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Ihre Königliche Hoheit wird dort eiwa 14 Tage Aufenthalt nehmen und dann wieder auf kurze Zeit hierher zurückkehren.
— 10. Juni. (W. T. B.) Die Erste Kammer lehnte heute den von der Zweiten Kammer angenommenen Gesetz—⸗ entwurf, betreffend die Einführung einer fünftägigen Reue⸗ frist bei landwirtschaftlichen Verkaufen, ab.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Jena 8. Juni. (Th. C) Gestern verschied nach längerem Leiden im S0. Lebensjahre der langjährige und um die hiesige Universität hoch verdiente Kurator derselben, Wirkliche Geheime Rath Dr. Seebeck.
Anhalt. Dessau, 9. Juni. (W. T. B.) Das neu⸗ vermählte Erbprinzliche Paar hielt heute Mittag unter dem Geläut aller Glocken und den Klängen des Dessauer Marsches seinen festlichen Einzug. Weiß gekleidete Ehrenjungfrauen begrüßten das hohe Paar an der präch— tigen, mit Grün und Fahnen geschmückten Ehrenpforte. Am Schlesse brachten die Mitglieder des Landtages, das DOffizier⸗Corps des Anhaltischen Infanterie⸗Regiments Nr. 95 und Deputationen der anhaltischen Städte ihre Begrützung dar. Nachdem die Neurermählten von dem Hofmarschall von Behrenhorst zu dem Herzoge und der Herzogin sowie deren Fürstlichen Gästen geleitet und von diesen herzlichst empfangen und begrüßt worden waren, erschienen dieselben auf dem Balkon, um dem Vorbeimarsch des imposanten Fest⸗ zuges beizuwohnen.
Oesterreich- Ungarn. Wien, 19. Juni. W. T. B) Das „Fremdenblatt“ äußert in Bezug auf die Abhbe⸗ rufung des Vertreters Serbiens aus Sofia: So bedauerlich eine solche Eventualität auch wäre, so läge selbst bei einer solchen Steigerung des Zwischenfalls noch keinerlei Grund zu der Befürchtung vor, als ständen wir am Vor— abende größerer Komplikationen. Die Entschiedenheit, mit welcher alle Großmächte an dem durch den Berliner Frieden geschaffenen status quo festhalten, und ihre klaren, friedlichen Intentionen werden schließlich auch auf beide in Konflikt ge— rathenen Staaten ihre Wirkung nicht verfehlen.
Pest, 9. Juni. (W. T. B.) Aus Szegedin wird gemeldet: Markgraf Pallavicini sei, als er mit seinen Anhängern, von Szegvar kommend, in Mindszent ange— kommen sei, durch einen Haufen betrunkenen und mit Stöcken bewaffneten Pöbels in gewaltthätiger Weise an dem Halten . Programmrede verhindert worden. Die Anhänger der iberalen Partei seien in das Haus des Stuhlrichters ge— flüchtet; die Tumultuanten hätten dieselben dahin verfolgt, den Führer der Gensd'armen insultirt, die Gensd'armen zu Boden geworfen und das Thor des Hauses des Stuhlrichters zu stürmen begonnen. Als dieselben auf die Gensd'armen auch zu schießen angefangen, hätten Letztere das Feuer mit 7 Schüssen erwidert, wobei 3 Personen getödtet und mehrere andere verwundet worden seien. .
Gyergy⸗Szent⸗Miklos, 8. Juni. (Pr.) Heute bei Tagesanbruch fanden in dem Orte Ditro abermals Un⸗ ruhen statt. Der Pöbel warf Fenster ein und schoß durch dieselben in einige Häuser. An das Ministerium des Innern ist das Ansuchen wegen rascher und energischer Maßregeln abgegangen.
Schweiz. Bern, 9. Juni. (W. T. B.). Gutem Vernehmen nach bezweckt die zum 1. Januar 1886 erfolgte Kündigung der lateinischen Münzkonvention von Seiten der Schweiz nicht den Austritt derselben aus der Kon— vention, sondern die Erzielung günstigerer Bedingungen in Betreff des Maximums der Silbermuͤnzen und der Ein— ziehung der minderwerthig gewordenen französischen Fünf— franks⸗Stücke.
Niederlande. Haag, 9. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer legte die Regie— rung den französisch-niederländischen Handels— vertrag vor. — Der Abg. Brantzen van der Zyp inter— pellirte die Regierung über die Nisero-Frage und fragte: wie die Angelegenheit der Befreiung der Gefangenen gegenwärtig stehe; ob die Regierung die mit der englischen Regierung darüber ausgetauschten Schrist— stücke vorlegen, ob dieselbe insbesondere das eng— lische Blaubuch durch die nach dem 30. April aus— getauschten und sonstige Schriftstücke ergänzen wolle, und welche Maßregeln die Regierung zu ergreifen beabsichtige, um die Befreiung der Schiffbrüchigen des „Nisero“
erbeizuführen. Der Interpellant protestirte zugleich gegen jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Nieder— lande von Seiten einer anderen Macht. Der Minister des Aeußern legte hierauf sofort alle bezüglichen Schriftstücke auf den Tisch des Präsidenten, zunächst aber lediglich für den Gebrauch der Mitglieder der Kammer. Der Minister der Kolonien erklärte, daß der Generalgouverneur von Nieder— ländisch⸗ Indien dem Gouverneur von Atchin er—
mächtigt habe, den eingeborenen Häuptlingen, welche energisch gegen Ten om vorgehen wollten, erhebliche Vortheile zuzusichern. Nach den jüngst eingelaufenen
Depeschen sei die Lage der Gefangenen eine gute. Der Minister des Aeußeren theilte ein Schreiben mit, welches der niederländische Gesandte in London, Graf von Bylandt, unterm 9. Mai an Lord Granville gerichtet hat, und worin bezüglich einer englischen Mediation gesagt wird, daß Nichts den Interessen der Schiffbrüchigen mehr schaden könnte, als eine von einer fremden Macht zu ihrer Befreiung entwickelte Thätigkeit. Die Debatte über die Interpellation wurde hier— auf vertagt, bis die von dem Minister vorgelegten Schrift— stücke gedruckt sein werden.
Großbritannien und Irland. London, 9. Juni. (W. T. B.). In der heutigen Oberhaussitzung erklärte der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, auf eine Anfrage Lord Stanhope's: daß er in Betreff der Konferenz und der egyptischen Angelegenheiten heute keine . machen könne. Die Unterhand⸗ lungen mit Frankreich hätten wesentliche Fortschritte gemacht, und er hoffe, in der nächsten Woche die gewünschten Erklärungen abgeben zu können. Inzwischen werde nichts geschehen, was für England bindend sein könnte.
Im Unterhause . in Beantwortung einer Anfrage Bourke's der Premier Gladstone eine der Auslassung des Staatssekretärs Lord Granville im Oberhause entsprechende Srklärung ab und fügte nur hinzu: die Unterhand— lungen mit Frankreich seien soweit gediehen, daß er hoffe, demnächst mit den anderen Mächten einen Meinungs— austausch zu haben. Er glaube, im Laufe der nächsten
Woche dem Hause die versprochene Mittheilung machen zu können, und empfehle der Kammer, gegen irrige Darstellungen auf der Hut zu sein. Er verspreche, dem Hause Gelegenheit zu geben, sich über die fran auszu⸗ sprechen, bevor etwas definitiv abgeschlofsen sei. Der Deputirte Churchill sprach den Wunsch aus: der Premier möge die Zusicherung abgeben, daß die Regierung nicht in die Sendung türkischer Truppen nach dem Su dan willigen werde, bis die von der Regierung — * Arrange⸗ ments dem Parlament vorliegen. Der Premier Gladstone verlangte, daß Churchill seine Anfrage über diesen Gegenstand ankündige. Der Unter⸗Staatssekretar des Auswärtigen, Lord Fitzm au rice erklärte: die am 21. Mai an den General Gor⸗ don gesandte Depesche habe diesem volle Erlaubniß gegeben, in dem ersten geeigneten Moment Maßregeln für seinen Rückzug und denjenigen der egyptischen Truppen, die ihm gedient haben, zu ergreifen, und zwar auf irgend einer Route, die er vor⸗ ziehe. — Ferner erklärte der Unter-Staatssekretär, daß Sa⸗ rakhs auf dem westlichen Ufer des Heri⸗Ruds von Ru ß— land nicht besetzt worden sei; auch sei ihm von dem Vor⸗ handensein eines Vertrages, welcher Rußland ermächtige, dieses Gebiet zu besetzen, nichts bekannt.
— 10. Juni, früh. (W. T. B.) Das Unterhaus hat gestern alle zwölf Artikel der Reformbill ohne Amende— ments angenommen; die Berathung der weiteren dazu ge— stellten Amendements wurde auf heute vertagt.
Frankreich. Paris, 9. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten kammer perlas der Deputirte Dreyfus den Bericht der Kommission zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Revision der Verfassung, welcher mit der Annahme der Regie— rungsvorlage durch die Kommission schloß. Von Seiten der Kommission wurde beantragt, die Berathung auf nächsten Montag anzuberaumen. Die Kammer beschloß jedoch mit 249 gegen 2334 Stimmen, auf den Antrag des Deputirten Fezenas, die Berathung des vorliegenden Gesetzentwurfs bis zur Erledi— gung des Rekrutirungsgesetzes zu vertagen.
Italien. Rom, 9. Juni. (W. T. B.) Die Kammer der Deputirten hat heute die internationale Konvention zum Schutz des industriellen Eigenthums angenommen.
Griechenland. Athen, 8. Juni. (W. T. B.) Der neue griechische Zolltarif ist in dem gestern Abend aus— gegebenen „Regierungs-Anzeiger“ als Staatsgesetz ver⸗ bffentlicht. Die neuen Zollsätze treten sämmtlich sogleich in Kraft mit alleiniger Ausnahme derjenigen für Gewebe und Federn, welche erst an einem durch Königliches Dekret noch näher zu bestimmenden Tage innerhalb der nächsten 6 Monate wirksam werden sollen.
Serbien. Nisch, 10. Juni. (W. T. B.) Der ser⸗ bische diplomatische Agent und Generalkonsul in Sofia hat in Folge der ablehnenden Antwort der bulgarischen Regierung auf die Reklamationen Serbiens bezüglich der ser⸗ bischen Flüchtlinge sein Geschäftslokal geschlossen und wird noch heute Sofia verlassen.
Bulgarien. Sofia, 9. Juni. (W. T. B.) Einem Telegramm der „Agence Havas“ zufolge hat die bulga⸗ rische Regierung heute die jüngste No̊te der serbischen Regierung, betreffend die serbischen Flüchtlinge, ab— lehnend beantwortet. In der Antwort werde auf die viel— fachen Interessen hingewiesen, welche Serbien und Bulgarien mit einander verbänden, und hervorgehoben, daß Bulgarien die Verantwortung für alle Folgen des Zwischenfalls ab— lehnen müsse. Die Zahl aller serbischen Flüchtlinge in ganz Bulgarien werde in der Antwort auf nur 40 angegeben.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Juni. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin empfingen gestern Nachmittag die in Kraßnoje Selo eingetroffene Prinzessin Elisabeih und den Großherzog von Hessen und ge— leiteten dieselben nach Peterhof. Daselbst war am Bahn⸗ hofe eine Ehrenwache von dem Leibgarde Grenadier-Regiment
zu Pferde aufgestellt, deren Musikchor bei Ankunft des Zuges die deutsche Hymne intonirte. Hier nahm die Braut die Begrüßung der anderen Mitglieder
des Kaiserlichen Hauses sowie der Offizier-Corps des Leib— garde Regiments Preobraschensky und des zweiten Leibgarde— Schützen-Bataillons entgegen. Die Offiziere beider Truppen— körper überreichten der Braut je einen prächtigen Blumen— strauß. Vom Bahnhofe aus fuhr die Kaiserin mit der Braut in offener Kalesche, unterwegs von dem zahlreich versammelten Publikum mit freudigen Zurufen begrüßt, in das große Palais zu Peterhof.
— 9. Juni, Abends. (W. T. B.) Der König von Griechenland ist heute Nachmittag 3½ Uhr in Peterhof eingetroffen und auf dem Bahnhofe von dem Kaiser, der Kaiserin, den anderen Mitgliedern der Kaiserlichen Familie und der Herzogin von Edinburg empfangen worden. Die Königin von Griechenland war ihrem Gemahl bis Gatschina entgegengefahren. Vom Bahnhofe aus wurden die hohen Gäste von dem Kaiser und der Kaiserin in einem offenen Landauer nach dem Palais Alexandria geleitet, wo Gemächer für den König hergerichtet sind.
Schweden und Norwegen. Christiania, 9. Juni.
(W. T. B.) Der vormalige Staats-Minister Stang ist gestern gestorben. Dänemark. Kopenhagen, 9. Juni. (W. T. B.)
Die Neuwahlen zum Folkething sind auf den 25. Juni anberaumt.
Seitun gsstimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt aus Anlaß der heutigen Jubelfeier der hiesigen Schuh— macherinnung:
Die Berliner Schuhmacherinnung feiert beute ihr sechshundert⸗ jähriges Jubiläum!
Schon die Thatsache, daß in der Hauptstadt des neuen Deutschen Reichs eine , . unter allgemeiner Beachtung und Theil⸗ nahme stattfindet, ist ein Stück Geschichte. Diese Thatsache lebrt mit zwingender Gewalt, welche eminent erhaltende Kraft den gewerb— lichen korporativen Organisationen innewohnt.
Schauen wir zurück durch der Jahrhunderte Lauf, deren Voll endung diese Berliner Innung beute feiert, so sehen wir ein kraft—⸗ volles, gewerbfleißiges Bürgerthum in allen Städten germanischen Stammes sich vereinigen. Innungen bilden zur gemeinsamen Ver tretung der Interessen Aller. Wir sehen diese korporativen Ge—
staltungen erblühen, sie Hand in Hand mit den deutschen Fürsten⸗ geschlechtern den Kerr punkt abgeben, aus dem heraus die konserviren⸗ den Kräfte fließen, welche in harter, schwerer Noth und Gefahr die Widerstandszäbigkeit des Deutschen Reiches gegen seine von allen Seiten andrängenden Neider und Widersacher bedingten.
Nicht ohne Kampf mit anderen korxorativ organisirten Schichten verläuft dieser Prozeß, aber die erwerbende, gewerblicher Arbeit inne⸗ wohnende Kraft ist so groß, daß in einem Heberschusse derselben die Innungen zu Zünften sich herausgestalten, die gar oft nicht mehr die allgemeinen Interessen aller Arbeit, sondern egoistische einzelner Kreine vertreten. Und nun beginnt eine andere Zeit, eine Epoche des Kampfes gegen den Zunftzorf. Mit allen Mitteln sucht ein demo— kratisirender Geist, der Erbfeind allen korporativen Wesens, diese bartnäckig widerstehenden Innungen zu zersetzen, aufzulösen, zu be⸗ seitigen.
Mit dem Beginn der allgemeinen Gewerbefreiheit scheint dieser Kampf ein für alle Mal zu Ungunsten des korporativen Elementes im Gewerbestande entschieden. Aber es scheint nur so; einige wenige, darunter die jetzt jubilirende Schuhmacherinnung, balten fest am kor⸗ porativen Gedanken, sie überleben die Periode des allgemeinen Nirel⸗ lirens. Und nur kurze Zeit im Vergleiche zu jenen Jahrhunderte überdauernden Bildungen währt es, dann erhebt sich im Handwerke lauter und immer lauter der Ruf nach Wiederberstellung der Innung.
In erneuter Form, angepaßt einer neuen Zeit, bleibt die Innung, die korporative Zusammenfassung des Handwerks, Siegerin uͤber die atomisirenden Einflüsse; die Reichsgesetznebung schafft einen reuen Rahmen für Innungsbildungen, und wir erleben jetzt, wo unsere Schuhmacherinnung auf ein Dasein von zwanzig Generationen zurück blickt, eine Exoche, in welcher überall die neuen Innungen sich for⸗ miren, um von Neuem wahr machen zu helfen, daß das Handwerk goldenen Boden habe.
Und wenn die Vertreter Ler heutigen Jubilarin vor wenigen Tagen dem Kaiser des neuen Deutschen Reichs ihre Huldigung aus Anlaß ihres Festtages darbringen und ihre Wünsche an den Stufen des Thrones dem allgeliebten Vater seines Volkes, dem Schützer der deutschen Arbeit vortragen durften, so beweist das nicht nur von Neuem, mit wie inniger Liebe Kaiser Wilhelm an den Freuden und Leiden seines Volkes Theil nimmt, sondern es beweist zugleich, welch ernste, nimmer ruhende Sorge man an höchster Stelle den Bestre⸗ bungen des Handwerkerstandes zuwendet, in vollem Bewußtsein, welche starken Kräfte für Staat und Gesellschaft in korporativen Organisationen sich darstellen.
Noch ist der Zeitraum zu kurz, als daß die Früchte des Innungs⸗ gesetzes von 1881 gereift sein könnten, noch ist man aller Orten in einer Periode des Organisirens, der Cadresbildung begriffen; je eifriger aber die Handwerker selbst den Rahmen des Innungsgesetzes mit lebensvollen Drganisationen ausfüllen, je größer werden die Seg⸗ nungen sein, die ibnen selbst, dem Staate und der Gesellschaft aus der korporativen Organisation erwachsen. . . . .
— Die „Schlesische Zeitung“ entnimmt der Ein—⸗ leitung des Jahresberichts der Handelskammer für die 3. ö Schweidnitz und Waldenburg pro 1883
olgendes: Die Lage unserer Industrie hat im großen Ganzen keine wesent⸗ lichen Veränderungen seit dem Vorjahre erlitten. Man konnte im Jahre 1882 konstatiren, daß sich dieselbe im Ganzen eines ungestörten Ganges erfreute, daß sie zwar im Allgemeinen mit sehr mäßigen Ge winnen zufrieden sein mußte, daß aber ein langsamer Fortschritt in der⸗ selben nicht zu verkennen war. Dasselbe ist vom Jahre 1833 zu berichten. Die schweren verlustbringenden Jahre des letzten Dezenniums baben ihre guten Folgen gebabt: sie haben eine weise Sparsamkeit in der Industrie eingeführt und namentlich das Streben der Fabrikanten, neue Artikel aufzusuchen um ei der Herstellung ihrer Produkte eine regelmäßige Qualität zu erzielen, in hohem Grade gesteigert. Früher klagte man darüber, daß die Treue der Kundschaft und die damit verbundene Sicherheit des Absatzes sich sehr vermindert habe, — die energischen Bestrebungen der Industriellen, ihren Waaren eine gleich mäßige Güte zu geben, haben nach dieser Richtung hin günstig gewirkt und dem Absatz eine größere Konstanz verliehen. Auch läßt sich nicht verkennen, daß das konsumirende Publikum diese Bestrebungen insofern unterstützt, als es in neuerer Zeit einen etwas größeren Werth auf die Qualität der Waaren legt und sich bei den Einkäufen nicht mehr lediglich von der Billigkeit leiten läßt. Auch für den Export haben sich die Mühen der Fabrikanten fruchtbringend bewiesen; die Steigerung desselben zeigt, daß die früher vielfach laut gewordenen Klagen über Unkonkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie den Engländern und Franzosen gegenüber nicht mebr gerechtfertigt sind. Der ECrport einzelner Fabrikate der Textil⸗ industrie sowie der Porzellanindustrie hat unbedingt Fortschritte gemacht. — Die Anstrengung, welche die Industrie für Verbesserung ibrer Produkte gemacht hat, sind natürlich nicht ohne neue, zum Theil kostbare Einrichtungen möglich gewesen; der maschinen⸗ mäßige Betrieb mußte vielfach an die Stelle des Handbetriebes ge⸗ setzt werden. Infolge dessen sind auch die Hülfsindustrien, wie namentlich die Maschinen-Bauanstalten, fortlaufend gut beschäftigt gewesen und auch die Bauthätigkeit ist etwas reger geworden. — Zu der Verbesserung der Industrie hat auch die Arbeiterbevölkerung durch größeren Fleiß und willigeres Eingehen auf die Anforderungen der Arbeitgeber beigetragen. Ein Mangel an Arbeitskräften ist, trotzdem in den meisten Industrien der Arbeiterstand etwas vermehrt wurde, nicht eingetreten, und sind auch nur sehr sporadisch die Lohnsätze er⸗ höht worden. ....
Statiftische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ beitsamts sind ron je 100 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, in der 22. Jahreswoche als gestorb en gemeldet: in Berlin 24,6, in Breslau 26,3, in Königsberg 280, in Cöln 29,4, in Frankfurt a. M. 18,35, in Hannover 15,9, in Cassel 16,0, in Magdeburg 21,3, in Stettin 289, in Altona —, in Straßhurg 25,4, in Metz 206.6. in München stz2, in Nürnberg 23,ů., in Augsburg 26,9, in Dres den 2659, in Leipzig 19.3, in Stuttgart 20 3, in Braunschweig 25.5, in Karlsruhe 23,9 in Hamburg 24,5, in Lübeck — in Wien 3607, in Budapest —, in Prag 40,3, in Triest 28,8, in Krakau 29,3, in Basel 13,2, in Brüssel 20.0, in Amsterdam 27.4, in Paris 23,9, in London 19,2, in Glasgow 24,0, in Liverpool 22,4, in Dublin 22,3, in Edinburg 230, in Kopenhagen 220, in Stockholm 23,3, in ri⸗ stiania 172, in St. Petersburg 37,, in Warschau 266, in Odessa 33,“, in Bukarest 27,0, in Rom — in Turin 31,9, in Madrid — in Alexandrien 27,ö5 — Ferner in der Zeit vom 3. bis 10. MaQi er.: in New-⸗Jork 25,3. in Philadelphia 195, in St. Louis 1544, in Chicago — in Cincinnati — in San Franzisko — in Kalkutta — in Bombay 30,5, in Madras 797.
Beim Beginn und während des größten Theiles der Berichts wocke herrschten an den meisten deutschen Beobachtungsorten nörd⸗ liche, nordwestliche bis nordöstliche, an den süddeutschen Stationen westliche und südwestliche; aber auch bald nach Nordost drehende Luftströmungen, die mit östlichen, in Cöln mit südöstlichen Winden wechselten und erst gegen das Ende der Woche an den Oststationen sowie in Berlin und Cöln nach Südost, in Bremen nach Südwest gingen. — Die beim Wochenbeginn höhere Temperatur der Luft nahm bald ab, das Thermometer sank in Konitz am 26. Mai bis Oz, in München am 30. Mai bis 92 Grad 0. Der Wochendurch⸗ schnitt der Luftwärme lag nur in Cöln etwas über, an den übrigen Stationen 1— Grad C. und darüber unter dem vieljährigen Mo natsmittel., Niederschläge, in Konitz auch Hagel, erfolgten selten und spärlich. Der beim Wochenbeginn mäßig bohe Druck der Luft stieg in den ersten Tagen, sank jedoch vom 27. Mai an allen Stationen; doch behauptete das Barometer seinen Standpunkt mit geringen Schwankungen bis in die letzten Tage der Woche, wo es an den meisten Stationen, mit Ausnahme der östlichen, erheblicher herabging.
— !
Auch in dieser Berichtswoche bat die Sterblichkeit in den meisten größeren Städten Eurcras abgenommen. — Die allgemeine Sterklichkeits verhältnißzabl für die deutschen Städte sank auf 242 n 2 der vorbergegangenen Woche (pre Jahr und Mille gerech. re Und zeigt eine ziemlich allgemeine Abnabme der Tbeilnabme es Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit, troß ansebnlicher Steigerung der Todesfälle an Darmkatarrhen der Kinder, so daß ven öh Lebenden, aufs Jahr berechnet, 83 Kinder unter 1 Jahr farben gegen 9 der Vorwoche in Berlin 97, in München 113. Unter den Todesursschen haben von den Infektionskrankbeiten Peden, Scharlack, Dirbtberie etwas mehr, Masern, Crour, Keuch= usten, tyrböse und Kindbettfieber weniger Todesfãlle herrorgerufen. Aub akute entzündliche Prozesse der Athmungsorgane baben ab., TDarmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder in ansebnlicher n Tzenommen. — Masern riefen in Breslau, Müh bauen i. Th, Han nerer, Prag. Rotterdam, St. Petersburg, Wien, Paris, London, Ricerrool, Birmingham, Murcia noch zaklreiche Todesfälle hervor, in Stettin bat die Zahl, derselben etwas abgenammen. — Das Scärlackfeber forderte in Dresden, Elberfeld, Wien, Amsterdam wmeör, in Königsberg, Aschereleben etwas weniger Opfer. — Dirbiberie und Crour wurden in Breslau, Dresden, Chemnitz, Berlin, Müblhaufen i. Th, Leirzig, Frankfurt 4. D. Sxandau, Amsterdam. Paris häufiger, in Königsberg, Hamburg, Altona, München. St. Petersburg seltener Todes veranlafsung. — Der Keuchhusten zeigte meist einen milden Verlauf wie in Hamburg, München, Cöln, Paris, London, in Berlin, Lirerpool und Edinkargs nahm die Zabl der Sterbefälle daran zu. — Trrböse Fieber wurden im Allgemeinen seiterer Todesveranlassung, nur in Stolp. Beuthen O. S., Prag, zürich, Turin wurde die Zakl der Sterbefälle eine größere, in Genf, Faris, St. Petersburg eine seltenere. Sterbefälle an Tlecktrpbus wurden zus deutschen Städten nicht gemeldet; aus Odessa, Malaga, Saragossa kamen einzelne, aus Murcia 2, aus Amsterdam Todesfälle zur Anzeige. — Dem Kinbettfieber er⸗ lagen in deutschen Städten 14 Frauen. — Ansebnlic, Ce—⸗ steigert waren, aber besonders in deutschen Städten, Todesfälle an Darmkatarrhen und Grechdurchfällen der Kinder, namentlich in Nürn- berg, Hamburg, Berlin, Cöln, Frankfurt a. M. Wien, Brüssel, Paris, St. Pelersbkurg, Warschgu. Auch Sterbefälle an Rubr kamen mehrfach zur Mittheilung. — Aus Leirzig wird 1 Todesfall an Mil;⸗ brandrergiftung gemeldet. — Pocken riefen etwas mehr Sterbefãlle hervor. Aus eutschen Städten kamen 3 (je 1 aus Berlin, Metz und Cöln, letzterer an Varicellen) zur Meldung. Auch aus Wien, Flas zow, Amsterdam. Warschau, Venedig kamen einzelne, aus Paris, St. Petersburg, Turin, Liverpocl, Odessa, Murcia mehrfache, aus Früffel (inkl. Vorftädte) g, aus Krakau 8. aus London 36, aus Prag ZI, aus Madras (22.— 25. März) 280 Todesfälle an Pocen, aus seßterer Stadt in derselben Zeit 8 Todesfälle an Cholera zur
ldung. ae. Gewerbe und Handel.
Berlin, 8. Jani. (Centralbl. . d. Textil ⸗Ind.) Nun die Wollmärfte vor der Thür, ruht das Geschäft in alten Wollen, s auf die ungewaschenen Wollen, in denen wiederum Einiges zu den bisherigen Preisen verkauft wurde, gänzlich. Wie sich jetzt thatsãch lic berausstellt, war die Bewegung zu Gunsten der feinen Tuch wollen, die das ganze Jahr bindurch andauerte, nicht obne Berechti— gung und hat insofern eine feste Wasis gewonnen, als für die guten Posener und schlesischen Wollen bei Kontraktabschlüssen und auf dem Breslauer Bormarkt bis 196 über vorjährige Preise bezahlt wurden. Es steht außer allem Zweifel, daß auch auf dem Posener Narkt in gleichen Qualitäten ein äbnlicher Aufschlag sich etabliren wird. Für KammStoff wollen liegt der Markt nicht so günstig; es werden namentlich für die besseten Qualitäten annähernd. Vorjahrepreise be⸗ zahlt, inwiefern aber die Märkte diesen Dptimismus rechtfertigen werden, steht dahin. Für die geringeren Stoff und Kammwollen dürfte ein nicht unbeträchtlicher Rückzang außer Zreifel jein,
Berlin, 9. FZuni. (Centralbl. f. d. Textil⸗Ind.) Zephyr und Kammgarne sind fortgesetzt in guter Frage und werden die Preise je nach dem Beschäftigtsein der einzelnen Srinnereien gestellt. Ein · zelne Sorten wie 45. AZ. und 2f. 45 AAZ. liefern die Spinnereien nicht schnell genug, wie überbaupt die schwächezen Bezüge in den erften Nonaten des laufenden Jahres sich bemerkbar machen, indem die Umfätze mehr auf die Hauxtbedarfé⸗Monate concentrirt werden. — In der Stoffbranche ist der Begebr für 2. feinere Nr. Kettgarne außerordentlich lebhaft. — Englische. Strick Mohgir Garne. In engl. Snrickzarnen fanden in der letzten Zeit namhafte Umsäßze statt und wenn auch höhere Preise nicht angelegt werden, so zeigt die Position der engl. Sxinner mit Sicherheit darauf bin, daß ein weiteres Deckungs Fedürfnit die erböhten Forderungen bewilligen muß, da diese Sxinner fo lebhaft beschäftigt sind, daß ste Gum gr. Theil), nur Ordres für srätere Lieferungszciten aufnehmen können. Mohbairgarne setzten ihre steigende Bewegung fort, der lebhafte Bedarf für die biesige Plüsch⸗ fabrikation, für Besatzartikel 2c. hat die Vorräthe aus zweiter Hand, velche die Preisentwickelung aufhielten, absorbirt, und müßen jetzt die vollen Spinnerpreise (3 — 6 d. über niedrigsten Stand) Crilligt wrden, obne daß auf prompte Lieferung zu rechnen ist. Streich⸗ Steddr- Garne, Streichgarne sind in guter Frage und werden die erhöhten Forderungen der Sxinner zum Theil bewilligt. In Sboddy⸗ zarnen ist das Geschäft still bei unveränderten Preisen.
Breskau, g. Juni. (W. T. B Wol markt. Gute Tuch⸗ wollen erztelten einen Preisaufschlaz von 2 bis 3 Thlr.; Kreuzungs— wollen waren matt und erfuhren ebenso wie Stoffwollen einen weiteren Rückzang der Preise. Zu den Hauptkäufern zahlten auch Berliner Kommifsionre für Schweden, England, und Frankreic. Die im Vorjahre maßgebend gewesenen rufsischen Srodkã unter baben in diefem Jahre nur beschränkte Quantitäten gekauft. Der Markt ist beendigt. .
kö a. M., 10. Juni. (W. T. B) Die Frankfurter Zeitung meldet aus New Vork, rom gestrigen Tage, daß für die New ⸗ Jork West Shore ⸗ and Buffalo⸗Eifenbahn ein Receiver ernannt wurde. .
Chem nitz, 3. Juni. In der heute abgehaltenen außerordent⸗ lichen General⸗Versammlung der Chemnitzer Werkzeug mäfchinen Faßrik waren 2552 Akrsen mit der gleichen Anzahl Stimmen vertreten. Die Tagesordnunz wurde erledigt, indem der vorgelegte Statutenentwurf angenommen wurde. .
Tond on 5. Juni. (. T. B.) . Bei der am Sonnabend abgehaltenen Wol Tkauktion waren Preise unverändert.
Verkehrs⸗Anftalten.
Die Einrichtung der kombinirbaren Rundreisg⸗ Billets bat, wie uns die Königliche Eisenbabndirektion in Erfurt mit, tbeilt, im Publikum vielfach zu der Annabme geführt, als ob nun für sämmtliche vorhandenen Eißsenbahnstrecken der⸗ artige Billets zufammengesetzt werden könnten. Das ist aber niht der Fall; es können vielmehr Rundreise⸗Billets nur für solche Touren verlangt werden, die sich aus den im Generalverzeichniß der Strecken Coupons angegebenen Couron - Strecken fortlaufend kom⸗ biniren laffen. Ein Billet für eine Tour, bei welcher Strecken vor. fommen, die nicht im Generalberzeichniß aufgeführt sind. wird daber nicht rerab folgt. Ebenfoweniag werden Billets aua gegeben für Touren, bei denen Unterbrechungen durch Landwege oder Schiffstouren vorkommen, es sei denn, daß für letztere cin sogenannter Verbindungs- Couxon im Generalverzeichniß vorgeseben ist. , . .
Es muß überbauxt daran festgebalten werden, daß die ganze Einrichtung der kombinirbaren Rundreise . Billets vorzugẽ⸗ weise dem Veranügungs-Verkebr dienen oll, und Taß es nicht in der Absicht gelegen hat. diese Billets für ede beliebige Gefcäftsreise c. zur. Verfügung zu, stellen. Es Ind deshalb auch in das Generalverzeichniß in erster Linie Strecken Courons für Touren aufgenommen, welche nach vielbesuchten größeren Städten, landschaftlickß hervortagendten Gegenden 3. Führen, Nebenlinien und nicht zu den 64 Verkehrsstraßen zu rechnen de Strecken aber nicht beräcksichtigt. Selbstverständlich werden jedoch, soweit sich die gewünschten Billets aus den vorhandenen. Coupons zu⸗ sammenstellen laffen, dieselben an alle Reisende ohneUnterschied verabfolgkt.
Zur vromrten Effeltuirung einer Bestellung ist es außerdem dringend er forderlich, das dieselbe möglichst frübzeitig, einige Tage or Antritt der Reife, erfolgt und bei der richtigen Stelle, der nächstgelegenen Billet ⸗ Erredition, angebracht wird. Gan unrichtig, unxrak - tisch und nur zu Verzögerungen führend aber ist die Bestellung der Billeis kei den Königlichen Sisenbabn ⸗Betriebzãmtern oder gar kei der Königlichen Direktion in Erfurt.
Die direkt bel der Ausgabestelle in Erfurt eingehenden Be— stellungen werden zwar auch ausgefübrt, aber nur dann, wenn die⸗ selben durchaus erfchörfend sind und zu gar keinem Zweifel Anlaß geben. Die Bestellung bei einer Billet ⸗Expeditien ist nun deshalb vorzuziehen, weil mit diefer sofort etwa nötbige Aenderungen und Verrollftändigungen besprochen und festgestellt werden können.
— Am II. Juni findet in Hover werda eine von dem Bürger⸗ meister und dem Stadtyerordneten Vorsteher der Stadt eingeladene Interessenten Versammlung statt, in welcher über die Errichtung ciner im Ansckluß an die von Skaska an den Orten Oßling, Ließka und Weißig vorüber nach Straßgräbchen führende Transortbahn der Skaskaer Kohlenwerke K Briquettfabriken berzustellende Se kun därbahn von Straßgräbchen über Bernstorf. Wittichenau, Hovers— werda nach Sxremberg beratben und Beschluß gefaßt werden soll.
— (Eisenb. V. Bl.) Am 1. Juli 1884 wird in Leipzig eine der Königlichen Eisenkahn⸗Direktion zu Erfurt unterstellte Aus kunft sstelle der Königlich preußischen Stagts-Eisen. babnverwaltung“ in Wirksamkeit treten, mit der Bestimmung: auf Anfragen des Publikums sowobl in örtlicken, mit dem Betriebe der Staats. Eisenbabnverwaltung zusammenbän enden. Verkehrs. verhältnissen, als über Reise⸗ und Trangpertrerbältnisse im Verkehr von und nach den Königlich vreußischen Eisenbahbnstaticnen in Leir zig, soweit thunlich aber auch über alle sonstigen auf den vreußischen Staats-Eisenbahnen und den Nachbarbabnen zurüczulegende Reisen und zu befördernde Transporte jelbst oder durch Vermittelung des Auskunftẽbüreaus zu Berlin Auskunft unentgeltlich zu ertheilen.
Hamburg, 9. Juni. (W. T. . B.). Der Postdampfer Saronia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt Aktiengesellschaft hat, von Westindien kommend, heute Lizard passirt. — Der Postdampfer „ Thuringia“ der Ham⸗ kurg ⸗ Amerikanischen Packet fabrts⸗Aktiengesellshaft ist, Son Hamburg kommend, gestern in St. Themas eingetroffen.
Hamburg, 10. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer Borussia⸗ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft bat, ron Westindien kommend, heute Kap Lizard passirt und der Postdampfer „Lessing' derselben Ge⸗ sellschaft ist, von New⸗RJork kommend, heute Morgen 5 Uhr auf der Elbe eingetroffen.
Berlin, 10. Juni 1884.
Mit Allerhöchster Genehmigung Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin sind aus den stiftungsmäßig in diesem Jahre zur Vertheilung gelangenden Zinses der Stiftung „ Frauen- trost“ nachstehende Beibülfen gewährt worden: ;
i) dem Baherischen Frauen ⸗Zweigvereine zu Erlangen zur Er— richtung einer Kriprpenanstalt 200 S6; .
27) den Zweigoereinen des Preußischen Vaterländischen Frauen: Vereins zu Fietberz zur Begründung eines Siechenhauses in Verl 3M „S; Lebus für das Vereinskrankenhaus zu Seelow 220 ; Gnesen für die Supxpenanstalt 290 ; Main; zur Unterstützung von Kriegerwittwen 290 M; Bartenstein zur Gründung eines Freibettes 206 ; Ober ⸗Barnim für die Kleinkinderschule in Straußberg 260 S; Swinemünde zur Kur kranker Kinder 100 6; Zielenzig für das Kinderheim 100 (60; Fordon für die Kinderbewahranstalt 106 6; Soltau für die Kinderbewahranstalt 10) 6 und Rheinsberg zur Ge— meinde · Armenxflege 100 M, zusammen 2020 (6 .
Auf Grund des 8.7 der Urkunde über die Stiftung „‚Frauen⸗ trost' wird dies hiermit veröffentlicht.
Dresden, den 11. Juni 1884. ;
Der Vorsitzende des Ausschusses für die Verwaltung der Stiftung „Frauentrost“. Dr. Hafsel, Geheimer Regierungs⸗Rath.
Berliner Rennbabn zu Hoppegarten. Sommer— Meeting des Unionklub. Zweiter Tag: Montag, 9. Juni. Die Rennen begannen um 4 Uhr mit: — .
I. Versuchsrennen der Hengste. Klubpreis 189 66 Für 2jähr. u. 3jähr. Hengste. 80 6 Eins. Halb Reugeld. Distanz g60 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reu⸗ gelder. Es siegte des Königlichen Hauptgestüts Grazitz br. H. „‚Picollos gegen des Kammerherrn von Haugwitz 3 jähr. br. H. Bonjour‘. Zeit 1 Minute 4 Sekunden. Werth dez Rennens 2250 dem Sieger, 460 M dem Zweiten. — Um 41 Uhr folgte diesem Rennen: . .
II. Preis der Diana. Staatspreis 500M 6! Für 3 jãbrige Stuten. 200 1 Einfatz. 150 6 Reugeld, nur 73 M falls erklärt. Fistan; 2000 m. Das dritte Pferd rettet jeinen Einsatz; der Rest der Einsätze und Reugelder zwischen dem ersten und zweiten Pierde getbeilt. Es siegte des Grafen H. Hendel sen, br. St. . Gabernie gegen des Hrn. W. v. Treskow schwbr. St. Schneewittchen Zeit 3 Min. 45 Sek. Werth des Rennens 663750 4 für die Siegerin, 16537, 0 16 der Zweiten, 200 0 den beiden Dritten. — Um 5 Uhr folgte dem Rennen:
1 Tribünen⸗Rennen. Staatspreis 180) M 19 * Einsaß. Halb Reugeld. Distan; 200 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte Ter Einfatze und Reugelder. Es siegte des Mr. G. Johnson 3 jähr. br. St. Antoinette‘ egen des Rittm. v. Mollard 3 jãhr. br. H. ‚Telephon'. Zeit 2 Minuten 48 Sekunden. — Werth des Rennens 2400 6 der ö. 600 S dem Zweiten. — Um 53 Uhr schloß sich diesem Rennen an; . ; . k Graditzer Gestuütspreis 1500 66 Für zjähr. und ältere inländiscke Pferde. 6 „ Einsatz. Ganz Reugeld. Distanz i500 m. Es siegte des Hrn. Ulrich 5 jähr. br. O. Gift⸗
mischer.. Jeit 2 Minuten 20 Sekunden. — Werth des Rennens 21I65 6, welche dem Sieger zufielen. — Um 6 Uhr folgte diesem Rennen:
V. Staatspreis Il. Klasse. 4507 m. 210 M Einsatz. Halb Reugeld. Distanz 2860 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte Ter Einfätze und Reugelder. Des Grafen M. Schmettew 4ijäͤhr, br. S. ‚Riklos“ schlug mit einer Halelänge des Grafen H. Henckel sen. Fähr. br. H. ‚Pankake. — Zeit 3 Minuten 48 Sekunden. Wertb des , ,, , für i nn, Eé00 S für „Pankake'. — Den Schluß des Tages bildete um : ; ‚.
ö 9. . Preis Sr. Majestät des Kaisers von S25 M 15 Einfatz. Ganz Reugeld. Distanz 130) m. Dem zweiten Pferde die Einsätze. Es siegte des Lieut. Grf. Bet hu sr. Hue a. Z. St. Clektricitr“ gegen des Lieut rr. Köppen 3 jäbr. F. St. „High Flar?. — Zeit 2 Min. 35 Sekunden. — Werth des Rennens 325 ½ der Siegerin, 20 * der Zweiten.
Der große Fest zug, der sick beute Mittag zur Feier des 600 Jährigen FJubekfestes der Schuhmacher“ Innung durch die Straßen Berlins bewegte, wird in der Erinnerung jener vielen Taufende, die diese gewaltige gewerbliche Demonstration an fich vorbeizieben saben, sicherlich unauslzschbar kleiben. In allen Teilen der Stadt herrschte schon von früh an geschäftiges Treiben. üm 3 Uhr verfammelten sich die einzelnen Bezirksvereine mit Fahnen und Musikcorrs an verschiedenen Stellen der Start, am gegen 15 Ucr mit klingendem Spiel nack dem Kasernenbof der Artillerie am Kupfergraben zu marschiren, wo sich der imposante Zuͤg ordnete. Auch die 39 Innungen anderer Gewerke, die an dem Zuge Teilnahmen, batten sich einzeln gesammelt und waren in geschlossenen
Grurren nach dem Kasernenbofe marschirt Im Schubmacher. Amis⸗ Haufe in der Fischerstraße batten sich wäbrenddessen die 24 ältesten Meister der Innung versammelt, die von hier aus, je 2 von zwei Threnjungfrauen geleitet, u Wagen zum Sammelrlatz fuhren. Um I br wurden die Innungs fabnen durch eine Dexutation mit Musik rom Amts baufe abgebelt. Dieser Zug bewegte sich von der Fischer⸗ straße durch die Breitestraße über den Schlesrlat, am Kupfergraben und die Georgenstraße entlang nach dem Aufstellungerlatze. . Hier wareninzwischen von früher Mor zenstunde an Hunderte fleißiger Hände damit beschäftigt, die letzten Vorbereitungen für den großartigen Fiftorischen Festzug zu treffen. In der großen Reitbahn erjolgte die Rostümirung der ca. 2M Personen, die an dem bistorischen Zuge Theil nahmen. Große Tafeln waren aufgerichtet, an denen Garderobiers und Friseure ihres Amtes walteten. Allmäblich batten sich etwa S050 Festtheilrehmer auf dem geräumigen Hofe der Kaserne rersammelt. 100 Marschälle mit Stäben, auf denen der Berliner Bär rFrangte, forgten bier für die Ordaung des Riesenzuzes.
Zwei Großmarschälle, die Meister Elsner unz Tegenecker, eröff ten den Zug. Hinter dem dann folgenden Musikcorrs trugen ri? Meister Sererin und Drücke die beiden alten Innungs⸗ fahnen, denen die Mitglieder des Innungsvorstandes zur Seite schritten. Ihnen schlossen sich die Deputationen von 198 aus wärtigen Innungen an, die zum Theil mit Fahnen erschienen waren. Die nächste Gruppe des Zuges bildeten die Depataticnen ron 39 Berliner Innungen, die mit ca. 50 Fabnen vertreten waren. Zahlreiche diefer Innungen hatten ihre Gewerk embleme mitgebrackt, Tie die Goldschmiede, die Schmiede u. A, so dLdaß TDieser Tkeil des Zuges ein überaus farhenprächtiges Bild darbot. Den sich nun anfchlie ßenden historischen Festzug eröffnet eine Reiter = gruppe aus dem 13. Jahrhundert, die aus dem Stadtherold in Be= gleitung eines bewaffneten Stadtknechts und eines Trempeters, fammtlich in Berliner Stadtfarben gekleidet, gebildet wurde. Ein Stadtraze mit der Privilegien ⸗ Urkunde auf rothem Kissen folgte ihnen. Derselbe schritt der von sechs Gesellen getragenen Innung? : fade aus dem Jahre 1284 voran. Die Lade, die reich mit Silber beschlagen ist, war mit Guirlanden geschmückt. Der nun beginnende Zug der Handwerker, der von Festordnern mit. Mar⸗ schallsftäben begleitet war, gab ein anschauliches Bild der verschiedenen Jahrhunderte, welches durck die Trachten angedeutet, aufwärts rom Tebrling, den Gefellen, den Meister und sckließlich des Letzteren Stellung in der Stadtverwaltung als Rathsherrn zur Darstellung brachte In jeder der so gebildeten sechs Gruppen trug einer der Gesellen von den in damaliger Zeit herrschenden Fusbekleidungsmoden ein oder mehrere in größerem Maßstabe aus⸗ fuhrte Motelle als bocherhobenes bekränztes Emblem, welches auch durch Aufschrift die jedesmalige Zeitperiode beieichnete. So zeigten sich in den Gruppen der verschiedenen Jahrhunderte von der solideren zugespitzten Schuhform des 13. Jahrhunderts aus gehend, die übermäßig langen Schnabelschuhe des 14. und 15. Jahrhundert, die breiten Kuhmäuler und Bärentatzen des 165. die mit mächtigen, kreiscunden Goldrosetten oder mit., seidenen Flügelschleifen aufgexußten und mit rothgefärbten Stel absätzen ver⸗ sebenen Schube des 17. Jahrhunderts, deren Träger mit großen Allongexerrücken einherschritten, und endlich die Schnallenschube der
Zopfjeit. Schließlich fand auch der, freilich unhistorische, aber Jefuürchtete Pantoffel der gestrengen Hausehre Berücksichti⸗
gung, und ferner ein Stiefel, der bereits 8) Jahre alt und als Erbstück in einer Familie von Generation zu Generation gewandert ist. Als historische Erinnerung ging die dem 14. Jahrhundert angehörende Figur des tapferen Schuhknechts Hans von Sagan (Schuhmachermeister Hande)l, der allerdings in Anbetracht des weiten Weges hier ohne den historischen Stelzfuß er schien, der Gruppe des betreftenden Zeitabschnitts voran. Die Glanzgruppe des Zuges bildete die des 16. Jahrhunderts, die von dem Verein für künstlerifche Interessen des Schuhmachergewerks gestellt war. Der Verein hatte in wahrhaft künstlerischer Weiss die Aus⸗ führung der Hans- Sachs⸗Gruppe übzrnommen. Der Meistersinger Hans Sachs war in einer nach dem Nürnberger Hans · Sachs · Denkmal Tom Sildhauer Sternecker gearbeiteten Statue in Kolossalgröße aus gefübrt und wurde auf einem prachtvoll drapirten und mit Guirlanden reich geschmückten Wagen gefahren. Zu beiden Seiten des Wagens gingen die Vereinsmitglieder in der Tracht jener Zeit, während 4 Stadttrompeter der Gruxrxe voranschritten. Den Beschluß des historischen Zuges machte endlich eine Gruppe aus dem noch in lebhaftem Andenken stehenden lustigen Handwerkshurschen⸗ leben. — Hinter dem historischen Zuge wurde von dem Schuhmacher meifter Hartwig die neue Innungsfahne getragen. Das Innungs— Revpräsentanten-Kollegium und Innungsmitglieder begleiteten dieselbe. Aledann folgten die 12 Wagen mit den Veteranen und Ehreniung— frauen, jeder Wagen von Vereinen der einzelnen Berliner Bezirke und der Gefellenschaft, die ihre Lade mit sich führten, begleitet. Jedem Berein schritt ein Musikcorps voran; vor dem letzten Wagen gingen die Zöglinge der Berliner Schuhmacher ⸗Fachschule. Die neue Ge⸗ werksfahne, die zum ersten Male dem Gewerke voranwehte, ist ron dem Maler Linckelmann entworfen und von den treuen Frauen und Jungfrauen der Innung zum SM jährigen Stiftungefeste' gewidmet. Sie ist durchweg in Plattstickerei in Seide, Geld⸗ und Silberfäden hergestellt. Inmitten der Hauptseite, von orangegelbem Seidenstoff prangt das Gewerkssymbol: der von Eichen⸗ laub umkränzte Ritterstiefel; darüber im Drar d argent Spruchkand; „Hott segne das ebrbare Handwerk; auf mächtigen. Eichenranken ißt zur Rechten des Sumbols Hans Sachs, im Begriff, seinen voctischen Gedankengang niederzuschreiben; ihm gegenüber steht Hans von Sazan, in der ausgeftreckten Rechten das zu Boden gesenkte Schwert haltend. — Um 13 Uhr setzte sich der Zug vom Kasernenhof aus in Ber wegung und begab sich, von bestem Wetter begünstigt, durch die Georgenstraße, den Kupfergraben entlang und bog dann in die Linden ein. Schon von fern konnte man auf der Veranda des Königlichen Palais die Geftalt Sr. Majestät des Kaisers und neben ihm die Sr. Kaiserlichen Hobeit des Kronprinzen seben. Kaum war Lies Femerkt worden, als freudiger Jubel alle Festtheil nehmer erfüllte. Die einzelnen Abtheilungen des Zuges machten vor der Veranda Halt md brackten dem greifen Herrfcher, und feinem erlauchten Sehne braufendẽ Hochrufe aus. Woöhlgefällig rubten die Augen Tes Kaisers auf die Handwerker Berlins, während der Kronprinz wiederholt seinen Trlauchten Vater auf die eine oder andere hesonders schöne Grurpe kinwies. Der Zug bewegte sich sodann durch die Wilhelmstraße, wo man dem Reichskanzler Fürsten Bismarck, der mit seinem Sohne am Fenster des Palais stand, glänzende Qationen darkrachte, äber Ten Belle-Allianceplatz nach der Neuen Welt“, wo Festtafel und Volksbelustigungen allet Art den Tag beschließen werden.
Dem Panorama der Schlacht bei Sedan ist nunmebr ein den wichtigften Schlußakt jenes Kampfes darstellendes Diorama an die Seite zetreten, durch welches die Anziebungskraft, Lie ienes viel bewunderte Rundgemälde seit längerer Zeit in künstlerischer, wie in bistorischer Beziebung ausübt, no um ein Bedeutendes gesteigert wird. Der Gegenftand, welchen dieses Diorama behandelt, ist die Abgabe des Briefes, den der Kaiser Napolecn III. am Nachmittag des 1. Sertember j876 an König Wilbelm sandte, und dessen Ueberbringer bekanntlich der franzoͤsische General Reille war. Umgeben von den Fürsten, Generalen und Offizieren Seines Gefelges empfingen Se. Me tar den Abgesandten Napoleons in der Nähe des Standrunktes oberbalb des Dorfes Frénois, von welchem aus das preußische Armee Ober ⸗ Kommando den Gang und Verlauf der Schlacht beobachtet hatte. — Das Gemälde veranschaulicht den genannten Moment in tief ergrei= fender, die Denkaürdigkeit des geschichtlichen Vorganges dem Be⸗ schauer lebhaft vor Augen führender Weise. — Mit roten, warmtönigen Strahlen Feleuchtet die bherabsinkende Abendsonne die kistorische zur Darstellung gebrachte Scene und das hinter derselben sich au dehnende Schlachtfeld.
anz links schlängelt die Maas sich um die bergige Halbinsel Wes. Zur Linken des die weiße Flagge tragenden Ulanentrompetets siebt
Ran Frenois, Glaire und St. Menges; rechts neben der Flagge das