1884 / 114 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 May 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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a. des Reichs⸗Invalidenfonds,

b. des Festungsbaufond,

e. des Fonds zur Errichtung des Reichstagsgebäudes;

HI. über den Reichs ⸗Kriegsschatz und

IV. über die An- und Ausfertigung, Einziehung und Vernich⸗ tung der von der Reichs bank auszugebenden Banknoten.

Das Haus genehmigte ohne Debatte den Antrag der Kommission, welcher lautet:

Der Reichstag wolle beschließen:

A. anzuerkennen, daß die Reichsschuldenkommission durch Ueberreichung des Berichtes vom 24. März 1884 den gesetzlich ihr obliegenden Verpflichtungen Genüge gethan habe;

B. für nachbezeichnete Rechnungen Entlastung zu ertheilen und zwar:

J. der Reichsschuldenverwaltung für die Rechnungen:

a. der Kontrole der Staatspapiere:

1) das Dokumententableau oder Nachweisurg der im Laufe des Etatsjahres 1882ñ83 bei der Kontrole der Staatspapiere zur Ver—⸗ rechnung gekommenen getilgten oder sonst werthlos gewordenen . des Norddeutschen Bundes und des Deutschen

eichs; 2) die siebente Rechnung über die unverzinsliche Reichsschuld (Reichskassenscheine) für das Rechnung jahr 1882,83;

die vierte Rechnung über die weitere Verbriefung der

Reichsanleihe von 1878 und die Ausreichung der Zinsscheine Reihe II Nr. 1 bis 8 nebst Zinsscheinanweisungen für das Etats jahr 1882/83;

4) die zwölfte Rechnung über die Anfertigung und Ausgabe von Reichsschatzanweisungen für das Etats jahr 1882/83

b. der Reichsschulden⸗Tilgungskasse: ;

1) über Einnahmen und Ausgaben bei den Fonds der Reichs⸗ schuldenverwaltung für das Etatejahr 1882,83;

2) über den Einlösungsfonds der Schatzanweisungen des Deut— schen Reichs für das Etatsjahr 1882 83; ö

II. der Verwaltung des Reichs⸗Invalidenfonds für die Rech⸗ nungen:

1) des Reichs ⸗Invalidenfonds,

2) des Reichs⸗Festungsbaufonds,

3) des Reichstagsgebäudefonds, und zwar 6 das Rechnung jahr 1882,83.

(Schluß des Blattes.)

In der heutigen (88 Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher mehrere Regierungs-Kom⸗ missarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die dritte Berathung des Gesetzentwurss zur Ergänzung des Gesetzes vom 13. März 1878, betreffend die Unterbringung ver⸗ wahrloster Kinder.

Der einzige Artikel des Gesetzes lautet nach den Be— schlüssen zweiter Lesung:

Der 5§. 10 des Gesetzes wird durch nachstehende Bestimmun⸗ gen ersetzt: .

Das Recht der Zwangskerziehung hört, abgesehen von der Aufhebung des Unterbringungsbeschlusses im Falle des §. 5, auf: 1 mit dem vollendeten achtzehnten Lebensjahre des Zöglings, . 2) mit . Beschlusse der Entlassung aus der Zwangs— erziehung.

Die . aus der Zwangserziehung ist von dem ver— pflichteten Kommunalverbande zu beschließen, sobald die Erreichung des Zweckes der Zwangserziehung anderweit sichergestellt, oder dieser Zweck erreicht ist. Ist dies zweifelhaft, so kann von dem Verbande eine widerrufliche Entlassung verfügt werden, welche das Recht zur Zwangserziehung nicht berührt.

Wird von den Eltern beziehungsweise Großeltern, dem Vor mund oder Pfleger die Entlassung aus der Zwangserzehung be— antragt, weil der Zweck dieser Erziehung anderweit sichergestellt sei., so entscheidet Über den Antrag beim Widerspruch des Kom— munalverbandes auf Anrufen des Antragstellers daz Vormundschafts⸗ gericht. Gegen den abweisenden Beschluß des Gerichts steht dem ÄAntragsteller, gegen den auf Entlassung lautenden dem Verbande das Recht der Beschwerde zu. Die Beschwerde muß innerhalb einer Woche bei dem Vormundschaftsgericht eingereicht werden und hat aufschiebende Wirkung. . .

Ein abgewiesener Antrag darf nicht vor Ablauf von sechs Monaten erneuert werden.

In außergewöhnlichen Fällen kann das Recht der Zwangs⸗ erziehung auf den Antrag des veipflichteten Kommunal verbandes durch Beschluß des Vormundschaftsgerichts bis längstens zur Groß jährigkeit ausgedehnt werden, wenn eine solche Ausdehnung zur Erreichung des Zweckes der Zwangserziehung erforderlich erscheint.

Statt solcher Ausdehnung oder an diese anschließend, kann nach Ermessen des Vormundschaftsgerichts durch dessen Beschluß des Ruhen der väterlichen Gewalt in Betreff des Erziehungsrechts über den Zögling für die Zeit von beendeter Zwangserziehung bis längstens zur Großjährigkelt angeordnet werden.

Der Abg. Dr. Wehr bat, den vom Hause in der zweiten Lesung gemachten letzten Zusatz wieder zu streichen, da der⸗ selbe in Widerspruch mit dem Vormundschaftsrecht und dem allgemeinen Landrecht stehe und unpraltisch sei. Er bitte zu⸗ gleich, daß an solchen Kindern, welche sich bereits in . erziehung befänden, gerichtliche Strafen, welche die Zwangs— erziehung unterbrächen, nicht vollzogen werden sollten, weil die Fortsetzung der Zwangserziehung nach der Be⸗ strafung bedenklich sei. Die Strafvollstreckung solle nach Reskript des Justiz-Ministers aufgehoben oder die Be⸗ gnadigung herbeige ührt werden. Wenn solche Kinder sich nicht in Anstalten oder Familien befänden, sollten sie Erziehungsanstalten überwiesen werden. ;

Der Geh. Regierungs- Rath Dr. von Bitter erklärte, daß, falls der vom Abg. Wehr besprochene Zusatz angenommen werde, das Gesetz für die Regierung keinen Werth habe. Er bitte deshalb, den Zusatz abzulehnen und zugleich das 16. Lebensjahr als Grenze festzuhalten.

Der Abg. Jungck bat gleichfalls, den Zusatz abzulehnen, im Uebrigen jedoch das Gesetz unverändert nach den Be⸗ schlüssen zweiter Lesung anzunehmen. ö ö ;

Der Abg. Westerburg erklärte, er hätte gewünscht, daß man im Intere sse der Familienerziehung an dem 16 Lebens⸗ jahr als Grenze für die Zwangserziehung festgehalten hätte. Mit Rücksicht auf die Stimmung des Hauses wolle er jedoch Wider⸗

spruch nicht erheben. . Der Abg. Dr. Brüel vertheidigte die Beschlüsse zweiter Lesung.

Der Abg. Korsch erklärte, daß seine Partei gegen den letzten Zusatz stimmen werde.

Der Abg. Zelle trat der Auffassung entgegen, als ob alle Zwangserziehungskinder in geschlossenen Anstalten erzogen würden.

Unter Ablehnung des letzten Zusatzes wurde hierauf die Vorlage nach den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen.

Das Haus berieth sodann den vierten Bericht der Kom⸗ mission für Petitionen. . J ö.

Der Magistrat zu Hildesheim trug in einer Petition Folgendes vor: .

Seit unvordenklicher Zeit befinde sich in Hildesheim unter dem

maße . Bunge. Die Stiftung bestehe aus gewissen Realabgaben von früber der dortigen bischöflichen Kirche gutsherrnpflichtigen Ländereien in den Ortschaften Adlum, Algermissen, Borsum und Müllingen, welche ehemals von dem Domprobst an katho—⸗ lische Arme, später nach ter Säkularisation des Bis⸗ tbums Hildesheim von den Staatsbehörden, namentlich der Königlichen Landdrostei, an Arme ohne Unterschied der Kon fession als lebenslängliche Präbende vertheilt seien. Unter dem 12. November 1874 habe dann das Königliche Finanz ⸗Ministerium, Abtheilung für Domänen und Forsten, verfügt die Wieder verleihung der inzwischen durch den Tod der bis dahin bedachten Wittwe Lorenzig frei gewordenen einen Hälfte der Müllinger Bunge nur für den Fall des Bestehens einer von der gedachten Behörde nicht anerkannten rechtlichen Verpflichtung des Domänenfiskus zur dauernden Weitergewährung der Spende. Ein von der Königlichen Landdrostei zu Hildesheim an den Minister des Innern gerichteter Antrag auf Verwendung für die Konservirung der Müllinger Bunge sei unter dem 4. Juli 1875 abschläglich beschieden und nunmehr, als später im Jahre 1879 auch der zweite Präbendar der Müllinger Bunge gestorben sei, sei die letztere als erloschen erklärt und nicht wieder verliehen. Von diesen Vorgängen habe der Magistrat zu Hildes heim erst im Jahre 1380 Kenntniß erhalten und halte sich, da die Bungen, wenn auch nicht immer, so doch vorwiegend an bedürftige Einwohner von Hildesheim verliehen worden seien, für berechtigt und verpflichtet, in. Wahrnehmung der Inter esien seiner Bürgerschaft auf die Aufhebung der gedachten Ministerialverfügung und Wiederherstellung der Bunge hinzuwirken. Der Magistrat habe zu dem Ende unter dem 1. Oktober 1880 eine Eingabe an den Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten gerichtet, welche von diesem an den Minister des Innern zur ressortmäßigen Verfügung abgegeben sei, worauf dann unter dem 17. Juli vorigen Jahres eine ablehnende Antwort erfolgt sei. Da der Magistrat nun nicht die Ueberzeugung gewinnen könne, daß diese ablehnende Antwort des Ministers rechtlich haltbar sei und eben so wenig, daß dieselbe der Billigkeit entspreche, so habe der selbe den Weg der Petition eingeschlagen. . 3

Die Kommission beantragte, diese Petition der König— lichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Der Antrag der Kommission wurde fast einstimmig an⸗— genommen. . Des Weiteren wurde eine Petition des Magistrats der Stadt Luckau berathen, welche um Erlaß eines Gesetzes über das Patronatsrecht bittet.

Die Kommission beantragte:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: . die Petition der Königlichen Staatsregierung als Material für das in Aussicht genommene Gesetz wegen Aufhebung des Patronatsrechtes zu überweisen.

Der Antrag der Kommission wurde nach kurzer Debatte angenommen. . Des Weiteren lag eine Petition des Vicars May in Golembitz vor um Aufhebung der Anordnungen der Aussichts⸗ behörden, welche ihn für nicht berechtigt erklären, in den dortigen Kirchenvorstand als Mitglied einzutreten.

Die Kommission beantragte, über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen. .

Das Haus trat diesem Antrag ohne Debatte bei.

Eine Reihe von Vorständen von Schmiede⸗-Innungen petitioniren um den Erlaß eines Gesetzes, welches als Vor— bedingung für den selbständigen Betrieb des Hufbeschlages die entsprechende Prüfungspflicht anordne.

Mit Rücksicht auf das kürzlich berathene Gesetz, betreffend den Betrieb des Hufbeschlaggewerbes, beantragte die Kommission, die Petition sür erledigt zu erklären. .

Das Haus trat diesem Antrage ohne Debatte bei.

Die Markscheider des Ober-Bergamts Dortmund bitten um anderweite Organisation des Markscheiderwesens. Das Haus nahm bezüglich dieser Petition den Antrag der Kom⸗ mission an, diese Petition der Staatsregierung als Material für die in Aussicht genommenen, die Reorganisation des Markscheiderwesens bezweckenden Anordnungen zuüberweisen.

Weiter lag zur Berathung vor ein Bericht über die Petition der Bewohner oon Ober- und Wittelacher, Wilhelm König und Gen., um Aufhebung der einer Handelsfirmg ertheilten Konzession zum Wiederaufbau der im Jahre 1851 explodirten, zwischen beiden Orten belegen gewesenen Pulyer⸗ fabrik.

Die Petitionsfommission beantragte:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen; Ueber die

Petition mit Rücksicht auf den Vorbehalt, welcher in dem tur

Sache ergangenen Rekursbescheide des Ministers für Handel und

Gewerbe vom 4. März 1883 enthalten, zur Tagesordnung über⸗

zugehen.

Das Haus trat diesem Antrage bei.

Das Haus berieth sodann die Petition des Magistrats und der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Marienburg wegen Aenderung der den Vertheilungsmaßstab füc die Erhebung der dortigen Kommunalsteuer feststellenden Anordnung der Aufsichtsbehörde. =

Die Gemeindekommission beantragte: .

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die Petition der Königlichen Staatäregierung zur Erwägung zu überweisen, ob nicht in Anbetracht der eigenthümlichen lokalen Verhältnisse eine

Aufhebung eder Modifikation des Nachtrages zum Kommunalsteuer .

regulotiv der Stadt Marienburg herbeizuführen sein möchte.

Das Haus trat diesem Antrag nach einer kurzen Bemer— kung von Seiten des Abg. Spahn bei.

Uebereinstimmende Petitionen von 17 Hufnern und Käthnern in Mels, sowie 15 Hufnern und Parzellisten in Broballig, beides Gemeinden des Kreises Sonderburg, Pre⸗ vinz Schleswig⸗-Holstein, erheben die Bitte um Ertheilung der Befugniß zur nachträglichen Anmeldung von Grundsteuer— Entschädigungsansprüchen. .

Ein Antrag des Abg. Lassen, diese Petitionen der Re—⸗ gierung zur näherer Erwägung zu überweisen, wurde ab— gelehnt und dagegen der Vorschlag der Kommission angenom⸗ men, über diese Petitionen zur Tagesordnung überzugehen.

Dierauf vertagte sich das Haus um 1 Uhr aui Freitag 11 Uhr.

Jiach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat März. d. J. auf deutschen Bahnen (aus⸗ schließlich der bayerischenj beförderten Züge und deren Verfpätungen wurden auf 43 größeren Bahnen beziehungs⸗ weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 30 705,81 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen; 13240 Courier⸗ und Schnellzüge, 104 663 Personenzüge, 61 257 gemischte Züge und 102 335 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen; i588 Courier-, Schnell-, Personen⸗ und gemischte Züge und 28 199 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 727 967 130 Achskilometer bewegt, von denen 205 684 585 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den

gemischten Zügen im Ganzen 400 oder 0,22 pCt., (gegen 6,91 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und O, 34 pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 8 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 313 Verspätungen ( 0, 17 pCt.) zur Last sallen (gegen 0, 22 pCt. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 167 512 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung 918, oder O,. 55 pæͤt., mithin 0,38 pCt. mehr. In Folge der Verspätungen wurden 233 Anschlüsse versäumt (gegen N75 in demselben Monat des Vorjahres und 251 im Vor⸗ monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nach den auf je eine Anschlußversäumniß entfallenden Zugverspätun⸗ gen vorgenommen, so kommen in erster Reihe; die Stargard⸗ Cüstriner Eisenbahn (4 Anschluß-Versäumnisse auf 3 Ver⸗ spätungen) mit 0,75, der Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion Berlin (32 Anschluß-Versäumnisse auf 29 Verspä⸗ tungen) mit 0,91, die Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn (1 AnschlußVersäumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Mecklenburg. Friedrich⸗Franz-Eisenbahn (1 Anschluß-Versäum⸗ niß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Oberhessische Eisenbahn (1 Anschluß⸗Versäumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Oels⸗Gnesener Eisenbahn (11 Anschluß⸗Versäumnisse auf 11 Verspätungen) mit 1,00 und die Saal⸗Eisenbahn (1 Anschluß⸗ Versäumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, während der Be⸗ zirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Bromberg (10 An— schluß⸗Versäumnisse auf 31 Verspätungen) mit 3,10, der Be⸗ zirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Elberfeld (4 An⸗ schluß⸗Versäumnisse auf 19 Verspätungen) mit 4,75 und die Braunschweigische Eisenbahn (1 Anschluß⸗Versäumniß auf 6 Verspätungen) mit 6,00 die letzten Stellen einnehmen und auf 7 Eisenbahnen 11 Verspätungen ohne Anschluß⸗-Ver⸗ säumnisse und auf 11 Eisenbahnen weder Verspätungen noch Anschluß⸗Versäumnisse vorgekommen sind.

Wegen Verkaufes von auswärtigen Loosen in Preußen ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsi, vom 10. März d. J., auch der auswärtige Verkäufer zu bestrafen, welcher auf Bestellung eines Re— flektanten in Preußen diesem von dem außerpreußischen Orte aus durch die Post das Loos nach dessen Wohnort sendet.

S. M. Kbt. „Hyäne“, 4 Geschütze, Kommandant Kapitän⸗Lieutenant Geiseler, ist am 1. April er. in Sidney eingetroffen.

Hanau, 15. Mai. (W. T. B.) Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin von Wales nebst drei Tächtern ist heute auf Schloß Rumpenheim eingetroffen.

Bayern. München, 13. Mai. (Allg. Ztg.) Die Pripnzefsin Amalia wird mit ihren beiden Töchtern, den Prinzessinnen Elvira und Clara, zwischen dem 6. und 7. des nächsten Monats aus Italien zurückkehren und sich direkt zum Aufenthalt nach Nymphenburg begeben. Auch Prinz Alphons wird Madrid nach der Taufe des neugeborenen Sohnes des Prinzen Ludwig Ferdinand verlassen und über Italien hierher zurückkehren. .

Das neue „Hof- und Staatshandbuch des König⸗ reichs Bayern 1684“ ist heute ausgegeben worden. Dasselbe ist nach dem Stande vom 5. B. M. bearbeitet.

Dem Magistrat von München ist folgender Erlaß des Krieg s⸗Ministeriums zugegangen:

Se. Majestät der König haben anzuordnen geruht, daß die un⸗ mittelbar Allerhöchsten Ortes eingereichte Vorstellung des Magistrats Allerhöchstihrer Haupt. und Residenzstadt, betreffend die Gründung des Offizlter-Konsumvereins, im Sinne der von der König liche! Staatsregierung bei den Verhandlungen des Landtages ab gegebenen bezüglichen Erklärungen verbeschieden werde. Demgemäß hat das Kriegs⸗Ministerium, auf die am 28. Januar d. J. in der 44. öffentlichen Sitzung der Kammer der Abgeordneten gepflogenen Verhandlungen Bezug nehmend, hervorzuheben, wie es im steten Ein vernehmen mit dem Königlichen Staats -Ministerium des Innern die Interessen des bavyerischen Handels und Gewerbes auch in der ob— schwebenden Frage, der ferneren Gestaltung dieser Angelegenheit ent⸗ sprechend, jeweilig nach Möglichkeit schützen wird. ̃

von Maillinger.

Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 14. Mai. (W. T. B.) Die „Politische Correspondenz“ meldet: Der Kaiser von Rußland, welcher sofort nach dem Ableben der Kaiserin Maria Anna dem Kaiser von Oesterreich telegraphisch sein Beileid aussprach, beauftragte den Bot- schafter Fürsten Lobanoff, die schmerzliche Theilnahme des russischen Kaiserhauses mit Versicherungen der Gefühle der ,, für den Kaiser von Hesterreich Demselben münd⸗ ich auszudrücken. Fürst Lobanoff entledigte sich dieses Auf— trages in einer Privataudienz am 12. D. M*c :

Pest, 13. Mai. (Wien. Abdy.) Der Dreierausschuß des Hberhauses genehmigte den Beschluß des Abgeord⸗ netenhauses bezüglich der 1882er Staatsschlußrechnungen, ferner den Gesetzentwurf über die Verwendung der Gemeinde⸗ zuschläge von gewissen im Gesetzartikel l0 vom Jahre 1870 bezeichneten Anstalten und Unternehmungen, weiter den Ge— setzentwurf, betreffend den Bau des neuen Parlamentsgebäu⸗ des, und schließlich denjenigen betreffs der Verstaatlichung der Siebenbürger Bahn.

Belgien. Brüssel, 14. Mai. (W. T. B.) In der eutigen Sitzung der Repräsentantenkammer begründete . on seinen Gesetzesantrag auf Beseitigung des Art. 4 des Schulgesetzes, welcher dem Clerus die Befugniß beläßt, in den Schulen den religiösen Unterricht zu ertheilen. Der Äntrag wurde zur Erwägung angenommen. Der Minäster des Innern beantwortete die Interpellatign bezüglich der Choöleragefahr und sagte: die Situation sei keineswegs beunruhigend und übrigens seien Maßregeln gegen⸗ über allen Eventualitäten getroffen worden.

Großbritannien und Irland. Lon don, 14. Mai. (W. T. B.). Das Unterhaus verwarf heute mit 222 gegen 86 Stimmen die Vorlage, betreffend den Bau eines Kanaltunnels. Die Regierung hatte sich gegen die Vorlage ausgesprochen. . ö

(A. C) Die Bill über die Creirung eines Ministers von Schottland gelangte am 12. zur Vertheilung an die Mitglieder des Parlaments. Dieselbe soll es, Ihrer Majestät er⸗ möglichen“, einen solchen Beamten mit dem Jahresgehalt von 2060 Pfd. Sterl. anzustellen und im Dienste zu behalten, so lange dies „im Gefallen der Königin liegt“. Der neue Minister wird den Staats⸗Ministern nicht beigezählt. Sein

Namen. . Bungenstiftung⸗ eine milde Stiftung zu Gunsten hülfs⸗ bedürftiger Personen. Der Name stamme von einem alten Korn⸗

179 100 fahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell-, Personen⸗ und

Wirkungskreis entspricht im Wesentlichen demjenigen eines

Ministers des Innern, und es fallen alle Angelegenheiten der schottischen Lokalverwaltung (Armen⸗ und Gesundheitspflege, Erziehungs- und Unterrichtewesen, Vogelschutz, Fischereigesetz., stãdtische Anlehen, Impfung, Bevölkerungsstatistik, Polizei, Märkte, Straßen und Wege ꝛc.) in sein Ressort.

Frankreich. Paris, 13. Mai. (Fr. Corr.) Das „Journal officiel“ zeigt den Vertragsabschluß mit China folgendermaßen an:

Gestern, am 11. Mai, um 5 Uhr Nachmittags unterzeichneten der Vizekönig von Petschili, der mit den Vollmachten des Hofs von Peking ausgestattet ist, und der Kommandant Fournier, welcher drei Tage zuvor von der Regierung berollmächtigt worden war, in Tientsin eine Convention in vier Artikeln, die der zwischen Frankreich und China obschwebenden Meinungsverschiedenheit ein Ziel setzt. In Art. 1 verxflichtet sich Frankreich, die süd⸗ liche Grenze Chinas gegen Tonking zu achten und nöthigenfalls zu schirmen. China seinerseits, über die Unantastbarkeit und die Sicherheit seiner Südgrenzen beruhigt, verpflichtet sich, ohne Verzug alle chinesischen Garnisonen Tonkings innerhalb dieser Grenzen zurückzuziehen. Ferner verpflichtet es sich, iin der Gegen— wart und in der Zukunft die direkt abgeschlossenen oder abzuschließen⸗ den Verträge zwischen Frankreich und dem Hofe von Anam zu respek⸗ tiren' (Art. 2). Art. 3 besagt, daß „Frankreich in Anerkennung der versöhnlicken Haltung Chinas und um der patriotischen Weisheit Sr. Excellenz Li in der Unterhandlung dieses Uebereinkommens eine Hul digung darzubringen, auf eine Entschädigung von Seiten Chinas ver— zichtet. Dieses verpflichtet sich dagegen, auf dem ganzen südlichen Grenzgebiete den fceien Waarenhandel „zwischen Anam und Frankreich einer⸗ und China andererseits zuzulassen. Zu diesem Behufe wird ein Handels und Tarifvertrag „in dem versöhnlichsten Geiste auf Seiten der chinesischen Unterhändler und unter den vortheilhaftesten Be⸗ dingungen für den französischen Handel“ abgeschlossen werden. End— lich sollen beide Regierungen, sobald die Konvention unterzeichnet ist, ihre Bevollmächtigten ernennen und diese binnen drei Monaten zu⸗ sammentreten, um nach den bereits festgesetzten Grundlagen definitiv zu unterhandeln. Der französische Unterhändler hat gestern bei dem Vizekönig dinirt; Li⸗Hong⸗Chang dinirt heute auf dem französischen Konsulat, welches mit französischen und chinesischen Flaggen geschmückt ist und den ganzen Abend illuminirt sein wird. Der Admiral Lespeès ist mit einem der Schiffe seiner Division nach Tientsin ab— gegangen. Sofort nach seiner Ankunft wird der Kommandant Fournier mit dem Originaltexte der Konvention die Reise nach Frank⸗ reich antreten.“

Die Pariser Presse zeigt sich von der unverhofften Wendung sehr angenehm berührt, und nur einige erbitterte Gegner der Regierung machen hiervon eine Ausnahme.

Der Minister des Aeußern, Jules Ferry, theilte in einem heute Morgen unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik abgehaltenen Ministerrath seinen Kollegen die diplomatischen Aktenstücke, betreffend die Unterhand— lungen mit China mit, worauf die Minister sich mit der Prüfung der durch den Vertrag von Tientsin Frankreich geschaffenen Lage in Tongking beschäftigten. Die Re⸗— gierung faßte diesbezüglich den Beschluß, die in Tongking be— findlichen Truppen nach und nach heimzuberufen. Heute früh wurden bereits Befehle zur Heimbeförderung des Marschregiments, das bekanntlich aus Bataillonen dreier Linien⸗Regimenter zusammengesetzt ist, abgeschickt. Der Kriegs⸗Minister, auf dessen Verlangen die letztgenannte Maß— regel getroffen wurde, machte aus diesem Anlaß auf das hohe Interesse aufmerksam, welches sich an die Ausfüllung der durch die Tongking-Expedition geschaffenen Lücken im Kontinental— heere knüpft. Der Marine⸗Minister, Admiral Peyron, unter⸗ breitete dem Präsidenten der Republik ein Dekret, daß sich auf die Schaffung zweier Regimenter tongki—⸗ nesischer Tirailleurs bezieht, die nach den französischen Regimentern organisirt und deren Cadres aus französischen Elementen bestehen sollen. Der französische Gesandte in Peking, Patenotre, der bekanntlich mit einer Mission am Hofe von Hue betraut ist, trifft daselbst am 28. oder 29. Mai ein und wird sich nach Erledigung der übrigens nur kurze Zeit in Anspruch nehmen⸗ den Mission nach China begeben, um mit dem chinesischen Bevollmächtigten auf Grund des vorgestern abgeschlossenen Vertrages von Tientsin die Konventionen abzuschließen i die in dem gedachten Vertrage aufgeführten Fragen zu regeln.

Im Ministerium des Innern sind nunmehr die endgültigen Resultate der Gemeindewahlen bekannt; sie lauten wie folgt: In 230 von 2566 Kreishauptstädten ist die Majorität eine republikanische, 150 Gemeinderäthe sind vollständig fortschrittlich republikanisch. 26 Munizipalräthe wurden ganz oppositionell gewählt: 1 radikal⸗-intransigent (Carcassonne), 4 der Mehrheit nach radikal, 6 durchgehends antirepublikanisch, 15 der Mehrheit nach ebenso.

14. Mai. (W. T. B.) Heute beglückwünschte der chinesische Gesandte Li⸗Fong-⸗Pao den Minister des Aeußern, Jules Ferry, persoͤnlich zu der Verständigung zwischen Frankreich und China, welche seine Mission in Paris in so glücklicher Weise eingeleitet habe. Jules Ferry bat Li— Fong-Pao, dem Vizekönig Li⸗Hung-Chang gegenuber das Ver— trauen zum Ausdruck zu bringen, welches Ferry zu seiner Vermittelung im Interesse der neuen Handels- und Freund— schaftsbeziehungen hege, denen der Vertrag von Tientsin zum großen Nutzen beider Länder die Weihe gegeben habe.

Italien. Rom, 14. Mai. (W. T. B.) Der italienische Botschafter in St. Petersburg, Graf Greppi, ist beaustragt worden, dem Großfürsten⸗ Thronfolger das demselben anläßlich seiner Großsjährig⸗ keitserklärung von dem König Humbert verliehene Collier zum Annunziaten-Orden zu überreichen.

Der König von Württemberg hat von Stresa aus 1 der Gotthardbahn die Rückreise nach Stuttgart an— getreten.

Afrika. Egypten. Kairo, 14. Mai. (W. T. B. ) Die englische Regierung hat die Absendung egyptischer Truppen nach Wadi-Halfa von Seiten der egyptischen Militärbehörden untersagt. Der Gouverneur von Don gola ersucht fortgesetzt, ihm Verstärkungen oder wenig⸗ stens Waffen und Munition zu senden; es heißt aber, diesen Bitten werde in Rücksicht auf die geringe Zuverlässigkeit der Truppen nicht stattgegeben werden.

14. Mai. (W. T. B.) Der Aufstand nähert sich Dongola. Debbah ist gegenwärtig die letzte Telegraphen⸗ station über Dongola hinaus, die im Betriebe ist.

Seitungsstimmen.

Der „Schwäbische Merkur“ bemerkt zu der am Freitag, den 9. d. M., im Reichstage stattgehabten Diskussion über das Sozialistengesetz:

= Des Kanzlers Rede ist geeignet, den großen Gegensatz zwischen staatsmännischer und fraktionsmäßiger Auffassung wieder einmal recht deutlich erkennen zu lassen. Auf der einen Seite große Gesichtspunkte, fester Blick auf die Zukunft, kühne Erfassung der Dinge, wie sie sind, offene Benennung derseiben, ob die Welt auch davor erschrecke; auf der andern das Fortwirthschaften mit den alten, verbrauchten Schlagwörtern, das Suchen nach neuen Verhüllungen der immer sich gleichbleibenden Verneinung. . ..

sh . Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ reibt:

Der Jahresbericht der Handelskammer zu Frankfurt a. M. bietet wiederum eine Fülle interessanten Materials und überläßt es, wie im Vorjahre, dem für die wirthschaftliche Entwickelung sich inter— essirenden Leser, sich selbst aus den in objektivster Weise zusammen— gestellten Thatsachen ein Urtheil über die Gesammtlage zu bilden. Schon die große Bedeutung Frankfurts als Benkyplatz weist darauf hin, daß im dortigen Kammerbezirke die Handelsinteressen vor den gewerb— lichen und industriellen präpaliren. Daneben ist, um dieses Verhältniß zu verstärken, wie von Alters her der Meßplatz Frankfurt heute noch Haupt⸗ stapelplatz Süddeutschlands für eine große Anzahl wichtiger Artikel. Wenn so in Frankfurt also die Handelsinteressen und dementsprechend deren Vertretung in der Handelskammer vor der gewerblichen Thätig⸗ keit voranstehen, so ist es gewiß als ein Zeichen wirthschaftlicher Gesundheit der Gesammtverhältnisse zu bezeichnen, daß die Handels—⸗ kammer die zu ihrer Kunde gelangten Verhälrnisse in objektivster Weise den Interessentenkreisen zugänglich macht, ohne in dem Streite der nnn über wirthschaftliche Prinzipienfragen einseitig Partei zu nehmen. . ..

In der Diskussion über die zweckentsprechendste Förderung der wirthschaftlichen Interessen ist bekanntlich von vielen Seiten die For— derung einer stärkeren, deren wirthschaftlicher Bedeutung entsprechen— deren Vertretung der gewerblichen und industriellen Interessen inner— halb der Handelskammern erhoben worden. Die Frankfurter Kammer scheint sich der inneren Berechtigung dieser Forderung nicht verschlossen zu haben und hat ihrerseits die Initiative ergriffen, das in ihrer Kompetenz Mögliche zu thun, um derselben entgegen zu kommen, und zwar durch Bildung einer besonderen Gewerbeabtheilung innerhalb der Handelskammer. Der Bericht theilt darüber mit:

Zur gemeinsamen Erörterung der gewerblichen Verhältnisse, zur Vorberathung der Wünsche und Beschwerden in Betreff des Gewerbe— wesens, sowie zur Berichterstattung über die Lage desselben hat die Handelskammer eine besondere Gewerbeabtheilung gebildet. Diese Gewerbeabtheilung besteht aus der Gewerbekommission der Handels— kammer und aus Vertretern von gewerblichen Vereinigungen, sowie aus anderen von der Handelskammer berufenen Gewerbe— treibenden. Als Vertreter der gewerblichen Vereinigungen fungiren die von der Handelskammer berufenen Vorsitzenden der gewerblichen Vereinigungen. Den Vorsitz in der Gewerbe— abtheilung führt der Vorsitzende der Gewerbekommission der Handels- kammer; als Schrift- und Protokollführer fungirt der Syndikus der Handelskammer. Die Sitzungen der Gewerbeabtheilung finden nach Bedürfniß zufolge Einberufung des Vorsitzenden oder auf schriftlichen Antrag von Mitgliedern der Gewerbeabtheilung statt. Beschlüsse werden mit absoluter Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder gefaßt. Die Beschlüsse und Gutachten der Gewerbeabtheilung werden der Handelskammer zur Unterstützung überreicht, welche im Fall ihres . sodann für die Ausführung der Beschlüsse Sorge rägt.

Der „Export“ veröffentlicht eine Zuschrift aus Lon— don, betreffend die Subvensionirung überseeischer Dampfer— linien, wie solche jetzt von Seiten des Deutschen Reiches pro— jektirt wird. Darin wird u. A. gesagt:

„Wiewohl ich im Großen und Ganzen Anhänger des laissez faire bin, so finde ich doch bei Wahrung eines objektiven Urtheils im vorliegenden Falle diejenigen Verhältnisse in der Praxis nicht vor, durch welche ich von vornherein mich berechtigt erachten könnte, über die Staatssubvemion den Stab zu brechen. Eine Zusammenstellung der BSetriebsergebnisse der englischen Dampferlinien zeigt mir nämlich, daß die größten Linien ohne die ihnen zugebilligte Staatssubvention mit einem Defizit abgeschlossen haben würden . . . . Nach den über 3 der größten Gesellschaften (Peninsular und Oriental, Pacifie Steam Navigation, Royal Mail Steam Packet) vorliegenden Jahres berichten resultirten im Jahre 1880 deren Einnahmen aus folgenden

Quellen: . in Proz.

2059135 n

1333342 3365

Subventionen Gh 15,0

Sonstige Einnahmen. 20 823 66

. zusammen 4022165 100 Aus diesen Ziffern geht hervor, daß die Einnahme aus dem racht⸗ und Passagierverkehr allerdings den weitaus wesenilichsten heil des Einkommens der gedachten Dampfergesellschaften bildet, daß aber eine Verzinsung ohne die Subvention nicht erzielt worden wäre. . . . Wenn die drei bedeutendsten englischen Dampferlinien ohne staatliche Suboention trotz der enormen Exportfähigkeit Eng— lands und der diesem Lande zu Theil werdenden werthvollen Rimessen nicht rentiren, so wird das noch viel weniger mit einer jungen deut schen Dampferlinie der Fall sein, die weder über gleich gün— stige Exporte noch Rückfrachten verfügt. Das kann einem Zweifel gar nicht, unterliegen. Ebenso wenig kann es da— her zweifelhaft sein, daß die Vortheile welche den be— treffenden englischen Linien aus einer staatlichen Subvention erwachsen, einer deutschen Konkurrenzlinie ebenfalls gewährt werden müssen, wenn diese überhaupt bestehen soll. Dem Prinzip der freien Konkur— renz zu Liebe von der staatlichen Unterstützung einer deutsch⸗austra—⸗ lischen oder deutschschinesischen Dampferlinie abzusehen, haben die Gegner einer Subvention unter Hinweis auf England also jedenfalls keine Veranlassung. Schließlich wird betont, daß der jetzt ins Auge gefaßte Versuch nur dann einen günstigen Frfolg haben koͤnne, wenn er von vornherein mindestens für 19 15 Jahre sichergestellt fei; auf

kürzere Fristen verwendetes Geld würde weggeworfen sein.

Frachten. Passagiere

Kunst. Wissenschaft und Literatur.

Von den Sitzungsberichten der Königlich preu— ßischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Verlag der Akademie; in Kommission in Ferdinand Dümmlers Verlags Buchhandlung, Harrwitz und Goßmann) liegen uns die 17 Wochen— hefte des ersten Quartals von 1884 vor. Das erste (Doppel ⸗) Heft enthält das Verzeichniß der Mitglieder der Akademie nach dem Status vom 1. Fa⸗ nuar 1884. Beständige Sekretare sind danach in der physikalisch⸗marhe⸗ matischen Klasse die Herren du Bois⸗Reymond und Auwers, in der rhilosophisch⸗historischen Klasse die Herren Curtius und Mommsen. Die Zahl der ordentlicher Mitglieder ist 43 (21 in der pbysikalisch⸗ mathematischen, 22 in der philosophisch ⸗historischen Klasse). Der Anciennetät, d. h. dem Datum der Königlichen Bestätigung seiner Wahl nach (13. Februar 1832), steht an der Spitze des Verzeichnisses Hr. Leopold von Ranke aus der philosophisch-historischen Klasse; dann folgt, ebenfalls aus der philosopbisch-historischen Klasse. Pr. Wilhelm Schott (1841), ferner aus der physikalisch⸗mathematischen Hr. Gotthilf Hagen (1842), dann aus der philosoppbisch ⸗historischen Klasse Hr. Richard Lepsius (1850) und aus der physikalisch-mathe— matischen Klasse Hr. du Bois - Reymond. Das jüngste Mitglied (15. August 1881) ist Hr. Hans Landolt aus der plysikalisch⸗mathematischen Klasse. Die Zahl der auswärtigen Mitglieder beträt 12; es sind der Anciennetät nach in der philosophischmhistorischen Klasse die Herren: Sir Henry Rawlinson in London (18. Mai 1859), Franz Ritter ron Miklosich in Wien, Lebrecht Fleischer in Leipzig, Giovanni Battista de Rossi in Rom und August Friedrich Pott in Halle a. S.; in der physi—

kalisch⸗mathematischen Klasse die Herren: Franz Neumann in Königs⸗ berg, Robert Wilhelm Bunsen in Heidelberg, Wilhelm Weber in Göttingen, Hermann Kopp in Heidelberg, Richard Owen in London, Sir George Biddell Airy in Greenwich und Jean⸗Baptiste Dumas in Paris (inzwischen verstorben) Ehrenmitglieder sind fol⸗ gende Herren: Peter von Tschichatscheff in Florenz (1853), Graf Helmuth von Moltke in Berlin (1860), Don Baldassare Boncom⸗ pagni in Rom, Johann Jakob Baeyer in Berlin, Georg Hanssen in Göttingen, Julius Friedländer in Berlin ehe fen verstorben), Carl Johann Malmsten in Upsala, Se. Majestät Dom Pedro, Kaiser von Brasilien und Earl of Crawford und Balcarres in Dunecht, Aberdeen. Der korrespondirenden Mitglieder zählte die physikalisch⸗mathematische Klasse 77, die philosophisch⸗bistorische Klasse 79 Herren. Im 4. Heft finden wir die Festrede des Hrn. Curtius, gebalten am 24. Januar, dem Geburtstage Friedrichs 1II., und den Vortrag des Hrn. ron Sybel über die in Aussicht stehende höchst interessante Publikation der Memoiren des Schweizers de Catt, des Vorlesers des großen Königs; im 16. die Festrede zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs, gehalten von Hrn. Mommsen in der Festsitzung vom 20. März, nebst den in dieser Sitzung erstatteten Berichten, nämlich über die Sammlung der griechischen Inschrifien (erstattet von Hrn. Kirchhoff), über die der lateinischen Inschriften (von Hrn. Mommsen), über die Palaeographie der lateinischen In⸗ schriften, über die römische Prosopographie, über die Herausgabe der Aristoteles⸗ Kommentare (von Diels), über die politische Correspon— denz König Friedrichs II. (von Duncker), über die Herausgabe der Werke Jacobi's (von Weierstraß), den Jahresberichten für 1883 der Bopp⸗-Stiftung und Humboldt-⸗Stiftung und dem Bericht über die Mo- numenta Germaniae historica (von Waitz). Der Jahresbericht des Archäologischen Instituts (pon Conze) ist später erschienen. Von den in der philosophisch-historischen Klasse gehaltenen Vorträgen z. sind in den Heften in extenso veröffentlicht: ein Vortrag von Alexander Conze: zur Topographie von Pergamon; Gegenbemerkungen zu der Abhandlung des Hrn. Gustas Hirschfeld über die Lage von Tavium, von H. Kiepert; die Erklärung der Formen, eines merkwürdigen magischen Gebetsrades aus Tibet (mit Abbildung) von Albrecht Weber, sowie eine Abhandlung über die altindische Geschichte „von dem Prinzen Trefflichst! (Uttamacaritrakathanakam), von demselben; eine Abhandlung von W. Wattenbach über Hermann von Marienfeld aus Münster und die Kalenderverbesserung, und endlich interessante kurze Mittheilungen über Erzeugnisse neutürkischer Romantik von W. Schott. Die physikalisch-mathematische Klasse ist vertreten durch folgende Abhandlungen und Vorträge: von G. Quincke in Heidelberg: über die Messung magnetischer Kräfte durch hydrostatischen Druck; E. Goldstein in Berlin: über elektrische Leiting im Vacuum; Dr. H. Kronecker und cand. med. F. Schmey: über das Coordinations Centrum der Herzkammerbewegungen; von dem Botaniker Friedrich Johow in Bonn: über westindische Hymenolichenen (Flechten); G. Kirchhoff: über die Formänderung, die ein fester elastischer Körper erfährt, wenn er magnetisch oder dielektrisch polarisirt wird; von A. W. Hofmann: Untersuchungen über das Coniin. Das 13. und 17. Heft enthalten eingehende Studien zur Statik monocyklischer Systeme von v. Hemholtz, und das folgende Doppel heft 14‚15 bringt eine sorgfältige, mit Abbildungen illustirte Unter— suchung von du Bois⸗Reymond über Zitterrochen, welche dem phy⸗ siologischen Institut durch das hiesige Aquarium aus Triest zu diesen Experimenten übermittelt worden waren. Von vielem Interesse ist endlich die in dem Doppelheft 5/6 abgedruckte Notiz aus einem Schreiben des Hrn. S. von Wroblewski in Krakau an Hen. von Helmholtz, betreffend die Verflüssiaung des Wasserstoffs. Dem Ersteren ist es danach gelungen, den Wasserstoff unter einem Druck von 100 Atmosphären flüssig zu machen, und er bofft, daß es ihm möglich sein werde, die Temperatur des siedenden Wasserstoffs und damit das Minimum zu ermitteln, welches mit den irdischen Stoffen überhaupt zu erreichen ist.

Die in Leipzig, den 17. Mai erscheinende Nr. 2133 der »Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Besuch bei der Familie Bello. Nach einem Gemälde von Adolf Eberle. Die Orientreise des österreichischen Kronprinzenpaares. 3 Abbildun— gen, nach Slizzen unserer Spezialzeichner K. Szathmäri und R. G. Montureano: 1) Die Truppenrevue in Bukarest (Vorbeimarsch der Dobrantzen). 2) Die Fahrt nach dem Bahnhof durch das illuminirte Bukarest. 3 Der Ball im Nationaltheater zu Bukarest. Ernst Raupach Gu dessen 100 jähriger Gebutsfeier). Castell Pelesch in den Karpaten die Sommerresidenz des rumänischen Königspaares. Nach einer Zeichnung von K. Szathmäri. Berliner Bilder: Musikalische Abendunterhaltung in einem Kellerlokal. Nach einer Zeichnung von F. Jüttner. Birkhahnbalz in der Lüneburger Heide. Originalzeichnung von Ludwig Beckmann. Kaiserin Maria Anna von Oesterreich, F am 5. Mai. Wiener Bilder: Modellpause vor zer Akademie der Künste. DOriginalzeichnung von W. Grögler. Ein chinesisches Schlachtenbild aus neuester Zeit: Der Angriff der Franzosen auf Bacninh (Tongking). Faesimile einer chinesischen Illustration. Moden: Moderne Redingote. Neue Hutnadeln. Polytechnische Mittheilungen: Holzbharfe. Radeliffe's Patent -⸗Hand⸗ feuerspritze. Thermograph von Meißner und Jaksch. 2 Fig. Paten⸗— tirter Rettungsapparat gegen Feuersgefahr.

Gewerbe und Handel.

Die New⸗Jorker Hdls.Ztg.“ schreibt in ihrem vom 2. d. M. datirten Wochenbericht: Der Waarenhandel ist wieder äußerst still gewesen; in welcher Branche man sich auch er— kundigen mag, hört man Klagen darüher, daß das Geschäft nur sehr geringen Profit läßt und gar keinen Aufschwung nehmen will. Weizenmehl hat zwar bei steigender Tendenz lebhafteres Geschäft ge⸗ habt als seit langer Zeit, dagegen aber ist der legitime Verkehr am

Getreidemarkt in Folge des beheutenden Avanz der Preise und der

häufigen und bedeutenden Fluktuationen fast ganz ins Stocken gerathen. Der Frachtenmarkt ist flau geblieben. Baumwolle in disponibler Waare war mieder sehr still und konnte vor—— wöchentliche Notirungen nicht ganz bebaupten; Termine haben eben— falls eine kleine Einbuße erlirten. Brasil Kaffees begegneten nur sehr beschränkter Frage und halten vorwiegend matte Tendenz. In reinschmeckenden Sorten sind nur kleine Umsätze zu wesentlich un⸗ veränderten Preisen berichtet worden. Am Zucker⸗ und Theemarkt herrschte eine laue Stimmung. Schmalz, Schwmeinefleisch und Sveck rerkehrten trotz anhaltend schwacher Export, und Konsumfrage in festerer Tendenz. Terpentinöl war leblos und niedriger, von Harz sind die geringen Sorten unverändert, die besseren dagegen gesucht und zum Theil höher. Raff. Petroleum fest. Pipe Line Certificates höher und steigend, 996 C. Mit fremden und einheimischen Manu fakturwaaren ist es still geblieben. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 1956791 Doll. gegen 1256125 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

Aus New York liegen uͤber dortige bedeutende Falli⸗ ments folgende Telegramme des . W. T. B.“ vom 14. d. M. vor: Die Metrevpolitan-National⸗Bank und drei Makler firmen haben ihre Zahlungen eingestellt. Die panikartige Erregung an der heutigen Börse war in der Hauptsache durch Verwickelungen hervorgerufen worden, welche aus verfehlten Spekulationen des Praͤsi= denten der Second-National Bank sowie durch Zahlungseinstellung von 5 mit demselben in Verbindung stehenden Firmen entstanden waren. Es wurde zwar offiziell gemeldet, daß die genannte Bank solvent sei, doch wurde die gute Wirkung dieser Meldung durch die spätere Zablungkeinstellung der Metropolitan⸗Bank wieder verdorben. Die assoziirten Banken traten zusammen und beschlossen eine Kem— bination zu ihrem gegenseitigen Schutze. Dieses Vorgehen in Ge— meinschaft mit der unten mitgetheilten Anordnung des Schatzsekretärs Folger beruhigte die Börse wieder, so daß die Course wieder eine steigende Richtung annahmen; der Schluß der Börse war indeß sehr schwankend. Wie verlautet, würden die Depositoren der,. Met ropoli- tan-Bank die volle Auszahlung ihrer Depositen erhalten. Die Zahlungs- einstellung soll nur durch allgemeine Depotsentziehung hervorgerufen worden sein. Schatz sekretär Folger, der heute hier anwesend ist, hat nach Washington die Anordnung zur sofortigen Cialösung der