind die betreffenden Jahres, schriften nicht nur für den Kaufmann und Gewerbetreibenden höcht anregend und belehrend, nicht nur für die Regierungen, Abgeordneten und Verwaltungsbehörden voll zahlreicher Winke, sondern Jedermann,

Rußland und Persien keine Auskunft geben, die Regierung

der für das wirthschaftliche Leben und die aus demselben sich ergeben

z J .

) J *

den Folgen für die sozialen Zustände ein Interesse bat, findet dieses hier befriedigt

Müßssen wir uns also damit zufrieden geben, daß wir jetzt erst die Gesammtübersicht des Jabres 1882 erhalten, von deren Einzel- beiten ja schon Vieles allgemein zugänglich war, so ist der Bericht dennoch, wie schon zu Anfang erörtert, von höchstem Werthe und zu⸗ leich erfreulich wegen der wesentlich günstigen Nachrichten, die wir über dieses Wirtbschaftsjabr erhalten. Sprach Das deutsche Wirthschaftejahr 1881 auf Grund des damaligen Ma— terials die Ueberzeugung aus,. „daß die Jahre lang an⸗ dauernde wirthschaftliche Krisis ihren Höherunkt überschritteu habe, daß die Erwerbsverhältnisse festere geworden, die Um— sãtze vermehrt seien, daß das durch die beispiellose Ungunst der vor— bergehenden Jahre erschütterte Vertrauen endlich zurückgekehrt sei , konnte hiermit für 1881 wenigstens „der definitive Abschluß der Cpoche des allgemeinen wirthschaftlichen Niederganges, welcher einer mehrjährigen Ueberproduktion gefolgt war, konstatirt werden', fo zieht Das Wirthschaftsjahr 1882“ seinerseits das Fazit, daß „das Berichte jahr (1882) bereits als eine Periode der wieder aufwärtsgehenden Entwickelung sich charakterisiren, wenn auch dieser wieder beginnende Aufschwung allerdings nur durch äußerste Anspannung aller Kräfte und ausgiebigste Benutzung aller Hülfsmittel, wie sie kaufmännischer Geschäftsgeist, Kapital und technische Kenntnisse, in Verbindung mit den rationellsten Betriebs- Einrichtungen für die Fabrikation, herbeigeführt und in gedeihlicher Richtung erhalten werden konnte.“

Dieses allgemeine Urtheil über die erfreulichen Fortschritte des Jahres 1882 findet dann in dem Material des seine Belege in der Schilderung der Einzelerscheinungen und wird auch in dem beigegebenen Gesammtbilde der Wirthschaftsentwickelung des Jahres 1889 noch näher ausgeführt. Wir erfahren' dort in kurzer Zusammenfassung erfreuliche Thatsachen, die vereinzelt ja jedem aufmerksamen Beobachter dieser Verhältnisse in Zeitungsnach— richten und Fachzeitschriften schon begegnet sind, die aber Fier zu einem schönen Ganzen sich vereinigen. Bei den wichtigsten Zweigen der Groß— industrie und des Handels konnten eine Reihe von Aktienunternehmungen nach langen verdienstlosen Jahren wieder Dividenden vertheilen auch der Börsencours war natürlich gestiegen. Die aus— ländische Konkurrenz auf dem deutschen Markte wurde nicht in früherer Stärke empfunden und erschien in einigen Industriezweigen ganz zurückgedrängt. Die Zahl der arbeits— losen, in ihrem berufsmäßigen Arbeitskreife überschüssigen Arbeitskräfte war wesentlich verringert, für solide Arbeiter ein Unter— kommen leichter zu finden über den Lohn wird dagegen weniger gesagt Die deutsche Waare ist vervollkommnet und in nicht wenigen Branchen auf dem Weltmarkte wo sie ja wegen des Ükillig und schlechtꝰ und mancher unsoliden und unreellen Vorkomm— nisse wegen vielfach in Mißkredit gekommen wieder wohl aufgenommen worden. Im In- und Auslande hat man wieder angefangen, nach besseren Gewerbsarten zu fragen und dem werthvollen Materiale, der technisch und

vo

Buches

Die errollkommnung der Technik und die Veredelung der Formen in der Gewerbsarbeit geht hiermit Hand in Hand. Das Kunstgewerbe hat sich erfreulich weiter entwickelt. Der Aufschwung der Industrie machte sich aber vor allen Dingen durch größere Sicherdeit und Stetigkeit im Absatz bemerklich. Die emsige Thätigkeit in den meisten gewerblichen Anlagen war eine anhaltende, und es sind nur kurze Perioden zu verzeichnen, in denen hier und da über eingetretene Verminderung der Aufträge geklagt wurde.

Das ist gewiß ein erfreuliches Bild des „Wirthschaftsjahres 1382“ und besonders die Fortschritte an innerer Tüchtigkeit und an Solidität sind anzuerkennen, weil auf ihnen vorzugsweife die dauernde Blüthe deutschen Handels und deutscher Industrie sich aufbauen muß. In dieser Beziehung ist denn auch glücklicher Weise im Jahre 1885 kein Stillstand irgendwie konstatirt worden, während de Aufträge und die Preise, wie wir oben schon bemerkten, in einigen Erwerbs⸗ zweigen allerdings zu wanken anfingen. Aber auch das „Wirth⸗ schaftsjahr 1883. wird, das weiß man schon jetzt, im Wesentlichen noch ein gutes Bild gewähren, und in keiner Weise weder an den Schwindel der ersten noch an die Verzweiflung der letzten siebziger Jahre auch nur entfernt erinnern.

. Am Schlusse eines Artikels der Deutschen Volks— wirthschaftlichen Correspondenz“ über die Getreide— preise in Deutschland im vorigen Jahre heißt es:

Wenn man die Jahres-Durchschniftspreise bei den vier Getreide arten Roggen, Weizen, Gerste und Hafer im Jahre 18835 mit den jenigen der letzten sechs Vorjahre vergleicht, so erhält man folgende interessante Ziffern:

Jahres Durchschnittspreise für 100 kg in Mark: Roggen Weizen Gerste Hafer 1877: ,. 23,0 16,9 16,0 1878: 14,3 ö 1. ĩ 1879: 14.4 556 14,5 18806: 19,3 21, 16.8 1881: 20,2 22,0 16,6 1882: 16, 6 15583: 1456 . 145 Man ersieht hieraus, daß die Getreidepreise nach ihrem abnorm

hohen Stande im Jahre 1881 in den beiden folgenden Jahren wieder

nach und nach abgenommen haben; die Weizenpreise haben sogar im

vergangenen Jahre einen so niedrigen Durchschnitt erreicht, wie er in den sechs vorhergehenden Jahren nicht dagewesen ist, während für Roggen der Durchschnittspreis in den Jahren 1879 und 1875 niedriger war als im Jahre 1883; auch für Gerste ist der Jahres-Durch— schnittspreis in den sechs Vorjahren nicht niedriger gewesen als im Jahre 1883, dagegen war ihm derjenige des Jahres 1879 gleich. Die Durchschnittspreise des Hafers sind wie beim Roggen in den Jahren 1879 und 1878 noch geringer gewesen als im Jahre 1883.

Hierzu bemerkt die „Schlesische Zeitung“:

A

Daß der Getreidezoll in seiner jetzigen vorsichtig bemessenen Höhe

auf den Preis des Getreides einen maßgebenden Einfluß noch nicht

zu üben vermag, geht aus der vorstehenden Tabelle,

f

ĩ . .. or deren Angaben ich auf einen Zeitraum von drei Jahren vor und von vier Jahren

nach dem Inkraftreten des neuen Jolltarifs beziehen, ganz unverkenn⸗ bar hervor.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 8. Inhalt:

Marine und Schiffahrt: Erscheinen der Amtlichen Liste der Schfffe der deutschen Kriegs- und Handelsmarine für 1884. Konsulatwesen: Todesfall; Exequatur⸗Ertheilungen. Zoll und Steuerwesen: Be⸗

fugniß einer Zollstelle.

Finanzwesen: Nachweisung über Ein—

nahmen des Reichs vom 1. April 1883 bis Ende Januar 1884.

Heimathwesen:

Erkenntniß des Bundesamts für das Heimathwesen.

Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Verfügung vom

Ju stiz ⸗Ministerial⸗ Blatt. Nr. 8. —2 Inhalt: Allgemeine 16. Februar 1884, betreffend die Wahlen zum

Schõffenamt und zum Geschworenenamt. Erkenntniß des Reichs⸗ gerichts vom 5. April 1883.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 8. Inhalt:

Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Russische Wasser⸗

straßen.

(Fortsetzung) Die elektrische Beleuchtung des neuen

Central⸗Bahnhofes in Straßburg. (Schluß.) Klinische Neubauten der Universität in Budgpest. Cin alter Bauriß zum Thurmhelme

am Straßburger Münster.

Vetmischtes: Konkurrenz um die

Heizungs und Lüftungsanlagen für das Reichstagsgebäude in Berlin. Verleihung der Titel »Regterungs⸗Bauführer“ und „Regierungs⸗ Baumeister' in Württemberg. Internationale Ausstellung von

Kanal.

wand von Feuerbuchsen.

Ueber die Ursache des häufig F Wahl de

Architektenverein. Professor Dr. Heinrich Berghaus .

en Undichtwerdens der Rohr⸗

s Vorstandes im Berliner

der öffentlichen

ßischen Staatsbauten,

sind. Die jetzt veröffentlichten Abschnitt Re gierungs

Dezenniuum vollendet worden:

bezirk Marienwerder der Erweiterung gebäudes; gebäude

im Regierungsbezirk Berlin 3

2

terung des Regierungs⸗ baden; im Regierungsbezirk Coblenz 2

endlich im Regierungsbezirk Trier

In den Tabellen

gebäude

Grundrisse). in f 9052 901 gegen 9 055 437 s errichtet. Die größte Zahl gierungsbezirk Magdeburg, dal. Staßfurt, Calbe a.

d. S.,

Brilon, Witten und Berent und mit 3 (in Landsberg, Guben, (Land⸗ und Amtsgericht in Düsseldorf mit

(in Soest, (in Elbing,

Wittenberge), Posen mit 2 (Amts, und Amtsgericht in Samter), Oppeln mit 2

burg mit 1 (in Weißenfels)

s

bahn. Die sich auf amtliche

(mit 1 Tafel).

Rengissance (mit einer Tafel). Weiter

Schleusenanlage an

Schluß der Aufsätze bildet ein Beitrag

Tafel Zeichnungen).

zelnen Heften die Fortsetzung zu dem Rationelle Städteentwaͤsserung“,

registrirt. K

Provinzen.

i. J. 1870 u. ber

Staats. (Verfassung, Verwaltung,

Schulwesen, Münzwefen, oben angeführten Provinzen, schiedene innere Verhaäͤltnisse, Frankfurt a. O,

Wappen, deren

Königsberg, Danzig,

Motoren und Werkzeug⸗Maschinen für das Kleingewerbe in Wien.

Luftuntersuchungen in höheren Lehranstalten Berlins. Vor— schriften für die Herstellung' von Situationsplänen. Panama⸗

J

. 8. ; . ö :

17. und 16. Jahrhundert.

kommen sein.

2 2 ö ö; h l =

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In dem neuesten Vierteljahrsheft 34. Jahrgangs 1884 der Zeitschrift für Bauwesen“ (herausgegeben im Ministerium fent Arbeiten; Berlin, Verlag von Ernst u Korn. Gropius'sche Buch⸗ und Kunsthandlung) werden die Statistischen Nachweisungen, betreffend die in einschließlich 18890 vollendeten und abgerechneten preu⸗ hi sch tba fortgesetzt, Ministers der öffentlichen Arbeiten von dem Geheimen Baurath Endell und dem ReaierungsBaumeister Frommann aufgestellt worden e XI und XL verzeichnen die ie ru Ministe rial gebäude ser für Gerichte. Von der ersteren Kategorie sind in dem angegebenen u im Regierungsbezirk Königsberg die Nebengebäude des Polizei⸗Präsidiums zu Königsberg; im Regierungs— gsbau des Regierungs⸗Präsidial—

ge des Finanz⸗Ministeriums binter dem Gießhaufe an der Dorotheenstraße, der Neubau eines Seitenflügels auf dem Hofe des Gebäudes für den Evangelischen Ober-Kirchenrath (Köthenerstraße 5 35) und Ter Erweiterungsbau des Ministeriums der öffentlichen ö rbeit n Voßstaße 35 3 im Regierung bezirk Posen 2 Bauten, nãmlich Anbauten bei dem Regierungs⸗ und Ober⸗Präsidialgebäude und Er weiterungs⸗ und Umbau des Polizei⸗Direktionsgebäudes in im Regierungsbezirk Schleswig der Neub zu Schleswig; im Regierungsbezirk Wiesbaden? Bauten zur Erwei⸗ und des Polizeidirektionsgebäudez zu Wies—

sterialgebäude zu Coblenz und ein Anbau zu dem Regierungsgebäude;

e

gierungsgebäude; in Summa 13 Bauten mit einem Kostenaufwande von 4084012 M gegen 39652 899 nach dem Voranschlage.

. nach dem ] dieser Bauten kam auf den Re— nämlich 6

dorf); dann folgen die Regierungsbezirke bezw. Landdrosteien: Marten— werder mit 3 (in Culm, Graudenz, Konitz, Gollub, Briesen), Schles⸗ wig gleichfalls mit 5 (Amts und Landgericht in Altona, Gerichts⸗ bauten in Kiel, Meldorf, Niebülh, Königsberg mit 4 (Amtegericht, Kriminal! und Civilabtheilung in Königsberg, Ämtsagericht in Srtels— burg), Liegnitz mit 4 (in Liegnitz, Görlitz, Hirschberg, in letzterer Stadt Kriminalgericht und Amts‘ und Landgericht), Arnsberg mit 4

Karthaus), Cottbus), Bielefeld 3 (Amtsgericht in Wesel, gericht in Duisburg), Potsdam mit 2 (Amtsgerichte in Cöpenick und

l

Cosel), Stettin mit 1 (Amts- und Landgericht in Stargard i. P.) Cöslin mit 1 (in Stolp), Breslau mit 1 (h Münsterberg), Merse⸗ 1 We Lüneburg mit 1 (in Harburg), Stade mit 1' (in Geestemünde), Osnabrück mit 1 GJustizgebäude in SSna— brück'. Aurich mit 1 (Amt und Amtsgericht zu Wilhelmshaven), Wiesbaden mit 1 (in Rennerod) und Sigmaringen mit (in Hechingen). In diesem neuesten Heft der „Zeitfchrift für Bauwesen“ beginnt übrigens auch eine Geschichte der Entstehung und eine ausführliche Beschreibung der Anlage und Ausführung der Berliner Stadteisen⸗ Quellen und interessante Arbeit, wird durch 35 Tafeln im Atlas illuftrirt. reiht sich eine Beschreibung des neuen Universitätsgebäudes in Kiel, vom Regierungs⸗Baumeister von Weltzien in Berlin (mit 5 Tafeln Zeichnungen im Atlas) und eine Würdigung der Anlage des National⸗ denkmals auf dem Viederwalde vom architektonischen Gesichtspunkte aus (mi ; Stadtbaudirektor Hugo Licht in Leipzig liefert einen Beitrag über die Johanniskirche daselbst und die im Innern an der Decke derselben angebrachten Flachornamente aus der Periode der deutschen

in der Seine zu Bougival, vom Baumeister Dorp in Düsseldorf, und über im Rhein mittels Draht— seils gusgeführte Peilungen, vom Regierungs⸗Bauführer Hugo Rößler. Die Beschreibung der wichtigeren Kunstbauten der Staatsbahnftrecke von Güls bis zur Reichsgrenje bei Perl (Moselbahn) wird fortgesetzt (mit 6 Tafeln), ebenso die Zusammenstellung der bemerkenswertheren preußischen Staatsbauten, welche im Laufe des Jahres 1887 in der Aus führung begriffen gewesen sind (mit Grundris ,. uflj n über Rauchverbrennung und Ausnutzung der Brennmateriallen (mit einer dem Tert beiliegenden

. Arch i für rationelle Städteent wässerung Unter diesem Titel giebt der bekannte Ingenieur Liernur in Deckers Verlag, Marguardt & Schenck in Berlin, ein in zwangs⸗ losen Heften erscheinendes Organ heraus, welches die städtische Kana— lisation ohne Boden, Luft⸗ oder Flußverpestung und ohne Riesel⸗ felder vertreten soll. Das in eleganter Ausstaitung vorliegende . Heft von Liernurs „Archive (Pr.? A) enthält interessante Streil⸗ fragen über den Gegenstand mit Prof. Virchow und Dr. Varrentrapp, eine Rede von der Pariser Kanalisations⸗-Kommission, Kritiken über Schriften von Hobrecht u. f. w. Das Archiv größeren ü ; welches dadurch bandweise seine Ergänzung findet und laufend alle Erscheinungen auf diesem Gebiete

Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M. und Paris, haben unter der Ueberschrift Ge⸗ schichte Preußens und seiner älteren Provinzen, Bran⸗ denburg, Ost und Westpreußen, Pommern, Posen und Schlesien einen Lagerkatalog, Nr. 138, ausgegeben. hält ein werthvolles Verzeichniß von 646 Schriften über den preußi · schen Staat in Allgemeinen und über die eben genannten preußischen ; Dieselben betreffen die Geschichte des preußischen Staats überhaupt, einzelne Abschnitte seiner Geschichte (den Krieg gegen die französische Republik, den Krieg i. J 1813 und gegen Frankreich . u.] Krieg gegen Desterreich u. s. w.), einzelne preußische Herrscher (den Großen Kurfüuͤrften, König Friedrich Wil⸗ helm 1, Friedrich den Großen, Friedrich Wil helm II, Friedrich Win helm III. Friedrich Wilhelm JV. jowie mehrere Kurfürflen von Branden⸗ burg) und einige brandenburg. Fürsten, mehrere preuß. Minister und andere hervorragende Männer, sowie die inneren Verhältnisse des preußischen

ts ung, Gesetzgebung, sscha Statistik. Heerwesen, Gewerbe und a Religion und Kirche, Siege

einzelne ö (Berlin, Breslau, ran : Thorn, Liegnitz), mehrere Sloster u. s. w. Man findet hier verschiedene Sammlungen von Urkunden, Chroniken, Zeiischriften., Staatsschriften u. weitere größere Mehrzahl der Schriften gehört dem 19. Jahrhundert an, doch fehlt es nicht an, meist seltenen, Schriften aus dem 18.

. 29 4 ö. un / g Jedem, der sich für Preußen und seine Geschichte interrssirt, durfte der vorstehende reichhaltige Katalog will—

.

den Jahren 1871 bis velche im Auftrage des

2c. und die Geschäftshäu⸗

Bauten, nämlich die Dienst⸗

Posen; au des Regierung gebäudes Bauten, nämlich das Dika—

in Anbau zu dem Re⸗

Kostenaufwande von Voranschlage)

Sten⸗

M * Beetzen⸗

(lin Magdeburg, Wanzleben und

Hamm), Danzig mit 3 Frankfurt a. d. ; Minden mit 3 nebst Erweiterungsbau), Amts, und Land—

Landgericht in Posen und Bauten in Königshütte und

/

Zahlen stützende

Daran

folgen Beiträge über die Regierungs⸗

sen im Text). Den

R. von

bildet in seinen ein—⸗ Werke Liernurs:

Derselbe ent⸗

Volkswirthschaft,

u. s. w.); sowie die Geschichte und ver⸗

s. w. Die

Gewerbe und Handel.

Nach den Amtlichen Mittheilungen aus den Jahres- berichten der mit Beaufsichtigung der Fabriken be⸗ trauten Beamten“ 1882 (Berlin, Fr. Kortkampf) waren im Her zogthum Sacsen Altenburg IS87 Fabrifen mit 7820 Arbeitern, darunter 878 jugendlichen, im Beirsebe Die Zahl der Fa⸗ briken hat sich im Jahre 1582 um 20, die der Arbeiter nn 1021 *r mehrt. Die Lage der Industrie war eine recht günstige, und der fleißige Arbeiter fand leicht Beschäftigung und stetigen Verdienst. Die Zabl der jugendlichen Arbeiter ist von 669 in 1587 auf s78 in 1882 gewachsen., was besonders durch die Knopffabriken veranlaßt worden ist. An Uafällen kamen nur 8 zur Kenntniß des Fabriken ⸗Inspektors.

Im Herzogthum Coburg⸗Gotha zetrug die Zahl der Fabriken 194 die der Arbeiter 311. Die hl der Fabtlken bat

n das Vorjahr um 7 ab, die de beiter um 447 zugenommen. Lage der Industrie war günstig.

Einen besonderen Aufschwung haben die Spiel wa nren· und Porzellanfiguren⸗Fabriken genommen. ie Erzeugnisse der letzteren übertreffen jetzt zum Theil die des Auslandes, sogar Frankreichs. Diese Geschäfte erfreuen sich deshalb einer lebhaften Ausfuhr. Weniger günstig liegen die Verhältnisse für die Anfertigung von Porzellangeschirr. In diesem Betriebe sind die Preife in Folge der be⸗ deuten den Konkurrenz so herabgedrückt worden, daß die kleineren und mitt- leren Fabriken ibre Arbeiten wegen der jetzigen sogenannten Schleuder⸗ preise sehr beschränken müssen. Die kleineren Fabriken können bezũůg⸗ lich der ausländischen Geschäfte mit den größeren Fabriken, welche di rekte Verbindungen befitzen, nicht konkurriren und sind daher vielfach auf die Aufkäufer der 19⸗ und 50-Pfenniabazare angewiesen. Von den Arbeitern waren 683 jugendliche. An Unfällen wurden 12 be— kannt.

Im Herzogthum Anhalt ist der Stand Wesentlichen unverändert geblieben. Landes: Zuckerfabrikation,

der Fabriken im 1. Die vorwiegenden Industrien des chemische Industrie, Metall verarbeitung

und Textilindustrie erfreuten sich mit geringer Ausnahme reger ge⸗ Betrieben wurden 744 jugendliche Ar⸗

9

2 155311 * 8 75 2 . 3 fallen wurden 72 gemeldet,

schäftlicher Thätigkeit. In 15 beiter beschäftigt. An Unfsͤ tödtlichem Ausgange. In dem Fürstent hum Schwarzburg⸗Rudolstadt waren 167 Fabriken mit 2552 Arbeitern (darunter 348 jugendliche) im Be⸗ triebe. und Ganzen be⸗

davon 7 mit

triebe. Die Lage der Industrie war im Großen stiedigend, namentlich haben sich wieder für Glas, Porzellan und Farben die günstigen Absatzverhältnisse erhalten. Auch die Textil- Industrie, sowie die Fabriken für Bekleidungsgegenstände haben einen wesentlichen Aufschwung genommen. Neu in' dem Bezirke ist die Anfertigung von Thermometern und sonstigen Glasinstrumenten. Obwohl gerade dieser Industriezweig in den benachbarten Bezirken bereits stark vertreten ist, so scheint ihm doch eine günstige Zukunft nicht abzusprechen zu sein, da dem Unternehmen entsprechend billige Arbeitskräfte zu statten kommen. Nur eine einzige Verunglückung fand statt. ;

Die Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont zählten 10 Fabriken mit 927 Arbeitern, unter den letztern 61 jugendliche. Die guten Betriebsrerhältnisse einiger Anlagen der Textilindustrie haben sich während des Jahres 1882 forterhalten, auch sind von einer Spulenfabrik wesentliche Erweiterungen vorgenommen worden. Im Kreise Pyrmont hat sich die Cigarrenfabrikation merklich gehoben; die Zahl der in den Fabriken selbst beschäftigten Arbeiter war zwar nur wenig größer geworden, es waren aber über 1560 der älteren ge⸗ übten Arbeiter in ihren Wohnungen als sogenannte Hausarbeiter be⸗ schaftigt. Eine Fabrikfiliale ist eingegangen, dagegen sind zwei neue eröffnet worden. Da wegen der knappen Beschäftigung der letz⸗ ten Jahre nur wenig junge Leute das Cigarrenmachen Eriernt haben, so war im Spätherbst des Berichtsjahres ein Mange Arbeits⸗ kräften fühlbar. Dieses Verhältniß führte zu kleinen nerhöhun⸗ gen. Anzeigen über Unfälle sind nicht eingegangen.

Die Zahl der Fahriten in dem Fürstenthum Reuß ä. L. betrug 105, die der Arbeiter 7285, darunter 479 jugendliche. Im Kaufe des Jahres 1882 sind in der Tertilindustrie 11 * neue Fabriken ,, und 1350 Arbeiter mehr als im ö * eschaͤftigt worden vier größere Fabriken waren noch im Bau begriffen, und mehrfach haben Vergrößerungen bereits vor⸗ handener Fabriken stattgefunden. In den anderen Industrie⸗ zweigen hat sich die Anzahl der Fabriken zwar nicht ver⸗ mehrt, aber die Zahl der Ärbelter ist von 1647 ves Jahres 1881 auf 1195 gestiegen. Im Ganzen sind 95 Dampfmaschinen mit 1433 Pferdekräften wirklicher Leistung und 1695 Pferdekräften Gesammtleistung im Betrieb, wozu 101 Dampf⸗ kessel mit 4749 4m Heijfläche gehören, während im Vorjahr sich die Anzahl der Dampfmaschinen auf 80 und die der Dampfkessel auf 90 belief. „Hieraus geht die erfrenliche Thatsache hervor, daß die In⸗ dustrie des Fürstenthums, namentlich in der Texlilindustrie, an Aus⸗ dehnung hedeutend zugengmmen hat und in erfreulicher Entwickelung begriffen it. An Unfällen kamen 26 zur Anzeige.

Im Fürstent hum Reu 5 j. L. waren 157 Fabriken mit 9772 Arbeitern, davon 893 jugendliche, im Betriebe Die Arbeiterzahl ist im Jahre 1382 um etwa 1600 gestiegen. Än diesem Zuwachs ist am stärlsten mit 1048 Arbeitern die Textilindustris betheiligt; außerdem ist eine verhältnißmäßig nicht unbedeutende Vermehrung der Arbeiterzahl in den Harmonikafabriken zu verzeichnen, während der übrige Zuwachs im Wesentlichen auf einer neuentstandenen Holz-⸗ stofft und Pappenfabrik, sowie auf Betriebsvergrößerungen in einigen Holzwagaren und Lederfabriken kommt. Im Jahre 1882 waren im Fürstenthum 5037 mechanische Webstühle gegen 4168 im Vorjahre in Betriek, wovon 4857 auf die Kammwollwaarenfabrikalson ent. fallen. Am Ende des Jahres 1852 waren vorbanden 277 Dampfkessel mit zusammen 9246 4m Heizfläche, und 184 Dampfmaschinen mit jusammen 23523 Pferdestärken wirklicher Leistung bei 3242 Pferde⸗ stärken Leistungsfähigkeit. Gegen das Vorjahr' hat die Zahl der Dampfkessel um 165, die der Dampfmaschinen um 13 zugenommen. In der Textilinduflrie hat zwar keine Vergrößerung der Kesselzahl, wohl aber mehrfach Auswechselung kleinerer gegen größere und leistungefähigere Kessel stattgefunden; der betreffende Zuwachs beziffert sich auf 340 am Heizfläche. In der Landwirthschaft ist die Zabl der don Genossenschaften und einzelnen Gutsbesitzern zum Betriebe von Dampfmaschinen benutzten Lokomobilen in steter Zunahme begriffen. Unfälle ereigneten sich 157, darunter 73 geringfügigere. Bei dem Bergwerksbetriebe in den Bezirken Gera, Schleiz und Lobenstein waren 38 jugendliche Arbeiter beschäftigt.

. In, Bremen hat die Besserung der Geschäftslage in einzelnen Industriezweigen auch im Jahre 1882 angehalten, sofern von der Zu⸗ nahme an beschäftigten Arbeitskräften auf eine Besserung der Ge⸗ schäftslage geschlossen werden darf. Die Zahl der Arbeiter und AÄr— beiterinnen hat um 768 gegen das Vorjahr zugenommen und eine große Anzahl wurde über die gewöhnliche zehnstündige Arbeitszeit be⸗ schästigt. Die Zahl der Arbeiter in 170 Fabriken betrug os, darunter 223 jugendliche. Da eine Anzeigepflicht rücksichtlich der Un⸗ fälle nicht existirt, so sind deren nur 33, darunter 3 tödliche, zur Kenntniß des Fabriken -Inspektors gekommen. .

Die Beaufsichtigung des Fabriken Inspektors in Hamburg erstreckte sich über 728 Anlagen mit 18 170 männlichen, 2692 weib⸗ lichen, zusammen 20 832 Arbeitern, darunter 6603 jugendliche. Von den 728 Anlagen wurden betrieben 388 mit Dampfkraft, 54 mit sonstigen Motoren, 286 ohne Motoren. Die Zabl der Fabrikbetriebe hat gegen das Vorjahr um 2 (0, die der beschäftigten Arbeiter um 5 oso zugenommen. Die Zunahme vertheilt sich ziemlich gleichmäßig auf die verschiedenen Erwerbszweige und wird hierdurch bie auch sonst wahrgenommene Besserung der Industrielage bestätigt. An Unfällen sind nicht weniger als 382 bekannt geworden, darunter 1j tödtliche.

Nürnberg, 21. Februar. SHopfenmarktbericht von Leopold Held.) Der Hopfenmarkt hat sich etwas gefestigt. Die Frage ist eine rege und alle Sorten, vornehmlich aber Mittelhopfen in der Preislage von 165 175 46, sind gesucht. Verkauft wurden gestern 00 und heute ea. 200 Ballen. Die Zufuhr war ohne Belang. Von den Eignern werden theilweise bereits wieder höhere Forderungen ge⸗

206

stellt. Der Preisstand blieb im Wefentlichen unverändert, wenn auch

*

.