Aichtamiliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König erschienen gestern Abend mit Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland im Königlichen . wo zu Ehren Ihrer Majestät ein Théatre parèe attfand.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Morgen dem Exerciren der Kavallerie auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam bei.
Mit dem um 10 Uhr 4 Minuten von der Wildpark— station abgehenden Zuge begaben Sich Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Ihren Königlichen Hoheiten der Erb— prinzessin von Sachsen⸗Meiningen und der Prinzessin Victoria nn . Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland nach
erlin.
Um 2 Uhr besuchte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz die Jutenberg-Ausstellung und sodann die Ausstellung von Schüler⸗-Zeichenarbeiten sowie von Lehr⸗ und Hülfsmitteln für den Zeichenunterricht im provisorischen Kunstausstellungs— gebäude auf dem Kantianplatz, empfing um 4 Uhr in Höchsi— seinem Palais den Vorstand der Schuhmacher-Innung und um 4, Uhr mit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin den neu ernannten Gesandten der argentinischen Republik.
Um 5 Uhr begaben Sich die Kronprinzlichen Herr— schaften zum Diner zu Sr. Majestät dem Kaiser.
Nach dem Diner fuhr Ihre Kaiserliche Hoheit die Kron— prinzessin mit der Prinzessin Victoria um 8 Uhr 50 Minuten nach Potsdam zurück.
Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz wohnte Abends dem Théätre paré im Opernhause bei und geleitete um 111 Uhr Ihre Majestaͤt die Kaiserin von Rußland bei Allerhöchstderen Abreise nach dem. Bahnhof Friedrichsstraße. Gleich darauf kehrte Höchstderselbe nach Potsdam zurück.
— Dem Kreise Graudenz ist für die Grundstücke, welche zu dem von demselben beschlossenen Bau folgender Chausseen 1) vom Bahnhofe Melno bis Lessen, 2) von Lessen bis zum Bahnhofe Garnsee im Kreise Marienwerder, 3) vom Bahnhofe Lindenau bis zur Graudenz-Rehdener Chaussee bei Rehwalde, 4) vom Endpunkte der Chaussee Lindenau— Richnowo über Schwetz bis Leistenau und 5) von der Sraudenz-Rehdener Chaussee bei Rehdorf über Tursnitz und Debenz bis zur Kreisgrenze bei Wiewiorken in der Rich— tung auf Blandau erforderlich sind, durch Allerhöchste Ordre vom 6. Mai d. J. das Enteignungsrecht verliehen wor— den; ebenso gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung dieser Straßen, mit Ausschluß der im Kreise Marienwerder belegenen Pflasterstraße beim Bahnhofe Garnsee, das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Be— stimmungen des Chausseegeld Tarifs vom 29. Februar 1840, einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung betreffen⸗ den zusätzlichen Vorschriften — vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen. — Auch sollen die dem Chausseegeld-Tarif vom 29. Februar 1840 angehäng⸗ ten Bestimm ungen wegen der Chaussee⸗-Polizei⸗Vergehen auf die gedachten Straßen und zwar gleichfalls mit Ausschluß der Pflasterstraße beim Bahnhofe Garnsee zur Anwendung kommen.
— Die gesetzliche Alimentationspflicht der Ge— schwister in Preußen ihren erwerbsunfähigen Geschwistern gegenüber erstreckt sich nach einem Urtheil des Reichs— gerichts, IV. Civ- Sen,, vom 21. April d. J. keineswegs, weder direkt noch indirekt, auf die Unterhaltung der Kinder von Geschwistern. Ist beispielsweise der arme Bruder (oder die arme Schwester) in der Lage, sich selbft den Lebensunterhalt zu verschaffen, nicht aber auch seinen Kindern, so besteht für die wohlhabenden Geschwister überhaupt keine Alimentationspflicht.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ober⸗Regierungs-⸗Rath Schmidtkonz, Königlich sächsischer Geheimer Finanz-Rath Golz, Großherzoglich oldenburgischer Geheimer Staatsrath Selkmann und Sena—⸗ tor der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Versmann sind hier angekommen.
— Der General-Inspecteur der Artillerie, General⸗ Lieutenant von Voigts-Rhetz, ist auf einige Tage in dienstlichen Angelegenheiten nach Königsberg i. Pr. abgereist.
— „Der General-Lieutenant von Oppell, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie-Division, ist von Urlaub aus Dessau hierher zurückgekehrt.
— S. M. Kbt. „Möwe“, 5 Geschütze, Komdt. Korv. Kpt. Hoffmann, ist am 4. Juni cr. in Madeira angekommen und an demselben Tage wieder in See gegangen.
Wiesbaden, 4. Juni. (W. T. B.) Ihre Maje— stäten der König und die Königin von Dänemark und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin von Wales nebst ihren Töchtern sind heute Nachmittag zu längerem Kurgebrauch hier eingetroffen.
Hessen. Darmstadt, 3. Juni. (Köln. Ztg.) Die Mehrheit des Gesetzgebungsausschusses der Zweiten Kammer beharrt, dem erstatteten weiteren Bericht zufolge, gegenüber dem ablehnenden Beschlusse der Ersten Kammer, darauf, daß in dem Gesetz über die Wahlen zur Zweiten Kammer die sogenannte Steuerklausel, nämlich die Bestimmung, wonach die Ausübung des Wahlrechts auch von der Zahlung der Einkommensteuer abhängig gemacht wird, gestrichen werde, während die Minderheit im Einklange mit der Regierung die Zustimmung zu dem Beschluß des andern Hauses beantragt. Einstimmig ist der Ausschuß in der Aufrechterhaltung des von der Ersten Kammer verworfenen Ersuchens um einheitliche gesetzliche Neuregelung der auf die Jagd bezüglichen hessischen Vorschriften. Die Regierung selbst habe ihren in dem Aus— schußbericht der Ersten Kammer betonten ablehnenden Stand— punkt bei der Plenarverhandlung in der Zweiten Kammer geändert.
— 5. Juni. (W. T. B.) Prinzessin Elisabeth, die Braut des Großfürsten Sergius von Rußland, wird mit der Großherzoglichen Familie heute Abend zu der Vermählungsfeier nach St. . abreisen.
Rumpenheim, 4. Juni. (W. T. B.) Ihre Königliche Hoheit die Pinrinzessin von Wales ist mit ihren Kindern heute Nachmittag nach Wiesbaden abgereist.
Mecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 4. Juni. (Meckl. Anz) Der Großherzog ist mit den Prinzlichen Kindern am 28. Mai von Bellaggio ausgebrochen und am 28. Mai Mittags in Baden-Baden eingetroffen, wo Se. Königliche Hoheit im Grand Hotel Bellevue Wohnung ge— nommen haben. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Alexandrine, welche bereits am 26. Mai dort an— gekommen war, empfing ihren erlauchten Enkel und die Prinzlichen Urenkel am Bahnhofe. Am folgenden Tage traf auch Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin A nastasia aus Berlin in Baden-Baden ein, um daselbst nach ihrer St. Petersburger Reise sich mit der Großherzoglichen Familie wieder zu vereinigen. — Das Befinden des Landesherrn ist, wie dasjenige der gesammten Großherzoglichen Familie, das beste. — Der Staats-Minister Graf von Bassewitz ist gestern von Schwerin nach Baden-Baden abgereist.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. Juni. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiserliches Patent vom 2. Zuni, betreffend die Einberufung der Landtage von Dalmatien, Bukowina, Mähren, Tirol, Istrien und Görz und
Gradis ca.
Triest, 5. Juni. (W. T. B) Die griechische Jacht
„Amphitrite“ mußte des schlechten Wetters wegen in den Hafen von Lissa einlaufen, wodurch die heute Mittag er— wartete Ankunft des Königs von Griechenland um einige Stunden verzögert werden dürfte. Agram, 4. Juni. (W. T. B.) Der bisherige Prä—⸗ sident des Landtages, Kresties, hat erklärt: auf seinem Posten verbleiben zu wollen, nachdem die National- partei in der von ihr abgehaltenen Konferenz ein ferneres einmüthiges Vorgehen beschlossen hatte. Der Ban us hatte der Konferenz beigewohnt und war bei seinem Erscheinen leb— haft begrüßt worden.
Klausenburg, 3. Juni. (Wien. Abdp.) Wegen der vorgestrigen Vorfälle finden Zeugenverhöre und Kon— frontationen mit Mitarbeitern des oppositionellen, Ellenzek“ statt. Gegen den Bürgermeister und den Stadthauptmann herrscht große Unzufriedenheit. In der morgigen Sitzung der Stadtrepräsentanz wird die Suspendirung und ein Tadels— votum beantragt werden. Die Stadt ist ruhig. Nachts machten Patrouillen die Runde.
Schweiz. Bern, 4 Juni. (W. T. B.) Die Bundes— versammlung ist heute zusammengetreten. Der National— rath wählte Favon von Genf (radikal) zum Präsidenten, Stoessel (radikal zum Vize⸗Präsidenten. Der Ständerath wählte zum Präsidenten Birmann (Centrum), zum Vize⸗ Präsidenten Wirz (klerikal).
Sr ßbritannien und Irland. London, 3. Juni (Allg. Corr) Die Herzogin von Edinburg trat gestern Abend an Bord der Königlichen Jacht „Osborne“ in Sheerneß die Reise nach St. Petersburg an, wohin sich Ihre Kaiserliche Hoheit begiebt, um den bevorstehenden Hochzeitsfestlichkeiten am russischen Hofe beizuwohnen.
Der Gouverneur von St. Helena, Morris, ent— wirft in seinem jängsten amtlichen Bericht eine traurige Schilderung der fmanziellen und kommerziellen Zustände dieser historisch berühmten Insel. Die Einkünfte schrumpfen mit jedem Jahre mehi zusammen. Die öffentlichen Gebäude, Straßen und ande Anlagen leiden unter dem chronischen Beldmangel. Die wenigen Beamten sind schlecht besoldet. Der Volksunterrich liegt darnieder; kurz alles was die moralische, soziale ind kommerzielle Maschinerie eines Ge⸗ meinwesens ausmact, leidet unter dem Mangel an Gelid— mitteln. Im Verglech mit 1853 ist in der Jabl der Schiffe, welche 1882 auf der Insel anlegten, eine Verminderung von 220 eingetreten. Te allmähliche Ersetzung der Segelschiffe durch große Damfer erwies sich als ein ernster Schlag für die kommerzielle ö von St. Helena.
Sydney (Ausralien), 3. Juni. (A. C) In Verfolg zuverlässiger Berichte die von San Francisco hier ein— gingen, sind Vorsigtsmaßregeln zum Schutz der hiesigen öffentlichen Gebäude gegen einen fenischen Anschlag ge⸗ troffen worden.
Frankreich. Faris, 4. Juni. (W. T. B.) Die parlamentarischs Kommisston zur Berathung über die für die Einsuhr amerikanischen gefalzenen ,, treffenden Maßregeln hat den Bericht ihres Referenten genhmigt. Nach demselben soll die Einfuhr solchen Fleischs nach vorheriger mikroskopischer oder ander— weitiger Untersuchun gestattet sein; dagegen soll die Ein— fuhr frischen Fleisch aus Ländern, in welchen Fälle von Trichinosis konstatirt sind, verboten sein.
Italien. Ron, 4. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der De putirten kammer fragte Campo— reale an, ob es wah sei, daß in Marokko sich Erergnisse vorbereiten, welche d politische Stellung dieses Landes modi⸗ fiziren würden. Der Minister des Aeußern, Mancini, er⸗ klärte, daß er morges antworten werde.
Türkei. Kontantinopel, 2. Juni. (A. C.) Die hellenische Regickung hat ihre Genehmigung dazu er— theilt, daß die in den an Griechenland abgetretenen Distrikten ansässsen Muhamedaner ihre tuͤrkische Nationalität behaltenkönnen, falls sie es nicht vorziehen, ihre Heimstätten zu verlaßn und zwar selbst nach Ablauf der da⸗ für durch den türkich-hellenischen Vertrag festgestellten drei— jührigen Frist.
Amerika. Nes⸗York, 2. Juni. (Allg. Corr.) Der Wahlkampf um de Präsidentenwürde wird zwischen dem Präsidenten Arsur und Mr. Blaine ein sehr hart— näckiger sein. Beide Krteien sind ziemlich gleich stark. — Der republikanische ationalausschuß hat einen AÄn— en f Blaine's zumzeitweiligen Präsidenten der Konvention erwählt.
Asien. I. Juni. (A. C.) Nachrichten aus
Krieges zwischen Thist und Nepaul ist mithin nicht mehr zu befürchten. — Ger Meldung aus Herat zufolge hat Ishak Khan am A Mai Maimena eingenommen.
Afrika. Egyren. Kairo, 2. Juni. (Allg. Corr.) Dem Reuterschen Bureau wird aus Kairo, unterm
Berber gefallen ist. Hussein Pascha Khalifa hat im Gegentheil die Rebellen geschlagen. Khartum hat gleichfalls nicht kapitulirt; General Gordon fährt fort, die Rebellen zu bekämpfen. Die Provinz Dongola ist bis nach Meranveh vollständig pazifizirt. — Diese Nachricht wird auch in einem an den Khedive gerichteten Telegramm des Befehlshabers der irregulären Truppen, die in den letzten Kämpfen in dem Distrikt von Shargiyeh engagirt waren, be— stätigt. Dieselben sprechen die Ueberzeugung aus, daß Berber entsetzt werden könnte, wenn der Gouverneur von Dongola Verstärkungen erhält.“
Der Mudir von Dongola telegraphirt ferner: „In⸗ folge meiner Besie gung der Rebellen haben sich, mit Ausnahme des Gari von Charkieh und einiger seiner Sol— daten, alle unterworfen. Wenn jene mit Gottes Hülfe ge⸗ zwungen sind, sich zu unterwerfen, wird alles ruhig sein. Durch diese Niederlage ist die Belagerung von Berber auf— gehoben worden. Die Rebellen, welche sich unterworfen haben, sind jetzt damit beschäftigt, die in der Nähe von Debbeh zer— störten Telegraphendrähke auszubessern, allein es mangelt an dem gehörigen Material dazu. Kassala ist ruhig. General Gordon wird von Said Mohammed und Osman noch immer behelligt, allein er hält Stand.“ — Einige einge boren? Offiziere melden aus Dongola, daß der Mudir ein vortreff⸗ licher Führer ist; und daß er den Sudan erobern könnte, wenn er mehr Soldaten hätte.
Mr. Rowsell, der englische Kommissär der Do— mänen, hat auf Ersuchen Nubar Paschas einen Bericht über die Besteue rung des Bodens erstattet. Seine r Schätzung zufolge sind unter 3 500 000 Morgen mit circa 25 Schillingen per Morgen und 1330 000 Morgen mit 11 Schillingen per Morgen besteuert. Letztere Kategorie befindet sich hauptsächlich im Besitz der Domänen, der Daira und der reichen Paschas. Er empfiehlt die gleichmäßige Besteuerung des gesammten Landes, was eine allgemeine Steuerermäßt' gung von 14 Proz. in Ober-Egypten und von 18 Proz. in n n n, ohne Schmälerung der Einkünfte ermöglichen würde.
Aus Sugakim meldet der Correspondent der „Times“ unter dem 2. Juni: „Gestern Abend um 1116 Uhr erfolgte ein Angriff auf unsere linke Front. Der Feind feuerte einige lebhafte Salven ab. Die Forts erwiderten dieselben mit einem Granatenfeuer, und drei Araber wurden am Mor— gen todt vorgefunden. Man glaubt, daß viele mehr, die ge⸗ troffen wurden, von ihren Freunden weggeführt worden sind. Das Feuern dauerte 12 Stunde. Die egyptischen Truppen waren stetig und führten sich gut auf. Die Stadt ist vol— kommen ruhig.“
Einem Telegramm des „Standard“ zufolge waren die Rebellen 200 Mann stark und machten an allen Punkten einen entschlossenen Angriff auf die Stadt. Die Forts erwiderten sofort das Feuer und wurden durch die Kanonen der Flotte unterstützt. Zu gleicher Zeit wurden alle entbehrlichen Seeleute gelandet, um der Garnison Hülfe zu leisten. Nach einer vierstündigen Kanonade zog sich der Feind zurück. Auf egyptischer Seite verlief die Affaire ohne Ver— luste, während der Feind nur zwei Todte und einen Ver— wundeten auf dem Felde zurückließ.
Aus Port Said wird unter dem 4. Juni gemeldet: Heute Morgen wurden auf dem englischen Äviso „Iris“ 250 Mann englische Marine-Infanterie nach Suagkim
eingeschifft.
Zeitungsstimmen.
Dem „Hannoverschen Courier“ burg, 2. Juni, geschrieben:
Der hier vor einiger Zeit ins Leben gerufene, in erfreulicher Entwickelung begriffene nationalliberale Verein hatte bei seiner letzten Versammlung einstimmig folgendes Telegramm an den Reichs kanzler abzusenden beschlossen:
„Der neugegründete nationalliberale Verein von Ratzeburg und Umgegend gestattet sich in glühender Begeisterung für Kaiser und Reich Eurer Durchlaucht seine freudige Zustimmung zu Ihren sozial · politischen Plänen auszusprechen mit der festen Hoffnung, daß die⸗ selben zum Segen Deutschlands bald verwirklicht werden.
Der Vorstand des nationalliberalen Vereins zu Ratzeburg. . . Raydt.“
Auf diese Depesche ist folgende Antwort eingetroffen:
; Friedrichsruhe, 1. Juni 1884. Ich, danke dem nationalliberalen Vereine zu Ratzeburg far seine sympathische Begrüßung, und freue mich, darin den Ausdruck der Theilnahme an den von Sr. Majestäͤt dem Kaiser angestrebten sozialen Reformen zu finden, welcher in der parlamentarischen Vertretung unseres heimischen Kreises bisher nicht zur Erscheinung gekommen ist.
ö von Bismarck.
An den Vorstand des nationalliberalen Vereins Herrn Raydt, Ratzeburg.
— Die „Deutsche Reichs-Post“ schreibt:
Dem mit wohlüberlegter Absicht unter das Volk gebrachtem Ge— schrei, es werde mit dem Gesetzentwurf, betr. die Besteuerung der Börse, nur Handel und Geschäft in bärtester Weise belaftigt und das Kapital schwer geschädigt, ist entgegenzuhalten: Nicht um Ani— mosität gegen Handel und Kapital handelt es sich, sondern um einen gerechten Steuerausgleich und womöglich um Beseitigung jenes Schacher⸗ und Spielerunwesens, welches sich zwar Handel nennt, aber kein Handel ist; auch nicht um eine Schädigung des Kapitals, sondern darum, das Kapital hinwegzuziehen vom Spieltisch der Börse und es dabin zu führen, wo es dem Lande dienen kann; in das wirthschaft⸗ liche Leben. . .
— Die „Berliner Börsen-Zeitung“ berichtet:
Die Gesammtlage der Industrie im Regierungsbezirk Trier wird als eine unverändert günstige bezeichnet. Auf keinem Gebiet find Rückgänge bemerkbar gewesen. Vielmehr hat sich sogar insofern eine Besserung vollzogen, als im Eisengeschaͤft die Besorgniß geschwunden ist,. daß dessen Betrieb durch die noch nicht befeirizte Ueber— produktion und die daraus folgenden niedrigen Preise in der nächsten Zukunft gefährdet werden könnte. Die Preife fur einzelne Eisengattungen sind bereits wiederum um ein Geringes gestiegen, Arbeitseinschränkungen und Lohnreduzirungen sind in den Wintermonaten überall vermieden worden. Der Glasknduftrie wurde durch die Ermäßigung der Eisenbahn⸗Tarife nach Basel ein schätzbarer Dienst erwiesen. Die Herstellung des Krystallalases hat sich neuerdings als jo lohnend herausgestellt, daß die Löhne einzelner Arbeitsklassen aufgebessert werden konnten. Auf den fiskalischen Stein ˖ kohlengruhen im Saargebiet haben sich Forderung und Absatz der Kohlen auf der am Schlusse des vorigen Jahres erreichten Höbe erhalten und bietet die Gesammtlage Aussicht auf den Befstand dieses erfreu⸗ lichen Verbältnisses. Die Nachfrage nach Hausbrandkoblen war jwar dem milden Winter. und Frühjahrswetter entsprechend nur gering, dagegen fuhr die Industrie fort, gleichmäßig starke Kohlenbezüge zu erfordern. Das mit dem 31. März d. J. beendete Rechnungsjahr
wird aus Ratze—
2. d. berichtet. Von em Gouverneur von Dongola ist die folgende Depeschehier eingetroffen: „Es ist unwahr, daß
Cal cut a Khatmandu zufolg haben die Thibetaner die nepau⸗ lesischen Bedingungesf angenommen. Der Ausbruch eines
ergab, einen Gesammtabsatz der gedachten Kohlengruben von 5 972731 t gegen 5 600000s't im Votjahr. Als naturliche Folge
der ununterbrochenen Arbeit und der erböbten Leistungen bei der ] gebracht sind. Die B
Koblenförderung erfuhr auch der Arbeitelobn der Berzarbeiter eine fleine Steigerung; derselbe beträgt auf den Kalendertag bei Annabme von 24 Schichten im Monat gegenwärtig etwa 266 6 gegen 2.54 M im Sommerhalbjahr 1883.
Statistische Nachrichten.
Der Berggeist , die in Cöln erscheinende Zeitung für Berg“ Hüttenwesen und Industrie, vꝛröffentlicht einen Bericht über die Er⸗ gebnisse des Kohlenbergbaues des Halleschen Ober⸗Bergamts bezirks im 1. Kalendervierteljabr 1384 und zwar nach amtlicher Mittheilung. Wir entnebmen demselben Folgendes zunächst betreffs der Steinkoh⸗ len. Die Zabl der im Regierungsbezirk Merseburg betriebenen Bergwerke betrug 3, im Landdrosteibezrk Hildes beim 1, zusammen also 4. Die mittlere Gesammtbelegschaft derselben betrug im Re⸗ gierungsbezirk Merseburg 144, im Landdrosteibenirk Hilzesbeim 14, jusammen also 158. — Der Durckhschnittepreis für die Tonne Kob— len betrug im Regierungsbezirk Merseburg 875 S6 Der Werth der im J. Kalendervierteljahr verkauften Koblen betrug 31 929 im Merseburger Bezirk. Die Naturaleinnabme beli-f sich an Koblen⸗ bestand am Anfange des 1. Kalenderrierteljahres Sl5ö4 t im
3647 t
Einmaß 291 t, zusammen 4883 t. — Der Kohlenbestand an des 1. Kalenderjabres betrug 75
103 t im Hildefheimer Bezirk, ;
Vergleich mit den Vorjahre ergie teinkoh ) Förderung im 1. Falendervisrteljahr 1883 betrug 8083 t im Merse⸗ burger und 12t im Hildesheimer, zusammen also 8100 t, sie war also für 1884 geringer um 3872 t, wovon 3860 auf Merseburger, 12 auf Hildesheimer Bezirk kͤmmen. — Der Alsatz im 1 Kalender⸗ vierteljahr 1883 betrug für Merseburg 4580 t, also für 1884 ge- ringer um 933 t. — II. Braunkohlen. Die Zabl der im Regierungs⸗ bezirk Merseburg betriebenen Bergwerke belief sich auf 163, für den Bezirk Magdeburg auf 35, für Potsdam 10, für Frankfurt a. O. 87, zusammen auf 295. Die mittlere Gesammtbelegschaft derselben be⸗ trug für Merseburg 10 977, für Magdeburg? 923, für Potedam 661, für Frankfurt a. D. 3187, zujammen also 187433 — Der Durchschnittsvreis für eine Tonne Kohlen betrug für den Regierungs bezirk. Merseburg 2,39 M. für Magdeburg 3.098 S, für Pote dam 3,81 „K, für Frank— furt a. D. 2, 85 6, im Durchschnitt also 2,4 6 — Der Werth der im 1 Kalmndervierteljahre verkauften Koblen belief, sich für den Be⸗ zirk Merseburg auf 3 228331 6. für den Berirk Magdeburg auf 15807 007 , für Potsdam auf 164 5837 , für Frankfurt 3. O. auf 9ö6 8oß *, zusammen also auf 5 156 733 46 — Natural, Einnahme zeigte an Kohlenbestand am Arfange des 1. Kalendervierteljabres für Merseburg 121987 t, jür Magdeburg 56 028 t, für Potsdam 5391 t. für Frankfurt a O. 31 702 t, zusammen 214220 t. — Neue Förderung im 1. Kalendervierteljahre belief sich für Merseburg auf 1555 758 t, für Magdeburg auf 675 423 t, für Potsdam auf 49910 t, für Frankfurt a. S. auf 499 229 t, zusammen auf 2780 329 t. Daju Uebermaß für Magdeburg 486 t, für Frank⸗ furt a. O. 96 t, zusammen 587 t. Zusammen für Merseburg L676 845 t, fär Magdeburg 731 938 t, jür Potsdam 83 301 t, für Frankfurt a. D. 531 027 t, zusammen 2 9985 111 t. — Die Natural Ausgabe zeigt? einen Absatz im J. Kalenderrierteljahr für Merse—= burg von 13418421 t, für Magdeburg von 585043 t, für Potsdam 43185 t, für Frankfurt 4. O. 445 739 t, zusammen 5 422 368 t. Eigener Bedarf der Bergwerke betrug für Merseburg 92 901 t., für Magdeburg 45 914 t, für Petsdam 4306 t, für Frank—⸗ furt a. O. 31 584 t, zusammen also 174 58095 t. Dau Einmaß für Maadeburg 568 t, für Frankfurt 4. D. 12101 t, zusammen 126659 t. — Der Kohlenhestand am Schlusse des 1. Kalendervierteljahrs betrug für Merseburg 235 523 t, für Magdeburg 100413 t, ür Potsdam Tö0 t, für Frankfurt a. O. 41 603 t, zusammen also. 355 269 t. — Ein Vergleich mit dem Vorjahr ergiebt an Förderung im 1 Kalender · vierteljahr 1883 für Merseburg 1562 3601, für Magdeburg A4 113 t, für Potsdam 45 263 t, für Frankfurt a. D. 483 65 t, zus. also 2 755 S801 t, also für 1884 größer für Merseburg um 53 198 t, für Potsdam um 4647 t, für Frankfurt a. / O. um 5364 t, zusammen also 24 519 t. — Der Absatz im 1. Kalenderdierteljahr 1883 betrug für Merseburg L328 586 t, für Magdeburg 621270 t, für Potsdam 36 259 t, für Frankfurt a. O. 441 406 t, zusammen also 2427512 t, also für 1884 größer für Maseburg um 19 855 t, für Potsdam um 6915 t, für Frankfurt a. O. um 4333 t, kleiner für 1388 um 36227 t für Magdeburg. .
— Dem „Gewerbeblatt für das Großberzogtbum Hessen“ ent nebmen wir über die Mentan-Industrie im Großherzog tihum Hessen aus der Skizze eines Vortrages des Bergraths Tecklen⸗ burg im (Lokalgewerbverein Darmstadt) Folgendes:
Die Montan-Industrie Hessens ist im Vergleiche zu anderen Industrien unseres Landes nicht unbedeutend und kann sich, wenn man die Größe unseres Landes im Vergleich zu der anderer Staaten er— wägt, den Montan ⸗Industrien vieler Länder gut zur Seite stellen. Der Fortschritt dieser Industrie in den letzten drei Dezennien ist ein sehr konstanter. Es wurden 1860 im Ganzen 1209 000 Ctr. produ— zirt, welcher Summe eine Produktion von 3,1 Millionen Ceniner in 1856 gegenübersteht. Die Bruttoeinnahme betrug in 1875 — 2808 398 Æ , in 1883 dagegen 5 4898 583 ½ Die Anzahl der Werke ist von 37 in 1878 auf 54 in 1883 gestiegen. Im Ganzen wurden 1486 Belehnungen ertheilt, von denen sich ca. 40 in Betrieb be— finden. ö J An Salinen besitzt zunächst das Großherzogthum drei, die Sa linen: Ludwigshalle zu Wimpfen, Theodors halle bei Kreuznach und die zu Naubeim; erstere beschäftigie im Vorjahre 95. die beiden an— deren 37 resp. 34 Arbeiter. — Braunkohlenbergwerke sind dermalen 1I xLorhanden, von denen 2 (Seligenstadt mit 50 und Messel mit ca. 30 Arbeitern) der Provinz Starkenburg, die übrigen . Ludwig hoffnung! bei Melbach, Ossenheim. Dornassenheim, Weckes heim, Wölfersheim, Münster, Friedrich- bei Trais⸗Horloff, Hedwig“ bei Büdingen und Erlen bei Ober ⸗Erlenbach) mit einer durchschnittlichen Arbeiterzahl von ca. 59 Mann der Previnz Oberhessen angehören. — Die Zahl der Eisensteinbergwerke beträgt gegenwärtig 27, welche fast alle Ober hessen angehören, und den daselbst vielfach vorkommenden Basalt⸗ Eisenstein oder Mangan -Eisenstein fördern; Starkenburg partizipirt an der genannten Summe nur mit 1 Betriebe, dem Bergwerke Adolph bei Unter ⸗Ostern naͤchst Reichelsheim im Odenwald mit gegenwärtig 42 Arbeitern. — Unter den oberhessischen Werken nimmt dig erste Stelle in das Braunsteinbergwerk bei Gießen mit zur Zeit 320 Arbeitern. — An Hütten besitzt unser Land 4, die Main. Weser-Hütte zu Lollar mit 180, die Margarethenhütte bei Gießen mit 91, die Friedrichs bütte zu Ruprpertsburg mit 35 und die Hirzenhainer Hütte zu Hirzenbain mit 150 Arbeitern. Ferner wurden in der Montan ⸗Statistik aufgeführt: eine Schwefelsäurefabrik bei Biebrich mit 35 Arbeitern und 8 Eisen⸗ Ließereien, woron auf Darmstadt 2 (mit 45 resp. 110 Arbeitern) Offenbach 2 (mit 33 resp. 20. Arbeitern). Worms 1 (mit 16 Arbeitern, Main 1 (mit 34 Arbeitern), Münster bei Dieburg 1 (mit 13 Arbeitern] und Michelstadt 2 JLmit 13 resp. 14 Arbeitern) entfallen. — Von den (neuerdings etwas in der Produktion zurück gegangenen) Schwerspathgruben werden 4, sämmtlich bei Klein⸗Um⸗ stadt im Odenwald, mit 5 lis 13 Arbeitern betrieben. Endlich sind von unterirdischen Marmorbrüchen der Hoffmannsche bei Auerbach mit
1 20 Arbeitern und der kleinere von Dude in Hocstätten zu erwäbnen.
— In diesen sämmtlichen Betrieben ist die ansehnliche Zahl von 2287 Arbeitern beschäftigt. . .
Die Saline Ludwigshalle, in der hessischen Enklave Wimpfen am Neckar gelegen, gewinnt ihre vollständig gesättigte 27,75 vro0 jentige, 1250 C. warme Soole aus 6 resp. 7 Bohrlöchern, welche durch den Muschelkalk in das darunter liegende Steinsalzlager nieder
obilẽcher sind durchschnittlich 145 m tief und auf 7-20 m Tiese im Steinsalj fte bend. Die Gewinnung der Soole geschiebt durch mittelst Wasserräder oder kleiner Damxf⸗ masckinen in Rewegung gesetzt? Pumpen. Die geförderte Sole kann wegen ibrer koben Konjentration sofort in Pfannen — deren ca. 25 von durchschnittlich 160 m Bodenfläche vorbanden sind — abgedampft werden, worauf sich das Steinsalj in Krystallen ausscheidet. zum Trocknen. Wiegen, Verxracken und Versenden gelangt. Die jetzt er⸗ kbobrte Socle entkält nach einer Analpse vom Jabre 1845 bei einem sxvezifischen Gewickt von 202 25 96 Chlornatrium, 9 487“ Gyxps und oö o, Chlormagnesium. Nach den geschichtlichen Mittheilungen von A. v. Lorent in seinem Werke Wimpfen am Neckar (Stuttgart
1870) wurden östlich ron Wimpfen die ersten Bohrlöcher 1818 an. ie Saljgewinnung auf der Westseite bereits seit 1752
gelegt. wãbrend d im Gange seit 1853. * ; t Die dem hessischen Fiskus gebörende Saline Nauheim bezieht ihre Soole aus zwei großen Soolsprudeln, deren Wasser ca. 2,8 — 300 Sal; enthält. Diese Sole wird auf umfangreich angelegten Gradir⸗ werken bis zu einem Konzentrationsgrade von 25 — 25 76 gebracht, welcher Operation das Versieden in Pfannen und das Trocknen in den sog. Sxitzkörken folgt. Das jo gewonnene Sal; zeichnet sich besonders durch seine Reinheit aus. Die bei der Siedung zuletzt restirende Flüssigkeit bildet die zu Heiljwecken rortheilkbaft verwandte Mutter e auch zu Badesal; versotten wird. Die Saline Ucker die Geschichte
171 6 t ann Mittheilungen aus
ö 6 — 8 — e Gestalt erfolgt
er Betrieb in seiner jetzigen
war. V
brachte r in
ei ne Theodorshalle bei Kreuznach ist in einem Thal 1è Kreuznach und Münster am Stein gelegen. ĩ mit zusammen 12 Bohrlöchern sich sammelnde ? wird durch Pumpwerke auf die Gradirhäuser gehoben. V
geologischen Bildungsprozesse die Quellen ihre Entstebung danken, darüber ist man bis jetzt noch verschiedener Ansicht; Bischoff entsteben sie durch Auslaugung des Porphyrs, nach peyres aus Melaphyr, nach Cotta aus der Kohlenformation; wahrscheinlich stammen die Quellen aber aus dem Roth—
liegenden, .
6 — 1
e zmwis
2 *
.
— TD 3 **2* Schachten
. 2
betrãgt 4 — 10, 39 —– 2060 R. Die jährliche Ausbeute der letzten Jahre betrug in wax. 28 000 . Die Saline die Folge etwa 18000 Ctr. Kochsalz und 400 000 1 Mutterlauge produßziren; letztere ist für sanitäre Zwecke äußerst geschätzt und wird in die ganze Welt ver Die Saline Catlshalle ist seit 1733, die Saline Theodorshalle seit 1743 in Be— trieb, und sind heute beide unter dem gemeinsamen Namen ‚Theo— dors halle zusammengefaßt Unter den Braunkehlen⸗Berzwerken dürfte das
liegende, zu Messel, tin besonderes Interesse beansprucher
gehörte früher der Michelstädter Hütte, spärer einem Hrn. Eberts, gegenwärtig dem Hrn. Cäsar Strauß in Frankfurt a. M. Seit einiger Zeit ist der Betrieb durch den jetzigen Besitzer wieder auf— genommen; es findet nur Tagbau statt, und ist man bis jetzt zu einer Tiefe von 8 — 9 m gelangt. Das geförderte Material verdient
eigentlich als bituminöser Schiefer resp. Schieferkohle bezeichnet zu 213 11
der ganze Salzaekbal e r . 33e — 188841 ann sur
sand⸗
Auch interessante Versteinerungen wurden daraus zu Ta—
g . — Bezüglich des Hrn. Dr. Mitscherlich zu Frankfurt a. M. gehörenden Braunkohlen⸗Bergwerks „Amalie“ bei Seligenstadt weist der Vortragende auf die eingehende Besprechun Nr. 2 von 1884 des ‚Gewerbeblatt für das Großhe
Oberhessen besitzt unter den drei Provinzen den von Braunkohlen, insbesondere die Wetterau ausgedebnte Lager, deren größter Theil vem Staate belegt ist. Die Kohle liegt hier fast überall unter Thon. Die Vorkommen ziehen etwa von Hungen bis Friedberg. und sollen daselbst noch in der Erde ruhenden Braunkoblenschätze jorme sen, deren event. wirthschaftliche Ausbeutung eine Industrie ins Leben räfen könnte. Die meisten Vorkommen liegen richt sehr tief (29 —– 390 m) und sind von ziemlicher Mächtigkeit (6 — 10 m),. So wird das dem Grafen von Solms-Rödelheim gebörige Werk Os
e en Ro
— *
bei Ossen⸗ beim seit 1864 betrieben, besitzt ca. 50 m tiefe Flöße und liefert E. Aa. ca. S0 (00 Ctr. Kohlen. Bei Dorn ⸗Assenheim betrug die Förderung von 1872— 52 12000090 Ctr.; das dortige Werk, wie die zu Weckesheim und Wölfersheim, sind Eigenthum des Fürsten zu Solms Braunfels. — Das vom Hessisch⸗Rheinischen Bergbau— Verein errichtete Werk „Friedrich“ bei Trais-⸗Horloff fabrizirt ins besondere Trocken ⸗Briquettes, die bereits größeren Absatz finden. Die Bergwerke bei Grünberg, der Hessenbrücker⸗Hammer, und bei Büdin— gen liefern lignitische Kohle. .
Unter den Eisenstein⸗Bergwerken kamen noch zur Besprechung das bei Unter⸗Ostern im Odenwald, welches sich im Zechsteinkalk unter Buntsandstein findet, 19 —12 Schächte und einen Ssollen gegen— wärtig besitzt und für lange Zeit noch reiche Ausbeute zu versprechen scheint. — Das Bergwerk zu Ober-Roßbach ist theilweise abgebaut. Ein Werk ron größter Wichtigkeit ist das einer englischen Firma ge— hörende Braunstein⸗Bergwerk bei Gießen, welches 3 Ansicht des Redners das größte bis jetzt bekannte derartige Vorkommen auf der ganzen Erde abbaut. Es findet sich hier das nutzbare Mineral auf devonischem Kalk gelagert; die Ausbeute belief sich seit 1862 auf 17900000 Ctr. Eisenerz und 1 Mill. Ctr. Braunstein.
Kunft, Wifsenschaft und Literatur.
Von dem Kommentar, welchen der Kaiserliche Geheime Regierun gs Rath Dr. J. Krech und der Amtsrichter und außer-
ntliche Professor der Rechte Dr. O. Fischer zu dem preußischen Gesetz vom 13. Juli 1883, betreffend die Zwangsvoll— streckung in das unbewegliche Vermögen, nebst zuge— hörigem Kostengesetz ꝛc. herausgegeben haben, ist kürzlich der zweiten Hälfte erste Lieferung im Verlage J. Guttentag (D. Collin), Berlin und Leipzig. erschienen. Die erste Hälfte dieses Werks ist in der Nr. 305 d. Bl. vom 29. Dezember 1883 besprochen worden. Die vorliegende Lieferung entbält die 8§8. 52 — 137 des gedachten Ge— setzes vom 13. Juli 1885, welche unter eingehender Berücksichtigung der einschlagenden Materialien, Gesetze und der Literatur durch An⸗ merkungen erläutert worden sind. Die zweite Lieferung (Schluß des Werks), welcher u. A. ein ausführliches Register beigegeben werden soll, wird voraussichtlich in einigen Wochen zur Ausgabe gelangen.
— Nach dem als Manuskript veröffentlichten Bericht über die Verhältnisse und die Arbeiten des Königlichen Geo— dätischen Instituts sind im Jahre 1383 die Beobachtungen zur Vervollständigung der Dreieckskette der Königlichen Landesaufnahme in Ostpreußen vom Jahre 1858 fortgesetzt und vollendet worden. Es sind nunmehr alle Stationen neu gemessen und die fehlenden Winkelmessungen neu ergänzt worden. An astronomischen Ar beiten sind die telegraphischen Längenbestimmungen zwischen Swinemünde Berlin und Swinemünde ⸗Kiel ausgeführt und die Polhöhe es Stationspunkts Swinemünde bestimmt worden. Außerdem sind die Beobachtungen zur Untersuchung der Loth- ablenkungen im Harzgebiet fortgesetzt und die Stationen Neubau und Huvseburg erledigt worden. Von den Nivellements ist die zweite er⸗ ledigte Hauptlinie Swinemünde Amsterdam bereits im vorigen Jabre publizirt, sodann die dritte, Swinemünde - Curbaven, in Angriff genommen und auf den Strecken Stralsund⸗Rostock Warnemünde, Rostock Kleinen Wismar, Küleinen⸗-Lübeck⸗ Travemünde und Lübeck Hamburg-Harburg ⸗Cuxbaven zur ersten Erledigung gebracht worden. Mit der Berechnung der Polarcocrdinaten wurde in der Weise fortgefabren, daß nach der Beendigung der Dreiecksberechnung des Thüringisch.Märkischen Netzes die trigonometrischen Punkte desselben an Berlin als Pol angeschlossen sind und hierauf die zweite Berech nung aller bis dahin in erster Berechnung vorhandenen Polar coordinaten ausgeführt wurde. Nachdem so verschiedene Coordinaten osteme hergestellt, sind die astronomisch bestimmten Punkte ven Memel bis Feldberg im Schwarzwald zum größten Theil an Berlin als, Coordinaten angeschlossen worden.
Salomon Hirzels Verzeibnisß einer Goethe⸗ ibliothek nit Nachträgen und Fortsetzung, beraus- geben von Ludwig Hirzel. Leipzig, Verlag von S. Hirzel 884. S0. S. VI und 215. Preis 3 W — Dieses jum erstenmal 1848 n der anerkannt bedeutendsten Autoritãt in der inneren wie ãußᷣeren Kenntni5ß Soethe'scher Werke, dem 1877 verstorbenen Buchhändler S. Hirzel, herausgegebene Verzeichniß ersckien 1862 durch den un⸗ ermüdlich tbätigen Verfasser vervollstän digt. Die dritte Auflage war 1874 bereits von 131 Seiten auf 233 Seiten angewach sen, einschließ⸗ lich des neu hinzugekommenen Anhangs Die Handschriften. Diese drei Auflagen waren zunächst nur für die engere Goetke⸗ Gemeinde als Manufkript gedruckt und in Freundeskreisen vertheilt. Wer da⸗ mals so glücklich war, durch die Güte des liebenswürdigen Heraus⸗ gebers ein Exemplar zu empfangen, hiel 2s besondere und seltene Gut boch in Ehren und dankte gewiß als ein besonderes durch solche Gunst neu gewonnenes Mitglied =, gerne dem zuver lãssigsten ig der literar⸗ bistorischen Kenntnisse. Auf vielseitiges zen erscheint das Verzeichniß zum viertenmale, vti lich vermehrt und bis zum Ja in der leßten Zeit die Nachfraze nach und je seltener dem Wunsche vieler, dasselbe zu be seines privaten Charakters entsprochen werden konnte m so gerechtfertigter ist der dankbar anzuerkennende Entschluß des rlegers, das viel begebrte, den Literar-⸗Historikern unentbebrlich gewor r ren Kreisen, unter Mitwirkung des Professors an ͤ gleichfalls bewährten Goethe-Kenners, machen. Zum erstenmal ist das berühm händlerischen Vertriebe übergeben. D Ausgaben ist dem Buche in seiner neu eigene Anschauung jämmtlicher in das Schriften, so daß das Buch auch heute entspricht, was der Titel besagt: bandenen. wenn auch augenblicklich noch Orte gereinigten Bibliothek ĩ digen Werke Goethe's, welche dieser selbst ga aus seinem Nachlaß veröffentlicht wurden, sind in der sräteren Drucken gesammelt, sondern ein jedes durch den D in zen und
eon c
2 9e*4*
1 —ᷣ
CM O —
* I
M inem und demselben [1 ö 7
11 —
tsschriften, Besitzthum ver⸗ zeichnet. Mannes immer noch ein reichlicher Dank Treue, mit welcher er eine so vollkommene Sammlung von Goethe's Werken zusa und einen so vollständigen Apparat, eine s F Lebensgeschichte und die Kritik der Schrift nehmsten Dichters erschlossen bat.
Der „ Pharus am Mee
j aus den Werken? ist im Verlage von 7 4M eleg. geb) i Zahl der Auflagen spricht am beredtsten für dieses Werkes, welches in 189 alrhabetisch e 2086 Aussprüche der angesebendsten Denker und Dichte über alle Lag und Stimmungen des Lebens gesam— nur solche Aussprüche J christli Religion ben. ie Aus ing des Buchs ist dem
*
ö. 5 ; j ste b.,
Sm Iuns Sammlung
ent 8 ufg r di und Moral bestanden ha
Zweck entsprechend; eine ‚Zueignung“ überschriebenes leeres Blatt ö ö 1 ö! 7 1 hinter dem Titel beson⸗
own * * K . ders zum Geschenk eig
82 Gemts Ker 8 ö. Y der Deutschen Rundschau“, r. Paul 23 s3 z J * Lorlsag nor Ik z 11M 2 21 ö
Lind erg, hat in der im Verlage von Philipr Recham jun.
C 51.1 ß; BI; 9ꝗtFBE unter ? Dvlildblidolt P Unter * .
zu Leipzig 1870 ein zwei schreibung Die letzteren ir geordnet, deren Charakterist
Zügen mitgetheilt ist, wie auch j. 86 ö
, 1ufgeführten Meistern vragnanten 82 * z 9 13 39 dies nöthig, erklärt ist. tverstãꝛ an einer gena bung des Gebäu Die Objektivität und das Kunstverstän
5 . 1564 ra r* 3 sal Buch geschrieben ist, verleihen demsel
4 1
wem
Der
mitgetheilt wird, Hefte andere Kunstsamn werden. ;
— Stoffe zu Unterhaltungen mit kleine im Anschluß an die Hev⸗Speckterschen Fa Kleinkinderlehrerinnen und Lehrer an schulen. Bearbeitet ron Joh. Friedr. R Oberlinhauses zu Nowawes bei Potsdam. Perthes, 1883. 2 Hefte. Preis M 2. gogische Bedeutung der Hey-Speckterschen F hat sich eine rege Thätigkeit entfaltet, di cal ausgiebigen Schachte rädagoagischer Weisheit ver heben und für den Unterricht sowohl in verwerthen. Nachdem ein Kehrsches Büc
. =. beirer bat
n Kindern Für Mütter,
lein das für den Anschauungsunterricht der Schule verarbeitet hat, ist Direktor Ranke noch eine Stufe jenigen Kleinen herabgestiegen, welche noch vor dem Eintritt in die Schule steben und in Kindergärten, Srxielschulen und Kinderstuben förderlich halter schäftigt werden sollen. Der Verfasser, durch langjäbrige uf diesem Gebiete mit dem Kindesgemüth inniast bat den geistigen Gehalt der Fabeln in der für seinen eignetsten Weise heraus⸗ zubeben und dem kindlichen Verständniß zugängl zu machen gewußt. Mit Recht bemerkt er, daß die löstliche deln für die Kinder „erst dann einen besonderen Werth erlangen man dieselben durch Unterhaltungen, die man an sie knüpft, lebendig macht. Geistig rege und bitten immer iegendes Büchlein möchte
den oft so aft Nüttern gen bieten, und der Verfasser hofft, den n
; . damit einen Vien
Hause zu
* ö tiefer zu den
nun gern Unterhaltu Lehrerinnen der Kinder ten können, wenn
en Kindern zu
s ist so groß, daß für
schwister durch Vorlesen zur Noth die M es derselben nicht möglich sein sollte, sich unterhalten.“ Die Fülle des gebotenen Stef l ĩ die Kinder je nach ihrer Alters- und Entwickelungsstufe eine Aue wabl getroffen und manches der Schule vorbehalten bleiben kann. Denn auch für die Lebrer an den Unterklassen der Elementarschulen ist Rankes Arbeit eine werthvolle Handreichung. ö
— Von Brockhaus Konversations -Terikon in seiner neuesten, vollständig umgearbeiteten, 15. Auflage sind vor Kurzem wiederum 4 Hefte, Heft 112 — 115, erschienen, so daß bereits zwei Drittel des 8 Bandes des erwähnten Lerikons vorliegen. Die neuesten 4 Hefte führen den Text von „Griechenland bis Gustav III., König Schweden fort, enthalten, wie die voraufgegangenen Hefte, eine Menge interessanter und lehr= reicher Artikel aus den verschiedensten Wissensfächern und des verschiedenartigsten Inhaltes, aus denen wir die über Griechen; land, griechische Kunst, griechische Literatur, griechische Musik ö sowie über . Großbritannien? besonders hervorheben — und bringen außerdem 4 Bildertafeln (Handfeuerwaffen J. u. II, Hanbflügler und Gramineen) und 1 kolorirte Karte von Griechenland. — Schließlich sei noch erwähnt, daß die Verlagöhandlung von Brock- baus in Leipzig eine neue, unveränderte Lieferungs ausgabe der 13. Auf- lage des Konversations-Lexikons veranstaltet, von der jede Woche ein Doppelheft erscheinen soll. Dadurch ist die Möglichteit geboten, mittelst einer wöchentlichen kleinen Zahlung in den Besißz des ganzen umfangreichen Werkes zu gelangen. . .
Heidelberg, 5. Juni. (W. T. B.) Gebeimrath Professor Renaud, ein namhafter Rechtslehrer, ist beute Nacht im 64. Lebens⸗ jahre gestorben.
von DD