fahrt in die Umgegend. Am Sonnabend mußte diese eines Gewitters wegen aufgegeben werden, und gestern Morgen unterblieb auch die Promenade auf dem Kaiserwege sowie der beabsichtigte Besuch der Kirche, da von früh 5 Uhr bis Vor⸗ mittags 11 Uhr ein hestiger Schneefall andauerte. der Kardinal von Fürstenberg, welcher sich zur Kur in Gastein aufhält, wurde gestern zur Kaiserlichen Tafel geladen.
— Gestern ist über das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Wilhelm folgendes Bulletin ausgegeben worden:
Marmor⸗Palais, den 20. Juli 1884. Da das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Wilhelm, und des neugeborenen Prinzen unver⸗ ändert gut und der Verlauf des Wochenbettes durchaus regel⸗ mäßig ist, werden weitere Bulletins nicht erfolgen.
Schröder. Ebmeier.
— Eine Person, welche eine auf bestimmte Zwecke be⸗ schränkte Befugniß zum Betreten einer fremden Woh⸗ nung hat, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenatz, vom 1. Mai d. J, wegen Hausfriedens⸗ bruchs zu bestrafen, wenn sie nicht in Ausübung jener Be⸗ fugniß, sondern zu anderen Zwecken in die Wohnung ein⸗ dringt oder wider den erklärten Willen des Berechtigten in derselben verweilt.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich griechischen Hofe, Freiherr von den Brincken, hat einen ihm Aller— 3 bewilligten Urlaub angetreten. Als interimistischer Ge⸗ ff ger sungirt der Legations-Sekretär Graf von
allwitz.
— Der Königliche Gesandte am bayerischen Hofe, Graf von Werthern-Beichlingen, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von München fungirt der Legations-Sekretär Graf zu Eulenburg als interimistischer Geschäftsträger.
— Der General⸗Inspecteur der Artillerie. General⸗ Lieutenant von Voigts-Rhetz, hat sich in dienstlichen An⸗ gelegenheiten nach dem Elsaß und dem Rhein, und der Direktor der Kriegs-Akademie, General- Lieutenant von Flatow mit 45 tägigem Urlaub nach Baden-Baden und Stuttgart begeben.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Mosler in Beelitz, Dr. Chayen in Rogätz, Dr. Gutijahr in Vörde und Dr. Junkers in Hamm.
Wiesbaden, 21. Juli. (W. T. B.) Ihre Majestät
die Königin von Griechenland hat sich gestern nach Bayreuth begeben. Se. Majestät der König von Griechenland ist mit seinen Söhnen heute früh nach Berlin abgereist, um sich von dort zum Besuch des Groß— herzogs und der Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin nach Schwerin zu begeben.
Sachsen. Dresden, 19. Juli. (Dr. J.) Der Köni hat sich heute Nachmittag nach Leipzig begeben, ist im . tigen Königlichen Palais abgetreten und wird am Montag in das delle . ini ige 3 eipz ig, 19. Juli. . T. B.) Der König ist heute Nachmittag 5 Uhr mittelst Extrazuges zum VIII. 6
schießen hier eingetroffen und hat sich, von der Volksmenge enthusiastisch begrüßt, vom Bahnhofe durch die festli . schmückten Straßen nach dem Palais en n, n m .
Mecklenburg ⸗ Schwerin. Schwerin, 19. Juli. (Meckl. Anz. Das gestern Nachmittag auf Befehl des 6 herzogs im Schloßgarten abgehaltene Volksfest hatte einen ungemein zahlreichen Zuspruch der hiesigen Einwohner— schaft hervorgerufen. Jung und Alt, Vornehm und Gering pilgerte zu Tausenden in dichten Schaaren dem Festplatz zu. Aehnlich wie beim Sedanfest waren in den Alleen um den Pavillon herum Spiel- und Erfrischungsbuden aufgeschlagen, die hald stark frequentirt wurden. Beim Pavillon konzertirte das Waldhornisten⸗Corps des Jäger⸗Gataillons, auf der Terrasse hin ter den Cascaden das Hautboisten⸗-Corps. Am Pavillon war schon frühzeitig kein Sitzplatz mehr zu bekommen. Um 5 Uhr be— gann an fünf durch Tafeln bezeichneten Stellen der unent— geltliche Ausschank von Bier, und hier entwickelte sich nun ein Leben und Treiben, wie man es in Schwerin sonst wohl noch kaum gesehen hat; die Schankstellen waren vollständig umlagert, bei der Reitbahn befand sich ein Frei⸗Bierausschank ausschließlich für das Militär. Die Mannschaft der Gar— nison war im Ordon nanzanzuge wohl vollzählig am Platze. — Etwa um 51 / Uhr trafen der Großherzog und die Großherzogin auf dem Festplatz ein. Die Großherzoglichen Herrschaften wandelten an den Buden⸗ reihen entlang nach den Cascaden zu, woselbst für die Waisenhausschüler Stangenklettern, Sacklaufen und andere Wettspiele arrangirt waren. Der Großherzog und die Großherzogin verkehrten aufs Leutseligste mit der Menge, die den Herrschaften, wo sie erschienen, ehrerbietig Raum gab, so daß sich dieselben in dem Gedränge von Tausenden ungehin— dert bewegen konnten, ohne daß irgend welche Maßnahmen zur Aufrechthaltung der Ordnung nöthig gewesen waren. Laute Hurrah⸗ und Hochrufe wurden dem verehrten Herrscherpaare von allen Seiten entgegengebracht. Nach längerem Verweilen auf dem Spielplatz begaben sich die Großherzoglichen Herrschaften unter fort⸗ währenden Hochrufen der Festtheilnehmer zurück, um nach dem⸗ Schlosse zu fahren, wo später Tafel stattfand. — Der freie Ausschank von Bier, der um 7 Uhr sein Ende erreichte, hatte seine Wirkung auf eine richtige Festesstimmung nicht verfehlt; überall herrschte lustiges Treiben und frohe Ilusgelaffenheit die Soldaten wurden nicht müde, muntere Lieder erschallen zu lassen, und in einigen der großen Restaurationszelte fanden sich geübte Sänger zu Quartettgesängen zusammen. Mit Dunkelwerden nahm die Illumination des Festplatzes ihren Anfang. Die Spitze des Pavillons krönte eine weithin leuchtende Pyramide mit dem Namenszuge EFA; die Contouren des Daches und des ganzen Gebäudes waren durch farbige Lampen markirt. Einen imposanten Anblick gewährte die lange, links von den Laubengängen zum Pavillon und an demselben vorbeiführende Allee, die mit Lampions und kleinen Lampen aufs Reichste illuminirt war; besonders von der Schloßseite aus machte die Allee mit dem Festplatz einen wundervollen Eindruck. Die kleine Insel, im Kanal war mit. Pyramiden, Sternen und Figuren, die aus farbigen Glaslampen zusammengesetzt waren, dekorirt und nahm sich gleichfalls reizend aus. Ben⸗ galische Flammen, die zahlreich entzündet wurden und mit
bäume leuchteten, erhöhten und vervollständigten die Be⸗ leuchtungseffekte der Illumination ganz besonders. — Das Wetter war bis zum Abend dem Fest ungemein günstig ge⸗ wesen; jedoch etwa um 9 Uhr kam ein Regenschauer auf, welcher das promenirende oder im Freien sitzende Publikum veranlaßte, eiligst Schutz im Pavillon oder den Zelten zu suchen; trotzdem beeinträchtigte der Regen die Illumination nicht wesentlich, und ebensowenig hatte er auf die Festesstim⸗ mung einen nachtheiligen Einfluß; vielmehr blieb dieselbe bis zum Schluß des Festes, der erst in später Abendstunde eintrat, die allerbeste. — Am Sonntag Nachmittag findet eine Nach⸗ feier des schönen Festes statt.
Oesterreich Ungarn. Wien, 19. Juli. Die heutige „Wiener Zeitung“ publizirt die Gesetze: vom 21. Juni d. J. über die Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern und en, e, dann über die tägliche Arbeitsdauer und die
onntagsruhe beim Bergbau; vom 30. Juni d. J., be⸗ treffend die Förderung der Landeskultur auf dem Gebiete des Wasserhaues; vom 39. Juni d. J. betreffend Vorkehrungen zur unschädlichen Ableitung von Gebirgswässern.
Großbritannien und Irland. London, 18. Juli. (Allg. Corr) Der Mißerfolg des Kompromisses zwischen dem Oberhause und der Regierung steht heute im Vordergrunde der öffentlichen Diskussion. Die liberalen Or— gane schlagen Kapital aus der Thatsache, daß die Majorität der Opposition in der Pairskammer sich von 59 auf 50 ver— ringert hat. Die „Daily News“ sagt; diese Reduktion könne die Hauptthatsache nicht viel beeinflussen, daß das Oberhaus dem Hause der Gemeinen und dem Lande den Fehdehandschuh hingeworfen habe. Die Regierung habe jetzt keine Alternative. Lord Salisbury wolle von einem Kompromiß nichts wissen, und der Kampf müsse seinen Fortgang nehmen.
Die Finanzkommission der Konferenz über die egyptischen Angelegenheiten hat gestern ihre Arbeiten zum Abschluß gebracht. Wie die „Preß Association“ erfährt, ist das Ergebniß der Berathungen der Kommission kein völlig befriedigendes. Es ist dem Earl Granville sowie den Bevollmäch⸗ tigten der Großmächte mitgetheilt worden und die Konferenz werde nicht eher wieder zusammentreten, bis die Vertreter neue In⸗ struktionen von ihren resp. Regierungen erhalten haben. Es werde wahrscheinlich einige Zeit verstreichen, ehe Lord Gran— ville in der Lage sein wird, die Bevollmächtigten einzuladen, sich wieder im Auswärtigen Amt zu begegnen, und in offi⸗ ziellen Kreisen mache sich der Eindruck geltend, daß die Unter—⸗ handlungen auf ernste Hindernisse gestoßen seien.
— 20. Juli. (W. T. B.) Die Herzogin von Albanh ist gestern Abend in Claremont von einem Prinzen entbunden worden. Die Königin Victorig hat sich gestern Abend mit der Prinzessin Beatrice nach Claremont begeben. — Die Abreise des Hofes nach Os bo rne ist bis auf Weiteres verschoben worden.
Auf dem britischen Dampfer „Saint Dustan“, am 3. d. M. von Bombay in Marseille angekommen, am 29. von Marseille nach Liverpool abgesegelt, sind am 11. resp. 15. d. M, zwei Seeleute an der Eholera ver⸗ , Das Schiff liegt unter Quarantäne auf der
ersey.
Durban, 17. Juin, (A. C.) Das Kap-Parlament hat die Annexion . an der . und der St. Johns-Territorien, ferner eine Aus— dehnung der Grenzlinie von der Walfisch-Bay nach dem Flusse Cunene und ebenso die Annexion von Bet— schuanaland genehmigt. Ruhestörungen und Repressalien haben sich jüngst in Stellaland und Goshen ereignet.
Frankreich. Paris, 18. Juli. (Köln. Ztg.) Die Regierung hat die Nachricht erhalten, daß ann 33. Juli der Tsung-lihamen dem Hrn. de Semells folgendes Kaiserl che Dekret mitgetheilt hat, welches an demselben Morgen in der amtlichen Pekinger Zeitung“ erschienen war:; „In Gemäßheit des Vertrages vom 14. Mai soll im Verlauf von drei Monaten ein fester Vertrag auf der in den vier ersten Paragraphen enthaltenen Grund lage abgeschlossen werden. Da diese Frist beinahe abgelaufen ist:, muß jetzt der §. 2, in Vollzug treten. Der Kaiser befiehlt also dem Vize⸗König von Jünnan und dem Gouver— neur von Kuangsi, alle Truppen, welche Lao⸗Kan, Langson, Kao⸗-Bang besetzt halten, zurückzuziehen und dieselben diesseits der Engpässe auf dem Hünnanschen, dem Kuang-Kongfchen und Kuangsischen Gebiet einzustellen. Diese Räumung muß n einem Monat beendigt sein. Man gehorche diesem
efehl!“
— (Fr. Corr.) In der heutigen Sitzung der Ver— fassungs⸗Revisionskommission des ; . er⸗ schienen die Herren Jules Ferry, Minister-Präsident, und Martin-Feuillée, Justiz-Minister, um dem Ausschuß die ge— wünschten Aufklärungen zu geben. Der Vorsitzende desselben setzte den Ministern die bisher beschlossenen Bestimmungen aus— einander und erörterte die Frage bezüglich der zu erhaltenden Garantien für den Kongreß. Auf seine Anfrage erklärte der Minister-Präsident, daß die Regierung im Allgemeinen mit den Wünschen der Kommission übereinstimme, und daß er, Falls die Beschlüsse des Senats von denen der Kammer abweichen sollten, dieselben sich aneignen und vor die Kammer bringen könnte, damit dieselbe von ihrem ersten Beschlusse zurückkomme. Die Voten der beiden Häuser müssen nach AÄnsicht der Regierung übereinstimmen, da sonst der Kongreß nicht zusammentreten könne. Ein Ausschußmitglied setzte sodann auseinander, daß, nach— dem die Kommission die Punkte, betreffend die Rechte des Senats in Finanzsachen, durch ein besonderes Gesetz geregelt wissen wollte, es sich nur noch darum handle, ob die fieben Artikel, betreffend die Organisirung des Senats, aus den Verfassungs⸗ gesetzen entfernt werden sollen, und fragte den Minister: 1) ob der Senat dem vertrauen dürfe, daß der Kongreß sich nur auf die vorher bestimmten Punkte erstrecken werde; 2) was die Regierung nach dieser Regierung hin versprechen könne, oder mit anderen Worten, ob Garantien vorhanden seien, daß der Kongreß sich den Beschlüssen des Senats fügen und nicht darüber hinausgehen werde. Der Minister-Präsident er— widerte, daß kein Grund für die Befürchtung vorhanden sei, . 9 ,, n ihr bei der Revisions⸗
e gefaßten Beschlüsse vergessen: sie selbst habe die Revi durch ,, , . ; 8 ,,,
. Juli. (W. T. B.) n dem heute Vor—⸗ mittag abgehaltenen Ri ist' rt atd machte ö. Kon⸗
ihrem farbigen Nebelschein bis hoch in die Kronen der Linden⸗
seils-Präsident Ferry Mittheilungen über den Stand
von der chinesischen Regierung zu leistenken Genu Die drei Mini ster, unf sich nach n * Marseille begeben hatten, erstatteten Bericht über * von ihnen gemachten Wahrnehmungen und erklärten: e J nothwendig. Maßregeln zu ergreifen, um die öffentli ö Gesundheitspflege an den genannten Orten zu verbess 8c Zwei Millionen seien unzureichend, um den von der ih ln = Betroffenen zu helfen. -Der Kriegs⸗Minister Cam pen ö eil chan 2 1 . den Antrag . ellen, die großen Manöver im en in die k 6 und 3 sem diz — In Marseille sind vom 15. Juli (6 U bis um dieselbe Zeit am 16. Juli 54, vom I Can, Th 56 und am 18. Juli 65 Choler a⸗To des fälle vorgelomd en
— 19. Juli, Abends. (W. T. B.) Die De putirten; kammer hat heute das Ehescheidungsgeseßz mit den vom Senat beschlossenen Modifikationen ohne erhebliche De batte angenommen. — Der Se nat setzte die Berathung Vorlage über den für Madagaskar beantragten Kredit auf Vent . on heute Vormittag 10 Uhr bis heute Abend in Marseille 14, in Toulon 21 Personen a Cholera. — Aus Arles werden 4, aus Sisteron 2, auz Nimes , ,,. . ö ;
— 20. Juli. T. B. n Toulon starbe gestern Abend bis heute Vormittag 10 Uhr 31 n,, 9 ar e,, . e n n . ᷓ z
— 20. Juli, Abends. (W. T. B. on heute Vormi 10 Uhr bis zum Abend kamen in Toulon 16, in . seil le 25 Cholera⸗Todesfälle vor.
Italien. Rom, 20. Juli. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani erklärt es für unbegründet, daß der schwei⸗ zerische Bundesrath wegen Grenzverletzungen durch die den Sanitätscordon bildenden italienischen Truppen bei der italienischen Regierung reklamirt habe. — Die Verhand— lungen zwischen Italien und der Schweiz wegen der Quarantäne⸗Maßregeln dauern noch fort. — Der Präsident des Senats, Tecchio, hat aus Gesundheite= und Altersrücksichten seine Entlassuüng gegeben. Der Minister⸗Präsident ersuchte Tecchio, das Präsidium weit erzu= führen. Tecchio beharrt in dessen auf seiner Entlassung.
Amerika. Washington, 20. Juli. W. T. Die Regierung der Vereinigten 5 hat 6 , ,, die Einschleppung der Cholera angeordnet. egierungsschiffe werden an der Küste einen Cordon bilden, um das Landen von aus fremden Ländern kommenden Schiffen, welche nicht mit einem reinen Patent versehen sind, zu verhindern. Der Präsident Arthur hat eine Proklamation erlassen, in welcher eine wachsame Quarantäne anbefohlen wird.
Afrika. Egypten. Kairo, 17. Juli. (Allg. Corr. Major Kitchener meldet aus , daß ö yl eg von Dongolg mit 4000 Mann nach Marawi marschirt sei um an diesem Orte die von den Rebellen gestörte Ordnung
wieder n , *
— 20. Juli. (W T. B.) Der Mudir von Dongola meldet; er hahe ein Schreiben des Generals ö vom 22. Juni, erhalten, in welchem derselbe berichtet, daß Khartum und Sennaar un beschädigt seien. Gordon welcher noch über eine nnen, ne von 800 Mann verfügte, habe Verstärkungen verlangt.
Assiut, 17. Juli. (A. C.) Der Rest des türkischen Bataillons, welches sich während der jüngsten Meuterei ruhig verhalten, meuterte gestern Abend ebenfalls. Die Mann—⸗ schaften schlugen es rundweg ab, nach Assuan abzugehen, bis 25 Mann des Cornwall-Regiments, welches am Dinstag hier ankam, und auf Oberst Grants Ersuchen seinen Weiter= marsch verschob, erschienen und die Ordnung wieder her— stellten. Das ganze Bataillon ist jetzt entwaffnet, und zehn der Rädelsführer wurden heute früh unter einer egypti schen Eskorte nach Kairo gesandt. Der Rest d es Bataillons wird später abtheilungsweise folgen.
Seitungsstimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeit ung“ ver— öffentlicht weiter folgende Adressen, welche dem gumsn Bit⸗ marck in Betreff der Subventionirung deutscher Postdampfer⸗ linien zugegangen sind. Der Deutsche Exportverein in Berlin schreibt: Ew. Durchlaucht! Angesichts der ablehnenden Haltung, welche ein großer Theil unserer Reichstags abgeordneten dem ihnen vorgelegten Gesetzen twurfe, betreffend die Subventionirung deutscher Postdampferlinien, gegen ⸗ über eingenommen hat, einer Haltung, welche fich wohl mit den. An. sichten eines großen Theiles der Waͤhler dieser Reichstagsmitglieder, sicherlich aber mit denen der Mehrheit des deutschen Handels und Fabrikantenstandes in Widerspruch befindet, läßt es ung, den Vertretern einer großen Anzahl auf die Ausfuhr ihrer Erzeugnist nach überseeischen Absatzgebieten angewiesener deutscher Fabrikanten als Pflicht erscheinen, Cw. Durchlaucht hiermit unsere volle Ueber— einstimmung mit dem von unserer Reichsregierung in dem genannten Geseten twurfe eingenommenen Standpunkte auszudrücken, von dessen 6 . wir . . Aufschwung unserer hemd, en zu dem Auslande und damit u andt und nationalen Ansehens erwarten. n,, Der . , Exportvereins. nterschriften. Berlin, den 7. Juli 1884. ö Ein Schreiben aus Guben, den 10. Juli 1884, lautet; „In einer öffentlichen Versammlung von eg. 150 Männern aller Parteirichtungen ist den Unterzeichneten der ehrenvolle Auftrag Mu Theil geworden, nachstehende in dieser Versammlung gefaßte Rese⸗ lution Ew. Durchlaucht hochgeneigter Kenntnißnghme zu unterbreiten, In verehrungevollster Ergebenheit Ew. Durchlaucht ganz ge—
horsamste (Unterschriften).
Die Versamml , n di 9 rsammlung erkennt in vollem Umfange die Nothwendig. leit für das Deutsche Reich an, aus seiner ik. nen Reserve in kolonialpolitischer Beziehung herauszutreten und, wenn auch mit großer Besonnenheit, so doch auch mit nicht minder großem, seiner heutigen Macht. und Weltstellung würdigem eng in diejenigen Bahnen einzulenken, welche in unverkennbarster Weise auf Hebung und dauernde Förderung des nationalen Wohlstandes in Gegenwart und Zukunft gerichtet sind. Aus diesem Grunde begrüßt die Versammlung mit hoher Freude die bereits nach dieser Richtung bin in neuester Zeit Seitens der Reichsregierung dokumentirten Beftrebungen, in, sonderheit auch, die vom Herrn Reichstanzler Fürsten von Bismard während der jüngsten Reichstagssitzungen gemachten Mittheilungen
der Unterhandlungen mit China wegen der
über seine kolonialpolitische Auffaffung und Initiative.
Der Chemnitzer Verein für Handvdelsgeographie be— grüßt die erwähnte Vorlage als einen weiteren glückverheißenden Schritt zur Hebung der Wohlfahrt des Deutschen Reiches.
Die altmärkische Abtheilung des deutschen Kolonialvereins in Stendal erklärt, daß der Reichskanzler in der Kommissions. sitzung vom 23. Juni und in der Reichstagesitzung vom 26. Juni das eriösende Wort gesprochen habe, welches, wie in dem Hersen jedes pratriotischen Deutschen, so besonders in dem Herzen jedes echten Alt⸗ maärkecs wiederklingt. .
Die Plenarversammlung des 752 Mitglieder zählenden land wirsbfchaftlichen Bezirksvereins Riedlingen bedauert, daß die Vorlage zum Zwecke der staatlichen Unterstützung der Post dampferlinien dieselbe Behandlung, wie dereinst die Samoavorlage. gefunden hat, und bittet den Reichskanzler, seine Pläne zum Heile Deutschlands unbeirrt weiter zu verfolgen.
Die Handels kam mer zu Iserlohn, welche darauf hinweist, daß gerade die Fabrikate ihres Bezirks, besonders märkische und ber ische Metallwaren, nach allen Ländern der Erde exportirt werden, . daß die Vorlage in den gewerblichen Kreisen den lebhaftesten Beifall gejunden hat, weil die sichere Erwartung gehegt wird, daß durch die Erweiterung der deutschen Dampfschiff verbindungen nach Ost⸗ aften und Australien auch der Ausfuhrhandel dorthin größeren Auf⸗ schwung nehmen werde.
Die Handel kammer zu Worms bringt der Vorlage, die daratff gerichtet ist, ihr Absatzgebiet zu sichern und zu erweitern, ein lebhaftes Interesse entgegen.
„Es sind nicht unbestimmte und vage Gefühle“ heißt es, die bier das Urtheil beeinflussen, es ist vielmehr die nüchterne Erwägung sehr reeller Faktoren, die zu dem Schlusse führen, daß eine direkte deutsche Postverbindung mit fernen Gegenden für uns von großem Rutzen sein wird. J .
Schon die Thatsache, daß der deutsche Handel und der deutsche Export sich immer mehr ausgebreitet haben, seitdem unsere Kriegs⸗ schiffe die fremden Meere regelmäßig befahren, ist ein Beweis dafür, wie sehr durch die Entfaltung der nationalen Flagge der Unter— nehmungsgeist und das Selbstvertrauen bei der eigenen Nation und der Respekt und das Zutrauen zu der Leistung?fähigkeit derselben bei dem Ausländer unterstützt und gehoben wird.
Ebenso ist von der Errichtung deutscher Postdampferlinien ein moralischer Effekt nach beiden Richtungen hin zu erwarten.
Neben dem unmittelbaren Nutzen, den jede direkte Postlinie dem einheimischen Handelsstande und jede Vermehrung unserer Handels⸗ marine der deutschen Rhederei und Kriegsflotte bringt, ist es gerade diefer mittelbare Vortheil, dem wir den größten Werth beilegen. Er wird sicher dahin führen, daß die angeforderten Geldopfer in kurzer Zeit durch eine sehr fühlbare Erweiterung unserer auswärtigen Handelsbeziehungen aufgewogen werden.
Wir haben deshalb mit Bedauern die Behandlung der Vorlage durch den Reichstag gesehen, die einer Ablehnung gleichkommt, aber wir hegen das feste Vertrauen zu Ew. Durchlaucht, dieselbe werde sich hierdurch nicht abhalten lassen, mit gewohnter Energie das er⸗ strebte Ziel weiter zu verfolgen, und wir hoffen, die nun bald neu zu wählenden Vertreter des Leutschen Volkes werden nach dem aller⸗ warts ausgesprochenen Willen des Volkes einer erneuerten Vorlage Ew. Durchlaucht ihre Zustimmung nicht versagen;
Die Handelskammer zu Darmstadt fügt der Zustimmung zu dem Entwurf noch Folgendes hinzu: . .
„Wenn auch diesmal der erste Schritt zur Verwirklichung einer maßvollen, aber dabei kräftigen Kolonialpolitik an dem beinahe unbe= greiflichen Widerstand politischer Parteien, die als solche sich mit der Frage als einer eminent wirthschaftlichen gar nicht zu be⸗ schäftigen hätten, gescheitert ist, so sprechen wir doch die Ueberzeugung aus, daß die Reichsregierung diese von der Sympathie des ganzen Volkes getragene Sache nicht auf sich beruhen lassen, sondern dem neuen Reichstag erneute Vorlage machen wird. Die deutsche Industrie, die auf Eröffnung stets neuer Ausfuhrwege und Absatzgebiete angewiesen ist, sowle der Ausfuhrhandel, welche beide wichtigen wirthschaftlichen Faktoren der unablässigen Arbeit Eurer Durchlaucht schon so viel Förderung verdanken, haben das allerlebhafteste Interesse an dem Zustandekommen des Eingangs erwähnten Gesetzes und erwarten von der Reichsregierung, daß auch diese nicht nachläßt an der Verfolgung fast allseitig als richtig erkannter Ziele auf diesem Gebiet.“
In der Erklärung der Handels und Gewerbekammer Ulm wird namentlich hervorgehoben: ; . .
„Die von Ew. Durchlaucht eingeleitete Aktion für die Einfüh⸗ rung einer sicheren und prompten Verbindung des Reiches mit den überseeischen Märkten ist von hoher Wichtigkeit für Handel und In⸗ dustrie, weshalb wir den Verlauf der Verhandlungen über die Vor— lage im Reichttag lebhaft beklagen und als Vertreter des Handels und der Industrie unseres Kammerbezirks im Sinne unserer Auftrag- geber zu handeln glauben, wenn wir gegenüber der Kritik der Vor- lage durch einzelne Parteiführer konstatiren, daß wir in der Dampfer⸗ subventions-Vorlage ein unser volkswirthschaftliches Wohl förderndes Vorgehen der Reichsregierung erblicken.“ . ;
Endlich ist noch eine Adresse von dem Bürgermeister aus Reichenbach (Oberlausitz; und einer Reihe von Fabrikanten und Kaufleuten der Stadt und Umgebung eingegangen. Die Petenten danken dem Kanzler für das energische und zielbewußte Vorgehen und beklagen es, daß eine Anjahl von Parlamentariern die Bedürfnisse der deutschen Nation vollständig verkannt hat.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 29. — In⸗
halt: Handels. und Gewerbewesen: Bekanntmachung, betreffend die
Einrichtung von Anlagen zur Anfertigung von Zündhölzern. — All— gemeine Verwaltungsfachen: Einrichtung des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts und Ernennung des Präsidenten. — Konsulatwesen: Exequatur⸗ ertheilung. — Todesfall. — Polizeiwesen: Ausweisung von Auslän⸗ dern aus dem Reichsgebiete. Amtsblatt des Reichs-Postamttz,. Nr. 37. — Inhalt: Verfuͤgungen: vom 16. Juli 1883. Wegfall einzelner Sorten von den Werthzeichen zur Entrichtung der statistiscken Gebühr und von den Wechselstempelwerthzeichen; vom 12. Juli 1884. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wabern ⸗Wildungen. Gen trgiblatt der Bauverwaltung. Nr. 29. = Inhalt: Amtliches: Perfonalnachrichten. — Ertheilung von Reise Prämien an Regierungs⸗Baumeister und Regierungs- Bauführer in Preußen. — Nichtamtliches: Anlagen für die Zollabfertigung in Häfen. — Die Bauthätigkeit des preußischen Staates im Gebiet des Hochbaues während des Jahres 1583. — Dag Post- und Telegraphengebäude zu Freiburg in Baden. — Der Hausschwamm und die Mittel zu seiner Bekämpfung. — Neuere Wohn und Miethẽhäuser in Madrid. — Vermischtes: Zur Einführung einer Normalzeit in Deutschland. — Wiener Stadtbahnfrage.
Etatistische Nachrichten.
Nach Feststellungen, welche von dem Verein deutscher Jute ⸗Indu strieller ausgehen, umfaßt, die deut che Jute. In du sta ie gegen; wärtig 23 g , und Weberesen, welche über 51 126 Spindeln und 2240 Webestühle verfügen. Außer diesen bestehen eine große Anzahl Hand ⸗ und mechanische Webestühle ohne Spinnerei⸗ betrieb, welche das von den erwähnten Fabriken gefertigte und von den eigenen Webereien der letzteren nicht absorbirte Gespinnst sowie auch ausländische Garne verarbeiten. Die neuesten Werke, wie Harburg, Hamburg und Stralau, sind noch in der Vergrößerung begriffen, wesche nach der Vossendung (voraussichtlich im Jahre 1883) die aufgeführte Anzahl Spindeln noch um ca. 10 00 und die der Webe⸗⸗ stühle um ca. 6öh0 vermehren werden. Hiernach wird die deutsche Jute. Industrie in nächster Zeit durch ca. 65 000 Spindeln repräsen⸗
gunst, Wissenschaft und Literatur.
Auch in dem 2. Vierteljahrsheft (April bis Juni 1884) der „Altpreußischen Monatsschrift! El. Band; der Neuen 1 * Provinzialblätter! 87. Band), , berausgegeben von
udolf Reicke und Ernst Wichert (Königsberg i. Pr., Verlag von Ferd. Bevers Buchhandlung) wird die Publikation des viel- besprochenen, bisher ungedruckten, Letzten (pbpsikalischen Werks von Kant, welches Reicke in dieser Form, unter Vorbehalt aller Rechte, als Manufkript herausgiebt, weiter fortgesetzt. Das neue Convolut, welches in dem vorliegenden Heft abgedruckt wird, besteht aus zwei halben und zehn ganzen Bogen und bildet das erste der ganzen Reihe, ist aber, wie der Herausgeber annimmt, das letzte gewesen, welches sich Kant anlegte, wahrscheinlich nicht vor 1801, und an dem er bis zu letzt, bestimmt noch im Jahre 1803, im Alter von 80 Jahren ge⸗ schrieben hat. Oft haben ihn seine Freunde noch an demselben arbeitend gefunden, wenn sie als Tischgäste ihn besuchten. Bei keinem
Kant gemahnt als bei diefem; keines gewährt einen traurigeren An— blick als dieses, schon äußerlich, denn nirgendwo sonst ist soviel aus nr, . über und zwischengeschrieben, so dicht und mit so kleiner, isweilen unleserlicher Schrift, daß das Ganze buntscheckig aussieht und das Auge beim Lefen ermüdet; ebenso ermüdend wirkt auch der Inhalt. Der erste Bogen hat die Ueberschrift: ‚Das All der Wesen, Gott und die Welt in einem synthetischen System der Ideen der Transc. Phil. in Verhältniß zu einander aufgestellt von 2c.“ Wohl mehr als g0 mal versucht Kant den Titel für sein Werk zu fixiren, dessen Ausführung weit über seine Kräfte ging; im vierten Bogen kommen solche Titelversuche wohl gegen 30 mal vor; noch viel häufiger, mindestens 150 mal, müht er sich ab, eine Definition der Transscendental-Philosophie zu geben und den Gegenstand derselben zu bestimmen. Die einzige Erholung in diesem Einerlei gewähren noch die hier und da eingestreuten Allotria: allerlei zufällige Gedanken über die verschiedensten Gegenstände, wie sie ihm bei seiner Lektüre oder bei seinen Gesprächen mit den Tischgenossen aufstießen, wirth⸗ schaftliche Notizen und allerhand Sachen, die nicht vergessen werden sollten. Das Wichtigste daraus ist an den betreffenden Stellen in dem Heft mitabgedruckt. Als Umschlag bat Kant das in Folio gedruckte Einladungkprogramm zu der am 22. Mai 1801 zu haltenden Ge⸗ dächtnißrede auf den Minister und Qber⸗Burggrafen Jakob Friedrich von Rohd benutzt, worin der zeitige Dekan der philosophischen Fakul⸗ tät, Prof. Dr. Samuel Gottlieb Wald das zweite Stück der Nach⸗ richten von den Schulen in Ostpreußen“ mittheilt. Auch dieser Um—⸗ schlag forderte Beachtung, denn die erste, dritte und vierte Seite sind von Kant an vielen freien Stellen und zwischen den Zeilen mit allerhand Bemerkungen versehen, welche Reicke wortlich wiedergegeben hat, da sie höchst, wahrscheinlich die letzten Kraftäußerungen des einst so gewaltigen Geistes gewesen sind. — Angesichts der erbitterten Polemik, welche über den Werth des Werks in einer der angesehensten deutschen Zeitungen jüngst ausgefochten wurde, ist gerade die Publikation dieses Convoluts von ganz beson⸗ derem Interesse. — Ferner bringt das neueste Heft der Altpreu⸗ ßischen Monatsschrift' den Anfang einer eingehenden Abhandlung von Pr. Walther Fuchs über Peter von Dusburg und das Chronicon (li- vense; sodann von Carl Beckherrn eine Genealogie seiner Familie nebst biographischen Mittheilungen über dieselbe, als Beitrag zur Kenntniß der Königsberger Stadtgeschlechter, und endlich einen interessanten Auffatz von A. Thomas über die ‚Struter“, wie der Reimchronist Nicolaus von Jeroschin jene Freischärlerbanden benennt, welche, in der Nähe der Grenze angesiedelt, den kleinen Krieg gegen die k und Litauer führten und bald im besonderen Auftrage der Ordens gebietiger, bald auf eigenen Antrieb die Dörfer und Höfe der Heiden mit ibren Ueberfällen heimsuchten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
St. Peters burg, 20. Juli. (W. T. B.) Nach einer Meldung des Regierungtanzeigers ist der Stand des Getreides in Rordrußland ein mittelmäßiger, in Livland und Kurland ein befriedi⸗ gender, in Litthauen und Polen ein günstiger, in Centralrußland ein mittelmäßiger (in Orel und Tula ein ungünstiger), in den Provinzen des Wolgagebietes ein befriedigender 0n Samara, Simbirsk und Ufa sogar ein günstiger) und in Südrußland ein gebesserter.
Gewerbe und Handel.
In dem Juliheft 18. Jahrgangs 1884 von Kunst und Ge⸗ werder, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie, heraus gegeben vom Bayerischen Gewerbe Museum zu Nürn⸗ berg (redigirt von Dr. Otto v. Schorn; Druck und Verlag von G. P. J. Bieling — G. Dietz — in Nürnberg) gelangt der inter essante Beitrag „Zur Geschichte des Goldfadens in alter; neuerer und neuester Zeit, von Hr. Franz Bock,“ zum Abschluß. Ueber die Reu⸗Entdeckung des Geheimnisses der aiten Goldgespinnste heißt es am Schlusse: Viele haben in den letzten Jahrzehnten das schon im Mittelalter ungekannte mysterium auri filati vergebens zu lüften ge fucht. In Oesterreich gelangten zwei Fachgelehrte zuerst zu der Er ⸗ kenntniß, daß die vergoldete Umhüllung des berühmten cyprischen Goldfadens nicht eine vegetabilische, sondern eine animalische Substanz sei. Endlich gelang es zwei Professoren an der technischen Hochschule zu München im vorigen Jahre, den Nachweis zu erbringen, daß nicht, wie jene annabmen, das Peritoneum, sondern die Sub⸗ mucosa der Därme gewisser Thiere das Substrat sei, dessen sich die Alten zur Herstellung der cyprischen Goldfäden bedient haben. Zu⸗ gleich versuchten auch die beiden Münchener Gelehrten, was vor ihnen noch Keiner unternommen hatte, vermittels dieser vergoldeten Darm⸗ häutchen ein den cyprischen Goldfäden gleichartiges Gold⸗ gespinnst für die heutige Industrie zu liefern. Die mittels der neu erfundenen Technik bergestellten Goldbrokate, Gold- und Silber⸗ stickereien, welche im Münchener Künstlerhause ausgestellt waren, haben den Beweis gellefert, daß die Professoren Dr. Harz und Pr. Wilhelm von Miller die schwierige Aufgabe glãnzend gelöst und der heutigen so hoch entwickelten Industrie ein vortreffliches Gold ˖ gespinnst wieder zugeführt haben, dessen Bereitung Jahrhunderte hindurch vergessen war. Da die obengenannten Erfinder zuerst für Deutschland der bekannten Firma Tröltsch und Hanselmann in Weißenburg bei Nürnberg das Patent zur fabrikmäßigen Herstellung der wiedererfundenen Gold⸗ und Silbergespinnste übertragen haben, so steht mit Grund zu erwarten, daß, gleichwie ehemals von ber Infel Eypern das orientalische Goldgespinnst auf die Märkte des Abendlandes gelangte, so auch in den nächsten Zeiten das wieder erfundene Münchener Goldgespinnst von. Deutschland aus zunächst feinen Weg zu den Fabrikstädten des Abendlandes antreten und in nicht zu fernen Tagen auch den Industriellen des Orients wieder zu Gute kommen wird, von wo dasselbe seinen Ausgang genommen hat. — Ferner bringt das Heft einen nachträglichen Bericht über die historische Goldschmiedekunst⸗ Ausstellung in der Bildergalerie des ungarischen National Museums in Budapest, welche in den Monaten Februar bis Mai d. J. dort stattfand, und eine eine eingehende Besprechung der bei Paul Bette hierselbst erschienenen Lichtdruck. Publikation des Tafelsilbers Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm, des zur Ver⸗ mählung Höchsiderfelben von preußischen Städten dargebrachten Fest⸗ geschenkß. Letzterer Äufsatz ist mit mehreren Abbildungen von Relief. medaillons ausgestattet, welche die Schalen eines Weinkühlers und einer Schmuckkanne zieren. Außerdem ist auf einer der Kunstbeilagen in dem Driginal⸗Lichtdruck des Werks (von Albert Fritsch) ein Dessertteller nebst Besteck dazu reproduzirt. — Unter der Rubrik, welche über Museen, Vereine, Aus- stellungen, Schulen ꝛc. berichtet, finden wir u. a. eine Beschreibung der zur Auktion gekommenen Kunstsammlung von Lorenz Gedon. — Außer den schon angeführten Textillustrationen bietet das Heft die Abbildung einer Bronzeglocke im Mährischen Gewerbemuseum zu Brünn (17. Jahrh.) und ihrer schönen Reliefs und Ornamente, die Aufnahme eines sinnig stylisirten Scheiben Ornaments vom Stylobagt
der Convolute, fagt Reicke, wird man so sehr an den altersschwachen
Sebastian zu Venedig. — Von den zwei weiteren Kunstbeilagen zeigt die erste, in vorzüglicher Radirung von J. Geyer, einen prãch⸗ tigen italienischen Schmuck (Kette, Kreuz, Ohrgehänge), eine vor⸗ jreffliche Arbeit der Späͤtrenaissanece des 17. Jahrhunderts;
die zweite, in Gold und Farbendruck, eine Albumdecke im Geschmadk
des vorigen Jahrhunderts (Leder mit Goldpressung), entworfen und gezeichnet von Johann Fink. — Gleichzeitig erschienen als Beiblätter die Rrn. 12 und 13 der Mittheilungen des Baverischen Gewerbe. museums.“ — Für die Textilabtheilung der Mustersammlung des Museums sind neue Schränke mit Schubladen angeschafft und die reichen Schätze diefer Abtheilung in historischer Entwick⸗ lung übersichtlich geordnet worden. Im chemischen Labora⸗ torium sind in jüngster Zeit mehrere japanische Bronzen auf ihre Zusammensetzung hin untersucht worden, und es werden dem⸗ nächst die . Mittheilungen des Museums darüber einen ausführ⸗ licheren Bericht bringen. Zu dem Bibliothekskatalog ist die Druck⸗ legung eines II. Nachtrages begonnen worden. Derselbe umfaßt die Erwerbungen vom 1. August 1878 bis zum 1. Juli 1884. — Für die nächstjährige Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen sind neue Anmeldungen eingegangen aus: Graz, Venedig, San Sepolero. Ferner darf die Betheilung der Türkei jetzt als gesichert angesehen werden. Ganz besonderes Interesse erregt die hiftorische Abtheilung. Unter den verschiedenen hochinteressanten Gegenständen, welche in dieser Abtheilung zur Ausstellung kommen werden, sei eine größere Anzahl altpersischer Metallarbeiten und eine Reihe von antiken Schmuckgegen⸗ ständen aus Italien hervorgehoben. Die letzteren sind so gut erhalten, und gefielen bei ihrer Auffindung vor 27 Jahren selbst dem ver= wöhnten Geschmack der süditalienischen Damen höherer Stände so sehr, daß sie von diesen mit Vorliebe getragen wurden. Ferner wird sich an der alten Abtheilung Hr. Dr. Fr. Bock, der bekannte Fach⸗ mann der Textilbranche und Verfasser des oben besprochenen Artikels, durch Ausstellung einer ganzen Kollektion alter Rauchfässer aus Bronze betheiligen, welche die geschichtliche Entwickelung dieses Ge⸗ räthes vorführen werden. — In der permanenten. Ausstellung des Mufeum hat die Firma Stahlichmidt u. Söhne in Mainhern heim mehrere Laternen, Hand- und Wandleuchter aus Schmiedeeisen zur Ausstellung gebracht. Nürnberg. 19. Juli. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held) Die Ruhe des Marktes hat auch diese Woche angedauert, und die täglichen Umsätze sind nur ganz geringe. Preise geben in Folge dessen langsam nach. Man kann heute schöne gepackte schon zu 168 —175 6, feine Originalhopfen zu 176 — 180 „ erhalten. In geringeren Sorten wurde letzter Tage nichts gehandelt. — Die Ernteausfichten sind bis jetzt in Deutschland fast allenthalben günstig. Antwerpen, 19. Juli. (WB. T. B) Wol lauktion. An— geboten 2511 B. australische Wollen, davon 2169 B. verkauft. Preise unverandert. ; Moskau, 20. Juli. (W. T. B.) Die Dividende der Kursk⸗ Kiewer Eisenbahn ist auf 10 Rubel festgesetzt worden. NewYork, 20. Juli. (W. T. B.). Nach dem setzten Wochenausweise der afsociirten Banken ist die Lage der Banken seit Jahren nicht so befriedigend gewesen, wie sie es gegenwärtig ist. — Ser Werth der Wagreneinfuhr der letzten Woche beträgt 103 Mill, von denen 3. Mill. auf Manufakturwaaren entfallen.
Verkehr s⸗Anftalten.
Hamburg, 20. Juli. (W. T. B.). Die Postdampfer Westfalia‘ und Wieland? der Hamburg⸗Amerika⸗ nischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft sind, von Hamburg kommend, gestern Morgen in New Jork eingetroffen, und der Po st; dampfer Lefsing“ derselben Gesellschaft, hat, von New Jork kommend, gestern Nachmittag 2 Uhr Kap Lizard passirt.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Quarantäne⸗Maßregeln aus Anlaß des Ausbruchs der Cholerakrankheit in Toulon und Marseille.
Durch Verfügung der K. K. Seebehörde zu Triest vom 7. Ju ist die strenge ärztliche Untersuchung der aus Italien anlangenden Schiffe und Personen, sowie der Effekten Letzterer vor der Zulassung zum freien Verkehr mit dem Hinzufügen angeordnet worden, daß auf Reisende aus Frankreich, sowie auf durch Exkremente verunreinigte Waͤsche besondere Aufmerksémkeit zu verwenden ist. 3
Außer den bisherigen Mitteln wurden zur Desinfizirung für schmutzige Wäsche und Kleider 5'/ο Karbolsäurelösung empfohlen.
Taut Änordnung der K. K. Seebehörde zu Triest sind für Schiffe, welche feit dem 15. Juni aus den französischen Häfen des Mittel meers oder aus den algerischen Häfen nach Gravosa (Ragusa) ab- gefahren, Quarantänemaßregeln verfügt worden. Diejenigen dieser Schiffe, auf denen während der Ueberfahrt kein Krankheitsfall vor gekommen ist und die auch sonst unverdächtig sind, unterliegen bei der Ankunft in den Häfen Bulgariens einer Observation von zehn Tagen, die verdächtigen einer Observation von zwanzig Tagen. ;
Die für Konstantinopel angeordnete fünftägige Quarantäne ist auf die Provenienzen der Häfen Varna, Küstendje, der Donau—⸗ häfen (Galatz u. s. w. und Odessa, andererseits auf diejenigen von Triest und Brindisi ausgedehnt worden. Die vom Schwarzen Meere kommenden Schiffe machen die Quarantäne in Anadoli Kawak (gegen⸗ über von Bujukdere) durch, die vom Mittelmeer kommenden in Nagara, am Eingang der Dardanellen.
Das Gexäck und die Kleider der Passagiere (welche an Bord zu verbleiben haben), werden desinfizirt, die Waaren dürfen während der Quarantänezeit nicht ausgeladen werden; dagegen wird die Post nach gründlicher Desinfektion den betreffenden fremdländischen Postämtern sofort ausgeantwortet.
Nachdem in Odessa eine viertägige Quarantäne gegen Schiffe aus Konstantinopel angeordnet worden ist, wird das deutsche Post⸗ amt zu Konstantinopel bis auf Weiteres keine Sendungen über Odessa abfertigen. ,
St. Petersburg, 1. (13) Juli. Anläßlich der in Frankreich immer größere Dimensionen annehmenden Cholera hat der Pra⸗ witelstwennij Westnik! in seiner heutigen Nummer Folgendes ver⸗
öffentlicht: ; .
Die russische Regierung hat unterm 16. und 19. Juni die Anordnung getroffen, daß unverzüglich die nämlichen sanitãren Quarantänemaßregeln zu treffen seien, wie im verflossenen Jahre ge⸗ schah, als die Cholera in Egypten herrschte:
a. Sämmtliche Fahrzeuge, welche aus von der Cholera befallenen Gegenden Frankreichs in russische Schwarzmeer Häfen einlaufen, sind an den QOuarantänepunkten einer zweiwbchentlichen Observation zu unterziehen, ganz unabhängig von der im Auslande beobachteten Quarantäne; b. in den bastischen Häfen sind sämmtliche aus Frank⸗ reich kommenden Fahrzeuge einer strengen sanitären Kontrole zu unter⸗ ziehen, und Schiffen aus solchen Ortschaften, an denen die Cholera herrscht, ist überhaupt nur dann das Einlaufen in den Hafen ge⸗ stattet, wenn dieselben ein Zeugniß über eine durchgemachte Obser vation an ausländischen Punkten vorzuweisen vermögen. .
Am 20. Juni hat sich das Ministerium des Innern mit dem Ministerium der Kommuntkationen in Verbindung gesetzt behufs un ⸗ verzüglicher Ergreifung von sanitären Maßregeln auf den Eisenbahnen im Allgemeinen und auf den Südwestbahnen im Besonderen nach ben fürn diesen Zweck bestehenden Bestimmungen. Außerdem ist das Ministerium des Innern mit dem Finanz ⸗Ministerium in Benehmen getreten in Bezug auf die Frage, daß das Zollressort nothwendig den Suarantãne⸗Institutionen behülflich sein musse.
Um lügenhaften Gerüchten und unbegründeten Nachrichten von Erkrankungen an der Chsiera vorzubeugen und um die betreffen den Sanitäts- Institutionen für den Fall, da die Cholera faktisch in den Marken des ruffifchen Reiches ausbrechen sollte, in voller Bereit ⸗ schaft zu halten, hat das Ministerium den betreffenden Behörden vorgeschlagen, sich an folgende, im Cirkular des Medezinal⸗Departe⸗
des Andrea Vendramin aus der Kirche San Giovanni e Paolo in
üirt, die eine Produktsonsfähigkeit von ca. 522 000 Doppel⸗Ctr. Fabri⸗ kate besitzen. .
Venedig und endlich zwei Fußbodenplatten von Fayence aus San
mentg heraus gegebenen Verordnungen vom 20. August 1883 zu halten: