1884 / 51 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

ußbericht über die des H der Abgeordneten Ersten Beilage.

In der heutigen (56) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, der Justiz-Minister Dr. Friedberg und der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler, nebst zahlreichen Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tages⸗ ordnung die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Bestimmungen des Zinsfußes für die nach einzelnen Gesetzen auszugebenden Staatsschuldverschreibungen.

Das Haus genehmigte den Entwurf ohne Debatte.

Es folgte die zweite Beralhung des Gesetzentwurss, he⸗ treffend die Feststellung eines Nachtrags-Etats zum Staats⸗ haushalts⸗Etat für das Jahr vom 1. April 1884,85.

Von den Einnahmen wurden die das Finanz⸗-Ministerium und das Ministerium der öffentlichen Arbeiten betreffenden Kapitel ohne Debatte genehmigt, ebenso von den dauernden Ausgaben A III, Ministerium der öffentlichen Arbeiten, sowie die das Justiz⸗Ministerium und das Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten betreffenden Kapitel. Auch die in den Etat des Finanz⸗Ministeriums eingestellten Titel gaben zu einer Debatte keine Veranlassung.

Bei den einmaligen und außerordentlichen Ausgaben des Etats des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten Kap. 7 Tit. 4a (zur Korrektion des Rheins von Mainz bis Bingen, 1. Rate 300 000 S6) bedauerte der Abg. Dr. Lotichius, daß die Vorlegung des Vertrags zwischen Preußen und Hessen, be⸗ treffend die Rheinkorrektion, noch nicht erfolgt sei; er behalte sich weitere Bemerkung für die Zeit vor, wo die Vorlage des Vertrags erfolgt sein würde.

In gleichem Sinne äußerte sich der Abg. Dr. Hammacher (Essen).

Der Regierungskommissar Geh. Ober⸗Baurath Bänsch theilte mit, daß die Konvention zwischen Preußen und Hessen jeden Augenblick einlaufen könne.

Der Rest des Nachlrags-Etats wurde ohne Debatte ge— nehmigt; auch das ganze Etatsgesetz gelangte hierauf zur Annahme.

Es folgte sodann die Berathung des ersten Berichtes der Kommission für die Wahlprüfungen. In Frage kam die Wahl des Abg. von Schenckendorff.

Namens der Kommission beantragte der Abg. Sachse:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Wahl des Abgeordneten von Schenckendorff im 8. Wahlkreise des Regierungebezirks Liegnitz für gültig zu erk ären.

Das Haus nahm den Antrag ohne Debatte an.

Vierter Gegenstand der Tagesordnung war der mündliche Bericht der Kommission für Wahlprüfungen. Da der Bericht erstatter Abg. Dr. Lieber (Montabaur) im Hause nicht an— wesend war, mußte dieser Gegenstand von der Tagesordnung abgesetzt werden.

Es folgte der mündliche Bericht der Kommission für die Wahlprüfungen über die Petition von Dr. Kaphahn und Gen. in Graudenz um den Erlaß eines Gesetzes, welches die Stadt Deutsch-Eylau, statt Freistadt, als Wahlort der für die Kreise Graudenz und Rosenberg (2. Marienwerder) zu wählen— den Abgeordneten bestimmt.

Der Abg. von Lücken beantragte Namens der Kommission, die Petition des Dr. Kaphahn der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen.

Diesem Antrage wurde ohne Debatte beigetreten.

Das Haus prüfte sodann die Wahl des Abg. Hahn.

Die Kommission hatte bezüglich dieser Wahl beantragt:

I) bei dem Hause der Abgeordneten die Gültigkeit der Wahl des Abgeordneten Ober⸗-Regierungs Rath Hahn zu beantragen.

2) Die Königliche Staatsregierung aufzufordern:

a, in der Provinz Posen Wahlverordnung und Wahlreglement . Wahlommissarien auch in polnischer Sprache zur Hand zu stellen.

b. Dafür Vorsorge zu treffen, daß die Wahlkommissarien in der Provinz Posen sich in geeigneter Weise mit der Wahlversamm— lung auch in polnischer Sprache verständigen können.

Gegen Nr. 2 des Kommissionsbeschlusses wendeten sich die Abgg. Dr. von Cuny und von Rauchhaupt, während die Abgg. von Liebermann und Kantak dieselbe befürworteten.

Der Abg. Sarrazin beantragte, der Nr. 2b folgenden Zusatz zu geben: „in polnischer Sprache „entweder persönlich oder durch Dolmetscher““ verständigen können.“

Das Haus nahm hierauf Nr. 1 des Kommissions— beschlusses an.

Nr. 2 a und b wurden abgelehnt, ebenso Nr. 2b in der vom Abg. Sarrazin vorgeschlagenen Fassung, und zwar in besonderer Abstimmung mit 154 gegen 97 Stimmen.

Bei Schluß des Blattes wurden die Wahlen der Abgg. von Krosigk und von Hülsen berathen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Herzoglich sachsen-altenhurgischer Staats-Minister von Leipziger, Fürstlich reußischer Staats⸗Minister Dr. von Beulwitz und Fürstlich schaumburg- lippischer Geheimer Regierungs- Rath Spring sind hier eingetroffen.

Der General der Infanterie z. D. Graf von Kirch— bach, Chef des 1. Niederschlesischen Infanterie-Regiments Nr. 46, hat Berlin nach mehrwöchentlichem Aufenthalt wie— der verlassen.

S. M. S. „Sophie“, 10 Geschütze, Kmdt. Korv.“ Kpt. Stubenrauch, ist am 27. d. MNts. in Porto Grande auf St. Vincent eingetroffen und beabsichtigt, am 2. März cr. wieder in See zu gehen.

Bayern. München, 27. Februar. (Allg. Ztg.) Die Abreise des Prinzen und der Prinzessin Leopold nach Italien, welche morgen erfolgen sollte, ist auf den 2. des nächsten Monats verschoben.

28. Februar. (W. T. B.) Die Kammer der Ab⸗ geordneten erledigte heute den Etat der Staatsschulden—⸗ verwaltung nach dem Antrage des Ausschusses. Der Referent Frankenburger konstatirte die erheblichen Ersparungen im Etat der Finanzverwaltung. Die finanzielle Lage ge⸗ statte in diesem Jahre eine größere Schuldentilgung; bei weiterer Tilgung komme jedoch vorerst die uniftzirte vier—⸗ prozentige Staatsschuld nicht in Betracht.

SGamburg, 27. Februar. (W. T. B.) Die Bürger⸗ schaft genehmigte heute definitiv die Anträge des Senats, betreffend die Ratifikation dermit Preußen abgeschlossenen Verträge wegen Uebergangs der im hamburgischen Gebiete belegenen Bahnstrecken in das Eigenthum resp. den Betrieb Preußens.

Sitzung in der

gestrige befindet sich

gelungen, eine Annäherung zu erzielen,

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 26. Februar. (Prg.

Ztg.) Die Staatsvertragekommission des Herren hauses beschloß, dem Hause in der am 29. d. M. stattfindenden Sitzung die Genehmigung der Handelskonvention mit Frankreich und des Uebereinkommens mit der Schweiz wegen Gewährung des Armenrechtes zu be⸗ antragen. Die zweite Lesung der Ausnahmeverord⸗ nungen wurde einer späteren Sitzung vorbehalten, da der umfangreiche Bericht noch nicht fertig ist. 27. Februar. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, ist es in den heute in München begonnenen Konferenzen zur Regelung des Arlberg-Bahn-Verkehrs nach Süddeutschland, ungeachtet der großen Dixergenzen zwischen den österreichischen und den bayerischen Propositionen, so daß morgen e die Details der Berathungsgegenstände eingegangen werden ann.

Großbritannien und Irland. London, 26. Fe⸗ bruar. (Allg. Corr) Das Parlament wird demnächst um einen außerordentlichen Kredit von 518 100 Pfd. Sterl. an⸗ gegangen werden, von welcher Summe 209 050 Pfd. Sterl. für die militärischen, und 147 200 Pfd. Sterl. für die Flottenoperationen in Egypten erforderlich sind. Die Kosten der nach Suakim entsandten Expedition sind auf 100 009 Pfd. Sterl. veranschlagt.

Die soeben erschienene Liste der weltlichen und geistlichen Mitglieder des Oberhauses enthält die Namen von 517 Pairs. Die im verflossenen Jahre hinzugetretenen Pairs sind die Lords Bramwell, Fitzgerald, Alcester, Wolseley, Sel⸗ borne (Grafenthum) und Tennyson.

27. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte der Staatssekretär Harcourt auf eine Anfrage Talbots: es sei unzweifelhaft festgestellt, daß die Explosion auf dem Victoriabahn hof durch eine Mischung von Nitroglycerin herbeigeführt worden sei.

Frankreich. Paris, 26. Februar. (Fr. C.) Der „Temps“ schreibt über das Budget für 1885: In manchen Theilen gehen die Voranschläge hinter denen srüherer Jahre zurück, und um den muthmaßlichen Aus— fall zu decken, schlägt die Regierung vor, Maßregeln zu ergreifen, durch welche der Eingang der bestehenden Steuern vollständiger erzielt wird. Man berechnet, daß nicht weniger als 200 Millionen Francs Steuern jährlich sich der Er— hebung zu entziehen wissen zum Nachtheil der Staate— kasse. Alkohol, Wein, Bier ꝛc., die zur Essigfabrika— tion verwendet werden, sind steuerfrei. Es läßt sich nachweisen, daß durch betrügerische Ausnutzung dieser Ver— günstigung dem Staate 4 Mill. Francs entgehen; die Be— steuerung des Weines erfordert eine Reform im Interesse des Fiskus. Dadurch, daß die Weine, die einen Alkoholgehalt bis zu 15 Proz. haben, der gewöhnlichen Besteuerung unter⸗ liegen, kommt der Staat um vielleicht 30 Millionen zu kurz; aus dem 15prozentigen Weine wird für den Konsum 9— 10prozentiger gemacht; ähnlich verhält es sich mit dem Biere. Aus diesen Quellen allein erwartet man ein Mehr von 40 Millionen zu erzielen.

27. Februar. (W. T. B.) Eine Depesche an den Marine⸗Minister aus Hanoi, vom 23. d. M., meldet, daß die Konzentrirung der Truppen beendet und man mit der Konzentrirung des Materials noch beschäftigt sei. Der Ministerrath hat gewisse, den Vertrag von Hue mil— dernde Modifikationen desselben genehmigt.

Spanien. Madrid, 26. Februar. (W. T. B.) Ge⸗ genüber den von auswärtigen Blättern gebrachten Mittheilun— gen über Akte religiöser Intoleranz, die in Spanien vorgekommen seien, wird von den Organen der Regierung hervorgehoben, daß jede angemessene Reklamation hierüber Gehör bei der Regierung finden würde, da dieselbe fest entschlossen sei, die Kultusfreiheit zu respektiren.

27. Februar, Abends. (W. T. B.) Während der gestrige Karnevals ⸗Festlichkeiten erschien der König ohne jede Begleitung auf der von vielen Tau— senden von Masken belebten Promenade. Die Königin sowie die Prinzessinnen erschienen in offenen Equipagen. Trotzdem die dichten Menschenmassen sich vielfach um die Wagen drängten und einzelne Personen auf die Wagen— schläge stiegen, um die Hohen Herrschaften in nächster Nähe zu begrüßen, kam doch nicht die geringste Inkonvenienz vor, und die Haltung der Volksmassen bewahrte einen ebenso herz— lichen wie respektvollen Charakter.

Serbien. Belgrad, 26. Februar. (Presse.) Die österreichische Gesandtschaft hat dem serbischen Hofe die Ankunft des Kronprinzen Rudolf in Belgrad an— gezeigt. Es werden große Vorbereitungen zu einem besonders sestlichen Empfange getroffen.

Bulgarien. Sofia, 25. Februar. (Presse.) Zehn in . Offiziere haben den bulgarischen Militärdienst verlassen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Februar. (W. T. B.) Zu dem heutigen Jahrestage der Schlacht von Bar sur Aube und im Hinblick auf die alsdann zwischen Rußland und Deutschland geschlossene Waffenbrüder⸗ schaft bringt die russische „St. Peters burger Zeitung“ einen Artikel, in welchem hervorgehoben wird, daß das bis jetzt bewahrt gebliebene Bewußtsein dieser Brüderschaft die Basis für die gegenseitigen Beziehungen der beiden Nachbar— staaten bilde. Der heutige Tag, an welchem der Deutsche Kaiser die Glückwunschdeputation der russischen Armee empfange, sei dazu angethan, als ein neuer Beweis für die nicht nur zwischen dem russischen und dem deutschen Heere, sondern auch zwischen Rußland und Deutschland bestehenden engen Freundschaftsbande zu dienen. Am Schluß des Artikels heißt es: Das Geschick zweier der größten Reiche stehe in Gottes Hand. Am Steuerruder der Reiche könnten die Personen wechseln und mit ihnen die politischen Ansichten, aber an dem Einen sei festzuhalten, daß das Bestreben, den Völkern Europas die Wohlthaten des Friedens zu bewahren, auf immer das Bindeglied zwischen Deutschland und Rußland bleiben werde, deren Freundschaft in dem Kampf um die Befreiung des geknechteten Europa die Feuertaufe er— halten habe.

28. Februar. (W. T. B.) Die „Neue Zeit“ bringt anläßlich des gestrigen Tages einen Artikel über die in der Geschichte ohne Beispiel dastehende Waffenbrüderschaft zwischen Rußland und Deutschland. In demselben wird zugleich der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die von dem Kaiser Wilhelm aufrichtig gepflegten und von Rußland ebenso

aufrichtig getheilten freundschaftlichen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland künstig als gutes, rettendes Me⸗ mento für beide Stagten zu jeder Zeit dienen würden.

Fürn Orloff ist gestern nach Paris abgereist, um dort sein Abberufungsschreiben zu überreichen und sich alsdann nach Berlin zu begeben.

Schweden und Norwegen. Christiania, 27. Fe— bruar. (WB. T. B.) Das Urtheil über den Staats— Minister Selmer ist heute Mittag um 12 Uhr in Gegen— wart des Angeklagten publizirt worden. Selmer wird“ in allen drei Anklagepunkten schuldig befunden. Das Urtheil lautet: Der Staats⸗-Minister Selmer soll sein Amt als Staats-Minister und Mitglied des Königlichen Rathes ver— wirkt haben. An Prozeßkosten hat derselbe 18 2251, Kronen zu zahlen, wovon 15 000 Kronen für die drei Ankläger bestimmt sind.

Amerika. Washington, 27. Februar. (W. T. B.) Der Bericht, welchen die mit der Untersuchung der amerikanischen Fleischwaazen⸗Industrie beauf— tragte Kommission erstattet hat, ist dem Präsidenten Arthur vorgelegt worden. Der Bericht tritt, wie voraus— zusehen war, den Anschauungen der auswärtigen Regierungen gegenüber für die Interessen der amerikanischen Produktion ein. In den Einrichtungen der amerikanischen Fleischindustrie sei Nichts, was geeignet sein könnte, das Fleisch ungesund zu machen; der Speck sei so gut, vielleicht sogar besser als der französische oder deutsche; Trichinen kämen nur in unerheblichen Ausnahmssällen vor; das Verbot der amerikanischen Speck— einfuhr erscheine daher nicht gerechtfertigt. Die Kommission glaube, daß die mikroskopische Untersuchung des zur Ausfuhr bestimmten Fleisches, wenn eine solche gewünscht werden sollte in den Verpackungs-Etablissements ganz vollkommen werde vorgenommen werden können.

New⸗York, 25. Februar. (Allg. Corr.) Durch die neu— lichen Wirbelstürme im Süden sind, einem ungefähren Ueberschlage zufolge 600 Personen umgekommen und Eiger— thum im Werth von 8 000 000 Doll. vernichtet worden. Die Fluthen im unteren Mississippithale lassen Greenville oberhalb Vicksburg allmählich in den Fluß ver— sinken. Ein großer Speicher wurde gestern unterwüͤhlt, und der Fluß ist soweit ausgetreten, daß die Hauptverkehrsstraßen bedroht sind. Man fürchtet, die ganze Stadt, welche auf plattem Lande steht, werde verschlungen werden. Die Bevöl— kerung zählt 4000 Seelen.

Afrika. Egypten. Kairo, 25. Februar. (Allg. Corr) Zwei Regimenter von Sir Evelyn Woods In— fanterie⸗Brigade und die Artillerie mit englischen Offizieren gehen unter dem Befehl des Obersten Duncan nach Asfuan ab. Mojor Rundel ist von seiner Reise nach Essen zu— rückgekehrt. Er hat 14 Kruppsche Kanonen bestellt, welche hier in Kurzem eintreffen werden. Der Feind dürste Suakim nicht vor Mittwoch angreifen. Den neuesten Nach— richten vom Kampfschauplatze zufolge, sind Osman Digmas Truppen längs der ganzen Küstenlinie in Stärke kon— zentrirt und halten die Forts besetzt, welche General Baker quer über den Sumpf drei Meilen von Trinkitat errichtete. Osman Digma befehligt die Rebellen in Person. Er ist durch 7000 Araber unter dem Befehl des Scheichs Achmed Berudi verstärkt worden. Im Ganzen zählen die Araber 13 000 Mann. Die britische Expedition ist kaum 5000 Mann stark. Das in Gibraltar stationirte zweite Bataillon des Essex-Regiments, welches dazu bestimmt gewesen, das von Malta nach Egypten beorderte 1. Bataillon des South Staffordshire Regiment zu ersetzen, hat Befehl er— halten direkt nach Alexandrien abzugehen.

26. Februar. (Allg. Corr. Mr. Egerton ist von Athen hier angekommen, um Sir Evelyn Baring in der Erledigung der laufenden Amtsgeschäfte behülflich zu sein. Vize⸗Admiral He wett telegraphirt aus Suakim, daß das gestrandete Transportschiff „Neera“ verlassen wor— den ist und sich langsam mit Wasser fülle. An Bord befin— den sich noch 30 Maulesel und Pferde. Die Mannschaft ist, wie man glaubt, von dem Transportschiff „Humber“, welches nach Trinkitat gesegelt ist, aufgenommen worden. Es wird nicht als möglich erachtet, die an Bord befindlichen Kom— missariatsvorräthe zu retten. Von General-Major Graham sind keine Meldungen eingelaufen.

(Allg. Corr) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Suakim unterm 25. d. gemeldet: Die Negertruppen haben revoltirt und sich geweigert, dem Befehl, die Waffen abzulegen, Folge zu leisten. Sie begaben sich nachträglich in die Bazars und erklärten, sich den Rebellen anschließen zu wollen. Admiral Hewett hat in Folge dieses Vorfalles die Marinesoldaten zurückbehalten und sendet nur die See— Brigade mit sechs Kanonen nach Trinkitat. Die Negertruppen werden, sobald die Transportschiffe disponibel sind, nach Kairo zurückgesandt werden.

Unter dem 26. d. wird demselben Bureau von dort be— richtet: Die Lage der Dinge hierselbst ist äußerst kritisch. Die türkischen Offiziere der nubischen Truppen, welche sich nicht nach Trinkitat einschiffen wollten, bitten um Enthebung von ihren Posten. Die Nubier (1000 Mann) werden im Lager gehalten, sind aber nicht entwaffnet worden. Heute Morgen wurde der Befehl erlassen, daß hinfort kein Wasser nach Sua— kim gebracht werden darf und daß die Schiffe das erforderliche Quantum liefern werden. Täglich sieht man starke Abthei⸗ lungen von Rebellen in der Richtung von Tokar abmarschiren.

Aus Khartum vom 24. d. wird der „Ti mes“ ge— meldet: Ibrahim Pascha Haidar, der frühere Truppenbefehls⸗ haber, reiste gestern nach Cairo ab. Die Fellahtruppen sind alle sicher nach Omdusman dirigirt worden. Die Stadt ist vollkommen ruhig. Der Markt ist jeden Tag voll, da die arabischen Bauern aus den benachbarten Dörfern die Erzeug— nisse des Landes reichlich nach der Stadt bringen. Brod und Gemüse sind um die Hälfte im Preise gewichen. Die Be—⸗ völkerung empfindet jetzt keine Furcht mehr; nur einige reiche Spekulanten versuchen imaginäre Besorgnisse zu erwecken.

27. Februar. (W. T. B.) Giegkler Pascha wird am nächsten Montag sich nilaufwärts begeben, um den Rück⸗ zug der sudanesischen Garnisonen, der Frauen und Kinder von Korosko und den Ortschasten unterhalb Koroskos zu überwachen. Die nubischen Truppen werden sofort hierher und nach Su ez zurückgeschickt. Spione beobachten fortgesetzt auf das aufmerksamste die britischen Bewegungen.

Aus Suakim wird gemeldet, daß der Kapitän des gestern dort eingetroffenen egyptischen Dampfers „Da⸗ manhar“ sich weigerte, den ihm ertheilten Befehlen ju gehorchen und nach Trinkitat zu gehen. Contre⸗Aomiral

Hewett ordnete in Folge dessen seine sofortige Verhaftung an und betraute 2 seiner Lieutenants mit dem Besehl über das Schiff.

Zeitungsstimmen.

In der Deutschen patriotischen Correspondenz“ lesen wir:

Der Puttkamerschen Verwaltung wird man bei allen Angriffen von gegnerischer Seite doch einst nachrühmen, daß sie arbeitsam und eifrig bestrebt gewesen ist, schwebende Fragen zum Austrag zu bringen. Allerdings wird durch die meisten neuen Gesetze der Abschluß in der inneren Verwaltung nicht gerade in derselben Form erreicht, wie die Liberalen, und oft nicht einmal so, wie die Konservativen sich die Sache gedacht haben, aber es wird doch eine größere Gleichmäßigkeit für die verschiedenen Provir zen gefördert. Diese Erfahrung bestätigte der Ab⸗ schluß der hannöverschen Kreis, und Provinzialordnung, und in glei⸗ cher Hinsicht ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Ergänzung und Abänderung einiger Bestimmungen über Erhebung der auf das Einkommen gelegten direkten Kommunalabgaben bemerkenswerth; auch dieses Gesetz schafft bezüglich der Heranziehung der Forensen, d. h. der Besitzer von Grundstücken in einem Orte bezirk, dem sie als Gemeindemitglieder nicht angehören, und der juristischen Personen (Korporationen, Erwerbẽgesellschaften u. dergl.) eine größere Gleich⸗ mäßigkeit und damit eine gerechtere Heranziebung zu den Steuern.

Dieselbe Arbeitsamkeit ist ein Vorzug des gesammten Staats⸗ Ministeriums und der Reichs verwaltung; sie ist geradezu erstaunlich im Eisenbahnwesen gewesen und auch das Finanz⸗Ministerium mußte mit dem Ressort des Hrn. Ministers Maybach in gleichem Schritt und Tritt bleiben. Bedenkt man ferner die umfangreichen Vor— arbeiten für die Sozialreform, welche mit der Unfallversicherung die zweite Etappe zum Abschluß bringt, sowie die vielen neuen Gesetze neben der laufenden Arbeit, u. A. das Aktiengesetz, das Genossen— schaftsgeseß, die Steuergesetze, so erscheint es um so mehr natürlich, daß man in den betreffenden Ministerien die große Arbeitslast spürt, als Reich und preußischer Staat an viele Minister und Räthe, die zugleich Bundesrathsmitglieder oder Kommissarien sind, doppelte Ar⸗ beitsansprüche stellen und ferner der parlamentarische Widerstand oft nöthigt, die mühselige Arbeit von vorn anzufangen.

Die „Staatsbürger-Zeitung“ macht „mit einem Gefühl bitterster Beschämung und Unruhe“ auf die anarchi— schen Bewegungen in vielen europäischen Staaten aufmerksam und sagt dann:

Das Deutsche Reich ist es, welches sich vortheilhaft von den ge nannten Staaten abhebt. Nicht als ob bei uns der Boden nicht auch unterwühlt wäre; aber unser Volk ist doch noch nicht von jener wilden, hoff nungslosen Verzweiflung übermannt, welche anderwärts die schlimm⸗ sten Gräuelthaten hervorgebracht hat. Verschiedene Umstände haben dies bewirkt zu allermeist aber wobl die ausgesprochene ernste Absicht der Regierung, unsere sozialen Zustände verbessern zu wollen Unsere Arbeiter mögen die Pläne der Regierung in ihren Einzelnheiten nicht billigen, aber sie haben doch das Gefühl noch nicht verloren, daß die Gewalt, welche am ehesten Aenderung zu schaffen vermag, vom besten Streben geleitet ist

Bei der Betrachtung der revolutionären Zuckungen unseres Erd— theils ist man gewöhnlich sehr oberflächlich und sanguinisch. Man scheint sich vielfach damit begnügen zu wollen, daß man die „Mord— buben“ in die Irrenanstalten und Zuchthäuser bringt. Höchstens streitet man sich, ob Ausnahmegesetz und Belagerungszustand noth— wendig sind Wir leugnen nicht, daß es die nächste Aufgabe der Ge— setzgebung ist, die gefahrdrohenden Mächte unschädlich zu machen; aber wir wünschen, daß nach der Herstellung der äußeren Ruhe nicht, wie bisher, auch immer gleich das alte Gefühl zurückkehre, wir lebten wieder in der besten aller Welten und seien vor allen Stürmen geschützt. Wir wünschen vielmehr, daß man sich auch nach Her— stellung der äußern Ruhe im Innersten bewußt bliebe, daß die Thaten der Verzweiflung aus unseren sozialen Zuständen hervor⸗ wachsen und daß daher das einzige Mittel gegen ihre Wiederkehr nicht Zuchthäuser und Irrenanstalten, sondern durchgreifende soziale Reformen sind.

„Das Deutsche Wollen-Gewerbe“ bringt Nach⸗ richten aus den Textil-Dißrikten des Reichslandes, denen wir Folgendes entnehmen:

Trotz der in den letzten 3 Monaten herrschenden, der Jahreszeit entsprechenden èigeschäftlichen Stille auf allen Gebieten der reichs— ländischen Textilindustrie . . . . hat der Fabrikbetrieb im ganzen ober⸗

briken mit Ordres reichlich versehen in den eintraten. Namentlich gilt dies im vollen Umfang von der Baumwollspinnerei, weshalb sich auch Garne fortwährend fest im Preis hielten und in den letzten Wochen, von dem Eintreten der besseren Jahreszeit günstig beeinflußt, sich noch etwas versteisten. Auch die Weberei hatte, wenn auch mit Ordres nicht so reichlich bedacht, regelmäßig zu thun, da der Zeugdruck, der bis über die Mitte des vorigen Jahres hinaus mit seinen Einkäufen nahezu pausirt hatte, in den letzten Monaten immer als schlanker Käufer auftrat, sobald sich Preise einigermaßen zu seinen Gunsten stellten. Auch Färber hatten vollauf zu thun, und wenn sie über niedrige Preise klagen, so mögen sie sich mit Anderen trösten; dieser Klage begegnet man, wie es scheint, auf der ganzen Erdenrunde; sie ist nachgerade Modesache geworden.

Die Kammgarnspinnerei war wie seit Jahren auch in den letzten Monaten, bei allerdings gegenüber von früher etwas niedrigen Ver— kaufspreisen, flott beschäftigt. . . .

Die neuerbaute große Kammgarnspinnerei in Mülhausen hat ihren Betrieb eröffnet. Der Maschinenbau war den ganzen Winter über flott beschäftigt, und ebenso wenig wurde die rege Bauthätigkeit unserer oberelsässischen Industriemetropole unterbrochen, da der milde Winter, mit Ausnahme einiger Tage, daß Arbeiten im Freien ermöglichte. . . .

Der Geschäftsgang in der Textilbranche von Colmar, d. h. also an der mittleren Ill und deren Seitenthälern, ist wesentlich von dem in Mülhausen so sehr abhängig, daß sich genau dasselbe darüber sagen läßt, wie über denjenigen an der oberen Ill. . .. .

Das Wintergeschäft für die Fabriken im Leberthal in Kamm⸗ garn, Halbkammgarn (halb Wollen, halb Baumwolle) ist in kefrie⸗ digender Weise verlaufen, ebenso ist man mit den eingelaufenen Ordres für die Sommersaison zufrieden. Die Fabrikation des Leberthales, welche in Markirch⸗Leberau ihren Haupisitz hat, zeichnet sich in der Regel durch die Reichhaltigkeit ihrer schönen geschmackvollen Musterkollektionen und durch die solide und ge— wissenhafte Ausführung der ihr übertragenen Ordres aus. Die Textilindustrie des Breuschthales in Baumwolle, Halbwolle und Teppichen, hat den ganzen Winter über in gewohnter Weise flott gearbeitet. Ein Theil der Baumwollspinnereien war, da Garne immer fest blieben, wie schon seit lange Tag und Nacht beschäftigt, die Teppichfabrikation sogar eine Zeit lang mit Auf— trägen überhäuft. Eine im vorigen Jahr von einem älteren wohl⸗ renommirten Haus, das bereits mehrere große Fabriken besitzt. im hinteren Breuschihal, das bekanntlich über sehr bedeutende Wasser— kräfte verfügt, neuerbaute größere Baumwollweberei ist im Betrieb. . ..

Barr und Wasselnheim haben mit ihren gestrickten Socken und getnn diesmal ein verhältnißmäßig leidliches Wintergeschäft hinter 1 Eine sehr bedeutende Rolle spielt in Barr der Handel mit Kälber⸗“, Kuh., Ochsen« und Ziegenhaaren, die den dortigen zahlrei— chen Gerbereien entstammen. . . . Die Kunstwollfabrikation, in beiden Städten vertreten, klagt über hohe Lumpenpreise und schwierigen Waarenabsatz. Diese Klage scheint vollkommen berechtigt zu sein, wie ja überhaupt die Zeiten der billigen Schafwollpreise dem Kunstwollfabrikanten niemals günstig sind. Aber auch im Lumpenhandel scheint Manches im Argen zu liegen, so daß man denselben vielfach auch in ganz anderm Sinne einen „Lumpen⸗

K R

bandel“ genannt hat. Die Kunstwollfabrikanten baben jwar schon einige Mal Anläufe genommen, um die vielfach im Lumpenhandel cingerissenen Mißbräuche durch gemeinsames Vorgehen zu bekämpfen; aber bei diesen Anläufen ist es in der Regel geblieben; die alte deutsche Uneinigkeit und die gegenseitige Eifersüchtelei scheint das Hinderniß zu einem gemeinsamen Vorgehen auch in dieser Industrie

Ja, wenn überall ein Bismarck da wäre, der den Leuten die Uneinigkeit auch in geschäftlicher Beziehung recht gründlich aus den harten Köpfen triebe, das wäre freilich ein großer Segen; geschimpft würde aber hintennach natürlich doch über ibn. Und da spricht man auch in anderer Beziehung noch fortwährend von Selbsthülfe.

. . Die geschäftliche Lage in Bisckweiler hat sich seit unserm letzten Bericht nicht geändert; die allgemeine Situation derselben läßt sich noch immer mit den Worten allgemeine Stille“ be⸗ zeichnen, wobei es sich von selbst versteht, daß die dermalige ungünstige geschäftliche und kommerzielle Lage in Frankreich bei den vielfachen Beziehungen, die zwischen Bischweiler und jenem Lande noch immer bestehen, auch auf letztere Stadt ron nachtheiliger Rück⸗ virkung sind. Außer der bekannten sckwarzen und couleurten glatten Waare spielen augenblicklich gan wwollene schwere Dou⸗ bles und Diagonales in verschiedenen Farben eine größere Rolle; die der Berliner Damen ⸗Konfektionsbranche dienende Fabrikation bewegt sich in mäßigen Grenzen; Spinner baben im Allgemeinen nur sehr wenig zu thun, auch Appreteure sind nur mäßig beschäftigt; dagegen sind die beiden Karbonisations ⸗Anstalten und die Färbereien im vollen Betrieb. Kämmlinge sind billig, Angebot bei nahe größer als die Nachfrage. Die Einrichtung der von einer Aktiengesellschaft erbauten großen Jutespinnerei und Weberei schreitet rasch vorwärts

Die Fabrikation von Strickgarnen, von denen das Reichsland in Baumwolle und in Kammgarn einige sehr bedeutende Etablissements aufweist, war den ganzen Winter über flott beschäftigt. Ebenso finden Strickgarne, aus elsässischen oder anderen Landwollen ge— sponnen, stets schlanken Absatz, während Strick und Häkelgarne aus Streichwolle, wie sie bekanntlich Berlin in so prachtvollen Qualitäten fabrizirt und darin jeder Konkurrenz die Spitze bietet, bis jetzt in den Reichslanden nicht durchzudringen vermochten. . ..

Die Fabrikation von Seidenplüschen im Saargemünder Distrikt erfreut sich eines sehr flotten Geschäfts, und ganz dasselbe läßt sich von der Metalltuchfabrikation in Schlettstadt sagen; letztere arbeitet mit einer wahrhaft beneidenswerthen Regelmäßigkeit, da sie von

er Saison beeinflußt wird.

Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus. 2353. Jahrgang, 1883. Heft III und IV. Inhalt: Die Verbreitung der Tuberkulose in Deutschland und einige ihrer Ursachen, von Dr. Schlockow. Die Rohstoffmärkte und ihre Be⸗ deutung für den Welthandel, von Dr. R. Jannasch. Die Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle im Jahre 1882 im preußischen Staate. Ueber den jährlichen Gang der Temperatur in Nord⸗ deutschland, von Dr. G. Hellmann (mit 2 Tafeln graphischer Dar⸗ stellungen). Die deutsche Kohlen⸗ und Metallindustrie und der Handel mit den Erzeugnissen derselben im Jahre 1882; unter Zu— grundelegung der Jahresberichte der deutschen Handelskammern u. s. w. dargestellt von L. Francke. Die Standesamtsbezirke in Preußen, von A. Frhrn. v. Fircks. Nekrolog: Dr. Emil Kull. Die mil⸗ den Winter Berlins seit 1720, von Dr. G. Hellmann. Bücher— anzeigen: Statistik der im Betriebe befindlichen Eisenbahnen Deutsch— lands, Band IJ, 1880/81. K. Knies, Politische Oekonomie vom geschichtlichen Standpunkte. C. Ackermann, Beiträge zur physi⸗ schen Geographie der Ostsee. F. Paulmier, Etude sur les assu— rances sar la vie, tant au point de vue fiscal qna'au point de vue civil. Statistische Correspondenz.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Wie der „Hamb. Corr.“ mittheilt, steht die Veröffentlichung des seinem Inhalte nach bis jetzt nur durch die Manuskriptausgabe von Rudolf Reicke (in der „Altpreußischen Monatsschrift *) bekannten Werks von Kant bevor, welches den Titel fübrt: „Vom Uebergang von den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissen— schaft zur Physik'. Dr. Albrecht Krause, Pastor an St. Katharinen zu Hamburg, hat das Manußskript in seinen Besitz gebracht. Um dasselbe vor allen Fährlichkeiten zu bewahren, hat der Kaufmann C. A. Pfennig in Hamburg die nicht unbedeutenden Mittel gewährt, das Ganze in Originalgröße photographiren zu lassen. Diese Photo⸗ graphien sind von dem Photographen F. A. Dahlström nach einer von ihm selbst erfundenen Methode in so vortrefflicher Weise her— gestellt worden, daß sie an Schärfe den Originalen vollkommen eben⸗ bürtig sind. Das Manuskript umfaßt nicht weniger als hundert Foliobogen und ist das letzte Werk, an welchem Kant gearbeitet hat.

Die in Leipzig am 1. März d. J. erscheinende Nr. 2122 der „»Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Lorelei, Marmorstatue von Robert Caner. Die Scheffel-Palmen bei Bordighera an der Riviera di Ponente. Nach der Natur gezeich⸗ net von F. Rostock. Das Hofspostamt in Berlin. Mit Hülfe einer photographischen Aufnahme gezeichnet von G. Theuerkauf. Dae Eis bricht! Humoreske von Gustav Heine. Damenpensionat auf der Eisbahn. Gemälde von Hans Dahl. Nach einer Photographie der Photogra— phischen Gesellschaft in Berlin. (Zweiseitig) Dr. A. Bernstein, Fam 12. Februar. Wiener Bilder: Im Kaffeehaus der Taub⸗ stummen. Driginalzeichnung von W. Grögler. Aus dem alten Hamburg. 4 Abbildungen, nach Zeichnungen von L. v Elliot und O. Petersen: Die Braustraße. Die beiden großen Wallfischkiefer auf dem ehemaligen Seilerplatz in St. Pauli. Theermaler. Schuten. Robert Fischhof, Eugen d'Albert, Franz Ondricek, drei Virtuosen. Ein japanisches Gärtnerkunststück. Nach einer Zeichnung von A. Wanjura. Moden: Elegante Frisur, rechte Seite, linke Seite. Polytechnische Mittheilungen: Schrot! und Pulverisirmühle. H. C. G. Eggers“ Salon⸗Silberschrank. Verstellbarer Armleuchter. Der Bladtsche Notenblattwender.

Gewerbe und Handel.

Nach einer neuerdings ergangenen Verfügung des niederlän dischen Finanz-Ministeriums fallen hydraulische Laufkrahnen unter die Einfuhrzollposition „Eisenwerk“. Hierunter sind aber nicht begriffen: die Dampfmaschinen, welche den Wasserdruck hervor⸗ bringen sowie die Theile der zugebörigen Vorrichtungen. Ferner ist bestimmt, daß Kautschuckschläuche für Westinghouse⸗Bremsvorrich⸗ tungen einem Einfuhrzoll nicht unterliegen.

Mit Genehmigung der Behörde wird in den Tagen vom 3—6. März a. er. auf dem alten Vieh hof in der Brunnenstraße, in dem für diesen Zweck entsprechend neu eingerichteten Etablissement, der J. diesjährige große Pferdemarkt abgehalten werden. Das Nähere im heutigen Inserat.

Der Verwaltungsrath der Deutschen Bank hat die Bilanz geprüft und die Dividende, den Vorschlägen der Direktion ent⸗ sprechend, auf 9 festgesetzt. Die Bilanz weist wieder eine starke Zunahme des Geschäfts nach. Die Gesammtumsätze der Bank stiegen von 12 054 Mill. Mark im Jahre 1882 auf 13 205 Mill. im Jahre 1883 und die Provisionsziffer wuchs dementsprechend von 2 681 434 A auf 2894197 A6 Der Gesammtgewinn betrug Brutto, ab⸗ züglich des 224 048 S, ausmachenden Gewinnvortrags aus 1882: 8 550400 M, wovon nach Abzug der Beträge für Handlungsunkosten, Steuern, Abschreibungen auf Immobilien, Mobi⸗ lien und Verluste ein vertheilbarer Reingewinn von 6789187 verbleibt. Derselbe wird nach Dotirung der Reserven mit 378 918 . und nach Rückstellung der statutenmäßigen Tantièmen zur Auszahlung von 90½ Dividende verwendet werden. Es bleibt darnach ein Vor— trag von 181 527 6 Die Reserven erhöhen sich gegen die Bilanz des Vorjahres um 565 753 (6

Der Rechnungsabschluß der Badischen Bank in Mann⸗ heim pro 1883 ergiebt einen Bruttogewinn von 705 493 S gegen S839 001 6 im Vorjahre. Aus dem Reingewinn von 564013 (1882 698 4466 6) kommen 5 Diridende gegen 67 ½ im Vor⸗

jabre zur Vertheilung Verdient wurden im Diskontoverkebr 635 306 (1882 760 617 AÆ]), an Lombard 34 113 M (1882 44704 A). Außer- dem wurden verdient resp. Zinsen eingenommen auf Effekten 3022. (1882 3413 AÆ), Zinsen und Prorisionen in laufender Rechnung 10947 M (1882 14936 Æ), Depositengebühr 10 635 Æ (1882 9646 Æ) ꝛc. Die Steuern betragen 32070 (1882 33 455 M. Spesen 1094938 S (1882 191 673 A). Zinsen für Baar⸗ depositen 4471 (1882 5118 AÆ), Notensteuer war diesmal nicht zu entrichten (1882 306 ). Ende 1883 hatte die Bank 15,82 Mill. Mark Noten in Umlauf gegen 15.43 Mill Mark Ende 1882. An Metall⸗ und Reichsfassenscheinen waren 5.25 Mill. Mark vor⸗ handen gleich 34,9 / (Ende 1882 34 3½). Außerdem waren etwa lot in Noten anderer Banken vorräthig. Das Institut schuldete Ende 1883 an Creditoren O, 55 Mill. Mark, darunter noch 2400 Æ (voriges Jahr 3600 M) unerhobene Aktien⸗Rückzablung, ferner an Depositen 0.15 Mill. Mark. Außer dem Kassenbestande besaß dag Institut 1858 Mill. Mark in Wechseln, 1,01 Mill. Mark in Lom⸗ bard⸗Ausständen, 65 000 M in Effekten, 14 Mill. Mark in Debi⸗ toren, endlich Bankgrundstücke und Mobilien für 298 000 Æ (1882 300 000 A). Das Aktienkapital beträat 9 Mill. Mark, die Reserve wird sich nunmehr auf 1509 599 4K gleich ca. 16,R? , des Aktien⸗ kapitals erhöhen.

Die New ⸗Jorker Hdls.“ Ztg.“ schreibt in ibrem vom 15. Februar datirten Wochenbericht: Ein Resumsé des Geschäfts⸗ verkehrs der verflossenen Woche ergiebt keine befriedigenden Resultate. Zu einem gewissen Theil ist die Schuld dafür dem trüben und reg⸗ nerischen Wetter, von welchem wir in den letzten acht Tagen anhal⸗ tend heimgesucht gewesen, und das sich erst heute wieder aufgeklärt hat, beizumessen. Im Westen haben die geschwollenen Gewässer des Ohio und seiner Nebenflüsse ein weites Areal verwüstet und den Ver⸗ kehr in großem Maße gehemmt. Dies hat eine weitere Hausse an den Produktenbörsen für Getreide und Provisioaen veranlaßt, und deren Exportabzug noch mehr gelähmt. Ebenso ist das Geschäft in den übrigen Waarenbranchen, mit vielleicht einziger Ausnahme von Wolle, worin sich etwas Animo gezeigt hat, ziemlich todt gewesen. Ueber das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt ist auch in dieser Woche nicht viel Erfreuliches zu berichten. Weizen und Mais haben bei lebhaftem Spekulationsgeschäft eine ziemlich be⸗ deutende Werthbesserung erfahren, zu dem Avanz jedoch nur sehr schwache Exportfrage gehabt. Weizenmehl war in mpathie mit der steigenden Tendenz der Getreidepreise fester der Lage des Frachtenmarktes ist keine Besserung eingetreten. Baumwolle hatte sowohl für disponible Waare wie Termine sehr ruhigen Verkehr und ist im Preise wesentlich unverändert. Am Markt für einheimische Wolle gelangte unter dem Einfluß stärkerer Nachfrage eine bessere Stimmung zum Durchbruch. Brasil Kaffees waren flau und konnten vorwöchentliche Schlußnotirungen nicht behaupten, von reinschmeckenden Sorten fanden namentlich ostindische zu festen Preisen viel Beachtung. Rohzucker begegnete nur mäßiger Frage, ohne jedoch an Festigkeit einzubüßen. Am Theemarkt ist das reguläre Geschäft in Folge der aber⸗ mals erhöhten Forderungen hiesiger Inhaber ziemlich ruhig verlaufen. Provisionen sind noch weiter gestiegen, aber Seitens des Konsums und Exporthandels vernachlässigt gewesen. Terpentinöl war gefragt und höher, Harz dagegen vernachlässigt und im Preise unverändert. Raffinirtes Petroleum demoralisirt. Rohes erholte sich heute am Schlusse vom niedrigsten Punkte der Woche (1013) bis 1034. Am Metallmarkt bleibt es still. Das Geschäft in einheimischen und und fremden Manufakturwaaren kann im Ganzen genommen als befriedigend bezeichnet werden. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 3735216 Doll. gegen 3 667 499 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

Dortmund, 25. Februar. (Rhein.⸗Westf. Ztg.) Der Eisen⸗ markt ist auch in der verflossenen Woche rücksichtlich der Nachfrage in fortschreitender Besserung verblieben. In der Hochofenbranche wird das laufende Quartal ohne wesentliche Lagerbestände, die einen Druck auf die Preise auszuüben vermöchten, abschließen, da die Pro⸗ duktion für genannten Zeitraum so ziemlich verkauft ist. Die Ver⸗ Verhandlungen über Abschlüsse pro II. Quartal haben vielfach begonnen, aber die Hochöfen sind nicht besonders geneigt, schon jetzt zu den bis⸗ herigen Preisen zu kontrahiren. Der Bedarf ist namentlich in Puddel⸗ roheisen in der Zunahme begriffen und wird daher auch in dieser Sorte am ersten eine Preiserhöhung durchzusetzen sein. Im Stab⸗ eisengeschäft laufen die Aufträge im Allgemeinen regelmäßig ein und die Käufer halten auch nicht mit den Spezifikationen zurück, so daß die Werke durchweg besser beschäftigt sind, als in den letzten Monaten des rorigen Jahres. Es ist dabei besonders herrorzuheben, daß der inländische Bedarf ein befriedigender und dazu ein steigen⸗ der ist. Die Entwickelung des Geschäfts ist indessen, da sich die Spekulation noch von dem Markt fern hält, eine ruhige und haben daher weitere Preisaufbesserungen nicht erzielt werden können. Auch in Bauäsen hat sich die Nachfrage gehoben, die Werke arbeiten deshalb schon nicht mehr, wie das im Winter ge⸗ wöhnlich zu geschehen pflegt, auf Lager, sondern auf Grund eingegan⸗ gener Aufträge und Spezifikationen; es ist daher den Konsumenten zu rathen, ihre Bestellungen diesmal recht bald zu machen, wenn sie rechtzeitig bedient sein wollen, da im vorigen Jahre bei Beginn der Bausaison in Folge rlötzlich von allen Seiten zugleich eiatreffender Ordres eine unliebsame Stockung in der Ablieferung Seitens der Werke eintrat. Der Verkehr in Feinblechen ist ebenfalls reger geworden und werden dieselben daher wie auch Baueisen etwas höher im Preise gehalten. In Grobblechen und Stahl⸗ draht ist eine steigende Nachfrage und bessere Beschäftigung zu konstatiren, ohne daß indessen die Preise aufwärts gegangen sind. Die Kleineisenindustrie, die Maschinenfabriken, die Lokomotiv⸗ und Waggonfabriken sind meist befriedigend beschäftigt, haben auch durchweg genügende Aufträge in Händen, es ist nur zu bedauern, daß wie in allen Branchen die Preise zu niedrig und wenig lobnend sind. Die Stahlwerke sind im Allgemeinen nicht ausreichend mit Aufträgen versehen, namentlich fehlt es an Ordres für das Aus⸗ land. Nach einer längeren Unterbrechung sind nunmehr auch wieder einige größer Lieferungen von Eisenbahnmaterial ron heimischen Eisen⸗ bahnen in Submission ausgeschrieben. Die Brückenbauanstalten und Kesselschmieden sind ebenfalls schwach besetzt und selbst größere Brücken⸗ bauanstalten haben noch jüngst Arbeiterentlassungen vorgenommen. In der Kohlenindustrie hat sich ein befriedigender Absatz in Gas⸗ und Flammkohlen bei unveränderten Preisen erhalten, während in Hausbrand der Versandt immer mehr nachläßt, da die Läger wegen des milden Winters nicht leer geworden sind, so daß die betreffenden Zechen ihre Produktion einzuschränken gezwungen gewesen sind. In Koke hat sich die Nachfrage etwas reger gestaltet, doch sind die Preise wegen der starken Konkurrenz fortdauernd gedrückt.

Rotterdam, 27. Februar. (W. T. B.) Die heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffee⸗ auktion eröffnete für Nr. 1 zu 331 à 348, Nr. 2 35, Rr. 4 32 à 324, Nr. 5 324. Nr. 6 32 à 322, Nr 37 1 388, Nr. ß

8 321, Nr. 9 32 2 224, Nr. 16 32 15 324 a 327 , New⸗JYork, 27. Februar. (W. T. B.) Bei Sandwvhook ist gestern Abend ein Dampfer auf den Grund gestoßen. Anfangs nahm man an, daß es ein Schiff der National-Linie (C. Messing) sei, es stellte sich aber heraus, das es ein von China gekommener Dampfer war.

Sy In

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 27. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Amerika“ ist heute in Baltimore eingetroffen.

Hamburg, 28. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Moravia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabrt-⸗ Aktiengesellschaft ist von New⸗JYork kommend, gestern Abend 9 Uhr auf der Elbe angekommen.

New⸗Jork, 27. Februar. (W. T. B.) Die Dampfer Canada“ und „Helvetia“ von der National⸗Dampf⸗ ,,, (C. Messingsche Linie) sind heute hier ein⸗ getroffen.