* durch welche dem gedachten Wunsche entsprochen
gefälligen Kenntnißnahme ergebenst zugehen. Berlin, den 25. Februar 1884. Der Minister des Innern. Im Auftrage: von Zastrom. An den Königlichen Regierungs-Präsidenten Herrn von Wedell Hochwohlgeboren zu Magdeburg.
Abschrift lasse ich Ew. Hochwohlgeboren zur gefälligen Kenntnißnahme ergebenst zugehen. Der Minister des Innern. Im Auftrage: von Zastrow.
An sämmtliche übrigen Herren Regierungs⸗Präsi⸗ denten in den Provinzen Ost⸗ und West⸗ preußen, Pommern, Brandenburg, Schlesien, Sachsen und in Sigmaringen, an die König⸗ lichen Regierungen und Landdrosteien in den übrigen Provinzen und an den Königlichen Polizei⸗Präsidenten hier.
Allgemeine Verfügung vom 16. Februar 1884,
betreffend die Wahlen zum Schöffenamt und zum Geschworenenamt. Gust iz⸗Ministerial⸗ Blatt Seite 36.)
Von einer Anzahl der mit den Wahlen zum Schöffen amt und zum Geschworenenamt betrauten Ausschüsse ist der Wunsch ausgesprochen worden, davon in Kenntniß gesetzt zu werden, welche der zum Geschworenenamt in Vorschlag ge⸗ brachten Personen demnächst die Verpflichtung eines Geschwo⸗ renen wirklich erfüllt haben, damit bei der nächstfolgenden Wahl die in 5. 35 Nr. 2 und 5. 85 Absatz 2 des Gerichts⸗ verfassungsgesetzes bestimmte Ablehnungsberechtigung die an— gemessene Berücksichtigung finden könne.
Demzufolge werden die Königlichen Landgerichte ange⸗ wiesen, nach Beendigung einer jeden Sitzungsperiode des Schwurgerichts denjenigen Amtsgerichten, aus deren Bezirken Gericht seingesessene als Geschworene einberufen waren, die Namen derselben mitzutheilen und dabei zu bemerken:
ob und welche dieser Personen etwa, entschuldigt oder nicht entschuldigt, ausgeblieben oder, sei es für die
. Sitzungsperiode oder einen Theil derselben, ent⸗
lassen worden sind, endlich auch die für genügend befundenen Entschuldigungs— oder Entlassungsgründe anzugeben.
Berlin, den 16. Februar 1884.
Der Justiz⸗Minister. Friedberg. An sämmtliche Königliche Landgerichte.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Auf Grund von 5§. 1 des Gesetzes gegen die gemeingefähr⸗ lichen Bestrebungen der Sozialdemokratie . 6 macher⸗Fach verein in Erfurt hierdurch verboten.
Erfurt, den 1. März 1884.
. Der Regierungs⸗Präsident, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs-Rath von Kamptz.
Bekanntmachung.
.Die Kandidaten der Baukunst, welche in der diesjährigen Früh⸗— jahrs⸗Prüfungsperiode das Examen als Bauführer im Bau⸗ oder Maschinenfache abzulegen beabsichtigen, werden hierdurch aufgefordert, bis zum 31. d. Mts. sich schriftlich bei der unterzeichneten Kommiffion zu melden und dabei die vorgeschriebenen Nachweise und Zeichnungen einzureichen. Wegen der Zulassung zur Prüfung wird denfelben dem- nächst das Weitere eröffnet werden. Meldungen nach dem angegebenen Schlußtermine müssen unbe— rücksichtigt bleiben. Hannover, den 2. März 1884. Königliche technische Prüfungs-Kommißssion.
Aichtamtliches. Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 6. März. Se. Majestät der Kais er und König nahmen heute Vormittag 11 Uhr die Vorträge des Kriegs-Ministers und des General⸗-Lieutenants von Albedyll entgegen und empfingen um 13 Uhr den General der Infanterie z. D. von Stülpnagel.
— Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten gestern der Vorstellung im Opernhause bei.
— Unter dem Vorsitz des Stagts⸗Ministers von Boetticher und demnächst, nach eingetretener Jehinderung desselben, unter dem Vorsitz des Königlich bayerischen Ministerial-⸗Raths von Kastner, wurde am 5. März eine Plenarsitzung des Bundesz⸗ raths abgehalten. Die Versammlung ertheilte ihre Zu⸗ stimmung den Gesetzentwürfen, betreffend: bie Verlängerung der Gültigkeitsdauer des Reichsgesetzes gegen die ge⸗ meingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878; die Bewilligung von Ritteln zu Zwecten der Marineverwaltung; die Prisengerichts barkeit; die Abänderung des Gesetzes über die eingeschriebenen Hülfskassen vom . April 1856. Den Anträgen der Nusschüffe wegen der Vorschläge, welche Sr. Majestät dem Kaiser für die bei dem Reichsgericht zu besetzenden Stellen vorzulegen sind, trat die Versammlung bei. Nachdem über die geschäft⸗ liche Behandlung einer Eingabe Beschluß gefaßt worden war, schritt die Versammlung schließlich zur Wahl von Kommissarien für die Verhandlungen im Reichstage.
— Die heutige () Sitzung des Reichstages wurde um 13e Uhr von dem Abg. von Leyetzow als Präsidenten der vor⸗ angegangenen Session eröffnet.
asse ich Ew. Hochwohlgeboren hierbei in Abschrist zur Graf von Kleist⸗Schmenzin, Eysoldt, Holtzmann und Po Der Präsident theilte darauf die in dem Personalbestande des Hauses seit dem Schluß der vorigen Session eingetretenen Veränderungen sowie die bereits eingegangenen Vorkagen mit. Der darauf vollzogene Namensaufruf ergab die Anwesen⸗ heit von 236 Mitgliedern. Das Haus war also beschlußfähig. n,. vertagte sich das Haus um 2A Uhr auf Freitag
r.
Toerselbe berief zu provisorischen Schriftführern die *
— Der Schluß bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet fich in der Ersten Beilage.
— Ein Angeklagter, welcher eine ihm gehörige, für Rechte oder Rechts verhãltni e erhebliche Urkunde verfälscht und davon zum Beweise seiner Unschuld Gebrauch macht, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 4. Ja⸗ nuar d. J, wegen Urkunden fälschung zu bestrafen, selbst wenn er in Wirklichkeit unschuldig war.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächfischer Geheimer Rath Held, Herzoglich sachsen⸗alten⸗ burgischer Staats-Minister von Leipziger und Landes— Direktor des Fürstenthums Waldeck und Pyrmont, von Putt⸗ kam er, sind von hier wieder abgereist.
Bayern. München, 5. März. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten hat heute in der Spezial— debatte die Lokalbahnen Uebersee⸗Marquardstein, Weiden⸗ Neustadt⸗Vohenstrauß, Neumarkt⸗Beilngries, Hof⸗Naila⸗Max⸗ grün, Münchberg helmbrechts und Erlangen⸗Forth⸗Gräfenberg genehmigt. Bezüglich der Bahn Hof⸗Naila⸗Maxgrün be⸗ merkte der Reserent: daß dieselbe nur zur Ausführung kommen soll, wenn über die Einführung in den gemein samen bayerisch⸗sächsischen Bahnhof zu Hof ein annehm— bares Uebereinkommen getroffen werden kann. Der Staats⸗ Minister Freiherr von Crailsheim erklärte, daß die gegen— wärtigen säͤchsischen Vorschläge unannehmbar seien, daß er aber auf eine Vereinbarung hoffe. — Der Abg. Walter bemerkte persönlich, daß ihn 1880 häusliche Verhältnisse ge⸗ zwungen hätten, sich wegen eines Darlehns von 1800 M an den Ban k-Präsidenten zu wenden, worauf dieser ge— antwortet habe, daß er vorher mit den Mitgliedern des Di⸗ rektoriums sprechen müsse. Später sei die Banksiliale in Hof zur Auszahlung der Summe gegen Police und Schuldschein angewiesen worden. Bis zum 20. Dezember v. J. seien 1600 6 zurückgezahlt gewesen; daher treffe weder die Bank noch ihn, den Abg. Walter, ein Vorwurf. Er habe als Bank⸗ referent von 1875 bis 1861 seine Thätigkeit erledigt gehabt und das Amt wieder übernommen, weil er die Affaire für eine private und legale gehalten habe; er überlasse dem Hause und dem Volke ein unbefangenes Urtheil und übergebe dem Präsidium die Privatakten.
Mecklenburg- Schwerin. Schwerin, 5. März. Nach einem, den „Meckl. Anz.“ gestern Nachmittag aus Neapel zugegangenen Telegramm haben die Großherzoglichen Herrschaften am 2. d. M. Cannes verlassen, um sich, wie bereits gemeldet, zunächst auf einige Wochen nach Palermo zu begeben. Am 3. d. M., Abends, sind Höchstdieseiben wohl behalten in Neapel eingetroffen.
Der Herzog Johann Albrecht hat sich heute Morgen von hier nach Neustrelitz begeben und wird von dort weiter nach Berlin, Potsdam und Wien reisen. Von Wien trifft Se. Hoheit zum Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers in Berlin wieder ein und kehrt dann von dort hierher zurück.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 4. März. (Els.Lothr. Ztg.) Auf der Tagesordnung der heutigen 22. Plenarsitzung des Landesgusschus ses stand zunächst die dritte Lesung des Etats. In der Spezialdiskussion wurden ohne Debatte die Etats der Statthalterschaft, des Staatsraths, der Ver⸗ tretung beim Bundesrath, des Landesausschusses, des Ministe⸗ riums, der Verwaltung des Unterrichts und der des Innern
Beschlüssen der zweiten Lesung erledigt. Zu Kap. 27, Tit. J. „Zur Verbreitung amtlicher Mittheilungen“ war ein Antrag eingebracht worden, die Summe der Regierungsvorlage von 39 000 S, welche in zweiter Lesung auf 20 000 M herab⸗ gesetzt war, wieder herzustellen. An diesen Antrag knünfte sich eine lange und lebhafte den Rest der Sitzung ausfüllende Debatte. Der Antrag wurde schließlich in namentlicher Ab⸗ stimmung mit 26 gegen 10 Stimmen angenommen. Drei Mitglieder enthielten sich der Abstimmung.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. März. (Wien. Abdp.) Im Herrenhause hat heute in Gegenwart des Handels— Ministers Freiherrn von Pino die Eisenbahnkommission getagt, um die vom Abgeordnetenhause angenommenen Eisen⸗ bahnvorlagen, namentlich die, betreffend die Verstaotlichung der Kaiser Franz Joseph⸗Bahn, der Kronprinz Rudolph⸗Bahn und der Vorarlberger Eisenbahn, in Verathung zu ziehen. Der Sitzung wohnte auch der Präsident des Staatseisenbahn⸗ betriehes, Sektionschef von Czedik bei.
— 6. März. (W. T. B.) Das Herrenhaus hat
nahezu einstimmig den Beschluß gefaßt, die Ausnahme— verordnungen für gerechtfertigt zu erklären. Vest, 4. März. (Wien. Ztg.) Der volkswirth— schaftliche Ausschuß setzte die Verhandlung über den Gewerbegesetz⸗Entwurf fort und erledigte denselben bis zum 8 51. Die Debatte drehte sich zumeist um den Nachweis der Qualifikation für Gewerbetreibende, wenn sie mehrere Arten von Gewerhen betreiben und von einem die Qualifika⸗ tien erfordernden Gewerbe zu einem anderen solchen übergehen wollen. Schließlich wurde beschlossen, daß von einem Gewerbe zu einem anderen übergegangen werden kann; doch wird das Recht, Lehrlinge zu halten, davon abhängig gemacht, daß der Betreffende auch für das andere Gewerbe die Qualifika⸗ tion nachweise.
Großbritannien und Irland. Zondon, 4. März. (Allg. Corr) Das Auswärtige Amt hat den Text des am 26. Februar in London unterzeichneten Vertrages zwischen Großbritannien und Portugal in Bezug auf den Cong ofluß veröffentlicht. Kraft dieses Vertrages erkennt die britische Regierung die portugiesische Oberhoheit über die Congo⸗Region unter folgenden Bedingungen an: Die portugiesische Jurisdiktion soll sich fast, obwohl nicht gänzlich, liber den een unteren Congo, soweit der⸗ selbe schiffbar, bis Nokki, in kurzer Entfernung unter—
nen, ausdehnen. Die internationale Assoziation erhält eine Landungsstation gegenüber Nolki. Allen Ausländern wird volle persönliche und kommerzielle Freiheit des Handelns in dem als portugiesisch anerkannten Territorium ver⸗ bürgt. Die gänzliche Freiheit der Flüsse Congo und Zambesi für die Unterthanen und Flaggen aller Na⸗ tionen in Bezug auf Handel und Schiffahrt wird ausdrücklich anerkannt. Auf den in dem Vertrage genannten Flüssen und Wasserstraßen dürfen keine Zölle oder andere Gebühren erhoben werden, ausgenommen solche, welche die englisch-portugiesische Kommission auferlegt oder welche die zwei kontrahirenden Mächte später vereinbaren dürften. Die englisch⸗portugiesische Kommission soll nur solche Gebühren auferlegen, die zur Bestreitung ihrer Ausgaben und Deckung der Kosten der zur Erleichterung des Handels und der Schiffahrt nothwendigen Arbeiten erforderlich sind. Andere Gebühren oder Transitzölle zu Wasser dürfen nicht erhoben werden. Der Verkehr zu Lande soll ebenfalls frei von Behelligung sein, aber derselbe unterliegt gewissen Zöllen, die den Mozambique⸗Tarif von 1877 nicht übersteigen dürfen. Genannter Tarif kann indeß nach Verlauf von zehn Jahren mit der Zustimmung der zwei Regierungen einer Revision unterzogen werden. Britische Schiffe und Waaren genießen in Bezug auf Zölle und Beschrän⸗ kungen unter allen Umständen dieselbe Behandlung wie portu⸗ giesische Fahrzeuge und Waaren. Religionsfreiheit und die Rechte von Missionären aller Nationen und Konfessionen sind gesichert. Die Privilegien der Eingeborenen⸗Häuptlinge sollen aufrecht gehalten werden, soweit dies mit der Souveränetät Portugals verträglich ist. — Der Vertrag enthält die Klausel der meistbegünstigten Nation, ex aAbundanti cautela. Endlich wird die Unterdrückung des Sklaven⸗ handels als einer der Hauptzwecke des Vertrages bezeichnet. Beide Mächte verpflichten sich, alle möglichen Mittel anzuwenden, um der Sklaverei und dem Sklavenhandel an den östlichen und westlichen Küsten Afrikas ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Alle zu diesem Zweck für erforder⸗ lich erachteten Flotten operationen sollen von England und Portugal gemeinschaftlich ausgeführt werden. Jedem mit der Ausrottung des Sklavenhandels betrauten englischen Schiffe soll ein portugiesischer Offizier beigegeben werden und vice Versa.
Auf. Grund der Vorstellungen von 81 irischen Depu—⸗ tirten bezüglich des Mißerfolges derjenigen Paragraphen des irischen Landgesetz es, welche Pächtern Leichtigkeiten ge⸗ währen sollten, ihre Pachthöfe käuflich zu erwerben, hat der Premier Gladstone die Versicherung ertheilt: die Regie⸗ rung werde im Laufe der Session eine Vorlage zur Abände— rung und Ergänzung der irischen Landakte im Unterhause einbringen
— 5. März, (W. T. B.) Im Unt e rh au se wurde heute die von den Parnelliten eingebrachte Bill, betreffend Abänderung der irischen Lan dakte, zum zweiten Male gelesen. Trevelyan, erster Sekretär für Irland, sprach sich Namens der Regierung gegen die Bill aus und sagte: die Regierung erachte die irische Landakte als eine dauernde Lösung aller organischen Punkte der Frage, ausgenommen die Bestimmung, betreffend den Ankauf der Pachtgüter, worüber die Regierung nach Ostern Vorschläge zu machen gedenke. Die Bill wurde mit 235 gegen 72 Stimmen verworfen.
Heute Nachmittag fand hierselbst zur Berathung über die m Oberhau se angenommenen Amendements zur Viehseuchenvorlage eine Versammlung statt, welcher
bis Kap. 26 der Ausgaben ohne Debatte entsprechend den
viele Abgeordnete beiwohnten. Mehrere Redner hoben hervor, daß die Wirkung dieser Amendements sein würde, die Hälfte des gegenwärtig importirten Viehs von der Einfuhr auszu— schließen und somit den Fleischvorrath Londons erheblich zu beschränken, was große Noth in den ärmeren Klassen der Be⸗ völkerung hervorrufen würde. Die Versammlung nahm eine Resolution an, in welcher die Regierung gebeten wird, ent— 3 Amendements abzulehnen oder die Vorlage fallen zu lassen.
Frankreich. Paris, 4. März. (Köln. Ztg.) Der Unterrichts-Minister gab gestern in dem Ausschuß für das Elementarschulgesetz die Erklärung ab: die Regierung werde die Vertagung der Frage wegen des Ge⸗ halts der Lehrer und Lehrerinnen bis zur Berathung des Budgets beantragen, jedoch nicht bei der Berathung des Art. 37, sondern bei der des Art. 29, welcher die neue Rang⸗ ordnung der Lehrer enthält und danach die Erhöhung der Besoldungen bestimmt. Der Ausschuß beschloß hierauf, diesen Antrag in der Kammer zu bekämpfen und auf sofortige Ent⸗ scheidung über die Frage durch die Kammer zu dringen. — Der Budgetentwurf für 1885, welcher am 28. Februar auf den Tisch der Kammer niedergelegt worden, wird am nächsten Montag den Abgeordneten vertheilt werden, so daß der neue Budgetausschuß bald darauf, wahrscheinlich am 15. oder am 17. März, wird erwählt werden können.
— Gr. Corr.) Der „Temps“ bringt folgende De⸗ pesche: „Hanoi, 3. März, 3 Uhr 20 Min. Nachm. Der Vizekönig des Hunnan ist mit chinesischen Truppen nach Honghoa abgerückt, in der Absicht, eine Diversion während der Operationen gegen Bacninh zu machen. Die Chinesen verbreiten das Gerücht, daß sie auf Sontay marschiren wollen. Man erzählt auch, daß anamitische Piraten die Provinz Ninhbinh durchstreifen. Ein Kanonenboot wurde zur Ueberwachung nach dem unteren Day ab⸗ geschickt. Alles das ist nicht sehr ernst. Vier Emissäre sind nach Hanoi gekommen mit der Absicht, die Stadt in Brand zu stecken. Man hat sie verhaftet mitsammt den Chinesen, mit denen sie sich versteckt hatten. Nach meinen Renseignements ist Bacninh vertheidigt durch zwei Umfassungsmauern, 24 vorgeschobene Forts, Batterien und Sperrdämme im Kanal der Stromschnellen und im Songeau. Der chinesische General, welcher die Vertheidigung leitet, heißt Hoang-Ke⸗Han. Wir haben Position genommen am Zusammenfluß des Songcau und des Kanals der Stromschnellen in dem Winkel nach der Seite von Bacninh zu. Die Position der sieben Pagoden, welche wir inne haben, ist in der Nacht vom 25. Februar zu zweien Malen angegriffen worden. Die Chinesen wurden mit großen Verlusten zurückgeworfen. Die Fremdenlegion ließ sie kaltblütig herankommen, schoß sie auf kurze Entfernung zu— sammen und die Sprenggranaten (obus à Balles) thaten das Uebrige. Auf unserer Seite hatten wir nur einen Offizier leicht verwundet. Die letzten Verstärkungen sind angelangt, das Material ist auf den Konzentrirungspunkten zusammen⸗— gebracht. Man erwartet jeden Augenblick den Befehl zum ö aber der Tag des Abmarsches wird tief geheim ge— alten.
— (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'schen
halb Vivi, wo die Hindernisse für die Schiffahrt begin—
Bureaus“ aus Haiphong vom 5. März meldet: In den
letzten Tagen haben mehrere Scharmützel stattgefunden. Das Wetter ist regnerisch. ; .
Die hiesige Polizei ist eifrig bemüht, etwa hier sich aufhaltende Theil nehm er an den neuerlichen Attentaten in London zu entdecken.
Italien. Rom, 5. März. (W. T. B.) Der Prinz und die Prinzessin Leopold von Bayern begaben sich heute früh nach Tivoli, kehrten Abends von dort zurück und empfingen später die bayerischen Gesandten am Königs⸗ hofe und beim Vatikan. Die Rückreise nach München soll am nächsten Dienstag Abend erfolgen.
In der heutigen Sitzung der De putirten-Kammer verschoben Brunialti und Cavaletto, Letzterer auf Wunsch Mancinis, ihre Interpellationen über die Ereignisse im Sudan bezw. uͤber den Schutz der itglienischen Sta ats⸗ angehörigen in Egypten bis zur Berathung des Budgets des Aeußern.
Türkei. Konstantinopel, 5. März. (W. T. B.) Die türkischen Seebehörden haben den Befehl erhalten, von allen in türkischen Häfen einlaufenden Schiffen die Visa der türkischen Konsuln in den Abgangshäfen für die Gesundheitspatente bei Vermeidung von Buße zu verlangen.
— (W. T. B.) Das „Reuter'sche Bu reau“ läßt fich aus Sy ra, vom 4. d. M., melden: Die Pforte erklärt offiziell die Nachricht von der Ernennung Rifaat Paschas zum Gouverneur von Kreta für un— begründet mit dem Bemerken, daß die auf Kreta bezüg⸗ lichen Fragen noch erwogen würden. Die Aufregung auf. der
nsel lege sich und die christliche Bevölkerung erwarte weitere ntschließungen der Pforte. . .
— 6. März. (W. T. B.) Die Pforte hat die Voll⸗ machten für Photiades Pascha als Gouverneur von Kreta erneuert.
Serbien. Belgrad, 5. März. (W. T. B.) Zum heutigen Jahrestage der Proklamirung Serbiens zum Königreich fand nach einem Gottesdienste in der Kathedrale großer Empfang bei dem König und der Kön igin statt, bei welchem die geistlichen Würdenträger, das diplomatische Corps, die Minister und die Spitzen, der Militär- und Civilbehörden sowie der Bürgerschaft ihre Glück⸗ wünsche darbrachten. Der Metropolit wurde durch ein König⸗ liches Handschreiben ausgezeichnet. Abends findet eine Illu⸗ mination statt.
Nußland und Polen. Moskau, 5. März. (W. T. B.) Die „Moskauer Zeit ung“ hebt die Bedeutung der Ver⸗ setzung des Botschafters Orloff nach Berlin hervor. Dieselbe sei, ebenso wie die jüngste Entsen dung der De⸗ putation der Georgsritter nach Berlin ein getreuer Ausdruck der zwischen Rußland und Deutschland be⸗ stehenden freundschaftlichen Beziehungen. Fürst Orloff, der das besondere Vertrauen seines Monarchen genieße, erfreue sich ebenfalls des Vertrauens des Kaisers Wilhelm und stehe in freundschaftlichen Beziehungen zu dem leitenden deutschen Staatsmann. Am Schlusse des Artikels heißt es: Europa bedürfe jetzt vor Allem Garantien für seine innere Sicher⸗ heit, und eine der besten derselben sei das gute Einvernehmen zwischen Rußland und Deutschland.
Amerika. Washington, 5. März. (W. T. B.) Der Senat hat eine Vorlage, welche die Verhinderung der Nachmachung fremder Bonds in Amerika bezweckt, berathen. — In der gesetzgebenden Versammlung von New⸗ Jersey ist eine Vorlage eingebracht worden, durch welche die Anfertigung von Explosionsstoffen und Waffen zu ungesetzlichen Zwecken verboten wird.
New⸗YHork, 3. März. (Allg. Corr.) Telegrammen aus Washington zufolge macht sich in der Hauptstadt die An⸗ nahme geltend, der Kongreß werde Gesetze gegen die Ausfuhr von Sprengstoffen geben müssen, wenn nicht die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Amerika und England gefährdet werden sollen.
Afrika. Egypten. Kairo, 5. März. (W. T. B.) Wie aus Suakim gemeldet wird, ist General Graham von Trinkitat daselbst eingetroffen. Die Ausschiffung der Truppen wird in einiger Entfernung südlich von Sualim statfinden. Osman Digma lagert bei den 17 Meilen westlich von Suakim befindlichen Quellen.
— 6. März. (W. T. B.) Ein englisches Bataillon erhielt Befehl, sich bereit zu halten, um nach OVber-Egypten abzugehen.
— (Allg. Corr.) Aus Suakim wird der „Daily News“ unterm 3. d. berichtet:
Admiral Hewett begiebt sich morgen nach Trinkitat und kehrt am nämlichen Tage, wahrscheinlich mit General Graham, an Bord seines Schiffes zurück. Man erwartet, die Rückkehr der Armee nach Suakim werde morgen beginnen. Die Rebellen in der Umrunde von Handub, neun Meilen von hier und Tamanieb, welches eiwa fünfzehn Meilen entfernt liegt, sind un⸗ ruhig. Ueber 2060 befinden sich in erstgenannter Ort schaft. Ganze Schaaren von Flüchtlingen aus El Teb haben sich nach Ozman Digma's Lager in Tamanieb begeben, gegen welches, wie beabsichtigt wird, General Graham von Suakfim aus marschiren soll. Zu Gunsten dieser neuen Bewegung wird argumentirt, daß die Araber unseren Erfolg nicht eher als vollkommen betrachten werden, bis der Führer der Revolution selber besiegt worden ist. Mahmud. Ali, der freundlich gesinnte Scheich, welcher wartete, um die stärkere Seite zu ermitteln, wird hier am Mittwoch erwartet, um seine Glückwünsche zu General Grahams Siege abzustatten. Er sagt, er hoffe etliche tausend freund⸗ liche Stammesgenossen zur Unterwerfung zu bewegen, aber möglicher⸗ weise wartet er das Ergebniß des Kampfes mit Osman Digma ab.“
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Zeitungsstimmen.
Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre— spondenz“ bespricht eine Abhandlung des Hrn., Dr. Bam— berger über „Die Invasion der sozialistischen Ideen“ und sagt:
Als in der Reichstagssitzung vom 2. April 1881 ein Redner auf den sozialistischen Grundzug., des damals vorgelegten. Unfall⸗ versicherungs⸗Gesetzentwurfes hinwies, bemerkte der Reichskanzler: „Nennen Sie dag. Sozialismus oder nicht, es ist mir das ziemlich gleichgültig!“ Bamberger hatte keine glückliche Stunde, als er bei Ausarbeitung seiner Streitschrift gegen den Staats« sozialismus an dieses Wort erinnerte. Denn damlt, daß dem Fürsten von Bismarck die Wahl des Schlagwortes, ja sogar der voraussicht⸗ liche Mißbrauch, den die Opposition damit treiben würde, gleich—⸗
gültig blieb, lieferte er den besten Beweis, daß es der Regierung nicht um Theorien und Phrasen zu thun war, sondern darum, den Arbeitern in Wahrheit Brod und nicht Steine zu geben. Aller dings, Bamberger hat Recht, die Sozialpolitik der Reichsregierung ist mit nichten eine Fortsetzung der Armenpflege, sondern das Gegen⸗ theil — das Gegentheil insofern, als sie gewisse Pflichten, welche die Gesammtheit einzelnen Bevölkerungskreisen gegenüber hat, in öffent⸗ lich rechtlichem Sinne und nicht auf dem Wege sich selbst bestim⸗ mender Wohlthätigkeit erfüllt wissen will. Wenn unsere kulturellen, wirthschaftlichen und gesellschaftlichen Zustände solcher Art sind und sein müssen, daß weitere Volksschichten im Großen und Ganzen darauf angewiesen erscheinen, von der Hand in den Mund zu leben, so ist es nicht nur „wohlerkannte Selbsterhaltungspflicht des Staats“, sondern eine rechtliche Verpflichtung der Gesammtheit, solche Einrichtungen zu treffen, daß jenen wirthschaftlich schwachen Elementen gegen alle nicht durch ihre eigene Schuld oder durch zforce majenre“ herbeigeführten Nothstände, das in der Hand ge—⸗ sichert sei, wovon sie in den Mund leben können. Daß diese Ele mente, soweit als möglich, dabei zur Selbsthülfe mit herangezogen werden müssen, ist selbstredend und von der Reicht ⸗Gesetzgebung in der Krankenversicherung bereits praktisch bethätigt.
— Die „Berliner politischen Nachrichten“ melden:
Wie aus Thüringen im Allgemeinen, so verlautet aus Erfurt im Besonderen, daß die Erwerbsverhältnisse sich in diesem Jahre äußerst günstig anlassen. Alle Industriezweige stehen in voller Blüthe. Das gilt namentlich auch von dem Brauereigewerbe. Aus Erfurt wird binnen Kurzem bereits die 4 Waggonladung Bier nach Australien, speziell nach Melbourne und Adelaide abgehen. In beiden Städten haben die im vorigen Herbst gemachten Probesendungen solchen Anklag gefunden, daß belangreiche Aufträge eingegangen sind und weitere in Aussicht stehen.
— Im „Rügenschen Kreis— und Anzeigeblatt“
lesen wir:
Das Einfuhrverbot amerikanischen Schweinefleisches ließ die heimische Landwirthschaft sofort ihre Aufmerksamkeit darauf richten, den Viehmarkt mit inländischer Waare genügend zu versorgen, was ihr sehr schnell in übervollem Maße gelungen ist. Das Angehot hat sehr bald die Nachfrage bedeutend üuͤberflügelt und die Preise für Schweine gelangten auf einen Standpunkt, wie sie ihn lange nicht so niedrig innegehabt haben. Inländisches Schmalz war für 55 , Flohmen für 45 pro Pfund von Berlin zu beziehen, und das Beste war, daß das Eeld dafür nicht ins Ausland ging, sondern im Lande blieb. Unsere Landwirthschaft hat gezeigt, daß wir in diesem Punkte völlig unabhängig vom Auslande sind, wenn wir nur wollen.
Annalen der Hydrographie und Maxitimen Meteorologie. Heft II. — Inhalt: Ueber Gewitter und Hagelbildung. Von Pr. P. Andries (Schluß) — Die Kompensation mittelst vertikaler Cylinder aus weichem Eisen. — Ueber Aenderungen der Deviation infolge von bedeutenden Aenderungen der magne— tischen Breite. — Die durch den vulkanischen Ausbruch vom 26. und 28. August 1883 auf und bei der Insel Krakatoa in der Sunda— Straße verursachten Veränderungen. — Aus den Reiseberichten des Kapt. P. Albrand, Führer des Schiffes „Emma Römer“ Mittheilung von der Deutschen Seewarte). Soerabayg. Ostfüste von Java. Reise von Soerabaya nach Makassar, Juni 1883. — Aus den Reiseberichten des Kapt. J. Becker, Führer der deutschen Brigg Juno‘. (Mit- theilung von der Deutschen Seewagrte). La Union (San Salvador). Salind Cruz (Tehuantepec). Westküste von Central ⸗ Amerika. — Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen See⸗ warte im Monat Oktober 1883. — Tiefseelothungen des „Talisman“, Freg.Kapt. Parfait, im Atlantischen Ozean im Sommer 1883. — Tiefseelothungen des Dampfers „Albaͤtroß“, Lieut Commander Tanner, im Nordatlantischen Ozean, 1883. — Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats November 1883 in Nordamerika und Central⸗ europa. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). — Kleine hydrographische Notizen. (Die mit (D. S.) bezeichneten Notizen sind von der Deutschen Seewarte eingesandt. 1) Ansegelung des Hafens von Jaemel, Südküste von Hciti (S. M. S. „Freya“, Korv.-Kapt. Schulje). 3) Ansegelung des Hafens von Ancon, Perun. 3) (D. S.) Reise der Bark „Pacisier, Kapt. C. Oltmann, von Port Adelaide nach Batavia, Mai bis Juli i883. 4) Gezeitenströmungen an einigen Orten der Ostküste von Südamerika (S. M. Kbt. „Albatroß“, Korv. Kapt. von Pawelß). 5) Gelbliche Färbung des Meeres in der Nähe der Sundg-Straße, Oktober 1883 (S. M. S. Stein“, Kapt. zur See von Nostitz. E) (D. S.) Einige Notizen deutscher Schiffe über die vulkanischen Ausbrüche auf Krakatoa im Mai und August 1883. 7) (D. S.) Treibei bei der Neufundland⸗ Bank, Januar 1884. 8) (D. S.) Eis im westlichen Theil des Indischen Oceans, Innuar 1883. 9) (D. S.) Flaschenpost. — Tabellen. — Kartenbeilage.
Statistische Nachrichten.
Die Arbeitsbelastung der preußischen Standes⸗ ämter. (Stat. Corr.) Das kürzlich erschienene LXXIV. Heft des amtlichen Quellenwerkes der ‚Preußischen Statistik“ unterrichtet uns in seiner über die Bewegung der Bevölkerung des preußischen Staates während des Jahres 1882 behandelnden Einleitung u. A. über die Zahl und Vertheilung der preußischen Standesämter. Nach früher über diesen Gegenstand von uns gebrachten Mittheilungen wird es unsere Leser interessiren, die sehr verschiedene, im Allgemeinen von der Bevölkerungszahl der Standesamts-⸗Bezirke abhängige Arbeits⸗ belastung der einzelnen Stande?ämter näher kennen zu lernen.
Im ganzen preußischen Staate waren im Jahre 1876 die städtischen Standesamts⸗Bezirke mit durchschnittlich 7376 Bewohnern am volk—⸗ reichsten; demnächst folgten die gemischten, d. h. aus einer Stadt und ländlichen Gemeinden oder Theilen von solchen zusammengesetzten Bezirke mit 55098 Bewohnern, und am schwöächsten bevölkert waren die ländlichen Standesamts⸗Bezirke mit 1707 Bewohnern. Diese ländlichen Bezirke wiederum waren durchschnittlich am schwächsten bevölkert in den Regierungs⸗ bend. Landdroftei⸗Bezirken Sigmaringen mit 538, Hildesheim mit 636, Aurich mit 751 und Hannover mit 970 Bewohnern, durchschnittlich sehr stark bevölkert dagegen in den Regierungsbezirken Arnsberg mit 4884, Coblenz mit 4554, Cöln mit 4064 und Minden mit 3917 Bewohnern. In den folgenden Jahren verminderte sich in Berlin, sowie in den Regierungsbezirken Minden, Arnsberg, Coblenz, Münster, Liegnitz und Erfurt durch die Errichtung neuer Standesamts⸗Bezirke die durchschnittliche Be⸗ völkexrungszahl dieser Bezirke etwas, während sich dieselbe in den übrigen Verwaltungsbezirken vermehrte.
Die räumliche Ausdehnung der Standes amts⸗Bezirke betrug im Jahre 1876 durchschnittlich 32, 05 km und im Jahre 1883 nur noch 31,20 4kRm, hat sich mithin um 85 ha vermindert; doch sind einige Regierungsbezirke (Gumbinnen, Frankfurt, Stralsund, Posen, Breslau, Lüneburg, Aurich und Trier) von dieser Verkleinerung der Standes amtsbezirke ausgeschlossen geblieben. In Berlin ist die Verminderung der auf die Stand esamts⸗Bezirke 21 entfallenden Kopfzahl, welche durch die Theilung dreier dieser Bezirke bewirkt worden, inzwischen schon wieder durch das rasche Anwachsen der haupt- städtischen Bevölkerung ausgeglichen und ut, die räumliche Ausdehnung der dortigen, durchweg kleinen Bezirke überhaupt weniger Gewicht zu legen. Für die ländliche Bevölkerung be⸗ deutet dagegen jede erhebliche Verkleinerung des auf die einzel nen Standesamtsbezirke durchschnittlich entfallenden Flächen⸗ raumes eine entsprechende Abkürzung des Weges, welchen die
zur Anzeige von Registerfällen verpflichteten bezw. die eheschließenden
ersonen zurückzulegen haben. Es ist daher der Bevölkerung aus der eit dem Jahre 1876 eingetretenen Errichtung von 295 neuen Stande * ämtern eine beträchtliche Erleichterung erwachsen, welche namentlich der ländlichen Bevölkerung in den Regierungsbezirken Minden, Arns berg, Coblenz, Münster und Liegnitz zu statten gekommen ist.
Die Volkszahl der Standesamts Bezirke ist für deren Bevölkerung obue Belang, bedingt jedoch das Maß der Seitens der betreffenden Standesbeamten für die Registerführung aufzuwendenden Müb: waltung. Im Jahre 1883 waren nun im preußischen Staate bei Zugrundelegung der Ergebnisse der letzten Volkszählung vom 1. De⸗ zember 1880 folgende Standesamts⸗Bezirke am stärksten bevölkert: Cöln mit 144 772 Bewohnern, Frankfurt a. M. mit 136 819, Berlin VI. (Luisenstadt und Neukölln) mit 125 640, Hannover mit 122 843 und Danzig mit 108 743 Bewohnern; alle übrigen Standesamts⸗Bezirke batten weniger als 100 000 Bewohner, und im ganzen Staate waren damals überhaupt unter 11161 Standesamts⸗Bezirken nur 93 vor⸗ handen, welche mehr als 20 000 Bewohner zählten. In Standesamts- Bezirken von 20 000 Bewohnern finden im Durchschnitte jährlich 170 Cheschließungen statt und gelangen ungefähr 1350 Geburten oder Sterbefälle zur Eintragung in die Register, so daß die Register⸗ führung in einem solchen Bezirke noch nicht die volle Kraft eines Beamten in Anspruch nimmt und nur ausnahmsweise, wenn mehrere Eheschließungen auf einen Tag fallen (vor Weihnachten und nach Ostern) der stellvertretende Standesbeamte gleichzeitig mit dem Standesbeamten in Thätigkeit zu treten braucht. In Standesamts Bezirken mit 50 000 Bewohnern, deren im Jahre 1883 41 im Staate vorhanden waren, ist dagegen darauf zu rechnen, daß jährlich 500 Eheschließungen stattfinden und 3400 Ge- burten oder Sterbefälle einzutragen sein werden, eine Arbeit, welche die volle Kraft zweier Standesbeamten, mithin die beständige gleich⸗ zeitige Thätigkeit eines stellvertretenden Standesbeamten neben der des Standesbeamten selbst dann erfordert. wenn die Eintragung der Geburten und Sterbefälle vor dem Standesbeamten durch eine anderweitige, diesem zur Unterstützung zugewiesene Schreibkraft be—⸗ wirkt wird. ; Deshalb amtiren in den volkreichen Standesamts-⸗Bezirken der preußischen Großstädte fast ausschließlich besoldete Standesbeamte und Standesbeamten-⸗Stellvertreter, welche auf Beschluß der Ge— meindebehörde angestellt und durch den Gemeindevorstand unter Ge nehmigung der höheren Verwaltungsbehörde gemäß §. 4 des Reichs⸗ gesetzes vom 6. Februar 1875 bestellt und zu Gemeindebeamten er⸗ nannt sind. . .
Neben diesen stark bevölkerten Standesamts. Bezirken waren im Jahre 1883 indessen im preußischen Staate auch 69 Bezirke vor ⸗ handen, in denen bei der Volkszählung vom 1. Dezember 1880 weniger als 190 Personen ermittelt worden sind. Diese schwach bevölkerten Bezirke beanspruchen durch die Registerführung nur sehr geringe Müh⸗ waltung, da selbst bei 00 Bewohnern noch nicht in jedem Jahre auf eine Eheschließung zu rechnen ist und. durchschnittlich jährlich un⸗ gefähr 6 bis 7 Geburten oder Sterbefälle in die Register einzutragen sein werden. Von diesen schwach bevölkerten 69 Standesamts-⸗ Bezirken, unter denen sich 21 Forstbezirke befinden, liegen je 12 in den Regierungsbezirken Königsberg, Gumbinnen und Potsdam, 16 im Regierungsbezirke Frankfurt, 4 im Regierungsbezirk Sigmaringen, je 5 in den Regierungsbezirken Danzig. Marienwerder, Magdeburg und Schleswig, 2 im Regierungsbezirk Merseburg und je einer in den Bezirken Breslau, Liegnitz, Lüneburg, Minden und Düsseldorf,
Am schwächsten bevölkert unter allen preußischen Standes amts Bezirken waren nächst dem gänzlich unbewohnten Standes amts⸗Bezirke ‚Zinswiesen im Regierungsbezirke Frankfurt der ebendort belegene Bezirk Taubendorfer Forst 65 Bewohner), der Bezirk Uszannek (5 Bewohner) im Regierungsbezirke Königs- berg, das im Bezirke Frankfurt belegene Forstrevier Lagow C. (12 Bewohner), das Forstrevier Sonnenburg (15 Bewohner) im Re⸗ gierungsbezirke Potsdam, der Bezirk Gauleden (6 Bewohner) im Regierungsbezirke Königsberg und die von je 17 Personen bewohnten Forstreviere Neuhof im Negierungsbezirke Marienwerder und Limmritz 6. im Regierungsbezirke Frankfurt. In allen übrigen Standesamts⸗ Bezirken waren mindestens 20 Bewohner am 1. Dezember 1880 vorhanden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In dem Verzeichniß der Vorlesungen, welche im dies⸗ jährigen Sommersemester an der Universität Jena gehalten werden sollen, gehen der Angabe der Vorlesungen Fragmente der römischen Satiriker Juvenalis und Persius, vom Prof. Dr. Götz herausgegeben und mit Anmerkungen begleitet, vorauf.
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