1884 / 55 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Mar 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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Demonstrationen im botanischen Garten: ders. Moose, Farne und Nadelhöljer: Prof Falkenberg. atik der Phanerogamen mit besonderer Beruͤcksichtigung der schen Familien: Dr. Berthold. Mineralogie: Prof. Klein. hie: ders. Paläontologie: Prof. von Koenen. Ueber die chen Verhältnisse Nord ⸗Deutschlands, verbunden mit Erkur⸗

Uebungen in geologischen Untersuchungen: ders. Physik:

Riecke. Allgem. Chemie: Prof. Hübner. Allgem. orga— nische Chemie: ders. Analytische Chemie: Dr. Buchka. Ueber die * 1 und Verfälschungen der Nahrungs⸗ und Genuß⸗ mittel und deren Erkennung: Prof. Polstorff. Praktisch⸗chemische Ubungen im agrikultur⸗chemischen Laboratorium: Prof. Tollens, 7 . Hölzer. Volkswirthschafte lehre: Prof. Hanssen. Volks txhschaftliche Uebungen; Prof. Soetbeer. Einleitung in die tionalökonomie und Geschichte derselben: Dr. Eggert. Volks⸗ thschaftspolitik: deri. Finanzwissenschaft: Dr. Sartorius Walters hausen. Landwirthschafts recht: Prof. Ziebarth. Die re von den Krankheiten der Hausthiere; klinische Demonstrationen

Rbierhospitale; Prof. Esser.

re. In Rücksicht auf allgemeine Bildung insbes. für Studirende höherer Semester. Bezüglich der Vorlesungen über Physio⸗ logie, Philosophie, Anthropologie, Mathematik, den historischen und Staatswissenschaften, der Erd und Völkerkunde, der Literärgeschichte und den Sprachen wird auf das (durch jede Buchhandlung zu be⸗ ziehende) Verzeichniß der Vorlesungen auf der Universität Göttingen während des Sommerhalbjahres 1884 verwiesen.

d. Körperliche Uebungen. Reitunterricht: Universitäts⸗Stall⸗ meister Rittmeister Schweppe. Fechtkunst: Univ. Fechtmeister Grüneklee.

mann des Semesters am 15. April; der Vorlesungen am 21.

Nähere Auskunft über alle das landw. Studium an hiesiger Universität betreffenden Verhältnisse in der Schrift: Drechsler, das Iandw. Studium an der Universität Göttingen. (Denerlichsche Buch⸗ Pandlung.

Göttingen, im Februar 1884.

Dr. Gustav Drechsler, ordentl. Professor und Direktor des landw. Instituts der Universität Göttingen.

Berichtigung zum Vorlesungsverzeichniß der Königlichen Technischen Hochschule zu Aachen.

Bei der Richtigstellung der Vorlesungen für das bevorstehende Sommersemester ist es im Sekretariate übersehen worden, die Namen des zu Ostern an die Universität Kiel abgehenden Professors Laspeyres und des verstorbenen Professors von Reiche zu streichen. Die unter diesen Namen angekündigten Vorlesungen werden von den =, . der beiden Herren, deren Ernennung bevorsteht, gehalten werden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. März. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute den Vortrag des Ober— Negierungs-Raths Friedheim, in Vertretung des Polizei⸗ Praäͤsidenten von Madai, nahmen in Gegenwart des Gouver— neurs, des Kommandanten und des kommandirenden Generals des Garde Corps militärische Meldungen und demnächst die Vorträge des Kriegs-Ministers und des General-Lieutenants

von Albedyll entgegen.

Hierauf empfingen Se. Majestät den Besuch Ihrer König— lichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Carl nach Höchstderen Rückkehr aus Dessau.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittag 11 Uhr die Mel—⸗ dung des Majors von Naso vom 2. Brandenburgischen Dra—⸗ goner⸗Regiment Nr. 12.

Um 1 Uhr fuhr Se. Kaiserliche Hoheit nach dem Reichs⸗ tags-Gebäude zu einer Sitzung des Landes-Oekonomie⸗ Kollegiums.

Abends besuchte Höchstderselbe die Oper.

Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (658.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats Ministeriums, Staats⸗-Minister von Puttkamer, der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Br. Lucius, der Minister der geistlichen. ꝛc. Angelegenheiten, Br. von Goßler und der Finanz-Minister von Scholz nebst zahlreichen Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die Fortsetzung der dritten Berathung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Feststelung des Staatshaushasts-Etats für das Jahr 1884/85.

Die Berathung wurde bei dem Etat des Ministeriums des Innern aufgenommen.

Der Abg. Dr. Reichensperger (Olpe) wünschte die Ein— bringung eines Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes, betreffend die Unterbringung von verwahrlosten Kindern.

Der Abg. von Wierzbinski beschwerte sich, daß einem polnischen Gutsbesitzer untersagt sei, ein Vorwerk mit einem polnischen Namen zu benennen.

Der Vize⸗Präsident des Staats-Ministeriums, Staats— Minister von Puttkamer erklärte, daß ihm eine Beschwerde gleichen Inhalts zugegangen sei, aber noch nicht das Gut⸗ achten der Provinzialbehörde, das über diesen Vorfall ein⸗ gesordert sei, Er könne daher vor der Hand nur erklären, daß es nicht im Belieben des Einzelnen stehen könne, Ort⸗ schaften mit Namen zu belegen; es sei vielmehr Sache der Behörden, zu erwägen, ob die Benennung den administrativen und geschäftlichen Rücksichten entspreche.

Der Abg. Hahn sprach sich durchaus im Sinne des Staats⸗Ministers von Puttkamer aus.

D Abg. Dr. Frhr. von Schorlemer⸗Alst meinte, daß in diesem Falle der Minister das Verbot der posenschen Regie⸗ rung, ein Vorwerk nach dem Besitzer zu benennen, sofort hätte rektifiziren müssen.

Nach einigen weiteren Bemerkungen der Abgg. von Wierzbinski und Kantak wurde die Debatte geschlossen und der Tit. 1 des Kap. 83 genehmigt, ebenso die folgenben Titel dieses Kapitels.

Auch die Kap. sgę -86 wurden ohne Debatte angenommen.

Bei Kap. 87 (Standesämter) bat der Abg. Pr. Meyer (Breslau), daß bei Benutzung der Presse zu Publikationen

der Standesämter Rücksicht auf die Verbreitung der Blätter genommen werde, in welchen die Publikationen erschienen.

Der Abg. Kantak provozirte den Abg. von Tiedemann Bomst), den bei der zweiten Lesung inAussicht gestellten Nachweis, 2 die Familie Kantak deutschen Ursprungs sei, liefern zu wollen.

Der Abg. von Tiedemann (Bomst) wies nach, daß eine Familie Kanthak im vorigen Jahrhundert sich in Westpreußen angesiedelt und ihren Namen bis in dieses Jahrhundert hin⸗ ein, wie die Eintragungen in das Grundbuch ergäben, sich mit einem h“ geschrieben hätte.

Der Abg. Kantak bestritt, daß aus diesen Mittheilungen der Schluß gezogen werden könne, daß die Familie Kantak nicht polnischen Ursprungs sei, und legte eine Reihe von Doku⸗ menten auf den Tisch des Hauses nieder, aus denen sich er— geben soll, daß die Schreibweise „Kantak“ in seiner Familie die allein richtige sei.

Das Kapitel wurde hierauf genehmigt, ebenso die folgen— den Kapitel des Etats des Ministeriums des Innern.

Es folgte die Berathung des Etats des Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der Abg. Dirichlet beklagte bei dem Tit. 1 des Kap. 99, daß es durch Hineintragen politischer Gegensätze in den land— wirthschaftlichen Centralverein für Ostpreußen und durch die Wahl von Mitgliedern, die mit der Landwirthschaft nichts zu schaffen hätten, dahin gebracht worden, daß der bisherige Vorsitzende des Vereins durch einen Konservativen ersetzt sei=

Der Stagts⸗Minister Dr. Lucius hob hervor, daß die vorgetragene Angelegenheit lediglich Sache des landwirthschaft⸗ lichen Centralvereins sei. Allerdings sei politische Agitation in die Angelegenheiten des landwirthschaftlichen Vereins hinein— getragen worden, was er nicht billigen könne. Aber ihm seien Beschwerden über die vorgenommenen Wahlen von Mit— gliedern auf anderem Wege noch nicht zugegangen.

Der Abg; Frhr., von Minnigerode glaubte, daß die wirth— schaftlichen Gegensätze sich in der Provinz Preußen so zu— gespitzt hätten, daß es erklärlich sei, wenn felbst der land— wirthschastliche Verein sich in eine liberale und konservative Partei gespalten habe.

. Der Abg. von Fölkersamb stellte die Klagen des Abg. Dirichlet als übertrieben hin; die in den landwirthschaftlichen Verein Gewählten hätten durchweg ein Interesse an der Land— wirthschaft

Der Abg. Quadt bedauerte, daß in Ostpreußen die Groß— grundbesitzer, die die Führung in landwirthschaftlichen Ange— legenheiten übernehmen sollten, sich dem Centralverein bis in die letzte Stunde fern gehalten hätten.

Der Abg. Dr. Hänel stellte den Versuch der Konservativen, auch, Nicht⸗Landwirthe in den landwirthschaftlichen Verein hineinzubringen, zu dem Zweck, die Leitung des Vereins an sich zu reißen und denselben zu einem Instrument für kon⸗ servative Wahlen zu machen, den Praktiken der Sozial demo⸗ kraten zur Seite.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode legte gegen diese Parallele Verwahrung ein.

Die Diskussion wurde hierauf geschlossen und bei Schluß 3. 6 Titel 1 genehmigt; ebenfo die Titel 1—11 und ap. t

Submissionen im Auslande: 1) Direktion der Königlich rumänischen Szaatseisenbahnen zu Bukarest: Am 10. März d. J. n. St, 30 000 Kg gekochtes Leinöl, 500 kg Salzsäure, 39000 kg Bleimennig; Kaution 5. Proz. des ge— forderten Preises.

2) Kirchencomits der bulgarischen Stadt Varna: Am 13.71. März d. J. Bau einer Kirche in Varna; Taxsumme 100 000 Fr.; Kaution 5000 Fr.

3). Magistrat der italienischen Stadt Avellino: Am 15. März d. J. Bau einer Weinbauschule nach einem bereits vorliegenden . Taxsumme 110 600 Lire; Kaution: prov. 3000, defin. 11 000 Lire.

Die näheren Bedingungen sind an Ort und Stelle ein— zusehen.

4) K. K. Direktion für Staatseisenbahnbetrieb in Wien: Am 10. März d. J, Mittags, 15 000 kg Hanf für Stoff⸗ büchsenpackung.

Die näheren Bedingungen liegen bei der genannten Be— hörde in Wien (Abtheilung 1IIa), Fünfhaus, Bahnhofstraße 2, zur Einsicht aus.

Die Bestimmungen über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken in den 88. 133 bis 1295 der Reichs-Gewerbeordnung und dem Bundesraths⸗ beschluß vom 23. April 1879, durch welche die Verwendung von jugendlichen Arbeitern für Hammer! und Walz⸗ werke von besonderen Bedingungen abhängig gemacht ist, finden nach einem Urtheil des Reichsg erichts, III. Straf⸗ senats, vom 3. Januar d. J., ausschließlich auf den Fabrik⸗ nicht, aber auf den Handwerksbetrieb Anwendung. Der gesetzliche Schutz von jugendlichen Arbeitern resp. Lehrlingen im Handwerkshetriebe beschränkt sich auf die Vorschristen der F. 120, 134 Ziff. 5, 128 Ziff. 2, 147 Ziff. 4, 149 Ziff. 9 der Reichs⸗Gewerbeordnung.

Wider deutsche Eisenbahnverwaltungen sind beim Reichs-Eisenbahnamt in der Zeit vom 1. Juli bis Ende Dezember 1853 im Ganzen 7 Beschwerden aus dem Publikum eingelaufen. Von diesen beziehen sich 34 auf den Personenverkehr, 52 auf den Güterverkehr und 11 auf andere Gegenstände. Das Reichs⸗Eisenbahnamt hat von diesen Beschwerden für begründet erachtet 7, als unbegründet

zurückgewiesen 9, auf den Rechtsweg verwiesen 8, wegen man⸗

gelnder Zuständigkeit der Reichsgewalt nicht zur Kognition gezogen 13. Die übrigen 60 wurden zum größten Theik, mit Rücksicht auf die darin behandelten Gegenstände zur direkten Erledigung an die zuständigen Eisenbahnverwaltungen abgegeben. Betroffen von Beschwerden sind überhaupt 25 Eisenbahnverwaltungen.

= Das Landes⸗Oekonomie-Kollegium hat gestern die erste Session seiner dritten Sitzungsperiode begonnen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich sächsische Staats⸗-Minister Pr. Stichling ist hier .

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Billich in Groß⸗-QOttersleben, Klingenheber ö Ehaüht Dr. Gantzer in Hallenberg, Dr. Nolte in Schmallenberg, Pr. Gensch und Dr. Demmer in Frankfurt a. M., Dr. Forsbach in Sieg⸗ burg, Dr. Kramer in Speicher, Dr. Lehnen in Hillesheim.

Bayern. München, 1. März. (Allg. Ztg. Der König hat mittelst Allerhöchsten H gr de vom

und Commandeur des Infanterie⸗Leib-⸗Regiments, unter Stellung à la suite dieses Truppentheiles, zum General Major befördert. Im Armee⸗Mu seum erfolgte heute die feierliche Uebergabe der Büsten der Generale Frhr. von der Tann und Frhr. von Hartmann, welche im Allerhöchsten Auftrage durch den Kriegs⸗Minister General von Maillinger in einer längeren Rede vollzogen wurde. Außer den Prinzen des Königlichen Hauses wohnten der Feier die Prinzessinnen Ludwig, Leopold, Arnulf, und von der Generalität der frühere Generalstabe⸗Chef von der Tanns, General-Lieutenant von Heinleth Würzburg, ferner Deputationen von Offizieren des in Straßburg garnisonirenden preußischen Infanterie⸗Regi⸗ ments, dessen Inhaber General von der Tann war, ferner der Sohn des Generals, Freiherr von Hartmann, Bberst⸗ Lieutenant und Commandeur des 5. Cheveaurlegers- Regiments aus Saarbrücken, bei. Nachmittags fand bei dem Prinzen Luitpold Galatafel statt, zu welcher mit der Generalttät und den anderen militärischen Theilnehmern des Ehrungs⸗ aktes auch der Schöpfer der Marmorbüsten der beiden Feld⸗ herren, Bildhauer Professor Roth, geladen war.

3. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Kammer. der Abgeordneten gab der Abg. Frhr. von Stauffenberg außerhalb der Tagesordnung im Namen der Linken die Erklärung ab, daß, nach⸗ dem ein hiesiges Blatt die Angelegenheit, betreffend die Verabfolgung eines Darlehens Seitens einer Bank⸗ filiale an den Abgeordneten, derzeitigen Bankreferenten Walter, mit der Linken in Verbindung gebracht, er in Gemein— schaft mit den Abgeordneten Craemer und Ruppert eine Unter⸗ redung mit dem Fingnz⸗Minister gehabt habe, in welcher dieser Recherchen zugesichert und erklärt habe, daß Darlehen auf bloße Lebenspolicen an sich unzulässig seien, die Bank⸗ direktion indessen Abweichungen von dem Reglement zu ge— statten befugt und in solchen Fällen selber haftbar sei. Die Linke behielt sich vor, das Resultat der Recherchen in geeig⸗ neter Weise zu veröffentlichen.

Sachsen. Dresden, 3. März. (Dr. J.) Die Erste Kammer berieth heute den Gesetzentwurf über das Staats schuldbu ch. Die erste Deputation beantragte die Ablehnung desselben, wenigstens zur Zeit, weil sie den Landtagsausschuß zur Verwaltung der Staatzsschulden zur Führung der mit der neuen Einrichtung verbundenen Geschäfte nicht für geeignet hielt, wogegen die zweite Deputation mit Ausnahme des Vize⸗Präsidenten Hempel die Annahme des Gesetz⸗ entwurfs befürwortete. Nach mehrstündiger Debatte, in welcher sich außer dem Referenten Ober Bürgermeister Dr. André, Vize⸗Präsident Hempel, Präsident von Zehmen und Peltz gegen, Kommerzien-Rath Wannschaff, Freiherr von Tauchnitz, Bürgermeister Martini und Graf von Rex für den Gesetzentwurf erklärten, wurde 5. 1 mit Mehrheit angenom⸗ men. In der Spezialberathung wurden die einzelnen Para⸗ graphen mit mehreren von der Deputation beantragten Ab⸗ änderungen angenommen, deren wichtigste darin besteht, daß die zum Zweck der Eintragung in das Staatsschuldbuch ein— gelieferten Rentenschuldverschreibungen nicht aufbewahrt, wie der Entwurf will, sondern vernichtet werden sollen. Die Schlußabstimmung ergab die Annahme des Gesetzen twurfs mit 25 gegen 15 Stimmen.

Baden. Karlsruhe, 3. März. (W. T. B.) Groß⸗ fürst Michael von Rußland traf heute Nachmittag auf der Durchreise von Stuttgart hier ein und wurde am Bahn⸗ hof von dem Großherzog, der Großherzogin und den badischen Prinzen empfangen.

SGessen. Darmstadt, 1. März. (Köln. Ztg.) Der Finanzausschuß der Zweiten Kammer befürwortet einstimmig die Nebenbahnen: Stockheim⸗Gedern, Nidda⸗ Schotten, Eherstadt⸗Pfungstadt, Reinheim⸗-Reichelsheim, Ost⸗ hofen⸗Westhofen, Sprendlingen⸗Wöllstein. Dagegen werden Hungen-Laubach, Ranstadt-Friedberg nur von je zwei Mit⸗ gliedern empfohlen.

Oesterreich Ungarn. Wien, 1. März. (Presse.) Im Herrenhause tagte, heute die vereinigte ju ridisch⸗ politische Kommission, um die Berichte des Referenten über die Ausnahmeverordnungen entgegenzunehmen. Dieselben werden nunmehr in Druck gelegt und in den nächsten Tagen an die Mitglieder des Herrenhauses versendet werden.

Pest, 2. März. Pr.) Der volkswirthschaftliche Ausschuß des Abgeordnetenhauses setzte gestern die Berathung über die Gewerbereform fort und nahm den 5s. 4 sammt den Subparagraphen mit unwesentlichen Modifikationen in der ministertellen Fassung sowie den §. 5 an.

3. März. W. T. B.) Das ÄAbgeordnetenhaus hat mit großer Majorität den Gesetzentwurf über den Ausbau der Munkaecs-Beszkider Eisenbahnlinie an— genommen. Im Laufe der Debatte bekämpfte der Minister⸗ Präsident den auf Absetzung der Vorlage von der Tagesord⸗ nung abzielenden Beschlußantrag der äußersten Linken, be⸗ tonte die wirthschaftliche und strategische Bedeutung der Bahn⸗ linie und hob hervor: die Regierung sei überzeugt, daß die russische Regierung ernsthaft gewillt sei, sowohl mit . als auch mit Oesterreich⸗Ungarn in Frieden zu eben.

Schweiz. Bern, 4. März. (W. T. B.) Die Berner Regierung hat gestern die Verhaftung des Präsi—⸗ denten des hiesigen Anarchisten vereins, Kennel, be⸗ schlossen. Derselbe ist eines gemeinen Verbrechens verdächtig.

Belgien. Brüssel, 29. Februar. (Köln. Ztg.) Der Finanz⸗-Minister Graux legte heute der Kammer das allgemeine Staatsbudget für 1885 vor. Nach diesem Voranschlage würden sich die Einnahmen auf 321 865 000 Fr. (10522 000 mehr als 1884) und die Ausgaben auf 330387000 Fr. (E375 000 mehr als 18684) stellen. Die Vermehrung der Ausgaben ist nur für die drei Budgets der Staatsschulden, der öffentlichen Arbeiten und des Unterrichtswesens in Aus sicht genommen; bei, den sieben anderen Budgets treten Ersparungen ein. Da für 1885 auch noch 4378 000 Fr. von der Staatsschuld getilgt werden sollen, so bleibt nur noch ein Fehlbetrag von 3 546 000 Fr. zu decken. Wenn aber die Centralsektion der Kammer damit geradeso wie mit dem Budget für 1884 verfährt, in welchem der An⸗ fangs auf 26 Millionen geschätzte, dann auf 15 Millionen,

29. v. M. den Prinzen Arnulf, Königliche Hoheit, Sbersten

dann wieder auf 13 Millionen geminderte Fehlbetrag schließ⸗ lich auf 7 800 000 Fr. festgestellt worden ist, so wird sich für

1885 ein vollständiges Gleichgewicht zwischen Ausgaben und Einnahmen herausstellen. Die Darlegung des Ministers wurde mit vielem Beifall aufgenommen. Gestern fand im Königlichen Schlosse ein großes Festmahl zu Ehren des neuen englischen Gesandten Sir Edward Malet statt.

Großbritannien und Irland. London, 3. März. (W. T. B) Im Oberhause erklärte heute der Staats⸗ sekretär des Auswärtigen, Lord Granville, auf eine An⸗ frage Salisbury's das Gerücht: es sei Befehl zum sofortigen Rückzuge der englischen Truppen von der Küste des Rothen Meeres gegeben worden, für vollkommen un be⸗— gründet. Die Erklärung wurde mit Beifall aufgenommen. Auf eine weitere Anfrage erwiderte Lord Granville: wäh⸗ rend des Aufenthalts des Premiers Gladstone in Kopenhagen, wohin derselbe während der Parlaments— ferien gereist war, sei zwischen dem Kaiser von Rußland und Gladstone kein Wort über Politik gesprochen worden.

Im Unterhause erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Fitzmaurice auf eine bezügliche Anfrage: Ta jurrah sei außerhalb des Rothen Meeres gelegen, aber einer derjenigen Häfen, deren Schutz England gegenwärtig übernommen habe. Was die Ansprüche Frankreichs auf Obol angehe, so sei es nicht wünschenswerth für die Regierung, sich jetzt darüber auszusprechen. Nach Khartum seien keine englischen Truppen beordert worden, noch befänden sich solche auf dem Wege dorthin. Der Staatssekretär des Innern, Harcourt, erklärte: es seien strenge Weisungen in Betreff der vom Auslande entsandten Dyn amit⸗Attentäter gegeben wor⸗ den; es sei indessen nicht rathsam, Details mitzutheilen. Sollte die Regierung außerordentlicher Gewalten bedürfen, so würde sie nicht zögern, solche vom Parlament zu verlangen. (Beifall. Der Staatssekretär des Krieges, Hartington, verlas die dem General Graham am 23. Februar gege⸗ benen Instruktionen, durch welche eine Expedition in entferntere Gegenden ausgeschlossen wird. In diesen Instruktionen wird jedoch darauf hingewiesen, daß, ohne gegen die Araber Krieg führen zu wollen, jede Streit⸗ macht zerstreut werden müsse, welche Suakim bedrohe. General Graham müsse für die Sicherheit der in Tokar befindlichen Egypter und für die Sicherheit Suakims sorgen, welches von bedeutenden Streitkräften bedroht sei. In Tokar seien 350 Mann egyptischer Truppen und ebensoviel Frauen und Kinder gefunden worden. Eine Brigade egyptischer Truppen sei nach Assuan gesandt worden, und einige bri—

tische Truppen, sollten nach einem anderen Punkte am Nil abgehen, um jene zu, unterstützen. Der Premier Gladstone theilte mit: die Regierung

habe keine beunruhigenden Berichte von Gordon em— pfangen; derselbe sei noch in Khartum und gedenke vorläufig dort zu verbleiben. Die nach Assuan beorderten Truppen gingen nicht auf Wunsch Gordons dorthin. Lawson bean⸗— tragte die Vertagung des Hauses, um die Aufmerksamkeit auf die Sudanfrage zu lenken, und protestirte gegen den Krieg. Northeote verlangte eine klare Darlegung der Politik der Regierung. Der Antrag Lawsons wurde hierauf mit 150 gegen 103 Stimmen abgelehnt; die Konservativen stimmten in der Minorität.

Die Polizei ist zwei Männern, anscheinend Amerikanern, auf der Spur, welche die Höllenmaschinen in den Ge— päckräumen des Victoriabahnhofs sowie der Bahnhöfe von Charing Croß, Paddington und Ludgate Hill aufgegeben haben sollen. Dieselben hätten, wie es heißt, am 26. Februar Abends Wohnung im Waverly Hotel, Great Porland Street, genommen und am folgenden Montag Morgen das Hotel wieder verlassen. Die Handkoffer der beiden im Verdacht stehenden Männer sollen mit den auf den Bahnhöfen von Charing Croß, Paddington und Ludgate Hill aufgefundenen identisch sein.

4. März, früh. (W. T. B.) Das Unter haus hat die Wahlreformbi!ll in erster Lesung genehmigt.

Eine der Regierung gestern Abend zugegangene Depesche des Generals Gordon meldet: Stewart sei von seiner zweiten Expedition nach dem Weißen Nil in Khartum wieder eingetroffen; derselbe habe die Lage der Dinge am Weißen Nil etwas befriedigender gefunden.

Plymouth, 3. März. (W. T. B.) Der deutsche Botschafter, Graf Münter, ist zum Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen hier ein⸗ getroffen. . J.

Portugal. Lissabon, 22. Februar. (Pol. Corr.) Die Deputirtenkammer hat das Projekt der Reform der Verfassung mit großer Majorität angenommen. Der Minister-Präsident erklärte, daß das Kabinet an den von den gegenwärtigen Pairs erworbenen Rechten nicht rütteln werde. Dasselbe beabsichtige, die Neuorganisirung der Pairskammer auf der Basis der Ernennung von 100 lebenslänglichen Pairs durch den König und der Wahl von 50 Pairs durch das Volk vorzuschlagen. Gegenwärtig zählt die Pairs⸗ kammer 147 Mitglieder. Es scheint, daß die Er—⸗ klärungen des Konseils-Präsidenten die Opposition der Pairs gegen die erwähnte Referm erheblich ver⸗ mindern werden. Gegenwärtig beschäftigt sich die Deputirten⸗ kammer mit der Reform des Wahlgesetzes. Zwischen der Regenerationspartei, die am Ruder ist, und der progressi⸗ stischen Opposition ist ein Kompromiß i Stande gekommen, welches fesistellt: 1) daß in den Wahlkreisen der Hauptorte der Departements das Listenskrutinium eingeführt werde; 2) daß die Minoritäten in denselben Wahlkreisen gleichfalls eine Vertretung erhalten; 3) daß durch Anhäufung von min— destens 5000 Stimmen bis 6 Deputirte gewählt werden; 4 daß in jedem andern Wahlkreise ein Deputirter gewählt wird.

Die aus Westafrika , Nachrichten melden, daß der Schutz Portugals soeben wieder zur Züchtigung von Eingeborenen am Kongo wegen Schädigung fremder Faktoreien mit Erfolg angerufen wurde. Es scheint nunmehr außer Zweifel, daß der Vertrag zwischen Portugal und England über den Kongo bald den beiderseitigen Kammern vorgelegt werden wird.

Italien. Rom, 3. März. (W. T. B.) Der Prinz und die Prinzessin Leopold von Bayern sind heute Nachmittag von München im strengsten Incognito hier ein— getroffen und haben im Hotel Quirinal AÄbsteigequartier ge— nommen. Der bayerische Gesandte hatte die prinzlichen Herr⸗ schaften am Bahnhofe empfangen.

Serbien. Belgrad, 1. März. (Presse. Serbien verhandelt mit Bulgarien über den Abschluß einer Konsular— Konvention und eines Vertrages zur Auslieferung gemeiner

Verbrecher. Die feierliche Krönung des Königs im Kloster Schitscha soll im Laufe dieses Sommers stattfinden.

(W. T. B.) Wie der „Neuen Freien Presse“ aus Belgrad gemeldet wird, hat der serbische Finanz⸗ Minister eine Kommission eingesetzt, welche den Entwurf zu einer Renten-Emission in Höhe von 30 bis 40 Mil⸗ lionen Francs berathen soll.

Bulgarien. Rustschuk, 1. März. (Presse.) Die von den Radikalen einberufenen Meetings fassen identische Resolutio nen und senden Begrüßungstelegramme an Kara⸗ welow und Slawejkow. Die gefaßten Resolutionen fordern die Einberufung des Sobranije bis zum 7. Mai; ferner soll das Sobranije seine Sitzungen niemals länger als durch zwei Monate unterbrechen. Im Falle der Auflösung des Sobranije . dasselbe in längstens vier Monaten wieder zusammen⸗ reten.

Amerika. Washington, 1. März. (Allg. Corr.) Der Senat hat einen Gesetzentwurf angenommen, welcher den Bau von sieben Stahlschiffen für die Bundesmarine verfügt.

Süd⸗Amerika. Peru. (W. T. B.) Zufolge einer in New⸗JYJork eingegangenen Depesche aus Lima, vom 2. März, hat in der Nationalversammlung Iglesias den Eid als pronisorischer Präsident geleistet. Das Kabinet gab in Folge dessen seine Demission.

Afrika. Egypten. Ueber das Gefecht bei El Teb a der „Allg. Corr.“ aus London, vom 1. März, be⸗ richtet:

Zwischen den britischen Truppen unter dem Befehle des General⸗ Majors Graham und den Rebellen unter der Führung von Osman Digma ist es gestern zu einem blutigen Zusammenstoße ge— kommen, der mit einem Siege der britischen Waffen endete. Telegramme aus Trinkitat melden darüber: „Unsere Truppen haben gestern (Freitag) nach einem heftigen Kampfe, welcher den ganzen Tag dauerte, die Rebellen gänzlich besiegt. Das britische Expeditionscorps wurde in ein längliches Schlachtenviereck formirt, dessen Front die Gordon Hochländer bildeten. General Graham und sein Stab sowie sämmtliche Vorräthe und Kameele befanden sich im Centrum. Um 5 Uhr Morgens wurde Reveille geblasen, und nach dem Frühstück erfolgte der Befehl zum Vorstoß. Ehe eine halbe Meile zurückgelegt war, wurde Halt gemacht. Plänkler wurden aus— geschickt, worauf die Rebellen aus dem dichten Gebüsch ihr Feuer er— öffneten, aber in zu großer Entfernung, um viel Schaden anzurichten. Die Rebellen zogen sich langsam zurück und hielten sich in einer Entfernung von über einer halben Meile. Die englischen Kavallerie⸗ Plänkler hielten Fühlung mit ihnen und avancirten in dem Maße, als sie retirirten. Zunaͤchst wurde die berittene Infanterie ausge⸗ schickt, da der Feind sein Terrain behauptete und Kampfeslust zeigte. Die britischen Truppen stießen indeß stetig vor, wobei das Viereck gut aufrecht gehalten wurde. Dank der Führung des Generals Baker und des Obersten Burnaby wurde eine Route gewählt, welche soweit als möglich das mit struppigem Gebüsch bedeckte schwierige Terrain vermied. Etwa drei Meilen vom Fort Baker entfernt hatte der Feind eine Art von Erdwerk aufgeworfen, welches mit Kanonen armirt war. An verschiedenen Punkten wehte die islamitische Standarte. Mit klingendem Spiele rückte das britische Schlachten viereck gegen die feindliche Stellung vor. In einer Entfernung von etwa S00 m von derselben ein großes Ziegelgebäude, welches wie eine alte Mühle aussah wurde Halt gemacht, nachdem die berittene Infan— terie und die Plänkler durch Signale zurückgerufen worden. Dann kam die Ruhe vor dem Sturm. Einige Augenblicke schien keine Seite zum Angriff geneigt zu sein. Aber als die britischen Truppen wie⸗ der eine Vorwärtsbewegung machten, wurde der Kampf eröffnet durch eine Granate aus einer der von Osman erbeuteten Kruppschen Kanonen, welche aber ihr Ziel weit verfehlte. Die nächsten zwei Schüsse aus derselben Kanone waren indeß gut gezielt, platzten in dichter Nähe der Truppen und richteten einigen Schaden unter den

selben an. Das Feuer war besser, als man erwartet hatte, und dann folgte ein rasselndes Handwaffenfeuer. Ein Gordon ⸗Hochländer war der erste Mann, welcher fiel.

Die Aerzte und die Ambulanzen hatten bald alle Hände voll zu thun. Die Engländer ließen das feindliche Feuer uner— widert, avaneirten aber stetig gegen die feindliche Stellung. In diesem Augenblick wurde Baker Pascha durch einen Granatensplitter im Ge⸗ sicht verwundet. Bald befanden sich 20 Mann unter den Händen der Aerzte. Gegen Mittag wurde endlich Halt gemacht, worauf die In—⸗ fanterie wie die Artillerie Befehl zum Feuern erhielt. Die Wirkung des Feuers war bald sichtbar. Allmählich ließ das Feuer der Rebellen nach, bis nur eine gelegentliche Rauchwolke die Anwesenheit eines Feindes bekundete. ö.

Jetzt erhoben sich die englischen Truppen vom Boden und rückten aufs Neue gegen die feindlichen Werke vor. Die Sudanesen wollten indeß nicht nachgeben und kämpften mit großer Tapferkeit. Schließ lich aber siegte der Kugelhagel über Schwert und Schild.

Die britischen Truppen schritten sodann zum Sturm gegen das Fort., Die Rebellen leisteten dem ungestümen Bajonettangriff der englischen Infanterie indeß verzweifelten Widerstand und kämpf⸗ ten mit wahrer Todesverachtung. Schließlich erstürmten die Eng⸗ länder das Fort. Dann wendeten sie gegen die Rebellen die zwei Kruppschen Geschütze, welche sie in dem Fort vorfanden. Nichtsdesto⸗ weniger machte der Feind den Engländern das Terrain Fuß um Fuß streitig. .

In der Nähe der Brunnen bei El Teb sammelten sich die In⸗ surgenten zum letzten Mal für einen entschlossenen Widerstand. Die Hochländer aber erstürmten das zweite feindliche Fort und eroberten das Lager des Feindes sammt den Zelten. Der britische Verlust wird auf 19 Todte und 40 Verwundete, der feindliche auf cirea 1000 Todte und Verwundete geschätzt. Das britische Expeditionscorps bivouakirte während der Nacht bei den Brunnen, und heute (Sonnabend) sollte der Vormarsch auf Tokar fortgesetzt werden.

Seitungsstimmen.

Die „Deutsche patriotische Correspondenz“ be— merkt über die Aufgaben des Reichstages:

Dem Deutschen Reichstage steht eine arbeitsvolle Session in Aussicht. Die Regierung rechnet auf Annahme des umgeänderten Unfallversicherungsgesetzes und die Stimmung für die Erledigung dieser zweiten Etappe der Sozialreform kann im Allgemeinen als günstig bezeichnet werden. Die Annahme des Krankenkassengesetzes drängt mit Nothwendigkeit zu einem weiteren Schritte, und es ist das beste Zeichen für die Lebensfähigkeit der gesammten So zialreform, daß die einzelnen Tbeile dieser neuen Gesetzgebung sich so organisch aneinanderschließen, daß einer den andern nicht zu entbehren vermag. Der Grundgedanke, weil er glücklich und richtig ist, hat denn auch aus allen Fraktionen Ueberläufer zur Sozialreform herübergezogen, und je weiter sich das Gebiet öffnet, um so gangbarer wird der Pfad, um so klarer tritt das Endziel hervor. Der prinzi— ö manchesterliche Widerstand ist bereits gebrochen und wird von

ag zu Tag schwächer, weil man auch im Lager der Gegner, wenn nicht die Pflicht, so doch die Berechtigung des Staats anerkennt, zum Schutze der Schwachen aufzutreten und gesetzgeberisch an der Siche⸗ rung und Hebung der arbeitenden Klasse theilzunehmen.

Ebenso ist man sich in der öffentlichen Meinung bereits über den gesunden Kern klar geworden, welcher in dem Gesetzentwurfe, be⸗ treffend die Aktien⸗ und Kommanditgesellschaften, steckt. Die An⸗ nahme dieses wichtigen Gesetzes, welches der gewissenlosen Ausbeutung

des kleinen Kapitalisten entgegenwirken soll, gilt in Reichstagekreisen für gesichert; möglicherweise werden Abänderungen bezüglich einzelner Punkte, wie ; B. des Minimalbetrages der Aktien und dergl, be⸗ schlossen werden, aber das Wichtigste, die Nothwendigkeit eines Schutzes des Geldbeutels des kleinen Mannes, wird schon jetzt fast allgemein anerkannt.. 2 ; .

Die „El saß-Lothringische Zeitung“ bespricht eine in dem neuesten Heft der „eitschrift für die gesammte Staatswissenschaft“ von dem Kultur⸗Ingenieur Toussaint ver⸗ öffentlichte Studie über die Kranken- und Invalidenversiche⸗ rung in der Steinheilschen Baumwollenspinnerei zu Rothau im Elsaß, eine Studie, die gegenwärtig, wo das Hülfskassen⸗ aäiesen für Arbeiter im Reich wie in den auswärtigen Staaten im Vordergrunde der Diekussion stehe, den weitesten Kreisen willkommen sein werde. Die Bedenken, welche vielfach gegen die großen Versicherungs-Gesetzentwürfe laut würden, wurden sich erheblich abschwächen gegenüber der Erfahrung, daß der praktische Versuch einer vollständigen, auch die Alters, Unfall⸗ und Krankenversicherung umschließenden Hülfskassen⸗Organisa⸗ tion im Elsaß bereits seit einem Menschenalter gemacht wor⸗ den sei und sich bewährt habe. .

Das Blatt schildert dann die betreffenden Einrichtungen unter Mittheilung der Bilanzen und bemerkt schließlich:

Die neuen Organisationen, welche das Reich auf diesen Gebieten schafft, werden auch in die zum Theil langjährigen und musterhaften el sässischen Fabrik⸗Hülfskassen Aenderungen hineintragen, welche den patriarchalischen Charakter dieser Einrichtungen alteriren, Aenderungen, die aber unvermeidlich sind, soll die große soziale Reform prinzipiell durchgeführt werden. Da kann der Theil sich nicht vom Ganzen ausschließen, Daß die Grundsätze für diese Reformen im Wesent⸗ lichen die im Elsaß durch langjährige Praxis bewährten sind, wird andererseits für die im Lande bestehenden Einrichtun⸗ gen ebenso eine Erleichterung bei der Einfügung in die Bestiramungen der Reichsgesetze wie ein bleibendes Ehrendenkmal für die Schöpfer dieser Einrichtungen sein: für die Fabrikanten, welche sie geschaffen, für die Arbeiter, mit welchen und durch welche solche Einrichtungen möglich waren. Wenn diese letzteren, wie so oft mit Recht ausgesprochen, bisher verhütet haben, daß die Sozial demokratie im Elsaß wirklichen Eingang fand, dann läßt sich von den neuen Schöpfungen, welche das Reich unternimmt, für die Zukunft vielleicht eine, wenn auch nicht vollkommene, so doch annähernde Wirkung erhoffen. Das im Elsaß gegebene Vorbild ist bei diesen Organisationen nach Prinzip und Einzelnheiten nicht ohne Einfluß gewesen, wie denn überhaupt die wirthschaftliche Politik des Reiches mit den Interessen unseres Landes und den Anschauungen seiner Bewohner in fast allen wichtigeren Punkten übereinstimmt. Noch die letzten Verhandlungen im Landes⸗ ausschuß haben dies von Neuem bewiesen und wir sehen mit Be⸗ friedigung, wie im Elsaß die Erkenntniß in immer weitere Kreise dringt, daß die Abgeordneten und die sonstigen berufenen Stimm- träger dieses Landes demselben am Besten dienen, wenn sie für die Wirthschaftspolitik des Reiches in erster Linie und fest geschlossen mit allen Kräften eintreten.

Marineverordnungsblatt. Nr. 5. Inhalt: Schiffs⸗ funktionszulagen. Kapitulationen. Uebungsgranaten. See⸗ kadettenschulschiffe. Dampfkessel. Maschinenraumjournale. Logbücher. Wehrordnung. Ober Feuerwerkerschule. Schiffke⸗ verpflegung. Lebensversicherungsanstalt. Schiffsbücherkisten. . Schiffsartilleriezeichnungen. Stahlgranaten. Revolverexerzier⸗ patronen. Reichs kassenscheine. Personalveränderungen. Be⸗ nachrichtigungen.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 9. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Preisgekrönter Entwurf für das nordische Museum in Stockholm Verbesserte Steinzange. Russische Wasserstraßen. (Schluß.) Neue Ufer⸗ bauten des Hafens von Rew⸗Jork. Vermischtes: Korrektion des Rheines zwischen Mainz und Bingen. Bauordnung für Frankfurt a. M. Konkurrenz um Entwürfe zu einer Volksschule in Frank⸗ furt a. N. Entwürfe für ein Armenhaus in Breslau. Kon⸗ kurrenz für Entwürfe zum Bau einer evangelischen Kirche in Bar-“ men. Preisausschreibungen des Vereins deutscher Maschinen⸗In⸗ genieure. Wiener Stadtbahn. Bücherschau.

Statiftische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 8. , , , von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 23,6, in Breslau 34,2, in Königsberg 28,9, in Cöln 22,5, in Frankfurt a. M. 20,4, in Hannover 19,4, in Cassel 14,4, in Magdeburg 30 2, in Stettin 25,4, in Altona 354, in Straßburg 27,,, in Metz 15,9, in München 35, l, in Nürnberg 30.7, in Augsburg 23,5, in Dre den 269,1 in Leipzig 28,7, in Stuttgart 27.4, in Braunschweig 23,65, in Karlsruhe 21,0, in Hamburg 27,2, in Lübeck —, in Wien 28,9, in Budapest in Prag 36,5, in Triest 36,5, in Krakau 31,2, in Basel 20,1, in Brüssel 29,1, in Amsterdam 2555, in Paris 241, in London 20,2, in Glasgow 265,9), in Liverpool 23,9, in Dublin 38,0, in Edinburg 23,0, in Kopenhagen 18,5, in Stockholm 20,l, in Chri⸗ stignia 26,9, in St. Petersburg 38.2, in Warschau 25.8, in Odessa 25,3 in Bukarest 33,0, in Rom 31,3, in Turin 434, in Madrid 40, ), in Alexandrien 31,9. In der Zeit vom 24. Januar bis 2. Februar: in New ⸗Jork 25,z, in Philadelphia 26,90, in St. Louis 21,0, in Chicago —, in Cineinnati —, in San Franzisko 24,6, in Kalkutta 32,5, in Bombay 29,3, in Madras .

Beim Beginn der Woche und bis um die Mitte derselben herrschten an den deutschen Beobachtungsorten meist östliche und süd⸗ östliche Luftströmungen, die am 20., in Cöln schon am 19. nach Süd und Südwest gingen, und auch an den meisten Stationen aus diesen Richtungen wehend bis an das Ende der Woche vorwiegend blieben, nur in Konitz ging der Wind am 21. nach Nordwest, in den letzten Tagen der Woche jedoch wieder nach Südost. Die Temperatur der Luft war in den ersten Tagen der Woche eine kühlere und lag nur wenig unter der normalen; das Thermometer sank an allen Stationen des Morgens unter O, in München bis 9,1 Gr. C. Mit dem Um gange des Windes nach Süd und Südwest nahm die Luftwärme je— doch wieder erheblich zu, so daß der Wochendurchschnitt der Luftwärme über dem vieljährigen Monatsmittel lag. Niederschläge fielen selten und spärlich. Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft nahm im Laufe der Woche langsam ab und zeigte zu Ende der Woche nur in Heiligenstadt, Bremen, Cöln und Karlsruhe steigende Tendenz.

In der Bexichtswoche hat die Sterblichkeit in den meisten grö— ßeren Städten Europas, besonders in den deutschen erheblich zuge⸗ nommen, nur aus wenigen (Paris, Wrag) wurden etwas kleinere Sterblichkeits verhältnißzahlen gemeldet. Die allgemeine Sterblich⸗ keitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 26,4 von 23,9 der Borwoche (pro Mille und Jahr berechnet). Insbesondere war die Theilnahme des Säuglingsalters, somie in noch höherem Maße die der höheren Altersklasse (über 60 Jahr) an der Sterblichkeit eine ge⸗ steigerte. Von 10090 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 81 Säug— linge gegen 74 der Vorwoche, in Berlin 65, in München 117.

Unter den Todesursachen veranlaßten von den Infektionskrank⸗ heiten Masern, Scharlach, Diphtherie und Keuchhusten mehr, Pocken und typhöse Fieber weniger Todesfälle. Wesentlich gesteigert waren aber auch Sterhefälle an Lungenphthisen und an akuten entzündlichen Prozessen der Athmungsorgane. Masern herrschten in Kiel, München, Regensburg, Uim, Magdeburg, an,,

amm in ausgedehnter Weise, in Breslau und Essen verlief die pidemie etwas milder. Auch in Wien, Paris, London, Turin, St. Petersburg gewannen Masern wieder an Ausdehnung.