1884 / 164 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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versammelten Volksmenge mit enthusiastischen Kundgebun⸗ en begrüßt. Nach kurzem Aufenthalt wurde sodann mittels razuges die Reise nach Rosenheim fortgesetzt. ö Bald nach 61 Uhr passirten Se. Majesiät den äußeren Bahnhof von München, wo Maschinenwechsel stattfand und der Gesandte Graf von Werthern⸗Beichlingen sowie der Militär⸗ attachs Oberst⸗Lieutenant von Panwitz sich zur Begrüßung eingefunden hatten. Dieselben gaben dem Kaiser bis Rosenheim das Geleit. Dort kamen Se. Majestät Abends / Uhr an und nahmen im Marienhad Absteigequartier. Heute Vormittag 9 Uhr haben Se. Majestät im besten Wohlsein die Reise über Lend nach Gastein fortgesetzt.

Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm von Preußen ist am Montag, den 14. d. Mts., von einem Prinzen glücklich entbunden worden. . J

Für diejenigen Personen, welche St. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm aus Anlaß dieses Er⸗ eignisses ihre Glückwünsche darzubringen wünschen, liegen im Königlichen Schloß zu Berlin, J. Archiv⸗ Wohnung, sowie im Königlichen Stadtschloß zu Potsdam Meldebogen aus.

Das heute ausgegebene Bulletin über das Befinden hrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm autet:

hre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm

habed in der vergangenen Nacht mit Unterbrechung geschlafen

und befinden Sich ebenso wie der neugeborene Prinz recht wohl. Marmorpalais, den 15. Juli 1884, 8 Uhr Morgens.

Schröder. Ebmeier.

Das unbefugte Eindringen in eine Wohnung behufs Ausführung eines Diebstahls enthält nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsf, vom 1. Mai d. J, einen Haus—⸗ friedensbruch.

S. M. S. „Freya“, 8 Geschütze, Kommandant Korv. Kapt. Schulze, ist am 26. Juni cr. in Halifax eingetroffen.

Waldeck. Wildungen, 15. Juli. (W. T. B.) Die Eisenbahn von Wabern nach Wildungen ist heute an der Landesgrenze von dem Fürsten von Waldeck in

Gegenwart des Ober⸗Präsidenten Grafen zu Eulenburg und zahlreicher anwesender Gäste eröffnet worden.

Reuß ä. E. Greiz, 13. Juli. (Lpz. Ztg.) Die regierende Fürst in wurde heute Nachmittag 2 Uhr von einer Prinzessin glücklich entbunden.

Oesterreich Ungarn. Brünn, 11. Juli. (Prag. Ztg.) Dem Landtage wurden heute von dem Landesausschuß der Voranschlag des Landesfonds und des Grund— entlastungsfonds vorgelegt. Das Erforderniß des Landes⸗ fonds erscheint mit 3 212 229 Fl., die eigene Bedeckung mit 514 502 Fl. und der im Wege von Umlagen zu deckende Ab⸗ gang mit 2 697 727 Fl. beziffert. Der Grundentlastungssonds weist ein Erforderniß von 1742 912 Fl. und einen un⸗ bedeckten Abgang von 748 000 Fl. aus. Zur Bedeckung beider Fonds schlägt der Landesausschuß vor, auf Basis der

für das 6h 1885 vorgeschriebenen Staatssteuer von

10 686 463 Fl. für 1885, und zwar bezüglich des Landesfonds eine Umlage von 25 und bezüglich des Grundentlastungs— fonds eine Umlage von 7 Proz, zusammen also eine Umlage von 32 Proz. zu beschließen. Im laufenden Jahre betrugen diese Umlagen bezüglich des Landesfonds 24, bezüglich des Grundentlastungsfonds 7, zusammen also 31 Proz.

Schweiz. Bern, 14. Juli. (W. T. B.) Der Geheime Regierungs⸗Rath Professor Dr. Koch ist, einer Einladung des Bundesraths folgend, gestern hier eingetroffen. Heute kon— ferirte derselbe mit der Cholera⸗Kommission.

St. Gallen, 14. Juli. (W. T. B.) Der Altnational⸗ rath Hungerbühler, welcher vom Jahre 1830 bis zum Jahre 1875 unter den Staatsmännern der Schweiz eine her⸗ vorragende Stellung einnahm, ist heute hier gestorben.

Belgien. Brüssel, 12. Juli. (Wes.⸗Ztg.) Nachdem der König die von dem Ministerium beantragte Auf⸗ lösung aller Kommunalräthe des Landes als über das Maß hinausgehend auf das Entschiedenste abgelehnt, hat das Ministerium von der Ausführung dieser Maßregel Ab— stand nehmen müssen. Es findet daher erst im Oktober die gesetzliche Erneuerung der Hälfte der Kommunalräthe statt.

Der Justiz-Minister Woeste hatte von dem Pro— vinzialrath von Brabant die Uebernahme der Unter— haltung des erzbischöflichen Palastes in Mecheln und die Wiederherstellung der Kirche von St. Rombaut auf Provinzialkosten gefordert. Beide Anträge sind jedoch mit großer Majorität abgelehnt worden.

Großbritannien und Irland. London, 12. Juli. (Allg. Corr.) Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so dürfte der drohende Konflikt zwischen dem Oberhaufe und der Regierung rechtzeitig abgewendet werden. Es scheint in der That Aussicht darauf vorhanden zu sein, daß die Vorlage zur Ausdehnung des Stimmrechts vermöge eines zwischen ben Führern der Opposition im Oberhause und der Re⸗ n. schließenden Kom promisses noch in diesem Monat

esetzeskraft erhalten dürfte. Die Wahl reform-⸗Bill ist, ob⸗ wohl ihre zweite Lesung vom Oberhause abgelehnt worden, nicht todt, und kann mittelst eines Beschlusses der Pairskammer wieder vor das Forum des Hauses behufs weiterer Erwägung ge—⸗ bracht werden. Es sind auch bereits die nöthigen Schritte in dieser Richtung geschehen. Lord Wemyß wird in der Dienstagssitzung des Oberhauses einen Antrag stellen, welcher geeignet ist, dem von der Regierung angestrebten Kompromiß den Weg zu ebnen. Dieser Antrag lautet: „Das Haus, nach— dem es jetzt in Besitz voller Kenntniß von allem dem ist, was sich mit Bezug auf die Wahlreform⸗Bill, die im Prinzip von diesem Hause bereits angenommen worden, zugetragen hat, ist der Meinung, daß die Erwägung derselben, behufs ihrer Annahme in der gegenwärtigen Session, fortgesetzt werden sollte; das Haus ist ferner der Meinung, daß der Königin eine Adresse überreicht werden sollte, worin Ihre Majestät ersucht wird, das Parlament im Oktober einzuberufen zu dem Zweck, die Bill für die Neueintheilung der Vehltrs d zu erwägen, welche zu erledigen, sobald die Wahlreformbill die Königliche Genehmigung erhalten, Ihrer Majestät Minister versprochen haben.“ Die Annahme dieses Antrages würde die drohende Kollision zwischen den beiden Häusern des Parlaments abwenden.

Sollte der Kompromiß an der Unnachgiebigkeit der konser⸗ vativen Pairs scheitern, so dürste in allen Theilen des Landes eine leidenschastliche Agitation gegen das Oberhaus ins Werk gesetzt werden, die möglicherweise der Regierung, welche Mäßigung in der Frage empfiehlt, über den Kopf wachsen, könnte. Bei dem gestrigen Festmahl des „Achtziger Clubs“ sagte der Premier Gladstone mit Bezug auf die politische Krisis: „Es ist die Pflicht der Minister der Krone alles Mög⸗ liche zu thun, um jeden politischen Konflikt zu mäßigen. Wir werden uns demnach bestreben, ein besonnenes Temperament in den Diskussionen, die aus der jüngsten Krisis entstehen können, zu bewahren. Wir können es nicht vermeiden, zu sagen, was wir von der unglücklichen Handlung, die be⸗ gangen wurde, denken; aber wir, die wir durch besondere Ein⸗ schran kungen gebunden sind, werden uns sicherlich bestreben, die Anregung jeder anderweitigen Frage für einen organischen Wechsel zu vermeiden, bis und Falls nicht was Gott ver— hüte die Erfahrung schließlich lehren sollte, daß eine harte und unwiderstehliche Nothwendigkeit zu deren Anregung zwingt.“

14. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses zeigte Lord Wemyß an, daß er den bereits gemeldeten Antrag, betreffend die Fort⸗ setzung der Berathung der Wahlreformbill, am nächsten Donnerstag einbringen werde. Lord Salisbury protestirte dagegen und sprach die Ansicht aus, daß das Oberhaus den Antrag des Lord Wemyß nicht eher an— nehmen könne, als bis der Beschluß, nicht in die zweite Be⸗ ra thung der Wahlreformbill einzutreten, aufgehoben sei. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, erklärte: die Regierung sei bereit, den Antrag von Lord Wemyhß zu unter— stützen und im November eine Bill über die Neueintheilung der Wahlbezirke vorzulegen, wenn die Reformbill noch in der gegenwärtigen Session erledigt worden sei.

Im Unterhause erklärte der Präsident des Local Go—⸗ vernment Board Dilke, daß weder in London noch irgend— wo sonst in England ein Fall der asiatischen Cholera vor— gekommen sei.

Brisbane (Australien, 10. Juli. (A. C.) Das Parlament von Queensland wurde heute von dem Gouverneur, Sir Anthony Musgrave, eröffnet, der in seiner bei dieser Gelegenheit gehaltenen Rede u. A. ankündigte, daß die Reichsregierung dringend ersucht worden sei, ihren Protest gegen die Deportation französischer Ver⸗ brecher nach den Inseln des Stillen Oceans zu er— neuern. Mittlerweile würde eine Vorlage eingebracht werden, welche die Landung von Verbrechern an den Gestaden von Queensland wirksam zu verhindern bestimmt sei.

Frankreich. Paris, 13. Juli. (Fr. Corr.) Der Handels-Minister hat an den Sekretär der medici— nischen Akademie ein Schreiben mit der Bitte gerichtet: die gelehrte Gesellschaft möchte, um Zweifeln und Irrungen Einzelner wie der Behörden ein Ende zu machen, in ihrer Sitzung vom 15. Juli genau die Vorsichtsmaßregeln aufstellen, welche sie als geeignet erachte, dem Umsichgreifen der Epidemie zu steuern.

Morgen werden die Schülerbataillone, 8000 Knaben, in der Frühe vor dem Stadthause aufziehen. Dieses Er⸗ eigniß giebt dem „Temps“ Veranlassung, über den Werth dieser Einrichtung sich zu äußern, da dieselbe ja nicht blos eine Unterhaltung für die Jugend, sondern eine Vorbildung für den Kriegsdienst sein soll. Im vorigen Jahre beschloß, dem Blatt zufolge, der Gemeinderath, 24 Bataillone in Halbbrigaden zu drei Bataillonen, jedes Bataillon 7o0 Knaben von zehn Jahren und darüber stark, zu bilden. Die Rahmen dieser Bataillone bestehen aus einem Kommandanten, der 1800 Fr. jährlich erhält, aus einem Lehrmeister (officier de détail) mit 1200 Fr., vier Compagnie— führern, vier Trommlern und Pfeifern, deren Gehalt 300 Fr. nicht übersteigt. Die Gesammtkosten belaufen sich auf 106 000 Fr. per Jahr. Das ist aber nicht Alles. Jedes der 20 000 Kinder, welche die Sollstärke der Bataillone ausmachen, ist mit Gewehr und Bajonet bewaffnet, welche 35 Fr. kosten, und außerdem hat sich die Stadt verpflichtet, auch die Kleidung für die Unbemittelten anzu— schaffen. Dadurch werden die Kosten ziemlich bedeutend. Der „Temps“ glaubt, daß bei diefen militärischen Uebungen der Kinder wenig herauskommen werde; das Compagnie-Exerziren langweile, Felddienst könne nicht vorgenommen werden, und den eigentlichen Zweck des Exerzirens würden die Kinder nicht gewahr. Einige Stunden Turnen würden nach der Meinung des „Temps“ in jeder Hinsicht, auch für den künf⸗ tigen Kriegsdienst, mehr nützen

13. Juli. (Köln. Ztg.) Clémenceau, der mit 31 gegen 30 Stimmen zum Vorsitzenden der äußersten Linken gewählt worden ist, hat die Wahl angenommen. Die Minder—⸗ heit, welche von Barodet geführt wurde, war unzufrieden mit Clamenceau, weil er in seiner Rede über die Verfas⸗ sungsrevision zugestanden hatte, daß der Kongreß konsti— tuirende Befugniß besitzen soll. Man spricht von einer Tren⸗ nung innerhalb der äußersten Linken. Da der „Figaro“ sich in einem Artikel gegen die Schulbataillone ausge⸗ sprochen hatte, versammelten sich gestern Abend etwa 150 Schüler vor seinem Redaktionsgebäude, um ihm eine Katzen⸗ musik zu bringen. Die Kundgebung nahm aber keine größere Ausdehnung an, da sich keine Erwachsenen betheiligten. Das Nationalfest beginnt schon heute. Seit dem Morgen durchziehen mehrere Gesellschaften mit Musskbanden die Straßen, und viele Häuser sind festlich geschmückt. Bis jetzt

macht der Häuserschmuck aber nicht den prächtigen Eindruck

wie in früheren Jahren. Der Mangel an Begeisterung erklärt sich durch die Furcht vor der Cholera und auch durch die furchtbare Hitze, die heute 36 Grad Celsius erreicht. Die Ii gn Gebäude tragen auch dieses Jahr den herkömmlichen Schmuck.

Das Transportschiff „Shamrock“ sollte am 1. Juli von Toulon absegeln und 6909 Mann Marine-Infan⸗ tere nach Cochinchina und Tongking bringen. ö e des Ausbruchs der Cholera mußten jedoch andere Maßregeln ergriffen werden. Wie die „Ag. Havas“ meldet, hat der Marine-⸗Minister andere Schiffe bestimmt, welche ver⸗ muthlich zu Ende Juli oder in den ersten Tagen des August von Brest absegeln werden. Diese Schiffe werden ungefähr 1800 Mann aufnehmen, die dem General Millot gestatten sollen, die Lücken seines Corps auszufüllen und den durch das Klima sehr mitgenommenen Theil seiner Mannschaft nach Frankreich zurückzuschicken.

14. Juli. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Die heutige Feier des Nation alfestes verlief in derselben Weise wie in den vorhergehenden Jahren.

Den am Vormittag stattgehabten Truppenrevüen und der Revue der Schülerbataillone auf dem Platz vor dem Stadthause wohnte eine zahlreiche Volksmenge bei. Vor dem Sil Continental wurde die Feier gegen Mittag durch einen Zwischenfall gestört: Mehrere Schüler eines Colléges ge⸗ wahrten eine deut! he Fahne und forderten durch Rufen und Schreien zum Zurückziehen derselben auf. Gamins, welche hinzukamen, zerrissen die Fahne und schlugen mehrere Fenster⸗ scheiben an der Eingangsthüre zum Hotel in der Rue Casti⸗ glione ein. Die Polizei zerstreute die Ruhestörer. 15. Juli. (W. T. B.) Die Morgenzeitungen sprechen sich mißbilligend über den gestrigen Vorfall aus. Der „Figaro“ sagt: weder die Bevölkerung von Paris, noch die Regierung sei für derartige Vorfälle verant⸗ wortlich; es seien keine Patrioten, die sich solche Handlungen zu Schulden kommen ließen, sondern Schwachköpfe oder Agents provocateurs. 15. Juli, Mittags. (W. T. B.) Seit gestern Abend sind in Marseille 35 und in Toulon 13 Cholera⸗ Todes fälle vorgekommen.

In Marseille sind am 13. d. M. 62 Cholera⸗ Todes fälle vorgekommen.

Toulon, 14. Juli, früh. (W. T. B.) Von gestern Abend bis heute früh starben 11 Personen an der Cholera.

Marseille, 14. Juli, früh. (W. T. B.) Die Zahl der von gestern Abend bis heute früh an der Cholera Ge⸗ storbenen beträgt 32. 14. Juli, Abends. (W. T. B.) Seit heute früh sind hier 29 Personen an der Cholera gestorben.

Spanien. Madrid, 14. Juli. (W. T. B.) Die Zeitungsmeldungen, daß Italien wegen der von dem Minister Pidal in der Deputirtenkammer gehalte— nen Rede, unter Androhung des Abbruchs der diplomati⸗ schen Beziehungen, offiziell reklamirt habe, werden in Regierungskreisen für unbegründet erklärt; die. Rede Pidals, welche weder für Italien, noch für das italienische Königshaus irgend etwas Verletzendes enthält, ist der . Regierung dem ganzen Wortlaut nach mitgetheilt worden.

Der König hat sich mit dem Minister des Aus—

wärtigen ElLduayen nach Granja begeben, reist dann zur Brunnenkur nach Betelu in Navarra und wird im August der Einweihung der neuen Eisenbahn in Asturien beiwohnen. Der Minister⸗-Präsident Canovas del Castillo gebraucht eine Badekur in Mondariz in Galizien. Der 5 der Sitzungen der Cortes erfolgt in der nächsten Woche. 15. Juli. (W. T. B.) Zwischen dem spanischen Gesandten und dem Minister des Auswärtigen, Elduayen, haben sehr freundschaftliche Erklärungen bezüglich der Rede des Ministers Pidal stattgefunden. Der Zwischenfall ist damit erledigt.

Bulgarien. Sofia, 14. Juli. (W. T. B.) Das. neue Kabinet ist konstituirt und, wie folgt, zusammengesetzt: Karaveloff, Präsident und Finanzen, Ezanoff Auswärtiges, Laveikoff Inneres, Radoslavoff Justiz. Caroleff Unterricht. Zum Präsidenten der Kammer wurde Stanbuloff ernannt.

Afrika. Egypten. Cairo, 11. Juli. (Allg. Corr.) Das „Reutersche Bureau“ berichtet: Ein heut Nachmittag hier eingegangenes Telegramm von dem Obersten Taylor in Assuan meldet, haß der Mudir von Dongola als Emir des Mahdi proklamirt worden sei und erklärt habe: er wolle auf Wady Halfa marschiren. Er habe sämmtliche Christen in Dongola gezwungen, den mohamedanischen Glauben anzunehmen. Diese Nachricht erhielt ein Kaufmann in Assuan von einem Bruder in Dongola.

Der Korrespondent der „Times“ in Alexandria meldet: Der Gouverneur von Massauah, Ma son Bey, ist in Kairo angekommen. Die Bedingungen des mit Abyssinien geschlossenen Vertrages umfassen den fxeien Waarentrarsit durch Massauah und die Abtretung von Zoghos gegen den Entsatz von Kassala, Gelahat, Gedari und Girah. König Johann mit einer Armee von 10000 Mann und eine andere Armee von 30 000 Mann unter Ras Macail und Ras Alula mit weiteren 10900 Mann sollten jetzt in Kassala sein. Ehe Mason Bey Massauah verließ, hieß es, daß die Garnison von Kassala die Rebellen besiegt habe, worauf letztere die Belagerung auf⸗ zehoben hätten und abgezogen seien, um ihre Felder zu be⸗ stellen. Eine lange Karawane war in Massauah von Kassala angekommen, welche berichtete, daß dort alles ruhig sei und kein Wechsel eingetreten sei.

Wie die „St. James Gazette“ erfährt, erhielt die Regierung die Meldung, daß Osman Digma von Asis, einem etwa 60 Meilen südlich von Suakim gelegenen Hafen des Rothen Meeres Besitz ergrifsen habe.

Seitungsstimmen.

Am 13. d. M. wurde in Elberfeld unter sehr zahlreicher Betheiligung der nationalliberale Parteitag für die Rhein⸗ lande abgehalten. Der einleitenden Rede des Professors Enneccerus entnehmen wir nach der „Elberfelder Zoi⸗ tung“ folgende Stelle:

Äls die Heidelberger Erklärung und das Berliner Programm. festgestellt wurden, war die Kolonialfrage noch nicht in dem Sta— dium, um die Erilärung einer Partei zu erfordern, und doch glaube ich nach dem Auftreten unserer Freunde im Reichstage und nach den vielfachen Erklärungen, nationalliberaler Versammlungen im Lande mit völliger. Sicherheit behaupten zu können, die nationalliberale Partei stimme mit ganzem Herzen der Kolonialpolitik des Reichskanzlers zu. Nicht der Reichskanzler hat das Streben nach Kolonien geschaffen. Es ist aus dem Volke hervor egangen. Sie, meine Herren, im Rheinland, hier in Elberfeld, aben, die Ehre, den Mann den Ihrigen zu nennen, der den Gedanken an deutsche Kolonien auf den Schild ge— hoben und am allerlebhaftesten und erfolgreichsten vertreten hat. Ich meine Herrn Dr. Fabri. (Bravo) Seit langer Zeit, in verstärktem Maße aber in unserm Jahrhundert übte in uͤberseeischen Landern deutsche Kolonisationskraft eine großartige und erfolgreiche Thätigkeit. Nicht nur wir, auch das Aubland weiß es und noch neuerdings hat es die Times“ hervorgehoben, das deutsche Volk ist nächst dem englischen das größte kolonistrende Volk der Erde. Aber alle iese jährlich hunderttausende von Auswanderern gingen der deutschen Nation verloren. Meist schon in der zweiten Generation ver⸗ lernten sie die deutsche Sprache, vergaßen . den Zusammenhang mit dem Vaterlande. Ihre Kraft, ihr Erwerb kam andern Völkern zu Gute. Und wenn nun die neugeeinte deutsche Nation diesen enormen Verlust an Volke kraft und Wohlstand doppelt schwer empfindet, wenn sie den Ruf nach deutschen Kolonien erhebt, dann wagt ein

Herr Bamberger das mit Hohn zu übergießen und von Schützen sest⸗ stimmung zu reden. (Pfui) Dann wagt dieser Herr zu behaupten, die Kraft des deutschen Volkes reiche zum Kolonisiren nich aus, und nimmt keinen Anstand, von den Nasenstübern zu sprechen, welche sich das Deutsche Reich von anderen Nationen werde geben lassen müssen. Ich hoffe, das deut che Volk wird iom und seiner freisinnigen Partei bei den Wahlen die Antwort darauf nicht schuldig bleiben. Bravo h , . ; ö

Jetzt ist die Kolonialpolitik in ein weiteres Stadium getreten. Was ich vorhin schon sagte, daß Fürst Bismarck die großen Gedanken Gedanken der Nation erfaßt, zu praktisch ausführbarer Gestalt ver- arbeitet und dann zur Ausführung schreitet, was ich durch die Ein— beitsbestrebungen, die Sozialpolitik und andere Dinge hätte belegen können, das hat sich auch hier bewährt. Mit einem Schlage hat er alle die nebelhaften und ungeheuerlichen Vorstellungen, welche nament- lich die Gegner der Kolonialpolitik in Umlauf setzten, zerstört und mit knappen, klaren Strichen dem Reiche die Aufgabe vorgezeichnet, die selbstthäͤtige Kolonisationskraft des deutschen Volkes durch Gewährung seines Schutzes und durch andere Mittel zu fördern.

Sofort beginnt aber auch die Ausführung. Die Uebernahme des Schutzes über Angra Pequena, die Einsprache gegen den englisch⸗ portugiesischen Kongovertrag, die Dampfervorlage und die Vorberei⸗ tung zur Unterstützung der Bildung einer überseeischen Bank sind bedeutsame Schritte nach dem gesteckten Ziele

Freilich ist das wichtigste dieser Schritte, die Dampfervorlage, zunächst gescheitert, andere harren noch der Vollendung, aber ich hoffe, daß das deutsche Volk nicht wieder eine Majorität in den Reichstag fendet, welche die Dampfervorlage zum zweiten Male in der Kom— mission begraben könnte. (Bravo)

Die Versammlung nahm einstimmig nachstehende Re— solution an: .

Im Einklange mit dem Parteiprogramme vom 29. Mai 1881 und der am 23. März d. J. in Heidelberg erfolgten Kundgebung unferer Parteigenossen schließt sich die Verjammlung der Berliner Resolution vom 18. Mai d. J. mit voller Zustimmang an.

Sie erklärt ihre Uebereinstimmung mit der Haltung der national liberalen Fraktion des Reichstages, insbesondere auch bei der Be— schlußfassung des Unfallversicherungsgesetzes. .

Sie begrüßt mit Freude die in der Rede des Reichskanzlers Fürsten Bismarck entwickelten Grundzüge einer deutschen Kolonial. politik und beklagt die engherzig verschleppende Behandlung, welche der hochwichtigen Postdampfervorlage im Reichstage zu Theil ge worden ist. .

Mit gleicher Entschiedenheit glaubt sie indessen gegen den preußi⸗ schen Entwurf einer Geschäftssteuer Verwahrung einlegen zu müssen, da seine Annahme eine schwere Benachtheiligung und Belästigung des soliden Waarengeschäftes zur Folge haben würde.

Sie verpflichtet ihre Mitglieder, in ihren Wahlkreisen eine dauernde Organisation der nationalliberalen Partei herbeizuführen, und fordert sie zu hingebender Thätigkeit bei den nächsten Wahlen auf, damit der begeisterte Aufschwung, der alle natisnal und liberal gesinnten Kreise ünseres Vaterlandes mächtig ergriffen hat, seinen thatsächlichen Ausdruck finde. .

Der „Deutsche Leinen-Industrielle“ sagt in seiner letzten Wochen⸗Umschau:

. , ist fertig geworden und, wir dürfen es mit besonderer Freude hervorheben, ganz im Sinne der vom Verbande Deutscher Leinen-Industrieller vertretenen An— schauungen. ... .

Dag zweite Gesetz von Bedeutung, welches glücklich zu Ende be— rathen wurde, ist das neue Gesetz über die Aktiengesellschaften. .

Lebhaft zu bedauern ist es, daß der von der Reichsregierung vorgelegte Gesetzentwurf, betreffend die. Subventionirung über feeischer Postdampferlinien, vor der Majorität des Reichstages keine Gnade fand. Die Gründe, welche von den Führern der gedachten Parteien für die Ablehnung geltend gemacht wurden, sind in ihrer Verschmitztheit und in ihrer Kleinlichkeit höchst bezeichnend. Sie zeigen, daß von der deutsch-freisinnigen Partei eigentlich nationale Gedanken in Folge des diese Fraktion beherrschenden Doktringrismus über- haupt nicht erfaßt werden können, zumal wenn diesel ben aus einer Initiative der Regierung hervorgehen. ... Zum Glück wird die Reichs ˖ regierung sich in der Verfolgung ihres Zieles nicht beirren lassen und dürfte die Resolution des deutschen Kolonialvereins ziemlich getreu den Lurdruck der Stimmung wiedergeben, von welcher die wirth schaftlichen Kreise des Volkes anläßlich dieser Materie durch— drungen sind. ... J

Auch neben den Gesetzesvorlagen hat uns die Reichstagssession noch einige Errungenschaflen gebracht, welche aus den industriellen Kreisen allgemein freudig begrüßt werden dürften. Es sind das die Reaktivirung des preußischen Staatsraths und die von der preußischen Regierung beabsichtigte Bildung von wirthschaftlichen Bezirksräthen, Beide Schöpfungen sind von solcher Bedeutung und Wichtigkeit, daß sie es verdienen, in einer besonderen Besprechung gewürdigt zu werden.

Wie die Münchener „Allgemeine Zeitung“ mit— theilt, hat die Handels- und Gewerbekammer für Schwaben und Neuburg zufolge eines in der Plenarsitzung vom 30. Juni gefaßten Beschlusses folgendes Schreiben an den Reichskanzler

erichtet:

ö Durchlauchtigster Fürst! Hochgebietender Herr Reichskanzler! Der dem Reichstage über die Subventionirung deutscher Post— dampferlinien vorgelegte Gesetzentwurf hat im Bezirke der ehrerbietigst unterzeichneten Handels und Gewerbekammer

daß lebhafteste Interesse angeregt. Sowohl die Angehörigen

des Handelsstandes, als auch die Träger der industriellen und gewerblichen Thätigkeit begrüßen freudigst das Bestreben, dem nationalen Erwerbsleben im Verkehre nach außen eine ebenso wirksame Förderung angedeihen zu lassen, wie dies in Folge der mächtigen Inltiative Ew. Durchlaucht durch die Zolltarifreform des Jahres 1859 in Ansehung, des inneren Marktes geschehen ist. Im Bewußtsein völliger Uebereinstimmung mit der in unserem Be⸗ zirke herrschenden Auffassung hat die Kammer in ihrer Plenarsitzung vom 30. Juni 1884 den einstimmigen Beschluß gefaßt, Ew. Durch⸗ laucht den tiefgefühlten Dank für die auch bei dieser Gelegenheit den wirthschaftlichen Bedürfnissen des deutschen Volkes gewidmete Sorg⸗ falt darzubringen. Im Vollzuge dieses Beschlusses geben wir der Hoffnung Ausdruck, daß auch in diesem Falle eine geläuterte Auf- faffung über die Aufgaben des Staates den Sieg erringen werde über kleinliche Bedenken und eine mechanische Werthschätzung wirthschaftlicher Verhältnisse. Durch die Erfahrung uber zeugt von der Gemeinnützigkeit der nunmehrigen Handelspolitik des Reichs, fügen wir hinzu, daß unsere Zustimmung unabhängig ist von der Frage, aus welchen Mitteln die beabsichtigte Subvention zunächst beschafft werden soll. Wir halten es vielmehr für recht und billig, daß dieselbe von allen Interessenten, sohin von der Gesammt⸗ heit der im Reiche vereinigten deutschen Stämme, aufgebracht werde. In tiefster Ehrerbietung verharrt die Handels, und Gewerbekammer von Schwaben und Neuburg. Der Volstand: Albert Hertel. Augs⸗ burg, den 7. Juli 1884.

Etatistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund heitsamts sind in der 27. Jahreswoche von je 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt herechnet, als ge storben gemeldet: in Berlin 32, in Breslau 36 0, in Königsberg 2544, in Cöln 3577, in Frankfurt a. M. 30,9, in Hannover 25,9, in Cassel 21,6, in Magdeburg 28,7, in Stettin 28, in Altona 26,8-, in Straßburg 27,?“, in Meß 28,1, in München 32, l, in Nürnberg 30,2, in Augsburg 35,8, in Dretz— den 319, in Leipzig 25,6, in Stuttgart 241, in Braunschweig 29.3, in Karlzruhe 189, in Hamburg 29,9, in Lübeck in Wien 249, in Budapest in Prag as,, in Triest 28, l, in Krakau 32,5, in Basel 13,9, in Brüssel 244, in Amsterdam —, in Paris 23,0, in London 19,6, in Glasgow 265,9, in Liverpool 20,8, in Dublin 21,06, in

Edinburg 18,1, in Kovenhagen 240, in Stockholm 24,6, in Chri- stiania 193, in St. Petersburg 27, ,, in Warschau 27,9, in Ddessa 41,7. in Rom 26.6, in Turin 307, in Bukarest 29,4, in Madrid 28,3, in Alexandrien 380. Ferner in der Zeit vom 8. bis 14. Juni: in New⸗JYork 247, in Philadelphia 205, in Chicago —, in St. Louis —, in Cincinnati in San Fran⸗ zisko 22,2, in Kalkutta 32.7, in Bombar 2636, in Madras 37,3.

Beim Beginn der Berichtswoche berrschten an den deutschen Beobachtungs orten, mit Ausnahme von Cöln, wo die ganze Woche hindurch südöstliche Luftströmungen überwogen, schwache nördliche und nordöstliche Windrichtungen, die an den meisten Stationen in den ersten Tagen des Juli, in Karlsruhe erst am 4. nach Südost gingen und mit nordöstlichen wechselnd bis an das Ende der Woche, wo in Konitz, Breslau, Bremen, Karlsruhe West und Südwest, in München Ostwind die Oberhand gewann, vorwiegend blieben. Die Tempe⸗ ratur der Luft stieg, besonders um die Mitte der Woche, bedeutend, und überstieg das vieljährige Monatsmittel an den meisten Statio⸗ nen 2—3, in Cöln 3,5 Gr. C. Nur in Karlsruhe entsprach die Luftwärme der normalen, in München lag sie nur wenig unter der selben. Temperaturen von 30 Gr. C. und darüber (in Berlin am 5. Juli 32,4 Gr. C.) wurden aus Berlin, Cöln und Karlsruhe ge— meldet. Niederschläge erfoltzten wenig, meist nur nach Niedergängen von Gewittern. Der beim Wochenbeginn hohe Luftdruck nahm in den ersten Tagen der Woche ab, stieg am 30. sank am 2. Juli an allen Stationen langsam, zeigte jedoch zu Ende der Woche an den süddeutschen Stationen steigende Tendenz.

Unter dem Einflusse der in der Berxichtswoche herrschenden außergewöhnlich hohen Temperatur hat die Sterblichkeit in den meisten größeren Städten Europas, namentlich aber in den deutschen, erheblich zugenommen (Wien und Prag melden geringere Sterblich⸗ keilsziffern). Insbesondere war das Vorkommen von Harmkatarrhen und Brechdurchsällen ein bedeutend gesteigertes; doch blieb auch in dieser Woche die Zahl der aus deutschen Städten gemeldeten Sterbefälle (691), namentlich in Berlin (213), sehr erheblich hinter der ent sprechenden Woche des Vorjahres zurück, in welcher 1578 Todesfälle aus deutschen Städten gemeldet wurden. In Folge dieser Sterbefälle war die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit in allen Städtegruppen Deutschlands eine ansehnlich gesteigerte, so daß von 10 000 Lebenden (aufs Jehr berechnet) 126 Säuglinge starben gegen 92 der Vornoche (in Berlin 175, in München 134). Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 29,1 von 24,5 der Vorwoche (pro Mille u. Jahr).

Die Infektionskrankheiten zeigten dagegen im Allgemeinen ein selteneres Vorkommen, nur Todesfälle an Ruhr und an Croup waren etwas zahlreicher. Die Masernepidemien in Ratibor und Bielefeld London, Turin bekunden eine Abnahme, in Breslau, Ber⸗ lin, Göttingen, Essen, Prag, Paris und Liverpool eine Zunahme der Sterbefälle. Scharlach und Diphtherie verlief meist milder. Todes— fälle an ersteren waren in Danzig, Elbing, München, London, an letz terer in Elbing, Königsberg, Breslau, Ratibor, Frankfurt a. O., Hamburg, Berlin, Prag, Triest, Turin, St. Petersburg, Warschau etwas häufiger. In Dresden und Leipzig hat die Zahl der Todesfälle an Dlsphtherie erheblich abgenommen. Tyxphöse Fieber zeigten sich meist in beschränkter Zahl, aus Zürich und Genf wird je 1 Todesfall gemeldet. In Paris und London nahm die Zahl der Typhusfälle zu. Auch Flecktyphus wurde selten Todesveranlassung, nur aus Saragossa und Granada wird je 1 Todes fall gemeldet. Der Keuchhusten rief in Heilbronn, Aachen, Tilsit, Berlin, Glasgow mehr, in Hamburg, Cöln weniger Todesfälle hervor. Dem Kindbett⸗ fieber erlagen in deutschen Städten 15 Frauen. Todesfälle an Darm⸗ katarrhen und Beechdurchfällen der Kinder waren in Königsberg, Danzig, Stettin, Breslau, München, Nürnberg, Augsburg, Berlin, Dresden, Magdeburg, Hamburg, Braunschweig, Cöln, Düsseldorf, Aachen, Frankfurt a M., Paris, London, St. Petersburg, Warschau u. a. häufig Todesveranlassung. Pocken zeigen meist Nachlässe; aus Wien, Krakau werden einzelne, aus St. Petersburg, Odessa, Paris, Liver pool, Turin, Malaga mehrfache, aus Metz 2, aus Dresden 1 Todes fall an Varicellen gemeldet. In Prag, Brüssel, New-Orleans, Ma— dras hat die Epidemie nachgelassen; in London ist das Vorkommen von Pocken noch ein zahlreiches. Die Cholera in Toulon und Marseille hat an Ausdehnung zugenommen. Aus Kalkutta und Madras kamen um die Mitte des Mai 67 bezw. 1 aus Bombay (1. Juniwoche) 7 Todesfälle an Cholera zur Meldung.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Strumper u. Co., Artistische Anstalt und Verlagshandlung in Hamburg (Bachstreße 27, Uhlenhorst), erschien soeben ein künstlerisch hergestelltes und sauber ausgestattetes Album Friedrichsruh“. Dasselbe enthält in einer reich vergoldeten Mappe 10 Blätter photographischer Aufnahmen im Format von 24 —– 32 em. Das erste Blatt bringt das wohl gelungene Porträt des Fürsten von Bismarck in ganzer Figur, die Kopfstellung nach rechts, im Park sitzend, mit dem Faesimile der Unterschrift des Fürsten „v. Bismarck, Friedrichsruh 4. 6. 84. Auf den anderen Blättern sind dargestellt: I) Das Schloß. 3) Acbeits zimmer des Reichskanzlerè, mit dem Tisch, auf dem der Präliminar-Friede 1871 zu Versailles unterzeichnet wor⸗ den. 4) Das Schloz vom Park gesehen. 5) Insel im Park. 6) Blick auf Friedrichsruh. 7) Oberförsterei (früheres Wohnhaus des Fürsten). 8) Die Steinerne Lohe (romantische Tannenparthie im Sachsenwald). 9) Das Thurmhaus. 10 Die Kupfermühle. Die malerischen photo⸗ graphischen Aufnahmen sind in Lichtdruck (Glanzdruck) in der Anstalt der Verlagshandlung kunstvoll reproduzirt. Der Preis des Albums stellt sich auf 25 6; das Bild des Fürsten wird im Format von 21 —26 em Bildfläche auf feinstem Glacécarton mit schrägen vergoldeten Ecken zum Preise von 6 „S auch einzeln versendet.

In demselben Verlage erscheinen: A. Schütz: Die Renais—⸗ sance in Italien“ Komplet in 4 eleganten Mappen 320 4. Abth. A. Architektur, Früh⸗Renaissance 95 Bl. Lichtdruck in Mappe 100 S Abth. B. Architektur, Hoch⸗Renaissance 72 Bl. Licht⸗ druck in Mappe 75 S6 Abth. C0. Dekoration in Stein und Terra⸗ cotta 104 Bl. Lichtdruck in Mappe 110 M Abth. D. Dekoration in Holz 60 Blatt Lichtdruck in Mappe 60 M Die Aufnahmen sind durch erste italienische Photographen direkt nach der Natur gemacht und durch Lichtdruck vervielfältigt. Die Abtheilungen können einzeln bezogen werden, einzelne Hefte mit je 12 Blatt zu 12 4. Einzelne Blätter, nur wenn überschüssig vorhanden, 1,50 c. Hamburgs Privatbauten. Band J. Herauggegeben vom Archi⸗ iekten⸗ und Ingenieurverein in Hamburg. 72 Blatt Lichtdruck in Mappe 60.½, do. do. Band II. 72 Blatt Lichtdruck Heft 1 und 2 ie 10 d Die neue Kirche in Harvestehude. 4 Blatt Lichtdruck in Umschlag M Die prämiirten Entwürfe für die Kirche St. Gertrud in Ham burg. 12B1ß4it Lichtdruck in Umschlag 10 Die preisgekrönten Entwürfe zum Bau der Wester⸗ Kirche in Altona. 12 Blatt Lichtdruck in Umschlag 106 Diese theils fertigen, theils der Vollendung nahen Kirchen sind für jeden Architekten von großem Interesse. Die prämiirten Ent⸗ würfe der Hamburger Rathhaus - Konkurrenz 1876. 56 Blatt Lichtdruck in Mappe 45 MS Einzelne Entwürfe 8 M Hervorragende Projekte für den Hamburger Rathhaus⸗ dau 1876. 120 Blatt Lichtdruck in Mappe 80 Einzelne Ent—⸗ würfe 5 Ä Die prämiirten Entwürfe zum Bau von kleinen Häusern in Hamburg. 8 Blatt Lichtdruck in Umschlag 6,50 Æ Asmus: Wie Europa baut und wohnt. 46 Blatt Photolithographie 15 é Fünf Karten des alten Ham burg. 5 Blatt Photolithographie gr. Inperial 12 ½ Aus dem alten Hamburg. 6 Blatt Photolithographie 8 66 Bilder des alten Hamburg. 12014tt Lichtdruc in Mappe 13. Für Sammler von Hamburgensien z. von größtem Interesse. Vor dem Zollanschluß. 10 Blatt Lichtdruck mit Karte in Mappe 12 Von diesem Werk mußten zu Weihnachten vier Auflagen gedruckt werden und wird ein zweiter Theil zum Herbst erscheinen. Tisch tuch und 24 Servietten. 12 Blatt Lichtdruck in Mappe 15 M. Hoch zeitggeschenk der Schleswig ⸗Holsteinischen Städte für Prinz und Prin- zessin Wilhelm von Preußen. Hamburger Ansichten pro Blatt 2 Elegante Mappen zu denselben 6.59 6 Von diesen höchst interessanten und malerischen Blättern, photographischen Auf—

nahmen, Bildformat 20-26 em, sind über 1900 Nummern vor⸗ handen. Ansichten von Wilhelmshöhe. 12 Blatt Licht⸗ druck pro Blatt 2 Elegante Mappen zu denselben 6,57 4 Diese schönen Aufnahmen wurden auf verschiedenen Ausstellungen mit den ersten Preisen gekrönt.

Veterinaärwesen.

Nachdem laut Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerzkollegiums vom 28. v. Mis. ein Thierarzt nunmehr in stad angestellt worden ist, darf die Einfuhr seewärts von Rind⸗ vieh, Schafen, Ziegen und anderen wiederkäuenden Thieren über Vstad wieder stattfinden.

Gewerbe und Fandel. Die Jahresberichte der ö , pro 1883.

(N. A. 3 Die Provinz Brandenburg zerfällt in zwei Aufsichtsbezirke, von denen der eine Berlin, Charlottenburg und die Kreise Niederbarnim und Teltow, der andere den übrigen Theil der Provinz umfaßt.

Der Aufsichtsbeamte für Berlin und Umgebung konstatirt zu nächst, daß das stetige Anwachsen der industriellen Thätigkeit in seinem Aufsichtsbezirke, über welches er habe in den Vorjahren be— richten können, auch im abgelaufenen Jahre keinen Stillstand erfahren 66 wenn auch die Zinahme der Zahl der Fabriken und der Ar⸗

eiter nicht so hedeutend gewesen sei als früher. Die Zahl der mit Dampfkraft arbeitenden Fabriken stieg von 1236 auf 1287, also um 51 oder 4 10, der mit sonstigen Motoren von 420 auf 446 oder um 6oso, dagegen gingen die Anlagen ohne Motoren von 1799 auf 1618 zurück; jedoch ist diese Verminderung um 181 Betriebe nur eine scheinbare, da 198 Schläch tereien, die früher genehmigungspflichtige Betriebe waren, nach Ein— führung des Schlachtzwanges ausschieden, in Wirklichkeit also eine

ermehrung um 17 Betriebe stattfand. Die Gesammtzahl der Ar—⸗ beiter stieg von 96231 auf 9319 oder um etwa 3 0 . Daran waren vornehmlich betheiligt die Textilindustrie, welche am Schlusse des Jahres 12340 Arbeiter beschäftigte mit 138 0.½ ihres Bestandes, die Metallverarbeitung 10 672 Arbeiter) 120, Bekleidungsindustrie (9929 Arbeiter) 9o/o, polygraphische Gewebe (7275 Arbeiter) 70 /o, dagegen zeigten Verminderung der Arbeiterzahl die Maschinenindustrie von 22643 auf 21 122 um 70 /o und die Industrie der Nahrtzngs und Genußmittel von 6277 auf 6129 um 200. Bezüglich der Abnahme der Arbeiter in der Maschinenindustrie wird berichtet, dieselbe sei nicht etwa lediglich als ein Zeichen des Niedergangs der Industrie zu betrachten, obwohl gerade diese Industrie in Berlin wegen des hohen Werthes für die nothwendige Bodenfläche und der hohen Kosten für Transport des Rohmaterials und der Kohlen erhebliche Schwierigkeiten in der Kon— kurrenz mit günstiger gelegenen Etablissements zu überwinden habe. So wurden allein durch Schließung der Wöhlert'schen Fabrik 994 Ar— beiter entlassen, eine andere Fabrik entließ 215 Arbeiter. Dagegen haben andere, namentlich größere Maschinenbauanstalten ihre Arbeiter⸗ zabl erheblich vermehrt und, ausreichende Beschäftigung für längere Zeit. In den Nähmaschinenfabriken wurde mit vollen Kräften lohnend gearbeitet. ;

Bezuͤglich der jugendlichen Arbeiter trat eine Vermehrung der selben von 4192 auf 4611 oder um 11 0 ein; von sämmtlichen jugendlichen Arbeitern sind nur 2 GG unter 14 Jahren, davon ent— fallen 1,5 o auf Knaben und 65 o auf Mädchen. Von 44 Knaben waren in Berlin beschäftigt: 22 bei der Luxruspapierfabrikation, 9 in Druckereien, 7 in der Holz. und 6 in der Textilindustrie, 28 Knaben wurden in den beiden Kreisen beschäftigt. Mädchen waren in Berlin nur 2, in den Kreisen 21 beschäftigt. Bei der Revision wurde in 54 Fällen konstatirt, daß die Vorschriften bezüglich der jugendlichen Ar— beiter nicht beobachtet waren, in 41 Fällen trat Bestrafung ein. Diese Ueberwachung falle trotz der durch die Ge— werbeordnungs Novelle von 1878 eingetretenen Erleichte⸗ tungen den Fabrikanten noch immer besonders lästig, man verkenne vielfach die humanitären Absichten jener Bestim mungen, sehe besonders in kunstgewerblichen Anlagen in deren An— wendung auf Lehrlinge eine Erniedrigung Letzterer zu Arbeitsburschen und füge sich den Anforderungen nur mit Widerstreben. Von In— teresse ist, daß bezüglich der Kinder das Arbeitsangebot weit stärker als die Nachfrage ist, besonders für Knaben. Arbeitskarten wurden nämlich ertheilt für 152 Knaben und 27 Mädchen, davon wurden aber nur 27 Knaben gegen 21 Mädchen wirklich in Fabriken beschäftigt. Der Aufsichtsbeamte vermuthet, daß weil in der Maschinen⸗, chemischen, Metallwaaren-, und Papier- und Leder—⸗ waarenindustrie von 100 Arbeitern nur je 2, 4, 5 und 6 im Alter unter 15 Jahren waren, der bereits beregte aus der Ueber— wachung entspringende Widerwille, jugendliche Arbeiter zur Fabrik arbeit anzunehmen, einen schädigenden Einfluß auf Peranbildung solcher im Lehrlingsverhältnisse ausübe. Schädigende Einflüsse auf die Gesundheit durch die Beschäftigungsweise jugendlicher Arbeiter wurden nicht beobachtet, auch in sittlicher Beziehung sei nichts zu be— merken, da, soweit als möglich, die Trennung der Geschlechter durch— geführt werde. Der Beamte hat meist gefunden, daß die Aufsicht der Leiterinnen fördernd auf Ordnungsͤliebe, Pünkt— lichkeit und Reinlichkeit der Mädchen einwirkte. Bedauert wird, daß sich nur selten besondere Räume zum Aufenthalte jugendlicher Arbeiter während der Arbeiispausen vorfänden; die Pausen würden wo es gestattet werde oft benutzt, um in ein Schanklokal zu gehen? durch den Verkehr in diesen Lokalen und auf den Straßen nach Schluß der Arbeit wird, nach Ansicht des Fabrik— inspektors, der Entsittlichung der jugendlichen Arbeiter weit mehr Vorschub geleistet und deren körderliche Entwickelung weit mehr ge⸗ schädigt als durch die Fabrikarbeit. Fabrikanten. welche, um dem entgegenzuwirken, Speisen und Getränke in der Fabrik zum Selbst kostenpreise abgeben ließen, haben mit diesen Bemühungen günstige Erfolge nicht erzielt, .

Von den 66 320 über 14 Jahre alten Fabrikarbeitern Berlins wurden 3785 als Lehrlinge ermittelt, von diesen standen im Alter von 14 Jahren 416 I10½ο, 15 Jahren 934 24010, 16 Jahren 62 23 Go, 17 Jahren 907 24 00, 18 Jahren 465 129, 19 bis 21 Jahren 176 60 sJ9. In 2055 Fällen beruhte das Lehr⸗ verhältniß auf schriftlichemn, in 1527 auf mündlichem Vertrage; letzterer findet sich besonders bei Kunstgießern, Metalldrehern, Metall⸗ drückern, Ciseleuren, Graveuren, Gürtlern, Schlossern, Mechanikern,

ormern, Instrumentenmachern, Maschinenbauern, Posamentierern, ischlern, Holzbildhauern, Vergoldern, Buch- und Steindruckern, Schriftsetzern, Schriftgießern und Lithographen. .

Die Dauer der Lehrzeit war der Regel nach Kiährig; nämlich in 2801 Fällen 78 0½, kürzer, nämlich 3 resp. 35 Jahre, in 390 resp. 109 Fällen 11 resp. 3069 länger, nämlich 49 resp. 5 Jahre, in 190 resp. 92 Fällen 5 resp. 30/‚09. Von den 3785 Lehrlingen wohn⸗ ten 2558 69 pCt. bei den Eltern, 99 3o beim Vater, 540 140i bei der Mutter, 188 5 oo bei sonstigen Verwandten, 233. 60 beim Meister und 132 30so0 bei Fremden. Der Meister nimmt also in Berlin in 100 Fällen den Lehrling nur 6 Mal in seine Wohnung auf; an Stelle der Wohnung und Kost des Lehr lings ist Geldlohn getreten. Dieser betrug: 517 Lehrlinge 1400 erhlelten keinen Lohn, 217 60,7 3 ½ wöchentlich, bei 500 13 06, betrug der Lohn 37 —4 M6, bei 941 25 06‛ 45 6 , bei 814 22 596 55 —6 „M, bei 240 60,90 64 —7 M, bei 292 7oo 74-8 / und bei 264 70½ 85 11 (66 Der Durchschnitts Wochenverdienst eines Lehrlings betrug also 55 S6. Von den Lehr⸗ lingen thaten 41 72,5 nichts für ihre Fortbildung, 679 1755 69 besuchten eine Fortbildungsschule, 270 Tel oo die Hand⸗ werkerschule, 55 154 00 die Kunstschule, 21 O6 oo die Unter⸗ richtsanstalt des Kunstgewerbemuseums und 19 O, oo erhielten Privatunterricht. ö.

Arbeiterinnen betreffend waren von 109 in Fabriken beschäftigten Personen weiblichen Geschlechts über 16 Jahre 1881: 21,2, 1882: il,, 1883: 22,5. Die Inanspruchnahme von Arbeiterinnen lür Fabrikarbeit ist also im Wachsen; beschäftigt wurden 22 572. Die höhere Inanspruchnahme betrifft die Tertilindustrie, die polygraphi⸗ schen Gewerbe, die Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel und

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