Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach der Fälligkeit, vom Schluß des betreffen⸗
den Kalenderjahres an gerechnet, erhoben wird. Anmerkung. Die Unterschriften des Dirigenten und des
Magistratsmitgliedes können mit Lettern oder Faesimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Unterschrift eines Kontrolbeamten versehen sein.
Provinz Ostpreußen. Regierungsbezirk Gumbinnen. Anweis ung zum Anleiheschein der Stadtgemeinde Lyck, ... Ausgabe, Buchstabe Nr über Mark Reichswährung. Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem Anleiheschein der Stadtgemeinde Lyck .. Buchstabe .... über. Mark Reichswährung zu vier Prozent Zinsen „te Reihe Zinsscheine für die fünf Jahre vom . ten 18 .. bis . . ten 18 .. bei der Stadtkasse zu Lyck und bei den mit der Zinsenzahlung betrauten Stellen in Berlin und Königsberg i. Pr. sofern dagegen Seitens des als solcher legimirten Inhabers des Anleihescheins kein Widerspruch erhoben ist. Lyck, 2 * 188 .. er Magistrat. ua K 40 ĩ (Unterschrift (Unterschrift des Dirigenten und eines . Maglstratsmitgliedes.) des Rendanten.) Anmerkung. Die Unterschriften des Dirigenten und des Magistratémitgliedes können mit Lettern oder Facsimilestempeln ge⸗ druckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Unter⸗ schrift eines Kontrolbeamten versehen sein.
Ju sti z⸗Ministerium.
Der Amtsrichter Maur in Elberfeld ist als Landrichter an das Landgericht daselbst versetzt. . ;
Der Staatsanwalt Heckelsberg in Gnesen ist an das Landgericht in Marburg versetzt. .
In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts— anwalt, Justiz-Rath Flies bei dem Landgericht in Stettin, der Rechtsanwalt Dr. Fisccher bei dem Landgericht in Cöln, der Rechtsanwalt Brunkhorst in Aumund bei dem Amts—⸗ gericht in Lesum und der Rechtsanwalt Dr. Linhoff bei dem Landgericht in Potsdam.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Rechtsanwalt von Fabiankowski aus Mogilno bei dem Landgericht in Bromberg, der Gerichts⸗Assessor Rabe bei dem Amtsgericht in Cölleda, der Gerichts-Assessor Reimann bei dem Amtsgericht in Dirschau, der Gerichts-Assessor Herold bei dem Landgericht in Schweidnitz, der Gerichts⸗Assessor Kempf und der Gerichts-Assessor Steinau bei dem Land⸗— gericht Lin Berlin und der Gerichts-Assessor Lueck bei dem Amtsgericht in Wartenburg.
Der Notar Hoffmann in Schweich ist gestorben.
49 iges vormals Nassauisches Staatsanlehen von 1ẽ000000 Fl., d. d. 1. Oktober 1851.
Bei der am 7. d. Mts. stattgefundenen 33. Verloosung der Partial ⸗Qbligationen des unter Vermittelung des Bankhauses der Herren M. A. von Rothschild 8 Söhne in . a. M. nego⸗ ciirten igen vormals Nassauischen Staatsanlehens von 1 006000 Fl., 4. d. 1. Oktober 1851, sind die nachverzeichneten Obligationen zur Rückzablung auf den 30. Juni 1884 gezogen worden:
Litt. A. à 1009 Fl. oder 1714 M 28 43 Nr. 7 56 60 — 3 Stück über 3000 Fl. oder 5142 S6 87 3.
Litt. B. à 500 Rl. oder 857 M 14 3 Nr. 11 13 49 80 92 175 176 202 206 216 245 283 288 329 366 437 508 509 557 595 620 530 6569 698 708 721 767 773 — 28 Stück über 14000 Fl. oder 23 999 ASM 92 3.
Litt. 9. à 300 Fl. oder 514 S 29 5 Nr. 34 44 55 58 72 79
90 151 159 184 210 235 252 337 366 387 422 435 479 499 534 554 577 587 5990 665 715 742 762 830 850 872 894 927 960 9665 980 — 37 Stück über 11 100 Fl. oder 19 028 M 73 3. Iitt. D. à 100 Fl. oder 171 S 43 3 Nr. 63 152 84 201 257 312 335 342 369 373 398 412 427 429 148 458 513 535 5760 597 612 614 693 696 720 723 727 740 755 776 800 S856 853 8735 884 S95 983 994 1001 1001 1020 1080 1121 1193 1218 1227 1263 1284 1290 1335 1358 1362 1372 1428 1491 1502 1638 1684 1720 1738 1831 1838 1866 1872 1883 1910 1969 1978 1999 2 69 Stäck über 6900 Fl. oder 11 828 M 67 J. Summa 157 Stück Über 35 099. Fl. oder 60 000 M 19 3.
Die Inhaber dieser Partial⸗-Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß die Kapitalbeträge, deren Ver⸗
Jzinsung nur bis zum Rückzahlungstermine stattfindet, bei folgenden Stellen erhoben werden können: Bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild C Söhne in Frankfurt a. M., bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkafse in Wiesbaden und bei jeder anderen Königlichen Regierungs⸗ und Bezirks-Hauptkasse, bei der Königlichen? Staats— schulden⸗Tilgungskaffe in Berlin und bei der König— lichen Kreiskasse in Frankfurt a. M.
Die Auszahlung erfolgt gegen Rückgabe der Obligationen mit den, dazu gehörigen Zinsscheinen Reihe Joy Nr. 3 bis 8 und Zins. schein⸗Anweisung. Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zu— rückzugebenden Zinsscheine wird an dem zu zahlenden Kapital zurück- behalten. Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorgenannten Bankhause, noch bei der Königlichen Regierungs⸗ Hauptkasse hier oder bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zinsscheinen und Zinsschein⸗ Anweisungen 14 Tage vor dem Verfalltermine bei dieser Kasse ein⸗ zureichen, von welcher dieselben vor der Auszahlung an den Unter— zeichneten zur Prüfung einzusenden sind.
Rückständig sind noch aus den Verloosungen: pro 30. Juni 1880: PD. 1029. pro 30. Juni 1883: D. 957 1566. Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert. Wiesbaden, den 11. März 1884. Der Regierungs⸗Präsident. von Wurmb.
Per sonalverändernngen.
sKtöniglich Preußtische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 20. März. Müller, Pr. Lt. a. D., vormals Sec. Lt. im Inf. Regt. Rr. 95, die vakante ctats— mäßige Sec. Lts. Stelle bei der Garde⸗Invaliden-Comp. verliehen. — 27. März. v. Berger, Pr. Lt. a. D., vormals im Huf. Regt. Vr. 9, die vakante eratsmäß. Pr. Lts. Stelle bei der Provinz. Inraliden Comp., v. Gero lt, Hauptm. 9. D., vormals Pr Lt. im Inf. Regt. Nr. 6, die vakante etatsmäß. Pr. Lts. Stelle bei der 8. Provinz. Invaliden Comp. verliehen. — J. Aprif. Auer vw. Herre nkirchen II, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 88, a la suite des Regts. gestellt. v. Scharfen ort, Hauptm. ren, 2 Inf. Regt. Nr. 88, als Comp. Chef in dieses Regt. einrangirt. r
Herzoglich Braunschweigisches Kontingent.
1. April v. Brömbsen, Major und Comma deur des Gensd. Fo ps, der Charakter als Sberst⸗Lt, Frohwein, Ritten und r. Cbef im Hus. Regt. Nr. j7, der Charakter alt Major, verliehen.
Aichtamtliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. April. In der unter dem Vorsitz des Staats Ministers von Boetticher am 5. April ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde in den Meinungsaustausch über die Erklärungen Sachsens und Würt— tembergs, betreffend die Parteibestrebungen zur Errichtung eines verantwortlichen Reichs-Ministeriums, eingetreten. Na— mens der Königlich preußischen Regierung wurde hierbei nach⸗ stehende Aeußerung abgegeben:
Indem die Königlich preußische Regierung auf den von der Königlich sächsischen unter dem Datum des 24. v. M. angeregten Meinunzgsaustausch eintritt, theilt sie den prin⸗ zipiellen Standpunkt der Königlich sächsischen Regierung da⸗ hin, daß es sich empfiehlt, keinen Zweifel darüber auf⸗ kommen zu lassen, daß die verbündeten Regierungen ohne Ausnahme entschlossen sind, die Verträge, auf welchen unfere Reichsinstitutionen beruhen, in unverhrüchlicher Treue auf⸗ recht zu erhalten und sie in dem Geiste zu handhaben, in welchem sie nach den Worten der Reichs verfassung „um Schutze des innerhalb des Bundesgebiets gül⸗ tigen Rechtes“ abgeschlossen sind. Jede Verminde⸗ rung der Zuversicht, mit welcher die verbündeten Re— gierungen auf die Festigkeit der unter ihnen geschlossenen Verträge bauen, würde Zweifel über die Zuverlässigkeit der Verträge herbeiführen, auf denen der Bund der deutschen Staaten beruht. Wenn solche Zwäfel auch unter friedlichen Verhält⸗ nissen vielleicht keine für Jedermann erkennbare Gefahren im Gefolge haben, so würde doch in Zeiten politischer Krisen jede Abschwächung des Vertrauens auf die Sicherheit der Bundes verträge von bedenklicher Wirkung sein können.
Je mehr die Regierung Sr. Majestät des Königs sich bewußt ist, unter schweren Kämpfen und Gefahren erfolg— reich dafür eingetreten zu sein, daß dem deutschen Volke das sür seine nationale Geltung erforderliche Maß von Einheit gewonnen wurde, um so sorgfältiger ist sie darauf bedacht, zu . daß dieser Gewinn durch politische Mißgriffe wieder in Frage gestellt werde. Einen solchen Mißgriff würde sie in jeder Ueberschreitung der Bedürfnißgrenze in unitarischer Richtung erblicken.
Die Einrichtung verantwortlicher Ministerien im Deutschen Reich ist nicht anders möglich, als auf Kosten der Summe von vertragsmäßigen Rechten, welche die verbündeten Regierungen gegenwärtig im Bundesrath üben. Die wesentlichsten Regie⸗ rungsrechte der Bundesstaaten würden von einem Reichs⸗ Ministerium absorbirt werden, dessen Thätigkeit durch die Art der ihm auferlegten Verantwortlichkeit dem maßgebenden Einflusse der jedesmaligen Majorität des Reichstages unterliegen müßte. Man wird nicht fehl gehen, wenn rzan in der von der neuen fort⸗ schrittlichen Partei erstrebten Einrichtung eines solchen Ministeriums ein Mittel zur Unterwerfung der Regierungs— gewalt im Reiche unter die Mehrheitsbeschlüsse des Reichs—⸗ tages erblickt. Die Königlich preußische Regierung würde in einer derartigen Verschiebung des Schwer⸗ punktes der Regierungsgewalt eine große Gefahr für die Dauer der neugeborenen Einheit Deutschlands erblicken. Selbst wenn es gelänge, feste Majoritäten aus den heute im Reichstage vorhandenen Parteien zu bilden, würde die Königliche Regierung doch die Herstellung eines parlamentarischen Regiments für eine sichere Einleitung zum Verfall und zur Wiederauflösung des Deutschen Reiches hal⸗ ten. Die Regierung eines großen Volkes durch die Mehrheit einer gewählten Versammlung ist untrennbar von all den Schäden und Gefahren, an welchen ein jedes Wahlreich nach den Erfahrungen der Geschichte zu Grunde geht. Die Re⸗ gierungsgewalt, geübt von Parlamenten, welche aus allgemeinen Wahlen hervorgehen, unterliegt derselben Gefahr, die Bedürf— nisse des Landes dein Bedürfnisse des Gewähltwerdens unter zuordnen, durch welche bisher jedes Wahlreich seinem Verfall und seinem Untergange entgegengeführt worden ist.
Der Gedanke an die Errichkung eines verantwortlichen Reichs⸗Ministeriums, wie er nicht blos in Gestalt eines Pro— gramms, sondern in den Verhandlungen des Neichs— tages von den Jahren 18669 und 1878 zu Tage getreten, ist deshalb nach Ueberzeugung der Königlichen Regierung überall da, wo er im Reichstage und bei den Wahlen geltend gemacht wird, im Interesse des Reichs, seiner Verfassung und der Sicherheit seines Fortbestandes zu bekämpfen, einmal weil er sich nicht verwirklichen läßt, ohne die vertragsmäßigen Rechte der Reichsglieder und das Ver— trauen auf die Sicherheit der Bundesverträge zu schädigen, dann aber auch, weil er eins von den Mittein bildet, durch welche der Schwerpunkt der Reichs— regierung in die wechselnden Majoritäten des Reichstages hinübergeleitet werden soll, und weil diese Ueberleitung, wenn sie gelänge, die Wiederauflösung der deutschen Einheit nach Ueberzeugung der Regierung im Gefolge haben würde.“
Nachdem durch die weiter von den Bevollmächtigten ab⸗ gegebenen Aeuß rungen die Uebereinstimmung sämmtlicher Regie⸗ rungen in der Sache konstatirt war, einigte man sich dahin, diese Uebereinstimmung durch den Anschluß an die Königlich preußische Erklärung kundzugeben. — Der Antrag Bremens, betreffend den Anschluß Bremens an das deutsche Zollgebiet, wurde den
zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. Schließlich schritt die Versammlung zur Besetzung von meh— reren bei den Disziplinarkammern erledigten Stellen.
— Wie uns mitgetheilt wird, hat der Königlich bayerische Bevollmächtigte in der heute abgehaltenen i e, 39 Bundesraths bei der Zustimmung zu der von der preußi⸗ schen Regierung abgegebenen Erklärung, betreffend die Partei⸗ bestrebungen zur Errichtung eines verantwortlichen Reichs⸗ Ministeriums, sich. wie folgt geäußert: „Die König⸗ lich bayerische Regierung befinde sich mit der Aeußerung der Königlich preußischen Regierung in vollkommenem Ein verständnisse, und sei er in der Lage, sich jeder Form anzu— schließen, in welcher dieses Einverstandniß zum Ausdruck ge⸗ bracht werden wolle. Die Königlich bayerische Regierung sei zu thätiger Mitwirkung an der nationalen Entwickelung auf
Reichsverhältnisse in unitarischer Richtung aber werde sie stets mit Nachdruck belämpfen. Aus diesem Grunde stehe sie dem Gedanken der Errichtung eines verantwortlichen Neichs⸗ Ministeriums durchaus ablehnend gegenüber, und zwar so⸗ wohl mit Rücksicht auf die Stellung des Bundesraths und die durch die Grundverträge gewährleisteten Rechte der Einzel⸗ staaten, als auch mit Rücksicht auf die zukünftige Entwickelung und den gesicherten Fortbestand des Reiches.“ ;
— Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 20. v. M. beschlossen, das Regulativ für Thei⸗ lungsläger dahin abzuändern, daß in 5. 8 Absatz 1 statt der Worte: Bei Eisen⸗Theilungslägern“ gesetzt wird: „Bei Eisen⸗ und Petroleum⸗Theilungslägern“, und in §. 10 der dritte Absatz folgende Fassung erhält: Bei anderen zum Thei⸗ lungelager zu elassenen Flüssigkeiten können nach Anordnung der Direktivbehörde die Bestimmungen für die Wein- unh Spirituosen-Theilungsläger ebenfalls in Anwendung gebracht werden.
— Die Einnahmen der Post- und Telegraphen⸗ Verwaltung haben vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schlusse des Monats Februar 1884 144 165 692 S (im Etatsjahre 1883/84 4 6 855 915 Mc) betragen, die der Reichs- Eisenbahn-Verwaltung 41766 200 6 ( 1067 241 (6).
— Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß wir von heute ab die Notizen über Submissionen im KAus— lande in einer besonderen Rubrik (s. Seite 4 des „R. .A.) zum Abdruck bringen
— Der §. 197 der Konkursordnung giebt den Gläu— bigern einer eingetragenen Genossenschaft, über welche der Konkurs eröffnet worden ist, das Recht, „nach der Aufhebung des Konkurs verfahrens“, wegen des in diesem erlittenen Ausfalles die einzelnen ihnen solidarisch haftenden Genossenschafter in Anspruch zu nehmen. Diese Bestimmung begreift, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 11. Civil senats, vom II. Januar d. J, nicht den Fall der Einstellung des Konkurses (. 188 flog. der Konkursordnung) in sich. In Folge der Einstellung des Konkurses auf Antrag des Gemeinschulhners mit Zustimmung aller Konkursgläubiger kann daher die Solidarhaft von den Genossenschaftsgläubigern überhaupt nicht geltend gemacht werden. Ist dagegen der Konkurs eingestellt worden, weil eine den Kosten des Ver— fahrens entsprechende Konkursmasse nicht vorhanden ist, so können die Genossenschaftsgläubiger, gleichwie im Falle der Nichteröffnung des Konkurses, wegen Geringfügigkeit der Konkursmasse die Solidarhaft geltend machen.
— Der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi ist nach beendeter Inspizirung aus Wilhelmshaven hierher zurückgekehrt.
„ Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsischs' Geheime Finanz⸗Kath Golz ist nach Dresden ab— gereist.
Bayern. München, 4. April. (W. T. B.) Die
Kammer der Ab geordneten stimmte heute dem Beschluß der Kammer der Reichsräthe, betreffend die Bewilligung eines
Staatszuschussses von 150 000 S zum Bau der Eisen—
bahn⸗Strecke Pasing-Hersching, zu, und nahm schließlich das ganze Gesetz über die Lokalbahnen mit 107 gegen 35 Stimmen an.
—
Baden. Karlsruhe, 4. April. (W. T. B.) Die. Zweite Kammer berieth heute die Petition von Ta- 109 Pforzheimer Fabrikanten, die Regierung zu er⸗ suchen, im Bundesrath ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß die Bestimmungen des Gesetzentwurss, betreffend die Regelung des Feingehalts von Gold- und Silber? waaxen, soweit sie die Goldwaaren betreffen, nicht zum Vollzug gelangen. Die Kammer beschloß die Dring⸗ lichkeit für die Berathung der Petition und empfahl die Ueberweisung derselben an die Regierung in dem Sinne: die Regierung möge, soweit thunlich, sich bemühen, die Pforz— heimer Industrie vor Schädigung zu bewahren. Im Lauf der Debatte wurde betont: aus dem Antrage dürfe nicht ge⸗ folgert werden,
ͤ t daß die Regierung veranlaßt werden solle, in einer bestimmten Richtung vorzugehen. Das Haus vertagte sich hierauf bis zum 22. d. M.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 3. April. (Lpz. Ztg.) Das heute über das Befinden Ihrer Hoheit der Frau Her⸗ zogin ausgegebene Bulletin lautet: Gestern etwas mehr Appetit, Abends leichtes Fieber (338 R.). Nacht weniger gut als die vorige. Heute subjektives Befinden besser. Temperatur 37,*„. Puls 96. Athmung 26. Die Lösung der Lungen— entzündung hat Fortschritte gemacht. Eilert.
Oesterreich Ungarn. Wien, 3. April. (Wien. Abdp.) Das Abgeordnetenhaus hat heute feine letzte Sitzung vor den Osterferien abgehalten. In derselben wurde die Branntweinsteuer-Vorlage in zweiter Lesung vollstän⸗ dig erlebigt und sofort auch in dritter Lesung zum Beschluß erhoben. Auch die zu der Vorlage beantragten Resolutionen wurden angenommen.
Pest, 3. April. (Wiener Abdp.) Der ständige Dreier— Ausschuß des un garischen Oberhaufes zog gestern den Gesetzentwurf über die Spiritussteuer in Berathung und. 4cceptirte denselben als Grundlage für die Spezialdebatte. Im Verlauf der letzteren wurden mehrere Modifikationen des Gesetzentwurfs beantragt und angenommen. Mit der Ab⸗— fassung des Berichts wurde Baron Emil Pongräcz betraut.
— 5. April. (W. T. B.) Im Unterhaufe brachten Appyonyi, Falk und Hoitsy heute Interpeklationen, be⸗ treffend den Erlaß des Statthalters von Nieder-QOesterreich über die Vieheinfuhr aus Ungarn, ein.
Großbritannien und Irland. Lon don, 3. April. (Allg., Corr.) Die Königliche Jacht „Osborne“, welche die Leiche des Herzogs von Albany von Cherbourg nach England überführt, wird heute gegen Abend auf der Rhede von Spithead erwartet. Die Leiche wird aber erst morgen Vormittag 10 Uhr gelandet und nach Windsor über⸗ geführt werden, woselbst die Vorkehrungen für die Beisetzung derselben in der Königlichen Gruft des Windsor⸗ schlosses nahezu vollendet sind. Der Beisetzungsfeier werden außer den Mitgliedern der Königlichen Familie
söderativer Grundlage jeder Zeit bereit; eine Fortbildung der
und den fremden Fürstlichen Gästen die Großwürdenträͤger des
Wldleden beider Häuser des Parlaments beiwohnen. Die
eiches, die Kabinets-Minister, das diplomatische Corps und
rauer um den verstorbenen ** ist fast allgemein. Alle stlichkeiten, Bälle, Concerte u. s. w. sind verschoben. Am onnabend, dem Beerdigungstage, werden die Fondsbörse, die Bank von England, die Gerichtshöfe, der Erystallpalast und die meisten Geschäfte in London wie in den Provinzstädten zeschlossen bleiben. .
— 3. April. (Allg. Corr.) Der Premier Gladstone, welcher noch immer leidend ist, hat sich wieder aus Downing Street in die ländliche Einsamkeit von Coombe Warren zurückgezogen.
Die Friedensgesellschaft der Arbeiter nahm vor einiger Zeit eine Resolution an, in welcher dem Abscheu vor den „Massenabschlachtungen von Tausenden tapferer Männer im Sudan“ Ausdruck gegeben und die Regie⸗ rung gebeten wurde, ihr Versprechen, Egypten und den Sudan zu räumen, einzulösen und so jedem weiteren Blut⸗ vergießen ein Ende zu machen. Lord Granville und Rr. Gladstone haben nun durch ihre Privatsekretäre den Empfang dieser Resolution in einem Schreiben hbestätigen lassen, in welchem es heißt: „Die Vorstellungen der Friedens⸗ gesellschaft der Arbeiter werden stets die achtungsvolle Würdi⸗ ung Lord Granville's und Mr. Gladstone's finden. Es könnte aber nicht klar genug verstanden werden, daß die Verträge, unter deren Bestimmungen das Land in Egypten handelt, nicht von der gegenwärtigen Regierung abgeschlossen wurden.“
— 4. April. (W. T. B.) Die Leiche des Herzogs von Albany ist, von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Wales, Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen und anderen Fürstlich⸗ keiten geleitet, heute Vormittag mittelst Extrazuges von Portsmuth nach Wales übergeführt, auf, der Station Windsor von Ihrer Majestät der Königin und den Prinzessinnen empfangen und sodann nach der Albert⸗ Nemorial-Kapelle gebracht worden, wo ein Trauer⸗ gottesdienst abgehalten wurde.
Dublin, 4. April. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat die Regierung eine Konspiration von Ange— hörigen der irischen „Invineibles“ entdeckt, welche die Sprengung des Gefängnisses in Mount-Joy zur Befreiung der dort inhaftirten, zu Zwangsarbeit verurtheilten fenischen Gefangenen bezweckte. Die Gefängnißwache sollte durch Geld bestochen werden, welches durch Zeichnungen in Irland und den Vereinigten Staaten aufgebracht worden war. Die Verschwörer handelten im Einvernehmen mit den amerikanischen Dynamitverschwörern. Die in Mount-Joy in—
haftirten Gefangenen sind nach England gebracht worden.
Frankreich. Paris, 2. April. (Fr. Corr.) Die Minzster beschlossen in einem heute Morgen abgehaltenen Conseil, sich nicht an der Diskussion über die Kredite für Madagascar, welche heute Nachmittag in den Bureaus der Kammer zur Ernennung einer Kommission stattfand, zu betheiligen. Die gewählten Kommissare sind mit Ausnahme der Abgg. de Lanessan und Georges Perin sämmtlich für die Votirung des verlangten Kredits von 165 000 Fr. zur Deckung der Mehrausgaben im letzten Quartal von 1833. .
„Paris“ bringt folgende Note: „Einige Blätter („Telegraphe“ u. a.) haben gemeldet, wir wissen nicht, nach welcher Autorität, daß der Admiral Miot, welcher abgereist it, um den Admiral Galiber auf Madagascar ju er— sen, angewiesen worden sei, die Bucht von Diego-Suarez auf dem Nordosten der Insel zu besetzen. Diese Nachricht ist unrichtig. Gemäß der ihm mitgegebenen Instruktionen soll sich Idmiral Miot bis auf Weiteres darauf beschränken, die Unterhandlungen da wieder aufzunehmen, wo sie sein Vor⸗ gänger gelassen, und den Blokus von Tamatave und Majunga aufrecht zu erhalten.“
— 3. April. (Köln. Ztg) Der Ausschuß der De⸗ putirtenkammer für Madagascar hat sich mit 9 gegen 2 Stimmen für die Annahme der Kreditforderung
erllärt.
— 4. April. (B. T. B.) Die nahm heute nach der von dem MinisterPräsidenten Ferry und vom Finanz-Minister Tirard ge⸗ gebenen Auskunft eine Vorlage an, wonach vom nächsten September ab die Zuckerrübe besteuert werden soll; die Besteuerung des Zuckerrübensaftes wurde abgelehnt. Ferner murde beschlossen, auf ausländischen europäischen Zucker einen Zuschlagszoll von 3 Francs, auf Rohzucker einen solchen von 7 Fr. zu legen; Ausländer sollen einen Zu⸗ schlagszoll von 4 Fr. bezahlen, der aber im Falle der Wieder— ausfuhr zurückvergütet wird.
Das Journal „Paris“ dementirt die Meldung des „New⸗Hork-⸗Herald“, daß Frankreich Lang son und Cas— bang besetzen wolle, und daß ein Einmarsch auf das chine⸗ sische Gebiet beabsichtigt sei, und bemerkt: die militärischen Dperationen in Tongking würden nach der bevorstehenden Einnahme Honghoas als beendet betrachtet werden.
Aus Lille wird gemeldet: in Denain habe die Ankunft des Redacteurs Roche vom „Intransigeant“, der dort eine Konferenz habe abhalten wollen, zu öffentlichen Kundgebungen geführt. Ein Zug von gegen 3000 Strikenden habe sich unter aufrührerischen Rufen durch die Straßen bewegt; die Striken⸗ den hätten die nicht strikenden Arbeiter einzuschüchtern gesucht, und die Gensd'armerie sei nicht stark genug gewesen, um die Strikenden zu zerstreuen. Es sind in Folge dessen Truppen nach Denain abgesendet worden.
— 5. April. (W. T. B.) In Denain wurden, weiteren Neldungen zufolge, 10 von den Strikenden verhaftet, welche die nicht strikenden Arbeiter an der Arbeit zu ver⸗ kindern suchten. Zum Schutz der Gruben von Anzin werden Truppen erwartet.
= Gr. Corr.) Das Ausgabenbudget des Kriegs— Uinisteriums ist an die Abgeordneten vertheilt worden. Der Gesammtvoranschlag beträgt für das Jahr 1885 zu— sammen 681 z0tz 230 Fr, und zwar 596 3856 230 Fr. an ordentlichen und 85 Millionen Francs an außerordentlichen lusgaben. Das am 29. Dezember 1883 votirte Finanzgesetz für 1884 warf im Ganzen 756 318 580 Fr. (596 gis 583 Fr im ordentlichen und 110 Millionen Francs im außerordentlichen Budget) für das Kriegs⸗-⸗Ministerium aus. Die Ausgaben für das ommende Jahr sind demnach um 25 012 350 Fr. niedriger, als die ur das laufen de, und diese Differenz vertheilt fich mit 12350 Fr. auf das ordentliche und 25 Millionen Francs auf das außerordentliche udget, von welch letzterem sast ein Viertel abgestrichen wurde.
as Effektiv der Armee wurde in den Voranschlägen mit Aus⸗ schluß der gemischten Compagnien in Tunis auf 521 089 Mann angegeben. Die Besatzung von Tunis wurde, wie heuer, mit I6 660 Mann berechnet, die von den Truppenkörpern Algeriens
Zuckerkommission
und Frankreichs detachirt werden. Das Effektiv der gemisch⸗ ten Compagnien beträgt 3333 Mann. Die Zahl der Pferde ist auf 129 339 angegeben, wobei aber die provisorisch in Tunis verwendeten und die 1432 der gemischten Compagnien nicht mit eingerechnet erscheinen.
Italien. Rom, 4 April. (W. T. B.) In der Depu⸗ tirten kammer verlangte heute bei der Berathung des Budgets für das Ministerium des Auswärtigen der Deputirte Brunialti Auskunst über das Verhalten, welches der Minister in Bezug auf das Aufgeben des Sudan von Seiten Egyptens einnehmen werde. Der Deputirte Ca⸗ valletto fragte: welche Maßnahmen die italienische Regie⸗ rung zum Schutz der italienischen Stgatsange⸗— hörigen und der italienischen Interessen in Egypten ge⸗ troffen habe, und wies auf die Verpflichtung der Regierung hin, auch in den österreichisch oder englisch gewordenen Provinzen der Türkei diesen Schutz eintreten zu lassen. Der Depu⸗ lirte San Giuliano gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Anschluß Italiens an das deutsch-österreichische Bündniß zur Aufrechterhaltung des italienischen Einflusses im Mittel⸗ ländischen Meere beitragen werde, bezweifelte indeß, ob Italien auf seine Allüirten werde zählen können, wenn es keine klaren Abmachungen gebe, und er— örterte die wirklichen und die möglichen Vor⸗ theile, die die Allianz mit Deutschland und Oester— reich Ungarn Italien gewähre. Der Deputirte Maurigi er— klärte: er würde den Minister wegen der Tripelallianz be— glückwünschen, wenn seit dem Beitritt Italiens nicht neue Thatsachen die Situation verändert hätten, denn es könne ja sein, daß ein Beitritt Rußlands zu dem Bündniß den Zweck habe, eine Entwaffnung herbeizuführen; er wünsche deshalb zu wissen, ob Italien derartige Verpflichtungen ein— gegangen sei, und welcher Art diese Verpflichtungen seien. Der Minister Mancini behielt sich der vor— gerückten Stunde wegen die Beantwortung dieser Fra— gen für morgen vor und erwiderte nur auf eine weitere Anfrage Toscanelli's: in der Angelegenheit der Propaganda hahe keine auswärtige Regierung irgend welches Ersuchen oder irgend welche Empfehlungen an das italienische Kabinet gerichtet; auch sei nicht die geringste Ein⸗ mischung in dieser Frage versucht worden, die ausschließlich dem Gebiete der inneren Landesangelegenheiten angehöre und den Gegenstand einer Entscheidung durch die kompetente Justiz— behörde gebildet habe. Wenn jemals ein solcher Schritt unter— nommen werden sollte, würde die Regierung gegen diese Ein⸗ mischung in die innere Politik des Landes protestiren.
— 5. April. (W. T. B.) Die Majorität der Depu— tirtenkammer hat in einer unter dem Vorsitz von Depretis abgehaltenen Konferenz Biancheri als Kandidaten für das Präsidium der Kammer aufgestellt. Die fusionirte Linke wird sich am Montag Vormittag über ihren Kandi— daten schlüssig machen.
Griechenland. Athen, 3. April. (Wien. Ztg.) Nach den Darlegungen des Minister-Präsidenten in der Kammer . das Budget einen Ueberschuß von zwei Millionen ergeben.
Türkei. Konstantinopel, März. Die hohe Pforte hat mittelst Frade vom 15. Rebi-ul-Akhir 1299 (1.13. Fe— bruar 1884) das Paßwesen neu geregelt. Im Interesse der nach der Türkei reisenden Deutschen wird auf nachstehende Bestimmungen aufmerksam gemacht:
Fremden ist der Aufenthalt in der Türkei nur dann gestattet, wenn sie mit einem vorschriftsmäßig ausgestellten Paß versehen sind, welcher von der türkischen Gesandtschaft oder einem tür— kischen Konsulate in demjenigen Lande, von welchem aus die Reise angetreten wird, visirt sein muß. Pässe aus solchen Ländern, in welchen sich keine türkische Vertretung befindet, müssen dem nächsten türkischen Konsulate auf dem Reisewege nach dem Bestimmungsorte zur Vi—⸗ sirung vorgelegt werden. Die Visagebühr beträgt 20 Piaster. Die Fremden sind ferner verpflichtet, innerhalb sechs Monate nach ihrer Ankunft in der Türkei die Pässe bei der Hafenpolizei in Konstantinopel oder bei dem zuständigen Beamten in den Provinzen vorzuzeigen. Den Reisenden wird demnächst eine Aufenthaltskarte verabfolgt, welche für diejenige Zeitdauer ausgestellt wird, während deren der Betreffende sich nach der von ihm abzuge— benden Erklärung in der Türkei aufzuhalten beabsichtigt. Ein Verzeichniß der mit solchen Aufenthaltskarten verfehenen Personen wird in Zwischenräumen von drei Monaten der Polizei⸗Präfektur mitgetheilt. Für jede Person über 15 Jahre muß eine besondere Karte ausgestellt werden, welche auf den Namen zu lauten hat.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. April. (W. T. B.) Dem früheren General⸗Gouverneur von Turkestan, General⸗Lieutenant Tscherniajeff ist zur Her⸗ stellung seiner Gesundheit ein viermonatlicher Urlaub ins Ausland bewilligt worden.
Bei der Enquete über den Zoll auf Gußeisen hat sich das Börsencomité dem Fin anz-Ministerium gegenüber dahin ausgesprochen, daß die Erhöhung des Ein⸗ fuhrzolles auf Gußeisen bis auf 15 Kopeken per Pud den Ruin vieler einheimischer Hüttenwerke herbeiführen würde, ohne die Einfuhr des Gußeisens aus dem Aus⸗ lande gänzlich verhindern zu können; letzteres könne erst durch eine Zollbesteuerung des ausländischen Gußeisens mit etwa 35 Kopeken per Pud erreicht werden. Zur Entwickelung der einheimischen Produktion des Gußeisens empfiehlt das Börsen⸗ comité der Regierung, die Errichtung von Hochöfen in Ruß⸗ land dadurch zu fördern, daß für das auf denselben hergestellte Gußeisen aus russischem Erz eine Prämie von etwa 10 Ko— peken per Pud gewährt werde.
Mittel⸗Amerika. Mexiko. (Allg. Corr.) Ein Tele⸗ gramm des Reuterschen Bureaus meldet die am 1. d. erfolgte Eröffnung des mexikanischen Kongresses. Präsident Gonzales bezeichnete in seiner bei dieser Gelegen⸗ heit gehaltenen Rede die Beziehungen Mexiko's zu den aus⸗ wärtigen Mächten als herzlich. Die Verschmelzung der Han⸗ delsbank mit der Nationalbank sei erfolgt, aber es sei noch nicht festgestellt, welche Schritte die Nationalbank zur Regelung der englischen Schuld ergreifen werde. Der Präsident fügte hinzu, daß Unterhandlungen mit England zur Wiederauf⸗ nahme der diplomatiichen Beziehungen im Gange sind.
Afrika. Egypten. Kairo, 4. April. (W. T. B.) Morgen wird ein Bataillon unter dem Befehl des Obersten Chermside nach Suakim abgehen. Die Majors Kitchiner und Rundell, zwei in der egyptischen Armee dienende eng—
lische Offiziere, sind in Assuan eingetroffen und haben den Befehl, nicht weiter zu gehen.
Der frühere Minister des Innern, Ismail Pascha Eyub, ist gestorben.
— Allg. Corr.) Dem Reuterschen Bureau wird aus Suakim unterm 2. d. M. gemeldet: Von Massaua sind Briefe hier eingetroffen, welche besagen, daß Major Haggard den abessynischen Fürsten Bal Amba Ras bei Kalamet an—⸗ getroffen habe. Derselbe theilte dem Major Haggard mit, daß seine Familie von dem Gouverneur von Maffaua gefangen genommen und als Geißeln zurückgehalten worden, wo⸗ durch er sich gezwungen gesehen habe, die Partei der Egypter zu ergreifen und sich gegen König Johann aufzu⸗ lehnen. Er drohte, Massaua niederzubrennen, wenn seine Familie nicht freigegeben werde, und erbot sich, die Waffen niederzulegen und sich zu unterwerfen, wenn ihm versprochen würde, daß er nicht dem König Johann ausgeliefert werde. — Admiral Hewett hat sich heute von hier an Bord des „Euryalus“ nach Massaua eingeschifft.
Suakim, 2. April. (Allg. Corr) Die Rebellen haben einige der befreundeten Stämme wenige Meilen außerhalb Suakim angegriffen. Sie erbeuteten 150 Kameele, und in dem Kampfe sollen sechs Mann gefallen sein. Osman Digma ist in Tamanieb und verhält sich ziemlich ruhig.
Zeitungsstimmen.
Dem „Deutschen Handelsarchiv“ wird aus Kiel (Mitte Januar) geschrieben:
Für die Industrie unserer Provinz ist ein weiterer allgemeiner Fortschritt im abgelaufenen Jahre unverkennbar, wie die mannig⸗ fachen Neuanlagen und Vergrößerungen der Fabriken und son stiger gewerblicher Etablissements — namentlich für Tuch⸗, Maschinen⸗ und Zuckerfanriken, für Bierbrauereien und Brennereien, die Anlagen für den Eisenschiffbau ꝛc. — sowie die stete Vermehrung der Arbeiter— zahl beweisen.
In Neumünster, dem Hauptsitze unserer Textil industrie, herrschte das ganze Jahr hindurch fast für alle Branchen das regste Leben, doch war auch hier im Allgemeinen die Signatur des Marktes große Umsätze und recht geschmälerter kleiner Verdienst.
Namentlich vollauf beschäftigt waren die Tuchfabriken, die sich vielfach bei der immer schärfer hervortretenden inländischen Kon— kurrenz zu Verbesserungen und bedeutenden Erweiterungen, trotz der so gedrückten Preise, veranlaßt gesehen haben. Geklagt wird, daß sich auch die Konkurrenz in der Verwendung minderwerthiger Surro⸗ gate zur Herstellung eines wohlfeileren Fabrikats fühlbar macht.
Auch die Baumwollenfabrikation, bei der sich gegen frühere Jahre eine Besserung bemerkbar machte, hat unter gleichem Uebelstand zu leiden, indem die auswärtige Konkurrenz vielfach versucht, den Mangel inneren Gehalts durch künstliche Mittel zu verbergen, wodurch, namentlich in den letzten Monaten, das Geschäft recht beeinträchtigt gewesen sein soll.
Die Tricotagen⸗, Papierfabriken und Gerbereien hatten guten und lohnenden Absatz, wogegen die Mühlenindustrie in der letzten Hälfte des Jahres gegen den gleichen Zeitraum 1882 weniger beschäf⸗ tigt gewesen ist.
Den Brauereien ist durch die größere Konkurrenz der Absatz zwar sehr erschwert, die Produktion derselben hierdurch indessen bis jetzt noch nicht verringert, dagegen der Verdienst durch die hohen Hopfenpreise wesentlich geschmälert worden.
Die Eisengießereien hatten bei befriedigenden Preisen vollauf Be—⸗ schäftigung. ;
Ist das Geschäftsresultat für das abgelaufene Jahr im All— gemeinen kein glänzendes gewesen, so hat sich indeß die Industrie in keiner Weise zurückdrängen lassen, sich vielmehr wohl manches neue Absatzgebiet eröffnet.
Für die Baltischen Mühlen gestaltete sich das Geschäft wesent—⸗ lich ungünstiger wie im Vorjahre, da die Ernte hinsichtlich der Qualität geringer ausgefallen und in England eine stärkere Kon kurrenz, namentlich für amerikanisches Mehl, zu bestehen war.
Butter bildet für unsere Provinz einen Hauptexportartikel.
Die bolsteinische Butter hat trotz der großen Konkurrenz an den fremden Märkten noch immer ihren alten guten Ruf aufrecht erhalten und gilt entschieden als erste Qualität. Auch im vorigen Jahre fanden regelmäßige Versendungen nach Spanien und den stropsschen Ländern statt.
— Die „Bremer Handels-Zeitung“ schreibt über das Verbot der Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches:
Auch wir bedauern lebhaft das Einfuhrverbot, da durch dasselbe ein bedeutender Handelszweig vernichtet und ein billiges Nahrungs⸗ mittel ausgeschlossen wird, und wir hoffen sehr, daß die amerikanische Regierung energische Vorsichtsmaßregeln ergreift und auf— richtig durchführt, damit an die Aufhebung des Ver— bots gedacht werden kann. Dagegen muß man Verwah⸗ rung einlegen, wenn deutsche Blätter die Maßregel als aus schutzzöllnerischen Motiven entsprungen hinstellen und die sanitären Gründe als den Deckmantel für die protektionistischen Absichten be⸗ zeichnen, womit also der deutschen Regierung ein vertragswidriges Vor- gehen gegen die Vereinigten Staaten untergeschoben wird. In der politischen Kampfesweise ist man allerdings mit der Zeit Mancherlei gewohnt geworden und wundert sich nicht mehr, wenn auch dieser Trumpf gegen die Regierung benutzt wird. Die Opposition hat System in ihrem Vorgehen, anfangs versuchte man den Leiter unseres Staats⸗ wesens als Charlatan auf dem Gebiete der inneren Politik hinzu⸗ stellen und mit dem Rufe „der Mann wird alt, der Mann hat sich überlebt“ suchte man die Autorität zu untergraben, welche Thaten und Erfolg ihm geschaffen. Jede Gelegenheit der Aeußerung mußte aber selbst den Blindesten den Beweis von der überragenden geistigen Ueberlegenheit des Kanzlers seinen Gegnern gegenüber unwiderleglich liefern, und so griff man erst schüchtern, dann immer dreister zu einer anderen Kampfesweise. Man verdächtigt seinen Charakter; nicht mehr das Wohl des Gemeinwesens, sondern den Vortheil seiner juakerlichen Standesgenossen giebt man für das Endziel der Politik des Reichskanzlers aus. Die vorgeschlagene Steuerfreiheit der Dienstwohnungen der Reichsbeamten, die Holzzollvorlage, der Getreidezoll, das besprochene Einfuhrverbot ꝛc. lassen sich leicht zum Beweise zurechtschmieden, wie die juakerlichen Gutsbesitzer auf Kosten des armen Mannes sich zu bereichern streben, und bekanntlich sind auch im Besißze des Reichskanzlers große Güterkomplere, weite Wal⸗ dungen und eine glänzende Dienstwohnung 2c. Das ist die Beweis⸗ kette, die Tag für Tag entweder versteckt in „anständigen‘ Partei⸗ blättern oder unverhohlen in schmutzigen Agitationsschriften dem Publikum vorgeführt wird, und eigenthümlich erscheint es, wie selbst achtenswerthe Männer, welche über jede Verläumdung ihres Neben menschen in Entrüstung gerathen würden, hier die Verdächtigung ohne Prüfung und deshalb ohne die ihr gebührende Verachtung hinnehmen. Schmähliches Schauspiel und doppelt schmählich, daß der gesunde Sinn des Volkes sich nicht aufbäumt gegen dieses Getriebe, daß es sich nicht lossagt von den Männern, welche die Ehre des vor Kurzem noch so hoch verehrten Kanzlers für vogelfrei erklären wollen. Frei⸗ lich haben sich diese das wirksamste Kampfesmittel erwählt; sagt doch schon Goethe:
MUeber's Niederträchtige keiner sich beklage, . Denn es ist das Mächtige, was man Dir auch sage.