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Y der Allerböchste Erlaß vom 11. Februar 1884, betreffend die Verleibung des Enteignungsrechts an die Gemeinde Erpstein im Ober ⸗ Taunuskreise bezüglich eines zur Anlegung eines neuen Todten⸗ bofes erforderlichen Grundstücks, durch das Amtsblatt der König ˖ lichen Regierung zu Wiesbaden Nr. 17 S. 149, ausgegeben den 24. April 1884;
3) das unterm 18. Februar 1884 Allerhöchst vollzogene Statut der Lobinnus · Meliorationtgenossenschaft durch das Amtsblatt der König ⸗ lichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 18 S. 158 bis 161, ausgegeben den 30. April 1884;
4) der Allerhöchste Erlaß vom 25. Februar 1884, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Tremessen im Kreise Mogilno für die zur Anlage eines von der Stadt direkt nach dem Empfangsgebäude des in der Gemarkung Niewolno belegenen Bahnhofes Tremessen führenden Fußweges erforderlichen Grundstücke. durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Bromberg Nr. 12 S. 73, ausgegeben den 21. März 1884; —
8) der Allerhöchste Erlaß vom 26. März 1884, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts, sowie des Rechts zur Erhebung des tarifmäßigen Chausseegeldes an den Kreis Leobschütz bezüglich der von demselben beschlossenen Chausseeanlagen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 21 S. 193, ausgegeben den 23. Mai 1884; ö.
6) das Allerhöchste Privilegium vom 26. März 1884 wegen eventueller Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt 2yck bis zum Betrage von 160 000 4 Reich swährung durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 18 S. 161 bis 163, ausgegeben den 30. April 1884; ;
7) der Allerhöchste Erlaß vom 9. April 1884, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Sprottau bezüglich der zum Ausbau der Straßen von Sprottau bis zur Saganer Kreis grenze in der Richtung auf Sagan, von Sprottau in der Richtung auf Glogau bis zu dem hinter Ottendorf nach Neugabel abzweigen⸗ den Kommunikationswege und von der Sprottau⸗Primkenauer Chaussee über Niederleschen und den Bahnhos Oberleschen der Niederschlesisch Märkischen Eisenbahn bis zur Bunzlauer Kreisgrenze als Wege II. Ordnung erforderlichen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 19 S. 140, ausgegeben den 10. Mai 1884;
8) der Allerhöchste Erlaß vom 9. April 1884, betreffend die Verleibung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Charlottenburg für die zur theilweisen Freilegung und Regulirung des Kurfürstendammes erforderlichen Flächen, durch das Amteblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 20 S. 180, ausgegeben den ib. Rar 1884;
9) das Allerhöchste Prixilegium vom 9. April 1884 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Düren im Betrage von 350 900 4, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Aachen Nr. 20 S. 1149 / 150, ausgege⸗ ben den 15. Mai 1884;
10 das unterm 9. April 1884 Allerhöchst vollzogene Statut für die Drainagegenossenschaft zu Halbendorf im Kreise Oppeln durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 21 S. 197 bis 199, ausgegeben den 23 Mai 1884;
1D). das unterm 9. April 1884 Allerhöchst vollzogene Statut für
die Drainagegenossenschaft zu Uschütz im Kreise Rosenberg O. S. durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 21 S. 2060 bis 202, ausgegeben den 23. Mai 1884; (12) das Allerhöchste 1 vom 16. April 1884 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Gumbinnen zum Betrage von 60 000 , durch das Amtoöblatt der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 21 S. 180 bis 182, aus⸗ gegeben den 21. Mai 1884; .
13) der Allerhöchste Erlaß vom 26. April 1884, betreffend die Herabsetzung des Zinsfußes der von der Stadt Berlin auf Grund der Allerhöchsten Privilegien vom 17. Juli 1876 und vom 6. Mai 1878 ausgegebenen Inhaber-Obligationen von vier und einhalb auf vier Prozent, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu ö, . der Stadt Berlin Nr. 21 S. 185, ausgegeben den
Mai ;
Per so n alver änder ungen.
Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 31. Mai. Gier sch, Sec. Lt. kö Regt. Nr. 18, zur Dienstleist. bei dem Eisenb. Regt. kom ⸗ mandirt.
Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. Berlin, 31. Mai. v. Lyn cker, Pr. Lt. a. D, zuletzt von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 1165, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-⸗NUnif. ertheilt.
Im Sanitäts-⸗-Corps. Berlin, 31. Mai. Dr. Struck, Ober Stabsarzt 1. Kl. à la suite des Sanitäts Corps, zum Generalarzt 2. Kl. Dr. Blumensath, Ober⸗Stabs arzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Feld ⸗Art. Regt. Nr. 18, Dr. Koch, Ober⸗Stabs⸗ arzt 2. Kl. A la suite des Sanitäts- Corps, zu Ober-Stabsärzten L Klasse, Dr. Schmidt, Stabs. und Bats. Arzt vom Garde—⸗ Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 115, zum Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regt. Arzt des Inf. Regts. Nr. 117, befördert. Die Assist. Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Knauer, vom Res. Landw. Regt. Nr. 38, Dr. Müller, rom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 79, Dr. Riesen⸗ feld, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 62, Dr. Dippe, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 67, Dr. Bodenstein, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 9. Dr. Vo igt, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 42, Dr. Best er, v. J. Bat. Landw. Regts. Nr. 76, Dr. Claren, v. 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 66, Dr. Hagemann, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 55, Dr. Siepm ann, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 53, Dr. Kaltenbach, vom Res. Landw. Bat. Nr. 99, Dr. Woll⸗ heim, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 114, Dr. Kummer, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 129, Dr. Steinbach, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 8, Dr. Bohm, vom Res. Landw. Bat. Nr. 34, Dr. Wilmink, vom 2. Bataillon Landwehr⸗Regiments Nr. 536, Dr. Koerte, vom Res. Landw. Regt. Nr. 35, Br. Wolfrom, vom Res. Landw. Bat. Nr. 36, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Res. befördert. Die Assist. Aerzte 2. Kl. der Landwehr: Dr. Wolf, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 76, Dr. FE aux, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 111, Dr. Rhein, vom 2. Bat. Landw Regis. Nr. 28, Dr. Rehfeldt, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 8, Dr. Salomon, vom Res. Landw. Regt. Nr. 35, Dr. Wilczek, vom 2. Bataillon Landw. Regts. Nr. 62. Dr. Nebel, vom 2. Bataillon Landwehr Regiments Nr. 110, Dr. Wolff, vom 2. Bataillon Landwehr⸗ Regiments Nr. 129, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Landw. befördert. Dr. Graf, Ober-⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arjt vom Inf. Regt. Nr. II7, zum Inf i Nr. 96, Dr. Müller, Stabsarzt vom mediz. chirurg. Friedrich. Wilhelms ⸗Institut, als Bats. Arzt zum Garde⸗ Füs. Bat. des Inf. Regts. Nr. 115, Dr. Lo hrisch, Assist. Arzt L Kl. vom Inf. Regt. Nr. 95, zum Feld⸗Art. Regt. Nr. 18, Dr. Clemens. Assist. Arst 2. Kl. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 7, zum * Regiment Nr. 39, Dr. Haberstolz, Assist. Arzt 2. Kl. vom
Regiment Nr. 130, zum Inf. Regiment Nr. 96, versetzt. Or. Regenbrecht, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom Inf. Regt. Nr. 21, beauftragt mit Wahrnehmung der divisionsärztl. Funktionen bei der 4. Div, mit Pension und seiner bisher, Unif, Dr. Rother, Stabs- und Abtheil. Arzt von der 2. Abtbeil. des Feld-⸗Art. Regts. Nr. 18, mit Pens. der Abschied be⸗ willigt. Den Stabsärzten der Landw.: Br. Streppel, vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 57, Dr. Man del, vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 129 Dr. Kremnitz, vom 2. Bat. Landwehr Regiments Nr. 22, letzterem mit seiner bisherigen Unif, der Abschied bewilligt. Den Assist. Aerzten J. Kl. der Res.: Dr. Treibel, vom Res. Landw. Regt. Nr. 35, Dr. Wieczorek, vom 7. Bat. Landw. Regts. Nr. 11, Br. Rö5ben, Assist. Arzt 1. Kl.
der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. 91, Dr. Lotze, Assist. Arzt 1. Kl., der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 96, der Ab⸗ schied bewilli Dr. Wossidlo, Assist. Arzt 1. Kl. vom Kaiser
Alexander rde⸗Gren. Regt. Nr. 1, aus dem aktiven Sanitäts Corps ausgeschieden und zu den Sanitäts⸗Offizn. der Landw. des Res. Land. Regts. Nr. 35 übergetreten.
Aichtamtliches. Den tsches Reich.
Preußen. Berlin, 7. Juni. Se. Ma jestät der Kaiser und König begaben Sich heute früh 9 Uhr nach dem Mausoleum zu Charlottenburg, besuchten die Kaiserin⸗ Augusta-Stiftung daselbst und nahmen nach der Rückkehr 22 Meldungen sowie den Vortrag des Militärkabinetis entgegen.
Gestern empfingen Se. Majestät den Qber⸗Präsidial⸗Rath von Rosenberg⸗Gruszczynski, welcher die Orden seines ver⸗
storbenen Vaters übergab, und heute die General⸗Superinten⸗
denten Büchsel und Braun.
— Fre Mäajcstät die Kaiserin und Königin setzt die in Baden begonnene Kur mit im Allgemeinen befriedigendem Erfolge fort.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Morgen mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Christian zu Schleswig-Holstein dem Kavallerie⸗Exerciren auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam und Nachmittags 51 JJ Uhr mit Ihren Königlichen Hoheiten der Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen und der Prinzessin Victoria dem Rennen des Potsdamer Reitervereins bei Sper⸗ lingslust bei.
— Da die Hoffnung, Ihre Majestät die Kaiserin bei der feierlichen Grundsteinlegung für das Reichs— tags gebäude gegenwärtig zu sehen, sich voraussichtlich nicht verwirklichen wird, so wollen Se. Majestät der Ka iser nicht nur für Sich, sondern danach auch für Ihre Majestät ih Kaiserin die drei Hammerschläge auf den Grundstein voll— ziehen.
Die Feier beginnt am Montag pünktlich um 12 Uhr. Der Ordnung wegen kann der Zutritt zu dem Festraum nur bis 1, bezw. 1/½ Stunde vorher gestattet werden, wie dies auf den Zutrittslarten vermerkt ist. Für die Festtheilnehmer, ins⸗ besondere für die Damen, empfiehlt es sich dringend, möglichst frühzeitig zu erscheinen, um jedem belästigenden Andrange vorzubeugen. Es ist vielleicht nicht unzweckmäßig, wenn wir an dieser Stelle noch ausdrücklich davor warnen, die Ankunft auf dem Festplatz bis zur letzten halben Stunde zu verschieben.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr ver— sammelten sich heute zu einer Sitzung.
— Im Hinblick auf die Thatsache, daß die Diphterie häufig eyidemisch auftritt und unzweifelhast zu den ansteckenden Krankheiten gehört, hält der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten es für geboten, daß, wenn bösartige und epidemisch sich verbreitende Fälle dieser Krankheit vorkommen, der Polizeibehörde hiervon Anzeige gemacht, und rechtzeitig die erforderlichen sanitätspolizeilichen Maßregeln ergriffen werden. Da die Diphterie unter den im Regulativ vom 8. August 1835 sub II. aufgeführten ansteckenden Krankheiten, welche der Polizeibehörde anzuzeigen sind, nicht speziell verzeichnet ist, so hat der Minister in einem Cirkularerlaß vom 1. April d. J. empfohlen, wie dies bereits von Seiten einiger Regierungen geschehen ist, diese Angelegenheit im Wege der Polizei verordnung nach Anleitung des 5§. 59 des vorbezeichneten Regulativs zu regeln.
— Nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, J. Straf— senats, vom 27. März d. J., sind die Strafbestimmungen der deutschen Landesgesetze, durch welche das Abhalten von Bietern bei öffentlichen Versteigerungen unter Strafe gestellt ist (das Reichs-Strafgesetzbuch enthält darüber keine Vorschrift), insbesondere der darauf bezügliche §. 270 des Preußischen Strafgesetzbuches und Artikel 412 des Code pénal fortdauernd gültig.
— Der General-Lieutenant Freiherr Pergler von Perglas, bisher Commandeur der 53. (3. Königlich Württembergischen) Infanterie⸗Brigade, welcher zum Comman⸗ deur der 26. (1. Königlich Württembergischen) Division er— nannt worden, ist aus dieser Veranlassung zur Abstattung sn. Meldungen mit achttägigem Urlaub hier ange— ommen.
— Der Kommandant des hiesigen Invalidenhauses, General-Lieutenant von Blumröder hat einen sechs—⸗ wöchigen Urlaub nach Berchtesgaden angetreten.
Bayern. München, 6. Juni. (Dr. J.) Die Königin von Sachsen traf heute früh von Ems hier ein und reiste nach kurzem Aufenthalt nach Possenhofen weiter.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 6. Juni. (Meckl. Anz) Wie die amtliche „Gazzetta di Venezia“ mit⸗ theilt, hat der Herzog Paul am 2. d. auf dem Standes—⸗ amte daselbst die am 28. Mai geborene Prinzessin unter den Namen Maria Antoinette Margaretha Augusta Mathilde eintragen lassen.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Der König von Griechenland mit seinen Söhnen ist heute hier eingetroffen. — Der Kaiser machte heute Mittag dem König einen „istündigen Besuch, den der König bald darauf erwiderte. — Die Abreise des Königs von Griechenland nach St. Petersburg ist auf morgen Vormittag festgesetzt.
Niederlande, Haag, 5. Juni. (Wes. Ztg.) In dem Zustande des Kronprinzen ist keine Wendung zum Bessern eingetreten. Die Aerzte hegen Besorgnisse wegen der Schwäche des Patienten. So lautet das heute Vormittag ausgegebene Bulletin. Der „Nieuwe Amst. Cour.“ erfährt jedoch aus sicherer Quelle, daß die Krankheit, obgleich der Zustand des Prinzen besorgnißerregend, einen gewöhnlichen Verlauf nehme, und daß wirkliche Gefahr nicht vorhanden sei.
— 6. Juni. (W. T. B.) Die Regierung hat den Kammern eine Vorlage wegen einer vierprozentigen
Anleihe von 60 000 000 Fl. jur Deckung des Defizitz gemacht.
Belgien. Brüssel, 4. Juni. (Köln. Ztg.) Bei d Provinzialrathswahlen haben die Liberalen im = Lande nicht weniger als 51 Sitze eingebüßt, und zwar wei die von ihnen aufgestellten Kandidaten allzu fortschrittlich sind. Nur in der Provinz Luxemburg haben sie gesiegt und drei Sitze errungen, weil eben ihre Kandidaten gemäßigt sind und die Wähler nicht mit der Verfassungsrevision geängstigt haben. Bei den Kammerwahlen am 16. d. könnte sich leicht daz gleiche ereignen.
Großbritannien und Irland. London, 6. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhausez erklärte in Beantwortung einer bezuglichen Anfrage der Par— lamentssekretär des Schatzamts, Courtney: das Gerücht, wonach der englische Resident im Zululande eine Niederlage erlitten haben sollte, sei bis jetzt ohne alle Be stätigung. Der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Fitzmaurice, erwiderte auf mehrere an ihn gerichtete Anfragen; eine Bestätigung des Gerüchts von dem Marsche des Mahdi auf. Khartum sei der Regierung nicht zu gegangen. Die Aufständischen sollten sich in ziemlich beträchtlicher Stärke in der Nähe von Abuhamed, aber immer noch östlich von Murad befinden. Major Kitchener be— haupte, Grund zu der Annahme zu haben, daß die Wüste bald frei von den Aufständischen sein werde. Was die Stadt Berber anlange, so sei dieselbe nach einigen Berichten von den Aufständischen eng eingeschlossen, während in anderen Berichten ihre baldige Befreiung in Aussicht gestellt werde. Die von dem Admiral Sam. eingegangenen Nachrichten seien befriedigend. Derselbe habe am 18. v. M. aus Adowa gemeldet: seine Mission an den König von Abessinien sei gut aufgenommen worden. Die An—⸗ kunft des Königs habe sich durch ein Unwohlsein desselben verzögert, stehe aber am 20. Mai cr. zu erwarten. Er habe gute Hoffnung auf einen Erfolg der von ihm zu führenden Verhandlungen und glaube, er werde im Stande sein, eine Vereinbarung über die Entsetzung Kassalas herbeizuführen. Davon, daß General Gordon Khartum ver⸗ lassen haben solle, sei der Regierung keinerlei Nachricht zu—⸗ gegangen. — Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die Bill über die Konvertirung der Con sols in zweiter Lesung mit 117 gegen 34 Stimmen angenommen.
— 7J. Juni. (W. T. B.) Der Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen, Lord Granville, hat gestern im Auswärtigen Amte eine längere Konferenz mit dem französischen Bot⸗ schafter Waddington gehabt. — Wie der „Stan dard“ erfährt, erwartet das englische Kabinet am Montag von der französischen Regierung eine wichtige Mittheilung in Betreff der Konferenzvorschläge.
Meldungen hiesiger Zeitungen aus Kairo, von gestern, zufolge hat Admiral Hewett am 27. Mai eine Unterredung mit dem König von Abessinien gehabt und beabsichtigte, am 1. Juni die Rückreise anzutreten. Die Mission des Admirals sei erfolgreich gewesen. — Das zu erwartende Defizit in den diesjährigen Einkünften Egyptens wird auf 11½ Millionen Pfund angegeben. In Folge der nie— drigen Getreidepreise erfolgt die Zahlung der Steuern in natura.
Frankreich. Paris, 5. Juni. (Köln. Ztg.) Der Revisionsausschuß hat mit 14 gegen 5 Stimmen bei drei Abwesenden die Revisionsvorlage angenommen und mit 12 gegen? Stimmen, die Léon Renault erhielt, Dreyfus zum Berichterstatter ernannt. — Bei der gestrigen Vor— standswahl des Pariser Gemeinderaths hatten die Autonomisten 40 bis 44, die Opportunisten 23, die Konserva⸗ tiven 9 Stimmen. Die Autonomisten gingen sofort mit fol⸗ genden Anträgen vor: „I) Amnestie für die politischen Ver⸗ gehen und damit in Verbindung stehende Handlungen; 2) Feier durch einen öffentlichen Akt des Gemeinderaths zum Andenken an die Bürger der Kommune von 1871, an die bei Vertheidigung der Rechte des Volkes und der Republik Ge⸗ fallenen.“ — Zum französischen Residenten in Obok, der neuen französischen Kolonie, wurde de Courey, Bruder des Generals de Courcy, ernannt.
Der Marine⸗-Minister hat vom Senegal folgende Mittheilungen erhalten: „Am oberen Niger kämpfen zahlreiche Völkerschaften gegeneinander, und der nahe Fall des großen Reiches Tulucör, welches von El Hadj Homar gegründet wurde und gegenwärtig unter der Herrschaft von Ahmdu Segu steht, ist zu erwarten. Diese Unruhen können den französischen Befitz nicht bedrohen, denn die Eingeborenen, namentlich die Samory, haben noch zu sehr die strengen Lehren im Gedächtniß, die sie erhalten haben.“ In Untersenegal sind einige Unruhen in Futa und Damga vorgekommen, aber ohne die Sicherheit der Schiffahrt zu gefährden. Eine ernstliche Plünderung wurde nicht gemeldet. In Cayor ist die Lage gut, während im Süden die Eingebornen trotz ihrer Versprechun⸗ gen von Neuem in Streit gerathen sind. Es sollen von den Kriegführenden 12 Dörfer und mehrere Faktoreien verbrannt worden sein.
— 7. Juni. (W. T. B.) Die Mutter des französichen Botschafters de Courcel in Berlin, deren Erkrankung den Botschafter zur Hierherreise veranlaßte, ist gestern gestorben.
Ein Telegramm aus Hue, von heute, meldet: Der Vertrag Frankreichs mit Annam ist unterzeichnet. Derselbe bestimmt, daß die Provinzen Binthuan und Tanghoa an Annam zurückgegeben werden, und daß die Schulden Annams bestehen bleiben. Das Zollsystem soll dasselbe sein wie dasjenige in Cochinchina. Die Franzosen werden alle ihnen geeignet erscheinenden Punkte in Annam und Tongking besetzen. Ein Theil der Citadelle von Hue wird eine ständige Garnison erhalten. — Der Gesandte Patenstre hat betreffs einer Entschädigung der katholischen Missionen eine Zusicherung Chinas erhalten. Die durch ihr Vorgehen gegen die Missionen kompromittirten Mandarinen werden amnestirt.
Aus Madagaskar eingegangene Nachrichten melden: es sei der Bevölkerung im Süden der Insel gelungen, das Joch der Howas abzuschütteln. Diesen Erfolg habe die Bombardirung des Forts Dauphin durch die Franzosen herbeigeführt.
Spanien. Madrid, 6. Juni. (W. T. B.) In der Debatte des Senats über die Adresse berührte der Marquis Novaliches die Revolution von 1868 und gedachte mit besonderer Anerkennung der Königin Isabella, die das einzige Opfer dieser Revolution gewesen sei. Der Herzog von Latorre hob hervor, daß er sich in loyaler
Weise dem König Alphons angeschlossen habe, in dessen Regierung er die Garantie der öffentlichen Freiheiten und des Glücks des Landes erblicke. Der Minister⸗ räsident Canovas del Castillo resumirte die Debatte und konstatirte, ohne irgend welchen Widerspruch von Seiten der anwesenden Republikaner zu finden, daß die Revolution von 1868 durch Zwietracht unter den monarchischen Parteien entstanden, und daß bei den Urhebern derselben die Begrün⸗ dung einer Republik nie in Frage gekommen sei. In par⸗ lamentarischen Kreisen erblickt man in der Debatte des Senats eine Befestigung der gegenwärtigen Regierung, da sich heraus⸗ stelle daß die hervorragenden Vertreter fast aller Parteien der Monarchie ihre Unterstützung leihen, welche gegenwärtig weniger Gegner zähle als zu irgend einer Zeit. Türkei. Konstantinopel, 6. Juni. (W. T. B.) Die Pforte beschloß, mit denjenigen Mächten, deren Han⸗ delsverträge abgelaufen sind, die bestehenden Tarife bis dahin beizubehalten, wo neue Vereinbarungen getroffen sind.
Serbien. Nisch, 6. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Skupschtina richteten die Abgeord⸗ neten des Timokgebiets eine Interpellation an den Minister-Präsidenten wegen der Einfälle ser— bischer Emigranten aus Bulgarien und stellten im Anschluß daran die weitere Anfrage: 2b die Regierung alles Nothwendige veranlaßt habe, um die Sicherheit an der Grenze herzustellen. Der Minister des Auswär— tigen, Garaschanin, gab darauf eine Darstellung der Sachlage, verlas die bezügliche Correspondenz mit der bulgarischen Regierung sowie das von Serbien gestellte Ultimatum, und fügte sodann noch hinzu: die serbische Regierung habe Alles gethan, was die Ehre des Landes erfordere. Serbien sei Bulgarien gegenüber, dem es immer seine Sympathien entgegengebracht habe, in schonen⸗ der Weise vorgegangen, aber die unqualifizirbare Rechts—⸗ verletzung, deren sich Bulgarien schuldig gemacht, in⸗ dem es, ohne jede vorherige diplomatische Verhandlung, in demselben Augenblick, wo die serbische Regierung Auf⸗ klärung über das Dulden der Einfälle von Emigrantenbanden verlange, den Grenzpunkt Bregova in Besitz nehme, erheische ein energisches Vorgehen. Falls bis zum nächsten Sonntag von Bulgarien keine Satisfaktion geleistet worden sei, würden die Verhandlungen mit Bulgarien abgebrochen werden und werde der Vertreter Serbiens Sofia verlassen. Mehrere Abgeordnete, unter ihnen sogar der Radikale Gjieric, dankten der Regierung für ihr energisches Vorgehen. Von der Skupschtina wurde sodann eine Tagesordnung einstimmig angenommen, welche be— sagt, daß die Nationalvertretung die Erklärungen des Ministers zur Kenntniß nehme, daß sie die aufrichtige, würdige Haltung der Regierung vollständig billige, und daß sie Namens des Volkes zusichere, mit dem Wort und der That der Regierung wie ein Mann beizustehen, so lange die Regierung auf diesem Wege Alles aufbiete, um Serbien vor äußeren revolutionären Intriguen zu bewahren.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. Juni. (W. T. B.) Die Kaiserin ist heute Nachmittag kurz nach 5 Uhr von ihrer Reise nach Deutschland in Gatschina wieder eingetroffen und von dem Kaiser sowie den Groß— fürsten am Bahnhofe empfangen worden. Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich vom Bahnhofe aus alsbald nach Peterhof. ; n
Der Großsfürst Sergius ist heute Nachmittag 1L½ Uhr seiner Braut, der Prinzessin Elisabeth von Hessen, bis zur Grenze entgegengereist.
Schweden und Norwegen. Christiania, 6. Juni. (W. T. B.) „Aftenposten“ erfahrt: das gesammte Mini⸗ sterium habe dem König seine Portefeuilles zur Ver— fügung gestellt.
Amerika. New⸗JYJork, 4. Juni. (Allg. Corr) Die bisher bekannt gewordenen Wahlresultate in Oregon lassen erkennen, daß die Republikaner den Sieg davon ge— tragen haben; das Amendement zu der Staatsverfassung, welches sich für das Stimmrecht der Frauen aussprach, kann somit als abgelehnt betrachtet werden.
Chicago, 4. Juni. (A. C) Die Konvention konstituirte sich heute endgültig: Mr. Henderson von Missouri wurde zum Obmann erwählt. Die Versammlung vertagte sich so—⸗ dann bis 7 Uhr Abends.
— 5. Juni. (W. T. B.) Das von der Natio— nal-Konvention der Republikaner angenommene
Programm befürwortet, daß bei der Erhöhung der Ein—
gangszölle nicht nur auf die Erhöhung der Staatseinkünfte, sondern auch darauf Bedacht genommen werde, daß nur solche Zölle erhoben werden, welche die Interessen der Union sichern und den Löhnen der Arbeiter Schutz verschaffen. Das Pro— gramm verpflichtet die Republikaner, die vorhandenen Un— gleichheiten des Tarifs zu beseitigen und die Ueberschüsse der Staatskasse in der Art herabzumindern, daß den Steuer— zahlern unbeschadet der produktiven Interessen des Lan—⸗ des Erleichterung verschafft werde. Das Programm befür⸗ wortet ferner die Umgestaltung des Zolltarifs für Wolle, be— hufs angemessenen Schutzes der Wollindustrie, empfiehlt die Anbahnung eines internationalen Münzfußes zur Feststellung des relativen Gold⸗ und Silberwerths für alle Länder und hält es für wünschenswerth, daß der den Bürgern amerika— nischer Abkunft gewährte Schutz auch den Ausländern, welche amerikanische Bürger geworden sind, gesichert werde. — Die Konvention stellte in einer Abendsitzung Hawley, Logan, Blaine, John Sherman, Edmunds und Arthur als Prä⸗ sidentschafts kandidaten auf. Die Abstimmung erfolgt morgen. — 6. Juni. (W. T. B.) Die heute Vormittag von der republikanischen National-Konvention über die Präsidentschaftskandidaten vorgenommene erste bst immung blieb, da sich keine absolute Majorität ergab, ohne Resultat; es wurden jür Blaine 3321 Stimmen, für Arthur 278, für Edmunds 93, für Logan 63, für John Sherman 30, für Lincoln 4 und für General Shermann 2 Stimmen abgegeben. Auch die zweite und dritte Abstimmung ergab kein Resultat; bei der dritten Abstimmung erhielt Blaine 375, Arthur 275 Stimmen. Bei dem vierten Wahlgange endlich fielen auf Blaine 574, Arthur 207. Edmunds 41, Hawley 15, Logan 7 und Lincoln 2 Stimmen. Die Ernnennung Blaine's zum Präsident⸗ schaftskandidaten erfolgte schließlich mit Einstimmigkeit. Zum e, n für den Posten des Vize⸗Präsidenten wurde Logan ernannt.
Asien. Afghanistan. Ein Telegramm der Allg. Corr.“ aus Calcutta, vom 4. Juni, berichtet: Der Emir
bestãtigt die Meldung über die Einnahme von Maimena durch 8er Khan. In dem Mongolgebiet haben die Feindseligkeiten wieder begonnen. Depeschen aus Kabul, vom 25. Mai, zufolge hat der General des Emirs, Gholam Hyder Khan, die Mongols besiegt und aus ihren Dörfern vertrieben. Die afghanische Kavallerie versolgt den Feind.
Afrika. Egypten. Kairo, 4 Juni. (Allg. Corr.) Die „Times“ meldet: Am vorigen Montag hielten Edgar Vincent, Oberst Scott⸗Moncrieff, und die Herren Gibson, Fitzgerald und Ornstein eine Sitzung um die Frage zu prüfen ob es räthlich sei, einen Theil der Boden teuer, welche gegenwärtig eine zu große Bürde für die Fellahs bildet, zu erlassen. Der gefaßte Beschluß ist nicht in die Oeffentlichkeit gedrungen, aber dem Vernehmen nach soll eine theilweise Ermaßigung der Bodensteuer angelegentlich befürwortet werden.
Den „Daily News“ wird berichtet: Major Kitchener telegraphirte gestern den egyptischen Behörden, daß Berber eingeschlossen sei, und daß Khartum sich nicht viel länger behaupten könne. Diese Nachricht ist ganz unzuverlässig und wahrscheinlich ein arabisches Gerücht. Der neueste authen⸗ tiiche Bericht lautet dahin, daß Khartum im Stande ist aus—⸗ zuhalten. Zebehrs Emissäre, welche Träger von Briefen an General Gordon sind, wurden in Korosko von den dor— tigen egyptischen Behörden zurückgehalten. — .
Major Chermside telegraphirt aus Suakim, daß eine kleine Abtheilung Rebellen während der letzten Nacht von 1 bis 3 Uhr ein beständiges Feuer gegen die Wasserforts unterhielt. Die Egypter erwiderten das Feuer mit Gewehr⸗ salven. Die britischen Truppen sind während der letzten zwei Nächte nicht gelandet. .
Dem „Daily Telegraph“ wird aus Suakim,
unterm 4. d. gemeldet: Die Stämme, welche nach den
Schlachten von El Teb und Tamanieb von Osman Digma abfielen, haben sich ihm wieder angeschlossen. Osman schwört, daß Suakim am 10. d. in seinen Händen sein werde. Wahrend der Gefechte am 1., 2. und 3. d. sollen auf Seite der Rebellen 5 Mann gefallen und 50 verwundet worden sein.
Seitungsstimmen.
Dem „Hamburaischen Correspondenten“ zu— folge hat der am 4. d. M. in Köstritz abgehaltene thüringische Bauerntag dem Reichskanzler folgendes Telegramm gesendet:
Der von über 1060 thüringischen Bauern besuchte Bauerntag in Köstritz bringt das berzlichste Hoch auf die Wirthschaftspolitik Sr. Durchlaucht aus und beschließt, seine Interessen selbst zu ver— treten und die angebahnte Wirthschaftspolitik nach Kräften zu unter— stützen. Gott beschütze das Leben Ew Durchlaucht!
— Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung“ meldet, daß in der am 5. d. M. zu Düsseldorf stattgehabten General⸗ versammlung des Westdeutschen Vereins für Kolo— nisation und Export folgende Resolution einstimmig an—⸗ genommen und an den Reichskanzler Fürsten von Bismarck
telegraphisch übermittelt worden sei:
1) Mit freudiger Genugthaung begrüßt die Versammlung die von der deutschen Reichsregierung in jüngster Zeit gethanen vorbereitenden Schritte zur Wahrung der gegenwärtigen und künftigen Interessen Deutschlands im Gebiete des Congostromes und der mittelafrikanischen Westküste.
2) Mit noch größerer dankbarer Befriedigung erfüllt die Ver⸗ sammlung die Erklärung des deutschen Reichskanzlers, daß die Angra Pequeña Bai und die Küstenstriche des Groß⸗Namaqua ˖ Landes unter den Schutz des Reiches gestellt seien;
3) Sie giebt sich der zuversichtlichen Hoffnung bin, daß auch dem nördlicheren Küstengebiet des anstoßenden Hererolandes die Protektion des Deutschen Reiches zu Theil werde, sowohl im Blick auf die seit langen Jahren dort bestehenden deutschen Interessen als auch zur Ge— winnung einer genügenden wirthschaftlichen Basis für deutsche Unter nehmungen an der Küste Südwestafrikas.
— Der „Elberfelder Zeitung“ wird aus Berlin geschrieben:
Es ist mit Recht schon hervorgehoben, daß der Gesetzesvorschlag, mit welchem die Reichsregierung die deutschen Lande kürzlich über⸗ rascht hat, nicht blos die Börse, sondern den ganzen Waarenhandel besteuern würde. Daß es sich dabei um ein Novum handelt, kann nicht in Abrede gestellt werden. Allerdings unterwarf ja schon das Gesetz vom 1. Juli 1881 nicht blos die Schlußnoten und Zeit— geschäfte des Börsenverkehrs, sondern auch die „Rechnungen“ einem Stempel (ron 20 3), mit der aukdrücklichen Be— schränkung jedoch, daß dieselben nur in Bezug auf gemachte Geschäfte über Wechsel, Aktien und Werthpapiere der Be— steuerung unterliegen, Rechnungen auf Waarengeschäfte also ganz all⸗ gemein stempelfrei bleiben sollten. Der jetzige Entwurf, betreffend eine Abänderung des Gesetzes wegen Erhebung der Stempelabgaben, schließt dagegen alle „Sachen oder Waaren' ein, die nach Gewicht, Maß oder Zahl gebandelt zu werden pflegen, sofern diese Sachen oder Waaren zur Weiterveräußerung in derselben Beschaffenheit oder nach vorgängiger Bearbeitung oder Verarbeitung bestimmt sind, macht also keinen Unterschied, ob es sich um eine Transaktion der sogenann— ten Produktenbörse handelt oder um ein beliebiges Geschäft des ge—⸗ wöhnlichen Waarenhandels. .
Der Grund, weshalb man, der ausdrücklichen Tendenz des Ge— setzes vom 1. Juli 1881 entgegen, auch die Rechnungen des gewöhn—⸗ lichen Waarenhandels (soweit sie mehr als 1990 M betragen) durch eine Stempelsteuer treffen will, darf theilweise vielleicht darin ge⸗ funden werden, daß Geschäfte der Produktenbörse, deren Besteuerung vom Gesetze beabsichtigt war, dieselbe zu umgeben gewußt haben. Andererseits will man dadurch vielleicht auch den Betrag wieder ein bringen, welcher dem Reichsfiskus durch die im Jahre 1881 erfolgte Ablehnung des Quittungestempels entgangen ist. Während jedoch der Quittungsstempel, der schon von einem sehr kleinen Betrage ange fangen zur Erhebung kommen sollte, eine hohe Gesammteinnahme versprach, wird von dem jetzt vorgeschlagenen Stempel auf Waaren⸗ umsätze über 1000 M schwerlich ein bedeutender Betrag zu er⸗ warten sein.
Daher wird auch an und für sich kaum behauptet werden kön — nen, daß der vorgeschlagene Waarenstempel die Handelskreise sehr empfindlich treffen würde. Eine Abgabe von 20 3 auf 1000 , von 2 M auf 10 000 4 oder 20 M auf 100 0090 M u. s. w. kann sicherlich nicht unerschwinglich genannt werden. Wenn man daher in der Presse Betrachtungen über die etwaigen Wirkungen einer solchen Abgabe auf den deutschen Waarenverkehr angestellt und die Behaup— tung ausgesprochen findet, daß dadurch die Produktionskosten der in Veutschland erzeugten Waaren ungebührlich gesteigert werden könn⸗ ten u. dergl, so muß man bei unbefangener Würdigung solche Be sorgnisse als starke Uebertreibungen erkennen. Selbst wenn man zu⸗ eben wollte, daß dieselbe Waare zuweilen einer mehrmaligen
esteuerung unterliegen kann, so heißt es denn doch der Leichtgläubigkeit des Publikums zuviel zumutben, wenn man ibm aufreden will, daß eine Vertheuerung der Waare um ein Fünftel pro Milie, das Fünffache den deutschen Waarenverkehr oder Export irgendwie schädlich berühren könnte. Allerdings kommt ja Eins zum Anderen und die Häufungen der Belastung des Waaren⸗ verkehrs durch Zölle, statistische Gebühr, Umsatzstempel u. s. w. können immerhin manche Industriezweige erheblich benachtheiligen. Aber der Umsatzstempel allein, der z. B. den gesammten Außenhandel Deutsch⸗ lands bei einem Betrage von sieben Milliarden mit der vergleicht ⸗
weise winzigen Summe von 1400000 4 treffen würde, kann ver⸗ hängnißvolle Wirkungen der engedeuteten Art sicherlich nicht haben.
Das Bedenkliche des Gesetzentwurfes liegt in der That viel weniger in der Höhe der vorgeschlagenen Steuer als in der vorge schlagenen Art der Erbebung .... Gegen die vorgeschlagene Einrichtung der Steuerbücher, der Einlieferung von Verzeichnissen oder Tagebuchauszügen und der Vorlegung von Geschãftsbriefen sei, heißt es am Schlusse des Artikels, aufs Entschiedenste Front zu machen. .
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ meldet aus Würzburg, 5. Juni:
Als die hiesige Handels- und Gewerbekammer gestern über den Börsensteuerentwurf verhandelte, sprach sich Reichstags abgeordneter Köhl sehr entschieden für denselben aus. Gegen die kolossale Be—⸗ lastung der Landwirthschaft durch den Immobiliarstempel sei die vor⸗ geschlagene Pfennigsteuer eine Bagatelle. In der Abstimmung ent⸗ schieden sich nur die Stimmen der Gewerbekammer für Köhl und blieb also dessen Ansicht in der Minorität, so daß die Börsenpresse jetzt zu melden vermag, „auch die Handels- und Gewerbekammer Würzburg bat die Geschäftssteuer verurtbeilt‘; wären aber die ultra montanen Vertreter anwesend gewesen, so hätte nach dem W. J.“ Hrn. Köbls Ansicht die Majorität haben können.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Von dem ron uns bereits; besprochenen und empfohlenen Werk: Die Gesetzgebung des Deutschen Reiches von der Gründung des Norddeutschen Bundes bis auf die Gegenwart“, mit Erläuterungen und Registern berausgegeben von B. Gaupp, Geh. Regierungs⸗Rath, A. Hellweg. Landrichter, R. Koch, Kaiserl. Ober⸗ Finanz⸗ Rath, W. Neubauer, Ober⸗Landesgerichtẽ⸗Rath, W. L. Solms, Ober⸗Korps⸗Auditeur, R. Sydow, Ober ⸗Postrath, W. Turnau, Kammergerichts⸗Rath, F. Vierhaus, Landrichter (Verlag von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin und Leixzig) erschien soeben die dreizehnte Lieferung, welche einen reichen Inhalt hat; sie bringt u. A: Postvertrag mit DOesterreich⸗Ungarn vom 7. Mai 1872 nebst zwei Anlagen: Postaustrags-Verfahren vom 18. Mai 1883, Fahrpost—⸗ Uebereinkommen vom 3. April 1878; — das Gesetz betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten vom 31. März 1873 sowie sämmtliche dieses Gesetz betreffende Bekanntmachungen des Reichs⸗ kanzlers (aus dem Centralblatt übernommen) ꝛc. ꝛc. nebst der als Anlage abgedruckten Geschäftsordnung für die Disziplinarbehörden (aus dem Centralblatt 1880); — das Gesetz, betreffend die Gründung und Verwaltung des Reichs⸗Invalidenfonds vom 23. Mai 1873 nebst den dieses Gesetz abändernden und ergänzenden Gesetzen sowie der Bekanntmachung, betreffend die Geschäftsanweisung für die Verwaltung des Reichs⸗Invalidenfonds vom 11. Juni 1874; — das Gesetz über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 nebst den Anlagen: Verordnung, betreffend die Ausführung dieses Gesetzes, vom 1. April 1876, und die Verordnung, betreffend die Form der Marschrouten für Kriegs verhältnisse, vom 18. April 1882; — Verordnung, betreffend die Klassifikation der Reichs beamten nach Maßgabe des Tarifs zu dem Gesetze vom 30. Juni 1873 über die Bewilligung von Wohnungs⸗ geldzuschüssen 2c. — Münzgesetz vom 9. Juli 18753. — Wir wieder holen beim Erscheinen dieser neuen Lieferung, was wir bei den früberen Lieferungen sagten: wir empfehlen das beispiellos billige und musterbaft sorgfältig bearbeitete Werk der Beachtung eines jeden Staats bürgers.
— Das Juniheft der Deutschen Rundschau“ bringt den Schluß des Romans von Ossip Schubin: „Unter uns“, eines durch—⸗ aus eigenartigen Werks, von schärfstem Realismus durchweht und dabei doch an vielen Stellen von poetischer Schönheit. — Ereignisse aus den Befreiungskriegen, in neuem oder direktem Licht gesehen, dürfen stets auf unser vollstes Interesse Anspruch erheben; das ist denn auch bei den Aufzeichnungen eines Zeitgenossen: „Der Zug Schills nach Stralsund'᷑. Der verstorbene Verfasser dieser Crinnerungen, Oberst von Scriba, wohnte den angeführten geschichtlichen Vorgängen, zuerst als Gegner Schills, dann als sein Gefangener bei. Seine Aufzeichnungen sind frisch und lebendig und gewähren einen Einblick in die Zerfahren⸗ heit der französischen Heereskräfte, die Schill gegenüberstanden. — F. von Sarburg schließt sein an Anregungen reiches Lebensbild Alessandro Manzoni's und schildert darin besonders die liebenswür⸗ dige Persönlichkeit des großen italienischen Dichters und Patrioten. — In einem eingehenden und gehaltvollen Aufsatze befaßt sich Her⸗ mann Grimm mit dem „Ersten Band des Corpus sfämmtlicher Handzeichnungen Albrecht Dürers?“. Seine Ausführungen werden viel zum Verständniß und zur Verbreitung des nationales Werkes beitragen. In diesen Beschreibungen der einzelnen Blätter aus dem Schatze des Berliner Kupferstichkabinets finden wir auch zugleich fesselnde, auf das Leben und Schaffen des Meisters geworfene Schlaglichter, die über die Entstehung verschiedener seiner Werke neues Licht verbreiten. — In der diesmaligen Fort⸗ setzung seiner Reise nach Ostindien“ führt uns Professor Julius Jolly nach Benares, der Hochschule des Brahmanismus und dem uralten Herd religiöser Dogmen und philosophischer Lehrsätze, die weit über die Grenzen Indiens hinaus Verbreitung gefunden haben. Der gelehrte Reisende, der Manches — namentlich in religiösen Beziehungen — erschaute, was sonst Europäern verborgen bleibt, berichtet uns spannend von den Todten⸗ ceremonien, von den Satzungen der Sanskritgelehrten und von den verschiedensten Volksgebräuchen, über welche ihm von orientirtester Seite Aufklärungen verschafft worden waren. — Professor Lothar Seuffert erläutert in anschaulicher Weise den Ursprung und die Be⸗ deutung der „Gesetzgebung Justinians.“ — Einen geistvollen Rück⸗ blick auf die diesmalige Berliner Tbeater⸗Saison wirft Karl Frenzel in seinem, ‚Die Berliner Theater“ überschriebenen Aufsatz — Warm und herzlich spricht Julius Rodenbergs Erinnerung an Emanuel Geibel an; in derselben wird für das Juliheft der ‚Deutschen Rund⸗ schau' ein ausfübrliches Lebensbild des Dichters verheißen. — Der Politischen Rundschau“ reihen sich die ‚Literarische Rundschau“, so⸗ wie literarische und bibliographische Notizen an.
Gewerbe und Handel.
Dem Geschäftsbericht der Oestereichischen Alpine⸗ , für das Jahr 1883 entnehmen wir Fol⸗ endes: ; Die Geschäftslage des Jahres 1883 kann im Allgemeinen als eine günstige bezeichnet werden; dieselbe ermöglichte in den meisten Betriebszweigen eine Steigerung der Produktion, und nur in einzel nen Sorten der Eisen und Stahlfabrikate wurden jene Quantitäten nicht erreicht, welche in dem Ausweise zum Geschäftsberichte für das Jahr 1882 verzeichnet erscheinen. Der Bedarf an Eisenbahnschienen war geringer als im Jahre 1882, und die dadurch herbeigeführte schwächere Beschäftigung der Schienenwalzwerke hatte zur Folge, daß auch die Impotsproduktion zurückbleiben mußte.
Dieser quantitative Ausfall konnte jedoch durch die vermehrte Erzeugung von Grob n, Mittel- und Feinstreckeisen, Stahl .⸗ und Fein blechen, diversen Stahlwaaren, Draht, Drahtstiften u. s. w. mehr als ausgeglichen werden, so daß die Gesammtleistung im Jahre 1883 eine wefentlich größere war, als im Jahre 1882.
Von den Hütten und Eisenwerken gelangten in 1883 zum Ver kauf: Braunkohlen 2 954211 metr. Ctr. Eisenerze, roh und geröstet, 1051024 metr. Ctr., Roheisen 500 303 metr. Ctr., Eisen, und Stabl⸗Halb⸗ und Ganzfabrikate 1043122 metr. Ctr.,, Gußwaaren 12 463 metr. Ctr., Konstruktionswerkstätten Artikel 68 180 metr. Ctr., Diverse 117055 metr. Ctr. Die hierfür ausgegebenen Fakturen haben sich belaufen auf 22 576 954 Fl., für verkaufte Forstprodukte wurde ein Erlös von 423 658 Fl. erzielt; die Fakturensumme betrug pro 1883 demnach 22 999712 Fl., gegen in 1882 20 683 275 Fl., mithin eine Zunahme pro 1883 von 2316437 Fl., welche der ge steigerten Produktion entspricht. ö Der Grundbesitz umfaßt einen Flächenraum von 170 696 ha. Davon sind den Forstverwaltungen 152 3390 ha. den Berg ⸗ und
Hüttenverwaltungen 18276 ha überwiesen. Im Jahre 1883 wurden
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