1884 / 48 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

10 Monaten der des Großherzogs Friedrich Franz II. Außerdem hat die greise Fürstin seit Jahren die Sorge um die schwankende Gesundheit des ältesten Enkels, des jetzt regierenden Großherzogs, zu tragen. So verlebte die erhabene Schwester Sr. Majestaͤt des Kaisers den Beginn des 82. Lebensjahres gestern in ernster Stille im Gedenken an die in die ewige Heimath abgerufenen Lieben. Aber die hohe Bedeutung des gestrigen Tages wird trotz der tiefschmerzlichen Ereignisse der jüngsten Zeit auch außerhalb Mecklen⸗ burgs von allen Denen fesigehalten werden, welche wissen, wie viel die Frau Großherzogin Mutter Höchstihrem Kaiserlichen Bruder stets gewesen ist, und welche rege Förderung alles Guten und Edlen das Groß⸗ herzogthum Mecklendurg⸗Schwerin und namentlich dessen Re⸗ sidenz, deren Armen auch aus Anlaß des gestrigen Tages von Ihrer Königlichen Hoheit, wie alljährlich, wieder durch ein namhaftes Geldgeschenk bedacht wurden, zu verdanken hat. Gestern früh durchzog eine Reveille die reichgeschmückten Straßen der Stadt. Vormittags fand im Schlosse eine vom Ober⸗Hofprediger gehaltene Andacht statt. Nachmittags war Familientafel.

Anhalt. Dessau, 25. Februar. (W. T. B.) Die bei der heutigen Eröffnung des Landtages gehaltene Thronrede hebt hervor, daß es zur Ergänzung des Ausfalles in den Erträgnissen der Leopoldshaller Werke noth⸗ wendig sei, eine Betheiligung der Regierung an der Fabrikation eintreten zu lassen. Eine hierauf bezügliche Vorlage ist noch nicht eingebracht worden.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 22. Februar. (Els.⸗Lothr. Ztg.) Die beiden ersten Gegenstände der Tages⸗ ordnung der heutigen 19. Plenarsitzung des Landes⸗ ausschusses, das Gesetz, betreffend die Anlage und Unter⸗ haltung von Feldwegen, und das Gesetz, betreffend die Ge⸗ währung von Pensionen an in Ruhestand tretende Religions⸗ diener, wurden ohne Debatte in dritter Lesung angenommen. Auch der folgende Gegenstand, die dritte Lesung des Gesetzes zur Ausführung des Reichsgesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung der Reblauskrankheit, gab nur zu einer empfehlenden Bemerkung des Abg. Grad und zu einer kleinen Verichtigung des Textes durch den Abg. Gunzert Anlaß; im Uebrigen wurde das Gesetz ebenfalls in der durch die zweite Lesung festgestellten Fassung angenommen.

Der vierte Gegenstand der Tagesordnung war die zweite Lesung des Etats der direkten Steuern. Ein zu Kap. 18 der Einnahmen, zu allgemeinen Staatsfonds, Tit. 1, Grundsteuer, eingebrachter Antrag zu Gunsten Neubreisachs wurde vom Hause angenommen. Im Uebrigen wurden die Einnahmen ohne Debatte bewilligt, ebenso die einmaligen Ausgaben; auch bei den fortdauernden Ausgaben kam es nur bei der Position Steuerempfänger“ zu einer Debatte, die durch eine vom Abg. Winterer vorgebrachte Beschwerde über einen Steuerempfänger angeregt wurde.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. Februar. W. T. B.) Die vereinigte politische und juridische Kommisfion des Herrenhauses hat die Aussnahmeverordnungen nach vierstündiger Berathung genehmigt, nachdem die Regierung die gewünschten Aufklärungen ertheilt hatte.

Pest, 25. Februar. (W. T. B.). Das Oberhaus hat die am 18. d. M. mit Frankreich abgeschlossene Handels⸗ kon vention einstimmig genehmigt. Dieselbe wird nunmehr zur Königlichen Sanktion vorgelegt.

Schweiz. Basel, 24. Februar. (W. T. B.) Der Beschluß des Großen Raths des Kantons Basel Stadt, betreffend die Ausschließung der Kongrega—⸗ tionisten von der Lehrthätigkeit, ist bei der Volksab stim⸗ mung mit 4479 gegen 2510 Stimmen angenommen worden.

Großbritannien und Irland. London, 23. Fe⸗ bruar. (Allg. Corr.) Die Kunde von dem Fall Tokars hat einen niederschlagenden Eindruck erzeugt. Mit Spannung erwartet man jetzt die Schritte, welche die Regierung an⸗ gesichts der veränderten Sachlage ergreifen werde, und es mangelt nicht an Stimmen in der Presse wie im Publikum, welche die Regierung auffordern, die zum Entsatz von Tokat bestimmt gewesene Expedition gegen Osman Digma marschiren zu lassen. Die der Regierung nahestehende „Pall Mall Gazette“ ertheilt die beruhigende Versicherung, daß die nach Suakim beorderte kleine Armee nicht eher nach Kairo zurückkehren werde, „bis sie Osman Digma gelehrt hat, daß Englands Entschluß, die Häfen des Rothen Meeres zu schützen, eine Thatsache ist, welche selbst die Werkzeuge des Mahdi s respektiren müssen“.

General Gordon hat die Anfechtungen gegen den Passus seiner Proklamation, welcher den Sklavenhandel er— laubt, nicht lange unerwidert gelassen. Nach einer Mitthei⸗ lung der Times“ rechtfertigt er sein Verhalten aus sol⸗ genden Gründen: 17. daß die Trennung des Sudan von Egypten alle zwischen Kairo und fremben Regie⸗ rungen, geschlossenen Verträge aufhebt; 2) daß die Emanzipation der Sklaven“ ohne Entschädigung der Sklavenhalter oder irgend ein abgestuftes Einschreibungs⸗ system ein Raub sein würde; 3) daß seine Proklamation nicht von der Sklavenjagd, sondern nur vom Sklavenhalten spreche, was zwei verschiedene Dinge wären („Was die Sklavenjagden betrifft,“ fügt der General hinzu, „so mag man sich darauf verlassen, daß ich dieselben nicht vergessen habe und mit Gottes Hülfe solche Maßregeln ergreifen werde, welche dieselben verhindern werden“); 4) daß bis 1889 that— sächlich Niemand die Hausfklaverei verbieten kann, selbst nicht unter dem alten Regime.

25. Februar. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist heute zu einem Besuch bei Ihrer Majestät der Königin in Windsor angekommen.

Dublin, 23. Februar. (W. T. B Bei der Wahl eines Unterhausmitgliedes für Cork wurde der Nationalist Deasy mit 21560 gegen 1153 Stimmen, welche der konservative Kandidat Goulding erhielt, gewählt.

Frankreich. Paris, 23. Februar. (W. T. B.) In der Kammer der Deputirten interpellirte heute der radikale Deputirte Lamenau die Regierung wegen Mada⸗ gaskars. Der Conseil⸗Präsident Jules Ferry sagte in seiner Erwiderung: es handle sich um keine Expedition, sondern um eine bloße Operation, um das Recht der Polizei⸗ übung, das jeder großen Ration über untergeordnete Be⸗ völkerungen zustehe, wieder zu Ansehen zu bringen. Die Unterhandlungen mit den Howas würden noch fortgesetzt; es

würde inopportun sein, diese Frage gegenwärtig zu diskutiren. Auf Antrag Ferry 's wurde die Diskufston der Interpellation auf vierzehn Tage vertagt. .

Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, beschloß das Kabinet, daß der Finanz⸗Minister Tirard'bei der BVerathung über die Erhöhung der Lehrergehalte die Finanzlage auseinandersetzen und die Unn öglichkeit jeder neuen Ausgabe nachweisen solle; der Minister · Präsident Ferry würde, falls nothwendig, in der Angelegenheit die Kabinetsfrage stellen. Das Budget wird am nächsten Don⸗ nerstag eingebracht werden; das außerordentliche Budget be⸗ trägt 203 Millionen. :

Eine Meldung aus Tonking, von gestern, besagt: die Kanonenboote träfen in den Flüssen des Delta Vorbe⸗ reitungen, um bei der milititärischen Aktion des Expeditions—⸗

corps mitzuwirken.

23. Februar. (W. T. B.) Prinz Jerome Na⸗ poleon empfing gestern in Gegenwart seines Sohnes, des Prinzen Victor Napoleon, s0 Delegirte der Re⸗ visionisten-Comités von Paris und antwortete auf eine ihm überreichte Adresse mit einer Rede, in welcher er sagte: die Anwesenheit der Delegirten liefere den Beweis, daß, wenn es sich um die Vertheidigung der nationalen Souveräncfät und der Rechte des Volkes handle, man sich stets an einen Napoleon wenden könne. Er schätze sich glücklich, feinen Sohn an seiner Seite zu haben; es beweise dies, daß in seiner Familie Einigkeit herrsche und daß es unmöglich sei, den Vater von dem Sohne zu trennen, wie es unmöglich sei, die Napoleons von der Sache des Volkes zu trennen. Der Prinz erklärte, daß der böfe Wille Einzelner die friedliche und gesetzliche Agitation entstellt habe. Die Verfassung von 1875 sei durch eine orleanistische Intrigue eingeführt worden und ordne Alles dem Parlamente unter. Sie liefere die Regierung den unverantwortlichen Majo— ritäten aus. Dies sei die Ursache des Uebels, an dem Frank⸗ reich leide und dessen Symptome bereits beunruhigend wür⸗ den. Die Opportunisten wollten verhindern, daß die Ver⸗ fassung in diesem Jahre revidirt würde; er hoffe, daß ihnen dies nicht gelingen werde und daß man nicht auf die Leute hören werde, welche eine großsprecherische und aufrührerische Politik predigten, daß man vielmehr die große loyale Politik der gerechten Ansprüche des Volkes befolgen werde. „Setzen Sie sich kühn an die Spitze der Bewegung, das Volk wird Ihnen folgen; ich spreche zu Ihnen weder von mir, noch von meinem Sohne, sondern lediglich von dem Prinzip, das ich vertrete. Dem Volke allein gehört das Recht, seine Regierung zu konstituiren und Den— jenigen zu wählen, den es für fähig hält, es zu führen.“

St. Etienne, 24. Februar. (W. T. B.) Heute fand im hiesigen Cir kus ein von etwa 36060 beschäftigungslosen Arbeitern besuchtes Meeting statt, bei weichem Cyvoct den Ehrenvorsitz führte. Von den Versammelten wurde eine Deputation an den Präfekten gesendet, um demselben über ihre Lage Mittheilung zu machen. Der Präfekt empfing die Deputation, erklärte indeß, daß er der bestehenden wirth⸗ schaftlichen Krisis gegenüber ohne Heilmittel sei, daß er jedoch Alles, was in seinen Kräften stehe, thun wolle, um den Ar beitern zu helfen.

23. Februar. (Köln. Ztg) In dem heute im Elysse abgehaltenen Ministerrath genehmigte Präsident Greyy das an ßerordentliche Budget für 1885, das sich auf 23 Millionen beluft. Der Minister des Innern er— stattete Bericht über die Arbeitseinstellungen der Bergleute in dem Departement des Nord. Aus den eingegangenen Mit⸗ theilungen geht hervor, daß die Arbeitseinstellungen sich tn der ganzen Gegend auszubreiten suchen, daß jedoch alle nöthigen Vorsichtsmaßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen seien. Der 44er⸗Ausschuß vernahm heute Mozet, den Präsidenten des General⸗ syndikats der Union Nationale und Präsidenten der Syndikalkammer der Unternehmer. Mozet bestritt das Vorhandensein einer Krisis; es handle sich blos um eine miß⸗ liche Lage; die Produktion übersteige den Verbrauch; Handel und Gewerbe litten besonders unter den Abgaben infolge des Krieges; Frankreich sei nicht mehr der Hauptlieferant auf den ausländischen Märkten, Deutschland und Nordamerika machten Frankreich Konkurrenz. Mozet ist für die Gewerbesyndikate, welche von den Unternehmern dringend gewünscht werden. Die Pariser Industrie im strengen Sinne des Wortes sei be⸗ sonders eine Industrie zur Ausfuhr, und sie bewahre ihre Ueberlegenheit im Geschmack, aber sie fange an, stark durch die deutsche und amerikanische Konkurrenz ins Gedränge zu gerathen.

Serbien. Belgrad, 23. Februar. (Presse.) Unter Führung des Generals Nikolics ist heute eine aus mehreren Stabs offizieren bestehende Artilleriekommission zur Be⸗ sichtigung der Geschützgießereien in Frankreich, Belgien und Deutschland und zur Anschaffung der neuen Feld⸗ und Gebirgsgeschütze nach Wien abgereist.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Die von dem Kaiser heute abgehaltene große Truppenrevue nahm einen sehr glänzenden Verlauf.

265. Februar. (W. T. B.) Der Großfürst Michael r ger ft hat die Reise nach Berlin gestern ange⸗ reten.

Die Deputation des Kaluga-Regiments wird bei Gelegenheit der Beglückwünschung des Kaifers Wil— helm Allerhöchstdemselben zugleich ein werthvolles Angebinde des Regiments in Form eines mit entsprechender Widmung versehenen Georgskreuzes überreichen.

24. Februar. (W. T. B.) Die Deputation der Georgsritter hat sich gestern vor ihrer Abreise nach Berlin noch dem Kaiser vorgestellt. Der Großfürst Sergius ist gestern abgereist.

Schweden und Norwegen. Christ ia nia, 23. Fe⸗ bruar. (W. T. B.) Das Reichsgericht ist gestern zur Fällung des Urtheils über den Staats⸗Minister Selmer zusammengetreten. Das zuerst votirende Gerichtsmitglied be— endigte sein Votum gestern Nachmittag; die Abgabe des zweiten Votums hat heute Nachmittag 5 Ühr begonnen. Die Publikation des Spruches dürfte erst am 28. d. M. erfolgen.

Amerika. Washington, 23. Februar. (W. T. B.) Die von dem Schatz amt ernannte Kommission, welche bezüglich der im Staate Maine kürzlich ausgebrochenen Maul⸗ und Klauenseuche Nachforschungen anzustellen ate, ir n, daß die Krankheit nunmehr völlig er⸗ oschen sei.

Afrika. Egypten. Kairo, 265. Februar. (W. T. B.)

General Stephen fon hatte den dringenden Wunsch ausge⸗

sprochen, daß man den Vormarsch der Truppen ge Osman Digma gestatten möge, dessen Streitkräfte ber El Teb vereinigt sind; der Staalsfekretar des Krieges, Lord Hartington, hat darauf den Vormarsch der Truppen an⸗ geordnet, welcher morgen beginnt.

Dem Londoner „Observer“ wird aus 24. d. M. gemeldet, daß General Gordon aus Chartum ein Manisest an die In surgenten erlassen habe in welchem er dieselben benachrichtige, daß der Sultan der Be⸗ herrscher der Gläubigen, die Absicht habe, eine große Armee zur Eroberung des Landes abzusenden, und in dem er die Insurgenten ermahnt, seine friedlichen Anerbietungen anzu⸗ nehmen, um sich vor der türkischen Invasion zu bewahren. Aus Tokar liegen weitere Nachrichten nicht vor.

Su akim, 24. Februar. (6. T. B.) Die nubischen Truppen weigern sich, sich nach Trinkitat einschiffen zu lassen, unter dem Vorgeben, daß die Kugeln aus ihren Gewehren die von den Aufständischen geführten Schilde nicht durchbohren könnten; auch vermöchten sie nicht einzusehen weshalb man ihrer bedürfe, nachdem bereits englisches Militär nach Trinkitat abgegangen sei.

Von gestern Abend wird aus Suakim telegraphirt: In Trinkitat sind nunmehr 4300 Mann englischer Truppen ausgeschifft. Man wird auf allen Seiten feindliche Abtheilun: gen gewahr und schätzt die Streitkräfte des Feindes auf etwa 10 000 bis 12 090. Die nubischen Truppen, welche sich weigerten, sich einschiffen zu lassen, werden als Kameeltreiber verwendet werden.

General Graham hat 200 Mann Kavallerie als Avantgarde vorausgeschickt und läßt eine weitere Abthei⸗ lung folgen. Man hofft, morgen bis Tokar zu gelangen. Die Truppen haben unweit Trinkitat eine Verschanzung er⸗ baut. Die Negertruppen, welche in Suakim liegen, gelten als nicht zuverlässig.

(Allg, Corr.) Ueber den Fall von To kar werden der Times“ aus Suakim folgende näheren Einzelheiten gemeldet:

„»Am Dienstag wurde Said Khamisa, ein Kaufmann in Tokar, der von den Behörden eingesperrt worden, auf freien Fuß gesetzt, worauf er sich in das Rebellenlager begab. Er wurde dort gut auf⸗ nommen und kehrte mit Vorschlägen an die Garnison zurück. Er überbrachte auch den Offizieren die Einladung, am nächsten Tage mit den Rebellen zu speisen. Am Mittwoch begaben sich die Offiziere zu den Belagerern, schlossen Freundschaft mit denselben, empfingen viele Geschenke und kehrten aus dem Lager, begleitet von etwa hundert Rebellen, zurück, woraus gefolgert wurde, daß die Uebergabe der Stadt eine beschlossene Sache fei. Nur ein Offizier wollte kämpfen und versuchte die Soldaten um sich zu schaaren, aber er wurde von seinen Vorgesetzten, die, meist frühere Anhänger Arabi's, es vorzogen, die Stadt moslemitischen Rebellen zu übergeben, als Hülfe von Christen anzunehmen, eines Besseren belehrt. Während der Nacht er— griffen die treu gebliebenen Soldaten die Flucht. Die Stadt sollte am Donnerstag von dem Scheich Said Abu Bekr übergeben werden. Einen stichhaltigen Grund für die Uebergabe giebt es nicht, denn ez ist Uebeifluß an Pro— viant und Handwaffen⸗Munition vorhanden. Die Artillerie⸗Munstion ist indeß auf die Neige gegangen. Die Garnison zählte 300 Mann. Die Behörden wußten, daß die Engländer im Anzuge seien; sie hatten die zwei letzten Briefe des britischen Admirals beantwortet und das Feuer des „Carysfort“ gehört. Zwar hatten die Rebelien die Stadt aus sechs Kanonen fünf Tage lang beschossen und Tag und Nacht ein heftiges Gewehrfeuer unterhalten, aber es waren dadurch nur zwei Mann der Garnison getödtet und 17 Mann verwundet worden.“

Aus Ma ssauah liegen schlimme Nachrichten vor. Es heißt, daß die Insurrektion allenthalben unter den Regierungt⸗ beamten um sich greife.

Der Mahdi richtete ein Schreiben an den König von Abyssinien, worin er denselben aufforderte, sich für ihn zu erklären. König Johannes antwortete in Ausdrücken der Verachtung und warnte den Mahdi, keinen Fuß auf abyssinisches Gebiet zu setzen, da er ihm sonst eine scharfe Lektion ertheilen würde.

gen

Kairo vom

Zeitungsstimmen.

Das „Frankfurter Journal“ bespricht die Debatten und Beschlüsse der Steuer? und Wirthschaftsreformer zur Kranken- und Unfallversicherung. Dieselben seien Zeugniß dafür, welch einem bis dahin latenten Bedürfniß durch die Arbeiterversicherung abgeholfen worden ist, und wie groß die Lücke war, die durch eine solche Vorsorge für die minder Be— güterten ausgefüllt worden ist. Dann heißt es:

Wir stellen uns nicht einseitig auf den Standpunkt der Steuer— und Wirthschaftsreformer, welche Resolutionen gefaßt haben, die erst die Zukunft erledigen wird, aber wir verstehen, wie das Gebäude der sozialen Reform, nachdem einmal erst der Grundstein im Kranken— kassengesetz gelegt war, emporwächst, sich entwickelt und eines weiteren Ausbaues bedarf. Ob das von der Regierung vorgelegte Unfallversicherungsgesetz seinen Zwecken entspreche, soll von uns nicht erörtert werden; wenn das Parlament aber an die Berathung desselben herantritt, so wäre nach den bis— herigen Vorgängen zu wünschen, daß eine recht sachgemäße Prüfung, sowohl auf das Bedürfniß hin, als auch nach der Seite der passenden Organisation, stattfände, damit die Vertreter des Volkes von dem Vorwurf frei bleiben könnten, daß sie derartig einschneidende Fragen nach ihrem Parteistandpunkte und nicht ex re ipsa beurtheilen. Wir sind nicht parteiisch weder für die Steuer⸗ und Wirthschaftsreformer, noch für die Regierung, noch fur irgend eine andere Partei, aber wir verlangen, daß wenn die soziale Fraae in dieser oder jener Form zur Beurtheilung steht, keine anderen Rücksichten obwalten mögen, als diejenigen, welche sich auf die Frage selbst beziehen.

Die „Staatsbürger⸗Zeitung“ äußert sich über die Arbeiterversicherung in England, wie folgt:

Von der englischen Arbeiterversicherung hegt man in Deutschland vielfach übertrieben günstige Vorstellungen. Richtig ist, daß die Hülfskassen in der Gegenwart in England eine Verbreitung erlangt haben wie in keinem anderen Lande; aber dies will zunächst wenig bedeuten angesichts des hohen Alters der englischen Arbeiterversiche⸗ rung und andererseits angesichts der Thatsache, daß die meisten Kassen nicht zahlungsfähig sind.

Nach dem Bericht des „Chief REegistrars“ für 1880 befanden sich nur bei einem Sechstel aller Kassen, welche Berichte einsandten, Einnahmen und Ausgaben in dauerndem Gleichgewicht; fünf Sechstel hätten, um allen Ansprüchen gewachsen zu sein, entweder ihre Beiträge um 270, erhöhen oder ihre Leistungen um 32 5 e mn, müssen. Die versprochenen Leistungen der Friendly Societies find also durchaus nicht sicher; der Arbelter kann trotz jahrelanger Beiträge durch den Zusammenbruch der Kasse doch noch auf das private und öffentliche Almosen angewiesen sei. Vie Leistungen sind aber insgesammt auch noch nicht einmal so hoch wie die englische Armensteuer, Letztere betrug 1879 und 1880 ackt Millionen Pfund Sterling. Die von allen Friendly Soc etles gezahlten Unterstützungen betrugen aber zu gleicher Zeit eiwa sieben Millionen, müßten also um mehr als 100 3 wachfen, um die drückende und vielfach entsitt lichende öffentliche Armenpflege überflüssig zu machen.

Unseres Erachtens beweisen diese Verhältnisse, daß das Arbeiter⸗ lassenwesen ohne eine starke staatliche Fontrole und Beförderung nicht jur rechten Entfaltung kommen kann. Die bloße Selbstrerwaltung und öffentliche Rechnungslegung genügen nicht, um alle schäblichen Ginflüse fernzuhalten und für alle Arbeiter einen wirksamen An spruch auf Unterstützung im Falle der Krankheit, des Alters und der In— validität zu schaffen. *

Für genügende Selbstverwaltung und Kontrole der Beamten durch die Mitglieder ist in England durch die Gesetzgebung wahrlich hinreichend gesorgt worden, aber es hat sich immer als unzureichend erwiesen. Nach dem letzten und am weitesten gehenden Sülfekassen · gesetz vom Jahre 1875 sind die Vereine, um die Vortheile einer ein- eschriebenen“ Kasse zu erlangen, verpflichtet, erstens jährlich einen usweis über die gesammten Einnahmen und Ausgaben, sowie über das vorhandene Vermögen vorzulegen; zweitens alle fünf Jahre eine Krankheits. und Mortalitätsstatistik einzureichen, und endlich drittens alle fünf Jahre einen Bericht über die gesammte finanzielle Lage zu

statten.

a,. diese Berichte jeder wünschenswerthen Kritik zu unterwer⸗ fen und allen Betheiligten zugänglich zu machen, muß jede Kasse jeder Person, welche an deren Vermögens verhältnissen interessirt ist, ̃ Finblick i e Bücher gestatten; ferner jeder Perfon, welche einen Einblick in ihre Bücher ge er jede we darum bittet, einen Abdruck ihres letzten Jahresberichts aushändigen und endlich eine Kepie des letzten Jahresberichts, der letzten Bilanz, mit dem Bericht über Zahlungsfähigkeit oder Unfähigkeit in dem Bureau der Kasse aushängen. . ö .

Es ist also gesetzlich gesichert, daß das Mitglied alles erfahren kann, was für den Bestand der Kasse von Belang ist; es hat sich aber herausgestellt, daß trotz des starken Triebes nach Selbsthülfe, welcher den englischen Arbeitern zweifellos zuerkannt werden muß, die Mitglieder aus eigener Initiative ihr Interesse gewöhnlich nicht genügend wahrnehmen. In dem letzten Bericht des „Chief Registrar: hat derselbe bedauert, darauf hinweisen zu muüssen. daß nur eine verhãltnißmãßig kleine Zahl von Vereinen Maß⸗ regeln ergriffen habe, um die bedenklichen Defizite zu beseitigen, welche sich bei der letzten Schätzung herausgestellt hatten. Und in der That. gab es noch eine große Zahl von Gesellschaften, welche damit zufrieden gewesen waren, die Sachen so weiter gehen ju lassen, wie sie bisher gegangen waren, selbst nachdem eine zweite, von einem anderen Kalkulator aufgeftellte Schätzung das gleiche un⸗ erfreuliche Ergebniß gezeigt hatte, wie die frühere Aufstellung.

Wir theilen diese Erfahrungen hier mit, weil sie bei der Aus⸗ gestaltung unseres, bekanntlich noch sehr jungen Hülfskassenwesens nicht außer Acht gelassen werden dürfen. . . .

Der „Metall-Arbeiter“ sagt in seiner industriellen

ndschau: . ; * 3 nicht anders zu erwarten ist, bildet der Entwurf über die Grundzüge zum Unfallversicherungsgesetz immer noch das hauptsäch⸗ lichste Thema der Besprechung und Erörterung in fachwissenschaftlichen und journalistischen Kreisen. Während die Presse ihre Ansichten bereits erschöpfend niedergelegt bat, langen nunmehr von allen Seiten allmählich die Aeußerungen gewerblicher Vereine u. s. w. .

Liest man die verschiedenen Urtheile, so wird man mit Betrüben erkennen, wie nicht zwei derselben in allen wesentlichen Punkten über⸗ einstimmen. Eine größere Uneinigkeit läßt sich nicht denken, als im Allgemeinen bei uns über öffentliche Fragen und über diese ganz im Besonderen verbreitet ist. Im Interesse der Sache selbst muß dieses Auseinandergehen der Meinungen nach zwei Richtungen hin verstimmen. Einmal muß unwillkürlich der Gedanke entstehen, daß die ganze Angelegenheit noch nicht spruch⸗ reif, noch nicht abgeklärt ist, da sonst wohl die Spaltung in zwei Lager, aber nicht so zersplittert, erklärlich würde. Zum anderen Male kommt aber die Befürchtung auf, daß an dem Entwurfe zu Gunsten jeder Meinung zuviel herumgedoktert werden wird, um ein einheitliches Ganze noch abzugeben. Jedenfalls aber glauben wir das Eine herausgefunden zu haben, daß nämlich die Gegner der Staats—⸗ unterstützung wesentlich zusammengeschmolzen sind.

Eisenbahn⸗Verordn ungs⸗Blatt. Nr. 5. Inhalt: Allerhöchste Konzessions-Urkunde, betreffend den Betrieb einer für Rechnung der Königlichen Domänenverwaltung herzustellenden Cisen · bahn von Fischhausen nach Palmnicken durch die Ostpreußische Süd⸗ bahn ˖ Gesellschaft. Vom 21. November 1883. Erlasse des Mi⸗ nisters der öffentlichen Arbeiten: vom 31. Januar 1884, betr. Anwen⸗ dung der Instruktion für das Central Wagen · Abrechnungs bureau der pteußischen Staatsbahnen ꝛe. sowie der Vorschriften über die gemein⸗ schaftliche Wagenbenutzung der Staatsbahnen 2c. auf die Altona. Kieler Eisenbahn nebst den schleswigschen Bahnen, die Breslau⸗Schweidnitz / Frei⸗ burger, Rechte ⸗Oder⸗Ufer⸗ und Posen-Kreuzburger Eisenbahn; vom 2. Februar 1884, betr. Statistik der Gůterbewegung; vom 4. Februar 1884, betr. Regulativ über die Dienstwohnungen der Staats beamten; vom J. Februar 1884, betr. Gehalte kompetenzen suspendirter Beamten; vom 12. Februar 1884, betr. Ueberlassung der bei der Neubauverwaltung disponiblen Wohnungen an Beamte; vom 13. Februar 1884, betr. Aufstellung des Kostenanschlags der tech⸗ nischen Titel 14, 15 und 17 der Betriebsausgabe; vom 13. Fe⸗ hruar 1884, befr. Bildung eines neurn Ausgabetitels 17 a. und die Superrevision von Bauprojekten und Keostenanschlãgen; 6m 13. Februar 1884, betr. Aenderung der Uniform der Jahnmeistetʒ vom 15. Februar 1884, betr. Nachweisungen über dig Bewilligung freier Fahrt und freien Effektentransportes bei der Versetzung von Beamten in Fällen des Verzichts auf baare Umzugskosten vergütung. Nachrichten.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Dem Hause der Abgeordneten ist ist der Entwurf eines Ge⸗ setzes, betreffend die Feststel lung eines Nachtrages zum K, vom 1. April 1884/85, vs or Derselbe lautet: verge g; . . Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. derordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages der Monarchie, was folgt:

§. 1. 9. er diesem Gesetz als Anlage beigefügte Nachtrag zum Staats⸗ ,, für ö Jahr vom 1. April 1884/65 wird D 176696 S0 8 Mt. in Ausgabe auf.. 17 696 80s 6. festgestellt und tritt dem Staatshaushalts-Etat für das Jahr vom 1. April 1884/85 hinzu. . 8. 2.

ie Staatsregierung ist ermächtigt, die Verwaltung der Ober⸗ at e r e fem ge; Rechte. Oderufer, Posen⸗ Creuzburger und Altona⸗Kieler Eisenbahn einschließlich der, Schles; wigschen Eisenbahn im 4. Quartale des Ctatsjghres 1 nach Maßgabe der aufgestellten Spezialetats der betreffenden Bahnen für

ö 884 ühren.

9. wi nn n dienen auch der Qberrechungs kammer als Grundlage für die Prüfung der Rechnungen für das Jahr vom 1. April 1884/85 und für die Aufstellung der an den Landtag zu er⸗ stattenden Bemerkungen.

Der Finanz ⸗Minister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes be⸗ auftragt. Urkundlich re.

Statistische Nachrichten.

Stat. Corr.) Ueber den Bestand aller am 1. Januar 1883 . . registrirten deut schen Seeschiffe von mehr als 50 ebm Raumgehalt hat kürzlich das Kaiserliche Statistische Amt

im LXII. Bande der ‚Statistik des Deutschen Reiches eingehende Mittheilungen veröffentlicht, wonach die deutsche Kauffahrtei· Flotte ur angegebenen Zeit 4370 Schiffe mit einer Gesammt · Ladefähigkeit von 1 226659 Reg.⸗Tons zählte, welche sich auf die einzelnen Pro⸗ vinzen bezw. deunnschen Küstenstrecken und auf das Ost. und Nordsee⸗ gebiet folgendermaßen vertheilte. Es betrug: unter die je 100 Gesammt⸗Schiffen zahl befanden der sich Schiffe Dampf⸗ schiffe der Provinz Ostpreußen .. 89 19, 10 . -. Westpreußen .. 113 1858 ö . Pommern... 842 8,79 dem Großherzogth. Mecklen= burg ⸗Schwerin. 343 3.21 der freien Stadt Lübeck. 43 Prorinz Schleswig⸗Hol⸗ ; stein, Ostsee gebiet. . 316 der Provinz Schleswig⸗-Hol⸗ stein, Nordseegebiet . freien Stadt Hamburg . = Bremen. dem Großherzogth. Oldenburg der Prov. Hannover, Elb⸗ und Wesergebiet . w der Prov. Hannover, Ems⸗ gebiet einschl. des preußischen . Jadegebietess . 0,85 . zusammen 1370 11,79 39,95 60. 05

Gegen das Vorjahr ergiebt sich eine Abnahme der Schiffszahl für die Provinzen Ost⸗ und Westpreußen um je 1, Poömern um 58, Schleswig⸗Holstein im Ostseegebiete um 7 und im Nordseegebiete um 35, Hannover im Elk- und Wesergebiete um 5 und im Ems—⸗ gebiete nebst Ostfriesland um 33, für die Großherzogthümer Mecklen⸗ burg⸗Schwerin und Oldenburg um 10 bezw. 5 Schiffe, während sich der Bestand an Seeschiffen bei den freien Städten, Bremen und Hamburg um 15 bezw. 1 Schiff vermehrte, in der freien Stadt Lübeck aber keine Aenderung erfuhr. . .

Ihrer Gattung nach zerfielen die nachgewiesenen Kauffahrtei— Schiffe in 3855 Segel. und 515 Dampfschiffe, wonach sich gegen 1882 eine Abnahme der Segelschiffe um 186, dagegen eine Zunahme der Dampfer um 57 ergiebt. Während des letzten Dezenniums nahm die Zahl der Dampfschiffe je gegen das Vorjahr im Jahre 1873 um 37 1874 um 45, 1875 um 26, i877 um 18, 1878 um 15, 1879 um 23, 1880 um 40, 188] um 44 und 1887 um 57 Schiffe zu, während 1376 in Folge von Verunglückungen und Verkauf bei äußerst ge⸗ ringem Ankaufe eine Abnahme von 1 Dampfschiff stattfand. An der insbesondere in deu Jahren 1873, 1874, 1835, 1881 und 1883 statt⸗ gehabten Vermehrung war vornehmlich die freie Stadt Hamburg mit 18 bejw. 22, 16, 17 und 17 Dampfschiffen betheiligt.

Bei Vergleichung des Bestandes der Segelschiffe vom l. Januar 1383 mit demjenigen vom 1. Januar 1873 ergiebt sich dagegen eine Abnahme um 456 Segelschiffe, eine Verminderung, die sich als noch weit erheblicher herausstellen würde, wenn der Bestand vom Jahre 1873 in gleicher Vollständigkeit aufgenommen wäre, wie der vom Jahre 1883. .

Es findet mithin eine allmähliche Aenderung des Gesammt bestandes an Seeschiffen zu Gunsten der Dampfschiffe statt, und stellt sich das Verhältniß zwischen den Dampf und Segelschiffen für die Dampfschiffe besonders günstig bei den freien Städten Lübeck, Ham⸗ burg und Bremen und beim Ostseegebiete der Propinz Schleswig⸗ Holstein, besonders ungünstig dagegen bei den Küstenstrecken der Provinz Hannover, dem Nordseegebiete der Provinz Schleswig ⸗Holstein und den Großherzogthümern Mecklenburg⸗Schwerin und Oldenburg.

Was die Klassifikation der Schiffe nach ihrem Raumgehalte in Register⸗Tons anlangt, so waren vorhanden:

Schiffe über⸗

von den Schiffen fallen auf das Gebiet

davon im Ostsee⸗ Nordsee⸗ in haupt Gebiete Preußen unter 1090 Reg.⸗-Tons 1959 ; 1646 20 . , 229 297 407 300 513 31 20 240 300 400 394 ; 3 ? 400 500 66

,, K

200

600 800 800 1000 1000 1400 1466 2066 z 2000 Reg. Tons u. darüber 21 zusammen .. 4776 1746 Die Besatzung aller registrirten deutschen Seeschiffe betrug am

1. Januar 1883 39031 Mann, gegen das Vorjahr 78 Mann weni · ger, während die Bestandesaufnahmen der Jahre 1882 und 1881 je gegen das Vorjahr einen Rückgang der Gesammtbesatzung um 629 bezw. 551 Mann nachwiesen.

Die durchschnittliche regelmäßige Besatzung betrug

bei einem bei einem bei einem

Segelschiffe Dampfschiffe Seeschiffe

überhaupt

3 Mann 20,9 Mann 8.5 Mann

3 !. 29, 8 ö 8,7 ö.

d 1. Januar 1883 nachgewiesenen on den Segelschiffen 147 von Eisen und 3698 von Holz hergestellt; bei 6 Schiffen war als Hauptmaterial Holz und Eisen angegeben, und bei 4 Schiffen blieb das Hauptmaterial unbe⸗ kannt. Die eisernen Segelschiffe vermehrten sich im Laufe des Jahres 1882 um 14, die aus hartem Holz und Eisen erbauten um 4; dagegen nahm die Zahl der hölzernen Segelschiffe um 213 ab.

Von der Zahl der Änfang 1883 vorhandenen 515 Dampfschiffe waren 504 von Eisen und 11 von Holz gebaut. Die eisernen Dampf— schiffe vermehrten sich gegen das Vorjahr um 60, während der Be⸗ stand an . um 2, der aus Holz und Eisen er— bauten um 1 Schiff abnahm. ;

Bei den eisernen Segelschiffen ergab sich im Laufe des Jahres 1882 eine Abnahme des durchschnittlichen Raumgehaltes von 560 auf 652 Reg.-Tons, bei- den hölzernen Segelschiffen eine Zunahme desselben von 218 auf 220 Reg. Tons; die eifernen Dampfschiffe stiegen in ihrem Durchschnitts⸗Raumgehalte von 564 auf 615 Reg. Tons und die hölzernen von 88 auf 98 Reg. Tons. .

Was den Beschlag und die Verbolzung anlangt, so betrug die Zahl der nur von Holz und der von Holz und Eisen erbauten Segelschiffe, einschließfich, derjenigen, bei weichen eine Angabe über das Hauptmaterial nicht gemacht war, Tie aber als von Holz gebaut angenommen werden konnten, am J. Januar 1883 3708, von denen 2657 (7,6 ) ohne Beschlag, 10 (1.1 0νο mit Zinkbeschlag, 1004 (27, o/o) mit Kupfer⸗ oder Metallbeschlag und 7 (2 ). ohne Angabe über den Beschlag verzeichnet find. .

Bei 158 Schiffen (q.3 ) bestand die Verbolzung aus Kupfer Ddet Metallboljen, bei 35 Schiffen (15,8 nn) aus Kupfer. oder Me— tallbolzen und verzinkten Eisenbolzen, bei 513 Schiffen (13,8 s ) aus Kupfer- oder Metallbolzen und unverzinkten Eisenboljen, bei 290 Schiffen Co /) aus verzinkten Eisenbolzen, bei 148 Schiffen 00 /, aus verzinkten und unverzinkten Eisenbolzen, bei 2007 Schiffen (54.1 o) aus unverzinkten Eisenbolzen, während dieselbe bei? Schiffen (O2 06 unbekannt war. 6 ö. .

Eine Chronometerführung befand sich unter 3855 Segelschiffen auf nur 1489 (38,5 ο ) und unter 518 Dampflschiffen auf nur 269 (622 ). Darunter waren 41 Segel⸗ und 61 Dampfschiffe, welche

am 1. Januar 1881 1882

je 2 Chronometer führten.

Als Heimatshäfen für die deutsche Handeltflotte endlich ergaben sich 269 Plätze, von denen 60 dem Ostsergebiete und 209 dem Nord sergebiete angehörten; hierunter befanden sich 39 bedeutendere Heimaths⸗ häfen, auf die 3230 Schiffe mit einem Netto Raumgehalte von 1169 605 Reg. Tons entfielen, während die übrigen 236 Häfen zu⸗ sammen nur 1140 Schiffe mit 57 045 Reg. Tons Netto Raumgehalt aufzuweisen hatten.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das auf Veranlassung des Reichs ⸗Justizamts von Garl Pfafferoth herausgegebene Jahrbuch der deutfchen G ericht s verfassung liegt jetzt in einem neuen Jahrgange 1889 (Preis 6 46, geb. 7 M) vor. Derselbe unterscheidet sich in seiner Anlage und dem Inhalt nach nicht unwesentlich von dem im Jahre 1880 erschierenen ersten Jahrgange. Der erste allgen eine Theil ist diesmal in seinem Umfange eingeschränkt und enthält eine gedrängte Darftellung der Grundsätze für die Gerichtsverfassung und die Orga⸗ nisation der Rechtsanwaltschaft, woran sich eine systematische Dar- legung der bezüglich der juristischen Prüfungen und der Vorbereitung zum Richteramt. Seitens des Reichs und der Bundesstaaten erlassenen Vorschriften, eine Uebersicht über die letzteren, sowie Nachwei⸗ sungen über die derzeitigen Besoldungs⸗ und Pensiongverhält⸗ nisse der richterlichen und staatsanwaltschaftlichen Beamten in den verschiedenen Staaten anschließen. In dem erweiterten zweiten Theil werden Verzeichniffe der obersten Justizverwaltungsbehörden und der juristischen Prüfungsbehörden nebst deren Mitglieder, ferner wiederum eine Aufstellung sämmtlicher ordentlichen Gerichte und zwar diesmal mit den Namen aller bei denselben angestellten Richter und Amtsanwälte in der Reibenfolge ihres Dienstalters, endlich ein Ver—⸗ zeichniß der Rechteanwälte und der Porstände der Anwaltskammern mitgetheilt. Demnächst folgen statistische Tabellen, ein Ortschafts- perzeichniß und ein alphabetisch zusammengestelltes Register der in dem Werke vorkommenden Personennamen, . . Ein allgemeineres Interesse dürfen die gedachten statisti⸗ schen Tabellen, welche nach dem Stande vom September⸗ Oktober 1883 aufgestellt worden sind,; beanspruchen. Die⸗ selben geben über die Gerichte, ihre Eingesessenen ꝛc.ͥ, die Richter und Begmten der Staatsgnwaltschaft, die Rechtsanwälte, die Ergebnisse der juristischen Prüfungen in den Bundes stagten während der Jahre 1880, 1881, 1882 sowie über die höheren Justizkeamten und die geprüften Rechtskundigen in den Bundesstaaten statistischen Aufschluß. Eine allgemeine Uebersicht über die Organisationen und deren Veränderungen wie auch über die Bewegungen in dem Richter und Anwaltsstande ist denselben vorangeschickt. Ünter anderen wird auch die Frage, welche Aussichten die juristische Laufbahn zur Zeit ge⸗ währt, in diesem Theile des Werkes erörtert. Wir entnehmen dem- selben nachstehende Mittheilungen. Im Deutschen Reiche waren September⸗Oktober 1883 folgende ordentlichen Gerichte vorhanden: das Reichsgericht mit 69 Mitgliedern (einschließlich der Prãässidenten) und 4 staatsanwaltschaftlichen Beamten; das Königlich bayerische oberste Landesgericht in München mit 27 Mitgliedern; 28 Ober ˖ Landesgerichte mit 521 Mitgliedern und. 49 Beamten der Staate anwaltschaft; 171 Landgerichte mit 2161 Mitgliedern (einschließlich der Handelsrichter) und 480 staats anwal tschaftlichen Beamten; 1911 Amtsgerichte mit 4244 Amisrichtern. Die Zahl der richterlichen Beamten betrug hiernach im Ganzen 7022, sie war seit März 1880 um 4 gesunken, während die Zahl; der Beamten der Staats⸗ anwaltschaft sich auf 533 belief. Die Gesammtzahl der Rechts⸗ anwälte stellte sich auf 4342 gegen 4143 im Mãrz 1880; bei den selben ist gegen 1880 eine Verschiebung hinsichtlich der Zulassung, und zwar von den Landgerichten fort zu den Amtegerichten hin, ber merkbar. Was die juristischen Prüfungen anbetrifft, so haben 1880 1559, 1881 1479, 1882 1491 Kandidaten die erste Prüfung abgelegt, woxon 16 bezw. 20 und 19, die Prüfung nicht bestanden. Im Gegensatz zu, der hierbei bemerklichen geringen Schwankung der Kandidaten tritt bei der zweiten Prüfung eine stetige Zunahme dersel ben von Jahr zu Jahr hervor. Die Zahl der Geprüften betrug 1880 688, 1881 833, 1882 946, wovon 14 bezw. 12 und 140,0 die Prüfung nicht bestanden. Der beträchtliche Unterschied in der Höhe der Zabl der ersten und zweiten Prüfungen beruht zum Theil darauf, daß in manchen Bundeestaaten, wie z. B. Preußen, Bayern, Sachsen, Elsaß⸗ Lothringen, von dem Bestehen der ersten juristifchen Prüfung der Eintritt in den böheren Verwaltungedienst abhängt Am 1. Juli 1883 betrug die Zahl der im Justizdienst befindlichen Rechts⸗ kundigen, welche die erste Prüfung erledigt hatten, 5332, Die Zahl derjenigen, welche die zweite Prüfung bestanden hatten, aber noch nicht zur Anstellung gelangt waren, (Gerichts · Assessoren ꝛc.) 1265. Diesen 5332 4 1265 6597 am 1. Juli 1883 vorhanden gewesenen Kandidaten stehen im Justizdienst abgesehen von den obersten Justiz⸗ Verwaltungs behörden 7022 richterliche und 533 staatsanwaltschaftliche, im Ganzen 7555 Stellen ständig angestellter höherer Justizbeamten gegenüber, ven welchen, wenn der für Preußen gefundene Satz allgemein angewendet wird, 3,64 υ oder 275 jährlich frei werden; ferner 4342 Rechtsanwälte. . Der reiche Inhalt und die zweckmäßige Anordnung des in Carl Heymanns Verlag, Berlin, erschienenen Werks werden dasselbe auch diesmal den Justtzbehörden und Beamten als Rathgeber für die darin behandelten Materien empfehlen. ö Der bekannte Chirurg und Direktor der Kieler Universitäts—⸗ Klinik, Geheimrath Professor Dr. Es march, hat im Verlage von Lipsins und Tischer in Kiel eine Belehrung über das Sitzen der Schulkinder, für Lehrer und Eltern schief oder kurzsichtig werdender Kinder“ erscheinen lassen, auf welche hinzuweisen die Wichtig⸗ keit der Angelegenheit gebietet. Die Schulbehörden sind von dem Kultus ⸗Minister im Centralblatt für Unterrichts verwaltung auf die Be⸗ deutung der Schrift hingewiesen worden, was wohl zur Genüge beweist, daß der Verfasser als Autorität anerkannt ist. In seinem Werke „Hvgiene des Auges“ sagt Professor Hermann Cohn in Breslau: Wahrend diese Seiten gedruckt werden, sandte mir Hr. Geheimrath Professor Dr. Esmarch in Kiel ein Blatt zu, welches in der chirurgi⸗ schen Klinik an die Eltern schiefwerdender Kinder vertheilt wird. Dasselbe ist durch seine klassische Kürze fo ausgezeichnet, daß diese Belehrung die weiteste Verbreitung verdient. Der Preis beträgt nur

.

Gewerbe und Handel.

Die Allgemeine Deutsche Hag el-Versicherungg⸗ Gesellschaft hierselbst hat laut veröffentlichter Bilanz pro 1883 ein Risiko von 54 Millionen getragen, dafür an Beiträgen 397 964 vereinnahmt, dagegen für 1564 Schäden 262 S838 t, für Verwal⸗ tungskosten 142 685 S6, für Qcganisation 1078 6, zusammen 422 602 M verausgabt und die Differenz von 24 638 ½ dem leber · schuß des Vorjahres entnommen. Der Bericht giebt an, daß die Gesellschaft im vergangenen Jahre das gefährliche württembergische Geschäft ausgeschlossen und trotz ungünstiger Frübjahrswitterung, welche die Neudeklarationen um 25 30 Co hinter dem Vorjahre zurückbleiben ließ, ihr gegenwärtiges Geschäft durch ansehnlichen Zu⸗ gang neuer Risiken gemacht habe.

Dem Geschästebericht der Oberlausitzer Bank zu Zittau pro 1883 entnehmen wir Folgendes: Die günstigen Aus⸗ sichten, welche sich bei Beginn des vergangenen Jahres eröffneten, haben sich in dessen Verlauf nur zum Theil erfüllt. Wenn trotzdem in den meisten Positionen nahezu dieselbe Höhe wie im Vorjahr erreicht wurde, so ist dies hauptsächlich der Zunahme des Conto⸗ Correntgeschäfts zuzuschreiben. Äuch das Depositengeschäft hat im vergangenen Jahre wieder eine Steigerung erfahren und schließt mit einem Bestande von 1485 925 S gegen 1214110 . Ende 1882. Der Bruttogewinn beläuft sich auf 253 995 A gegen 287 504 M im Vorjahr und nach Abrechnung der Verwaltungskosten ergiebt sich ein Netto · betrag von 209 399 6 7, 15/0 gegen 245 849 ½ 9, 100 ½ in 1882, wobei

zu beachten ist, daß das höhere Erträgniß im Vorja hre hauptsächlich von dem außergewöhnlichen Gewinne bel Verkauf der Kiesler Aktien her⸗ rührte. Unter Berücksichtigung der regelmäßigen Abschreibungen ver⸗