1884 / 58 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Mar 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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Erfordernissen, wie sie sich im wirthschaftlichen Leben gestalten, auch ihrerseitz zu genügen. Es hat vielleicht keine Periode in der Geschichte gegeben, wenn Sie xielleicht die Zeit des 16. Jahrbunderts nach der Entdeckung Amerikas ausnehmen, die so mächtige Veränderungen aller Art in einem so kurzen Zeitraum zusammengedrängt, hervorgebracht hat wie unsere Periode, wie unser Jahrhundert. Die Entwickelung der Technik. in Anwendung der Dampfkraft, der Elektrizität als motorischer Kraft, das sind solche grundstürzenden, oder richtiger solche fundamental umgestaltende Fak⸗ toren aller wirthschaftlichen Verhältnisse, daß man sagen kann: diese Nutzbarmachung von Kräften, die man bisher nicht gekannt hat, deren praktische Verwerthung ist so umgestaltend gewesen für unser gesammtes modernes Geld b g. und Gewerbsleben, daß es auch ganz nothwendig ist, ihnen zu folgen und darnach auch staatliche Maß⸗ nahmen zu treffen. Die Veränderungen im Kommunikationswesen haben uns enorme Vortheile gebracht, aber sie haben uns auch ganz neuen Schwierigkeiten gegenübergestellt. Wenn wir aus früheren Jahrbun⸗ derten hören, daß die Getreidepreise von] bis 12 geschwankt haben, daß also Hungersnöthe gewesen sind, welche ganze Städte und Ge⸗ genden verödet haben, so ist das heutzutage unmöglich. Die Schwan⸗ kungen in unseren heutigen Getreidepreisen würden sich höchstens auf L bis 2, allenfalls bis 3 belaufen können; das ist ein großer Nutzen, den unsere Kommunikationsentwickelung gebracht hat. Auf der an⸗ deren Seite hat sie uns auch wieder Schwierigkeiten übermäßiger Konkurrenz gegenübergestellt, gegen die wir uns vertheidigen müssen auch wieder, um unsere gegenwärtige Situation erträglich zu machen.

Diese Entwickelung des Kommunikationswesens hat uns neue Gefahren verschiedener Art gebracht, z. B. in veterinärpolizeilicher Beziehung. Wir sind fortwährend in der Nothwendigkeit, unsere Grenzen ju vertheidigen gegen die Invasion aller möglichen Krank— heiten, gegen Rinderpest u. dergl; das war früher in dem Maße nicht der Fall, da sind die Thiere auf den langen Landtransporten zu Grunde gegangen, ehe sie unsere Grenzen erreichten u. s. w.

Also ich wollte nur sagen, jedenfalls ist es unsere nächste Auf⸗ gabe, uns die thatsächlichen Verhältnisse klar zu machen, wie sie uns also hier in einer Spezialität die landwirthschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart bieten, und wenn für diese Ermittelung als beste Basis immer wieder die Statistik zu nennen ist, gewisse Nethstände oder auch nur Mißstände zu erkennen, so wird die praktische Aufgabe jeder Staatskunst die sein, demgemäß alle die Maß⸗ regeln zu tereffen, die überhaupt anwedbar sind. Der bei weitem interessanteste Theil aller dieser Ermittelungen geht doch darauf hinaus: wir wollen nicht blos Nothstände und Miß stände konstatiren, sondern wir wollen aus diesen Ergebnissen praktische Folgerungen ziehen, die dazu führen, diesen Mißständen nach Möglichkeit abzuhelfen. Man wurde aber auch wieder ein großer Optimist sein, wenn man meint, ö.. irgend eine einzelne Maßregel im Stande wäre, alle den konstatirten Mißständen abzuhelfen. Gerade so wie die vorhandenen Mißstände das Produkt einer Summe von Einwirkungen und Ursachen sind, gerade so liegen die Mittel der Abhülfe auch auf einer ganzen Reihe von verschiedenen Gebieten, und deshalb ist es auch falsch, wenn man allein die Gesetzgebung der letzten Jahre z. B. verantwortlich machen wollte für alle vorhandenen

ißstände, Einen Antheil daran aber hat sie gewiß, aber doch nur einen Antheil. Es ist eine Summe von Umständen, welche hier zusammenwirkt, z. B. das Wachsen der Bevölkerung; sie wächst in Deutschland in einer Weise, wie kaum in einem anderen Lande. Alle diese Faktoren wirken zusammen, um gewisse Resultate zu ergeben. Diesen Schwierigkeiten stehen wir gegenüber; einige davon sind wir in der Lage zu überwinden, andere auch nicht; und die wir nicht zu überwinden in der Lage sind, müssen wir dulden und so erträglich wie möglich zu gestalten suchen. Aber eine ganze Reihe von Dingen existirt, wo wir in der Lage sind, den Mißständen bis zu einem ge⸗ fen Grade durch staatliche Maßnahmen abzuhelfen und darauf führt uns die Ermittelung, die wir anzustellen seit einigen Jahren begonnen haben. Ich würde auch die Gegenüberstellung: Enquete oder Statistik nur als eine beschränkt richtige ansehen können. Ich kenne keine Enquete, die nicht auf statistischen Daten beruht und beruhen muß. Wir befinden uns in einer permanenten Enquete, und wenn man uns, wie auch in früheren Verhandlungen wiederholt geschehen ist, auf die englischen Engueten hinweist, so paßt dieser Hinweis meines Erachtens sehr wenig. Wir haben vermöge unserer Behörden organisation, vermöge unserer Steuerverhältnisse, der Entwickelung des direkten Steuersystems eine solche Summe von Thatsachen, für die wir gar keine Enquete brauchen, welche dort ganz oder größten theils fehlen. Wenn Sie einfach das, was in den letzten Jahren auf dem Gebiete geschehen ist, sich vergegenwärtigen wollen, so liegt bereits ein so enormes Material vor, daß ich eigentlich gar keine Veranlassung sehen würde, noch eine besondere Kommission ad hoc, einzusetzen, sondern ich würde darauf antworten: die Königliche Staatsregierung befindet sich in einer permanenten Enquete, und in specie ist jedes Ressort⸗Ministerium in einer permanenten Enquete auf dem Gebiete, dem der betreffende Ressort⸗Minister vorzustehen berufen ist. .

Ich wende mich nun zu den kurzen thatsächlichen Mittheilungen, die mich eigentlich veranlaßt haben, das Wort zu ergreifen; ich bin vielleicht etwas weit davon abgeschweift. .

Von den thatsächlichen Ermittelungen, die jetzt stattgefunden haben, glaube ich behaupten zu dürfen, daß sie so unanfechtbar sind, wie überhaupt Statistik sein kann. Es ist die Hypothekarstatistik nun aufgenommen worden von 52 preußischen Amtsgerichtsbezirken, welche womöglich typische Bilder bieten sollten für größere Bezirke. Ich will Ihnen sagen, wie wir hierbei zu Werke gegangen sind.

Man kann von vornherein eine Hypothekarstatistik nur machen, wo Grundbücher vorhanden sind. In einem großen Theil der Mon⸗ archie, wo französisches Recht gilt, sind Hypothekenbücher in unserem Sinne nicht vorhanden, also dieses Gebiet scheidet einfach aus; in anderen deutschen Staaten ist das Verhältniß ähnlich. Zweitens waren wir darauf angewiesen, die Ermittelungen in solchen Amts⸗ gerichtsbezirken vorzunehmen, in denen die Grundsteuerkataster fort—⸗ geschrieben sind, identisch mit den Grundbüchern, mit den Eigen⸗ thumskatastern. Warum? Weil sich aus den Grundbüchern allein nicht der Werth der Grundstücke ergiebt. Also ein ganz objektives Kriterium führte uns dazu, Amtsgerichtsbezirke auszusuchen, in denen die Grundsteuerkataster übereinstimmen und fortgeschrieben worden sind mit den Grundbüchern, um ein gewiß objektives Kriterium für die Werthberechnung des Grund und Bodens zu er— halten. Für diese Werthberechnung giebt der Grundsteuerrein ertrag den besten Maßstab. Der Grundsteuerreinertrag wird auch angefochten; man sagt: er ist verschieden eingeschätzt; selbst innerhalb derselben Provinz, innerhalb desselben Kreises finden sich verschiedene Einschätzungen. Das gebe ich Alles vollkommen zu, aber trotzdem haben wir kein anderes besseres obzektives Kriterium über die Bodenwerthe, als die Grundsteuerreinerträge, die doch auch im Großen und Ganzen nach allgemeinen Gesichtspunkten objektiv ver⸗ anlagt worden sind.

Es ist dann ferner als drittes objektives Moment bei den anzu— stellenden Ermittelungen darauf hingewiesen worden, daß wo möglich innerhalb des betreffenden Regierungsbezirks Gegenden mit Höhen⸗ boden und andere mit Tiefland gewählt worden sind, also ein Amts⸗ gerichtsbezirk mit Hochland, einer mit Tiefland; alfo auch hier wie⸗ der ein absolut objektives Kriterium!

Diese Ergebnisse liegen nun vor; ich habe gestern früh den ersten noch nicht vollständigen Abzug bekommen und habe gestern mir bereits erlaubt, Ihnen einige Mittheilungen daraus zu geben. Ich möchte diese durch einige ganz kurze Vorlesungen vervollständigen, weil ich der Meinung bin, daß diese Thatsachen für die Beurtheilung diefer Verhältnisse immerhin einen guten Anhalt geben. Also es hat nun diese Ermittelung stattgefunden in 52 Amtägerichtsbezirken; als Äh⸗ grenzung sind folgende Besitzgruppen gebildet worden: Grundbeßitz von 560 Thlr. und mehr Grundsteuerreinertrag; diefe werden durchweg zu dem 66 oder zum Großgrundbesitz zu rechnen sein. Die zweite . mit 100 biz 500 Thir. Grundsteuerreinertrag; diese stellen die mittleren Besitz⸗ klassen dar. Es sind das bäuerliche Besitzer auch nach der

früheren Bezeichnung Rittergutsbesitze in großer Zahl. Dann als eigentliche bäuerliche Stellen, die zwischen 30 und unter 100 Thlr. Grundsteuerreinertrag. Als mittlere Klasse wird man also diejenigen beiden Klassen, die zwischen 30 und 500 Thlr. Grundsteuerreinertrag sich bewegen, bezeichnen können. Als fünfte Gruppe ist die gebildet worden, deren Besitz unter 30 Thlr. Grundsteuerreinertrag ergiebt. Was diese fünfte Besitzklasse betrifft, so würde sie den Kleinbesitz repräsentiren; bei dieser Klasse aber ist naturgemäß der Grundsteuer⸗ reinertrag nicht ausschließlich charakteristisch für den Werth des Besitzes, weil je kleiner der Besitz ist, in um so böherem Maße der Gebäudesteuerwerth von Bedeutung ist. Indessen ist diese Besitzklasse in der weiteren Bearbeitung nur gestreift worden, weil die Schlüsse aus der Hypothekarbelastung für diese Besitzilasse nicht gerade sehr entscheidend sein würden.

Ich komme nunmehr zu der kurzen Vorlesung der positiven Ergebnisse dieser Ermittelungen, die von Hrn. Geh. Rath August Meitzen zusammengestellt sind: Die großen Güter“ also die Besitzklassen mik über 560 Thlr. Grundsteuerreinertrag. Die großen Güter Spalte 7 schwanken zwischen völliger Schulden- freiheit in zwei hessischen Bezirken und der 647 fachen Schuld in Rothenburg. Diesem bohen Verhältniß nahe kommen sie in Neu⸗ stadt (60,8), Mogilno (57,9), Zanow (56,5), Tost (54,5) und Lieben—⸗ werda (5l, l).

Uebereinstimmend zeigt sich, daß alle diese Bezirke mit verhältniß⸗ mäßig sehr geringem Grundsteuerreinertrage auf dem Hektar Fläche veranlagt sind, die hohen Schulden also mehr auf Gütern mit großen Flächen und geringer Bodengüte, als auf solchen mit kleinen Flächen und guter Bodenbeschaffenheit lasten. Im Allgemeinen sind in den Hessischen und Hannöverschen Bezirken die großen Güter weit unter dem Durchschnitt, dagegen die Posenschen und Ostpreußischen bis zur 9. über den Durchschnitt des 28,1 fachen auf den Thaler Grund⸗ teuerreinertrag verschuldet. ,

Für die Bauernhöfe Spalte 9 ergiebt schon der Durchschnitt die erheblich geringere Verschuldung gegenüber den großen Gütern. Der nähere Ueberblick gewährt insosern ein noch günstigeres Bild, als eine annähernd gleiche oder höhere Verschuldung der Bauernhöfe auf den Thaler Reinertrag gegenüber den großen Gütern nur in denjenigen Amtsbezirken sich findet, wo beide besonders gering verschuldet sind. Wo dagegen verhältnißmäßig hohe Verschuldung nachgewiesen ist, bleiben die Bauerngüter in der Regel mehr als ein Drittel, oft weit über die Hälfte in der Verschulduug auf den Thaler Reinertrag gegen die großen Güter zurück. Die Bauernhöfe im Bezirk Selters. Dlez, Hadamar und Schleusingen, auch Höchst, Lingen, Weißensee, Cölleda, Zanow und Jüterbog sind durch sehr niedrige Zahlen ausgezeichnet; die höchsten dagegen erreichen mit 43,90 Neustadt, und mit 37, und 37,B,, Mewe und Tost; ihnen stehen Jastrow mit 34,2, Rothenburg mit 33,6, Dramburg mit 33,8 und Wirsitz mit 31,3 am nächsten.

Die Zahlen der Spalte 4, der bäuerlichen Stellen von 30 bis 100 Thaler Grundsteuer⸗Reinertrag sind im Allgemeinen denen der Spalte 3, der Bauernhöfe von 100 bis 300 Thaler Grundsteuer⸗ Reinertrag ziemlich ähnlich. Wo die Bauernhöfe stark verschuldet sind, sind es auch meist die bäuerlichen Stellen. Bemerkenswerthe Aus— nahmen geringerer Verschuldung um den, dritten Theil und mehr fin— den sich nur in Gumbinnen, Labes, Wirsitz, Mogilno, Tost, Lieben— werda; höher verschuldet als die Bauerngüter sind die Stellen in Jüterbog, Kyritz, Pyritz, Bergen, Grimmen, Münsterberg, Neurode, Selters. Die hessischen, hannöverschen und sächsischen Bezirke zeigen die niedrigsten, Grimmen (454), Neustadt (10,1), Mewe (57,3), Neu⸗ rode (z5, 1), Bergen (34.6), Münsterberg (31,9) die höchsten Zahlen.

Meine Herren! Ich habe nicht unterlassen wollen, Ihnen diese Zahlen mitzutheilen; wenn es sich auch dem Gehör nicht sofort ein prägt, so ist es doch vielleicht werthvoll, diese Zahlen den Verhand⸗ lungen einzuverleiben. Ich gebe zu, diese Zahlen werden auch angreif⸗ bar sein, man wird mit Recht sagen: eine große Zahl Hypotheken schulden sind bereits gezahlt und nicht gelöscht; auf der anderen Seite wird man sagen können: die Hypotheken allein sind nicht bezeichnend für den Wohlstand, wie schon einer der Herren Vorredner gesagt hat. Denn erst nachdem der Personalkredit erschöpft ist, findet meistens eine hypothekarische Eintragung statt. Alles das gebe ich zu, aber, trotzdem bleibe ich dabei, daß diese Ermittelungen für die Beurthei⸗ lung dieser Frage von erheblichem Werthe sind und daß wir nur weiter

sortarbeiten können auf diesem Gebiet mit Gewinnung weiteren statistischen

Materials, das kann ich sicher in Anspruch nehmen für die Verwal⸗ tung, 36 wir die Zahlen rein objektiv wiedergaben, mögen sie dann so oder so gedeutet werden, das ist nachher nicht Sache der König⸗ lichen Staatsregierung. Aber das glaube ich verbürgen zu können, wir geben objektiv das wieder, was uns gewährt wird.

Um nun noch den Punkt der Kostenfrage bei der Aufnahme die⸗ ser Statistik zu erwähnen, so hat diese Aufnahme sehr geringfügige Mittel erfordert. Die Zusammenstellung der Kosten habe ich noch nicht, ich glaube aber nicht, daß sie sich auf mehr als 30 - 40 000 . belaufen werden.

Der Stadtgemeinde Tremessen ist Allerhöchstenorts unterm 25. Februar d. J. zum Zweck der Anlage eines von der Stadt direkt nach dem Empfangsgebäude des in der Ge⸗ markung Niewolno belegenen Bahnhofes Tremessen führenden

ußweges das Enteignungsrecht behufs Erwerbung der ierzu erforderlichen Grundstücke verliehen worden.

Submissionen im Auslande. J. Spanien.

I) 17. März d. JI, 2 Uhr Nachmittags. Stadtrath von Bilbac. Bau einer steinernen Brücke über den Nervion. Taxsumme 361 262,64 Pesetas. Kaution prov. 18 063,13, defin. 36 126,26 Pesetas.

2) 26. März d. IJ, 11M Uhr Nachmittags. Finanz— Ministerium. General-Direktion der Regie zu Madrid. Lieferung von 27 Millionen Kilogramm Virginia⸗ und Ken⸗ tucky⸗Tahack in Blättern.

3) 30. Juni d. J. Finanz⸗Ministerium. General⸗ Direktion der Regie zu Madrid. Lieferung von 2 500 000 kg Philippinen⸗Taback in Blättern. 5 Loose à 500 000 kg. Kaution 45 000 Pesetas pro Loos.

Il. England. 1) 19. März d. J., Mittags. C. N. Wilkinson, secretary to the North-Hastern Railway company zu York. Bau der Eisenbahn Arlington⸗Fighting. Näheres im Büreau des leitenden Ingenieurs, Central⸗Bahnhof in New⸗astle on Tyne. ö

2) Ohne Datum. Kirk und Randall zu Woolwich. Elektrische Beleuchtung der Docks zu Tilburg.

III. Britisch Guyana. 1. Mai d. J.. Mittags. Se⸗ kretär der Kolonialregierung zu George⸗To wn. Betrieb einer Dampferlinie. Nähere Auskunft beim diplom. Agenten der Kolonie in London, Downing-⸗Street. .

IVI. Rußland. Ohne Datum. Duma der Stadt Tiflis. Einrichtung der Gasbeleuchtung in Tiflis.

Die näheren Bedingungen sind, soweit nicht eine andere Angabe gemacht ist, an Ort und Stelle einzusehen.

V. Belgie n. . A. Verwaltung der Königlich belgischen Staat s⸗Eisen bahnen.

1) 19. März 1884, um Mittag in der Börse zu Brüssel. Arbeiten zum Unterhalt der Bahnstrecken Gruppe J. pro 1884 (Brüssel Nord] -⸗Malines⸗Tirlemont⸗Louvain ꝛc Heft 15. 23 Loose. Abschätzung zusammen ca. 93 309 Fr. Vorläufige Kaution 4666 Fr. Auskunst bei den Ingenieuren van Aelbroeck, rve Latérale 2 zu Brüssel, und De Paepe, Station Brüssel (Nord). J .

2) 19. März 1884, um Mittag, in der Börse zu Brüssel. Arbeiten zum Bau einer Unterführung auf der Strecke Ma⸗

nage⸗Luttre bei der Gemeinde Pont à Celles. Hest 310. Ab⸗ schätzung 4226 Fr. 55 Ct. Vorläufige Kaution 200 Fr. Aus⸗ kunft bei den Ingenieuren van Aelbroeck, rue Latérale Nr. 2 und Goffin, rue Fonsny 38 zu Brüssel.

3) 26. März 1884, um Mittag, in der Börse zu Brüssel. Lieferung von Metallen für die Bedürfnisse der Staatsbahnen. Heft Nr. 26. 6 Loose. Gesammtobjekt 4255 Fr. Vorläufige Kaution 230 Fr. Auskunft beim Ingenieur-Direktor van Aelbroeck, rue Latérale Nr. 2 zu Brüssel.

4) 26. März 1884, um Mittag, in der Börse zu Brüssel. Bau einer Halle für Passagiere und Trottoirlegung in Sta⸗ tion Vilvorde. Heft Nr. 32. Abschätzung 165 196 Fr. 97 Ct. Vorläufige Kaution 750 Fr. Auskunft bei den Ingenieuren Direktor van Aelbroeck, rue Latèrale Nr. 2 zu Brüssel und De Paepe, Station Brüssel (Nord).

B. Verwaltung für Wegebauten.

I) 21. März 1884, um Mittag, im Provinzial⸗Gouverne⸗ mentsgebäude zu Mons. Pflasterungsarbeiten auf der Route Chatelet⸗Florennes. Heft Nr. 7 pro 1884. Abschätzung 2332 Fr. 43 Cts. Kaution 250 Fr.

2) 21. März 1884, um Mittag, im Provinzial⸗Gouverne⸗ mentsgebäude zu Lüttich. Pflasterungsarbeiten auf der Route „de la Vesdre⸗Verviers“. Spezial-Lastenheft Nr. 8 pro 1884. Abschätzung 4992 Fr. 18 Cts. Vorläufige Kaution 250 Fr.

C. Verwaltung der hydraulischen Arbeiten.

I) 14. März 1884, um Mittag, im Provinzial⸗Gouver⸗ nementsgebäude zu Lüttich. Wiedererrichtung von zwei Schleusenthoren in der Lambre, zu Namur und zu Auvelais. Lastenheft Nr. 45 pro 1883. Abschätzung 8806 Fr. Vor—⸗ läufige Kaution 450 Fr.

2) 14. März 1884, um Mittag, im Provinzial-Gouver⸗ nementsgebäude zu Lüttich. Wiedererrichtung der Zugbrücke über die Lambre zu Merbes⸗le Chateau. Lastenhest Nr. 11 pro 1884. Abschätzung 11 000 Fr. Vorläufige Kaution 500 Fr. Die Lastenhefte Nr. 7/1884, 58 / 884, 45,1883 und 1111884 sind bei der: Administration des ponts et chaussées, rue de Louvain Nr. 24, zu Brüssel käuflich zu haben. Die Lasten⸗ hefte Nr. 15, 26, 32 und 310 liegen in unserem Expeditions⸗ bureau zur Einsicht aus.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich reußische 1 Dr. von Beulwitz ist von hier wieder ab⸗ gereist.

Bayern. München, 6. März. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten hat auch die übrigen Lokal bahnen genehmigt und den Antrag Pfahler auf Einstellung von 2435 000 S6 für eine Linie von Zwiesel nach Grafenau mit 74 gegen 61 Stimmen angenommen. Das ganze Gesetz wurde schließlich mit 110 gegen 29 Stimmen genehmigt.

Sachsen. Dresden, 6. März. (Dr. J.) Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer heutigen Sitzung die Kap. 24 bis 26 und 36 des Staatshaushalts⸗-Etats, König⸗ liche Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden und Haupt⸗Staatsarchiv, nach der Regierungsvorlage. Die Diskussion bewegte sich ledigl ch um die Frage dez Umbaues des vormaligen Zeughauses zur Unterbringung des Haupt-Staats⸗ archivs und eines Theils der Königlichen Sammlun— gen und führte zur Annahme des von der Finanzdepu⸗ tation A gestellten und von der Regierung acceptirten Antrags, das geforderte Berechnungsgeld von 1315 300 „MSV unter der Bedingung zu bewilligen, daß die Heizungsanlage nebst Esse nicht im Hofe untergebracht, auch wenn irgend thunlich, der in Aussicht genommene Mansardenaufbau vermieden werde, sowie ferner, daß die plastischen Sammlungen in der nach Unterbringung des Hauptstaatsarchivs verbleibenden Räumen aufgestellt, und nur wenn sich dies bei weiten bau⸗ und kunst⸗ technischen Erörterungen als unausführbar herausstellen sollte, andere Sammlungen in das Zeughaus gelegt werden. Zum Schluß bewilligte die Kammer ohne Debatte die von der Staatsregierung für den Bildhauer Professor Dr. Johannes 66 9 beantragte Ehrengabe im Betrag von

Baden. Karlsruhe, 6. März. (W. T. B.) In der Zweiten Kammer erklärte der Staats-Minister Turban auf eine Anfrage des Abg. Lenders, daß die Regierung mit Rücksicht auf die Dringlichkeit und Wichtigkeit der restirenden Arbeiten nicht die Absicht habe, eine Vertagung der badischen Stände wegen der heute eröffneten Reichstagssession eintreten zu lassen.

Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 5. März. (Els. Lothr. Stg.) In der heutigen 23. Plenarsitzung des Landesaus— schusses wurde die dritte Lesung des Etats, welche gestern beim Etat des Innern, Kap. 27, abgebrochen worden war, fortgesetzt. Nachdem Kap. 28 (Für allgemeine polizeiliche Zwecke), ebenso vom Kap. 29 (Medizinalwesen) Tit. 1 (Remunerationen der Mitglieder der Kommissionen für die Staatsprüfungen) ohne Debatte angenommen waren, entstand eine Diskussion zu Tit. 2 des Kapitels (Remunerationen der Kreisärzte). Es war zu diesem Titel ein Antrag eingebracht worden, die in 2. Lesung von 26 560 16 auf 9500.6 herabgesetzte Summe wieder⸗ herzustellen. Das Haus votirte die ursprüngliche Summe der Re⸗ gierungsvorlage. Sie übrigen Titel des Kap. 29, ebenso Kap. 30 und 31 (Oeffentliche Armenpflege und Für die Kriegergrab⸗ stätten) wurden ohne Debatte genehmigt. Zu Kap. 32, Theatersubventionen, war ein Antrag eingebracht worden, die in 2. Lesung auf 100 000 MGs herabgesetzte Summe von 128 000 MS wieder herzustellen. Außerdem wurde der An⸗ trag auf namentliche Abstimmung über diese Position einge⸗ bracht. Es wurde indessen vor Schluß der Diskussion ein Vertagungsantrag angenommen.

Oesterreich Ungarn. Wien, 5. März. (Wien. Ztg.) Im Abgeordnetenhause tagten heute der Budgetausschuß, der Gewerbeausschuß, der Strafgesetzausschuß und der Legiti⸗ mationsausschuß. Der Budgetausschuß genehmigte den Generalbericht über den Centralrechnungsabschluß für das Jahr 1879 und hefaßte sich hierauf mit der Vor— berathung von Resolutionen und Petitionen. Der Gewerbeausschuß setzte die Spezialdebatte über den sechsten Abschnitt der Gewerbeordnung, betreffend die gewerblichen Hülfsarbeiter, fort. Der Strafgesetz⸗Ausschuß, welcher von heute an, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feier⸗ tage, täglich eine Sitzung abhalten iwird, um die Vorberathung des Strafgesetzentwurfes so weit als möglich zu fördern, setzte die Spezialdebatte über den genannten Gesetzentwurf fort.

Der Legitimations⸗Ausschuß befaßte sich mit der Agnoscirung der letzten Ergänzungswahlen. .

7T. März. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ bemerkt üher die Thronrede zur Eröffnung des Deutschen Reichstages: In den zu erwartenden publi⸗ zistischen Kommentaren über die deutsche Thronrede werden die über die Beziehungen Deutschlands zum Auslande ausgesprochene hohe Befriedigung und der Hinweis auf die Befestigung der ererbten Freundschaft, welche Deutschland und seine Fürsten mit den benachbarten Kaiserhöfen verbindet, gewiß in hervor⸗ ragender Weise gewürdigt werden. Das „Fremden⸗ blatt“ bezeichnet die Thronrede als ein Musterstück ernster staatsmännischer Offenbarung; noch niemals habe sich vom Throne herab eine warnende Stimme, durch durchgreifende Reformen den revolutionären Bestrebungen den Boden zu entziehen, eindringlicher vernehmen lassen. Die Lösung aus Parteizwecken oder Kosteninteresse zu ver⸗ hindern oder hinauszuschleppen, wäre ein Verbrechen, welches sich an der ganzen bürgerlichen Gesellschaft furchtbar rächen würde. Die Worte des Kaisers über die äußeren Beziehungen würden überall den freudigsten Wiederhall finden. Durch diese mannhaste, rückhaltlose Er⸗ klärung würden zaghafte Befürchtungen und schadenfroh aus— gebeutete Unterstellungen wie Laub vom Winde weggeweht werden. Die „Neue freie Presse“ hält es für zweifellos, daß die auswärtige Politik des Fürsten Bismarck berechtigt sei, sich selbst ein glänzendes Zeugniß auszustellen.

Pest, 5. März. (Wien. Abendpost. Der Justiz⸗Aus⸗ schuß des Abgeordnetenhauses stellte den Text des 8. 6 der Vorlage, betreffend den Schutz des literarischen Eigenthums, mit Bezug auf die Usurpation der für die Tagesblätter bestimmten Telegramme und Mittheilungen end— gültig fest. Der Bericht wird wahrscheinlich morgen dem Ab— geordnetenhause unterbreitet werden.

Der volkswirthschaftliche Ausschuß setzte die Ver⸗ handlung der Gewerbe⸗Novelle fort. Nach Verlesung der gestern in suspenso gebliebenen neutextirten Paragraphen wurde die Berathung des dritten Hauptstücks begonnen unh dasselbe bis 8. 72 erledigt.

Großbritannien und Irland. London, 6. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Fitzmaurice auf eine bezügliche Anfrage: Lord Granville habe von Italien, Rußland, Deutschland, Oesterreich, Frankreich und Spanien wegen des jüngsten Sieges der englischen Truppen im Sudan Glückwünsche erhalten. Der Kanzler der Schatz⸗ kammer Childers erklärte: das zwischen Hrn. von Lesseps und den Schiffsrhedern getroffene Abkommen werde von der Regierung als eine befriedigende Lösung der zwischen beiden entstandenen Schwierigkeiten angesehen. Der Staatssekretär des Krieges, Hartington, beantragte die Bewilligung eines Nachtragskredits von 370 900 Pfund Sterling für die Expedition nach Tokar und be⸗ merkte dabei: Osman Digma sei gewarnt; seine Streitmacht in der Nähe von Suakim werde, wenn sie sich nicht zerstreue, gewaltsam zerstreut werden. Der Vorschlag des Generals Graham und des Admirals Hewitt, ihre Streitkräfte, wenn nöthig, gegen Osman Digma in Marsch zu setzen, sei von der Regierung gebilligt worden. Die Stellung des Mahdi sei eine von der Stellung Osman Digma's durchaus verschiedene. Die Positionen an der Küste des Rothen Meeres, bezüglich deren England die Absicht, die⸗ selben zu schützen, angekündigt habe, seien vom Mahdi nicht bedroht; auch den Maßregeln des General Gordons behufs Räumung des Sudans würden vom Mahdi kein Hinderniß in den Weg gelegt. Osman Digma aber bedrohe jene Positionen. Gegen die Streitmacht Oman Digma's sei weder eine Straf⸗ epedition, noch ein Rachezug beabsichtigt, noch auch sei die Ver⸗ nichtung der Streitmacht Osman Digmas ins Auge gefaßt; es werde lediglich bezweckt, die Positionen am Rothen Meere gegen Bedrohungen zu sichern. Er hoffe, General Graham werde den Zweck seiner Expedition bald erfüllt haben, und vermuthe, daß, sobald dies geschehen, die Belassung einer größeren Truppenmenge in jener Gegend nicht nothwendig sein werde; eine permanente Garnison von sehr mäßigem Umfange sei dann Alles, was für Suakim nothwendig erscheiné. Die weitere Berathung des Nachtragskredits wurde schließlich vertagt.

Im Obe rhau se wurde die Novelle zum Medizinal⸗ gesetz, die bereits im vorigen Jahre eingebracht, später aber wieder zurückgenommen worden war, in zweiter Lesung an⸗ genommen. Auf eine. Anfrage des Viscount Bury er⸗ widerte Lord Granville: die englische Regierung habe weder die Absicht, Egypten zu annektiren, noch auch die Absicht, dasselbe permanent zu besetzen; es wäre aber ein Verrath gegen Egypten, gegen Europa und gegen England, wenn die Regierung die englischen Truppen zurück⸗ ziehen wollte, beyor begründete Aussicht auf Errichtung einer stabilen Regierung vorhanden sei. Lord Granville verlas dann noch ein heute eingegangenes Telegramm, nach welchem die dem General Gordon besreundeten Stämme eine von El Obeid gegen Khartum abgesandte, aus tausend Mann bestehende Abtheilung vollständig geschlagen hätten.

Frankreich. Paris, 6. März. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer interpellirte Girard heute die Regierung über den Strike in Anzin. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Raynal, erwiderte: die Regierung könne in einer Lohnfrage nicht interveniren. Von der Kammer wurde mit 345 gegen 139 Stimmen betreffs der . die einfache Tagesordnung angenommen.

ie Interpellation Lanessans über Madagascar wurde dem Antrage des Minister-Präsidenten Ferry gemäß auf den 22. d. M. vertagt.

Der Direktor der Abtheilung für die allge— meine Sicherheit hat die Präfekten zur Auskunft über die Organisation der monarchischen Partei, insbe⸗ sondere aber über die früheren legitimistischen Komités und deren Reorganisation aufgefordert. Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, soll das betreffende Zirkularschreiben des⸗ selben zum Gegenstande einer Interpellation in der Kammer gemacht werden.

Der Botschafts⸗Rath de Reverseaux bei der fran⸗ zösischen Botschaft am italienischen Hose ist zum Gesandten in Serhien ernannt worden.

5. März. (Cöln. Ztg.) Prinz Victor, Sohn des Prinzen Napoleon, ist nach Paris zurückgekehrt; er begiebt sich nach Moncalieri, da seine Mutter plötzlich erkrankt ist. Nach Privatberichten aus Tongking sind dort gegenwärtig die Standgerichte in vollem Gange; General Millot

errichtete dieselben, weil es in der Fremdenlegion zu sehr ernsten Widersetzlichkeiten gekommen war.

Italien. Rom, 6. März. (W. T. B.) Zu Ehren des Prinzen Leopold und der Prinzessin Gisela von Bayern fand heute Abend am Königlichen Hofe ein Diner statt, zu welchem auch der bayerische und der österreichische Gesandte geladen worden waren.

Der Kammer wurde heute vom Kriegs-Minister der Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung eines Armeegesetzes, mit dem Antrage vorgelegt, bezüglich des⸗ selben die Dringlichkeit auszusprechen und den Gesetzentwurf einem besonderen Ausschusse zuzuweisen. Die Kammer ertheilte den Anträgen des Ministers ihre Zustimmung. Nach dem Gesetzentwurf sollen 24 neue Batterien, 12 neue Escadrons Kavallerie und sechs neue Kompagnien beim Genie Corps errichtet werden. Zu Zwecken der Landesvertheidigung werden 240 Millionen beansprucht, die auf mehrere Budgetjahre ver— theilt werden.

Die Antwort der französischen Regierung auf die Note des Staatssekretärs Jacob ini bezüglich der Pro⸗ pagan da ist gestern im Vatikan überreicht worden.

Türkei. Konstantinopel, 7. März. (W. T. B.) Im Laufe der Verhandlungen anläßlich des Ablaufs des englisch-türkischen Handelsvertrages nahm Lord Dufferin in einer Note die Wiedereinführung des auf die Handelsbeziehungen bezüglichen Theils der Kapitulationen in Aussicht. Die Pforte hat in ihrer Erwiderung erklärt, daß der fragliche Theil der Kapitulationen seit dem Abschluß von Handelsverträgen abgeschafft sei.

Serbien. Belgrad, 5. März. Die Feier des Jahrestages der Proklamirung Serbiens als Königreich ist programmgemäß verlaufen.

Die „Polit. Corresp.“ veröffentlicht den Wortlaut der Cirkularnote, in welcher der serbische Minister des Aus⸗ wärtigen die Gründe des eingetretenen Ministerwechsels erörtert und auch fernerhin eine Politik der freundschaftlichen Beziehungen zu den anderen Staaten zu pflegen verspricht. Zu Ehren des deutschen Minister⸗Residenten Grafen Bray, dem von dem König von Serbien das Großkreuz des Takovo⸗ Ordens verliehen wurde, fand, wie der „Polit. Corresp.“ aus Belgrad gemeldet wird, heute ein Galadiner am serbischen Hofe statt.

Amerika. Washington, 6. März. (W. T. B.) Das Finanzeomité des Repräsentantenhauses hat sich zu Gunsten der von Morrisson vorgeschlagenen Tarif⸗ bill in der gegenwärtigen Form, wonach Salz, Kohlen und Stabholz von dem Eingangszoll befreit sein sollen, ausge— sprochen. Die statistische Liste des Schatzamts weist nach, daß sich zu Ende des Jahres 1883 an Münzen und Barren in den Vereinigten Staaten 37 903 099 Doll. mehr befanden, als zu Ende 1882.

Afrika. Egypten. Kairo, 6. März. (W. T. B.) Einer Depesche des Generals Gordon zufolge ist in Khar⸗ tum ein egyptischer Offizier aus El Oheid eingetroffen, welcher berichtete, daß ein von dem Mahdi gegen Darfur abgesandtes Expeditionscorps von Slatin Bey geschlagen worden sei. Nach einer aus Khartum hier eingegangenen Depesche hat der Stamm der Kabbabish nördlich von El Obeid einen Sieg über den Mahdi errungen. Eine anderweitige Bestätigung dieser Nachricht liegt jedoch noch nicht vor.

Aus Suakim wird gemeldet: die sämmtlichen zu der Expedition nach Trinkitat verwendeten Truppen seien in Suakim wieder gelandet. Wahrscheinlich erfolgt schon an einem der nächsten Tage ein Vormarsch gegen Osman Dig ma.

Zeitungsstimmen.

In der „Berliner Börsen⸗-Zeitung“ lesen wir:

Die Vereinigung der Sezessienisten⸗ und Fortschrittspartei zu einer einzigen Partei ist für unser politisches und parlamentarisches Leben und die fernere Eestaltung der Parteiverhältnisse in Deutsch⸗ land von der gröfiten, in ihren Konsequenzen heute noch nicht voll— ständig zu überschenden Bedeutung. Diese liegt zunächst und vorzugg— weise darin, daß das Ereigniß größere Klarheit und Festigkeit in unsere zerfahrenen Parteiverhaͤltnisse bringt. Die Unwahrheit, an der unser Parteiwesen schon lange krankte, als ob noch irgend ein sachlicher Unterschied zwischen der Fortschritts« und Sezessionistenpartei vorhanden wäre, ist jetzt ein Ende gemacht und das ist im Interesse der Klar— beit und Wabrheit ein großer Gewinn. Wem in der neuen Partei die Führung zufallen wird, darüber kann für den, der die Verhältnisse und Persönlichkeiten auch nur einigermaßen kennt, gar kein Zweifel sein; die stärkere Fortschrittspartei hat einfach die schwächere Secession aufgesogen, und wenn man sich darüber in den ersten Zeiten der Begeisterung über die Einigkeit noch täuschen kann, so wird der Verlauf lehren, wer fortan herrscht im ‚wahrhaften Liberalismus“. Spät, aber endlich doch hat sich die Wandlung voll—⸗ zogen, die bei der Sprengung der alten nationalliberalen Partei den Ausgtretenden als die unvermeidliche Konsequenz ihres Schrittes vor ausgesagt wurde: Das immer weitere Hinabgleiten auf der schiefen Ebene und schließlich vollständige Aufgehen in der systematischen Opposition, in der Fortschrittspartei. Die neue Partei hat ein ziemlich gemäßigtes Programm aufgestellt; sie hütet sich sehr, die Spitzen allzu schroff hervortreten zu lassen; sie läßt auch die eigentlich bewegende Kraft und den wesentlichsten In halt der neuen Vereinigung, die freihändlerisch individualistische Wirth⸗ schaftsrichtung, nicht allzu scharf zum Vorschein kommen. Das auf⸗ estellte Programm enthält eine Reihe von allgemeinen Sätzen und . mit denen auch wir vom gemäßigten liberalen Stand⸗ punkt uns fast ausnahmslos einverstanden erklären können. Allein man weiß ja, wie wenig mit solchen allgemeinen Programmsätzen ge⸗ than ist. Schon mancher unbefangene Mann hat, wenn er die Wahlaufrufe und Programme der verschiedenen Par⸗ teien gelesen, bemerkt, er könne sie sämmtlich ohne Zwang an seiner politischen Ueberzeugung unterschreiben. Es kommt immer darauf an, was die praktische Auslegung und Be— thätigung aus solchen theoretischen Sätzen macht. Das werden wir ja bald sehen, wenn wir es nicht schon aus der langen Geschichte der Fortschrittspartei zum voraus wissen. Was das Ver⸗ hältniß der Nationglliberalen zu der neuen Partei betrifft, so sind dieselben unseres Wissens ohne jede Kenntniß der vorbereitenden Schritte von der vollzogenen Thatsache vollständig überrascht worden.“ Von einem Beitritt kann natürlich nicht die Rede sein. Wie sich das Verhältniß zwischen den beiden jetzt noch verbleibenden liberalen Parteien gestalten wird, das wird ganz von dem praktischen Auftreten der neuen deutschefreisinnigen Partei und davon abhängen, ob sie ihrerseits Verständigung mit dem gemäßigten Liberalismus oder Be—⸗ kämpfung desselben als ihre Aufgabe betrachtet. ;

Man schreibt der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ aus Dresden uuterm 2. d. M.:

Die Venn fr Zeitung“ hatte in der Beilage ihrer Sonnabend Nummer die allmonatlich vom statistischen Bureau des Königlichen

Ministeriums des Innern veröffentlichte Uebersicht über die bei den Sparkassen im Königreich Sachsen im Monat Dezember 1883 erfolg⸗ ten Ein- und Rücklahlungen gebracht. Heute vergleicht sie in einem besenderen Artikel die Ergebnisse des mit jenem Monat für die ge⸗ nannten Kassen zum Abschluß gelangten Geschäftsjahres mit den⸗ jenigen des Vorjabres. Hiernach betrugen: im Jahre die Einzahlungen die Rückzahlungen

1883. 88 404 300 53 , 87 134 896.55 M.

1883. . 88 gö59 037.70 . S3 080 028.82 .

Die Zeitung bezeichnet dieses Schlußergebniß als bemerkenswerth, weil danach der Rückgang der mit alleiniger Ausnahme des Jahres 1889) seit dem Jahre 1877 im Verhältniß der Einzab⸗ lungen zu den Rückzahlungen eingetreten ist, nicht nur zum Still stand gekommen ist, sondern einer erfreulichen Wendung zum Besseren Platz gemacht hat. Der Ueberschuß der Einzah⸗ lungen, der sich in den Jahren 1877 —1879 nur um eine Million Mark bewegte, im Jahre 1881 sogar einem Minus von mehr als einer Milllon Mark gäwichen war und auch im Jahre 1882 sich erst wieder auf rund 1 200000 ½ erhoben hatte, betrug im Jahre 1883 nahezu 5 Millionen, genau 5 879 008,88 Mit dem Jahre 1882 verglichen zeigt das Jahr 1883 nicht nur eine Steigerung der Einzahlungen um 554 737,17 6, sondern vor Allem eine Verminderung der Rückzahlungen um 4054 867,13 4

Die Zeitung fügt Dem die sehr richtige Bemerkung binzu, daß hierin wohl der sicherste Beweis für die fortschreitende Gesundung unserer wirthschaftlichen Verhältnisse überhaupt und für die Güte des sächsischen Sparkassenwesens insbesondere zu finden sei.

Aus einer von dem chilenischen Minister der Aus⸗ wärtigen Angelegenheiten veröffentlichten Denkschrift des chile⸗ nischen Gesandten in Berlin theilen die „Hamburger Nach⸗ richten“ einen Passus mit, der ein bemerkenswerthes chilenisches Urtheil über deutsche Industrieverhältnisse enthält. Unter An⸗ erkennung des stets von ernster Gerechtigkeite liebe geleiteten Geistes der deutschen Regierung wird hervorgehoben, daß die deutsche Nation, welche häufig als übermächtig in den Waffen, aber als zurückstehend im Wettbewerbe der Civilisation ge⸗ schildert werde, in der That die zweite in Europa sei in Be⸗ treff des Umfanges ihres Handels und die erste auf allen Gebieten der Bildung und des Verwaltungssostems. Es wird der Vorwurf der ausschließlichen Begünstigung des Militarismus zurückgewiesen und der friedliebende Charakter des deutschen Volkes hervorgehoben. Dann heißt es weiter:

„Ohne dem republikanischen Frankreich übrigens zu nahe treten zu wollen, glaube ich deshalb, daß nächst England nicht Frankreich, wie man (bei uns) allgemein annimmt, sondern Deutschland diejenige Nation ist, welche dem chilenischen Handel die größte Sicherbeit und das meiste Vertrauen bietet. Deutschland ist es, welches die Neutralität im Pacifickriege am loyalsten beobachtet hat, und während man gegen deutsche Waaren immer noch Vor⸗ urtheile hat, da man sie für falsifizirt hält, so ist es doch in Deutsch—⸗ land und nicht in anderen Staaten, wo man das strengste Gesetz ge— gen Falsifikationen und Betrügereien im Handelsverkehr hat und an—= wendet. Ich würde mich freuen, wenn diese Worte dazu beitrügen, den chilenischen Handel von der Zweckmäßigkeit zu überzeugen, seinen Verbindungen mit der deutschen Industrie größere Ausdehnung zu geben und der Vortheile theilhaft zu werden, welche daraus für beide Länder hervorgehen würden.“

Deutsches Handels -⸗Archiv. März-Heft. Erster Theil. Inhalt: Gesetzgebung und Statistik. Gesetzgebung. Deutsches Reich: Bekanntmachung, betreffend die Einführung von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues. Ermittelung des zoll—⸗ pflichtigen Gewichts bei der Einfuhr von Wein und Petroleum in zum Transport dieser Flüssigkeiten eigens eingerichteten Fahrzeugen ohne anderweitige unmittelbare Umschließung. Ermächtigung wei⸗ terer Zollstellen zur unbeschränkten Abfertigung von Leinwand, bezw. Baumwollen⸗ und Leinengarn. Oesterreich Üngarn: Durchfuhr von Taback- und Tabackfabrikaten nach Italien. Verzollung des aus Vertragsstaaten zur Einfuhr gelangenden Olivenöls in Blechflaschen von wenigstens 25 kg. Zollbehandlung von Kratzen (Krempel, Karden) aller Art. Oesterreich⸗Ungarn und Frankreich: Mittheilung über den Inhalt des Handelsvertrages zwischen beiden Lidern. Italien: Zoll behandlung von Jodoform. Italien und Schweiz: Handelsvertrag zwischen beiden Staaten. Schweiz: Ermäßigung des Ausfuhrzolles auf baumwollene und leinene Hadern (Zumpen . Zollklassifikation verschiedener Artikel. Frankreich: Zollklafsifikation von Dachfilz. Zollklassifikation von schmalen und behobelten Stahlschienen zu Weichen⸗ wechseln und Kreuzungen. Verwiegen der zum Verbrauch dekla— rirten Waaren. Einführung eines vierten Feingehalts für zur Ausfuhr bestimmte Gold- und Silberwaaren. Mittheilung über die Inaussichtnahme besonderer Zölle in den französischen Kolonien für solche Waaren, welche nicht aus Frankreich eingeführt werden. Rußland: Einfuhr russischer Bücher. Befreiung des in das Aus⸗ land auszuführenden Spiritus von den Accisegebühren. Finnischer Eingangs zoll für sog. Schmelzstücke und für Signalraketen. Zollklassi⸗ fiztrung verschiedener Artikel. Spanien: Gestattung der Einfuhr von Kartoffeln in Serxilla. Spanien und Großbritannien: Erklärung beider Staaten bezüglich der gegenseitigen Handelsbeziehungen. Griechenland! Aufschub der Erhebung der Differentialzölle. Schweden und Norwegen: Stempelabgaben von Tratten in fremder Münze. Portugal: Zolltarif von Timor (Port. Kolonie in Australien). Zolltarif von Ambriz (Port. Afrika). Nieder⸗ lande: Polizeireglement für den Niederländischen Theil des Kanals von Gent nach Terneuzen. Tasmanien: Abän⸗ derung des Zolltarif. Dominikanische Republik: Vor⸗ übergehende Ermäßigung des Ausfuhrzolls für verschiedene Artikel. Zweiter Thell. Berichte über das Inland: Aachen. Glogau. Bromberg Breslau. Dortmund. Magdeburg. Mann⸗ heim. Metz. Düsseldorf. Lübeck Flensburg. Emden. Hannover. Braunschweig. Halle a. S. Bielefeld. Cassel. Nürnberg. Karlsruhe. Mülhausen i. E. Lands⸗ berg a. W. Görlitz. Posen. Stolp. Gera. Leipzig. O Dresden. Chemnitz. Essen. Augsburg. München. Stuttgart. Erfurt. Münster i. W. Siegen. Straßburg i. E. Crefeld. Frankfurt a. M. Elberfeld. Nordhausen. Kiel. Stettin. Königsberg i. Pr. Memel. Elbing. Frankfurt a. O. Cottbus. Liegnitz. Gleiwitz. Bremen,. Hamburg. Berichte über das Ausland: Ostasien. Tientsin. Konsulatsbericht für das Jahr 1882. Ost— europa. Narva: Handel mit dem Auslande im Jahre 1883. Galatz: Verkehr deutscher Schiffe in 1883. Südeuropa. Buda—⸗ pest; Seidenindustrie in Ungarn. Ancona: Ungültigkeit von Wechselaccepten italienischer Verwaltungsbe hörden. Belgrad: Die Lage der Handelsperhältnisse zwischen Deutschland und Serbien. Konstantinopel: Kreditgewährung an die unter türkischer Gerichte⸗ barkeit oder unter fremder Konfulargerichtsbarkeit stehenden Firmen in Kanstantinopel. Westeuropa. Middlesbrough: Produktlon ꝛc. von Roheisen im Cleveland⸗Distrikt. Manchester: Bericht über die Baumwollenindustrle des Jahres 1883. Nordeuropa. Christiania: Konsulatshericht für 1882/83. Südamerika. Buenos Aires: Die kommerzielle Lage der argentinischen Republik.