D eselben werden den Besitzern mit der Aufforderung
gekündigt, . ꝛ; ̃ . den Kapitalbetrag zugleich mit den Zinsen für das 2. Halbjahr 1884 vom 15. Dezember d. J. ab
gegen Quistung und Rückgabe der Aktien nebst den dazu ge⸗ hörigen Zinsscheinen Reihe IX. Nr. 3—5 und Anweisungen zur Reihe X bei der Staatsschulden⸗Tilgungskasse hierselbst, Taubenstraße 29, zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, mit Ausschluß der Sonn⸗ und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jeden Monats. .
Die Einlösung geschieht auch bei . Hauptkassen, den Bezirks⸗-Hauptkassen der Provinz Hannover Und der Kreiskasse zu Frankfurt a. M. Zu diesem Zwecke können die Aktien nebst Zinsscheinen und Anweisungen einer dieser Kassen schon vom 15. November d. J. ab eingereicht werden, welche sie der Staatsschulden⸗Tilgungskasse zur Prüͤ⸗ fung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Aus— zahlung vom 16. Dezember d. J. ab bewirkt. :
Vom 1. Januar 1885 ab hört die Verzinsung der gekündigten Dokumente auf. .
ugllich werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Ankage verzeichneten, noch rückständigen Dokumente wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Verzinfung bereits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat. . .
Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzuliefern⸗ den Zinsscheine wird von dem zu zahlenden Kapitalbetrage zurückbehalten.
Formulare zu den Quittungen werden von den oben— bezeichten Kassen unentgeltlich verabfolgt.
Berlin, den 1. Juli 1884. ;
Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow.
Bekanntmachungen, die Unfall versicherung betreffend.
Ministerial⸗Verordnung,
die Ausführung des Unfallversicherungsgesetzes für das Deutsche Reich vom 6. Juli 1884 betreffend. Vom 23. Juli 1884.
Auf Grund des 5. 109 des Unfall versicherungsgesetzes für das Deutsche Reich vom 6. Juli 1884 (Reichs-⸗Gesetzblatt Seite 69—1111) verordnen wir hierdurch, was folgt:
6
Die in dem angeführten Reichsgesetze den „höheren Ver— waltungsbehörden“ zugewiesenen Verrichtungen sind von den Fürstlichen Landräthen, die den „unteren Verwaltungs— behörden“ und den „Ortspolizeibehörden“ übertragenen Ver— richtungen aber in Stadt- und Landgemeinden vom Gemeinde— vorstande, in Guts-, Domänen⸗ und Forst-⸗-Polizeibezirken von den Guts⸗, beziehungsweise Domänen- und Forst-Polizei— verwaltungen wahrzunehmen.
8 *
Die im 8. 11 Absatz 3, 8. 35 Absatz 2 und §. 82 Absatz?2 des Unfallversicherungsgesetzes bezeichneten Strafen fließen in die Kasse derjenigen Behörden, welche dieselben verhängt haben, die in 5. 85 Absatz 2 desselben Gesetzes gedachten Strafen aber in die Fürstliche Staatskasse.
Sondershausen, den 23. Juli 1884.
Fürstlich Schwarzburgisches Ministerium. Reinhardt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 26. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ aus Gastein berichtet, gestern nach dem Bade, trotz des regnerischen Wetters, eine Promenade und statteten Nachmittags der Fürstin Hohenlohe einen Besuch ab.
Zur Tafel waren keine Einladungen ergangen.
Bei dem Ausfluge nach Böckstein, am Donnerstag, nahmen Se. Majestät auch am Kegelschieben Theil; die Rückkehr von Böckstein erfolgte erst Abends 7 Uhr.
Den durch das neuliche Hagelwetter beschädigten Ein— wohnern des Gasteiner Thals haben Se. Majestät der Kaiser eine Unterstützung von 1000 „ zugehen lassen.
— Die Wegnahme eines Sparkassenbuchs, um darauf die Spareinlage ganz oder theilweise zu erheben und sodann das Sparkassenbuch dem Eigenthümer wieder zurück— zubringen, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafs., vom 1. Mai d. J., als Diebstahl zu bestrafen.
— Zu dem nach Preuß. Allg. Landrecht erforderten ausdrücklichen Anerkenntniß eines von einem un— selbständigen Haussohn abgeschlossenen Schuldver— trages nach gehobener Handlungsunfähigkeit gehört nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Civilsenats, vom 21. Mai d. J, nicht die ausdrückliche Bezeichnung der Schuld, auf welche sich das Anerkenntniß bezieht; vielmehr genügt das Anerkenntniß auch dann, wenn der Gläubiger noch ander— weitig die Identität der anerkannten Schuld mit der von ihm geltend gemachten nachweisen muß. Ist der Gläubiger ein Kaufmann, so bedarf es überhaupt keines ausdrücklichen Anerkenntnisses der Schuld nach gehobener Handlungs— unfähigkeit, sondern es genügt auch ein stillschweigendes An— erkenntniß durch concludente Handlungen.
— An Zöllen und gemeinschaftlichen Ver— brauchssteuern sowie anderen Einnahmen sind im Reich für die Zeit vom 1. April 1884 bis zum Schlusse des Mo⸗ nats Juni 1884 einschließlich der kreditirten Einnahmen (und verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt: Zölle 48 891 954 0 ( 3277538 S6), Tabacksteuer 794 528 S6 (4 552 281 M), Rübenzuckersteuer — 47 111 023 Æ (— 5583 906 46), Salz⸗ steuer 7 837 319 6 (4 120368 St), Branntweinsteuer 8714 160 6 (4 962774 M6), Uebergangsabgaben von Branntwein 29490 MC ( 56065 S6), Brausteuer 4598 8897 6 (4 38 425 S6), Uebergangs abgaben von Bier 392 698 S (4 46619 6); Summe 24 148 013 (6
den Regierungs⸗
( so 295 46). — Spielkarten stempel 179 61946 (1553846), Wechselstempelsteuer I 654 077 S — 10 8585 46), Stempel⸗ abgabe für Werthpapiere, Schlußnoten, Rechnungen und Lokterieloose 3 442 983 S (— 3066 111 606), Post⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung 39 688 619 6 ( 1712 698 0). Reichs ⸗ eisenbahn⸗ Verwaltung 11 405 900 6 —— 192225 u).
Die zur Reichskasse gelangte Ist-Ein nahme, ab— züglich der Ausfuhr⸗Vergütungen und Verwaltungskosten, be⸗ tragt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Juni 1884: Zölle 42176610 s6 (— 320 749 416), Taback⸗ steuer 572 628 S (— 458 959 a), Rübenzuckersteuer 40 410 576 6 ( 7607114 66), Salzsteuer 9 005292 60 ( 263 3386 M), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 11 091 398 6 ( 580 522 6), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 4241 1706 (4 73 683 4); Summe 1607 497 674 S ( 8 662 955 6). Epielkartenstempel 261 654 6 (— 3898 ().
— Die im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellte, in Nr. 173 d. „RA“ . veröffentlichte Ue bersicht der Betrieb s⸗ ergebnisfe deutscher Eisenbahnen für den Monat Juni d. J. ergiebt für die 43 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Be⸗ triebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, mit einer Gesammt⸗-Betriebslänge von 30 590,64 km, nach— stehende Daten: . ̃
Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Juni d. J: a. beim Vergleiche der provisorisch er⸗ mittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: bei 37 Bahnen mit zusammen 25 806,39 km höher und bei 11 Bahnen mit zusammen 4784325 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 31 Bahnen mit zusammen 6685,98 km höher und bei 12 Bahnen mit zusammen 23 9064,66 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der pro— visorisch ermittelten Ergebnisse des laufen—⸗ den Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: bei 34 Bahnen mit zusammen 27139,68 ki höher und bei 9 Bahnen mit zusammen 3450, 96 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 34 Bahnen mit zusammen 27139,68 km höher und bei 9 Bahnen mit zu⸗ sammen 3450,96 km (darunter 1 Bahn mit vermehrter Be— kö geringer, als in demselben Monate des Vor— jahres.
Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ig⸗ nuar bis Ende Juni d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau— fenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: bei 27 Bahnen mit zusammen 6080,68 kin höher und bei 16 Bahnen mit zusammen 24 510,06 km geringer, als in dem— selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo— meter Betriebslänge bei 27 Bahnen mit zusammen 6080, 8 km höher und bei 16 Bahnen mit zusammen 24510, 0s km (darunter 4Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergehnisse mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: bei 31 Bahnen mit zusammen 26 S9, 66 km höher und bei 12 Bahnen mit zusammen 3690,98 km ge— ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und a uf das Kilometer Betriebslänge bei 29 Bahnen mit zusam— men 6483,57 km höher und bei 14 Bahnen mit zusammen 24107, 07 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Betriebs— länge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres.
Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rech⸗ nung verwalteten Bahnen, betrug Ende Juni d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 160 280 000 (54 915 000 Mυι Stammaktien, 44 5g5 000½ Prioritäts-Stamm— aktien und 60770 000 S Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 642,82 Km, so daß auf je 1 Em 249 339 ( entfallen.
Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Juni d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 749 967 272 /, (335 919 850 υ½ Stammaktien, 98 530 g00 AM Prioritäts— Stammaktien und 315516523 S6 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi⸗ tal bestimmt ist, 3951,75 km, so daß auf je 1 kRm 189781 S entfallen.
— Der Königlich serbische Gesandte am hiesigen Aller— höchsten Hofe, Pétronieévitch, hat Berlin auf kurze Zeit verlassen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Eisenasch, 25. Juli. (Weim. Ztg. Der Erbgroßherzog und die Erb— großherzogin sind gestern mit ihren Kindern zu längerem Besuch in Schloß Wilhelmsthal eingetroffen, woselbst heute der Geburtstag der Erbgroßherzogin gefeiert wird.
Oesterreich⸗ Ungarn. Agram, 24. Juli. (Wien. Ztg.) Die Landesregierung hat die Verfügung in Betreff der Sistirung der Prüfungen an der Universität dahin modifizirt, daß diejenigen Studenten, welche an den unbefugten Versammlungen nicht theilnahmen, zur Prüfung zugelassen werden, während die der Theilnahme Verdächtigen nur bedingungsweise zugelassen sind. — Die Studenten be— ö. für heute Abend dem Rektor Lorkovic eine Ova— ion vor.
Belgien. Brüssel, 24. Juli. (Köln. Ztg) Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Chevalier de Moreau, hat für die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zum Vatikan von der Kammer einen Kredit verlangt und zu Gunsten dieser Forderung die folgenden Gründe angeführt: „Ein halbes Jahrhundert hindurch hat Belgien, in allem Wechsel seiner inneren Politik, seine Beziehungen zum heiligen Stuhl auf— recht erhalten. Im Jahre 1872 wurde zwar ein Antrag, die Kosten der Gesandtschaft in Rom aus dem Budget zu streichen, gestellt und lebhaft besprochen, aber mit 53 gegen 32 Stimmen abgelehnt. Im Jahre 1880 wurde der Verkehr mit dem Vatikan abgebrochen; wie und weshalb das gescheh, ist noch in frischem Gedächtniß. Seitdem hat die Opposition wieder⸗ holt erklärt: sie werde die Beziehungen wiederherstellen, sobald sie durch die Wahlen wieder die Mehrheit erlangt
haben würbe. Dieser Fall ist jetzt engetreten. Wenige nach dem Amtsantritt des jetzigen Kabinets kam Se. Emin der Kardinal ⸗Staatssekretär zuerst mit einem offizsosen * uns entgegen und erklärte: Se. Heiligkeit habe nie aufgehi sein Wohlwollen für Belgien zu hegen, und wünsche die r. matischen Beziehungen wiederhergestellt zu sehen. Wir be. mit Genehmigung des Königs geantwortet, daß wir, we wir uns dem Wunsche des heiligen Vaters anschließen, n zeugt seien, dem Wunsche der ungeheueren Mehrheit der. voll zu entsprechen. Das einstweilen getroffene Abkome.= bedarf der Bestätigung der Kammern, die ihren Willen —
die Bewilligung des beantragten Kredits darthun werden.“
Großbritannien und Irland. London, 24 u (Alg. Corr) Die Ankunft Ihrer Kaiserlichen Fe Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und * Kronprinzessin in England liefert dem, Standar! Stoff zu einem sympathischen Leitartitel über die . ziehungen zwischen England und Deutschlan? „Wenn wir“, sagt das Blatt u. A., „auf die zwei Nation blicken, werden wir finden, daß sie sich sehr ahnlich sind zwei Charakterzügen, die auf den ersten Blick im Widersrrn= mit einander zu liegen scheinen. Jede nährt eine . l richtige und stetige Friedensliebe, und jede beßitz . kriegerische Fähigkeit und jelbst den martialischen Gen ausnahmsweifem Grade. England und Deutschland lie den Frieden, begehren den Frieden, und alle ihre kinn matischen Anstrengungen sind auf die Erhaltung des Frieder; gerichtet. Dasselbe mag mit Wahrheit von Oesterreich . werden, Dank dem deutschen Element, welches dasselbe zur dringt. Es könnte ehrlich nicht von den übrigen Mächten sagt werden. Diese Betrachtung ist es unter Anderem, alle Engländer, die sich über die üblen Einflößungen be Parteigeistes erheben können, Deutschland als Englanz besten, natürlichsten und zuverlässigsten Bundes gensfe⸗ erblicken läßt. Lord Beaconsfield begriff die Wen heit dieses Vorzuges wohl, und die Partei, weer. er seine Rathschläge vermachte, theilt diese Anschaum. Der Vorzug bedeutet nicht Feindseligkeit gegen irgend at. andere Macht. Allein es ist unmöglich, daß England Fran. reich oder Rußland oder Italien in dem Maße trauen kann, als es Deutschland traut und zu trauen gerechtfertigt . Diese Mächte sind rastlos, während Deutschland ruhig . Diese Mächte sind habsüchtig, während Deutschland zufriez— ist. Sie sind eifersüchtig auf die heilbringende Thätigke— Englands, während Deutschland befriedigt zusieht, wie ar. Nation, die es als stammverwandt betrachtet, den Erde! civilisirt und den freundlichen Zwischenverkehr der Menschhe⸗ vergrößert.“ K
Das zwischen der niederländischen Regierung und Großbritannien getroffene Abkommen für Befreiung der Mannschaft des Dampfers,/ Nisett“ ist durch die Vertreter der beiden Regierungen in Atschin n. Kenntniß des Radschah von Tenom gebracht worden. Ta englische Kanonenboot „Pegasus“ bleibt in Atschin und in die Mannschaft an Bord nehmen und nach England führ, Falls die Antwort des Radschah, wie man Grund zu glauben hat, günstig ausfallen sollte. .
Ueber den Zusammenstoß der beiden Panzer— fregatten „Defence“ und „Valiant“ in der Banttz Bai wird weiter gemeldet: Um 8 Uhr, am Sonntag Aben, hatte der Admiral, nach einer längeren Geschwader-Uebung, das Kommando zur Formirung zweier Divisionen für den Nachtdienst gegeben, weshalb die „Defence“ und der „Shannor', welche bis dahin die dritte Division gebildet hatten, Anke
werfen und die ihnen zugewiesenen Plätze einnehme— sollten. Anstatt dessen aber ließ der kommandiren Offizier an Bord der „Defence“ gegen alle Erwannnz und Taktik nach Rechts einbiegen, so0 daß deren Biz
in die Richtung des Rumpfes des „Valiant“ zu stehen te. Da nun ein Zusammenstoß der beiden Schiffe unvermeidlt war, suchte der „Valiant“ wenigstens einem Stoß des Kart ⸗ blocks zu entgehen und stießen nun die beiden Schiffe n ihren Breitseiten aneinander. Der „Valiant“ nahm deb ziemlich bedeutenden Schaden, verlor eine Nordenfeldt Kanon einen Kutter, eine Schiffsleiter, mehrere Penterbalken u. 5 Auch die „Defence“ ist dabei nicht unerheblich beschädigt no den. Die Untersuchung ist sofort eingeleitet worden, und de Angelegenheit dürfte von einem Kriegsgericht in Devonport n Kurzem untersucht werden.
— 25. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Unte haussitzung erklärte der Staatsfekretär des Krieger Hartington: wenn nicht unvorhergesehene Umstände, Egypten einträten, die zu größeren Ausgaben führten, würde die Forderung eines Nachtragskredits sür die Vir theidigung Egyptens nicht nöthig sein. .
Im Oberhause theilte der Staatssekretät ?. Aeußern Granville mit, daß die Konferenz am Men eine kurze Sitzung halten werde. Es sei möglich, daß das. irgend eine Entscheidung getroffen werde, welche der Regiern die Möglichkeit böte, dem Parlamente eine baldige Mitt lung zu machen; eine bestimmte Zusage hierüber zu gert; sei jedoch nicht möglich.
Frankreich. Paris, 24. Juli. (Köln. Itg) Versailles sind alle Vorbereitungen getroffen, . der Kongreß so—gleich zusammentreten kann, i. Kammer und Senat zu einem Einvernehmen gelen sollten. — In einem Ministerrath, der unter ?, Vorsitz des Conseils-Präsidenten stattfand, wurde. schlossen, daß der Letztere mit allem Nachdruck Senat gegenüber die Revision des Art. 8 der Verfa! (Geldbewilligungsrecht des Senats) vertheidigen solle. ö. der Senat auf einen Vermittlungsvorschlag eingehen und, damit einverstanden erklären, seine Geldbewilligungsrech. ein besonderes Gefetz regeln zu lassen, so würde das Minh rium diesen Beschluß der Genehmigung der Kammer . breiten. Sollte dagegen der Senat die Revision des 3. ganz und gar verwerfen, so würde auf Abhaltung des !.. gresses vollständig verzichtet werden.
— 25. Juli. (W. T. B.) In der heutigen des Senats setzte der Conseils-Präsident auseinander, daß die Verfassungsrevision ein leichtfertiges, auf Wahlzwecke gerichtetes Unternehmen fondern durch 330 Wahlmandate gefordert werde. Man en diese Waffe nicht der äußersten Linken überlassen, von w,. die Regierung durch eine fortdauernd zunehmende 1. 4 trennt fei. Er glaube, daß das Votum der Kammer .
1 *
die Beschrankung. der Rerisioön dem Senat n. hinreichende Garantie biete. Das Kabinet . allen das Programm überschreitenden Vorschläge!
Vorfrage entgegenstellen. Die Revision des Artikels 8 habe lediglich den Zweck, einen geringfügigen Konflikt zu beseitigen und ein Recht herzustellen, welches thatsächlich bereits bestehe. Zules Simon erklärte; er halte dafür, daß die Revision unnütz und gefährlich sei, und betrachte das Votum der Kammer nicht für eine hinreichende Garantie, denn die Kam— mer ändere oft ihre Ansicht. Hierauf wurde die General— diskussion geschlossen; morgen findet die Fortsetzung der De— batte statt. . .
Von gestern Abend bis heute früh starben in Toulon 15, in Narseille 17 Personen, von heute früh bis zum Abend in Toulon 13 und in Marseille 17 Personen an der Cholera.
Italien. Rom, 25. Juli. (W. T. B.) Die amt⸗ liche Zeitung veröffentlicht den Wortlaut der von dem spanischen Minister des Auswärtigen, ElUduayen, am 22. d. M. an den italienischen Gesandten in Madrid ge⸗ richteten Note, welche die wegen des Pidalschen Zwischen falls geführten Verhandlungen xesumirt und versichert, daß das jetzige spanische Kabinet seit der Bestim— mung Roms zur italienischen Hauptstadt die von früheren spanischen Ministerien Italien gegenüber eingenommene Haltung durchaus nicht geändert habe. Die Note schließt mit der wiederholten Betonung der Gefühle der Freundschaft, die zwischen Italien und Spanien beständen. — Die amtliche Zeitung veröffentlicht ferner die Anordnung einer fünf— tägigen Quarantäne an der Grenze gegen Tir ol. — Der Botschafter Graf Robilant ist hier eingetroffen, um vor seiner Rückkehr auf seinen Posten nach Wien mit dem Minister Mancini zu konferiren.
Türkei. Konstantinopel, 24. Juli. (Pr.) Der montenegrinische Senats-Präsident und Minister Bosidar Petrovies ist hier eingetroffen.
— 24 Juli. (Allg. Corr.) Einige Araberstämme von JYJemen, in dem Gebirgslande nordwestlich von Aden, haben den türkischen Behörden viel Unruhe bereitet, und der militärische Gouverneur der Provinz hat sich von der Pforte Verstärkungen erbeten. Der Ministerrath hat die Frage erwogen und die Entsendung von Truppen befürwortet.
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Serbien. Belgrad, 24. Juli. (Pr.) Bei Vranja und Kurschumlje haben Arnauten-Banden Einfälle auf serbisches Gebiet gemacht und serbischen Unterthanen
Viehheerden abgetrieben.
Asien. Bangkok, 9. Juli. (Allg. Corr.) Die Grenz— regulirungsfrage bereitet den Sia mesen Besorgnisse. Die siamesischen Truppen stehen nördlich von Luang Prabang in Bereitschaft, um einem drohenden Angriff der Hors, die von Tongking aus die Grenze überschritten haben, Wider— stand zu leisten. Luang Prabang ist ein für die Aufrecht— erhaltung der Integrität Siams äußerst wichtiger Posten. Eine Telegraphenleitung soll von Bangkok vorerst nach Zim— may und von da später nach Birma hergestellt werden.
Afrika. Egypten. Kairo, 23 Juli. (Allg. Corr.) Von dem Mudir von Dongola ist ein Telegramm hier eingegangen, in welchem er meldet, daß er einen Sieg über 5060 Anhänger des Mahdi in unmittelbarer Nähe von Deb bah errungen habe. Eine große Menge Rebellen wurden getödtet, und die egyptischen Soldaten erbeuteten 309 Remington-Gewehre. Dieser Siegesnachricht wird natürlich wenig Glauben geschenkt. — Die kriegsgerichtliche Ver⸗ handlung gegen einen Theil der Meuterer des türki— schen Bataillons wurde heute zum Abschluß gebracht. Das Urtheil ist indeß noch nicht gefällt worden.
Sua kim, 23. Juli. (A. C.) Es verlautet, daß General Gordon die Rebellen zwischen Chartum und Berber mit seinen Kriegs dampfern in beständiger Furcht erhalte. Osman Digma's Anhänger thun alles, was in ihrer Macht steht, um dieser Stimmung in dem Diftrikt entgegen— zuarbeiten.
Assuan, 23. Juli. (A. C.) Major Kitchener bricht morgen mit einer Eskorte von 400 Beduinen nach Do ngola auf. Der Zweck seiner Sendung ist, sich über die wirklichen Zustände daselbst zu orientiren. — Einem Bericht zufolge, der als ziemlich zuverlässig betrachtet wird, befinden sich ein europäischer Offizier von Hicks Pascha's Armee und Mr. Vize— telly, der Zeichner der „Graphic“ als Gefangene in Kor— dofan, werden aber gut behandelt.
Zeitungsstimmen.
Die „Bremer Handelszeitung“ schreibt über die Entwickelung des deutschen Handels in den letzten Jahren: Die kürzlich veröffentlichten Werthberechnungen des auswärtigen
Handels des deutschen Zollgebiets weisen auch für das ver— flossene Jahr höchst erfreuliche Ziffern auf. Die Ausfuhr wie die Einfuhr haben sich seit dem Jahre 1880, über welches Jahr hinaus sich ein Vergleich wegen der in unserer Handelktstatistik eingetretenen Veranderungen nicht anstellen
läßt, beständig erböäht, und der Werth des Gesammthandels ist von 57185 Millionen Mark in 1880 auf 65536 Millionen Mark in 1883 gestiegen. Zu beachten ist hierbei, daß wir uns in den letzten Jahren in einer Periode sinkender Preise befunden haben und sich ein Ver— gleich der Menge des Waarenverkehrs noch erheblich gzünstiger ge⸗ staltet. So berechnet sich für 1883 bei gleichen Durchschnitts— preisen, wie sie für 1882 angesetzt waren, die Steigerung der Ein— fuhr im Vergleich ju 1882 auf 1775 Millionen Mark sstatt der wirklichen Steigerung von 126,2) und diejenige der Ausfuhr von 166, Mill. Mark (statt der wirklichen Steigerung von 90,9). Könnten es die freihändlerischen Theoretiker über fich ge— winnen, sich auf den Standpunkt der ehilichen Probe“ zu stellen, so müßten sie zugestehen, daß sich Deutschlands Stellung auf dem Welt markte in den letzten Jahren sehr bedeutend gekräftigt hat; die Zahlen der Handelsstatistik, welche in der letzten Nummer dieses Blattes ge— bracht wurden, beweisen dieses unwiderleglich. Unter Ausschluß der Edelmetalle betrug nämlich:
Einfuhr Ausfuhr Gesammthandel ; Mill. Mark Mill. Mark Mill. Mark 1880 . 2820,7 2895, 4 5716, 1 1881. 2962.9 2977, ) 5939, 9 1882. 3129, 4 3191, 6320, 5 155 32557 32722 535.
Diese Zahlen bedürfen keines Kommentars; sie liefern den un— umstößlichen Beweis, daß sich der auswärtige Waarenverkehr seit 1878 höchst erfreulich entwickelt hat und von einer Einschränkung der Handelsthätigkeit, wie sie von freihändlerischer Seite als noth— wendige Folge der neuen Wirthschaftspolitik prophezeit wurde, nicht die Rede sein kann. Wie es auch in diesem Falle den Gegnern weniger um die Sache als da rum zu thun ist, daß sie Recht behalten, zeigt wieder die Kampfesweise der Freihandels-Korrespondenz, welche selbst diese
überaus günstige Handelestatistik als Argument für ihre Zwecke zu verwenden sucht. Sie versteigt sich zu dem folgenden. In Folge dieser Entwickelung des Handels ist der rechnungsmäßige Ueber schuß der Ausfuhr über die Einfuhr, der sich im Jahre 13880 auf 7477 Mill. Mark bezifferte, im Jahre 1883 auf 8.3 Mill. Mark herabgesunken. Für alle diejenigen, welche das wirthschaftliche Heil eines Landes in einer sogenannten günstigen Handelsbilanz“ sehen, muß dieser Rückgang als ein recht betrübendes Resultat gelten; seit dem ersten Jahre der berrschenden Zollpolitik hat sich die Bilanz für den Waarenverkehr Deutschlands mit dem Aus— lande stetig und merklich verschlechtert. Abgesehen daron, daß kein rernünftiger Mensch die Handelsbilanz in dem Sinne auffaßt, wie ihn die .F. H. C. ihren Gegnern imputiren möchte, bleibt es sehr bejeichnend für die von ihr befolgte Methode, wenn sie das erste Jahr, in welchem der Tarif in volle Geltung trat, zum Vergleich beraussucht. Bekanntlich wurden kurz vor Ein führung des neuen Tarifs möglichst viele Waaren in das Zollgebiet eingeführt, um diese noch von den niedrigeren Zollsätzen profitiren zu lassen, das Jahr 1879 zeigt demnach eine ungewöhnlich starke Ein— fubr und das folgende Jahr 1880 einen entsprechenden Ausfall, so daß
sich für die letztere Periode der Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr besonders hoch stellen mußte. So betrug z. B. bei Rohtaback die Einfuhr in 1879 S3 623 t, in
1880 10326 t und in 1883 A 331 t, und die Steigerung der Einfuhr bei diesem einzigen Artikel würde allein die Hälfte des Rückgangs bei dem Ucberschusse der Ausfuhr begründen. Dieselbe Erscheinung ist bei fast sämmtlichen Artikeln, bei denen eine Zoll⸗ erhöhung vorgenommen ist, nachzuweisen, und was die stetige' Ab⸗ nabme des Ueberschusses anbetrifft, so weist das Jahr 1881 einen solchen von nur 14 Millionen Mark auf, wie aus der rorstebenden Uebersicht hervorgeht. Wir könnten mit demselben Rechte auf das Jabr 1879 ror der Einführung des Zolltarifs zurückgreifen, und selbst wenn man die Mangelhaftigkeit der damaligen Handels— statistik in Berücksichtigung ziehen will, eine enorme Besserung der Handelsbilanz nachweisen. Nach den Werthberechnungen des deutschen statistischen Reichsamtes überwog nämlich in jenem Jahre die Einfuhr um die kolossale Summe von circa 1 Milliarde Mark die Ausfuhr, während sich seitdem ein beständiger Ueberschuß der Ausfuhr ergeben hat! . . . In Wirklichkeit bildet dagegen auch die Zunahme der Einfuhr ein sehr erfreuliches wirtbschaftliches Symptom; allerdings nicht bei jenen Gütern, welche nothwen— digen Lebensbedürfnissen dienen und bei denen der Umfang der Zu— fuhren vom Auslande zum größten Theil von dem Ausfall der hei⸗ mischen Ernten bedingt wird, sondern namentlich bei jenen entbehr— lichen Gütern, deren stärkerer oder beschränkterer Konsum stets ein sensibles Kennzeichen des allgemeinen Wohlstandes bildet. Bei sinken⸗ dem Einkommen entzieht sich das Volk naturgemäß zuerst die über— flüssigen Genüsse und greift bei steigendem Wohlstande ebenso zuerst zu diesen zurück; somit muß namentlich auch die starke Steigerung der Einfubr von Kaffee, Kakao, Thee von 125,2 Mill. S in 1882 auf 148,6 Mill. Mark in 1883 oder um 23,3 Mill. Mark oder nahezu 196g als ein bemerkenswerthes Symptom für die Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse in Deutschland gelten. Ebenso ist in dieser Hinsicht die erhebliche Zunahme der Importe von Spinnstoffen um 25 Mill. Mark hervorzuheben.
Die starke Steigerung der Ausfuhr deutscher Industrieerzeugnisse widerlegt am besten die Behauptung der Freihändler daß durch den Schutz oll die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie auf den ausländischen Märkten beeinträchtigt sein sollte. Die . F. H. C sucht nun mit folgendem Einwurf den von ihr verfochtenen Standpunkt dem Gewichte dieser Thatsache gegenüber zu behaupten; sie schreibt: „Diese Schädigung des Exports braucht nicht ausschließzlich in einem Rückgang des Absatzes zu bestehen, sie kann auch in einer Minderung des Geschäftsgewinns, in Herabsetzung oder Stillstand der Arbeits löhne, in einer Verschlechterung der Qualität ꝛc. 2c. zum Aus— druck kommen. Wenn die Schädigung auch nicht ausschließlich in einem Rückgang des Absatzes besteben sollte, so sollte doch ein solcher nach den zuversichtlichen Prophezeihungen der Freihändler eintreten, und die bisherige Entwickelung hat genau das Gegentheil er— , Daß die augenblicklichen Absatzverhältnisse auf dem Weltmarkte keine erfreulichen sind, ist eine Thatsache, welche mit der deutschen Wirtbschaftspolitik in keinem Zusammen— hange steht, und unter welcher die britische Industrie ꝛc. ꝛc. in derselben Weise zu leiden hat; die erböhte Ausfuhr deutscher Fabrikate beweist dagegen, daß die deutsche Industrie trotz dieser un— günstigen Lage ihre Konkurrenzfähigkeit zu anderen Ländern beträcht— lich verstärkt hat. Der Hinweis auf eine Herabsetzung oder Stillstand der Arbeitslöhne ist völlig aus der Luft gegriffen; die meisten Lohn statistiken ergeben vielmehr seit 1879 eine erhebliche Steigerung. Und nun gar von einer Verschlechterung der Qualität zu reden, trotzdem die deutsche Waare immer mehr Würdigung auf den ausländischen Absatzgebieten sich zu erringen gewußt, gehört völlig zu den Ungeheuer— lichkeiten, zu welchen die F. H. C.“ zur Vertheidigung ihres Stand punktes zu greifen sich genöthigt sieht.
— Der „Vossischen Zeitung“ geht aus Sydney (Australien) von Hrn. Dr. Richard Neuhaus, der als Arzt eines deutschen Auswandererschiffes Gelegenheit hatte, einen Einblick in das Auswandererwesen nach Australien zu thun, folgende Zuschrift zur Veröffentlichung zu:
Leider ist die deutsche Auswanderung nach Australien noch immer eine sehr starke. Klagen Derjenigen, die auf guten Erwerb in der Fremde hoffend, ihre deutsche Heimath verließen. und nur bittere Qnttzuschtu gen erfuhren, dringen nicht über den Ocean, wohl aber führen glänzende Versprechungen der Agenten immer wieder Tausende von tüchtigen Arbeitern in die englischen Kolonien. Die Kolonie Süd ⸗Australien (Hauptstadt Adelaide) bezahlt, um Deutsche zur Urbarmachung ihrer weiten Gebiete herbeizulocken, den größ— ten Theil des Ueberfahrtsgeldes und händigt den Leuten schon in Hamburg Landanweisungen ein. Aber wo liegen diese mit Urwald bestandenen Ländereien? Weit von jeder Civilisation ent— fernt, tief im Innern. Wer dann einige Tausend Mark in der Tasche hat, um Ackergeräth, Vieh und Saatkorn anzuschaffen, darf nach drei bis vier Jahren auf einträgliche Ernten hoffen. Jedech verfügt naturgemäß Niemand von den Auswanderern über so bedeutende Mittel. Statt der erbofften Reichthümer kehren gar zu bald Hunger und Noth ein. Nicht selten sind es vor Jahren ausgewanderte gute Freunde und Verwandte, die durch goldene Versprechungen und glänzende Schilderungen ihre Bekannschaft nach Australien locken, um die Gimpel, welche auf den Leim kriechen, als gute und billige Arbeitskräfte auszunutzen. Mit unglaublichem Leichtsinn geben die Menschen in die Fremde. In
Melbourne befand sich an Bord eines Auswandererschiffes ein Ehepaar, deren Reiseziel über 1090. deutsche Meilen landeinwärts lag. Aber die Leute besaßen keinen Pfennig
Geld, um die Reisekosten zu bestreiten. Dabei erwartete die Frau jeden Tag ihre Niederkunft. Der Ankömmling ist erstaunt, zu hören, daß in den großen australischen Seeplätzen Arbeiter, welche Schiffsladungen löschen, täglich 19— 12 4 verdienen. Dabei wird geflissentlich verheimlicht, daß bei dem großen Andrange auf einen Arbeitstag wochenlange Ärbeitslosizkeit folgt. Erst neulich verpflichtete sich wieder ein Agent in Spdnev, monatlich 160 Deutsche nach Neu Südwales zu bringen. Es ist kaum anzunehmen, daß hierdurch das Loos der bereits vorhandenen Kräfte gebessert ist. Unkenntniß der Landessprache thut ein Uebriges, das Maß der Leiden und Unzu— träglichkeiten voll zu machen. In Melbourne und Sydney halten sich viele junge Kaufleute auf, die in Deutschland auskömmliche Stellen inne hatten. Jetzt sind sie Hausknecht und Kellner, und kämen, wenn sie nur die Ueberfabrt bezahlen könnten, nach der Hei— math zurück. Die bittersten Erfahrungen machen Diejenigen, welche, in der Hoffnung, Gold zu finden, nach Australien gehen. Im inter— nationalen Ausstellungsgebäude zu Melbourne veranschaulicht eine große Pyramide die Menge Goldes, die im Bendigo⸗-Distrikte in den Jahren 1851 — 1878 gefunden wurde: ein Werth von 880 Mill. Mark. Das klingt ungeheuerlich viel. Berechnet man jedoch, daß dem—
nach tãglich die durchschnittliche Ausbeute 86 00 4 betrug, eine Summe, die sich auf wenigstens 50 000 Goldsucher vextbeilte, so ent- fielen auf Jeden pro Tag 1 1 70 3 von dem geschätzten Metall. Was will das besagen in Gegenden, wo Nabrungsmittel und Klei⸗ dung mit Gold aufgewogen werden? Gegenwärtig ist der Ertrag ein noch viel geringerer, da die Felder fast ganz ausgeraubt sind. Vor⸗ theil von der deutschen Einwanderung in Australien hat der enaglische Kaufmann, der bei zunehmender Bevölkerung reichen Absatz seiner Waare findet. ...
— Der, Weimarischen Zeitung“ wird aus Apolda, 23. Juli, berichtet:
Ünsere Fabriken sind jetzt in flottem Gange, bis tief in die Nacht binein hört man die Stühle gehen und der Arbeitsmarkt“ in unse⸗ rem Tageblatte ist tãglich voll von Gesuchen nach Arbeitern, Nähe⸗ rinnen, Spulern ꝛc. Hauptsächlich sind es Damentücher, die in großen Quantitäten angefertigt und versendet werden, sowohl im deut ˖ schen Geschäft wie im Export.
— Das „Echo“ veröffentlicht mit der Unterschrift Civis in Berlin“ folgende Zuschrift:
Es ist sehr dankenswerth, daß im Echo“ unterweilen Zeitungs- stimmen ganz sonderbarer Art veröffentlicht werden. Geben Sie, ich bitte, auch Folgendem Raum. In der Vossischen 3g.“ die ich seit langen Jahren halte — seit 29 Jahren habe ich stets liberal gewäblt — findet sich, ich glaube am 15. d. M., Morgenaus gabe, folgender Eine unglücklichere Wablrparole konnte trotz aller Dank adressen an den Kanzler, welche die ‚Noidd. Alla. Ztg.“ die Kommission hat zu veröffentlichen, und trotz aller chaurinistischen Phrasen der ‚„Kölnischen Zeitung' von den Gouvernementalen à tout prix wobl kaum ersonnen werden“ Es bezieht sich dies nämlich auf die Verquickung der Dampfersubventions Vorlage und der Kolonisa⸗ tionsfrage Unglücklicher konnte sich die Zeitung nicht ausdrücken. Das gerade Gegentbheil ist nämlich der Fall. Ich und alle meine Freunde wir werden nämlich bei den nächsten Wablen unsere Stimmen nicht mehr einem Kandidaten der „Freisinnigen Partei geben. Gerade deswegen. Die Wahlparole ist zu unglücklich, das heißt, für die Partei, die ich seit 29 Jahren unterstützt babe.“
— ak: Sab:
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 30. — In⸗
Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanstmachung, betreffend Vereinbarung mit Dänemark wegen wechselseitiger Unterstützung Hülfsbedürftiger ꝛ. — Marine und Schiffahrt: Erscheinen des 2. Nachtrags zur amtlichen Schiffsliste für 1884. — Zoll- und Steuerwesen: Befugnisse von Steuerstellen. — Finanzwesen: Nach⸗ weisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Juni 1884. — Versscherungaswesen: Bekanntmachung, betreffend die An— meldung der unfall versicherungspflichtigen Betriebe vom 14. Juli 1884. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Landmesser und Feldmesser in Preußen. Ihre
Ausbildung, Prüfung und Bestallung nebst den allgemeinen Vor— schriften über Vermessungsarbeiten. Berlin 1884. R. v. Deckers
Verlag (Marquardt & Schenck). 148 Seiten 8. kart. 4 6 — Das handliche Buch enthält außer der älteren Prüfungsordnung für Feld messer, welche mit dem kommenden 1. Januar außer Kraft tritt, die neue Landmesser⸗Prüfungsordnung vom 4. September 1882 nebst der zugehörigen Geschäftsanweisung für die Prüfungs⸗Kommissionen, ferner die interessirenden Bestimmungen der Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund von 1869 und des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich, dann Auszüge aus den Prüfungsvorschriften für das Baufach und Forstfach, die Prüfungsvorschriften für die Katasterbeamten und Kulturtechniker, das Feldmesser ⸗ Reglement, die Gebührenordnung für Zeugen und Sachverstäͤndige, die Bestimmungen über die Signaturen für Karten u. J. w., über den Anschluß der Vermessungen an die Landesvermessung und den Anschluß der Nivellements an das Präzisions Nivellement der Landesaufnahme, so⸗ wie endlich den Wortlaut mehrerer einschlägigen älteren und neueren Erlasse und Ausführungsbestimmungen. Als nachabmenswerth für ähnliche Sammlungen verdient hervorgehoben zu werden, daß jede in dem Buche enthaltene Bestimmung (nahezu also jeder Satz) am Rande mit einer von Beginn des Buches durchlaufenden Zahlenbezeich nung rersehen ist, auf die dann bei jeder pissenden Gelegenheit ver— wiesen wird.
Gewerbe und Handel.
Die Jahresberichte der Fabrikinspektoren pro 1883. VI.
(N. A. Ztg. Wir gelangen nunmehr zu denjenigen Landes⸗ theilen, in welchen die Industrietbätigkeit eine die der landwirth— schaftlichen Betriebe mehr oder weniger überwiegende Bedeutung hat.
Hessen⸗Nassau bildet ebenfalls nur einen Aufũchtsbezirk, der Beamte domizilirt in Cassel. Berichtet wird, wenngleich hier und da über Mangel an baarem Gelde, niedere Preise und ähnlich geklagt würde und in einzelnen Industriegruppen auch eine kleine Ueberpro— duktion eingetreten wäre, sei dennoch die Lage der gesammten In— dustrie von unbefangenen und erfahrenen Industriellen als durchaus befriedigend bezeichnet worden. Damit stehe im Einklange, daß 106 Kesselanlagen und 139 andere Unternehmungen genehmigt wur⸗ den. Inbetriebsetzung neuer, theils größerer Unternehmun⸗ gen, eingetretene Wiederverwendung zeitweilig unbenutzter Anlagen ergebe nothwendig den Schluß, daß im Vergleiche zum Vor⸗— jabre mehr Arbeiter beschäftigt worden. Die Stellung des Beamten zu den Arbeitgebern war durchgängig eine gute und fand ein lebhafter Verkehr statt; mehrfach war der Inspektor auch in der Lage, Arbeitern, welche sich um Rath an ihn wandten, nützlich zu sein. Die Beschäf— tigung jugendlicher Arbeiter nahm zu, solche von Kindern ab. Ueber tretungen der gesetzlichen Bestimmungen bezüglich jugendlicher Arbeiter wurden in 53 Anlagen festgestellt; auf Arbeiterinnen bezügliche Ueber⸗ tretungen wurden nicht bemerkt. Die Dauer der Arbeitszeit schwankt zwischen 9 und 11 Stunden, Nachtarbeit ist nur in geringerem Um— fange eingeführt, bei solcher wurden Arbeiterinnen nur in Zucker— fabriken beschäftigt. Die Lohnzahlung eifolgt fast durch gängig alle 14 Tage und zwar nicht Sonnabendt, sondern am Anfange der Woche. Klagen über Vertragsbruch der Arbeiter sind nur in wenigen Fällen bekannt geworden. Unfälle wurden 156 gemeldet, davon hatten 31 den Tod zur Folge, 11 dauernde Arbeitsunfähigkeit, 8 mehr als 13 Wochen, 32 solche von 6—13 Wochen, 20 solche von 4—5 Wochen, 18 solche von 3 Wochen, 18 solche von? Wochen, 6 solche von 1 Woche, in 12 Fällen war die Dauer der Arbeits unfähigkeit nicht zu ermitteln. Zur Unfallverhütung erfolgten 65 An⸗ ordnungen, Besitzer und Leiter waren durchgängig zur Ausführung des Angeordneten bereit, in einzelnen Fällen war freilich eine Erinnerung er⸗ forderlich, ebe die Meldung der erfolgten Ausfübrung einging. Im All⸗ gemeinen zeigten auch die Arbeiter mebr Interesse für Schutzvorrich⸗ tungen, doch wurde vereinzelt auch beobachtet, daß Umwehrungen von Getrieben, Anfzügen u. dgl. ohne anderen Grund als den der Abnei— gung gegen solche Neuerungen bei Seite gestellt waren. Bemerkegs ˖ werih bat die Beschaffung von Schutzbrillen zugenommen; eine Di— rektion versicherte, das der durchgeführie Zwang zum Tragen derselben merklichen Einfluß auf den Stand der Krankenkasse geübt. Dem Ärbeiter sei die gewöhnliche Form weniger sympathisch, er ziehe den Brillen die Glimmer -Halbmasken meist vor. Wohlfahrtseinrich tungen sind auch im Berichtsjahr mehrfach neu ins Leben getreten. An Sonntagen wurde nur gearbeitet, wo der Betrieb es unumgäng— lich machte. Auf Grund ganz bestimmter Erfahrungen wird ausge⸗ sfprochen, daß das Haftpflichtgesetz die Sympathien der Arbeiter nicht befitzt, und daß dasselbe auch von den Industriellen als durchaus un