1884 / 172 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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Königliche Bibliothek.

Die Königliche Bibliothek ist des inneren Umbaues halber vom 1. August bis inkl. 15. Oftober d. Is. geschlossen; das Journal⸗Lesezimmer nebst Karten- und Musikabtheilung jedoch nur vom 18. August bis inkl. 13. September.

Berlin W. den 23. Juli 1884.

Der Königliche Ober⸗-Bibliothekar. In Vertretung: Dr. Rose.

Abgereist: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Präsident der Hauptverwaltung der Staatsschulden, Dr. Sydow, nach Bad Oeynhausen.

Bekanntmachungen, die Unfallversicherung betreffend.

Die nach dem Unfallversicherungs-Gesetz vom 6. Juli 1884 (Reichz-Gesetzblatt Seite 68) der höheren Verwaltungsbehörde obliegenden Geschäste werden von der unterzeichneten Behörde, diejenigen der unteren Ver— waltungsbehörde von den Herzoglichen Landräthen, die⸗ jenigen der Orts-Polizeibehörde in den Städten von den Magistraten und Bürgermeisterämtern, außerdem von den Herzoglichen Landräthen wahrgenommen. .

Es bleibt vorbehalten, in geeigneten Fällen die Geschäfte der Orts-Polizeibehörde Ortsvorständen zu übertragen.

Meiningen, den 21. Juli 1884.

Herzogliches Staats-Ministerium, Abtheilung des Innern. Heim.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ aus Gastein meldet, gestern, bei dem wieder eingetretenen schönen Wetter, eine längere Promenade.

Zur Tafel waren der Kanzler des Königreichs Preußen, von Goßler, und der Sektions-Chef im österreichisch-ungarischen Ministerium des Auswärtigen, von Krauß, geladen.

Am Abend wohnten Se. Majestät einer Soirée in der Villa des Grafen Lehndorff bei.

In Bezug auf die Einsührung des Schlacht— zwanges und die Frage der Entschädigung der Besitzer der aufgehobenen Privatschlachtstätten in der Stadt Saarbrücken 5 das Reichsgericht, 1. Civilsenat, durch Urtheil vom

O0. Mai d. J. solgende Rechtssätze ausgesprochen: Die Publikation des Schlachtzwangsbeschlusses, welche sechs Monate vor dem Inkrafttreten des Schlachtzwanges zu erfolgen hat, wird dadurch nicht unwirksam, daß zur Zeit derselben ein öffentliches Gemeinde-Schlaͤchthaus noch nicht errichtet ist; nur für das Inkrafttreten dieses Zwanges bildet die Errichtung und Inbetriebstellung eines öffentlichen Schlachthauses eine noihwendige Voraussetzung. Dagegen bildet für die sechs— monatliche Anmeldefrist der Entschädigungsansprüche der Priratschlachtstättenbesitzer die thatsächliche Errichtung eines öffentlichen Schlachthauses keine nothwendige Voraussetzung; vieln ehr beginnt der Lauf dieser Frist stets mit dem Tage der Publikation des Schlachtzwangsbeschlusses und endet nach 6 Monaten, gleichviel ob sodann ein öffentliches Schlachthaus errichtet ist oder noch nicht.

Der Großherzoglich hadische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten.

An Stelle des zum 1. August d. Is. in das Kol— legium der Generalkommission zu Breslau versetzten bis— herigen Spezialkommissars in Fulda, Regierungs-A Assessors Müller, ist der Regierungs-Assessor Dahl stroem als Spezialkommissarius in Fulda bestellt.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 23. Juli. (Meckl. Anz) Der König Georg und die Königin Olga von Griechenland werden mit ihren Kindern morgen Abend zum Besuch am Großherzoglichen Hofe hier eintreffen.

Sachsen⸗Weimar⸗TkEisenach. Eisenach, 23. Juli. (Weim. Ztg.) Der Großherzog ist heute Mittag im besten Wohlsein, von der Großherzogin und der Prinzessin Elisabeth auf dem Bohnhofe empfangen, aus dem Haag zurückgekehrt.

Oesterreich Ungarn. Wien, 22. Juli. Die heutige „Wiener Zeitung“ peröffentlicht die Konzessions— urkunde vom 2. Juni 1884 für eine Lokomotiveisenbahn von Spielfeld nach Radkersburg; ferner die Verordnung des Handels-Ministeriums, vom 11. Juni 1884, betreffend die weitere Verwendung der Postsparkarten mit ein— geprägter Fünskreuzer-Briesmarke der Emission vom Jahre 1867; schließlich die Verordnung des Handels Ministers, vom 15. Juli 1884, betreffend die Regelung der Beziehungen der General-Direktion der österreichischen Staatsbahnen zur General-Inspektion der österreichischen Eisenbahnen.

Agram, 22. Juli. (Pr.) Mittelst Verordnung der Landesregierung wurden heute sämmtliche Prüfun—

en an der Universität eingestelht. Weitere Ver—

gungen dürften innerhalb dreier Tage erfolgen. Der Rektor und der Dekan der juridischen Fakultät bemühten sich heute vergeblich, einen Widerruf der Verordnung zu erwirken.

Schweiz. Bern, 23. Juli. (W. T. B.) Eine in Biel abgehaltene große Volksversammlung beschloß, den Bundesrath um das Verbot der Salutistenversamm— lungen und um die Ausweisung nusländischer Salutisten⸗ Offiziere zu ersuchen. 6nk n

Belgien. Brüssel, 23. Juli. (W. T. B.). Die Repräsentantenkammer wählte heute Thibaut von

von der Rechten zu Vize⸗Präsidenten. Von dem Minister des Unterrichts wurde ein organisches Gesetz über den öffentlichen Unterricht vorgelegt. Der Minister des Auswärtigen brachte unter dem Beifall der Rechten und unter Protesten von Seiten der Linken eine Vorlage ein, in welcher die Bewilligung des zur Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen mit der päpstlichen Kurie erforderlichen Kredits nachgesucht wird.

Der Senat hat den Baron Anethan zum Präsidenten und Merode⸗Westerloo und Kint zu Vize-⸗Präsidenten gewählt. Alle drei Gewählte gehören der Rechten an.

Großbritannien und Irland. London, 22. Juli. a Corr.) Die gestrige Reform dem onstzat ion be⸗ chästigt heute die gesammte Presse. Die „Times“ schreibt: „Gestẽrn war London Zeuge eines großartigen und imposanten Schauspiels. Es hat großartigere und glanzendere Aufzüge gegeben, allein das gestrige Schauspiel war einzig in seiner Art. Es war eine von dem Volke und für das Volk ge⸗ machte Demonstration, und sie trug alle Zeichen der Frei⸗ willigkeit und des Enthusiasmus zur Schau. Wir können uns leicht denken, daß viele ungünstige Urtheile über die gestrige Demonstration gefällt werzen dürften. Die Anhän⸗ ger Lord Salisbury's werden dieselbe ohne Zweifel als werth⸗ los behanteln, obwohl ihre Ueberzeugung von deren Un— bedeutsamkeit sie wahrscheinlich nicht davon abhalten wird, einen Gegeneffekt zu versuchen. Viele werden behaupten, daß 30 060 durch die Straßen Londons marschirende Men⸗ schen weder das Volk Englands repräsentiren, noch mit der Stimme des ganzen Landes sprechen. Die Thatsache ist un— bestreitbar, aber die Folgerung ist gewagt. Der populäre Wunsch nach der Erweiterung des Stimmrechts war sicher— lich nicht auf Diejenigen beschränkt, die an der Kund⸗ gebung theilnahmen. Es war eine völlige Harmonie und Solidarität zwischen dem Volke und den Demonstranten vor⸗ handen. Jedermann kennt den Unterschied zwischen einer harmonischen und einer unter sich entzweiten Volksmenge, und wenn gestern zwei feindselige Parteien in den Straßen gewesen wären, dürfte die Ruhe Londons leicht gefährdet werden sein. Wir können nur hoffen, daß der gestern ein⸗ geleitete volitische Feldzug durchweg in demselben bewun— derungswürdigen Geiste geführt werden möge. Es hängt jetzt von der Opposition ab, ob sie sich dem so besonnen und gemäßigt ausgediückten Willen des Volkes fügen wird“.

Die Regierung wird demnächst vom Parlament einen Nachtragskredit für den Civildienst in Höhe von 146 262 Pfd. Sterl. beanspruchen, der u. A. die folgenden Positionen enthält: 5000 Pfd. Sterl. für General Gortons Mission, 4000 Pfd. Sterl. für Adniral Hewetts Mission nach Abessinien, 5000 Pid. Sterl. für die Schritte, welche zur Er— langung der Freilassung der Mannschast des „Nisero“ er— griffen werden sollen, und 2725 Pfd. Sterl. für die Kosten der Beerdigung des Herzogs von Albany.

Während eines Seemanövers in Bantry Bai, an der irischen Küste, am Sonntag, kollidirten zwei Panzerschiffe des Reservegeschwaders „Desence“ und „Valiant“ in hestiger Weise. Menschenleben sind nicht zu beklagen, aber beide Schiffe haben sehr ernstliche Beschädigungen erlitten. Der Kapitän der „Defence“, welcher den Zusammenstoß verschuldet, wird vor ein Kriegägericht gestellt werden.

24. Juli. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Assuan, von gestern, meldet: Major Kitchener werde mit 40 Beduinen morgen von Kergzko nach Dongola abgehen, um über die wahre Lage der Dinge in Dongola Er kun⸗ digung einzuziehen. Nach in Suakim umlaufenden Gerüchten beunruhigen die Kriegsdampfer Gordons fortdauernd die Insurgenten zwischen Khartum und Berber.

Frankreich. Paris, 23. Juli. (W. T. B.) Der „Temps“ erfährt: der frühere portugiefische Minister des Auswärtigen, Serpa Pinto, sei mit einer ver— traulichen Mission bei der französischen und englischen Regierung in Angelegenheiten der Rege— lung der Kongofrage beauftragt. Das Blatt be— zweifelt jedoch, daß die Kongofrage den Charakter einer Partikularfrage behalten könne; es sei augenblicklich sehr ernst— haft von cer Einberufung einer internationalen Konferenz die Rede, welcher der Antrag, die Internationale afrika— nische Association als unabhängige Macht anzuerkennen, unterbreitet werden solle, wodurch die Internationale afrika— nische Association verpflichtet werden würde, ihre Stationen dem freien Handel aller Nationen zu öffnen.

Von gestern Abend bis heute früh 10 Uhr starben in Toulon 15, in Marseille 30 Personen an der Cholera. Von heute Vormittag 10 Uhr bis heute Abend wurden in Marseille 8, in Toulon 17 Cholera-Todesfälle gezählt.

Italien. Rom, 23. Juli. (W. T B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Königliches Dekret, durch welches die Quarantäne für die Landprovenienjzen aus der

Schweiz und aus Frankreich von 5 auf? Tage er— höht wird.

Rumänien. Bu karest, 23. Juli. (W. T. B.) Die Reise des Königs nach Belgrad zum Besuch des Königs von Serbien wird nach neuerlichen Dispositionen erst gegen die Mitte des Monat Oktober stattfinden.

Bulgarien. Sofia, 22. Juli. (Wien. Ztg.) Die Sitzungen der Kammer wurden gestern geschlossen. Der Fürst ist von Tirnowo abgereist und trifft morgen in Sofia ein. Gleichzeitig wird hier auch der Minister-Prä— sident Karawelow erwartet.

Amerika. New-⸗York, 23. Juli. (W. T. B. In einer gestern stattgehabten Konferenz der Unabhängigen wurden mehrere Resolutionen angenommen, welche sich gegen die Bildung einer neuen Partei zur Unterstützung der Präsidentschafts-Kandidatur Clevelands aussprechen.

(A. C) Ein Telegramm aus Dover Bay (New Hampshire), vom 21. d. M., meldet, daß die Legung des neuen Kabels vollendet ist und daß Depeschen zwischen Dover Bay und Waterville in Irland erfolgreich ge— wechselt wurden.

Afrika. Egypten. Kairo, 21. Juli. (Allg. Corr.) Ein amtliches Telegramm aus Assuan meldet, daß ein Kaufmann dort angekommen sei, welcher, wie er sagt, Kordofan vor zwei Monaten und Dongola vor 17 Tagen verließ. Während seiner Anwesenheit in Kordofan verkehrte er viel mit dem Mahdi und flüchtete & gli mit Bedawi Khalifa, der einer der Befehlshaber Hicks Pascha's war.

der Rechten zum Präsidenten und Tack und de Lantsheere

Letzterer begleitete ihn aber nur bis Dongola, wo er es vor—

zog, zu bleiben. Gegen seine Abreise von Dongola, sagte der RKaufmann, wurde keine Einsprache erhoben, und der Nudir und die Einwohner des Platzes waren, se nem Bericht zufolge, der egyptischen Regierung treu geblieben und. feindselig gegen den Mahdi gesinnt. Der Kaufmann erzählte ferner, daß viel Mannschaften von Hicks Paschas Armee sich jetzt im Gebirg⸗ aufhalten, und daß die in der Gewalt des Mahdi's benin? lichen Katholiken nichts zu fürchten haben. Der Zeichner, de die Armee begleitete, ist ebenfalls unversehrt. Mit Bezug au⸗ General Gordon berichtete der Kaufmann, daß Chartum zwar von Anhängern des Mahdi umzingelt sei, daß aber Gordon sie besiegt und zum Rüchuge genöthigt habe, wobei ihr Führer getödtet worden sei. Der Kaufmann behauptet. auch, daß General Gordon und der Mahdi täglich Brie; wechselten. Der Einfluß des Mahdi sei angeblich im Schwinden.

Die Garnison von Alexandrien wird in Kurzem verstärkt werden. Gegenwärtig stehen dort 1409 Mann britische Truppen.

Kairo, 22. Juli. (Allg. Corr.) Eine Compagnie des 45. Regiments wird in Kurzem von Ken eh nach Assiut abgehen. Gerüchten aus Eingeborenen-Quellen zu— folge herrscht unter der eingeborenen Bevölkerung von Assuan eine Panik, weil sie die Verrätherei der von der Regierung angeworbenen Beduinen fürchtet. Major Kitchener wird sich in Kurzem nach Dong ola begeben. In Assuan werden drei Kriegsdampfer unter dem Be— fehl des Kapitains Boardman equipirt, un auf dem Nil zu patrouilliren.

Suakim, 21. Juli. (A. C.) Eine Schaar berittener Rebellen erschien heute Morgen um 9 Uhr im Westen des rechten Wasserforts, wurde aber durch einige Granaten rasck in die Flucht getrieben. Die Rebellen werden täglich kühner. Major Chermside verhörte heute die fünf Araber, d während der Scharmützel der vorigen Woche gefangen ge— nommen worden sind. Einer derselben war bei der Nieder metzelung der Armee Hicks Paschas zugegen.

Zeitungsstimmen.

In den „Berliner politischen Nachrichten“ lesen wir:

Nach 5§. 104 2a der Novelle zur Sewerbrordnung von 1881 könrer Innurgen, welche richt derselben Aufsichtsbehörde untersteben, zur ge— meinsamen Verfolgung ihrer Aufgaben sowie zur Pflege der gemem— samen gewerblichen Interessen sich zu Innungsverbänden vereinigen. Janungsverbände, welche sich über mehrere Bundesstaaten, bezw. daz Reich erstrecken, bedürfen der Genehmigung des Reichskanzlers.

Es leuchtet ein, daß derartige Verbände von auf dem Bode Freiwilligkeit entstandenen Innungen, zumal, wenn sie das Reich umfassen, außerordentlich wirfsame Organe zur Förderunz de gewerblichen Interessen darstellen. Es ist dies unter andern auc von dem jetzt in Frankfurt tagenden Handwerkertage trotz der starker Hinneigung desselben zu obligatorischen Innungen anerkannt.

Wenn aber derartige das Reich umfassende Inr unge verbände sic bilden, so ist dies zugleich ein sprechendes Zeugnis für die Lebers— fähigkeit und Entwickelung des Innungswesens auf der Grundlage der bestehenden Reichsgesetzgebung. Denn die Bildung eines der artigen Verbandes mit einem das Reich umfassenden Bezirk setzt eine umfassende Organisation von Innungen auf Grund der Noelle von 1881 voraus und liefert daher den Beweis, daß in Wirkklichkeit die Bestimmungen der gedachten Novelle von dem Handwerkerstande, trotz aller Bꝛmübungen, ihn ron den erreichten und nabeliegender Zielen auf Irrwege zu verlocken, in ganz anderer Weise geschätzt und verwerthet werden, als die Anhänger weitergehender Forderunger dies glauben machen.

Trotzdem seit Emanation der Rovelle erst drei Jahre veiflossen sind, nimmt die Bildung derartiger auf Landesgrenzen rxicht be— schränkter Verbände rästigen Fortgang. Bereits sind, wie wir höter, Seitens des Reichskanzlers die Statuten folgender Verbände geneb⸗ migt: Bund der deutschen Schneider, Bund der deutschen Schuhmacher, Bund der deutschen Schmiede, Bund der deutschen Sattler, Riemer und Täschner, Bund der deutschen Glaser, Bund der deutschen Schornsteinfeger, Bund der deutschen Barbiere, Friseure und Perücken= macher und endlich Bund der Friseure und Perückenmacher. (Die letztgenannten haben sich getrennt von dem Berliner organisut) Außerdem hat die Konferenz der Delegirten deutscher Gewerbe⸗ und Handelskammern sich dieser Bewegung mit lebhaftem Interesse arze= rommen und zur Förderung der Bildung von Innungsverbänden ein Normalstatut ausarbeiten lassen, welches, wie wir hören, gleichfal die Genehmigung des Reichskarzlers erhalten bat.

In dem „Süddeutschen Bank- und Handels— blatt“ (München) lesen wir:

Im Reichstag ist bei Gelegenheit der Vorlage über die beantragt; Subvention für Dampferlinien nach Ostasien und Australien rer liberaler Seite wieder das beliebte Steckenpferd des Sparens zeritte⸗ worden.. . . Der volle Brustton, womit jeder Verfuch zur Au wendung reichlicherer Mittel fär einizermaßen ferner liegende Zwecke perhorreszirt wird, beweist durchaus nicht, daß das Glauben sbekenntz= niß in finanziellen und wirthschaftlichen Fragen, das nur immer an Sparen und Einschränken hinausläuft, wirklich ausschließ lich Ansrtus auf unanfechtbare Richtigkeit und Gemeinnützigkeit erheben darf.

Mit dem ewigen Beutelzuhalten kann unseren wirthschaftlite Verhältnissen gewiß nicht auf die Beine geholfen werden. Sollen wir einen größeren und reichlicheren Antheil am Welthandel erlanzer so dürfen wir vor neuen Aufwendungen nicht zurückschtecker Wenn der ostasiatischaustralisch! Verkehr heute noch en sehr geringer ist, so liegt hierin um so mehr eine Vet— anlassung, etwas zu dessen Hebung zu thun. Mit der Kleinlichkeit ur Pfennigfuchferei aber kann dem wirthfchaftlichen Aufschwung nis: gedient werden. Wenn der Staat inner nur folche wirthschaftlis Aufgaben in die Hand nebmen sollte, wofür die Rentabilität zin, mäßig nachzuweisen wäre, dann würde seine Einwirkung auf die nir,

schaftlichen Interessen immer eine minimale sein. Richtig ist, daß Staat unter Umstãnden neus Wege zeigen und das Risiko für derartige Wer. suche auf sich nehmen muß. Was der einzelne nicht kann, das vermag eben rr Staat zu leisten. Ein großer Staat namentlich muß dafür sergtn daß sich seine wirthschaftliche Erpansionsfähigkeit nach allen Sale entwickele. Mit dem engherzigen Philisterbestreben, daß nur ia kei⸗ Groschen nach irgend einer neuen Richtung verwendet werde, an nur eine ärmliche Krämerwirthschaft geführt werden. Deu chan ist aber mächtig, und wenn es will, auch reich genug, um seine elt stellung au im Außenhandel zu beweisen. J

Die „Leipziger Zeitung“ theilt folgende Kor— respondenz aus dem Erzgebirge mit: .

Wenn in dem ‚Jahresbericht der Handels. und Gewerbekamme Plauen auf das Jahr 1883 über die Lohnverhältnisse im Allgemeine gesagt ist: die Arbeitslöbne haben nur ganz vereinzelt und dann alt nur eine geringe Aufbisserung erfahren, der an anderen Stellen son=. eine Herabsetzung gegenübersteht, doch ist im Allgemeinen bei f durchgängig regelmäßiger und andauernder Beschäftigung jeden al ein Mehrrerdienst eingetreten‘, so ist zunächst dabei in Betract ? ziehen, daß eine regelmäßige und andauernde Beschäftigung 4 sich schon von der Arveiterbevöl kerung unserer Industriebezirk⸗ un eine große Wobltkat mit Recht angeseben wird, sodann verre aber auch besonders hervorgeboben zu werden, daß der enrãt⸗ Mehrverdienst gerade bei ciner ihrer Zahl nach mit am mei

ste⸗ * 8.

ins Gewicht fallenden Arbeiterklaffe ein fehr erheblicher gewelen itt

Nach Ausweis der Tabellen desselben Berichtes nämlich ist der Durch schnit:srerdiensl sämmtlicker beim Zwickauer Koblenbergbau Angestellter, deren Zabl, Beamte und Arbeiter in Eins gerechnet, S504 beträgt, von sI9 6 im Verjahre auf sss M im Jahre 1883, also um reichlich Su a, der Durchschnittsrerdienst der 9 88 Arbeiter allein von 780 auf 847 , mithin um mehr als S- i Y gestiegen. Im Ganzen erbielten die Arbeiter beim FToblenbergbau s 411 1798 , wäbrend sie im Vorjahre nur 7781 763 * erbalten hatten. Das sind immerbin Zablen. die für den Volkswohlstand und die Veolke⸗ ernäbrung erheblich ins Gewicht fallen und einen erfreulichen Fort⸗ schritt zum Besseren erkennen lassen.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamtz. Nr. 38. Inkalt: Verfügungen: vom 14. Juli 1884. Benachrichtiaung der nicht am Zollort wobnenden Empfänger zollpflichtiger Päckereien Seitens der Postanstalt des Zollorts.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Froßen Generalstabe Ferausgegebenen Kriegsgeschicht lichen i

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7 a eichen Belagerungen des Krieges von 1570 71 an Ausdehnung des i

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großen Waffenplätzen der neueren Zeit in Betracht kommen, sehr geräbert habe als die ron Paris; daß die Belagerung gesammelten Erfahrungen wesentlich zu den neuesten auf den Belagerungskrieg bezüglichen Verbesserungen beigetragen baben, und daß die bisherige amtliche Darstellung jenes Krieges den eigentlichen Artillerieangriff auf Paris nur in großen Zügen babe behandeln können. Die Darstellung entwickelt sodann die strategischen Erwägungen, welche zu dem Entschluß einer Be— sckießung der Haupistadt führten, schildert die Vorbereitungen der Belagerer sowie der Belagerten, und folgt dem Angriff auf der Ost⸗ front und Südfront. Eine Reibe von Anlagen enthält werthvolle Angaben über die Armirung von Paris, über die Schußzabl der ein⸗ jelnen Batterien u. a. m. Eine vorzügliche große Spezialkarte ver⸗ zeichnet die sämmtlichen beiderseitigen Belagerungswerke.

Das xrreußische Gesetz, betreffend die Zwangs voll streckung in das unbewegliche Vermögen, rem 13. Juli 883, nebst dem Gesetze, betreffend die Gerichtskostn bei Zwangs—« rsteigerungen und Zwangsverwaltungen von Gezenständen des un— weglichen Vermögens, vom 18. Juli 1883, und einem Anhange, be— treffend die Gebübren der Rechtsanwälte in diesen Fällen sowie den Bestimmungen über freiwillige Subhastationen, herausgegeben mit Einleitung, Kemmentar in Anmerkungen, Mustern zur Feststellung des geringsten Gebots und zum Theilungs plan sowie Kostentabellen ron Dr. J. Krech, Kaiserlicher Gebeimer Regierungs⸗Rath in Berlin,

nd Dr. D. Fischer, Amtsrichter u. a. 5. Prof. d. R. in Greifs⸗ wald, Berlin Und Leipzig. Verlag von J. Guttentag (D. Collin). 1884. Das vorstehende sebr nüglicde und brauchbare Werk liegt jeßt in TL und 798 S. vollstãndig vor. Dasselbe entbalt außer einer sehr aus führlichen Ein leitung (S. 180), in der die Verfasser zunäckst eine geschichtlicke Ueber⸗ sicht geben und sodann von dem Gesetz vom 13. Juli 1883 (seiner Ent stehungsgeschichte, seiner Anwendung nach Ort und Zeit, seinen Grund⸗ zügen, seinem Verhältniß zu dem bestebenden Reichs und Landesrecht, von der rechtlichen Beschlagnahme und der Zwangeversteigerung, sowie ron den allgemeinen Bestimmungen über die Zwangsvollstreckung und den Arrest in ibrer Anwendung auf die Zwangsvollstreckung und die Vollziehung eines Arrestes in das unbewegliche Vermögen) eingehend handeln, das Gesetz vom 13. Juli 1883 selbst, das in seinen 5 Ab⸗ schritten (Zwangsvollstreckung in Grundstücke, in andere Gegen— stände des unbeweglichen Vermögens, Zwangs versteigerung und Zwangsverwaltung in besonderen Fällen, Verfahren bei nicht rollendetem Grundbuche, Schluß und Uebergangsbestimmungen) mit einem ausführlichen Kommentar versehen ist, endlich das schon oben in dem Titel des Werkes angegebene Gesetz vom 18. Juli 1883 und den gleichfalls im Titel bereits seinem Inhalte nach bezeichneten An⸗ bang. Den Schluß bildet ein genaues Sachregister. Das vorliegende Werk hat ausschließlich den Zweck, die Praxis auf dem Gebiet des neuen Immobiliar⸗Zwangkvollstreckungsrechts zu orientiren. Bei Ab⸗ fafsung desselben haben die Verfasser natürlich die Vorarbeiten sorg- fältig benutzt und das in denselben niedergelegte Material, soweit ihm eine über das Stadium der Legislation binausreickende Bedeutung beimohnt, möglichst rollständig wiedergegeben, ohne sich jedoch hierbei irgendwie in der Freiheit der Interpretation beschränken zu lassen.

Im Verlage von Friedrich Luckhardt bierselbst ist eine Broschüre erschienen, betitelt: Die Cholera, ihr Wesen, ihre Entstehung und Verbreitung, sowie praktische Winke zu ihrer Verhütung“ ron dem vraktischen Arzt Dr. H. Blasiu s. (Pteis 50 43.) In anschaulicher Weise schildert Dr. B. auf Grund der neuesten Forschungen die Art der Verbreitung der Cholera durch kleine Pilze, welche an den Erkrementen des Kranken haften. Er entwickelt ein klares Bild, wie die kleinen Pilze sich vermehren, wie sie in den Darm eines Menschen gerathen, dort ätzend wirken und so das Bild der Krank— heit hervorrufen, und giebt schließlich genaue Anweisung, wie man sich im Allgemeinen und im Speziellen vor und nach dem Ausbruch der Krankheit zu verhalten habe.

Im Verlage von Wilhelm Rommel in Frankfurt a. M. ist sceben die 33. Auflage (Jahrgang 1884) von .O. Hub ners Statistischer Tafel aller Länder der Erde“ erschienen. Dieses allzemein bekannte praküische Werkchen enthält Größe, Regierungs form, Staatsoberhaupt. Bevölkerung, Ausgaben. Schulden, Papier⸗ geld und Banknotenumlauf, stehendes Heer, Kriegs und Handels flotte, Eir⸗ und Ausfuhr, Zolleinnahmen, Haupterjeugnisse, Münze und deren Werth, Gewicht, Ellenmaß, Hoblmaß für Wein und Ge— treide, Eisenbabhnen, Telegraphen, Hauptstädte und die wichtigsten Orte (mit Einwohnerzabl) aller Länder der Erde. Es hat diesmal eine vollständige Umarbeisung und beträchtliche Etweiterung durch den Professor für Staatsrecht und Statistik, Dr. Fr. von Juraschek, er fabren, so daß die Tafel nunmehr auch weitergebenden Ansprüchen genügen dürfte. Der Preis beträgt nur 50 4.

Gleichzeitig ist in demselben Verlage auch eine Taschenaus gabe in Buchform mit doppeltem Inhalt erwähnter Tafel (eleg. gebd) zum Preise von 1 erschienen.

Martin Luther. Eine Biographie von D. Theodor Kolde, ordentl. Professor an Ter Universitãt Erlangen. J. Band. 2. Lieferung. Gofba, Friedr. Andr. Perthes, 1884. Preis 2.40 C Von dieser Biographie, welche den Reformator in der

P 8 16 3. 1 2 *

die religiöse Enmwickelung Luthers beeinflußt gewesen ist, auch in de weiteren Verlauf seines Lebens überall den zeitgeschichtlichen, politi⸗

Rechnung trägt, soweit eine bald fördernde, bald hemmende, eine vorwärts treibende, oder auch vom uisprünglichen Ziele ablenkende Einwirkung ron itren cusgeganzen ißt, ersckien das erste Heft schon zum Lutberjubiläum. Jetzt

Von, den in demselben Verlage erschienener, in Nr. 130 des Reichs · Anzeigers besprocheren Stoffen zu Unterbaltungen mit kleinen Kindern im Anschluß an die Her-Speckter—

schen Fabeln, bearbeitet von dem Direktor Job Friedr. Ranke, ist noch ein zweites Heft ausgezeben worden (Preis TM), in welchem in 46 Abschnitten der Stoff der Fabeln mit dem dem Verfaßsser eigenen 3 zu anregenden Unterbaltungen der Kleinen verarbeitet wor- en ist.

Das Juni ·˖ Heft, 30. Bandes 15884 von Petermanns Mit thbeilungen aus Justus Perthes geograrhischer Anstalt! (Gotha, Justus Pertbes) bringt eine statistische Arbeit über den Elementarbildung grad in Desterreich Uagarn, von Jzgna; Fatseck, Königlich ungarischem Kartograpben, rebst einer von demjselken auf Grund der Volkszäblungsdaten von 1889/81 gezeichneten Karte, dar⸗ stellend das Prozentverhältniß der des Lesens und Schreibens kundigen FPerölkerung von Destereich Ungarn. Die Beschreibung der Reise Eduard Glasers durch Arbab und Haschid kommt in dem Heft zum Abschlus. Der Arzt bei der russischen Polarstation duf Noöwcja⸗Semlja, L. Grine⸗ vezki, schildert seine Wanderung durch die südliche der beiden dieses Land bildenden Irseln (Vortrag, gehalten in der russiichen Geo⸗ graphischen Gesellschaft)h. Eine Kartenskiize ift im Tert beigegeben. Eine Beschreibung der Fabrt Stanley's Kongo aufwärts, aus dem Jahre 1883, von H. Wichmann. sowie neue Beiträge zur Entdeckun ge geschichte Central · Amerifas, von Dr. H. Polakowsky, bilden den übrigen Inbalt, dem sich wie sonst der geogrephische Monatsbericht und die Literaturũbersicht anschließen.

In dem Juli⸗Heft interessirt vornebmlich eire kleine, in den geograxhiscken Monatsbericht eingefügte Planskizze (im Maßstabe von 1 zu 17509) von Angra Pequena mit der Besitzung des Hauses Lüderitz in Bremen, nach den an Bord S. M. Kanonenbeot Nautilus“ gemachten Aufnahmen. Ferner handelt Prof. H. Friß in Zürich ein⸗ gehend von dem Ucberschwemmunzsgebiet an der Grenze des Mittel⸗ und Ober Rheins, und liefert C. Vogel eine Kritik und Würdigung der Generalstabskarte des Deutschen Reichs in 674 Blättern (Maßstak 1: 100000). Den mitgetheilten Beitrãgen zur Hydro⸗ graphie des Sibirischen Eismeeres, nach den Beobachtungen der Vega“⸗ Expedition im Sommer 1878, von Prof. SH Mohn, Direktor des norwegischen meteorologischen Instituis, ist eine gra phische Darstellung von der Hand des Verfassers beigegeben, welche Temperatur und Saljgebalt des Sibirischen Eismeeres zur An⸗ schauung bringt. Auch die Arbeit des Marine⸗Lieutenants Andr. Hod gaard über die Eiszustände des Karischen Meeres ist mit einer Karte ausgestattet. Ein dritter Skandinavier, P. Lauridsen in Korenbagen, untersucht die Frage, ob Vitus Bering auf seiner ersten Reise im Jahre 1728 bereits bis zum Vorgebirge Serd;ie Kamen gelangt sei. In dem letzten Beitrage endlich giebt der Afrikareisende Ed. Rob. Flegel Materialien zur Drihograpkie und Erklärung einiger geogra— pbischen Namen auf Karten des Niger ⸗Benus⸗Gebietes.

Das 74. Ergänzungsheft zu „Petermanns Mittheilungen“ bietet einen interessanten Beitrag zur vergleichenden Erdkunde, ron dem Professor der Botanik an der Technischen Hochschule und Ditektor des Botanischen Gartens in Dresden, br.

1* 1

Oscar Drude, betitelt: Die Flöorenreiche der, Erde,

Darstellung der gegenwärtigen, Verbreitungsverhältnisse der w 4 geg . r n, . .

Pflanzen. Der Verfasser behandelt in seiner sebr gründlichen Ab—

handlung die Florenreiche als etwas Fertiges, Ganzes, das sich durch selbst rechtfertigt, wobei es noc genug Schwie— 82 er eine Begründung auz dem Klima der Gegenwart oder aus der geologischen Entwickelung der Erdoberfläche mit Berücksic wahrscheinlichen Klimate früherer Erdperioden als außerhalb seines Zweckes liegend. Er betrachtet seine Aufgabe als eine rein geegraphische, welche die Gesammflora der Erde in ihrer gegenwättigen Vertheilung zum Gegenstande hat. Dem entsprechend legt er in dem ersten, historisch kritischen Theil d leitenden Gesichtspunkte für seine Eintheilung der Erde in Flore reiche und die in der Geschichte der Pflanzengeographie durchgefübrt Abgrenzungen derselben dar. In dem andeten ausführenden Theil nennt der Verfasser zunächst diejenigen Punkte der Erde, an denen die größten Verschiedenbeiten der Flora sich angesammelt haben, sondert also die Haurtarur ven, worauf dann die weitere Eintbeilung derselben und die Aufzäblunz der charakteristischen Pflarzenordnungen folgt. Das zweite Kaxitel enthält dann die Scheidung und Charak— terisin ung der Florenteiche und Florengebiete selbst, welcke er in ein

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ozeanisches und ein Florenreich der Kontinente und Inseln (boreales, tropisches, australes Florenreich) trennt und im Einzelnen in ibren Haupterscheinungen betrachtet. Die Ab—

handlung ist mit 3 großen, sorgfältigen Karten ausgestattet, von denen die erste das ozeanische, nordische, indische, südafrikanische und antarktische Florenreich sowie Areale beschränkter Pflanzen—⸗ ordnungen, die zweite die Florenreiche von Inner⸗-Asien, dem mitleren Nordamerika, dem tropischen Afrika, Australien und dem nittleren Südamerika, und die dritte die Florenreiche der Mittelmeerländer und des Orients, von Ostasien, dem troxischen Amerika, den ost— afrikanischen Inseln und Neuseland zur Darstellung bringt.

Die in Leipzig und Berlin den 26. d. M. erscheirende Nr. 2143 der Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Erbprinz Heinrich TWTVII von Reuß j. L. und seine Verlobte, Prin⸗ zessin Elise von Hobenlohe⸗Langenburg. Nach Pbotograrbien von Heinri Graf in Berlin und Schumann u. Sohn in Karlstußbe. Hellmers Mozart Büste vor dera Mozart -Häuscken in Saljburg. Vorwurf zu der rrojektirten Mojzart. Statue für Wien. Das neue Concert und Vereinshaus in Stettin. Nach dem Entwurf des Bau— meisters Schwechten in Berlin gezeichnet von G. Theuerkauf. Das

4 Abbild., rach Zeichnungen von C. Grote: Ansicht von Hameln. Das Rattenfängerbaus in Hameln. Kinder⸗ aus;zuaz. Der letzte im bistoriscken Festzuge. Friedrich Wilbelm Bessel. (Zu seinem 100 jäbr. Geburts tage). Bräubofscene. Gemälde v Aloys Gabl. Nach einer Photographie von Franz Harsstängl in München. Pommerische Ostiecbäder. 6 Abbildungen, nach Zeichnungen von Hans Petersen: Herrenbad Swinemünde. Kurhaus in Heringsdorf. Strand bei Zinnowitz. Misdrev. Eirfahrt bei Swinemünde. Seeschloß Lindemann in Heringsdorf. Bilder aus der Märkischen Schweiz. 6 Abbildungen, nach Zeichnungen von Hellmuth Rätzer: Das König liche Schlößchen bei Freienwalde. Freienwalde a. d. Oder. Der Baasee. Der Gesundbrunnen. Der Teufelssee. Wilbelmshöhe und das Kriegerdenkmal. Bumerangwerfende Auftralneger in der Hasenhaide zu Berlin. Original;jeichnung von G. Kock. Karte von Angra Pequena. Entworfen und gezeichnet von Paul Engel bardt. Polytechnische Mittheilungen: Verschlußvorrichtunz für obere Fensterflũgel. 2 Figuren.

Gewerbe und Handel.

Die Jahresberichte der Fabrikinspektoren pro 1883. V.

(N. A. Ztg.) Auch die Provinz Sachsen bildet zwei Aufsi bts⸗ bezirke, deren erster den Regserungs bezirk Magdeburg umfaßt, wäh— rend der andere aus den Regierungsbezirken Erfurt und Merseburg gebildet wird.

Der Aufsichtbeamte für den Regierungsbezirk Magdeburg berichtet über eine Zunahme der ibm unterstehenden gewerblichen Anlagen um 30 auf 2916, und der Arbeiter um etwa 1509 auf circa 3400). Wesentliche Betriebscergrößerungen erfuhren die chemische Groß- und Kalisalj⸗Industrie zu Schönebeck, Staßfurt, Aschersleben, Wefster-Egeln; Maschinen⸗ und Metallwaarenfabrikation erhöhten sich stellenweise, in geringerem Maße die Anfertigung von Holzarbeiten, dagegen unterlag Handschuh⸗ und Lederfabrikation einem Stillstand, wenn nicht Rückgang. Einen erheblichen Aufschwung seit 19 Jahren hat die Thonwaaren⸗Industrie im Kreise Neu⸗Haldensleben genommen, welche Majolika, Sydorolith und Steingut waaren berstellt und 1874 erst 462, 1383 aber 1146 Arbeiter beschäftigte. Auch beim Eisen— hütten-, Geschirr⸗ und Emaillirwerk Thale, sowie dem Ilsenburger Werke und der Eisengießerei zu Wernigerode vermehrte sich die Arbeiterzahl. Der Verkehr des Beamten mit Arbeitgebern und Nehmern gestaltete sich wie früber gut. Unfälle wurden dem Be⸗ amten 112 gemeldet, darunter 32 schwere, bei welchen in 13 Fällen der Tod sofort eingetreten war. Behufs Unfallverhätung wurden

S63 Anordnungen getroffen, darunter allein 44 bei Zuckerfabriken. Für Fabrstüble wurde angeordnet, das in jedem Stecwerk ein Glockenaxxarat anzubringen sei, deñen Glocke anschlägt, sobald der Fabrstubl das obere Stockwerk verläßt, nicht aber, wenn er aufsteigt. Ueber gefabrvolle Beschaffenbeit von Centrifugen wird kier und in anderen Berichten wiederbolt geklagt, in 3 Fällen mußte sofortige Betriebseinstellung verlangt werden.

Aus den Regierungsbezirken Merseburg und Erfurt meldet der Bericht, das Jabr 1883 kennzeichne sich durch rege Fabrikationsthätigkeit., reiche Arbeitsgelegenbeit und guten Verdienst für die Arbeiter, aber mäßigen Gewinn für die Unternehmer in Folge gedrückter Preise Die Zabl der Arbeiter stieg um 2558 auf 61,735 oder um 455, von der Vermehrung entfallen 800 Mann auf die Maschinenfabrikation. Braunkohlen . Theer⸗ Paraffin · und Mineralõl- fabtikation erfreuten sich einer sehr günstigen Lage, da nach länzerem Druck sammtliche Fabrikate Preisstei gerung erfuhren. Von den Arbeitern wurde der Aufsichtsbeamte öfter als fräber um Wahr- nehmung ibrer Interessen angegangen, in 7 Fällen gelang es, eine Einigung mit den Arbeitgebern zu erzielen, darunter in 3 Fällen den Arbeitgeber za einer billigen freiwilligen Entschädigung verletzter Arbeiter zu veranlassen, nachdem der Prozeß gegen cie Unfallxersiche⸗ tungs gesellschaft einen dem Verletzten ungünsttgen Verlauf zu nehmen sckien. Die Zunahme der jugendlichen Arbeiter entspraw derjenigen der erwachsenen fast genau, dieselbe fällt nur auf die 14 bis 16 jährigen, die Zahl der beschäftigten Kinder (12 bis 14 Jahre) nahm ab. Die Hauxteisenbabnwerkstätte zu Halle hat in April 1883 eine Lebrlings- werkstätte eröffnet, welche schon jetzt erfreuliche Erfolge erwarten lätzt. Die tägliche Arbeitsdauer stellt sich im Durchschnitte auf 11 Stunden, nur in seltenen Fällen wurde dieselbe nicht erreicht, ebenso selten aber überschritten.

fälle gelangten 309 zur Anzeige, darunter 26 mit tödtlichem Ausgange, 8 mit dauernder Invalidität, 12 mit Halbinoꝛliditãät, 13 mit Arbeits unfäbigkeit über 13 Wochen. Von den Arbeitern waren 153 gegen alle Unfälle, 20 allein gegen Haftpflicht,

klagen, auch in diesem Jahre wurde er von einigen Fabrikbesitzern um Rath in dieser Beziehung gefragt, oder um Besuch gebeten; nur in

verschiedenen Melasse · Entzuckerungsverfabren vom hyzienischen Ge⸗ sichtspunkte aus anzustellen. Das Ergebniß war, daß der Beamte urtbeilt: das Scheibler. Serferthsche und das Manurp'sche Alkobol⸗ Elutionsverfahren seien die gesundbeitlich ungünstigsten, dagegen das Sostmannsche Elutions- und das Strontian erfahren die gesundbeit⸗ lich zünstigsten Melasse ⸗Entzuckerungsverfabren. Ueber Arbeiter- verbältnisse wird berichtet: Von Jahr zu Jahr mehre sich die Ein wanderung und Heranziehung fremder Arbeiter, namentlich aus Schle⸗ sien, Posen, Polen und Italien; es geschehe das nicht zum Vortbeile der einbeimischen Arbeiter und Berölkerung. Beamte wie Aerzte bezeugen, daß in den davon berührten Gegenden (beide Mansfelder und Saalkreis, Sangerbhausen und Bitterfeld) nicht allein der Schnaps⸗ genuß unter der Arbeiterbevölkerung und in Folge dessen auch die Rohheit in erschreckender Weise zugenommen habe, sondern daß auch Vergnügungssucht, Mangel an Haäuslichkeit und Sparsinn überhand nehme, welche den Wohlstand untergraben. Eine rühmliche Ausagabme machen die aus den Kreisen Worbis, Heilizenstadt und Müblbausen alliäbrlich zu den Camragaen der Zuckerfabriken auswandernden Arbeiter. Schleswi inspektors, der s der Betriebe si 3 um 55 auf 882, mit anderen Motoren ; Betriebe obne Motoren um 106 auf 2793 zutückzingen. Die Ar—⸗ beiterzabl stieg um 1476 auf 35 274 oder um 43 0660. Diese Zunahme vertheilte sich auf fast alle Industriezwęige gleichmãßig, nur die Grupren: Steine und Erden. Paxier und Leder und Maschinen re. zeigten Abnahme der Arbeiter; letztere Gruppe reranlatjt durch

sbezirk eines Fabrik⸗ w Die Zahl

mpfbetrieb während die

finanzielle Mißverbältnisse einer größeren Schiffswerft in Kiel. Den i . j rer; 6 3 . 2 . . 2 —— 2

Rückgang bei der Lederindustrie erklärt der Bericht aus dem Ueber- gange vom Handwerks- zum Fabrikbetrie e aus alter Zei stammenden vollständig handwerksmäßig benen Gerbereien wollen nicht mehr lohnen und werden dah ifgegeben und in Mo⸗ torenbetriebe umgewandelt. Der Bericht begrüßt die Verminderung

solcher veralteten, für Loh⸗ und Weißgerberei eingerichteten Arbeits⸗ stätten, deren Lage und Einrichtung oft bedenklicb sei, als einen für das Gemeinwohl förderlichen Vorgang. Die Zabl der industriell be—⸗ 182 *.

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schäftigten Frauen, jugendlichen Arbeiter und Kinder bat tro der Vermehrung der Gesammtarbeiterzahl abgenommen. Der größte Theil der Arbeitgeber bringt der Thätigkeit des Aufsichts—⸗ beamten rolles Vetständniß entgegen, dagegen bestehen zu den Arbeitern bisber gar keine Beziebungen, da es in dem Wohnorte desselben an Industrie fehle und die Dauer der Anwesenheit an industriereicheren Orten zur Anknüpfung solcher Beniehungen zu kurz

7 Unfälle, bei denen 984 Personen verletzt wurden,

gelangten zur Anzeige, 15 derselben hatten den Tod von 260 Menschen zur Folge, 3 Arbeiter wurden ganz-“, 2 halbinvalide. Von den 94 Verletzten waren 43 gegen Unfall, 3 nur gegen Haftpflicht versichert, von den Unversicherten gehörten 17 Kranken, resp. Unterstützunge⸗ kassen an. 112 Anordnungen betreffs Unfallverhütung wurden ge— troffen. Zur Unfallzersicherung bemerkt der Bericht:; ‚Die Unfall—⸗ versickerungsgesellschaften bringen alle nur irgendwie zweifelbaften Unfälle zur Entscheidung des Richters. Die Erledigung der meisten mir bekannt gewordenen Klagen ziebt sich oft durch mehrere Jahre bin, und der Ausfall eines solchen Prozesses, wenn der Kläger, der mꝛistens im Besitze des Armenrechtes ist, nichts zu verlieren bat, ward von Vielen wie eine Art Glücke spiel ange seben. Für einen sebr großen Tbeil von Arbeitern ist es schon etwas Unbegréifliches, wenn sie zur Etlanzung eines ihnen gesetzlich zustehenden Rechtes klagen müssen. Die Klage ist nicht gegen die Veri verungszesellschaft, sondern gegen den durch dieselbe geschützten Brodherrn gerichtet. Von dem Begriff es Prozesses ist nach Anschauung des gewöhnlichen Arbeiters der Begriff ärgster Feindschaft unzertrennlich Der Gegner ist natürlich im Uarecht, er soll geren und verweigert ihm sein Recht. Eatscheidet sich daun nach langer und banger Zeit der Streit zu seinen Un— gunsten, so ist das Unrecht nur noch größer geworden, indem auch der Richter ihm sein Recht vorenthält. Fällt die Entscheidung zu seinen Gunsten aus und gelangt er nun in den Besitz der erstrittenen Entschädigung, so ist die Schlechtigkeit seines Brodherrn dadurch nicht getilgt, der ja nur der Gewalt gewichen.“ .

Auch die Provinz Hannover bildet nur einen Aufsichtsbezirk; hierüber wird berichtet, mit Ausnahme der Eisenindustrie sei in allen Industrie zweigen ein zwar langsamer, aber stetiger Fortschritt zum Besseren zu rerzeichren, jedoch auch in genannter Industrie sei im Allgemeinen nicht gerade ein Rückschritt vorhanden., sondern mehr ein Stillstand, ein weniger schnelles Fortschreiten, als erwartet wurde. Ein wirklicher Rückgang existite dagegen in der Drabtindustrie, als dessen Gründe Erhöhung der rujsischen Zölle und Abnabme der Aus fubr nach Amerika und Frankreich bezeichnet würden. Die Zabl der beschäftigten Arbeiter ist bedeutend gewachsen, die der jugendlichen ziemlich konstant geblieben, doch zeigt sich eine Zunabme der Kinder⸗ arbeit (12 bis 14 Jahre) von 221 in 1881 auf 334 in 18a moo ö, . Die Gesammtzabl der gemeldeten Unfälle betrug 166, darunter 25 Todesfälle, 16 mit dauernder Erwerbsunfähigkeit; 5ꝰ der Unfälle hätten nach Meinung des Aufsichtebeamten vorauesichtlich dur rechtzeitige An bringung bekannter Schutzvorrichtungen vermieden werden können. 439 Schutz vorrichtungen wurden angeordnet, für Zuckerfabriken be⸗ sondere Schutzvorrichtungen erlassen. Viele Arbeiter zeigten großen Widerwillen gegen Glimmerschutzbrillen; sie behaurten, bei längerem Gebranche derselben ganz verwirrt zu werden und Kopfschmerzen zu bekommen, während Drahtbrillen diese Wirkung nicht hätten. Der