1884 / 91 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Apr 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Zurich, durch die unterzeichnete Landespolizeibehörde verboten worden ist. Cöln, den 15. April 1884. ; Königliche Regierung, Abtheilung des Innern. von Guionneau.

Die Königliche Kreishauptmannschaft als Landespolizei⸗ behörde hat die nichtperiodische Druckschrift: „Das Recht auf Faulheit.“ Pon Paul Lafargue. KRus dem Französischen. Hottingen⸗Zücich. Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei 1884, auf Grund van §8. 1 und 12 des Reichsgesetzes gegen die gemein refährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 31. Oftober 1878 verboten. Leipzig, den 16. April 1884. Königliche Kreis hauptmannschaft. von Seckendorff.

3zęo/o Anlehen der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. von 5000000 Fl. vom 12. Mai 1846.

Bei der am 8. d. Mts. stattgefundenen 31. Verloosung des An⸗ lehens der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. vom 12. Mai 1846 wurden nachverzeichnete Nummern gezogen:

A. zur Rückzahlung auf den 1. Juli 1884.

Iitt. E. à 1000 Fl. 1714 ½ 29 34 Nr. 119 206 290 292 375 181 515 596 60r 716 774 789 813 S857 916 952 982 1040 1174 1239 1263 1323 1447 1451 1464 1487 1528 1589 1651 1711 1734 = 31 Stück über 31 000 Fl. oder 53 142 M 99 3.

Litt. E. à 500 Fl. 857 ½ 14 83 Nr. 1829 1832 1857 1877 1884 1887 19337 2008 2232 2316 2378 2440 2450 2560 2583 27727 16 Stück über 8000 Fl. oder 13714 606 24 8.

itt. E. à 300 Fl. 514 M 209 83 Nr. 28541 2905 2962 3094 3155 3261 3275 7 Stuck über 2100 Fl. oder 3600 6 3 *

LIitt. E. à 100 Fl. 171 0 43 * Nr. 3329 33589 3398 3418 3496 3568 3530 3555 8 Stück über 800 Fl. oder 1371 M 44 3. Litt. E. Summa 62 Stück über 41 900 Fl. oder 71 828 M 70 .

B. zur Rückzahlung auf den 1. Januar 1885.

Litt. F. à 1000 Fl. 1714 6 29 3 Nr. 104 125 140 182 185 242 A3 318 358 659 683 713 738 878 944 1106 1152 1166 1153 1237 1349 1355 1356 1365 1367 1451 1486 1538 1891 1604 j745 —= 31 Stück über 31 000 Fl. oder 53 142 99 3.

Litt. F. Z 560 FI. S657 d 14 83 Nr. 1850 1961 2012 2020 20MM 21651 2150 2270 2286 2348 2398 2513 2700 2719 2747 2785 16 Stück über 8000 Fl. oder 13 714 M 24 5.

Litt. F. à 300 Fl. 514 1M 29 3 Nr. 2811 2914 2917 3071 z129 3312 3289 7 Stück über 2100 Fl. oder 360) M 3 8.

Iitt. F à 100 Fl. 171 M 43 3 Nr. 3397 3416 3435 3442 3454 3580 3590 3649 3708 9 Stück über 900 Fl. oder 1545 S 87 J. Jitt. F. Summa 63 Stück über 42 000 Fl. oder I2 000 AM 13 4. .

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermin stattfindet, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., bei der König⸗ lichen Staatsschulden-Tilgungskasse in Berlin, socwie bei jeder Königlichen egkerungs, und Bezirks Hauptkasse gegen a,,, der Obligationen mit den dazu gehörigen nicht verfallenen Zinsscheinen und der Zinsschein ⸗Anweisungen und zwar bei den Obligationen Litt. E. nur mit Zinsschein⸗Anweisung und bei den Obligationen Litt. F. mit Zinsscheinen Reihe II. Nr. 2 bis 8 und Zinsschein⸗Anweisung erheben können. .

Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurückzugeben den ZJinsscheine bei den Obligationen Litt. F. wird an dem Kapital⸗ betrage zurückbehalten. . ;

Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen nicht bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., oder bei der Königlichen e gn gn, e n n, in Wiesbaden, son⸗ dern bei einer der anderen Kgssen bewirkt werden, so sind die be— treffenden Obligationen mit Zinsschein⸗Anweisung bei Litt. B., mit Zinsscheinen und Zinsschein ⸗Anweisung bei Lätt. F. vierzebn Tage vor Dem Berfalltermin bei diesen Kassen einzureichen, von welchen dieselben vor deren Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzu—

senden sind. . Rückständig sind noch aus der Verloosung Litt. E. Nr. 3798. 2. Verloosung Litt. E. Nr. 1818. Berloosung Litt. E. Nr. 139. Verloosung Litt. E. Nr. 2536 3645. BVerloofung Litt. E. Nr. 2677 3026, Litt. F. Nr. 1129 2178,

Verloosung Litt. E. Nr. 2217 2807 3262.

BPerloosung Titt. E. Nr. 2102 2804, Litt. F. Nr. 915 19658, Nr. 2095 2594 2986 3001 3206.

BVerloosung itt. EB. Nr. 1803 1859 3072 3735 3766, Rr. 146 1754 1895 3642 3719. 9. Berloofung Litt. E. Nr. 1457 2655 3618 3709 3800, Nr. 1449.

30. Verloosung Litt. E. Nr. 1149 1565 1862 2072 2552 3730 3768, Litt. F. Nr. 885 896 1428 2151 2182 3137 3156 3634 3659 3689. .

Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert. ö

Wiesbaden, den 12. März 1884.

Der Regierungs⸗Präsident: von Wurmb.

Aichtamtliches.

Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 17. April. Se. Maje stät der Kaiser und König nahmen im Kaufe des heutigen Vor⸗ mittags die Vorträge des Kriegs-Ministers und des Chefs des Militaͤrkabinets entgegen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag 11 Uhr militärische Meldungen entgegen und empfing um 12 Uhr den Unter—⸗ Staatssekretär im Ministerium für Landwirthschast, Domänen und Forsten, Wirklichen Geheimen Rath Marcard.

Der Kaiserliche Botschafter am Königlich groß⸗ britannischen Hofe, Graf zu Münster, hat einen ihm Aller⸗ höchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von London fungirt der Botschafts⸗Sekretär Graf Vitzthum von Eckstädt als Geschäftsträger.

Der General⸗Lieutenant von Hartrott, Direktor des Militär⸗Oekonomie⸗Departements im Kriegs⸗Ministerium, hat eine 14ägige Dienstreise nach den Provinzen Preußen und Pommern angetreten.

Sachsen. Dresden, 16. April. Der König beabsich⸗ tigt sich, wie das Dr. J.“ meldet, zum Gebrauch einer Badekur am 19. Mai zu einem mehrwöchigen Aufenthalt nach

Ems zu begeben.

Baden. Karlsruhe, 13. April. (Allg. Ztg. Im Ministerium der Justiz, des Kultus und Unter⸗ richts ist die Stelle eines Ministerialdirektors geschaffen und die⸗ selbe dem vorsitzenden Rath von Seyfried übertragen worden. Zur aushülfsweisen Verwendung mit Sitz und Stimme im Kol⸗ le, iun. wurde diesem Ministerium Ober⸗Schulrath Becherer unter Belassung in seiner dermaligen Stellung als Geheimer Regierungs- Rath beigegeben. Die seit mehreren Jahren nur kommissarisch besetzte Stelle des Steuerdirektors ist wieder definitiv besetzt worden, da es sich gezeigt 6. daß diese Direktion mit ihrem umfangreichen Geschäftskreise nicht gut durch einen Rath des Finanz⸗Ministeriums ver⸗ fehen werden kann. Zum Steuerdirektor wurde der Geheime Referendar von Teuffel im Finanz⸗Ministerium ernannt. In den letzten Wochen wurden die Kreis ver⸗ fammlung en abgehalten, deren Geschäfte sehr umfänglich find, namentlich hinsichtlich der Armen⸗- und Krankenpflege, der Hebung der Landwirihschaft und der Obstbaumzucht. Die Verhandlungen halten sich jeweils fern von Politik und haben nur das Inieresse der Kreisbewohner im Auge. Darum ist diese Einrichtung sehr segensreich, was auch in der Kammer allgemein anerkannt wurde. Das Lahrer Reichs⸗ waisenhaus wird durch Aufbau eines dritten Stockwerkes für 100 Waisen eingerichtet und die Eröffnung der Anstalt voraussichtlich im Herbst d. J. stattfinden. Es werden nur so viele Zöglinge aufgenommen, wie aus dem Ertrag des vorhandenen Kapitals unterhalten werden können.

. Darmstadt, 17. April. (W. T. B.) Ihre Majeslät die Königin von Großbritannien ist mit der Prinzessin Beairice heute Vormittag R/ Uhr hier ein⸗ getroffen. Die Hohen Herrschaften wurden von Sr. König—⸗ lichen Hoheit dem Großherzog und der Großherzoglichen Familie auf dem Bahnhofe empfangen und in das Palais geleitet, wo Dieselben Wohnung nehmen werden.

Elsaß Lothringen. Straßburg, 15. April. (Elf. Lothr. Itg) Durch Allerhöchste Verordnung vom 19. d. M. werden die Bezirksvertretungen der Bezirke Unterelsaß, Ober⸗ elsaß und Lothringen zu außerordentlichen Bezirks⸗ tagen berufen, welche am 28. d. M. eröffnet und spaͤͤtestens am 30. d. M. geschlossen werden.

Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 15. April. Die „Poli⸗ tische Correspondenz“ bezeichnet die Meldung der „Buda⸗ pester Correspondenz“, daß der Statthalter von Nieder⸗ österreich die Ordre bezüglich seines, den Schlacht vieh⸗ verkehr zwischen Ungarn und Niederösterreich betreffenden Erlasses direkt von dem Ackerbau⸗Minister Falken⸗ hayn erhalten haben soll, der diesen Auftrag ohne Wissen seiner Ministerkollegen und allem Anschein nach ohne Antrag seines Fachreferenten gegeben habe, schon des⸗ halb als unrichtig, weil der Erlaß der Statthalterei aus veterinärpolizeilichen Rücksichten erflossen sei, die Handhabung der veterinärpolizeilichen Vorschristen aber zunächst nicht ins Ressort des Ackerbau⸗Ministers fällt, daher von einer Aktion des Ackerbau⸗Ministers, wie sie die, Budapester Correspondenz“ darstellt, keine Rede sein kann. Weitere Erörterungen der Bemerkungen der „Budapester Correspondenz“ könnten der Sache nicht dienlich sein, da die dies bezuͤglichen Verhandlungen vollständig abgeschlossen seien.

Schweiz. Bern, 15. April. Wie der „Bund“ ver⸗ nimmt, hat der Bundesrath von den Regierungen der Kantone Bern und Neuenburg nicht bloß Mittheilung des Thatbestandes in Betreff der Exzesse gegen die Heilsarmee verlangt, sondern dabei auch die Erwartung ausgesprochen, daß die Strafjustiz gegen die Schuldigen ein⸗ schreiten und daß die staatlichen Polizeiorgane eine Wieder⸗ holung solcher Vorfälle zu verhindern wissen werden. In. Kanton Neuenburg ist auf Begehren der Staatsanwaltschast die gerichtliche Unkersuchung im Gange. Eine Klage war ron keiner Seite eingereicht worden. Der Staatsrath hat seiner⸗ seits energische Maßregeln zur Verhütung weiterer Unruhen ergriffen. Der „Bund“ bezweifelt nicht, daß der Kanton Bern diesem Beispiel jolgen werde.

Belgien. Brüssel, 15. April. (Köln. Ztg.) Der Senat ist heute zusammengetreten, um das allgemeine Staatsbudget in Berathung zu nehmen. Zugleich mußte die Geschäftsordnung mit dem neu eingeführten Verfahren bei der Abstimmung über die Einzel⸗Etats und über das Ge⸗ sammte in Einklang gebracht werden. Solvyns beantragte, daß in jedem Falle, wo keine Einmüthigkeit vorhanden sei, unter Namensaufruf abgestimmt werden solle. Die Versamm⸗ lung beschloß aber, darauf nicht einzugehen, sondern als Regel festzustellen, daß die Mehrheit durch Aufstehen und Sitzen⸗ bleiben ermittelt werde. Nur auf bestimmten Antrag soll der Namensaufruf eintreten. R

Der neue Erzbischof von Mecheln, Goossens, hat am Sonnabend vor verfammeltem Kapitel seinen nn ein⸗ genommen, um seinem Nachfolger auf dem Bischofssitze in Namur, Belin, am Ostersonntoge die canonische Weihe ertheilen zu können. Diese Weihe ist in großer Feierlichkeit zu Namur erfolgt. Der festliche Einzug des Erzbischofs in feine Metropolitanstadt Mecheln findet am 29. d. Mts. statt.

Großbritannien und Irland. London, 15. April. (Allg. Corr) Ein großer Theil des Raumes der heutigen Londoner Blätter ist den Oster⸗Freiwilligenmanövern gewidmet. Die große Parade bei Portsmouth hat viel Befriedigung erregt. J

17. April. (W. T. B.) In einem heute veröffentlichten Schreiben der Königin aus Windsor⸗castle, vom 14. d. M., spricht . Majestät ihren Unterthanen in allen Theilen des Reiches ihren wärmsten Dank aus für die der Königin und der Herzogin von Albany anläßlich des Todes des Herzogs von Albany bewiesene Theilnahme. Die Königin fügt hinzu: ohwohl sie durch die zahlreichen schmerzlichen Prüfungen der letzten Jahre sehr erschüttert sei, werde sie doch nicht den Muth verlieren, sondern vielmehr bemüht sein, so lange wie möglich fär das Wohl des Landes zu arbeiten. Die Königin spricht sodann der Herzogin von Albany, welche den schweren Schicksalsschlag mit bewundernswerther Resignation getragen habe, ihre Anerkennung aus. Das Schreiben schließt

mit dem Wunsche der Königin, ihren Dank auch allen anderen Ländern für deren Theilnahme auszusprechen, ins besondere dem w in welchem der Herzog den letzten Athem⸗ zug

Der Staatssekretär des Innern, Harcourt hielt estern in Derby eine Rede, in welcher er erklärte: unvor⸗ . Ereignisse hätten die Regierung verhindert, die Truppen aus Egypten zurückzuziehen. Was die Frage wegen einer Annexion angehe, so habe England nicht das Recht, Egypten zu annektiren, da dort auch noch andere Mächte Rechte haͤtten. Eine dauernde Verwaltung Egyptens durch England würde zu unausgesetzten Verwickelungen mit den übrigen Mächten führen und die Erhaltung einer Armee in Egypten nothwendig machen, deren Kosten die egyptische Regierung nicht tragen könne.

Frankreich. Paris, 16. April. (W. T. B.) Die Nachricht englischer Blätter, daß die französische Flotte sich nach Amoy begeben und von diesem Orte Besitz ergriffen habe, als Garantie für die Zahlung der Entschädi⸗ gungssumme von Seiten Chinas, entbehrt, bestem Vernehmen nach, jeder Begründung.

Türkei. Konstantin opel, 14. April. (Allg. Corr.) Server Pascha, Adjutant des Sultans, und Ibrahim Bey begaben sich heute an Bord der Kgiserlichen Hacht „Izzedin“ von hier nach Varna zum Empfange des ö st e r⸗ reichischen Kronprinzlichen Paares, dessen Ankunft hier am 17. d. M. erwartet wird.

16. April. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern, Aarifi Pascha, hat seine Entlassung er— halten und ist durch Assym Pascha ersetzt worden.

Numänien. Bukarest, 16. April. (W. T. B.) Der Kronprinz Rudolf von Oesterreich und Ge⸗ mahlin trafen heute Morgen 8 Uhr in Smarda ein und wurden in einer Jacht des Fürsten von Bulgarien üher die Donau gesetzt. Die Weiterreise nach Varna erfolgte im strengsten Inkognito um 8 Uhr 40 Minuten mittelst Extra⸗ zuges.

Schweden und Norwegen. Christiania, 13. April. (Hamb. Nachr) Gleich nach, Ostern gehen der Staats⸗ Minister Lövenskiold und die Staatsräthe Johansen und E. Hertzberg nach Stockholm, um die dortige norwegische Staatsraths-Abtheilung zu bilden. Der konstituirte Staatzrath Lehmann übernimmt dann nach dem Staatsrath Johansen das Marine⸗ und Postdepartement, bis der zehnte Ministerposten besetzt ist.

Amerika. (Allg. Corr.) Aus Philadelphia meldet man der „Times“ u. d. 14. April: Die Ernennung von De⸗ legirten für die Nationalkonventionen, welche die Präsidentschaftskandidaten aufstellen sollen, tritt be⸗ reits stark in den Vordergrund. Die Konventionen werden im Laufe des Juni in Chicago tagen. Auf Seiten der Republikaner kommen Mr. Blaine, Mr. Arthur, Mr. Logan und Mr. Edmunds in Frage. Neuerdings wird auch der Versuch gemacht, General Grant als Kandidaten vorzuschieben. Mr. Robert Lincoln, der jetzige Kriegs⸗-Minister, ist als Vize⸗ Präsident ins Auge gefaßt worden. Der leitende Kandidat der Demokraten ist Mr. Tilden. Es wird sich hauptsächlich um den Gewinn der zweifelhaften Staaten New-Jork, Ohio und Indiana für jede Partei handeln.

Afrika. Egypten. Kairo, 16. April. (B. T. B.) Der General-Konsul Baring empfing eine Depesche des Generals Gordon, vom 8. d. M., nach welcher ein Spion von Saleh Pascha, der sich am Blauen Nil be⸗ finde, von dort angekommen sei und aussage, daß daselbst Alles gut stehe und daß Saleh 500 Reiter um sich habe und über 57 Schiffsladungen Getreide verfüge. In Folge von jnneren Uneinigkeiten in Kordofan sei die von dem Mah da organisirte Expedition gegen Khartum aufgegeben und befänden sich anscheinend zwei Parteien in Auflehnung gegen den Mahdi. Der Versuch Saleh Paschas, den Scheik von El Obeid gefangen zu nehmen, sei mißlungen. Die Plätze Kassala und Sennaar seien gesichert.

16. April. (W. T. B.) Zebehr Paschag erhielt heute Nachmittag nachstehendes Telegramm des General Gordson, vom 7. d. M.: „Ich habe Sie zum General⸗ Gouverneur-Adjunkten des Sudan ernannt. Machen Sie mir von Ihrer Ankunft in Berber Mittheilung; wenn es möglich ist, werde ich zwei Dampfer schicken, welche Sie mit zwei anderen, gegenwärtig in Berber befindlichen mit eiserner Schanzbekleidung zum Schutz der an' Bord befindlichen Truppen versehen wollen. Nehmen Sie auch möglichst viele Leute vom Stamme der Galyieen und liefern Sie häufiger kleinere Gefechte, ohne sich jedoch größeren Gefahren auszusetzen.“ Diese Depesche wird hier als unverständlich angefehen, weil der Stamm der Galyieen sich gegenwärtig im Ausstande befindet, und aus der Depesche nicht hervorgeht, ob die Nichtgenehmigung der Ernennung Zebehrs von Seiten der englischen Regierung dem General Gordon bekannt war.

Seitungsstimmen.

Die „Pfälzer Presse“ bringt die Rede, welche der Ober⸗Bürgermeister Dr. Miquel auf dem Parteitage der Rationalliberalen Süd⸗ und Südwestdeutschlands zu Neustadt a. d. H. am 14. d. M. gehalten hat. Wir entnehmen daraus die folgenden Stellen: .

. „In der nationalliberalen Partei hat es immer Schutz zöllner und Freihändler aus Prinzip gegeben, aber die große Mehrheit der Partei erblickte in diesen Interessenfragen keine Haupt und Staats. fragen eines werdenden deutschen Staates, ihre große Aufgabe als einer Vertreterin deutschnationaler Staaten entsprechend hielt die

roße Mehrheit der nationalliberalen Partei stets an dem Grundsa n daß auch die wichtigsten Zoll⸗ und wirthschaftlichen Fragen do nur Tages und Zweckmäͤßigkeilsfragen seien, die heute so und morgen so nach den veränderten wirthschaftlichen Verhältnissen entschieden werden müßten.

Wir bedauern von ganzem Herzen, daß langjäbrige Kampf genossen diese Dinge anders ansahen als wir, daß sie ein entscheiden des Gewicht auf diese Interessenfragen legten, denn hierin liegt der entscheidende Grund, der sie von uns trennte, allerdings um gerecht zu sein, müssen wir anerkennen, daß hier eine tiefere Scheide zum Vorschein kam. Ich werde später noch darauf zurückkommen. Es ist grundsätzlich die verschiedene Anschauung von den Pflichten. Rechten und Aufgaben der modernen Staatsgewalt, die uns von diesen alten Freunden trennt.

Meine Herren! Nun schelnt diese Scheidung durch die Ver⸗ einigung zur neuen freisinnigen Partei eine definitive geworden zu

sein. Bis dabin konnte man noch immer ein Einbiegen nach uns ju boffen. Freilich, denn wir wollen im vollen Maße gerecht sein, giebt es auch in der neuen frelsinnigen Partei, wie das natürlich ist bei = denkenden Deutschen, vlele Nuancen in den Anschauungen e nach der perfönlichen Stimmung und der historischen Vorbildung. Mit manchen Elementen würden auch wir uns wohl verständigen sönnen, jedenfalls hoffen wir dies für die Zukunft, aber wir wissen doch alle, was die leitende dominirende Stimmung in einer Fraktion bedeutet. Wir kennen die leitenden Männer und das macht uns be⸗ denklich. (Lebhafter Beifall.)

Ich rede bier nicht absichtlich nicht von den aus anderen politischen Kämpfen hergekommenen politischen Gewohnheiten, von gewissen verletzenden Formen politischen Auftretens (Beifall), ich rede auch nickt, meine Herren, von einer unangemessenen Verketzerung selbst nahestehender politischer Anschauungen.

Das Alles ist doch nur sekundär, aber ein Oppositionsgeist, ein negativer Geist, wie wir ihn kennen gelernt baben seit langen Jahren, der stets in Gefahr ist, das Schwergewicht des großen Ganzen, die entscheidenden Dinge für eine Nation über Einzelheiten, die ibm ge= fallen, zu vergessen (Beifall), der stets in Gefahr ist, jeden Anders denkenden, der unter Erwägungen aller gegenüͤberstehenden Machtver⸗ hältnisse das zeitweilig Mögliche, wenn auch nicht immer ideal Beste, nie sein letztes Ziel vergessend, durchzuführen sucht, für einen schwãch⸗ lichen Kompromißmacher erklärt.

Ein negativer Geist. welcher von diesem Standpunkt aus die norddeutsche Reicht verfasfung, unsere deutsche Reichsverfassung, unsere Justizgesetze, unsere Heeresorganifation verworfen hat, unsere Heeres organifation, diese Grundlage unseres nationalen Seins und Werdens, ein solcher Geist flößt in weiten Kreisen Mißtrauen ein. (Stür= mischer Beifall.) .

So ist denn die Heidelberger Erklärung, denn sie ist kein Pro⸗ gramm, zur rechten Zeit gekommen. Es galt zu diesen Neubildungen nicht bloß, sondern zu der veränderten politischen Lage in Deutschland feste und bestimmte Stellung zu nehmen.

Die Heidelberger Erklärung ist kein Zukunftsprogramm. Sie beschränkt sich verständigerweise und das sollten alle politischen Programme thun auf eine bestimmte Stellungnahme zu den brennenden politischen und sozialen Tagesfragen von heute. Die Heidelberger Erklärung ist keine süddeutsche feparatistische Partei⸗ auffassung, sie steht voll und ganz auf dem Boden des Programms der nationalliberalen Partei des Jahres 1881 und schließt sich in allen Punkten an dieselbe an. Aber sie nimmt zu den in der

Zwischenzeit schärfer und bestimmter hervorgetretenen Fragen natur-

gemäß auch bestimmtere und deutlichere Stellung.

Die Heidelberger Erklärung ist kein Akt der Feindseligkeit gegen irgend eine andere Partei, noch weniger aber die Einleitung zur Verschmelzung mit anderen Parteien. (Lebhafter Beifall) Sie be⸗ deutet, daß die nationalliberale Partei des Jahres 1867, der 70er Jahre, auch heute noch dieselbe bleiben will und unabhängig Gir r nach oben und nach unten, fest nach rechts und nach links.

eifall.) . ..

Die Zoll und Wirthschaftsfragen, ob Schutz zoll oder Freihandel, erklärt mit Recht die Heidelberger Erklärung für eine vorläufig für die nächsten Jahre entschiedene Frage. Jeder von uns mag seine per sfönlichen Meinungen haben über die Richtigkeit dieses oder jenes Zollsatzes. In Lem Satze jedoch das können wir verlangen und verlangt die Heidelberger Erklärung mit Recht müssen sich ver⸗ ständiger Weise beide Anschauungen vereinigen: die Mehrheit des Reichstages, die Reichsregierung und die Regierung der einzelnen Staaten hat nun einmal vor wenig Jahren dies neue Zollsystem acceptirt. Es ist in vollster Geltung, es harte noch kaum Zeit gehabt, sich zu bewähren oder nicht zu bewähren. Ein falscher Zollsatz ist weniger nachtheilig als ein ewiger Wechsel im System. (Stürmischer Beifall. Ruhe rar Allem und Sicherheit der Kalkulation thut der Induftrie noth. Welches also auch früher unsere versönliche Mei⸗ nung war, wir müssen doch zuerst zusehen, ob das System sich be⸗ währt, und deshalb lassen Sie untz die Zollfrage für die nächsten Jahre von der Tagesordnung setzen. Meine Herren, ein grundsätz= sicher Standpunkt schließt nicht aus die Beachtung in der Zwischen zeit neu hervortretender Erfahrungen im Einzelnen. Wo Korrek— turen im Einzelnen erforderlich sind, nach oben oder nach unten, da werden wir gewissenhaft und unbefangen erwägen. Nur keinen Krieg zur Zeit gegen das System; Friede vorläufig in den Prin—

nicht eingetreten.

Die Konkurrenz billiger produzirender Länder hat schon dafür gesorgt, daß trotz mäßiger Zölle die Korn. und Weizenpreise heute so niedrig stehen, wie fast nicht seit einem Jahrhundert, und eben diese gewaltige Konkurrenz billiger produzirender Länder und un— geahnte Verbesserung der Verkehrsmittel hat die Lage der Land- wirthschaft so. gefährdet, daß es nach meiner Ueberzeugung unver⸗ antwortlich sein würde, an eine plötzliche Wiedergufhebung eben erst votirter, höchst mäßiger Zölle zu denken. (Lebhafter Beifafk.)

Ich für meinen Theil allerdings kann auch dies nur als meine persönliche Ansicht bezeichnen. Ich glaube, daß für die Landwirth⸗ schaft, und namentlich für den mittleren Grundbesitz, die Einzelstaaten mehr thun können und mehr thun müssen als das deutsche Reich. In wie viel deutschen Staaten hat man es noch fehlen lassen an der Herstellung von Kreditinstituten, welche auch den niedrigen gegenwär⸗ igen Zinsfuß der Landwirthschaft zu Gute kommen lassen!

Kann man nicht in einer Reihe von Staaten endlich beginnen, in stärkerer Weise wenigstens es fortsetzen, zu Landes meliorationen überzu gehen, von denen Niemand bestreitet, daß auch für sie der Staats säckel vorhanden sei? Sollte nicht durch die Verwaltung und zweckmäßige Einrichtung das landwirthschaftliche Assoziationswesen in den einzelnen Staaten mehr als bisher gefördert werden können? Hat man genug gethan für die landwirthschaftlichen Schulen? Hat man die Verfeinerung der Landwirthschaft, den Uebergang von der bloßen Körnerproduktion auf Produktion von Handelsgewächsen, Obst⸗ kultur u. dgl. genügend gefördert?

Und endlich, meine Herren ich wage auch das offen auszu⸗ sprechen wenn es wahr sei oder wahr werden sollte, daß dauernd, von vorübergehenden Konjunkturen und Verhältnissen abgesehen, der Reinertrag namentlich des Kleingrundbesitzers fällt oder gefallen ist, dann muß auch mit voller Bestimmtheit und Unbefangenheit erwogen werden, ob die in den Einzelstaaten bestehenden Besteuerungssysteme die Staats⸗ und Kommunalsteuer, welche auf dem Grundbesitz lastet, den heutigen Reinerträgen des Bodens noch entspricht. (Bravo.) ...

Meine Herren! Die landwirthschaftliche Produktion ich sehe nicht ein, warum es anders sein soll hat mindestens doch den⸗ selben AÄnspruch auf Schutz alt die Industrieprodukte, denn die Industrie ist viel beweglicher, sie ist nicht an Sonne, Wetter und Bodenbeschaffenheit gebunden. Sie kann neue Erfindungen und Ein⸗ richtungen viel schneller sich aneignen, wie die Landwirthschaft. Ihr stehen ganz andere Kapitalien und Kreditverhältnisse zur Disposition. Wenn der Staat sagt, ich muß die Industrie schützen und ihr helfen, so möchte ich wissen, wie er verantworten könnte, dies für die Land⸗ wirthschaft abzulehnen. (Beifall.)

Wenn der Wohlstand wie unzweifelhaft in Deutschland im Wachsen ist, wenn der Reichthum in vielen Theilen Deutschlands rasch gestiegen ist, das mobile Kapital hat daran den Löwenantheil genommen. Wenn es also gälte, neue Mittel für die gesammten

Aufgaben der Staats und Reiche nothwendigleit fordern zu müssen, dann allerdings spräche ich aus: die erste Stelle, an welche man sich wenden muß, ist nicht der Grundbesitz, sondern das mobile Kapital, das fundirte Kapital, in welchen Gütern es auch steckt, unter Frei⸗ lassung des Erwerbes des lebenden Menschen, der nichts weiter hat als sein Cigenes blos, mit dem er stirbt und das nicht ver⸗ erblich ist Wenn die Heidelberger Erklärung auf die Börsensteuer hinweist, so glaube ich, hat wohl der eben ausgesprochene Gedanke dem vorzugsweise zu Grunde gelegen. .

Meine Herren! Unsere Freunde baben niemals grundsãtzlich die Reichsregierung bekämpft in ibrem Bestreben, das Verhältniß der indirekten Steuern zu den direkten zu Gunften der ersteren zu ver⸗ ändern. Wohl sind wir eben in Differenzen mit dem Reicht kanzler

erathen in Betreff des Zweckes der neuen Besteuerung und vor allem in Betreff der Objekte. ...

Vorerst ist aber die Steuerfrage keine bringende, denn die neuen Zoll säͤtze und Zölle und indirekten Steuern haben sich noch nicht in ihrer vollsten Ertragsfähigkeit zeigen können. Vor Allem würden wir in entscheidendem Falle den Bedarf nach neuen Steuern zu prüfen haben und würden in Erwägung zu ziehen haben, ob die Reform der einen Steuer zur Beseitigung der anderen führen könne. :

Meine Herren! Ich wage die Ketzerei auszusprechen, daß Die Frage nach den Reichs⸗Ministerien nach einer parlamentarischen Re⸗ gierung im Reiche, ob sie nach den Verträgen unmöglich ist mit unserm deufschen Bundesrath, ob sie nicht die Stellung des Bundesraths völlig verkehren würde ins Gegentheil, ob daraus mit Nothwendigkeit der Einheitsstaat folgt diese Frage wage ich ketzerisch genug zu sein für die momentane Gegenwart fuͤr eine Doktorfrage zu erklären. Stürmischer Beifall. Wenn wir sie aufwürfen, so würde da⸗ bei kein greifbares Resultat herauskommen, höchstens un nöthige Erregungen und unnöthiges Echauffement des Einen oder Andern, selbst wenn es der hohe Bundesrath wäre. (Beifall und Heiterkeit) Wir stehen auf dem Boden der Reicht verfassung; allerdings gebietet es die Ehrlichkeit und Offenheit zu sagen, daß wir die Reichsverfassung keineswegs für unabänderlich für alle Zeiten halten. Wir glauben, daß die Entwickelung aber beruhen muß auf einer friedlichen Behandlung, welche auch Achtung vor den Rechten der Einzelstaaten zeigt. Nachdem einmal die Reichs verfassung sich verpflichtet hat, auch die Stellung der Einzelstaaten im Reich zu beschützen und anzuerkennen, ist Gewalt nicht mehr möglich im Deutschen Reiche. Allez muß in friedlicher, gesetzlicher Entwicke lung weiter gehen

Meine Herren, ich komme nun an das andere Fundament deut⸗ scher Einheit, das zugleich der nothwendige Gerant nationaler Unab⸗ hängigkeit ist, an das deutsche Heer und unsere Heeresorgani—⸗

.... Alle militärischen Werkzeuge, Austüstungsgegenstände, Kasernen, Festungen, Offiziere, alles beruht auf Gesetz, daran kann das Parlament von Jahr zu Jahr nichts ändern, jedes Votum würde der Zustimmung der Reichsreglerung und des Bundesraths bedürfen. Wie wollen wir anders eine große Volksarmee organisiren mit einer Stärke von 400 000 Mann im Frieden und 1 260 000 im Kriege; hat ja doch die Schweiz und die französische Republik nichts anderes thun können.

Es sind so und so viele Bataillone, Regimenter und Brigaden und zu jeder Compagnie gehört eine bestimmte Anzahl von Sol⸗ ö. damit die nur nöthigen militärischen Uebungen gemacht werden önnen. . . .

Meine Herren! Die Herren von der freisinnigen Partei schlagen eine dreijährige Bewilligung der Präsenz vor. Ich weiß nicht, wenn einmal auf 3 Jahre bewilligt werden soll, was es für ein schreckliches reaktionäres Verbrechen vorftellt, dann gleich auf 7 Jahre zu bewilligen.

.. Glauben Sie, meine Herren, daß bei der jetzigen Lage Europas irgend ein Parlament mit Zustimmung des deutschen Volks eine etwaige Verminderung unserer Heereskraft durchsetzen könnte? (Rufe: nein!)

Meine Herren! Wenn die Lage der Dinge einmal eine andere sein wird, wenn die Völker nicht mehr kewaff net gegeneinander stehen, wenn jeder im friedlichen Mitbemerb mit dem Andern leben wird wir wissen nicht, wann und ob diese Zeit kommt dann wird keine Macht der Welt das Verlangen des deutschen Volkes verhindern können, die militärischen Lasten, die dann entbehrlich sind, zu erleich · tern und herabzusetzen. Meine Herren! Wir betrachten es bei den vielen schwierigen Aufgaben im Deutschen Reich für eine Wohlthat, daß wir die militärisché Frage einmal aus dem Mittelpunkt det Streites heraus haben, und ich glaube, wir finden uns nicht schlecht dabei, es ist zwar ein schwerer Panzer zu tragen, das ist aber nicht Willkür der Reglerung, und es ist nicht das reine militärische In⸗ teresse, es ist unfer eigenstes Jateresse, unser eigenes Gut kommt in Frage. (Lebhafter Beifall)

Meine Herren, die Ruhe, welche uns wenigstens einige Jahre gegenliber den Verfassungs und Militärfragen gegönnt zu sein scheigt, die wollen wir benutzen, soweit an uns ist, auch den inneren Frieden herzustellen und zu befestigen. Dies bringt mich auf die Stellung unserer Partei zu der sogenannten Sozialpolitik des Reichskanzlers und ich fürchte, daß hier eine sehr bedeutende Grenzscheide ist, zwischen uns und der neuen fteisinnigen Partei. Ich habe schon an- gedeutet, daß mit der gesammten Auffassung dieser Partei gewiß muß ich Einzelne ausnehmen wie sie uns jetzt erscheint, beträcht liche Hider pr hr bestehen. ..

Diese Verschiedenheit der Auffassung trat ja nicht blos bezüglich des Krankenkaffengesetzes und Unfallversicherungsgesetzes demnächst

vielleicht auch des Invalidengesetzes hervor, wir haben sie kennen

gelernt bei den Debatten über die Fragen, ob die großen Verkehrs- mittel den Staate oder Privatgesellschaften gehören, insbesondere, ob die Eifenbahnen verstaatlicht werden sollten. Sie ist hervor getreten in dem von jener Partei aufgestellten Satze, welcher den ein. zelnen auf die Selbsthülfe anweist und in der Kolonisationspolitik gegenüber dem Verhalten und dem Bestreben, die Auswanderung nicht dem Zufall zu überlafsen, sondern unsere auswandernden Brüder dauernd ans Vaterland zu fesseln. ;

Auf vielen andern Gebieten sind wir diesen verschiedenen Auf⸗ fassungen begegnet. ... .

.. Meine Herren! Ob das Sozialistengesetz da ist oder nicht, die jetzt fraglichen Organisationen müssen wir machen, weil wir heute sehen, daß die Naturnothwendigkeit es fordert und das Verhältniß der Klassen zu einander und die Stellung des Staates zu diesen Klaffen. Es ist dies nicht blos ein zukuͤnftiges Moment, sondern eine naturgemäße nothwendige Entwickelung.

Meine Herren! Auch wir wollen die Selbstverantwortlichkeit und die Selbsthülfe nicht abschwäͤchen bei den einzelnen, wir wollen nicht haben, daß der Stagt wie ein Vormund überall auftritt und den einzelnen auf allen Wegen und Schritten begleitet. Auch wir sagen, die Hauptsache ist, was du selber leistest. Jeder ist in diesem Sinne seines eigenen Glückes Schmied. Ich protestire ausdrüdlich gegen die Mißdeutung, als wenn ich den hohen Werth der persönlichen Verantwortlichkeit nicht in rollem Maße anerkenne. Was wir aber behaupten, ist dies, daß es Gebiete giebt, wo der einzelne sich nicht helfen kann, wo die Frage, ob er sich hilft, gar oft vom Zufall ab⸗ hängt, und wir wollen in diesen Dingen die arbeitenden Klassen nicht auf den Zufall verweisen, sondern durch Feststellung einer Organisa⸗ tion sicher stellen. (Lebhafter Beifall)

Sie sehen, meine Herren, wir stehen in wesentlichen Dingen auf dem Boden der jetzigen Reichsregierung und billigen die Stellung des Reichskanzlers in wichtigen und entscheidenden Fragen. Meine Herren, nichts desto weniger sind wir keine Regierungspartei Wir freuen uns, wenn wir mit, dem Fürsten Bismarck in viglen it n Fragen zufammengehen können. (ebhafter Beifall. Wir sind ihm niemalt feindlich, wenn wir Nein sagen müssen, aber wir reserviren uns doch, wie wir als unabhängige Partei das Recht und die Pflicht dazu haben, Nein zu sagen, wenn wir uns nicht über⸗ zeugen können, von der Richtigkeit seiner Rathschläge. ,.

Meine Herren! Wir sind dem Fürsten Reichskanzler gewiß alle dankbar für feine Großthaten und für seine unübertroffenen Ver. dienste um das Deutsche Reich und das deutsche Volk und es freut

mich, daß die leidige Furcht verschwunden ist, für einen Schwächling oder servilen Mann gehalten zu werden, wenn man diese Schuld nationaler Dankbarkeit einmal offen abträgt. (Stürmischer Beifall.)

Meine Herren! Ich sehe, Sie sind mit mir einveistanden (Bei⸗ fall), wir freuen uns und sind stolz auf die herrliche Machtstellung, tie unsere Nation jetzt in der Welt hat, wir sind auch stolz auf den Mann, der die hohe Autorität in Europa hat und sie am wenigsten mißbraucht (stärmischer Beifall). Wir freuen uns und sind stolz dar. Über, aber selbständig wollen wir doch prüfen und entscheiden und das wissen auch unsere Vertreter im Parlament....

Wir hoffen, daß gegenüber den gemachten Erfahrungen, gegen- über der Thatsache, daß mächtige Differenzpunkte inzwischen erledigt sind, in Zukunft sich ein besseres Verhältniß des Reichskanzlers zu den Mittelparteien anbahnen werde.

Wir hoffen, daß eine energievolle Entschlossenheit eintreten und der Mittespartei eine Mehrheit im Parlament bringen werde, welche gewillt und entschlossen ist, wenn irgend möglich im Einvernehmen mit Bismarck an den Gesammtaufgaben der Nalion zu arbeiten, Positives zu schaffen und nicht immer nein zu sagen, sondern dies nur dann zu thun, wenn es nicht anders geht, aber selbst dann eine mögliche Verständigung zu suchen.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 17. Inhalt: Verfügungen: vom 6. April 1884. Uebergangsscheine zu den im Durchgange durch Bayern zu befördernden alkoholhaltigen Parfümerien.

Knnst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem in der Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft (xormals Friedrich Bruckmann) zu München vor drei Jahren erschienenen Prachtwerk: ‚Die Hohenzollern und das Deutsche Vaterland‘ von Dr. R. Graf Stillfried⸗Alcanzara und Professor Dr. Bernhar? Kugler, illustrirt von den ersten deutschen Künstlern, erscheint jetzt eine dritte durchgesehene Auflage, eine wohl⸗ feile Prachtausgabe Diesem nationalen Peachtwerk hatten sich die Vöniglichen Schlösser und Archive mit ihren sonst unzugänglichen Schätzen erschlossen, und mit Recht ist es allgemein anerkannt worden, daß dieses vaterländische Ehrenbuch es verdiene, nicht nur den Salon⸗ tisch zu zieren, sondern seine Verbreitung auch in den breiteren Schichten des Volkes zu finden. Es ist daher dankend an— zuerkennen, daß die Verlagshandlung dies durch Veranstaltung einer wohlfeilen Ausgabe dieselbe wird nur ungesähr den vierten Theil der ersten Ausgabe kosten ermöglicht. Die wohlfeile Prachtausgabe soll, wie der Prospett verspricht, in 32 wöchentlichen Lieferungen zu je 50 erscheinen und, da Text und Illustrationen bereits fertig vor⸗ liegen, bis Weihnachten dieses Jahres vollständig sein. Die neue Ausgabe ist in einem etwas kleineren Format als die Luxusausgabe gehalten und dadurch handlicher geworden, im Uebrigen aber, wie die bereits vorliegende erste Lieferung beweist, ebenso reich aus— gestattet wie jene.

Die in Leipzig, den 19. d, M. erscheinende Nr. 2129 der Illustrirten Zeitung enthält folgende Abbildungen: Bäuerin aus dem Schwarzwald. Driginalzeichnung von Fritz Reiß. Zum 150 jährigen Jubiläum des 1. Königl. Sächs. Husaren⸗Regiments Nr. 18 zu Großenhain. DOriginaljeichnung von F. W. Heine. Franz Pulszky. Eisberge im Atlantischen Ozean. Nach einer Zeichnung von Charlegt Graham. Auroxrg. Nach Guido Reni's Fresco⸗ gemälde im Palast Rospigliosi zu Rem. Ignaz Kuranda, p am 3. April. Gustav Richter, am 3. April. Der langhaarige Hühner⸗ bund Myolord (im Besitze des Hrn. Borchers in Braunschweig), Aus Vero Shaw's .Illustrirtem Buch vom Hunde“ (Leipzig, E. Twiet⸗ meyer). Die relative Zeit der fünf Zeitzonen Nordamerikas. Von der deutschen Polarstation im Cumberlandsund 1882 bis 1883. 15 Abbildungen, nach photographischen Aufnahmen eines Theil nehmers der Expedition: Astronomisches Observatorium. Die Station von Süd Südwest Inneres des Observato iums Die Germania am 20 August Die Station kurz vor dem Verlassen derselben Observatorium für absolute magnetische Beobachtungen Der Eisfuß des Vorlandes AUniversalinstrument Hunde—⸗ schlitten mit Kabelrolle Segelmacher beim Fischräuchern Familie Jack vor der Hütte Pegel Nr. ll und I7 Wimpel berg Eingeborene Der Zimmermann der Expedition im Kostüm. Polytechnische Mittheilungen: Die Anwendung des Oels zur Beruhigung der Meerekwellen im Hafen von Folkestone.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Pest, 12. April. Der ungarische amtliche „volkswirthschaftliche Anzeiger“ Nr. 15 vom 10. d. M. veröffentlicht den nachstehend in Ueberfetzung wiedergegebenen Bericht über den derzeitigen Stand der Saaten:

„Die Herbstsaaten stehen im Allgemeinen befriedigend und an vielen Orten gut. Die letzten Frosttage haben dem Reps einigen Schaden zugefügt.

Die Frühjahrssaaten sind in Folge der regnerischen Witterung im Allgemeinen gut aufgekeimt und entwickeln sich schön.

In einigen namentlich oberungarischen und siebenbürgischen Gegenden ist der Anbau noch im Gange.

Ueber die durch Insekten, Mäuse und Maulwürfe verursachten Schäden sind aus mehreren Komitaten Klagen eingelangt.

Der Anbau von Kartoffeln und Rüben hat an vielen Orten bereits begonnen.“

Gewerbe und Handel.

In der Aprilnummer 18. Jahrgangs 1884 der Monaishefte „Kunst und Gewerbe, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunst⸗ industrie', herausgegeben vem Hayerischen Gewerbemuseum zu Nürn erg (redigirt von Dr. O. von Schorn; Druck und Verlag von G. P. J. Bieling (G. Dietz in Nürnberg) setzt Dr. Franz Bock seinen Beitrag zur Geschichte des Goldfadens in alter, neuerer und neuefter Jeit mit der Schilderung des mittelalterlichen Goldgespinnstes fort. Daran reiht sich ein 4. Artikel der illustrirten Arbeit, Bronzestudien«. Ben Beschluß der größeren Aufsäͤtze bilvet die Fortsetzung der Ab⸗ handlung von C Friedrich über die Venetianergläser in der Muster⸗ fammlung des Baherischen Gewerbemuseums; der zweite, die Krystall gläfer beschreibende Abschnitt, ist mit einer Reihe sorgfältiger Abbil⸗ dungen ausgestattet. Von den drei Kunstbeilagen reproduzirt die erfte in ganz ausgezeichnetem Farbendruck einen holländischen Fayence Teller aus der Sammlung des Germanischen National museums in Rurnberg; auf der zweiten Tafel bietet F. O. Schulze eine Kollektien von Ornamenten dar. für welche der Lowe als Motiv gedient hat; die dritte zeigt die Aufnahme eines prächtigen sizilianischen Seiden stoffs aus dem Museo artistico- industriale in Rom, mit dem heiligen Baum des Lebens der altpersischen Religion und den Gazellen und Vö⸗

eln, Sinnbildern des Guten und Bösen, welche ihn bewachen 13 Jahr. nd s Aus den mannigfachen Text ⸗Illustrationen sei die Aufnahme des prachtvollen Chorgestühls der Sta. Giusting in Padua hervorgehoben. In Rr. 6 ver,. Mittheilungen! des Maseums wird u. A. be- richtet, daß bezüglich der beabsichtigten Gründung eines Erport- musterlagerß in München die Handels- und Gewerbekammer für Mittelfranken nachstehenden, dem Bayerischen Gewerbe Museum mit⸗ getheilten Beschluß an die Handels. und Gewerhekammer für Ober⸗ bayern hat gelangen lassen: Die beabsichtigte Gründung eines Export- musterlagers in München gelangte in heutiger Sitzung unserer Kammer zur Berathung und wurde in Folge derselben nachstehender Beschluß einstimmig gi ght Die Gründung eines Exportmusterlagers an einem anderen Platze als Nürnberg ist nicht veranlaßt und wünschenswerth, da die Voraussetzungen und Anfänge eines solchen bereits in dem dahier bestebenden Bayerischen Gewerbemuseum ge⸗ Ef sind; es kann demnach nur der Weiterentwicklung dieses letzteren

nstitutes nach obgedachter Richtung hin mit Unterstützung des Handelsvorstandes Nürnberg und der on noch hierbei in Betracht