1884 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Apr 1884 18:00:01 GMT) scan diff

dings müsse er in diesem Falle auf dem vom Abg. Bachem beantragten Zusatz bestehen, denn ohne diesen Zusatz sei der konservative Vorschlag bezüglich der Po⸗ sitiöon 3 vollkommen wertblos. Redner wendete fich alsdann gegen die Aeußerungen des Ministers, der gestern den Landräthen und Regierungs-Präsidenten die Parole für die nächsten Wahlen habe ausgeben wollen, aller⸗ dings mit wenig Geschick. Der Minister habe die Verschiebung der Versetzung des Strafanstalts-Inspektors von Hartung damit zu erklären versucht, daß man diesen Beamten nicht seines Wahl⸗ rechts habe berauben wollen. Aber Jedermann wisse es wohl, daß es der Regierung nicht auf die eine Stimme allein an⸗ komme. Und am besten verständen die Beamten, was es heiße, daß sie versetzt werden sollten, aber erst nach den Wahlen. Zum Schluß ging der Abg. Rickert auf die Bemerkungen ein, die der Staats-Minister von Puttkamer über die Wahl des Abg. Dirichlet gemacht hatte. Der Minister habe sich auf Ver⸗ sprechungen bezogen, die fortschrittlicherseits den Wählern ge⸗ geben seien. Aber dieselben fänden reichlich ein Gegenstück zu den Wahlversprechungen der Regierungskandidaten und der Konservativen. . 3

Der Abg. von Meyer (Arnswalde) hielt die Wahlagitation und die Wahlbeeinflussung für eine nothwendige Konsequenz des konstitutionellen Systems. Dasselbe habe zum Schacher mit Prinzipien geführt und führe auch zum Schacher mit Stimmen. Trotzdem sei der Zustand in Preußen noch befriedigender als in England und Nordamerika, wo die Stimmen gegen baar gekauft würden. Im Uebrigen trat der Redner für den Antrag der konservativen Partei ein.

Die Diskussion wurde hierauf geschlossen.

Nach einem kurzen Schlußwort Seitens des Bericht— erstatters Abg. Maiß wurde der Antrag Althaus ad 1 abge⸗ lehnt, der Antrag der Kommission zu Position 1 und 2 ange⸗ nommen, Position 3 dagegen abgelehnt. Hierauf wurden der Antrag Bachem und der identische Antrag Barth und Althaus ad 2 mit dem vom Abg. Bachem beantragten Zusatz angenommen. .

Beim Schluß des Blattes folgte die Berathung der all— gemeinen Rechnung über den Staatshaushalt des Jahres vom 1. April 1880/81.

Die in der gestrigen (73.) Sitzung des Hau ses der Abgeordneten bei der Berathung über die Wahl des Abg. Frhrn. von Lyncker nach dem Abg. Dirichlet von dem Vize⸗ Präͤsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister von Puttkamer gehaltene Rede gelangt erst in der morgigen Nummer zum Abdruck.

Die im Reichs ⸗-Eisenbahn-A Amt aufgestellte, in der Ersten Beilage veröffentlichte Uebersicht der Betrieb s—⸗ ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat . , e 4189 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Be⸗ triebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende Daten:

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im März d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch er⸗ mittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 30 527.57 km Betriebslänge) bei 19 Bahnen mit zusammen 199,22 km höher und bei Bahnen mit zusammen 25 528, 35 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 19 Bahnen mit zusammen 5199,22 km höher und bei 4 Bahnen mit zusammen 26 528, 35 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Betriebs länge) niebriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 30527, 57 km Betriebslänge) bei 24 Bahnen mit zusammen 24 888,91 km höher und bei 19 Bahnen mit zusammen 638, 6 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 23 Bahnen mit zusammen 5821,41 km höher und bei 20 Bahnen mit zu⸗ jammen 24 706,16 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Monate des Vorjahres. .

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ja⸗ nunr bis Ghee Mirz d. d; g. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau⸗ fenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 30 527,57 km Betriebslänge) bei 22 Bahnen mit zusammen 5699,28 Em höher und bei 21 Bahnen mit zusammen 24 828,29 km geringer, als in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres, und auf das Kilo— meter Betriebslänge bei 21 Bahnen mit zusammen 5342567 km höher und bei 22 Bahnen mit zusammen 25 184,90 km (darunter 4 Bahnen mit verme rter Betriebslänge)

eringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b. beim Er leiche der provisorisch ermittelten Ergebniffe mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 30 527,57 km Be—⸗ triebslänge) bei 29 Bahnen mit zusammen 26 45ę7, 32 Em höher und bei 14 Bahnen mit zusammen 4070, 265 km ge— ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 27 Bahnen mit zusam⸗ men 6094,14 km höher und bei 16 Bahnen mit zusammen 24 433,43 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebt⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate sur eigene Rech⸗ nung verwalteten Bahnen, betrug Ende März d. J. das

esammte konzessionirte Anlagekapital 160 280 00 S0 6 lh 000 M Stammaktien, 4 595 0090 Prioritäts⸗-Stamm⸗ aktien und 60 770 900 S Prioritäts⸗Obligationen) und die Län ge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, sd2, 8e Em, so daß auf je 1 Rm 249 339 S entfallen.

Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privathahnen betrug Ende März d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 749 718 73

336 769 850 ½ Stammaktien, 938 431 900 S Prioritäts⸗ Stammaktien und 316 516 523 S Prioritäts⸗-Obligationemn) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi⸗ . m ist, 3941,61 km, so daß auf je 1 Rm 190 206 60 entfallen.

Der Großherzoglich badische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall, ist von dem ihm bewilligten kurzen Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der hiesige Herzoglich braunschweigische und Groß⸗ herzoglich oldenburgische Minister⸗Resident Pr. von Liebe hat Berlin mit Urlaub verlassen. Die Vertretung desselben ist 2 der Königlich bayerischen Gesandtschaft übernommen worden.

Der Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Bevoll⸗ mächtigte zum Bundesrath, Ober⸗Zolldirektor Oldenburg, ist hier eingetroffen.

Der General -Lieutenant Frhr. von Los, General— Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und beauf⸗ tragt mit der Führung des VIII. Armee⸗Corps, ist hier ein— getroffen.

Der General⸗-Lieutenant von Conrady, Gouver— neur von Metz, hat nach Abstattung persönlicher Meldungen Berlin verlassen.

Bayern. München, 23. April. (Allg. Ztg.) Prinz Alphons begiebt sich am Freitag Abend nach Madrid, um der daselbst erwarteten Entbindung seiner Schwägerin, der Prinzessin Maria de la Paz sowie den folgenden Tauffeierlichkeiten anzuwohnen. Die Königin Isabella ist bereits von Sevilla daselbst eingetroffen. Von Madrid reist Prinz Alphons nach Turin zum Befuch seiner Schwester, der Herzogin von Genua, welche bekanntlich am 21. d. M. dort von einem Prinzen entbunden worden ist; die Dauer seiner Abwesenheit von hier wird 45 Tage betragen.

6. Vormittag 11 Uhr fand in dem schön und ge⸗ schmackvoll dekorirten Archiv des Georgiritter-Ordens die Verlesung der Ordensstatuten vor den sämmtlichen Kan— didaten durch den Ordenssekretär, Geheimsekretär von Des⸗ touches, in Gegenwart der als Zeugen fungirenden zwei Ka— pitular⸗Komthure: des Generals der Infanterie Oberhof— meisters von Ow und des Reichsraths Grafen Preysing statt. Am Freitag, Vormittags 11 Uhr, wird in der alten Hofkirche der Trauergottes dienst für den verewigten König Maximilian II. und Tags darauf ein solcher für das im Laufe des Jahres verstorbene Ordensmitglied, Maximilian Frhrn. von Lerchen⸗ feld⸗Aham, abgehalten. Beide Male begeben sich die Groß— priore, die Prinzen Luitpold, Ludwig, Leopold und Alphons, . der Ritterschaft im Zuge aus dem Kapitelsaal in die

irche.

24. April. Das „Ges.⸗ u. V⸗Bl.“ veröffentlicht das Gesetz vom 21. d. M., die Lan deskultur-Rentenanstalt betreffend.

Württemberg. Stuttgart, 24. April. (St. A. f. W.) Die Kammer hat das Ausführungsgesetz zu dem Reichsgesetz, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, mit 83 Stimmen angenommen.

Hesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. April. (Wien. Abdpst. Die vol kswirthschaftliche KLommisfion des Herrenhauses hat die Vorberathung der von dem Ab— geordnetenhause bereits angenommenen Regierungsvorlagen bezüglich der Regelung der Erdharzgewinnung in Galizien und der Bukowina sowie betreffs der Branntwein steuer⸗ reform beendet. Die bezüglichen Berichte dürften in den nächsten Tagen zur Versendung gelangen.

24. April. (W. T. B) Die Deputation des 2. Ostpreußischen Grenadier-Regiments Nr. 3, welche zur Beglückwünschwühß, des Erzherzogs Albrecht zu seinem 26 jährigen Jubiläum als Chef dieses Regiments hier— her gekommen, war, hat heute die Rückreise angetreten. Sämmtliche Mitglieder der Deputation wurden durch Ordeng— Verleihungen ausgezeichnet. Die „Politische Correspondenz“ konstatirt, daß die preußischen Offiziere hier die freundlichste Aufnahme gefunden und Wien mit dem Gefühl tiefer Dank— barkeit für das ihnen von dem Kaiser und dem Erzherzog Albrecht bewiesene außerordentliche Wohlwollen verlassen hätten.

Schweiz. Bern, 23. April. (N. Zürch. Ztg.) Die Zolltarif-Kommission des Nationalrath s hat ihre Sitzungen geschlossen. Im Text des Gesetzes wurde dem Ständerath zugestimmt; dagegen ergiebt sich infolge der bei verschiedenen Positionen vorgenommenen Aenderungen gegen⸗ über den Beschlüssen des Ständeraths für den Bund eine Mindereinnahme von 200 000 Fr.

Sroßbritannien und Irland. Lon don, 24. April. (W. T. B.). In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage Bourke's der Pre⸗ mier Gladstone; Berber sei in Gefahr; der Regierung sei in Bezug auf Berber ein Vorschlag der egyptischen Regie⸗ rung zugegangen, und die Regierung habe diesen Vorschlag auch bereits beantwortet, im Interesse des öffentlichen Dienstes könne er hierüber aber weitere Mittheilungen nicht machen. Was den General Gordon anbelange, so wiederhole er, daß sich derselbe augenblicklich in einer sicheren Lage befinde; die Re⸗ gierung erkenne ihre Verpflichtungen in Bezug auf die Sicherheit Gordons vollständig an, und da sie diese Verpflichtungen an⸗ erkenne, so sei es auch ihre Pflicht und Schuldigkeit, sich in den Stand zu setzen, diesen Verpflichtungen nachzukommen, wenn der Anlaß dazu sich ergeben sollte. (Beifall.) Der Unter⸗-Staatssekretär Lord Fitzmaurice erklärte: die Unter⸗ handlungen wegen Herstellung dauernder diplomatis che r Beziehungen mit Mexiko dauerten fort. Mit Frank⸗ reich seien vertrauliche Verhandlungen wegen der For— derungen 1 betreffs Tongkings im Gange. Der Kanzler der Schatzkammer, Ehilders, gab sodann sein Finanzexposs. Nach deinselben hat sich im letzten Finanzjahre ein Ueberschuß von 200 000 Pfund ergeben und ist die Staatsschund um 8 Millionen geminderk worden. Der Voranschlag für das laufende Finanzjahr beziffert die Ausgaben auf S5 250 9000 Pfund, die Einnahmen auf sö6 500 000 Pfund; der Ueberschuß von 250 000 Pfund werde sich durch eine kleine Veränderung bei der Miethwagensteuer auf 240 000 Pfund reduziren. Childers beantragte, da die meisten der im Umlauf befindlichen Goldmünzen an Gewicht verloren hätten, die halben Pfundstücke einzuziehen und durch Zehnschillingsstücke zu ersetzen, die nur Isöo0 des Goldgehaltes der jetzigen Münze haben. Ferner beantragte Childers die Reduktion der Zinsen der Staatsschuld und suchte zu dem Ende um die Ermächtigung nach, die 3 prozent. Con— sols al pari einlösen, oder nach Wahl der Inhaber mit A/ g prozent. mit Quartalscoupon versehenen Confols, die nicht vor dem Jahre 1995 einlösbar sind, zu 10 pro 106 einlösen zu dürfen. Endlich erbat derselbe die Ermächtigung, 21 proz. Consols zu 108 pro 100 anbieten zu dürfen.

26. April. * T. B.) Dem „Stand ard“ zufolge sind die gestrigen Erklärungen des Premiers Glab— stone im Unterhause allgemein dahin gedeutet worden, daß die Regierung entschlossen sei, eine Expedition nach dem Su dan zu entsenden, falls sich dies als nothwendig erweise. Gegenwärtig verhandle die englische Regierung mit den egyp— tischen Behörden darüber, ob die nach dem Sudan zu entsen⸗ denden Streitkräfte nur englische Truppen oder auch ein Kon⸗ tingent indischer Truppen umfassen sollen. Nach einem Tele—= gramm des „Daily Telegraph“ aus Kairo, vom 24. d. M, leidet das 35. Regiment in Assiut bereits stark an Fieler Hitze und Sonnenstich.

Frankreich. Paris, 24. April. (W. T. B.) Nach hier umlaufenden Mittheilungen wäre das englische Ru nd⸗ schreiben bezüglich der Abhaltung einer Kon— ferenz lediglich an die Berliner Signatarmächte gerichtet und von einer Anlage begleitet, welche ein Expofs der egyptischen Finanzlage enthalte. In letzterem werde der Betrag der Anleihe, welche nothwendig sei, um den dringendsten , , , . abzuhelfen, auf 200 Millionen angeschlagen, zugleich aber auf die Schwierigkeiten hingewiesen, ein Unterpfand für eine solche Anleihe zu beschaffen, nachdem bereits alle Hülfsmittel Egyptens für die Amortisirung der Schuld in Anspruch genommen seien. Mittel zur Lösung der Schwierigkeiten würden in dem Exposs nicht vorgeschlagen; das Letztere beschränke sich darauf, von der Aufhebung der egyptischen Armee als von einer Maßregel zu sprechen, welche die Quelle großer Ersparnisse sein könnte.

24. April, Abends. (W. T. B.) Der „Temps“ schreibt über die von England vorgeschlagene Konferenz: der Botschafter Lord Lyons habe dem Minister-Präsidenten Ferry am Dienstag eine Note überreicht, welche die Konferenz vorschlage, ihre Wirksamkeit aber auf die beiden Fragen be— schränke: ob eine Abänderung des egyptischen Liquidations= gesetzes angezeigt erscheine, und welche Veränderungen deg— selben vorzunehmen sein möchten. Die Note sei nicht an die 14 Unterzeichner des Liquidationsgesetzes, sondern nur an hie Großmächte und an die Türkei gerichtet. In Bezug auf den Konferenzort lasse die englische Regierung den anderen Mächten, wenn sie ihrem Vorschlage beitreten sollten, die Wahl zwischen London und Konstantinopel. Die Note selbst sei kurz; es sei derselben aber ein Memorandum beigegeben, in welchem die Nothwendigkeit einer Reform des Liquidation gesetzes nachzuweisen gesucht werde. In dem Memorandum werde hervorgehoben, daß, während die für die Tilgung der Schuld angewiesenen und verwendeten Einnahmen ständig Mehr beträge ergeben hätten, das ordentliche egyptische Budget, das aus den nicht für die Schuldentilgung assignirten Einnahmen bestehe, fortgesetzt zunehmende Defizits aufgewiesen habe. Im Jahre 1880, dem ersten Jahre der Anwendung des Liquidalions— gesetzes, habe das egyptische Budget noch einen Einnahme— überschuß in Aussicht gestellt; bereits 1881 aber habe sich ein Defizit ergeben, und dieses Defizit habe sich mit jedem Jahre vermehrt. Egypten sei gegenwärtig genöthigt, eine Anleihe von 8 Mill. Pfd. Sterl. zu kontrahiren, sehe sich aber bei der Unmöglichkeit, ein Unterpfand für solche Anleihe zu gewähren, außer Stande, die Anleihe aufzunehmen. Das Memorandum deute, um Abhülfe zu schaffen, auf eine Einstellung oder wenigstens eine Vertagung der Amortisirung der Staatsschuld hin und bringe ferner Ersparnisse bei der egyptischen Armee in Vorschlag.

26. April. (W. T. B.) Das Gerücht, daß Frank⸗ reich die Absicht habe, Kanton zu blokiren, wird von der „Agence Havas“ als unbegründet bezeichnet. General Millot halte für ausreichend, Thai⸗Ngnuyen und Philanthuan zu besetzen.

Spanien. Madrid, 24. April. (W. T. B.) Man glaubt in Regierungskreisen bei den am nächsten Sonntag stattfindenden Corteswahhlen auf eine starke Majoritat rechnen zu dürfen. Die letztmonatlichen Mindereinnahmen der Staatskasse sind eine Folge der Tarifreform und werden übrigens durch die vorausgegangenen Mehreinnahmen ausgeglichen. Man hofft, im nächsten Budget das Gleich⸗ gewicht zwischen Einnahme und Ausgabe zu erreichen. Auf Kuba hat die öffentliche Ruhe keinerlei weitere Störung erfahren. Der kleine Rest der Bande Aguero's, welch er nach der ihr von den Truppen beigebrachten Niederlage übrig ge⸗ blieben war, ist in unwirthliche und schwer zugängliche Thelle der Insel entflohen.

Portugal. Lissabon, 23. April. (Köln. Ztg.) Der Marine-⸗Minister hat den Cortes einen Gescetzentwurf, betreffend den Bau einer Eisenbahn von Loanda nach Ambaca in der westafrikanischen Provinz Angola, vorgelegt. Die Regierung soll, dem Entwurf zufolge, für eine sechsprozentige Verzinsung des Anlagekapitals, das sich für den Kilometer auf 88 SoG 6 stellen würde, eintreten. Ambaca liegt beinahe genau östlich von Loanda und so zimlich im Mittelpunkt von Angola; die geplante Bahn würde einen der ergiebigsten Theile von Afrika erschließen. Das QOber⸗ haus genehmigte gestern den wichtigen Gesetzentwurf über eine Abänderung der Verfassung.

Italien. Rom, 24. April. (W. T. B.) Der König und die Königin sind heute Abend nach Turin abgereist, um der am Sonnabend dort stattfindenden Eröff— nung der nationalen Ausstellung beizuwohnen.

Die Deputirtenkammer hat sich bis zum 1. k. M. vertagt.

Türkei.

Konstantinopel, 24 April, (W. T. B. Der Bauteninspektor Raif Effendi ist zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt worden.

Serbien. Belgrad, 24. April. (W. T. B.). Der König hat dem vorgestern hier eingetroffenen Prinzen Friedrich von Anhalt das Großkreuz des Takowa⸗Ordens verliehen.

Amerika. Washington, 22. April. (Allg. Sort) Der Senat hat mit 36 gegen 15 Stimmen das Ban⸗ kerottgesetz angenommen, welches nunmehr zur Vorlage an das Repräsentantenhaus gelangt, in dieser Sessn jedoch kaum erledigt werden dürste. Das letztere Haus . sich mit 170 gegen 47 Stimmen für die Errichtung i Schiffahrtsamts im Schatzdepartement ausgesprochen. ; ist dies eine der Bills, welche während des Kongresses . Förderung der amerikanischen Schiffahrt in Aussicht n. men worden waren. Die Durgley Bill, welche die Aufhebu J mehrerer Belastungsvorschriften der Schiffahrt bezweckt, ste für Sonnabend auf der Tagesordnung.

New⸗JYork, 24 April. (W. T. B.) Zum Gou⸗ verneur von Louisiana ist der Kandidat der demokra— tischen Partei gewählt worden.

Afrika. Egypten. Kairo, 24. April. (W. T. B.) Heute Vormittag hat unter dem Vorsitz des Khedive ein außerordentlicher Kabinetsrath zur Erwägung der mili⸗ tärischen Lage stattgefunden. An demselben nahmen auf Beruf ung des Khedive auch Riaz Pascha und Sheriff Pascha Theil. Der Kabinetsrath kam zu dem Ergebniß, daß die so⸗ fortige Absendung von Truppen nach Ober— Egypten durchaus nothwendig sei. Nubar Pascha wurde beauftragt, der englischen Regierung diefe Resolution des Kabinetsraths zu unterbreiten.

(A. E) Dem „Standard“ vom 23. d. M. wird gemeldet: Der Mahdi hat eine Truppenmacht unter der Führung eines seiner Offiziere ausgesandt, weiche jetzt die Höhen von Sch en dy besetzt hält und Berber vollständig ab— geschnitten hat; zugleich hat er durch einen Boten dem Ulema von Berber seine bevorstehende Ankunft anmelden und die Aufsorderung zur Unterwerfung an den Gouverneur und die Bewohner von Berber ergehen lassen.

Zeitungs stimmen.

; Der„BerlinerBörsenzeitung“ wird aus Sorau N.. berichtet:

Eine erfreuliche, nachahmungswerthe That! Hervorragende Männer Fer deutsch,konservativen, freikonfervativen und national⸗ liberalen Parteien haben einen Aufruf erlassen zur Gründung eines Wahl vereins Bismarck᷑ Der Verein hat das Ziel vor Augen, daß der Kreis einen Mann in den Reichstag schicke, welcher mit voller Kraft die wirthschaftliche und soziale Politik unseres großen Reichskanzlers unterstützt. Wenn man erwägt, daß noch bei der 6 Wahl 1881 unsere Nationalliberalen voll und gan; für die , . eintraten, so ist diefer Umschwung gewiß mit Freuden zu egrüßen.

In der „Schlesischen Zeitung“ lesen wir:

Daß der auf Bestellung verantwortlicher Reichs. Minister gerich— teten Forderung im Programm der Partei Rickert Richter kein? at; dere Tendenz zu Grunde liegt, als die Einführung eines parlamen⸗ tarischen Parteiregiments im Deutschen Reiche, kann Niemandem zweifelhaft sein, der mit den politischen Dingen irgend vertraut ist. .... Daß, wenn erst die parlamentarischen Majoritäten die Mini— sterien besetzten, der ganze bundesstaatliche Charakter des Reiches ge⸗ opfert, daß der Bundesrath neutralisirt sein würde und daß dann nichts anderes existent sein könnte, als ein Einheitsstaat mit einem Schattenkaiser an der Spitze, liegt auf der Hand. Im Jahre 1869 dachte man in dieser Beziehung freilich selbst in konservativen Kreisen noch anders, aber schon damals hat unser leitender Staatsmann den Reichstag eines Besseren belehrt, und alle maßvolleren Elemente haben seine Lehre beherzigt. Damals war überdies die Lage der Dinge auch noch eine wesentlich andere

Die Frinnerung an den Vorgang von 1869 (Antrag Münster⸗ Twesten) hat es unseren Liberalen einigermaßen schwer gemacht, der in Rede stehenden, von den verbündeten Regierungen sofort energisch zurückgewiesenen Forderung der Linksliberalen entschieden entgegen⸗ zutreten. Um so höher erkennen wir es an, daß dies jetzt in der sich zur nationalliberalen Partei bekennenden ‚Kölnischen Zeitung“ sehr unumwunden geschieht

Die „Feeihandels-Correspondenz“ schreibt: Daß in unserer Handelestatistik noch immer bedenkliche Fehler vorkommen, welche zur Vorsicht bei der Benutzung ihrer Zahlen mahnen, zeigt sich wieder einmal an der Statistik über den Waaren⸗ verkehr zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ꝛc.“ und die „National Zeitung“ hat sich beeilt, es ihr nachzudrucken. In dem Artikel wird dann ausgeführt, daß in unserer Handels⸗ statisiö in den Jahren 1889 und 1881 bedeutende Sen dungen von Schafwolle als aus den Vereinigten Staaten von Amerika eingegangen nachgewiesen seien, im Jahre 188 da— gegen plötzlich nicht ein Pfund. Nun wöisse Aber Jeder, der mit den Produktions- und Handelsverhältnissen Amerikas einiger⸗ maßen vertraut sei, daß die Vereinigten Staaten durchaus kein Wolle exportirendes Land sind. Hätte die FreihandelsKorrespondenz sich die leickte Mühe genommen, auch noch die Handelsausweise für 1883 anzusehen, so würde sie gefunden haben, daß dieselben für dies Jahr gleichfalls so gut wie nichts von diefem Artikel, nämlich nur 09 Doppelcentner als aus den Vereinigten Staaten eingegangen aufführen, daß somit der früher in der Inn vorhandene Fehler ver— mieden ist, auf welchen schon vor zwei Jahren Professor Tiezmann in Chemnitz, etwas später auch Professor Soetbeer öffentlich aufmerksam gemacht haben. Eine solche Mittheilung kann nun zwar bisweilen auch ohne Angabe des Entdeckers und des Alters der Entdeckung von Nutzen sein. Wenn aber die Freihandels⸗Correspondenz aufrichtig gewesen wäre, so hätte sie offen sagen müssen, daß der frühere Fehler, der von mangelhaften Deklarationen berrührte, eben nicht mehr vor⸗ kommt, nachdem die Deklaranten mit den Bestimmungen der seit 1880 gänzlich neugestalteten Handelsstatistik vertrauter geworden sind. Aber auch nur dies anzuerkennen, geht den genannten Blättern wohl gegen die Natur. .

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statiftischen Amts der Stabt Berlin nd bei, den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 13. April bis inkl. 19. April er. zur Anmeldung gekommen: 1491 Eheschließungen, 755 Lebendgeborene, 25 Todtgeborene, 585 Sterbefã lle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem . Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts kunde zur Beförderung einer Gesammt⸗ ausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters“ (Hannover, Hahnsche Buchhandlung) ist iurzlich das 3. Heft X. Bandes ausgegeben worden, welches diesen Band zum Abschluß bringt. Das Heft beginnt mit einer kleinen Arbeit von G. Wattz über den sogenannten Catalogus Cononianus der, Päpste, den Katalog der römischen Bischöfe bis Tonon (F687, eines der wichtigsten Denkmäler der Papsftgeschichte, welches namentlich zur Kritik des sogenannten Liber pontiticasis, jenes um fassenden Werks über Leben und Thaten der älteren Päͤpste, bedeutende Hülfsmittel darbietet. Der Verfasser untersucht darin noch einmal und eingehender als früher die verschiedenen Ansichten. über Entftehung und Charakter des Katalogs. Dann bespricht J. von Pflugk⸗Harttung mehrere gefaͤlschte Bullen in Monte Cassino, La Cava und

onantola, und untersucht Walther Schultze die Frage: ob Johannes von Gorze ein historischer Schriftsteller gewesen. Johannes von Gorze war einer der hervorragendsten Vertreter der

losterreform, die im 10. Jahrhundert in verschiedenen Gegenden gleichzeitig stattfand. Befonders bekannt aber ist er durch feine kultur⸗ geschichtlich so fehr lehrreiche Reife, die er als Gesandter Otto's J. an den Hof Abderrhamans III. gemacht hat. Geschichtlich wichtiger freilich ist fein bedeutender Antbeil an der Reform der lothringischen Klöster. Neuerdings hat man nun nachzuweisen versucht, daß er auch als Historiker sich bethätigt habe; Pertz nämlich hält ihn für den

erfasser von folgenden 4 Werken: der Miracusa Sancti Gor- gonii, der Vita sowie der Miracula Sanetae Glodesindis

und endlich der Vita Chrodegangi. Walther Schultze kommt am Schluß seiner Untersuchung dieser Annabme zu dem Resultat, daß dieselbe unhaltbar sei. Er weist nach, daß das erstgenannte Wer von einem Mönch aus Gorje um 96s verfaßt ist, daß das zweite und dritte von demselben Johannes von S. Arnulf herstammen, der auch die Vita Joh. Gorz. verfaßte, und daß sie im Jahre 3653 geschrieben worden sind; endlich daß die Vita Chrodegangi von einem Mönch aus Gorze zwischen 53 964 verfaßt orden ist. der vielleicht mit Johannes von Gorje identisch ist, ohne daß dies jedoch bisher sicher nachgewiesen werden könnte. In dem nächstfolgenden Beitrage macht S. Loewenfeld Glossen zu 8 Briefen aus der Zeit König Berengars, welche ron Ceriani und Porro veröffentlicht und erläutert worden sind, und daran reiht sich schließlich die Fortsetzung des von O. Holder Egger angefertigten Ver⸗ zeichnifses der Handschriften in der Königlichen Bibliothek zu München In der Abtheilung Niscellen? findet der Freund altdeutscher Geschichts kunde ferner folgende kleinere Beiträge:; Ueber eine Handschrift des Humbert, von Prof. Thaner; Zur Kritik der Gesta Trevirorum von 1152 1196, von A. Schoop; Ueber eine Handschrift des Pantheon Goffridg von Viterbo, vom Staatsarchivar Dr. Sauer in Wiesbaden; Zu dem Epos „Karolus Magnus et Leo papa? von Max Manitius; Verse und Miniaturen zus einer Crangelienhandschrift des 10. Jahrhunderts der Cölner Dombibliothek (jetzt in der Darmstädter Hofbibliothek, von K. Lamprecht; Aus Handschriften der Berliner Bibliothek, von W. Wattenbach; Fine Urkunde des Papstes Innocenz fis. von 1204, Nov. 12, von Franz Wolff; Zu den älteren päpstlichen Bleibullen, von P. Ewald; Zu den Münchener, Handschriften, von G. Waitz; Ueber einige Handschriften in Italien, von H. Simons feld; Notizen, vom Pfarrer Dr. Falk in Mombach. Ueber den Fortgang der Herausgabe der Monumenta Germanias historica finden wir in den Nachrichten am Schluß folgende Mit- theilungen: Von der Abtheilung „Auctores antiquissimiè sind inzwischen als Band Ul, 1 die Werke des Symmachus erschienen, herausgegeben von Otto Seeck (der zweite Halbband, die Werke des Avitus ent⸗ haltend, erschien schon früber). Von den „»Scriptores Rerum Mero- vingicarum?“ ist der erste Theil des J. Bandes ausgegeben worden, welcher die Frankengeschichte des Gregor von Tours (als ersten Band seiner Werke) enthält, herausgegeben von W. Arndt und Br. Krusch. Ferner erschien der erste Halbband des 2. Theils der Poetae Latini medii ae vir, bearbeitet von E. Dümmler. Dann wird gemeldet, daß G. Waitz die „Vitae Anskarij et Rimberti? in (rneufer kritischer Bearbeitung, welche nach der bereits 1829 erschienenen Ausgabe von Dahlmann nöthig war, als Schulausgabe hat erscheinen lassen' und damit diese wichtigen und schwer zugänglichen Denkmäler ber nor⸗ dischen Geschichte leicht benutzbar gemacht hat. Von den Geschichts⸗ schreibern der deutschen Vorzeit‘ sind die Quellen zur Geschichte Ludwigs des Bayern‘ von W. Friedens burg (enthaltend die Chronik des Mönchs von Fürstenfeld, die Chronik von den Herzögen von Bayern und, das Leben Ludwigs IV.) sowie die Kaiser⸗ und Papstgeschichte von Heinrich dem Tauben von G. Grandaur publi⸗ zirt worden. Gleichzeitig ist die erste Lieferung einer neuen Ausgabe erschienen, welche in chronologischer Folge fortgesetzt werden soll; den Anfang machen die Römerkriege von Horkel, wobei jedoch, dem Plane der ganzen Sammlung entsprechend. jetzt nur die bezüg⸗ lichen Stellen ohne den ausführlichen verbindenden Und erläuternden Text wiederholt werden. Die Kaiserurkunden in Abbildungen sind bis zur 6. Lieferung vorgeschritten, welche 36 Urkunden auf 25 Tafeln enthält; dieselbe bringt noch 2 Urkunden Heinrichs II., 7 von Lo⸗ thar III., bearbeitet von Schum, 16 von Friedrich II., Heinrich VII. und Konrad 195, von Philippi durchgefehen, und den Rest von Karl IV., Wenzel, Ruprecht und Sigmund. Von der neuen Ausgabe der Regesta Pontificum Romanorum wurde das 5. Heft, bearbeitet von S. Loewenseld, versandt; dasselbe reicht Kis zum Tode Alexanders 11. Die Central-Direktion der Monumenta Jermqanias hat übrigens in den Tagen vom 2. bis 4. April hier in Berlin ihre jähr⸗ liche Plenarversammlung abgehalten. Anwesend waren: Prof. Dümmer aus Halle, Geheimer Rath Prof. von Giesebrecht aus München. Prof. Hegel aus Erlangen, Hofrath Prof. Sickel aus Wien ünd die hiesigen Mitglieder Prof. Mommsen. Prof. Wattenbach und der Vorsitzende Geheime Regierungs⸗Rath Waitz. An die Stelle des vor längerer Zeit verstorbenen Prof. Jätzsch wählte die Versammlung den Prof. Weizsäcke. Die von den Leitern der einzelnen Abtheilungen erstatteten Berichte sowohl über die voll endeten wie über die im Bruck oder in der Vorbereitung be⸗ findlichen Arbeiten waren im Allgemeinen nur erfreulicher Art. Aus⸗ gegeben wurden im Laufe des letzten Jahres von der Abtheilung Auctores antiquissimi: ) Tom. V. pars 2: B. Magni Ausonii opuscula rec. C. Schenkl; ) Tom. VI., pars 1: Q. Aurelii Symmachi quae supersunt, ed. O. Seeck; 3) Tom. VI., pars 2: Aleimi Ecdicii Evit; Jiennensis episcopi opera quae supersunt rec. R. Peiper; von der Abtheilung Seriptores: 4) Seriptores rerum Mero vingiearum Tom. L. Pars 1 (auch unter dem Titel: Gregorii Furonensis opera ediderunt W. Arndt et Br. Krusch, pars J. Historia Francorum), 5 Tom. XIV. der Ausgabe in Folio; 6 Vita Anskarii auctore Rimberto. Accsdit Vita Rimberti. Rec. G. Waitz; von der Abtheilung Leges: DJ. Tom. V., fasc. 2. der Folioausgabe, und daraus abgedruckt: 8) Lex Kibuaria et Lex Francorum Chama vorum ed. R. Sohm; 9) Capi- tularia zegum Francorum denno edidit A. Boretius. Tom. I., pars posterior; von der Abtheilung Antiquitates: 10 11) Poetae Latini aevi, GCarolini rec. Ern. Dümmler. Fom. 1 pars 1. 2; von dem „Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde!: 12. Band 18. in 13 Heften. Das von Prof. Wattenbach redigirte Neue Archiv= fährt fort, neben größeren kritischen Untersuchungen, Nachrichten über Handschriften zu geben, sei es aus gedruckten Katalogen, fei es nach Arbeiten in den Bibliotheken oder über solche, die hierher gesandt worden sind. Wie alle Bibliotheken Deutschlands und Oesterreichs, so haben auch mehrere des Auslandes dazu bereitwilligst die Hand geboten, der letzteren voran die Pariser Nationalbibliothek, dann die von Ein— siedeln und St. Gallen und die Kantontbibliothek in Zürich; ähn— licher Förderung aber haben sich auch die Arbeiten zu erfreuen, welche in Halle, Wien und anderswo gemacht werden, und so gelingt es, ohne zu große Kosten, das umfassende nationale Unternehmen weiter⸗ zuführen.

In der Aprilnummer des, Anzeigers des Germanischen Nationalmuseums“ wird die Beschreibung der Sammlungen mit der Abtheilung C, Nr. 5, der Plastik, fortgesetzt. Auch diesem Abschnitt ist eine Reihe vortrefflicher Holzschnittabbildungen einge⸗ gedruckt, und zwar nach den Gipsabgüssen des Thronsessels aus dem Kaiserhause in Goslar, von jwei schönen Figuren an der goldenen or in Freiberg, von einer Brunnenfigur auf plastisch reich ge= chmücktem Postament mit Delphinen und Amoren, von dem Grabmal des Matthias Ensinger im Münster in Ulm, von einem Elfenbein n, , darstellend die Marien am Grabe, dem Siegel der Stadt Konstanz und einer schönen Medaille auf die Vermählung Herzog Alberts von Preußen. Die Chronik des Museums meldet, daß Se. Majestät der König Albert von Sachsen den seit dem Regierungsantritt von drei zu drei Jahren bewilligten Beitrag auf das Triennium 188344 1886 nen gewährt hat. Die Herren und Grafen von der Recke haben eine Stiftung im Betrage von 1400 M gemacht. Die Samm⸗ lungen und die Bibliothek haben durch Geschenke und Ankäufe manchen Zuwachs erhalten:; Hr. O. Kling in Darmstadt hat eine beträchtliche Anzahl von Gipsabgüssen größerer und kleinerer Kunst⸗ werke gus Aachen, Trier und anderen Drten (im Ganzen II. Kisten) dem Museum jum Geschenk gemacht, durch welche manche schmerzlich empfundene Lücke ausgefüllt wurde. Die Berliner Pflegschaft des Museums hat die bei ihr im Jahre 1883 eingegangenen Gelder zum Ankauf eines sehr interessanten, emaillirten Handwaschbeckens bestimmt, das seit Beginn der Verhand⸗ lungen über diese Stiftung sich im Museum befindet, und die 1884 bei ihr eingehenden Gelder hat sie dazu bestimmt, einen sehr schönen Cölnischen Stollenschrank zu erwerben, welcher jetzt auch bereits im Museum aufgestellt ist. Auch die Pharmazeutische Stiftung hatte sich wieder einer beträchtlichen Anzahl von Geschenken zu erfreuen, die,

der Interessenten gebracht worden sind. Aus dem Verwaltungs ausschu des Museums ist der Kommandant des hiesigen Zeughauses, Oberst Ising, auf seinen Wunsch ausgeschieden. Der dem Heft beiliegende Bogen Ly, der -Mittheilungen auß dem SDermanischen Narlona⸗ museum ; bringt mehrere illustrirte Beiträge von dem Sirektor Essen⸗ wein: über einen Eisenhut des 13. e fende (mit Miniaturen); über jwei höchst interesfanie Geschutze aus dem 15. Jahrhundert. welche ein ungenannter Freund des Museums bei einem Antiquar in Florenz gekauft und der Anstalt geschenkt hat: eine Kammerbüchse und eine Gabelbüchse (mit sorgfältigen Abbildungen), und über einen alten Holzschnitt aus dem 1488 in Augsburg gedruckten Hortus zanitatis, darstellend einen haustrenden Rötelhändler. Ein weiterer Artikel schildert in Wort und Bild eine seit Kurzem dem Mufeum übereignete, alte höchst merkwürdige Räderuhr aus dem Anfang des 165. ö ü d

Publikationen des Börsenvereins der deuischen Buchhändler. Neue Folge. Archiv für Ge fa; * des deutschen Buchhande 8. Herausgegeben von der historischen Kommission des Börsenvereins der deutschen Buchhändler. 1X. deipzig, Verlag des Börsenvereins der deutschen Buchhändler. 1884. Wie schon die 8 vorhergehenden Stücke, die wir früher eingehend be⸗ sprochen, s o enthält auch das uns vorliegende 9. Stück interessante, theils längere, theils kürzere Aufsãtze. Es beginnt mit einem Bericht Friedr. Kapps an die Kommisston Über ein Werk, das er noch im Laufe dieses Jahres zu vollenden hofft. Daffelbe wird, die Geschichte des Buchhandels betreffend, von dem erften Handel mt gedruckten Büchern sowie van dem Handel mit Handschriften, sodann don dem buchhändlerischen Geschäft (Druck, Verlag, Preife, Vertrieb), von dem Einfluß des Humanismus und der Reformation auf den Buchhandel, die Stellung der Reichsstände und der Reichsregierung zu ihm, die Bedeutung und Stellung der Buchhändlermessen' und die Mehßkataloge, endlich von dem Aeußern des Buches handeln. Auf diesen Bericht folgt Ein Meßregister Siegmund Feyerabends aus dem Jahre 1565, mitgetheilt von Heinr. Pallmann. Dieses Meß⸗ register', welches wortgetreu zum Abdruck gebracht wird, ist das älteste uns erhalten gebliebene Handlungsbuch aus der Blüthezeit des Frankfurter Buchhandels und für die Geschichte des Buchhandels von Werth. Ein weiterer ausführlicher Äuffatz von Albr— Kirchhoff, der schon in früheren verschiedenen Beiträgen zu dem Archiv auf den eigenartigen Charakter der Preßpolizei der ältesten Zeit hingewiesen, ins besondere im 4. Bande des Archivs eine Geschichte der Kaiserl. Bücher⸗Kommission zu Frankfurt a. M. geliefert, beschäftigt sich hier in einem längeren Aufsatze mit der Kurf. sächsischen Bücher ⸗Kommis⸗ sion zu Leipzig und giebt eine Darstellung ihrer geschichtlichen Ent wickelung bis zum Abschluß ihrer Organssation. F. Herm. Meyer, der bereits im 5. Stücke des Archivs die geschichtlichen Verhältnisse des deutschen Buchhandels im 18. Jahrh. erörtert, bringt im vorstehenden 2. Stücke interessante Mittheilungen zur inneren Geschichte des deut⸗ schen Buchhandels von 1811— 1848. und zwar in Betreff der ge⸗ schäftlichen Zustände und Einrichtungen desselben. Da der bezeichnete Zeitraum aber schon im 2. Bde. des Archivs von Ed. Berger mit behandelt worden ist, so beschränkt sich der Verfasser des vorstehenden Aufsatzes darauf, hier Ergänzungen zu Bergers Arbeit aus meist handschriftlichen, von Berger nicht benutzten Quellen zu liefern. Auf diese, so eben verzeichneten langeren Aufsätze folgen Miscellen, de h. mehrere kürzere Mittheilungen, so des Erzbischofs Berthold von Mainz ältestes Censuredikt v. J. 1485, mitgetheilt von Heinr. Pallmann; ferner eine Notiz des Augsburger Buch⸗ druckers Ratdolt über seinen Vertrag mit dem Buchbinder Marx Miller p. J. 1514, nebst Bemerkungen hierzu von Älbr. Kirch⸗ hoff; sodann ein von Albr. Kirchhoff aus der ‚Policey⸗Ordnung des Fürsten Wilhelms Hertzogen zu Gülich, Cleve' und Berg. Düssel⸗ dorf. 1608. (Edict v. J. 1554. S. 6) angeführter Abschnitt, welcher auf die frühere Preßpolizei in kleinen Amtsgebieten Deutsch⸗ lands ein Licht wirft. Ebenderselbe theilt auch 2 Eingaben Moritz Pörners an die Universität und den Rath von Leipzig v. J. 1633, sowie den Rescheid derselben v. F 16354 mit. Gin Aufsatz von F. Herm. Meyer endlich betrifft Zwei verschiedene Ausgaben eines Me ßkatalogs ?.

gleich den früheren, in der Pharmazeutischen Zeitung zur .

Veterinärwesen.

Der Königlich ungarische Handels⸗Minister hat durch Erlaß vom 13. d. M. hinfichtlich der Sperr maßregeln an der rumänischen Grenze ergl. „R. Anz.“ Nr. 212 vom 15. Oktober 1883 Folgendes bestimmt:

„Nachdem in Rumänien die Viehseuche erloschen und nach den eingelangten amtlichen Berichten das dortige Gebiet vollständig seuchenfrei ist, bewillige ich unter Außerkraftsetzung meiner Verord⸗ nung 3. 44. 910 vom 7. Oktober v. F., hinsichtlich des Grenzver⸗ kehrs folgende Erleichterungen:

1) Aus Rumänien herstammende thierische Rohprodukte und andere kuchen gmpfingliche Gegenstände können unter Beobachtung des im §. 12 G. A. XX 1874 festgestellten Verfahrens anstandslos eingeführt werden.

2) Eingeführt können ferner auch werden Schafe und Ziegen, in der im 5§. 11 des bezogenen Gesetzes bestimmten Weise, nach 24stün⸗ diger Kontumaz.

3) In Hinsicht der Ein⸗ oder Durchfuhr von Hornvieh bleibt indessen die strenge Grenzsperre auf Grund des G. A. XXV i886 ö in aufrecht, und ist sonach Hornvieh bedingungslos zurück⸗ zuweisen.

4) Bezüglich des Desinfektionsverfahrens haben Sie sich an meine Verordnung 3 7814 vom Jahre 1887 und bei der Einfuhr von Hadern und ungewaschener Wolle an meine Verordnungen 3. 20 6h09, Z6 370 und 43 68s vom Jahre 1883 zu Halten. Wovon ich Sie behufs Kenntnißnahme, und genguer Danachachtung derstäͤndige und Sie zugleich anweise, über den Empfang dieser meiner Verord⸗ nung sofort hieher zu berichten.“

Budapest, 13. April 1884. Graf Szschsnyi m. p.

Gewerbe und Handel.

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deut scher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief fich die Reheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat März 1834 auf 301 9090 t, darunter 175 70 t Puddelroheisen, 10 5165 t Spiegeleisen, 38 943 t Bessemer⸗ roheisen, 40 8465 t Thomasroheisen und 35 726 t Gießereiroheisen. Die Produktion im März 1883 betrug 286 536 t. Vom 1. Januar bis 31. März 1884 wurden produzirt 838 337 t gegen 833 751 t im Vorjahr.

In der ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der, Preußischen Central Bodenkredit Aftiengesellschaft vom 24. d. M., ist nach den Anträgen der Birektion die Genehmi⸗ gung der Rechnungen und der Bilanz pro 1883 beschlossen, danach die Dividende pro 1883 auf Sto auf daz eingezahlte Grundkapital festgestellt und der Direktion Decharge ertheilt worden.

Wien, 25. April. (W. T. B) Die „Presse bestätigt, daß die Verhandlungen wegen Verstaatlichung der Pil sen⸗Prie⸗ sener Bahn gestern abgeschloffen worden sind. Letztere erhält eine Gesammt-⸗Jahresrente von 800 090 Fl, von welcher die planmãßige Amortisirung des Aktienkapitals binnen 79 Jahren zu bestreiten ist. Die Prioritäten erster Emission erhalten 4prozentige Silbertitres.

Antwerpen, 24. April. (W. T. B.) Wollau ktion. 1965 B. Buenos ⸗Ayres. Wollen angeboten, davon 1351 B. verkauft, Preise unverändert. .

London, 21. April. (Allg. Corr) Die allgemeine Ge⸗ schäfts lage in England ist traurig. Fast alle Industriezweige liegen darnleder, und Tausende von Arbeitern sind ohne Beschäftigung. Am meisten leiden wohl die Schiffsbauer, von denen in Rord. und South-Shields etwa 15 000, an der Tyne 10 090 und in Sunderland eine gleiche Anzahl ohne Beschäftigung sind; auch an der Clyde e. die Schiffswerften saͤmmtlich leer. Zahlreiche Cisenwerke stehen eben